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Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie Universität Erfurt Jean-Jacques Rousseau Du Contract Social ou, Principes du Droit Politique; 1762 (Vom Gesellschaftsvetrag oder Grundsätze des Staatsrechts; 1762) Discours sur l‘Origine et les Fondements de l’Inegalite parmi les Hommes; 1755 (Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen; 1755)

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Jean-Jacques Rousseau Du Contract Social ou, Principes du Droit Politique; 1762 (Vom Gesellschaftsvetrag oder Grundsätze des Staatsrechts; 1762)

Discours sur l‘Origine et les Fondements de l’Inegalite parmi les Hommes; 1755 (Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen; 1755)

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Jean-Jacques Rousseau

1712: geb. am 28. Juni in Genf1742: Stellung als Hauslehrer in Paris, Begegnung mit Diderot1743/44: Sekretär des neuen französischen Botschafters in Venedig1745: Rückkehr nach Paris mit Thérèse Levasseur.1749: verneint die Preisfrage der Akademie von Dijon in seiner Schrift Discourssur les sciences et les arts und wird über Nacht berühmt.1762: Der Émile und Contrat Social werden in Paris und Genf von der Zensurverboten und verbrannt1762: Exil in verschiedenen Ländern1770: Rückkehr nach Paris1778 Tod in Ermonville (bei Paris)Werke: Discours sur les sciences at les arts (1750), Discours sur l’origine et lesfondements de l’inégalité parmi les hommes. [Über den Ursprung und dieGrundlagen der Ungleichheit unter den Menschen. (Auch Zweiter Diskurs)] (1755), Émile oder über die Erziehung (1762), Du Contrat Social[Vom Gesellschaftsvertrag] (1762).

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„Ich will untersuchen, ob es in der bürgerlichen Ordnung irgendeine rechtmäßige und sichere Regel

für die Staatsverwaltung geben kann, indem ich die Menschen so nehme, wie sie sind, und die

Gesetze so, wie sie sein können.“

(Contract Social, Vorwort)

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„Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten. Mancher hält sich für den Herrn

der anderen und bleibt doch mehr Sklave als sie. Wie ist dieser Wandel geschehen? Ich weiß

es nicht. Was kann ihn rechtmäßig machen? Ich glaube, diese Frage beantworten zu können.“

(C.S. Erstes Buch, 1. Kap.)

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„Diese gemeinschaftliche Freiheit ist also eine Folge der Natur des Menschen. Sein

vornehmstes Gesetz ist es, über seine Selbsterhaltung zu wachen“.

„Die Gewalt hat die ersten Sklaven gemacht, deren Feigheit hat diesen Zustand verewigt.“

(C.S. Erst. Buch, 2)

„Der Freiheit entsagen heißt seiner Eigenschaft als Mensch, den Menschenrechten, selbst

seinen Pflichten entsagen.“

(Erst. Buch, 4)

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„Seine Begierden reichen nicht weiter als seine physischen Bedürfnisse (…) Seine

Einbildungskraft bietet ihm keine Bilder dar, sein Herz fordert nichts von ihm. Seinen mäßigen

Bedürfnissen kann er leicht Genüge tun (…) Seine Seele, die von nichts bewegt wird, überläßt

sich der bloßen Empfindung ihres gegenwärtigen Daseins“.

(D. I., Erster Teil)

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„Der erste, welcher ein Stück Landes umzäunte, es sich in den Sinn kommen ließ zu sagen:

Dieses ist mein, und einfältige Leute fand, die es ihm glaubten, der war der wahre Stifter der

bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Elend und Greuel

hätte der dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen, den Graben

zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: ‚Glaubt diesem Betrüger nicht; ihr

seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören, der Boden aber niemandem.“

(D.I., Zweiter Teil; Hervorh. im Original)

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„Man musste zu seinem eigenen Besten sich anders geben, als man wirklich war. Sein und

Scheinen wurden zwei ganz verschiedene Dinge. Aus dieser Unterscheidung entsprangen das

Ehrfurcht heischende Gepräge, die täuschende List und in ihrem Gefolge alle übrigen Laster.“

(D.I., Zweiter Teil)

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„Dieser Mensch bleibt stets nur ein Privatmann, auch wenn er die halbe Welt unterjocht hätte;

sein Interesse, getrennt von dem der andern, bleibt stets nur ein Privatinteresse.“

(C.S., Erst. Buch, 5)

„In der Tat, wenn es keine vorausgehende Übereinkunft gäbe, woher käme (…) die

Verpflichtung der Minderheit, sich der Wahl der Mehrheit zu unterwerfen?“

(ebda.)

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„Versteht man die Bedingungen richtig, so lassen sich alle auf eine einzige zurückführen,

nämlich dass sich jedes Mitglied mit all seinen Rechten der Gemeinschaft völlig

überantwortet. Denn erstens ist die Bedingung für alle gleich, da sich jeder ganz gibt; und da

sie für alle gleich ist, hat keiner ein Interesse daran, sie für die anderen beschwerlich zu

machen (…) Schließlich, wenn sich jeder allen gibt, so gibt er sich niemandem, und da es kein

Mitglied gibt, über das man nicht dasselbe Recht erlangte, das man ihm über sich selbst

einräumt, erhält man den Gegenwert für alles, was man verliert, und mehr Kraft, das zu

bewahren, was man hat (...) Jeder von uns unterstellt gemeinschaftlich seine Person und

seine ganze Kraft der obersten Leitung des Gemeinwillens, und wir nehmen als Körper jedes

Glied als untrennbaren Teil des Ganzen auf.“

(C.S., Erst. Buch, 6; Hervorh. im Original)

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„Dieser Übergang vom Naturzustand in den staatsbürgerlichen Zustand bewirkt im Menschen

eine bemerkenswerte Veränderung, indem im Verhalten desselben die Gerechtigkeit an die

Stelle des Instinkts gesetzt und seinen Handlungen die Sittlichkeit gegeben wird, die ihnen

zuvor fehlte. Nun erst, da die Stimme der Pflicht an die Stelle des physischen Triebes tritt und

das Recht an die Stelle der Begierde, sieht sich der Mensch gezwungen, nachdem er bislang

nur auf sich selbst Rücksicht genommen, nach anderen Grundsätzen zu handeln und seine

Vernunft zu Rate zu ziehen, ehe er seinen Neigungen folgt.“

(C.S. Erst. Buch, 8)

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„Es besteht oft ein großer Unterschied zwischen dem Willen aller und dem Gemeinwillen;

dieser zieht nur das Gemeininteresse in Betracht, jener das Privatinteresse und ist nur die

Summe von Einzelabsichten: Zieht man aber von diesen das Mehr und das Weniger ab, das

sich gegenseitig aufhebt, so bleibt als die Summe der Unterschiede der Gemeinwille.“

(C.S. Zweites Buch, 3)

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„Wer dem Gemeinwillen den Gehorsam verweigert, soll durch den ganzen Körper gezwungen

werden. Das heißt nichts anderes, als dass man ihn zwingt, frei zu sein“.

(C.S. Erst. Buch, 7)

„Die Souveränität kann nicht repräsentiert werden, und zwar aus demselben Grund, aus dem

sie nicht veräußert werden kann; sie besteht wesentlich im Gemeinwillen, und der Wille läßt

sich mitnichten vertreten: er ist er selbst, oder aber er ist ein anderer; einen Mittelweg gibt es

nicht.“

(C.S. Drittes Buch, 15)

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„Bei einer vollkommenen Gesetzgebung muss der besondere Wille oder Wille des einzelnen als

nichtig behandelt werden, der körperschaftliche Wille, welcher der Regierung eigentümlich ist,

sehr untergeordnet und folglich der Gemeinwille oder auch souveräne Wille immer der

herrschende und die einzige Richtschnur aller andern sein.“

(C.S. Drittes Buch, 2)

„Wie die Natur jedem Menschen eine unbeschränkte Gewalt über alle seine Glieder gibt, so

gibt der gesellschaftliche Vertrag dem politischen Körper eine unbeschränkte Gewalt über alle

seine Teile, und diese vom Gemeinwillen gelenkte Gewalt ist es, die, wie ich schon gesagt

habe, den Namen Souveränität trägt.“

(C.S. Zweites Buch, 4)

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„Von selbst will das Volk stets das Gute, doch es sieht es nicht immer von selbst. Der

Gemeinwille ist immer im Recht, doch das Urteil, dem es folgt, ist nicht immer weise. Man

muss ihm die Gegenstände zeigen, wie sie sind, zuweilen auch so, wie sie ihm erscheinen

sollen; man muss ihm den rechten Weg zeigen, den es sucht, muss es vor der Verführung durch

den Willen einzelner schützen“.

(C.S. Zweites Buch, 6)

„Der Souverän kann entweder die Regierung dem ganzen Volke oder dem größten Teil des

Volkes anvertrauen, so dass es mehr Staatsbürger gibt, die Ämter bekleiden, als solche, die

nur Privatleute sind. Diese Regierungsform nennt man Demokratie.“

(C.S. Drittes Buch, 3; Hervorh. im Original)

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„Wie der Wille des einzelnen unablässig gegen den Gemeinwillen handelt, so kämpft die

Regierung ständig gegen die Souveränität an (…) Dies ist nun das unvermeidliche Gebrechen,

das von Anfang an dem politischen Körper innewohnt und ohne Unterlass auf seine

Zerstörung hinwirkt, so wie das Alter und der Tod den Körper des Menschen zerstören.“

(C.S. Drittes Buch, 10)

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