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Wenn es darum geht, eine elektrische Gitarre adäquat zu verstärken und zu verzerren, darf man die englische Amp-Schmiede Marshall ge- trost als Platzhirsch bezeichnen. Bereits 1962 schuf Jim Marshall in seinem damaligen Laden in der Uxbridge Road in London den No. 1 Amp, den Ur-Marshall. Diese Blaupause eines Rock- Amps, der so sehr die Entwicklung des E-Gitar- ren-Sounds beeinflussen sollte und ihm den Beinamen „Father of Loud“ einbrachte. Vor allem die schicksalhafte Begegnung mit dem jungen Jimi Hendrix im Jahre 1966, der karrie- retechnisch gerade schwer auf dem aufsteigen- den Ast war, ließ den Bekanntheitsgrad von Jim Marshall und seinen Lärmmaschinen durch die Decke gehen. Gemessen an der flächendecken- den Bekanntheit der Marke und der schier über- bordenden Modellvielfalt über die Jahre hat sich Marshall mit Signature-Modellen eher zurück- gehalten. Ad hoc fallen mir Slash, Yngwie Malmsteen, Zakk Wylde, Kerry King und Randy Rhoads ein, deren Vorstellungen und Ideen in einem eigenen Modell verewigt wurden. Große Allianz Vor etwa zwei Jahren haben sie sich aufgrund einer anstehenden Chickenfoot-Tour zusam- GRAND AMPLIFIERS 130 grand gtrs Wenn sich der „Father of Loud“ und ein „Master of Shred“ zusammentun, kann viel Schönes rauskommen. War vor zwei Jahren der schnelle Schwede Yngwie mit einem Signature-Modell an der Reihe, hat nun der kahlköpfige Legatomeister Joe Satriani mit den Mannen aus Milton Keynes kooperiert. Mal sehen, was passiert, wenn der Signature-Amp gegen den Pate stehenden Normalo-JVM antritt. Von Bernhard Galler Joes Amp Marshall JVM410H & 410HJS

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Page 1: Joes Amp - Bernhard Gallerbernhardgaller.com/wp-content/uploads/2013/12/130_133_Marshall_low… · mengetan, das Marshall-Flaggschiff aus der JVM-Reihe und mit Joe Satriani ein Shred-meister,

Wenn es darum geht, eine elektrische Gitarreadäquat zu verstärken und zu verzerren, darfman die englische Amp-Schmiede Marshall ge-trost als Platzhirsch bezeichnen. Bereits 1962schuf Jim Marshall in seinem damaligen Ladenin der Uxbridge Road in London den No. 1 Amp,den Ur-Marshall. Diese Blaupause eines Rock-Amps, der so sehr die Entwicklung des E-Gitar-ren-Sounds beeinflussen sollte und ihm den

Beinamen „Father of Loud“ einbrachte. Vorallem die schicksalhafte Begegnung mit demjungen Jimi Hendrix im Jahre 1966, der karrie-retechnisch gerade schwer auf dem aufsteigen-den Ast war, ließ den Bekanntheitsgrad von JimMarshall und seinen Lärmmaschinen durch dieDecke gehen. Gemessen an der flächendecken-den Bekanntheit der Marke und der schier über-bordenden Modellvielfalt über die Jahre hat sich

Marshall mit Signature-Modellen eher zurück-gehalten. Ad hoc fallen mir Slash, YngwieMalmsteen, Zakk Wylde, Kerry King und RandyRhoads ein, deren Vorstellungen und Ideen ineinem eigenen Modell verewigt wurden.

Große AllianzVor etwa zwei Jahren haben sie sich aufgrundeiner anstehenden Chickenfoot-Tour zusam-

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Wenn sich der „Father of Loud“ und ein „Master of Shred“ zusammentun, kannviel Schönes rauskommen. War vor zwei Jahren der schnelle Schwede Yngwie miteinem Signature-Modell an der Reihe, hat nun der kahlköpfige Legatomeister JoeSatriani mit den Mannen aus Milton Keynes kooperiert. Mal sehen, was passiert,wenn der Signature-Amp gegen den Pate stehenden Normalo-JVM antritt.Von Bernhard Galler

Joes AmpMarshall JVM410H & 410HJS

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mengetan, das Marshall-Flaggschiff aus derJVM-Reihe und mit Joe Satriani ein Shred-meister, den man zu den absoluten Superstarsdes Vielspieler-Genres zählen darf. Diese Liai-son war fast absehbar – wenngleich Satrianivor einigen Jahren von der Konkurrenz einenSignature-Amp bekam, so ist es doch ein offe-nes Geheimnis, dass er sehr auf den Jubiläums-Marshall 6100 aus dem Jahr 1992 steht, und daspeziell auf den Clean-Kanal, den er mit demDS-1 Distortionpedal von Boss angeblasen hat.In knapp zweijähriger Entwicklungsarbeitsetzte Marshalls R&D-Chef Santiago Alvarezzusammen mit Joe Satriani dessen Wünscheund Ideen auf Basis des JVM410H um. Das Er-gebnis trägt den Namen JVM410HJS. Ich hattedas Vergnügen, diese beiden Kraftpakete mitLuxusausstattung einem eingehenden Ver-gleich an einer klassischen 4x12er vom Typ1960AV zu unterziehen. Wohl dem, der ineinem freistehenden Haus auf dem Landwohnt! In einer Etagenwohnung hätte ich beimeinen Marshall-Testfahrten massive Schwie-rigkeiten mit den Nachbarn oder den Staats-organen bekommen. Kleine Randnotiz: Habeich nicht die beste Frau von allen? Den O-Tonangesichts meines nicht ganz so großen Ar-beitszimmers muss man sich mal geben:„Stell’ die Dinger doch ins Wohnzimmer, dakannst du schön testen.“ Yes! Dazu muss manwissen, sie ist Schlagzeugerin und große, lär-mende Kisten gewöhnt.

Gleich, aber nicht ganz gleichDas Grundprinzip hat der Satriani-Amp vomNormal-JVM übernommen: vier Kanäle unddrei Soundmodes pro Kanal, potente 100 WattLeistung und eine halbwegs ähnlicheAnschluss peripherie auf der Rückseite. Damiterschöpft sich schon die Liste der Gemeinsam-keiten. Der virtuose Joe hatte vor allem rechteigene Vorstellungen, wie er die vier Kanäleklanglich abstimmen wollte, wie wir nochsehen werden. Die Unterschiede beginnenschon bei der Optik. Der reguläre JVM410Hwartet an der Front mit dem bekanntenschwarzen Bezugsstoff auf, während derJVM410HJS das von den Klassikern bekannteschwarze Tolex vorzieht. Sehr edel auch derTragegriff an der Oberseite im klassischen Lookmit goldenen Beschlägen.

Sieht das opulente Bedien-Panel (28 Regler!) aufden ersten Blick bei beiden gleich aus, tun sichauf den zweiten Blick Unterschiede auf. JederKanal wird obligatorisch mit Bass, Middle, Tre-ble, Gain und Volume in einem eigenen Bedien-block klanglich getrimmt. Direkt danebenjeweils der Drucktaster für die drei Soundmodides Kanals. Eine in den Taster integrierte LEDzeigt den jeweiligen Modus des Kanals an (grün,gelb, rot). Diese Taster sind wohl bauartbedingtetwas wackelig und muten leider nicht beson-ders robust an – bei beiden Modellen. Da würdeich mir Nachbesserung wünschen. Dies ist aber,

so viel darf ich schon verraten, der einzige Kri-tikpunkt bei beiden Probanden. Einen Schrittweiter links am Panel steht beim JVM410H ineinem separaten Bedienblock für jeden Channelein eigenes Reverb-Poti zur Verfügung. Bei Sa-trianis Signature-Variante muss der Reverb zu-gunsten von vier individuellen Noise Gatesweichen. Eine sinnvolle Anpassung an Satrianisbevorzugten Spielmodus, der mit ordentlichGain durchsetzt ist und somit latent nebenge-räuschgefährdet. Abgeschlossen wird die Reg-ler-Armada bei beiden Amps von zweiMastervolumen – selbstverständlich program-mier- und fernbedienbar – und je einem Poti für„Presence“ und „Resonance“.

Bei den Anschlussbuchsen auf der Rückseiteist ebenfalls ein zweiter Blick nötig, um die ge-nauen Unterschiede auszumachen. Der Effekt-weg beim JVM von der Stange ist parallelausgeführt und kann mittels Balance-Regler inRichtung seriell bewegt werden. Per Druck-knopf kann der Arbeitspegel von -10 auf +4 dBangepasst werden. Bei Joes Amp hingegen istder Effektweg rein seriell und kann bis zu +6dB angepasst werden.

Die ganze Regler- und Tasterflut lässt eineMenge abrufbare Sounds erwarten, die auchbedient werden wollen. Hierzu liefert Marshallsinnigerweise den bekannten Sechsfachfuß-schalter mit, der in zwei verschiedenen Be-

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dienmodi arbeiten kann. Im sogenannten„Switch Store Modus“ können sechs der aufder Frontplatte ersichtlichen Umschaltfunk-tionen auf die sechs Fußschalter verteilt wer-den. Oder man speichert im Preset-Store-Modus alle Einstellungen eines Kanals ineinem Preset. Wohl durchdacht und simpel zuprogrammieren. Da waren definitiv Praktikeram Werk! Und wer es so richtig flauschig-kom-fortabel braucht, kann die Tops mittels einerMIDI-Leiste fernbedienen. Eines der beidenTopteile im Halfstack-Verband zusammen miteinem ordentlichen 19“-Multieffekt plus MIDI-Board und fertig ist die Luxus-Soundzentrale.

Einschalten und staunenWie klingt er denn nun, der Amp vom Satch imVergleich zum JVM von der Stange? Im Clean-Kanal des regulären JVM gleich eine satte Über-raschung. Der ist gut geworden! So richtig gut!Marshall war bislang mehr für richtungswei-sende Zerrsounds bekannt, bei Clean Soundswar da immer noch etwas Luft nach oben. Dasist hier anders. Ein warmer bauchiger Klang-körper mit gut eingepassten, niemals aufdring-lichen Höhenanteilen macht sich im grünenModus breit. Im Gelb-Modus legt die Zerrenoch eine kleine, sehr organisch klingendeSchippe drauf. Gleiches im Rot-Modus; hier istnoch ein deutlich vernehmbarer Lautstärke-sprung enthalten. Allein diese drei Sounds imClean-Kanal klingen in ihrer Abstufung schonso homogen und vor allem überzeugend – daskann schon als eigenständiger Dreikanalerdurchgehen! Deutlich anders zeigt sich der

Satch-Amp in diesem Kanal: nicht ganz so bau-chig und voluminös, etwas mehr Schimmern,mehr „Sparkle“ in den Höhen. Das ist der CleanChannel aus dem Anniversary-Amp 6100 von1992. Das war von Satriani wohl so gedacht,weil er den Clean-Kanal gerne mit einem Dis-tortionpedal anfährt.

Im Crunch-Kanal des Standard-JVM stand imgrünen Modus eindeutig der Plexi Lead 1959Pate, während der Gelb- und Rot-Modus demJCM 800 in verschiedenen Gain Levels gewid-met ist. In allen Abstufungen kommen dieSounds sehr authentisch, marshall-typisch bra-chial und ungezügelt daher. An die alten Origi-nale reicht es freilich nicht ganz heran, aberdoch verdammt nahe. Satrianis Amp hingegenist im grünen Modus des Crunch-Kanals klang-lich auf den JMP getrimmt, im Gelb- und Rot-Modus ist wie beim Standard-Modell eineAusrichtung am JCM 800 wahrzunehmen. DerSatriani-JVM hängt in diesem Kanal leichteram Gas, zeigt sich reakti-ver und nuancierungs-freudiger. Und das, obwohlder reguläre JVM in dieserHinsicht auch schon keinKind von Traurigkeit ist.Einfach in diesem Kanalmal Hendrix und Early 70sRock-Klassiker intonieren.Ein einziger Flashback.Wild, ungezügelt und hef-tig. Wie der damalige Zeit-geist.

High-Gain-GewitterDie beiden Overdrive-Kanäle OD-1 und OD-2kennzeichnen den größten Unterschied zwi-schen den beiden Heads: Im Vergleich zeichnetsich ab, dass der JVM von der Stange auf Flexi-bilität und Vielseitigkeit ausgerichtet ist, wäh-rend beim Satriani-Amp das Spektrum engergefasst ist. Diese Philosophie setzt sich in denOverdrive-Kanälen OD-1 und OD-2 fort. Siekennzeichnen zugleich den größten Unter-schied zwischen den beiden Heads: Steht beim410H noch mal eine breite Gain-Palette in OD-1 und OD-2 an, sind die beiden Kanäle beimSatriani-Head identisch: OD-2 ist eine Kopievon OD-1. Das war von Satriani so gewollt.Sein Ansinnen war praktischer Natur. Die dreiModi aus OD-1 sollten noch ein weiteres Malin schaltbarer Form vorhanden sein – sei es einanderes Gain Setting oder eine modifizierteEQ-Einstellung. Vor allem aber weist der Sa-triani-JVM einen programmierbaren Midshiftauf, ein tiefreichender Eingriff in die Klangkul-

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DETAILSHersteller: Marshall Modell: JVM410HJS Herkunftsland: England Bau-

weise: 4-kanaliger Vollröhrenamp, PCB Leistung: 100 Watt RMS Röhren: 5 x

ECC83 (Vorstufe), 4 x EL 34 (Endstufe) Kanäle: Kanal 1: Clean, Kanal 2: Crunch,

Kanal 3: OD-1, Kanal 4: OD-2; 3 Sound Modes pro Kanal (grün, gelb, rot) Effekt-

weg: seriell, Pegel regelbar bis +6dB Besonderheiten: separates Noise Gate pro

Kanal, OD-1 und OD-2 im Aufbau identisch Regler pro Kanal: Bass, Middle, Tre-

ble, Gain, Volume Master-Sektion: Master 1, Master 2, Presence, Resonance

Anschlüsse (Rückseite): Lautsprecher 4, 8 und 16 Ohm, 2 x 8 Ohm, 2 x 16 Ohm;

Effektweg: Send/Return; Power Amp Insert: Preamp Out/Poweramp In; Emulated Ba-

lanced Line Out (Klinke); Footswitch, Netzanschluss Fußschalterfunktionen: Ka-

nalumschaltung, Noise Gate, Effektweg, Master, Mid Shift (OD-1 und OD-2) MIDI:

MIDI In/Through, einzelne Schaltfunktionen über MIDI Control Change steuerbar

Gewicht: 22 kg Maße (B x H X T): 750 x 310 x 215 mm Preis: 2.070 Euro

Zubehör: Sechsfachfußschalter mit Anschlusskabel, Netzkabel, Lautsprecherkabel,

User Manual Getestet mit: Fender Stratocaster (mit Steg-Humbucker), Yamaha Pa-

cifica, Ibanez JS 100 Vertrieb: Musik Meyer

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tur. Beim regulären JVM ist die Einsatzfre-quenz des Mittenreglers in OD-1 auf 500 Hzund in OD-2 auf 650 Hz fixiert. Bei Joes Amphingegen kann in beiden OD-Kanälen die Ein-satzfrequenz des Mittenreglers für ein PfundExtra-Metall gescoopt werden, bei einem gra-phischen EQ würde das also der typischen Ba-dewannen-Form entsprechen. Insgesamtstehen somit also 16 Sounds zur Verfügung!Die Overdrive-Kanäle sind bei beiden Modellenganz klar Kinder der Moderne. Vor allem beiden Gain-Reserven des Standard-JVM in Over-drive-2 bekam ich große Augen: irrwitzig! Undes klingt immer ausgezeichnet! Das ist diegroße Kunst bei der Konzeption von High-Gain-Kanälen. Grundsätzlich kann ich michmit einem ordentlichen Pfund Gain schon an-freunden, nur setzt bei vielen Amps früheroder später eine recht ausgeprägte Kompres-sion ein – der Sound wird flach und eindimen-sional, die Dynamik und das Raumgreifendegehen flöten. Nicht so beim JVM. Selbst bei

den extremen Gain Settings in Overdrive-2immer eine plastische, sehr differenzierte Dar-stellung. Mein persönlicher Favorit ist jedochOD-1 – bei beiden Modellen. Sie sind nicht völ-lig identisch, wie man meinen könnte, sie un-terscheiden sich marginal. Der Satch-Headklingt etwas eleganter, während der OD-1 imregulären JVM durch alle Abstufungen hin-durch rebellischer klingt. Pate stand für denOD-1 Kanal ein gepimpter 800er JCM. DerSound meiner Jugend! Britische Rockgitarren-Klangkultur at its best!

Mit OD-2 geht’s dann endgültig ab ins High-Gain-Nirvana. Darf es ein bisschen mehrsein? Also Gain meine ich. Ja? Dann ist dieAbteilung OD-2 des JVM410H genau dasRichtige. Ich behaupte mal, das ist in SachenGain-Reserven der heißeste Lead-Kanal, dermir in einem Marshall je begegnet ist. Nicht,dass ich persönlich derartige Zerr-Reservenjemals brauchen würde, beeindruckend ist

die Oberklasse-Qualität derZerre allemal. Drückend,sägend, voller Dynamikund Plastizität. In diesemKanal geht die Luzi ab!Jetzt aber genug Metal fürheute. Gitarre ins Eck stel-len, Amp ausschalten unddie audiophilen Eindrückesacken lassen. Derer habensich ziemlich viele wäh-rend der Testphase ange-sammelt.

Jugendlicher RebellDer JVM410H kommt mir vor wie ein rebelli-scher Jugendlicher: laut, heftig, alles besserwissend, dennoch liebenswert und charmant.Um im Bild zu bleiben: Der Satriani-Amp ent-spricht dem erwachsen gewordenen Jugendli-chen. Die rebellischen Gene scheinen immernoch deutlich durch, nur ist eben alles gereifter,nicht ganz so hitzköpfig. Satrianis Signature-Amp ist tatsächlich milder in der Abstimmung– sofern man bei Lärmaggregaten mit 100 Wattüberhaupt von mild reden kann – und nichtganz so extrem in der Bandbreite.

Der JVM hat sich zu Recht seit seinem Erschei-nen als Verkaufschlager entpuppt. Hier istnicht weniger als die ganze Marshall-Historiein ein einziges Amp-Gehäuse gepackt. Fürbeide Kandidaten gilt: schwer beeindruckendeSoundqualität, Ausstattung der Luxusklasseund intuitiver Bedienkomfort zu einem Preis,der einen regelrecht zum Kauf zwingt. Demgeht lediglich die Qual der Wahl zwischen zweisagenhaft guten Rock-Amps voraus.Der Fairness halber sei noch erwähnt, dass derTest mit einer nagelneuen, uneingespielten4x12er stattfand, die mir Herr Halbe vom deut-schen Marshall-Vertrieb an die Haustür liefernließ. Wenn die Ergebnisse mit einer fabrik-neuen Box, deren Speaker klanglich nochnicht voll aufgeblüht sind, bereits derart gutsind, wie klingt das erst mit einer alten, bro-ken-in 4x12er? Wenn ich daran und an dasStatement meiner Liebsten denke, zaubert mirdas ein Lächeln aufs Gesicht. ■

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DETAILSHersteller: Marshall Modell: JVM410H

Herkunftsland: England Bauweise: 4-kanaliger Vollröhrenamp, PCB

Leistung: 100 Watt RMS Röhren: 5 x ECC83 (Vorstufe), 4 x EL 34 (Endstufe)

Kanäle: Kanal 1: Clean, Kanal 2: Crunch, Kanal 3: OD-1, Kanal 4: OD-2; 3 Sound

Modes pro Kanal (grün, gelb, rot) Effektweg: seriell/parallel, regelbar, Pegel

umschaltbar -10dB/+4dB Besonderheiten: separater Reverb pro Kanal

Regler pro Kanal: Bass, Middle, Treble, Gain, Volume Master-Sektion: Mas-

ter 1, Master 2, Presence, Resonance Anschlüsse (Rückseite): Lautsprecher

4, 8 und 16 Ohm, 2 x 8 Ohm, 2 x 16 Ohm; Effektweg: Send/Return; Power

Amp Insert: Preamp Out/Poweramp In; Emulated Line Out (XLR); Footswitch,

Netzanschluss Fußschalterfunktionen: Kanalumschaltung, Reverb, Effekt-

weg, Master MIDI: MIDI In/Through Gewicht: 22 kg Maße (B x H x T):

750 x 310 x 215 mm Preis: 1.690 Euro Zubehör: Sechsfachfußschalter mit

Anschlusskabel, Netzkabel, Lautsprecherkabel, User Manual

www.marshall-amps.de www.musik-meyer.de