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Jahres- und Qualitätsbericht 2013 Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Vivantes Klinikum Neukölln

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Jahres- und Qualitätsbericht 2013

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Vivantes Klinikum Neukölln

www.vivantes.de

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Jahres- und Qualitätsbericht 2013

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Vivantes Klinikum Neukölln

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Inhalt

Seite1 Vorwort 5

2 Struktur und Selbstverständnis der Klinik 8

3 Patientendaten 113.1 Fall- und Patientenzahlen 113.2 Zuweisung, Zugangswege und Begleitung 133.3 Aufenthaltsdauer 143.4 Diagnosen 153.5 Alter und Geschlecht 163.6 Sozialdaten 16

4 Psychiatrische Institutsambulanz 19

Schwerpunktthema: 21Stationäre Behandlung ohne Bett –die Intensiv-Tagesklinik

5 Leistungen des psychiatrischen Not- und 25Bereitschaftsdienstes in der Rettungsstelle und auf den Stationen der Klinik

6 Leistungen des psychiatrischen Konsil- und 27Liaisondienstes für die somatischen Stationen im Klinikum Neukölln

7 Besondere Vorkommnisse 297.1 Tätliche Angriffe und erhebliche Drohungen 297.2 Selbstverletzungen, Suizidversuche und Suizide 317.3 Brände 327.4 Medikamentenverwechslungen 32

8 Zwangsmaßnahmen 338.1 Unterbringungen 338.2 Fixierungen 348.3 Medikamentöse Zwangsbehandlungen 348.4 Entweichungen 34

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9 Besondere Tätigkeiten 359.1 Mutter-Kind-Behandlungen 359.2 Angehörigen-Visite und Angehörigen-Gruppe 369.3 Behandlungskonferenzen 379.4 Patientenbrief 389.5 Arbeitsgruppe Migration 399.6 Genesungsbegleiter – Experten aus Erfahrung 409.7 Therapiehund Jacco 409.8 Selbsthilfegruppen 419.9 Trialog in Neukölln 429.10 Patientenclub und Diskothek 439.11 Feste 449.12 Gäste 449.13 Gremienarbeit 45

10 Qualitätssicherung 4910.1 Basisdokumentation 4910.2 Ereignisbezogene Dokumentationen 4910.3 Fort- und Weiterbildung 4910.4 Externe Supervision 5010.5 Zusammenarbeit mit niedergelassenen Psychiatern 51

und Psychotherapeuten10.6 Arzneimittelüberwachung in der Psychiatrie (AMSP) 5110.7 AG Deeskalation 5210.8 Komplikationskonferenz 53

11 Veranstaltungen 55

12 Vorträge und Publikationen 56

Die Fotos auf den Seiten 18, 26, 48 und 54 zeigen im Lauf desJahres entstandene Gemeinschaftsarbeiten aus der Keramikgruppeder Tagesklinik Emser Straße.

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Jahres- und Qualitätsbericht 2013

1 Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr 2013 liegt hinter uns: Ein Jahr, in dem die Klinik ihr sozial-psychiatrisches Selbstverständnis vertiefen und weiterentwickeln konn-te: wir verstehen uns vorrangig als psychiatrisch / psychotherapeutischeVersorger der Neuköllner Bevölkerung in enger Vernetzung undKooperation mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, den Einrichtungender Eingliederungshilfe, den niedergelassenen Nervenärzten und demBezirk Neukölln. Zentral ist unsere Sorge vor allem für die Schwer-kranken, für diejenigen, die aus den sozialen Bezügen herausgefallensind, die viel oder alles verloren haben, die aufgrund ihrer seelischenErkrankung zu Verlierern geworden sind, die unangepasst und unbe-quem sind. Hier helfen keine standardisierten Vorgaben, nicht dasAngebot von 25 Minuten-Gesprächen oder neue Medikamente: Hierhilft nur die therapeutische Beziehung, die multiprofessionelle Zusam-menarbeit und die enge Kooperation aller Professionellen und der An-gehörigen in- und außerhalb der Klinik. Nur so können Möglichkeitenausgelotet und gangbare Wege gefunden werden. Dies kostet Zeit,aber die gemeinsame Anstrengung lohnt sich.

Die psychiatrische Fachöffentlichkeit hatte sich vehement in die politi-sche Diskussion eingemischt mit dem Ziel, die Inkraftsetzung desneuen Entgeltgesetzes zu verhindern. Nichts desto trotz haben wir mit dem neuen Entgeltgesetz und dem ersten Vorliegen des PEPP-Katalogs [= Pauschalisierte Entgelte in Psychiatrie und Psychosomatik]ein Abrechnungssystem vor uns, das völlig losgelöst von Inhalten undZielen psychiatrischer Versorgung ist. Es basiert vorrangig auf Diagno-sen und Verweildauern, die in der Psychiatrie keinerlei Rückschluss aufden Aufwand zulassen. Wir erleben, wie die PEPP-Gewichte zu einerzweiten Realität werden, zu einer Art eigener Psychiatrie-Währung,nach deren Höhe sich die Einkünfte einer Klinik bemessen. Entgegenihrem Anspruch geben die PEPP-Gewichte allerdings nicht denLeistungsaufwand einer Klinik adäquat wieder.

Für unsere Klinik heißt dies: Wir müssen das PEPP-System gut verste-hen, müssen es nolens volens akzeptieren, unsere Leistungen so gutwie möglich dokumentieren und trotzdem dafür sorgen, dass wir wei-ter unsere Patienten bestmöglichst versorgen.

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Dazu trägt ein weitreichendes Fortbildungsprogramm bei: Mit Unter-stützung des Instituts für Fort- und Weiterbildung von Vivantes ist esim Jahr 2013 gelungen, einen zweiten Kurs in ‚Open Dialogue –Netzwerkarbeit – Bedürfnisangepasster Behandlung‘ mit Herrn Dr.Aderhold in der Klinik zu beginnen. Diesmal mit Beteiligung von Mit-arbeitern des Sozialpsychiatrischen Dienstes, der Eingliederungshilfe,von psychiatrischen Pflegediensten und Mitarbeitern der Kinder- undJugendpsychiatrie. Bereits durch den ersten Kurs befindet sich diePraxis der multiprofessionellen Teamarbeit in einer stetigen Verände-rung und Verbesserung.

Die Psychiatrische Institutsambulanz wurde weiter ausgebaut underhielt einen neuen „Außenposten“ im Norden des Bezirks: In derEtage über der Tagesklinik Emser Straße wurde eine Wohnung frei;diese konnte für PIA-Sprechstunden und ambulante Therapieange-bote angemietet werden. Eine enge Verflechtung, sowohl konzeptu-ell als auch personell, konnte mit dem Team der Tagesklinik erarbeitetwerden, das in kreativer Weise Lösungen für die neue Herausforde-rung entwickelte.

Auf der Ebene der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir auch wieder im Jahr 2013 in allen Berufsgruppen von erfreulicherKontinuität profitieren. In Verbindung mit unserem Heimatstations-prinzip ist dies die Voraussetzung für den Aufbau einer kontinuierli-chen, vertrauensvollen therapeutischen Beziehung zu Patienten. Dasgute Arbeitsklima drückt sich auch darin aus, dass wir bei Ärzten undKrankenpflegemitarbeitern, wo in anderen Kliniken Mangel an Be-werbungen spürbar wird, über zahlreiche Spontanbewerbungen ver-fügen.

Auf der Leitungsebene der Pflege wurde Frau Andrea Treikauskas alsNachfolgerin von Frau Koenig zur neuen Bereichspflegeleitung Psy-chiatrie ernannt.

Ein Thema, das uns in 2013 sehr bewegt hat, ist die anhaltendeAggressivität und Gewalttätigkeit einzelner Patienten, die nicht seltenzu unruhigen, mit Angst und Aggression aufgeladenen Stations-milieus geführt hat. Wir haben im letzten Jahr unsere Bemühungenum Gewaltprävention und Deeskalation sowohl auf der patienten-und mitarbeiterbezogenen als auch auf der Ebene der Stations-atmosphäre verstärkt. Ich werde im Jahr 2014 diesen Weg weiter

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verfolgen, weil Gewalt und Zwang die therapeutische Arbeit behin-dern und manchmal unmöglich zu machen drohen. In diesem Zu-sammenhang ist auch die im Jahr 2013 erfolgte Neufassung dergesetzlichen Bestimmungen für die Zwangsbehandlung einzuordnen.Sie war erforderlich geworden, nachdem das Bundesverfassungs-gericht eine neue gesetzliche Regelung angemahnt hatte. Die Neure-gelung sieht sehr enge Bedingungen für Zwangsbehandlungen vor,was im Zeitalter der universalen Gültigkeit der Menschenrechte unddes vorrangigen Auftrages an alle gesellschaftlichen Institutionen, dieMenschenwürde zu wahren, auch notwendig und sinnvoll ist. Wirwerden das Gesetz nur in absoluten Ausnahmefällen anwenden undmit allen Mitteln versuchen, Zwangsmaßnahmen zu vermeiden.

Dazu ist es erforderlich, dass eine ausreichende Anzahl qualifizierterMitarbeiter präsent ist. Hier ist, wie beim Entgeltgesetz, die Politikgefragt: Eine gute, möglichst gewaltfreie Psychiatrie braucht Personal.

An dieser Stelle möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterndanken, die auch im vergangenen Jahr mit viel Engagement undKreativität die großen Herausforderungen einer dem einzelnen Men-schen zugewandten gemeindepsychiatrischen Versorgung gemeisterthaben.

Ich wünsche Ihnen beim Blättern und Lesen unseres Jahresberichtsviel Freude und freue mich über Rückmeldungen.

Dr. Ingrid Munk

Jahres- und Qualitätsbericht 2013

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2 Struktur und Selbstverständnis der Klinik

Die Klinik versteht sich als ein Knotenpunkt im Netzwerk der ge-meindepsychiatrischen Versorgung des Bezirks Neukölln. Sie bietetambulante, teilstationäre und vollstationäre Behandlungsmöglichkei-ten. Wir arbeiten eng vernetzt mit den bezirklichen Gremien, demSozialpsychiatrischen Dienst, der kommunalen Eingliederungshilfesowie den niedergelassenen Nervenärzten und Psychotherapeuten.

Die Klinik begreift sich als Offene Psychiatrie: nach innen setzt siedas Konzept der offenen Türen um, nach außen arbeitet sie inengem Austausch mit den Bürgern und Institutionen des Bezirks. Siebezieht die „Nutzer“, also die Patienten und die Angehörigen eng inihre Arbeit ein. Besondere Berücksichtigung findet die Umsetzung derUN-Behindertenrechtskonvention mit dem Ziel der Inklusion und derMenschen- und Bürgerrechte für alle psychisch Kranken.

Die Psychiatrische Klinik versteht sich als Teil der medizinischenVersorgung, die durch das Klinikum Neukölln gewährleistet wird. Siekooperiert eng mit den somatischen Kliniken, was die psychiatrisch /psychotherapeutische Versorgung somatisch Erkrankter, die somati-sche Versorgung psychisch Kranker sowie die interdisziplinäre Zusam-menarbeit in der Psychosomatik, vor allem in Psychoonkologie undPsychokardiologie, angeht.

Wir betreiben eine internationale und interkulturelle Psychiatrie:Ein Drittel der Patienten hat Migrationshintergrund. Wir legen großenWert auf die interkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter. In der Klinikarbeiten Beschäftigte mit 19 verschiedenen Muttersprachen.

In unserer generationenübergreifenden Psychiatrie werdenAdoleszente, Erwachsene, Ältere und Hochbetagte behandelt. DieKinder psychisch Kranker finden besondere Berücksichtigung.

Den Kern der Behandlung im ambulanten, teilstationären und vollsta-tionären Bereich bildet die multiprofessionelle Komplexbehandlung,die patientenzentriert und flexibel zum Einsatz kommt. Die Klinik

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arbeitet mit Fachärzten, Ärzten in Weiterbildung, Krankenschwestern /-pflegern (incl. Fachkrankenschwestern / -pflegern Psychiatrie), Psy-chologen, Psychologen in Ausbildung, Sozialarbeitern, Ergo-, Kunst-,Gestaltungs-, Musik-, Tanz- und Physiotherapeuten. Die therapeuti-sche Beziehung bildet die Basis der Behandlung; die Wahrung derBehandlungskontinuität ist ein wichtiges Prinzip. Die Psycho- undSoziotherapie baut auf den Stärken, Fähigkeiten und Möglichkeiten(= Ressourcen) des Patienten auf und ist auf die Förderung vonHoffnung und Selbstvertrauen orientiert (Recovery-Orientierung).

Die Klinik verfügt über 170 vollstationäre Betten (6 Stationen mit 26Betten und eine Krisenstation mit 12 Betten sowie eine PsychiatrischeInstitutsambulanz). Die 62 tagesklinischen Plätze verteilen sich in eineAkut-Tagesklinik mit 22 Plätzen auf dem Gelände des Haupthauses,sowie auf je 20 Plätze in den dezentralen Tageskliniken in derRiesestr. 1 in Britz und in der Emser Str. 31 in Nord-Neukölln.

Wir arbeiten:• Mit intensiver Einbeziehung der Angehörigen (Angehörigenvisite,

Angehörigengruppe, Informationsveranstaltungen für Angehörige)• In enger Kooperation mit allen an der psychosozialen Versorgung

im Bezirk beteiligten Einrichtungen (Gremienarbeit, Helferkonfe-renzen)

• Unter besonderer Berücksichtigung der Milieutherapie mit Offenen Türen und nach Alter und Diagnosen gemischten Stationen

• In Beziehungskontinuität und mit dem Heimatstationsprinzip (jeder Patient bleibt für den gesamten Behandlungszeitraum auf „seiner“ Station und wird auch bei einem erneuten Aufenthalt wieder auf der gleichen Station behandelt)

• Mit integrierter ambulanter Behandlung (stationäre und ambulan-te Behandlung erfolgen durch dasselbe Team)

Mit jedem Patienten wird ein individueller, auf seine Person zuge-schnittener Therapieplan erarbeitet. Einzel- und Gruppenpsychothera-pie, Musiktherapie, Ergotherapie, Soziotherapie und psychiatrischeFachpflege sowie medikamentöse Therapie werden auf die jeweilskonkrete Situation des Patienten abgestimmt. Hierzu stehen verschie-dene Therapieangebote für Patienten mit schizophrenen Psychosen,Depressionen, Angsterkrankungen, Borderline-Störungen, Demenzer-krankungen und Abhängigkeitserkrankungen zur Verfügung. Auch

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traumatisierte Menschen finden schnelle und umfangreiche Hilfe jenach individuellem Bedarf im vollstationären, teilstationären oder am-bulanten Rahmen. Von der Möglichkeit der sofortigen Aufnahme aufunsere Kriseninterventionsstation bis zum ersten Therapiegesprächbei einem niedergelassenen Traumatherapeuten gewährleisten wireine lückenlose therapeutische Begleitung. Die Qualität der Koope-ration im multiprofessionellen Team bestimmt das therapeutischeMilieu der Station und wird durch regelmäßige externe Supervisionunterstützt.

Innerhalb der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH ist die Klinikam fachlichen Austausch und der Konzeptentwicklung im MedicalBoard Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik beteiligt; dieLeiterin der Klinik ist gleichzeitig die Sprecherin des Medical Board.

Die Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapiekann incl. der Möglichkeit der Neurologie-Rotation komplett im Hausabsolviert werden.

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Fall- und Patientenzahlen im Verlauf der letzten Jahre

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4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

Fälle Patienten

2003 2005 2007 2009 2011 2013

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Aufnahmen 3.736 3.564 3.691 3.645 3.814 4.285 4.250 4.083 4.413 4.489Patienten 2.311 2.205 2.239 2.313 2.266 2.335 2.481 2.444 2.604 2.633

3 Patientendaten

3.1 Fall- und Patientenzahlen

Wir behandelten im Laufe des Jahres 2013 insgesamt 2.633 Patiententeil- oder vollstationär. Da diese Patienten, wie in den vorangegange-nen Jahren, durchschnittlich 1,7 mal aufgenommen werden mussten,kam es zu 4.489 Aufnahmen.

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FälleHäufigkeit %

Kriseninterventionsstation (Station 29) 463 10,3

Allgemeinpsychiatrie (Stationen 81 – 86) 3.434 76,5Station 81 430 9,6Station 82 548 12,2Station 83 507 11,3Station 84 521 11,6Station 85 (Schwerpunktst. Abhängigkeitserkr.) 943 21,0Station 86 485 10,8

tagesklinisch 592 13,2TK Emser Straße 155 3,5TK Riesestraße 144 3,2TK Rudower Straße 268 6,0Auf Station 25 0,6

Gesamt 4.489 100,0

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Fallzahlen der verschiedenen Stationsbereiche

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3.2 Zuweisung, Zugangswege und Begleitung

Wie schon in den Vorjahren kam etwa die Hälfte der Patienten ohneEinweisung ins Krankenhaus und wurde als Notfall aufgenommen.Niedergelassene Ärzte veranlassten die Einweisung von weniger alseinem Viertel der Patienten.

Zuweisung (Einweisung, Verlegung bzw. Weiterleitung)

358 Patienten (knapp 8 %) kamen in Begleitung der Polizei zurAufnahme.

Häufigkeit %

Ohne Einweisung 2.260 50,3Niedergelassener Arzt 559 12,5(nicht psychiatrisch / psychotherapeutisch)Niedergelassener Nervenarzt / Psychotherapeut 325 7,2Eigene Institutsambulanz 162 3,6Nichtpsychiatrische Klinik, nicht Klinikum Neukölln 131 2,9Andere psychiatrische Kliniken 130 2,9Weiterbehandlung nach Station in Tagesklinik 130 2,9und umgekehrtAndere Klinik des Klinikums Neukölln 103 2,3

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20

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8

6

4

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0

Tage

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 20132012

Aufenthaltsdauer 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Tage 18,9 17,1 17,8 17,8 17,2 15,8 16,1 14,6 17,1 15,9

Aufenthaltsdauer 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

> 59 Tage (%) 4,8 6,8 7,6 7,5 5,4 4,9 4,3 4,0 5,5 4,6

< 8 Tage (%) 37,1 40,4 40,3 26,7 37,0 27.2 24,7 19,7 42,7 44,2

1 Tag (%) 5,2 13,7 15,3 13,6 11,4 13,9 10,8 10,5 9,7 10,6

Anteil der „Lang-“ bzw. „Kurzlieger“ im Verlauf der letzten Jahre

3.3 Aufenthaltsdauer

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug im vollstationärenBereich 15,9 Tage. Die Graphik zeigt den mit der Steigerung derFallzahlen einhergehenden Rückgang der Verweildauer in den letzten10 Jahren.

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Verlauf der letzten Jahre

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Aufenthaltsdauer(Mittelwert Tage)

Vollstationär 15,9Kriseninterventionsstation (Station 29) 6,8

Allgemeinpsychiatrie (Stationen 81 – 86)Station 81 22,5Station 82 18,1Station 83 18,7Station 84 19,2Station 85 (Schwerpunktst. Abhängigkeitserkr.) 10,7Station 86 19,6

Tageskliniken 38,6TK Emser Straße 46,9TK Riesestraße 53,1TK Rudower Straße 28,0

Aufenthaltsdauer der verschiedenen Stationsbereiche

Erste psychiatrische Erste psychiatrischeDiagnose 2012 Diagnose 2013

Häufigkeit % Häufigkeit %

F0 195 4,4 196 4,4F1 1.245 28,2 1.345 30,0F2 1.120 25,4 1.150 25,6F3 784 17,8 745 16,6F4 794 18,0 812 18,1F5 4 0,1 4 0,1F6 248 5,6 205 4,6F7 5 0,1 3 0,1

3.4 Diagnosen

Insgesamt blieb die Diagnosenverteilung im Verlauf der vorangegan-genen Jahre sehr konstant.

Psychiatrische Diagnosen 2013

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3.6 Sozialdaten

Als sozialpsychiatrisch orientierte Klinik mit Versorgungsverpflichtungbehandelten wir im zurückliegenden Jahr zu 87 % Patienten mitWohnsitz im Bezirk Neukölln.

Wohnort 2013

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Häufigkeit %

Versorgungsregion 3.562 87 %Sonst. Berlin 377 9,2Deutschland (außerhalb Berlins) 87 2,1Ausland 15 0,4

3.5 Alter und Geschlecht

Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 44,1 Jahre. 439 Patien-ten (9,8 %) waren 65 Jahre und älter, davon 23 90 Jahre und älter.Lediglich ein Patient war zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nichtvolljährig.

Bei einem leichten Männerüberhang bei den 2013 insgesamt behan-delten Patienten (53,3 % Männer) zeigten sich für die Geschlechtsver-teilung deutliche Unterschiede zwischen den Behandlungsbereichen.So überwogen auf der Schwerpunktstation für Abhängigkeitserkran-kungen die behandelten Männer mit 72,2 %. Im Kriseninterventions-zentrum und in den Tageskliniken dagegen stellten die Frauen mit62,9 % bzw. 58,1 % die Mehrheit. Diese Zahlen reproduzieren sichjährlich bis auf einzelne Prozente genau.

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9,3 % der Behandlungsfälle kamen aus einer Wohneinrichtung derEingliederungshilfe.

242 der Patienten (5,4 %) hatten keinen festen Wohnsitz oder lebtenin einer Obdachloseneinrichtung.

Die soziale Zusammensetzung in Teilen des Bezirks und auch diesozialen Bedingungen für Patienten mit psychiatrischen Erkrankungenspiegelten sich darin wieder, dass nur ca. 16 % der Patienten voneinem eigenen Erwerbseinkommen lebten.

Einkünfte 2013

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Jahres- und Qualitätsbericht 2013

Häufigkeit %

Arbeitslosengeld II 1.502 33,5Unbekannt 894 20,0Rente / Pension 795 17,7eigenes Erwerbseinkommen 719 16,0Sozialhilfe / GruS A 213 4,7Arbeitslosengeld I 135 3,0Anderes (z. B. Krankengeld) 116 2,6Partner / Familie / Freunde 115 2,6

Praktisch in unverändertem Anteil zu den Vorjahren waren ca. 14 %der Patienten nicht deutsche Staatsbürger. Der Anteil von Patientenmit Migrationshintergrund war deutlich höher.

Weitervermittlung

2013 wurden 43 PatientInnen in das Übergangswohnheim oder eineTherapeutische Wohngemeinschaft, 24 ins Betreute Einzelwohnenund 6 in eine Tagesstätte vermittelt. Bei 6 chronisch psychisch kran-ken PatientInnen war eine Heimunterbringung erforderlich. 4 Patient-Innen wurden in Einrichtungen der Eingliederungshilfe außerhalbBerlins verlegt, 46 PatientInnen zogen nach dem Klinikaufenthalt inPflege- oder Seniorenheime, 19 in Wohngemeinschaften für Demenz-kranke. 89 PatientInnen waren aus den unterschiedlichsten Gründenwohnungslos geworden und brauchten spezielle Unterstützung durchdie Sozialarbeiterinnen.

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4 Psychiatrische Institutsambulanz

In der psychiatrischen Institutsambulanz werden Patienten behandelt,die auf Grund der Art, Schwere und Dauer ihrer psychischen Erkran-kung auf eine verschiedene Elemente umfassende komplexe ambulan-te Behandlung angewiesen sind. Das therapeutische Angebot richtetsich nicht nur an Menschen mit primär seelischen Erkrankungen, son-dern auch an diejenigen, die in Zusammenhang mit einer schwerenkörperlichen Erkrankung anhaltend ihr seelisches Gleichgewicht verlo-ren haben (Psychokardiologie, Psychoonkologie). Für diese Patientenist die enge Zusammenarbeit mit den kardiologischen und onkologi-schen KollegInnen im Klinikum Neukölln ein großer Vorteil. Ähnlichesgilt auch für den Bereich der psychosomatischen Erkrankungen imengeren Sinn. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychiatrie undPsychotherapie des Kindes- und Jugendaltes am Standort Neuköllnwie auch mit dem Verein Kindergesundheitshaus e. V. gibt es einAngebot für diejenigen Eltern, die angesichts der seelischen Erkran-kung ihres Kindes selbst in eine schwere seelische Krise geraten sind.

Die Behandlung erfolgt nach vorherigem stationären oder teilstatio-nären Aufenthalt durch die schon bekannten Behandler auf den Sta-tionen, andernfalls an einem der Standorte durch die KollegInnen derAmbulanz.Eine der größten Herausforderungen ist das kontinuierliche Wachstumder PIA auf inzwischen ca. 650 Fälle pro Quartal. Ein zweiter Standortin räumlicher Verbindung mit der Tagesklinik Emser Straße erfährtregen Zuspruch, insbesondere durch das Angebot einer türkischspra-chigen Sprechstunde.

Für die Patienten steht ein vielfältiges Behandlungsangebot zurVerügung, das Einzelgespräche, ggf. auch fremdsprachig (türkisch,englisch, spanisch) mit Ärzten, Pflegekräften und Psychologen, psy-chotherapeutische Gesprächsgruppen (Angstbewältigungsgruppe,Depressions- und Psychosegruppe), Ergotherapie, Musiktherapie,Bewegungstherapie, Qi-Gong, Entspannungstraining und Tanzthera-pie umfasst. Besonders hervorzuheben sind die von einer Psychologinund einer Pflegekraft geleitete DBT-Gruppe für Patientinnen mitBorderline-Störung und die gemeinsam mit einer Kardiologin angebo-tene Gruppentherapie für herzkranke Patienten, die mit Angstzu-ständen und Depressionen zu kämpfen haben.

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Schwerpunktthema: Stationäre Behandlung ohneBett – die Intensiv-Tagesklinik

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Am 15.02.2010 nahm die Tagesklinik Rudower Straße die erstenPatienten für eine intensivierte tagesklinische Behandlung auf.Grundlage ist eine spezielle Vereinbarung mit allen Krankenkassen,die die Nutzung nach Krankenhausplan zustehender vollstationärerBetten im Rahmen eines Modellprojektes einer Tagesklinik für akutepsychiatrische Behandlung ermöglicht hatte. Aufbau, Gestaltung undKonzept der Tagesklinik wurden von Anfang an trialogisch von Pro-fessionellen, Angehörigen und Psychiatrie-Erfahrenen (= ehemaligePatienten) entwickelt. Seit der Eröffnung wurden ca. 1.000 Personenbehandelt. Als Ergebnis der ersten drei Jahre können wir feststellen,dass sich das Konzept einer prinzipiell zwar tagesklinischen, gleichzei-tig aber intensiven – an den Möglichkeiten einer Akutbehandlung aufStation orientierten – Behandlung bewährt hat.

Grundgedanke bei der Entwicklung des Konzeptes für eine Intensiv-tagesklinik war es, Hürden abzubauen, die eine teilstationäre Betreu-ung unnötiger Weise unmöglich und eine vollstationäre Behandlungnotwendig machen.

Drei zentrale Bausteine sollten das Behandlungsspektrum dieserTagesklinik über das der bereits vorhandenen Tageskliniken hinauserweitern.

1. Die BehandlungszeitenTagesklinische Patienten müssen in der Regel nach Therapieende amFreitagnachmittag ihren Tagesablauf bis Montagmorgen ohne thera-peutische Hilfe meistern. Das erweist sich für viele als eine nichtüberwindbare Hürde, die zu einer vollstationären Behandlung führt.Als zentralen Baustein unseres Konzeptes für die Intensiv-TagesklinikRudower Straße führten wir daher eine Öffnung über 7 Tage proWoche ein und hatten seit dem 15.02.2010 jeden Tag (auch feier-tags) geöffnet.Um den Bedürfnissen schwer erkrankter Patienten gerecht zu wer-den, legten wir die Öffnungszeiten auf 10.00 bis 18.00 Uhr, was esfür viele Patienten ermöglicht, einerseits trotz einer morgendlichenMüdigkeit und Antriebsschwäche rechtzeitig zu kommen (die meis-ten Tageskliniken beginnen mit ihrem Programm zwischen 8.00 –8.30 Uhr), andererseits den Tagesablauf mit einem Abendessen abzu-schließen und nach der Behandlung nicht noch vor einem schwer zugestaltenden Nachmittag und Abend zu stehen.

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Jahres- und Qualitätsbericht 2013

2. Die räumlichen BedingungenDer Umbau eines bis dahin nicht genutzten Pavillongebäudes aufdem Gelände des Krankenhauses schuf optimale Bedingungen, helleRäume und großzügige Flächen zu gestalten. Fünf verschieden großeund unterschiedlich gestaltete Aufenthaltsbereiche werden Bedürfnis-sen nach Rückzug und Reizabschirmung sowie nach Kommunikationund Gemeinschaft gerecht. Ein heller Raum wurde nach dem Kon-zept des weichen Zimmers in der Soteria reizarm nur mit dem not-wendigsten ausgestattet und farblich zurückhaltend gestaltet. AufVorschlag einer Psychiatrie-Erfahrenen wurden hier Ohrensessel auf-gestellt.Die Lage auf dem Gelände des Krankenhauses und die Nähe zurRettungsstelle und zum stationären Bereich ermöglicht die direkteAufnahme in Notfällen wie auch rasches Handeln bei plötzlicher Ver-schlechterung der Symptomatik oder bei körperlichen Komplikatio-nen.

3. Das TherapiekonzeptKriterium für die Aufnahme ist nicht eine bestimmte Diagnose, sondern der Schweregrad der psychischen Erkrankung. Statt einerSpezialisierung der Therapiemöglichkeiten auf z. B. ein Diagnose-spektrum bieten wir gezielt Therapieoptionen für schwer Erkranktean. Eine konsequente Bezugspflege durch Pflegemitarbeiter/innen inVerbindung mit einem ärztlichen/psychologischen Behandler in einemgemeinsamen Team ermöglicht eine verlässliche Beziehungsgestaltungals zentralen Wirkungsfaktor unserer Tätigkeit. Das Team besteht aus7 Pflegemitarbeitern, zwei Ärzten/Ärztin, einem Psychologen, einerSozialarbeiterin, einer Ergo- und einer Tanztherapeutin und einerGenesungsbegleiterin (= speziell ausgebildete Mitarbeiterin mit per-sönlicher Erfahrung mit seelischen Erkrankungen, die als Beraterin fürPatienten zur Unterstützung der Fähigkeiten zur Selbsthilfe fungiert).An den Wochenenddiensten sind außer der Pflege auch die Sozial-arbeiterin und die Ergotherapeutin beteiligt, die therapeutische An-gebote vorhalten. Neben der breiten Fächerung des therapeutischenAngebotes liegt der Schwerpunkt bei den nonverbalen Therapien. Für alle Patienten gibt es offene und sogenannte indikative Gruppen-und Einzel-Angebote, um patientenorientiert dem Einzelnen gerechtzu werden.Tragfähige psychiatrische Behandlung von akut und schwer erkrank-ten Patienten erfordert die Einbeziehung der Angehörigen und des

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sozialen Umfelds. Alle Mitarbeiter der Tagesklinik sind diesbezüglichgeschult: Sie absolvierten 2012/13 eine Fortbildung in den Technikendes Open Dialogue und der netzwerkorientierten Behandlung. Regel-mäßige Behandlungskonferenzen (S. Kap. 9.3 des Jahresberichts)geben Patienten wie Angehörigen Raum, sich in die Behandlung einzubringen.

Ein entscheidender Schritt in der Behandlung psychisch Erkrankter istdie Schaffung einer Lebenssituation und eines Platzes in der Gesell-schaft und die Einbindung der Angehörigen. Eine Krankenhausbe-handlung, die nicht über den stationären Aufenthalt hinaus wirkt,weil sie die Lebenssituation des Patienten nicht mit einbezieht, istunbefriedigend und macht den Patienten letztendlich abhängig vonder stationären Versorgung selbst.

Mit dem Aufbau und jetzt 4-jährigem Betrieb der Intensiv-TagesklinikRudower Straße ist es gelungen, die großen Vorteile einer teilstatio-nären Behandlung mit den sonst nur vollstationär gegebenen Mög-lichkeiten einer unverzüglich beginnenden und intensiven Behandlungschwer beeinträchtigter Patienten zu verbinden.

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Jahres- und Qualitätsbericht 2013

Anzahl

psychiatrische Patientenkontakte in der Rettungsstelle insgesamt 6.620

davon Konsile für Patienten anderer Fachrichtungen 1.061

Telefonkontakte 2.735

Einsätze auf den psychiatrischen Stationen 4.178

5 Leistungen des psychiatrischen Not- und Bereitschaftsdienstes in der Rettungs-stelle und auf den Stationen der Klinik

Die Rettungsstelle des Klinikum Neukölln ist mit ca. 60.000 Patienten-kontakten jährlich ein zentraler Anlaufpunkt für die Notfallversorgungim Berliner Südosten. Sie ermöglicht auch allen Patienten in psychi-schen Krisen eine niedrigschwellige Kontaktaufnahme rund um dieUhr. Die Anzahl der Patienten, die primär zur psychiatrischen Notfall-behandlung kamen, bewegt sich weiter auf hohem Niveau. Immer häufiger wird in der Rettungsstelle der Psychiater beratend hin-zugezogen. Die Zahl der entsprechenden Konsilaufträge für Patientenanderer Fachrichtungen stieg gegenüber dem Vorjahr noch einmal um10,5 %. Auch die telefonischen Kontakte mit Ratsuchenden spieleneine zunehmend größere Rolle. Dazu kommt noch die Notfallversor-gung auf den psychiatrischen Stationen.

Die nachfolgend tabellarisch zusammengefassten Zahlen zeigen ein-drucksvoll die hohe Arbeitsbelastung im ärztlichen Not- und Bereit-schaftsdienst.

Leistungen des psychiatrischen Not- und Bereitschaftsdienstes 2013

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6 Leistungen des psychiatrischen Konsil- und Liaisondienstes für die somatischen Stationen

Die Zahl der Konsile für andere Fachabteilungen des Klinikums lag indiesem Jahr mit 1676 von uns erfassten Leistungen auf der Höhe desVorjahres. Der steile Anstieg aus den Vorjahren hat sich dank guterAbsprachen mit den somatischen KollegInnen und Informationen zurgezielten Indikationsstellung nicht weiter fortgesetzt.

Der psychiatrische Liaisondienst auf den internistischen Intensivstatio-nen (incl. Chest Pain Unit) konnte auch in 2013 durch einen erfahre-nen Arzt der Abteilung aufrechterhalten werden. Neben einer hohenZahl von Patienten mit Suizidversuchen, Intoxikationen und schwerendeliranten Syndromen geht es hier auch immer wieder um die Be-handlung von Unruhe- und Erregungszuständen und um die Klärungder Einwilligungsfähigkeit bzw. die Vorbereitung der Einrichtungeiner gesetzlichen Betreuung.

Durch die zunehmende interdisziplinäre Belegung der Stationen istdie Zuordnung der Konsil-Anforderungen zu den Fachabteilungenschwieriger geworden.

Jahres- und Qualitätsbericht 2013

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Abteilung Anzahl konsiliarischer Untersuchungen

IST Innere /CPU 293Kardiologie peripher 284Hämatologie / Onkologie 65Pneumologie / Infekt. 158Gastroenterologie 183IST Chir / Anästh. 74Allg. Chir., Thoraxchir., Unfallchir. 199Dermatologie 51Neurologie 115Neurochirurgie 60HNO 32Augenheilkunde 8Gynäkologie / Geburtshilfe 35Strahlenheilkunde 4Pädiatrie/päd.Chir./Neonatologie 1Interdisziplinäre Stationen 114Summe 1.676

Leistungen des psychiatrischen Konsil- und Liaisondienstes 2013

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Jahres- und Qualitätsbericht 2013

7 Besondere Vorkommnisse

Im Rahmen der Qualitätssicherung gilt unser besonderes Augenmerkder Dokumentation und Analyse besonderer Vorkommnisse.

Im Folgenden wird hier speziell auf tätliche Angriffe auf Mitarbeiterund Mitpatienten sowie auf erhebliche Drohungen eingegangen(7.1). Zusätzlich werden Selbstverletzungen und Selbstmordversuche,Suizide (7.2), Sachbeschädigungen und Brände (7.3) sowie Medika-mentenverwechslungen (7.4) dargestellt.

7.1 Tätliche Angriffe und erhebliche Drohungen

Da es uns sehr wichtig ist, Tätlichkeiten gegenüber Mitarbeitern undMitpatienten aufmerksam zu verfolgen, dokumentieren wir seit vielenJahren sehr genau alle Übergriffe.

Im Jahre 2013 kam es zu 401 Angriffen auf Mitarbeiter. Zusätzlichwurden in 281 Fällen Patienten von Mitpatienten körperlich attak-kiert. Insgesamt kam es damit zu 653 protokollierten tätlichen An-griffen. (In 29 Fällen wurden zeitgleich Mitarbeiter und Mitpatientenangegriffen).

Zusätzlich zu den tätlichen Übergriffen zeigten in 451 Fällen Patien-ten erhebliches bedrohliches verbales oder nonverbales Verhalten.Diese 2007 von uns neu eingeführte gesonderte Dokumentation vonBedrohungen schärfte erheblich unsere Aufmerksamkeit gegenübereiner solchen Form von Gewalt. Opfer und Täter wurden mehr alssolche wahrgenommen und diese Gewalt offenes Thema für Mitar-beiter und Patienten.

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Insgesamt mussten wir eine weitere Steigerung von dokumentiertentätlichen Angriffen verbuchen. Eine genauere Betrachtung der Einzel-fälle zeigte dabei wieder, dass diese hohe Anzahl von Taten durch„nur“ 186 Patienten erfolgte. Dabei verübten 13 Patienten (7 %) 232 (35 %) der Übergriffe. Gewalt in psychiatrischen Kliniken bleibt eine ständige Herausforde-rung. Wir versuchen weiter, durch konsequente Analyse einzelnerSituationen und allgemeiner Faktoren wirksame Strategien zur Dees-kalation und Verhinderung gewalttätiger Übergriffe zu entwickeln.

30

500

450

400

350

300

250

200

150

100

50

0

Angriffe aufMitpatienten

Angriffe aufMitarbeiter

2007 2008 2009 2011 20122010 2013

Erhebl.Bedrohung

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7.2 Selbstverletzungen, Suizidversuche und Suizide

7.2.1 Selbstverletzungen

Selbstverletzungen während der stationären Behandlung stellen un-sere Behandlungsteams immer wieder vor große Herausforderungen.Im Laufe des Jahres 2013 wurden 103 Fälle von selbstverletzendemVerhalten dokumentiert. Diese Selbstverletzungen gingen von 26weiblichen und 21 männlichen Patienten aus. Eine Patientin verur-sachte dabei mit 17 Verletzungen knapp ein Fünftel dieser Vorfälle.

Selbstverletzungen im Verlauf der vergangenen Jahre

7.2.2 Suizidversuche und Suizide

Die Anzahl der dokumentierten Suizidversuche von stationär behan-delten Patienten variierte in den letzten Jahren erheblich. 2013 kames zu 13 solchen Versuchen.

Die Zahl der Suizide schwankte in den letzten Jahren zwischen 0 und4 pro Jahr. 2013 suizidierten sich 2 Patienten während der stationä-ren Behandlung. Dies sind weniger Suizide als bei einer Klinik dieserGröße und Patientenzusammensetzung zu erwarten wären. JederEinzelfall wird auf der Leitungsebene, in Teamsitzungen und gegebe-nenfalls auch in der Komplikationskonferenz speziell im Hinblick aufdie Einschätzung der Suizidalität und die getroffenen suizidpräventi-ven Maßnahmen detailliert besprochen.

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Jahres- und Qualitätsbericht 2013

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Selbstverletzungen 40 40 92 108 97 122 119 67 76 103

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Tätliche Angriffe 199 355 446 326 400 490 653Angriffe auf Mitpatienten 80 128 147 167 141 172 281Angriffe auf Mitarbeiter 132 238 313 247 276 335 401Erhebliche Bedrohung 250 383 326 346 370 451

Tätliche Angriffe im Verlauf der vergangenen Jahre

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7.3 Brände

27 Mal wurde 2013 die Entstehung eines Brandes gemeldet. Dabeihandelte es sich glücklicherweise meist nur um kleine, selbstlimitie-rende Herde, wie z. B. Mülleimerbrände.

7.4 Medikamentenverwechselungen

Ein wichtiger Teil unserer Qualitätssicherung besteht in der Doku-mentation von Fehlern in der Medikamentenvergabe. Unsere offeneFehlerkultur soll die Gefahr solcher Fehler minimieren. Eine fortlau-fende Analyse u. a. der betroffenen Arbeitsabläufe soll diese hinsicht-lich ihrer Sicherheit optimieren, um so kontinuierlich die Anzahl solcher Zwischenfälle für die Zukunft minimieren zu können.

Im Jahr 2013 gab es 26 dokumentierte Ereignisse, was wir, auchwenn es letztendlich das Ziel ist keine Fehler zu machen, als Erfolghinsichtlich einer größeren Offenheit im Umgang mit solchen Fehlernwerten. Erst diese Offenheit gibt uns die Chance, die Arbeitsabläufeimmer weiter zu verbessern.

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8 Zwangsmaßnahmen

8.1 Unterbringungen

In 201 Fällen wurden Patienten gegen ihren Willen in der Klinik un-tergebracht. Bei 63 davon erfolgte dies nach dem Betreuungsrecht(BGB), bei 138 nach dem Gesetz für Psychisch Kranke (PsychKG). Bei 27 Patienten handelte es sich dabei um kurzzeitige vorläufigeUnterbringungen bis zum Ablauf des folgenden Tages durch denSozialpsychiatrischen Dienst (§ 26.1 PsychKG) oder den diensthaben-den Psychiater (§ 26.2 PsychKG). In 111 Fällen eine Unterbringungnach PsychKG durch den Richter ausgesprochen.

Anteil der Unterbringungen an den behandelten Fällen im Verlauf der vergangenen Jahre

(Durch technische Probleme bei der Datenauswertung sind für 2013vermutlich nicht alle Unterbringungsfälle erfasst.)

Jahres- und Qualitätsbericht 2013

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013n % n % n % n % n % n % n %*

Unterbringung nach BGB 146 4,0 124 3,2 117 2,7 121 2,8 161 3,9 122 2,9 63 1,4

Unterbringung nach § 26 PsychKG 186 5,1 142 3,6 141 3,2 176 4,1 144 3,5 142 3,4 138 3,1

Richterliche PsychKGUnterbringung 54 1,4 59 1,5 63 1,5 58 1,4 60 1,5 89 2,1 111 2,5

Summe 386 10,6 325 8,3 321 7,5 355 8,3 365 8,9 264 6,4 201 4,5

* Anteil an Behandlungsfällen

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2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Fixierungen 274 279 241 565 691 475 542 543 706Betroffene Pat. 143 163 134 138 122 140 147 193 201

8.3 Medikamentöse Zwangsbehandlungen

Bei insgesamt 92 Patienten wurde 2013 eine medikamentöse Zwangs-behandlung durchgeführt. Medikamentengaben ohne vorherige Ein-willigung des Patienten entstehen aus akuten Notfallsituationen mitunmittelbar drohender Fremdgefährdung.

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Betroffene Pat. 139 130 112 120 118 117 92 82

8.4 Entweichungen

Dokumentiert sind für 2013 113 Entweichungen, d. h. Patienten, dienach PsychKG oder Betreuungsgesetz untergebracht waren, entfern-ten sich aus der Klinik.

Entweichungen im Verlauf der letzten Jahre

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Entweichungen 70 48 42 31 70 77 90 90 110 113

8.2 Fixierungen

Eine leider auch 2013 immer noch unvermeidbare Maßnahme zurAbwehr von akuten Gefährdungen war die Durchführung von Fixie-rungen. Diese wurde in unserer Klinik 706 Mal durchgeführt, betrof-fen davon waren 201 Patienten, von denen 60 Patienten wiederholtfixiert werden mussten.

Fixierungen im Verlauf der vergangenen Jahre

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9 Besondere Tätigkeiten

9.1 Mutter-Kind-Behandlungen

Diese spezielle Form der Angehörigenarbeit (vgl. Psych. Prax. 2001,28, 123 - 127), nämlich das „rooming in“ von Säuglingen und ihrenpsychisch kranken Müttern in den Fällen, in denen neben der statio-nären Behandlungsbedürftigkeit der Mütter die Aufrechterhaltungder Mutter-Kind-Beziehung gefördert werden soll bzw. deren unter-stützende Modifikation von hoher Bedeutung ist, bieten wir in unse-rer Klinik seit 1995 an. Angesichts personeller Engpässe und sehrhoher Belegung der allgemeinpsychiatrischen Stationen haben wir es im vergangenen Jahr leider nur in reduzierter Anzahl fortführenkönnen.

Auf der Kriseninterventionsstation (Station 29) wurden im Berichts-jahr 3 Mutter-Kind-Behandlungen durchgeführt. Mehrere Behand-lungsangebote scheiterten entweder an der Enttäuschung der Mütter,auf der Station keine weiteren Patientinnen in der gleichen Lage mitihrem Kind anzutreffen, oder an der Skepsis, die durch den renovie-rungsbedürftigen Zustand unseres Kriseninterventionszentrums her-vorgerufen wurde. Zwei weitere Mutter-Kind-Behandlungen fanden in der Intensiv-Tagesklinik Rudower Straße statt.61 Anfragen an unsere Klinik - nicht nur aus Neukölln und anderenBerliner Bezirken, sondern auch bundesweit, dokumentieren das sehrgroße Interesse an einem derartigen Behandlungsangebot.

Begleitet wird die therapeutische und beratende Arbeit von einem2007 gegründeten multiprofessionell zusammengesetzten Kompe-tenzteam, das im Berichtsjahr 4x getagt hat. Für das kommende Jahrwird sich die Arbeitsgruppe verstärkt mit ambulanten Angeboten fürunterstützungsbedürftige Wöchnerinnen beschäftigen, da die Diskre-panz zwischen Nachfragen einerseits und stationären Behandlungs-plätzen andererseits weiter zugenommen hat.

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9.2 Angehörigen-Visite und Angehörigen-Gruppe

Seit 1999 haben die Angehörigenvisiten als verbindliches, niedrig-schwelliges Angebot einen festen Platz im Wochenplan der 5 allge-meinpsychiatrischen Stationen. Alle 14 Tage stehen regelmäßigMitglieder der multiprofessionellen Teams für gemeinsame Gesprächemit den Patienten und ihren Angehörigen zur Verfügung. Für die 8 - 10 Termine pro Veranstaltung, die im Rhythmus von 20 - 30 Minu-ten erfolgen, tragen sich die Interessenten im aushängenden Reser-vierungsplan ein. Üblicherweise nehmen neben den Patienten, ihrenFamilien oder professionellen Helfern die behandelnde Ärztin, diezuständige Oberärztin, die Bezugspflegekraft, die Sozialarbeiterin, dieErgotherapeutin / die Musiktherapeutin und die Psychologin an demGespräch teil. Häufiges Anliegen der PatientInnen ist der Wunsch,Unterstützung und Verständnis bei ihren Angehörigen zu finden.Häufige Themen der Angehörigen sind Aufklärung über Art undPrognose der Erkrankung, Behandlungsmöglichkeiten, insbesondereInformationen über Medikamente, mögliche Hilfen durch die Familieoder auch die Sorgen, etwas falsch gemacht zu haben.

Im Berichtsjahr nahmen 535 Patienten (einschl. Wiederholer) mitihren Angehörigen (insgesamt 825) das Angebot der Angehörigen-visite wahr.

Zusätzlich erfolgte bei 293 PatientInnen eine intensive individuelleBeratung von Angehörigen durch die jeweilige Sozialarbeiterin.Diese umfasste in den meisten Fällen mehrere Gesprächstermine.Inhalte der Beratung waren Informationen zu Versorgungsmöglich-keiten, rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten, zur sozialenWiedereingliederung bis hin zu kontinuierlichen entlastenden Ge-sprächen für die Angehörigen.

Zu den Angehörigen zählen auch die Kinder, die besondere Aufmerk-samkeit und Unterstützung brauchen, wenn ein Elternteil wegeneiner psychischen Erkrankung in stationärer Behandlung ist. DieSozialarbeiterinnen beraten die Eltern und vermitteln wenn erforder-lich den Kontakt zu weiteren Hilfsangeboten. Bei 22 PatientInnenwurden spezielle familienunterstützende Maßnahmen eingeleitet.

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Alle Angehörigen werden regelmäßig zur Angehörigengruppe ein-geladen, die von 4 Mitarbeitern aus verschiedenen Berufsgruppengeleitet wird. Der Informations- und Gedankenaustausch mit anderenBetroffenen erweist sich oft als große Hilfe, um mit den Schwierig-keiten, denen sich Familien mit einem psychisch kranken Familien-mitglied gegenübersehen, besser zurechtzukommen.

2013 fanden 20 Gruppensitzungen statt, an denen insgesamt 88Besucher, zum Großteil Mütter schizophrener Patienten teilnahmen.Darüber hinaus wurden 2 themenspezifische Sonderveranstaltungenangeboten, die bei den Teilnehmern auf reges Interesse stießen.

9.3 Behandlungskonferenzen

Zentrales Element der Behandlungskonferenzen und Netzwerkge-spräche ist die Kommunikationsstruktur des „reflecting team“. Dabeihören typischerweise zwei bis drei Mitarbeiter einem Gespräch zwi-schen dem Patienten und einem Mitglied des Behandlungsteams(sog. Behandlungskonferenz) bzw. zwischen dem Patienten, verschie-denen Angehörigen und einem Teammitglied (sog. Netzwerkgespräch)aufmerksam zu und geben in einer Gesprächspause eine offeneRückmeldung zu den Gedanken und Eindrücken, die das Gesprächbei ihnen hervorgerufen hat. Wesentlich sind die „Vielstimmigkeit“dieser Rückmeldungen und ihr „Angebots-Charakter“.Vielstimmigkeit ist auch zentrales Merkmal der Netzwerkgespräche,die sich in typischer Weise auch dadurch auszeichnen, dass dieBehandelnden (und oft auch die übrigen TeilnehmerInnen) ein erhebliches Maß an Unsicherheit zu ertragen haben, da das NG – im Vertrauen auf den sich entwickelnden Prozess des Gesprächs –ergebnisoffen geführt wird.

In allen drei Tageskliniken waren Behandlungskonferenzen im Jahr2013 fester Bestandteil des Behandlungsangebotes. Während sie inden Tageskliniken Riesestraße und Rudower Straße durchgängig im14-Tages-Rhythmus für alle Patienten stattfanden, haben sich dieMitarbeiter der Tagesklinik Emser Straße entschieden, Behandlungs-konferenzen vor allem als „Bilanz-Instrument“ in der Mitte und amEnde der Behandlung zu nutzen. Außerdem werden sie erfolgreich inschwierigen Behandlungssituationen eingesetzt. Auf der Station 81

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sind Behandlungskonferenzen nun schon seit mehreren Jahren festerBestandteil auch der stationären Behandlung einzelner Patienten.

Die Vielzahl neuer Gesprächsformen ist ganz wesentlich durch die(mittlerweile im zweiten Curriculum fortgesetzten) „Open Dialogue“-Fortbildung inspiriert, die unser Denken und die Art, wie wir mitPatienten sprechen, erheblich flexibilisiert hat.Die Entscheidung, in der zweiten Trainingssequenz auch Teilnehmer-Innen aus dem komplementären Bereich und dem Sozialpsychiatri-schen Dienst einzuladen, trägt in erfreulicher Weise zum Informa-tionsgewinn und Verbesserung der Kommunikation bei.

9.4 Patientenbrief

Der Patientenbrief ist in den Tageskliniken Emser Straße und Riese-straße inzwischen fest etabliert. Er ersetzt den üblichen Arztbrief. Der niedergelassene Arzt oder Psychotherapeut erhält – das Einver-ständnis des Patienten vorausgesetzt – eine Kopie des Patientenbriefs.

Der Patientenbrief ist das Ergebnis einer ganzen Reihe wechselseitigerVerständigungsschritte. Dazu gehören der schriftliche Aufnahme-befund, der vom Patienten kritisch gegengelesen und gemeinsamüberarbeitet wird, die Vorstellung des Patienten im Behandlerteam,an der er selbstverständlich teilnimmt und seine eigene Sichtweiseeinbringt, und die regelmäßigen Behandlungskonferenzen, in der dietherapeutischen Ziele gemeinsam überprüft, diskutiert und präzisiertwerden. Bereits vor der Entlassung wird die Rohfassung des Patientenbriefs,der alle üblichen Bestandteile einer psychiatrischen Epikrise enthält,mit dem Patienten besprochen. Das gilt insbesondere für die diagno-stische Einschätzung, den psychopathologischen Befund, die Zusam-menfassung des Behandlungsverlaufs, die Bewertung von Erfolgenund Schwierigkeiten sowie die weiteren Therapieempfehlungen.

Die Rückmeldung der Patienten waren bislang durchweg positiv:„eine ungewohnte, aber sehr angenehme Entwicklung“, „endlichweiß man mal, was so über einen geschrieben wird“, „ich fühle michsehr ernst genommen“, „diese Offenheit schafft Vertrauen, da soll-ten sich andere ein Beispiel nehmen“. Auch von ambulanten Behand-lern gab es Unterstützung für das Projekt „Patientenbriefe“.

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Insgesamt erleben wir den Patientenbrief als wichtige Innovation, dieden Patienten aktiver in seine Behandlung einbezieht, der Transpa-renz der Behandlung und dem therapeutischen Bündnis dient undden Behandlern immer wieder abverlangt, sich verständlich auszu-drücken und dabei insbesondere kritische und schwierige Themeneinfühlsam und angemessen zur Sprache zu bringen.

9.5 Arbeitsgruppe Migration

Im Bezirk Neukölln sind 40 % der Einwohner aus 156 Nationen. DieKulturvielfalt soll im klinischen Alltag berücksichtigt werden. DieArbeitsgruppe Migration besteht seit 2008 und setzt sich aus Mitar-beiterInnen verschiedener Nationalitäten zusammen. Ziel ist u. a. dieErweiterung der interkulturellen Kompetenzen aller Mitarbeiterinnenund die Vernetzung der psychiatrischen Abteilung des KlinikumsNeukölln mit MigrantInnenverbänden des Bezirkes Neukölln.

Alle Aktivitäten der Arbeitsgruppe haben zum Ziel, dass psychischKranke mit Migrationshintergrund im Bezirk Neukölln keine Berüh-rungsängste für die psychiatrische, psychotherapeutische und psycho-somatische Behandlung haben und sich ausreichend medizinisch undpsychosozial versorgt fühlen.

Zunehmend sind Therapeuten und Pflegepersonal in der Klinik ausanderen Kulturkreisen und mit verschiedenen muttersprachlichenKenntnissen in unserer Klinik tätig. Bei fehlenden internen Sprach-mittlern wird der Gemeindedolmetscherdienst in die Behandlunginvolviert.Die Psychiatrische Institutsambulanz weitete ihr Angebot für Migran-tinnen aus. Ein türkisch sprechender Psychiater arbeitet in der Ambu-lanz und ist mit Migrantenvereinen in Neukölln vernetzt.

Die Arbeitsgruppe legte 2013 den Schwerpunkt auf die innerbetrieb-liche Erweiterung ihres Angebotes für MigrantInnen.Eine Fortbildung zur kultursensiblen Pflege wurde durchgeführt. Erneut wurde ein Deutschkurs in Zusammenarbeit mit der VHS Neu-kölln in den Räumen der Tagesklinik Emser Straße initiiert. Die Mitarbeiter der Psychiatrie wurden informiert und instruiert wie fremdsprachige Manuale zur Befunderhebung genutzt werdenkönnen.

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Zur Vermittlung in die ambulante Weiterbehandlung wurden dieListen mit fremdsprachigen Psychiatern und Therapeuten erneuertsowie die Listen der Migrantenberatungsstellen bzw. Beratungsstellefür psychisch Kranke mit besonderem Angebot für MigrantInnenaktualisiert.Das Projekt Sifahane, das an der Schnittstelle Gesundheit und Migra-tion in Neukölln arbeitet, wurde zur Abstimmung der Zusammenar-beit in die Klinik eingeladen.

9.6 Genesungsbegleiter – Experten aus Erfahrung

Neben der Teilnahme von Mitarbeitern am Trialog Neukölln ist esunser Anliegen trialogische Aspekte in unser psychiatrisches Handelnzu integrieren. Das Erfahrungswissen von Menschen, die selbst schonseelische Krisen durchlebt haben, ist dabei eine wertvolle Kompetenz,die es gilt ebenbürtig dem Fachwissen professionell ausgebildeterMitarbeiter zur Seite zu stellen.In Zusammenarbeit mit dem Job-Center Neukölln und einem freienTräger arbeiten seit April bzw. November 2012 zwei Genesungsbe-gleiterinnen in der Klinik. Während des Jahres 2013 waren beide mit30-Stunden-Teilzeitstellen in jeweils ein stationäres und ein teilstatio-näres Behandlungsteams integriert. Sie sind Ansprechpartnerinnenfür Patienten, die sich in ganz besonderer Weise in deren Erleben ein-fühlen und dadurch einen Kontakt aus geteilter Erfahrung herstellenkönnen. Im Behandlungsteam sind sie ein Korrektiv gegenüber eineroftmals zu schnell verobjektivierenden, urteilenden und wertendenPerspektive.Eine Genesungsbegleiterin nutzte die Möglichkeit zu einer begleiten-den Ausbildung in „Experienced involvement“ und wird demnächstihre Ausbildung mit einer Prüfung abschließen.

9.7 Therapiehund Jacco

Seit Januar 2010 gehört der Groß-Elo Jacco zum Team der allgemein-psychiatrischen Station 82. Der Rüde kam als elf Wochen junges Tierins Team und begleitet seither täglich die Sozialarbeiterin zur Arbeit.Er ist inzwischen eine feste und vertraute „Größe“ auf der Station.

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Ein Hund kann Kontakt zu Patienten knüpfen und dies mit einer kaumzu übertreffenden Einfachheit, Klarheit, Bedingungslosigkeit undWertfreiheit, völlig unabhängig von Alter, Sozialstatus, Krankheitenund Behinderungen des Gegenübers.Eine weitere Chance bietet die Kommunikation ohne Worte. So kannes sehr zurückgezogenen Patienten schwer fallen, mit dem Behand-lungsteam ins Gespräch zu kommen. Die nonverbale Kommunikationmit dem Hund ist dann eine erste Möglichkeit, doch in Kontakt zutreten.Jacco sorgt durch seine Anwesenheit für Ruhe und Entspannung, istaber auch immer Gesprächsstoff und Anlass für Aktivitäten. Er be-grüßt jeden Tag die Patienten der Station freudig, so wie er immerfreudig begrüßt wird, wenn er auf die Station kommt. Er vermitteltjedem Einzelnen Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Neulich sagteein Patient zu Jacco: „Wenn ich Dich sehe, kann ich wenigstens ein-mal am Tag lächeln.“

Seit einiger Zeit begleitet Jacco den einmal wöchentlich stattfinden-den Patientenspaziergang. Hier können Patienten Verantwortungübernehmen und Jacco an der Leine führen. Es ist schön zu sehen,wie das Selbstbewusstsein mit jedem Schritt wächst. Außerdem ver-mittelt er Sicherheit und hilft Ängste abzubauen.Inzwischen interessieren sich auch andere Stationen für das Projekt„Therapiehund“ und im kommenden Jahr kann wahrscheinlich einweiterer vierbeiniger Begleiter seine „Arbeit“ aufnehmen.

9.8 Selbsthilfegruppen

Die Schwerpunktstation für Abhängigkeitserkrankungen pflegt eineregelmäßige Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen. An fast jedemeinzelnen Tag der Woche stellt sich abends eine Gruppe vor. Dabeisind insgesamt 9 verschiedene Organisationen vertreten (Lichtblick,Guttempler, Klärwerk, Alternative Freizeit, AA, AKB, WHU, CSO,Drogenstop). Sobald der körperliche Zustand es erlaubt, besuchen diePatienten Gruppen außerhalb des Krankenhauses. Sie haben dadurchdie Möglichkeit, ein breites Spektrum unterschiedlicher Gruppen ken-nen zu lernen und die Chancen der Selbsthilfebewegung bei derBewältigung ihrer Abhängigkeit für sich zu entdecken.

Jahres- und Qualitätsbericht 2013

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Bei einer gut besuchten Veranstaltung mit VertreterInnen der Selbst-hilfegruppen konnte die Zusammenarbeit weiter gefestigt werden.

9.9 Trialog in Neukölln

Die Teilnehmenden an Trialog-Gesprächen (Psychiatrie-Erfahrene,Angehörige und Professionelle) wollen in Anbetracht psychischerKrisen die gemeinsame Sache verstehen – und dies im beziehungs-reichen Gegenüber höchst ungleicher Erlebnisse und Ausdruck vonVerschiedenheit, radikalem Anderssein oder außerordentlicher Tat-sachen. Um die Verständigung zu erleichtern, wird im Trialog inNeukölln seit neuem die Methode der Reflektion eingesetzt, dassogenannte Reflecting Team mit einem Blick von außen. Zwei bis dreiPersonen – am besten ist eine pro Erfahrungsrichtung – hören demGespräch aufmerksam zu und sagen erst zu vereinbarten Zeitpunk-ten, welche Aspekte des bisherigen Gesprächs sie aufmerken ließen,sie beeindruckten, und was zu denken gibt. Dieses Vorgehen machtdie Rücksicht auf verborgene Sinnbildung in der Erfahrung und dieAnteilnahme verlässlich. Die Reflektierenden beachten im Aufeinan-dertreffen gegenläufiger Interessen in ihren Formulierungen dasRecovery-Verständnis und die Bedeutung der Inklusion (s. Flyer,Infotexte unter der Netzadresse www.trialog-psychoseseminar.de).Die Idee zur Einführung der Methode in die Neuköllner Trialog-Gespräche entstand im Rahmen eines Internationalen Lernprojekts(Leonardo Da Vinci, 2013, European Partnership to spread the powerof open dialogue practises in the healing process of patients withpsychosis). Die Reflektion von außen öffnet die persönlichen Erfah-rungen und privaten Verhältnisse im Spiegel und im Echo der Anwe-senden – ermutigend gegen das Gefühl von Unzulänglichkeit, so dassdie gemeinsame Sache füreinander hörbar wird, und eine faszinieren-de kreative Offenheit für die Lebenszusammenhänge entsteht.

Bereits seit mehreren Jahren finden die Trialog-Gespräche als Ver-anstaltung der Volkshochschule Neukölln in Zusammenarbeit mitdem Bezirksamt im Rathaus Neukölln statt.

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9.10 Patientenclub und Diskothek

Der Patientenclub ist ein Freizeitangebot für Patienten mit häufigenoder langen Krankenhausbehandlungen, sowie Patienten der psy-chiatrischen Institutsambulanz. Hier geht es nicht um Therapie imengeren Sinn, sondern um Abwechslung, gemeinsamen Spaß, positive Erlebnisse.

2013 gab es 6 Veranstaltungen. Dazu zählten ein Filmabend, Kegeln,ein Ausflug mit Führung in die Neuköllner Moschee und ein Raclette-Abend. Tischtennisturniere wurden veranstaltet, bei einem Turnierspielten „Therapeuten“ gegen „Patienten“, wobei – zur großenFreude aller – ein Patient Sieger wurde. Insgesamt variierte die Teil-nehmerzahl zwischen 5 und 25 Personen.

Zusätzlich gibt es jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 19.00und 21.00 Uhr auf der Station 81 einen Disco-Abend. Zwei musikbe-geisterte Krankenschwestern haben sich dieser Sache angenommen.Der Aufenthaltsraum wird mit Discolichtern geschmückt, eine alko-holfreie Bowle wird gemacht und Knabberzeug eingekauft.Das Musikrepertoire ist breit gefächert, reicht von den 60er Jahren biszur aktuellen Hitparade. Musikwünsche von mitgebrachten CDs wer-den entgegengenommen, wenn diese keine minderheitenfeindlichen,Gewalt oder Drogen verherrlichenden Texte haben. Die Patientenkommen aus der ganzen Abteilung. Wir Krankenschwestern tanzenmit und animieren die Patienten mitzutanzen oder zu klatschen,wenn sie sitzen bleiben wollen. Mit Rollstuhlfahrern wird drehendund rollend getanzt. Wir beenden unsere Disco immer mit dem Lied„time to say goodbye“. An solch einem Abend entsteht immer einefröhliche Stimmung und alle genießen die Gemeinschaft.

Damit alle interessierten Patienten teilnehmen können, erhaltenPatientenclub und Disco eine finanzielle Förderung durch den Vereinzur Förderung der Belange psychisch Kranker in Neukölln e. V.

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9.11 Feste

Am 21.08.2013 fand wieder ein großes Sommerfest für alle ambulan-ten und stationären Patienten und ihre Angehörigen, für alle Ehema-ligen und nicht zuletzt auch für die Mitarbeiterinnen des Hauses statt.

Die Dekorationen wurden dafür vorher von den Patienten in derErgotherapie hergestellt. Die Ergotherapeutinnen zeichneten auch für die Organisation des Festes verantwortlich. Mehrere Mitarbeiterboten verschiedene Aktivitäten an; besonders beliebt waren wiederdie Torwand und die Schokokusswurfmaschine. Zahlreiche musikali-sche Beiträge aus dem Kreis der Patienten und der Auftritt einerTanzgruppe sorgten für gute Unterhaltung.

Das Gegenstück zum Sommerfest bilden die Weihnachtsfeiern, diewie in jedem Jahr in den Häusern P1, P2 und P3 und in den beidenTageskliniken stattfanden. Von den Patienten vorher selbst gebackenePlätzchen, gemeinsames Singen und verschiedene Darbietungengehörten zum bewährten Programm.

Ein besonderer Dank geht an den Verein zur Förderung der Belangepsychisch Kranker in Neukölln e. V., ohne dessen finanzielle Unter-stützung diese Feste nicht durchzuführen gewesen wären. Außerdembedankten sich die Teilnehmer des Sommerfestes bei den Veranstal-tern mit einer Spende von 120 €.

9.12 Gäste

Auch in diesem Jahr hatten wir wieder zahlreiche Gäste, die beieinem Besuch, einem Praktikum oder einer Hospitation unsere Klinikund das Arbeitsfeld Psychiatrie und Psychotherapie kennenlernenwollten.

• Am 10.07.2013 und am 18.12.2013 besuchten uns jeweils ca. 15 Studentinnen und Studenten der Evangelischen Hochschule Berlin mit Herrn Professor Dr. Michael Essers (Professor für Sozial-psychiatrie im Studiengang Soziale Arbeit). Hier erhielten sie kon-kreten Einblick in unseren Klinikalltag als gelebte Sozialpsychiatrie und informierten sich eingehend auch über unser Modellprojekt Akut-Tagesklinik.

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• 1 Medizinstudentin kam für ein Tertial ihres Praktischen Jahres; 8 kamen für eine mehrwöchige Famulatur und 3 österreichische Studentinnen kamen für ihr klinisches Praktikum im Fachgebiet Psychiatrie.

• 4 Dipl.-PsychologInnen machten hier das klinisch-psychiatrische Praktikum im Rahmen ihrer Weiterbildung zur psychologischen PsychotherapeutIn und 6 StudentInnen der Psychologie absolvier-ten hier ein mehrwöchiges klinisches Praktikum.

• 3 PraktikantInnen und 3 HospitantInnen interessierten sich für das Arbeitsgebiet der Ergotherapie.

• 5 PraktikantInnen und 9 Hospitanten kamen in die Musiktherapie.

• 1 PraktikantInnen und 6 Hospitationen gab es bei den Sozialarbei-terinnen.

Wir freuen uns sehr über die zahlreichen Gäste, die neue Impulseund einen unbelasteten Blick auf die Institution mitbringen.

9.13 Gremienarbeit

Unser Leitbild von der „gemeindenahen Psychiatrie“ bedeutet, dasssich die Klinik nach außen hin öffnen und die Zusammenarbeit mitallen anderen an der psychosozialen Versorgung des Bezirks beteilig-ten Einrichtungen suchen muss. Das Berliner Gesetz für psychischKranke (PsychKG) sieht diese Mitarbeit in den Gremien der psychoso-zialen Versorgung (z. B. PSAG Neukölln) sogar ausdrücklich vor (§ 7PsychKG).

Nachfolgend eine Liste der verschiedenen Tätigkeiten:

Frau Adamietz Steuerungsgremium Allgemeinpsychiatrie des Sozialarbeiterin Bezirks Neukölln

Frau Kiko Geriatrisch-Gerontopsychiatrischer VerbundSozialarbeiterin Neukölln

AG Willkommen

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Frau Knapp Vertreterin der Klinik in der PsAG NeuköllnSozialarbeiterin Steuerungsgremium Allgemeinpsychiatrie des

Bezirks NeuköllnFG Psychiatrie der PSAGAG Fallmanagement

Frau Kohmann Netzwerk Frauen in NeuköllnSozialarbeiterin AG Zusammenarbeit Jugendamt, SPsD und

Klinik Neukölln

Frau Dr. Mörchen AK Drogen und Sucht der Ärztekammer BerlinOberärztin Vorstand Suchtakademie Berlin-Brandenburg

Frau Dr. Munk Sprecherin des Medical Board Psychiatrie, Chefärztin Psychotherapie und Psychosomatik,

Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbHPsychiatriebeirat Neukölln

Leiterin des bundesweiten „Kommende - Arbeitskreises“pflichtversorgender psychiatri-scher Abteilungen im Rahmen des Arbeits-kreises psychiatrischer Chefärzte an Allgemein-krankenhäusern in Deutschland (ACKPA)

Mitglied des Netzwerks „Steuerungs- und Anreizsysteme für eine moderne psychiatrische Versorgung“

Frau Schalow FG Arbeit und Reha der PSAGSozialarbeiterin

Frau Schaub Steuerungsgremium Sucht des Bezirks NeuköllnSozialarbeiterin AG Schnittstelle

Frau Dr. Schütze Weiterbildungsausschuss VI der ÄK BerlinOberärztin

Frau Stober-Wilcke FG Sucht der PSAGSozialarbeiterin Steuerungsgremium Sucht des Bezirks Neukölln

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Frau Strothteicher Vertreterin der Klinik in der PSAG NeuköllnSozialarbeiterin FG Psychiatrie der PSAG

Projektbegleitender Beirat Zuverdienst Neukölln

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10 Qualitätssicherung

10.1 Basisdokumentation

Zu jedem Behandlungsfall wird vom verantwortlichen Stationsarzt ein anonymisierter Dokumentationsbogen ausgefüllt. Dies geschiehtinzwischen einheitlich in allen psychiatrischen Kliniken der VivantesGmbH. Die Daten geben wertvolle Hinweise zu den psychiatrischenwie somatischen Diagnosen, wichtigen Behandlungsmodalitäten, (z. B. gesetzliche Unterbringungen), zur sozialen Lage sowie der vor-und nachgeschalteten Behandlung. Die Auswertung der Datensätzebildet eine der wichtigsten Grundlagen für den Jahresbericht derKlinik (s. vorherige Kapitel).

10.2 Ereignisbezogene Dokumentationen

Auf gesonderten Dokumentationsbögen werden besondereVorkommnisse (z. B. Suizidversuche, Bedrohungen, Gewaltanwen-dungen, Entweichungen), Zwangsbehandlungen, Fixierungen undTürschließungen erfasst. Alle Mitarbeiter der Klinik sind hieran betei-ligt und achten auf eine möglichst vollständige Erfassung und Be-schreibung des Sachverhaltes. Einer der Oberärzte wertet die Bögenaus und stellt die Ergebnisse in der Leitungsrunde und in der monat-lichen Abteilungskonferenz, an der alle Mitarbeiter teilnehmen, vor.Die detaillierten Ergebnisse aus 2013 finden sich in den entsprechen-den Kapiteln des Jahresberichts.

10.3 Fort- und Weiterbildung

Die ärztlichen und psychologischen Mitarbeiter gestalten 3x / Monateine eigene Weiterbildungsveranstaltung. Als Grundlage dient derWeiterbildungskatalog der Ärztekammer Berlin für die Weiterbildungzum Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, aber auch andere wich-tige und aktuelle Themen kommen auf die Tagesordnung. Die Veran-staltung ist für alle Mitarbeiter offen und wird von der ÄrztekammerBerlin zertifiziert.

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Zusätzlich konnte inzwischen ein zweiter Kurs zum Thema „open dialogue und netzwerkorientierte Behandlungen“ beginnen, derunter der Leitung von Dr. Volkmar Aderhold in 4 zweitägigen Work-shops in der Klinik durchgeführt wurde. Erstmals waren hieran auchMitarbeiterInnen der hiesigen Klinik für Psychiatrie und Psychothera-pie des Kindes- und Jugendalters, des sozialpsychiatrischen DienstesNeukölln und von freien Trägern des Betreuten Wohnens beteiligt.Die Grundgedanken gemeindepsychiatrischer und netzwerkorientier-ter Behandlung werden hierdurch in besonderer Weise erlebbargemacht und gefördert.

Zahlreiche Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen erhielten Dienstbefrei-ungen für die Teilnahme an inner- wie außerbetrieblichen Fort- undWeiterbildungsveranstaltungen oder besuchten Fortbildungsveran-staltungen außerhalb ihrer Arbeitszeit.

Durch die erfolgreiche Bewerbung des Vereins zur Förderung derBelange psychisch Kranker in Neukölln e. V. um ein 2-jähriges EU-Projekt (Leonardo, lebenslanges Lernen) unter dem Projekttitel„European partnership to spread the power of open dialogue practisein the healing process of patients with psychosis“) konnte die Teilnah-me einiger MitarbeiterInnen der Klinik an internationalen Tagungenfinanziell unterstützt werden.

10.4 Externe Supervision

Die gemeinsame Reflexion und der Austausch über die häufig emo-tional sehr belastenden Interaktionserfahrungen mit Patienten istinzwischen ein anerkannter Qualitätsstandard in der Psychiatrie undPsychotherapie. Alle Stationsteams haben eine fortlaufende externeSupervision, an der alle Teammitglieder teilnehmen. Die Teilnahme istfür die Mitarbeiter kostenfrei.

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10.5 Zusammenarbeit mit niedergelassenen Psychiatern und Psychotherapeuten

Die bewährte Neuköllner Tradition eines regelmäßigen Austauschesmit niedergelassenen KollegInnen und ÄrztInnen des sozialpsychiatri-schen Dienstes konnte auch nach dem Wechsel des ursprünglichenInitiators in den Ruhestand aufrechterhalten werden. KollegInneneiner großen Gemeinschaftspraxis habe den Staffelstab übernommen. Die Termine trafen auch seitens unserer Klinik wieder auf regenZuspruch, und die Diskussion gemeinsam interessierender Thementrug erheblich zu einer guten Zusammenarbeit bei.

Zusätzlich wurden gemeinsam mit dem Verein für Psychiatrie undseelische Gesundheit drei psychiatrisch-psychotherapeutische Fall-konferenzen veranstaltet. Eingeladen waren im Bezirk Neukölln tätigePsychiater und Nervenärzte, sowie ärztliche und psychologischePsychotherapeuten, um mit uns als stationär arbeitenden Psychiaternund Psychotherapeuten konkrete Behandlungsfälle zu besprechen.Diese Treffen sind immer wieder eine wertvolle Möglichkeit, die ver-schiedenen Perspektiven ambulanter und stationärer Behandler wahr-zunehmen, die Arbeit anderer, an der Behandlung des gleichenPatienten beteiligter Professioneller, wertzuschätzen und die eigeneArbeit in einen langfristigen Zeithorizont einzuordnen.

10.6 Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie (AMSP)

Ziel des bundesweiten AMSP-Projekts ist die Verbesserung der Arznei-mittelsicherheit bei der Behandlung psychiatrischer Patienten. In denteilnehmenden Kliniken werden fortlaufend schwere unerwünschteArzneimittelwirkungen (UAW) unter Psychopharmaka erfasst. 2x jähr-lich werden an bestimmten Stichtagen alle verordneten Psychophar-maka für jeden Patienten aufgelistet. Die gemeldeten UAW könnenso auf durchschnittliche Verordnungshäufigkeiten bezogen werden.Durch Dokumentation und Diskussion der erfassten UAW-Fälle inregionalen und bundesweiten Fallkonferenzen unter besondererBerücksichtigung möglicher Risikofaktoren wird das Wissen um un-erwünschte Arzneimittelwirkungen bei den behandelnden Ärztenverbessert.

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2013 konnten 23 Fälle von schwerwiegenden UAW an die Zentrale in München gemeldet und zur Diskussion gestellt werden. Zusätzlichhat die psychiatrische Klinik am Vivantes Klinikum Neukölln im Oktober 2013 auch wieder die Regionalkoordination und die Leitungder Regionalkonferenzen für den Bereich Berlin-Brandenburg über-nommen.

10.7 AG Deeskalation

Die klinikinterne berufsgruppenübergreifende AG Deeskalation hatsich im Jahr 2013 sechsmal getroffen. Basisnah werden Themen undProbleme im Zusammenhang mit Gewalt, Zwang, Patienten- undMitarbeitersicherheit besprochen und nach Verbesserungen undLösungen gesucht. Ein Termin mit der Polizei zum Thema Zusammen-arbeit und Kooperation hat stattgefunden. Bauchgurte, die als Medi-zinprodukt ohne Schrittschutz nicht mehr zugelassen sind, haben unssehr beschäftigt. Eine unterschiedliche Ausstattung der Stationen mitNotfallknöpfen wurde festgestellt und angepasst. Als Gewaltpräven-tion wurden Fortbildungen zum Thema verbale Deeskalation geplant.Eine zusätzliche Deeskalationstrainerin konnte ausgebildet werden.Ein Referent zum Thema Haltetechnik wurde gefunden und für eineFortbildung im Jahre 2014 eingeladen. Es finden weiterhin zweimal im Monat praktische Schulungen fürMitarbeiterInnen statt. Die Deeskalationstrainer üben mit den Mitar-beiterInnen Zugriffs- Halte und Abwehrtechniken. Eine Fixierung wirdim Rollenspiel alltagsnah durchgeführt. Sicherheitsaspekte wie dieBeachtung von Grundsicherheitsregeln und die Blickschulung fürGefahrenquellen spielen dabei eine große Rolle.

Zwei MitarbeiterInnen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie undPsychosomatik sind vertreten die Klinik im überregionalen ArbeitskreisGewalt und Zwang in der Psychiatrie. Die Arbeitsgruppe tagt dreimalpro Jahr. Im Rahmen einer Tagung zum Thema Gewaltprävention gabes ein erstes bundesweites Treffen der verschiedenen Arbeitsgruppen.

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10.8 Komplikationskonferenz

Die Komplikationskonferenzen haben sich in den vergangenen Jahrenals regelmäßiges berufsgruppenübergreifendes Forum zur Diskussionschwerwiegender Behandlungskomplikationen bewährt. 2013 fanden4 Komplikationskonferenzen statt. Es wurden eine schwierige Fixie-rung, eine Komplikation bei einer Fixierung, eine spezifische Konstel-lation mit wiederholten gescheiterten Entlassungsversuchen bei einemPatienten sowie der Umgang mit einem wiederholt gewalttätigenPatienten besprochen. In allen 4 Fällen konnten Lösungsvorschlägeerarbeitet und in die Arbeit der Teams übersetzt werden.

Die Komplikationskonferenzen fanden unter reger Beteiligung derMitarbeiter statt. Die formale Strukturierung mit einem Innen- undAußenkreis hat sich weiterhin bewährt. Es zeigt sich eine Funktions-erweiterung der Komplikationskonferenz: so dient sie nicht nur zurVerbesserung der Prozessqualität, sondern auch zur Herstellung vonÖffentlichkeit über gravierende Ereignisse in der Klinik, die dazu bei-trägt, diese besonderen Vorkommnisse gemeinsam zu bewältigenund Auswege zu finden. So wird das Wir-Gefühl der gesamten Klinikgestärkt und die gegenseitige Unterstützungsbereitschaft der Mitar-beiter gefördert.

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11 Veranstaltungen

28.02.2013 Dr. Marcella Hermanns, Oberärztin, Klinik für Neurologie, Vivantes Klinikum NeuköllnDifferentialdiagnosen der Demenzen und Auswahl geeigneter Diagnostik

11.04.2013 Prof. Dr. Andreas Bechdolf, Chefarzt, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Vivantes Klinikum Am UrbanHome Treatment : Erfahrungen und Ergebnisse

30.05.2013 Dr. Ulrich Schötschel, OberarztNeue Aspekte in der Rechtssprechung- Betreuungsrecht, Unterbringung, Zwangs-behandlung -Informationsveranstaltung für Angehörige

05.06.2013 Thomas Kühne, BerlinLesung aus seinem Buch „Depressionen – Mehr als eine Krankheit: Lebensgeschichte“Veranstaltung in Kooperation mit dem Selbsthilfe- und Stadtteilzentrum Neukölln-Süd

21.06.2013 Peter Mannsdorf, BerlinLesung aus seinem Buch „Spuren der Zeit“

10.10.2013 Dr. Ingrid Munk, ChefärztinModellprojekte in der psychiatrischen VersorgungInformationsveranstaltung für Angehörige im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit

16.10.2013 Kooperationstreffen mit den Vertretern der Selbsthilfegruppen für Abhängigkeitskranke

21.11.2013 Dr. Katrin Rothkopf, Leiterin Stab Medizin-controlling,Vivantes Netzwerk für Gesundheit, BerlinDas neue Entgeltsystem PEPP

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12 Vorträge und Publikationen

El Nagashi, A. Psychiatrie kompakt – Kurs 4 – Modul IIIRechtsgrundlagen in der Psychiatrie – PsychKG, BGBVivantes Wenckebach-Klinikum, Institut für WeiterbildungBerlin, 18.09.2013

El Nagashi, A. Psychiatrie kompakt – Kurs 5 – Modul IIIRechtsgrundlagen in der Psychiatrie – PsychKG, BGBVivantes Wenckebach-Klinikum, Institut für WeiterbildungBerlin, 09.10.2013

Hardt, O. Podiumsdiskussion zumMusical „Stimmen im Kopf“ – eine MusiktherapieNeuköllner Oper, 10.04.2013

Hardt, O. Verhaltenstherapie affektiver StörungenInstitut für Verhaltenstherapie BerlinBerlin, 26.11.2013 und 03.12.2013

Mörchen, G. Curriculum Suchtmedizinische GrundversorgungTeil A: Allgemeine GrundlagenVorträge und SeminarleitungArbeitskreis Drogen und Sucht der Ärztekammer Berlin in Zusammenarbeit mit der Suchtakademie Berlin-BrandenburgBerlin 15./16.02.2013

Mörchen, G. Curriculum Suchtmedizinische GrundversorgungTeil D: Motivierende GesprächsführungVorträge und SeminarleitungArbeitskreis Drogen und Sucht der Ärztekammer Berlin in Zusammenarbeit mit der Suchtakademie Berlin-BrandenburgBerlin, 31.05./01.06.2013

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Mörchen, G. Menschen mit Psychose – mehr wissen, besser verstehenLandesstelle für SuchtfragenBerlin 23.10.2013

Munk, I. Psychische Störungen und ihr Bezug zur ArbeitWorkshop, Weiterbildungskurs für Arbeitsmediziner16.01.2013, Landesärztekammer Berlin

Munk, I. Das Neuköllner ModellVortrag, PSAG Neukölln23.01.2013, Selbsthilfezentrum Neukölln

Munk, I. Open Dialogue – Netzwerkarbeit – Bedürfnis-(gemeinsam mit angepasste BehandlungE. Weidemüller Fortbildung, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapieund J. Kämper) und Psychosomatik

31.01.2013, Vivantes Wenckebach-Klinikum

Munk, I. Open Dialogue und Netzwerkgespräche am Vivantes Klinikum NeuköllnVortrag, Tagung: „Fragmentiert versorgen oder integriert handeln – Ist im Rahmen der Bestim-mungen des SGB V und des SGB XII mehr Kooperation möglich?16.02.2013, Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus“

Munk, I., Qualität und Ökonomie: wann rentiert sich Lingenfelder, M. Partizipation?

Symposiumsmoderation, 5. Fachtagung Psychiatrie des Forums für Gesundheitswirtschaft mit dem Thema „Partizipation von Patienten an der regio-nalen psychiatrischen Versorgung“21.02.2013, Berlin

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Munk, I., Der Weg zu einem Modellprojekt nach dem neuen A. Erz Entgeltgesetz § 64 b SGB V: Ein Weg in Vorberei-

tung – ein Beispiel aus BerlinVortrag, Workshop III, 5. Fachtagung Psychiatrie des Forums für Gesundheitswirtschaft mit dem Thema „Partizipation von Patienten an der regio-nalen psychiatrischen Versorgung“22.02.2013, Berlin

Munk, I., Trialogisches SeminarN. Hümbs Überregionales Berliner Symposium für Psychosen-

psychotherapie04./05.05.2013, Charité, Berlin

Munk, I. Open Dialogue, Bedürfnisangepasste Behandlung, Netzwerkgespräche:Neue Ansätze in der Behandlung psychiatrischer Patienten19.06.2013, Frankfurter Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie (FAP), Bamberger Hof, Frankfurt am Main

Munk, I. Was kostet ein Tag Psychose?Beitrag in „Quergedacht: Pro & Contra PEPP“Fachmagazin Health Care Management4. Jg., Ausgabe 9/2013, S. 51

Munk, I. Therapeutische Beziehung und Milieutherapie als Basis psychosozialer InterventionenVortrag, Fachtagung der Niederösterreichischen Landeskliniken-Holding: Psychosoziale Therapien bei Menschen mit schweren psychischen Erkran-kungen20.09.2013, IMC FH Krems

Munk, I. Modellprojekte in der psychiatrischen VersorgungVortrag, 7. Berliner Woche der seelischen Gesundheit10.10.2013, Berlin

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Munk, I. Grußwort der Klinik zum 9. Trialogischen Kongress des Netzwerks Stimmenhören e. V., „Jeder Mensch hat eine Stimme“18.10.2013, Rathaus Neukölln, Berlin

Munk, I., Trialogisches SeminarHümbs, N. Überregionales Berliner Symposium für Psychosen-

psychotherapie26./27.10.2013, Charité, Berlin

Munk, I. Freiheit und Bindung in der PsychoseVortrag, Workshop „Abhängigkeit, Bindung und Freiheit aus psychiatrisch-psychotherapeutischer Sicht“Tagung zum 10-jährigen Bestehen des Vereins für Psychiatrie und seelische Gesundheit22.11.2013, Berlin

Munk, I. PEPP setzt falsche AnreizeBeitrag in Dr. med. Mabuse, Zeitschrift im GesundheitswesenNr. 206, November/Dezember 2013, S. 16

Schütze, S. Die Angehörigenvisite als Element trialogischen Arbeitens in der AllgemeinpsychiatriePosterpräsentation, Forum für GesundheitswirtschaftBerlin, 22.02.2013

Schwedler, J. Symposium Lernort Trialog aus Angehörigen-Perspektive - Notwendigkeit und Chance. Vortrag im Rahmen der 13. DGBS Jahrestagung‚ Bipolar - Leben im eigenen Rhythmus‘ in Greifswald, 27.09.2013

Schwedler, J. Trialog in NeuköllnFortbildungsveranstaltung der Psychotherapeuten-kammer in Zusammenarbeit mit der Volkshoch-schule NeuköllnModeration und wissenschaftliche Leitung10 Termine

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Trendelenburg, Curriculum Suchtmedizinische GrundversorgungM. Teil A: Allgemeine Grundlagen

Vortrag zum Thema: „Abstinenz, Rückfall, (un)kontrollierter Konsum - Krankheitsverlauf und Behandlungsplanung“Arbeitskreis Drogen und Sucht der Ärztekammer Berlin in Zusammenarbeit mit der Suchtakademie Berlin-BrandenburgBerlin, 16.02.2013

Trendelenburg, Diagnosestellung im Kerndatensatz nach ICD-10M. Weiterbildung für Mitarbeiter von Berliner

SuchtberatungsstellenBerlin, 27.11.2013

Trendelenburg, Konsum illegaler Suchtmittel sowie Sedativa undM. Hypnotika-Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit

Klinische Fortbildung für Ärzte aus den Agenturen für ArbeitKaiserin Friedrich AkademieBerlin, 14.03.2013

Trendelenburg, Kritischer Umgang mit PsychopharmakaM. Sozialpsychiatriekurs der DGSP

Berlin, 17.05.2013

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Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Vivantes Klinikum Neukölln

www.vivantes.de