Jahrgang 2, Ausgabe 3/06 In dieser · Logowettbewerb des Zentrums für Lehrer-bildung von Christina...

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Dass diese Veranstaltung ü- berhaupt möglich war, ist zum einen dem besonderen Enga- gement Professor Meusbur- gers zu verdanken, der stets darauf bedacht ist, Studieren- de in die Wissenschaftswelt einzubinden und mit der Hett- ner-Lecture eine besondere Plattform des wissenschaftli- chen Austausches bot. Die Klaus-Tschira-Stiftung machte es schließlich möglich, dass die Idee der Hettner-Lecture realisiert werden konnte und unterstützte das Vorhaben nun seit zehn Jahren nicht nur fi- nanziell, sondern stellte den Geographen auch ihre einma- ligen Räumlichkeiten in der Villa Bosch zur Verfügung. Und dass man als Geographie- student von einer solchen Ver- anstaltung nur profitieren kann, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die Vorträge sowie Leider: Das alljährliche High- light der Geographie in Hei- delberg fand diesen Sommer zum letzten Mal statt. Aber wie heißt es noch gleich: „Gerade wenn es am schöns- ten ist, sollte man das Fest verlassen.“ Jedem, der die Gelegenheit genutzt hat, we- nigsten ein Mal an einer Hett- ner-Lecture teilzunehmen, wird dieses „Event“ als eine Bereicherung in Erinnerung bleiben. Zehn Jahre lang kamen Stu- dierende und Nachwuchswis- senschaftler nun in den Ge- nuss während der Heidelber- ger Hettner-Lecture persön- lich mit geographischen Grö- ßen des angelsächsischen Raumes in Kontakt zu treten und mit ihnen in unkompli- zierter Runde über aktuelle Fragen der humangeographi- schen Forschungsfront zu diskutieren. So auch dieses Jahr, in dem Mike Heffernan die Teilnehmer der Seminare mit seinen wissenschaftlichen Ausführungen zu Geographi- cal Imaginations of Europe und Europe of the 21th centu- ry zu einem kritischen Diskurs anregte. Studierende aus 60 Universitä- ten und 17 Ländern haben im Laufe der Jahre die Hettner- Seminare besucht, um „nebenbei mit den Dozenten über Gott und die Welt zu re- den.“ Dies taten die Teilneh- mer nicht zuletzt auch beim lockeren Zusammensitzen vor diversen Public Viewing- Leinwänden in der Heidelber- ger Altstadt, wo sie gemein- sam mit Spannung die Spiele der diesjährigen Fußball-WM verfolgten. C C OLUMBUS OLUMBUS Hettner-Lecture 2006: Vom Ende einer Ära von Hans-Jörg Weber Zeitschrift von und für Studenten/innen des Geographischen Instituts der Universität Heidelberg Themen in dieser Ausgabe: Praktikumsberichte aus Sri Lanka, Sambia und Ecuador Vorstellung eines Stipen- dienprogrammes Interviews mit Prof. Marcus Nüsser und Christiane Marxhausen Auslandssemester Südaf- rika, Rom und Heidel- berg In dieser Ausgabe: Hettner-Lecture 2006 2 Berufsbild: Redak- teur 4 Portrait Prof. Dr. Marcus Nüsser 8 Research Fellow in Durham/UK 12 RadioAktiv das Uni- radio 15 Erasmus-Programm am Institut 19 Praktikum auf Sri Lanka 21 Diplomarbeit in Nordnorwegen 24 Marathon in Schwe- den 28 Das Columbus- Redaktionsteam 30 Juli 2006 Jahrgang 2, Ausgabe 3/06 Die Teilnehmer der Hettner-Lecture 2006 (Foto: Thomas Bonn)

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Page 1: Jahrgang 2, Ausgabe 3/06 In dieser · Logowettbewerb des Zentrums für Lehrer-bildung von Christina Preusker Universität Mannheim (Matrikelnummer als Nach-weis beifügen!). Dem Ge-winner

Dass diese Veranstaltung ü-berhaupt möglich war, ist zum einen dem besonderen Enga-gement Professor Meusbur-gers zu verdanken, der stets darauf bedacht ist, Studieren-de in die Wissenschaftswelt einzubinden und mit der Hett-ner-Lecture eine besondere Plattform des wissenschaftli-chen Austausches bot. Die Klaus-Tschira-Stiftung machte es schließlich möglich, dass die Idee der Hettner-Lecture realisiert werden konnte und unterstützte das Vorhaben nun seit zehn Jahren nicht nur fi-nanziell, sondern stellte den Geographen auch ihre einma-ligen Räumlichkeiten in der Villa Bosch zur Verfügung. Und dass man als Geographie-student von einer solchen Ver-anstaltung nur profitieren kann, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die Vorträge sowie

Leider: Das alljährliche High-light der Geographie in Hei-delberg fand diesen Sommer zum letzten Mal statt. Aber wie heißt es noch gleich: „Gerade wenn es am schöns-ten ist, sollte man das Fest verlassen.“ Jedem, der die Gelegenheit genutzt hat, we-nigsten ein Mal an einer Hett-ner-Lecture teilzunehmen, wird dieses „Event“ als eine Bereicherung in Erinnerung bleiben. Zehn Jahre lang kamen Stu-dierende und Nachwuchswis-senschaftler nun in den Ge-nuss während der Heidelber-ger Hettner-Lecture persön-lich mit geographischen Grö-ßen des angelsächsischen Raumes in Kontakt zu treten und mit ihnen in unkompli-zierter Runde über aktuelle Fragen der humangeographi-schen Forschungsfront zu

diskutieren. So auch dieses Jahr, in dem Mike Heffernan die Teilnehmer der Seminare mit seinen wissenschaftlichen Ausführungen zu Geographi-cal Imaginations of Europe und Europe of the 21th centu-ry zu einem kritischen Diskurs anregte. Studierende aus 60 Universitä-ten und 17 Ländern haben im Laufe der Jahre die Hettner-Seminare besucht, um „nebenbei mit den Dozenten über Gott und die Welt zu re-den.“ Dies taten die Teilneh-mer nicht zuletzt auch beim lockeren Zusammensitzen vor diversen Public Viewing-Leinwänden in der Heidelber-ger Altstadt, wo sie gemein-sam mit Spannung die Spiele der diesjährigen Fußball-WM verfolgten.

CC O L U M B U SO L U M B U S

H et t n e r - L e c t u r e 2 0 0 6 : V o m E n d e e i n e r Ä r a von Hans -Jö rg Weber

Z e i t s c h r i f t v o n u n d f ü r S t u d e n t e n / i n n e n d e s G e o g r a p h i s c h e n I n s t i t u t s d e r U n i v e r s i t ä t H e i d e l b e r g

T h e me n i n d i e s e r Au s g a b e :

• Praktikumsberichte aus Sri Lanka, Sambia und Ecuador

• Vorstellung eines Stipen-dienprogrammes

• Interviews mit Prof. Marcus Nüsser und Christiane Marxhausen

• Auslandssemester Südaf-rika, Rom und Heidel-berg

In d i e se r A u s g a be :

Hettner-Lecture 2006

2

Berufsbild: Redak-teur

4

Portrait Prof. Dr. Marcus Nüsser

8

Research Fellow in Durham/UK

12

RadioAktiv das Uni-radio

15

Erasmus-Programm am Institut

19

Praktikum auf Sri Lanka

21

Diplomarbeit in Nordnorwegen

24

Marathon in Schwe-den

28

Das Columbus-Redaktionsteam

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J u l i 2 0 0 6

J a h r g a ng 2 , Au sg a be 3 / 0 6

Die Teilnehmer der Hettner-Lecture 2006 (Foto: Thomas Bonn)

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A u f b r u c h zu n e u e n U f e r n : L e h r a m t s s t u d i e re n d e i m F o c u s d e r B e r a t u n g von Dr . Er i ch S t r e i t enbe rge r

gelernt? Zehn Jahre Rückblick be-deuten, dass zwanzig Se-mester lang Studenten die Möglichkeit bekommen haben, an Veranstaltungen teilzunehmen, die ihnen normalerweise verschlossen geblieben wären. 20 Semes-ter nervenaufreibende Ar-beit von ungezählten Hiwis, Doktoranden, Dozenten und Professoren... Für all die hoch motivierten Studierenden, die gerne auch einmal an solch einer Veranstaltung teilnehmen möchten, kann eines verra-ten werden: ein Blick auf die Institutshomepage lohnt sich, denn bald wird es et-was Neues geben!

die Seminare ausschließlich in englischer Sprache ge-führt wurden. Zu selten hat man doch während des Geographiestudiums die Gelegenheit, einen wissen-schaftlichen Diskurs auf Englisch zu führen. Warum sollte sich ein inte-ressierter Student auf das Abenteuer Symposium ein-lassen? Während die einen verlautbaren, dass man ein-maligen Kontakt und Ge-sprächsmöglichkeiten zu Dozenten und Professoren bekommen könnte, sollte man bedenken, dass die Mehrheit der Teilnehmer, nämlich ca. sechzig Pro-zent, Studenten sind. Diese Studenten werden in nicht allzu ferner Zukunft dieje-

nigen sein, welche die For-schungslandschaft besie-deln werden. „Die besten Gespräche ent-stehen sowieso in der Kaf-feepause“, so ein langjähri-ger Teilnehmer der Hettner-Lecture. So wie es zwi-schen einem Heidelberger und einem Seminarteilneh-mer aus Jerusalem der Fall war. Zwischen Cappuccino und Nachtisch besprach man gemeinsam zukünftige Schnittpunkte und tauschte diverse Literatur aus. Sol-che früh gepflegten Kon-takte sind ein Garant für ein erfolgreiches Netzwerk in der Zukunft. Denn wo ha-ben unsere Professoren und Dozenten ihre akademi-schen Kontakte kennen

S e i t e 2

richtung der Zentren einen besonderen Stellenwert. Für das Jahr 2006 ist die Ein-richtung von Zentren für Lehrerbildung an den Uni-versitäten Stuttgart, Stutt-gart-Hohenheim und Karls-ruhe geplant, wobei die Vernetzung zwischen den einzelnen Zentren eine wichtige Rolle spielt, da der Informationsaustausch und die Nutzung von Synergie-effekten hier – wie überall – für die gemeinsame Ar-beit von essentieller Bedeu-tung ist. Schön, eine weitere univer-sitäre Beratungsstelle also, na und? Das Zentrum für Lehrerbildung ist nicht ein-fach eine weitere Station im universitären Beratungs-dschungel, eine weitere Hürde bei der Suche nach wertvoller und vor allem zuverlässiger Information. Ganz im Gegenteil: Zum ersten Mal ist hier eine

Nahezu unbemerkt von der universitären Öffentlichkeit fanden Anfang Oktober 2005 in Raum 237 des In-stituts für Bildungswissen-schaft (dem ehemaligen Erziehungswissenschaftli-chen Seminar) in der Aka-demiestraße 3 umfangrei-che Umbauarbeiten statt: Das alte Mobiliar aus dem vergangenen Jahrtausend wanderte auf den Müll, und Maler und Teppichleger hielten Einzug, bevor mit der neuen, zeitgemäßen Ausstattung des Raums begonnen wurde: Der Start-schuss für die Heidelberger Geschäftsstelle des neuen gemeinsamen Zentrums für Lehrerbildung der Universi-täten Heidelberg und Mannheim war gefallen.

Was an den Universitäten anderer Bundesländer – wenn auch in anderen Di-mensionen – längst gang

und gäbe ist, gibt es nun auch in Baden-Württem-berg: Nach dem Start 2004 an der Universität Konstanz wurden im Jahre 2005 suk-zessive an den Universitä-ten Ulm, Freiburg, Tübin-gen, Heidelberg und Mann-heim Zentren für Lehrerbil-dung als Beratungsstellen für Lehramtsstudierende und zentrale Koordinations-stellen für Fragen der Wei-terentwicklung des Lehr-amtsstudiums geschaffen. Vor dem Hintergrund des Beschlusses der baden-württem-bergischen Lan-desregierung vom Frühjahr 2006, nun auch für die Lehramtsstudiengänge eine gestufte Bachelor-/Master-Studienstruktur einzuführen und die Kooperation zwi-schen den Universitäten und den Pädagogischen Hochschulen des Landes zu stärken, bekommt die Ein-

Bringt frischen Wind in die Bera-tung von Lehramtsstudierenden: Dr.

Erich Streitenberger

Der diesjährige Hettner-Lecturer: Mike Heffernan von der University

of Nottingham

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Neuer Arbeitsbereich ohne den Staub vergangener Jahrhunderte

Auf der Suche nach einem neuen Logo: Das Zentrum für Lehrerbil-

dung

dierenden wichtig, nicht nur die aktuellen Verwaltungs-vorschriften und Prüfungs-modalitäten zu kennen, sondern selbst schulprakti-sche Erfahrung mitzubrin-gen. Vor meiner Übernah-me der Leitung der Heidel-berger Geschäftsstelle des Zentrums für Lehrerbildung war ich acht Jahre selbst als Lehrer an einem allgemein bildenden Gymnasium in der Nähe von Stuttgart tätig und habe anschließend Er-fahrungen in der berufsbe-gleitenden Lehrerfortbil-dung an der Landesakade-mie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen am Standort Do-naueschingen sammeln können. Diese Praxiserfah-rungen bringe ich gerne in meine Beratungstätigkeit an der Ruperto Carola ein und freue mich auf regen Aus-tausch.

zentrale (dem Rektorat zu-geordnete) Einrichtung entstanden, deren Blick sich einzig und allein auf das Lehramtsstudium richtet und die eine zentrale An-laufstelle für die Lehramts-studierenden unserer Uni-versität sein soll. Hier lau-fen Lehramtsstudierende nicht „nebenher“, sondern stehen im Zentrum der Be-mühungen. Abgesehen von fachlichen Fragen, für die die entspre-chenden Fachstudienbera-ter/innen die Expert/innen sind, können Lehramtsstu-dierende sich in allen Fra-gen der Studienorganisation entweder persönlich im Rahmen der Semester-sprechstunden (Di 10-11.30 Uhr und Do 14-15.30 Uhr), telefonisch (06221/54-7519) oder per E-mail ([email protected]) an das

Zentrum für Lehrerbildung wenden. Über die Organisations-struktur und die einzelnen Aufgaben des Zentrums für Lehrerbildung gibt die Ho-mepage der Heidelberger Geschäftsstelle (http://zlb.uni-hd.de) bzw. das Portal zur Lehrerbildung in der Metropolregion (http://www. lehrer -hd-ma.de) Auskunft. Auf der Heidel-berger Homepage besteht ferner die Möglichkeit, Informationen zum Lehr-amtsstudium sowie die Lehramts-Newsletter der Heidelberger Geschäftsstel-le downzuloaden.

Für den Geschäftsführer eines Zentrums für Lehrer-bildung ist es aus meiner Sicht im Hinblick auf eine angemessene und praxisbe-zogene Beratung von Stu-

S e i t e 3 J a h r g a n g 2 , A u s g a b e 3 / 0 6

L o g o w e t t b e w e r b d e s Z e n t r u m s f ü r L e h re r-b i l d u n g von Chr i s t ina P reuske r

Universität Mannheim (Matrikelnummer als Nach-weis beifügen!). Dem Ge-winner winken 250 Euro Preisgeld. Geld- und Sach-preise werden für die Plätze 2 bis 20 vergeben. Einsendeschluss ist der 21. August 2006, 23.59 Uhr (Posteingang in einer der beiden Geschäftsstellen). Ein entsprechender Flyer mit weiteren Informationen wird in den nächsten Tagen an der Universität auslie-gen. Weitere Informationen: http://www.lehrer-hd-ma.de http://zlb.uni-hd.de http://zfl.uni-mannheim.de

Das Zentrum für Lehrerbil-dung der Universitäten Hei-delberg und Mannheim schreibt einen Design-Wettbewerb für ein ge-meinsames Logo aus. Die-ses soll neben seiner Funk-tion als Identifikationsob-jekt für die Studierenden gleichzeitig die Aufgabe erfüllen, das Zentrum für Lehrerbildung der beiden Universitäten als gemeinsa-me Institution zu repräsen-tieren und im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu veran-kern. Das neue Logo des Zent-rums für Lehrerbildung soll keine verbalen Elemente sowie keines der beiden vorhandenen Logos der

Universitäten Heidelberg (Unisiegel) und Mannheim (Wortmarke) in irgendeiner Form enthalten, ein Bezug zur Lehrerbildung soll ge-geben sein und die Gestal-tung sollte möglichst in Farbe erfolgen. Der Ent-wurf ist in gedruckter und digitaler Form einzurei-chen. Mit Einsendung des Beitrags gehen der Entwurf und sämtliche Rechte daran an das gemeinsame Zent-rum für Lehrerbildung Hei-delberg-Mannheim. Teilnahmeberechtigt sind alle Studierende in Lehr-amtsfächern der Universitä-ten Heidelberg und Mann-heim sowie Studierende der Wirtschaftspädagogik der

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K re a t i v e s C h a o s u n d S c h re i b t i s c h - To h u wa b o h u B e r u f s b i l d R e d a kt e u r ! Wa s f ü r G e o g r a p h e n ? von Mar t in Schmi t t (Redak teu r be i der Rhe inpfa l z )

Doch der Weg zum Redak-teur ist lang, gleich ob Lo-kales oder „große Politik“. Zwar lässt sich Journalis-mus an verschiedenen Unis studieren, auch Journalis-tenschulen bilden Nach-wuchs für die Redaktionen aus. Der „Königsweg“ ist und bleibt jedoch das Vo-lontariat, eine zweijährige Ausbildung, die sich in der Regel an ein Studium an-schließt und bei der ver-schiedene Redaktionen innerhalb eines Verlags durchlaufen werden. Bei der „Rheinpfalz“ sind das verschiedene Lokalredakti-onen, Politik, Kultur, Sport, Südwest (Landespolitik), sowie Zeitgeschehen (Sex & Crime). Was man vorher studiert hat, ist weitgehend egal, sofern man Lust aufs und am Schreiben mit bringt und den Willen, sich durch-zubeißen – das hat man mir zumindest gesagt, und es stimmt auch. Übrigens ist Geographie eine wunderba-re Vorbereitung. Demogra-phische Entwicklung, Pla-nung, Stadtentwicklung, Umweltfragen, Verkehr, die Schnittpunkte sind vielfäl-tig. Jedoch noch mehr als der Wille und das Studium zählt bei den Verlagen die Erfahrung. Wer noch nie für eine Zeitung geschrie-ben hat, hat es ungleich schwerer als Konkurrenten, die schon einiges für ein Blatt investiert haben. Viele Redaktionen neigen dazu, die Leute einzustellen, die sie schon kennen oder über die sie sich bei anderen

„Wer hat denn gestern A-bend das ganze Papier hier liegen lassen? War ich das?“ Morgens, kurz nach 10 Uhr in den Räumen der Redaktion Rhein-Pfalz-Kreis im Verlagshaus der Tageszeitung „Die Rhein-pfalz“ in Ludwigshafen. Zwischen Telefonen, Tasta-turen und Monitoren stapelt sich Unmengen Beschriebe-nes: Mitschriften, Faxe, Ankündigungen, amtliche Unterlagen. Dazwischen der obligatorische Recht-schreib-Duden, eine gestern nicht mehr geleerte Tasse Kaffee. Kreatives Chaos. Zeit zum Aufräumen. Doch zuvor noch ein empörter Anrufer, der sich be-schwert, weil in einem Be-richt irgendetwas nicht ge-stimmt haben soll. Deeska-lieren, beruhigen, verspre-chen, dass man sich drum kümmert. „Was mache ich hier, woll-te ich das wirklich so?“, die Frage kann sich in solchen Momenten ein Lokalredak-teur wahrhaft stellen. Ob-wohl er die Antwort schon kennt: Natürlich wollte ich es so, auch wenn es schwer zu erklären ist, was die Fas-zination am Lokaljournalis-mus ausmacht. Wie viele andere auch, hat mich ir-gendwann die fixe Idee gepackt, das Journalismus doch was für mich wäre. Das muss so 11. Klasse gewesen sein. Beim Lokal-blatt meiner Heimatgemein-de, der Hockenheimer Ta-geszeitung, war eine „Hospitanz“ zu haben, eine Art Praktikum, nur kürzer,

bei der man gestandenen Redakteuren über die Schulter blicken kann. Das tat ich auch. Und blieb. Zehn Jahre freier Mitarbei-ter sind ein hartes Brot. Es ging los mit allem, was sonst keiner machen wollte: Vereinsfeste, Diamantene Hochzeiten, Baumschnitt-kurse, Vorträge, Schulfei-ern – und Fasnacht. Dann dient man sich hoch. Aus-schusssitzungen, Verbands-versammlungen, Fußball-spiele, Verabschiedungen honoriger Persönlichkeiten, Geschichten über den in-nerörtlichen Verkehr und rund ums Straßenfest, schließlich Gemeinderat und Lokalpolitik. Und letzt-lich die höchste Weihe: Die Haushaltsdebatte im Rat. Ein alljährlich wiederkeh-rendes Programm. Lang-weilig, möchte man mei-nen. Aber das ist es nicht. Es gibt trotzdem immer etwas Neues. Ein Telefon-anruf, eine E-Mail kann eine große Geschichte be-deuten. Ein Redakteur darf den Mächtigen auf die Ner-ven gehen, mitgestalten. Sein Wort hat Gewicht, seine Zeilen werden disku-tiert. Was zugleich eine große Verantwortung be-deutet. Fehler werden sofort bestraft, wenn man nicht weit entfernt in Hamburg oder Berlin sitzt sondern gleichsam um die Ecke. Aber genau darin liegt der Reiz. Deshalb bin auch ich dabei geblieben. Ich wollte gestalten, informieren, kommentieren.

S e i t e 4

Informationsfluss

Zeitungen als Arbeitsfeld für Geo-graphen?

Der Weg zum Redakteur:

1. Hochschulstudium

2. Freie Mitarbeit 3. Praktika, Praktika …

4. Volontariat 5. Endlich geschafft

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S e i t e 5 J a h r g a n g 2 , A u s g a b e 3 / 0 6

E x k u r s i o n S ü d f r a n k re i c h : P e r p i g n a n u n d M o n t p e l l i e r von Chr i s t ina P reuske r

onstage sind meist lang. Sie beginnen gegen 10 Uhr und enden oft erst gegen 20 Uhr bei täglich leichten Abwei-chungen. Und dann ist oft noch ein Abendtermin. So wie gestern, als ich hals über Kopf und ohne Aufzu-räumen aus der Redaktion stürmte. Wobei wir wieder b e i m S c h r e i b t i s c h -Tohuwabohu wären. Das Telefon klingelt. Es sind zwei Seiten zu füllen. Also dann.

Verlagen informieren kön-nen. Weil mir meine Heimatzei-tung in Hockenheim und Schwetzingen zu klein er-schein, verbreiterte ich noch während des Studiums meine Arbeitsbasis. Ich ging zum „Rheinpfalz“-Ableger in Speyer. Zwei Jahre später tat sich dann die Chance auf, als Volon-tär einzusteigen. Seitdem bin ich wieder da, wo ich angefangen habe: bei Vereinsfesten, Jubiläen, Gemeinderäten. Aber meist

nicht als Schreiber, sondern als Organisator, als Lenker eines ganzen Stabs von freien Mitarbeitern. Denn allein können die Redaktio-nen ihre Aufgaben nicht bewältigen. Also heißt es für den Redakteur in erster Linie organisieren, layou-ten, Termine vereinbaren, den Mitarbeitern den Rü-cken frei halten - und selbst zur Tastatur greifen, wenn die Themen zu knifflig, zu bedeutsam, zu strittig sind, um „Freie“ damit zu betrau-en. Eine Herausforderung, die Spaß macht. Aber auch anstrengend ist. Redakti-

und Umgebung“ konnte Prof. Dr. Frank Lasch ge-wonnen werden. Der ehe-malige Heidelberger Stu-dierende lehrt seit mehreren Jahren an der École Supé-rieure de Commerce in Montpellier. Die sehr gut organisierte und durchgeführte Exkursi-on wurde durch die Unter-stützung der französischen Lehrenden noch um den physiogeographischen As-pekt bereichert. Diverse Gruppenarbeiten und Befra-gungen ermöglichten einen tiefer gehenden Einblick in die jeweiligen Thematiken. Leider bleibt zu sagen, dass sich auch in dieser Exkursi-on wieder mehrere Studie-rende fanden, die teils sehr kurzfristig absprangen und somit anderen, in diesem Falle insbesondere den Lehramtsstudierenden die Möglichkeit nahmen, Ex-kursionstage bzw. ihre gro-ße Exkursion zu absolvie-ren.

Zur Vorbereitung der Ex-kursion trafen sich die 12 Teilnehmer, Dr. Tim Frey-tag sowie Marc Calvet und Guillaume Lacquement von der Universität Perpignan Ende März zu einem zwei-tägigen Blockseminar in Oberflockenbach. Neben den Vorträgen der Studie-renden zu landeskundlichen Themen Frankreichs bildete die Arbeit im „Atelier“ den Schwerpunkt des Pro-gramms. In dieser Form der Kleingruppenarbeit erarbei-teten die Studierenden an-hand Kartengrundlagen gemeinsam mit den franzö-sischen Gästen diverse Fra-gestellungen u. a. zur Geo-morphologie und Stadtent-wicklung der Region um Perpignan. Die 8-tägige Exkursion führte von 4. bis 12. April in die südfranzösischen Städte Perpignan und Montpellier. Unter Beglei-tung der französischen Do-zenten und einiger französi-scher Studierender der Geo-

graphie durchquerte die Gruppe in den ersten Tagen die Region Roussillon mit besonderem Blick auf die Geomorphologie, Land-schaftsbeschreibung und Naturgefahren sowie The-men der Agrarwirtschaft und Suburbanisierung. Ne-ben der Betrachtung der historischen Entwicklung und der aktuellen Prozesse der Innenstadt von Perpig-nan, führte ein Rundgang über den aufgrund der lan-desweiten Streiks nahezu leergefegten Campus der Universität Perpignan, die Gruppe zu einem Kolloqu-ium über „Stadtpolitik und Bildungswesen“. Montpel-lier beschäftigte die Teil-nehmer insbesondere auf-grund seiner außergewöhn-lichen Stadtentwicklungs-prozesse.. Zur näheren Er-läuterung weiterer städte-baulicher Prozesse sowie A u s f ü h r u n g e n z u m „Französischen Bildungs-wesen“ und „Unter-nehmensgründungen und Arbeitsmarkt in Montpellier

„Es schwer zu erklären ist,

was die Faszination am Lokaljournalismus

ausmacht.“

Antigone

Stadterweiterung in Montpellier

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P r a kt i k u m a m I n s t i t u t f ü r U m we l t ö ko n o m i e d e r U n i v e r s i t ä t H e i d e l b e r g von Adam Lesn ik

programms Microsoft Excel sowie die anschließende statistische Auswertung zu übernehmen. Abschließend sollte das Ganze noch im Rahmen eines Forschungs-berichts dokumentiert wer-den. Und das alles, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt erst im 3. Semester war! Zunächst einmal musste ich meinem VWL-Kollegen grundlegende klimageogra-phische Begriffe und Zu-sammenhänge erklären, wobei er mir bei der statis-tischen Angelegenheit sein umfangreicheres Wissen zur Verfügung stellte, wo-mit wir uns sehr gut ergänz-ten. Zugegeben, ein wenig Bammel hatte ich anfangs schon, weil wir von Beginn an zur großen Selbständig-keit angeleitet wurden und im Prinzip alles selbst ma-nagen mussten. Angefan-gen bei der Datensuche merkte ich schnell, wie schwierig es ist, an Daten-material aus Namibia he-ranzukommen. Und als dieses dann zur Verfügung stand, war da schon das nächste Problem: die über-sichtliche Aufbereitung des Datendschungels sowie die statistische Analyse von Massendaten! Einmal in der Woche trafen wir uns mit dem Team, um unsere Teil-ergebnisse zu präsentieren und um neue Anweisungen und Verbesserungsvor-schläge zu erhalten. Stets aber standen uns Frau Kie-sele und Herr Dr. Baum-gärtner mit Rat und Tat zur Seite, so dass mir die Kom-bination aus selbständiger wissenschaftlicher Arbeit und der „geborgenen“ At-mosphäre in einem jungen

Geographische Praktika weit weg von zu Hause? Nein, das muss nicht immer so sein. Es geht auch direkt vor Ort in Heidelberg! In der vorlesungsfreien Zeit des Wintersemesters 05/06 bekam ich die Möglichkeit, ein (vorerst) 5-wöchiges Praktikum am Institut für Umweltökonomie der Uni-versität Heidelberg zu ab-solvieren. Darauf gestoßen bin ich nur zufällig durch meine Mikroökonomik-Übungsleiterin Frau Eva Kiesele, die an diesem In-stitut arbeitet und häufiger in der Übung von ihrer dor-tigen Tätigkeit erzählt hat. Außerdem erwähnte sie nur zufällig eine Praktikums-möglichkeit. Ohne zu zö-gern war ich der erste, der Frau Kiesele wegen des Praktikums angesprochen hatte und gleich darauf wurde ich ihrem Chef Dr. habil. Stefan Baumgärtner vorgestellt, der mich und einen VWL-Kommilitonen gleich in sein Team auf-nahm. Stefan Baumgärtner ist Dipl.-Physiker und pro-movierter Volkswirt und leitet die „Nachwuchs-forschungsgruppe Ökologi-sche Ökonomik“, ein jun-ges interdisziplinäres Team, bestehend aus (Umwelt-)Physikern, Mathematikern, Volkswirten, Systemwis-senschaftlern und Ökolo-gen. Die Gruppe befasst sich in erster Linie mit der wissenschaftlichen Fundie-rung der noch relativ jun-gen Wissenschaftsdisziplin „Ökologische Ökonomik“ und geht dieser Aufgabe an einem praktischen Beispiel nach: „Ecological econo-

mics – Modelling and con-ceptual foundation, with an example of grazing in semi-arid regions“. Es geht also um nachhaltiges Weidema-nagement in semi-ariden Gebieten, illustriert am Beispiel Namibias: Ein Thema, das auch Geogra-phen beschäftigt. Gefördert wird das Projekt mit 620.000 Euro von der Volkswagenstiftung. Das Team versucht, grundlegen-de Weidestrategien von kommerziellen und traditio-nellen Bewirtschaftungs-systemen (in erster Linie Rotationsweidewirtschaft) aufzudecken und zu zeigen, wie Biodiversität (= Arten-vielfalt) als „natürliche“ Versicherung (etwa gegen Dürren) genutzt werden kann und wie kommerzielle Versicherungsalternativen das Verhalten der Akteure und zugleich den Faktor Nachhaltigkeit beeinflus-sen. Mit Hilfe der Metho-den mathematischer Model-lierung sollen grundlegende ökonomische und ökologi-sche Mechanismen in semi-ariden Gebieten aufgezeigt werden. Hierzu sind aber eine Viel-zahl physisch-geograph-ischer Parameter zu berück-sichtigen: Insbesondere die Niederschlagssituation in Namibia. Und genau hier setzte mein Praktikum an. Meinem VWL-Kommilito-nen und mir wurde die um-fassende Aufgabe anver-traut, die Recherche und Beschaffung von Nieder-schlagsdaten Namibias, deren Aufbereitung für For-schungszwecke mit Hilfe des Tabellenkalkulations-

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S e i t e 7 J a h r g a n g 2 , A u s g a b e 3 / 0 6

geplänkel“ hat, dem kann ich ein solches Praktikum nur empfehlen. Mein nächs-tes Praktikum beabsichtige ich am Zentrum für europä-ische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim zu absolvieren. Meine Tätig-keit am Institut für Umwelt-ökonomie hat mich bereits jetzt schon glänzend darauf vorbereitet. Weitere Informationen: http://www.eco-eco.ufz.de/index_de.html http://www.eco.uni-heidelberg.de/ng-oeoe/index.html

Forschungsteam sehr gefal-len hat. Da das Team mit unserer Arbeit sehr zufrie-den war, bekam ich noch zusätzlich die Möglichkeit, während des Sommerse-mesters 2006 zweimal wö-chentlich am Forschungs-projekt weiterzuarbeiten. Als Fazit muss ich sagen, dass ich vor allem metho-disch unheimlich viel dazu gelernt habe (Daten-recherche, computerge-stützte statistische Analyse, Programmierung etc.), was sich nach Aussage von Dr. Baumgärtner im Rahmen

des Niveaus einer Diplom-arbeit bewegt hat! Die im Geographiestudium erwor-benen Fertigkeiten bezüg-lich des Verfassens einer Seminararbeit konnte ich im Zusammenhang mit dem Forschungsbericht gut ein-bringen. Zudem habe ich gemerkt, dass mir eine wis-senschaftliche „Karriere“ durchaus gefallen könnte. Als weiteren Pluspunkt sehe ich die neu gewonne-nen Kontakte, die mir si-cherlich noch einmal nütz-lich werden könnten. Wer also keine Scheu vor Mas-sendaten und „Zahlen-

Weidewirtschaft in den semiariden Gebieten Namibia

Wa s i s t e i g e n t l i c h W E B G E O . d e ? von Fab ian Löw

Diverse Links und Querver-weise ermöglichen es dem Lernenden, für die wich-tigsten Begriffe kleine Info-kästen einzublenden. WEB-GEO.de stellt eine ideale Ergänzung zum regulären Studium der Lehrbücher dar und trägt insbesondere in den Strukturlernmodulen zu einem vernetzten und anschaulichem Lernen bei. Für Studenten, die für das Vordiplom lernen, ist WEBGEO.de sicherlich eine profunde Unterstüt-zung. Weitere Informationen: www.webgeo.de

Bei WEBGEO.de kann man selbst ganze Gebirgszüge heben und wieder einebnen. Flüsse die Täler zerschnei-den oder die Auen überflu-ten lassen. Arten entstehen und wieder vergehen sehen. Und eine ganze Menge über physische Geographie ler-nen. WEBGEO.de wurde im Jahr 2001 als Projekt von insgesamt acht Hochschu-len ins Leben gerufen. Ko-ordiniert wird das preisge-krönte Projekt im Institut für Physische Geographie an der Universität Freiburg. Es richtet sich insbesondere an Studierende der Geo- und Umweltwissenschaften und ist somit auch für Geo-graphen interessant. Die Teilbereiche der Physi-schen Geographie werden in so genannten Modulen

vermittelt. Hier erarbeitet sich der Wissbegierige ei-genständig einen Wissens-grundstock. Das Absolvie-ren eines Moduls dauert bis zu 25 min. Hat man sich ein Thema ausgesucht, folgt nach einer kurzen Übersicht eine fundierte Einleitung in den Wissensstoff. So etwa in den Modulen über das Thema Grundwasser. Der Lernende erarbeitet sich hier mit Hilfe von interakti-ven Karten und fundierten Texten selbstständig die Materie. So muss man etwa in Grundwasserhöhenplä-nen die Grundwasserfließ-richtung herausfinden und die ideale Lage für Brun-nenbohrungen eruieren. Zahlreiche Zwischenfragen und Tests ermöglichen es dem Studierenden zu über-prüfen, ob er die Begriff-lichkeiten und Hintergründe verstanden hat.

Wie entsteht eine Föhnmauer? Ani-mierte Antworten gibt WEBGEO

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nen. So entstand mit der Zeit eine ausgeprägte Vor-liebe für diese peripheren Regionen, die bis heute ungebrochen ist. In Bonn führten Sie Lehr-veranstaltungen sowohl zur physischen als auch zur Humangeographie durch. Würden Sie sich selbst eher als Anthropo- oder als Physiogeograph bezeichnen? Wo liegen dabei Ihre Schwerpunkte im einzelnen? Schon im Verlauf meines Studiums begann ich mich für die Schnittstellen zwi-schen der physischen Raumausstattung, den na-türlichen Ressourcen und ihren Nutzungspotenzialen zu interessieren. In meiner weiteren Entwicklung habe ich diesen Forschungsbe-reich vertieft. Die Berufung auf die Professur für Geo-graphie Südasiens unter besonderer Berücksichti-gung der Mensch-Umwelt-Beziehungen erfreut mich daher natürlich ganz beson-ders. Vor diesem Hinter-grund sehe ich mich zuerst einmal als Geograph. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich mich für die ge-samte Breite der Humange-ographie und der Physi-schen Geographie zuständig fühle. Meine Schwerpunkte liegen in den Themenfel-dern Ressourcenmanage-ment und rezente Land-schaftsveränderungen, vor-nehmlich in den Hochgebir-gen Südasiens und Afrikas. Dabei ist selbstverständlich die integrative Berücksich-tigung sozioökonomischer und kulturgeographischer, aber eben auch vegetations-

Herr Nüsser, Sie haben im März die vakante Pro-fessur am SAI übernom-men. Warum haben Sie sich gerade für das SAI bzw. Heidelberg entschie-den? Zuerst einmal freue ich mich natürlich über die Berufung nach Heidelberg und auf die kommende Tä-tigkeit hier. Es ist mit Si-cherheit ein sehr interessan-tes wissenschaftliches Um-feld und ich wünsche mir für die Zukunft eine intensi-ve Zusammenarbeit mit den neuen Kollegen und den Heidelberger Studierenden. Ich glaube allerdings nicht, dass sich Ihre Frage in mei-nem Fall überhaupt stellt. Es liegt ja schließlich in der Natur von Berufungsver-fahren begründet, dass man zuerst einmal mehrere An-gebote haben muss um sich dann in optimalen Fällen zwischen verschiedenen Möglichkeiten entscheiden zu können. Als ich den Ruf nach Heidelberg erhielt, habe ich zwar andere Be-werbungen zurückgezogen, doch eine Entscheidung zwischen XY und HD hatte ich nicht zu treffen. Aber ich bin mir durchaus be-wusst, dass die Berufung an das Südasien-Institut Aus-zeichnung und Herausfor-derung zugleich ist. Wie lange werden Sie vor-aussichtlich in Heidelberg bleiben und welche Er-wartungen knüpfen Sie an Ihren ersten eigenen Lehrstuhl? Ich gehe jetzt mal vorsich-tig von etwa 25 Jahren aus. Aber lassen Sie mich doch bitte erst einmal in Heidel-

berg ankommen. Jetzt bin ich ja gerade einen Monat hier. Meine Erwartung ist selbstverständlich die Ge-staltung einer kreativen, produktiven und kooperati-onsbereiten Arbeitsgruppe. Sie haben in Berlin Geo-graphie, Geologie und Entwicklungssoziologie auf Diplom studiert und dort über die naturräum-liche Ressourcenausstat-tung und Landnutzungs-systeme am Nanga Parbat (NW-Himalaya) promo-viert. Anschließend habi-litierten Sie sich über M e n s c h - U m w e l t -Beziehungen in Hochge-birgsräumen an der Uni-versität Bonn. Woher kommt Ihre Begeisterung für Hochgebirgsräume? Während meines Studiums habe ich mich eher für die großen Trockenräume, ins-besondere die Sahara inte-ressiert. Meine Diplomar-beit habe ich dann über ein Thema im algerischen At-las-Gebirge geschrieben. Als sich die politische Situ-ation und die Sicherheitsla-ge in Algerien im Jahr 1992 entscheidend verschlechter-ten, suchte ich nach einer neuen Forschungsregion. Im Rückblick war meine Entscheidung für den nord-pakistanischen Hochge-birgsraum sicher eine gute Wahl. Die dort gesammel-ten Erfahrungen haben nicht nur mein wissen-schaftliches Interesse an Hochgebirgsthemen ge-weckt. In den folgenden Jahren konnte ich dann auch verschiedene andere Hochgebirge in Afrika und Lateinamerika kennen ler-

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Der neue Professor am Südasieninsti-tut: Marcus Nüsser

P ro f . D r. M a rc u s N ü s s e r : F a s z i n a t i o n f ü r d i e h o h e P e r i p h e r i e In t e rv i ew von Ka th r in He inzmann

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S e i t e 9 J a h r g a n g 2 , A u s g a b e 3 / 0 6

Auf der Hettner-Lecture 2006

Vor kurzem sind Sie zum zweiten Mal Vater gewor-den – Herzlichen Glück-wunsch! Wie steht Ihre Familie zu Ihrem Wech-sel? Wird sie Sie nach Heidelberg begleiten? Wir haben uns mit dem Heidelberger Immobilien-markt anfangs etwas schwer getan. Nun haben wir aber eine sehr gut ge-eignete Wohnung gefunden und werden im Mai als Fa-milie nach Heidelberg zie-hen. Für unsere Tochter steht dann im Herbst die Einschulung an. Seit mei-nem Dienstbeginn wohne ich in einer Gästewohnung am SAI. Für dieses Entge-genkommen und den Ein-stieg in ein neues Arbeits-umfeld bin ich dem Institut sehr dankbar. Was erwarten Sie von Ihren zukünftigen Studie-renden? Auf was reagie-ren Sie als Professor in dieser Hinsicht besonders „allergisch“? Selbstverständlich erwarte ich Engagement und Bereit-schaft zur Auseinanderset-zung mit wissenschaftli-chen und gesellschaftlichen Fragen. Stromlinienförmi-ges Verhalten und Opportu-nismus empfinde ich dage-gen als unpassend. Vielen Dank für das Inter-view! Weitere Informationen: http://www.sai.uni-heidelberg.de/abt/GEO/index.html (Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde be-reits Ende März durchge-führt.)

geographischer und land-schaftsökologischer Fragen angezeigt. Auch den pro-blemorientierten Einsatz fernerkundlicher Verfahren möchte ich in diesem Zu-sammenhang ansprechen. Mit Herrn Clemens nah-men Sie unter anderem am DFG-Forschungs-projekt Culture Area Ka-rakorum im nordpakista-nischen Hochgebirge teil. Welche Erfahrungen ha-ben Sie aus Pakistan mit-gebracht und wie beurtei-len Sie die heutige politi-sche Situation? Die Gelegenheit zur Mitar-beit am Karakorum-Schwerpunkt war für mich sicher ein großes Glück. Mit Jürgen Clemens habe ich über viele Jahre eng zusammengearbeitet und auch mehrfach gemeinsam publiziert. Meine eigenen Erfahrungen aus Pakistan sind sehr positiv. Die heuti-ge politische Situation ist sicher nicht ganz einfach zu überblicken. Grundsätzlich ist doch wohl klar, dass Entwicklungen und Ereig-nisse in anderen Teilen der islamischen Welt auch in Pakistan ihre Wirkungen entfalten. Vorschnelle Be-urteilungen hinsichtlich der künftigen Entwicklung sind aber sicher kontraproduk-tiv. An diesen Diskussionen möchte ich mich auch nicht beteiligen. Ein weiterer Ihrer regio-nalen Schwerpunkte ist das südliche Afrika. Was fasziniert Sie an dieser Region am meisten? Ich habe seit 1997 insge-samt etwa ein Jahr in Leso-tho und Südafrika ver-bracht. Für mich sind diese Länder in vielerlei Hinsicht

faszinierend. Einzelne For-schungsarbeiten werde ich dort auch sicher weiterfüh-ren. Es fällt mir aber schwer, einen bestimmten Aspekt herauszugreifen, der mich besonders fasziniert hat. Neben der naturräumli-chen Vielfalt der Länder ist ganz sicher die Überwin-dung der Apartheid in Süd-afrika ein wichtiger Grund für diese Forschungsregion gewesen. Die Abteilung Geographie am SAI wurde in den letz-ten beiden Jahren fast vollständig herunterge-fahren. Was planen Sie für die Wiederbelebung des Lehrstuhls? Werden Sie neue Mitarbeiter ein-stellen? Wie wird das zu-künftige Profil ihres Lehrstuhls aussehen? Das zukünftige Profil der Abteilung Geographie am SAI wird ganz sicher Ele-mente der Kontinuität in Bezug auf die bisherige Ausrichtung durch Herrn Bohle aufweisen. Dies gilt vor allem für die Bereiche der Geographischen Ent-wicklungsforschung und der Politischen Ökologie. Ein wichtiger Punkt besteht im Aufbau der Infrastruktur für eine Fernerkundung, die die bereits vorhandene Kar-tographie ergänzen wird. Geplant ist der Aufbau ei-nes digitalen Bildarchivs. Ich habe eine neue Mitar-beiterin und einen neuen Mitarbeiter aus Bonn mit nach Heidelberg gebracht. Juliane Dame und Martin Gerwin haben bisher im Bereich der Politischen Ökologie gearbeitet. Daneben sind Frau Dr. El-vira Graner und Lars Stö-wesand weiterhin in der Abteilung tätig.

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D a wo d e r R o o i b o s wä c h s t von Rober t W agene r

dort eventuell Vorlesungen intensiv nachbereiten muss. Das Material dort ist i. d. R. auf Englisch, Tests kann man auf Afrikaans und Englisch schreiben. Die Dozenten sind meistens sehr freundlich und hilfsbe-reit, besonders für den Aus-tauschstudenten, dessen Probleme generell auf die Sprache zurückzuführen sind. Soweit ich herausgefunden habe, ist der Geographie-Studiengang an beiden Unis anthropolastig. Physioge-ographische Aspekte wer-den im ersten Jahr behan-delt, danach fast aus-schliesslich Anthropo. Für die Physio-Sachen gibt es spezielle Environmental Studies oder Nature and Conversation Studies. Die Kosten für das Studium sind relativ hoch, wenn man nicht mit einem Aus-tauschprogramm dort ist. Heidelberg hat kein Aus-tauschprogramm, jedes Semester kostet den Aus-tauschstudenten 24.200 südafrikanische Rand, was bei mir knappe 3000 Euro waren. Je nachdem wie man wohnt, sind die Zim-merpreise fast mit Heidel-berg vergleichbar, wobei Kapstadt etwas günstiger als Stellenbosch sein kann. Bei von der Uni organisier-ten Unterkünften kann man heftigst abgezockt werden! Wenn der Kurs gut steht,

Während des Studiums hat man die einmalige Chance, während eines Auslandsse-mesters ein Land/Region mit den örtlichen Begeben-heiten und Menschen inten-siver kennen zu lernen. Aus verschiedenen Gründen entschied ich mich für Süd-afrika und da das Glück mir beistand kam es dazu, dass ich 2005 für zwei Semester im Western Cape studierte. Das erste Semester an der University of Cape Town (UCT) und das folgende an der University of Stellen-bosch (SUN). UCT ist tra-ditionell die Uni für reiche, weiße englische Kinder, während Stellenbosch für die weißen Afrikanerkinder höhere Ausbildung anbot - während der Apartheidszeit wurde SUN auch als das Harvard des Afrikanertums bezeichnet wurde. Aktuell sieht es in Kapstadt so aus, dass (im Zuge des black empowerments und einem von Rassenquoten bestimmten Alltag) die Kapstädter Uni eine schwarze Uniführung hat, die hohen Wert auf Interna-tionalität legt. Das Bild an der UCT sieht auch dem-entsprechend gemischt aus: weiße, schwarze, farbige und auch viele indisch-stämmige Studenten. Stel-lenbosch ist hingegen im-mer noch sehr weiß und Afrikaans. Nicht-weiße Studenten sind dort eine

Minderheit, auf nicht-weißes Personal in höheren Positionen bin ich nicht aufmerksam geworden. Auch die Unterrichtsspra-che ist noch überwiegend Afrikaans, außer in ein paar Studiengängen und in den Postgraduate Programmen. Trotz der Vergangenheit ist Südafrika ein Land mit vielen afrikanischen Zügen, so auch eine konsequente Gelassenheit und eine lang-sameres Tempo bei allen Vorgängen. Je nach Anpas-sungsfähigkeit kann man da als Deutscher (Disziplin, Ordnung und Pünktlichkeit) auch mal sehr ungeduldig werden. Besonders war das der Fall bei der Orientie-rung und einer extremst konfusen Einschreibung für die Kurse an der UCT, was durch manche lustlosen Angestellten im Internatio-nal Office noch verschlim-mert wurde (aber auch da gibt es richtig kompetente Leute). In Stellenbosch hingegen war das alles her-vorragend organisiert! Das Studium an den beiden Universitäten ist vom An-spruch her etwas leichter als in Heidelberg, dafür aber wesentlich arbeitsin-tensiver, da man sehr viel lesen, vorbereiten und Ü-bungen machen muss. Ver-stärkt wird das in Stellen-bosch, wenn man Unter-richt auf Afrikaans hat und

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Malerischer Ausblick von einer der besten afrikanischen Universitäten

Stellenbosch Campus im Winter: Schöne alte Gebäude aus der Kolo-

nialzeit und Palmen

Stellenbosch: Das Theologische Seminar, so ansehnlich wie die

meisten Uni-Gebäude

Der Upper UCT Campus von Devils Peak fotographiert

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hingegen ist eine schöne kleine koloniale Stadt mit einem sehr lebendigen Stu-dentenleben, das besonders durch eine starke Trinkkul-tur geprägt ist. An beiden Unis empfiehlt es sich, in einem der unzähligen sportsclubs oder societies Mitglied zu werden (z.B. Mountain and Ski Club, cycling, surfen, …). So lernt man viele Leute ken-nen und vor allem auch das Land und Umgebung. Die bessere Zeit, besonders wegen der größeren Bewe-gungsfreiheit und relativ geringeren Kriminalität, hatte ich definitiv in Stel-lenbosch. Weitere Informationen: http://www.uct.ac.za/ http://www.sun.ac.za/

kann man gut leben, für ein Essen im (guten) Restau-rant mit Getränk bezahlt man 7-8 Euro, Lebenskos-ten sind geringer als in Deutschland. Das größte Problem hatte ich mit dem nicht vorhan-denen öffentlichen Trans-port. In Kapstadt ist man ohne Auto so gut wie auf-geschmissen, die Vorortzü-ge sollte man nur während der rush hour benutzen, vollgequetschte Mini-bus-taxis sind sehr günstig, aber auch lebensgefährlich und nur tagsüber zu benützen. Fahrrad konnte man da auch vergessen, wobei Stel-lenbosch da wieder seine europäische Seite zeigt. Viele Studenten fahren dort mit dem Rad durch die klei-ne Stadt zur Uni. Jedoch sollte man sich selbst im

„sichereren“ Stellenbosch auch bei Dunkelheit, beson-ders als Mädel, nicht alleine bewegen! In Kapstadt hin-gegen kommt man noch nicht mal auf die Idee, da spielt auch die Gruppen-stärke keine wesentliche Rolle. Also, vorher Geld ansparen und Auto kaufen. Die Südafrikaner, egal wel-cher Hautfarbe, sind sehr sehr nette und hilfsbereite Menschen, die immer ein Lachen im Gesicht haben und sich bei jeder Gelegen-heit entschuldigen, auch wenn es nicht ihre Schuld war. Wenn es nur die bösen Jungs, die vor nichts zu-rückschrecken, nicht gäbe! Kapstadt hat eine spektaku-läre Lage, aber außer den naturräumlichen Sachen gibt es in der Stadt selbst nicht viel. Stellenbosch

S e i t e 1 1 J a h r g a n g 2 , A u s g a b e 3 / 0 6

A u s ze i c h n u n g f ü r P ro f . D r. P e t e r M e u s b u r g e r von Chr i s t ina P reuske r

graphischen Gesellschaft, www.oegg.info. Ein aus-führlicher Bericht über die 150 Jahr-Feier und die da-bei erfolgten Ehrungen wird in Band 148 der "Mitteilungen der Österrei-chischen Geographischen Gesellschaft" (2006) er-scheinen. Das Columbus-Team gratu-liert recht herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung!

Anlässlich der 150-Jahr-Feier der Österreichischen Geographischen Gesell-schaft im Mai 2006 wurde Prof. Dr. Peter Meusburger „in Würdigung und Aner-kennung seiner herausra-genden Forschungen zur Sozial- und Wirtschaftsge-ographie, insbesondere zur Geographie des Bildungs- und Qualifikationswesens" die höchste wissenschaftli-che Auszeichnung der Ös-terreichischen Geographi-schen Gesellschaft, die Franz von Hauer-Medaille, verliehen. Die Franz von Hauer-Medaille wurde 1893 ge-stiftet und zwischen 1894 und 2006 erst 40 mal ver-liehen. Preisträger waren

neben Entdeckern und For-schungsreisenden (u. a. Eduard Suess, Roald A-mundsen, Robert F. Scott, Alfred Wegener) vorwie-gend Hochschulgeographen wie Otto Schlüter, Hans Bobek oder Elisabeth Lich-tenberger. Anlässlich des diesjährigen Jubiläums wurden insgesamt sieben Wissenschaftler aus Tsche-chien, Österreich, der Schweiz und der Bundesre-publik Deutschland mit der Medaille ausgezeichnet. Weitere Informationen fin-den sich auf der Startseite des Geographischen Insti-tuts, den Pressemitteilungen der Universität Heidelberg wie auch auf der Homepage der Österreichischen Geo-

Der Upper Campus mit Devils Peak hinter der Jameson Hall

Die Franz von Hauer-Medaille für Prof. Peter Meusburger

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„ We a re v e r y s o r r y t o a n n o u n c e … “ R e s e a rc h F e l l o w i n D u r h a m / U K von Nico le Baur

se im Verfassen einer engli-schen Bewerbung hatte ich mir bereits in einem sehr empfehlenswerten Kurs im ZSL angeeignet, und das einstündige Telefoninter-v i e w – m e i n e r s t e s „richtiges“ Vorstellungsge-spräch in einem internatio-nalen Kontext – habe ich auch irgendwie überstan-den. Die Zusage am nächs-ten Tag versetzte mich in hektische Betriebsamkeit. Wie organisiert man einen internationalen Umzug? Welche bürokratischen Hürden gilt es zu überwin-den? Wo werde ich woh-nen? Glücklicherweise ließ sich nicht nur ein bereits nach England „emigrierter“ ehemaliger Mitarbeiter der Abteilung Meusburger be-reitwillig von mir Löcher in den Bauch fragen, sondern meine zukünftigen Kolle-gen kümmerten sich um meine Unterkunft in Eng-land. Im Zug nach Frank-furt war mir dann doch et-was mulmig zumute. Wür-de ich der neuen Aufgabe gewachsen sein? Was pas-siert, wenn es mir nicht gefällt? Jegliche Zweifel waren jedoch sofort wegge-wischt, als ich hier ankam und sehr herzlich aufge-nommen wurde. Die Frage, ob mir die Um-stellung vom deutschen auf das englische Universitäts-system schwerfiel, ist

Gemächlich schnauft sich mein Zug durch sattes Grün über die älteste Bahnlinie Englands von Darlington nach Thornaby. Die Wiesen sind von hellen Klecksen durchsetzt, die sich bei nä-herer Betrachtung als Scha-fe entpuppen, und werden von Gehöften und wind-schiefen Bäumen unterbro-chen. Während diese von Meeresnähe zeugen, lassen die sich am südlichen Hori-zont abhebenden Ausläufer der Cleveland Hills die landschaftliche Diversität erahnen. Ein Blick aus dem gegenüberliegenden Fenster auf die noch aktive Stahl- und petrochemische Indust-rie vermittelt einen Ein-druck der ehemaligen Pros-perität dieser Region. Dies war mein erster Ein-druck von Durham County, als ich im September 2004 zum Vorstellungsgespräch zu Professor Holger Maehle ins Centre for the History of Medicine & Disease (CHMD) nach Stockton-on-Tees fuhr. Inzwischen sind die Wiesen mit Rauhreif überzogen, die Cleveland Hills schneebedeckt, und ich bin seit fünf Monaten an der drittältesten Univer-sität Englands beschäftigt. Abgesehen davon, warum ich mir ausgerechnet den Nordosten ausgesucht habe, wurde ich schon vielfach gefragt, wie man denn ü-

berhaupt mit einem deut-schen Abschluss nach Eng-land kommt – daher hier mein Erfahrungsbericht. Als sich in der Endphase meiner Promotion in der Abteilung von Professor Meusburger die Frage stell-te, wie die berufliche Zu-kunft einer Geographin mit Fokus auf dem in Deutsch-land nur marginal vertrete-nen Bereich der Medizini-schen Geographie aussehen solle, kam mir meine Be-geisterung für Auslandsauf-enthalte zugute. Eigentlich gab ich meiner Initiativbe-werbung um eine Postdok-torandenstelle bei Holger keine großen Chancen. Hol-ger jedoch, selbst in D e u t s c h l a n d „ g r o ß -geworden“, hatte nicht nur Interesse an meinem For-schungsgebiet, sondern sah eine Geographin als wert-volle Ergänzung seines bereits internationalen und interdisziplinären Teams und riet mir zu einer offi-ziellen Bewerbung für das a k a d e m i s c h e J a h r 2005/2006. Damit rückte nicht nur das Ende meiner Doktoranden-zeit in bedrohliche Nähe, sondern ich wurde auch bald mit der Inkompatibili-tät eines deutschen Lebens-laufs mit einem britischen Standardbewerbungsformu-lar konfrontiert... Kenntnis-

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Saltburn - Middlesbrough Industries

Scarborough Castle Walls (North Bay)

Wolfson Research Institut

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gängerzone oder Instituts-korridor (weniger schmerz-haft, dafür manchmal pein-lich...). Und wer dachte, Engländer seien weniger bürokratisch als Deutsche, hat noch nie versucht, als permanent resident ein Bankkonto zu eröffnen... Woran ich mich mit Sicher-heit nie gewöhnen werde, ist die Gelassenheit der Engländer, wenn der Zug nach Hause mal wieder 90 statt 20 Minuten braucht, weil die Bahnstrecke eben doch langsam alters-schwach wird, oder man schlimmstenfalls den zwei-stündigen Heimweg über York antreten muß, weil die Verantwortlichen zwar „very sorry“ sind, das aber den Zug auch nicht wieder auf die Schienen bringt...

Dr. Nicole Baur Centre for the History of Medicine & Disease Wolfson Research Institute Durham University, Queen’s Campus Stockton-on-Tees TS17 6BH United Kingdom Email: [email protected] Weitere Informationen: http://www.dur.ac.uk/chmd/

schwierig zu beantworten, da mein Ortswechsel auch gleichzeitig ein Funktions-wechsel war – vom Status einer Promovierenden zur Mitarbeiterin. Zwar besteht meine Hauptaufgabe in der Bearbeitung eines For-schungsprojektes zu Unter-schieden im Diphtherievor-kommen in England und Deutschland im 20. Jahr-hundert, aber auf eigenen Wunsch bin ich auch an der Mitgestaltung der Lehre beteiligt. Konkret beinhaltet dies eine Vorlesungseinheit zu Epidemics and Epidemi-ological Change für un-dergraduates und ein Semi-nar zur History of Public Health für master students. Dazu kommt die Repräsen-tation der Universität auf Konferenzen, so daß ich hier schon mehr Vorträge gehalten habe als in meiner dreijährigen Promotions-phase. Aufgefallen ist mir dabei die große Offenheit gegenüber Nachwuchsfor-schern. Postgrad conferen-ces bieten beispielsweise eine ausgezeichnete Gele-genheit, andere Forscher auf derselben Karrierestufe kennenzulernen, werden jedoch auch von etablierten Akademikern besucht. Auch Vortragseinladungen von anderen Hochschulen oder außeruniversitären Einrichtungen sind keine Seltenheit. Dann wäre da noch die „publish or perish“ Strategie – bezogen auf Quantität wie Qualität, d.h. es werden Publikationen

bei ganz bestimmten Verla-gen bzw. in ausgewählten Zeitschriften angestrebt. Generell ist das Universi-tätssystem hier sehr viel verschulter, und als Tutor einer Studentengruppe ist man „Berater in allen Le-benslagen“. Was das Leben außerhalb der Universität angeht, wundere ich mich, wie schnell man sich an be-stimmte Dinge gewöhnt: Professoren mit dem Vor-namen – oder „nickname“ – anzureden wird alltäglich und zeugt keinesfalls von Respektverlust; auch beäu-ge ich nicht mehr jede CCTV Kamera mißtrau-isch, sondern bin eher er-staunt, wenn sie mir über-haupt noch auffällt, und auch der lokale Dialekt, der nichts mit der von den Ang-l i s t e n f a v o r i s i e r t e n „received pronunciation (RP)“ gemein hat, wird verständlicher. Anderes ist schwieriger und ein ausge-zeichneter Indikator für die Persistenz von an einen bestimmten Kontext gebun-denen Wissens und Erfah-rungen. So ist der seit der Kindheit automatisierte Ritus „links-rechts-links“ beim Überqueren einer Straße hier nicht nur wenig hilfreich, sondern unter U m s t ä n d e n ä u ß e r s t schmerzhaft – trotzdem verlangt seine Überwin-dung eine gute Portion Wil-lenskraft. Ähnliches gilt für Ausweichmanöver in Fuß-

Northern Rail

Durham Cathedral

Darlington Covered Market

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Ö ko n o m i e d e r F a s z i n a t i o n : H a b i l i t a t i o n ü b e r i n s z e n i e r t e St a d t l a n d s c h a f t e n von Anne Marmann

chlortes Wasser in blauen Kanälen ersetzt wird) „hygienisiert“. Weiterhin erfolgt eine Ein-bindung dieser semioti-schen und erlebnisbezoge-nen Aspekte in den ökono-mischen Gesamtzusammen-hang. Aus einer handlungs-theoretischen Perspektive werden die Intentionen, Strategien und Handlungs-weisen der wichtigsten po-litischen und wirtschaftli-chen Akteure analysiert. Besonders interessant ist hier die rezente Bedeu-tungszunahme von privaten und semi-staatlichen Akteu-ren. Und es geht nicht nur um Tourismus – Kronprinz Sheikh Mohammed möchte Dubai zu einem „leading hub for business, commerce and tourism“ machen und auch Las Vegas lebt nicht mehr alleine von den Steu-ereinkünften des Glücks-spiels, sondern setzt auf wirtschaftliche Diversifizie-rung. Trotzdem spielt natür-lich die „Ökonomie der Faszination“ eine entschei-dende Rolle für den atem-beraubenden wirtschaftli-chen Aufstieg beider Städte und stellt somit ein interes-santes und hochaktuelles Forschungsthema dar. Weitere Informationen: www.geog.uni-heidelberg.de

Dubai und Las Vegas – mit den Namen dieser Städte assoziiert man z.B. das in Form eines Segels gestalte-te Hotel Burj al-Arab oder das Casino MGM Grand, außerdem auch das größte Hotel der Welt. Bilder von spektakulären Bauten wie den in Dubai geschaffenen, bzw. entstehenden Insel-welten „The Palm“ und „The World“ oder den zahl-reichen Themenhotels in Las Vegas nach Vorbild des „Hotel Venetian“ werden ebenso abgerufen wie Erin-nerungen an sportliche Er-eignisse wie die zahlreichen Boxkämpfe in den großen Hotels von Las Vegas oder jenes berühmte Tennisspiel, das Roger Federer und Andre Agassi im Februar 2005 auf der Hubschrauber-plattform des oben erwähn-ten Burj al-Arab bestritten. Themenparks, Ressortho-tels und inszenierte Ein-kaufswelten schießen in den rasant wachsenden Städten Dubai und Las Ve-gas wie Pilze aus dem Bo-den und lassen sie somit, trotz aller existierender Unterschiede, beide zu au-ßergewöhnlichen Beispie-len radikaler Kommerziali-sierung und Erlebnisorien-tierung werden. Aus diesem Grund hat sich Dr. Heiko Schmid, als wis-senschaftlicher Assistent

am Lehrstuhl Anthropoge-ographie von Professor Gebhardt tätig, in seinem Habilitationsprojekt genau diesen beiden Metropolen zugewandt, um an ihrem Beispiel die zunehmende Inszenierung von Städten zu beschreiben und zu un-tersuchen. Im Mittelpunkt der Forschungsperspektive steht die Analyse der Wir-kungsweise von Erlebnis-sen und Inszenierungen. Hinter dem Motto „Ökonomie der Faszinati-on“ verbergen sich zwei ineinandergreifende metho-dische Ansätze: Einerseits wird über semio-tische Ansätze untersucht, inwiefern verschiedene Symbole in der Gestaltung künstlicher Welten einge-setzt werden, um die Auf-merksamkeit des Konsu-menten zu erregen und ihn in ihren Bann zu ziehen, ihn zu faszinieren. Oft wird zum Beispiel Fremdes und Exotisches mit Bekanntem in „sicherer“ Umgebung präsentiert. Das Gezeigte wird dabei aus dem ur-sprünglichen Kontext geho-ben und so gleichermaßen mystifiziert und, durch das Ausschalten aller unange-nehmer Eigenschaften (wie z.B. der übelriechenden venezianischen Originalla-gune, die im „Hotel Veneti-an“ natürlich durch ge-

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Inszenierte Stadtlandschaften in Las Vegas: Forschungsfeld von Dr. Heiko Schmid

Inszenierte Freizeitwelten in Las Vegas

Welcome to Las Vegas

Hotel Burj al-Arab: Das Aushänge-schild Dubais

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Und so tummeln sich bei RadioAktiv Studenten aller Fachrichtungen. Für viele bleibt ein Studentenradio vor allem ein Sprungbrett in die Medienwelt. Boris Bau-er war drei Jahre bei Radio-Aktiv und ist jetzt Volontär beim SWR. „Ein großer Vorteil ist wirklich, alles ausprobieren zu können ohne Zwang zu haben.“ Auch Tobias Hermann konnte eines der begehrten Volontariate ergattern und arbeitet nun bei der Schwä-bischen Zeitung. Beide haben auch schon während ihrer RadioAktiv Zeit als freie Mitarbeiter bei ande-ren Radiostationen oder Zeitungen gearbeitet. Trotz-dem bleiben alle weiter gerne bei RadioAktiv, ob-wohl man dort nichts ver-dient. Duy Tran, der Aus-bildungsredakteur bei Ra-dioAktiv, weiß auch wa-rum: „Das schöne ist, dass jeder Spaß daran hat. Alle ziehen an einem Strang, alle glauben an etwas, an eine Idee von Radio ma-chen“. Weitere Informationen: www.radioaktiv.org

Im Hintergrund dudelt die Neuvorstellung der Woche. Noch 10 Sekunden, dann muss der nächste Beitrag anmoderiert werden – „Machst du die Anmodera-tion?“ - noch 5 Sekunden – „nee mach du mal“ – noch 3 Sekunden - „OK“ – Reg-ler hoch – „Ihr hört Radio Aktiv auf der 105,4 in Hei-delberg und der 89,6 in Mannheim ...“ So kann es im kleinen Mannheimer Studio schon einmal einhergehen. Sekun-dengenaue Planung und etwas Spontaneität sind bei RadioAktiv, dem Uniradio Rhein-Neckar, gleicherma-ßen gefragt. Eine Sendung ist von vorne bis hinten durchdacht. Die Ausbil-dungsredaktion bringt den „Neuen“ alles bei, die Mu-sikredaktion erstellt die Playlisten, die Wortredakti-on produziert interessante Beiträge und zusammen mit der Kultur- und Sportredak-tion ergibt das studentisch interessantes Radio. Ob man sich nun gerne über das Mensaessen informiert, wissen will, was auf dem Campus los ist, oder an den Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt interessiert ist: RadioAktiv weiß es! Deshalb ist es überra-schend, dass nur wenige Studenten über Radio Aktiv Bescheid wissen. „Radio Aktiv, was ist das?“ hört man immer wieder. „Wir haben ein Uniradio?“. Ja, das haben wir und jeder kann mitmachen. Aller Anfang ist schwer: Die Idee kam erstmals im März 1995 auf. Trotz an-

fänglicher Schwierigkeiten ließen sich die Gründer nicht unterkriegen. Tobias Herman, einer der „Ur-väter“ von RadioAktiv: „Es war ein Lernprozess zur Frequenz. Zuerst versuch-ten wir die Sendung über die Lautsprecheranlagen des Mannheimer Studenten-werks auszustrahlen. Das war qualitativ nicht mög-lich! Ein Jahr später gab es erste Live-Sendungen an der Uni aus dem Mensafo-yer. Da hörte keiner zu!“ Im November 2000 gelang es ihnen dann endlich On-Air an den Start zu gehen. Acht Jahre später, Tobias ist immer noch dabei. „Ich brauch das“, sagt er, „man kommt wirklich nicht mehr los.“ Deshalb moderiert er immer noch einmal im Mo-nat mit seinem Kollegen Karsten Platz die Sendung „Absurdistan“. Auch Kars-ten gehört zu denen, die anscheinend total verstrahlt sind. Er ist seid 1997 dabei, seit drei Jahren arbeitet er in München als Consultant. Erfahrungen in den Medien helfen bei der Jobsuche immer weiter, auch wenn man nicht unbedingt Radio Moderator werden will. „Als BWL-er war es schon ungewöhnlich, beim Radio zu sein. Im Vorstellungsge-spräch gab es jedenfalls immer was zu reden.“, so Karsten. Man lernt, sich gut zu präsentieren und das ist überall hilfreich. Wer ein-mal ein Interview geführt hat, weiß später auch, wie man sich als Interviewter zu verhalten hat.

Das RAdioAktiv-Team

Das Logo von RadioAktiv

Wi r h a b e n e i n U n i r a d i o ? ? ? - H a b e n wi r ! M i t l a n g e r H a l b we r t s ze i t von Claud ia W iese

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G r ü ß e a u s d em e c u a d o r i an i s c h e n R e g e n wa l d ! ! ! von Mar ina Mül le r -Meißne r

und ich dementsprechend Blasen und Muskelkater gekriegt habe. Ganz zu schweigen, dass Kichwas ungefähr zehnmal so schnell arbeiten können wie ich… Auch beim Herbeitragen von Baumaterialien o.ä. musste ich mich erst be-währen. Wie viele Baum-stämme, Sandsäcke oder Wangos (zusammen-gepresste Palmblätter zum Dachdecken) ich schon getragen habe weiß ich schon nicht mehr. Diese körperliche Arbeit ist natür-lich nur ein Teil unserer Aufgabe. Die Baumateria-lien werden für ein Muse-um benötigt, welches wir dort gerade aufbauen und das dem Dorf zusätzliche Einnahmen durch den Tou-risten bringen soll. Das Museum wird von der Kul-tur der Kichwas handeln und dementsprechend mussten erstmal Informati-onen und Artefakte zusam-mengetragen werden. Meine Fundacion setzt sich für den Erhalt des Regen-waldes ein. Dazu gehört zum einen der direkte Na-turschutz: Aufforstungspro-jekte, Betreiben einer Baumschule, Inventarisie-rung der Bäume im Primär-regenwald, etc. Zum ande-ren aber auch den Leuten dort ein Leben mit dem Wald zu ermöglichen. Der

Schon über drei Monate absolviere ich hier ein Prak-tikum und ich habe in die-ser Zeit den schönsten Ort der Welt entdeckt! Der be-findet sich nämlich auf ei-ner Hängebrücke, die mit ihren geschätzten 200m Länge einen Wildwasser-fluss überspannt, von der aus man den Ausblick auf mit Regenwald überwu-cherten Hängen hat, die zum Horizont hin immer höher werden und sich ir-gendwo in weiter Ferne zu den Anden auswachsen. Nicht zu vergessen die an-genehm frische Brise, die aus den Bergen herunter-weht und angesichts der tropisch-schwülen Tempe-raturen als sehr angenehm empfunden wird. Willkom-men in Serena!! Eben diese Hängebrücke ist nämlich zugleich die einzi-ge Zugangsmöglichkeit zu der indigenen Dorfgemein-schaft Serena, die für be-grenzte Zeit zu meinem Zuhause geworden ist. Hier habe ich den Großteil mei-nes Praktikums verbracht und lebe ich in einer klei-nen Hütte zusammen mit anderen Volontären und teile den Alltag mit der hiesigen indigenen Bevöl-kerung: Den Kichwas. Meine Fundacion legt Wert darauf, dass wir mit den Kichwas eng zusammenar-beiten so dass ich schon

einige Freundschaften ge-schlossen habe und interes-sante Einblicke in diese völlig andere Weltanschau-ung bekommen habe. Die meisten haben kaum Schul-bildung und wissen dem-entsprechend wenig über die Dinge die uns so selbst-verständlich vorkommen. So wird Lesen und Schrei-ben für so manchen zur echten Herausforderung und auch wenn man im Laden zwei Bier für je ei-nen Dollar kauft wird schon mal der Taschenrechner gezückt. Im Gegenzug er-kennen sie auf schier uner-klärliche Weise alle Baum-arten, können Spuren lesen und sich perfekt im Wald orientieren, während für uns „Gringos“ doch irgend-wie alles fast gleich aus-sieht. Auch nach den drei Monaten die ich jetzt schon dort gelebt habe und täglich im Wald rumgelaufen bin, kenne ich nur einen gerin-gen Bruchteil der dort wachsenden Pflanzen - es sind einfach viel zu viele! Auch bei der Arbeit sind die Kichwas uns Deutschen hoffnungslos überlegen. So gehört zu unserem Aufga-benfeld viel Machetenarbeit - Rasen mähen, Bäume fällen, Setzlinge schneiden - einfach alles wird mit der Machete gemacht. Dabei merkt man ihnen die le-benslange Übung deutlich an, während es zumindest für mich das erste Mal war

Der Fluss der durch Serena fließt

Sonnenaufgang über dem Dschungel Ecuadors

Wohnzimmer mit Hängematten

Arbeitsalltag in der Baumschule

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lohnt, denn ich habe hier auf jeden Fall schon mehr gelernt als ich es in der gleichen Zeit an der Uni hätte lernen können! Und ich werde auf jeden Fall nochmal vorbeischauen, um zu sehen wie sich alles entwickelt und verändert hat! Weitere Informationen: http://www.curiquingue.de/

Wald muss genutzt werden können, sonst wird er abge holzt und die freigewordene Fläche zum Kaffeeanbau oder als Viehweide genutzt. So werden nachhaltige Forstwirtschaft und Öko-tourismus zu förderungs-werten Wirtschaftszweigen. Die Arbeit ist auf jeden Fall superinteressant, man lernt unglaublich viel und kann zugleich Naturschutz und

Entwicklungshilfe leisten. Da ich über die Uni drange-kommen bin, durch einen Aushang in meinem Insti-tut, gab es auch keine wei-teren Probleme wegen mei-nem Studium. Ich habe eine Bewerbungsmail an die Fundacion geschrieben, im Studentensekretariat ein Urlaubssemester beantragt und schon konnte ich mich in den Flieger setzen. Das hat sich für mich sehr ge-

S e i t e 1 7 J a h r g a n g 2 , A u s g a b e 3 / 0 6

St i p e n d i u m : D i e St u d i e n s t i f t u n g d e s d e u t s c h e n Vo l ke s von Mar t ina R ies

Leistung, Initiative und Verantwortung auszeichnen und darüber hinaus Aktivi-täten und Interessen besit-zen, die sich nicht auf das Studienfach beschränken. Keine Rolle bei der Aus-wahl spielen: Wirtschaftli-che und soziale Aspekte, politische Überzeugungen, Weltanschauung, Konfessi-on oder Geschlecht. Alle Informationen zu die-sem Stipendienprogramm finden sich auch auf folgen-der Internetseite: http://www.studienstiftung.de. Auf dieser Seite findet Ihr zudem weitere Programme der Studienstiftung (Haniel-Stipendienprogramm, Sti-pendienprogramm "Metro-polen in Osteuropa", etc), die nicht nur Stipendiaten zur Verfügung stehen. Kontakt: Studienstiftung des deut-schen Volkes Ahrstraße 41 D–53175 Bonn Tel.: +49 (0) 228 82096 –0 Email: [email protected]

Die Studienstiftung des deutschen Volkes ist das größte deutsche Begabten-förderungswerk, das jähr-lich etwa 1.500 Studierende neu in sein Förderpro-gramm aufnimmt. Das För-derprogramm umfasst ein umfangreiches Angebot, das allen Stipendiaten im ganzen Umfang zur Verfü-gung steht: Neben einem Büchergeld von monatli-chen 80 € können Studie-rende im Rahmen des Le-benshaltungsstipendiums monatlich bis zu 525 € er-halten. Weitere Stipendien unterstützen zudem z.B. Auslandsaufenthalte, Som-merunivers i täten und Sprachkurse. Um in die Stiftung aufge-nommen zu werden, müs-sen jedoch folgende Vor-aussetzungen erfüllt sein: Wichtigstes Kriterium ist, von einem Hochschullehrer (Professor oder Privatdo-zent) für das Stipendienpro-gramm vorgeschlagen zu werden. Der Vorschlag ist bis ein Jahr vor Ende der Regelstudienzeit möglich. Weiterhin muss der Bewer-ber in seinem Erststudium

an einer deutschen Hoch-schule eingeschrieben sein – wobei aber ein Studien-fachwechsel bis zum vier-ten Semester erlaubt ist. Die deutsche Staatsangehö-rigkeit ist nicht zwingend erforderlich, älter als 30 Jahre darf der Antragsstel-ler jedoch nicht sein. Der Vorschlag in Form eines frei formulierten und formlosen Gutachtens (Formulare dazu gibt es nicht) ist dann an die Stif-tung zu senden, wobei wei-tere Bewerbungsunterlagen erst später schriftlich ange-fordert werden. Das Auswahlverfahren ist dann der nächste und auch entscheidende Schritt, bei dem die Bewerber zu zwei Einzelgesprächen eingela-den werden. Auswahlrun-den finden Oktober-Januar, Februar-Mai und Juni-September statt. Auf der Grundlage dieser Gesprä-che entscheidet eine Aus-wahlkommission, wer in die Förderung aufgenom-men wird. Bei der Auswahl von Bedeutung ist, dass sich die Bewerber durch

Daedalus als Logo der Studienstif-tung des deutschen Volkes

Die Zentrale der Studienstiftung in Bonn

Englischunterricht

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S e i t e 1 8

E r a s m u s - A u s t a u s c h i n R o m : E r f a h r u n g e n a u s e i n e r s t u d e n t i s c h - g e o g r a p h i s ch e n P e r s p e kt i v e

von Hans- Jö rg Weber

dieser Artikel soll eine Auf-forderung sein im Ausland zu studieren! Wie kann dies mit den vorhergehenden Zeilen vereinbar sein? Weil erst im Ausland einem durch das Abgrenzen des Eigenen und Anderem klar wird, welchen prägenden Prozessen man in seiner Heimat all den Jahren un-terworfen war! Auch kann in dieser Zeit die vergange-ne Studienzeit kritisch re-flektiert werden – nicht nur aufgrund der zeitlichen, sondern auch der räumli-chen Distanz. Auch wenn der heutige aufgeklärte Jungeuropäer der Meinung ist, dass zwischen den Kernkulturen Europas kein Unterschied zu finden sei, wird er erschüttert feststel-len, wie stark doch der Un-terschied zwischen der ei-nen und der anderen ist. Dieses dem „Anderen“, dem Fremden für eine be-stimmte Zeit ausgesetzt zu sein, ist meines Erachtens der Sinn eines Erasmusauf-enthaltes. Diese tagtägliche Konfrontation löst einen inneren Wandlungsprozess aus, welcher dem eigenen akademischen Studium in gewisser Weise den letzten Schliff verpasst: Toleranz und Offenheit, gemäß dem „semper apertus“ der Hei-delberger Universität. Ein anderer wichtiger Punkt stellt natürlich die sprachli-

Randbezirk Roms gelebt habe, leicht unter den Tisch fallen. Es ist eben ein Un-terschied im Zentrum Roms zu leben oder doch außer-halb inmitten eines Wohn-viertels aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Natürlich begegnen einem auch hier ständig der mor-bide Charme des Vergäng-lichen, gegen welchen all die Straßenkehrer den glei-chen Erfolg an den Tage legen, wie einst Don Quijo-te im alten Spanien. Als ein Erasmusstudent auf den Spuren von Eramsus von Rotterdam durfte ich auf einmal erfahren, was es bedeutet mit einem anderen universitären Lehrsystem konfrontiert zu werden. Während bei uns die Pro-fessoren zum eigenständi-gen Denken auffordern und erziehen, verhält sich dies in Italien eher entgegenge-setzt. Was der Professor erzählt ist Gesetz und wird in der eiskalten Bibliothek eines Gerichtsstenographen gleich Wort für Wort transkribiert. Schriftliche Arbeiten gibt es erst in Form einer Abschlussar-beit. Während dem Studium erfolgt der Scheinerwerb mittel beliebig wiederhol-baren mündlichen Prüfun-gen. Professoren, welche sich für die Universität und das Institut engagieren sind eher die Ausnahme. Doch

Wenn ich nach meinem Studienort der letzten sechs Monate im Ausland gefragt werde, sind die darauf fol-genden Äußerungen zwi-schen Geographen und an-deren Menschen nicht allzu unterschiedlich. „ Da warst Du doch sicherlich im Ko-losseum und auf der Spani-schen Treppe gewesen!“. So stellt man sich Rom vor - heiß, sonnig, Rosenver-käufer und überall dieser Hauch des morbiden Char-me einst Gewesenem. Wäh-rend meiner Zeit in Rom durfte ich die Erfahrung des Er-fahrens machen, was es bedeutet eine Stadt, einen Raum kennen lernen zu dürfen. Mit welchem Vor-urteil im Sinne Gadamers bin ich dieser Stadt, diesem Land, dieser Kultur und diesen Menschen begegnet? Natürlich stellen sich diese Fragen jedem Erasmusstu-denten, keine Frage. Doch ich bin der Meinung, dass gerade Rom als ein schönes Beispiel gelten kann, wie Bilder und Räume von Städten generiert werden. „Ich habe in Rom ein hal-bes Jahr studiert!“ Eine solche Aussage in ein Ge-spräch eingeflochten lässt das Gegenüber meist in ein Entzücken fallen. „Ja der Trevibrunnen und die Spa-nische Treppe…“ sind dann meistens die Antworten und lassen mein Entgegnen, dass ich eigentlich im

Mein Viertel in Rom

Mauerreste des römischen Kolosseums

Univollblockade auf Römisch

Triumphbogen nähe Kolosseum

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Semester im Ausland verbringen zu wollen, kann ich nur ermuntern dies in Angriff zu nehmen. Diese Herausforderung anzuneh-men bedeutet in jeglicher Hinsicht zu wachsen, neue Freundschaften zu gewin-nen und zu neuen Ein- und Aussichten zu gelangen. Weitere Informationen: http://ec.europa.eu/education/programmes/socrates/erasmus/erasmus_en.html

che Herausforderung dar. Findet man ein Einzel- oder ein Doppelzimmer in einer muttersprachlichen Wohn-gemeinschaft, so wie es bei mir in Rom gewesen ist, verändert sich innerhalb von Wochen ein Englisch sprechender Deutscher schnell zu einem deutschen Italiener – wohl mit opti-mierungsbedürftiger Aus-sprache und Grammatik – aber dennoch mit einer Sprache mehr im Gepäck. Möchte man als Student auch etwas für sein Studi-um im Ausland leisten, so macht es auf jeden Fall Sinn, sich einmal die Pro-

fessoren und Dozenten im Vorfeld genauer anzuschau-en, damit sich der Aus-landsaufenthalt nicht als akademischer Reinfall er-weist und die Tage, um die Vorlesungen verschlafen zu können, in den örtlichen Diskotheken verbracht wer-den müssen. Da ich einen persönlichen Kontakt zu meinem Professor nach Italien herstellen konnte, hatte ich die Möglichkeit vom ersten Tag an für mein Nebenfach Philosophie gut betreut zu werden. Jeden, der in sich den Wunsch hegt, ein oder zwei

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D a s E r a s m u s - P ro g r a m m a m G e o g r a p h i s c h e n I n s t i t u t von Anne Marmann

hat – was z.B. bis jetzt meist für den Studienplatz in Prag der Fall war. Man kann sich übrigens auch für mehrere Ziele gleichzeitig bewerben, allerdings unter Angabe von Präferenzen. Und es ist auch nicht „verboten“, sich gleichzei-tig für ein anderes Aus-tauschprogramm (z.B. des A k a d e m i s c h e n A u s -landsamtes der Uni Heidel-berg) zu bewerben, jedoch soll man dies bei einer E-RAMUS-Bewerbung auch angeben. Was Erfahrungsberichte und wertvolle Tipps, sowie eine Zusammenstellung der oben aufgeführten Informa-tionen anbelangt, so sei auf die Homepage des Geogra-phischen Instituts verwie-sen: http://www.geog.uni-heidelberg.de/ (Studium → Auslandsstudium & Prakti-ka). Weitere Fragen beant-wortet Dr. Tim Freytag in seiner Sprechstunde.

Im Rahmen des europawei-ten Hochschulkooperations-programms ERASMUS werden zurzeit vom Geo-graphischen Institut jährlich elf Studentenmobilitätssti-pendien vergeben. Diese Stipendien umfassen die Befreiung von Studienge-bühren an der ausländi-schen Hochschule, die An-erkennung der erbrachten Studienleistungen (bei rechtzeitiger Absprache mit der Studienberatung), die Betreuung an der Gasthoch-schule und eine Auslands-studienbeihilfe von ca. 100 Euro monatlich. Heidelberger Geographie-studenten können sich um einen ERASMUS-Platz an den Geographischen Insti-tuten in Barcelona, Bergen, Stockholm, Uppsala, Prag, Perpignan oder Loughbo-rough bewerben. Die Bewerbungsunterlagen für das akademische Jahr 2006/07 müssen spätestens

bis zum 15. Februar 2006 b e i m E R A S M U S -Beauftragten des Geogra-phischen Instituts, Dr. Tim Freytag, eingereicht wer-den. Diese Unterlagen bein-halten einen tabellarischen Lebenslauf (mit Angaben über Sprachkenntnisse), eine Aufstellung der bishe-rigen Studienleistungen, eine kurze Begründung des Studienvorhabens an der gewählten Gasthochschule, sowie Angaben über sonsti-ge Förderung (z.B. BA-föG). Auf die Frage, nach wel-chen Kriterien die Bewer-bungen beurteilt werden, antwortete Dr. Tim Freytag beim letzten Infoabend zum Auslandsaufenthalt - orga-nisiert vom Tutoriums für das Grundstudium - , dass sowohl die Noten, als auch die Bewerbungsbegründung eine Rolle spielen. Natür-lich verbessern sich die eigenen Chancen, wenn man wenig Mitbewerber

… auf der spanischen Treppe

So demonstrieren Italiener...

Titelbild des ERASMUS-Leitfadens des Geographischen Instituts

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E r a s m u s - P e r s p e k t i v e n w e c h s e l : A u f Wi e d e r-s e h e n H e i d e l b e r g ! von Jenny Mel lbe rg

Labor, sowie im Gelände und bei den Kaffeepausen im Bistro. Neben meinen Pflicht-veranstaltungen an der Universität habe ich das Hochschulsportprogramm ausprobiert (toll, dass so viele Aktivitäten kostenlos angebo ten werden! ) , Kolloquien besucht (auch nicht-geographische) und ich bin gerne ins Kino gegangen (hier ist es billig, in Schweden kostet eine Karte 10 €.) Ich habe auch andere deutsche Gegenden gesehen: Berlin, Freiburg, Rothenburg ob der Tauber, Ritterburgen und Schlösser am Rhein, den Bodensee und auf einer Fahrrad-exkursion auch ein bisschen von Bayern. Es gibt viel mehr in Deutschland, welches ich gern sehen und erleben möchte. Wenn ich zurück in Uppsala bin, werde ich meine WG und die Bäckereien an jeder Ecke vermissen. Zu Heidelberg sage ich auf Wiedersehen, ich komme ganz sicher zurück! Liebe Grüße, Jenny Mellberg

Ich habe fast ein ganzes Jahr in Heidelberg hinter mir. Mein zweites Semester am Geographischen Institut ist fast zu Ende. Bald muss ich mich verabschieden und in meine Heimat zurück-kehren: ich bin hier als ERASMUS-Studentin aus U p p s a l a , S c h w e d e n gewesen. Ende August beginnt mein allerletztes Semester in Uppsala. Hier im Columbus will ich in ein paar Sätzen von den Höhenpunkten meines Austauschjahrs erzählen. Vor Semesterbeginn und a u c h w ä h r e n d d e s Wintersemesters habe ich an einem Deutschkurs teilgenommen. Ich möchte wirklich allen Austausch-studenten (also den Studenten, die sehr bald ins Ausland fahren, z.B. nach Schweden) empfehlen einen Sprachkurs zu machen. Die ersten Wochen saß ich im Vorlesungssaal und hörte Vorlesungen zu, mein Stundenplan nannte es Geographie aber ich war mir nicht immer ganz sicher worum es ging. Im Sprachkurs hat man auch die Chance Kul tur-erlebnisse zusammen und mit anderen Austausch-studenten zu diskutieren, z.B. haben wir uns einen Abend gewundert wie h e m m u n g s l o s d i e Deutschen Nasen putzen. Naja, andere kulturelle Ereignisse haben schon stärkere Eindrücke hinter-lassen: Bummeln über den Heidelberger Weihnachts-markt und von Zimtsternen zu naschen, tanzen durch

die Nacht im Schloß und auch auf einem Ball in der S t a d t h a l l e u n d a m Philosophenweg zu stehen und Feuerwerk über dem Neckar zu beobachten. Die Stadt Heidelberg habe ich dank Exkursionen und Semesterticket gut kennen-gelernt. Ich bin mit der Straßenbahn hin und her gefahren und ich habe auch ein bisschen Deutsch dabei gelernt (ich denke es gibt einen eigenen Dialekt in Handschuhsheim!). An der Universität Heidel-berg habe ich Veran-staltungen in Anthropo-geographie und physischer Geographie besucht. Die Teilnehmerzahl ist größer im Vergleich zu Uppsala. Hier ist das Anmelde-verfahren manch-mal sehr mühsam, in Uppsala läuft es meistens über das Internet. Spaß macht die Vielfältigkeit der Veran-staltungen aus unter-schiedlichen Bereichen unter der Woche (in Schweden studiert man häufig in zirka fünf-wöchigen Vorlesungs-blöcken). Ich habe mich auch darüber gefreut, dass ich nicht so viele Bücher kaufen musste sondern die meisten in der Bibliothek ausleihen konnte. Zuhause wird erwartet, dass man die Bücher auf einer Literatur-liste selbst besitzt. In der vorlesungsfreien Zeit hatte ich die Möglichkeit ein Praktikum im Labor für Geomorphologie und Geo-ökologie zu machen. Ich habe gesiebt, gespült, gemessen, gelernt – im

Als Austauschstudentin in Heidel-berg: Jenny Mellberg

Das alte Universitätsgebäude (Gustavianum) und die Kathedrale

von Uppsala

Ausflug nach Baden-Baden

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Yala West Nationalpark

Zerstörte Dörfer an der Südküste

Zwischen Hikkaduwa und Ambalan-goda an der Südwestküste

Zerstörte Küstenstreifen an der Südküste

P r a k t i k u m a u f S r i L a n k a : D e r Ts u n a m i u n d s e i n e F o l g e n von Kar ina Th i l l

kung durch drei Einheimi-sche, so dass es zur eigent-lichen Projektarbeit kam. Über Monate hinweg wur-den unterschiedliche Befra-gungen in Galle District durchgeführt, wobei das Ergebnis dazu helfen soll, die Wasserversorgung zu verbessern. Durch den Tsu-nami sind viele sanitären Einrichtungen, Brunnen und Wasserleitungen zer-stört wurden. Außerdem hat eine große Anzahl an Brun-nen einen hohen Salz- und Eisengehalt, so dass diese nicht mehr zur Trinkwas-serversorgung genutzt wer-den können. Durch das Praktikum habe ich einen guten Einblick in die Arbeit einer NGO be-kommen, sowie deren Prob-leme und Schwierigkeiten mit denen man als Mitar-beiter zu kämpfen hat. Vor allen Dingen erfährt man durch einen längeren Auf-enthalt in einem Land die Kultur und Mentalität der dort Ansässigen viel mehr und intensiver als nur als Tourist. Trotz allem wird man leider noch viel zu oft als ein/e Weiße/r bzw. Tou-rist/in, der Geld einbringt, betrachtet. Weitere Informationen: http://www.malteser.de/61.Malteser_International/default.htm

Als ich einen der heiß be-gehrten Plätze der Grossen Exkursion nach Sri Lanka bekommen habe, war für mich klar, dass ich auf je-den Fall länger als drei Wo-chen auf der Insel bleiben werde. So sah ich mich nach e inem Prakt i -kumsplatz um, was sich nach einiger Zeit als schwieriger herausstellte als ich dachte. Das Problem war, dass sehr viele NGO`s und private Helfer in Sri Lanka waren, um das durch den Tsunami gebeutelte Land wieder aufzubauen und somit der Bedarf an Praktikanten gedeckt war. Nach längerem Hin und Her und mehrmaliger Kor-respondenz mit verschiede-nen NGO`s in Sri Lanka, bekam ich durch Herrn Clemens die Möglichkeit bei Malteser International ein dreimonatiges Prakti-kum im „Water-Sanitation-Project“ zu absolvieren, was im September 2005 begann. Malteser International ist die humanitäre Hilfsorgani-sation des Malteserordens und ein Bestandteil des Malteser Hilfsdienst e.V. Zu seinen Aufgaben zählen die weltweite Nothilfe bei einer Katastrophe, sowie Wiederaufbaumaßnahmen und nachhaltige Entwick-lung.

Mehr oder weniger wurde ich ins kalte Wasser gewor-fen, als mein Praktikum mit der monatlichen Teamsit-zung in Colombo begann. Dabei lernte ich die meisten der Mitarbeiter Malteser Internationals kennen, so-wie das neue Büro in Co-lombo. Zwei Tage danach ging es in den Süden, nach Dodanduwa (in der Nähe von Galle), wo ich die meiste Zeit meines Aufent-haltes in Sri Lanka ver-brachte. Meine Unterkunft bestand aus einem einstö-ckigen Haus, was ich unter anderem mit drei Mitarbei-tern, sowie Kakerlaken, Ameisen und Ratten teilte. Am Beginn meines Prakti-kums befand sich alles im Wandel. Wir bekamen ein neues Büro, was eingerich-tet werden musste, Vorstel-lungsgespräche fanden statt, neue Mitarbeiter wur-den eingestellt. So dass meine Aufgaben am An-fang eher im Organisatori-schen lagen, beispielsweise Besorgungen in der Stadt für das Büro, Teilnahme an Water-Sanitaion Meetings, Korrespondenz zwischen verschiedenen Organisatio-nen und unter anderem war ich für die Abrechnungen zuständig. Im Laufe der Zeit wurde das neue Büro etabliert und unser Team bekam Verstär-

Erste Hilfsmaßnahmen: Ein Leben in Zelten

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C h r i s t i a n e M a r x h a u s e n : Z wi s c h e n O r g a n i s a -t i o n u n d P ro m o t i o n In t e rv iew von Mar t ina R ies

struktion europäischer Iden-tität(en)“. Mein Interesse an der Politischen Geographie wurde vor allem während meiner ersten Hiwijahre (damals noch in der Abtei-lung Gebhardt) geweckt und verstärkte sich während meines Auslandsaufenthal-tes in Edinburgh. Gleichzei-tig habe ich mich im Rah-men der (germanistischen) Linguistik schwerpunktmä-ßig mit politischer Sprache, aber auch mit der Rolle von Sprache in unseren „Welt-Konstruktionen“ beschäf-tigt. Schon in meiner Dip-lomarbeit habe ich mich bemüht, beide Interessen zu verknüpfen, und den geo-graphischen Ansatz der Critical Geopolitics mit dem der (linguistischen) Diskursanalyse zu verbin-den: Ich wollte wissen, auf welche Weise Geographen und Politikwissenschaftler durch Texte geopolitische Weltbilder konstruieren. Es waren vor allem die aktuel-len Diskussionen um EU-Erweiterungen, EU-Beitritt der Türkei und EU-Verfassung, die mich auf die Idee brachten, mit ei-nem ähnlichen Erkenntnis-interesse die aktuellen Kon-struktionsversuche bezüg-lich einer (?) europäischen Identität in den Blick zu nehmen. Der Versuch, eine (kollektive) europäische Identität zu konstruieren, bzw. (auf einer anderen Ebene) die Bürger der EU zur Identifikation mit der Union bzw. „ihrem Konti-nent“ zu veranlassen, bein-haltet immer auch territori-ale Komponenten, es wer-den immer auch Bezugsräu-me (space-time images of

Acht Monaten nach Ab-schluss Ihres Studium an der Universität Heidel-berg arbeiten Sie nun seit Januar als wissenschaftli-che Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Meusburger. Wollten Sie schon immer in die For-schung gehen? Ich habe zwar als Studie-nanfängerin den damals (im Rückblick) recht naiven Traum gehabt, einmal eine wirkliche (forschende) „Geographin“ zu werden, also an der Hochschule zu bleiben, ich habe diesen Wunsch während meines Studiums aber eigentlich recht früh erst einmal aus den Augen verloren. Zu viele andere spannende Arbeitsmöglichkeiten wur-den mir bewusst und ich habe sie in Praktika auch ausprobiert: Etwa als Leh-rerin oder im Verlagswe-sen. Es waren vor allem meine Hiwitätigkeiten, die mir wieder Lust „auf Uni“ gemacht haben, und vor allem auch die Freude, die ich an der Erstellung mei-ner ersten „wissenschaft-lichen Eigenleistung“, mei-ner Diplomarbeit, hatte. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeiten, die ich als wissenschaftliche Mitarbei-terin am Institut und im Knowledge & Space-Projekt habe, nämlich ne-ben der Ausarbeitung mei-ner Doktorarbeit (der „Forschung“ also) auch Organisations- und Lehrer-fahrung zu sammeln. Für die Zeit nach Promotion kann ich mir aber durchaus auch eine Arbeit außerhalb der Wissenschaft vorstel-len.

Sie gehören zu den Weni-gen, die sich zu einem Doppelstudiengang ent-schlossen haben. Wie empfanden Sie diese „Doppelbelastung“? Ja, ich habe sowohl Geo-graphie und Deutsch auf Staatsexamen studiert als auch Geographie auf Dip-lom (mit den Nebenfächern Deutsche Philologie und Mittlere und Neuere Ge-schichte). Im Grunde habe ich das Staatsexamen zur „Absicherung“ hinzuge-nommen, habe aber von meinem zweiten Hauptfach, das ich mit Schwerpunkt Sprachwissenschaft studiert habe, und vor allem von der „Lehrerfahrung“ an der Schule sehr profitiert. Als Belastung habe ich die Ent-scheidung eigentlich nie empfunden, obwohl die Examensphase auf diese Weise recht lang und stres-sig war. Es war und ist recht beruhigend zu wissen, dass im „Notfall“ noch eine „zweite Chance“ bestand bzw. besteht: Sowohl was die Prüfungen betraf, als auch was eine (zukünftige) Arbeitssuche anbelangt. Allerdings musste ich auch noch kein Schulpraxisse-mester absolvieren – wohl der größte „Mehraufwand“, wenn sich heute ein „Diplomer“ für den Dop-pelabschluss entscheidet. Sie haben gerade mit Ih-rer Promotion begonnen. Was ist Ihr Thema und wie sind Sie darauf ge-kommen? Mein Arbeitstitel lautet „Doing Europe – die Rolle von Nicht-Regierungs-Organisationen in den Kon-

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Christiane Marxhausen: Neue Mit-arbeiterin am Lehrstuhl von Prof.

Meusburger

Knowledge & Space - Team: Der harte Kern

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S e i t e 2 3 J a h r g a n g 2 , A u s g a b e 3 / 0 6

auch wenn ich nach dem ersten Symposium im April erst einmal zwei Tage durchgeschlafen habe. Sind Sie hier am Institut eigentlich auch in der Lehre tätig? Im Wintersemester werde ich mit Edgar Wunder zu-sammen ein Proseminar Anthropogeographie und ein Projektseminar anbie-ten. Ich freue mich sehr auf diese Gelegenheit, auch in der Lehre Erfahrungen zu sammeln und nach der Schule nun auch die Uni von der „anderen Seite“ kennen zu lernen, und ich freue mich auf (hoffentlich lebhafte) Diskussionen mit den Studierenden.

Europe) konstruiert. Mich interessiert vor allem die Rolle von (pro-europäischen) Vereinen und Lobbygruppen – können sie, vielleicht besser als die Medien, dazu beitragen, das Elite-Projekt „europäische Identität“ zu einem demo-kratischen Projekt breiter Bevölkerungsschichten werden zu lassen? In der letzten COLUM-BUS-Ausgabe haben wir bereits erfahren, dass Sie im Projekt Knowledge & Space mitarbeiten. Was machen Sie da genau? Edgar Wunder und ich sind mit der Vorbereitung und Organisation wissenschaft-licher Symposien betraut. Das umfasst einerseits Per-sonenrecherchen und in-haltliche Recherchen: Wer hat zu welchem Thema etwas zu sagen und mit wem kann er oder sie in fruchtbarer Weise diskutie-

ren? Welche genauen Vor-tragstitel sollen vergeben werden? Welche Literatur ist zu einem bestimmten Thema relevant? Wir haben inzwischen zahlreiche Ord-ner mit Literatur und Le-bensläufen sowie Publikati-onslisten angelegt, eine Referentendatenbank und eine Literaturdatenbank befinden sich im Aufbau. Zum anderen müssen die Symposien selbst organi-siert werden: Von der Kor-respondenz mit den Refe-renten über die Planung der Transporte nach und in Heidelberg bis hin zu Pro-grammablauf, Sitzordnung und gemeinsamen Abend-essen, von der Reisekosten-abrechnung bis zur Organi-sation der Hiwiarbeiten während der Tagungen reicht hierbei mein Aufga-benspektrum. Die Arbeit macht, nicht zuletzt auf-grund unserer wirklich tol-len Hiwis, sehr viel Spaß –

Auf der Hettner-Lecture 2006

D a s Tu t o re n p ro g r a m m i m S o m m e r s e m e s t e r 2 0 0 6 von Markus Fo rb r iger und Chr i s t ina P reuske r

sion zur Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) sowie eine Fortset-zung des erfolgreichen Ver-a n s t a l t u n g s k o n z e p t e s „Berufsperspektiven für Geographen“. Das Tutorienprogramm wird in dieser Form im Wintersemester das letzte Mal angeboten. Danach läuft das Programm aus und wird voraussichtlich erst wieder über ein Modell der Studiengebühren in anderer Form in den neuen Studien-gängen anlaufen. Weitere Informationen: www.geog.uni-heidelberg.de

Bereits im Mai lud das Tu-torium für das Grundstudi-um zum Infoabend zum Auslandsaufenthalt ein. Neben Dr. Tim Freytag, d e m E R A S M U S -Koordinator des Geographi-schen Instituts, stand den Teilnehmern Frau Christine Müller vom Akademischen Auslandsamt der Universi-tät Heidelberg für Fragen zur Verfügung. Zahlreiche studentische Gäste berichte-ten über eigene Erfahrun-gen im Rahmen von Prakti-ka oder Studienaufenthalten in Schweden, Hong Kong oder Afrika. Das Tutorium für das Hauptstudium bot im Juni

e i n e n W o r k s h o p „Bewerbungsunterlagen“ an, bei dem neben der Klä-rung der neusten DIN-Normen, die eigene Bewer-bung diskutiert und überar-beitet werden konnte. Die Exkursion im Rahmen des Tutoriums für das Haupt-studium führte in diesem Semester zum Bürgermeis-ter für Umwelt und Energie der Stadt Heidelberg Dr. Eckart Würzner sowie Frau Annegret Brandt, einer ehe-maligen Studierenden des Geographischen Instituts und heutigen Geschäftsfüh-rerin von Ökostadt Rhein-Neckar e.V.. Im kommen-den Wintersemester planen die Tutorinnen eine Exkur-

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D i p l o m a r b e i t u n t e r d e r M i t t e r n a c h t s s o n n e von Ka t r in L ich t i

res. Aber auf der anderen Seite verliert man völlig das Zeitgefühl. Der Wechsel von Tag und Nacht ver-schwindet, es gibt keine ruhigen Morgenstunden oder lange laue Abende, wie bei uns. Man kommt gar nicht so recht zur Ruhe und irgendwie kann ich verstehen, dass viele Ein-heimische nicht nur auf-grund der langen Polar-nächte im Winter mit De-pressionen zu kämpfen ha-ben, sondern auch durch die Mitternachtssonne. Beides bringt die gleiche Monoto-nie mit sich, wenngleich ich froh war, bei Helligkeit meine Arbeit dort machen zu können, denn der Winter ist ohne Zweifel wesentlich härter. Als ich also gelandet bin, hat mich überraschender-weise Peter, ein Professor der Uni Tromsø, mit dem ich wegen meiner Arbeit schon länger per E-Mail in Kontakt stand, am Flugha-fen erwartet und anschlie-ßend mit mir den Schlüssel für mein Wohnheimzimmer beim Studentenwerk abge-holt. Danach hat er mich gleich zum Mittagessen mitgenommen, was bei den Norwegern so gegen 17.30 Uhr eingenommen wird. Man verliert halt einfach das Zeitgefühl. Am nächsten Tag begann

Das Thema meiner Diplom-arbeit mit dem Titel „Die Universität als Impulsgeber regionaler Entwicklung. Dargestellt am Beispiel der Universität Tromsø – Nord-norwegen“ klingt eher tro-cken und wenig aufregend. Und wo liegt Tromsø über-haupt? Dennoch habe ich mich voller Enthusiasmus auf die Bearbeitung meiner Forschungsfrage gestürzt, nicht zuletzt deshalb, weil damit auch eine Reise in den hohen Norden verbun-den war. Tromsø liegt rund 200 km nördlich des Polarkreises auf einer kleinen Insel und ist für unsere Verhältnisse eine Kleinstadt. Mit seinen 60.000 Einwohnern stellt Tromsø aber für Nordnor-wegen ein Zentrum mit überregionaler Bedeutung und hoher Wirtschaftskraft dar, wozu nicht zuletzt die 1969 gegründete Universi-tät beiträgt. Immerhin, in Tromsø gibt es ein Kino, ein Theater, eine Fußgän-gerzone und sogar einen Burger King. Tromsø, auch das „Tor zur Arktis“ genannt, weil von hieraus u. a. Roald Amund-sen seine legendäre Arktis-expedition startete, ist be-sonders im Sommer ein beliebtes Touristenziel. Die Schiffe der Hurtigrute, die schon früher die norwegi-

schen Küstenorte mit Post und Waren versorgt haben, dienen heute vor allem als Kreuzfahrtschiffe für Tou-risten. Jeden Nachmittag legt ein solches Schiff in Tromsø an und die Touris-ten haben ein paar Stunden Zeit sich die kleine Stadt mit ihren bunten Holzhäu-sern, der Domkirche (ebenfalls aus Holz) und dem Polarmuseum anzuse-hen, bevor das Schiff um 19.00 Uhr wieder ablegt und weiter Richtung Nord-kap schippert. Als es bei uns also Anfang letzten Mai langsam warm und grün wurde, startete ich in den hohen Norden, wo mich zumindest auf den Bergen, die die Stadt umge-ben, noch tiefster weißer Winter erwartete. Der Mai ist für die Einheimischen besonders beliebt zum Ski-fahren, da es dann schon langsam wärmer wird (was ich allerdings nicht feststel-len konnte) und zudem im Mai die langen und hellen Nächte beginnen. Ab dem 21. Mai geht die Sonne in Tromsø für zwei Monate nicht mehr unter. Es ist einfach faszinierend, wenn es Tag und Nacht hell ist. Nachts um 1.00 Uhr die Boote auf dem Meer zu beobachten, als wäre es gerade nachmittags, ist ein-fach etwas ganz Besonde-

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Mitternachtssonne über Nordnorwegen um 1 Uhr nachts

Das Schiff der Hurtigrute auf sei-nem Weg zum Nordkap

Traditionelle Hütte der Samen auf dem Campus

Studentenwohnheim

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D a s ( l e t z t e ? ) E x a m e n s t u t o r i u m von Anne Marmann

tionellen Tracht der Samen über den Weg. Neben den Interviews mit den Institutsleitern habe ich zudem die Studenten der Universität über einen Onli-nefragebogen befragt. Da-bei ging es mir besonders darum zu erfahren, wo die Studenten herkommen und warum sie an der Universi-tät Tromsø studieren. Abschließend kann ich für mich festhalten, dass mein Aufenthalt in Tromsø sehr erfolgreich war und viele bleibende Eindrücke hinter-lassen hat. Der Mai war trotz der anfänglichen Kälte ein optimaler Monat, um Tromsø zu besuchen, da ich so nicht nur die Mitter-nachtssonne erlebt habe, sondern auch den National-feiertag am 17. Mai, den die Norweger ausgiebig und fröhlich feiern.

dann meine Arbeit. Schon von zu Hause aus habe ich Termine mit Leitern der einzelnen Institute der Uni vereinbart, um diese zu interviewen. Die ersten Interviews waren noch et-was holprig und die Tech-nik des Diktiergerätes war mir auch noch nicht so ver-traut, aber nach und nach ging es immer besser. Mir ging es bei den Inter-views vor allem darum zu erfahren, ob das Experi-ment einer Universitäts-gründung so weit im Nor-den des Landes heute als erfolgreich angesehen wer-den kann. Die mit der Uni-versitätsgründung verfolg-ten Ziele die Bildungsbetei-ligung der nordnorwegi-schen Bevölkerung zu erhö-hen, die Region mit qualifi-zierten Arbeitskräften - anfänglich v.a. im medizi-nischen Bereich - auszustat-ten und ein prosperierendes wirtschaftliches Zentrum in

Nordnorwegen zu etablie-ren, wurden laut der Inter-viewten voll und ganz er-reicht. Die Universität Tromsø ist zwar eine kleine Universi-tät, die sich aber in be-stimmten Bereichen, wie beispielsweise in der Erfor-schung der Polarregionen internationale Anerkennung erarbeitet hat. Zudem ist sie die einzige Universität, in der die Sprache und Kultur der Samen (Minderheit in Nordskandinavien) studiert werden kann. Viele Samen haben auch durch die Uni-versität erst die Chance auf einen höheren Bildungsweg bekommen. Die Präsenz dieser Minderheit auf dem Campus zeigt sich u.a. dar-in, dass alle Schilder auf dem Campus zweisprachig sind und mitten auf dem Campus eine kleine traditi-onelle samische Hütte steht. Ab und zu laufen einem auch Studenten in der tradi-

Universitätsgebäude

Prüfungsvorbereitung durch realisti-sche Selbsteinschätzung

es (hoffentlich) in vielerlei Hinsicht zu einer besseren Planung und schnelleren Durchführung meines Prü-fungsjahres führen wird. Und dies nicht nur aufgrund der erhaltenen Informatio-nen von Seite der Tutoren und der Professoren – schon alleine die Tatsache, dass man sich auf diese Weise mit der „Prüfungsfrage“ intensiver auseinandersetzt und mit Kommilitonen über die eigenen Pläne diskutiert, fördert die Motivation, die-se letzte Herausforderung des Studiums anzugehen.

Vor kurzer Zeit ging das Examenstutorium zu Ende, das während der letzten Jahre jeweils im Sommer-semester angeboten wurde und dessen Sinn es ist, Stu-denten, die kurz vor ihrem Prüfungsjahr stehen, auf letzteres vorzubereiten. Gerade in diesem Jahr war der Andrang relativ groß, außer mir besuchten noch ca. 20 andere wissbegierige Geographiestudenten die Veranstaltung. Neben einem allgemeinen Infoabend bestand das Tu-torium eigentlich aus zwei Blöcken. Einerseits klärten die, sich beide im Ende

ihrer Examensphase befin-denen, Tutorinnen über die Formalitäten der einzelnen Prüfungsleistungen auf und gaben Tipps zu Zeitmana-gement und Job-Bewerbungen. Anderer-seits, und dass war definitiv auch sehr sinnvoll, nahmen sich die meisten der in der Geographie prüfungsbe-rechtigten Professoren Zeit, um im Rahmen des Tutori-ums Fragen über schriftli-che und mündliche Klausu-ren, sowie Abschlussarbei-ten zu beantworten. Für mich persönlich war das Examenstutorium eine wertvolle Hilfestellung, da

Blick von der Südspitze der Insel

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Vo m A u f b a u s o z i a l e r S i c h e r u n g s n e t ze i m s a m b i s c h e n B u s c h von Ka th r in He inzmann

ty Net“ wird hier ein ehr-geiziges Pilotprojekt („Cash Transfer Scheme“) zur Re-duzierung extremer Armut durchgeführt. Um den ärmsten zehn Prozent der verschiedenen Dörfer des Kalomo-Distrikts täglich eine zweite Mahlzeit zu ermöglichen, wird den be-troffenen Haushalten mo-natlich direkt ein gewisser Betrag in Abhängigkeit zur Haushaltsgröße und dem entsprechenden Gegenwert in Maismehl ausgezahlt. Die beteiligten Haushalte werden dabei von den ein-zelnen Dorfgemeinschaften selbst in einem partizipati-ven Prozess unter besonde-rer Berücksichtigung von Alter, Krankheit und An-zahl an Waisenkindern aus-gewählt. Die hierfür not-wendigen Mittel fließen in einem Verhältnis von der-zeit 20:80 aus dem sambi-schen Staatshaushalt und der deutschen Entwick-lungshilfe. Soviel des theoretischen Hintergrundes! Die Praxis gestaltete sich weit weniger spannend, eben sehr daten-banklastig. Um die Verwal-tung des Pilotprojekts zu erleichtern, bestand meine erste Aufgabe innerhalb des Praktikums im Aufbau ei-ner Access-Datenbank und der Eingabe der wichtigsten Rahmeninformationen der rund 1200 beteiligten Haus-halte. Räumlich vorgestellt

Was sollte man mitnehmen, wenn man für ein dreimo-natiges Praktikum in den afrikanischen Busch geht? Die anscheinend schwierige Antwort ist denkbar ein-fach: Kein deutsches Han-dy, ein wirksames Insekten-schutzmittel und vor allem viel Geduld! Dabei begann das Abenteu-er ganz unspektakulär mit den üblichen Bewerbungs-unterlagen an die Gesell-schaft für Technische Zu-sammenarbeit (GTZ) mit Sitz in Eschborn bei Frank-furt. Inklusive verschiede-ner Arbeitszeugnisse, wel-che dann letztendlich auch den Ausschlag dafür gaben, sich im Januar 2006 in ei-ner rumpelnden Klapperkis-te der British Airways auf dem Weg in die Hauptstadt Sambias – Lusaka – wieder zu finden. „Datenbank-management in einer ländli-chen Gegend im Süden Sambias“ hieß es in der Ausschreibung ominös, auf die sich über sechzig Stu-dierende verschiedenster Fachrichtungen beworben haben. Grundvoraussetzung für das bezahlte Praktikum waren die derzeit in der Wirtschaft stark nachge-fragten Access-Kenntnisse. Nach zwei Einführungswo-chen in der Hauptstadt mit allerlei bürokratischen Hür-den (Visa, Work Permit) ging es dann schließlich in

die vielbeschworene ländli-che Gegend nach Kalomo in die Südprovinz. Die auf der Karte noch recht groß aussehende „Stadt“ ent-puppte sich dann als wirkli-ches Buschnest, das man langsamen Schrittes in gut einer halben Stunde umrun-den konnte. Inklusive meh-reren Schwätzchen mit der lokalen Bevölkerung, für die man als einzige Musun-gu (Weiße) natürlich umso interessanter wurde. Womit sollte man sich hier nur zehn Wochen die Zeit tot-schlagen? Ganz einfach: Man zieht aus seinem Guesthouse mit gehobenem westlichen Niveau zu einer älteren, einheimischen La-dy in ihren Compound (gehobener Slum) und so-fort ist man mitten drin im Geschehen und erlebt Sam-bia aus einer völlig untou-ristischen Perspektive. Kal-tes Wasser pumpen, Strom-ausfälle und Moskitoplagen inklusive. Aber auch Herz-lichkeit, Nachbarschaftshil-fe und jede Menge Einbli-cke in eine vollkommen andere Lebensumwelt. Datenbankmanagement im Busch? Die vermeintlichen Antagonisten treffen im lang gezogenen Flachbau des „Ministry of Communi-ty Development and Social Service“ zusammen. In Kooperation mit der in Lu-saka ansässigen GTZ-Projektgruppe „Social Safe-

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Meine afrikanischen Arbeitskollegen in Kalomo/Southern Province

Im Dunst der Victoria Falls

Wunderschön aber nicht ungefähr-lich: Elefanten in den sambischen

Nationalparks

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freundlich lächelnde, tief-schwarze Gesichter zu se-hen, wenn mal wieder die Energieversorgung im ent-scheidenden Moment zu-sammenbricht. Ein Fazit? Ich hatte die Chance, drei Monate in Sambia zu arbeiten, viele interessante Menschen (sowohl Einheimische als auch „Gastarbeiter“ aus der EZ) zu treffen, ein großarti-ges Land zu besuchen und eine Menge neuer Erfah-rungen zu machen. Fachlich gesehen hat mich das Prak-tikum stellenweise viel-leicht nicht unbedingt her-ausgefordert, aber ich habe einen wichtigen (Erstellung der Datenbank) und hof-fentlich auch nachhaltigen (Access-Schulung) Beitrag geleistet und viel Neues über das Land, die Leute und die EZ erfahren. Ab-schließend kann ich nur jedem/r raten, ebenfalls einmal ein Praktikum in einem Entwicklungsland zu machen. Es ist eine Heraus-forderung, die einem in vielerlei Hinsicht die Au-gen öffnet... Weitere Informationen: www.socialcashtransfers-zambia.org

eine Datenmasse, welche 20 Aktenordnern entspricht. Eine – im schwül-warmen Tropenklima – oftmals nervenzehrende Aufgabe. Auch diverse tagelange Stromausfälle sollten dabei miteinkalkuliert werden. Während dieser Zeiten er-zwungenen Wartens – eine Tätigkeit, mit der sich Eu-ropäer eindeutig schwerer tun als Afrikaner – lohnt es sich, sein Gepäck mit Bü-chern bis hart an die Schmerzgrenze belastet zu haben. Alternativ gestattete man sich einen kleinen Ausflug und umrundete ein-, zwei- oder dreimal die „Stadt“. Spätestens wenn man dann das dritte Mal an demselben Hardwareladen-besitzer vorbeiläuft, erklärt er einen für komplett ver-rückt: Musungus eben! Die nächste Aufgabe ging da schon in eine anspruchs-vollere Richtung: Daten-analyse! Als Basis eines benötigten Evaluierungsre-ports, der eine zukünftige Finanzierung des Projekts gewährleisten soll. Beson-ders interessant ist dabei ein näherer Blick auf die Haus-haltsstrukturen der beteilig-ten Haushalte. Aber auch die Veränderungen, welche sich in diesen Haushalten

im Laufe eines Jahres erge-ben. Ein Sprichwort besagt: Nirgends liegen Leben und Tod näher als in Afrika. Ein Blick auf die Daten unter-mauert dieses Sprichwort dabei eindeutig: Erschre-ckend vor allem die Verbreitung von AIDS und der Verlust einer ganzen Generation. Zurück bleibt der für das Projekt typische sambische Rumpfhaushalt: Eine alte Großmutter bzw. ein alter Großvater und durchschnittlich vier oder fünf Waisenkinder. Die dritte und letzte Aufga-be während meines Prakti-kums stellte die größte Her-ausforderung für mich dar: Eine Access-Schulung für einige Mitarbeiter des „Ministry of Community Development and Social Service“ und der GTZ. Auf Englisch! Zumindest konn-te man eingehend auf Deutsch fluchen, wenn der Vorführeffekt genau das tat, wofür er berühmt ist, näm-lich im entscheidenden Mo-ment zu versagen. Aber besonders die afrikanischen Kollegen retteten durch ihre Geduld, Freundlichkeit und vor allem durch ihren un-stillbaren Wissensdurst die Situation. Es gibt nichts Beruhigenderes, als in

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Die weltberühmten Victoria Falls in Livingstone/Sambia

Vom Projekt unterstützte Waisenkin-der

Der Central Business District von Kalomo mit der wohl einzigen Bank, die keine Visa-Karten akkzeptiert

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M e i n e r s t e r M a r a t h o n : Z we i R u n d e n d u rc h St o c kh o l m von Robe r t Pau l

mer abholen. Der Stock-holm Marathon, organisiert von zwei Leichtathletikver-einen Schwedens, ist gut geplant und umgesetzt, und trotz der Zahl von 17.249 angemeldeten Läufern aus 57 Nationen gab es kaum Ablaufschwierigkeiten. Daher war es schon auf der Anreise, in der Unterkunft oder in der Stadt interessant zu spekulieren, wer sonst noch alles am Marathon teilnehmen würde. Manche machten es einem einfach, sie trugen ihr T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich trainie-re für den Stockholm Mara-thon 2006“. Andere trugen T-Shirts oder Pullover mit Aufdrucken anderer nam-hafter Marathonläufe aus ganz Europa. Auch der Start war gut organisiert. Es dauerte keine zehn Minuten und alle Teilnehmer hatten die Startlinie überschritten. Und so folgten wir der Route in zwei Runden durch die Stadt, durch Parks, die Altstadt und na-türlich vorbei am Wasser. Die zahlreichen Schären der küstennahen Region an der engen Mündung des Mälarsees in die Ostsee macht Stockholm so attrak-tiv. Der Lauf wurde anstren-gender, als ich gedacht hat-te. Ich wusste, dass ich die halbe Distanz ganz gut be-wältigen konnte, ich wusste auch, dass ich dreieinhalb Stunden am Stück rennen konnte, doch mehr wusste ich nicht. Zudem herrschten an diesem Nachmittag sommerliche Temperaturen und viel Sonnenschein in Stockholm und ich hatte

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, 42,195 km am Stück zu laufen? Vor allem, wenn man zuvor nicht sehr vom Jogging begeistert war und kaum Kondition auf-weisen konnte. Ich kann Euch erzählen, wie es bei mir war. Anfang Juni 2005 besuchte ich einen unserer Geographie-Kommilitonen in Stockholm, der dort ein Semester lang studierte und wurde Zeuge des 27. Stock-holm Marathon. Interessiert hatte ich zuvor die ARD-Sendung „Von 0 auf 42“ verfolgt und miterleben können, wie untrainierte Menschen unterschiedlichs-ten Alters sich soweit vor-bereiteten, dass sie den New-York-Marathon liefen und welche positiven (Neben-) Effekte das auf ihr Leben hatte. Wie gesagt, Laufen gehörte zuvor nicht zu meinen Lieblingssportar-ten, doch um regelmäßig Sport zu treiben, brauchte ich ein festes Ziel vor Au-gen. Deswegen entschloss ich mich im Jahr darauf in Schweden mitzulaufen. U n t e r h t t p : / /www.stockholmmarathon.se kann man sich bereits ein Jahr im Voraus anmelden, was ich auch gleich nach meiner Rückkehr nach Deutschland tat. Es folgte ein Jahr Training mehr oder weniger nach den Vorschlägen aus Dieter Baumanns Buch „Laufen sie mit“. Hier nahm ich mir den Trainingsplan für den ersten Marathon mit dem Ziel ANKOMMEN vor. Mit neuen Schuhen und Pulsuhr begann ich mein Lauftraining. Im Vorfeld

lief ich zwei Halbmarathon-läufe, in Freiburg und in Rot bei Heidelberg. Auch Läufe über drei Stunden gehörten zu meiner Vorbe-reitung. Mit etwas Fahrrad-fahren und Schwimmen gestaltete sich der Trai-ningsplan etwas abwechs-lungsreicher. Zwar empfahl mein Buch keine Vorberei-tung von einem Jahr - da-nach hätten 12 Wochen ausgereicht - doch meine Freundin (sie ist Medizin-studentin) erzählte mir, dass es bei ungenügendem Trai-ning Ermüdungsbrüche geben kann. Zudem besteht bei einer derartigen körper-lichen Beanspruchung die Gefahr von Nierenschäden. Mit einem Jahr Vorberei-tungszeit fühlte ich mich aber recht gut vorbereitet. Mittwochs vor dem Flug, der dieses Jahr am 3. Juni um 14 Uhr begann, flogen meine Freundin und ich nach Stockholm und bezo-gen ein Zimmer in einer Jugendherberge. Ab jetzt galt es sich zu schonen und viele Kohlenhydrate zu essen. Doch in Stockholm gibt es viel zu entdecken, das Vasa-Museum, das ein original Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert zeigt, das Nobelmuseum mit In-formationen über Alfred Nobel, den Erfinder des Dynamits, und die Organe der Nobel-Stiftung, den weltgrößten IKEA, das Freilichtmuseum Skansen und vieles mehr. Daher muss man Acht geben, dass man beim Sightseeing nicht zu viel auf den Beinen ist. Am Tag vor dem Start konnte man seine Startnum-

Robert Paul als Teilnehmer des Stock-holm Marathon 2006 mit der Start-

nummer 6829

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S e i t e 2 9 J a h r g a n g 2 , A u s g a b e 3 / 0 6

Aushang zur Lehramtsinfoveranstal-tung

N e u i g k e i t e n a u s d e r P r a kt i ku m s i n i t i a t i v e ( P I G ) von Chr i s t ina P reuske r

Am Tag darauf erkannte man die Teilnehmer des Marathons an ihrem Stock-holm Marathon Finisher - T-Shirt oder am Humpeln auf Grund Muskelkaters, mit dem ich auch zu kämp-fen hatte. Trotz aller An-strengung war es eine tolle Erfahrung und hat bei mir Lust auf mehr gemacht. Und wer keinen Marathon laufen will, der sollte aber einfach so mal nach Stock-holm fahren… Weitere Informationen: http://www.stockholmmarathon.se

meine lange, schwarze Trainingshose anbehalten. Ich musste richtig mit mir ringen ab ca. Kilometer 30. Ins Gehen wollte ich nicht verfallen sondern weiter Laufen. Lediglich die Ver-pflegungsstelle nutzte ich nun ausgiebiger um beim Trinken und gelegentlichem Essen von Bananen ein paar Schritte mehr zu gehen, als ich es in der ersten Hälfte des Marathons tat. Jede kleine Steigung, von Brü-cken z.B., wurde nun zur echten Herausforderung. Nach 33 Kilometern sagte ich mir, dass es jetzt keine zehn Kilometer mehr sind und ich den Rest auch noch schaffen würde. Meine Ge-danken konzentrierten sich nur noch aufs Ankommen. Wie ärgerlich wäre es nach all der Vorbereitung und Planung, jetzt aufgeben zu müssen, wie einige Teilneh-mer um mich herum. Man-che konnten nur noch Ge-

hen, andere mussten sich am Straßenrand dehnen, weil ihre Muskeln ver-krampft waren. Ich beo-bachtete meine Pulsuhr und meinen Körper und hoffte, dass jetzt nichts mehr schief ging. Nach 41 Kilometern sah ich dann endlich das alte Olympiastadion von 1912, in dem sich das Ziel befand. Im Stadion drin mussten wir alle noch eine dreiviertel Runde laufen. Bevor wir endlich die Ziel-linie überquerten. Auf den Zuschauerrängen wartete meine Freundin zusammen mit vielen anderen Beglei-tern. Es war toll, jemanden in der fremden Stadt zur Unterstützung dabei zu haben. Ich erreichte das Ziel in vier Stunden und 56 Minuten. Der Gewinner, ein Herr aus Simbabwe, benötigte gerade einmal zwei Stunden und 17 Minu-ten. Er überrundete mich bereits bei Kilometer 18.

Monaten haben sich siebzig neue Studierende aus ganz Deutschland in den Vertei-ler eingetragen Weitere Informationen: www.geog.uni-heidelberg.de

Am 21. Juni veranstaltete die Praktikumsinitiative Geographie erstmals eine „Lehramts-Infoveranstal-tung“. Neben Herrn Dr. Erich Streitenberger vom Zentrum für Lehrerbildung der Universitäten Heidel-berg und Mannheim, konn-te die Praktikumsinitiative Prof. Keith Stobbe als Ver-treter des Fachbereichs Geographie des Staatlichen Seminars für Didaktik und Lehrerbildung sowie Herrn Dr. Stefan Hecht in seiner Funktion als Fachstudien-berater des Geographischen Instituts zur Beantwortung der zahlreichen Fragen ge-winnen.

Zum 1. Juli hat die PIG erfreulicherweise studenti-schen Zuwachs bekommen - künftig wird Claudia Küs-ter die Praktikumsinitiative als zweiter Hiwi unterstüt-zen! Claudia studiert im zweiten Semester Geogra-phie auf Diplom mit den Nebenfächern Geologie und Sinologie und hat bereits eine Ausbildung zur Ver-lagskauffrau sowie längere Auslandsaufenthalte in Ka-nada, Neuseeland und Ecu-ador absolviert. Der PIG-Verteiler erfreut sich in der Zwischenzeit immer größerer Beliebtheit: Allein in den letzten zwölf

Ziel: Ankommen im Olympiastadion

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Liebe Leser, passend zum einjährigen Jubiläum von Columbus möchten wir heute das Re-daktionsteam kurz vorstel-len:

Markus Forbriger Studiengang: Diplom (6. FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Geologie, Chemie

Kathrin Heinzmann Studiengang: Diplom (10. FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Ö-Recht, Politik Südasiens Fabian Löw Studiengang: Diplom (4. FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Biologie, Ö-Recht, Umweltgeoche-mie

Martina Ries Studiengang: Diplom (8.FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Spanisch, VWL Niklas Schenck Studiengang: Diplom (4. FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Physik, VWL

Claudia Wiese Studiengang: Diplom (11. FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Ö-Recht, VWL Petr Zajicek Studiengang: Diplom (10.FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Geologie, Chemie

Constanze Lucht Studiengang: Lehramt/Diplom (6.FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Politik-wissenschaft (HF), Ge-schichte (HF)

Anne Marmann Studiengang: Diplom (7. FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Physik, Umweltgeochemie

Christina Preusker Studiengang: Lehramt (9. FS) Fächerkombination: Geographie (HF), Germa-nistik (HF), Erziehungswis-senschaft (HF)

II M P R E S S U MM P R E S S U M

Herausgeber: Columbus - Redaktionsteam Ruprecht-Karls-Universität Geographisches Institut Berliner Str. 48 69120 Heidelberg Email: [email protected] Internet: www.geog.uni-heidelberg.de Redaktionsteam: Markus Forbriger Kathrin Heinzmann Fabian Löw Constanze Lucht Anne Marmann Christina Preusker Martina Ries Niklas Schenck Claudia Wiese Petr Zajicek Layout: Kathrin Heinzmann Weitere Mitarbeiter/innen: Nicole Baur Adam Lesnik Katrin Lichti Jenny Mellberg Marina Müller-Meißner Robert Paul Martin Schmitt Erich Streitenberger Karina Thill Robert Wagener Hans-Jörg Weber Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Redaktionsschluss: 1. Oktober 2006 (für Beiträge für die nächste Ausgabe von Columbus)

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I n e i g e n e r S a c h e