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2009/1 ISSN 1613-3889 Politisch handeln Jesuiten

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Jesuiten1 Editorial

Schwerpunkt2 Jesus und die Politik4 Christentum und Politik7 Institutionen haben Gewicht8 Politische Beratung und

ignatianisches Denken10 Von Demokratie und Sommerlagern11 Flüchtlingen eine Stimme geben12 Die Versuchung unpolitisch zu sein14 Kandidieren16 Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft18 Kurz-Zeugnisse19 Stellung beziehen20 COMECE

Geistlicher Impuls22 Zwei Banner

Nachrichten24 Neues aus dem Jesuitenorden

Personalien28 Jubilare

Medien29 Was bedeutet Dir Jesus Christus?

Vorgestellt30 Noviziat Nürnberg

33 Autoren dieser Ausgabe

34 Freunde der Gesellschaft Jesu e.V.Spenden

37 Standorte der Jesuiten in Deutschland

JesuitenImpressum

JESUITENInformationen der Deutschen Provinzder Jesuitenan unsere Freunde und Förderer

60. Jahrgang 2009/1ISSN 1613-3889

Herausgeberund Copyright:© Deutsche Provinzder Jesuiten K.d.ö.R.

Redaktionsleitung:Klaus Mertes SJ

Redaktion:Dr. Thomas Busch (Chef vom Dienst)Bernd Hagenkord SJBernhard Knorn SJRichard Müller SJ (Bildredaktion)Tobias Specker SJJohann Spermann SJMartin Stark SJJohannes Maria Steinke SJAnsgar Wucherpfennig SJ

Anschrift:Redaktion JESUITENSeestraße 1480802 MünchenTel 089 38185-213Fax 089 [email protected]

Layout:Margot KrottenthalerLeporello Company,Dachau

Satz und Reproduktionen:ZG Repro, München

Druck:Gebrüder GeiselbergerGmbH, AltöttingPrinted in Germany

Erscheinungsweise:Viermal im Jahr Abonnement kostenlos

Nachdruck nach Rück-sprache mit der Redaktion

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Inhalt

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2009/1Politisch handelnTitelfoto: Skulptur vordem Eingang zum Europäischen Parlamentin Brüssel© KNA-Bild

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März 2009/1 Jesuiten 1

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

2009 ist ein „Super-Wahljahr“: acht Kommu-nalwahlen, fünf Landtagswahlen (Hessen,Brandenburg, Saarland, Sachsen, Thüringen),eine Bundespräsidentenwahl, eine Europa-wahl und schließlich die Wahl des Bundestagsim September. Insgesamt 16 Wahlen findendieses Jahr in Deutschland statt. Da liegt dasThema „Politik“ nahe.

Das Wort Politik ist nicht immer besonderspositiv besetzt. Manche halten es für die Akti-vität gewisser Eliten, andere für ein schmutzi-ges Geschäft. Wieder andere haben den Ein-druck, dass „die Politik“ nicht wirklich etwasmit dem einfachen Bürger und dessen Nötenzu tun hat. In der aktuellen Finanzkrise schau-en jedoch wieder viele mit großen Erwartun-gen auf die Politik. – Und wie ist es mit unsChristen? Wie ist eigentlich unser Verhältniszur Politik? Bedeutet die Trennung von Kirche und Staat auch, dass die Kirche in derPolitik nichts zu suchen hat? Gilt es mitzumi-schen oder sich aus Sorge vor Korruptiondurch Macht und Geld zurückzuhalten?

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass politischesEngagement sich nicht nur auf Parteipolitikbeschränkt. Politisch tätig zu sein, heißt sichfür das Gemeinwohl zu engagieren. Politik istEinsatz für die Polis, die Stadt, und das kannganz unterschiedlich aussehen: Da gibt es In-teressenvertreter und Lobbyisten, Mitgliedervon Verbänden und Vereinen, Gestalter vonStadtvierteln, Angehörige von Menschen-rechtsorganisationen, Aktivisten von Bürger-initiativen und viele andere mehr. All ihr Handeln ist politisches Tun.

In dieser Ausgabe möchten wir der Frage nachder Bedeutung von politischem Engagementfür uns Christen nachgehen. Dazu werden uns

eine Reihe von Fragestellungen beschäftigen:Wie war Jesu Verhältnis zur Politik seinerZeit? Welchen Beitrag kann die christlicheSozialethik zur Gestaltung der Gesellschaftbeitragen? Wie kann man außerhalb der „Politik“ politisch aktiv sein? Was bedeutet eszu kandidieren und welche Risiken birgt es,klar Stellung zu beziehen? Was motiviert Jesuiten, sich politisch zu engagieren? Wiekönnen sie auf Politik einwirken? Welche Versuchungen begegnen ihnen auf dem Weg?Und kann Spiritualität etwas für das gesell-schaftliche Engagement beitragen?

Das Thema „Politik“ ist ein heißes Eisen, undsobald es an die konkrete Umsetzung vonEinzelfragen geht, erhitzen sich die Gemüterleicht. So wünsche ich Ihnen eine anregendeund vielleicht kontroverse Auseinanderset-zung mit den verschiedenen Stellungnahmen,Berichten und Zeugnissen dieser Ausgabe.

Ihr

Johannes Maria Steinke SJ

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2 Jesuiten Aktuell

Schwerpunkt

Jesus und die Politik

„Das Reich Gottes ist nah!“ Der Rabbi ausNazareth war davon überzeugt, dass Gott seine Herrschaft direkt und unmittelbar inunserer Welt errichten würde – und zwarbald. Ein Mensch, der von dieser Überzeu-gung getragen ist, stellt sich andere Fragen alsdie, die erleben, dass sie noch Zeit haben, weilsich das erwartete Ereignis verzögert. Jesusmusste sich nicht mit der Frage auseinander-setzen, welche Strukturen die Gemeinschaftder Frauen und Männer haben soll, die seineFrohe Botschaft weitertragen wollten. DieseFrage stellte sich jedoch unweigerlich spätes-tens eine Generation danach. Ebenso hat sichJesus nicht grundsätzlich mit dem Verhältnisvon Glaube und Politik oder dem Verhältnisvon Religion und Staat auseinandersetzenmüssen. Wichtig für ihn war nur, dass GottesHerrschaft bald unmittelbare Wirklichkeitwird. Doch auch dieser Frage musste sich –getragen von der Hoffnung auf die Führungdurch den Heiligen Geist – die nächste Generation stellen.

Die Sicht des Lukasevangeliums

Dem Lukasevangelium wird häufig nachge-sagt, das staatstragendste der vier Evangelienzu sein. Jedenfalls kann man auf den erstenBlick keine Infragestellung der herrschendenVerhältnisse feststellen. Die Geburtsgeschichtebeginnt mit einer Einordnung in das macht-politische Gefüge: Augustus war der Kaiserund so wie Jesus später seinen Eltern gehor-sam ist, so gehorchen Maria und Josef dem

Befehl des Kaisers und nehmen an der Volkszählung teil. Im weiteren Verlauf desEvangeliums ist zwar von Konflikten mit denreligiösen Autoritäten die Rede, doch Ausei-nandersetzungen mit der staatlichen Machtwerden nicht direkt erwähnt. Ganz am Endeversucht Pilatus sogar, Jesus zu retten. Auchder Gegensatz zwischen Jesus und Barrabas,der wegen Mord und Aufruhr verurteilt worden war, erweckt den Eindruck, dass vonJesus keine Bedrohung für die staatlicheMacht ausging.

Liest man das Lukasevangelium aber vor demHintergrund der damaligen staatlichen Propa-ganda, so werden Differenzen sichtbar. Für uns– mit einem Abstand von 2000 Jahren – ist esnichts besonderes, dass Jesus als Sohn Gottes,Friedensfürst und Heiland bezeichnet wird.Vergleicht man die Weihnachtsgeschichte jedoch mit den Titeln, die Augustus zuge-schrieben wurden, wird die Brisanz deutlich.So heißt es in einer 9 v. Chr. entstandenen Inschrift über den Kaiser: „Die Welt wäre demUntergang verfallen, wenn nicht in dem heute Geborenen für alle Menschen ein ge-meinsames Heil aufgestrahlt wäre ... JedemKrieg wird er [Augustus] ein Ende setzen undalles herrlich machen. In seiner Erscheinungsind die Hoffnungen der Vorfahren erfüllt.“Statt dem Kaiser dem Rabbi aus Nazareth diese Titel zu geben bedeutet, dem kaiserli-chen Anspruch Grenzen aufzuweisen.

Anhaltspunkte im Leben Jesu

Ihren Anknüpfungspunkt hat diese Haltungdes Evangelisten im Wort Jesu über die Steuermünze. „Gebt dem Kaiser, was demKaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Lk 20,25). Natürlich stellt sich hier die Frage,woran sich bemisst, was Gott und was demKaiser gehört. Die Antwort wird vorher gege-ben: Die Münze gehört dem Kaiser, weil siedessen Abbild trägt. Konsequent müsste mansagen, dass all das Gott gehört, was sein Abbild

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trägt, und das ist nach biblischer Auffassungauf jeden Fall der Mensch.

Jesu Aufruf zur Bekehrung und zur Hinwen-dung zum Reich Gottes ist eine Sammlungs-bewegung. Alle Israeliten und später alle Menschen sind eingeladen, sich wieder in denHerrschaftsbereich Gottes zu begeben. Mitdieser Einladung ist nicht nur die Abwendungvom eigenen Fehlverhalten gemeint, sondernauch, sich unter den Schutz Gottes zu bege-ben, wann immer menschliche Würde in Frage gestellt und eingeschränkt wird. In derHinwendung zu den Menschen am Rande derGesellschaft wird daher der befreiende Charakter von Jesu Wirken besonders deutlich.

Die Bestätigung von staatlicher Herrschaft istalso nicht uneingeschränkt. Sie geschieht nursoweit, wie die weltliche Macht ihrerseits dieeigenen Grenzen anerkennt und den GebotenGottes nicht widerspricht. Aus diesem Grundgeriet Jesus auch mit den staatlichen Herr-

schern seiner Zeit in Konflikt, denn nur so istzu erklären, dass sein galiläischer LandesherrHerodes ihm ausrichten lässt, er solle sich besser aus seinem Machtbereich entfernen (Lk 13,31). Im Lukasevangelium endet dieseFlucht aus Galiläa in Jerusalem am Kreuz. Trotzallem, was dieses Evangelium über die Rollevon Pilatus schreibt, macht die Kreuzesin-schrift „König der Juden“ doch darauf aufmerksam, dass es schließlich auch um Herrschaftsansprüche ging.

So muss das Leben von Christinnen undChristen nicht nur von der Weisung des Römerbriefes „Gebt allen, was ihr ihnenschuldig seid“ (Röm 13,7) geprägt sein, son-dern auch vom Widerstandswort der Apostel:„Man muss Gott mehr gehorchen als denMenschen“ (Apg 5,29). In diesem Spannungs-feld entfaltet die befreiende Botschaft von derHerrschaft Gottes ihre Wirkung. �

Ralf Klein SJ

„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“: Goldmünzen mit einer Abbildung des Kaisers Nero (l.) und des Kaisers Marcus Aurelius (r.).

© KNA-Bild

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4 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Schwerpunkt

Christentum undPolitikDie aktuellen Nachrichten liefern uns täglicheine Fülle von Informationen ins Haus – unddamit auch die Frage, wie wir uns den Pro -blemen von Arbeitslosigkeit, Umweltzerstö-rung, Turbulenzen auf den Finanzmärkten,Flüchtlingen, Verletzungen der Menschen-rechte, Hunger, Terror und Krieg gegenüberverhalten sollen oder müssen. Was bedeutendiese Fragen für uns als Menschen, als Chris-tinnen und Christen?

Glaube ist politisch

Wenn wir im Sonntagsgottesdienst das Glau-bensbekenntnis beten, wird mir bewusst, wiepolitisch christlicher Glaube ist:• Wer sich zu Gott dem Schöpfer bekennt,kann nicht gleichgültig sein gegenüber der Zerstörung der Schöpfung und einerunverantwortlichen Ausbeutung der Res-sourcen dieser Erde.

• Wer sich zu Jesus Christus bekennt, der daszerstreute Volk Israel gesammelt hat, derZöllnern und Sündern in seiner Mitte einenPlatz gegeben, der Frauen respektiert undKinder zu sich gerufen hat, kann nichtgleichgültig sein gegenüber sozialen Kon-flikten, gegenüber Benachteiligung undAusgrenzung.

• Wer sich zum Heiligen Geist bekennt, der das Angesicht der Erde erneuert, kannnicht gleichgültig sein gegenüber gesell-schaftlichen Umbrüchen, neuen sozialenBewegungen und den Zukunftsfragen derMenschheit.

Christlicher Glaube lebt so in der Spannungvon Glaubenserfahrung und gesellschaftlicherVerantwortung, von Mystik und Politik. Indiesem Sinn war und ist Christentum poli-tisch nicht neutral.

Christsein im geschichtlich-gesellschaft-lichen Kontext

Dass der Einfluss des Christentums auf die Politik sehr unterschiedlich ist, wird für michim Vergleich neutestamentlicher Aussagen mitheutigen Möglichkeiten politischen Wirkensdeutlich. • Im römischen Reich waren die frühenchristlichen Gemeinden geduldete oderverfolgte religiöse Minderheiten, angepasstoder im Widerstand.

• In parlamentarischen Demokratien vonheute können Kirchen ihre Überzeugungendurch öffentliche Stellungnahmen oderdurch das Engagement von Christinnenund Christen in politischen Parteien, Inte-

Grabmal von Papst Papst Leo XIII. in der Lateranbasilika, Rom

© KNA-Bild

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ressensvertretungen oder zivilgesellschaftli-chen Bewegungen einbringen.

Möglichkeiten und Grenzen politischen Wir-kens der Kirchen als Glaubensgemeinschaftenentscheiden sich somit an ihrer Stellung im jeweiligen politischen System. Unterschiedlich waren und sind auch die gesellschaftlichen Fragen, die sich dem Chris-tentum stellten und stellen: in den Lebens-und Sozialformen einer Agrar- und Feudal -gesellschaft oder mit den technisch-ökonomi-schen Entwicklungen einer industriellen oderpostindustriellen Gesellschaft.

Die Entwicklung einer Soziallehre

„Zeit-gerecht“ lautete der Titel einer Ausstel-lung im Museum Industrielle Arbeitswelt in Steyr, zu deren Gestaltung ich 1991 einge-laden war. 100 Jahre zuvor erschien das Sozialrundschreiben Papst Leos XIII. zur Ar-beiterfrage. Die industrielle Revolution im

19. Jahrhundert mit ihren sozialen Folgen hatte eine neue Phase der Ausformulierungder sozialen Dimension der christlichen Bot-schaft bedingt. Nach und nach war deutlichgeworden, dass gesellschaftliche Verantwor-tung nicht mehr nur in karitativer Hilfe füreinzelne Menschen in Armut bestehen konn-te. Die Verelendung der Arbeiterschaft und eine menschengerechte Entwicklung forder-ten strukturelle Antworten; sie warfen die Fra-gen nach gerechter Entlohnung, rechtmäßi-gem Eigentum, aber auch nach der Rolle desStaates und der Beteiligung an sozialen Bewe-gungen auf. Seither wurde die katholische Soziallehre inAuseinandersetzungen mit den Fragen der jeweiligen Zeit weiterentwickelt: weltweit inden Sozialrundschreiben der Päpste und vorOrt mit ortskirchlichen Stellungnahmen. InÖsterreich konnte ich dies im Prozess der Vorbereitung des Sozialhirtenbriefes 1990miterleben: In zahlreichen Diskussionsveran-staltungen mit Vertretern von Politik und

Foto: ksoe/Bloderer

Pressekonferenz zu „5 Jahre Sozialwort. Eine Initiative der christlichen Kirchen in Österreich“ im Oktober, 2008. Teilnehmer(v.l.n.r.): Alois Riedlsperger SJ; Severin Renolder, Sozialreferat der Diözese Linz; Waltraut Kovacic, Direktorin der Evangelischen Akademie Wien; Metropolit Erzbischof Dr. Michael Staikos, Griech.-Orient. Metropolis von Austria; Herwig Sturm A.B., Vorsitzenderdes Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich; Wilhelm Nausner, Superintendent der Evangelisch-Methodistischen Kirche

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6 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Interessenorganisationen ging es um das rech-te Verstehen der gesellschaftlichen Herausfor-derungen und eine soziale Gewissensbildungfür Wirtschaft und Politik.Kirchliche Stellungnahmen beabsichtigen dabei nicht, wirtschafts- oder sozialpolitischeRezepte anzubieten. Vielmehr wollen sie bestehende Fehlentwicklungen aufzeigen undmit ihren Leitideen der Personalität, des Gemeinwohls, der Solidarität und der Subsi-diarität Orientierung geben für ein verant-wortliches Handeln in Bezug auf Umwelt,Mensch und die Zukunft der Gesellschaft.

Vor neuen Herausforderungen

Gegenwärtig konfrontieren uns Nachrichtenüber die Folgen des Klimawandels und derglobalen Finanz- und Wirtschaftskrise mit tiefgreifenden Fehlentwicklungen in Wirtschaftund Politik. Diese Probleme zeichneten sichbereits ab, als Anfang 2000 die 14 christlichenKirchen in Österreich das Projekt „Sozial-wort“ starteten und die Katholische Sozial-akademie Österreichs mit der Koordinationbetrauten. Als Ergebnis des mehrjährigen Diskussionsprozesses wurde deshalb bereits indem Ende 2003 erschienenen ÖkumenischenSozialwort ein neues Leitbild des Wirtschaftensgefordert und von der Regierung erwartet,die Regulierung der Finanzmärkte voranzu-treiben – begleitet von einem Reformprozessinnerhalb internationaler Institutionen. Zu-dem wurde die Aufgabe für Wirtschaft undPolitik formuliert, das Prinzip der Nachhaltig-keit zu verankern und auf ökologische undsoziale Standards zu achten. Eine Evaluationfünf Jahre danach zeigt, dass die Anliegen desSozialworts aktueller sind denn je. Mit Orientierung in Richtung eines gutenund menschenwürdigen Lebens für alle (auchder kommenden Generationen) stellen sichsomit die Fragen nach grundlegenden Refor-men in Wirtschaft und Politik. Ihre Schwer-punktthemen sind eng miteinander verknüpftund müssen mit den kommenden sozialen

Stellungnahmen in die politische Auseinan-dersetzung eingebracht werden: • Die Frage einer neuen Architektur der Finanzmärkte mit festen Regeln, damit sieder Realwirtschaft dienen und nicht sichverselbständigen.

• Die Frage von Global Governance alsSteuerung der globalen Fragen mit Hilfeentsprechender politischer Instrumentarienund Institutionen.

• Die Frage einer nachhaltigen Entwicklungals soziales Thema im Blick auf die Lebens-möglichkeiten aller Menschen und auch derkünftigen Generationen.

Glaubwürdig durch die Praxis

Wie ich bei politischen Diskussionen und Interviews für Medien immer wieder erfahre,sind kirchliche Stellungnahmen zu gesell-schaftlichen Fragen nur dann glaubwürdig,wenn erkennbar wird, wie die Kirchen ihre ei-gene Praxis an den Anliegen der sozialen Bot-schaft ausrichten und dafür wirksame Zeichensetzen: z.B. im Blick auf eine gerechtere Gestaltung der Finanzwirtschaft durch ethi-sche Geldanlage seitens kirchlicher Einrich-tungen oder im Sinn der Schöpfungsverant-wortung durch Ressourcen schonendesWirtschaften.

So wurden auch bei Präsentation und Eva -luation des Ökumenischen Sozialworts immerkonkrete soziale Initiativen aus den christlichenKirchen vorgestellt: Projekte mit Arbeits losen,Flüchtlingen, behinderten Menschen, Dritte-Welt- und entwicklungspolitische Aktionen,Friedens- und Umweltinitiativen.

Die Vielfalt der Probleme erfordert eine Viel-falt von Beiträgen. In ihnen übernehmenChristinnen und Christen auf unterschiedli-che Weise Verantwortung für die Gestaltungder Welt. Denn: Christentum ist politisch. �

Alois Riedlsperger SJ

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Schwerpunkt

Institutionen haben GewichtWer politischen Einfluss sucht, muss eigeneIdeen und Projekte, eine eigene Agenda oderZiele haben. Ansonsten wird er oder sieschnell zum Knecht des „Politik-Betriebs“, indem es nicht unerheblich um „politischeMacht an sich“ geht. Für mich besteht hier ei-ne Analogie zu erfolgreichem Fundraising:Wer angestrengt nach einer Idee oder einemProjekt sucht, nur um an die Unterstützungeines Wohltäters oder an die finanziellen Mit-tel eines bestimmten „Topfes“ heran zu kom-men, der ist nicht mehr dem Geld gegenüberfrei, sondern bereits dessen Diener.Wenn ich an uns Jesuiten denke, bin ich dahereher zurückhaltend, wenn es darum geht, obwir nach Berlin oder Brüssel gehen sollten,um dort politischen Einfluss auszuüben, bloßweil wir Jesuiten sind. Wer nach Ein ladungenschielt, nur um bei den vermeintlich wichti-gen Empfängen dabei zu sein, ist innerlichschon nicht mehr frei. Das betrifft mich selbstund ich weiß um die entsprechende Versu-chung. Der Politik- und Medienbetrieb lebt janicht ganz unwesentlich von Eitelkeit undvon der Tatsache, dass es tatsächlich einmalsinnvoll sein kann, den einen oder die anderekennen zu lernen. Ich bin überzeugt: Wer sich müht, politischenEinfluss oder Macht zu gewinnen, sollte sichin die entsprechenden Institutionen undStrukturen begeben, die in einem demokrati-schen Rechtsstaat dafür vorgesehen sind,nämlich Parteien, Verbände, Gewerkschaftenusw. Dort gilt es, Mehrheiten zu gewinnenund auf diese Weise Gestaltungsmacht zu er-ringen. So „ausgestattet“ kann er oder siedann die nächst höhere Ebene (Parlament

oder Dachverband) gestalten oder den politi-schen Gegner stellen. Politischer Einfluss, so unscharf dieser Begriffist, wächst interessanter Weise oft dem zu, dergar nicht ausdrücklich danach sucht. Beson-ders deutlich wird das in Institutionen, die inder Lage sind, ein Milieu, eine Kommuneoder ein bestimmtes Thema zu prägen. Mitdieser Gestaltungsmacht ist dann auch kon-krete Verantwortung verbunden, die über Ei-geninteressen hinausgeht. Institutionen sindbereits als solche politisch und müssen es nichterst werden wollen. Unsere Jesuiten-Schulensind da ein gutes Beispiel. Eine Internatsschu-le wie das Kolleg St. Blasien hat politischesGewicht in der Stadt St. Blasien, womöglichauch im Landkreis – einfach, weil sie da ist. AlsKultur- und Bildungsträger wirkt das Kollegüber den eigenen Tellerrand hinaus: als Arbeit-geber und als kirchliche Institution, vor allemaber durch die Art und Weise, öffentlich zuagieren, „Wohlgeruch“ zu verbreiten (2 Kor2,15) und den Menschen zu dienen. �

Johannes Siebner SJ

© KNA-Bild

Der Parlamentssaal im Reichstagsgebäude in Berlin

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8 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Schwerpunkt

Politische Beratungund ignatianischesDenken

Politikberatung gehört nicht zum Kernge-schäft des Jesuitenordens. Und doch gab esimmer wieder Jesuiten, auf deren Rat Politi-ker großen Wert legten. Ein prominentes Bei-spiel ist Oswald von Nell-Breuning, der mitseinen Beiträgen zur katholischen Soziallehredie Neugierde Helmut Schmidts weckte unddiesen in Fragen der Sozialpolitik beriet. Auchdessen Nachfolger Helmut Kohl schätzte sei-nen Rat.

Indifferenz

Das Verhältnis dieses Beraters zu den Bundes-kanzlern wies eine Dimension auf, die wir ausden ignatianischen Exerzitien kennen, die„Indifferenz“: „Der die Übungen gibt, sollsich ... weder zu der einen Seite wenden oderhinneigen noch zu der anderen, sondern inder Mitte stehend wie eine Waage unmittelbarden Schöpfer mit dem Geschöpf wirken las-sen und das Geschöpf mit dem Schöpfer undHerrn“ (GÜ 15). Auf die Beratungssituationübertragen heißt das: Der Berater lässt erstensdem Beratenen die Freiheit der Entscheidung;und zweitens identifiziert er sich nicht mitihm. Hierbei ist natürlich klar, dass nur ethischvertretbare Möglichkeiten in Betracht kom-men. Geistige Unabhängigkeit ist die Voraus-setzung für eine kluge, unbefangene Ent -scheidung („sanum iudicium“), und jene„ungeordnete Abhängigkeit“ des Beraters, die

das Gespräch und das Nachdenken stört, verhindert sie. Offenbar beruhte das Ansehenvon Nell-Breuning bei den Kanzlern nebenseiner Kompetenz entscheidend auf der kon-sequenten Beachtung dieser Regeln. Politiker in der Demokratie suchen die Zustimmung der Öffentlichkeit und die Profi-lierung gegenüber dem politischen Gegner –von Waage keine Spur. Insofern überrascht,dass sie die Tugend der Indifferenz nicht unbe-rücksichtigt lassen. Und es spricht für das For-mat der Kanzler, dass sie sich in ihren Beratun-gen der Indifferenz geöffnet haben, um zueiner bestmöglichen Begründung ihrer Ent-scheidungen zu gelangen und um dann auchin der Öffentlichkeit den Erfolg beim Wahl-volk einzufahren. Nicht allen gelingt es, dieseSpannung auszuhalten. Es fällt aber auf, dassviele erfolgreiche Politiker am Beginn ihrerKarriere schnell in dem Ruf standen, sich mitguten, kritischen Beratern zu umgeben undderen Widerspruch geradezu einzufordern.

Diskretion

Ein zweites Element erfolgreicher Beratung,das wir aus den Exerzitien kennen, ist die Diskretion: Was im „forum internum“ ausge-tauscht wird, bleibt vertraulich. Nur so kanndas Gespräch frei und fruchtbar sein. In die-sem Punkt sind gute Berater ebenso sensibelwie gute Politiker. Bisweilen legen Politikersogar Wert darauf, dass die Tatsache der Bera-tung geheim bleibt. Ein Beispiel ist das noto-rische Schweigen von Redenschreibern überihre Tätigkeit (die ja auch Beratung ist).Häufig treten in der Öffentlichkeit Persön-lichkeiten in Erscheinung, die der Politik Ratschläge erteilen oder sie analysieren. DerSprachgebrauch nennt sie oft politische Berater; tatsächlich sind sie Publizisten, da siesich primär an die (Medien-)Öffentlichkeit richten. Auch Politikberatern gelingt es nichtimmer, der Versuchung des öffentlichen Auftritts zu widerstehen. Politischer Beratungtut das nicht gut.

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An anderer Stelle geschieht der öffentlicheAuftritt mit Willen des Politikers. Dies ist z.B.das Privileg der Pressesprecher. Sie beratennach innen und unterrichten nach außen dieÖffentlichkeit im Sinne ihres Auftraggebers.Ihre Arbeit ist demokratisch geboten. EinenSchritt weiter gehen die viel zitierten „SpinDoctors“, die versuchen, die Interpretationender Medien zu beeinflussen. Ob das legitim ist, sei dahingestellt. Mit dem Geist der Indif-ferenz politischer Beratung hat es aber nichtsmehr zu tun.

Der Foyerkreis

Die extreme Gegenposition, radikale Indiffe-renz, nehmen Gesprächskreise ein, in denenVertreter unterschiedlichster Richtungen ausPolitik und Gesellschaft zu aktuellen politi-schen Grundsatzfragen zielorientiert diskutie-ren. Ein Beispiel dafür ist das vor 20 Jahren in

Bonn gegründete und heute in Berlin ansässi-ge „Foyer der Jesuiten“, in dem Patres zusam-men mit katholischen Laien aus dem Umfeldvon Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kir-che (der sog. „Foyerkreis“) Gesprächsabendeveranstalteten. Das Prinzip der Waage ist hierauf die Spitze getrieben: Der Foyerkreis willnicht Berater sein, sondern setzt nur den Diskussionsprozess in Gang und steuert ihndurch Moderation. Die Teilnehmer, zu denenauch immer wieder Bischöfe und hochrangigePolitiker gehören, suchen gemeinsam die best-mögliche Antwort. Das Ergebnis bestimmensie frei. Inzwischen haben sich die Jesuiten ausdem Foyer zurückgezogen. Aber auch jetzt istder Foyerkreis eine anschauliche Form politi-scher Gesprächskultur aus dem Geiste des Hl. Ignatius – und wegen der – auch partei -politischen – Offenheit und der Diskretion beiden Politikern geschätzt. �

Bernhard Vogt

Politik und Kirche im Gespräch im Katholischen Büro in Berlin im Juni 2008 (v.l.n.r.): Erzbischof Werner Thissen, Hamburg; Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz; Hans Langendörfer SJ, Sekretär der DBK; Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz

© KNA-Bild

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10 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Schwerpunkt

Von Demokratieund SommerlagernVon Winston Churchill ist der Spruch über-liefert, Demokratie sei die schlechteste allerRegierungsformen – abgesehen von allenanderen. Demokratie ist anstrengend, aber sieist die einzige Form, alle Menschen in die Verantwortung zu nehmen. Auch Jugend -verbände leben von demokratischen Entschei-dungsprozessen. Gemeinsam wird beraten,entschieden und gewählt. Dabei gibt es all dieDinge zu sehen, die solche Entscheidungenbegleiten: Satzung, Tagesordnung und Verfah-rensordnung; Anträge, das Protokoll und seineVerabschiedung. Vereinsmeierei könnte mandas nennen. Aber spätestens, wenn ein Jugend-licher das erste Mal in der Minderheit ist undsich mit seinem Vorschlag zu den Sommerla-gern trotzdem Gehör verschaffen will, weiß erdas alles zu schätzen: Jeder kann so gleichbe-rechtigt gehört werden und die Kraft der lau-ten Stimme, des schnellen oder vielen Redensniemanden an den Rand drängen. Jugendver-bände brauchen diese Verfahrensdemokratie.Denn hier sitzen Freunde nebeneinander. Undwenn man sich jugendlich zu einem Thema inRage geredet hat, dann hilft das Verfahren, da-mit danach keine böse Stimmung überbleibtoder jemand – vielleicht unabsichtlich – nie-dergestimmt wird. Die Voraussetzung dafür istjedoch, dass die Entscheidungen wirklich zäh-len. Es darf keine Instanz geben, die das dannnoch einmal aufhebt und herablassend sagt:Das sei ja alles ganz schön, aber bereits auf ir-gendeiner „wichtigeren“ Ebene anders ent-schieden worden. Demokratie ist eben keinSpiel, sondern echtes Leben.�

Bernd Hagenkord SJ

Schwerpunkt

Flüchtlingen eineStimme gebenLobbyarbeit hat gemeinhin einen negativenBeigeschmack. In einer Lobby tummeln sichInteressenvertreter, die mit allerlei Annehm-lichkeiten versuchen, Politiker für ihr Partiku-larinteresse einzuspannen, um deren Entschei-dungen zu beeinflussen. Machen wir indiesem Sinne Lobbyarbeit? Sicherlich nicht.Aber ich bin überzeugt, dass wir Christen unsin die Gestaltung der Gesellschaft und auchder konkreten Politik einmischen müssen.Denn der christliche Glaube ist kein abstrak-tes dogmatisches System und keine Weltan-schauung, sondern Nachfolge Jesu. Gottes-dienst ist immer auch Dienst an denMenschen und am Aufbau einer gerechterenGesellschaft. Wenn sich der Jesuiten-Flücht-lingsdienst bei anstehenden Gesetzesvorhabenim Ausländerrecht öffentlich zu Wort meldet,dann tun wir dies als Anwälte für Menschen-würde und Humanität. Konkret: Wir sprechenmit den Politikern, den Beamten und den ver-schiedenen Interessengruppen und versuchen bei dieserGelegenheit, unsere Position deutlich zu machen. In diesem Sinne sind wir Lobbyistenfür Flüchtlinge und Migranten. Wir versuchenihre Anliegen zu Gehör zu bringen, in gebün-delter und wohl überlegter Form, und niemalsohne die Interessen der Allgemeinheit, das Gemeinwohl außer Acht zu lassen. Dies erfor-dert Kompetenz und Unterscheidung.

Der Apostel Paulus schreibt, er sei den Judenein Jude geworden (1 Kor 9,20), um möglichstviele zu gewinnen. In der Flüchtlingsarbeitmuss ich immer wieder wie ein Jurist spre-chen. Eine meiner ersten und wichtigsten

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Erfahrungen dabei war, dass die Wirklichkeitweder weiß noch schwarz ist, sondern meis-tens aus einem mehr oder weniger hellen oderdunklen Grau besteht. Nur die wenigsten Fälle, über die wir in der Berliner Härtefall-kommission verhandeln, sind klar und eindeu-tig. Immer gibt es bei dem konkreten Men-schen, um den es geht, gute Argumente, die fürsein Bleiberecht in Deutschland sprechen: einlangjähriger Aufenthalt etwa, der Zusammen-halt in der Familie oder die Schulbildung.Meistens stehen aber genauso Argumente dagegen: Oftmals sind dies Strafsachen aus früher Vergangenheit wie versuchte Vertu-schung der Identität oder Verurteilung einzel-ner Familienmitglieder. Dann gilt es abzuwä-gen, und dies ist niemals leicht.

Was das eigene Argumentieren erleichtert, istdie Offenheit für den Blick und das Interesseder Gegenseite. Kein Argument ist effektiver,als wenn ich selbst die Ausländerbehörde aufihren Fehler aufmerksam machen und darle-gen kann, dass jemand doch einen Rechtsan-spruch auf einen Aufenthalt hat. Wichtig ist es,

im Gespräch zu bleiben. Idealerweise könnenUnterschiede in der Sache ohne Gesichtsver-lust für den jeweils anderen benannt werden.Wenn ich jedoch meine Argumente absolutsetze und dem anderen keine andere Möglich-keit zu handeln zugestehe, dann riskiere ich,ideologisch aufzutreten und ein Gespräch aufDauer zu verunmöglichen.

Flüchtlingen und Migranten eine Stimme zugeben, für die Rechte von Menschen auchunabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus ein-zutreten – das bedeutet dicke Bretter zu boh-ren. Es erfordert Geduld und einen langenAtem. Ich glaube aber, dass ein solcher Einsatzunsere Kirche langfristig auch glaubwürdigermacht. Für Menschen, die ansonsten mit Kirche keinerlei Kontakt haben, macht erdeutlich sichtbar, dass es uns in erster Linie umdie Menschen und nicht so sehr um das eige-ne institutionelle Überleben geht. �

Martin Stark SJ

Georg Kardinal Sterzinsky im Gespräch mit Abschiebehäftlingen nach der Segnung der neuen Kapelle in der Haftanstalt

© KNA-Bild

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12 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Schwerpunkt

Die Versuchung unpolitisch zu sein

Am 25.10. und 27.10.2008 wurden zwei Jesuiten in Moskau ermordet. Unmittelbarnach ihrer Ermordung erschienen in der rus-sischen Presse verleumderische Berichte überdie ermordeten Mitbrüder, die sie in krimi-nelles Milieu tauchten. Dem Mord wurde derRufmord hinzugefügt. Die deutsche Bericht-erstattung orientierte sich an den Berichtenaus Moskau und titelte sinngemäß: „Morde anJesuiten – vermutlich keine politischen Hin-tergründe.“ Das Entsetzen über diesen Vor-gang mündete in Berlin eine Woche später ineine Mahnwache vor der russischen Botschaft.200 Freunde und Freundinnen des Ordensprotestierten zusammen mit Jesuiten und füh-renden Repräsentanten der katholischen Kir-che gegen die Verleumdung der Mitbrüderund gegen die Diffamierung des Wirkens derkatholischen Kirche in Russland. Wir hatten unsentschlossen, politisch zu reagieren, öffentlich.

Bedenken

Auf dem Weg zur Mahnwache bewegten unszeitweise einige nahe liegende Argumente, dieuns vor dieser Form des Auftretens warnten.Sie meldeten sich in Form von inneren Bedenken oder als Ansprache von außen. Daserste Bedenken lautete: „Ihr gefährdet die katholischen Ordensleute in Moskau, wennihr politisch auftretet. Denn die Behördenkönnten auf eure Mahnwache ungehaltenreagieren.“ Die Sorge in diesem Argumentteilten wir. Manchmal können Sorgen auchberechtigt sein. Gefährden wollten wir natür-

lich niemanden. Andererseits: Sollten wir unsder Gewalt beugen?

Als nächstes wurde der Ratschlag gegeben:„Macht Druck, aber nicht öffentlich, sondernüber diplomatische Kanäle und Kontakte.“Dahinter steckte die Vorstellung, dass man indieser Situation mehr für die Betroffenen bewirken könne, wenn man in den Vorzim-mern der Politik agiert. Auch tauchte dieÜberlegung auf, man verbaue sich Einwir-kungsmöglichkeiten, wenn man jetzt lautwird. Aber das Gegenteil schien uns mindes-tens genauso wahrscheinlich zu sein: Je eherwir bereit sind zu demonstrieren, desto mehrwerden wir auch in Hinterzimmern undAmtsstuben wahrgenommen werden, in deneneinflussreiche Leute sitzen.

Schließlich erfolgte der Hinweis: „Ihr seidnicht zuständig.“ Unter den „Zuständigen“konnten viele verstanden werden: Die Ermitt-lungsbehörden in Russland, die Kenner derSzene, die Russlandexperten, die Oberen, diePolitiker. Andererseits aber kannten wir die er-mordeten Mitbrüder. Und es waren Mitbrüder.Allein schon daraus ergab sich eine Zuständig-keit. Oft stehen die im engeren Sinne „Zustän-digen“ unter Zwängen, die sie weniger frei machen als uns, die wir gerade nicht im Sinne

Klaus Mertes SJ übergibt das Schreiben an die Russische Botschaft

Foto: Kunert

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eines Amtes verantwortlich sind. Und unterden Zuständigen gibt es ja vielleicht auch eini-ge, denen wir helfen, wenn das Schweigen zuden Verleumdungen durchbrochen wird.

Dem Ruf folgen

Dies ist nur eine Auswahl aus einer Vielzahlvon Bedenken, die den Weg zur Mahnwachesäumten. Nachträglich haben wir sie als „Ver-suchungen“ eingeschätzt. Damit ist nicht gesagt, dass die Einwände falsch und unbe-rechtigt waren. In unserer Suche nach einerangemessenen Reaktion auf die schlimmenMorde und Rufmorde machten sie uns abereher Angst. Die Lehre von der Unterschei-dung der Geister besagt, dass auch bedenkens-werte und gut gemeinte Überlegungen zuVersuchungen werden können. Am Anfanghatte ein „Ruf“ gestanden: das Entsetzen überden Rufmord von Mitbrüdern. Dieses Entset-zen blieb und bleibt. Gewiss kann es gelegent-lich richtig sein, eigenes öffentliches Agierenzu unterlassen, um Menschen nicht zu gefähr-den, effektivere aber stille Wege zu gehen,oder zunächst „die Zuständigen“ handeln zu lassen. Aber es blieb für uns die Tatsache ausschlaggebend, dass der Rufmord ein öffentlicher Vorgang war und deswegen eine

öffentliche Reaktion erforderte. Schweigenkönnte in solchen Fällen auch als Zustim-mung gedeutet werden.

Politische Reaktion

Die russische Botschaft hat bis heute auf denAufruf der Demonstrierenden in Berlin nichtreagiert. Immerhin wurde die Berichterstat-tung in Deutschland über die Morde in Moskau differenzierter. Niemand unterstellt,dass die Morde von oben befohlen wordensind. Doch das ist kein hinreichender Grund,ihnen und der sich anschließenden Berichter-stattung jeglichen politischen Zusammenhangabzusprechen. Gerade deswegen war undbleibt eine öffentliche Reaktion auf die Morde in Moskau notwendig.

Das Kapitel ist noch nicht abgeschlossen. Innächster Zeit steht der Prozess gegen den geständigen angeblichen Täter an. Wir hoffenund drängen weiter darauf, dass es beim Pro-zess unabhängige Beobachter und Berichter-statter geben wird, die an echter Aufklärunginteressiert sind. Das sind wir den Ermordetenschuldig. �

Klaus Mertes SJ

Mahnwache vor der Russischen Botschaft in Berlin

Foto: Kunert

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14 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Schwerpunkt

Kandidieren

Verantwortung wahrnehmen in der und fürdie Gesellschaft: Dieser Wunsch steht am Beginn eines tätigen politischen Lebens, vorallem dann, wenn ein öffentliches Amt in derPolitik übernommen werden soll. Aber dieserWunsch führt nicht unmittelbar in eine aktiveTätigkeit, denn die Demokratie verlangt, dasssich Menschen, bevor sie ein Amt erhalten, ei-ner Wahl stellen.

Wahlen finden oft statt. Wir haben uns darangewöhnt, aber ein selbstverständlicher Schrittist das für den Einzelnen dennoch nicht. Esverlangt, sich über eigene Ziele, eigene Wün-sche und auch eigene Unsicherheiten Klarheitzu verschaffen. Das gerne öffentlich gepflegteVorurteil, Politiker seien nur auf ihren eigenenVorteil bedacht und wollten eine bequemeKarriere machen, trifft auf die Einzelnen, diekandidieren wollen, nicht zu. Denn eine Kar-riere in der Politik unterliegt vielen Risikenund es bedarf nicht zuletzt der Bereitschaft,sein weiteres Leben ins Licht der Öffentlich-keit zu stellen. Das ist bereits eines der Aus-schlusskriterien, denn das liegt nicht jedemMenschen. Ein zweites Kriterium ist, ob jemand die Möglichkeit sieht, seine inhaltli-chen Ziele in einer Partei zu vertreten, d.h. ineinem großen und von vielfältigen Interessenbestimmten Kreis. Für jede verantwortlicheTätigkeit in unserer Gesellschaft gilt, dass nie-mand alleine Erfolge erringt. Doch an wenigenStellen wie in der Partei wird so deutlich, dasses nur in Gemeinschaft gelingen kann, etwas zuerreichen. So will wohl überlegt sein, ob sichjemand mit einer Kandidatur für ein politi-sches Amt auf dieses immer notwendige Rin-gen um Zustimmung – in der Partei und in

einer größeren Öffentlichkeit – einlassen will.Ein politisches Amt ist kein Ort für Einzel-kämpfer.

Das spürt die Kandidatin bereits beim erstenSchritt in der sehr begrenzten Öffentlichkeitder Wahlversammlung der Partei. Die Mitglie-der, denen man sich dort stellt, mögen vertrautsein, doch wie sie in einer geheimen Wahl ent-scheiden werden, ist offen. Die Unsicherheitüber den Ausgang ist in den verschiedenen Parteien unterschiedlich hoch, aber er bleibtimmer ungewiss. Sich konkret zur Wahl zu stel-len, ist ein Schritt ins Offene. Da steht plötzlichvor aller Augen jemand, der nun nach dem, waser bislang getan hat, und nach dem, was er vor-hat, beurteilt werden wird. Für dieses Urteilspielt es eine große Rolle, welchen Eindruck erals Person erweckt. Das erfordert Selbstbe-wusstsein und das erfordert auch Stärke, denn eskann ja auch sein, dass er keine Mehrheit erhal-ten wird. In einer solchen internen Wahl sindSieg und Niederlage offen und beide Ergebnis-se wirken sehr unmittelbar auf die Person zurück. Schwerer wird es natürlich, wenn dieWahl in einer Niederlage mündet: Hat die Kan-didatin nicht den richtigen Ton getroffen? Hatsie nur nicht überzeugen können, hat sie Kritikauf sich gezogen oder nur die Zuneigung nichtgewinnen können? Eine Vielzahl von Fragen,die naturgemäß nicht alle nach einer geheimenWahl beantwortet werden können.

War dieser erste Schritt erfolgreich, dann wirddie nächste Kandidatur öffentlicher ablaufen,nämlich auf der Liste der Partei. Das bedeuteteine Vielzahl von Veranstaltungen, auf der derKandidat Rede und Antwort stehen muss, undFlugblätter und Plakate werden gedruckt. Wieviel Aufmerksamkeit ein Kandidat erregt,hängt dann von seinem Platz auf der Liste abund natürlich von der Bedeutung der Partei. Jegrößer eine Partei, umso weniger wird auf die

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Menschen auf den hinteren Listenplätzen geachtet. In den Wahlkreisen hingegen spielendie Kandidaten eine größere Rolle. Dort ste-hen sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.Dort stellt sich dann erneut die Frage, ob sieMenschen für sich gewinnen können undüberzeugen. Aber der Erfolg wird nicht mehrvon einzelnen Menschen abhängen, sondernvon der Rolle der Partei, und er wird davon bestimmt sein, wie sich die Partei in der Vergangenheit und im aktuellen Wahlkampfpräsentiert hat und ob sie viele Stimmen aufsich ziehen kann.

Kandidieren ist damit eine höchst öffentlicheAngelegenheit. Das macht das Kandidierenschwerer als etwa eine Bewerbung um eine Arbeitsstelle, denn mehr Menschen entschei-

den über die Kandidatur als z.B. der einzelnePersonalchef eines Unternehmens. Auch sinddie Kriterien weniger gut identifizierbar undstärker mit der Person der Kandidierendenverwoben. Das verlangt eine große innere Stärke. Diese Stärke kann man durch Eitelkeitentwickeln, aber das wird nicht lange tragen.Entscheidender ist eine Kraft, die sich aus demstarken Gefühl von Verantwortung und Zunei-gung zu den Menschen speist, für die man sichpolitisch engagieren will. Zu kandidieren istdamit nicht nur der erste Schritt zum ange-strebten Amt. Es ist auch der erste Prüfstein dafür, ob jemand sich zutraut, öffentlich für seine Ziele einzutreten, und dafür, ob er diePersönlichkeit hierzu ist. �

Andrea Fischer

Wahlliste für die Briefwahl zur Bundestagswahl

© KNA-Bild

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16 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Schwerpunkt

Impulse für Wirtschaft und GesellschaftIgnatianische Anregungen fürVerantwortungsträger

Kann Spiritualität etwas mit gesellschaftli-chem Engagement zu tun haben oder gar dazu inspirieren? Die folgenden acht Einsich-ten aus der ignatianischen Spiritualität sindhierzu bemerkenswert.

1. Genügend SchlafEine Banalität? Wer chronisch hektischenMenschen begegnet, weiß wie abstoßend einesolche Begegnung sein kann: Wir werden vomanderen kaum wahrgenommen, höchstens instrumentalisiert. Genügend Schlaf, dieseRegel, die ein erfahrener Exerzitienmeister allen Jesuiten mit auf ihren Weg als Seelsorgergibt, ist sicher auch eine goldene Regel fürVerantwortliche in Wirtschaft und Gesell-schaft. Unseren Mitmenschen aufmerksam zubegegnen ist für Verantwortungsträger undSeelsorger der erste wertvolle Dienst, den wirunseren Nächsten leisten können.

2. Unser Leben unterbrechen lernenVon Johann Baptist Metz stammt das Diktum,die kürzeste Definition von Religion sei„Unterbrechung“. Unsere Religion hat mitihrem Wissen um die conditio humana unddie Notwendigkeit von Rhythmen das Unterbrechen unseres Alltages als wichtigekulturelle Errungenschaft erkannt. Die wach-senden Möglichkeiten zu Mobilität und

Kommunikation verdichten unseren Alltagimmer mehr. Umso wichtiger ist es daher,Unterbrechungen zu leben und damit wiederDistanz zu gewinnen und die Beziehungenwieder lebendig werden zu lassen, aus denenwir leben: unsere Beziehungen zu unserenMitmenschen und zu Gott.

3. Worum geht es mir? Prinzip und Fundamentmeines Engagements

Bei jungen Erwachsenen, die sich überlegen,institutionelle Verantwortung zu überneh-men, steht oft eine bewusste oder unbewussteÜberzeugung, „sich für eine Sache engagierenzu wollen“, so z.B. zu Fragen der Integration,der Bildung oder des nachhaltigen Wirtschaf-tens. Ist einmal der Einstieg geschafft, werdenGrundfragen oder Grundüberzeugungen leichtvom Ringen mit dem aktuellen Tagesgesche-hen überdeckt. Die Dynamik eines „Prinzipund Fundament“ meines Tuns kann den Ver-antwortlichen helfen, sich in regelmäßigenAbständen immer wieder neu zu orientieren:Für welche Grundoptionen stehe ich, für welche Grundwerte setze ich mich ein? In einem zweiten Schritt kann dann geprüftwerden: An welchem Ort oder in welchemBereich kann und will ich mich in diesem Anliegen engagieren?

4. „Discreta caritas“ – kluge LiebeDieser Ausdruck bringt die ignatianische Haltung zur Welt auf den Punkt. Kluge Liebeschaut die Wirklichkeit mit Achtung an. Sienimmt die Welt wahr, wie sie ist; nicht wie siesein sollte oder könnte. Der liebevolle Blicksucht das Gute und Schöne zu sehen, ohne dasBöse und Hässliche beiseite zu drängen. Klug-heit ist bei Ignatius die Gabe der Unterschei-dung der Geister. Wer der Welt klug begegnet,wahrt ihr gegenüber die nötige Distanz undFreiheit und er engagiert sich für sie mit Leidenschaft und Hingabe.

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5. UnterscheidungskriterienAls Unterscheidungsregeln gibt uns Ignatiusverschiedene Kriterien an die Hand, die auchim gesellschaftspolitischen Raum ihre Bedeu-tung haben. Mit Blick auf meine begrenztenRessourcen an Zeit, finanziellen Mitteln undemotionaler Kraft muss ich mich immer wie-der neu entscheiden und eventuell begrenzen.Dabei helfen Fragen wie: Wo ist in meinemHandlungsbereich die größere Not? Was er-kenne ich als das höhere Gut? Und was leistetden universaleren Dienst?

6. Freude und Interesse am MenschenSeinen Exerzitienbegleitern legt Ignatius ansHerz, die Begleitung des Exerzitanten mitFreude und Interesse zu übernehmen. DieFreude an der Begegnung ist die Vorausset-zung für eine geistliche Begleitung von Men-schen. Dies scheint mir auch eine Vorausset-zung für ein Engagement zu sein, in dem wirviel mit Menschen zu tun haben. Für wen etwa die Begegnung mit Menschen nach einem arbeitsreichen Tag schlicht eine Qual istund wer bei einem „Bad in der Menge“ nichtauch Kraft und Freude schöpfen kann, wirdsich auf Dauer schwer tun.

7. Umgang mit ScheiternScheitern gehört zum Leben dazu. Ignatius rätuns, gerade in den Momenten, in denen „esuns gut geht“, uns auch der Möglichkeit vonMisserfolgen, Scheitern bewusst zu sein. Igna-tius lädt uns damit ein, uns unabhängig zu ma-chen von Erfolg und Misserfolg. UnserenSelbstwert und unseren Selbststand sollen wirnicht aus unserer Arbeit ziehen, sondern ausden Beziehungen, aus denen heraus wir leben– nicht zuletzt aus der mit Gott.

8. Gott sendetIgnatius ist von einem trinitarischen Gottes-bild geprägt und begeistert. So wie der Vaterund der Hl. Geist den Sohn senden, so weißIgnatius sich in die Nachfolge des Sohnes be-rufen. Auch der Christ mit Verantwortung inWirtschaft und Gesellschaft ist eingeladen, sei-ne eigene Sendung zu erspüren. Auch ihm istaufgetragen, den einen Geist im Handeln an-derer zu entdecken. So ist er gerufen, das ei-gene Tun immer wieder an dem Handeln vonJesus aus Nazareth auszurichten. �

Tobias Karcher SJ

Ignatius Vision von La Storta, Gemälde von S. Conca, um 1750, Universität Salamanca

© SJ-Bild

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18 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Schwerpunkt

Kurz-ZeugnisseWarum ich mich als Jesuit politisch engagiere

Politisches Enga-gement entsteht fürmich aus der Be-gleitung von Men-schen und beginntmit der Einladung,die Wirklichkeitwahrzunehmen. Esist mir wichtig, dassPolitiker, die überAbschiebehäftlingeentscheiden, dieRealität der Haftwenigstens im An-satz kennen. Dazu

kann man sie herausfordern: durch Berichte,Stellungnahmen und Einladungen zum Be-such der Menschen, die ihre Entscheidungen(er)leben müssen.

Im Kampf der politischen Meinungen ist mirauch folgender Maßstab wichtig: die Realitätdurch die Augen derer zu sehen, die von derTeilnahme ausgeschlossen sind und nicht für sich selbst sprechen können, sei es durcheinen fehlenden Aufenthaltsstatus oder durch Armut. Wer Veränderung hin zu mehr Ge-rechtigkeit will, muss überzeugen können:durch konstruktive Vorschläge, Konfrontationund Kritik in einem Prozess, der Beziehungaufbaut. �

Michael Schöpf SJ

Es war die GCL (Gemeinschaft ChristlichenLebens), die ignatianische Laiengemeinschaft,die mich „politisch“ gemacht hat. Durch siehabe ich gelernt, dass christlicher Glaube einegesellschaftliche Dimension hat.

1932 geboren, hatte ich das Nazi-System nocherlebt. Eine kleine Minderheit hatte eine gro-ße Mehrheit zu Mitläufern gemacht: jene, diesich politisch nichtinteressieren und al-les mit sich gesche-hen lassen. Jetzt leben wir wieder ineinem gewissen to-talitären System:dem globalen Wirt-schafts-Wachstums-System. Seine Un-gerechtigkeit, seineUmweltzerstörung,seine Menschen-verachtung wirdimmer offensichtli-cher. Es definiert den Menschen als Konsu-menten und Leistungsträger. Wer zu beidemnicht taugt, wird einstweilen noch versorgt –jedoch immer kärglicher; die Entsorgung hatschon begonnen.

Sind wir wirklich ohnmächtig und könnennur zuschauen? Wo bleibt der christliche Wi-derstand? Wir haben Macht: Was und bei wemkaufe ich? Wo habe ich mein Geld und was ge-schieht mit ihm? Was lese ich und worüber re-de ich? Wen unterstütze ich? Wen wähle ich?

Ich schreibe, rede und predige gelegentlichdarüber. Auch wenn die Welt nicht durch Po-litik erlöst wird – sich dem Bösen zu wider-setzen gehört zur Nachfolge Christi. �

Alex Lefrank SJ

Michael Schöpf SJ Alex Lefrank SJ

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Schwerpunkt

Stellung beziehen

Friedhelm Hengsbach SJ ist emeritierter Pro-fessor für christliche Gesellschaftsethik undehemaliger Leiter des Nell-Breuning-Instituts(Frankfurt Sankt Georgen).

Pater Hengsbach, in den vergangenen Jahrzehn-ten haben Sie oft zu sozialen Fragen pointiertStellung bezogen. Warum treten Sie so lautstarkfür Menschen am Rande der Gesellschaft ein?Meine Motivation entspringt aus einer Erfah-rung, die ich sehr früh gemacht habe: Glaubeund Engagement für Gerechtigkeit sind mit-einander verbunden. Der Einsatz für Gerech-tigkeit ist Ausdruck des Glaubens an Gott. Mitdem ersten Johannesbrief könnte man sagen:Der Glaube, den man nicht sieht, wird erfahr-bar durch die Liebe, die man sieht.

Ist das nicht mit einem hohen Risiko verbunden,wenn Sie öffentlich Stellung beziehen?Ja. Das liegt daran, dass man von beiden Seitenbedrängt wird, wenn man an der Grenze lebtund arbeitet. Man hat natürlich Freunde undUnterstützer, aber wenn jemand die Positionvon Menschen am Rand einnimmt, wird ervon der Mehrheit nicht als zugehörig akzep-tiert. Doch wenn man Glück hat, kommt dieMehrheit mit der Zeit auch zu neuen Ein-sichten. Das habe ich öfter erlebt – nicht zuletzt jetzt mit der Finanzkrise.

Hatten Sie immer Recht?Nein, nicht immer, aber manchmal schon. [Er lacht.]

Haben Sie sich viele Feinde gemacht?Klar macht man sich Feinde, aber auch vieleFreun-de. Manches Mal haben Gegner auch

versucht, über Rom Einfluss zu nehmen.Aber ich habe den Orden als sehr loyal erfah-ren. Wenn es hart auf hart kommt, steht er hin-ter Ihnen.

Wenn Sie zurückblicken, was hätten Sie andersgemacht?Schwer zu sagen. Vielleicht hätte ich manchePosition in den letzten 30 Jahren entschiedenervortragen müssen.Mir ist auch auf -gefallen, dass ichfrüher eher grund -sätzliche Position-en vertreten hatte.Über die Jahrehinweg habe ichmich zunehmendauf Details undUmsetzungsfrageneingelassen. Da-durch wurde we-niger deutlich, wo-raus ich lebe undwoher ich meinen Optimismus schöpfe, näm-lich aus meiner Orientierung an der bibli-schen Botschaft und der Person Jesu.

Hätten Sie eine Botschaft oder einen Rat für dienachrückenden Generationen?Ja, wer und wie wir sind, ist kein Ergebnis von Naturgesetzen oder Sachzwängen. Ichmöchte alle ermutigen, sich mit großer Widerstandskraft zu wehren, wenn sie denEindruck haben, dass über ihre Köpfe hinwegentschieden wird. Wie heißt es doch in Levitikus 26,13 von den Heilstaten Gottes:„Ich habe eure Jochstangen zerbrochen undeuch wieder aufrecht gehen lassen.“ �

Das Gespräch führte Johannes Maria Steinke SJ.

Friedhelm Hengsbach SJ

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20 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

Schwerpunkt

COMECEDie Katholische Kirche: Inspirationsquelle und Wegbegleiterin Europas

Die katholischen Bischöfe werden bei den eu-ropäischen Institutionen von der COMECE,der Kommission der Bischofskonferenzen derEuropäischen Gemeinschaft, vertreten. DieCOMECE verfügt über ein ständiges Sekreta-riat in Brüssel, für das ich seit fast drei Jahren arbeite. In meiner täglichen Arbeit bin ichZeuge des spannenden Dialogs zwischen Poli-tik und Religion. Dieser Dialog steht imDienst eines einzigartigen Projektes: der euro-päischen Einigung.

Die COMECE entstand 1980 – ein Jahr nachden ersten direkten Wahlen zum EuropäischenParlament. Sie besteht aus den Bischöfen, dievon den katholischen Bischofskonferenzen derEU-Mitgliedstaaten delegiert worden sind.Diese Kommission verfolgt eine dreifacheAufgabe: Kirche und Christen über die EU-Politik zu informieren, die europäische Inte-gration durch Studien und Reflexionen zu begleiten und einen Dialog mit den EU-Institutionen zu führen.

Diese Präsenz der Kirchen auf der europäi-schen Bühne ist das Ergebnis eines langen Pro-zesses. Die Katholische Kirche hat von Beginnan das Projekt der europäischen Einigung unterstützt. Zwar hatten die Gründerväter Eu-ropas, Alcide de Gasperi, Robert Schumanund Konrad Adenauer ein Wirtschaftsprojektentworfen, aber dieses war von Werten inspi-riert, die für die Soziallehre der KatholischenKirche von zentraler Bedeutung sind: Res-

pekt der Menschenwürde, Solidarität undSubsidiarität. Seit der Gründung der Europäi-schen Gemeinschaft 1957 hat jedoch die EUden Beitrag der Kirchen zur europäischen In-tegration dreißig Jahre lang praktisch igno-riert. Erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs1989 rief die Gemeinschaft alle „Institutionender Sinngebung“ – Kirchen und Religionsge-meinschaften eingeschlossen – dazu auf, erneutüber Sinn und Ziele der europäischen Einigungnachzudenken.

Inzwischen sah sich auch die EU dazu ge-zwungen, die religiöse Realität Europas in ih-rer Gesetzgebung zu berücksichtigen und denStatus und die Rolle der Kirchen in den Mit-gliedstaaten anzuerkennen. Heute sieht Artikel17 des künftigen Vertrags über die Arbeitsweiseder EU, der Bestandteil des Lissabonner Vertragswerks ist, vor, dass die EU die Staat-Kirche-Beziehungen in den jeweiligen Mit-gliedstaaten anerkennt und respektiert, unddass sie einen offenen, transparenten und regel-mäßigen Dialog mit den Kirchen führt. Obwohl der Artikel 17 noch nicht in Kraft getreten ist, wird dieser Dialog bereits seit vie-len Jahren mit der EU-Kommission und dem Europäischen Parlament praktiziert. „Dialog“ist hier keine Leerformel, denn die euro -päischen Institutionen haben in den KirchenPartner erkannt, mit deren Hilfe das europäi-sche Projekt vorangebracht werden kann.Häufig konsultiert die EU-Kommission dieZivilgesellschaft, bevor sie neue Gesetze erlässt.So kann auch die praktische Erfahrung derKirchen, etwa aus dem Bereich sozialer undkaritativer Einrichtungen, eine wertvolle Expertise für den europäischen Gesetzgeberdarstellen.

In den europäischen Institutionen arbeitenviele Christen, besonders aus der jüngeren Ge-neration. Ihre tägliche Arbeit in der Kommissi-

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on, dem Parlament oder dem Ministerrat istgeleitet von ihrem Glauben und dem Willen,dem Gemeinwohl zu dienen. Jedoch fällt esmanchmal schwer, den Sinn des eigenen Enga-gements im Auge zu behalten, sei es aufgrundder manchmal schwerfälligen Hierarchie derEU-Institutionen, sei es, weil die politischeGroßwetterlage den Gläubigen Gegenwindbeschert. Diese Christen finden dann bei derCOMECE Unterstützung, Expertise und Rat.

Die COMECE befindet sich an einem Kon-takt- und Reibungspunkt zwischen Kircheund Politik. Sie ist die Vorhut einer Katholi-schen Kirche, die manchmal die Herausforde-rung des europäischen Projektes verkennt.Manche Katholiken sind sogar offene Euros-keptiker. Dem gegenüber stehen die europäi-schen Institutionen, in denen sich manche an-ti-religiöse Tendenz manifestiert, und in denengewisse Stimmen dazu aufrufen, den gesell-schaftlichen Beitrag von Kirchen und Gläubi-gen zu ignorieren. Schließlich steht dieses Gegenüber von Kirche und Politik auf einembeweglichen Boden: der europäischen Inte-gration. Dieses Projekt muss immer wiederneu erfunden und ständig an die Heraus -forderungen unserer Zeit angepasst werden.Auf diesem Boden muss sich die COMECEständig neu positionieren, ohne ihre Rolle zuverkennen. Da nämlich die Politik manchmal –besonders in Wahlperioden – versucht ist, sichder Kirche anzudienen, um sich selber aufzu-werten, gilt es aufmerksam zu bleiben und einegewisse Distanz zur politischen Sphäre zu be-wahren. Distanz erlaubt nämlich Kritik undbietet daher der Kirche die Möglichkeit, dieRolle eines wachsamen Begleiters einzuneh-men auf dem schwierigen Weg einer stets neuzu erfindenden europäischen Gesellschaft. �

Johanna Touzel Europafahnen am Sitz der Europäischen Kommission in Brüssel

© KNA-Bild

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22 Jesuiten Geistlicher Impuls

Geistlicher Impuls

Zwei BannerIgnatius stellt im Exerzitienbuch (Nr. 136 bis148) die Betrachtung der „Zwei Banner“ vor.Ihre Bildwelt scheint heute völlig überholt zusein – doch Rittertum und Dämonen sind jawieder aktuell, nicht nur in Romanen und Internetspielen. Etwas modernisiert lade ichSie daher zu dieser Betrachtung ein:

Jerusalem und Babylon

Ich stelle mir vor dem inneren Auge „Jerusa-lem“ vor, nach Ignatius ein demütiger, schö-ner und freundlicher Ort. Christus erhebtdort sein Banner und sammelt seine Jünger. Er hält ihnen eine Rede und sendet sie in dieganze Welt, damit sie diese für ihn „erobern“.Jerusalem, in der Bibel die Stadt Gottes, istSymbol des guten Zusammenlebens derMenschen: Dort herrschen Eintracht und Liebe, Gerechtigkeit und Frieden. Ich überle-ge mir, wo ich solche Jerusalem-Orte kenne:vielleicht ein geglücktes Familienleben, eingut geführtes Unternehmen mit Frieden un-ter den Mitarbeitern und sinnvollen „Produk-ten“, ein heiliger Ort, an dem die Besucherdie Nähe Gottes erfahren, oder eine herrlicheLandschaft, in der man sich entspannt, guteGespräche führt und heil wird an Leib undSeele etc.

Nun stelle ich mir vor dem inneren Auge„Babylon“ vor, nach Ignatius ein Feldlager, indem der „Teufel“ sich niederlässt – auf einemThron von Feuer und Rauch, in furchtbarerund schrecklicher Gestalt. Der Teufel erhebtdort sein Banner und sammelt die Dämonen,er hält ihnen eine Rede und sendet sie in dieganze Welt, damit sie die Menschen zum

Bösen verführen. Babylon, in der Bibel dieverdorbene Stadt, ist Symbol des vom Bösenzerfressenen Lebens: Dort herrschen Unrecht,Lüge, Gemeinheit, Habgier, Gewalt. Ich über-lege, wo ich solche Babylon-Orte kenne: vielleicht aus dem Fernsehen die Hölle von Darfur, ein Bordell mit Zwangsprostitution,eine „Heuschrecke“, die für ihren Profit andere nur auffrisst, oder vielleicht ein Fami-lienleben, in dem Gewalt, Drogen, Missbrauch regieren und die Kinder und Kindeskinderunabwendbar in diesen Abgrund mit hinein-gerissen werden.

Verführung zum Bösen

Ignatius präzisiert, wie die unter dem Bannerdes Teufels ausgesandten Dämonen in dreiStufen zum Bösen verführen: Zuerst verlo-cken sie zu Reichtum, dann zu Ehrsucht unddann zu Hochmut. Ich male mir das für heu-te aus: Das Einfallstor ist die Gier: Ich willGeld scheffeln, konsumieren, Lust maximie-ren. Aus dem Besitz folgt der Ruhm: Wer vielhat, ist vor anderen viel wert; ich fühle michgroß und wichtig, erfolgreich und mächtig,werde gelobt und bewundert. Schließlichwerde ich hochmütig: Ich bin so selbst -bewusst, dass ich das Lob der anderen nichtmehr brauche; ich bin mir selbst genug, fürch-te nichts, brauche auch Gott nicht mehr. Ichnehme nur noch mich und meine Bedürfnis-se wahr. Meine Welt ist alles. Ich bin Gott.

Einladung zum Guten

Nun präzisiert Ignatius, wie die unter demBanner Christi ausgesandten Jünger in dreiStufen fürs Gute werben: Zuerst laden sie zuArmut ein, dann zum Ertragen von Schmä-hungen, dann zur Demut. Auch dies male ichmir für heute aus: Als Jünger Christi klebt derMensch weniger am Besitz, er arbeitet mehrfür die anderen als für sein Geld, er lernt zuteilen, loszulassen, wird bescheidener und

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gastfreundlicher; durch Verzichte spürt er, dasses höhere Werte gibt. Zudem ist er bereit,Schmähungen zu ertragen – hier zucken wirzusammen, denn das widerstrebt uns im Innersten: Wer freiwillig verzichtet oder bescheiden lebt, wer selbstlos sich für andereeinsetzt, muss Spott oder Widerstand ertragen;wer für Gerechtigkeit kämpft, wird bald vonden Profiteuren des Unrechts niedergedrückt.Schließlich wird der Jünger Christi – werde ich– demütig: Ich akzeptiere Grenzen, meine unddie der anderen; ich mache mich nicht größer,als ich bin; ich bin mit Wenigem zufrieden; ichdiene denen, die mich brauchen; ich verdankemein Leben Gott; ich trage Leiden.

Gebet

Am Ende der Übung lädt Ignatius zum Gebetein: Ich bitte, dass ich zum Jünger Christi erwählt werde und diesen Weg gehe: arm; be-reit, Schmähungen zu ertragen; demütig. Ichrichte dieses Gebet an Maria, dass sie für michbei ihrem Sohn eintrete, an Christus und anden Vater. Ich schaue auf mich selbst, blickeaber auch auf die Welt, die Gesellschaft unddie Wirtschaft, die Politik und die Kirche. Ichsehe, wie die zwei Banner, das von Christusund das des Teufels, darum ringen, Einfluss zubekommen. Ich bete, dass in dieser Welt undin mir „Jerusalem“ wachse und „Babylon“besiegt werde.

Diese Übung will nicht erreichen, dass ichmich für das Banner Christi entscheide, denndie Übung setzt voraus, dass die Entscheidungfür das Gute schon gefallen ist. Sie will viel-mehr, dass ich der göttlichen Kraft zum Gutenimmer mehr Raum gebe. Sie zielt darauf ab, dass ich das Böse im Alltag besser erkenneund entschiedener bekämpfe – ein zugleichpsychologischer wie politischer Kampf. Gottkämpft ihn und er will, dass ich mitwirke. �

Stefan Kiechle SJ

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24 Jesuiten Nachrichten

Nachrichten

Neues aus dem Jesuitenorden

Pater von Gemmingen verlässt Radio Vatikan

Nach über 25 Jahren als Chefredakteur derdeutschsprachigen Sektion von Radio Vatikansteht Eberhard von Gemmingen SJ vor neuenHerausforderungen: Zum Jahresbeginn 2010wechselt der jetzt 72-Jährige in das Provinzia-lat nach München, um von Pater Eugen Hil-lengass SJ (78) die Leitung der Spendenzentra-le der Deutschen Provinz zu übernehmen.Pater von Gemmingen ist in Deutschlandbekannt als Fernsehkommentator wichtigerkirchlicher Ereignisse, darunter der Welt -jugendtag 2005 in Köln und die Bayernreisevon Papst Benedikt XVI. 2006. Zuletzt hat eranlässlich der Diskussion über die Aufhebung

der Exkommunikation für die vier Bischöfeder Piusbruderschaft in zahlreichen Interviewsund Talkrunden um Verständnis für das Anlie-gen des Heiligen Vaters geworben.Nachfolger von Pater von Gemmingen inRom wird sein Mitbruder Bernd HagenkordSJ (40), der derzeit den letzten Abschnitt seinerOrdensausbildung in Chile absolviert. Zuvorwar er Jugendseelsorger in Hamburg. Er ist seit1992 Jesuit und war bisher auch publizistischmit mehreren Veröffentlichungen zum ThemaJugend und Spiritualität aktiv.

Wechsel im Amt des Rektors von Frankfurt Sankt Georgen

Am 25. Januar wurde Wendelin Köster SJ imBeisein des Provinzials der Deutschen Provinzder Jesuiten, Stefan Dartmann SJ, in das Amtdes Rektors des Kollegs Sankt Georgen inFrankfurt eingeführt. Pater Köster, 69 Jahrealt, trat 1959 in die Gesellschaft Jesu ein und wurde 1969 zum Priester geweiht. Nacheiner Zeit in der Jugendarbeit wurde er 1982Regens des Priesterseminars in Sankt Georgen.1995 wurde Pater Köster an die Generals kurieder Gesellschaft Jesu in Rom gerufen, wo erbis 2008 als Assistent des Generaloberen fürdie Zentraleuropäische Assistenz zuständig gewesen ist und in dieser Funktion auch die35. Generalkongregation vom Januar bis März2008 mit vorbereitet und als Mitglied an ihrteilgenommen hat.Als Rektor trägt Pater Köster ab sofort dieGesamtverantwortung für das Kolleg SanktGeorgen, das die Philosophisch-TheologischeHochschule Sankt Georgen und das Priester-seminar umfasst. Zugleich ist er der Obere der dortigen Jesuitenkommunität. Zusätzlichübernimmt er auch das Amt des Spirituals amPriesterseminar in Limburg.

Eberhard von Gemmingen SJ

© KNA-Bild

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Pater Köster löst im Amt des Kollegsrektorsvon Sankt Georgen Thomas Gertler SJ ab,der im Sommer 2009 als Nationalpromo torfür die Gemein schaft Christlichen Lebens(GCL) nach Augsburg wechseln wird.

Neue Strukturen des Ordens in Europa

Am 8. Dezember 2008 hat der Generalobereder Jesuiten, Pater Adolfo Nicolás SJ, eineneue Assistenz errichtet: Die Assistenz vonZentral- und Osteuropa (Europa Centro-Orientalis, ECO). Sie umfasst alle Provinzenund Regionen, die bisher zur zentraleuropäi-schen und osteuropäischen Assistenz gehörthaben. Mit diesem verwaltungspolitischenSchritt will die Generalskurie den Verände-rungen im Zuge der europäischen Vereini-gung seit den 90er Jahren und dem daraus fol-genden apostolischen HerausforderungenRechnung tragen. Der neuen Assistenz gehö-ren neben den deutschsprachigen Provinzen(Deutschland, Österreich und Schweiz) auchdie osteuropäischen Provinzen an (Kroatien,Litauen, Polen, Rumänien, Russische Region,Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn).

Engagement des Ordens in der Hochschul-Seelsorge

Mit zwei aktuellen Personalentscheidungen hatder Provinzial der Deutschen Provinz deutlichgemacht, welch hohen Stellenwert die Arbeitmit jungen Menschen für den Orden in dennächsten Jahren haben wird: Herbert Rieger SJübernimmt nach Abschluss seines Terziats dieLeitung der KHG in München und löst damitDominik Terstriep SJ ab, der im Herbst nachSchweden wechseln wird. In Frankfurt gibtMartin Löwenstein SJ die Leitung der KHG anJoachim Hartmann SJ ab.

Bischöfe gründen Weltkirchen-Institutin Sankt Georgen

Nach mehr als zweijährigen Vorarbeiten sinddie Entscheidungen gefallen: Die DeutscheBischofskonferenz gründet zum 29. Juni 2009ein „Institut für Weltkirche und Mission“. Angesiedelt wird es an der Jesuitenhoch schuleStankt Georgen in Frankfurt/Main und miteinem von der Bischofskonferenz getragenenStiftungslehrstuhl ausgestattet. Erster Inhaberwird der zur Zeit in Prag lehrende Sozialethi-ker Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann (48).Der ehemalige Sekretär des Münsteraner Bischofs Reinhard Lettmann wird das Institutzusammen mit dem derzeit in Venezuela täti-gen Missionswissenschaftler Markus Luber SJ(38) aufbauen. Wie der Vorsitzende der Kom-mission Weltkirche der Bischofskonferenz, derBamberger Erzbischof Ludwig Schick, erläu-terte, solle das Institut der wissenschaftlichenReflexion der weltkirchlichen Arbeit neueImpulse geben, nachdem die traditionelleMissionswissenschaft ihren angestammtenPlatz an den Hochschulen in Deutschlandweitgehend eingebüßt habe.

Wendelin Köster SJ

Foto

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26 Jesuiten Nachrichten · Personalien · Medien

Für das Institut skizzierte Erzbischof Schickvornehmlich vier Aufgaben: Es solle dazu beitragen, das weltkirchlich-missionarischeSelbstverständnis der Kirche wissenschaftlichzu vertiefen und zu entfalten (Forschung).Dies umfasse die theologische Begleitung derweltkirchlichen Einrichtungen und das Ge-spräch mit der Theologie in Afrika, Asien, La-teinamerika und Osteuropa. Zum zweitensollten weltkirchliche und missionarische Fragen in die Ausbildung des pastoralenNachwuchses und in die Fortbildung vonMitarbeiterinnen und Mit arbeitern der welt-kirchlichen Arbeit ein gebracht werden (Lehre). Zudem solle das interdisziplinäreGespräch zwischen den theologischen undaußertheologischen Disziplinen und den Missionswissenschaften befördert werden.Schließlich sollten Fachkräfte für die wissen-schaftlichen und praktischen Bereiche derweltkirchlich-missionarischen Arbeit ausge-bildet werden. (KNA)

Rahner Lectures 2009

Am 30. März 2009 jährt sich zum 25. Mal derTodestag von Karl Rahner SJ (1904-1984). Ausdiesem Grund wird das Karl-Rahner-Archiv(München) unter Leitung von Andreas BatloggSJ in Zusammenarbeit mit der Hochschule für

Karl Rahner SJ

© Karl-Rahner-Archiv

Sitz des Weltkirchen-Instituts an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt

© KNA-Bild

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Philosophie „Rahner Lectures“ organisieren.Die künftig jährlich stattfindenden Vorlesungensollen das Andenken an das Leben und Werk desJesuitentheologen wach halten.Referent der ersten Rahner Lectures ist KarlKardinal Lehmann, Mainz, von 1964 bis 1968Assistent Karl Rahners, seit 1995 Mitheraus-geber der „Sämtlichen Werke“ und seit 2006Vorsitzender des Kuratoriums der Karl-Rah-ner-Stiftung. Die „Rahner Lectures“ findenin diesem Jahr statt am 24. und 25. April in derHochschule für Philosophie (Kaulbachstr. 31,80539 München). Weitere Informationen im Internet unter<www.karl-rahner-archiv.de>.

450 Jahre Jesuiten in München

Im Oktober 1559 kamen die ersten Jesuitennach München, um im Auftrag von Herzog Al-brecht V. von Bayern ein Kolleg zu eröffnen. Das450-Jahre-Jubiläum 2009 ist für die Jesui-ten in den Münchner Häusern Anlass, sich einerbreiteren Öffentlichkeit vorzustellen und all de-nen Dank zu sagen, die den Orden bis heutevertrauensvoll begleitet und unterstützt haben.Dafür sind zahlreiche Veranstaltungen in St.Michael und in der Hochschule für Philoso-phie geplant, vor allem eine Festwoche imMai mit Vorträgen, Symposien und Diskussio-nen sowie einem Festgottesdienst. Die kon-kreten Planungen sindab sofort auf einer eige-nen Seite im Internetaufgelistet, auf der auchweitere Informationenund Materialien zu die-sem Jubiläum bereit ge-stellt werden sollen.<www.jesuiten.org/jubi-laeum>

Personalnachrichten

• P. Dieter Böhler ist von P. General zum Professor für Exegese des Alten Testaments ander Philosophisch-Theologischen Hochschu-le Sankt Georgen ernannt worden.• P. Klaus Dietz hat im Januar das Amt des Pfarrers in der Gemeinde St. Eugenia in Stock-holm übernommen.• P. Andreas Falkner wird nach 10 Jahren Seelsorgsarbeit Mannheim verlassen und über-nimmt im Juli 2009 das Amt des Haus -geistlichen im Kloster Maria Hilf, Dernbach,bei den Dernbacher Schwestern.• P. Philipp Görtz wird ab dem kommendenSchuljahr 2009/10 am Aloisiuskolleg in BonnBad Godesberg als Schulseelsorger mitarbeiten.• P. Josef Höfner ist im Januar zusätzlich zu seinen Aufgaben in der Pfarrei St. Lars zumSpiritual im Priesterseminar in Uppsala ernannt worden.• P. Klaus Jochum arbeitet seit Januar im Seel-sorgeteam des St.-Katharinen-Hospitals inFrechen mit. Zugleich ist er weiterhin Mit -arbeiter in der Redaktion von „Geist und Leben“.• P. Georg Schmidt ist seit Januar 2009 Regio-nalsekretär in der Generalskurie in Rom.• Br. Michael Schöpf hat durch P. Mark Rotsa-ert, den Präsidenten des Rates der Europäi-schen Provinziäle (CEP), zum 01.11.2008 dieErnennung zum Direktor von JRS Europe inBrüssel erhalten. • P. Vitus Sedlmair ist zu Beginn des neuenJahres aus dem Südsudan nach Tansania gewech-selt und wird dort als Seelsorger in der Jesuiten-Pfarrei in Dar-es-Salaam mitarbeiten. �

Zusammengestellt von Thomas Busch

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28 Jesuiten Schwerpunkt: Poltisch handeln

07. AprilP. Andreas Falkner75. Geburtstag

08. AprilP. Helmut EngelP. Peter KösterP. Wendelin Köster50. Ordensjubiläum

14. AprilP. Alfred Welker70. Geburtstag

15. AprilP. Bruno Schlegelberger75. Geburtstag

17. AprilP. Wendelin Köster70. Geburtstag

18. AprilP. Markus Laier75. Geburtstag

25. AprilP. Hermann Husemann (ZIM)60. Ordensjubiläum

26. AprilP. Herbert Günther60. OrdensjubiläumP. Reinhard Neudecker50. Ordensjubiläum

03. MaiP. Heinz Bretfeld75. Geburtstag

04. MaiP. Josef Bill50. Ordensjubiläum

12. MaiP. Klemens Stock75. Geburtstag

16. MaiP. Peter Ehlen75. Geburtstag

25. MaiP. Reinhold Wehner70. Geburtstag

06. JuniP. Horst Wernet80. GeburtstagP. Konrad Landsberg(ZIM)70. Geburtstag

14. JuniP. Rupert Lay80. Geburtstag

26. JuniP. Oskar Wopperer70. Geburtstag

29. JuniP. Josef Jaksch70. PriesterjubiläumP. Franz Scharfenberger50. Priesterjubiläum

P. Otto SyréLangjähriger Superiorin verschiedenen Kom-munitäten der Nord-deutschen Provinz* 09.03.1913+ 29.10.2008

P. Cyrill MehlerJugendarbeit in Nürn-berg und St. Blasien,Seelsorger und Exerzi-tienleiter* 13.07.1925+ 14.12.2008

P. Alois KochSeelsorger und Publizistzu Fragen von Sportund Ethik* 27.12.1932+ 02.02.2009

Wir gedenken im Gebet auch der Verstorbenen aus dem Kreis unserer Leserinnen und Leser.R.I.P.

Personalien

Jubilare Verstorbene

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Medien

Was bedeutet DirJesus Christus?85 Jesuiten geben eine persönliche Antwort

Die von WilliLambert SJ undStefan KiechleSJ im Echter-Verlag herausge-gebene Reihe„IgnatianischeImpulse“ ist zueiner Erfolgsge-schichte gewor-den: Seit ihremStart mit sechsBänden im Feb-ruar 2004 zählendie „Impulse“mittlerweile 35Titel. Konsequent wirddabei das program-matische Konzept

der Reihe durchgehalten: „Ignatianische Im-pulse greifen aktuelle und existentielle Fragenwie auch umstrittene Themen auf. Weltoffenund konkret, lebensnah und nach vorne ge-richtet, gut lesbar und persönlich anregendsprechen sie suchende Menschen an und hel-fen ihnen, das alltägliche Leben christlich zudeuten und zu gestalten. Die Themen orientie-ren sich an dem, was Jesuiten heute als ihreLeitlinien gewählt haben: Christlicher Glaube– soziale Gerechtigkeit – interreligiöser Dialog– moderne Kultur.“

Zu den Ausnahme-Titeln der Reihe zählt derjetzt von Vitus Seibel SJ herausgegebene Band:„Was bedeutet Dir Jesus Christus?“ Der Untertitel macht das Besondere dieses Projek-tes deutlich: „85 Jesuiten geben eine persönli-che Antwort“. Vitus Seibel: „Jesuiten gelten ge-meinhin als kühl und sachlich, distanziert undintellektuell. Die Glaubenzeugnisse in diesemBand zeigen eine andere Seite auf. Jesuiten lassen ihr Herz sprechen. Es sind kleine Liebensgeschichten, die von Wegen und Umwegen, von Zweifeln und Wankelmut, vonVersagen und Neubeginn, von Ergriffenseinund Freude erzählen.“Um es vorwegzunehmen: Vitus Seibel ist mit seinem Projekt, Mitbrüder direkt auf das anzu-sprechen, woraus sie als Ordensmenschen leben und wie sie sich von Jesus prägen lassen,ein spannendes und zum Nachdenken ein-ladendes Buch gelungen. Die alphabetisch angeordneten Beiträge geben einen repräsen-tativen Querschnitt der Jesuiten in Deutsch-land wieder: Vertreten sind alle Altersgruppen,die unterschiedlichsten apostolischen Profile,Brüder und Patres, bekannte und eher im Stillen wirkende Jesuiten. Die Bitte des Herausgebers um eine Kurzfor-mel des Glaubens vermeidet bereits im Ansatzweitschweifige Abhandlungen. Die strengenVorgaben erweisen sich für den Leser als wohl-tuend: Kein Beitrag ist länger als eine Seite. Beialler Unterschiedlichkeit der Antworten undVerschiedenartigkeit des Stils ist doch ein „roterFaden“ erkennbar: Das Leben mit und aus derBegegnung mit Jesus, die Prägung durch dieSchule der Exerzitien, und die Bereitschaft, sichauf diesem Weg immer weiter zu verändernund zu entwickeln. „Kurzformeln“ bedeutetdaher auch keine plakative Verkürzung, sonderndie Konzentration auf das Wesentliche. In 85 lebendigen und persönlichen Varianten. �

Thomas Busch

Ignatianische Impulse 3394 Seiten, Würzburg 2008ISBN 978-3-429-03074-2

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30 Jesuiten Vorgestellt

Vorgestellt

Noviziat Einfach verrückt

Viele der vierzehn jungen Männer um diedreißig aus fünf verschiedenen Nationen, diesich derzeit in unserem Noviziat in Nürnbergbefinden, werden von ihren Freunden – undmanchmal auch von den eigenen Eltern – fürverrückt erklärt. Wie kann man nur das Studi-um abschließen oder bereits erfolgreich in einer Karrierelaufbahn stehen, dann alles auf-geben und den Weg in eine Ordensgemein-schaft einschlagen? Und das in heutiger Zeit,wo doch das Leben ausgekostet werden willund die Institutionen von Orden und Kircheim Generalverdacht stehen, lebensverneinendzu sein? Was kann zu diesem radikalen Schrittbewegen?

Von Gott berührt

Lukas hat während seiner Studienjahre dasWort Gottes als kraftvoll und wegweisendentdeckt. Er hat sich in Exerzitien der Sinn-frage des Lebens gestellt: „Was oder wer ist eswert, dass ich mich mit allen Kräften einsetzeund mühe?“ Er ist anders geworden als dieGleichaltrigen, überlegter, entschiedener. ImLeben und in der Botschaft Jesu hat er einenSchatz erahnt, den er suchen wollte, für den ersein bisheriges Leben verrückte, ihm eineneue Richtung gab. In den Monaten des Noviziats hat er viel Zeit für das Beten. Lukaswird Christus immer tiefer kennen und ver-stehen lernen. Vor allem in den dreißigtägigenExerzitien kann eine persönliche Freund-schaft wachsen. Dann werden Leben und WortJesu auf fruchtbaren Boden fallen. Hier liegtdas Geheimnis des geistlichen Eifers im Novi-ziat, den der Provinzial bei seinem letzten Be-such freudig festgestellt hat.

Mittagsgebet im Refektor des Noviziats in Nürnberg

Foto: Sauerbeck

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Aller Anfang ist schwer

Die ersten Schritte nach dem Ordenseintrittfallen den jungen Männern nicht immerleicht. Meist war es ihnen zuvor wichtig gewesen, sich mit guten Freunden regelmäßigzu treffen. Häufige Besuche in der eigenenFamilie waren die Regel. Jetzt beschränken sieden Kontakt per Telefon oder Email, um Ab-stand zu gewinnen und sich offen auf eineneue Gemeinschaft und den geistlichen Pro-zess einlassen zu können. Manchmal haben sievorher schon gut verdient und konnten selbstüber ihr Geld verfügen. Jetzt leben sie aus ei-ner gemeinsamen Kasse und sollen mit sech-zig Euro im Monat auskommen. Hat ihnenvor einigen Monaten noch die Mutter dieWäsche gewaschen oder sogar das Zimmeraufgeräumt, so finden sie im Noviziat nur eine Köchin vor. Für das Zimmer, das Putzen

im Haus, für die eigene Wäsche und für dasKochen an jedem zweiten Wochenende sindjetzt die Novizen selbst verantwortlich. Auchwar es zuvor jedem selbst überlassen, was er amWochenende machte. Jetzt gibt es gemeinsameUnternehmungen, der Novizenmeister schicktsie in die „Experimente“ und teilt ihnen Auf-gaben zu. Auch wünscht sich der junge Mannmanchmal eine Partnerin an der Seite, wie eres vielleicht zuvor schon erlebt hat. Es ist nichteinfach, die alten Bilder und Erlebnisse loszu-lassen. Schritt für Schritt soll der Novize sichselbst kennen lernen, seine Wünsche, Bedürf-nisse und Kräfte. Er soll sie auf Christus aus-richten und ein Mensch werden, der immerfreier wird von sich, um auf die Welt schauenund für Menschen in Not leben zu können.Dies unterscheidet einen Jesuitennovizen vonmanch anderer „kirchlicher“ Gruppierung.

Mit dem Gesicht zur Welt

Noviziat ist kein Selbstfindungstrip, kein Kreisen um sich, keine liturgische Befriedi-gung in einer abgeschiedenen Sonderwelt.Über das Priesterseminar der Piusbruderschaftin Regensburg schrieb die Süddeutsche Zeitung den Titel: „Mit dem Rücken zurWelt“. Unsere Spiritualität und Ausbildungwill uns hingegen befähigen, offen der Welt zubegegnen: „Mit dem Gesicht zur Welt“ müss-te man den Weg betiteln, den der Jesuitenno-vize lernen soll. Er wird wahrnehmen undhinschauen, was sich in der Welt tut, was dieMenschen bewegt. Er soll empfindsam wer-den für Gottes Anruf, der ihm aus der Welt,vor allem von den Armen, entgegenkommt. Inden kleinen Praktika im Noviziat und in dengrößeren „Experimenten“ im Krankenhaus,bei Randgruppen und in der Jugendarbeitwird der Novize lernen, Gott mitten in dieserWelt zu finden.

Novizen beim Basketballspiel vor dem Rupert-Mayer-Haus

Foto: Sauerbeck

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32 Jesuiten Vorgestellt · Autoren dieser Ausgabe

Mit anderen für andere leben lernen

Ein Kandidat des Ordens kam nicht zum gemeinsamen Mittagsgebet. Als ich ihn daraufansprach, meinte er: „Gemeinsames Beten, dasist nicht jesuitisch!“ Nachdem ich ihm klargemacht hatte, wie bedeutsam einst für Ignatius die Pilgergemeinschaft mit seinenGefährten war und wie wichtig sie uns heuteist, hat er sich verabschiedet. Er wollte nichtmit Novizen und einer sechsköpfigenStammkommunität, davon vier ältere Mitbrü-der, so eng zusammenleben müssen. Dankbarnehme ich wahr, wie unsere Novizen ein neu-es Gespür für das Teilen des Lebens in der Ge-meinschaft haben. Wie sie einander achten,miteinander ringen, sich korrigieren, mitei-nander feiern, beten und lachen. Das Leben inGemeinschaft ist bereits Teil der Sendung füruns als Jesuiten, das wird der Novize bei unslernen: Kein Zeitverlust, sondern eine größe-re Kraft für das Apostolat. „Gemeinsam sindwir stärker als einsam“, pflege ich zu sagen.

Als Sünder zum Gefährten Jesu berufen

Manch einer meint, wenn er als Novize beginnt, schon auf der Schwelle der Heiligkeitzu stehen. Im Laufe des Noviziats wird er hof-fentlich entdecken, dass er auch mit seinenGrenzen und Schwächen geliebt und gebrauchtwird. Mich erfüllt tiefe Freude, wenn ich spüre, dass ein Novize angesichts seinerSchwächen die Barmherzigkeit Gottes dank-bar annimmt. Weil sie sich als Sünder geliebtund gerufen erfahren, können diese jungenMänner am Ende der zwei Jahre der Prüfungöffentlich ihre Gelübde versprechen und demHerrn sagen: „Hier bin ich, sende mich!“ Ver-rückt, beunruhigend und doch so sinnvoll. �

Josef Maureder SJNovizenmeister

Liebe Leserinnenund Leser,

der Beitrag unseres Novizenmeisters hatIhnen einen Eindruck davon vermittelt,was für eine radikale Neuausrichtung desLebens es für einen jungen Menschenbedeutet, wenn er sich entschieden hat,sich bei uns Jesuiten auf die NachfolgeJesu einzulassen. Und Sie haben sichergespürt, mit welch großem Ernst dieserWeg in Angriff genommen wird, in Gemeinschaft mit anderen und aus tiefem Gottvertrauen. Denn Berufungbedeutet nicht, dass sich der einzelne ausder Palette der Lebensmöglichkeiten eine besonders außergewöhnliche Variante auswählt, sondern Berufung istein Ruf, der von Gott selbst ausgeht.

Die Freude über die wachsende Zahl derNovizen verbindet sich mit Dank auch andie Arbeit unserer Berufungspastoral, mitder wir jungen Menschen helfen wollen,echte Berufung von bloßen Stimmungenzu unterscheiden. Sowohl die „Promotio“als auch das Noviziat sind für uns Jesuitenkostbare Einrichtungen, kostbar, aber auchkostenträchtig. Mit Ihrer Unterstützunghelfen Sie, dass diese ersten Schritte in dasOrdensleben der Beginn eines langen undintensiven Einsatzes für andere Menschenwerden können.

Ignatianisch gesprochen: „Gott mitten in dieser Welt finden.“

Dafür meinen herzlichen Dank!

Eugen Hillengass SJLeiter Projektförderung

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März 2009/1 Jesuiten 33

Autoren dieser Ausgabe

Thomas BuschMünchen. Öffentlichkeits-referent im Provinzialat der Jesuiten

Andrea FischerBerlin. Ehem. Bundes-ministerin für Gesundheit (1998-2001), Publizistin und Kommunikationsberaterin

Bernd Hagenkord SJChile. Terziat

Stefan Kiechle SJMannheim. Leiter der Offenen Tür

Ralf Klein SJBerlin. Lehrer und Geschäftsführer am Canisius-Kolleg

Josef Maureder SJNürnberg. Novizenmeister für die deutschsprachigen Provinzen

Klaus Mertes SJBerlin. Rektor CK und Chefredakteur JESUITEN

Richard Müller SJMünchen. Bildredaktion JESUITEN

Alois Riedlsperger SJWien. Mitarbeiter in der Katholischen Sozialakademie Österreichs (KSÖ)

Johannes Siebner SJSt. Blasien. Direktor des Kollegs St. Blasien

Martin Stark SJBerlin. Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) Deutschland

Johannes Maria Steinke SJLudwigshafen. Mitarbeiter im Heinrich Pesch Haus

Johanna TouzelBrüssel. Pressesprecherin von COMECE

Bernhard VogtBerlin. Gruppenleiter im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

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34 Jesuiten Freunde der Gesellschaft Jesu

Freunde der Gesellschaft Jesu e.V.

Informationen:Freunde der Gesellschaft Jesu e. V.Seestraße 1480802 München

Fon 089 38185 - 213Fax 089 38185 - [email protected]

Spendenkonto: 2 121 441LIGA Bank BLZ 750 903 00IBAN: DE31 7509 0300 0002 1214 41BIC: GENODEF 1M05

Menschen aus allen Berufen und Altersschichten unterstützendurch Gebet und Finanzmittel die Anliegen der Jesuiten. Ohne diese Hilfe können wir Jesuiten weder unsere Aufgabenin Deutschland noch weltweit durchführen. Die vierteljährlicherscheinende Publikation JESUITEN will Sie am Leben undArbeiten der deutschen Jesuiten teilnehmen lassen und Ihnenzugleich danken für Ihr Engagement und Ihre Unterstützung.Darüber hinaus sind wir den Freunden der Gesellschaft Jesuverbunden im Gebet und in der Eucharistiefeier.

Spenden

In vielen Bereichen ist der Jesuitenorden nahezu ausschließ-lich auf Spenden angewiesen. Bei der Ausbildung der jungenJesuiten, die sich meist über mindestens zwölf Jahre erstreckt,können wir im allgemeinen ebenso wenig mit staatlicher oderkirchlicher Unterstützung aus Steuergeldern rechnen wie beider Pflege der alten oder kranken Ordensmitglieder. Auch undgerade unsere Schulen und Hochschulen, Exerzitien- und Bildungshäuser, Kirchen und Seelsorgezentren brauchen pri-vate Zuschüsse. Wir bitten um Spenden und sind selbst für diekleinste Unterstützung dankbar.Selbstverständlich haben Spender auch die Möglichkeit, besondere Anliegen ihrer Wahl durch den Eintrag eines entsprechenden Stichworts im eingedruckten Überweisungs-träger zu benennen.Durch Bescheinigung des Finanzamtes München für Körper-schaften ist der Verein „Freunde der Gesellschaft Jesu“ als aus-schließlich und unmittelbar religiösen Zwecken dienend aner-kannt und berechtigt, Zuwendungsbestätigungen auszustellen.

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Spende

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Der Verein „Freunde der G

esellschaft Jesu“ist durch Bescheinigung des Finanzam

tesMünchen vom

21.02.2006 (St.Nr. 143

/240/20676) als ausschließlich und unm

ittelbarkirchlichen Zw

ecken dienend anerkannt.

Wir bestätigen, dass w

ir den uns zu gewen -

deten Betrag ausschließlich zur Förderungder D

eutschen Provinz der Jesuiten und ihrerProjekte verw

enden.

Bei Spenden ab EUR 10,00 erhalten Sie von

uns unaufgefordert eine Spendenbescheini-gung.

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Jesuiten1 Editorial

Schwerpunkt2 Jesus und die Politik4 Christentum und Politik7 Institutionen haben Gewicht8 Politische Beratung und

ignatianisches Denken10 Von Demokratie und Sommerlagern11 Flüchtlingen eine Stimme geben12 Die Versuchung unpolitisch zu sein14 Kandidieren16 Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft18 Kurz-Zeugnisse19 Stellung beziehen20 COMECE

Geistlicher Impuls22 Zwei Banner

Nachrichten24 Neues aus dem Jesuitenorden

Personalien28 Jubilare

Medien29 Was bedeutet Dir Jesus Christus?

Vorgestellt30 Noviziat Nürnberg

33 Autoren dieser Ausgabe

34 Freunde der Gesellschaft Jesu e.V.Spenden

37 Standorte der Jesuiten in Deutschland

JesuitenImpressum

JESUITENInformationen der Deutschen Provinzder Jesuitenan unsere Freunde und Förderer

60. Jahrgang 2009/1ISSN 1613-3889

Herausgeberund Copyright:© Deutsche Provinzder Jesuiten K.d.ö.R.

Redaktionsleitung:Klaus Mertes SJ

Redaktion:Dr. Thomas Busch (Chef vom Dienst)Bernd Hagenkord SJBernhard Knorn SJRichard Müller SJ (Bildredaktion)Tobias Specker SJJohann Spermann SJMartin Stark SJJohannes Maria Steinke SJAnsgar Wucherpfennig SJ

Anschrift:Redaktion JESUITENSeestraße 1480802 MünchenTel 089 38185-213Fax 089 [email protected]

Layout:Margot KrottenthalerLeporello Company,Dachau

Satz und Reproduktionen:ZG Repro, München

Druck:Gebrüder GeiselbergerGmbH, AltöttingPrinted in Germany

Erscheinungsweise:Viermal im Jahr Abonnement kostenlos

Nachdruck nach Rück-sprache mit der Redaktion

Standorte der Jesuitenin Deutschland

Inhalt

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Seestraße 14

80802München

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2009/1Politisch handelnTitelfoto: Skulptur vordem Eingang zum Europäischen Parlamentin Brüssel© KNA-Bild

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www.jesuiten.org

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