Jahresrückblick 2011 - Orden der Barmherzigen Brüder ... · Dazu sagt die Charta der...

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1 Jahresrückblick 2011 61. Jahrgang · Januar/Februar 2009 · Internet: www.barmherzige.de

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Jahresrückblick 2011

61. Jahrgang · Januar/Februar 2009 · Internet: www.barmherzige.de

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Das Jahr der Familie des heiligen Johannes von GottWo stehen Brüder und Mitarbeiter in 20 Jahren 3Gemeinsam eine Kultur der Hospitalität aufbauen 4Eröffnung des Jahres der Familie des heiligen Johannes von Gott 5Kerze und Impulse für die Gemeinschaft 6Prälat Dr. Bertram Meier über den heiligen Johannes von Gott 6Musikalischer Auftakt des Jahres der Johannes-von-Gott-Familie 8Wie das Jahr der Johannes-von-Gott-Familie gefeiert wird 9Heiliger Johannes von Gott in den Einrichtungen 10Das weltweite Netz des Ordens 12Teilnahme am Internationalen Jugendtreffen 14

Familien mit freundschaftlicher VerbundenheitFamilie Engelmann, Algasing 16Familie Friedrich Reick, München 17Familie von Frater Bernhard Binder 18Familie von Frater Seraphim Schorer 19Familie von Frater Karl Wiench 20

Aus der bayerischen OrdensprovinzFrater Karl Wiench: Was Hospitalität für mich bedeutet 21Chronik 22Generalvisitation 24Papst mit Eustachius-Kugler-Schal 25Fortbildung: Das neue Gesicht der Ordens 26Berufungspastoral 27„Das neue Gesicht der Ordens“ – DVD 27Johannes-von-Gott-Oratorium in Regensburg 28Erzbischof Ludwig Schick gedenkt Eustachius Kugler 28Der Orden auf Facebook 29Neuer Internetauftritt der bayerischen Ordensprovinz 29 Jubiläen und Geburtstage 30

Besinnungstage · Exerzitien · ErneuerungskursBarmherzige Brüder als Träger und Gestalter 31Die Kraft der Hospitalität – mehr als ein Traum 32Besinnungstag zur Gelebten Barmherzigkeit 33„Die Familie des heiligen Johannes von Gott“ in Algasing 35Exerzitien in Kostenz „Maria, Heil der Kranken“ 36Erneuerungskurs in Wien und Kostenz 37

Aus den EinrichtungenSegen für das Wohnheim Sympert Fleischmann in Straubing 39Wohnheim Schloß Malseneck 4020 Jahre Palliativstation in München 41120 Jahre Sebastianeum in Bad Wörishofen 43Segnung des Alten- und Pflegeheims St. Raphael 44Segen für die Außenwohngruppe Bernhardswald 45 Segen für die neue Förderstätte in Waldmünchen 45Segen für die Förderstätte und neue Tagesstätte in Algasing 46Segnung der neuen Werkstätte in Straubing 47

Barmherzige Brüder weltweitFeierliche Profess in Papua-Neuguinea 48Japan – Korea: Übergangsprozess kommt voran 48 1177 Barmherzige Brüder weltweit 49Asiatisch-Pazifische Regionalkonferenz 49 Missionswoche 2011 – Hilfe für Alzheimer Patienten 49 Erneuerungskurs für die Brüder in der Region Europa 51Buchhinweis: Granada auf den Spuren des hl. Johannes von Gott 52Afrikanische Regionalkonferenz 524. Regionalkonferenz Europa in Dublin 53Ethik-Codex der Barmherzigen Brüder Österreich 55Besuch aus Portugal 56400 Jahre Barmherzige Brüder auf den Philippinen 56 Nachrufe 57

Liebe Leserinnen und Leser,

an der Wende zu einem neuen Jahr blicken wir zurück auf die Höhen und Tiefen des zu Ende gehenden Zeitabschnitts. Auch für die Barmherzigen Brüder in Bayern brachten die vergange-nen Monate mehr und weniger Erfreuliches: Wir konnten uns freuen über personelle, fachliche und bauliche Fortschritte in den verschiedenen Einrichtungen. Zugleich sind wir traurig über schmerzliche Verluste, etwa den Tod des noch jungen Frater Odo Weiper, und wir sind enttäuscht vom Verhalten einzelner, die ihrer Rolle in der Johannes-von-Gott-Familie nicht gerecht ge-worden sind.

Für unseren Ordensgründer Johannes von Gott war klar, dass er sich nicht auf Erreichtem ausruhen durfte. Unermüdlich streb-te er danach, die Bedingungen für die Armen und Kranken zu verbessern. Die ständige Erneuerung ist dem Orden der Barm-herzigen Brüder gewissermaßen ins Stammbuch geschrieben. Gerade am Ende dieses Jahres treffen sich die Mitglieder der ös-terreichischen und bayerischen Ordensprovinz zu einem zwei-teiligen Erneuerungskurs in Wien und Kostenz.

Erneuerung bedeutet, sich auch mal von liebgewonnenen Vor-stellungen und Gewohnheiten zu verabschieden und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Die Rolle der Brüder in unseren Einrichtungen kann heute nicht mehr die gleiche sein wie noch vor 20 Jahren. Generalrat Frater Rudolf Knopp, der heuer die Visitation in unserer Provinz durchgeführt hat, fordert in sei-nem richtungsweisenden Beitrag (siehe Seite 3) von den Brüdern „prophetische Präsenz (das heißt für die Werte der Hospitalität einstehen) und Teamfähigkeit“. Uns Brüdern ist klar, dass es uns im Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht immer gelingt, diese Ansprüche einzulösen.

Aus meiner Sicht kommt es darauf an, dass wir uns als Brüder und Mitarbeiter, Freunde und Förderer nicht missmutig, miss-trauisch oder gar missgünstig begegnen, sondern mit Respekt und Wohlwollen, dass wir einander zuhören und auf der Grund-lage eines konstruktiven Dialogs gemeinsam die anstehenden Projekte zum Wohl der uns anvertrauten Menschen anpacken.

Für das Viele an Gutem und Schönem, das in diesem Jahr von unserer Dienstgemeinschaft geleistet werden konnte, sage ich anerkennend herzlich „Vergelt’s Gott“. Ich wünsche Ihnen und uns, dass es uns als Familie des heiligen Johannes von Gott auch im Jahr 2012 gelingen möge, ganzheitliche Hospitalität erfahr-bar zu machen.

Ihr

Frater Emerich SteigerwaldProvinzial

Inhaltsverzeichnis

Das Titelbild zeigt den Einstieg in die Fortbildung „Gelebte Gastfreundschaft – Den roten Faden in unserer Arbeit weiterknüpfen“ in Kostenz: Bei der Vor-stellungsrunde wird gemeinsam ein „Netz der Hospitalität“ geknüpft.

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Der Freiburger Religionssozio-loge Michael Ebertz stellte im Januar 2011 für die Cari-tas in Deutschland eine den

Lebensnerv treffende Prognose auf. Die wesentliche Aufgabe der Caritas sehe er in der Profilierung als konfessionelle Or-ganisation. Ansonsten drohe die Caritas ein Wohlfahrtsproduzent neben anderen zu werden und damit ihr Profil zu verlie-ren. Dies sei in Zeiten besonders wichtig, in denen sich utilitaristisch begründete Auslesepraktiken mehrten. Kirchliche Dienstleistung muss der katholischen Soziallehre entsprechen.

Ähnliche Gedankengänge kann die Johan-nes-von-Gott-Familie dem Rundschreiben „Das neue Gesicht des Ordens“ von Gene-ralprior Frater Donatus Forkan aus dem Jahr 2009 entnehmen. Darin spricht er von der Mitverantwortung der Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter für das Charisma der Hospitalität. Was ist damit gemeint? Die religiöse Ausformung unserer Diens-te liegt nicht alleine in der Verantwortung der Brüder. Als Dienstgemeinschaft müs-sen wir den Geist des Johannes von Gott – Hospitalität – verlebendigen. Ich möchte versuchen, praktische Konsequenzen aus dieser Aussage zu ziehen.

Für die Brüder bedeutet dies:

• Brüder werden sich durch eine prophe-tische Präsenz (das heißt, für die Werte der Hospitalität einstehen) und Team-fähigkeit auszeichnen.

• Das Selbstverständnis der Brüder defi-niert sich weniger über die Funktion als Träger denn vielmehr in der Funktion des „Kümmerers“.

• Der Dialog mit den Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern, besonders mit den leitenden, muss intensiviert wer-

den, um ihnen so zu ermöglichen, die Mitverantwortung für die Hospitalität wahrzunehmen.

• Interprovinzielle Zusammenarbeit und Kooperationen gewinnen an Bedeu-tung genauso wie die Internationalität. Losgelöst von einem „Kirchturmden-ken“ können wir einen neuen Reichtum der Hospitalität entdecken.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter bedeutet dies:

• Leitende Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter müssen sich durch eine kom-petente Leitung der Einrichtungen im Geiste des Charismatischen Manage-ments auszeichnen.

• Leitende Mitarbeiter müssen aktiv und selbstständig die Werte der Hospitali-tät vertreten und die nachgeordneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da-rin einführen.

• Der Ordensauftrag, die Ziele einer Ein-richtung können nicht rein fachlich de-finiert werden, dazu braucht es eine Rückbindung an den Orden, nicht als Kontrolle sondern als Vergewisserung.

• Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müs-sen offen sein für interprovinzielle und internationale Zusammenarbeit und Kooperationen im Orden. (Das bein-haltet auch die Förderung unserer Mis-sionen.) Wir dürfen nicht nur von der sprichwörtlich „einen Welt reden“, wir müssen sie Wirklichkeit werden lassen.

Mit der Erarbeitung einer Zielpyramide, die beim letzten Provinzkapitel 2010 be-schlossen wurde, ist die bayerische Pro-vinz auf einem guten Weg, sich auch zukünftig auf dem Fundament der Hos-pitalität weiterzuentwickeln. Die Vertie-fung dieses Modells muss nun auf Ein-richtungsebene erfolgen. Nur so können

diese abstrakten Überlegungen greifbarer und verstehbar werden.

Zu guter Letzt – Karl Valentin sagte ein-mal: „Prognosen sind immer schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betref-fen“. Dem ist nichts hinzuzufügen, es braucht aber Prognosen und Visionen, um im Heute dem Morgen den Weg zu bereiten. Dazu sagt die Charta der Hos-pitalität: „Denn die Zeit, in der man lebt, legt den Grund zur Zukunft: Die Werte, die unserem Zeugnis zugrunde liegen, tragen bereits den Samen der Zukunft in sich. Wenn wir unsere Arbeit und unser Zeugnis lediglich auf eine vage Zukunft hinordnen würden, könnten wir nicht im Heute und Jetzt konkret Verantwortung übernehmen.“ (Kapitel 8.1. Die Heraus-forderungen der Gegenwart)

Generalrat Frater Rudolf Knopp beantwortet die Frage: Wo stehen Brüder und Mitarbeiter, wo steht die Familie des heiligen Johannes von Gott in 20 Jahren?

2030 und dann …

Das Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott

Denn die Zeit, in der man lebt, legt

den Grund zur Zukunft: Die

Werte, die unserem Zeugnis zugrunde-

liegen, tragen bereits den Samen

der Zukunft in sich.

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Die Ordensleitung der Barmherzig en Brü-der hat das Jahr 2011 zum „Jahr der Familie des heiligen Johannes

von Gott“ ausgerufen. Beginnend mit dem Hochfest des Ordensstifters, dem 8. März 2011, bis zum 8. März 2012 werden in den Einrichtungen verschie-dene Veranstaltungen zum Thema an-geboten.

Hintergrund der Aktion ist der Beschluss des Generalkapitels 2006, den weltli-chen Mitarbeitern mehr Verantwortung zu übertragen. „Wir haben mit unseren Mitarbeitern so viel gemeinsam, wir tei-len die gleichen Werte, sind eine Dienst-gemeinschaft“, heißt es von Seiten der Ge-neralkurie in Rom, „so ergab es sich von selbst, dass wir uns als zur Familie des heiligen Johannes von Gott gehörend be-trachten, zur Hospitalfamilie“. Zu dieser zählen neben den Ordensbrüdern und Mitarbeitern auch Ehrenamtliche, Freun-de, Wohltäter, Ehemalige und Ehrenmit-glieder.

Diese umwälzende Entwicklung äußert sich nicht nur darin, dass einige Einrich-tungen schon zu gemeinnützigen GmbHs mit weltlichen Geschäftsführern umgewan-delt wurden. Durch jede Hierarchieebene zieht sich das neue Selbstverständnis des Ordens. „Brüder und Mitarbeiter führen heute partnerschaftlich die Sendung des heiligen Johannes von Gott fort“, schreibt Generalprior Frater Donatus Forkan in einer umfassenden Betrachtung über das neue Gesicht des Ordens. „Der Orden sieht sich selbst nicht mehr nur aus Brüdern be-stehend, mit der alleinigen Verantwortung für die Sendung, sondern in Partnerschaft mit seinen Mitarbeitern.“ Gemeinsam mit den Mitarbeitern haben die Brüder die Aufgabe, die menschlichen Werte zu pfle-gen und zu fördern und eine Kultur der Hospitalität aufzubauen.

Dazu brauchen die neuen „Familien-mitglieder“ einen soliden Grundstock an Wissen über den Orden und seinen Auftrag, um ihrer Rolle gerecht werden zu können. Das Aktionsjahr 2011 dient dazu, dieses Wissen zu vermitteln und

Das Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott

Gemeinsam eine Kultur der Hospitalität aufbauen

den Familiengedanken in den einzelnen Häusern zu verankern. „Die Ausbildung der Mitarbeiter ist (…) von großer Be-deutung für die Zukunft des Ordens und seines Auftrags, die das Wissen über das Leben des heiligen Johannes von Gott vorsehen muss, ebenso ein klares Ver-ständnis unseres Auftrags, Wissen um die Geschichte, Philosophie, Ethik und die Werte des Ordens“, heißt es in den Aus-führungen des Generalpriors.

Auch der Austausch ist den Brüdern wich-tig. Gemeinsam mit den Mitarbeitern wer-den wichtige Fragen der Zukunft bespro-chen. Wie gehen wir mit Kirchenaustritten um? Welches Gesicht des Ordens hätte Johannes von Gott sich gewünscht? Und wie können wir Mitarbeiter einbinden, die sich zwar dem Dienst am hilfesuchenden Menschen zutiefst verpflichtet fühlen, die aber den Glauben der Brüder nicht teilen? Spannende Themen, die ein Jahr lang bei Vorträgen, Fortbildungen und Diskussi-onen behandelt werden.

Susanne Grundner

In der Fortbildung „Gelebte Gastfreundschaft – den roten Faden in unserer Arbeit weiter knüpfen“ werden die Ordensphilosophie und der Auftrag des Ordens an die Teil-nehmer weitergegeben.

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Eröffnung des Jahres der Familie des heiligen Johannes von Gott in Rom

Hospitalität als zentrales Prinzip der Ethik

Mit einem Gottesdienst und einer Ansprache von Generalprior Fra-ter Donatus Forkan wurde am 12. März

in der Generalkurie das Jahr der Fami-lie des heiligen Johannes von Gott eröff-net. An der Eröffnung nahmen zahlreiche Brüder aus ganz Europa teil, die zu einem Erneuerungskurs nach Rom gekommen waren. Bei einer Podiumsdiskussion rief der junge slowakische Barmherzige Bru-der Joachim Macejovsky seine Mitbrüder auf, ihre Rolle als „Keimzelle der Hos-pitalfamilie des heiligen Johannes von Gott“ auszufüllen. Er sagte: „Das Charis-ma der Hospitalität, die reine geschwis-terliche Liebe und das Miteinander sind ansteckend. Wenn wir dies unseren jun-gen Mitbrüdern und auch den Mitarbei-tern authentisch vorleben, dann verbreitet sich dieser ‚Virus der Hospitalität’ weiter und wir brauchen keine Angst vor der Zu-kunft zu haben.“

Nikolaus Mutschlechner, Mitarbeiter in der Generalkurie, sieht die Familie des heiligen Johannes von Gott als wichti-gen Lernort – wir dokumentieren hier sein Statement:

Eine Familie hat viele Funktionen. Eine der wichtigsten ist zweifelsohne, dass sie ein zentraler Lern- und Bildungsort ist. Und eben unter diesem Gesichtspunkt habe ich mich gefragt, welche wichtigen Lern- und Lebenserfahrungen ich in der Familie des heiligen Johannes von Gott gemacht habe.

Die erste und wichtigste Lernerfahrung, die ich im Orden gemacht habe, ist sicher die der Hospitalität, wobei ich hier Hos-pitalität im Sinne des französischen Phi-losophen Jacques Derrida als eine unbe-dingte und damit für alle und jeden offene menschliche Grundhaltung verstanden wissen möchte. Für Jacques Derrida, ei-nem der wichtigsten Denker des 20. Jahr-hunderts, ist Hospitalität auch nicht ein-fach ein Teilgebiet, ein Kapitel oder eine Form der Ethik, sondern die Ethik selbst, ja ihr Prinzip. Wie habe ich Hospitalität vor diesem Horizont erfahren?

Eine meiner ersten Dienstreisen als Dolmetscher im Orden führte mich mit dem verstorbenen Pater General Pierlu-igi Marchesi in eine psychiatrische An-stalt. Wir besichtigten dort auch eine ge-schlossene Abteilung. Ich war bis damals noch nie in einer geschlossenen Abtei-

lung gewesen und war dementsprechend desorientiert, ja schockiert. Die Patien-ten erschienen mir unberechenbar und gefährlich. Mit einem Wort: ich wollte nichts wie weg. Dann habe ich bemerkt, mit welcher Ruhe und Natürlichkeit Pa-ter Marchesi und die anderen Brüder sich verhielten, und dass dieses Verhalten sich sofort positiv auf die Patienten auswirkte, welche ihrerseits ruhiger und ansprechba-rer wurden. Ich habe damals das erste Mal hautnah erlebt, dass man auch mit stark behinderten Menschen, die uns „Norma-los“ auf den ersten Blick gefährlich er-scheinen, durchaus kommunizieren und sogar scherzen kann.

Dasselbe Erlebnis hatte ich später, als sich AIDS in Europa auszubreiten begann. Während die Krankheit in der Öffent-lichkeit Angst und Schrecken verursach-te, nahm man sich in den Einrichtungen des Ordens mit Natürlichkeit und Ruhe der Patienten an. Diese Erfahrung des un-bedingten und für jeden Offenseins habe ich dann immer wieder gemacht, sei es, dass es sich um schwerstbehinderte Kin-der, Sterbende oder pflegebedürftige alte Menschen handelte.

Daraus habe ich für mich gelernt, dass es grundlegend ist, allen menschlichen Le-bensformen auf dieser Welt „Gastrecht“ zuzuerkennen, weil wir sonst schnell an den Punkt gelangen können, dass wir un-ser Leben selbst in Frage stellen. Und eben in diesem Sinn ist Hospitalität nicht nur ein Teilgebiet der Ethik, sondern die Sum-me menschlicher Ethik schlechthin.

Das Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott

Das Charisma der Hospitalität, die reine geschwis-terliche Liebe und das Miteinander sind ansteckend.

Frater Joachim Macejovsky

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Johannes von Gott hat die Lo-sung ausgegeben: „Jedem Kran-ken sein eigenes Bett!“ Dafür hielt man ihn für einen Ver-rückten. Er hat ein kühnes Zei-chen gesetzt für die Armen, für die körperlich und geistig behin-

derten Menschen, für Wahnsinnige, Epi-leptiker und Tobsüchtige, die damals in Ketten gelegt, versteckt und in Gefäng-nissen fast täglich ausgepeitscht wurden, weil man glaubte, die bösen Geister und Dämonen damit austreiben zu müssen. Noch bis herein ins 20. Jahrhundert hat man von Idioten und Deppen gespro-chen, die nicht zum Vorzeigen waren und derer man sich schämte.

Johannes von Gott war einer der Ersten, der auch in diesen äußerlich gebrochenen Menschen erkannte, dass ihnen die Wür-de der Gottebenbildlichkeit zukommt und sie der Augapfel der liebenden Sorge

Jesu Christi sind. Doch es brauchte Zeit, bis in Johannes von Gott diese tiefe Er-kenntnis gereift war.

Hirte und Abenteurer

Mit acht Jahren läuft er von zu Hause weg – ohne Gruß und ohne Dank. Er verdient sich seinen Lebensunterhalt als Hirtenjunge. Weil er seinen Familien-namen nicht weiß oder vielleicht auch nicht preisgeben will, gibt man ihm kur-zerhand den Namen „von Gott“, was be-deutet, dass er als Findelkind betrachtet wurde. Doch später sollte sich dieser Bei-name als hintergründig und prophetisch erweisen: Johannes von Gott wird für vie-le zu einem Menschen, der von Gott ge-sandt ist.

Doch dazu braucht es noch viel Zeit. Um die große Welt zu erleben und zu zeigen, dass er ein „echter Mann“ ist, lässt er sich

als Soldat anwerben. Seine Dienstauffas-sung kann man mit Fug und Recht auf die kurze Formel bringen: Wein, Weib und Gesang. Johannes verlernt das Beten und wirft alle guten Sitten über Bord. So wun-dert es nicht, dass er wegen Exzessen aus der Truppe ausgewiesen wird. Er hat es wohl zu toll getrieben.

Aber die Abenteuerlust lässt Johannes nicht los. Nochmals meldet er sich zur Truppe, um im Dienst der Habsburger in Wien gegen die Türken zu kämpfen. Doch auch dieses Unternehmen scheitert kläglich. Zurückgekehrt nach Spanien, verdient er sich sein Geld unter anderem als Viehhändler und Steinklopfer, ehe er Hausierer wird, um Heiligenbilder und fromme Bücher zu verkaufen. Und da ge-schieht es: Die Stadt Granada bringt für Johannes die Wende. Nach der Legende soll ihm ein Kind zugerufen haben: „Gra-nada wird dein Kreuz sein!“

Prälat Dr. Bertram Meier über den heiligen Johannes von Gott

Ein lebendiges Ausrufezeichen

Die Barmherzigen Brüdern Reichenbach haben den globalen Gedanken der Familie des heiligen Jo-hannes von Gott auf lo-

kaler Ebene – für die eigene Einrichtung – fruchtbar gemacht: Jede Wohngruppe erhielt während eines feierlichen Gottes-dienstes am 20. März in der Klosterkir-che eine Kerze und eine Impulsmappe. An jedem achten (8. März: Hochfest des heiligen Johannes von Gott) des Monats soll so die Familie des heiligen Johannes von Gott in den Mittelpunkt gerückt wer-den.

Kerze und Impulse für die Gemeinschaft

Das Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott

Günter Sokolowski hat die Impulsmappe und die Ker-ze für das Haus Maria aus dem Gottesdienst mitge-nommen.

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Der „Schock“ einer Predigt

Was immer an dieser Legende historisch sei, ist zweitrangig. Was zählt, ist eine Predigt des berühmten Johannes von Avila, die Johannes von Gott am Sebas-tianstag (20. Januar) 1539 ins Tiefste sei-nes Herzens trifft. Johannes ist geschockt und führt sich auf wie ein Wahnsinni-ger, so dass er vorübergehend in die ge-schlossene Anstalt, in das Irrenhaus des Königlichen Hospitals von Granada ein-geliefert werden muss. Johannes scheint total verrückt. Hat er nur einen psychi-schen Schock erlitten oder hat ihn Gott so tief getroffen, dass er sich neu zurecht-finden musste? Jedenfalls sollte sich das Wort der Legende bewahrheiten: „Gra-nada wird dein Kreuz sein“. Denn von jetzt an geschieht in Johannes eine inne-re Wandlung.

Aus dem bezahlten Soldaten wird ein barmherziger Samariter. Johannes fängt an, nachts Holz zu sammeln, das er tags-über verkauft, um mit dem Erlös Kranken zu helfen. Er mietet ein kleines Haus an, in dem er die ersten Kranken aufnimmt und pflegt. In einem Brief schreibt er: „Mehr als einhundertzehn Leute woh-nen im Haus: Amputierte, Krüppel, Aus-sätzige, Stumme, Irre, Gelähmte, Alters-schwache, viele Kinder, ... Um Christi willen bin ich ein Gefangener. Oft drü-cken mich die Schulden so, dass ich nicht wage, auf die Strasse zu gehen“.

Die Arbeit unter den Kranken nimmt bald einen solchen Umfang an, dass Jo-hannes sie nicht mehr allein bewältigen kann. Er sucht nach Helfern und findet auch einige Männer. Aus ihnen gehen später die Barmherzigen Brüder hervor. Das Leben des heiligen Johannes von Gott wird selbst zur Predigt. Für viele Kranke, von denen die meisten weder lesen noch schreiben konnten, war Jo-hannes eine lebendige Bibel. Und diese Bibel haben gerade die einfachen, kran-ken und behinderten Menschen gut ver-standen.

Als sich die Nachricht von seinem Tod in Granada verbreitete, weinten nicht nur die Christen. Es trauerten auch vie-le Muslime. Denn in der aufmerksamen Sorge und Pflege der Kranken hatte Jo-

hannes alle Menschen mit derselben Liebe behandelt und nie einen Unter-schied gemacht im Hinblick auf Her-kunft oder Religion.

Johannes von Gott ist für uns heute ein lebendiges Ausrufezeichen. Im Artikel 1 des Grundgesetzes wird die unantastba-re Würde eines jeden Menschen hervor-gehoben: des gesunden wie des kranken, des körperlich und geistig behinder-ten Menschen. Wie sieht es in unserem

Land wirklich aus? Menschen mit Be-hinderung werden nicht gleich versteckt oder gar gefoltert, aber sie werden iso-liert und subtil auf die Folter gespannt, wenn sie an bestimmten Urlaubsorten oder in Hotels willkommen oder nur ge-duldet oder gar geächtet sind.

Die öffentlichen Diskussionen über das vermeintliche Recht auf ein unbehinder-tes Kind offenbaren eine gefährliche Ten-denz, die sich in unserer Gesellschaft der Macher immer mehr festbeißt: Es gibt an-scheinend Menschen erster und zweiter

Güteklasse. Haben wir aus der Vergangen-heit gerade unseres Volkes nichts gelernt?

Anwalt der Kranken und Diskriminierten

Johannes von Gott war in seiner Zeit ein Anwalt der kranken und behinder-ten Menschen. Solche Anwälte brauchen wir heute dringender denn je. Johannes lebte aus der Überzeugung heraus: Al-len Kranken wird bei der „Auferstehung

des Fleisches“ die volle Gesundheit an Leib und Seele geschenkt. Im Himmel gibt es keine Behinderung, keine Dro-gensucht, kein Aids! Im Himmel gibt es keine Diskriminierten! Diese Weisheit hat Johannes weniger gelehrt als gelebt. Deshalb verdient er zu Recht den Beina-men „von Gott“. Der „von Gott“ Getroffe-ne und „von Gott“ in Dienst Genomme-ne hat gelernt, „von Gott“ her zu denken und zu planen, um Gesunde und Kranke „zu Gott“ zu führen.

Prälat Dr. Bertram Meier

Ausschnitt der „Johannes-von-Gott-Gruppe“ des Münchner Bildhauers Franz Ignaz Günther (1725-1775), die um 1770 entstanden ist.

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I n einem internationalen Projekt der Barmherzigen Brüder ha-ben die Klosterspatzen und der Mitarbeiterchor aus Reichen-bach sowie eine Gruppe der ös-

terreichischen Behinderten-Einrichtung Kainbach eine neue, moderne Johan-nes-von-Gott-Messe aufgeführt. Kom-poniert wurde sie von Peter Weinhappl, Diakon und Pastoralreferent aus Kain-bach.

Musikalischer Auftakt des Jahres der Familie des heiligen Johannes von Gott

Dein Herz zeigt dir den Weg

Diakon Peter Weinhappl (links) aus Kainbach und der Musiker und Produzent Markus Bieder (rechts) sind die „Väter“ der Johannes-von-Gott-Messe; sie wurde im Rah-men des Gottesdienstes beim traditionellen Kainbacher Zeltfest am 12. September 2010 uraufgeführt.

Mit diesem Gemeinschaftsprojekt wurde das von Pater General Donatus Forkan ausgerufene „Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott“ eröffnet. In diesem Jahr soll die Erfahrung vertieft werden, dass alle Brüder und Mitarbeiter Zugehö-rige einer besonderen Familie sind, näm-lich der des heiligen Johannes von Gott. Daher wird zum einen der Blick auf dieses Gemeinsame von Brüdern und Mitarbei-tern im Dienst der Hospitalität in einer

weltweiten Gemeinschaft, zum anderen aber auch auf Leben, Bedeutung und Vorbildcharakter des „Familienvaters“, des heiligen Johannes von Gott, gerichtet.

Die Johannes-von-Gott-Messe wurde am 15. März in Reichenbach, am 16. März in Gremsdorf und am 17. März in Straubing aufgeführt und gefeiert.

Uli Doblinger

Das Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott

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Die Asiatisch-Pazifische Regional-Konferenz 2011 erklärte in ihrem Abschluss-Bericht: „Un-ser Orden hat eine neue

Sichtweise von sich selbst als ‚Familie’, was auch von unserem letzten General-kapitel anerkannt wurde. Daher werden die Brüder, Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter der Region das Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott 2011 – 2012 auf eine gebührende Weise feiern.“

Die Provinzen und Delegaturen der Asia-tisch-Pazifischen Region haben diese Fei-ern bereits auf verschiedenste Art und Weise und sehr kreativ durchgeführt.

Das Programm der INDISCHEN PRO-VINZ schließt eine Reihe von Veran-staltungen für die unterschiedlichsten Mitglieder der Familie des heiligen Jo-hannes von Gott ein. Als Beispiel kann das ‚Children’s Meet’ (Kinder Treffen) ge-nannt werden, an dem fast 100 Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern teilgenommen haben. Weiter fand ein

Treffen für Ehepaare statt, das auch mit einem zweitägigen Ausflugsprogramm nach Chennai verbunden war, mit Unter-kunft und Verpflegung im Provinzialat.

Die KOREANISCHE PROVINZ plant in diesem Jahr, im Rahmen des Jahres der Familie des heiligen Johannes von Gott, eine Pilgerfahrt nach Granada, für Mitbrüder, Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter. Diese Pilgerfahrt soll danach alljährlich stattfinden. Am 17. Mai 2011 feierte die Provinz das 50-jährige Jubi-läum der Eröffnung ihrer „Allgemei-nen Klinik und Ambulanz“ in Gwangju. Brüder, Mitarbeiter, pensionierte Mitar-beiter, Ehrenmitglieder, ehrenamtliche Mitarbeiter und viele Freunde des Or-dens nahmen an der Feier teil. Mit die-ser Einrichtung begann das Wirken des Ordens in Korea. Die Ambulanz besteht auch heute weiter und ist nun Teil des St. John of God Krankenhauses, mit Ab-teilungen für Psychiatrie, mit Angebo-ten für Menschen, die an Abhängigkei-ten leiden, und einer Tagesstätte für alte und für behinderte Menschen.

Die Asiatisch-Pazifische Region feiert

Das Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott

Die OZEANISCHE PROVINZ (Aus-tralien, Neuseeland, Papua-Neuguinea) hat für die Mitbrüder im Jahr der Fami-lie des heiligen Johannes von Gott drei Gebetstage geplant und durchgeführt. Am zweiten Gebetstag, am 4. Juni, ha-ben sich die Mitbrüder als Mitglieder der Familie des heiligen Johannes von Gott erneut der Gottesmutter, der „Kö-nigin der Hospitalität“, geweiht.

Die PHILIPPINISCHE GENERAL-DELEGATUR hat im Mai in Quiapo, Manila, zwei Veranstaltungen zum Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott organisiert: Die für die Berufungs-pastoral verantwortlichen Barmherzi-gen Brüder und Hospitalschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu haben für 65 Jugendliche ein Jugendtreffen mit dem Thema „Die Familie des heiligen Johannes von Gott: die wegweisenden Richtlinien der Berufung zur Hospita-lität“ durchgeführt. Für die Mitarbei-ter fand eine Workshop zur Vertiefung des Teamgeistes mit Familien-Ausflug statt.

Die Kinder der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten beim Kindertreffen viel Freude

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Das Jahr der Familie des hl. Johannes von Gott

Das Herz befehle. Heiliger Johannes von Gott

Heiliger Johannes von Gott in den Einrichtungen der Bayerischen Ordensprovinz

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Seite 10 Oben links: Künstler Mario Schoßer ge-staltete die Bronze-Figur in der Johan-nes-von-Gott-Kirche in der Einrichtung in Straubing.Oben mittig: Das Glasfenster in der Algasinger Einrichtung wurde von der „Königlich Bayerischen Hofglasmalerei“ Franz Xaver Zettler (gestorben 1916) in München gefertigt.Oben rechts: Glasfenster in der Johannes-von-Gott-Kapelle in Regensburg, Farb-glasgestaltung von Heidi Bayer-WechUnten links: Wachs-Sgraffito von Sr. M. Ludgera, Kloster Reute, 1980Unten mittig: Im früheren Altenheim in Falkenstein ist das Glasfenster mit dem Granatapfel zu finden.Unten rechts: Johannes von Gott-Gemäl-de im Sebastianeum in Bad Wörishofen

Seite 11Ausschnitt aus der Johannes-von-Gott-Gruppe des Münchner Bildhauers Franz Ignaz Günther (1725-1775)

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Mutter Teresa sagte ein-mal, dass das Leid der Armen in den wohl-habenden Ländern stärker durch Einsam-

keit und gesellschaftliche Isolation ge-kennzeichnet ist. In Indien mindern star-ke Bande der Familie, der Religion und der Tradition die Härte der Armut, aber sie bestehen dennoch, ein Ergebnis der Geschichte, der Geographie und der Be-völkerungsexplosion. Die Mehrzahl der

Ehen in Indien sind auch heute noch ar-rangierte Ehen, das heißt, die Familie be-stimmt, wer wen heiratet, steht aber auch voll und ganz hinter den so arrangierten Ehen, auch bei Problemen, in Notsitua-tionen oder ähnlichem und somit halten die meisten Ehen ein Leben lang.

Seit einigen Jahren begleite ich Freiwil-ligen-Einsätze, Praktika und Famulatu-

ren von deutschen und österreichischen Krankenpflegerinnen, Heilerziehungs-pfleger, Studenten und Ärzten in unseren indischen und neuerdings auch afrika-nischen Einrichtungen. Auch diese sind zumeist vom Erlebnis der Familienban-de, der Religiosität und von den geleb-ten Traditionen der Menschen tief beein-druckt, desgleichen vom Verständnis des Hospitalordens als „Familie“, die Brüder, Schwestern, Mitarbeiterinnen und Mit-

arbeiter umschließt und das Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt.

Ich möchte nun aus den Rückmeldun-gen von solchen Einsätzen zitieren. Bei der Vielzahl von Rückmeldungen, muss ich mich in diesem Artikel auf eine klei-ne Auswahl beschränken:

Lena Seebauer, Physiotherapeutin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder

Regensburg, schrieb nach ihrem sechs-wöchigen Einsatz im St. John of God Hospital in Tigania, Kenia: „Ich danke sowohl den Barmherzigen Brüdern in Re-gensburg, die mich entbehrt haben, als auch Frater Alfons Höring OH für die Vermittlung sowie Brother Brice und sei-nem Hospital für die Initiative und das Gefühl eine zweite Familie gefunden zu haben. Viele der Angestellten sind mir sehr ans Herz gewachsen, sodass ich wirk-

lich das Gefühl der Zugehörigkeit hatte und nun mit einem lachenden und wei-nenden Auge nach Deutschland zurück-gekehrt bin.“

Zwei österreichische Famulantinnen be-richteten: „Kattappana ist in keiner Karte eingezeichnet, auch nicht auf indischen. Noch in den Sechzigerjahren gab es die Stadt in dieser Form nicht, so wurde es mir zumindest erzählt. Es war ein klei-nes Dorf mit Gewürzbauern und Tee-

Erfahrungen bei der Begleitung von Freiwilligen-Einsätzen in Indien und Afrika

Das weltweite Netz der Familie des heiligen Johannes von Gott

Das Jahr der Familie des heiligen Johannes von Gott

Im St. John of God Hospital in Tigiana, Kenia hat Lena Seebauer (zweites Bild) sechs Wochen als Physiotherapeutin gearbeitet.

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Erfahrungen bei der Begleitung von Freiwilligen-Einsätzen in Indien und Afrika

Das weltweite Netz der Familie des heiligen Johannes von Gott

pflückerinnen ohne Strom, ohne Kana-lisation, ohne Schulen. Es gab weit und breit kein Krankenhaus und eine medi-zinische Versorgung war praktisch nicht vorhanden. Doch dann kam der Barm-herzige Bruder Fortunatus Thanhäuser aus Deutschland. Ihm verdankt die Stadt alles. Jeder kennt ihn, jeder verehrt ihn, jeder bekommt strahlende Augen, wenn

es um den Mann geht, dessen Gesicht in jedem Krankenzimmer, im Speisesaal, in der Empfangshalle und auch überall sonst gut sichtbar mit pinkem oder neongelben Passepartout, goldgerahmt, mit Plastik-Jasminblüten oder Plastik-Rosenkrän-zen geschmückt und behangen, von der Wand lacht. Und eventuell noch umran-det ist von einer elektrischen Lichterkette mit blinkenden (abwechselnd rosa und blauen) Lämpchen. Frater Fortunatus gründete hier ein Spital und eine Kran-kenschwesternschule. Das Krankenhaus

ist riesig, das Personal sehr gut ausgebil-det und der Standard hoch. Wir durften in der ‚Brother’s Residence’ wohnen und versuchten, uns an die Hausordnung an-zupassen. Um fünf Uhr morgens wur-de bereits lautstark gebetet, was uns das Stellen eines Weckers ersparte. Um sechs Uhr begaben wir uns zur Holy Mass in die Kapelle. Wie jeder andere heilige Ort

in Indien darf sie nur ohne Schuhe be-treten werden. Selbst im Süden von In-dien fühlt sich ein Fliesenkachelboden um sechs Uhr morgens barfuß ziemlich kalt an. Aber es wird ohnehin mehr ge-kniet und viel mehr gesungen. Manchmal gibt es sogar elektronische Unterstützung und wir mussten uns beherrschen, nicht zum Tanzen anzufangen, als das erste Mal die Disco-Orgel ansprang und mit Schlagzeugsound den flotten Rhythmus vorgab. Popmusik im Jahrmarktstil, dazu die elektrischen Blinklichtketten um den Altar, das ist ziemlich mitreißend. Für die

Inder spielt die Religion eine sehr große Rolle und egal welcher sie angehören, es muss bei ihrer Ausübung auf jeden Fall viel gesungen werden, es muss alles glit-zern und bunt geschmückt sein und es müssen feierliche Rituale her. Die Ernst-haftigkeit und die Überzeugung, mit der sie sich völlig hingeben, fand ich sehr be-

rührend ... Die Freundlichkeit und Offen-heit der dortigen Menschen vermisse ich hier am meisten. Es war ein wunderbarer Aufenthalt und ein Einblick in eine ganz andere Kultur, von der ich sehr profitie-ren kann.“

Afrika

Indien

Impressionen des Einsatzes in Kattappana, Indien, von Andreas Lichey (erstes Bild) und Korbinian Graf (drittes Bild mit Kind auf dem Rücken)

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In den Tagen vor dem Weltju-gendtag in diesem Jahr trafen sich etwa 200 junge Barmher-zige Brüder, Benedikt-Menni-Schwestern und Mitarbeiter aus

20 Ländern in Madrid. Neun Teilnehmer waren aus der Bayerischen Ordenspro-vinz angereist. Ziel war es, sich über die persönlichen Erfahrungen der Hospita-lität auszutauschen und die spirituelle Hospitalität zu vertiefen. Gerade der in-ternationale Aspekt bereicherte den Aus-tausch ungemein, auch wenn dieser ein gewisses Sprachengewirr mit sich brach-te. Teilweise wurde allerdings in Sprach-gruppen diskutiert und nur die Ergebnis-se mehrsprachig präsentiert.

Beeindruckend waren besonders die ge-meinsamen Gebete, die immer von ei-ner anderen Sprachgruppe vorbereitet und nur bedingt übersetzt wurden. Es

war schön, unterschiedliche Zugänge zu erleben, die meist keiner Übersetzung bedurften. Die Symbole oder Melodien wirkten von alleine.

Neben den Gesprächsrunden gab es auch verschiedene Ausflüge, wie zum Beispiel in eine große Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Ciempozuelos. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst mit den Bewohnern und einem Rundgang begann das Sommerfest. Ein Festival der Hospitalität. Es waren verschiedene Spie-le aufgebaut, die die Besucher gemeinsam mit Bewohnern spielten.

Für mich unvergesslich ist die Freude ei-nes Bewohners, der mit einem Kescher eine große Menge von Kunststofffischen aus einem Planschbecken fischte. Seine Freude kannte gar keine Grenzen als ich ihm die vergleichsweise wenigen Fische,

Teilnahme am internationalen Jugendtreffen der Hospitalfalmilie und am Weltjugendtag

Gott ist jede Reise wertdie ich mühsam und einzeln mit meiner lumpigen Magnet-Angel geangelt hatte, in seinen Kescher legte. An diesem Tag war die Hospitalität für uns Teilnehmer nicht nur Theorie, sondern Realität.

Viel zu schnell verging diese Woche und der Weltjugendtag schloss sich an das Ju-gendtreffen der Hospitalfamilie an. Wäh-rend des Weltjugendtags ging mir ein Satz des emeritierten Bischofs und Mitbru-ders José Luis Redrado nicht mehr aus dem Kopf. Bei einem Gottesdienst in der Woche vor dem Weltjugendtag hatte er uns erklärt: „Ihr seid nicht wegen dem Papst in Madrid. Ihr seid auch nicht we-gen der Bischöfe in Madrid. Ihr seid we-gen Gott hier.“

Ich bin kein Fan von Massenveranstal-tungen, aber dieser Satz ließ mich Gott in diesem Durcheinander von Menschen

Die Reisegruppe aus Bayern mit weiteren Teilnehmern des Jugendtreffens in Madrid

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suchen – und finden. Es waren diese klei-nen Momente am Rand des ganzen Ge-schehens. Als wir bei über 40 Grad, mit 1,5 Millionen anderen Teilnehmern, durch eine wüstenähnliche Landschaft mit Ameisenlöwen, Skorpionen und vie-len Ameisen zum Gelände des Abschluss-Gottesdienstes pilgerten und unsere Was-serreserven miteinander teilten, da war Gott fast greifbar nahe. Und sichtbar. Sichtbar in den Augen der Wasserspen-der und Wasserempfänger.

Noch mehr rührte mich ein anderes Erleb-nis. Auf dem Gottesdienstgelände hatte eine amerikanische Gruppe vor uns ihren Platz. Plötzlich war dort helle Aufregung. Ein etwa 13-jähriges Mädchen aus der Gruppe hatte sich verirrt und wurde von einer fremden Frau zurückgebracht. Das Mädchen mit Trisomie 21 freute sich so sehr, seine Eltern und Freunde wieder-zusehen, dass es jeden aus der Gruppe herzlich umarmte. Die Erleichterung des Mädchens – und der Eltern – war unbe-schreiblich. Man konnte geradezu füh-len, wie all die Angst und Verzweiflung von dem Mädchen abfiel. Ich habe selten in meinem Leben eine so intensive Freu-

de eines anderen Menschen miterleben können. Dies lässt mich dankbar auf die Zeit in Madrid zurückblicken. Es war gut, dass ich beim Weltjugendtag dabei war – denn ich war wegen Gott dort. Und Gott ist nun mal jede Reise wert.

Frater Thomas Väth

Ein Zeichen der Hospitalität – aus leeren Getränkedosen

Oben: Besucher des Weltjugend-tages in MadridLinks: Beeindruckende Kulisse der „Gran Via“ bei der nächtli-chen Kreuzwegsprozession beim Weltjugendtag in Madrid

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Bei den Barmherzigen Brü-dern Algasing wird gern und viel gefeiert. Aber was wäre eine Feier ohne Mu-sik? Seit über 40 Jahren un-

terstützt Karl Engelmann die Fratres, Mitarbeiter und Bewohner der Behin-derteneinrichtung mit seiner Musik.

Schon 1968, gleich nachdem er als jun-ger Grundschullehrer ins nahe Eibach gezogen ist, trat er in den Kirchenchor ein. Inzwischen leitet er diesen. Er lei-

Das ehrenamtliche Engagement der Familie Engelmann

Musik als Geschenktet auch die Rhythmusgruppe, die 2011 ihr 20-jähriges Bestehen feierte und in der er mit den Algasinger Bewohnern Volksmusik und Kirchenlieder spielt. Er ist beim Marien- und Adventsingen da-bei, gestaltet das Neujahrsanblasen und beim Martinsspiel mit Bewohnern und Kindergartenkindern dürfen er und sei-ne Trompete natürlich auch nicht feh-len.

Aber das alles macht er nicht allein. Sei-ne Helfer hat sich Karl Engelmann quasi

selber herangezogen. Die gesamte Fami-lie Engelmann ist vom Musik-Virus infi-ziert. Gattin Anni singt im Chor, spielt Tenorhorn und Gitarre. Die zwei Kin-der musizierten von klein auf mit und tun das auch heute noch, soweit es ihnen zeitlich möglich ist: Martin spielt Tuba, Trompete, Tenorhorn und Flöte und singt seit 1984 im Kirchenchor. Ebenso lange ist Tochter Doris im Chor, außer-dem spielt sie Posaune und Flöte. Und auch Enkel Dominik ist schon mit von der Partie, wenn es um die musikalische Untermalung der Christmette oder von rhythmischen Messen geht.

Das alles geschieht selbstredend ehren-amtlich, einfach aus der Freude an der Musik heraus und mit dem guten Ge-fühl, anderen damit eine Freude zu ma-chen. Auch wenn hin und wieder ein Gratis-Essen dabei herausspringt und dann keiner daheim kochen und Ge-schirr spülen muss, wie Karl Engelmann augenzwinkernd erwähnt – das allein kann nicht die Triebfeder für den unbe-zahlten Nebenjob sein. Eine Menschen-liebe gehört dazu, eine Freude am Geben und im Fall der vielbeschäftigten Engel-manns gewiss auch ein durchdachtes Zeitmanagement. Obwohl längst pensi-oniert, ist Karl Engelmann als Vorsitzen-der im Historischen Kreis Dorfen stän-dig unterwegs, Anni managt Haushalt und Familie, Martin steht neben seiner Arbeit bei der Post dem Gartenbauver-ein Eibach vor und Doris hat als Mutter und Schulpsychologin ausgefüllte Tage. Trotzdem haben sie immer noch Zeit für ein ausgedehntes Schwätzchen mit den Algasinger Bewohnern, wenn die auf ih-rem Spaziergang nach Eibach am „Karls-platz“ vorbeikommen.

Allmählich, sagt Karl Engelmann, fühle er sich schon reif für den Ruhestand. Al-lerdings kann man das gar nicht glauben, fit und agil, wie er immer noch ist. Alga-sing ohne Karl Engelmann? Undenkbar. Egal, wie lange sie den Algasingern noch ihre Musik schenken mögen, an dieser Stelle ergeht an die gesamte Familie En-gelmann im Namen der Barmherzigen Brüder, ihrer Bewohner und Mitarbeiter ein herzliches Dankeschön! Susanne Grundner

Familien in freundschaftlicher Verbundenheit

Karl, Martin, Anni, Dominik und Doris Engelmann mit ihren Instrumenten am „Karlsplatz“, wie die Adresse in Eibach seit dem 70. Geburtstag des Familienoberhauptes heißt

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Wenn er nicht ge-rade Urlaub im Schwarzwald oder im Bayerischen Wald macht – dort

nie, ohne wenigstens einen Abstecher ins Kloster Kostenz zu machen – kommt Friedrich Reick jeden Morgen ins Kran-kenhaus Barmherzige Brüder München, meist schon gegen sechs Uhr. Dann setzt sich der pensionierte Lokomotivführer in die Krankenhauskirche, denkt an seine verstorbene Frau und zündet eine Ker-ze für sie an. Anschließend geht er kurz nach sieben Uhr ins Therapiebad der Kli-nik und macht dort seine vom Arzt ver-schriebenen Übungen. Die Mitarbeiter der Physiotherapie kennen und mögen ihn, schauen ab und zu nach ihm und hal-ten, wenn die straffe Morgenroutine es zulässt, ein kleines Schwätzchen. Nach der Anstrengung der Wassergymnastik erholt sich Friedrich Reick beim Früh-stück, das er im Krankenhauskiosk ge-nießt. Er sitzt dann im Foyer und wird von vielen Mitarbeitern begrüßt, einige nennen ihn liebevoll ‚Onkel Fred’. Mit seiner rheinischen Frohnatur und seinem unerschöpflichen Vorrat an Witzen ver-breitet er am frühen Morgen gute Laune. Um die Weihnachtszeit backt der leiden-schaftliche Hobbybäcker 20 Christstollen und verteilt sie in den Stationen des Hau-ses, zu Fasching gibt es Berge von Krap-fen. „Ich fühle mich in dem Krankenhaus wie zu Hause! Und ich habe gesagt, wenn ich mal was habe, dann schnibbelt nur ihr an mir rum, ist mir egal, ich vertrau Euch blind!“

Der Pensionist über seine erste Erfahrung mit dem Krankenhaus in München: „Den Tag vergesse ich nie! Am 3. Mai 2000 wur-de ich das erste Mal ins Krankenhaus Barmherzige Brüder eingewiesen mit ei-ner bösen Entzündung im Oberschenkel. Ich war direkt begeistert von dem herzli-chen und freundlichen Umgang mit den

Patienten. Ich merkte sofort, hier bin ich nicht nur eine Nummer, sondern werde als Mensch mit Schmerzen wahrgenom-men, dem geholfen werden muss. Da-mals hab ich mir gesagt: wenn ich mal wieder ernsthaft krank werde, dann geh ich, wenn irgendwie möglich, nur zu den Barmherzigen Brüdern!“

Er selber blieb danach lange Jahre gesund. „Aber meine Frau fing zu kränkeln an. Es waren über die Jahre viele unterschied-liche Erkrankungen, aber egal bei wem sie war, ob bei Prof. Wechsler in der In-neren oder später bei Dr. Reuter, der sie mehrfach operiert hat, ihr wurde immer sofort, unkompliziert und vor allem lie-bevoll geholfen.“ Leider wurde Anneliese Reick vor zwei Jahren mit einer schweren Erkrankung in die Klinik gebracht. Ein halbes Jahr lag sie auf der Intensivstation und starb dort im April 2010. „Jeden Tag war ich bei meiner Frau auf der Intensiv-station, ich weiß, dass die Mitarbeiter, al-len voran Dr. Reuter und Dr. Brettner, al-

Enge Verbundenheit mit dem Krankenhaus Barmherzige Brüder München

„Ich fühle mich in dem Krankenhaus wie zu Hause!“

les in ihrer Macht Stehende getan haben, um meiner Anneliese zu helfen. Egal ob es die Ärzte, das Pflegepersonal oder die Reinigungskräfte waren, alle kümmerten sich um meine Frau und mich und hat-ten ein freundliches, tröstendes Wort für uns. Irgendwann ging es dann nicht mehr, der liebe Gott hat sie zu sich geholt“, er-zählt Friedrich Reick mit Tränen in den Augen. „Als sie dann starb, war für mich klar, dass nur Pater Johannes meine Frau zur letzten Ruhestätte geleiten kann. Er hat sie beerdigt und am gleichen Abend einen Gedenkgottesdienst für sie in der Krankenhauskirche gehalten.“

Trotz dieser traurigen Erfahrung kommt Onkel Fred jeden Tag gerne in die Klinik. Fast jeder kennt ihn, man trifft ihn selten alleine im Foyer. Und wenn er mal län-gere Zeit nicht dort an seinem Platz sitzt, dann rufen schon mal Mitarbeiter bei ihm an und fragen, ob alles in Ordnung ist.

Christine Klein

Von links: Dr. Clemens Reuter, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Fried-rich Reick und Dr. Franz Brettner, Leitender Arzt der Intensivstation.

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Die Geschichte unserer Familie ist geprägt vom frühen Tod unserer El-tern. Der Vater starb im Jahre 1945 in russischer

Kriegsgefangenschaft und die Mutter er-lag einer langen schweren Krankheit im Alter von 43 Jahren im Jahre 1956. Sie ließ vier Kinder von 12 bis 16 Jahren zu-rück, meine drei Brüder und mich. Ich war die Jüngste. Der elterliche Betrieb, ein Ziegelwerk und ein Bauernhof, wurden von einer Tante und einem Onkel wei-tergeführt. Als 1961 mein ältester Bru-der Hubert (Frater Bernhard) 21 Jahre und somit volljährig wurde, übernahm er die großen Aufgaben den Betrieb zu leiten, die Landwirtschaft zu führen und vor allem für uns Geschwister da zu sein und unsere Familie trotz aller Schwie-rigkeiten zusammenzuhalten. Wenn ich heute zurückblicke, waren diese Jahre des geschwisterlichen Verbundenseins eine schöne und gute Zeit. Ich fühlte mich ge-borgen und wir respektierten unseren äl-testen Bruder, der unermüdlich und flei-ßig für uns sorgte. Wir hielten als Familie fest zusammen und meisterten unser Le-ben trotz der harten Schicksalsschläge, die in so jungen Jahren über uns herein-gebrochen waren.

In den darauf folgenden Jahren aber wur-de der schon lange gehegte Wunsch mei-nes ältesten Bruders ins Kloster zu ge-hen immer deutlicher. Im Jahre 1965 war

es dann soweit. Mein Bruder Egon, aber auch ich heirateten in diesem Jahr und mein Bruder Hubert trat nun im Alter von 24 Jahren in den Orden der Barm-herzigen Brüder ein. Ich erinnere mich noch genau an den Tag des schweren Ab-schieds, als ihn mein Bruder Hans ins Kloster brachte, und an die Leere, die durch seinen Weggang zu spüren war. Nach einer gewissen Zeit gewöhnte man sich an die neue Lebenssituation und der gute Kontakt zu meinem Bruder wurde weiter gepflegt und aufrechterhalten.

Damals schrieb man sich noch mehr Brie-fe und in gewissen Abständen konnten wir unseren Bruder besuchen und sein neues Zuhause sowie seine vielfältigen Aufgaben immer mehr kennenlernen. Ich konnte spüren, dass er sich wohlfühlte in seinem gewählten Lebensbereich und dass der Eintritt ins Kloster die richtige Entscheidung für ihn war. Somit wurde der Tag der Ewigen Profess ein unver-gesslicher Tag für uns alle, aber es folg-ten auch andere Feste im Orden, an de-nen wir teilnehmen konnten und uns so den Barmherzigen Brüdern immer mehr verbunden fühlten.

Mit großem Interesse verfolgten wir Ge-schwister die verschiedenen Stationen und Ämter, die unser Bruder im Laufe des 46-jährigen Ordenslebens innehat-te. Nach seinen Jahren der Ausbildung berief ihn der Provinzial bald zu seinem

Sekretär und später zum Provinzökonom. Es folgten 1983 seine Wahl zum Provin-zial für neun Jahre, sein Dienst als No-vizenmeister in Graz, die Jahre als Prior im Krankenhaus in Regensburg und jetzt in Kostenz und Algasing. Immer wieder gab es ein Wiedersehen mit ihm an den neuen Wirkungsstätten und besonders hervorheben möchte ich unser regelmäßi-ges Beisammensein am Todestag unserer Mutter. Gemeinsam feiern wir dann zum Gedenken an unsere Eltern eine Heilige Messe, die er immer sehr persönlich vor-bereitet und gestaltet.

Ein unvergessliches Erlebnis war für mich, als ich meinen Bruder einige Tage nach Rom begleiten durfte und Gast auf der Tiber-Insel und in der Via Nocetta war. Die Eindrücke der Ewigen Stadt, die herzliche Gastfreundschaft der itali-enischen Brüder und die Begegnung mit dem Heiligen Vater sind Kleinode in mei-nem Herzen.

Rückblickend möchte ich sagen, dass sein Leben als Barmherziger Bruder viel Se-gen für den Orden und auch für uns Ge-schwister gebracht hat. Wir sind dankbar für all das Gute, dass wir durch den Or-den der Barmherzigen Brüder erfahren haben und dass wir uns zur weltweiten Familie des heiligen Johannes von Gott dazugehörig fühlen dürfen.

Georgine Wesse

Georgine Wesse über ihren Bruder Frater Bernhard Binder

Der weltweiten Familie des heiligen Johannes von Gott zugehörig

Erster Besuch nach dem Ordenseintritt – die Geschwis-ter Binder: (von links) Hubert (Frater Bernhard), Ge-orgine, Hans und Egon

Familien in freundschaftlicher Verbundenheit

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Die Familie des heiligen Johannes von Gott – mir persönlich gefällt der Be-griff Weggemeinschaft des heiligen Johannes

von Gott auch sehr gut, da wir uns diese Gemeinschaft als Brüder, Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter oder Ehrenamtliche freiwillig aussuchen, während wir in un-sere Familien hineingeboren werden. Ich bin sehr froh um die Familie, in die ich hineingeboren wurde. Hier möchte ich meine Familie anhand von Hobbys ein wenig vorstellen, dies stellt natürlich nur einen Bruchteil von dem dar, was meine Familie ist und tut.

Meine Mutter ist eine ausgezeichnete Marmeladenköchin und Bäckerin. Bei vielen Spaziergängen werden die Reife von Holunder und anderen Obstsorten begutachtet, die mit Zucker eingekocht ein Gedicht für den Geschmack erge-ben. Es ist schön ihre Freude daran zu beobachten: die Freude über das Gelin-gen aber auch die große Freude am Tei-len und anderen eine Freude zu machen. Zu Ostern backt meine Mutter Osterläm-mer, auf die sich viele unserer Freunde und Verwandten freuen. Meine Mutter liebt auch Kinder, deshalb sind auch die Kinder von Freunden und Bekannten gerne bei meinen Eltern zu Besuch.

Das Hobby meines Vaters hat wohl auch mit dem Begriff der kreativen Hospitali-tät zu tun. Er sammelt Bilder aktueller aber auch alter Künstler. Dieses Hobby hat mich auch ein Stück weit geprägt, da wir früher oft nach dem Sonntagsgottes-dienst zum Kunstverein nach Ulm oder ins Ulmer Museum gefahren sind, um die dortigen Ausstellungen zu besuchen. Mir haben da vor allem die abstrakten Bilder gefallen, da ich es viel spannender fand, etwas zu schaffen, das noch nicht existiert, als Dinge oder Personen „ab-zumalen“. Heutzutage habe ich meine Meinung geändert und bewundere auch

die Kunst der gegenständlichen Malerei. Natürlich war es auch interessant die ver-schiedenen Personen kennenzulernen, die sich mit Kunst befassen. Eine davon hat mich schon in meiner Kindheit ge-prägt: Fred Ayer, ein Künstler aus den USA mit afrikanischen Wurzeln, der auch ein Verehrer von Martin Luther King war. So lernte ich schon sehr früh die Bedeutung von Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung zu schätzen.

Durch meinen Bruder habe ich gelernt, was es heißt, zu teilen und zusammen in einer Familie zu leben. Er ist vor neun Jahren verstorben, aber er begleitet mich auch heute noch in meinem Herzen und in meinen Gedanken. Durch sei-nen Tod habe ich er-fahren, wie es ist, einen lieben Menschen zu verlieren, aber auch, wie eng und tief die Verbindung zu einem Menschen sein kann, der schon verstorben ist.

Als ich mit meiner Fa-milie über meine Be-rufung und meinen Entschluss Barm-herziger Bruder zu werden sprach, war es für sie schon etwas unge-wöhnlich. Wie soll es auch anders sein? In unserer Zeit setzen sich nur noch we-nige Menschen mit Ordensgemeinschaf-ten und deren Lebensform auseinander. Daher mussten sie sich erst einmal an die-sen Gedanken gewöhnen. Sie sagten mir aber sofort, dass sie mich in dem, was ich tue, unterstützen, egal wie ich mich ent-scheide würde. Sie sahen auch, wie glück-lich mich der Gedanke an die neue Le-bensweise machte. Als sie dann die ersten Brüder kennenlernten, waren sie davon überzeugt, dass in dieser Gemeinschaft

Frater Seraphim Schorer

Eine große, neue Familie

Menschen sind, mit denen man gut le-ben kann. Immer wieder sagten sie: „Es ist eben eine neue Familie. – Eine große neue Familie!“

In meiner Familie durfte ich die Liebe Gottes erfahren, die mich auch heute noch trägt und prägt. Ich durfte erfah-ren, was es heißt, in Frieden miteinander zu leben und für Andere da zu sein.

Gisela Schorer ist eine leidenschaftliche Marmeladen-köchin (Bild oben). Der Kunstliebhaber Georg Schorer mit einem seiner Lieblingsbilder von Hans Staudach-er aus Wien.

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Zu Hause sein – ein gutes Ge-fühl. Jedes Jahr verbringe ich meinen Urlaub bei meinen Eltern, in meiner Heimat-stadt Traunreut. Hier bin

ich geboren, habe Laufen und Sprechen gelernt, bin aufgewachsen und hatte eine glückliche Kindheit. Durch meine jüngere Schwester lernte ich Rücksicht zu nehmen, zuzuhören, aber auch zu streiten. Dinge, die für ein gutes Miteinander notwendig sind. Manchmal hatten es unsere Eltern nicht leicht mit uns, so brachte es mei-ne Schwester mal sehr trocken auf den Punkt, indem sie meiner Mutter sagte: „Wenn ihr uns nicht hättet, wäre zu Hau-se ja nichts los!“

Doch realistisch betrachtet war zu Hause immer was los. Führten meine Eltern doch ihren eigenen Betrieb mit Autowerkstatt und Tankstelle, bei der von früh bis spät immer Betrieb war. Auch lebten meine

Großeltern die ersten Jahre noch im Haus, was nicht immer unkompliziert war. Im Laufe der Jahre half auch ich mehr mit. Fleiß und Einsatz sind Werte, die mir von frühester Jugend an mitgegeben wurden.

Meine Großeltern (beiderseits) sind Ver-triebene, sie mussten ihre Heimat verlas-sen und, teils schon mit Kindern, in der Fremde ganz neu anfangen. Was meinen Großeltern Fremde war, das wurde ihren Kindern zur Heimat. Neue Heimat, in der sie sich als Flüchtlinge erst zurechtfin-den mussten. Außer einem dialektfreien Deutsch ist die Beheimatung gut gelun-gen. Kraft gaben meinen Großeltern vor allem der Glaube und die Verbundenheit zur katholischen Kirche. Die durch Ver-treibung und Ausgrenzung nicht zu durch-trennenden Wurzeln gaben ihnen Halt im Leben. Diesen Halt gaben sie weiter – auch an mich.

In der Heimat-Pfarrei machte ich erste Schritte als ganz kleiner Ministrant über die Pfarrjugend bis hin zum Pfarrjugend-leiter. Doch die Zeit verändert alles. Etwas wächst, reift und vergeht und neue Wege tun sich auf. Ich entdeckte in der Zeit als Zivildienstleistender, dass das, was mir beruflich als Mechaniker winkte, zwar in-teressant war, mich aber nicht ausfüllen konnte. Ich spürte mich für den sozialen Dienst berufen, hier schlug mein Herz in einem ganz anderen Rhythmus. Genau hier musste ich mich entscheiden, wel-che Richtung ich meinem Leben geben soll: Ob ich weiterhin in meiner leiblichen Familie mit der beruflichen Familientra-dition bleibe oder mich einer mir unbe-

kannten „Familie“ zuwende, den Barm-herzigen Brüdern mit ihrem Dienst am Nächsten, der Hospitalität. Leicht ist es mir nicht gefallen, aber ich habe mich für den Ruf des Herzens entschieden.

Eine Familie – ein Ort wo ich zu Hau-se bin? Der Konvent ist aus meiner Sicht eine Familie. Nicht mehr mit leiblichen Banden, sondern mit einem spirituellen Band. Alle Mitbrüder wollen sich unein-geschränkt für die Kranken und Notlei-denden – den Nächsten – einsetzen. Auch in dieser Ordensfamilie sind die Mitglie-der in unterschiedlichem Alter, so wie ich das von meinen Großeltern kenne. In den neuen Familienbund musste ich hinein-wachsen, meine Rolle finden. Junge Or-densbrüder durchlaufen eine lange Zeit der Ausbildung. Dieses Hineinwachsen ist nie ganz abgeschlossen. Es ist ein stän-diger Prozess im gegenseitigen voneinan-der Lernen und sich aneinander Reiben, dabei kommt mir meine Schwester wie-der in den Sinn.

Im Orden bleibt man nicht auf die Fami-lie der Brüder begrenzt. Sie weitet sich mit jedem Tag, in dem man am Nächsten Dienst tut, aus. Ich lernte schon zu Be-ginn meines Ordenslebens, dass es nicht den einen Bruder gibt, von dem man al-les erlernen kann, sondern dass ich mei-ne Erfahrungen mit vielen verschiedenen Menschen sammeln muss. Nur alle ge-meinsam können wir gut sein – Brüder und auch Mitarbeiter. Mit der Bereitschaft voneinander zu lernen, wächst eine inne-re Verbundenheit.

Im weltweiten Orden hat sich der Begriff Familie des heiligen Johannes von Gott ausgebreitet. Ich finde, er trifft den Kern, ist aber in unserem Sprachraum zu eng be-setzt. Mir gefällt der Begriff Gemeinschaft etwas besser – gemeinsam einen Dienst tun, eine gemeinsame Richtung haben. Wenn es um das gemeinsame Ziel geht, hat auch der kranke, der behinderte und hilfsbedürftige Mensch Platz, dann weiß auch er sich mit uns verbunden. Gemein-sam nach neuen Wegen suchen, füreinan-der offene Ohren haben und sich füreinan-der einsetzen – das ist meine Vision von einem Ort, wo man sich zu Hause fühlt – und vom Urlaub wieder gerne zurück kommt.

Frater Karl Wiench

„Familie –ein Ort wo ich zu Hause bin“

Frater Karl Wiench (hinten links) mit seiner Schwester Annette (rechts) und seinen Eltern Christine und Josef Wiench (vorne)

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Aus der bayerischen Ordensprovinz

Meine erste Begegnung mit dem Wort Hos-pitalität hatte ich bei der Eröffnung von „Spes Viva“ (lebendi-

ge Hoffnung), einem Vorläufer der Pallia-tivstation im Regensburger Krankenhaus. Da erfuhr ich, dass der Begriff vom latei-nischen „hospes“ – der Gast – stammt und mit Gastlichkeit und Gastfreundschaft übersetzt werden kann. Zwei Jahre spä-ter legte ich neben den drei klassischen Ordensgelübden ein viertes ab, das den Barmherzigen Brüdern eigene Gelübde der Hospitalität.

Den Kranken und Notleidenden geweiht

In unseren Konstitutionen wird dies im Artikel 22 so beschrieben: „Mit dem Ge-lübde der Hospitalität weihen wir uns un-ter dem Gehorsam der Oberen der Pfle-ge der Kranken und der Betreuung der Notleidenden. Wir verpflichten uns, ih-nen alle notwendigen Dienste zu erwei-sen, auch die niedrigsten und selbst bei Gefährdung des eigenen Lebens, ganz nach dem Beispiel Christi, der uns um unseres Heiles willen bis zum Tode lieb-te. Unsere große Freude ist es, bei denen zu sein, zu denen wir gesandt sind. Wir nehmen sie auf und dienen ihnen mit der Liebenswürdigkeit, dem Verständnis und dem Glaubensgeist, wie sie dies als Men-schen und Kinder Gottes verdienen. Un-sere ganze Arbeitskraft und Fähigkeiten stehen ihnen bei den verschiedenen Auf-gaben, die uns übertragen werden, zur Verfügung.“

Für mich war und ist die Hospitalität im-mer neu eine Entdeckungsreise. Sie ist nicht fertig, nicht wiederholbar, sondern muss jeden Tag und in jeder Situation neu gelebt werden. In jeder Begegnung kann ich Hospitalität spürbar und erfahr-bar werden lassen – oder aber nicht. Eine Vorstellung hilft mir immer wieder: „Ich

möchte mit jedem Menschen so umge-hen, als wäre es mein Bruder oder meine Schwester.“ Wenn ich ein Krankenzim-mer betrete, in dem eine ältere Patientin ist, versuche ich ihr so zu begegnen, als wäre es meine eigene Großmutter. Wenn in der Straßenambulanz ein Patient zur Behandlung kommt, begegne ich ihm mit dem gleichen Respekt wie meinem eige-nen Vater.

Dass das nicht immer einfach ist und auch nicht immer gelingt, kann mich nicht da-von abhalten, es immer wieder neu zu denken. Ich schenke mich meinem Ge-genüber bei jeder Begegnung ein kleines bisschen selbst. Das eröffnet dem anderen einen Raum, in den er eintreten kann, sich angenommen fühlen und vom Fremden zum Freund werden kann.

Haus der Hospitalität

In der Vertiefung dieses Gedankens ent-steht so Raum für Raum – ein Haus der Hospitalität. Ich kann dieses nicht vor-zeigen oder abmessen, wiegen oder zäh-len, aber jeder, der darin eintritt, kann es erleben. Das gilt nicht nur für die Men-schen, die auf meine Hilfe angewiesen sind, sondern für alle, die mir begegnen.

Hospitalität ist keine Technik, sondern eine Haltung. Eine Haltung – ein Blick, der sein Gegenüber wahrnimmt, seine Würde erkennt und achtet und ihn an sich heranlässt.

Die vier Werte des Ordens

Der Orden der Barmherzigen Brüder leitet aus der Hospitalität vier Werte ab: Qualität, Respekt, Verantwortung und Spiritualität. Qualität bedeutet für mich, dass ich bestrebt bin, jedem das Optima-le zukommen zu lassen, sowohl an Mit-teln, als auch an Fachlichkeit. Im Respekt steckt für mich die Erkenntnis, dass sich in jedem Menschen Gott verbirgt, der mir Bruder und Schwester sein will und dem ich durch die Menschen die Ehre erwei-sen kann.

Die Verantwortung sehe ich darin, das Erbe unseres Ordensvaters Johannes von Gott zu pflegen, es lebendig zu halten und zeitgemäß weiterzuführen. Hinter der Spiritualität verbirgt sich für mich schließlich der Auftrag, die Hospitalität als Teil des kommenden Gottesreiches in unsere Welt zu tragen.

Eine Erkenntnis habe ich über all dem noch gewonnen: Allein mit Anstrengung kann ich Hospitalität nicht leben, sie ist letztlich ein Geschenk, das ich empfange und weitergeben darf, und leichter geht dies mit einem gesunden Humor, der mir immer wieder sagt: Karl, nimm dich selbst nicht so wichtig!

Frater Karl Wiench

Was Hospitalität für mich bedeutet

Frater Karl Wiench betreut schwerstkranke und ster-bende Menschen im Johannes-Hospiz.

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Aus der bayerischen Ordensprovinz

JANUAR6. Professerneuerung von

Frater Albert Nawatzky in Regensburg

7. 80. Geburtstag von Frater Malchus Schmid

17. bis 18. Kanonische Visitation der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in

Straubing durch Generalrat Frater Rudolf Knopp

19. Professerneuerung von Frater Magnus Morhardt in Regensburg

19. bis 20. Kanonische Visitation des Klinikums St. Elisabeth in Straubing durch Generalrat

Frater Rudolf Knopp21. Kanonische Visitation des

Marienheims in Straubing durch Generalrat Frater

Rudolf Knopp27. Gespräche im Rahmen

der Visitation mit Diözesanbischof Dr. Gerhard Ludwig Müller und mit Diözesanbischof Dr. Konrad Zdarsa

28. Kanonische Visitation im Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg durch

Generalrat Frater Rudolf Knopp bis 1. Februar

31. Beiratssitzung Johannes-Hospiz in München

FEBRUAR2. bis 3. Kanonische Visitation im

Krankenhaus St. Barbara in Schwandorf durch General-

rat Frater Rudolf Knopp4. bis 5. Kanonische Visitation im

Tagungs- und Erholungs-haus, Kinderheim und

Konvent Kostenz durch Generalrat Frater Rudolf Knopp

7. Kanonische Visitation der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in

Gremsdorf durch General-rat Frater Rudolf Knopp

10. Beiratssitzung misericordia in München

16. Gespräch im Rahmen der Visitation mit Generalrat Frater Rudolf Knopp bei

Erzbischof Dr. Ludwig Schick

17. Kanonische Visitation des Alten- und Pflegeheims St. Raphael in Königstein

durch Generalrat Frater Rudolf Knopp

18. Kanonische Visitation des Frankfurter Konventes durch Generalrat Frater

Rudolf Knopp19. Gespräch im Rahmen der

Visitation mit Generalrat Frater Rudolf Knopp bei Bi-schof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst

20. bis 22. Kanonische Visitation des Altenheims St. Augustin in Püttlingen durch

Generalrat Frater Rudolf Knopp

24. 20 Jahre Palliativ-Station St. Johannes von Gott in München mit Gottesdienst

und Festakt24. bis 26. Kanonische Visitation des

Altenheims St. Augustin in Neuburg durch Generalrat Frater Rudolf Knopp

26. Besinnungstag: „Die Kraft der Hospitalität“ mit Schwester Maria Ursula

Schneider in Gremsdorf 26. bis 27. Kanonische Visitation im

Krankenhaus Barmherzige Brüder München durch

Generalrat Frater Rudolf Knopp

27. Kanonische Visitation der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in

Algasing durch Generalrat Frater Rudolf Knopp bis 2. März

MÄRZ1. Requiem und Beisetzung

Frater Odo Weiper 2. Fortbildungsbeirat

in München3. bis 5. Kanonische Visitation in

Bad Wörishofen durch Generalrat Frater Rudolf Knopp

8. Johann-von-Gott-Fest in den Einrichtungen

12. bis 19. Erneuerungskurs der Brüder in Rom (Pilotkurs)

28. Gespräch im Rahmen der Visitation mit Generalrat Frater Rudolf Knopp bei Kardinal Dr. Reinhard Marx

Kommission Berufungs- pastoral

29. Vorläufiger Abschluss der Kanonischen Visitation mit Definitorium

Auszug aus der Chronik der Bayerischen Ordensprovinz 20

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Auszug aus der Chronik der Bayerischen Ordensprovinz

APRIL5. Missionstag in Algasing6. Missionstag in München7. Missionstag in Neuburg Vortrag des Freundeskreises

Straubing mit dem Erfurter Bischof Joachim Wanke

11. bis 15. Regionalkonferenz Europa in Dublin

10. bis 11. Missionstag in Kostenz14. Missionstag in Königstein15. Missionstag in Püttlingen

MAI2. Segnung des Herzkatheter-

labors in Schwandorf16. Mitgliederversammlung des

Vereins zur Förderung des Johannes-Hospizes

16. bis 17. Seminar „Sexualität und Behinderung; Sexualpäda-gogik – auf dem Weg zu einem erfüllten Leben“

18. bis 20. Fortbildung „Gelebte Gastfreundschaft“, für leitende Mitarbeiter, Block 1

25. bis 27. Interprovinzielle Kommission in Wien

28. Besinnungstag: „Gelebte Barmherzigkeit“ mit

Abt Johannes Eckert und Dr. Thomas Binsack in Kostenz

JUNI3. Segnung des neuen

Alten- und Pflegeheims St. Raphael in Königstein

5. bis 8. Mitgliederversammlung der Deutschen Ordensobernkonferenz

8. Ordenskommission: Vorbereitung des Erneuerungskurses

9. Zentralkommission in Regensburg

10. Gedenktag des seligen Frater Eustachius Kugler

80. Geburtstag von Pater Leodegar Klinger

JULI6. Kanonische Visitation der

Einrichtungen in Kobe, Japan durch Generalrat Frater Rudolf Knopp

7. Segnung der Regenerations-inseln im Kneippianum Bad Wörishofen

16. Jubiläum 20 Jahre Förder-stätte und 10 Jahre Tages-stätte für Menschen mit

Autismus in Reichenbach

SEPTEMBER2. Segnung der neuen Förder-

stätte in Algasing6. Requiem und Beisetzung

Ehrenmitglied Josef Lorenz, Reichenbach

11. bis 17. Jahresexerzitien für die Barmherzigen Brüder mit Prälat Ludwig Limbrunner

„Maria, Heil der Kranken“ in Kostenz

24. Besinnungstag für Mitarbeiter mit Pater Leodegar Klinger und Dr. Andreas Kestler „Die Familie des heiligen Johannes von Gott“ in Algasing

28. bis 29. Direktoriumsfortbildung mit Dr. Reinhard Pichler zum Thema „Die Familie des heiligen Johannes von Gott“ in Kostenz

OKTOBER4. Segnung des Erweiterungs-

baus der Werkstätte in Straubing mit Gedenkfeier des zweiten Jahrestags der Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler

5. bis 7. Interprovinzieller Erneue-rungskurs Teil 1 in Wien

10. bis 14. Kanonische Visitation der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in

Reichenbach durch General-rat Frater Rudolf Knopp

11. Segnung der neuen Förder-stätte in Waldmünchen und Projekttag Fachschule für

Heilerziehungspflege Reichenbach

12. bis 14. Fortbildung „Gelebte Gastfreundschaft“ für Mitarbeiter ohne Leitungsfunktion, Block 1

20. Zentralkommission in Regensburg

24. Abschlussgespräche zur Provinzvisitation in Rom

26. bis 28. Fortbildung „Gelebte Gastfreundschaft“, für leitende Mitarbeiter, Block 2

27. Requiem und Beisetzung des Ehrenmitglieds Christian Braun

in Eslarn28. Requiem und Beisetzung

von Frater Wenzeslaus Mages in Neuburg

NOVEMBER7. Projekttag der Berufsfach-

schule für Krankenpflege Schwandorf

18. Verleihung des Förderprei-ses der Barmherzigen Brü-der in der Hochschule

Regensburg Feier 10 Jahre Palliativ-

station in Regensburg19. Festakt zur Ernennung von

Ehrenmitgliedern21. 6. Todestag von Frater

Fortunatus Thanhäuser, Indische Ordensprovinz

30. Interprovinzieller Erneuerungskurs Teil 2 in Kostenz

DEZEMBER1. bis 2. Interprovinzieller Erneuerungskurs Teil 2 in Kostenz6. Professerneuerung Frater

Thomas Väth in Regensburg7. bis 10. Interprovinzielle Kommissi-

on in Krakau

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Von Januar bis März 2011 hat Generalrat Frater Ru-dolf Knopp im Auftrag von Generalprior Frater Donatus Forkan die Ka-

nonische Visitation in der Bayerischen Ordenprovinz durchgeführt. Mit dem fol-genden persönlichen Statement stimmte er darauf ein.

Wenn ich an die Visitationen in der Zeit meines Noviziates (1979 bis 1981) den-ke, dann fällt mir ein, dass alles etwas formaler war als sonst. Als Fast-Itali-ener würde ich sagen, es ging um die „bella figura“, die man machen wollte. Das ganze Prozedere wirkte fast wie et-was Sagenumwogenes. Selbst die Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter, die damals noch kaum in eine Visitation eingebun-den waren, wirkten aufgeschreckt: Der General bzw. der Provinzial ist im Haus! Von den Eröffnungs- und Schlussan-sprachen sowie von den persönlichen Gesprächen mit den Visitatoren ist mir nichts in Erinnerung geblieben, aber in bester Erinnerung ist mir geblieben, dass mir Pater General Marchesi nach einem Gespräch auf die Schulter klopf-te, dabei lächelte und sagte: „Coraggio,

andare avanti!“ – deutsch etwa: „Nur Mut – weiter so!“ Selbst heute denke ich bei schwierigen Entscheidungen und in Phasen von Enttäuschung daran zu-rück. Und es gibt mir immer noch und immer wieder Kraft.

Die Form und der Stil der Visitation ha-ben sich im Laufe der Zeit geändert. Die Mitarbeiter mit Leitungsverantwortung sind in das Visitationsgeschehen einge-bunden. Es gibt heute andere und inten-sivere Wege der Kommunikation und des Controllings, das macht Visitationen nicht überflüssig, hat aber etwas den Ak-zent verschoben. Es geht um geschwis-terliches Miteinander. Es geht um Ge-spräche. Es geht um Zukunftsvisionen. Es geht aber auch um Impulse von der Generalleitung, die Prozesse beschleu-nigen oder auch zum Überdenken von Planungen raten will.

Die Themenbereiche der Visitation erge-ben sich aus dem Ankündigungsschrei-ben von Pater General Donatus: Erneue-rung des Ordenslebens, Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern, Ordenswerte im Apostolat, Bioethik und Pastoral.

Generalrat Frater Rudolf Knopp zur Kanonischen Visitation

Diener der Hospitalität in Kirche und Welt

Ich hoffe, dass ich tatsächlich oder auch im übertragenen Sinn vielen Brüdern, Mitarbeitern, Patienten und Bewoh-nern auf die Schulter klopfen kann und ein Mut und Kraft gebendes „Coraggio, andare avanti!“ sagen werde.

Aus der bayerischen Ordensprovinz

Beim vorläufigen Abschluss der Generalvisitation am 29. März in Algasing ka-men das Provinzdefinito-rium, die Prioren sowie

die für die Ausbildung zuständigen

Brüder mit dem Visitator, Generalrat Frater Rudolf Knopp, zusammen. Fra-ter Rudolf würdigte die Entwicklung der einzelnen Einrichtungen im Gro-ßen und Ganzen als sehr positiv, emp-fahl aber auch, zum Beispiel stärker auf

eine attraktive und aktuelle Gestaltung der Internetpräsenzen des Ordens und der Einrichtungen zu achten. Die Or-denszeitschrift misericordia lobte er als sinnvolles Instrument der Provinz. Sei-nen Mitbrüdern gab er Empfehlungen

Abschluss der Generalvisitation

Generalprior fordert neues Rollenverständnis der Brüder

Es geht um geschwisterliches

Miteinander. Es geht um Gespräche.

Es geht um Zu-kunftsversionen.

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51 Personen aus der Stadt Nittenau, vor allem aus dem Ortsteil Neuhaus, dem Geburtsort

des seligen Eustachius Kugler, unternah-men im Herbst 2010 eine Pilgerreise nach Rom und Assisi. Die Idee zu der Reise war genau ein Jahr zuvor bei den Seligspre-chungsfeierlichkeiten entstanden.

Höhepunkt der Reise war die Generalau-dienz von Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz. Der Heilige Vater segnete dort eine von Bildhauermeister Franz Diewald geschnitzte Figur des Seligen. Schließlich hatten Nittenaus 1. Bürger-meister Karl Bley und Willi Sturm aus Neuhaus sogar die Gelegenheit, sich beim Papst persönlich für die Seligspre-chung zu bedanken und ihm einen oran-gefarbenen Eustachius-Kugler-Schal zu überreichen. Der Papst freute sich über das Geschenk und legte den Schal sogar kurz an.

Johann Singhartinger Bürgermeister Karl Bley überreicht dem Heiligen Vater den Schal; mit dabei (rechts): Willi Sturm aus Neuhaus, dem Geburtsort des seligen Eustachius Kugler.

für ein gelingendes Gemeinschaftsle-ben mit auf den Weg.

Für die offiziellen Abschlussgespräche zur Visitation reisten am 24. Oktober Provinzial Frater Emerich Steigerwald und die vier Provinzräte nach Rom. In einer kurzen Ansprache bedankte sich Generalprior Frater Donatus Forkan für die gründliche Durchführung der Visi-tation bei Generalrat Frater Rudolf. Die bayerischen Brüder forderte er auf, den Ordensauftrag „im europäischen Hori-zont“ weiterzuentwickeln und dabei ins-besondere mit der Österreichischen Pro-vinz zusammenzuarbeiten.

Grundlegend für die Zukunft des Ordens seien das Miteinander von Brüdern und Mitarbeitern sowie das neue Rollenver-ständnis der Barmherzigen Brüder. Sie müssten eine „Institution der Hospitali-tät“ darstellen und „ethische Wegweiser“ sein. Insbesondere sollten sie ihre Team-fähigkeit und ihre Gemeinschaftsfähig-keit unter Beweis stellen.

„Jeder Bruder ist kostbar“, sagte der Ge-neralprior, unabhängig von seinem Al-ter. Denn auch ältere Brüder könnten Zeugen des Glaubens und damit Vor-bilder für junge Menschen sein. Sowohl für Brüder als auch für Mitarbeiter hält Frater Donatus Forkan die verschiede-

nen Fort- und Weiterbildungsangebo-te für unverzichtbar. Gleichzeitig rief er seine Mitbrüder in Bayern dazu auf, Ge-bet und Liturgie in lebendiger Form zu pflegen.

Der Generalprior erinnerte auch an die Mitverantwortung der bayerischen Or-densprovinz für die positive Weiter-entwicklung des japanischen und des indischen Ordensteils. Zum Schluss be-dankte er sich für die „stete Verlässlich-keit“ der bayerischen Provinz und für die Unterstützung der Arbeit der General-kurie.

Johann Singhartinger

Pilgerreise nach Rom und Assisi

Papst mit Eustachius-Kugler-Schal

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Der Orden der Barmher-zigen Brüder hat sich in seiner Geschichte immer wieder verändert. Auch heute fragen sich Mitar-

beiterinnen und Mitarbeiter in den Ein-richtungen, wie es zukünftig weitergehen soll, wenn es weniger Brüder gibt. Die Brüder selbst möchten ihre Werte und Vorstellungen in den Einrichtungen ver-wirklicht sehen. Ein enges „Miteinander“ ist hier unabdingbar.

Bei den Barmherzigen Brüdern in Strau-bing gab es in den Jahren 2010 und 2011 vier Veranstaltungen zum Thema „Das neue Gesicht des Ordens“. Referenten waren Provinzsekretär Frater Eduard Bauer und ich. Leitende Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen (Wohnen, WfbM, Förderstätte, Fachschule, Verwal-tung, technischer Dienst, Hauswirtschaft, Küche, Landwirtschaft) nahmen daran ebenso teil wie Mitglieder des Pastoralra-tes, Mitarbeiter verschiedener Stabstellen mit Außenkontakten und weitere Inter-essierte. Die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer sollen die Inhalte an andere Mit-arbeiter weitergeben.

Thema war „Das neue Gesicht des Or-dens“. Anhand eines Filmes wurden Ge-schichte und Wirkungskreise des Ordens dargestellt. In verschiedenen Arbeits-gruppen arbeiteten die Teilnehmer an folgenden Themen:

• Werte• Hospitalität/Gastfreundschaft• Das eigene Angesicht• Aufgaben der Mitarbeiter in einer

christlichen Einrichtung• Zukunftsvorstellungen• Gegenüberstellung „Das alte Gesicht

des Ordens“ und „Das neue Gesicht des Ordens“

Die Schwerpunkte richteten sich danach, wie sich die Gruppe jeweils zusammen-setzte. Auch die Methoden orientierten sich am Teilnehmerkreis. Gruppenar-beiten und eine spirituelle Einheit wa-ren aber immer mit dabei.

Die Mitarbeiter kamen mit unterschied-lichen Erwartungen zu den Fortbildun-gen, konnten sich aber nach der Ver-anstaltung meist gut mit dem Orden identifizieren.

Aussagen von Mitarbeitern zur Fortbil-dung sind zum Beispiel:

• „Unsere Gesellschaft braucht christliche Werte um zu überleben.“

• „Wo hört das Alte auf, wo fängt das Neue an? Es ist der Weg!“

• „Johannes von Gott ist der Beginn und muss in unsere Zeit und Wirklichkeit transportiert werden.“

• „Wir müssen zurückblicken, aber auch neue Ziele formulieren.“

Barbara Eisvogel stellt eine Fortbildungsreihe der Barmherzigen Brüder Straubing vor

Das neue Gesicht des OrdensDer Wunsch nach einer Weiterführung der Fortbildung und deren Inhalten und somit nach einer Zusammenarbeit zwi-schen Brüdern und weltlichen Mitar-beitern wurde immer wieder geäußert. Wichtig war bei diesen Fortbildungen, dass der Referent des Ordens Unterstüt-zung durch eine weltliche Mitarbeiterin bekam. Unser gemeinsames Auftreten machte gerade diesen neuen Weg deut-lich: Mitarbeiter und Brüder arbeiten zu-sammen.

Meine Zusammenarbeit mit Frater Edu-ard zu dieser Fortbildungsreihe emp-fand ich als angenehm, da wir uns ge-genseitig unterstützten und ergänzten. Schon in der Vorbereitung trugen wir unsere Ideen zusammen. Einer von uns hatte eine Idee zum Inhalt oder zur Me-thode, der Andere brachte seine Ge-danken dazu ein, und am Ende hatten wir die Planung für die nächste Fortbil-dungsveranstaltung.

Natürlich war es nicht immer ganz ein-fach, einen gemeinsamen Nenner zu fin-den. Das Miteinander gab uns aber Ge-legenheit, die Auffassung des anderen kennenzulernen und konstruktive Lö-sungen zu erarbeiten. Eine Form der Zu-sammenarbeit, die sich beide Referenten auch für die Zukunft wünschen und die es auf viele Ebenen zu übertragen gilt.

Barbara Eisvogel

Barbara Eisvogel Frater Eduard Bauer beobachtet die Gruppenarbeit der Mitarbeiterinnen.

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Seit Mitte letzten Jahres gibt es in der Bayerischen Ordenspro-vinz eine neu zusammen-gestellte Gruppe, die in der Berufungspastoral tätig ist.

Diese hat sich bei ihrem letzten Treffen in Gremsdorf überlegt, was für die nächs-ten vier Jahre von Bedeutung ist.

Die Gruppe möchte in allen Projekten, die sie gestaltet, Begegnung ermöglichen, Begegnung innerhalb der Familie des hei-ligen Johannes von Gott, Begegnung mit Menschen, die auf der Suche nach Be-rufung sind, aber auch Begegnung mit der Liebe Gottes, die der Grund unseres Lebens ist.

Zu den Projekten gehören unter ande-rem die Mitgestaltung von Klosternäch-ten und die Vorbereitung und Durchfüh-rung von Tagen, in denen die Familie des

Berufungspastoral

Die Liebe Gottes erfahrbar machen

Planten gemeinsam in Gremsdorf (von links): Peter Jan-kowetz (Gremsdorf ), Frater Seraphim Schorer (Regens-burg), Sabine Scheiblhuber (Straubing), Frater Karl Wiench (München), Frater Thomas Väth (Regensburg) und Frater Eduard Bauer (Provinzialat).

heiligen Johannes von Gott vorgestellt wird. Diese Tage werden in den Fach-schulen und Berufsfachschulen angebo-ten, aber auch bei kirchlichen Veranstal-tungen, zum Beispiel dem Bennofest in München.

Die Mitglieder freuen sich auch über Firmgruppen, die im Rahmen ihres Un-terrichts eine Einrichtung der Barmher-zigen Brüder besuchen, um zu sehen, wie die barmherzige Liebe Gottes ins Leben umgesetzt wird.

Wir freuen uns über Ihre Unterstützung im Gebet.

Frater Seraphim Schorer

Vor etwa zwei Jahren hat Frater Dona-tus Forkan, Ge-neralprior der Barmherzi-

gen Brüder, eine Betrach-tung mit dem Titel „Das neue Gesicht des Or-dens“ herausgegeben, die seither Brüdern und Mitarbeitern als Grund-lage für Gespräche über die Zukunft des Ordens und seine Einrichtungen dient. Zu der Betrachtung ge-hört auch eine DVD, in der der Generalprior seine Botschaft mit

vielen Beispielen aus Geschichte und Gegenwart des Or-dens illustriert und seine These untermauert, dass nur

durch Veränderung und Offenheit für neue Wege die Treue zum Auftrag des Ordensgründers Johan-

nes von Gott möglich ist. Der etwa 37-minütige Film, für den es bisher nur deutsche Untertitel gab, liegt nun in einer professionell synchro-nisierten deutschen Fassung vor.

Die neue DVD wurde bereits an einen kleinen Personenkreis, vor allem Prioren, Geschäftsführer und Gesamtleiter, verteilt.

Sie kann beim Provinzialat der Barmherzigen Brüder für 12,40 Euro erworben werden (Tele-

fon 089/1793-110 oder E-Mail: [email protected]).

Johann Singhartinger

„Das neue Gesicht des Ordens“ – jetzt synchronisiert

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In Erinnerung an Wolfram Menschick

Johannes-von-Gott-Oratorium in Regensburg aufgeführt

Aus der bayerischen Ordensprovinz

Das Oratorium „Das Le-ben und Werk des Johan-nes von Gott“ wurde am 5. Juni in der Kirche Ma-riä Himmelfahrt in Re-

gensburg aufgeführt. Ausführende wa-ren: Renate Kaschmieder (Alt), Benjamin Appl (Bariton), Michael Heuberger (Er-

zähler), VOKALETTA Regensburg, Or-chester SINFONIA Regensburg, Leitung: Hans Pritschet. Frater Eduard Bauer führ-te zu Beginn in das Leben des heiligen Johannes von Gott ein.

Anlass der Aufführung des Oratoriums über den Ordensgründer der Barmherzi-gen Brüder war das Gedenken an Wolfram Menschick, den verstorbenen Komponis-ten des Werkes. Wolfram Menschick, frü-herer Eichstätter Domkapellmeister, ist am 8. Dezember 2010 im Alter von 73 Jahren gestorben. Mit seinen Messen und Chorsätzen gehörte der Kirchenmusiker in diesem Bereich zu den am meisten ge-spielten Komponisten der Gegenwart. Sein Werk umfasst 36 Messen und etwa 200 Motetten und Psalmen. 2006 schrieb er zum Besuch von Papst Benedikt XVI.

in Altötting eine Marienvesper. Im Juni 2010 wurde im Eichstätter Dom die „Mis-sa pro Papa“ uraufgeführt. Für die Barm-herzigen Brüder hat er sein einziges Ora-torium über den Ordensgründer Johannes von Gott komponiert, das am 24. Februar 2007 in Regensburg uraufgeführt wurde.

Der Regensburger BR-Journalist Sieg-fried Höhne ließ sich beim Verfassen des Textes von der ersten Biographie über Johannes von Gott (1495 – 1550) aus dem 16. Jahrhundert und von Briefen des Heiligen inspirieren. Die Alt-Solis-tin beleuchtet die Lebenssituationen des Heiligen in verschiedenen Facetten, der Bariton spiegelt die Gedankenwelt und Psyche des Johannes wider, während der Chor das Geschehen kommentiert, dra-matisiert und resümiert.

Nun löste er schon zum zweiten Mal hinterein-ander sein Versprechen ein: Erzbischof Dr. Lud-wig Schick hatte am Tag

der Seligsprechung von Frater Eustachi-us Kugler (4. Oktober 2009) der Haus-gemeinschaft der Barmherzigen Brüder Gremsdorf zugesagt, dass er alljährlich versuchen werde, am offiziellen Gedenk-tag des Seligen (10. Juni) in die Gremsdor-fer Behinderteneinrichtung zu kommen, um mit Bewohnern und Mitarbeitern Eu-charistie zu feiern. Und wie bemerkte ein Bewohner recht treffend: „Auf den Bischof ist halt Verlass.“

Auch Geschäftsführer Günther Allin-ger konnte bei seiner Begrüßung in der

Klosterkirche nur bestätigen, dass er sich freue, dass der Bamberger Oberhirte wie-der gekommen sei. Schick stellt das „auf-sehensreiche Wirken“ von Frater Eusta-chius Kugler, der auch elf Jahre in der Gremsdorfer Behinderteneinrichtung tätig gewesen war, in den Fokus seiner Verkündigung. Auf drei Aspekte aus dem Leben des im Jahre 1946 verstorbenen Barmherzigen Bruders ging Erzbischof Schick näher ein: den Beter, den Geber, und das Vorbild.

Frater Eustachius habe uns beispielhaft vorgelebt, dass es Sinn mache, „alle in sein Gebet einzuschließen“. Oft genü-ge es schon, jemandem die Hand zu ge-ben beziehungsweise Hilfe oder Ver-söhnung anzubieten. Erzbischof Schick

zeigte auch auf, dass Frater Eustachius Kugler ein selbstloses Leben des Gebens geführt hat. Wer Verantwortung trägt, soll Vorbild sein – und auch darin könne der selige Barmherzige Bruder, der von 1898 bis 1902 und von 1914 bis 1922 dem Gremsdorfer Brüderkonvent ange-hörte, für die gesamte Hausgemeinschaft ein „leuchtendes Beispiel sein“, verkünde-te Erzbischof Schick.

Zusammen mit Dekan Kilian Kemmer zelebrierte der Bamberger Oberhirte die Eucharistiefeier zum Festtag des seligen Eustachius, musikalisch umrahmt vom Mitarbeiterchor unter Leitung von Irina Konjaev und Gabriel Konjaev an der Orgel.

Johannes Salomon

Erzbischof Ludwig Schick gedenkt des seligen Frater Eustachius Kugler

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Der Orden auf Facebook

Der Orden der Barmherzi-gen Brüder gestaltet seit Anfang April auf Face-book eine Seite mit dem Namen „Barmherzige

Brüder, Bayerische Ordensprovinz“. Mit dieser Seite möchte der Orden die neu-en Kommunikationswege der Mitarbei-ter nutzen und mit Ihnen im Gespräch bleiben. Durch die Unterstützung des Internets können Informationen sowie Hintergründe zum Ursprung und zur Ausrichtung des Ordens an eine größere Zahl an Personen weitergetragen werden. Dem Orden ist der Kontakt mit seinen Mitarbeitern sehr wichtig und er sieht diesen Austausch als Ergänzung zu per-sönlichen Begegnungen und Gesprächen.

www.barmherzige.de

Lifting in jungen Jahren

Durch den Auftritt des Ordens in Face-book sollen auch junge Menschen ange-sprochen werden, die am Ordensleben der Barmherzigen Brüder, an einer so-zialen Ausbildung im Bereich der Kran-ken- oder Heilerziehungspflege und an der Arbeit der Einrichtungen interessiert sind oder dadurch darauf aufmerksam gemacht werden können.

Mittlerweile hat die Seite fast 200 „Fans“, die mit den regelmäßigen Beiträgen er-reicht werden. Diese Seite bietet Infor-mationen zum Orden, zu Aktionen der Berufungspastoral, den Ursprüngen und Hintergründen von Feiertagen, Veran-staltungen des Ordens oder der Ein-richtungen, aktuelle Pressemeldungen,

Auch wenn die Webpräsenz des Ordens der Barmher-zigen Brüder gerade mal etwa ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat, war es

doch höchste Zeit für ein „Face-Lifting“. Die bisher dominierenden Rottöne sind Blau- und Grautönen gewichen. Ange-strebt wird die Wiedererkennbarkeit der Auftritte aller Einrichtungen der baye-rischen Ordensprovinz und des Ordens selbst im Sinne eines „Corporate Design“.

Den Vorreiter haben hier die Kranken-häuser gemacht, der Orden sowie die an-deren Einrichtungen folgen.

Allerdings unterscheiden sich die Ziel-gruppen von Krankenhäusern, Behin-derteneinrichtungen und Orden nicht unerheblich, sodass auch jeweils eigene Akzente gesetzt werden. Für den Orden ist die Grafikerin Simone Stiedl gerade da-bei, die Optik von www.barmherzige.de gefälliger zu gestalten. Insbesondere sol-

len noch mehr lebendige und aussagekräf-tige Fotos zum Einsatz kommen.

Und natürlich ist eines besonders wichtig: Aktualität. So kann etwa noch vor Aus-lieferung der Druckfassung das jeweils aktuelle Heft der Ordenszeitschrift mi-sericordia im Internet abgerufen werden. Es lohnt sich also, immer mal wieder on-line zu gehen.

Johann Singhartinger

@Frater Seraphim schmückt das Profilbild des Ordens der Barmherzigen Brüder in facebook.

Beiträge zu Gedenktagen von Persönlich-keiten des Ordens und den „Wunsch der Woche“. Die Barmherzigen Brüder freu-en sich auch auf Ihren Besuch.

Kerstin Laumer

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Frater Odo Weiper dankte für 25 Professjahre

Am 8. Dezember, dem Hochfest Mariä Empfängnis, feierte Fra-ter Odo Weiper in Regensburg sein 25-jähriges Professjubilä-

um. Am gleichen Tag vor 25 Jahren hatte er in Frankfurt die Einfachen Ordensgelüb-de abgelegt. Das Jubiläum von Frater Odo war eingebettet in eine festliche Messfeier, der Pater Leodegar Klinger als Hauptzele-brant vorstand. Zahlreiche Gäste, darunter Ordensbrüder und -schwestern und sei-ne leibliche Schwester, dankten mit Fra-ter Odo für ein Vierteljahrhundert Treue im Orden des heiligen Johannes von Gott. Nach dem Evangelium erneuerte Frater Odo vor Provinzial Frater Emerich Stei-gerwald sein Ordensversprechen.

In der darauf folgenden Ansprache ver-knüpfte Pater Leodegar das Evangelium der Verkündigung an Maria mit der Beru-fung des Professjubilars. Wie Maria ihr Ja

zur Botschaft des Engels gesprochen hat-te, so sagte Frater Odo Ja zur Einladung Jesu Christi in seine Nachfolge im Orden des heiligen Johannes von Gott. In diesem Orden lebte er seine Berufung im Dienst an kranken Menschen und im Einsatz für seine Mitbrüder.

Beim anschließenden Festmahl nutzte Frater Odo die Gelegenheit, um dank-bar auf sein (Ordens-) Leben zurückzu-blicken. Den jungen Brüdern machte er Mut, ihre Berufung treu zu leben und auf andere Menschen zu hören. Dadurch könne man nur gewinnen.

Nur zwei Monate nach seiner Professer-neuerung verstarb Frater Odo Weiper in der Nacht zum 23. Februar 2011 in Re-gensburg (siehe Nachruf Seite 57).

Frater Magnus Morhardt

Jubiläen und Geburtstage

4 Mitglieder der Bayerischen Or-densprovinz konnten im Jahr 2011 runde Geburtstage feiern.

Frater Malchus Schmid beging am 7. Ja-nuar in Neuburg seinen 80. Geburtstag. Er stammt aus Unterzeitlbach im Land-kreis Dachau und ist 1963 in den Orden eingetreten. Er war vor allem in den Be-hinderteneinrichtungen der bayerischen Ordensprovinz tätig, allein 19 Jahre in Straubing und 15 Jahre in Reichenbach. Schon bevor er 2004 nach Neuburg kam, hatte er im Kloster Reichenbach ältere Mitbrüder gepflegt. Auch in Neuburg kümmert sich der Jubilar unter anderem um seinen pflegebedürftigen Mitbruder Pater Kamillus Halbleib.

Der nächste runde Geburtstag fiel auf den 8. Februar: Provinzial Frater Eme-rich Steigerwald feierte in München

seinen 70. Geburtstag. Geboren wurde Frater Emerich in Heufeld (Banat), er ist Sozial- und Heilpädagoge sowie Kran-kenpfleger und war 21 Jahre in Rom als Generalrat tätig, bevor er beim Provinz-kapitel 2007 zum Provinzial der baye-rischen Ordensprovinz gewählt wurde. Der Provinzial gehört dem Orden seit 1968 an.

Seinen 80. Geburtstag durfte in Regens-burg am 10. Juni der beliebte Kranken-hausseelsorger Pater Leodegar Klinger feiern. Geboren im Altmühltal trat er 1953, zwei Jahre nach seinem mittler-weile verstorbenen Bruder Frater Da-gobert, bei den Barmherzigen Brüdern ein, 1965 wurde er zum Priester geweiht. Neben seinen Aufgaben als Seelsorger hat er im Orden vielfältige Funktionen übernommen wie Novizenmeister, Pri-or oder Provinzrat. Als Vizepostulator konnte er 2009 den erfolgreichen Ab-

schluss des Seligsprechungsverfahrens für Frater Eustachius Kugler erleben.

Der jüngste im Reigen der Jubilare ist Frater Eberhard Michl – am 19. Juli wurde er 50. Geboren wurde Frater Eberhard in Ellwangen, nach dem Fach-hochschul-Abschluss als Diplom-Inge-nieur trat er 1988 in den Orden ein. Seit vielen Jahren ist er an verantwortlicher Stelle im Altenheim St. Raphael in Kö-nigstein tätig und gestaltete als Gesamt-leiter den Neubau in der Stadtmitte, der in diesem Jahr gesegnet wurde, so-wie den Umzug dorthin maßgeblich mit (siehe Seite 45). Seit 2007, als sich die Rheinische Generaldelegatur und die Bayerische Ordensprovinz vereinigten, ist Frater Eberhard Provinzrat und Pri-or des Frankfurter Konvents (mit Frater Alfons Höring).

Johann Singhartinger

Geburtstagskinder

Frater Odo Weiper (rechts) erneuerte vor Provinzial Fra-ter Emerich Steigerwald 2010 sein Ordensversprechen.

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Besinnungstag der Barmherzigen Brüder in Regensburg

Barmherzige Brüder als „Träger und Gestalter“

Schwester Veronika Dreymüller referierte beim Besinnungstag der Barmherzigen Brüder am 20. November 2010 zum The-ma „Träger und Gestalter“. Der

Titel war einem Dokument des Provinz-kapitels 2007 entnommen, in dem es um die veränderten Aufgaben der Brüder in der heutigen Zeit geht. Das Dokument soll eine Orientierungshilfe sein, um im-mer mehr der neuen Rolle des Bruders entsprechen zu können und die Hospi-talität unter heutigen Gesichtspunkten zu verstehen und umzusetzen.

Um einen neuen Blickwinkel auf die Hospitalität einzunehmen, benutz-te Schwester Veronika – in Anlehnung an Friedemann Schulz von Thun – ein Wertequadrat. Mit diesem Wertequa-drat buchstabierten die Brüder nun die acht Kriterien durch, die der Hospitalität

innewohnen: barmherzige, solidarische, gemeinschaftsstiftende, kreative, ganz-heitliche, versöhnende, zur Mitarbeit ein-ladende und prophetische Hospitalität.

Als Ergebnis fanden die Brüder durch einen offenen Austausch die jeweilige Schwestertugend zu den acht Merkma-len der Hospitalität. Doch bei fast 30 Brü-dern war es gar nicht so einfach, auf nur eine einzige Schwestertugend zu kom-men und so standen am Ende meist meh-rere Begriffe gleichwertig nebeneinander.

Das Ganze ging folgendermaßen vonstat-ten: Als erstes nahmen sich die Brüder ei-nen speziellen Wert der Hospitalität (zum Beispiel ganzheitliche Hospitalität) vor und suchten in einem zweiten Schritt das Gegenteil davon (Ausgrenzung, partielle Sichtweise). Als nächstes wurde die ent-wertende Übertreibung gesucht („Du ge-

hörst mir ganz“, „Gastfreundschaft ohne Intimsphäre“). In einem letzten Schritt wurde dann das Gegenteil der entwer-tenden Übertreibung gesucht. In unse-rem Beispiel wäre das Sensibilität, Rück-sichtnahme oder Maßhalten.

Nachdem die Brüder alle acht Bereiche der Hospitalität durch das Wertequadrat geschickt hatten, hatten sie einen kleinen Katalog für die Schwestertugenden. Diese werden jetzt den einen oder anderen im persönlichen Gestalten seiner Berufung zur Hospitalität begleiten.

Nach dieser thematischen Einheit feier-ten die Brüder Gottesdienst und stärkten sich anschließend beim gemeinsamen Mit-tagessen. Den Abschluss des Brüdertages bildete das Gebet der feierlichen Vesper.

Frater Thomas Väth

Schwester Veronika Dreymüller referierte beim Besinnungstag in Regensburg zum Thema Barmherzige Brüder als „Träger und Gestalter“

Besinnungstage · Exerzitien · Erneuerungskurs

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Gemeinschaftsstiftende Hos-pitalität und zur Mitarbeit einladende Hospitalität im Zeichen des Jahres der Fa-milie des heiligen Johan-

nes von Gott – diese Überschriften trugen die beiden Vorträge zum Besinnungstag der Barmherzigen Brüder am 26. März in Gremsdorf.

Gemeinschaftsstiftende Hospitalität ist die Voraussetzung, um eine zur Mitar-beit einladende Hospitalität zu prakti-zieren. Etwas plakativer ausgedrückt: Wo Barmherzige Brüder draufsteht, da muss auch „Barmherzige Brüder“ drin sein. Oder noch anders: Wenn die Che-mie innen nicht stimmt, dann können

Brüder auch nach außen hin kein Zeugnis geben. So ist immer wieder eine Stand-ortbestimmung notwendig. Dann wird klar, wohin der Weg führt. Anregungen und Impulse hat es in der vergangenen Zeit seitens der Ordensleitung und der Provinzkapitel immer wieder gegeben.

Im Rahmen des Besinnungstages habe ich den Brüdern einen „Traum“ erzählt, der vielleicht ermutigen kann oder auch eine Hilfe zur Standortbestimmung sein kann:

Zur Mitarbeit einladende Hospitalität heute

„Die barmherzige Liebe ohne Grenzen der heutigen Brüder des heiligen Johan-

nes von Gott in der bayerischen Provinz besitzt eine so große Vitalität, dass sie Lie-be, christliche Sorge um den Nächsten und Mitarbeit erweckt. Ihre Hospitalität hat eine große Ausstrahlung, ihr Charisma lädt unwiderstehbar zur Mitarbeit ein. Diese charismatische Kraft, mit der die Brüder heute von Gott beschenkt werden und der sie stets treu bleiben, hat aus ihnen Lichtgestalten der Hospitalität gemacht, die auf verschiedenen Ebenen zur Solida-rität und Mitarbeit mit ihnen im Dienst an den Kranken und Armen einlädt.

Die Brüder haben verschiedene Gruppen von Mitarbeitenden und Helfern: solche, die ihnen durch Ehrenamt und finanziel-le und materielle Unterstützung helfen, und solche, die ihre ständigen Mitarbei-ter sind in den verschiedenen Tätigkeiten, Leitungsebenen und Verantwortungsbe-reichen. Manche engagieren sich derart stark in der ehrenamtlichen Mitarbeit mit den derzeitigen Brüdern, dass ihre Iden-tifikation mit dem Auftrag der Brüder die Dimension schrankenloser Zugehörig-keit annimmt.

Die engsten Mitarbeiter sind ihre Wegge-fährten und die Wohltäter. Die sich ganz besonders mit dem Charisma identifizie-ren und die Einrichtungen als die ihri-gen betrachten. Dieses Gefühl der Ver-bundenheit mit den Brüdern und mit den Einrichtungen bewirkt eine starke Dy-namik der Solidarität. Die Identifikation mit dem Charisma veranlasst viele Mitar-beiter, das Werk, das die Brüder führen, mit Gütern und Personen zu unterstüt-zen und das Besondere der Einrichtun-gen der Barmherzigen Brüder zu vertei-digen. Diese aus der Zugehörigkeit zur Familie des heiligen Johannes von Gott gewachsene Identität ist ein gültiges und stets aktuelles Modell für heute und die Zukunft.“

Mit diesem Traum gingen die Brüder in die Besinnung und feierten gemein-sam Eucharistie, Danksagung, um dann wieder gestärkt an ihre Wirkungsstätten zurückzukehren. Vielleicht kann die zur Mitarbeit einladende Hospitalität heu-te auch gemeinsam geträumt und um-gesetzt werden.

Schwester Maria Ursula Schneider

Besinnungstag der Barmherzigen Brüder in Gremsdorf

Die Kraft der Hospitalität – mehr als nur ein Traum

Bild links: Einrichtung in Gremsdorf; Bild rechts: Schwester Maria Ursula Schneider aus Aachen, Generalökonomin der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus, hielt den Besinnungstag für die Ordensmitglieder in Gremsdorf.

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Besinnungstag der Barmherzigen Brüder zur „Gelebten Barmherzigkeit“ in Kostenz

Hinwendung zu Heimatlosen und Schwerstkranken

Gelebte Barmherzigkeit war das Thema des Be-sinnungstags der Barm-herzigen Brüder, zu dem Provinzial Frater Eme-

rich Steigerwald am 28. Mai ins Kloster Kostenz eingeladen hatte. In zwei Vor-trägen wurde nach einer Konkretisierung des Begriffs Barmherzigkeit gesucht: In der Hinwendung zu heimatlosen Men-schen und in der Sorge um Schwerstkran-ke und Sterbende.

Abt Dr. Johannes Eckert vom Benedik-tiner-Kloster St. Bonifaz und Andechs berichtete vor dem Hintergrund des En-gagements seines Ordens für obdachlo-se Menschen.

„Sucht zuerst das Reich Gottes, alles an-dere wird euch hinzugegeben!“ Dabei steht das Bild vom „Reich Gottes“ für das Erleben der Nähe Gottes, für das Glück des Menschen. In der Betrachtung des Innenportals der Basilika St. Bonifaz in München schimmert hinter den Men-schen der Goldgrund des Göttlichen durch: „Was ihr einem meiner gerings-ten Geschwister getan habt, habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40)

Dies zeigt, dass der Weg Gottes der Mensch ist. Heimatlosigkeit wird dabei viel weiter gesehen: Es gibt nicht nur die materielle Obdachlosigkeit, sondern auch geistliche Heimatlosigkeit. So ist die Sorge

um diese Menschen, die mit ihnen gelebte Barmherzigkeit, Programm jedes Klosters und jedes Ordenschristen. Auch die eige-ne Heimatlosigkeit ist angewiesen auf die Barmherzigkeit der Mitbrüder. So wird

„Sucht zuerst das Reich Gottes,

alles andere wird euch

hinzugegeben!“

Mt 6,33

Innenportal der Basilika St. Bonifaz in München

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Barmherzigkeit zum Lebensprogramm für Christen im 21. Jahrhundert. Sie drückt sich aus in der Gastfreundschaft, wie sie in den alten Kulturen gelebt wurde und sich in allen Religionen findet. Das Wesen dieser Gastfreundschaft ist eindrücklich beschrieben im Kapitel 53 der Benedik-tinerregel, die – neu interpretiert – hoch aktuell für unsere Zeit ist: „Alle Frem-den, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus, denn er wird sa-gen: Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.“

So lassen sich die Werke der Barmherzig-keit ganz neu lesen:

• Hungrige speisen: Kost-bares geben statt abspeisen

• Durstige tränken: Sprudeln statt be-rauschen

• Fremde beherbergen: Offenheit statt Angst

• Nackte bekleiden: Ummänteln statt bloßstellen

• Kranke pflegen: Für-sein statt alles for-dern

• Gefangene besuchen: Zugehen statt verurteilen

• Tote bestatten: Loslassen statt besitzen

Gelebte Barmherzigkeit mit schwerst-kranken und sterbenden Menschen – dies

Besinnungstage · Exerzitien · Erneuerungskurs

war das zweite Thema dieses Besinnungs-tags. Dr. Thomas Binsack, Chefarzt der Palliativstation am Krankenhaus Barm-herzige Brüder München, versuchte eine Annäherung an den Begriff „Barmherzig-keit“: Sie ist „die erste Tugend der Lie-be“ (Roman Bleistein), gelebte Spiritu-alität, die „innerste Eigenschaft Gottes, welche Liebe und Gerechtigkeit bündelt und überbietet“, sie ist „Spiritualität der offenen Augen“ (Zulehner).

Ausgehend von den Eigenschaften der Barmherzigkeit – offene Augen und Oh-ren, ein mitfühlendes Herz und ein wa-cher Verstand – kommt man zum Zupa-cken, Handeln, zum Engagement.

Diese tätige Liebe führte die Barmher-zigen Brüder Ende der 80er Jahre zur Hospizidee und zur Gründung der ers-ten bayerischen Palliativstation. „Was würde unser Ordensvater, der heilige Johannes von Gott heute tun, ginge er durch die Straßen unserer Großstäd-te?“ Die Antwort war, er würde sich um die Menschen kümmern, die trotz oder vielleicht gerade wegen unseres hoch entwickelten Gesundheitswesens kei-ne Lobby hatten, die in unseren Kran-kenhäusern als eher störend empfunden wurden und über die man nicht offen sprechen wollte: die unheilbar Kranken und Sterbenden.

Eine hoch technisierte und auf natur-wissenschaftlicher Basis entwickelte Medizin, die bis dahin ungeahnte Er-folge feiern konnte, hatte die Tatsache unserer Endlichkeit, der Unheilbarkeit vieler Erkrankungen und die Aufgaben der Begleitung Sterbender schlicht ver-gessen. Die Barmherzigen Brüder fan-den in den Konzepten der Hospizidee und der Palliativmedizin das Modell für ihr Vorhaben. Mit dem Schatz ei-ner 400-jährigen Ordenstradition und dem Pragmatismus, der die Barmher-zigen Brüder und ihre Mitarbeiter aus-zeichnet, haben sie einfach begonnen und die Barmherzigkeit gegenüber den Schwerstkranken im wahren Sinne des Wortes gelebt.

Dabei bekommen die leiblichen Werke der Barmherzigkeit ganz konkrete In-halte:

• Hungrige speisen: Auf die besonderen Bedürfnisse der Schwerkranken einge-hen, Ernährung am Lebensende zum Thema machen

• Obdachlose beherbergen: Kranke hos-pizlich umsorgen

• Nackte bekleiden: Patienten gastlich aufnehmen und ihnen einen schüt-zenden Mantel (pallium) umlegen

• Kranke besuchen: Ehrenamtliche und seelsorgerliche Begleitung

• Gefangene besuchen: Sich um Men-schen kümmern, die in ihrer Erkran-kung gefangen sind

• Tote begraben: Trauernde begleiten• Almosen geben: Kranke mit Spenden

unterstützen

Aber auch die geistlichen Werke der Barmherzigkeit können neu gesehen werden:

• Die Unwissenden lehren: Kranke auf-klären und sie behutsam führen

• Die Zweifelnden beraten: Die Sorgen der Angehörigen ernst nehmen

• Die Trauernden trösten: Angebote für Trauernde machen

• Die Sünder zurechtweisen: Hilfe bei der Versöhnung

• Den Beleidigern gern verzeihen: Ver-ständnis auch für schwierige Situati-onen haben

• Den Lästigen geduldig ertragen: Auch auf ungewöhnliche Wünsche einge-hen

• Für die Lebenden und Verstorbenen beten: Konventmesse in der Kapelle der Palliativstation und monatliche Gedenkgottesdienste

Dr. Thomas Binsack

„Alle Fremden, die kommen,

sollen aufgenom-men werden wie Christus, denn er

wird sagen: Ich war fremd,

und ihr habt mich aufgenommen.“

„Barmherzigkeitist die Spiritualität

der offenen Augen.“

Paul M. Zulehner

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Besinnungstag der Barmherzigen Brüder in Algasing

Familie des heiligen Johannes von Gott

Am 24. September fand in Algasing der Besinnungs-tag der Barmherzigen Brüder statt. Die anwe-senden Brüder der Bay-

erischen Ordensprovinz waren eingela-den, sich im brüderlichen Miteinander zu treffen und sich Gedanken über Wege des Ordens in die Zukunft zu machen. Thema des Besinnungstages war: „Die Familie des heiligen Johannes von Gott“; Referen-ten hier zu waren Dr. Andreas Kestler und Pater Leodegar Klinger. Beide Vorträge werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Dr. Kestler zu den Eigenschaften der Familie

„Was heißt den eigentlich Familie?“ – dies waren die einleitenden Gedanken, mit denen über Duden und Wikipedia der Einstieg in die Thematik begann. Aber bereits hier wurde deutlich, dass der Begriff Familie nicht exakt und un-missverständlich definiert werden kann, erst recht nicht, wenn damit die Gemein-schaft von Ordensbrüdern und Mitarbei-tern in den Werken der Barmherzigen Brüdern apostrophiert wird. Sind es ge-meinsame Werte, Ziele, Zeichen oder ist es das gemeinsame Granatapfelsymbol? Kann man einen Ordensbruder mit sei-nen Gelübden und seiner Berufung zum Dienst am Nächsten, einen engagierten Mitarbeiter, der sich ganz bewusst sei-nen Arbeitsplatz ausgesucht hat, und ei-nen Angestellten in unseren Häusern, der sich schlicht und einfach seinen Le-bensunterhalt mit seiner Arbeit verdie-nen muss, als eine „Familie“ bezeichnen? Trotz aller Dissonanzen gibt es doch etli-che Gemeinsamkeiten und Berührungs-punkte von ,familia’, auf die näher einge-gangen wurde:

• Traditionen pflegen: Im besten Wort-sinne kann Familie nur leben, wenn sie gemeinsame Wurzeln hat, die ei-nem Familienmitglied vorgestellt und überliefert werden, so zum Beispiel bei Mitarbeitereinführungen und wenn die

Familiengemeinschaft miterlebt wer-den kann, zum Beispiel beim Johan-nes-von-Gott-Fest.

• Miteinander feiern: Familienfeste sind identitätsstiftend; wenn man sich zu Festen trifft entsteht immer wieder aufs Neue Gemeinschaft – die einzel-nen Glieder werden wieder zu einem Ganzen verbunden. So auch in der Fa-milie von Brüdern und Mitarbeitern, wenn Sommerfeste oder Adventsfeiern gefeiert und so die „Familienbande“ ge-stärkt werden.

• Teilhaben: Für den Zusammenhalt ei-ner Gruppe ist die Teilhabe am Gan-zen unerlässlich. Somit stellt auch die Ordenszeitschrift mit den Hauszeit-schriften eine wichtige Komponente im Miteinander dar. Man macht sich Gedanken, wird informiert und damit auch integriert. Aber auch die Zusam-menarbeit von Brüdern und Mitarbei-tern in den unterschiedlichsten Gre-mien, wie dem Pastoralrat oder der Vorbereitungsgruppe zum Generalka-pitel, verschweißen beide Seiten mitei-nander.

• Einander unterstützen: Jede Gruppe und jede Familie erhält ihre „Existenz-berechtigung“ erst durch gegenseitige Mithilfe und Unterstützung durch ihre Mitglieder und Glieder. Aus dem ge-genseitigen Geben und Nehmen entste-

hen Nutzen und Vorteile für alle Betei-ligten, in unserer Ordensfamilie unter anderem durch Weiterbildungen, Bei-hilfen und Gesundheitsförderungen.

• Einander wertschätzen: Gegenseiti-ger Dank, Respekt und Anerkennung der Qualitäten des anderen sind un-erlässlich. Bei Mitarbeiterehrungen, aber auch im freundschaftlichen Um-gang wird dies Wirklichkeit – und da-mit auch die Familie selbst.

Schlussendlich trifft es der Satz „Unter ei-nem Dach arbeiten, wirken wir alle zusam-men“, auf unsere Familie von Orden und Mitarbeitern bezogen, wohl am besten.

Pater Leodegar: „Die Familie der Hospi-talität muss reaktiviert werden“

Bereits in der Einleitung stellte Pater Le-odegar die Ordenswirklichkeit mit Brü-derschwund und rückläufigen Eintrit-ten, die enormen Veränderungen in den letzten Jahren im Krankenhauswesen, in der Behindertenhilfe und der Alten-betreuung ungeschönt dar. Daher sei die Familie des heiligen Johannes von Gott nicht nur ein theoretisches Konstrukt, sondern notwendig und auch schon in weiten Teilen Realität geworden, denn „in der Leitung der Einrichtung stehen mittlerweile qualifizierte Mitarbeiter. Ihrem hohen Verantwortungsbewusst-sein und ihrem persönlichen Engage-ment ist das hohe Niveau der Einrich-tungen der Bayerischen Ordensprovinz wesentlich mit zu verdanken“, so Pater Leodegar Klinger.

Begonnen hat dieser Transformations-prozess bereits unter dem früheren Or-densgeneral Pater Pierluigi Marchesi (1976 - 1988) und wird seitdem von all seinen Nachfolgern bis zum jetzigen Ge-neralprior Frater Donatus Forkan mutig fortgeführt und weiterentwickelt. Der Orden mit seinen Einrichtungen soll in partnerschaftlichem Miteinander mit den Mitarbeitern „fit für das 3. Jahrtau-send“ gemacht werden. Die entscheiden-

Das große Wandmosaik in der Einrichtung in Grems-dorf wurde von der Mitarbeiterin Stephanie Otte und der Praktikantin Jana Nendel geschaffen

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Mitte September fanden sich zwanzig Brüder zu den jährlichen Ex-erzitien im Tagungs- und Erholungshaus

Kostenz ein. Prälat Ludwig Limbrunner, der Administrator der Gnadenkapelle in Altötting, inspirierte die Barmherzigen Brüder mit geistlichen Impulsen über die Gottesmutter. Prälat Limbrunner zeigte in vielen Beispielen und Bildern die Glau-benshingabe der Mutter Gottes auf, an-gefangen von der Verkündigung durch den Engel Gabriel bis hin zum Kreuzes-tod ihres Sohnes.

Vor dem Altarbild der „Mater Dolorosa“, der Schmerzensmutter in der Hauska-pelle von Kostenz, begannen die Exerzi-tien. Zur Mutter der Schmerzen kehrten die Gedanken des Exerzitienleiters im Verlauf der Einkehrwoche immer wie-

der zurück. Der Kreuzesbalken, den Je-sus Christus mit letzter Kraft getragen hat, reißt das Erdreich unseres Lebens auf und bereitet die Furchen auf das neue Saatgut des Glaubens.

Maria ist unsere Trostspenderin, wenn Krankheit, Leid und Kreuz uns Menschen treffen. Die zahlreichen Votivtafeln um die Gnadenkapelle in Altötting erzählen die Geschichte unzähliger Menschen, die an diesem Ort Trost, Kraft oder Heilung fanden. Die typische Frage von Menschen in Not lautet auch heute noch: „Warum trifft denn gerade mich diese Krankheit oder der harte Schicksalsschlag?“

Mit der Schmerzensmutter, die uns zu ih-rem Sohn führt, rücke „ein Stück Him-mel“ an die kranke Stelle unseres Leibes oder unserer Seele, führte Limbrunner aus. Es stimme nachdenklich, dass ver-

schämte Hilfe- und Trostsuchende auch nach Mitternacht die Gnadenkapelle in Altötting umrunden, um sich der schwar-zen Madonna im Inneren des Heiligtums anzuvertrauen.

Vom Kreuz herab hat uns Jesus einst seine Mutter zur Mutter gegeben, indem er sie dem Jünger anvertraute: „Siehe da, deine Mutter!“ Auch der Orden der Barmher-zigen Brüder verehrt Maria in besonde-rer Weise als Patronin und Schutzfrau. In der Anrufung der Lauretanischen Litanei – „Maria, Heil der Kranken“ – wird das Vertrauen unzähliger Menschen sichtbar, die zu den Gnadenorten in Lourdes, Fati-ma oder Altötting gehen. Für viele steht nicht die Heilung von ihrem Gebrechen und Leiden im Vordergrund, sondern der Trost, den sie bei Maria finden.

Frater Robert Wimmer

Besinnungstage · Exerzitien · Erneuerungskurs

den Voraussetzungen hierfür sieht Pater Leodegar bereits im Leben und Wirken des heiligen Johannes von Gott grund-gelegt; denn bereits er fand in Granada zupackende Hände und mit Nächsten-liebe erfüllte Herzen. Es entstand eine „engagierte Hausgemeinschaft“ – eine „Familiengemeinschaft“, die sich erst später in Brüder und Mitarbeiter unter-teilte. Somit ist die nun postulierte Fa-milie der Hospitalität eigentlich bereits von Anfang an zu Grunde gelegt worden und muss nur „reaktiviert“ bzw. verant-wortlich realisiert werden.

Die Ansicht von Papst Benedikt XVI., dass der Caritasdienst der Kirche, und damit auch der täglich in unseren Ein-richtungen geleistete, unverzichtbar, glaubwürdig und im letzten auch Ver-kündigung ist, wurde von Pater Leode-gar anhand der päpstlichen Enzyklika „Deus caritas est “ dargelegt. Pater Le-odegar Klinger erläuterte außerdem die „Bausteine, mit denen die Familie des heiligen Johannes von Gott gebaut wird:

• die Barmherzigen Brüder • Menschlichkeit und Christlichkeit

• Wertschätzen, Anerkennung und Dank • Ehrfurcht vor der Freiheit des Menschen• Vertrauen zueinander • sinnvolle und gebotene Kritik• der Seelsorgedienst • Vorbilder; Begegnungen• Fortbildungen • Besinnungstage; Haus - und Kirchenfeste

Für Pater Leodegar wurzelt eine Familie, Gemeinschaft nicht in sich alleine, son-dern steht in der Dreiecksbeziehung der Liebe: Gott, mein Nächster und Ich.

Markus Krippner

Jahresexerzitien der Barmherzigen Brüder in Kostenz

Maria, Heil der Kranken

Prälat Ludwig Limbrunner inspirierte die Barmherzigen Brüder mit geistlichen Impulsen.

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Interprovinzieller Erneuerungskurs der Brüder in Wien

Ordensleben heute

Wie kann eine Ordens-gemeinschaft heute ihr Gemeinschafts-leben gestalten? – Darüber machen

sich die Barmherzigen Brüder der Baye-rischen und Österreichischen Ordenspro-vinz im Rahmen eines interprovinziellen Erneuerungskurses gemeinsam Gedan-ken. Der erste Teil des Kurses fand An-fang Oktober in Wien statt.

Insgesamt 60 Barmherzige Brüder aus der Bayerischen und Österreichischen Or-densprovinz hatten sich Anfang Oktober in Wien zusammengefunden. In seiner Eröffnungsansprache erklärte der Provin-zial der Österreichischen Ordensprovinz, Frater Ulrich Fischer, worum es beim Er-neuerungskurs gehen soll: In den Ein-richtungen des Ordens hätten in den vergangenen 20 Jahren große Umstruk-

turierungen stattgefunden, betonte der Provinzial: „Überlegen wir ganz kurz für uns selbst, welche Energie wir persönlich in den Ausbau der Werke investiert ha-ben. Überlegen wir dann auch ganz kurz, mit welcher Energie wir die Entwicklung unseres persönlichen spirituellen Lebens und des Gemeinschaftslebens der Kon-vente vorangetrieben haben. Ich denke, wir werden zur Überzeugung kommen, dass hier möglicherweise ein Ungleich-gewicht bestehen könnte.“ Im aus zwei Teilen bestehenden Kurs solle es daher um die Erneuerung des Gemeinschafts-lebens gehen: „Ich denke, dass wir Erneu-erung im Sinne von Zielvergewisserung oder der Frage ,Sind wir auf dem richti-gen Weg?‘ verstehen sollen“, sagte Pro-vinzial Fischer

Beim ersten Teil des Erneuerungskurses in Wien stand eine Bestandsaufnahme

des Ordenslebens auf dem Programm. Mehrere Gastreferenten waren geladen, um die Barmherzigen Brüder bei ihren Überlegungen zu unterstützen.

Ordensleben als Alternativkultur

Abt Ambros Ebhart vom Benediktiner-stift Kremsmünster betonte, dass das Or-densleben heute eine Alternativkultur darstellen müsse, die sich durch die Pfle-ge der mitbrüderlichen Gemeinschaft, das Gebet sowie die geistliche Muße und Lesung auszeichne. Der Mönch müsse ganz in der Welt stehen, aber mit dem Herzen, dem Geist im Himmel. Der Mönch müsse frei sein für Gott, zitierte er den heiligen Benedikt. „Zuerst bist du Ordensmann und dann kommt erst deine Tätigkeit“, betonte Abt Ebhart. „Unsere Ordenshäuser müssen geistliche Häuser sein, wo Menschen Gott spüren.“ Wich-

60 Brüder der Österreichischen und Bayerischen Ordensprovinz trafen sich Anfang Oktober in Wien zum interprovinziellen Erneuerungskurs.

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tig sei in dieser Hinsicht laut Abt Ebhart das Gebet.

Auch der Abt des Benediktinerstifts Al-tenburg, Christian Haidinger, betonte die Bedeutung des Gebets: „Ich schöp-fe Kraft und Freude daraus. Der Morgen beginnt mit dem gemeinsamen Lob Got-tes und der Eucharistiefeier – damit ist die Grundstimmung des Tages vorgege-ben. Wie gut tut es zu Mittag die Arbeit zu unterbrechen, eine Pause einzuschal-ten, dankbar vor dem Herrn zu bringen, was mir am Vormittag gelungen ist, aber auch was mich belastet hat und was mich noch unvollendet in den Rest des Tages begleitet. Zur Vesper lege ich die Last des Tages ab. Und die gemeinsame Komplet beschließt den Tag.“ Wichtig sei auch die betende Begleitung der Werke – ein Dienst, den so Haidinger, vor allem ältere Mitbrüder übernehmen könnten. „Eine noch so kleine Kommunität in einer über-großen Einrichtung hat eine unverzicht-bare Aufgabe: der geistliche Kern zu sein, von dem der Geist Gottes ausgeht und hineinstrahlt in den hektischen Betrieb dieses Werks.“

Schwester Katharina Deifel vom Klos-ter der Dominikanerinnen in Wien-Ha-cking sprach in ihrem Referat einige Pro-bleme der Ordensgemeinschaften heute an, beispielsweise das Spannungsverhält-nis zwischen den ordenseigenen Werken und dem Konventsleben: „In den Werken

Besinnungstage · Exerzitien · Erneuerungskurs

muss gearbeitet werden, wofür die Orden immer weniger Mitglieder haben, und daneben soll noch das Gemeinschaftsle-ben gepflegt werden“, berichtete sie von einer Schwierigkeit. Als zweite erwähn-te sie die verstreute Lage der Konvente, zwischen denen es trotzdem einen Zu-sammenhalt geben sollte.

Johannes von Gott heute

Wie der Ordensstifter der Barmherzigen Brüder Johannes von Gott heute agieren könnte, darüber referierte Caritas-Präsi-dent Franz Küberl. „Er wäre ein Prophet, ein Rufer wider den Strom, der hellhö-rig ahnt, welche Folgen politische und wirtschaftliche Entscheidungen haben“, nannte Küberl eine mögliche heutige Ei-genschaft des Ordensstifters. Kümmern würde er sich besonders um die Armen und Außenseiter unserer Zeit wie Aus-länder ohne Papiere und Roma. Er würde verstärkt auf ehrenamtliche Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter setzen und sich im Besonderen um die Familien psychisch Kranker kümmern, die meist in einer sehr schwierigen Situation sind. Und er würde sich öffentlich zu Wort melden, betonte der Caritas-Präsident: „als anwaltschaft-liche Hospitalität bei brennenden sozia-len Fragen.“

Quereinsteiger

Wie man heute junge Menschen zu ei-nem Ordenseintritt motivieren könnte, darüber referierte Pater Lorenz Voith, der Provinzial der Wiener Provinz der Red-emptoristen. „Die Jugendpastoral hat sich verändert“, betonte er. „Alle Jungen, die in den letzten zehn, 15 Jahren zu uns ge-

kommen sind, waren Quereinsteiger, 30 oder sogar 40 Jahre alt.“ Darauf müssten sich die Orden einstellen. Die Barmher-zigen Brüder als Laien-Orden müssten zudem noch mehr den Unterschied zwi-schen Priester- und Ordensberufung be-tonen. Um interessant für neue Mitglie-der zu sein, müssten die Gemeinschaften attraktiv sein, so Pater Voith: „Gemein-schaften, wo man wirklich leben kann, nicht nur zu zweit oder dritt arbeitet, aber keine Zeit hat für das, das uns unterschei-det von den Mitarbeitern – nämlich das Gemeinschaftsleben.“

Als letzter Referent des Kurses gab der PR-Experte Wilfried Seywald Tipps, wie der Orden seine Ideale heute an die Men-schen bringen kann, etwa über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter, aber auch durch ganz persönliche Kon-takte.

Nach jedem Referat wurden einige The-men daraus in Kleingruppen diskutiert und die Gruppenarbeiten im Plenum prä-sentiert. Neben der Analyse des Ist-Zu-standes ergaben sich dabei offene Fragen und Problemfelder, die beim zweiten Teil des Kurses Ende November im Kloster Kostenz behandelt werden sollen.

Brigitte Veinfurter

Schwester Katharina Deifel referierte über die Probleme der heutigen Ordensgemeinschaften

In Kleingruppen wurden verschiedene Themen disku-tiert (Bild links und rechts)

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Es war ein wichtiger Tag in der Geschichte der Einrich-tung für Menschen mit Be-hinderungen in Straubing: die Einweihung des Wohn-

heimes Frater Sympert Fleischmann am 21. Oktober 2010. Das Wohnheim bietet 36 Menschen mit Behinderungen in drei Wohngruppen Lebensraum.

Nach einem Festgottesdienst in der Jo-hannes-von-Gott-Kirche mit Hauptze-lebrant Abt Wolfgang Maria Hagl aus Metten segnete dieser gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Astrid Sie-ber das Wohnheim und die dort leben-den und arbeitenden Menschen.

Beim anschließenden Festakt im Mag-nobonus-Markmiller-Saal begrüßten Be-wohner und Mitarbeiter der drei Wohn-gruppen die Festgäste mit Darstellungen zum Umzug und den damit verbundenen Aufgaben. Wohnheimleiterin Sonja Mai-er berichtete, dass diese Wochen oft an-strengend gewesen seien, die Freude über die Räume aber jetzt umso größer sei.

Nach dieser Darbietung begrüßte Ge-schäftsführer Hans Emmert die Gäste

und zeigte sich überzeugt, dass die Ein-weihung des Wohnheimes ein Mark-stein in der Geschichte der Einrichtung sei. „Einen großen Anteil an der Ver-wirklichung hatten die politischen Ver-antwortlichen“, betonte er in seinen Grußworten. Auch beim Freundeskreis der Barmherzigen Brüder, unter dem Vorsitz von Professor Dr. Martin Balle, bedankte sich Hans Emmert für die Un-terstützung.

Provinzial Frater Emerich Steigerwald betonte in seinem Grußwort, dass es Ziel der Einrichtung sei, den dort lebenden Menschen ein erfülltes Leben ermögli-chen zu können. Das neue Wohnheim erhöhe deren Lebensqualität. Die heil-pädagogische Arbeit sei sehr wichtig und führe zu positiven Effekten. Durch zunehmende Sparmaßnahmen sehe er allerdings die Qualität dieser Arbeit in Gefahr.

In seiner Rede berichtete er auch vom Le-ben und Wirken des Namensgebers des Wohnheimes. Von 1931 bis 1946 war Frater Sympert Fleischmann in Strau-bing tätig. Im leidvollsten Abschnitt der Geschichte, während der NS-Zeit, ver-

suchte er, den Bewohnern Schutz und Perspektive zu geben.

Festredner Josef Winter, stellvertre-tender Vorsitzender der Bewohner-vertretung, beschrieb die Lebensmög-lichkeiten und Einschränkungen von Menschen mit Behinderungen in Zeiten der Sparmaßnahmen und machte auf die Zielsetzungen von Inklusion und UN-Konvention aufmerksam. „Wir alle sind Gesellschaft. Lassen Sie es uns gemein-sam angehen. Dann ist es auch zu schaf-fen!“, rief er den Festgästen zu.

Die Grußworte des Bundestagsabgeord-neten Ernst Hinsken, der Landtagsab-geordneten Reinhold Perlak und Josef Zellmeier, von Bezirkstagsvizepräsident Franz Schedlbauer, Oberbürgermeister Markus Pannermayr und Landrat Alfred Reisinger wurden in Schriftform ausge-legt, um den Festakt zu verkürzen. Am Ende der Veranstaltung übergab Archi-tekt Michael Naumann den Schlüssel symbolisch an Provinzial Frater Eme-rich Steigerwald und Wohnheimleiterin Sonja Maier.

Barbara Eisvogel

Kirchlicher Segen für das Wohnheim Frater Sympert Fleischmann in Straubing

„Erfülltes Leben ermöglichen“

Abt Wolfgang Maria Hagl (Mitte) zelebrierte den Festgottesdienst in der Johannes-von-Gott-Kirche

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Wohnheim Schloß Malseneck jetzt in der Trägerschaft der Barmherzigen Brüder

„Willkommen in unserer Dienstgemeinschaft“

Aus den Einrichtungen

Zum 1. November 2010 ging die Trägerschaft des Wohn-heims Schloß Malseneck (58 Plätze) der Alexianer-Brü-dergemeinschaft im Land-

kreis Mühldorf, Gemeinde Kraiburg, an die Ordensgemeinschaft der Barmherzi-gen Brüder über.

Die Entscheidung ist bei den Alexianern lange gereift. Seit 1921 war das Wohn-heim für geistig und mehrfach behinder-te Menschen in Besitz der Alexianer-Brü-dergemeinschaft. Während zahlreiche Dienstleistungsangebote der Alexianer im Gesundheitswesen im Osten, Westen und Nordwesten Deutschlands zu finden sind, liegt der überwiegende Teil der Einrichtun-gen der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder in Bayern, Alga-sing ist nur 35 Kilometer entfernt. „Schloß Malseneck ist aufgrund der lokalen Kon-kurrenzsituation und der Größe der Ein-richtung sehr gut in der Trägerschaft der Barmherzigen Brüder aufgehoben. Wir ge-ben Malseneck in gute Hände“, sagt Alexi-aner-Provinzial Bruder Benedikt M. Ende.

Nicht nur die Ortsnähe ist ein Pluspunkt, besonders das ähnliche Leitbild und Cha-risma der beiden Ordensgemeinschaften sind für Bewohner und Mitarbeiter wich-tig, um weiterhin positiv in die Zukunft blicken zu können. „Wir wollen die Sy-nergien unserer verschiedenen Einrich-tungen nutzen“, betont Frater Emerich Steigerwald, der Provinzial der Barm-herzigen Brüder. Besonders die rasanten Entwicklungen im Gesundheitswesen er-forderten einen starken Zusammenhalt. Er habe die Zuversicht, dass es gelinge, „eine christliche, wertorientierte Dienst-gemeinschaft zu erhalten, die sich vom zentralen Wert unseres Ordens leiten lässt: die Hospitalität nach dem Beispiel unseres Gründers Johannes von Gott.“

In einem feierlichen Gottesdienst am 30. Oktober 2010, den das Team von Schloß Malseneck mit Heimbewohnern und dem Chor der Pfarrei Maria Schutz aus Waldkraiburg auf die Beine stellte, wurde der Wechsel in die neue Träger-schaft begangen. Nach dem Gottesdienst wurden Granatäpfel verteilt – ein Will-

kommensgruß in der Dienstgemeinschaft der Barmherzigen Brüder, denn wie die Stadt Granada, wo er gegründet wurde, führt der Orden den Granatapfel in sei-nem Wappen.

Britta EllerkampJohann Singhartinger

Schloß Malseneck gehört zum Markt Kraiburg am Inn im Landkreis Mühldorf

Trägerwechsel in aller Freundschaft (von links): Rudolf Siegmund (Einrichtungsleiter Schloß Malseneck), Karl Fries (Vorsitzender Geschäftsführer Barmherzige Brü-der gemeinnützige Behindertenhilfe GmbH), Günter Ducke (Geschäftsführer Barmherzige Brüder Algasing), Andreas Barthold (Geschäftsführer Alexianer GmbH), Frater Emerich Steigerwald (Provinzial der Barmher-zigen Brüder) und Bruder Benedikt M. Ende (Provin-zial der Alexianer)

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20 Jahre Palliativstation St. Johannes von Gott

...sollst sanft in meinen Armen schlafen

Der Engel hält seinen Schützling mit den Hän-den an den Schultern fest, der Beschützte, der die Augen geschlossen

hat, weiß sich geborgen – von Mitmen-schen oder auch von einer höheren Macht. Der Jesuit Michael Kampik hat das Glas-bild auf der Palliativstation St. Johannes von Gott am Münchner Krankenhaus Barmherzige Brüder bei der Erweiterung vor drei Jahren geschaffen – die Aussage des Bildes umschreibt er mit dem Vers von Matthias Claudius: „Sei guten Muts, ich bin bei dir, sollst sanft in meinen Ar-men schlafen“.

Christliche Sterbebegleitung statt aktiver Sterbehilfe

Beim Festgottesdienst aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Palliativsta-tion am 24. Februar in der Münchner Krankenhauskirche nahm Caritasdirek-tor Prälat Hans Lindenberger Bezug auf dieses Glasbild. Wie dieser Engel als Bote und Stellvertreter Gottes „umhüllt, umschützt“ die Palliativmedizin und -pflege den Menschen auf seinem letz-ten Weg. Neben aller Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prägten „Mitmenschlichkeit und Acht-samkeit“ die Kultur der Palliativstation.

Die Eucharistiefeier, mit der das Fest be-gann und die musikalisch von Mitarbei-terinnen und Mitarbeitern der Pallia-tivstation gestaltet wurde, sei nicht als „festlich-geistliches Beiwerk“ zu verste-hen, betonte der Caritasdirektor. Die Eucharistie konfrontiere mit dem Tod und feiere die Auferstehung Jesu; christ-liche Sterbebegleitung bedeute deshalb für ihn, sich der Realität der Krankheit und des Sterbens zu stellen, „bei den Menschen zu bleiben und zugleich die-ses ‚Da-Bleiben’ aus der Hoffnung her-

aus zu gestalten, dass der Tod nicht das letzte Wort hat“. Werde diese Sterbebe-gleitung als „Lebenshilfe“ nicht geleistet, gerate die Würde am Ende des Lebens in Gefahr, ist sich Lindenberger sicher, und dann werde der Ruf lauter, „das Leben an seinen Grenzen eigenmächtig verkürzen und beenden zu können und zu wollen.“

Als klare Alternative zu „Bestrebun-gen, aktive Sterbehilfe zu legalisieren“, bezeichnete auch Chefarzt Dr. Thomas Binsack in seinem Festvortrag die Pallia-tivmedizin und Palliativpflege. Ende der 80er Jahre hätten sich die Barmherzigen Brüder die Frage gestellt: „Was würde unser Ordensvater, der heilige Johannes von Gott, heute tun, ginge er durch die Straßen unserer Großstädte und unse-res Landes?“ Und die Antwort lautete: er würde sich um die unheilbar Kranken und Sterbenden kümmern, die in den Krankenhäusern damals „als eher stö-rend“ empfunden wurden.

1991 nahm die Station als erste in Bay-ern mit zehn Betten ihren Betrieb auf. Heute stehen 32 Betten zur Verfügung und damit ist die Palliativstation am Münchner Krankenhaus die größte in ganz Deutschland. Ärzte, Pflegekräfte, Seelsorger, Physiotherapeuten und So-zialarbeiter betreuen hier im Jahr rund 800 Patienten, fast 500 davon sterben auf der Palliativstation. In ganz Bayern sind in den letzten 20 Jahren 46 Palliativ-stationen mit insgesamt 424 Betten ent-standen. Davon wurden zwei Stationen auch von den Barmherzigen Brüdern – in Regensburg und Straubing – gegründet.Daran erinnerte Provinzial Frater Eme-rich Steigerwald in seiner Begrüßung ebenso wie an die Tatsache, dass der Or-den die Hospizidee und das palliativme-dizinische Denken auch in die Behinder-teneinrichtungen hineingetragen habe durch die Entwicklung eines Palliative-

Von oben:Das Schutzengel-Fenster auf der PalliativstationMonsignore Dr. Siegfried Kneißl (Mitte) vom Münchner Ordinariat im Gespräch mit Provinzial Frater Emerich Steigerwald (rechts) und Chefarzt Dr. Thomas BinsackMinisterialdirektor Michael Höhenberger würdigte Mut und Weitblick der Barmherzigen Brüder.

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Care-Kurses für Fachkräfte in der Behin-dertenhilfe.

Mut und Weitblick

Von mehreren Festrednern wurden die Leistungen der Münchner Palliativsta-tion gewürdigt: Ministerialdirektor Mi-chael Höhenberger vom bayerischen Gesundheitsministerium lobte die Barmherzigen Brüder, sie hätten „mit Mut und Weitblick neue Wege beschrit-ten“. Christiane Gräfin von Ballestrem, Diözesanoberin des Malteser Hilfsdiens-tes, hob hervor, „wie segensreich auf die-ser Station palliativmedizinische Kompe-tenz und ganzheitliche Zuwendung zum Menschen zusammenwirken“. Dies habe sie selbst in den letzten Lebenstagen ih-res Mannes erfahren dürfen.

Professor Werner Plötz, der Ärztliche Di-rektor des Krankenhauses, sprach von ei-

Aus den Einrichtungen

nem „großen Maß an Wissen“, das sich in 20 Jahren Palliativmedizin angesam-melt habe und von dem das ganze Haus profitiere. Und Geschäftsführer Christi-an Kuhl bedankte sich nicht nur bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Palliativstation, sondern auch bei den Kostenträgern, die er darum bat, die Pal-liativstationen weiterhin als „besondere Einrichtungen“ anzuerkennen; so kön-nen sie „tagesgleiche Pflegesätze“ abrech-nen und sind nicht auf Fallpauschalen angewiesen wie sonst in den Kranken-häusern.

Mitarbeit Ehrenamtlicher als Kernstück

Aber auch diese Pflegesätze reichen nicht aus, um Atemtherapie, Musiktherapie und weitere Zusatzangebote zu finanzie-ren. Dafür kann die Station auf Mittel des Vereins zur Förderung des Johannes-

Hospizes in München zurückgreifen, dem mittlerweile rund 2000 Mitglieder angehören. Darüber hinaus ist die Mit-arbeit von ehrenamtlichen Hospizhelfe-rinnen und Hospizhelfern von Anfang an „Kernstück der Hospizidee“ (Thomas Binsack). Sie begleiten Patienten auf der Palliativstation oder zuhause und helfen auf der Station mit.

Wer auf der Palliativstation Schwerkran-ke und Sterbende betreut, sagte Caritas-direktor Lindenberger, der braucht eine Haltung, die den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt. Eine Haltung, die er vom „Barmherzigen Samariter“ aus dem Lukas-Evangelium lernen kann, der sich – anders als „die Frömmler und geistlichen Scharlatane“ – um den „halb tot“ am Wegesrand lie-genden Mann kümmert.

Johann Singhartinger

Herzog Franz von Bayern unterstützt die Hospizarbeit der Barmherzigen Brüder seit vielen Jahren.

Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger forderte in seiner Festpredigt, sich den Barmherzigen Samariter zum Vorbild zu nehmen.

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120 Jahre Sebastianeum in Bad Wörishofen

Nichts ist so beständig wie der Wandel

“Geburtstage feiert man im allgemei-nen bei Menschen“, so Christiane Maria Rapp, Gesamtleite-

rin der Kneipp’schen Stiftungen, in ihrer Festrede. „Nun ist das Sebastianeum kein Mensch, sondern … ein Gebäude. In sei-ner spannenden, 120-jährigen Geschichte hat es viel erlebt.“ Es gab viele „Vornamen“: Kurhaus für Priester, Wasserheilanstalt, Lazarett, Kneipp-Kurklinik. Eines jedoch sei immer gleich geblieben, der besondere Geist. Dieser wurde von den Barmherzi-gen Brüdern, den Raphaelschwestern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen, die sich mit der Kneipp-Philo-sophie und den Werten des Ordens iden-tifizierten.

1890 entstand auf Anstoß von Pfarrer Sebastian Kneipp ein Priester-Kurhaus. 1891 war es vollendet. Nachdem Kneipp einige Monate mit Mallersdorfer Schwes-tern gearbeitet hatte, holte er die Barm-herzigen Brüder nach Bad Wörishofen. Die Einweihung der Hauskapelle fand 1894 statt.

In dieser Kapelle feierten am 26. März 2011 anlässlich des Jubiläums mehrere Priester mit Hauptzelebrant Pater Leo-degar Klinger einen Dankgottesdienst. In seiner Festpredigt bezog er sich im-mer wieder auf die Heilkraft des Wassers. Ohne Wasser gebe es kein Leben. Immer wieder sei auch in der Bibel davon die Rede. Johannes der Täufer am Jordan, die Samariterin am Jakobsbrunnen oder das Weihwasser in den Kirchen. Pfarrer Kneipp sei es um den Menschen in seiner Ganzheit gegangen und er habe immer darauf aufmerksam gemacht: „Vergesst eure Seele nicht!“ Sie dürste nach dem „lebendigen Wasser“, das Jesus gebe.

Ein Höhepunkt des Abends war ein Kla-vierkonzert mit der Pianistin und Dozen-tin an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen, Ariadne Weigert. Sie

spielte Werke von Johann Sebastian Bach, Robert Schumann, Frédéric Chopin, Franz Liszt und Christian Sinding. Wären sie dem Wasserdoktor in ihrem Leben begeg-net, hätte er ihnen gewiss helfen können, so Ariadne Weigert, Bach bei seinen seeli-schen Belastungen durch viele Schicksals-schläge, Schumann bei seinen Depressio-nen und Chopin bei seiner Tuberkulose.

Beim Festessen im historischen Speise-saal berichtete Christiane Maria Rapp von den wichtigsten Stationen in diesen 120 Jahren. So wurde das Haus in den beiden Weltkriegen zum Lazarett. Große wirtschaftliche Schwierigkeiten gab es im Jahr 1923, da verlangten die Angestell-ten Tariflöhne. Im August 1945 mach-ten die Amerikaner für vier Wochen aus dem Sebastianeum eine Kaserne. 1957 stand die Modernisierung des Gesamt-betriebes an. Erst 1958 hätten die ersten weiblichen Gäste im Haus kuren dürfen, so Rapp. Damals wurde auch die Rapha-el-Schwesternschaft gegründet. Immer wieder musste gebaut werden. Das gehe auch in der Zukunft so weiter.

Provinzial Frater Emerich Steigerwald sagte, man habe von Sebastian Kneipp

den „ehrenvollen Auftrag“ angenommen, „sein Werk der Gesundheitsvorsorge, des Heilens und des Heiles nach seiner be-sonderen Methode fortzuführen“. Den Schwestern galt ein „herzliches Vergelt’s Gott!“ Dem schloss sich der Bad Wöris-hofener Bürgermeister Klaus Holetschek an. In diesem Jahr werde auch der 190. Geburtstag von Sebastian Kneipp gefei-ert. Dass es in den vielen Jahren immer weiterging, sei keine Selbstverständlich-keit gewesen. Doch „Sie tun das mit viel Engagement“.

Maria SchmidMindelheimer Zeitung

Provinzial Frater Emerich Steigerwald mit Christiane Maria Rapp, Gesamtleiterin der Kneipp‘schen Stiftun-gen, und Schwester Irmgard Poeplau, Oberin der Ra-phael-Schwestern

Alte Postkarte: „Es lebe hoch die Kneipperei und wenn auch Anstrengung dabei“

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Feierliche Segnung des Alten- und Pflege-heims St. Raphael

Am 3. Juni ist das Alten- und Pflegeheim St. Ra-phael in Königstein im Taunus mit einer Seg-nungsfeier seiner Bestim-

mung übergeben worden.

Zu Beginn wurde die Hauskapelle und der Altar durch den Generalvikar des Bistums Limburg, Prälat Prof. Dr. Franz Kaspar, in einem feierlichen Wortgottes-dienst gesegnet. Im Anschluss ging der Generalvikar mit Frater Eberhard Michl und dem Hausgeistlichen Monsignore Dr. Kasimir Piwowarski durch das Haus, um die einzelnen Wohnbereiche und ex-emplarisch ein Bewohnerzimmer zu seg-nen.

Gesamtleiter und Prior Frater Eberhard Michl begrüßte dann die etwa 120 Gäs-te aus Politik, Verwaltung und Kirche sowie Bewohner, Angehörigen und alle, die mit dem Haus verbunden sind. Er zeigte sich erleichtert, dass nach der lan-gen Planungs- und Bauphase, nun end-lich der Betrieb in neuen Räumen aufge-nommen werden kann. Das Altenheim bietet 80 Bewohnern in 72 Einzel- und vier Doppelzimmern ein neues Zuhau-se.

Nach Frater Eberhard Michl sprach Pro-vinzial Frater Emerich Steigerwald. Er ging in seiner Rede auch auf die Finan-zierung des Hauses ein. Der Orden ist mit einer beträchtlichen Summe in Vor-kasse getreten. Nun hofft der Provinzial darauf, dass das alte Grundstück am Rei-chenbachweg schnellstmöglich verkauft werden kann. Dies setze jedoch voraus, dass die Stadt, in deren Vertretung Bür-germeister Helm und der stellvertreten-de Stadtverordnetenvorsteher Herr von Bethmann anwesend waren, dort ent-sprechendes Baurecht schaffe. Im Ver-lauf seiner weiteren Rede äußerte Pa-ter Provinzial die Hoffnung, dass das neue Wohngruppenkonzept so auf die Bedürfnisse der Bewohner zugeschnit-ten sei, dass jeder Bewohner sich im neu-en Haus wohlfühlen könne. Er gab den Anwesenden auch zu verstehen, dass das neue Haus ein „offenes Haus“, mit der Möglichkeit zur Begegnung sein soll. Bürgermeister Leonhard Helm, der als

Aus den Einrichtungen

nächster Redner an das Pult trat, freute sich über den gelungenen Neubau, wel-cher mit dem neuen Standort noch nä-her an die Stadt gerückt sei. Er gab Pro-vinzial Frater Emerich Steigerwald zu verstehen, dass er alles dafür tun wer-de, damit der alte Standort am Reichen-bachweg bald veräußert werden könne.

Auch Pfarrerin Katharina Stoodt-Neu-schäfer, die für das Dekanat Kronberg anwesend war, sowie der Verein „Bür-ger helfen Bürgern“ mit der Vorsitzen-den Zdeni Beck und der Ehrenbürgerin Königsteins Annemarie Ramm, gratu-lierten zur Eröffnung. Bei dieser Gele-genheit überreichten Zdeni Beck und Annemarie Ramm auch einen Scheck über 1500 Euro, dem Erlös des König-steiner Volksfestes.

Als letzter Redner sprach der Architekt Dipl. Ingenieur Michael Geis. Er erläu-terte den Anwesenden, dass die Planun-gen für einen Neubau nun schon seit fast 20 Jahren am Laufen waren. In dieser Zeit wurden etliche Entwurfsplanungen entwickelt und potenzielle Bauplätze be-sichtigt. Zum Ende seiner Rede überga-ben Michael Geis und sein Partner Ul-rich Brandner einen überdimensionalen Schlüssel an den Leiter des Hauses. Da-mit war der offizielle Festakt beendet und es ging zum geselligen Teil mit ge-grillten Köstlichkeiten über.

Christoph Kuhn

Das neue Alten- und Pflegeheim St. Raphael in Königstein

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Segen für Außenwohngruppe Bernhardswald

Im Beisein zahlreicher Gäste seg-nete der Bernhardswalder Dekan Thomas Schmid am 8. Juli das neue Wohnheim in Bernhards-wald. Auf einer Gesamtwohnflä-

che von 420 Quadratmetern gibt es seit Mai dieses Jahres zwölf neue Wohnplät-ze für Menschen mit Behinderung, die in der Werkstätte arbeiten. Das Projekt sieht Geschäftsführer Roland Böck von den Barmherzigen Brüdern Reichenbach als Anfang einer Dezentralisierungsstra-tegie – er will in den nächsten Jahren noch mehr gemeindeintegrierte und wohnort-nahe Angebote schaffen. Sein Dank ging vor allen Dingen an die Gemeinde, die das Projekt von Anfang an sehr eng und engagiert begleitete. In gleicher Weise

lobte er den Einsatz von Zimmermeister Heinrich Kuck und seiner Frau Petra, die als Privatinvestoren die Fertigstellung des Hauses in Holzbauweise Mitte letzten Jahres übernommen und rasant zu Ende gebracht haben; sie fungieren nun gegen-über den Barmherzigen Brüdern als Ver-mieter. Die Bilanz von Michael Kiefl, dem Leiter der Außenstellen: „Die Stimmung war gut, so gut, dass sich ein junger Mann, der zurzeit noch ‚probewohnt’, spontan entschloss, fest einzuziehen.“

Michaela Matejka

Dekan Thomas Schmid segnete das neue Wohnheim. Mit im Bild (von links) Fachdienstleiter Alfred Stadler, die Teamleitungen Claudia Schmid und Markus Gabriel, der Pädagogische Leiter Erich Höcherl und etwas ver-steckt Prior Frater Erhard Hillebrand.

Die Freude war bei allen Beteiligten in ähnlicher Weise groß: Mit vielen Ehrengästen, die Provin-zial Frater Emerich Stei-

gerwald aufs herzlichste empfing, wurde am 11. Oktober die neue Förderstätte der Barmherzigen Brüder Reichenbach mit 20 Plätzen für Menschen mit schweren Behinderungen in Waldmünchen einge-weiht. Stadtpfarrer Wolfgang Häupl er-teilte den feierlichen Segen.

„Es ist den Verantwortlichen gelungen, ein Bauwerk zu errichten, das sich den Be-dürfnissen und Erfordernissen der künf-tig zu betreuenden Personen anpasst.“ So brachte Staatssekretär Markus Sackmann vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen seine Anerkennung auf den Punkt. Bezirkstagspräsident und Landrat Franz Löffler sprach von der dringenden

Notwendigkeit der neuen Förderstätte, auch um die Begleitung von schwerstbe-hinderten Menschen im „östlichen Land-kreis sicherzustellen“.

Waldmünchens 1. Bürgermeister Markus Ackermann bezeichnete die Einweihung als wahren Freudentag: „Diese soziale Einrichtung schließt eine regionale An-gebotslücke in der Betreuung behinderter Menschen, erspart Schwerstbehinderten lange Pendelwege und bietet Betroffenen vom Lamer Winkel bis Schönsee akzepta-ble Fahrzeiten und optimale Unterbrin-gung.“ Dabei wünschte er sich auch, dass möglichst bald ein passendes Wohnheim entsteht, das eine sinnvolle Abrundung und qualitative Weiterentwicklung des Gesamtkonzepts wäre.

Generalrat Frater Rudolf Knopp vom Or-den der Barmherzigen Brüder lobte die Erweiterung der Förderstätte außerhalb

Segen für neue Förderstätte in Waldmünchen

Anerkennung und Lob von allen Seitenvon Reichenbach als „ein Zeichen zeit-gemäßer Dezentralisierung und wohn-ortnaher Angebote“ für die Betroffenen. Geschäftsführer Roland Böck dankte al-len, die zur rasanten Umsetzung des Pro-jektes – die Bauzeit liegt bei gerade mal einem Jahr – beigetragen haben.

Michaela Matejka

Stadtpfarrer Wolfgang Häupl segnete die neuen Räume

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Aus den Einrichtungen

Segen für die Förderstätte und neue Tagesstätte in Algasing

Gezielte Förderung ermöglicht Teilhabe

Bei einem Festakt am 2. Sep-tember segnete Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger die sanierte Tagesstätte der Barmherzigen Brüder Al-

gasing, die bereits seit Januar von den Bewohnern genutzt wird, sowie die För-derstätte, die am 1. August in Betrieb ge-gangen ist und auch externen Besuchern mit Behinderung offen steht. „Die Ein-richtung soll ein Ort sein und bleiben, in dem Menschen mit Behinderung Hei-mat, Liebe und Würde erfahren dürfen“, wünschte der Weihbischof beim Fest-gottesdienst. Provinzial Frater Emerich Steigerwald und Geschäftsführer Gün-ter Ducke dankten in ihren Grußworten allen Beteiligten, insbesondere den Mit-arbeitern, die „mit großer Anstrengung und Überzeugung und mit viel Einsatz zu dieser Weiterentwicklung hier in Al-gasing beitragen“, wie Frater Emerich betonte. Mit den neuen Diensten wer-de den Bewohnern und Tagesgästen ein Zuwachs an Lebensqualität geboten. Die Sanierungskosten in Höhe von 1,2 Milli-onen Euro hat der Orden übernommen, die laufenden Kosten für das Förderange-bot trägt der Bezirk Oberbayern.

Inklusion war das Thema des Vortrags von Herbert Borucker, Behindertenre-ferent des Landes-Caritas-Verbandes. Er betonte die wichtige Rolle, die Einrich-tungen wie Algasing bei der Umsetzung der Rechte von Menschen mit Behinde-rung spielen. „Erst die gezielte Förderung ermöglicht die Teilhabe“, betonte Boru-cker und erteilte damit Bestrebungen der Politik eine Absage, spezielle Einrichtun-gen in der Behindertenhilfe gänzlich auf-zulösen. Inklusion dürfe nicht als Deck-mantel für Sparmaßnahmen dienen.

Viel Lob von allen Seiten erhielten die Planer Lorenz Rösl, Bauleiter beim Um-bau der Tagesstätte, und Heide-Marie Eitner, deren Landschaftsarchitektur Büro die ansprechende Außenanlage ge-staltet hat.

Susanne Grundner

Als symbolischen Akt lud der Algasinger Geschäftsführer Günter Ducke (links) zur Pflanzung einer Linde vor der Tagesstätte ein. An den Spaten (von links): Prior Frater Bernhard Binder, Weihbischof Dr. Bernhard Haßlber-ger und Provinzial Frater Emerich Steigerwald. Danach griffen auch (hinten von links) Behindertenreferent Her-bert Borucker, Verwaltungsleiterin Sabine Materna, der Bereichsleiter der Werk- und Förderstätte Hans Stadler, der Heimleiter der Behinderteneinrichtung in Malseneck Rudolf Siegmund sowie der Algasinger Hausleiter Josef Langwieder zur Schaufel.

Provinzial Frater Emerich Steigerwald unterhält sich in der Förderstätte mit Mitarbeiterinnen und Betreuten.

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Es war ein doppelter Festtag am 4. Oktober: Zum einen erhielt der Erweiterungsbau der Werkstatt für behinder-te Menschen (WfbM) der

Barmherzigen Brüder Straubing mit 84 Plätzen (wir berichteten) den kirchlichen Segen. Zum anderen begingen Brüder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Freunde und Förderer den zweiten Jah-restag der Seligsprechung von Frater Eu-stachius Kugler, dem Namensgeber der Werkstatt. Etwa 400 Gäste waren nach Straubing gekommen, den weitesten Weg hatte eine Abordnung der Barmherzigen Brüder in Polen mit Provinzial Frater Eu-geniusz Kret an der Spitze.

Benediktiner-Abt Dr. Marianus Bieber aus Niederaltaich lenkte bei seiner Fest-predigt in der Johannes-von-Gott-Kir-che den Blick auf die Grundlagen einer christlichen Einrichtung: „Seit Golgotha geht der Blick des Gekreuzigten durch die Welt“ – und es stelle sich die Frage, wie wir auf diesen Blick, der unser Herz su-che, reagieren. Die Barmherzigen Brüder hätten als „herausragende Gestalten“ eine

Antwort gegeben, indem sie sich um die Menschen kümmern, die von der Gesell-schaft „aussortiert“ werden, weil sie nicht „fit und schön“ seien.

Unterstützung aus der Politik

Nach dem Festgottesdienst segnete nicht nur Abt Marianus Bieber die Kreuze für die Räume des neuen Hauses, sondern auch die evangelische Pfarrerin Astrid Sieber sprach Segensworte.

Stefan Bachhuber, der Vorsitzende des Werkstattrats, begrüßte beim Festakt im Magnobonus-Markmiller-Saal die Ehren-gäste aus Kirche, Politik und Wirtschaft. Die Politiker waren recht zahlreich erschie-nen, unter ihnen der Bundestagsabgeord-nete Ernst Hinsken, Oberbürgermeister Markus Pannermayr, Bezirkstagspräsi-dent Manfred Hölzlein und Landrat Alf-red Reisinger. In einer Podiumsrunde ver-sprachen sie den Barmherzigen Brüdern Straubing weiterhin ihre Unterstützung, Oberbürgermeister und Landrat stellten gar Aufträge für die WfbM in Aussicht. Der Bezirkstagspräsident betonte, trotz

Segnung des Erweiterungsbau der Straubinger Werkstatt

Inspiriert von Eustachius Kugler in eine phantasie-volle Zukunft

Abt Marianus Bieber (mit Stab) und die evangelische Pfarrerin Astrid Sieber mit Ministranten und Konzelebran-ten auf dem Weg von der Kirche zur Segnung der Räume

Bild oben: Geschäftsführer Hans Emmert sprach beim Festakt Schluss- und Dankesworte.Bild unten: Die drei Raphaelschwestern Erika Derfuß, Oberin Irmgard Poeplau und Theresia Schranner (von links) aus Bad Wörishofen gehörten zu den Festgästen.

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Feierliche Profess – in Papua-Neuguinea ewas andersAm 4. Dezember 2010 legte Frater John Olkin seine Feierliche Profess in der Kapelle der ‚Herz Jesu Brüder’ auf dem ‚Mission Hill’ in Wewak/Papua-Neuguinea ab. Im Rahmen der Zeremo-nie verzichtete Frater John durch besondere Rituale auf einige traditionellen Rechte – wozu auch die Rechte als Schützer der Familie gehören. Darauf verzichtete er, indem er symbolisch seine Pfeile und den Bogen in die Hände seines Vaters zurück-legte, da mit der Feierlichen Profess nun die Ordensfamilie des heiligen Johannes von Gott seine Familie bildet. Sein Vater wiederum übergab Frater John formell dem Orden. – Am Tag zuvor hatten schon drei junge Brüder ihre Gelübde erneuert.

APIPC News Flash

Japan – KoreaÜbergangsprozess kommt voranDas japanisch-koreanische Übergangs- Komitee traf sich am 27. Januar in Seoul, Süd-Korea. Zweck des Treffens war es, die bisher erfolgten Aktionen bezüglich des Übergangs der Or-denshäuser in Japan von der bayerischen zur koreanischen Or-densprovinz zu resümieren und den weiteren Fortgang der Aktivitäten zu besprechen. Teilnehmer aus Korea waren die Fratres John Jung, Andrew Kim, Ricardo Ko und Michael Lee; aus Japan die Fratres Franziskus Oka, Augustinus Ta und Paul Lee; Moderator war Frater Brian O’Donnell aus Australien. Hauptsächlich ging es bei den Diskussionen um ein Aus- und Weiterbildungsprogramm für die japanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordens, das von Francisca Kim vorgestellt wurde. Dieses Programm zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Werte und den Auftrag des Ordens zu vertiefen. Alle japa-nischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen an einem Se-minar teilnehmen, eine Gruppe von zwölf sogenannten ‚change leaders’ erhält eine Spezial-Ausbildung.

APIPC News Flash

Inklusion als politischem Leitmotiv sei-en WfbMs „auch künftig unverzichtbar“.

Ein großes Lob bekamen die Beschäftig-ten und Mitarbeiter der Werkstatt von Unternehmer Helmut Hiendl zu hören, der in der Eustachius Kugler-Werkstatt für seine Kunststoff-Produkte Montage-arbeiten durchführen lässt: er sei „äußerst zufrieden“ mit der Zusammenarbeit, bis-her habe es „keine einzige Reklamation“ gegeben.

Hohe Arbeitsqualität, das war auch für Eustachius Kugler, der die Straubinger Behinderteneinrichtung zwischen 1905 und 1914 geleitet hat, eine wichtige Grö-ße. Schon beim Festgottesdienst hatten Bewohner das Symbol des Handwerkers und einen Werkzeugkasten als Gaben zum Altar gebracht, gleichzeitig aber auch ein Buch und ein Herz, denn tech-nische Perfektion allein reichten nicht aus. Frater Emerich Steigerwald, Provin-zial der Barmherzigen Brüder in Bayern, schilderte in seinem Grußwort beim Fest-akt Eustachius Kugler als einen Mann, „der aus seiner Lebenserfahrung die Vi-sion hatte, die Würde des schwachen und

armen Menschen zu achten und all das ihm Mögliche zu tun, den Menschen an-zunehmen …“

Menschen mit Einschränkungen als wichtiger Teil der Gesellschaft

Frater Eustachius Kugler, sagte der Pro-vinzial weiter, „inspiriert uns mit seiner bekannten Großzügigkeit, Herzlichkeit und mit seinem großen Gottvertrauen, mutig und selbstlos daran zu arbeiten, den Menschen Würde erfahren zu lassen und ihm zu einer angemessen Lebens-qualität zu verhelfen.“ Für Frater Eme-rich wird durch die Segnung des neuen WfbM-Gebäudes eine Tradition fortge-schrieben, die Menschen mit Einschrän-kungen als „wichtigen Teil unserer Ge-sellschaft“ betrachtet.

Für die weitere Arbeit in der WfbM wünschte der Provinzial „viel Kreativi-tät und Phantasie“. Als kreativ und phan-tasievoll erwies sich auch das musikali-sche Rahmenprogramm des Festtages in Straubing: Den Gottesdienst gestaltete mit beschwingten Rhythmen die Gruppe „Enjoy“, bei der Segnung und dem Fest-

akt sorgten die Straubinger Turmbläser für Abwechslung. Das leckere Festmahl und die milde Herbstsonne taten ein Üb-riges, um die Stimmung der Gäste auf ein hohes Niveau zu heben.

Johann Singhartinger

Barmherzige Brüder weltweit

Auch die ehemaligen Provinziale Frater Paulus Kohler (Österreich, vorne links), Frater Donatus Wiedenmann (vorne rechts) und Frater Bernhard Binder (hinten Mit-te) kamen gerne nach Straubing.

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1177 Barmherzige Brüder weltweitDie Zahl der Barmherzigen Brüder weltweit ist zum Stichtag 31. Dezember 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 27 auf 1177 gesunken. Ein positives Zeichen könnte sein, dass die Zahl der Novizen um sieben auf 47 gestiegen ist. Keine andere Pro-vinz hat so viele Novizen wie die polnische, nämlich zehn. Das Durchschnittsalter ist weltweit um ein Jahr auf 58 Jahre gestie-gen, in der bayerischen Provinz liegt der Altersdurchschnitt der insgesamt 39 Brüder weiterhin bei 64 Jahren. Die zahlenmäßig größte Provinz ist die kastilische (Spanien) mit 103 Brüdern (Durchschnittsalter: 70), das jüngste Durchschnittsalter weist mit 42 Jahren die indische Provinz auf.

Johann Singhartinger

Brüder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Asiatisch-Pa-zifischen Region des Ordens trafen sich vom 30. Januar bis 4. Februar zu einer Regionalkonferenz in Poonamallee/Indi-en, an der auch Generalprior Frater Donatus Forkan teilnahm. In einer Abschlusserklärung formulierten die Teilnehmer eine Botschaft an die „übrigen Mitglieder der Johannes-von-Gott-Familie“ in der Region.

Darin werden diese unter anderem ermutigt, das Jahr der Fa-milie des heiligen Johannes von Gott gebührend zu feiern, die Ordenswerte – Hospitalität, Qualität, Respekt, Verantwortung und Spiritualität – „in Wort und Tat zur Geltung zu bringen“, die Aus- und Weiterbildungsangebote wahrzunehmen, um „die Philosophie, die Spiritualität und die Erwartungen des Ordens besser verstehen zu können“, sowie das Generalkapitel 2012 mit vorzubereiten.

APIPC News Flash

Asiatisch-Pazifische Regionalkonferenz

Missionswoche 2011 – Frater Thadu Kang stellte das diesjährige Projekt vor

Hilfe für Alzheimer-Patienten in Yanji, China

Der koreanische Barmher-zige Bruder Thadu Kang, Direktor des Hospizes des Ordens in Yanji/Chi-na, kam zur Missionswo-

che 2011 nach Deutschland und stellte das diesjährige Projekt vor: die Errich-tung einer Alzheimer-Abteilung in Yanji.

Hilfe für Alzheimer-Patienten in Yanji/China

Anlässlich des fünften Jahrestages der Gründung des ‚Yanbian Hospizes’ der Barmherzigen Brüder in Yanji/China be-schäftigte sich 2010 eine Studie mit der Zukunft des Hospizes und mit den me-dizinischen und sozialen Bedürfnissen der örtlichen Bevölkerung. Die Studie erbrachte die Erkenntnis, dass Alzhei-mer-Patienten zur medizinisch und pfle-gerisch am wenigsten versorgten Gruppe zählen. Für diese Menschen gibt es in der ganzen Region keine von Fachkräften ge-

führten Einrichtungen und Dienstleis-tungen. Solange es irgendwie geht, ver-sorgen die Familien die Patienten zu Hause. Danach werden sie zumeist in Altenheime abgeschoben, in denen kei-

ne Fachkräfte für die Pflege und Therapie vorhanden sind.

Es besteht lediglich eine einzige staatli-che Einrichtung für Alzheimer-Patien-

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Barmherzige Brüder weltweit

Das Yanbian-Hospiz in Yanji/China

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ten. Aber auch diese Einrichtung kann keine fachmännische Pflege oder Thera-pie anbieten.

In der Koreanischen Provinz der Barm-herzigen Brüder bestehen zwei Ein-richtungen für Alzheimer-Patienten. Dort sind gut ausgebildete Fachkräfte vorhanden. Zugleich kann man auf ei-nen großen Erfahrungsschatz zurück-greifen. So erscheint die Errichtung ei-ner Abteilung für Alzheimer-Patienten durch die Koreanische Provinz in Yanji geradezu geboten.

Beim Provinzkapitel der Koreanischen Provinz (2010) wurde der Beschluss ge-fasst, dass die Provinz eine Einrichtung für Alzheimer-Patienten errichtet und für die Finanzierung der Umbaumaß-nahmen in der Einrichtung sorgt sowie für die Ausbildung von Fachkräften in Korea. Die entstehenden Kosten können aber nicht allein von der Koreanischen Provinz getragen werden. So waren der Gesamtorden und die ganze Familie des heiligen Johannes von Gott aufgerufen, die Koreanische Provinz bei der Durch-führung dieses Projektes finanziell zu unterstützen.

Hintergrund

Die Stadt Yanji hat 500 000 Einwohner. Etwa 64 000 von ihnen sind älter als 60 Jahre. Man nimmt an, dass über 3000 Einwohner dieser Altersgruppe an De-menz der Alzheimerkrankheit leiden.

Für die Pflege der 50 Patienten in der staatlichen Alzheimer-Einrichtung ste-hen lediglich drei Krankenschwestern

zur Verfügung. Von diesen ist nur je-weils eine im Einsatz – bei einer Dienst-zeit von 24 Stunden, der zwei freie Tage folgen. Die Krankenschwester wird von drei männlichen Hilfskräften unter-stützt. Es gibt weder Rehabilitations-programme noch Unterhaltungs- oder Freizeitprogramme. Das örtliche Psych-iatrische Krankenhaus nimmt keine Pa-tienten auf, die unter Demenz leiden, da eine Betreuung dieser Patienten als zu schwierig angesehen wird. So wer-den die meisten Alzheimer-Patienten zu Hause von ihren Kindern betreut. Falls die Familie wohlhabend ist, kann sie sich Pflegekräfte für die Betreuung leisten. Wenn die Familien von der Pfle-ge überfordert werden, landen die Pa-tienten in privaten Altenheimen, was zumeist allgemeine Vernachlässigung bedeutet.

Mehrheitlich ist der chinesischen Bevöl-kerung nicht bekannt, dass es sich bei der Demenz der Alzheimer-Erkrankung um eine Krankheit handelt. Sie sieht die De-menz als ein natürliches Phänomen des Alters an, bei der die Anzahl der davon betroffenen Menschen ständig wächst, da die Bevölkerung immer älter wird. Daher bringt man die Patienten nicht zur Be-handlung in die Krankenhäuser, wodurch weder Frühdiagnosen möglich sind noch ein frühes Einsetzen einer speziellen Therapie. Die Alzheimer-Krankheit er-fordert aber eine medizinische Spezial-therapie durch ausgebildete Fachkräfte.

Viele Einwohner der Yanbian Region verlassen ihr Heimatland, um im Aus-land besser zu verdienen. Das wiederum führt dazu, dass die engen Familienban-

de, die in der Vergangenheit bestanden, zerbrechen. Weiter hat die Ein-Kind- Po-litik Chinas dazu geführt, dass die Fa-milien immer kleiner werden und auch praktisch keine Familienmitglieder zur Verfügung stehen, die an Demenz Er-krankte zu Hause pflegen und versor-gen könnten.

Projekt

In Yanji wurde eine moderne Modell-Einrichtung für Alzheimer-Patienten mit speziell ausgebildeten Fachkräften geschaffen, die im Gebäude des Hospi-zes des Ordens untergebracht ist. Die Einrichtung konnte am 26. Mai 2011 offiziell eröffnet werden (siehe S. 51). Eine frühe Diagnose der Krankheit bei den Betroffenen wird dadurch ermög-licht. Zum Angebot des Zentrums ge-hören auch Informationsangebote und Lehrgänge, die der Prävention dienen und Therapiemöglichkeiten aufzeigen. Ein stationärer Bereich für die Durchfüh-rung der Therapien und Rehabilitations-behandlungen wurde geschaffen.

Die örtliche Gesellschaft wird durch die Modell-Einrichtung und den Einsatz der Fachkräfte dazu angeregt, Verant-wortung zu übernehmen für die Pflege von an Demenz Erkrankten. Insgesamt ist beabsichtigt, durch diesen Einsatz das Vertrauen und den Respekt der örtlichen Bevölkerung als auch der staatlichen Be-hörden in die Ordens-Einrichtung als eine Einrichtung der katholischen Kir-che zu gewinnen.

Frater Thadu KangÜbersetzung: Frater Alfons Höring

Impressionen aus dem Yanbian-Hospiz

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Die Koreanische Provinz der Barmherzigen Brü-der hat den 26. Mai 2011 zum offiziellen Er-öffnungsdatum für das

neue Alzheimer Zentrum in Yanji/China bestimmt. Zu den Gästen zählten unter anderem der koreanische Provinzial Fra-ter John Jung und 18 weitere Brüder, Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter aus Korea sowie der Vorsitzende der Asiatisch-Pa-

zifischen Interprovinziellen Kommission und ehemalige Generalprior Frater Brian O’Donnell. Offiziell eröffnet wurde das Zentrum von Frau Jin Jing Yan als Ver-treterin des Gouverneurs der Präfektur, zu der Yanji gehört.

Das neue Zentrum mit 23 Betten ist im Gebäude des Hospizes des Ordens in Yanji untergebracht. Mit ihrem Hospiz und Palliativzentrum hatten die Barm-

Erneuerungskurs für die Brüder in der Region Europa

Damit die Berufung wieder Kraft und Frische erhält

Das Thema „Erneuerung“ ist eines der Kernthe-men und Hauptziele der derzeitigen General-leitung des Ordens der

Barmherzigen Brüder. Im Rundschrei-ben „Das neue Gesicht des Ordens“ hat Generalprior Frater Donatus Forkan eindringlich auf die Notwendigkeit ei-nes ordensweiten Erneuerungsprozesses hingewiesen.

Auch Kurse in Wien und Kostenz

Vor diesem Hintergrund fand vom 14. bis 19. März 2011 in Rom ein Modellkurs statt, an dem die gesamte Generalleitung und aus allen Provinzen Europas jeweils zwei Mitbrüder teilnahmen. Aus der bay-erischen Provinz waren Frater Christoph Meißner und Frater Eduard Bauer betei-ligt. Im Laufe dieses Jahres soll dieser Mo-dellkurs in allen europäischen Provinzen umgesetzt werden. Die österreichische und bayerische Ordensprovinz werden nach dem ersten Modul, das vom 5. bis 7. Oktober 2011 in Wien stattfand (siehe Seite 37f.), das zweite Modul vom 30. No-vember bis 2. Dezember 2011 in Kostenz

anbieten. An der Veranstaltung nehmen 60 Barmherzige Brüder teil.

Bei der Eröffnung des Kurses in Rom sag-te der Ordensgeneral, dass Gott diesen Orden nicht gewollt habe, um in dieser krisengeschüttelten Zeit viel Ordens-nachwuchs zu haben, sondern um hei-lende Präsenz in der Kirche zu sein. Ha-ben wir in den vergangenen Jahren viel Kraft und Energie darauf verwendet, in unseren Werken die Fenster zu öffnen und neue Wege zu gehen, so haben wir dabei das eigene Gebets- und Gemein-schaftsleben oft vernachlässigt.

Bruder soll nicht Verwalter, sondern Prophet sein

Frater Donatus Forkan sprach von einer unbekannten Zukunft, der sich jeder Bru-der stellen müsse, und von der Verantwor-tung, die jeder Bruder in der Gemeinschaft übernehmen müsse. Bezug nehmend auf die Aussagen des visionären Ordensgene-rals Pierluigi Marchesi verwies er darauf, dass der Barmherzige Bruder von heute kein Verwalter traditioneller Schätze, son-dern ein Prophet sein soll.

Der Pilotkurs zur Erneuerung der Brü-der gliederte sich in sechs Kurstage mit folgenden Themen:• Ordenschristen in der Welt von heu-

te sein• Weihe und spirituelles Leben als

Schlüssel zur Erneuerung• Voraussetzungen und Herausforderun-

gen an eine zeitgemäße Jugend- und Berufungspastoral

• Neue Anforderungen an den Ordens-auftrag

• Die Zukunft des Ordenslebens gestalten

Die Arbeitsmethode des Kurses war durch die aktive Beteiligung der Teilneh-mer bestimmt. Deswegen waren die Re-ferate eher kurz gehalten und es gab viel Raum für Diskussion und Austausch. Die Referenten sollten Personen sein, die den Orden gut kennen und klare Zukunfts-visionen geben können. Der letzte Teil „Ausblick in die Zukunft“ sollte in spezi-fischer Weise von den anwesenden Brü-dern ausgehen und ihre Erfahrungen, Ideen und Vorschläge beinhalten.

Zwischenzeitlich haben die verantwort-lichen Mitbrüder der österreichischen

herzigen Brüder im Dezember 2005 in Yanji ihre erste Einrichtung in China er-öffnet. Zur Gemeinschaft in Yanji gehö-ren heute Brüder aus Korea, Vietnam und Irland. Bei der Missionswoche der Bay-erischen Ordensprovinz wurde das Pro-jekt vorgestellt und Spenden dafür ge-sammelt.

APIPC-News Flash

Der Orden eröffnet

Alzheimer Zentrum in China

Barmherzige Brüder weltweit

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und bayerischen Ordensprovinz auch ein Programm für die Kurstage in Kos-tenz ausgearbeitet. Sie orientierten sich dabei an den Vorgaben der Unterkom-mission zur Erneuerung des Ordensle-bens, die sich in den vergangenen Jah-ren zweimal am Sitz der Generalkurie in Rom getroffen hat. Ebenso wurden auch die Erfahrungen eingearbeitet, die von den österreichischen und bayerischen

Mitbrüdern beim Pilotkurs in Rom ge-macht wurden.

Vorbereitungstreffen in Reichenbach

Provinzial Frater Emerich Steigerwald hat-te die in Verantwortung stehenden Mit-brüder zu einem Vorbereitungstreffen für den Erneuerungskurs nach Reichenbach eingeladen. In dem Brief schreibt er: „Mit

den Mitbrüdern des gesamten Ordens ver-eint, wollen wir uns mit viel Hoffnung, aber auch mit Begeisterung in den für uns alle notwendigen Erneuerungspro-zess einbinden, damit unsere Berufung wieder die Kraft und Frische erhält, die uns als frohe Zeugen des Evangeliums der Barmherzigkeit ausweist.“

Frater Eduard Bauer

Buchhinweis

Granada auf den Spuren des heiligen Johannes von Gott

Francisco Benavides Vázquez, Direktor des Archivs und Museums „Casa de los Pisa“ in Granada, hat einen Reise-führer geschrieben mit dem

Titel „Granada, die Stadt, die Johannes von Gott in ihr Herz schloss – Führer für den Wanderer der Hospitalität“. Das 154 Seiten starke, reich bebilderte Büchlein ist auch in deutscher Sprache (Überset-zung: Petra Stiegmann) erschienen. Es führt den Leser zunächst in die Biogra-phie des Ordensgründers der Barmher-zigen Brüder ein und gibt dann ausführ-liche Erläuterungen zu 23 Orten in der Stadt Granada, die zu Johannes von Gott in Bezug stehen: vom Elvira-Tor, wo Jo-hannes nach seiner Ankunft in Granada Bücher verkaufte, bis zur Basilika, in der

seine sterblichen Überreste aufbewahrt werden.

Der Führer ist ein Werk, „das als hand-liches und praktisches Instrument fehlte und uns dabei hilft, die wichtigsten Orte des ,Granada des Johannes von Gott‘ aufzusuchen“, schreibt Frater José Luis Muñoz Martinez, bis vor kurzem Pro-vinzial der Andalusischen Provinz der Barmherzigen Brüder in seinem Vorwort. Das Buch habe ihn „verzaubert“.

Das Büchlein kann für 7,50 Euro beim Johann von Gott Verlag erworben wer-den, Telefon: 089/1793-109, E-Mail: [email protected].

Johann Singhartinger

Afrikanische Regionalkonferenz

Die vierte und letzte Re-gionalkonferenz der Barmherzigen Brü-der fand vom 16. bis 20. Mai 2011 in Lomé,

Togo statt. Afrikanische Brüder mode-rierten die Konferenz mit dem Thema „Die Familie des heiligen Johannes von Gott in der Mission“ abwechselnd für jeweils einen Tag. Es gab Referate über

afrikanische Vorstellungen betreffs Fa-milie in kultureller als auch in traditi-oneller Hinsicht, über die Werte der Familie in Afrika und über bestehen-de Herausforderungen. Präsentationen der Höheren Ordensobern stellten den Teilnehmern der Regionalkonferenz die gegenwärtigen Realitäten des Ordens in Afrika vor. Wie in anderen Entwick-lungsländern bemüht man sich auch in

Afrika darum, dass die Familie des hei-ligen Johannes von Gott Strukturen und Arbeitsweisen aufbaut, die dazu führen, dass der Sendungsauftrag in Zukunft auch ohne Unterstützung von Außen weiterbestehen kann. Gerade über die-ses Thema kam es zu sehr lebendigen Diskussionen.

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Barmherzige Brüder weltweit

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4. Regionalkonferenz Europa in Dublin

Musik der Hospitalität

Zur 4. Regionalkonferenz Eu-ropa der Barmherzigen Brü-der haben sich vom 11. bis 15. April 46 Vertreterinnen und Vertreter aus den elf Or-

densprovinzen Europas in Dublin/Irland versammelt. Motto des Treffens: „Die Fa-milie des heiligen Johannes von Gott als Dienstgemeinschaft“. Die Konferenz be-fasste sich schwerpunktmäßig mit folgen-den Themen:

• Der Orden in Europa in zehn Jahren• Leitung, Strukturen der Zukunft in den

Provinzen• Das Generalkapitel 2012

Auf die Themen wurde mit Referaten ein-gestimmt. Anschließend gingen die Teil-nehmer in Sprachgruppen, um die Inhal-te zu diskutieren. Die unterschiedlichen Sichtweisen von Ordensbrüdern und Mit-arbeitern bereicherten die Kleingruppen sehr. Es bot sich die Möglichkeit, einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Hospi-

talfamilie zu beschreiten. Die Ergebnisse wurden schriftlich festgehalten und an-schließend im Plenum präsentiert.

Bei der Bearbeitung der Themenberei-che erinnerten sich die Teilnehmer an die Aussagen von Papst Benedikt XVI. bei seiner Englandreise 2010. In Westmins-ter sagte er, dass die ethischen Prinzipi-en einer Demokratie nicht nur auf gesell-schaftlichem Konsens beruhen dürften. Die globale Finanzkrise habe gezeigt, dass „pragmatische Kurzzeitlösungen“ für komplexe soziale und ethische Pro-bleme unbrauchbar seien.

Der Generalprior des Ordens, Frater Do-natus Forkan, sagte zu Beginn der Konfe-renz: „Unsere Gesellschaft, die Kirche, das Ordensleben, die Politik und die Wirt-schaft befinden sich in einer ernsthaften Krise. Viele unserer Dienstleistungen können nicht mehr aufrechterhalten wer-den, weil einfach die Mittel fehlen. Krisen bergen aber immer auch neue Möglich-

keiten. Wir müssen unserer Zukunft eine Chance geben und sie aktiv gestalten“.

Am Nachmittag des ersten Sitzungstages wurde das Beschlusspapier der 3. Euro-pakonferenz 2009 in Los Molinos in Spa-nien ausgewertet. Dies ergab, dass es in wesentlichen Teilen umgesetzt wurde. Einige Projekte sind aber noch nicht ab-geschlossen. So muss zum Beispiel die interprovinzielle Zusammenarbeit weiter gefördert und vertieft werden. Außerdem ist das veränderte Rollenverständnis von Brüdern und Mitarbeitern eine bleibende Herausforderung.

Der Orden in zehn Jahren

Der zweite Arbeitstag diente der Zu-kunftsvision: „Der Orden in Europa in zehn Jahren“. Hierbei wurden vier The-menbereiche angegangen, die auf der Ebene des Gesamtordens, der Provinzen und der interprovinziellen Kommissionen bearbeitet und vertieft werden müssen:

Der Generalprior mit der deutschen Sprachgruppe bei der Regionalkonferenz in Dublin (von links): Geschäftsführer Dr. Christoph Scheu (Klinikum St. Elisabeth Straubing), Wohnbereichsleiterin Sabine Scheiblhuber (Straubing), Provinzial Frater Emerich Steigerwald (Bayern), Generalrat Frater Rudolf Knopp, Generalprior Frater Donatus Forkan, Provinzial Frater Ulrich Fischer (Österreich), Provinzdelegat Frater Martin Macek (Tschechien), Pflegedirektorin Brigitte Polstermüller (Eisenstadt), Direktor Adolf Inzinger (Provinzialat Wien), Provinzsekretär Frater Eduard Bauer (Bayern)

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• Die Brüder und Mitarbeiter müssen sich als Einheit bei der Umsetzung des Ordensauftrages verstehen.

• Die Bildungsarbeit und die Dialogpro-zesse zu den Werten und Prinzipien der Hospitalität gehören zu den vorrangi-gen Aufgaben. Gemeinsame Program-me für Mitarbeiter und Brüder erschei-nen besonders wichtig.

• Unerlässlich ist die Verbesserung und

Intensivierung der Zusammenarbeit der Einrichtungen in den Provinzen, der Provinzen untereinander und auf europäischer Ebene.

• Gewünscht wird ein Erfahrungsaus-tausch zu den verschiedenen Manage-ment- und Leitungsstrukturen der eu-ropäischen Provinzen.

Das Für und Wider der Eröffnung eines Büros bei der Europäischen Union in Brüs-sel wurde in Untergruppen rege diskutiert, im Anschluss aber von den Teilnehmern der Konferenz einstimmig beschlossen. Die Kosten werden gemeinsam von allen europäischen Provinzen getragen. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt. Eine erste Auswertung soll 2015 erfolgen.

Künftige Leitungsstrukturen

Bei der Frage nach den zukünftigen Leitungsstrukturen ergaben sich fünf Schwerpunktthemen:

• Flexible, an die Wirklichkeit angepasste Strukturen sollen dem Sendungsauftrag dienen und dessen Weiterentwicklung nicht verhindern.

• In den Strukturen muss sichergestellt werden, dass die Stimmen der Betreu-ten und der Patienten gehört und be-achtet werden.

• Die Bildungsarbeit für das mittlere Ma-nagement und das Topmanagement muss intensiviert werden.

• Grundsätzlich sollte der Erfahrungs-austausch und die Zusammenarbeit unter den Provinzen gefördert werden.

• Die Personalgewinnung und die Aus-wahl für leitende Positionen werden zur wichtigsten Aufgabe. Dabei wären ordenseinheitliche Kriterien sinnvoll.

Für die zukünftige Durchführung von Generalvisitationen ist bei dieser Konfe-renz eine Ideensammlung entstanden. Sie soll von der Europakommission und vom erweiterten Generaldefinitorium diskutiert werden. Wünschenswert wäre die Erarbeitung einer Handreichung für Visitationen.

Generalkapitel 2012

Vom 22. Oktober bis zum 9. Novem-ber 2012 findet das Generalkapitel in

Fatima (Portugal) statt. Im Abstand von sechs Jahren treffen sich Ordens-brüder aus allen Provinzen der Welt und berufene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um gemeinsam über zen-trale Themen der Familie des heiligen Johannes von Gott zu beraten und zu beschließen.

Pater Pascual Piles Ferrando führte die Konferenzteilnehmer in die Leitlinien eines Generalkapitels ein. Der ehema-lige Generalprior betonte, dass ein Ge-neralkapitel kein Arbeitsmarathon sein dürfe, sondern ein Ort, an dem der Hei-lige Geist wirken kann. Ein solches Ka-pitel müsse ein Anstoß für die Familie des heiligen Johannes von Gott sein, um gemeinsam und universell die „Musik der Hospitalität“ zu spielen. Die Ideen, die von den einzelnen Arbeitsgruppen zur Gestaltung des nächsten Generalka-pitels eingebracht wurden, sollen ihren Niederschlag im Programm des Gene-ralkapitels 2012 finden.

In seiner Schlussansprache dankte Ge-neralprior Frater Donatus Forkan der westeuropäischen Provinz für die groß-artige Gastfreundschaft und überreichte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Blumensträuße und kleine Geschenke. Er führte aus, dass sich der Sendungs-auftrag unseres Ordens nicht verändern werde, „denn die Armen habt Ihr immer bei Euch“ (Mk 14, 7). Die Frage, die sich der Orden immer wieder stellen müsse, sei: „Wo finden wir den heiligen Johan-nes von Gott heute?“

Weiter sprach der Ordensgeneral da-von, dass in einer wirklichen Familie nicht die Starken dominieren, sondern die Schwachen mitgetragen werden. Deshalb sollten wir uns immer wieder bewusst sein, dass die Menschen, de-nen wir dienen, den Mittelpunkt un-seres Handelns darstellen. In seinem Schlussplädoyer sagte Donatus Forkan sehr leidenschaftlich, dass der Platz der Laien in unserem Orden nichts Neues sei, sondern dass sie seit Johannes von Gott selbstverständlich zur Ordensfa-milie gehörten.

Frater Eduard BauerSabine Scheiblhuber

Barmherzige Brüder weltweit

Bild oben: Generalprior Frater Donatus Forkan ver-folgt mit anderen Teilnehmern die Präsentation der Ergebnisse.Bild Mitte: Musikdarbietung bei der Regionalkonfe-renz in DublinBild unten: Generalrat Frater Rudolf Knopp und Be-reichsleiterin Sabine Scheiblhuber beim Gespräch in der deutschen Sprachgruppe

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Ethik-Codex der Barmherzigen Brüder in Österreich

Orientierung an Hospitalität und Professionalität

Die unterschiedlichen Ini-tiativen zur Etablierung von Ethikberatung in unseren Einrichtungen zeigen, dass dieses The-

ma in der Kranken-, Alten- und Behin-dertenfürsorge in den letzten Jahren auch strukturell an Bedeutung gewon-nen hat. Durch die Weiterentwicklung von Betreuungskonzepten und medizi-nischen Möglichkeiten entstehen Fragen, die sich bisher so nicht stellten und die ethisch reflektierte Antworten verlangen. Die Barmherzigen Brüder in Österreich haben sich dieser Herausforderung ge-stellt und ihren bisherigen Ethik-Codex komplett überarbeitet. Im Oktober 2010 stellte der Leiter der Ethikservicestelle Dr. Jürgen Wallner den „Ethik-Codex – Orientierung an Hospitalität und Profes-sionalität“ bei einem großen Ethiksympo-sium in Eisenstadt vor.

In ihrer Einführung weisen Provinzial Frater Ulrich Fischer und der Vorsitzen-de der Provinzethikkommission Profes-sor Walter Schaupp darauf hin, dass der Ethik-Codex zunächst ein argumentati-ves Fundament geben und ethische Rah-menbedingungen in unterschiedlichen Konfliktfeldern aufzeigen soll. Er erfül-le dann seine Aufgabe, wenn er zur kriti-schen persönlichen Auseinandersetzung und zum gemeinschaftlichen Diskurs in den Formen der Ethikberatung führe.

Erst in Kombination mit den zu im-plementierenden, praxisnahen Umset-zungsinstrumenten bekämen die In-tentionen des Codex die Chance, im Berufsalltag zum Zug zu kommen. „Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Ethik-Codex durch eine strukturierte kli-nische Ethikberatung lebendig gehalten wird“ (Seite 5). Und deshalb möchte sich der Codex an alle Mitarbeiter wenden, auch wenn der Gesundheitssorgeethik, und hier vor allem dem klinischen Be-

reich, ein Vorrang eingeräumt werde. Diese Gewichtung ist mit Blick auf die Struktur der österreichischen Provinz mit dem Schwerpunkt auf den Krankenhäu-sern verständlich.

Prinzipielles steht am Anfang des Buches. Die Eingangskapitel dienen der Klärung von Grundsatzfragen, das erste wid-met sich den ethischen und spirituellen Grundlagen der Krankenversorgung des Ordens (13-26) und das zweite den Ethik-Instrumenten klinischen Entscheidens (27-41). Das folgende Themenspektrum ist weit gefasst. Es reicht vom Bereich des Lebensanfangs, mit Stellungnahmen zur Reproduktionsmedizin (55-61) oder zur pränatalen Diagnostik (63-66), bis zum Lebensende, indem Konfliktfelder wie Künstliche Ernährung und Hydrierung (73-78) bzw. Therapiezieländerung und Behandlungsbegrenzung (111-118) be-nannt werden. Darüber hinaus werden spezifische Herausforderungen bei der Behandlung von Menschen mit geisti-ger bzw. mehrfacher Behinderung in den Blick genommen (151-154), aber auch Sonderbereiche wie klinische Forschun-gen (85-88) oder Pharmazieethik für or-denseigene Apotheken.

Zu Beginn der einzelnen Kapitel bemüht sich der Codex kontinuierlich um Defi-nitionen der fachbegrifflichen Sprache. Daran anschließend werden gesamtkirch-liche und von der Ordensidee geleitete so-wie juristische Vorgaben (bezogen auf das geltende Recht in Österreich) anschaulich und argumentativ entfaltet.

Dass das gesamte Buch eine Grundla-ge für die Praxis bieten soll, merkt man besonders auch im letzten Kapitel. Dort finden sich ausgewählte Checklisten und Dokumentationsblätter (169-191), die in die elektronischen Dokumentensysteme der Einrichtungen integriert werden kön-nen, sei es für alltägliche (Umgang mit

Patientenverfügungen) oder außeror-dentliche (Hungerstreik eines Häftlings) Situationen (172, 175/176).

Die Verbindlichkeit der vorgestellten ethischen Positionen wird eigens inner-halb jedes Themas geklärt. Sie reicht von der Form der Empfehlung, wie der, dass „Menschen, die von anderen Einrichtun-gen ausgegrenzt werden“, Priorität in der Versorgung genießen sollten (125), bis hin zu klaren normativen Grenzen, wie der Direktive, dass in den eigenen Ein-richtungen mit Patienten, die eine indi-zierte Bluttransfusion bei einer geplan-ten Behandlung „kategorisch ablehnen“, kein derartiger Behandlungsvertrag ein-gegangen werden kann (99). Am Ende hält das Buch, was es eingangs versprach. Zusammen mit den Praxisinstrumenten der Ethikberatung in den Einrichtungen kann es in der Tat „Orientierung an Hos-pitalität und Professionalität“ in ethisch schwierigen Entscheidungssituationen geben.

Frater Thomas Väth Dr. Bernhard Bleyer

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Besuch aus Portugal

Eine Delegation der portugie-sischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder be-suchte Anfang Juni Bayern. In München wurde beim Be-

such der Palliativstation und des Johan-nes-Hospizes unter anderem ein sehr intensiver Informationsaustausch mit Chefarzt Dr. Thomas Binsack gepflegt. Am nächsten Tag führten Frater Eduard Bauer und Pater Leodegar Klinger die Gäste durch das Krankenhaus Barmher-zige Brüder Regensburg, das weltweit größte Krankenhaus des Ordens. Pfle-gedirektor Dr. Nuno Lopes, Postulant Joel Carvalho sowie der portugiesische Provinzial Frater José Augusto Louro absolvierten in Regensburg ein umfang-reiches Programm: Sie besichtigten die Eustachius-Kugler-Gedenkstätte, die Kli-

nik für Palliativmedizin, die Stroke Unit, die Operative Wachstation, den neuen Ambulanz-Bereich und die Physiothe-rapie. Am Regensburger Standort Klinik St. Hedwig besuchten sie zudem die

Frühchen-Station. Als Dolmetscher fungierte Postulant Joel, der über aus-gezeichnete Deutschkenntnisse verfügt.

Svenja Uihlein

400 Jahre Barmherzige Brüder auf den Philippinen

Am 22. Juni haben die Barmherzigen Brüder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Freunde und Wohltäter des Or-

dens in der Kapelle des Ordenshauses in Quiapo, Manila, mit Kardinal Gau-dencio B. Rosales, dem Erzbischof von Manila, einen Dankgottesdienst gefeiert.

Dabei wurde der ersten Ankunft von Barmherzigen Brüdern in Manila vor 400 Jahren gedacht sowie der Ernennung des heiligen Johannes von Gott zum Patron der Kranken und der Krankenhäuser vor 125 Jahren. Im Rahmen der Feier seg-nete der Kardinal eine Gedenktafel aus Marmor.

APIPC News Flash 99

Kurze Verschnaufpause im Café des Krankenhauses Barmherzige Brüder Regensburg: Dr. Nuno Lopes, Provin-zial Frater José Augusto Louro, Joel Caravalho und Frater Eduard Bauer

Barmherzige Brüder weltweit

Eladio S. Santos hat ein Gemälde geschaffen, das die aus Acapulco/Mexiko kommenden Barmherzigen Brüder Juan de Gamboa und Luca de los Angeles bei ihrer Ankunft auf den Philippinen am 20. Juni 1611 zeigt.

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Frater Leopold Lohner hat sein Leben unei-gennützig und aufopfernd der Hospitalität gewidmet. Am 26. November 2010 ist er im Alter von 87 Jahren im Altenheim St. Augustin in Neuburg an der Donau gestor-ben. Am 30. November wurde er nach dem Trauergottesdienst auf dem Alten Fried-hof in Neuburg zur letzten Ruhe gebettet.

Frater Leopold wurde 1923 in Peterskir-chen bei Mühldorf geboren und wuchs in einer christlichen Umgebung auf. Die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg und die anschließende Gefangenschaft hinterlie-ßen bei ihm tiefe Wunden, die wohl nie ganz verheilt sind.

1950 trat er in den Orden der Barmher-zigen Brüder ein, legte 1954 seine ewi-gen Gelübde ab und war in verschiede-nen Einrichtungen der Ordensprovinz

tätig, unter anderem in Algasing als Prä-fekt im Internat der Schule. 1986 kam er nach Neuburg ins Altenheim St. Augus-tin. Dort erfüllte er, soweit es ihm mög-lich war, die Wünsche der hilfsbedürfti-gen Bewohnerinnen und Bewohner, die seine zurückhaltende, aber doch humor-volle Art – ebenso wie die Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter – schätzten.

Zwar hatte Frater Leopold altersbedingt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, aber niemand hatte mit seinem Tod gerechnet. An seinem Todestag war er morgens noch in der Heiligen Mes-se und half später bei der Pflege. Gegen Mittag fand man ihn ruhig entschlafen in seinem Lehnstuhl.

Pater Leodegar Klinger aus Regensburg würdigte den Verstorbenen in seiner

Ansprache bei der Beer-digung als einen Mitbru-der, der den hilfsbedürf-tigen Menschen „mit seinen Händen, mit sei-nem Hingabevermögen, mit seinem Herzen“ ge-dient habe. Aufmerk-sam und einfühlsam sei Frater Leopold gewesen, oft habe er bei schönem Wetter Pflegebedürftige in den Garten geschoben, „damit auch sie die Schönheit der Natur kosten konnten.“ Pater Leodegar: „Dieser stille und ruhi-ge, dieser unauffällige und mitfühlende Mitbruder war in der Kirche Jesu Chris-ti ein wichtiger, ein wertvoller Zeuge der barmherzigen Liebe Christi.“

Volker Möller/Johann Singhartinger

Ein Mensch ist gegangen – über die Schwelle des Todes, gleichsam auf einer Brücke, hin-aus in eine andere Wirklichkeit des Lebens; auf einer Brücke, die das Diesseits und das Jenseits verbindet. Frater Odo, der fortging, hat eine Lücke hinterlassen. Es gilt nicht, sie zuzuschütten oder aufzufüllen. Es gilt nur für die, die zurückbleiben, eine Brücke darüber zu schlagen: die Brücke der Erinnerung, der Sehnsucht, der Liebe; eine Brücke, die Zeit und Ewigkeit verbindet.

Über diese Brücke gehen wir, die wir zurück-geblieben sind, in der Verbundenheit. Wir können niemanden zurückholen; wir kön-nen auch von unserer Lebenszeit nicht einen Moment noch einmal erleben. Also lassen wir los – in Gottes Hände.

Begonnen hat das erfüllte Leben von Fra-ter Odo am 19. Juni 1956 in Borghorst, Kreis Steinfurt in Westfalen; er wurde auf den Namen „Holger Alfons“ getauft. Seine Kinder- und Jugendzeit erlebte er in der Geborgenheit seines Elternhauses zusammen mit seiner Schwester. Mit sei-

nem Vater verbrachte er viel Zeit in der freien Natur, und die Naturverbunden-heit ist ihm eigen geblieben. Nach der Schulzeit entschied er sich für den Beruf des Krankenpflegers. Franziskanische Or-densschwestern waren ihm dabei ein gro-ßes Vorbild.

Er besuchte eine zweijährige Pflegevor-schule und anschließend im St. Franzis-kus-Hospital in Münster die Krankenpfle-geschule. Seinen Zivildienst leistete er im Knappschaftsklinikum in Dortmund ab. In dieser Zeit verstarb auch seine Mutter 51-jährig an einem Krebsleiden.

Frater Odo fühlte sich zum Ordensbe-ruf gerufen. 1983 trat er in den Hospi-talorden des heiligen Johannes von Gott in Frankfurt ein. Mit weiteren Kandida-ten wurde er am 7. Dezember 1983 ins zweijährige Noviziat aufgenommen. Am 8. Dezember 1985 legte er die ersten Or-densgelübde in Frankfurt ab. Seinen Mit-novizen war er als „Ältester“ ein vertrau-ter Begleiter und eine Stütze.

Von 1986 bis 1989 ab-solvierte er an der Ka-tholischen Akademie für Pflegeberufe in Regens-burg eine Ausbildung zum Pflegedienstleiter. Im Altenheim St. Raphael in Königstein war er dann in der Pflegedienstleitung eingesetzt. Am 1. No-vember 1991 legte er in Frankfurt am Main seine Feierliche Ordensprofess ab. In der Folgezeit war er weiterhin in der Pflegedienstleitung tätig. 1995 und 1998 wurde er zum Provinzrat und Prior in Frankfurt am Main gewählt. Gleichzeitig nahm er bis 2001 die Aufga-be des Trägervertreters in Frankfurt wahr.

In dieser Amtszeit fiel auch die Entschei-dung, den Krankenhausbetrieb in Frank-furt, auf Drängen der Kostenträger, ein-zustellen. Mit viel Geschick und Sorgfalt beteiligte er sich an der Umsetzung dieser Entscheidung. Trotz enormer Schwierig-

Nachrufe

Nachrufe

Frater Leopold Lohner

„Im Hause des Herrn darf ich wohnen für immer und ewig“ (Psalm 23)

Die Brücke, die mich trägt...

Frater Odo Weiper

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keiten gelang es durch seine tatkräftige Unterstützung, einen geordneten Ab-lauf bei der Aufgabe des Krankenhaus-betriebes zu gewährleisten. Die Neuori-entierung und eine gute neue Nutzung des Hauses waren ihm eine Herzensan-gelegenheit noch bis kurz vor seinem Tod.

In der Zeit seines Priorenamtes in Frank-furt war er auch für junge indische Mit-brüder verantwortlich, die in Deutschland eine berufliche Ausbildung absolvierten. Seine Liebe zu den Mitbrüdern und den Schwestern in Indien ist in dieser Zeit be-sonders gewachsen.

In Königstein war er von 2001 bis 2004 Prior, Trägervertreter und in der Leitung des Pflegedienstes tätig. 2004 wurde er in dieser Funktion nach Püttlingen ent-sandt. 2007, nach der Vereinigung der bei-den Ordensteile in Deutschland, wurde er nach Regensburg berufen und mit den Aufgaben des Subpriors und des Sub-Ma-gisters betraut. Er wirkte als Sakristan in der Krankenhaus-Kirche und versah den Dienst an der Brüdergemeinschaft im Re-fektorium.

Im Oktober 2009 verstarb Frater Odos Va-ter an Lungenkrebs. Anfang 2010 wurde

bei ihm selbst ein Magenkrebsleiden dia-gnostiziert. Zunächst schien es, dass eine Behandlung erfolgreich verlaufen könnte. Nach dem Provinzkapitel 2010 wurde er zum Magister für die Scholastiker berufen. Diese Aufgabe nahm er trotz seiner Er-krankung mit großem Engagement wahr.

Am 8. Dezember 2010 konnte er mit gro-ßer Freude sein Silbernes Professjubiläum feiern (siehe S. 30). Seine hoffnungsvol-len Worte, aber auch sein Dank für alles, was ihm geschenkt wurde, sind noch in guter Erinnerung. In den folgenden Wo-chen und besonders am Weihnachtsfest wurde ihm immer bewusster, dass er nur noch eine kurze Lebensspanne vor sich hatte. Er begab sich in stationäre Behand-lung und wechselte einige Tage vor seinem Tod auf die Palliativstation. Sein erfülltes Leben gab Frater Odo in der Nacht vom 22. zum 23. Februar 2011 in die Hände seines Schöpfers zurück.

Am 1. März 2011 fand in der Regens-burger Krankenhauskirche das feierliche Requiem für den Verstorbenen unter der Leitung des Regensburger Weihbischofs Reinhard Pappenberger statt. In der Pre-digt würdigte Pater Leodegar Klinger das Leben von Frater Odo. Sein Glaube, seine

Zuversicht und Hoffnung auf ein Leben für und in Gott wurden durch seine Zunei-gung zum seligen Eustachius Kugler ver-tieft. Zur Gottesmutter Maria hatte er eine tiefe innere Verbindung. Inspiriert vom heiligen Johannes von Gott tat er seinen Dienst am Nächsten. Frater Fortunatus Thanhäuser, den er persönlich noch er-leben durfte, war für ihn wie eine Licht-gestalt, an der er sich aufrichten konnte.

Die Worte, die Frater Odo gebrauchte, und der Trost, den er vielen Menschen spendete, waren ein Charisma, eine Gna-dengabe. Die lebendige Sprache und das Ausmalen von Ereignissen brachten ihm viele Sympathien ein. Er war ein gern ge-sehener Gesprächspartner. Den jungen Mitbrüdern war er eine Stütze und Rat-geber auf ihrem Lebensweg.

Viele Mitbrüder und eine große Anzahl von Verwandten, Freunden, Mitarbei-tern und Betroffenen waren gekommen, um Abschied von Frater Odo zu nehmen. Nach dem Gottesdienst fand unter großer Anteilnahme die Beisetzung auf dem Brü-derfriedhof in Regensburg statt.

Frater Andreas Hellermann Prior in Püttlingen

„ Herr Lorenz zählt zu den Mitarbeitern, die ihre Tätigkeit mit Herz und Verstand anfassen. Ob der vielseitigen Wünsche, die an ihn herangetragen werden und die er auch so schnell wie möglich erfül-len soll, verliert er trotz-dem nie die Geduld und

ist immer zu einem kleinen Spaß aufge-legt.“ Das war 1985 in der misericordia zu lesen – Anlass: Am 6. Oktober 1985 hatte Provinzial Frater Bernhard Binder bei einer kleinen Feier Josef Lorenz die Ernennungsurkunde zum Ehrenmitglied der Barmherzigen Brüder überreicht. Seit 1945 war Lorenz bei den Barmherzigen Brüdern Reichenbach als Betriebsschlos-ser und Chauffeur beschäftigt und über-

Die Verbundenheit zwischen Christian Braun und den Barmherzigen Brüdern hat sich wohl in den 60er und 70er Jah-ren angebahnt. Der damalige Kaplan der Pfarrgemeinde Herz Jesu und der danach an die Kaufmännische Berufsschule in der

Prüfeningerstraße berufene Religionsleh-rer Christian Braun zeigte seine besondere Aufmerksamkeit für die kranken Priester, die im Krankenhaus Barmherzige Brüder stationär behandelt wurden. Christians erste Frage bei all seinen Besuchen war

immer die Frage nach den kranken Pries-tern, Ordensschwestern und Brüdern. Sie lagen ihm als Seelsorger am Herzen. Er sah in ihnen seine Schwestern und Brüder. Einfühlsam betete er und segnete sie alle.Christian Braun war bei uns gern gesehen.

Nachrufe

Ehrenmitglied Josef Lorenz gestorben

Zum Tod von Bischöflich Geistlichem Rat Christian Braun

nahm auch im Rentenalter noch zuverläs-sig Fahrdienste. Am 27. August ist Josef Lorenz nun im gesegneten Alter von 94 Jahren gestorben. Am 6. September fand die Urnen-Beisetzung auf dem Reichen-bacher Friedhof statt, an der neben ande-ren Barmherzigen Brüdern auch Provin-zial Frater Emerich Steigerwald teilnahm.

Johann Singhartinger Josef Lorenz

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Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir also leben oder sterben, wir gehören dem Herrn. (Römerbrief 14, 8-9)

Das Leben von Frater Wenzeslaus Ma-ges gehörte dem Herrn. Geboren am 1. Oktober 1933 in Tachau (Westböh-men), musste er mit den Eltern, zwei Schwestern und einem Bruder nach dem Zweiten Weltkrieg die Heimat verlassen. In der Nähe von Erding bauten die Eltern eine neue Heimat auf und Karl Mages (so sein Taufname) ging dort zur Schule und begann eine Lehre als Sattler bei der Fir-ma Dachs in Dorfen.

In dieser Zeit lernte er die Barmherzigen Brüder in Algasing kennen. Dem Ruf des Herrn folgte er und bekam bei seiner Ein-kleidung am 1. Februar 1954 den heili-gen Wenzeslaus zu seinem Ordenspatron. Am 2. Februar 1955 legte er die Einfache Profess ab und wurde als Sakristan in der Behinderteneinrichtung Gremsdorf ein-gesetzt. Nach einem Jahr kam er nach Re-gensburg in die Krankenpflegeschule.

Als ausgebildeter Krankenpfleger wirkte er auf der urologischen Station und seine ganze Liebe und Hingabe galt den kran-ken Menschen. Die Patienten schätzten ihn sehr und er gewann ihr volles Ver-

trauen. Auch die Mitarbeiter und Ärzte sahen in Frater Wenzeslaus einen wah-ren Barmherzigen Bruder. Viel durften die jungen Brüder in der Ausbildungs-zeit von ihm lernen, er war ein Vorbild.

Als ihn der Ruf nach Reichenbach zum Dienst an den behinderten Menschen erreichte, war er mit seiner ganzen Lie-be und Sorge für die ihm anvertrauten Menschen da. Mit zunehmendem Alter gab er den Dienst an den Menschen mit Behinderung auf und zog auf Anraten von Pater Provinzial in das Altenheim St. Augustin nach Neuburg an der Do-nau. Kurz nur war dort sein Aufenthalt, denn am 24. Oktober 2011 rief ihn der Herr in die ewige Heimat.

In der Familie des heiligen Johannes von Gott gehörte sein ganzes Leben und Tun dem Herrn. Gott möge ihm den Lohn für seinen Dienst zuteil werden lassen.

Pater Johannes von Avila Neuner

Zum Tod von Frater Wenzeslaus

Er war unser lieber Gast. In Zeiten sei-ner guten Gesundheit konnte er uns sehr zum Lachen bringen. Seinem ungeheuer großen Repertoire an Witzen hörten wir aufmerksam zu. In der Stadt Regensburg war Christian Braun ein gern gehörter, ein begabter Prediger. Seine Fastenpredigten in St. Emmeram bleiben den Zuhörern in guter und bleibender Erinnerung.

In den letzten Jahren seines irdischen Daseins ließen seine körperlichen Kräfte nach. Er musste sich einer Operation un-

terziehen und viele Nachbehandlungen über sich ergehen lassen. Es begann für ihn eine Zeit der inneren, der seelischen He-rausforderungen, die Zeit, mit Krankheit und Leid umgehen zu lernen. Der früher so sonnige Mensch wurde stiller und be-sinnlicher. Im Gebet und in der Hingabe holte er sich die notwendige Kraft aus der Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus.

Christian Braun starb am 22. Oktober, drei Tage vor seinem 84. Geburtstag. Eini-ge Tage vor seinem Heimgang besuchten wir unseren lieben Freund. Er war bereit, sich von Gott, der ewigen Liebe, heimru-fen zu lassen. Wir Barmherzige Brüder danken ihm für seine Freundschaft.

Pater Leodegar Klinger

Christian Braun

Frater Wenzeslaus

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Telefax: 089/1793-120

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Kerstin Laumer

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Anschrift wie Herausgeber

Gestaltung:

studioh8 – Simone Stiedl, Regensburg

Fotos:

altrofoto.de (29), Archiv Barmherzige Brüder (2,

9, 28, 57-59 oben), Barmherzige Brüder Kainbach

(8), Barmherzige Brüder Yanji (49-50), Frt. Bern-

hard Binder (18), Hans-Ulrich Denninger (41-

42), Barbara Eisvogel (10 oben links, 26 rechts, 39,

47-48), Britta Ellerkamp (40), Susanne Grundner

(10 oben mittig, 16, 46), Ute Häuser (27), Chris-

tine Klein (17), Kneipp´sche Stiftungen (43 oben),

Karin Kövi (10 unten rechts), Christoph Kuhn (10

unten links und mittig, 44), Frt. Matthias Leiden-

berger (33), Andreas Lichey (13), Frt. Giuseppe

Magliozzi (56 unten), Michaela Matejka (6, 45),

Cathleen Merker (32), Johannes Paffrath (60),

Osservatore Romano (25), Claudi Rehm (41),

Johannes Salomon (35), Maria Schmid (43 un-

ten), Maria Ursula Schneider (32), Frt. Seraphim

Schorer (19), Lena Seebauer (12), Simone Stiedl

(Titel, 4, 36), Thomas Theise (45 oben), Svenja

Uilein (10 oben rechts, 56 oben), Frt. Thomas

Väth (14, 15 oben und rechts), Brigitte Veinfur-

ter (37-38), von der Mübe (7, 11), Frt. Odo Wei-

per (31), Katharina Werner (26 links), Michael

Westermann (21), Westeuropäische Ordenspro-

vinz der Barmherzigen Brüder (53-54), Frt. Karl

Wiench (15 links, 20, 30).

Verlag:

Johann von Gott Verlag

Anschrift wie Herausgeber

Bayerische Hypo- und Vereinsbank

Konto Nr. 3 960 071 831

Bankleitzahl 700 202 70

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Marquardt, Prinzenweg 11 a,

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2. Februar Tag des geweihten Lebens

11. Februar Welttag der Kranken

12. Februar Gedenktag des seligen José Olallo Valdés (1820 - 1889), Barmherziger Bruder

8. März Hochfest des heiligen Johannes von Gott (1495 - 1550), Ordensgründer der Barmherzigen Brüder

24. April Gedenktag des heiligen Benedikt Menni (1841 - 1914), Barmherziger Bruder, Priester, Ordensgründer der Hospitalschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu

26. April Gedenktag Maria vom guten Rat

29. April Weltgebetstag für geistliche Berufe

4. Mai Gedenktag des heiligen Richard Pam-puri (1897 - 1930), Barmherziger Bru-der und Arzt

10. Mai Gedenktag des heiligen Johannes von Avila (1499 - 1569), Priester und „See-lenführer“ des heiligen Johannes von Gott

3. Juni Gedenktag des heiligen Johannes Grande (1546 - 1600), Barmherziger-Bruder

10. Juni Gedenktag des seligen Eustachius Kugler (1867 - 1946), Barmherziger Bruder, Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz

30. Juli Gedenktag für die 71 seligen spani-schen Märtyrer aus dem Orden der Barmherzigen Brüder, die 1936 im spanischen Bürgerkrieg umgebracht wurden

28. August Fest des heiligen Augustinus, nach dessen Ordensregel die Barmherzigen Brüder leben

24. Oktober Fest des heiligen Erzengels Raphael, der nach der Legende als Helfer des heiligen Johannes von Gott gilt

4. November Fest des heiligen Karl Borromäus, Pat-ron der Bayerischen Ordensprovinz

17. November Hochfest Maria Patronin des Hospital-ordens

28. November Gedenktag der Übertragung der Reli-quien des heiligen Johannes von Gott

Die Gründung Ihrer Stiftung geht schnell und einfach. Das Stiftungszentrum übernimmt kostenlos die Grün-dung und kümmert sich um die steuerliche Anerken-nung. Als Stifter legen Sie fest, welche Menschen Sie unterstützen wollen, sei es in Deutschland oder in Ent-wicklungsländern, in denen die Barmherzigen Brüder ebenfalls Einrichtungen unterhalten.

Im Stiftungszentrum der Barmherzigen Brüder können Sie bereits mit einer Einlage von 5.000 Euro einen Stif-tungsfonds eröffnen, für eine treuhänderische Stiftung ist ein Stiftungsvermögen von mindestens 25.000 Euro nötig. Verglichen mit einer Spende bietet Ihnen eine Stiftung zahlreiche steuerliche Vorteile.

Mittlerweile bieten die Barmherzigen Brüder neben dem Stiftungs- auch einen Testamentsservice an, bei dem sich Erblasser informieren können.

Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums der Barmherzigen Brüder bereits 19 treuhänderische Stiftungen und drei Stiftungsfonds verwaltet.

Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.stiftungszentrum.de/barmherzige oder bekom-men Sie unter der Telefonnummer 089 / 744 200 292.

Eine Stiftung für mehr Barmherzigkeit

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