Johannes Itten Farbe ist das Leben - · PDF file»Kunstpädagogische theorie«...

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  • Galerie Schlichtenmaier GS

    Johannes Itten

    Farbe ist das Leben

    Stuttgart, Kleiner Schlossplatz

  • Blumen, 1958Aquarell, 31,5 24,5 cm

    signiert und datiert u. r.: Itten 58

  • Zur Erffnung der Ausstellung

    Johannes Itten Farbe ist das Leben

    Gemlde, Aquarelle und Zeichnungen

    am Donnerstag, dem 6. Dezember 2012, um 19.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde sehr herzlich

    in unsere Stuttgarter Galerie ein.

    Es spricht Dr. Kuno Schlichtenmaier.

    Die Galerie ist am 6. Dezember bis 21.30 Uhr geffnet.

    Besuchen Sie auch die OnLIneAUSStEllUnG auf unserer Homepage: www.schlichtenmaier.de

    titelbild: Farbiges Hell-Dunkel, 1960

    Aquarell, 35,5 25 cmsigniert und datiert u. r.: Itten 60

  • Farbe ist das leben, denn eine Welt ohne Farben erscheint wie tot (Johannes Itten)

    Das Kunstmuseum Bern und der Martin-Gropius-Bau, Berlin widmen sich vom november 2012 bis Juli 2013 in der Ausstellung Itten Klee. Kosmos Farbe den fr die Geschichte der Kunst des 20. Jahrhunderts bedeutenden Schweizer Knst-lern Johannes Itten (18881967) und Paul Klee (18791940).

    Beide Knstler haben frh erkannt, dass neben den elementaren Formen die reinen Spektralfarben die wesentlichen Gestaltungsmittel des Malers darstellen eine Feststellung, durch die sich beide zu intensiven farbtheoretischen Untersu-chungen anregen lassen und die in ihren bedeutenden Farbenlehren mnden. Beide sind geprgt von der Vorstellung, dass das Gefge der Farben als ein in sich geschlossener Kosmos gesetzmig strukturiert ist. Und beide haben ihre lebens-

    Frau im nachtlicht, 1946l auf leinwand, 70 100 cm

    verso signiert und datiert: Itten 46

  • lange Auseinandersetzung mit der Ordnung der Farbenlehre ungefhr gleichzeitig im Jahre 1914/1915 begonnen, Klee 1914 auf seiner tunisreise, Itten 1913 bis 1916 unter dem Eindruck seines lehrers Adolf Hlzels an der Stuttgarter Akademie. Itten war bereits 1919, ein Jahr noch vor Paul Klee, als einer der ersten Meister durch Walter Gropius an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen worden und hat dort bis 1923 als lehrer mit dem von ihm entwickelten Vorkurs nachhaltig die gestal-terische Grundlagenausbildung geprgt.

    Itten hat die auf der Grundlage der lehren Hlzels aufgestellte Farbenlehre ausgearbeitet und zu seiner theorie der Sieben Farbkontraste Hell-Dunkel-, Kalt-Warm-, Farbe-an-sich-, Qualitts-, Quantitts-, Komplementr-; Simultan- oder Sukzessivkontrast weiterentwickelt. Diese lehre von den Kontrasten beschreibt die wichtigsten Eigenschaften und Wirkungen der Farben im Verhltnis ihrer gegenseitigen Beeinflussung und Abhngigkeit.

    Die Emanzipierte, 1930l auf leinwand, 64,5 75 cm

    verso nachlassstempel

  • Ittens Farbtheorie, die in seinem berhmten zwlfteiligen Farbenkreis grndet, hat die herkmmliche Ansicht ber die Wahrnehmung der Farbe revolutioniert. Sie hat sich als Instrumentarium fr die kunstpdagogische Erziehung durchge-setzt und wird bis heute an Kunsthochschulen gelehrt.

    Durch seinen Vorkurs am Bauhaus, seine weit verbreitete Farbenlehre und seine neuartige, progressive Praxis der Kunsterziehung, mit der er die traditionelle Akademiepdagogik reformiert und eine praxisorientierte Ausbildung geschaffen hat, ist Itten international berhmt geworden. So ist seine zum Standardwerk avancierte Schrift Die Kunst der Farbe inzwischen in ber 15 Sprachen bersetzt worden. Entsprechend gro ist sein Ansehen auch auerhalb Europas. Die Aus-stellung Johannes Itten Wege zur Kunst feierte 2004 im national Museum of Modern Art, tokio mit weiteren Stationen in den USA und Europa, betrchtliche Erfolge.

    Vorfrhling, 1966Aquarell, 18 24,8 cmverso nachlassstempel

  • Kunstpdagogische theorie und knstlerische Praxis gehen bei Itten eine Synthese ein. Sein malerisches uvre untersucht das Zusammenwirken von Form und Farbe unter bildkompositorischen Gesichtspunkten. Sowohl in gegenstndli-chen als auch in abstrakten Formzusammenhngen erforscht er die unterschiedli-chen Farbeigenschaften und ihre breit gefcherten Wirkungspaletten. Ausgestattet mit dem theoretischen Grundwerkzeug gelingt es ihm auf unverkennbare Weise in seinen Gemlden atmosphrische Farbwelten entstehen zu lassen.

    Die Ausstellung Farbe ist das leben in der Galerie Schlichtenmaier, die sich dem malerischen Werk von Itten widmet, setzt zeitlich ein mit der tuschzeichnung Die Ausgelassenheit, die 1916 in den letzten Monaten seines Stuttgarter Auf-enthaltes und im Jahr seines Bachsngers entstanden ist, seinem Hauptwerk im Stuttgarter Kunstmuseum. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf Arbeiten aus den 1930er Jahren und auf der spteren Werkphase.

    Haus in Hngg, 1950l auf Hartfaser, 40 50 cm

    verso nachlassstempel

  • Auf der Suche nach allgemeinen knstlerischen Gesetzen bleibt Ittens knstle-risches Schaffen mit einem vielfltigen Formenrepertoire stilistisch offen und umfasst die unterschiedlichsten Gattungen und themenkreise: landschaften oder Figurationen, abstrakte oder konstruktive Kompositionen, impressive naturdar-stellungen, expressive Gestaltungen oder geometrisch-konstruktive Kompositio-nen. Sie lassen sich zeitlich selten zuordnen und sind nicht linear nacheinander, sondern parallel in Werk-Zyklen entstanden. So findet sich in seinem Frhwerk Abstraktes oder Konstruktives ebenso wie Figrliches. In den zwanziger Jahren zeigen sich altmeisterliche Anstze. Auf Reisen entstandene landschaftsaquarelle stehen in den fnfziger und sechziger Jahren neben konstruktiven Arbeiten. In dieser Zeit finden mit Figurenbildern oder Stillleben ebenso stete Diskurse ins Gegenstndliche statt. Auf der einen Seite werden bei natureindrcken oder bei Figurationen subjektive Empfindungen auf Grundlage der objektiven Gesetzm-

    Stehendes Mdchen, 1919Bleistift auf Papier, 52 24 cm

    signiert und datiert u. r.: Itten 1919

  • igkeiten von Kompositions- und Farbenlehre umgesetzt. Auf der anderen Seite sind es die geometrisch-abstrakten Bilder, die auf sorgfltigen Bildkonstruktionen beruhten, ber die Itten selbst zielsetzend urteilt:Geometrische und rhythmi-sche Formen, Probleme der Proportionen und der expressiven Bildkomposition wurden durchgearbeitet. neu waren die Aufgaben mit texturen und das Ausar-beiten der subjektiven Formen. Der schpferische Automatismus wurde von mir als einer der wichtigsten Faktoren knstlerischen Schaffens erkannt. (Johannes Itten: Mein Vorkurs am Bauhaus, Gestaltungs- und Formenlehre. Otto Maier, Ravensburg 1963, S. 9). Eine groe Werkgruppe verdeutlicht Ittens starkes Inter-esse an stlicher Philosophie und das Streben nach einer inneren, kosmischen Ordnung, eine Facette des Malers, die in seinen besonders lyrisch anmutenden aquarellierten tuschearbeit Auflsung aus dem Jahre 1962 exemplarisch her-vortritt.

    Die Ausgelassenheit, 1916tusche auf Papier, 30 20 cm

    nachlassstempel

  • Fr seine gegenstandsfreien Werke nutzt Itten in gleichem Mae wie fr seine figrlichen Arbeiten das breite Spektrum der Farben und die Gliederung der Dar-stellung, um seinen Gefhlen nach farbklanglichen und kompositionsbestimmten Prinzipien auf die Bildflche zu transferieren. Seine Bildfindungen sind fr ihn verkrperter Geist, geformte Kraft, sinnliche Schwingung. Ittens von Intuition und Methode geprgte Pdagogik bildete dabei das Fundament seines eigenen knstlerischen Schaffens. Wie sein vorangestelltes Zitat unterstreicht, hat er sein kunsttheoretisches Wirken als lehrer stets als eine Verbindung zwischen Kunst und leben verstanden. ks

    Stille Glut, o. J.Aquarell und tusche, 19,5 19,5 cm

    nachlassstempel

  • Biographie 1888 geboren am 11. november in Sdern-linden (Berner Oberland).19041908 Ausbildung zum lehrer am Seminar in Bern-Hofwil 19081909 in Bern19091910 cole des Beaux-Arts, Genf; Reisen nach Paris, Kln (Sonderbund-Ausstellung), Holland und Mnchen19101912 Studium der Mathematik und Physik an der Universitt Bern19131916 Stuttgart. Studium bei Adolf Hlzel an der Akademie der Bildenden Knste Stuttgart19161919 Wien. Grndung seiner ersten Privatkunstschule und Entwicklung einer Unterrichtsmethode; Umgang mit Knstlern, Philosophen, Musikern (u.a. Hauer, loos und Schnberg)

    Auflsung, 1962tempera und tusche

    31,9 23,5 cmsigniert und datiert u. m.: Itten 62

  • 19191923 Weimar. Walter Gropius ernennt Itten zum Meister am Bauhaus in Weimar, u.a. mit Feininger, Kandinsky, Klee, Muche und Schlemmer. 19231926 Herliberg. Wegen Uneinigkeiten mit Gropius ber sein Unter- richtsprogramm verlsst er das Bauhaus und lsst sich in der Internationalen Mazdaznan-tempel-Gemeinschaft in Herrliberg (Zrichsee) nieder.19261934 Berlin (Itten-Schule). 1926 Grndung einer eigenen Kunstschule in Berlin, ab 1929 Itten-Schule. Das Unterrichtsprogramm grndet auf Ittens fr das Bauhaus ausgearbeitetem Vorkurs. 1934 Schlieung der Schule auf Befehl der nationalsozialisten.19321938 Krefeld. 1932, zustzliche bernahme der leitung der Hheren Fachschule fr textile Flchenkunst in Krefeld. 1938 Entlassung auf Befehl der nationalsozialisten.1938 Amsterdam. Vorbergehende niederlassung in Amsterdam, um seine Auswanderung in die Vereinigten Staaten abzuwarten.

    Keimen, 1955tempera und Farbstifte, 28 38 cm

    signiert und datiert u. r.: Itten 55

  • 19381967 Zrich. 1938 Ernennung zum Direktor des Kunstgewerbemuseums und der Kunstgewerbeschule in Zrich, bis zu seiner Pensionierung (1953/54). 19431960 leitung der textilfachschule der Seidenindustriegesellschaft. 19491956 leitung des Museums Rietberg fr Auereuropische Kunst in Zrich. Erneuerung des Kunstunterrichts, weitere Entwicklung von lehrprogrammen, kunsttheoretische Studien, Veranstaltungen von Ausstellungen und Beteiligung an internationalen pdagogischen Kongressen. Es entstehen seine Schriften: 1961, Kunst der Farbe.