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FAIR HANDELN VERÄNDERT info info SRI LANKA LANGER WEG ZUM FRIEDEN Ein 20 jähriger Bürgerkrieg hat die srilankische Gesellschaft tief gespal- ten. Seit Ende 2002 ruhen die Waf- fen. Ein schwieriger Prozess steht be- vor. Seite 3-5 TEE MEHR ALS EINE SCHALE TEE Tee von Idulgashena ist etwas Beson- deres. Er kommt aus dem ersten Bio- Tee-Garten der Welt mit sozial Bei- spiel gebenden Ansätzen. Seite 6-8 GEWÜRZE SCHMECKT NACH MEHR Gewürzbauern im srilankischen Zen- tralland haben mit PODIE und BIO FOODS Organisationen im Hinter- grund, die nicht nur fair-markten sondern auch beraten und für Qua- lität sorgen. Seite 9-11 SPIELE FAIR-SPIELT SEIN LOHNT SICH Bunte Puzzles aus Sri Lanka. Bei Gospel House finden junge Men- schen Arbeit und höheres Einkom- men. Seite 12-13 FAIR-MISCHTES RUND UM DEN FAIREN HANDEL Von der Dynamik der Weltläden, Postkarten im Ministerbüro, der Po- wer aus Öko-Strom, der Mehrfach- wirkung von FairTrade Pralinen und dem Tag des Kaffees. Seite 14-15 I N H A L T JAHRGANG 26, NR. 2, SEPTEMBER 2003 www.eza3welt.at

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FAIR HANDELNVERÄNDERT

infoinfoSRI LANKALANGER WEG ZUM FRIEDENEin 20 jähriger Bürgerkrieg hat diesrilankische Gesellschaft tief gespal-ten. Seit Ende 2002 ruhen die Waf-fen. Ein schwieriger Prozess steht be-vor. Seite 3-5

TEEMEHR ALS EINESCHALE TEETee von Idulgashena ist etwas Beson-deres. Er kommt aus dem ersten Bio-Tee-Garten der Welt mit sozial Bei-spiel gebenden Ansätzen. Seite 6-8

GEWÜRZESCHMECKT NACH MEHRGewürzbauern im srilankischen Zen-tralland haben mit PODIE und BIOFOODS Organisationen im Hinter-grund, die nicht nur fair-marktensondern auch beraten und für Qua-lität sorgen. Seite 9-11

SPIELEFAIR-SPIELT SEINLOHNT SICHBunte Puzzles aus Sri Lanka. BeiGospel House finden junge Men-schen Arbeit und höheres Einkom-men. Seite 12-13

FAIR-MISCHTESRUND UM DEN FAIREN HANDELVon der Dynamik der Weltläden,Postkarten im Ministerbüro, der Po-wer aus Öko-Strom, der Mehrfach-wirkung von FairTrade Pralinen unddem Tag des Kaffees. Seite 14-15

I N H A L T

J A H R G A N G 2 6 , N R . 2 , S E P T E M B E R 2 0 0 3

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I M P R E S S U M

E D I T O R I A L

2 infoS e p t e m b e r 2 0 0 3 / N r. 2

D ie WTO-Verhandlungen sind ge-scheitert – so die ersten Medienbe-richte nach den Tagen in Cancún,

wo sich VertreterInnen der 146 Mitglieds-länder der Welthandelsorganisation mit The-men wie Investitionen, Wettbewerb, Han-delserleichterungen, öffentliches Beschaf-fungswesen und Agrarpolitik im Weltmaß-stab auseinandersetzten. Das vorgelegte Ab-schlussdokument wurde vor allem vonseitenzahlreich anwesender Nicht-Regierungs-Organisationen als „unannehmbar und ge-gen die Interessen der Entwicklungsländergerichtet“ bezeichnet und fand denn auchnicht die Zustimmung derselben.

Vor allem im Bereich der Landwirtschaftkam es einmal mehr zu keiner Einigung. DerForderung nach weitgehender Marktöffnungim Süden stehen Ausnahmeregelungen fürProdukte aus dem Norden gegenüber. Dieschiefe Ebene zwischen Nord und Süd wirdalso beibehalten. Die Schlussfolgerung, mitder Öffnung der Märkte im Norden für Süd-produkte sei das Problem gelöst, ist jedochebenfalls in Frage zu stellen. Dem Preis-dumping der Industrieländer müsse viel-mehr der Schutz der Binnenmärkte in denEntwicklungsländern entgegengesetzt wer-den. Diese Meinung vertritt etwa das inter-nationale Bauernnetzwerk Via Campesina,das eine exportorientierte Strategie ablehntund bereits vor zwei Jahren feststellte: „DasWichtigste für die Bauern in den am wenig-sten entwickelten Ländern und für ihre Fa-milien ist nicht der Export, sondern in ersterLinie die Produktion für den Familienbedarfund in zweiter Linie für den Binnenmarkt.“Diese Auffassung wird allerdings auch vonvielen Regierungsvertretern aus Entwick-lungsländern nicht geteilt.

Die abgebrochenen WTO-Verhandlungenseien nicht Zeichen des Scheiterns, formu-liert die deutsche NGO Germanwatch, son-dern Beweis der gestiegenen Verhandlungs-macht der Entwicklungsländer. Denn zumersten Mal sei es einer durchaus heterogenenGruppe gelungen, sich nicht spalten zu las-sen und gegenüber den 90 ärmsten Ent-wicklungsländern solidarisch zu sein. „Diesist ein historisches Ereignis,“ sagt Rudolf

VOM VERHANDELN UND FAIR HANDELN

Herausgeber und Medieninhaber (Verleger):EZA-Entwicklungszusammenarbeit mit der DrittenWelt Ges.m.b.H., Redaktion: Andrea Reitinger,Plainbachstraße 8, A-5101 Bergheim, DVR Nr. 0419605, Telefon: 0662/452178, Telefax: 0662/452586, E-mail: [email protected]: Atelier Dennis de Kort, 5232 Kirchberg beiMattighofen; Druck: Moserbauer Druck & Verlag,4910 Ried i. I.; Auflage: 17.000. Offenlegung gemäß Mediengesetz:Medieninhaber (Verleger) ist die EZA-Entwicklungs-zusammenarbeit mit der Dritten Welt Ges.m.b.H.,A-5101 Bergheim, Plainbachstraße 8. Die Ziele derEZA sind ausschließlich auf gemeinnütziger Basis:1. Die Förderung von HandarbeiterInnen-, Bäuerin-nen- und Bauernorganisationen in der Dritten Weltdurch die Vermarktung ihrer Produkte in Österreich;2. Die Informations- und Bildungsarbeit über Pro-bleme der Entwicklungsländer.

Buntzel-Cano, Vorstandmitglied von Germ-anwatch. Wie sehr das die weiteren Ver-handlungsrunden beeinflussen kann, wirddie Zukunft zeigen.

Exportorientierung ja oder nein: DieseFrage stellt sich auch in Zusammenhang mitder noch immer aktuellen Kaffeekrise. DerPreisverfall legt den Umstieg auf andere Pro-dukte nahe – doch die vom Kaffeeanbau ab-hängigen Bauern haben weder die Mittelnoch eine konkrete Alternative, die ihnen denUmstieg ermöglichen würde. Auch die vonder Erwirtschaftung der Kaffeedevisen ab-hängigen Volkswirtschaften sind wenig fle-xibel, müssen sie doch einen Teil des Geldeszur Schuldentilgung reservieren. Diversifi-zierung im großen Maßstab braucht inter-nationale Förderung und vor allem Kohärenzim Vorgehen der unterschiedlichen Akteure.Diversifizierung braucht Zeit. Die habenMillionen Kaffeebauern und –bäuerinnennicht. Denn es geht um ihr Überleben. Fai-rer Handel kann hier eine konkrete Alterna-tive für KaffeeverbraucherInnen anbieten,muss aber auch Referenzgröße für den her-kömmlichen Handel sein. Auch und vor al-lem die großen Kaffeekonzerne müssen so-ziale Verantwortung übernehmen. Und da-mit ist nicht das Social Sponsoring von Ein-zelprojekten gemeint!

In dieser Nummer des EZA-Info steht SriLanka im Mittelpunkt. Wir möchten Ihnenunsere Partnerorganisationen vorstellen, diewir im Rahmen einer Reise mit Weltladen-mitarbeiterInnen im März dieses Jahres be-suchten und neue Einblicke in die viel-schichtige Welt des Fairen Handels eröffnen.Im Rahmen der Sri Lanka Wochen könnenSie in Weltläden in ganz Österreich die Pro-dukte und ihre Geschichten dahinter ken-nenlernen.

Mit den besten Grüßen

TEEPFLÜCKERINNEN auf Idulgashena, Sri Lanka.Foto: mawi

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S R I L A N K A

info 3S e p t e m b e r 2 0 0 3 / N r. 2

Seit 20 Monaten existiert in Sri Lanka ein Waffen-stillstand zwischen der Regierung und den Rebel-len der „Liberation Tigers of Tamil Eelam“. Ziel ist es,den seit über 20 Jahren andauernden Bürgerkriegdurch Verhandlungen zu beenden.

LANGER WEG ZUM FRIEDEN

Die Wahlen im Dezember 2001 ha-ben für Sri Lanka eine neue Äraeingeleitet. Die bis dahin oppo-

sitionelle United National Party (UNP)gewann die anstehenden Parlaments-wahlen und ihr neuer Premierminister,Ranil Wickremesinghe, hat keine Zeit ver-streichen lassen und als oberstes Ziel sei-ner Politik die Lösung eines Volksgrup-penkonflikts verkündet, der in 20 Jahrenfast 100.000 Menschenleben geforderthat (siehe Seite 5). Seit Ende Februar 2002schweigen tatsächlich die Waffen. Einvon Norwegen vermitteltes Waffenstill-standsabkommen zwischen den beidenKonfliktparteien ist in Kraft und hat vie-len Menschen weitgehende Erleichte-rungen gebracht. Es wurde nicht nur diebisher existierende Wirtschaftsblockadeüber die von den „Liberation Tigers ofTamil Eelam“ (LTTE) gehaltenen Lan-desteile im Norden und Osten der Inselaufgehoben. Auch Reisebeschränkun-gen bestehen keine mehr. Nach mehr als15 Jahren ist die alte Nord-Süd-Land-verbindung zwischen Kandy/Colombound dem nördlichen Jaffna freigegeben

worden. Sri Lankas Hauptstadt Colom-bo, die in den letzten Jahren immer wie-der Ziel von Selbstmordattentaten der„Tamil Tigers“ war, verbreitet wieder dasFlair einer normalen asiatischen Groß-stadt.

ES BLEIBT NOCH VIEL ZU TUN

Der Optimismus, den lange währen-den Konflikt doch noch friedlich zu lö-sen, darf nicht darüber hinwegtäuschen,dass das Schwierigste dem Land nochbevor steht: Es muss eine langfristige po-litische Lösung gefunden werden. Derzwanzigjährige Bürgerkrieg hat die Be-völkerung gespalten und tiefe Gräbenaufgetan. Es muss ein Ausgleich erzieltwerden zwischen den Forderungen der

von Walter Keller *

LTTE nach mehr Unabhängigkeit und Eigenständigkeit für Tamilen und dem,was Regierung und Mehrheit der sing-halesischen Bevölkerung an Zugeständ-nissen in Richtung tamilischer Minder-heit bereit sind zu akzeptieren. Darüberhat die srilankische Regierung erstmalsim September 2002 mit Vertretern derLTTE auf neutralem Boden in Thailandverhandelt. Es folgten Verhandlungs-runden in Oslo und in Berlin. In Oslo hatdie LTTE erstmals ihre seit den 70er Jah-ren aufrecht erhaltene Position nach derSchaffung eines unabhängigen Tamilen-staates im Norden und Osten der Inselaufgegeben und betont, man sei mit ei-ner weitgefassten Autonomieregelungund einer föderalen Lösung für die vonihnen beanspruchten Gebiete einver-standen.

Foto: Sylvia Auer

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S R I L A N K A

4 infoS e p t e m b e r 2 0 0 3 / N r. 2

SCHWIERIGER PROZESS

Trotz aller Fortschritte gab es auchRückschläge. Im April dieses Jahres ver-kündete die LTTE überraschend, mansteige vorübergehend aus dem Verhand-lungsprozess aus. Als Erklärung dafürwurde die Unzufriedenheit mit der Um-setzung der bisher bei den Verhandlun-gen getroffenen Beschlüsse durch die Re-gierung angeführt. Ausserdem forderndie Ex-Rebellen eine von Colombo wei-testgehend administrativ abgekoppelteNord-Ost-Provinz, in der sie bis zu einerendgültigen föderalen Lösung über dasSchicksal der tamilischen Bevölkerungmaßgeblich entscheiden können. Hier-bei geht es der LTTE natürlich nicht zuletzt um den direkten Zugang zu denvielen Hilfsgeldern, die von der inter-nationalen Gebergemeinschaft anläss-lich einer Konferenz in Tokio im Juni 2003Sri Lanka für den Wiederaufbau zuge-sagt wurden. Um den Friedensprozesszu unterstützen wurden dem Land Hilfs-zusagen von etwa 4 Milliarden Euro ge-macht.

zu besiegen. Erst dann könne es eine Lö-sung des „Tamilenproblems“ geben.Dass ein militärische Sieg über die LTTEjedoch in absehbarer Zeit kaum möglicherscheint, hat die neue Regierung einge-sehen. Sie betont, weder seien die „TamilTigers“ in der Lage, die Streitkräfte zu be-siegen noch die Streitkräfte dazu fähig,die LTTE dauerhaft in die Knie zu zwin-gen. Beobachter erwarten deshalb in dennächsten Wochen auch die Wiederauf-nahme des derzeit ruhenden Verhand-lungsprozesses.

IMPULSE FÜR DIEWIRTSCHAFT

Die Friedenspolitik der neuen Regie-rung hat auch der Wirtschaft neue Im-pulse gebracht. Noch bis Ende 2001 hat-ten politische Instabilität und militäri-sche Eskalation verbunden mit immerhöheren Ausgaben für den Verteidi-gungshaushalt (jährlich etwa eine Milli-arde Euro) die Wirtschaft des Landesstark in Mitleidenschaft gezogen. 2001war der Tiefpunkt erreicht, als das Wirt-schaftswachstum erstmals seit der Un-abhängigkeit um 1,5 Prozent zurück-ging. Stark betroffen war auch die Tou-rismusindustrie. Mit dem Waffenstill-stand zwischen Regierung und den „Ta-mil Tigers“ wird das Wirtschaftswachs-tum in diesem Jahr wieder bei etwa 4 Pro-zent liegen und auch die Touristen kom-men wieder. Im laufenden Jahr erwartetdas Land eine halbe Million Besucher.

* WALTER KELLER ist freier Gutachter,Journalist und Mitarbeiter der InWent (Orga-nisation für internationale Zusammenarbeit,Weiterbildung, Dialog). Von 1985 bis 2000 warer Chefredakteur der Zeitschrift „Südasien“(Bonn/Dortmund) und Geschäftsführer des„Südasienbüro“. Derzeit arbeitet er im Auftragder GTZ-Deutsche Gesellschaft für technischeZusammenarbeit) im Norden und Osten von Sri Lanka.

Aber auch von anderer Seite wird ge-gen den Friedensprozess und die von derLTTE geforderten Zugeständnisse an dietamilische Minderheit Stimmung ge-macht. Die Gegner einer Verständigungauf singhalesischer Seite werden ange-führt von der radikalen „Janatha Vi-mukthi Peramuna“ (JVP), die im Parla-ment immerhin über 16 von insgesamt225 Sitzen verfügt. Die JVP spricht von„Ausverkauf an die Tamilen“ und vonder Notwendigkeit, die LTTE militärisch

„Letzten Endes ist es der Glaube an die Fähigkeit der Menschen,der uns durch diese schrecklichen Zeiten bringt.“

Anoma Rajakaruna

Foto: Sylvia Auer

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S R I L A N K A

info 5S e p t e m b e r 2 0 0 3 / N r. 2

Sri Lanka ist Teil des indischen Sub-kontinents und mit einer Flächevon gut 65.000 qkm etwa so groß

wie Österreich ohne Niederösterreich.Ein wesentliches Kennzeichen Sri Lan-kas ist seine ethnische, religiöse und kul-turelle Vielfalt. Von den derzeit knapp 20Millionen Einwohnern sind drei ViertelSinghalesen, knapp 13 Prozent CeylonTamilen (Jaffna Tamilen), die vorwie-gend im Norden und Osten der Insel sie-deln und gut fünf Prozent Hochlandta-milen (Indian Tamils), die meist in denTeeplantagen des zentralen Hochlandesleben und arbeiten. Die sogenanntenMoors, die wegen ihrer Religionszu-gehörigkeit auch als Muslime bezeichnetwerden, haben einen Anteil von siebenProzent an der Gesamtbevölkerung. Ei-nige weitere, jedoch sehr kleine Grup-pen, runden den Ethnien„mix“ ab: Burg-hers, Veddas und Malays.

WELCHE WURZELN?

Fast die gesamte heutige Bevölkerungstammt von indischen Einwanderern ab.Singhalesen berufen sich dabei auf einennordindischen, „arischen“ Ursprung,Ceylon- und Hochlandtamilen zählenzur Gruppe der Draviden Südindiensund auch die Vorfahren der meistenMoors kamen innerhalb der letzten Jahr-hunderte aus Indien.

Viele Singhalesen und Tamilen be-schäftigt heute noch die Frage, welcheBevölkerungsgruppe sich zuerst auf derInsel niederließ. Dies hat immer wiederzu heftigen Disputen geführt und dasVerhältnis der beiden großen Völker zu-einander kräftig gestört.

Einen weiteren Grundstein für Kon-fliktpotential, das sich während der ver-gangenen 20 Jahre zu einem Bürgerkriegentwickelte, legte die britische Kolonial-macht, die für die Verwaltung vorzugs-weise Ceylon-Tamilen aus dem Norden

VOLKSGRUPPENKONFLIKTIN SRI LANKA

Dieser hatte das Ziel, einen eigenständi-gen Tamilenstaat, „Tamil Eelam“ ge-nannt, im Norden und Osten der Insel zuschaffen.

Immer wieder hat es während der lan-gen Geschichte des Konfliktes zwischenTamilen und Singhalesen Bemühungengegeben, eine friedliche Verhandlungs-lösung zu erreichen – bisher ohne Erfolg.Deshalb erwarten viele von dem seit Fe-bruar 2002 laufenden Friedensprozesseinen Durchbruch.

Walter Keller

der Insel einstellte. Mit der Unabhängig-keit des Landes am 4. Februar 1948 gingdie politische Macht an von Singhalesendominierte Regierungen über. Um denEinfluss der Ceylon-Tamilen zurückzu-drängen, wurden nach 1956 zahlreicheGesetze erlassen, die Tamilen benachtei-ligten.

Weil friedliche Proteste gegen ihre Dis-kriminierung erfolglos blieben, habendie Rebellen der „Liberation Tigers of Ta-mil Eelam“ (LTTE) seit Mitte der 70erJahre einen militanten Kampf geführt.

Foto: Sylvia Auer

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T E E

Tee ist nach Wasser das am meistenkonsumierte Getränk der Welt,seine Kulturgeschichte mehrere

Tausend Jahre alt. Kaum ein anderesLand wird – nach China – so sehr mit Teein Verbindung gebracht wie Sri Lanka.Sinnbild dafür ist der koloniale NameCeylon. Die Tee-Plantagen wurden im19. Jahrhundert von den Briten angelegt,das Produkt entwickelte sich zum wich-tigsten Exportgut der Insel. Heute hat dieTextilindustrie diesen Platz eingenom-men. Doch nach wie vor ist Sri Lankanach China und Indien der drittgrößteTeeproduzent der Welt und bedeutend-ster Teeexporteur.

DIE WIEGE DES BIO-TEES

Der begehrteste Tee ist der sogenann-te Highgrown. Er wächst ab einer Höhevon 1200 Metern über dem Meer. Auf ei-ner serpentinenreichen schmalen Straßegeht es bergauf in die Uva Region. DieLandschaft sieht aus, als hätte man einengrünen Teppich über sie gebreitet. So-weit das Auge reicht: Tee. Die Luft ist an-

genehm frisch. Aufgrund ihrer Höhenla-ge und der klimatisch günstigen Bedin-gungen ist diese Gegend bekannt fürQualitätstee.

Hier, auf der Idulgashena Plantage, be-gann vor 16 Jahren ein weltweit einzig-artiges Experiment. In der Zusammen-arbeit zwischen Stassen Natural Foods,einem in Sri Lanka führenden Teeunter-nehmen, der deutschen Fair Trade Orga-nisation gepa, und der Bio-Zertifizie-rungsorganisation Naturland entstandder erste Bio-Teegarten der Welt. Der Er-folg gibt den Pionieren von einst recht.Die damals heruntergekommene Planta-ge wurde zu einem Vorzeigeprojekt. Seitdem Jahr 2002 entspricht der Bio-Teeauch den Demeter Richtlinien.

Wieviel Arbeit und Wissen dafür ein-gebracht wird, sahen wir vor Ort. Diekomplizierte Herstellung bio-dynami-scher Präparate ersetzt chemische Dün-ge- und Spritzmittel.

MEHR ALS EINESCHALE TEE

TEEPFLÜCKEN erfordert große Sorgfalt, erklärt man denGästen aus Osterreich – Foto: MAWI

Mehr zu sehen als die Oberfläche – darum geht es im Fairen Handel. Die Begegnung mit Part-nerorganisationen im Süden gibt den Blick freiauf die Lebens- und Ar-beitsrealität der Menschen,die hinter den Produktenstehen. In Sri Lanka sind es Teepflückerinnen, Spielzeugproduzenten undGewürzbauern, die imMärz dieses Jahres vonEZA- und Weltladen-mitarbeiterInnen besuchtwurden. Ihre Geschichtengeben den Produkten Leben.Weltläden sind die Orte, wo sie erzählt werden.

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T ee von Idulgashena wird als Grün-tee und als Schwarztee von EZA-Dritte Welt angeboten. Es gibt ihn

lose als schwarzen Ceylon Bio Tee, High-grown, BOP (Broken Orange Pekoe) undals Ceylon Bio Tee, Highgrown, BOPF(Broken Orange Pekoe Fannings) im un-gebleichten Teebeutel. Beide Tees ergebeneinen angenehm kräftigen Aufguss mitkupferroter Tasse. Als Frühstückstee eben-so geeignet wie zur „tea time“ am Nach-mittag. Warum nicht einmal „very bri-tish“ mit einem Wölkchen Milch ver-setzt? Köstlich dazu schmecken die Oran-genkekse aus Fairem Handel!

Die positiven Wirkungen des Grünteesauf den menschlichen Organismus füllenBücher. Grüntee kommt von Idulgashenaals Ceylon Jasmintee – versetzt mit Jas-minaroma – oder als Ceylon Bio-Grünteemit extra großem Blatt. Das Wasser fürGrüntee soll nur 70° haben – kochendesWasser deshalb 3-4 Minuten abkühlenlassen. Dann erst aufgießen. Die helle Tas-se erfrischt Körper und Geist!

info 7

T E E

Geduldig erklärt man uns den Prozess,der zwischen Ernte und Teegenuss liegt.Welken, Rollen, Sieben, Fermentieren,Trocknen und Sortieren - alles ist genau-estens festgelegt und erfordert nicht nurdie entsprechende Maschinenausstat-tung sondern auch das Know-How er-fahrener Teeverarbeiter.

An die 10 verschiedene Tees sind alsAnschauungsbeispiel fein säuberlich aufeiner Theke angerichtet: das trockeneBlattgut und der dazugehörige Aufguss– von dunklem kupferrot bei kräftigemSchwarztee bis hellgelb bei Grüntee.

SOZIALE VERANTWORTUNG

Idulgashena ist nicht nur der Prototypdes ökologischen Teeanbaus, auch diesozialen Rahmenbedingungen wurdenkontinuierlich verbessert und geltenheute als Beispiel gebend. 2.400 Men-schen leben auf der Plantage, rund dieHälfte davon sind Arbeiterinnen und Ar-beiter, über 90 Prozent Hochland-Tami-len. Sie sind die Nachkommen jenerMenschen, die während der britischenKolonialherrschaft zu Tausenden von In-dien nach Ceylon gebracht wurden, umunter sklavenähnlichen Bedingungenauf den Teeplantagen zu arbeiten. Auchnach der Unabhängigkeit waren sie lan-ge staaten- und rechtlose Arbeitskräfte.Noch immer gibt es tamilische Teearbei-terinnen ohne offizielle Papiere.

Der Tageslohn der TeearbeiterInnenwird jährlich zwischen Regierung undGewerkschaften vereinbart und gilt fürdie Erfüllung der Tagesnorm. Das ist diePflückmenge, die täglich abzuliefern ist.Zwar ist der Lohn für die Pflückerinnenauf Idulgashena nicht höher als auf an-deren Plantagen, doch haben die Teear-beiterInnen dort 26 Tage pro Monat Ar-beit, auf herkömmlich geführten Planta-gen sind es etwa 16-20 Arbeitstage. Dar-über hinaus ist die täglich vereinbartePflückmenge deutlich niedriger als aufanderen Plantagen.

Dem Plantagen-Management ist perGesetz vorgeschrieben, Sozialeinrich-tungen zu unterhalten, doch die Qualitätderselben lässt im allgemeinen zu wün-schen übrig. Auf Idulgashena wurdedemgegenüber eine Abteilung für Sozia-le Entwicklung geschaffen, in der allein62 Personen, darunter Sozialarbeiter,

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Die Hauptbestandteile dafür sind Rin-dermist, Quarz, verschiedene Heilkräu-ter und Rindensubstanzen, die zur Bele-bung des Bodens beitragen. In vielen Ar-beitsabläufen werden Hornmist- undHornkieselpräparate, sowie Komposthergestellt. Staunend sehen wir, wie eineFrau Kuhhorn um Kuhhorn mit Mist be-füllt. Die Hörner werden anschließendfür mehrere Monate vergraben. Mit Was-ser verrührt ergibt das Ganze eine mehr-fach angereicherte Substanz, die dem Bo-den und der Pflanze gut tun soll. DieNutzung der Licht- und Wärmekraftspielt dabei ebenso eine Rolle wie dieBerücksichtigung der Planetenkonstel-lationen.

TEEPFLÜCKEN IST FRAUENSACHE

Danach geht es zu den Teegärten. Zwi-schen den Büschen auf steilem Geländewurden Schattenbäume gepflanzt. Siefiltern das Sonnenlicht, führen der ErdeStickstoff zu und wirken der Erosionentgegen. Die Teepflanze zählt zur Gat-tung der Kameliengewächse. Die Ver-mehrung erfolgt durch Stecklinge. Erstnach drei bis fünf Jahren ist die Pflückrei-fe erreicht. Regelmäßiges Beschneidenhält die Büsche auf einer Höhe von etwaeinem Meter – so kann das Blattgut ambesten abgeerntet werden.

Teepflücken ist Frauenarbeit und willgelernt sein. „Two leaves and a bud“ –lautet die Devise. Nur die obersten zweiBlätter und die kleine Blattknospe wer-den geerntet und über die Schulter in denKorb geworfen. Die Pflückerinnen neh-men Stangen zu Hilfe, die sie auf dieSträucher legen – was darüber ragt, darfgeerntet werden. Täglich pflücken sierund 12 kg frisches Blattgut – daraus ent-stehen etwa 3 kg Schwarztee.

VERARBEITUNG INLUFTIGER HÖHE

Die frische Ernte wird noch am selbenTag zur Weiterverarbeitung gebracht. Inder Idulgashena Teefabrik, einem mehr-stöckigen luftigen Gebäude auf 1800 Me-tern Höhe, bekommen wir eine Ein-führung in die Kunst der Teeverarbei-tung. Der intensive Geruch nach Tee-blättern ist das Erste, was uns in die Nasesteigt.

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T E E

8 infoS e p t e m b e r 2 0 0 3 / N r. 2

Kindergärtnerinnen, und Familienbera-terinnen, beschäftigt sind. Finanziertwird das Programm von Stassen NaturalFoods und aus Geldern des Fairen Han-dels. Geleitet wird die Abteilung vonGodwin Rajendranath, einem erfahre-nen Sozialarbeiter, der beide Weltenkennt: „In den konventionellen Planta-gen entscheidet das Management überdas Wohl der Arbeiter und Arbeiterin-nen, aber hier auf Idulgashena entschei-det die Gemeinschaft, was sie braucht.Wir erleichtern die Umsetzung und ko-ordinieren die Arbeit.“ Dem „workerscommittee“ – einer Art Betriebsrat undArbeitervertretung auf der Plantage -kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Essetzt sich aus 50 Personen zusammen,viele davon sind Frauen. Aus ihren Dis-kussionen und Wünschen entstandenzahlreiche Verbesserungen. Dazu zähltdie Einrichtung einer Bank, auf der dieArbeiterInnen einen Teil ihres Geldes an-sparen können, ebenso wie ein Haus-bauprogramm, das die Wohnsituationnachhaltig verbessern soll. Gnana Seka-ran, der Plantagenmanager, verweist aufdas Erbe der Kolonialzeit: „Die Lebens-situation auf den Teeplantagen ist sehrärmlich. Vor 100 Jahren haben diePflückerinnen 30 Quadratmeter bekom-men, um darauf zu leben, zu kochen, zuschlafen....heute leben auf diesem engenRaum oft 10-15 Leute, ohne geeigneteBelüftung, ohne ausreichenden Platz.Deshalb haben wir begonnen, neue Häu-ser zu bauen und die alten zu renovie-ren.“

150 Häuser sind so entstanden, mehrals 300 Toiletten wurden gebaut. 350 Fa-milien verfügen über einen Wasseran-schluss, 200 über Strom. Dazu kommt,dass die Familien erstmals selbst zuHausbesitzern werden können. ZweiGesundheitsstationen stehen für Men-schen auf Idulgashena zur Verfügung.Dort werden sie nicht nur medizinischversorgt, auch Vorsorge und Beratungspielen eine große Rolle. Die Siedlungenverfügen über eine Kinderkrippe, wo dieTeepflückerinnen ihre Kleinsten unter-bringen können, bevor sie zur Arbeit ge-hen. Bei dafür ausgebildeten Frauen wis-sen sie sie in guten Händen. Das gleichegilt für den Kindergarten.

Jugendliche haben die Möglichkeit,nach dem Schulbesuch Computer- undEnglischkurse zu besuchen, die auch fürInteressierte aus den umliegenden Dör-fern offen sind. „Das Bildungsniveau ist

bevölkerung besteht kaum Kontakt. Ge-meinsam mit dem buddhistischenMönch des Dorfes wurde deshalb ein In-tegrationsprogramm ins Leben gerufen,das die beiden Gruppen näher zusam-men bringen soll. Wesentliches Elementist das Erlernen der Sprache der jeweilsanderen Volksgruppe sowie gemeinsa-me kulturelle Aktivitäten.

Vier Tage auf Idulgashena – unzähligeMenschen haben sich Zeit genommen,um uns zu empfangen, zu informieren,zu begleiten, und - immer wieder – mituns Tee zu trinken. Der Austausch mit ih-nen hat uns die Arbeit und das Leben aufder Plantage ein Stück näher gebracht.Godwin Rajendranath sieht darin aucheinen Gewinn für die TeearbeiterInnenund eine Stärke des Fairen Handels:

„Auf jeder herkömmlichen Plantagewissen die Arbeiterinnen nicht, was mitdem Tee passiert, sobald er einmal ge-pflückt wurde. Aber hier erfahren dieLeute durch den Fairen Handel: Das sinddie Menschen, die unseren Tee trinken,sie zahlen für ihn und das kommt uns di-rekt zugute, sie sehen, an wen der Teeverkauft wird, sie sind wirklich stolz dar-auf. Mehr als das Geld zählt die Würde,die sie dadurch bekommen.“

E in außergewöhnliches Produktbraucht eine besondere Ver-packung. Die findet der Idulgas-

hena Tee im Dambadenya Dorfentwick-lungsprojekt, im Nordwesten des Lan-des. Hier entstehen die geflochtenenKörbchen, in denen der Tee seine Reisenach Europa antritt. Sie werden vonüber 2000 Frauen in reiner Handarbeithergestellt.

Auch die Palmblatt-Körbchen sindmehr als ein ökologisch einwandfreiesVerpackungsmaterial. Die Frauen sindTeilhaberinnen der Organisation undhaben über die u.a. von Stassen unter-stützte Dambadenya Entwicklungsstif-tung Zugang zu einer Fülle von Lei-stungen und Angeboten, die ihre Le-benssituation sichtbar verbessern. Einähnlicher Geist wie auf Idulgashenaherrscht auch hier. Die Förderung vonKindern und Jugendlichen und die Pfle-ge der eigenen Kultur haben einen ho-hen Stellenwert.

DIE KINDER auf Idulgashena nehmen regen Anteilan unserem Besuch– Foto: MAWI

im Allgemeinen sehr niedrig auf denPlantagen,“ erläutert Gnana Sekaran.„Wir ermutigen die Leute zu lernen. Un-ser Traum ist, dass wir sie auf die Uni-versität schicken können, dass sie Inge-nieure und Doktoren werden.“

Und noch etwas ist anders auf Idul-gashena: Normalerweise sind Teeplan-tagen abgeschlossene Enklaven. Zwi-schen den mehrheitlich hinduistischenTamilen und der singhalesischen Dorf-

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G E W Ü R Z E

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SCHMECKT NACH MEHR

Gewürze sind ein Fest für Augeund Gaumen und eine Wohltatfür unseren Körper. Einst ge-

hörten sie zu den teuersten Handelswa-ren der Welt. Erbitterte Kriege wurdengeführt, denn wer den Gewürzhandelkontrollierte, dem waren Reichtum undMacht sicher.

Die Portugiesen waren die erste Kolo-nialmacht, die Anfang des 16. Jahrhun-derts auf Sri Lanka landete. Sie brachtennicht nur die katholische Mission. Auchdie Zimtwälder hatten es ihnen angetan.Ihnen folgten Holländer und Briten. Ausdem kolonialen Ceylon kamen Kaffee,Tee, Kautschuk, Kokos und – Gewürze.

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Deren einstige wirtschaftliche und po-litische Bedeutung ist Vergangenheit.

Dennoch sind sie in Sri Lanka allge-genwärtig. Sie prägen das Bild vonMärkten, geben den Speisen ihren facet-tenreichen Geschmack und sind fixer Be-standteil der ältesten Heilwissenschaftder Welt, des Ayurveda.

In der Zentralregion Sri Lankas aufetwa 500 Metern über dem Meeresspie-gel liegt Kandy. Die Stadt mit 150.000Einwohnern ist ein wichtiger kulturellerund religiöser Mittelpunkt.

Im landschaftlich beeindruckendenHügelland um Kandy haben auch vieleGewürzbauern ihr Zuhause. Der Exper-te für biologischen Landbau, SarathRanaweera, unterstreicht deren Rolle fürein intaktes Ökosystem: „Sri Lanka istein Land, in dem wir die Artenvielfaltdurch den Gewürzanbau aufrecht erhal-ten. Die meisten Gewürze werden hierunter sehr umweltfreundlichen Bedin-gungen angebaut.“

WO DER PFEFFER WÄCHST

Der Besuch bei den Gewürzbauernfa-milien wird für uns zu einem unverges-slichen Erlebnis. Traditionelle Kandy-tänzer empfangen uns auf der Dorf-straße von Kolugala. In ihren weiß-rotenaufwändigen Kostümen vollführen siezum Schlag der Trommel geradezu Arti-stisches. Flic-Flac und Salti schlagendbringen sie uns zum Willkommens-Tor,das die Bauern für uns errichtet haben.Mit duftenden Blütenketten geschmücktführt man uns in den Versammlungs-raum.

Die Leute hier sind Kleinbauern. Siearbeiten seit Jahren mit PODIE zusam-men. Die gemeinnützige Vermarkungs-organistion mit Sitz in der KüstenstadtNegombo, wurde 1974 auf Initiative ka-tholischer Priester gegründet. Durch PO-DIE können die Bauern einen Teil ihrer

In der Küche hat Globalisierung schon längst statt-gefunden. Neben der breiten Palette heimischer Kräutersind viele exotische Gewürze seit Jahrhunderten nicht mehr wegzudenken. Gewürze zählen auch zu den erstenklassischen Produkten des Fairen Handels.

GEWÜRZE – allgegenwärtig in Sri Lanka – Foto: MAWI

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Ernte zu besseren Preisen verkaufen. Soetwa Anura Kularatne (44), Vater vonfünf Kindern. Er lebt mit seiner Familiein einem kleinen Haus inmitten einerLandschaft, die an Üppigkeit und Schön-heit kaum zu überbieten ist. Anura hatzwei Hektar Land. Er hat es von seinenEltern bekommen und baut darauf Ge-würze, ein wenig Kaffee und Reis an.

Die Vegetation könnte vielfältigernicht sein. Und wir wären wohl an derein oder anderen Kostbarkeit vorbeige-rannt, hätten uns die Bauern nicht auf sieaufmerksam gemacht.

So ist er also, der Ort, an dem der Pfef-fer wächst, das weltweit bedeutendsteGewürz. „Ein ziemliches Durcheinan-der,“ stellt Tina Rathmayer vom Weltla-den Wien 1090 treffend fest. Wer sich feinsäuberlich aneinander gereihte Pflanzenderselben Sorte vorgestellt hatte, wurdeeines Besseren belehrt. Da ranken sichPfefferlianen vier bis sechs Meter an Bäu-men hoch, daneben steht ein Nelken-baum, dahinter ein Kaffeestrauch, darü-

ber ragen Kokospalmen und allerlei an-deres exotisches „Gepflänz“. Und was istdas? Sieht aus wie Marillen... Es sind dieFrüchte des Muskatbaumes. Bis zu 100Jahre alt kann er werden. Ein Bauerschlägt mit einem scharfen Messer eineFrucht vom Baum und öffnet sie für uns,denn der eigentliche Schatz verbirgt sichim Inneren. Der Kern ist von einem leuch-tend roten Samenmantel umgeben – derMuskatblüte. Darunter erst liegt die voneiner Schale eingehüllte Muskatnuss.

UMWELTFREUNDLICHANGEBAUT

Der Gewürzanbau kommt hier ohnePestizide aus, erklärt man uns. PODIEsorgt dafür, dass die Bauern geschult undBodenproben gezogen und untersuchtwerden. All das ist Teil eines Qualitäts-programmes, das die letzten fünf Jahreu.a. von Fair Trade Organisationen in Eu-ropa mitfinanziert wurde. Es berücksich-tigt die Situation der Bauern ebenso wiejene in der Weiterverarbeitungs- und Ver-packungseinheit in Negombo. Die hygie-nischen Vorschriften müssen streng be-folgt werden – auch von uns: Schutz-mantel angezogen, weißes Häubchen auf-gesetzt, Schuhe ausgezogen und schonwaten wir wie eine Gruppe von Labor-praktikantInnen durch ein Wasserbad fürdie Füße in die Verpackungsabteilung.

Das Verpacken der Gewürze schafft Ar-beitsplätze für 54 junge Frauen. Sie sindalle ledig. Einen Teil ihres Einkommens le-gen sie auf ein Sparbuch - für später. Dennwenn sie heiraten, scheiden sie aus dembezahlten Arbeitsleben aus. Eine Realität,die von uns nur schwer nachvollzogenwerden kann, in Sri Lanka aber nichtsUngewöhnliches ist.

DAS WUNDER der Muskatnuss – Foto: MAWI

KANDYTÄNZER empfangen uns im Dorf Kolugala – Foto: Sylvia Auer

„Eine nachhaltige Form der Landwirtschaft ist umweltfreundlich, sozial gerecht, wirtschaftlich tragfähig

und entspricht der Kultur der Menschen.Sarath Ranaweera

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Nilusa ist 26 Jahre alt und schon seitzehn Jahren bei PODIE beschäftigt. „Ichbin froh, hier zu arbeiten,“ sagt sie.„Wenn ich auf die letzten 10 Jahre zu-rückschaue, bin ich sehr zufrieden mit derLeitung des Betriebes, sie kümmern sichum die Arbeiterinnen und es herrschteine menschliche Atmosphäre.“ Auchihre Perspektive ist die Heirat und dannwerde sie nicht mehr hier arbeiten kön-nen, merkt sie bedauernd an: „Aberwenn ich aufhöre, habe ich wenigstensetwas in der Hand.“ Vielleicht etwasmehr als ihr angespartes Geld, vielleichtauch die Erfahrung, finanziell auf eige-nen Beinen gestanden zu haben und dasdaraus gewonnene Selbstbewusstsein ...

KONTROLLIERT – BIOLOGISCH

Die Anbauweise der PODIE Gewürz-bauern schien uns im wunderbaren Ein-klang mit der Natur. Dennoch gibt esauch Organisationen die sich darüberhinaus den strengen internationalenRichtlinien des kontrolliert-biologischenGewürzanbaus verschreiben wie etwadas 1993 gegründete PrivatunternehmenBio-Foods, das sich auf die Vermarktungvon Tee und Gewürzen spezialisiert hat.Geleitet wird es von Sarath Ranaweera.Der Agrarexperte war zunächst im Auf-trag der Regierung Berater von Klein-und Mittelbetrieben und hat dabei dieProbleme von KleinproduzentInnen ken-nengelernt. Sie wurden auch zu seinenPartnern als er sein Unternehmen grün-dete, denn die Großen überleben ohne-hin, die Kleinen aber müssten – so Rana-weera – gefördert werden. Er wählte da-bei einen sehr ganzheitlichen Ansatz.„Eine nachhaltige Form der Landwirt-schaft ist umweltfreundlich, sozial ge-recht, wirtschaftlich tragfähig und ent-spricht der Kultur der Menschen. Orga-nischer Landbau und Fairer Handelgehören deshalb zusammen.“

Bio Foods arbeitet heute mit über 600organisierten Kleinbäuerinnen und–bauern, übernimmt deren Beratung so-wie die Weiterverarbeitung und den Ex-port der Produkte. Darüberhinaus be-treibt das Unternehmen ein eigenes land-wirtschaftliches Forschungs- und Ver-suchszentrum.

Punchibanda ist Mitglied der Vereini-gung organisch wirtschaftender Klein-

bauern, mit 350 Mitgliedern die größteGruppe, die mit Bio-Foods zusammen-arbeitet. Er ist 56 Jahre alt und hat zweiKinder. Vor fünf Jahren begann er mitdem organischen Landbau und hat sichseiner jetztigen Organisation angeschlos-sen: „Ich betreibe organischen Landbau,weil er sehr gut für den Menschen ist undich mehr Einkommen erzielen kann,wenn ich meine Produkte als biologisch

verkaufe. Ich muss kein Geld für Chemieeinsetzen, sondern arbeite mit organi-schem Kompost.“ Sein Hauptprodukt istder Tee, doch mit den Gewürzen erzielter ein wichtiges Zusatz-Einkommen.

Das System des organischen Landbausist arbeitsintensiv. Die Regeln müssengenau eingehalten werden, eine exakteBuchführung ist notwendig, ein Umstiegvon heute auf morgen ausgeschlossen.„Das Ganze ist ein Prozess,“ erklärt Sa-rath Ranaweera. Die Bauern sind etwazwei Jahre unter interner Kontrolle.Wenn der interne Prüfer damit zufriedenist, wie sie ihren Betrieb führen und ihreAufzeichnungen machen, werden sie fürdie externe Kontrolle vorgeschlagen.Erst wenn diese positiv abgeschlossenist, werden sie Mitglied in der jeweiligenGruppe und können an Bio-Foods ver-kaufen.“

Die Ware wird von Bio Foods Ab-Hofangekauft, der bessere Preis wird direktan die Produzentinnen und Produzentenausbezahlt. Preisänderungen werden inden jährlichen Verhandlungen von derKleinbauernorganisation mitentschie-den. Darüberhinaus gibt es einen Fond,in den Gelder aus dem Fairen Handelfließen. Daraus werden die verschieden-sten Dinge bezahlt wie Material für denHausbau, neue Teepflanzen oder eineMilchkuh. Und wer entscheidet über dieVerwendung der Gelder? „Wir bekom-men die Ideen von den Gruppen,“ soRanaweera. „ Wir selber entscheiden garnichts, die Bauern sollen entscheiden,was sie wollen, denn sie wissen am be-sten, was sie brauchen.“

PUNCHIBANDA verkauft seine Gewürze an Bio Foods – Foto: MAWI

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FAIR-SPIELT SEIN LOHNT SICH

henen Mindestlohn liegt. Darüber hin-aus wird eine Mengenprämie bezahlt. Sokann ein Einkommen erzielt werden, dasbis zu doppelt so hoch wie der vorge-schriebene Mindestlohn ist.

Die ArbeitnehmerInnen sind unfall-und krankenversichert, der Arbeitgeberist gesetzlich verpflichtet, Zahlungen fürdie Altersvorsorge der Angestellten undfür deren Abfertigung zu leisten. Dazugibt es bei Gospel House ein 13. Monats-gehalt für alle und ein 14. für denjenigen,der die wenigsten Abwesenheitszeitenvorweisen kann.

Die Gewinne, die das Unternehmenschreibt, dürfen nicht abgezogen wer-den, sondern müssen – gemäß demWunsch des Gründervaters von GospelHouse – ins Unternehmen reinvestiertwerden.

Das Werkgelände von Gospel Hou-se liegt in Madampe, nördlichvon Colombo an der Westküste

des Landes. Der Betrieb gehört den Brü-dern Karunaratne. Der Vater der beidenhat das Unternehmen in den frühen 70erJahren aufgebaut. Unterstützt wurde erdabei von Traidcraft, dem Pionier desFairen Handels in Großbritannien.

Am Unternehmenszweck von GospelHouse hat sich seither nichts geändert:„Der Hauptzweck ist, die Arbeitslosig-keit anzugehen und zwar vor allem beiJugendlichen,“ erklärt Shiran Karuna-ratne im Rahmen unseres Besuches. „Wirversuchen, ihnen dabei zu helfen, einHandwerk zu erlernen, ihnen eine An-stellung zu geben, damit sie in Würde le-ben können.“

Derzeit sind 45 Personen beschäftigt,bis auf fünf Frauen in der Verpackungs-abteilung alles Männer, davon keinerjünger als 16. Einer von ihnen ist DouglasSenadeera. Er ist 33 Jahre alt und wurdehier in Madampe geboren. Mittlerweileist er verheiratet und Vater eines 8-jähri-gen Sohnes. Er ist Alleinverdiener. Seit

Puzzles sind beliebt beiKindern. Die richtige Kombination der buntenHolzteile fördert Vorstel-lungskraft und motorischesGeschick. Die Puzzles ausFairem Handel kommen aus Sri Lanka. Das Unternehmen fühltsich zu Fairem Handel und umweltfreundlicherProduktion verpflichtet.

14 Jahren arbeitet er bei Gospel Houseund ist damit der Mitarbeiter mit denmeisten Dienstjahren. Wenn er seine Si-tuation mit jener seiner Freunde aus derGegend vergleicht, wo liegt der Unter-schied? „Hier habe ich eine dauerhafteAnstellung, andere haben überhauptkeine Arbeit, und ich bekomme monat-lich meinen Lohn, der höher ist als üb-lich.”

Sechs Tage die Woche und 46 Wo-chenstunden wird bei Gospel House ge-arbeitet. Es gibt ein Grundgehalt, wirdden Besuchern aus Österreich erklärt,das über dem für die Branche vorgese-

BUNTE PUZZLES hergestellt inHandarbeit – Foto: MAWI

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Um 8000 Dollar könnte er auch eineSchleifmaschine kaufen, meint ShiranKarunaratne, doch das sei nicht das Ziel.Arbeit und Einkommen vor Ort in denkleinen Dörfern zu schaffen – das sindfür ihn die zwei wichtigsten Aspekte inder Zusammenarbeit mit Gruppen aufdem Land.

In den Werkstätten bei Gospel Housewerden die fein geschliffenen Puzzletei-le bunt gespritzt. Kindersichere Farbensind eine Selbstverständlichkeit, versi-chert man uns – die EU-Normen für Kin-derspielzeug werden streng befolgt. InEuropa werden die Spielwaren nocheinmal von einer unabhängigen Prüf-stelle auf ihre mechanischen und physi-kalischen Eigenschaften gemäß den EU-Vorschriften überprüft.

NACHWACHSENDERROHSTOFF

Bei einem Rundgang durch die Pro-duktionsräume wird der Herstellungs-prozess der Holzpuzzles erklärt. DasRohmaterial ist der Albizia Baum. Erwird auf den Teeplantagen als Schatten-spender gepflanzt und wächst bis zu sie-ben Meter pro Jahr. Es gibt genug vondiesem rasch nachwachsenden Rohstoff,der von einem Sägewerk in Kandy, derwichtigsten Stadt in der ZentralregionSri Lankas, bezogen wird. Der Zuschnittder Puzzles erfolgt im Betrieb. Feinar-beiten wie das Schleifen machen Grup-pen auf dem Land, mit denen die Karu-naratnes zusammenarbeiten. Eine da-von, unweit von Madampe, konnten wirbesuchen.

Vier Generationen leben im Haus derFamilie Seelawathi. Frau Seelawathi ist 53 und arbeitet seit zehn Jahren für Gos-pel House. Auch ihr Mann, erzählt sie,ihr alter Vater und ihre zwei Enkeltöch-ter arbeiten mit und so erzielen sie einhöheres Familieneinkommen. Die Toch-ter ist in einer Textilfabrik beschäftigt,auch der Schwiegersohn arbeitet außer-halb, beide helfen am Wochenende,wenn einmal ein größerer Auftragschnell zu erledigen ist …

Auch andere Frauen aus dem Dorftreffen sich bei Familie Seelawathi undschleifen Puzzleteil um Puzzleteil glatt.Bezahlt wird nach Stück.

Die Enkeltochter Gayani Apsara ar-beitet an den Nachmittagen. Vormittagsgeht sie zur Schule, ihr Lieblingsfach istMusik. Sie ist 17 Jahre alt und steht kurzdavor, ihre letzten Prüfungen abzusch-ließen. Sie ist froh über diese Arbeit, sagtsie, die Schulaufgaben müssen eben biszum Abend warten. Mit ihrem Verdienstkauft sie sich Kleidung und Bücher fürdie Schule, den größten Teil legt sie aberauf ein Sparbuch - für später ...

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Neue Designs und originelle Ideensind wichtig, um auf dem Markt Erfolgzu haben, ist Shiran Karunaratne über-zeugt. Die Pallette umfasst Puzzles undanderes Holzspielzeug. Aus den Säge-spänen und dem Holzstaub, der in derProduktion in reichlicher Menge anfällt,entstehen kleine Recyclingfiguren, wasdem Unternehmen einen ersten Preis fürRecyclingprodukte bei der IFAT, der In-ternational Federation for AlternativeTrade*, einbrachte.

Gospel House hat sich über die Jahrezu einem gut funktionierenden Betriebentwickelt, der mittlerweile an 32 Kun-den in 17 Ländern verkauft – darunter ei-nige Importorganisationen für FairenHandel wie die EZA. An einem Ausbauder Betriebsstätte wird bereits gearbeitet.Auf dem unmittelbaren Nachbargeländesollen ein weiterer Werkraum, ein Ge-meinschaftsraum für die Beschäftigtenund neue Sanitäranlagen geschaffenwerden.

Und auch was die Strukturen des Un-ternehmens anbelangt, scheint es inte-ressante Zukunftspläne zu geben. Manwolle Gospel House stärker in Rich-tung Produzentenvereinigung ausbau-en, meinte Shiran am Ende unseres Be-suchs. VertreterInnen aus den verschie-denen Gruppen sollten dann gemeinsamüber die Finanzierung von Programmenzur Dorfentwicklung entscheiden. MehrMitsprache und Beteiligung also für dieHandwerkerInnen im Betrieb und in denGruppen? Das würde auch die EZA unddie Weltläden in Österreich freuen! DerProzess wird sicher mit großer Auf-merksamkeit verfolgt.

* Die IFAT ist ein weltweites Netzwerk von FairTrade-Organisationen in über 50 Ländern. Es um-fasst sowohl Produzentenorganisationen als auchImportorganisationen für Fairen Handel. Auch dieEZA-Dritte Welt ist Mitglied der IFAT.

DER LETZTE SCHLIFF …– Foto: MAWI

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W E L T L Ä D E N

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WELTLÄDEN STARK IM KOMMEN

W ir wollen dorthin gehen, wo die KundInnen sind“, stellte der Verein „Stei-rische Entwicklungspolitische Initiative“ fest und plante als zweiter eu-ropäischer Weltladen einen Standort in einem Einkaufszentrum. Seit Sep-

tember gibt es ihn im Citypark, am Lazarettgürtel (Siehe Bild oben). Damit setzt sichein positiver Trend fort, der im ersten Halbjahr 2003 bereits vier Weltläden hervor-brachte. Das zweite Halbjahr steht dem um nichts nach. Neben dem Fachgeschäft imCitypark eröffneten Weltläden in Wien 1040, in Gänserndorf (Siehe Bild unten) undStammersdorf. Doch auch bei den „Alten“ trift man auf eine erfrischende Dynamik.Runde Geburtstage von Weltläden werden dazu genützt, umzubauen, auszubauenoder in bessere Lagen zu übersiedeln. VerbraucherInnen und Partnerorganisationenim Süden wissen es zu schätzen. Die EZA-Dritte Welt gratuliert!

WELTLADENTAG

K ein Patent auf Reis – so lautetedie Botschaft der Arbeitsge-meinschaft der Weltläden in

Österreich, anlässlich des Weltladenta-ges, der als World Fair Trade Day in vie-len Ländern der Erde im Mai begangenwurde. Auf Einladung der EZA-DritteWelt und der ARGE-Weltläden konnteBoonjira Tanruang von der thailändi-schen Green Net Cooperative im Rah-men einer Rundreise durch Österreichdie Arbeit ihrer Organisation vorstellen.

Green Net vermarktet den wertvollenBio-Jasmin Reis Hom Mali von Klein-bauernfamilien. Darüberhinaus enga-giert sich die Organisation in Thailandgegen die Patentierung des begehrtenDuftreises durch US-amerikanische Fir-men. „Was hier passiert ist nicht legal,“sagt Boonjira Tanruang. Die Rechte derBäuerinnen und Bauern, Saatgut auzu-bewahren, wieder anzubauen, weiterzu-züchten, zu tauschen, die Ernte und Pro-dukte zu verkaufen würden durch Pa-tentierung massiv beschnitten. 1,4 Milli-arden Menschen sind weltweit auf denNachbau ihres Saatgutes angewiesenund können sich Saatgutkauf und Pa-tentgebühren nicht leisten. Die ARGE-Weltläden initiierte deshalb eine Post-kartenaktion an den Wirtschaftsminister.Darin wird Bartenstein aufgefordert,sich im Rahmen der WTO-Verhandlun-gen in Cancún gegen die Patentierungeinzusetzen. Eine Recherche der WienerZeitung ergab, dass diese Postkarten „zuTausenden“ ins Ministerbüro flatterten.Man darf gespannt sein, ob nach Cancúnauch eine Antwort kommt.

Die neuen Weltläden:Weltladen 1040 WienWiedner Hauptstraße 7-9Weltladen StammersdorfStammersdorferstraße 116-120 1210 WienWeltladen GänserndorfHauptstraße 392230 GänserndorfWeltladen Graz CityparkLazarettgürtel 558020 Graz

HERZLICH WILLKOMMEN!

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F A I R - M I S C H T E S

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Seit Ende 2001 ist die EZA-Dritte Welt Klimabünd-nisbetrieb. Die damit ver-

bundene Verpflichtung – Wir tunwas für den Klimaschutz – hatnun auch im Wechsel des Stromanbieterspraktische Folgen. Denn mit dem Stromist es wie mit anderen Produkten auch:Schauen, was dahinter steckt, und dannentscheiden. Wir haben uns für die Öko-strom AG als unseren neuen Energiever-sorger entschieden: Garantiert kein Atom-strom, sondern 100% klimafreundlich

D ie Fairetta-Schokoriegel vonEZA-Dritte Welt haben sich beider Jugendaktion 2002 von mis-

sio und Katholischer Jugend Österreichals voller Renner erwiesen: 303.000 fairgehandelte Riegel wurden unter die Leu-te gebracht. Auch zur diesjährigen Akti-on hat man sich wieder für Schokoladeaus Fairem Handel entschieden. Köstli-che Noisette-Pralinen im zehner Packsollen ihre Wirkung entfalten: Genussbringen, Fairen Handel fördern undPartnerprojekte der Organisatoren inÖsterreich, Ruanda, Kolumbien und aufden Philippinen unterstützen. Wer aufden Geschmack kommt, der kann wei-tergenießen: Die Pralinen gibt es auchnach der Aktion bei EZA-Dritte Welt undden Weltläden in den Geschmacksrich-tungen Noisette, Grand Marnier undCappuccino. Informationen zur Aktion: www.jugendaktion.at

DIE UNENDLICHE GESCHICHTE*...

Am 1. Oktober findet zum zwei-ten Mal der vom österreichi-schen Kaffeeverband initiierte

Tag des Kaffees statt. Auch dieses Jahrnehmen EZA-Dritte Welt und viele Welt-läden dies zum Anlass, um auf die dra-matische Situation auf dem Kaffeewelt-markt hinzuweisen und Kaffee aus Fai-rem Handel als Alternative anzubieten.Derzeit notiert der Preis für ArabicaHochland Kaffee an der New Yorker Bör-se bei etwa 68 USDollar pro 45,4 Kilo-gramm Rohkaffee. Das ist zwar tenden-ziell etwas höher als in den vergangenendrei Jahren, doch noch immer weit da-von entfernt, die Produktionskosten zudecken. Anlässlich einer bevorstehen-den Tagung der Internationalen Kaffee-organisation (www.ico.org) forderte derzuständige Direktor Nestor Osorio dieVertreter der Produzentenländer auf, dieFolgen der Kaffeekrise für ihr jeweiligesLand zu beschreiben und kommt zu demSchluss, dass diese sowohl wirtschaftli-cher als auch sozialer und ökologischerNatur sind und ein klares Hindernis aufdem Weg zu nachhaltiger Entwicklungdarstellen. Allein das Einkommen derKaffee produzierenden Länder hat sichvon 10-12 Milliarden US Dollar in denspäten 80er Jahren auf 5 Milliarden USDollar reduziert. Landflucht, Unter-ernährung, Analfabetismus, medizini-sche Unterversorgung, Kinderarbeit – alldas sind konkrete Auswirkungen, die diesozialen Spannungen in den Produzen-tenländern erhöhen. In Guatemala etwa

haben 70.000 Menschen aufgrund derKaffeekrise ihre Arbeit verloren und dieArbeitslosenrate auf 40 Prozent schnel-len lassen. Unterdessen verdienen dieKaffeegiganten gut.

Am 1. Oktober haben VerbraucherIn-nen die Möglichkeit, ein bewusstes Zei-chen zu setzen und zu Kaffee aus FairemHandel zu greifen. Die Auswahl an hoch-wertigen Sorten ist mittlerweile groß. Al-lein die EZA bietet sieben verschiedenArabica Hochlandkaffees an.

Dazu kommt die Garantie, dass dieBauern einen guten Preis für ihr Produktbekommen (derzeit etwa das Doppeltedes Weltmarktpreises), dass sie verant-wortungsvoll mit den ökologischen Res-sourcen umgehen, dass Kleinbauernor-ganisationen gestärkt werden und dassder Weg des Kaffees bis zum Ursprungzurückverfolgt werden kann.

Kaffee aus Fairem Handel gibt es inden Weltläden – den Fachgeschäften fürFairen Handel – im Naturkostfachhan-del, in allen großen Supermärkten wie

hergestellte Elektrizität aus Wind-energie, Biomasse bzw. Sonnen-energie und Kleinwasserkraft,ausgezeichnet mit dem österreichi-schen Umweltzeichen und dem

Gütesiegel des Österreichischen Prüf-zentrums Arsenal. Und was noch dazukommt: Österreichweit werden mit die-sem Unternehmenskonzept Anlagen zur ökologischen Erzeugung von elek-trischer Energie geplant bzw. gebaut.Das hat uns überzeugt. www.oekostrom.at

Eurospar, Interspar, Spar Gourmet, invielen Spar Einzelgeschäften, bei M-Preis, in den Winkler Märkten, in vielenDM Filialen, im Merkur, Nah & Frisch,Adeg, Edeka, … auch Bestellung überOnline-Shop ist bei EZA möglich. Ge-nuss und Fairness zu verbinden ist alsoeinfach, ja buchstäblich naheliegend ge-worden. Man muss das Angebot nurwahrnehmen. Und wem Fairtrade-Kaf-fee trinken alleine zu wenig ist, der hatdie Möglichkeit, sich an den Aktionenvon Oxfam International zu beteiligen.Der Druck auf Konzerne kann Wirkungzeigen. www.maketradefair.com

* Die EZA berichtet seit 2001 kontinuierlichüber die Kaffeekrise.

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Postgebühr bar bezahlt

Erscheinungsort: 5020 Salzburg

Aufgabepostamt: 5020 Salzburg

EZA-Entwicklungszusammenarbeit

mit der Dritten Welt Ges.m.b.H.,

A-5101 Bergheim, Plainbachstr. 8,

Tel. 0662/452178, Fax. 0662/452586

www.eza3welt.at

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Z U M S C H L U S S

Begegnungen in Sri Lanka. Geschichten geben den Produkten Leben. Weltläden sind die Orte, wo sie erzählt werden.