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Jahresbericht Weltkirche 2012hrsg. von der Konferenz Weltkirche

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Inhalt

Jahresbericht Weltkirche 2012

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

Themenschwerpunkt: Menschenhandel heute bekämpfen

Weltkirchliche Arbeit in Zahlen

Vorwort von Erzbischof Dr. Ludwig Schick 1

Diözesen Für die Zukunft der Einen Welt 2

Orden Als Kirche unterwegs mit Flüchtlingen und Migranten 4

Deutsche Bischofskonferenz Christen im Mittleren Osten 6

Die Bischöfliche Aktion Adveniat Kirche in Bewegung 8

Caritas international Wir stärken die Schwächsten 9

Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ Einsatz für Kinder in Not 10

Bischöfliches Hilfswerk Misereor Mit ‚Mut zu Taten‘ an der Seite der Armen 11

Missio – Internationales Katholisches Missionswerk Glauben teilen, Perspektiven öffnen 12

Renovabis Partnerschaftliche Solidarität im Osten Europas 13

Justitia et Pax Für menschenwürdige Arbeit weltweit 14

ZdK und katholische Verbände Weltkirche auf dem Katholikentag 15

Abschlusserklärung der Jahrestagung Weltkirche 16

Interview: Chance auf ein unbeschwertes Leben 18

Aktionsbündnis gegen Frauenhandel in Bayern 20

Von der Kriminalitätsbekämpfung zum Empowerment 22

Projektförderung durch Ordensgemeinschaften, Bistümer und Hilfswerke 24

Projektförderung durch die Diözesen 25

Einnahmen und Ausgaben der Hilfswerke 26 – 27

Deutsche Ordensleute im weltweiten Einsatz 28

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1Jahresbericht Weltkirche 2012

In seiner ersten Osterbotschaft hat Papst Franziskus den Menschenhandel scharf verur-teilt. Er sei „die im 21. Jahrhundert am weitesten verbreitete Sklaverei“. Damit spricht derHeilige Vater einen Skandal an, der uns alle betrifft: Menschenhandel zum Zwecke derZwangsarbeit und der Zwangsprostitution gibt es weltweit, auch bei uns in Deutschland.Die menschlichen Schicksale der meisten in der Prostitution tätigen Frauen sind erschüt-ternd. Auch im Baugewerbe oder in Schlachthöfen werden immer wieder Menschen – zu-meist sind es Migrantinnen und Migranten – unter unwürdigen Bedingungen ausgebeutet.Dagegen vorzugehen ist ein Gebot der Stunde. Bei der letzten Jahrestagung der KonferenzWeltkirche in Würzburg haben uns Referentinnen aus Indien, dem Libanon, Mexiko, Sim-babwe und Weißrussland berichtet, wie sie gegen den Menschenhandel in ihren Ländernkämpfen und den Opfern helfen. Mit ihnen müssen wir alles tun, um der modernen Sklave-rei ein Ende zu bereiten.

Die weltkirchliche Arbeit kennt neben dem Leid und der Not, mit der wir häufig befasst sind,auch viele schöne Erfahrungen, positive Entwicklungen und bereichernde Begegnungen. Überdie ganze Vielfalt informiert tagesaktuell unsere Internetseite www.weltkirche.katholisch.de,die ich sehr empfehle.

Im Statistikteil dieses Jahresberichts werden die Summen zur Projektarbeit der 27 deut-schen Diözesen, sechs katholischen Hilfswerke und 83 missionierenden Orden dokumen-tiert. Im Jahr 2012 konnte insgesamt mehr als eine halbe Milliarde Euro unmittelbar für dieProjekte in Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas zur Verfügung gestelltwerden. Hinzu kommen die ungezählten Überweisungen vieler katholischer Pfarreien, Ver-bände, Vereine und anderer Organisationen, die sich nicht zentral erfassen lassen.

Im letzten Jahr hat der Deutsche Katholische Missionsrat (DKMR) seine Auflösung beschlos-sen. Seine bisherigen Aufgaben werden von der Deutschen Ordensobernkonferenz sowieder Konferenz Weltkirche weitergeführt. Das segensreiche Wirken des DKMR ist uns dabeiein Ansporn und eine Verpflichtung. Allen, die sich bisher im DKMR engagiert haben, sageich ein herzliches Vergelt’s Gott!

Den Leserinnen und Lesern dieses Jahresberichts wünsche ich eine anregende Lektüre undGottes Segen für ihre weltkirchliche Arbeit.

Die Sklaverei ist nicht vorbei –Menschenhandel heute bekämpfen

VorwortFo

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Erzbischof Dr. Ludwig SchickVorsitzender der Konferenz Weltkirche und derKommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz

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2 Jahresbericht Weltkirche 2012

Die Diözesen tragen als Ortskirchen Mit-verantwortung für die weltweite Kirche. Dasist gewachsene Praxis in der Projektarbeitder Diözesen ebenso wie in den verschiede-nen Feldern der personellen Dienste undauch in der entwicklungspolitischen An-waltschaft. Ein herausragendes Feld desweltkirchlichen Engagements in den Diöze-sen ist die weltkirchliche Partnerschaftsar-beit. In fast allen Diözesen gibt es in unter-schiedlicher Ausprägung und Intensitätpartnerschaftliche Zusammenarbeit undAustausch mit Diözesen oder mit der Kircheeines ganzen Landes. Besonders ausgeprägtist die Partnerverbindung nach Lateinameri-ka. Aber es gibt ebenso Partnerschaften mitDiözesen in Afrika, Asien und in Mittel- undOsteuropa.

Felder der Partnerschaftsarbeit sind ge-meinsam verabredete Formen der solidari-schen Förderung von Projekten, Personal-austausch und Freiwilligendienste, Begeg-nungsprogramme sowie Initiativen des wech-selseitigen Lernens bei pastoralen Themen.Auf Augenhöhe werden Dialog und Zusam-menarbeit gesucht. Das Ringen um eine

menschennahe und lebendige Verkündigungder biblischen Botschaft ist Ausdruck der ge-meinsamen Sendung der weltweiten Kirche.In noch größerer Vielfalt findet Partner-schaftsarbeit in Pfarrgemeinden, Verbändenund Schulen statt.

Leitlinien zur Partnerschaftsarbeit

Auf Bitte der Bischöfe haben die Diözesan-verantwortlichen für weltkirchliche Aufga-ben Vorschläge für Leitlinien weltkirchlicherPartnerschaften erarbeitet, in denen die Er-gebnisse einer Fachtagung der Diözesen zurPartnerschaftsarbeit im Jahr 2010 aufgegrif-fen wurden. Um den Verantwortlichen inden Pfarrgemeinden und Partnerschaftsini-tiativen ein Instrument zur Reflexion undzur Weiterentwicklung ihrer Partnerschaf-ten anzubieten, wurden diese Leitlinien inder Arbeitshilfe „Weltkirchliche Partner-schaften von Pfarreien und Diözesen. Leitli-nien und Kontaktadressen“ (Nr. 256) derDeutschen Bischofskonferenz veröffentlicht.

Es ist zu wünschen, dass in der Auseinan-dersetzung mit den dort vorgestellten Krite-rien eine Qualifizierung der weltkirchlichenPartnerschaftsarbeit angeregt wird und neuePartnerschaftsinitiativen entstehen.

Gesellschaftliche Mitverantwortung

Eine Dimension von weltkirchlicher Part-nerschaft ist die gesellschaftliche Mitverant-wortung in Form von politischer Anwalt-schaft. Partnerschaft heißt in diesem Zu-sammenhang, den Partnern, die um ihre Le-bensrechte kämpfen, eine Stimme zu geben,den Partnern, die Opfer von globalen Miss-ständen werden, zur Seite zu stehen und sie

Partnerschaftsarbeit der Diözesen

Solidarität mit denPartnern im Einsatzfür Gerechtigkeit

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

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3Jahresbericht Weltkirche 2012

in ihrem Engagement zu unter-stützen. So macht der Einsatzfür die Bergbau-Kampagne inPeru die Folgen, die die Gold-und Erzausbeutung in den pe-ruanischen Anden für die dorti-ge Bevölkerung hat, bei uns öf-fentlich: die Verseuchung vonWasser, die Luftverschmutzung,die Zerstörung von Feldern. Ein anderes Bei-spiel für gesellschaftliches Engagement imKontext weltkirchlicher Partnerschaft istder gemeinsame Einsatz in Bolivien undDeutschland angesichts der Folgen des Kli-mawandels für den Schutz von Ackerböden,für Aufforstungen und für die Schärfungdes Umweltbewusstseins. Die Ausbeutungmenschlicher Arbeitskraft, die Sklavereiund die Zerstörung von Lebensraum sindnicht vorbei – gerade der Kontakt und diegewachsene Verbindung zu Partnern kön-nen die Aufmerksamkeit schärfen und zuProtest und Solidarität ermutigen.

Lernfeld Internationale Freiwilligendienste

Vielfach sind weltkirchliche Partnerschafts-kontakte der Kontext, in den kirchliche Frei-willigendienste eingebettet sind. Junge Leu-te machen im Kontext der Gemeinde- oderSchulpartnerschaft einen InternationalenFreiwilligendienst oder können in ihrem

Dienst diese Partnerschaftkennenlernen und unter-stützen. Die Beteiligungeines Freiwilligen kannzu Lernprozessen in der Partnerschaft anre-gen, etwa wenn sie Anlass für eine kritischeBestandsaufnahme wird und zur Weiterent-wicklung der Zusammenarbeit der PartnerImpulse gibt. Die Einbindung eines Freiwil-ligendienstes in eine weltkirchliche Partner-schaft kann ebenso wesentlich zur Qualitätdes Dienstes beitragen. Denn der Freiwilligekann sich an Begegnungs- und Solidaritäts-projekten beteiligen und Einblicke in dasLeben der Partnerschaft, ihre Ziele undSpiritualität gewinnen. Dies gilt geradeauch für den „Reverse-Bereich“, also denFreiwilligendienst von ausländischen jun-gen Leuten in Deutschland.

Ludwig KuhnSprecher der Konferenz der DiözesanverantwortlichenWeltkirche

linksGraciela de la Piedra lebt

in Lomas de Carabayllo,am Rand der Acht-Millio-

nen-Metropole Lima:„Seitdem ich hier wohne,

kämpfe ich gegen dieinoffiziellen Deponien.“

rechtsInternationale Freiwilli-

gendienste finden oft imRahmen weltkirchlicher

Partnerschaften statt.

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Weltkirchliche Partnerschaftenvon Diözesen, von Pfarreien, Schu-len und Verbänden stärken welt-kirchliches Engagement und Soli-darität. Weltkirchliche Partner tra-gen zur Entwicklung von Gemein-de und Kirche in Deutschland bei.

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Pedro Arrupe SJ, der frühere Generalobe-re der Jesuiten und Gründer des internatio-nalen Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, sagteeinmal: „Wenn das Volk Gottes unterwegsist, dann ist auch die Kirche unterwegs.“Dies trifft genau auf alle Migranten undFlüchtlinge zu, unter denen sich viele Chris-ten befinden.

Pedro Arrupe gründete den Flüchtlings-dienst JRS (Jesuit Refugee Service) als Werkder Zusammenarbeit der Jesuiten mit ande-ren Orden, Laien und der Ortskirche. Neben70 Jesuiten arbeiten rund 50 Ordensschwe-stern und Ordensmänner zusammen mit

über 1000 Laien und mehreren Tau-send Flüchtlingen. Die Organisationwird unterstützt von den kirchlichenWerken wie Missio, Misereor, demPäpstlichen Missionswerk der Kinder,Caritas, Kirche in Not und auch denMissionsprokuren der Orden. Der JRSist mit Flüchtlingen auf allen Konti-nenten und in mehr als 50 Ländernunterwegs. Vor allem in den Krisen-gebieten: in Nordkivu in der Demo-kratischen Republik Kongo, in Äthio-pien und Kenia am Horn von Afrikaoder in Afghanistan. Im Jahr 2012

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Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

hat sich außerdem der Nahe Osten zur größ-ten globalen Konfliktregion entwickelt.Mittlerweile gibt es in Syrien sechs Millio-nen Vertriebene und Hilfsbedürftige; dazusind mehr als eine Million Menschen außerLandes geflohen.

Die Unsichtbaren erreichen

Die Ortskirche, Ordensgemeinschaften undJesuiten in Syrien leisten für mehr als100.000 Menschen humanitäre Hilfe in teilsunzugänglichen Dörfern und Stadtteilen,hauptsächlich in Form von Nahrungsmit-teln, Haushaltsgegenständen und Kleidung.Der JRS mobilisiert und organisiert nebender Caritas die Hilfe über ein Netz von Frei-willigen, Christen wie Muslimen. Es gibt we-nige internationale Organisationen, die inSyrien arbeiten können. Somit fällt der Kir-che, den Orden und Pfarreien eine besonde-re Rolle zu. Vor allem im Nahen Osten, aberauch weltweit leben mehr als 50 Prozentaller Flüchtlinge in Städten: in den ärmerenVierteln, in überteuerten, einfachen undübervollen Wohnungen. Aus Angst habensich viele nicht beim UN-Flüchtlingswerk re-gistriert. Die pastorale Methode von Famili-enbesuchen bewährt sich am besten, umdie Bedürftigsten unter diesen „Unsichtba-ren“ zu erreichen. Pfarreien, kirchliche Ein-richtungen vieler Konfessionen und auchMoscheen bieten Flüchtlingen Räumlichkei-ten für die Gemeinschaft.

70 Prozent aller Flüchtlinge sind Musli-me. Das ist eine besondere Herausforderungfür den JRS und jede kirchliche Hilfsorgani-sation. Entscheidend ist die interreligiöse„Dia-praxis“, also nicht so sehr der Dialog

Als Kirche unterwegsmit Flüchtlingen und Migranten

obenFlüchtlingsjungein Aleppo, Syrien

MitteMädchen im Flüchtlings-lager Melkedidain Äthiopien

untenBlick auf das Flücht-lingslager Dollo Ado inÄthiopien. Hier kommenvor allem Flüchtlinge aus dem benachbartenSomalia unter.

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stellte in schlecht bezahlten Diensten. Vorallem in Ländern des Nahen Ostens sind sieder sexuellen Willkür ihrer Herren und derMisshandlung ihrer Herrinnen ausgeliefert.Der Sonntagsgottesdienst ist für viele dieserBediensteten die einzige Gelegenheit, auszu-gehen und ihre Kolleginnen zu treffen. VolkGottes und Kirche sind unterwegs – PedroArrupe hatte mit seinem Satz recht.

P. Peter Balleis SJInternationaler Direktor des Jesuit Refugee Service

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Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

der Worte und Erklärungen, sondern derkonkreten humanitären Arbeit. In seinerAnsprache an kirchliche Hilfsorganisatio-nen am 5. Juni 2013 betonte Papst Franzis-kus: „Der syrischen Bevölkerung zu helfen,unabhängig von ethnischer Herkunft oderreligiöser Zugehörigkeit, ist der direktesteWeg zum Frieden und Aufbau einer offenenGesellschaft, die all ihre verschiedenen Be-völkerungsgruppen willkommen heißt.“

Sklavenhaltung als weltweites Geschäft

Neben den weltweit 15 Millionen Flüchtlin-gen gibt es 25 Millionen Binnenvertriebene,mehrere Millionen Staatenlose und eineDunkelziffer von Millionen von Opfern desMenschenhandels und der modernen Skla-venhaltung. Die Hilfsarbeit in diesem Feldist besonders schwierig durch die Bedro-hung des organisierten Verbrechens. Dochstellen sich beispielsweise mutige Ordens-frauen diesem Problem: Sie begleiten Mäd-chen und Frauen, die Opfer der Sexverskla-vung wurden, und versuchen, sie zu befrei-en. Das Gesicht der Migranten ist weiblich.Millionen von Frauen aus armen Ländernarbeiten in reicheren Ländern als Hausange-Fo

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oben linksMitarbeiter des

Jesuiten-Flüchtlings-dienstes JRS betreiben

im syrischen Aleppoeine große Feldküche,

die täglich bis zu 17.000Flüchtlinge und Asyl-

suchende versorgt.

oben rechtsEine Ordensfrau stehtder Bewohnerin eines

Lagers in Ost-Kongo zurSeite. Frauen und Ältere

unter den Flüchtlingenbrauchen besondere

Unterstützung.

untenDiese Kinder einer

syrischen Familie sindnach ihrer Flucht in

Jordanien unter-gekommen.

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6 Jahresbericht Weltkirche 2012

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

Der „Größere Mittlere Osten“, die Regionvom Maghreb bis nach Pakistan, findet seiteiniger Zeit eine besondere Aufmerksam-keit in der internationalen Arbeit der Deut-schen Bischofskonferenz. Dies gilt auch fürdas Jahr 2012.

Dazu einige Schlaglichter: Das „Interna-tionale Bischofstreffen zur Solidarität mitden Christen im Heiligen Land“ (Januar2012) führte erneut Bischöfe aus zehn Län-dern Europas und Nordamerikas (darunteraus Deutschland: Bischof Dr. Stephan Acker-

mann) mit den Kirchenführern aus demHeiligen Land in Jerusalem zusammen. EineDelegation der Kommission Weltkircheunter Leitung ihres Vorsitzenden, Erzbi-schof Dr. Ludwig Schick, besuchte im April2012 Tunesien. Im August kamen in Aachenirakische Bischöfe, Mitarbeiter der kirchli-chen Hilfswerke und Fachleute aus demMittleren Osten zusammen; sie berietenMaßnahmen, die den Verbleib der bereits

arg dezimierten christlichen Minderheit imIrak begünstigen können. Die Arbeitshilfe„Solidarität mit verfolgten und bedrängtenChristen weltweit“ beschäftigte sich mit derLage Ägyptens nach dem Sturz von Präsi-dent Mubarak (November 2012). Und erst-mals seit den 1990er Jahren begingen dieKatholiken in Deutschland wieder einen of-fiziellen „Gebetstag für verfolgte und be-drängte Christen“, der künftig an jedem 26.Dezember (Stephanus-Tag) stattfinden wird.

In all diesen Ereignissen kommt derWille der deutschen Bischöfe zum Aus-druck, die prekäre Lage von Christen an denGründungsstätten des Christentums und inder „islamischen Welt“ zum kirchlichen, ge-sellschaftlichen und politischen Thema inDeutschland zu machen und die betroffe-nen Kirchen, so gut es geht, auch materiellzu unterstützen. Tatsächlich ist die Aufmerk-samkeit von Medien und Politik in den ver-gangenen Jahren deutlich größer geworden.

Die komplexe Gesamtlage in der mittel-östlichen Region erlaubt jedoch kaum posi-tive Ausblicke für die mittelfristige Zukunftdes Christentums. Der Konflikt zwischen Is-raelis und Palästinensern, der sich steigern-de Hass zwischen Sunniten und Schiiten, dievon Saudi-Arabien betriebene Expansion deseigenen rigiden Islam-Verständnisses (Wah-habismus), die Stärke islamistischer Bewe-gungen in fast allen Ländern, der Zusammen-stoß zwischen liberalen und islamistischenKräften in den Staaten des „Arabischen Früh-lings“, Bürgerkriege und Staatszerfall (Irak,Libyen, Syrien), eine riesige Gruppe von Ju-gendlichen, die sich um ihre Zukunft betro-gen fühlen – die gewalt- und chaosträchtige

Deutsche Bischofskonferenz Christen im Mittleren Osten

Bei seinen Besuchender Ortskirchen begegnetErzbischof Dr. LudwigSchick auch Vertreternanderer Religionen.Hier: Iman Khalid Hemayavon der Sultan HassanMoschee in Kairo.

Solidarität mit verfolgtenund bedrängten Christen.Eine Arbeitshilfe derBischofskonferenz fokus-siert die Lage in Ägypten.

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7Jahresbericht Weltkirche 2012

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

Politiker und Wissenschaftler aufein-ander trafen, vertieften diese Initia-tive der Bischöfe. HIV und AIDS zählen auch weiter-hin – trotz allmählich sichtbar wer-

dender Erfolge bei der Eindämmung derPandemie – zu den großen Herausforderun-gen auf dem afrikanischen Kontinent. Eineinternationale Konferenz der von der Deut-schen Bischofskonferenz eingerichteten Wis-senschaftlichen Arbeitsgruppe für weltkirch-liche Aufgaben befasste sich daher im Juni2012 in Addis Abeba (Äthiopien) mit derFrage, welche Lehren die katholische Kircheaus ihren bisherigen Antworten auf HIVund AIDS in Afrika zu ziehen habe. Aucheine Reihe afrikanischer Bischöfe nahmdaran teil. Grundlage der Tagung war eineStudie über die kirchliche Gesundheitsar-beit in mehreren afrikanischen Ländern.Der Grundtenor der Wissenschaftler: Derganzheitliche Ansatz der Kirche, der medizi-nische, soziale, psychologische und pastora-le Aspekte integriert, erweist sich als insge-samt tragfähig und sogar richtungsweisend.Da in Afrika (anders als in Europa) sexuelleAktivitäten zwischen Eheleuten den Haupt-übertragungsweg der HIV-Infektion bilden,müssen die Kirchen in ihrer Pastoral undethischen Unterweisung aber auch neueWege gehen und Differenzierungen wagen,um tatsächlich lebensdienlich zu sein.Ethisch reflektierte und praktische Ansätzedazu, so zeigte die Konferenz, sind in denafrikanischen Ortskirchen vorhanden.

Ulrich PönerBereichsleiter Weltkirche und Migrationim Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz

Melange, die aus diesen Ingredienzien ent-steht, bedroht das Überleben der christlichenMinderheiten. Die kontinuierliche Abwan-derung macht dies auch in Zahlen ablesbar.

Die Unterstützung, die die Christen desMittleren Ostens aus anderen Teilen derWelt und in beträchtlichem Maße auch ausDeutschland erfahren, wird diese Situationnicht grundsätzlich verändern. Aber Ge-spräch und Begegnung mit den Bischöfenund den Gemeinden (und auch mit gesell-schaftlichen Kräften und islamischen Wür-denträgern), Gebet, materielle Hilfe undschließlich auch politisches Lobbying inEuropa und den USA können dazu beitra-gen, dass die Hoffnung der in ihrer Heimatverbliebenen Christen nicht erlischt.

Die Lebensverhältnisse der Armen verbessern

Zwei Projekte der Deutschen Bischofskonfe-renz aus dem Jahr 2012 zeigen mit besonde-rer Klarheit die Verpflichtung der Kirche aufdie „Option für die Armen“. Zum einen dieviel beachtete Erklärung „Die Geißel des Hun-gers überwinden“, die die Deutsche Bischofs-konferenz am 3. Juli 2012 der Öffentlichkeitvorstellte. Grundlage dieses Wortes ist eineStudie der „Sachverständigengruppe Welt-wirtschaft und Sozialethik“, die die aktuel-len Fragen der Ernährungssicherheit aufge-arbeitet hat. Eine Konferenz in Münchenund ein Streitgespräch über Fluch oderSegen der Agrarrohstoffe, bei dem in Berlin

Regelmäßig besuchtErzbischof Dr. LudwigSchick Projekte, die

mit Geldern der Sahel-Stiftung finanziert wer-den. Die Sahel-Stiftung

wurde mit Spendedeutscher Katholiken

anlässlich eines Aufrufsvon Papst Johannes

Paul II. aufgebaut.

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Mit neuen Wegen in derAIDS-Pastoral befasstesich die WissenschaftlicheArbeitsgruppe für weltkirch-liche Aufgaben in einer Studieund in einer internationalenKonferenz in Addis Abeba(18.-21. 6. 2012).

Immer mehr Christenverlassen den Irak.Die deutschen Bischöfewollen die Ortskircheunterstützen.

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8 Jahresbericht Weltkirche 2012

Im Anschluss an das II. Vatikanische Kon-zil entwickelte sich in den Ortskirchen La-teinamerikas eine lebensnahe Art, Kirchevor Ort zu sein. Auf der Suche, die Nachfol-ge Christi überzeugend zu leben, schlossensich Frauen und Männer jeden Alters zusam-men und bildeten lebendige Gemeinschaftenvor Ort. Diese „Biotope des Glaubens“ wur-den in Lateinamerika bekannt als „Comuni-dades Eclesiales de Base“, Kirchliche Basisge-meinden. Bis heute sind sie Quelle einer

missionarischen Kirche.Basisgemeinden verknüp-fen Bibellektüre, Gottes-dienst, Gebet und geistli-ches Leben mit gesell-schaftlichem Engagement:Ihre Mitglieder sehen reali-stisch auf die Lebenswirk-lichkeit der Menschen undbeurteilen sie aus demchristlichen Glauben her-aus. Sie suchen aktive We-ge gemeinschaftlich geleb-ten Glaubens, um durchgezielte soziale Aktionendie Lebensumstände inihrem Umfeld zum Gutenzu verbessern. Glaube undLeben kommen hier ineine fruchtbare Beziehung.Dabei schließen die Kirch-

lichen Basisgemeinden niemanden aus, han-deln also nicht nur für sich allein.

Mitten unter den Armen

Unter dem Motto „Mitten unter euch“ hatAdveniat die Basisgemeinden im Rahmender Weihnachtsaktion 2012 vorgestellt. Inder Adventszeit waren unsere Gäste aus Me-xiko, Bolivien, Argentinien, Paraguay undBrasilien in den deutschen Bistümern unter-wegs. Sie haben mit uns ihre Erfahrungenmit diesem Pastoralansatz geteilt, der auchin Deutschland Wege aufzeigen kann, alsKirche vor Ort lebendig zu sein.

Aktionsgast Rosa Nattes ist in der DiözeseCochabamba (Bolivien) für die Koordinie-rung der Basisgemeinden zuständig. Beiihren Besuchen in den deutschen Pfarreienhat sie die Basisgemeinden immer wiedertreffend erklärt: „Sie sind keine Bewegungder Kirche, sondern sind Kirche in Bewe-gung, sind lebendige Zellen!“ Deshalb falleihnen die Aufgabe zu, Gerechtigkeit undFrieden genau dort zu verkünden, wo dieFrohe Botschaft am dringendsten gehörtwerden müsse: in den armen Vorstädten, indenen die Menschen von der Politik imStich gelassen wurden.

Wir unterstützen Projektpartner wieRosa Nattes darin, armen und benachteilig-ten Menschen Hoffnung zu geben und siezu stärken, so dass sie gemeinsam, verbun-

den durch den Glau-ben, gegen Missständeund Ungerechtigkeitkämpfen können.

Prälat Bernd KlaschkaGeschäftsführer Adveniat

Die Bischöfliche Aktion AdveniatKirche in Bewegung

Etwa 150 Bolivianerinnenbekommen bei „Waliki“einen gerechten Lohnfür ihre Alpaka-Ware.Das Sozialunternehmenist aus einer Basis-gemeinde entstanden.

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

Adveniat denkt sich keine Pro-jekte aus: Jedes Einzelne ist eineAntwort auf die Anfrage einesPriesters, einer Ordensschwester,eines Bischofs oder von engagier-ten Menschen vor Ort. Sie wissen,wo Hilfe nötig ist, und kennen dieBrennpunkte ihrer Region. Die Kir-che ist nahe bei den Menschen inArmut – Adveniat hilft ihr. Seitüber 50 Jahren unterstützt Adveni-at kirchliche Initiativen zugun-sten der Benachteiligten in Latein-amerika und der Karibik. Das La-teinamerika-Hilfswerk mit Sitz inEssen fördert jährlich etwa 3.000Projekte mit rund 40 MillionenEuro. Mehr Informationen unterwww.adveniat.de

Zusammen beten vorder Arbeit: Rosa Nattes(Mitte) trifft sich mitden Koordinatorender Basisgemeindenin Cochabamba.

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9Jahresbericht Weltkirche 2012

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

Die großen Katastrophen des Jahres 2012waren von Menschen gemacht, so der Bür-gerkrieg in Syrien und in Mali. Und sie dau-ern bis heute an. Das Leid der Zivilisten, diezwischen die Fronten geraten, ist unbe-schreiblich groß. Caritas international stehtihnen zur Seite.

Syrien: Humanitäre Hilfezwischen den Fronten

Seit März 2011 liefern sich in Syrien Regie-rungstruppen und Rebellen erbitterte Kämp-fe. Die Bilanz ist erschütternd: 80.000 Men-schen starben, 1,5 Millionen Syrer harrenals Flüchtlinge in den Nachbarländern ausund weitere vier Millionen Menschen lebenals Vertriebene im eigenen Land. Caritas in-ternational ist sowohl in Syrien als auch inden Aufnahmeländern Jordanien, Libanonund in der Türkei aktiv. Wir versorgen dieBetroffenen mit Nahrungsmitteln, Decken,Kleidung und Hygieneartikeln, bieten medi-zinische und psychologische Behandlungan und helfen mit Zuschüssen für die Woh-nungsmiete oder den Schulbesuch. Dabeisind die nationalen Caritas-Organisationenunsere wichtigsten Partner: Die einheimi-schen Caritas-Mitarbeitenden kennen sichaus, sprechen die Sprache der Betroffenenund sind ein Garant dafür, dass die Hilfe beiden Bedürftigsten ankommt. Insgesamt un-terstützte Caritas international im Jahr 2012

etwa 56.000 Betroffene des Bürgerkriegs mitrund 1,75 Millionen Euro.

Mali: Vertriebene versorgen,Katastrophen vorbeugen

Es war die Summe der Ereignisse, die Maliund weitere Länder der Sahelzone Ende 2011in eine tiefe Krise stürzte. Zunächst hattenausbleibende Niederschläge zu Ernteausfäl-len und Ernährungsengpässen geführt.Hinzu kamen politische Konflikte: Im April2012 erklärten Tuareg-Rebellen den NordenMalis für unabhängig und lösten einen Bür-gerkrieg aus. Die einst verbündeten radikalislamistischen Kämpfer gewannen die Ober-hand und terrorisierten die Zivilbevölke-rung: 230.000 Menschen flohen in den Sü-den Malis, 200.000 Betroffene in die Nach-barländer. Caritas international engagiertsich mit ihren lokalen Partnerorganisatio-nen seit vielen Jahren in Mali. 2012 standneben der Flüchtlingshilfeinsbesondere die Ernäh-rungssicherung im Fokus.Insgesamt stellte Caritasinternational 2012 rund170.000 Euro für Hilfsmaß-nahmen zur Verfügung,2013 werden es weitere180.000 Euro sein.

Dr. Oliver MüllerLeiter Caritas international

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Caritas international Wir stärken die Schwächsten

Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz leistet Caritasinternational als das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandesweltweit Not- und Katastrophenhilfe und unterstützt besondersschutzbedürftige Bevölkerungsgruppen wie Kinder und Jugend-liche, alte, kranke und behinderte Menschen. Mit Caritas-Organi-sationen in 165 Ländern kann Caritas international weltweit aufkompetente Partner zurückgreifen, die dafür sorgen, dass dieHilfe bei den Bedürftigsten ankommt – und zwar ohne Ansehenvon Religion, Nationalität oder Weltanschauung. Weitere Infor-mationen finden Sie unter: www.caritas-international.de

linksStarke Partner in

der Krisenregion: DieCaritas-Mitarbeiten-

den im Libanon und inJordanien wissen, wo

Hilfe am dringendstengebraucht wird.

rechtsGemeinsam mit ihrenlokalen Partnern baut

Caritas international inMali Getreide- und

Wasserspeicher, Brun-nen und Zisternen. DieMenschen erhalten fürihre Arbeit Geld (Cash

for work) und können soihre Familien ernähren.

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10 Jahresbericht Weltkirche 2012

Ricardo aus dem nicaraguani-schen Juigalpa isst am liebstenGrillhähnchen, und auch sonst ister ein ganz normaler Neunjähri-ger. Auch wenn es ihm schwerfällt, still zu sitzen – in die Schu-le geht er gern. Ricardos Elternhatten ihn und seine Geschwis-ter vernachlässigt, irgendwannlandeten die Kinder auf der Stra-ße. Durch einen glücklichen Um-stand kam Ricardo in ein Stra-ßenkinderzentrum, das vom Kin-

dermissionswerk mit Mit-teln aus der Sternsingerak-tion unterstützt wird. DasZentrum ist für Ricardo in-zwischen zu einem Zuhau-se geworden. Sozialarbeiterhelfen ihm, das Erlebte inseiner frühen Kindheit zuverarbeiten.

Kinderrechte in der Einen Welt

„Klopft an Türen, pochtauf Rechte!“, hieß das Leit-wort der Sternsingeraktionzum Jahresbeginn 2012.500.000 Mädchen und Jun-gen waren einmal mehr in

ganz Deutschland mit dabei und setztensich dafür ein, dass Erwachsene und Politi-ker ihre Rechte und die der Gleichaltrigenin aller Welt schützen. Denn Armut und Ge-walt sind massive Verletzungen der Kinder-rechte – Gesundheitsversorgung und Bil-dung müssen selbstverständlich sein. Dochgerade in Nicaragua, dem Beispielland der

Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“Einsatz für Kinder in Not

Aktion im vergangenen Jahr, werden Kinder-rechte von vielen immer noch mit Füßen ge-treten. Die Sternsinger unterstützen in Nica-ragua unter anderem Projekte, in denenKinder sich für ihre Rechte einsetzen. Siewerden „stark“ und selbstbewusst gemacht,um sich vor Übergriffen schützen zu können.

Hilfe für Kinder in 120 Ländern

Doch nicht nur Kinder in den Projekten inNicaragua profitieren vom Einsatz der Stern-singer und von der Hilfe des Kindermissi-onswerks insgesamt. Straßenkinder, Aids-Waisen, Kindersoldaten, Mädchen und Jun-gen, die nicht zur Schule gehen können,denen Wasser, Nahrung und medizinischeVersorgung fehlen, die in Kriegs- und Krisen-gebieten, in Flüchtlingslagern oder ohne einfestes Dach über dem Kopf aufwachsen – Kin-der in rund 2.700 Projekten und rund 120Ländern wurden 2012 vom Kindermissions-werk unterstützt. Insgesamt 72,3 MillionenEuro standen dank der Sternsinger und vie-ler weiterer Spender dafür zur Verfügung.Prälat Dr. Klaus KrämerPräsident Kindermissionswerk „Die Sternsinger“

Zum Jahresbeginn2012 feierten Stern-

singer mit PapstBenedikt XVI. den

Neujahrsgottesdienstim Petersdom.

Das Kindermissionswerk „DieSternsinger“ ist das internationaleKinderhilfswerk der katholischenKirche in Deutschland. 1846 ge-gründet hat das Werk seinen Sitzbis heute in Aachen. Seit 1959 or-ganisiert das Kindermissionswerkdie Aktion Dreikönigssingen, seit1961 gemeinsam mit dem Bundder Deutschen Katholischen Ju-gend (BDKJ). Mehr Informationen:www.kindermissionswerk.de

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

obenIm Mittelpunkt derSternsingeraktion stehenKinder wie Ricardo (9)aus Nicaragua. FürKinderrechte dort undin aller Welt setztensich die Sternsinger beiihrer Aktion 2012 ein.

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11Jahresbericht Weltkirche 2012

Rund 400 Millionen Kinder weltweit le-ben in Slums, an Bahngleisen, Abwasserka-nälen oder am Rand von Müllhalden. „Men-schenwürdig leben. Kindern Zukunft ge-ben!“ war das Leitwort der Misereor-Fasten-aktion 2012. Kinder und Jugendliche in denSlums von Großstädten standen dabei im Mit-telpunkt. Vier von zehn Menschen in städti-schen Armenvierteln sind jünger als 15 Jah-re. Ihnen fehlt es an Zukunftschancen undPerspektiven. Was heißt das konkret? Sieleben ohne sicheres Dach über dem Kopf, siehaben nicht ausreichend zu essen und keinsauberes Trinkwasser, die Sicherheit fehlt.Schulabschluss und Berufsausbildung sindmeist unerschwinglich. Der Zugang zu me-dizinischer Behandlung ist oft sehr beschränkt.Misereor steht solidarisch an ihrer Seiteund setzt sich zusammen mit den Partnernvor Ort dafür ein, dass sie ein Leben in Würdeund eine bessere Zukunft erreichen können.

Engagement gegen Landraub

Mit den Partnerorganisationen geht Misereorin der Lobbyarbeit den Ursachen von Unge-rechtigkeit und Ausgrenzung nach. Wir neh-men die aktuell herrschende Wirtschaftspoli-tik in den Konsequenzen für die Armen inden Blick. Wir hinterfragen weltweit unge-rechte Gesellschaftsstrukturen und fordernentschiedenere Schritte gegen den Klima-wandel. Die großflächige Landnahme durchinternationale Akteure in Lateinamerika,Afrika und Asien war 2012 ein Schwerpunkt-thema unserer Arbeit. Durch Landraub gehtdie Ernährungssicherheit verloren, indigeneGemeinschaften und Kleinbauern werdenvon ihrem Land vertrieben. Misereor unter-

stützt seine Partner, diesich mutig gegen Landraubund Spekulationen mitLand einsetzen. Durch diegroße Hilfsbereitschaft derSpenderinnen und Spenderund die Fastenkollekte wäh-rend des Jahres 2012 konn-ten 1.301 Projekte neu be-willigt werden. Dafür sindwir sehr dankbar.

2012 konnten wir auf 50 Jahre Kooperationvon Staat und Kirchen in der Entwicklungs-zusammenarbeit zurückblicken. Der Staatunterstützt die Arbeit der katholischen undevangelischen Kirche für die Armen in allerWelt. Bei einem gemeinsamen Festakt mitBundespräsident Joachim Gauck, Bundesent-wicklungsminister Dirk Niebel, ErzbischofRobert Zollitsch und Präses Nikolaus Schnei-der wurde des gemeinsamen Wegs gedachtund Aufgaben für die Zukunft abgesteckt.

Msgr. Pirmin SpiegelHauptgeschäftsführer Misereor

Bischöfliches Hilfswerk Misereor Mit „Mut zu Taten“ an der Seite der Armen

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rAus der weltkirchlichen Arbeit 2012

Die siebenjährigeChano Paswan ist eine

von unzähligenMüllsammlerinnen

in Kalkutta.

Seit 1958 kämpft Misereor fürGerechtigkeit, gegen Hunger, Krank-heit und Ausgrenzung und derenUrsachen. Als Entwicklungshilfs-werk der katholischen Kirche giltunsere Hilfe den Armen und Stig-matisierten unabhängig von Kon-fession und Religion. Mehr Infor-mationen unter www.misereor.de

Mitten im Müll –3.000 Menschenarbeiten auf derMüllhalde Dandorain Nairobi.

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12 Jahresbericht Weltkirche 2012

„Ich war nur dasStreichholz, welchesdas Feuer entzünde-te“, beschrieb Pauli-ne Jaricot ihre Soli-daritäts- und Ge-betsinitiative, die zurGeburtsstunde derkatholischen Laien-missionsbewegungwurde. „Einen Souund ein Vaterunser“sollten die Menschenfür die Mission inaller Welt übrig ha-ben – das war ihre

Grundidee, die bis heute Millionen Men-schen durch materielle Hilfe und geistlicheSolidarität zu einem menschenwürdigerenDasein verholfen hat.

Solidaritäts- und Gebetsinitiative

150 Jahre nach Pauline Jaricots Tod ist dieVerknüpfung von Solidar- und Gebetsge-meinschaft aktueller denn je. Deutlichsichtbar und erlebbar wird dies alljährlicham Sonntag der Weltmission im Oktober,dieser größten weltweiten Solidaritätsakti-on der Katholiken. So auch 2012: Unter demLeitwort aus Psalm 119 „Dein Wort ist einLicht für meine Pfade“ wurde der „Monatder Weltmission“ von der Begegnung mitChristinnen und Christen aus Papua Neu-guinea geprägt, die in Gottes Wort Orientie-rung und Kraft für den schwierigen Wegihrer Gesellschaft suchen. Wo wirtschaftli-che Interessen zumeist internationaler Kon-zerne die Lebensgrundlage der Bevölkerung

Missio – Internationales Katholisches MissionswerkGlauben teilen, Perspektiven eröffnen

Missio in Aachen und München sindTeil des internationalen katholischenNetzwerks der Päpstlichen Missionswer-ke. Für Gemeinden in Deutschland wirddieses weltkirchliche Netz in besondererWeise am Sonntag der Weltmission imOktober erlebbar: Weltweit leisten katho-lische Christen an diesem Sonntag ihrenBeitrag zur Entwicklung einer globalenSolidargemeinschaft. Mehr Informatio-nen unter www.missio.de

zerstören, hilft die Kirche den Menschen,die Folgen des rasanten Modernisierungs-schubs zu bewältigen. In ihrem Engage-ment im Bildungs- und Gesundheitsbereichund für den Schutz der Rechte besondersvon Frauen und Kindern ist sie jedoch aufdie weltkirchliche Solidarität angewiesen.

Globales Netzwerk kirchlicher Hilfe

Auf sich gestellt können die Kirchen in Afri-ka, Asien und Ozeanien drängende pastoraleund diakonische Herausforderungen nichtbewältigen. 2012 konnte Missio dank des En-gagements der Katholiken in Deutschlanderneut rund 2.000 Projekte in 80 Ländernunterstützen. Gemessen an Volumen undAnzahl der Projekte lag der Schwerpunkt derHilfe auch im vergangenen Jahr wieder inAfrika sowie auf dem indischen Subkonti-nent. Mit einem Anteil von über 40 Prozentkommt der Förderung der Aus- und Weiter-bildung kirchlicher Fachkräfte eine heraus-ragende Rolle zu. Ihre Aufgabe: den Gott desLebens bezeugen, wo Armut und Not herr-schen, Hoffnung schenken, wo der christli-che Glaube angefeindet wird, die Liebe Got-tes weitergeben im Leben von Menschen,deren Würde mit Füßen getreten wird.

P. Eric Englert osa, Präsident Missio MünchenPrälat Dr. Klaus Krämer, Präsident Missio Aachen

obenPlakat zur Kampagnezum Monat derWeltmission 2012

rechtsKatechistin Margaretbesucht Gemeinde-mitglieder in Baga-moyo, Tansania.

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

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ches Engagement zurücktreten ließ. Dies er-forderte vielfach auch erneutes Engagementvon Renovabis, um Projekte vor dem Zusam-menbruch zu retten.

Zweifel an Europa?

Unter dieser Überschrift stand 2012 eineAusgabe unser Zeitschrift „OST-WEST“. Da-rin ging es um die mancherorts auch in un-seren Partnerländern vorhandene Skepsisgegenüber dem Projekt Europa. Dennochhaben wir uns – wie viele unserer Partner –über die Auszeichnung der EU mit dem Frie-densnobelpreis gefreut. Für uns war diesein Anlass, daran zu erinnern, dass Europamehr ist als der westliche Teil unseres Konti-nents. Auch die Länder des Ostens, die ineiner friedlichen Revolution das Joch desKommunismus abgeschüttelt haben undnach wie vor mehrheitlich aus Überzeugungan der europäischen Einigung mitarbeiten,haben ihren Anteil an dieser Würdigung.

Noch etwas Erfreuliches: 2012 sind dieKollekten-Einnahmen von Renovabis nurleicht zurückgegangen, die Spenden aberum mehr als eine halbe Million Euro gestie-gen. Dafür sind wir mit Blick auf unsere Pro-jektpartner sehr dankbar.

P. Stefan Dartmann SJHauptgeschäftsführer Renovabis

13Jahresbericht Weltkirche 2012

Krasse Armut im Osten Europas? Gibt esdie überhaupt (noch)? Welches sind die ärm-sten Länder Osteuropas? Je nachdem, wel-che Maßstäbe man anlegt, fällt die Antwortverschieden aus. Was die konkreten Lebens-bedingungen der Menschen angeht, dürftenAlbanien und die Republik Moldau dasSchlusslicht außerhalb der EuropäischenUnion darstellen, Bulgarien steht innerhalbder EU am Ende der Skala. Die Solidaritätvon Renovabis gilt in besonderem Maße denArmen. So habe ich im vergangenen Jahr be-wusst Projekte in Albanien und Bulgarienbesucht. Eine rauchende Müllhalde im alba-nischen Durres, wo Kinder unter lebensun-würdigen Verhältnissen im Müll nach ver-käuflichen Rohstoffen stocherten, hat sichmir tief eingeprägt.

Keine Hilfe für EU-Mitglieder?

Aber auch die EU-Zugehörigkeit eines Lan-des in Osteuropa als solche ist für Renovabiskein Ausschlusskriterium für die Förderungkirchlicher oder gesellschaftlicher Partner.In jüngster Vergangenheit mussten geradeauch bestimmte EU-Mitgliedsländer (bei-spielsweise Rumänien) schwere Rückschlägedurch die globale Finanz- und Wirtschafts-krise hinnehmen, was dort – zumindest vor-läufig – die Aussicht auf stärkeres staatli-

Renovabis Partnerschaftliche Solidarität im Osten Europas

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Seit 20 Jahren fördert die Solidaritätsakti-on Renovabis Projekte im Osten Europas. BisEnde 2012 waren dies 19.100 Einzelmaßnah-men mit einer Bewilligungssumme von 560Millionen Euro. Wichtig dabei ist der ganz-heitliche Ansatz: Sowohl kirchliche als auchsoziale und Bildungsprojekte der Partnerwerden unterstützt. 2012 konnte Renovabis828 Projekte in 29 Ländern mit einer Gesamt-summe von 26,54 Millionen Euro fördern.Mehr Informationen unter www.renovabis.de

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

Folgen der Migration –die Alten bleiben zurück.

obenUm Hilfe für Kinder

ging es bei derPfingstaktion 2012.

untenSchwestern

kümmern sich umKinder, die „im

Untergrund leben“.

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14 Jahresbericht Weltkirche 2012

Menschenwürdiges Einkommen in derglobalisierten Welt – unter diesem Titel ver-öffentlichte Justitia et Pax am 30. August2012 in Berlin gemeinsam mit dem DGBeine Orientierungshilfe, in der effizientesoziale Sicherungssysteme und existenz-sichernde Mindestlöhne gefordert werden,die vor allem informell und prekär arbeiten-

de Menschen vor Armutschützen sollen. In inter-nationalen sozialen Min-deststandards und ent-sprechenden Konventio-nen sieht Justitia et Paxein wichtiges Instrumentzur Durchsetzung men-schenwürdiger Arbeit, ge-rade unter den Bedin-gungen informeller Wirt-schaft. Der Einsatz zurRatifizierung der Kon-vention der Internationa-len Arbeitsorganisation

Justitia et PaxFür menschenwürdige Arbeit weltweit

„Menschenwürdige Arbeit für Hausangestell-te“ hat Früchte getragen: Mit dem Beschlusszur Ratifizierung ist Deutschland im Som-mer 2013 unter den ersten zehn Ländern,die dieses Übereinkommen ratifizieren.

Menschenwürdige Arbeit und Einkom-men sind auch Voraussetzungen, um Men-schenhandel oder erzwungener Arbeitsmi-gration den Boden zu entziehen – in Her-kunfts- und Zielländern.

Ethik in Wirtschafts- und Finanzwelt

Um ethische Grundsätze in der Wirtschafts-und Finanzwelt stärker zur Geltung zu brin-gen, brauche es eine sehr viel stärkere ethi-sche Orientierung für Führungskräfte inder Wirtschaft, betonten Kardinal Turkson,der Präsident des Päpstlichen Rates für Ge-rechtigkeit und Frieden, und Bischof Acker-mann bei der Vorstellung der Schrift „ZumUnternehmer berufen“ am 18. September2012 in Frankfurt. Eine wirklich sozialeMarktwirtschaft sei dringend auf die ethi-sche Urteilskraft ihrer Akteure angewiesen,so Bischof Ackermann. Erforderlich sei dieEinbeziehung ethisch moralischer Inhaltein die Curricula wirtschaftswissenschaftli-cher Studiengänge.

Gertrud CaselGeschäftsführerin Deutsche Kommission Justitia et Pax

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

„Gerade Länder mit hohen Ansprüchenan Rechtstaatlichkeit, Demokratie undGlaubwürdigkeit müssen internationaleAbkommen in nationale Gesetzgebungüberführen. Erst damit können in der glo-balisierten Welt geltende Mindeststan-dards als Sicherheitsnetze für diejenigendienen, die Gefahr laufen, in einem ruinö-sen Preiswettbewerb aus Profitgier ausge-beutet und diskriminiert zu werden. Diesgilt für Textilarbeiterinnen in Bangladeschebenso wie für philippinische oder ukraini-sche Hausangestellte in Deutschland“.

Bischof Dr. Stephan Ackermann, Vorsitzender der Deutschen KommissionJustitia et Pax, aus Anlass der Ratifizierungder Hausangestellten-Konvention durch denDeutschen Bundestag.

Die Deutsche Kommission Justi-tia et Pax ist eine Einrichtung derDeutschen Bischofskonferenz unddes Zentralkomitees der deutschenKatholiken zur Förderung von Ent-wicklung, Menschenrechten undFrieden. Mit dem Evangelischen Ent-wicklungsdienst bildet sie die „Ge-meinsame Konferenz Kirche undEntwicklung“ (GKKE). Mehr Informa-tionen unter www.justitia-et-pax.de

rechts„Menschenwürdiges Ein-kommen in der globali-sierten Welt“ – Presse-konferenz von Justitiaet Pax mit dem DGB,Frau Ingrid Sehrbrock,im August 2012 in Berlin

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15Jahresbericht Weltkirche 2012

Die weltkirchliche Arbeit des Zentralko-mitees der deutschen Katholiken (ZdK) und-der katholischen Verbände war im Jahr 2012besonders vom Katholikentag in Mannheimgeprägt. Im Zentrum „Globale Verantwor-tung“ sowie im Kernprogramm wurden welt-kirchliche sowie umwelt- und entwicklungs-politische Themen aufgegriffen. Große Dis-kussionsveranstaltungen nahmen die Zukunftdes weltweiten Klimaschutzes, die Frage derWelternährung, die große Armut in Entwick-lungsländern, die Perspektiven des interkul-turellen Dialogs sowie die Religionsfreiheitin den Blick. Viele der über 500 Gäste ausaller Welt berichteten von ihrem Engage-ment in Afrika, Asien und Lateinamerika.

Vernetzung

Im ZdK-Sachbereich „Weltkirchliche Solida-rität und Entwicklungszusammenarbeit“ wur-den die zahlreichen Initiativen in den ka-tholischen Verbänden, Werken und Räten imHinblick auf gemeinsame Anliegen vernetzt.

Nachhaltig wirtschaften und leben

Die Frage nach einer nachhaltigeren Wirt-schafts- und Lebensweise bildete einen wich-tigen Schwerpunkt der ZdK-Arbeit. Beim Ka-tholikentag fand ein hochrangig besetzteswissenschaftliches Symposium zu diesemThema statt. Im März wurde gemeinsam

ZdK und katholische Verbände Weltkirche auf dem Katholikentag

mit großen katholi-schen Verbänden eineFachtagung zum Thema„Kirche auf dem Wegder Nachhaltigkeit – 20Jahre nach Rio“ veran-staltet. In Rückblick aufden „Erdgipfel“ im Jahr1992 debattierten zahl-reiche Akteure aus Poli-tik, Wissenschaft, Wirt-schaft und (Zivil-)Gesell-schaft über die notwen-digen (gesellschafts-)po-litischen Veränderungensowie über die Rolle derKirchen in diesem Pro-zess. Die ZdK-Vollversammlung hat dazu dieErklärung „Verantwortung für die Umset-zung der Menschenrechte und Bewahrungder Schöpfung – öffentliche und kirchlicheBeschaffung nach sozialen und ökologi-schen Kriterien“ vorgelegt.

Gemeindeleitung am Beispiel Asiens

Neben gesellschaftspolitischen Herausforde-rungen wurden auch innerkirchliche Frage-stellungen weltkirchlich thematisiert. FrauCora Mateo, ehemalige Generalsekretärinder Kommission für Kirche und Laien derasiatischen Bischofskonferenz, berichteteim ZdK von ihren Erfahrungen der Gemein-deleitung durch Laien, insbesondere durchFrauen, in Asien.

Karin Kortmann, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Hubert Tintelott,ehem. Generalsekretär des Internationalen Kolpingwerkes

Cora Mateo bei derHerbstvollversammlung

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Das Zentralkomitee der deutschenKatholiken (ZdK) ist der repräsentati-ve Zusammenschluss des Laienkatho-lizismus in Deutschland. Das ZdK en-gagiert sich für weltkirchliche Anlie-gen und bezieht Stellung zu aktuel-len entwicklungspolitischen Heraus-forderungen. Im Jahr 2012 standender Katholikentag in Mannheim unddie Frage nach einer nachhaltigenWirtschafts- und Gesellschaftsord-nung im Fokus. Weitere Informatio-nen unter www.zdk.de

Aus der weltkirchlichen Arbeit 2012

Podium „Tank – Trog –Teller“ mit Dr. Auma Obamaund Christiane Grefe

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16 Jahresbericht Weltkirche 2012

Menschenhandel

Auszug aus der Erklärung der auf der „Jah-restagung Weltkirche und Mission“ in Würz-burg versammelten Vertreter der wichtigstenweltkirchlichen Akteure der katholischen Kir-che in Deutschland (Erklärung vom 29. 5.2013):

Erschütternde Berichte über das Leid der Opferdes Menschenhandels in Mexiko, Indien, Weiß-russland, Libanon, Simbabwe und auch inDeutschland haben uns eindrucksvoll die un-terschiedlichen Gesichter des Menschenhan-dels vor Augen geführt.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO)geht davon aus, dass allein in der Europäische

Union rund 880.000 Menschen leben, die vonMenschenhandel betroffen sind. Die unter demBegriff Menschenhandel zusammengefasstenPhänomene sind vielgestaltig und beziehensich auf unterschiedliche Formen kriminellerAktivitäten, insbesondere zum Zweck der sexu-ellen Ausbeutung und zum Zweck der Ausbeu-tung der Arbeitskraft. Weitere Tatbestände wieZwangsverheiratung, erzwungene Betteltätig-keit, Organhandel und illegale Adoptionen ge-hören ebenfalls zu den Erscheinungsformendes Menschenhandels.

Die „EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Men-schenhandels“, die 2011 verabschiedet wurde,zielt auf einen besseren Schutz der Opfer, siehtaber auch eine deutlich schärfere Verfolgungder Täter vor. Diese EU-Richtlinie sollte bis

April 2013 von allen Mitgliedsstaaten in natio-nales Recht umgesetzt werden, was bisher abernur in sechs Staaten geschehen ist. Auch dieBundesrepublik Deutschland hat diese Fristverstreichen lassen.

Als Christen sind wir herausgefordert, dieSendung Jesu Christi fortzuführen. Diese be-steht darin, den Armen die gute Nachricht zubringen, den Gefangenen die Entlassung zu ver-künden, den Blinden das Augenlicht und dieZerschlagenen in Freiheit zu setzen (vgl. Lk4,18–19). Jesus war gesandt, allen Menschen dasLeben in Fülle zu verheißen (vgl. Joh 10,10). Die-sem Sendungsauftrag verpflichtet, können wir

Christen uns nicht mit demhimmelschreienden Unrechtdes Menschenhandels abfin-den, der Menschen zu einerreinen Ware degradiert undihre Würde missachtet. Von Papst Franziskus fühlen

wir uns ermutigt, wenn er noch vor seinerWahl den versammelten Kardinälen erklärt:„Die Kirche ist aufgerufen, aus sich selbst her-auszugehen und an die Ränder zu gehen. Nicht

Menschenhandel heute bekämpfenAbschlusserklärung der Jahrestagung Weltkirche und Mission 2013

Papst Franziskusin seiner Osterbotschaft2013

„Der Menschenhandel ist die am weitesten verbreitete Sklaverei unseres Jahrhunderts.“

Daniele Priscila (23 Jahre)arbeitet als Prostituierte. Sie

wird vorgestellt in der Adveniat-Reportage: „Ein Schrei fürs

Leben. Maria de FatimaEvangelista und der Kampf

gegen den Menschenhandel“(www.adveniat.de).

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Jahresbericht Weltkirche 2012 17

nur an die geografischen Ränder, sondern andie Grenzen der menschlichen Existenz: diedes Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes,die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, dieder fehlenden religiösen Praxis, die des Den-kens, die jeglichen Elends.“

Wir sind uns bewusst geworden, dass wirdurch unseren Konsum und Lebensstil unterUmständen auch Nutznießer des Menschen-handels werden können.

Als weltkirchliche Akteureverpflichten wir uns daher selbst:

Wir unterstützen unsere Projektpartner welt-weit in ihren Initiativen zur Bekämpfung desMenschenhandels. Dazu gehören der Aufbauvon Beratungsstrukturen und die Schaffungvon Einrichtungen zum Schutz und zur Versor-gung der Opfer. Im Dialog mit unseren Part-nern entwickeln wir gemeinsam Sensibilitätfür Situationen von Ausbeutung und Menschen-handel und regen entsprechende Bemühungenan. Wir sind aufgefordert, gemeinsam die Ursa-chen und Bedingungen von Menschenhandelaufzudecken und zu bekämpfen.

Wir verstärken Vorhaben der Öffentlichkeits-und Bildungsarbeit, um in Deutschland überdie Hintergründe des Menschenhandels unddie damit verbundenen Herausforderungen zuinformieren. Wir fördern ebenso Initiativen inunseren Partnerländern zur Aufklärung überGefährdungen und Ausbeutungsversuche durchverbrecherische Organisationen des Menschen-handels.

Wir suchen Gespräche mit Verantwortungs-trägern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft,um auf Phänomene von Menschenhandel auf-

merksam zu machen, den Kampf gegen das or-ganisierte Verbrechen zu intensivieren und Ge-rechtigkeit für die Opfer des Menschenhandelseinzufordern.

Von der Bundesregierung bzw. den Länder-regierungen und den Parlamenten fordern wir:

die unverzügliche und vollständige Umset-zung der „EU-Richtlinie zur Bekämpfung desMenschenhandels“ in deutsches Recht,

eine an der Realität orientierte kritischeÜberprüfung des Prostitutionsgesetzes vomDezember 2001,

eine kostendeckende Regelfinanzierung fürFachberatungsstellen und für sichere Unter-bringung der Opfer von Menschenhandel in ge-eigneten Schutzunterkünften,

eine Bleiberechtsregelung für die Opfer desMenschenhandels, die humanen Anforderun-gen genügt und die Strafverfolgung der Tätererleichtert.

Unsere Anerkennung gebührt den vielen Frau-en und Männern, die sich unermüdlich für dieRechte der Betroffenen und die Achtung ihrerMenschenwürde einsetzen. In diesem Bereich isteine tatkräftigere Unterstützung durch Männererforderlich. Denn das Thema geht uns alle an.

Menschenhandel

linksMahnmal gegen

die Sklaverei aufder senegalesi-

schen Insel Gorée

rechtsMissachtet und zurWare degradiert –

der Skandal desMenschenhandels

muss bekämpftwerden durch

Aufklärung, Opfer-schutz und Strafver-

folgung der Täter.

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18 Jahresbericht Weltkirche 2012

Menschenhandel

Schwester Estrella,was bedeutet der Name Talitha Kum?

Sr. Estrella: Er bedeutet auf Aramäisch „KleinesMädchen, steh auf“. Das sagt Jesus im Markus-evangelium zu dem Mädchen, das er von denToten erweckt. Die Worte stehen für die Chan-ce auf ein unbeschwertes Leben. Diese Chancewollen wir Opfern des Menschenhandels geben.Dabei konzentrieren wir uns auf Mädchen undFrauen, die Menschenhändlern besondersschutzlos ausgeliefert sind.

Der Name legt nahe, dass Betroffenedem Tod oft näher sind als dem Leben.

Sr. Estrella: Ja, der Menschenhandel beraubt sieihrer Freiheit und ihrer Würde und beutet siewirtschaftlich und seelisch bis ans Ende ihrerKräfte aus. Die Opfer sind traumatisiert. Vorihrer Befreiung müssen sie oft jahrelang unterder Behandlung der Händler und Abnehmer lei-den: unter Gewalt, Hunger, Arbeit bis zu 16 Stun-den am Tag, unter Demütigung und Kerker.

Und danach?

Sr. Estrella: … stehen sie oft völlig allein da undhaben keinen sicheren Platz. Die Behördendrängen meist auf Abschiebung in die Her-kunftsorte, meist also ärmere Länder ohne effi-ziente staatliche Strukturen. Dort droht denOpfern soziale Stigmatisierung, nicht seltensogar Ermordung durch die Kriminellen,denen sie entkommen sind. Ihnen fehlen Men-schen, die ihnen bei der Verarbeitung ihrer Er-lebnisse helfen. Das gilt gerade für Frauen undMädchen, die schon deshalb den größten Teilder Opfer stellen, weil sexuelle Ausbeutung zuden wichtigsten Geschäftsfeldern des Men-schenhandels zählt.

Wie hilft Talitha Kum konkret?

Sr. Estrella: Wir setzen auf die drei „P“: Protekti-on, Prävention und Partnerschaft im globalenNetzwerk.

Beginnen wir mit der Protektion,dem Schutz der Opfer.

Sr. Estrella: Das meint zum einen die Versorgungmit Soforthilfen wie Nahrung, Kleidung, Ob-dach und Medizin. Dabei gehen viele Helfergroße persönliche Risiken ein. Es gibt Schwe-stern auf Sri Lanka, deren Orden ich Ihnen garnicht nennen darf, weil sie geflohene Mädchen-Soldaten verstecken und deshalb selbst in Ge-fahr sind. Es geht aber auch um Hilfe auf länge-re Sicht. Indem man ihnen eine Ausbildung er-möglicht, gemeinsam ihre Stärken sucht, da-

Chance auf ein unbeschwertes LebenInterviewSchwester Estrella Castalone über den Kampf des Netzwerks „Talitha Kum“gegen Menschenhandel

Von KNA-Redakteur Christoph Schmidt

Die Opfer schuften als Hausangestellte oder werden alsSexsklaven missbraucht. Menschenhandel hat viele Gesich-ter. Jedes Jahr werden weltweit Hunderttausende wie Sklavenan kriminelle Abnehmer verkauft. Das Bündnis „TalithaKum“ kümmert sich um Betroffene. Im Interview berichtetdie Don Bosco Schwester Estrella Castalone, Generalsekretä-rin der Vereinigung, über ihre Arbeit.

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Jahresbericht Weltkirche 2012 19

Menschenhandel

mit sie selbstständig den Neubeginn schaffen.Das setzt voraus, dass man ihre seelischen Ver-letzungen heilt, in oft sehr schwierigen Gesprä-chen. Oft ist diese Form der Pastoral das einzi-ge, was wir tun können. Etwa in europäischenAbschiebezentren, wo Zwangsprostituierte aufihre Rückführung warten. Ein Beispiel istSchwester Dagmar Plum, die sich in Eisenhüt-tenstadt um Frauen kümmert. Mehr als dieHälfte von ihnen sind Opfer der Sex-Industrie.Ein weiteres Beispiel sind die Mitschwesternim römischen Abschiebezentrum Ponte Gale-ria, wo Frauen aus Afrika, Osteuropa und La-teinamerika einsitzen. Menschenhändler lok-ken sie mit falschen Versprechungen auf einbesseres Leben, stattdessen landen sie in Bor-dellen. Zum Schutz zählt auch rechtlicher Bei-stand, um den Opfern einen legalen Aufenthaltzu ermöglichen.

Versucht Talitha Kum selbst aktiv, Betroffeneausihrer Gefangenschaft zu befreien?

Sr. Estrella: Ich kann ihnen Fälle von Indien bisDeutschland nennen, wo mutige Schwesternden Hilferufen nachgegangen sind und Men-schen aus den Händen ihrer Ausbeuter gerettethaben. Gott segne diese Schwestern.

Sie erwähnten die Prävention.Was tun Sie, um Menschenhändler zu stoppen?

Sr. Estrella: Wir wollen möglichst vielen Leutendie Strukturen klar machen, unter denen derHorror gedeihen kann. Dafür trainieren wir Or-densschwestern auf der ganzen Welt, um sie

linksOrdensnetzwerkewie „Talitha Kum“

und „Rede um gritopela vida“ wollen

über Mechanismenund Strukturen desMenschenhandels

aufklären, um poten-tiellen Opfern ein

unbeschwertes Le-ben zu ermöglichen.

rechtsDie Angst vor der

Verhaftung lässt vieleOpfer von Menschen-handel und Zwangs-

arbeit in ihren entwür-digenden Lebensbe-

dingungen verharren.

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20 Jahresbericht Weltkirche 2012

Menschenhandel

Zwangsprostitution und Frauenhandelgehören nicht nur zu den abscheulichstenVerbrechen unserer Zeit, hier wird – christ-lich gesprochen – die dem Menschen vonGott gegebene Würde in besonders eklatan-ter Weise mit Füßen getreten. Die systema-tische Versklavung und Ausbeutung vonFrauen und Mädchen, die dabei geschieht,ist auch von den Päpsten Johannes Paul II.,Benedikt XVI. und zuletzt Franziskus scharfverurteilt worden. Auf allen Ebenen derWeltkirche ist die Herausforderung durchdiese Verbrechen inzwischen erkannt undangenommen worden.

Nicht zuletzt bei uns in Deutschlandwird das Netz kirchlicher Organisationen,Verbände und Hilfswerke, die sich damitauseinandersetzen und die insbesondereversuchen, den Opfern von Zwangsprostitu-tion und Frauenhandel beizustehen, vonJahr zu Jahr dichter.

Breit angelegtes Bündnis

Auch das im Januar 2000 auf dem Freisin-ger Domberg gegründete „Aktionsbündnisgegen Frauenhandel“ in Bayern ist in die-sem Kontext zu sehen. Es ging aus einer Ta-gung hervor, die den sprunghaften Anstiegdes Handels mit Frauen aus Osteuropanach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ the-matisierte. Die Solidaritätsaktion Renova-bis nahm sich in der Folge dieser Thematikin besonderer Weise an und kümmerte sich

„Aktionsbündnisgegen Frauenhandel“in BayernEin Netzwerk aus christlichem Geist

Von Burkhard Haneke, Geschäftsführer Renovabis

Das weltweite Bündnis „Talitha Kum – Internationa-les Netzwerk geweihten Lebens gegen Menschenhan-del“ wurde 2004 gegründet. Darin arbeiten mehr als600 Ordensschwestern in 22 Mitgliedsorganisationenund 75 Ländern gegen die moderne Form der Sklaverei.Außerdem will Talitha Kum gezielt auf die internatio-nale Politik einwirken, um den Kampf gegen Men-schenhandel zu verstärken. Die Zentrale von TalithaKum hat ihren Sitz in Rom. Informationen unterwww.talithakum.info

für die Methoden der Mafias zu sensibilisieren:Wer ist besonders gefährdet? Wie funktionie-ren die Anwerbestrategien? Wohin verlaufendie „Handelswege“? Wer sind die Abnehmer?Jede Weltregion hat ihre eigenen Gesetze. Wirwollen möglichst viele Autoritäten und poten-ziell Betroffene gegen die Gefahren schulen.Vom Dorfschullehrer in Ostafrika bis zum Ha-fenbeamten in Fernost. Wichtig sind auch Kam-pagnen zu sportlichen Großereignissen. ZurFußballweltmeisterschaft in Brasilien 2014 pla-nen wir ein Treffen mit Schwestern aus 17 la-teinamerikanischen Staaten.

Damit sind wir bei der globalen Partnerschaft.

Sr. Estrella: Die Präsenz katholischer Orden aufder ganzen Welt ist eine starke Basis für denKampf gegen den Menschenhandel, der inter-national vernetzt ist. Ihn kann man nur durchinternationale Zusammenarbeit bekämpfen.

Weltweit arbeiten wir mit hundertenSchwestern, aber auch mit Priesternund Ordensmännern sowie mit Psy-chologen und Menschenrechtsanwäl-ten in Dutzenden Staaten zusammen.Viele davon sind gleichzeitig Ur-sprungs-, Transit- und Zielland, zumBeispiel Deutschland. Doch klar istauch, dass Talitha Kum nur einenBruchteil der Opfer erreichen kann.

„Talitha Kum –Mädchen, steh‘auf!“ nennt sichdas internationaleOrdensnetzwerk,das sich zum Zielsetzt, Mädchen undFrauen gegen dieVersprechungenskrupelloser Aus-beuter stark zumachen.

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Jahresbericht Weltkirche 2012 21

Menschenhandel

um die logistischen Grund-lagen des entstehendenNetzwerks. Sach- und Fach-verstand wurde vor allemvon Fachberatungsstellenwie SOLWODI und JADWIGA,aber auch von Ordensge-meinschaften oder vonnicht kirchlich gebundenenOrganisationen wie TERREDES FEMMES eingebracht.Inzwischen zählt das bayeri-sche „Aktionsbündnis gegenFrauenhandel“ rund zwanzig Mitgliedsorga-nisationen und ist bewusst ökumenisch aus-gerichtet – neben katholischen Verbändenwie dem Katholischen Deutschen Frauen-bund (KDFB) und der Katholischen Frauen-gemeinschaft Deutschlands (kfd) oder demKolpingwerk Bayern sind auch das Diakoni-sche Werk Bayern und die EvangelischeFrauenarbeit Bayern vertreten.

Europäischer Tag gegen Menschenhandel

In halbjährlichen Vollversammlungen tau-schen sich die Mitglieder des Netzwerks ausund beraten über Aktionen und Lobbyar-beit gegen den Frauenhandel. Einmal proJahr tritt das Aktionsbündnis am „Weltfrau-entag“ oder am „Europäischen Tag gegenden Menschenhandel“ mit einer öffentli-chen Tagung hervor, die – in Kooperationmit der Hanns-Seidel-Stiftung“ – abwech-

selnd in allen größerenbayerischen Städten durch-geführt werden. Die The-men fokussieren dabei je-weils unterschiedliche Fa-cetten der Problematikwie etwa „Zum Sex ge-zwungen – und dann…?!Wer hilft den Opfern vonFrauenhandel?“, „Männer-sache Frauenhandel – Frei-er, Täter, Jedermänner“ oder „Sex sells … Men-schenhandel und die Medien“.

Unterstützung anderer Netzwerke

Das Engagement des „Aktionsbündnissesgegen Frauenhandel“ in Bayern, das gerneauch die Bildung weiterer ähnlicher Netz-werke unterstützt, findet sich dokumen-tiert unter www.gegen-frauenhandel.de.

linksIn Brasilien haben35 Ordensgemein-schaften das Netz-

werk „Ein Schrei fürsLeben“ gegründet,

das über die Gefah-ren des Menschen-

handels aufklärt:redeumgritopelavida.

blogspot.com

rechtsInformation und Auf-

klärung in den Her-kunftsländern sind

entscheidender Teilder Präventation.

Nach dem Fall des„Eisernen Vorhangs”

bemühte sich Renova-bis um den Aufbaueines Netzwerkes

gegen Frauenhandel.

Sr. Lea Ackermanngründete vor

25 Jahren Solwodi(Solidarity with

women in distress).www.solwodi.de

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22 Jahresbericht Weltkirche 2012

Menschenhandel

Menschenhandel, dem wird niemand ernst-haft widersprechen können, ist ein abscheu-liches Verbrechen. Es besteht daher große Über-einstimmung, Menschenhandel entschlossenund umfassend zu bekämpfen. Die internatio-nale Staatengemeinschaft hatte im Jahr 2000mit der Verabschiedung des Zusatzprotokolls„Menschenhandel“ zum „Übereinkommen derVereinten Nationen gegen die grenzüberschrei-tende organisierte Kriminalität“ die rechtlichenGrundlagen gelegt, um Menschenhandel straf-rechtlich zu definieren und weltweit zu be-kämpfen. Das UN-Übereinkommen weist aktu-ell 147 Ratifizierungen auf. Die Signaturstaa-ten verpflichten sich, Menschenhandel alsStraftat mit einer Androhung von bis zu 10 Jah-ren Freiheitsstrafe in das eigene nationaleRecht einzuführen. Damit wird Menschenhan-del im Strafmaß wie ein Tötungsdelikt bewertet.

Inzwischen beteiligt sich eine breite Allianzaus Regierungsbehörden, Internationalen Orga-nisationen und Nichtregierungsorganisationenaktiv an den Bemühungen zur Umsetzung desMenschenhandelsverbots. Besonders engagiertsind die christlichen Kirchen und ihre Mit-gliedsorganisationen. Papst Franziskus hat in

seiner Osteransprache 2013auf Menschenhandel alsdie im 21. Jahrhundert amweitesten verbreitete Skla-verei hingewiesen.

Diese Überzeugungkann sich auf zahlreicheVeröffentlichungen stüt-zen. Dabei reichen dieSchätzungen über dieZahl „moderner Sklaven“bis zu 27 Millionen Men-

schen weltweit. Menschenhandel, so wird mitGewissheit vermutet, nimmt weltweit immernoch zu und verschafft den Tätern weiter stei-gende kriminelle Profite in Milliardenhöhe.Dringend erforderlich seien daher weitere ver-stärkte Anstrengungen zur Bekämpfung desMenschenhandels und zum Schutz der Opfer.Es mehren sich allerdings die Zweifel, dass einblosses „Weiter so“ wirklich zielführend ist.

Opferschutz Anlass zur Sorge

Die Informationen über Stand und Umsetzungdes Opferschutzes bieten Anlass zur Sorge.Nach Angaben des US-Außenministeriums wer-den weltweit im Jahr 2011 nur etwa 7 200 Er-mittlungsverfahren wegen des Verdachts aufMenschenhandel eröffnet. Nur in 4 200 Fällenkonnte eine Verurteilung erwirkt werden. DaSchutz- und Unterstützungsmaßnahmen da-von abhängen, dass die Behörden einen Statusals mutmaßliches Opfer von Menschenhandelanerkennen, bleiben somit viele Menschen, dievon extremer Ausbeutung betroffen sind, nichtnur schutzlos, sondern müssen unter Umstän-den sogar mit einer Bestrafung wegen irregulä-rer Einwanderung oder Schwarzarbeit rechnen.Dies ist auch in Deutschland der Fall. Hierkommt der Straftatbestand „Menschenhandelzum Zweck der Arbeitsausbeutung“ (§ 233StGB) kaum zur Anwendung. Für das Jahr 2011hat das Bundeskriminalamt nur 13 eröffneteErmittlungsverfahren registriert. Die meistenFälle extremer Arbeitsausbeutung werden alsSozialabgabenhinterziehung (§ 266a StGB), ille-gale Beschäftigung (§ 4 AufenthG) oderSchwarzarbeit verfolgt. Die Geschädigten ex-trem ausbeuterischer Beschäftigung werdendabei nur als Zeugen oder sogar Mittäter be-

Von der Kriminalitätsbekämpfung zum Empowerment

Norbert Cyrus, Hamburger Institut für Sozialforschung

Hinweise zum Konzept Menschenhandel

Alexsandra Mariade Santana unter-richtet im CentroCommunitárioSalesiano Tanz.Aus der Adveniat-Reportage „EinSchrei fürs Leben“.

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Jahresbericht Weltkirche 2012 23

Menschenhandel

handelt. Der Bundesgerichtshof hat in einemBeschluss vom 13. Januar 2010 (3 StR 507/09)unmissverständlich klar gestellt, dass derZweck des § 233 StGB (Menschenhandel zumZweck der Ausbeutung) trotz der Überschriftnicht im Schutz vor Ausbeutung liegt, sondernim Schutz der individuellen Freiheit, über dieeigene Arbeitskraft zu verfügen. Dies beinhal-tet auch die Freiheit, sich ausbeuten zu lassen.Viele Situationen, über die in der Öffentlich-keit unter der Überschrift „Menschenhandel“berichtet wird, erweisen sich bei genauererÜberprüfung als rechtlich weniger schwerwie-gend eingestufte Tatbestände, die keinen An-spruch auf Opferschutz bedeuten.

Straftatbestand „Arbeitsausbeutung“

Obwohl der Schutz von Opfern in der öffentli-chen Diskussion hervorgehoben wird, liegt derSchwerpunkt der Maßnahmen faktisch auf Kri-minalitätsbekämpfung, also der Ermittlung undBestrafung von Tätern. Das ist insofern konse-quent, als das Zusatzprotokoll „Menschenhan-del“ Bestandteil des Systems der internationa-len Verbrechensbekämpfung ist. Menschenrechts-organisationen haben daher in der Diskussionschon sehr früh ergänzende Opferschutzmaß-nahmen verlangt. Dieser Forderung glaubtman vor allem durch die bereits erwähnte sug-

gestive Verknüpfung von Ein-zelfällen und möglichst hoherDunkelzifferschätzung Nach-druck zu verleihen. Bei dieserArt der Anwaltschaft geht al-lerdings verloren, dass mitden zur Zeit verfolgten Ansät-zen nur dem kleinen Teil derausgebeuteten Menschen Zu-

gang zu Unterstützung und Schutz angebotenwird, der von Behörden als mutmaßlichesOpfer von Menschenhandel identifiziert wird.

Inzwischen verwendet die Internationale Ar-beitsorganisation (ILO) für ihre Schätzungennicht mehr den Begriff „Menschenhandel“, son-dern ausschließlich „Zwangsarbeit“. Damitempfiehlt die ILO, Schutz und Unterstützungumfassender für Opfer erzwungener Arbeit an-zubieten. Eine vom Bundesministerium für Ar-beit in Auftrag gegebene Studie zur „Entwick-lung tragfähiger Unterstützungsstrukturen fürBetroffene von Menschenhandel zur Arbeits-ausbeutung“ empfiehlt unter anderem, das An-gebot an Schutz und Unterstützung nicht nurauf die besonders schweren Fälle (mutmaßli-chen) Menschenhandels zu beschränken, son-dern für alle (mutmaßlich) von Ausbeutung Be-troffenen zu öffnen. Empfohlen wird auch dieEinführung eines Straftatbestands „Arbeitsaus-beutung“ in das deutsche Recht.

Für Organisationen, die sich aus humanitä-ren und menschenrechtlichen Beweggründenan der Allianz zur Bekämpfung von Menschen-handel beteiligen, sollten diese EmpfehlungenAufforderung und Anlass sein, sowohl den er-reichten Stand beim Opferschutz als auch dieMaßnahmen zur Bekämpfung von Menschen-handel selbst zu hinterfragen.

linksNeben der Ermitt-

lung und Bestrafungvon Tätern darf der

Opferschutz nichtvernachlässigt

werden.

rechtsEine von CaritasPakistan organi-

sierte Protestaktionin Punjab/Pakistangegen Menschen-

handel und Ver-sklavung von Frauen

und Kindern

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Weltkirchliche Arbeit in Zahlen

24 Jahresbericht Weltkirche 2012

Projektförderung durch Ordensgemeinschaften, Bistümer und Hilfswerke

Im Jahr 2012 haben die katholischen Hilfswerke Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerikaund Osteuropa mit rund 401 Millionen Euro gefördert. Von den 27 Bistümern wurden nichtnur Kollekten- und Spendengelder in erheblichem Umfang an die Hilfswerke weitergeleitet.Sie unterstützten die weltkirchliche Projektarbeit zusätzlich mit 43,55 Millionen Eurodurch direkte Hilfen aus ihrem Haushalt. Die Bistümer leisten darüber hinaus Zahlungenan den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD): Im Jahr 2012 waren es 64,3 MillionenEuro für die weltkirchlichen Aufgaben.1

Viele Pfarrgemeinden und Verbände pflegen zudem direkte Kontakte zu Partnergemeindenweltweit und unterstützen pastorale und soziale Projekte mit (nicht bezifferbaren) regelmä-ßigen Spenden. Mit rund 88 Millionen Euro förderten die Orden die Projektarbeit.

Insgesamt ergibt dies eine Summe von mehr als einer halben Milliarde Euro, die von katho-lischen Orden, Bistümern und Hilfswerken für Hilfsprojekte weltweit zur Verfügung ge-stellt wurde. Mit den Direktüberweisungen katholischer Pfarrgemeinden und Verbände, diesich nicht beziffern lassen, liegt die Summe noch darüber.

Projektförderung Hilfswerke, Orden, Bistümer nach Kontinenten

1 Da der Verband der Diözesen Deutschlands diese Gelder zum großen Teil an die Hilfswerke weiterleitet, ist dieser Betrag in der Statistik der Hilfswerke abgebildet und wird daher an dieser Stelle nicht in die Summe einbezogen.2 länderübergreifende Projektförderung

0

50

100

150

200

159.

596.

511,

–29

,9 %

128.

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65.3

51,–

9,2 %

152.

405.

350,

–28

,6 %

43.0

05.0

85,–

8,1 %

Afrika Asien Mittel- undOsteuropa

Lateinamerika/Karibik

International2

532.527.137Summe

alle Angaben in Euro

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Weltkirchliche Arbeit in Zahlen

Projektförderung durch die Diözesen

Die 27 Diözesen in Deutschland pflegen vielfältige, zum Teil sehr intensive Beziehungenzu anderen Ortskirchen in der ganzen Welt. Die Diözesanstellen „Weltkirche“ unterstützendabei die Pfarreien, Verbände und Eine-Welt-Gruppen sowie die Diözesanleitungen. Sie sindAnsprechpartner für alle weltkirchlichen Belange und fördern die vielfältigen internationa-len Partnerschaften und Aktivitäten, nicht zuletzt in der weltkirchlichen Bildungs- und Öf-fentlichkeitsarbeit. Dafür wurden seitens der Diözesen im Jahr 2012 insgesamt 1,45 Mio.Euro ausgegeben. Hinzu kommen die Zuschüsse der Diözesen für die katholischen Akade-mien, in denen die weltkirchliche Bildungsarbeit ebenfalls einen hohen Stellenwert hat.Von einer ganzen Reihe von Diözesen werden auch Jugendliche bei sogenannten Freiwilli-geneinsätzen in anderen Ländern begleitet und finanziell unterstützt.

Die Diözesen fördern – im unterschiedlichen Ausmaß – auch Projekte ihrer kirchlichenPartner in den Ländern des Südens und Ostens. 2012 haben sie 43,55 Mio. Euro aus Kirchen-steuermitteln und Spenden für die Projektförderung zur Verfügung gestellt. In dieserSumme bleiben die überdiözesanen Kollekten für die Hilfswerke unberücksichtigt, ebensodie an die Hilfswerke weitergeleiteten Spenden in Höhe von 4,04 Mio. Euro.

Über die genannten Beträge hinaus unterstützten die Diözesen die Anliegen der Weltkircheim Jahr 2012 durch den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) mit weiteren 64,3 Mio.Euro. Diese Mittel machen 49 % des gesamten VDD-Haushalts aus und werden zum größtenTeil für die weltkirchliche Projektarbeit der katholischen Hilfswerke verwendet.

Asien

13.058.571 29,9 %

Mittel- und Osteuropa

8.328.543 19,1 %

Afrika

11.728.886 27,0 %

Lateinamerika

8.877.938 20,4 %

Direkte Projektförderung der Diözesen nach einzelnen Kontinenten

International1

1.558.246 3,6 %

alle Angaben in Euro

1 länderübergreifende Projektförderung

25Jahresbericht Weltkirche 2012

43.550.000Summe

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4

Weltkirchliche Arbeit in Zahlen

26 Jahresbericht Weltkirche 2012

Einnahmen Adveniat1 Caritas Kinder- Misereor7 Missio2 Renovabis Summeinternational8 missionswerk

Spenden3 14.944.215 15.228.941 68.614.827 40.633.193 37.833.139 5.763.395 183.017.710

Kollekten4 31.273.418 0 0 17.503.235 7.337.327 5.513.712 61.627.692

Kirchliche Haushaltsmittel5 2.451.200 4.570.773 0 8.170.050 21.290.224 15.884.240 52.366.487

Öffentliche Mittel (BMZ, AA, EU usw.) 0 19.397.423 0 113.818.508 0 6.000.000 139.215.931

Sonstige Einnahmen6 3.990.452 7.700.388 3.698.639 2.559.8137 9.520.480 2.043.463 27.353.234

Summe 52.659.285 46.897.525 72.313.466 182.684.7997 75.981.170 35.204.810 463.581.054

Einnahmen der Hilfswerke für die weltkirchliche Arbeit

Kollekten4

61.627.692 13,2 %

Spenden3

183.017.710 39,3 %

Öffentliche Mittel (BMZ, AA, EU usw.)

139.215.931 29,9 %

Sonstige Einnahmen6

27.353.234 6,3 %

Summe Einnahmen

463.581.054

Einnahmen der Hilfswerke

1 Bei Adveniat beziehen sich die Zahlen auf das Haushaltsjahr 2012,das am 01.10.2011 begann und am 30.09.2012 endete.

2 Kumulierte Ergebnisse von Missio Internationales Katholisches Missionswerk e.V. in Aachenund Missio Internationales Katholisches Missionswerk – Ludwig Missionsverein KdöR in München,dadurch Abweichungen von den eigenen Jahresberichten der beiden Werke.

3 einschließlich Mitgliedsbeiträge und Erbschaften4 einschließlich Sonderkollekten5 vom Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und einzelnen Diözesen6 Zinsen, Zuführungen aus Rücklagen, Zuführungen aus Stiftungen7 Einnahmen Misereors einschließlich Restmittel des Vorjahres, unverbrauchte Projektmittel und

Bewilligungszusagen des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung(BMZ), daher Abweichungen zwischen Einnahmen und Ausgaben.

8 Wegen der Berücksichtigung von Weiterleitungen innerhalb der Marmick-Hilfswerke Abweichungenvom eigenen Jahresbericht von Caritas international. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgabenwird den Treuhandmitteln entnommen.

alle Angaben in Euro

Kirchliche Haushaltsmittel5

52.366.487 11,2 %

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27Jahresbericht Weltkirche 2012

Weltkirchliche Arbeit in Zahlen

Summe 57.120.173 86.690.258 73.274.429 194.310.708 71.747.596 36.369.329 519.512.493

Projektförderung Asien9 0 19.001.9518 14.106.834 43.125.693 17.551.522 0 93.786.000

Projektförderung Europa10 s. Bildungsarbeit10 4.239.1828 3.701.378 s. Bildungsarbeit11 4.141.171 26.539.372 38.621.103

Projektförderung Lateinamerika12 39.738.633 9.966.319 25.143.420 43.152.776 10.359 0 118.011.507

Projektförderung International13 0 181.7668 151.250 31.247.898 5.351.253 0 36.932.167

Projektbegleitung 2.700.628 3.290.678 1.923.024 5.817.767 4.448.417 927.435 19.107.948

Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit14 1.391.486 440.557 2.510.332 3.720.887 4.881.456 595.152 13.539.870

Werbung und Verwaltung 4.855.929 4.532.624 4.526.094 12.256.732 7.609.952 3.765.179 37.546.510

Bildung von Projektrücklagen15 0 0 1.285.575 0 0 3.009.231 4.294.806

Sonstige Aufwendungen 3.972.609 1.679.392 2.230.003 7.639.816 1.588.698 368.441 17.478.959

Summe 52.659.285 59.556.3318 72.313.466 197.509.513 75.981.170 35.204.810 493.224.575

Ausgaben Adveniat1 Caritas Kinder- Misereor Missio2 Renovabis Summeinternational8 missionswerk

Projektförderung Afrika 0 16.223.8638 16.735.556 50.547.944 30.398.342 0 113.905.705

Ausgaben der Hilfswerke für die weltkirchliche Arbeit

0

10

20

30

40

50

60

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90

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130

SonstigeAuf-

wendungen

Bildungvon

Projekt-rücklagen15

Werbungund

Verwaltung

Bildungs-und

Öffentlich-keitsarbeit14

Projekt-begleitung

Projekt-förderung

International13

Projekt-förderung

Latein-amerika12

Projekt-förderungEuropa10

Projekt-förderung

Asien9

Projekt-förderung

Afrika

Summe Ausgaben

493.224.575

113.

905.

705

23,1

%

93.7

86.0

0019

,0 %

38.6

21.1

037,

8 %

118.

011.

507

23,9

%

36.9

32.1

677,

5 %

19.1

07.9

483,

9 %

13.5

39.8

702,

7 %

37.5

46.5

107,

6%

4.29

4.80

60,

9 %

17.4

78.9

593,

5%

Ausgaben der Hilfswerke

9 einschließlich Ozeanien10 zum Großteil Osteuropa11 Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland12 einschließlich Karibik13 länderübergreifende Projektförderung14 satzungsgemäße Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland15 Unter „Bildung von Projektrücklagen“ werden auch die Mittel erfasst, die sich am 31.12.2012 im Bewilligungsverfahren befanden und deshalb noch nicht als abgeschlossene „Projektförderung“ verbucht werden konnten.

alle Angaben in Euro

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Weltkirchliche Arbeit in Zahlen

28 Jahresbericht Weltkirche 2012

Deutsche Ordensleute im weltweiten Einsatz

2012 waren 2.247 Missionarinnen und Missionare aus Deutschland im weltweiten Ein-satz.1 Den größten Anteil der Missionskräfte stellen die Ordensgemeinschaften mit 1.939Personen, davon 1.120 Ordensschwestern, 634 Ordenspriester und 185 Ordensbrüder. 44,4 %der Missionskräfte aus den Ordensgemeinschaften sind in Afrika tätig, 36,2 % in Lateiname-rika, 16,7 % in Asien und 2,8 % in Osteuropa.

Asien 18.478.958,28 3.431.312,13 21.910.270,41

Ausgaben Männerorden Frauenorden Summe

Afrika 23.200.341,01 10.761.579,09 33.961.920,10

Lateinamerika 17.224.692,65 8.291.211,96 25.515.904,61

Osteuropa 1.029.992,23 785.712,65 1.815.704,88

Sonstige Länder 2.256.747,52 2.257.924,81 4.514.672,33

Verwaltung 4.061.026,32 800.665,44 4.861.691,76

Werbung 5.236.427,61 379.693,42 5.616.121,03

Bildung 1.914.022,29 292.576,75 2.206.599,04

Summe 73.402.207,91 27.000.676,25 100.402.884,16

alle

An

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PriesterordenBrüderordenSchwesternorden

Afrika 44,4 %

209 Ordenspriester

95 Ordensbrüder

556 Ordensschwestern

Asien 16,7%

164 Ordenspriester

38 Ordensbrüder

121 Ordensschwestern

Osteuropa 2,8 %

14 Ordenspriester

2 Ordensbrüder

38 Ordensschwestern

Summe 100 %

634 Ordenspriester

185 Ordensbrüder

1.120 Ordensschwestern

Amerika

247 Ordenspriester

50 Ordensbrüder

405 Ordensschwestern

36,2 %

Ausgaben der Orden für die weltkirchliche Arbeit

1 Quelle: Generalsekretariat des Deutschen Katholischen Missionsratsund der Deutschen Ordensobernkonferenz, Bonn

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Unter www.weltkirche.katholisch.de ist imSeptember 2012 das neue Internetportalder Konferenz Weltkirche online gegan-gen. Interessierte finden hier umfangrei-che Informationen zur weltkirchlichen Ar-beit in Deutschland und weltweit. Ent-wicklungszusammenarbeit, Mission, Fai-rer Handel, weltkirchliche Partnerschafts-und Friedensarbeit sind nur einige derThemen, die auf dem Portal Platz finden,in Form von tagesaktuellen Meldungen,Dossiers und Reportagen. Mit dem neuenOnlineangebot verfolgt die Konferenz

weltkirche.katholisch.de

Weltkirche das Ziel, über die verschiede-nen Facetten weltkirchlicher Arbeit zu in-formieren und den Besuchern der Websei-te Impulse für das eigene Engagement zugeben: Von Solidaritätsaktionen über in-ternationale Bistumspartnerschaften bishin zum Freiwilligendienst im Ausland –die Webseite gibt viele Beispiele und Anre-gungen, wie sich jeder Einzelne für dieEine Welt einsetzen kann. Mit der neuenDatenbank „weltweit & engagiert“ vermit-telt das Internetportal auch konkrete Mit-mach-Angebote und Kontaktadressen.

Das Internetportal der Konferenz Weltkirche

Deutsche BischofskonferenzKaiserstraße 16153113 BonnTelefon 0228 103 – 0www.dbk.de

Konferenz der Diözesan-verantwortlichen Weltkirchec/o Sekretariat der Deut-schen BischofskonferenzKaiserstraße 16153113 BonnTelefon 0228 103-276

Zentralkomiteeder deutschen KatholikenHochkreuzallee 24653175 BonnTelefon 0228 38297 – 0www.zdk.de

Deutsche Ordensobern-konferenz – DOKHaus der OrdenWittelsbacher Ring 953115 BonnTelefon 0228 68449 – 0www.orden.de

Deutsche KommissionJustitia et PaxKaiserstraße 16153113 BonnTelefon 0228 103 – 217www.justitia-et-pax.de

Jahresbericht Weltkirche 2012

HerausgeberKonferenz Weltkirchec/o Sekretariat derDeutschen Bischofs-konferenzBereich Weltkircheund MigrationKaiserstraße 16153113 BonnTelefon: 0228/103 – 276E-Mail: [email protected]

RedaktionHeribert BöllerDr. Thilo EsserMichael Kleine Dr. Heike Rumbach-Thome(V.i.S.d.P.)

TitelbildBastian Henning/Adveniat

Grafische GestaltungAnja Hammers

ReproType & ImageRoland Küpper, Aachen

DruckSchloemer & Partner GmbH,Düren

Gedruckt auf RecySatinRecyclingpapier,hergestellt aus mindestens80% Sekundärfasern.

BestelladresseSekretariat derDeutschen Bischofs-konferenzKaiserstraße 16153113 BonnTelefon: 0228/103 –111E-Mail: [email protected]

In der Konferenz Weltkirche sind vertreten: Impressum

Institut für Weltkircheund MissionPhilosophisch-TheologischeHochschule Sankt GeorgenOffenbacher Landstraße 22460599 Frankfurt am MainTelefon 069 6061 – 710www.iwm.sankt-georgen.de

AdveniatGildehofstraße 245127 EssenTelefon 0201 1756 – 0www.adveniat.de

Bonifatiuswerkder deutschen KatholikenKamp 2233098 PaderbornTelefon 05251 2996 – 0www.bonifatiuswerk.de

Caritas internationalKarlstraße 4079104 FreiburgTelefon 0761 200 – 0www.caritas.de

Kindermissionswerk„Die Sternsinger“Stephanstraße 3552064 AachenTelefon 0241 4461 – 0www.sternsinger.de

Bischöfliches HilfswerkMisereorMozartstraße 952064 AachenTelefon 0241 442 – 0www.misereor.de

Missio AachenGoethestraße 4352064 AachenTelefon 0241 7507 – 00www.missio.de

Missio MünchenPettenkofer Straße 26-2880336 MünchenTelefon 089 5162 – 0www.missio.de

RenovabisKardinal-Döpfner-HausDomberg 2785354 FreisingTel. 08161 5309 – 0www.renovabis.de

Page 32: Jahresbericht Weltkirche 2012 - weltkirche.katholisch.de · Fotos: Achim Pohl/Misereor (1), KNA-Bild (2) Erzbischof Dr. Ludwig Schick Vorsitzender der Konferenz Weltkirche und der

In der Konferenz Weltkirche sind vertreten: