Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    JOHANNESVOM EUZ

    EMPODEN

    KMELBEG

    JOHANNES VELAG EINSIEDELN

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    2/1852

    5. Auage 2002Alle eche vorbehalen

    ISBN 3 89411 010 4

    BERGEN VON ODA SCHNEIDE

    Zum Verlag

    PDF ersell von Andr ademacher

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    INHALSBESICH

    Zeitael zur Lebensgeschiche des hl. Johannes vom reuzEMPO DEN KMELBEGDE GESANG DE SEELE

    Vorrede

    ESES BUCHAkiv ersrebe Nach der Sinne

    Erses apiel:Die erse Srophe des Liedes. - Geislich Srebende haben, ensprechend ihren beiden Wesenseilen, dem nie-deren und dem hheren, zwei unerschiedliche Nche zu durchleiden. - Erklrung der Srophe

    Zweies apiel:Erklrung der Bezeichnung dunkle Nach. Warum die Seele sie vor der Vereinigung durchleiden muDrites apiel:Erse Ursache der Nach: dem Begehren wird jeder Gegensand genommenVieres apiel:Es is der Seele wahrha vonnen, durch Abung des Begehrens in diese dunkle Nach der Sinne einzu-

    gehen, um durch sie hindurch zur Vereinigung mi Got zu gelangenFnes apiel: Weierhrung des Gesagen. - Beweise aus der Heiligen Schri r die Nowendigkei seelischen Durch-leidens der dunklen Nach des Erserbens jeglicher Begierde nach irgendeinem Ding

    Sechses apiel: Von den wichigsen durch die Begierden in der Seele verursachen Schden: was sie ihr enziehen, undwas sie ihr zugen

    Siebenes apiel:Begierden qulen die Seele. - Beweise durch Vergleiche und Sellen aus der Heiligen SchriAches apiel: Die Begierden verdunkeln und blenden die SeeleNeunes apiel:Die Begierden beecken die Seele. - Verdeulichung durch Gleichnisse und Beglaubigung durch die Hei-lige Schri

    Zehnes apiel:Die Begierden machen die Seele lau und schwchen ihre TugendkraEles apiel: Um zur Vereinigung mi Got zu gelangen, mu die Seele nowendig aller,auch der geringsen Begierde ledig sein

    Zwles apiel:Anwor au die Frage: Welche Begierden reichen hin zur besagen Schdigung der Seele?Dreizehnes apiel: Wie man sich zu verhalen ha, um in die Nach der Sinne einzugehenVierzehnes apiel: Erklrung des nchsen Verses der SropheFnzehnes apiel:Erklrung der brigen Verse dieser Srophe

    ZWEIES BUCHAkiv ersrebe Nach des Geises

    VersandZweie Srophe

    Erses apielZweies apiel:Beginn der Abhandlung ber die zweie Phase oder Ursache dieser Nach, nmlich ber den Glauben.

    -- Aus zwei Grnden is dieser Teil dunkler als der erse und der driteDrites apiel:Der Glaube, eine dunkle Nach r die Seele. - Mi guen Grnden erwiesen und durch die Heilige Schribeglaubig.

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    Vieres apiel:Ein allgemeiner Grundsaz: Auch die Seele mu, sowei es an ihr lieg, im Dunkeln sein, um durch denGlauben gu zur hchsen Beschauung geleie zu werden

    Fnes apiel:Das Wesen der Vereinigung der Seele mi Got. - Ein VergleichSechses apiel:Die drei heologischen Tugenden sollen die drei Seelenkre vervollkommnen und sie in Leere und Dun-kelhei versezen

    Siebenes apiel:Wie schmal is der Pad, der Zum Leben hr, und wie enbl und ei mssen die sein, die ihn gehen

    wollen! Beginn der Lehre von der Enblung des VersandesAches apiel:Kein Geschp und kein Wissen, das der Versand era, kann als nchses Mitel der gtlichen Vereini-gung mi Got dienen

    Neunes apiel:Der Glaube dien dem Versande als nchses und angemessenes Mitel, die Seele zur gtlichen Liebesver-einigung zu hren. - Beweise aus der Heiligen Schri

    Zehnes apiel:Eineilung der Wahrnehmungen und Einsichen, die dem Versande zukommen knnenEles apiel:Wahrnehmungen, die dem Versande au bernarlichem Wege durch die ueren leiblichen Sinne zukom-men, sind hinderlich und schdlich. - Wie die Seele sich in solchen Fllen zu verhalen ha

    Zwles apiel:Von den narlichen Wahrnehmungen der Einbildungskra. - Ihr Wesen. - Sie sind kein angemessenes

    Mitel zur Vereinigung mi Got und richen Schaden an, wenn man sie nich zu lassen weiDreizehnes apiel:Kennzeichen, die im geislichen Leben den rechen Zeipunkr den bergang von der Berachung und berlegung zum Sande der Beschauung essellen lassen ..

    Vierzehnes apiel: Nachweis der Angemessenhei dieser Kennzeichen und Begrndung ihrer Nowendigkei r denForschrit

    Fnzehnes apiel:Die Voranschreienden sollen sich Zu Beginn des Eingehens in dieses allgemeine Erkennen der Be-schauung bisweilen der narlichen berlegung und der Tigkei der narlichen Kre bedienen

    Sechzehnes apiel:Bildhae Wahrnehmungen, die sich der Einbildungskra au bernarliche Weise darbieen, kn-nen der Seele nich als nchses Mitel zur Vereinigung mi Got dienen

    Siebzehnes apiel: Erklrung der Absich und Mehode Gotes bei Miteilung geisiger Ger an die Seele mitels derSinne. - Anwor au die erhobene Frage

    Achzehnes apiel: Geiseslehrer knnen sehr schaden, wenn sie die Seelen hinsichlich der Visionen nich richig leien.- Auch wenn diese von Got sind, is ein Irrum mglich

    Neunzehnes apiel: Visionen und Ansprachen von seien Gotes sind wahrhaig; wir aber knnen uns ihrewegenuschen. - Beweise aus der Heiligen Schri

    Zwanzigses apiel: Sellen aus der Heiligen Schri, die beweisen, das Gotes Wor wohl immer wahr is, doch dessenUrsachen nich immer essehen

    Einundzwanzigses apiel: Wenn Got auch zuweilen Fragen beanwore, so ha Er doch daran kein Wohlgeallen. -Es is nachgewiesen, da Er, obwohl Er sich zur Anwor herabl, doch ob solcher Biten zrnZweiundzwanzigses apiel: Lsung der Frage, ob es heue, uner dem Gesez der Gnade, nich ebenso erlaub sei,Got au bernarliche Weise zu beagen, wie eins uner dem alen Gesez? - Beweis durch eine Selle aus den Brieen des

    hl.Paulus

    Dreiundzwanzigses apiel: ber das Wesen der rein geisigen Wahrnehmungen des VersandesVierundzwanzigses apiel: Von zwei Weisen geisiger Schau bernarlichen UrsprungsFnundzwanzigses apiel:Das Wesen der Oenbarungen. - Eine UnerscheidungSechsundzwanzigses apiel: Einsich des Versandes in enhlle Wahrheien. - Zwei Weisen. - Das Verhalen der

    SeeleSiebenundzwanzigses apiel:Die zweie Weise der Oenbarungen: Enhllung des Verborgenen und Geheimen. - Wiesie der Vereinigung mi Got dienen oder sie behindern kann, und wie der Teuel au diesem Gebiee arg zu bergen vermag

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    Achundzwanzigses apiel: Innere Ansprachen, die dem Geise bernarlich zukommen knnen. - Ihre WeisenNeunundzwanzigses apiel:Die erse Weise: der gesammele Geis bilde zuweilen in sich Wore. - Ursache, Nuzenund Schaden

    Dreiigses apiel: Innere Wore, die dem Geis in ormeller Weise au bernarlichem Wege zugehen. - Sie knnenSchaden verursachen. - Vorsorge gegen Tuschungen is nig ..

    Einunddreiigses apiel: Von den subsaniellen Woren, die innerlich an den Geis ergehen. - Sie unerscheiden sich

    von den ormellen und bringen Gewinn. - Die Seele soll sich ihnen gegenber gelassen und ehrrchig verhalenZweiunddreiigses apiel: Wahrnehmungen, die der Versand durch inneres Empnden au bernarliche Weise rdie Seele empng. - Deren Ursachen. - Wie die Seele sich verhalen soll, um dadurch nich au dem Wege der Vereinigung mi

    Got gehemm Zu werden

    DIES BUCHAkiv ersrebe Nach des Geises

    Forsezung - Gedchnis und Wille

    Luerung des Gedchnisses und des Willens in der akiv ersreben Nach. - Lehre ber das Verhalen derSeele hinsichlich der Wahrnehmungen dieser beiden Kre au dem Wege der Vereinigung mi Got in voll-kommener Honung und LiebeErses apiel:Zweies apiel: Narliche Wahrnehmungen des Gedchnisses. - Wie es sich dieser enledigen soll, dami sich die Seeledieser Fhigkei nach mi Got vereinigen knne

    Drites apiel:Dreiacher Schaden bedroh die Seele, wenn sie die Kennnisse und Ureile des Gedchnisses nich ahdun-kel.- Der erse Schaden

    Vieres apiel:Die zweie Schdigung kann der Seele von seien des Teuels zugeg werden au dem Wege der narlichenWahrnehmungen des Gedchnisses

    Fnes apiel:Die drite Schdigung erwchs der Seele aus den deulichen narlichen Kennnissen des GedchnissesSechses apiel: Gewinn der Seele aus dem Vergessen und Leersein von allen Gedanken und Kennnissen, die das Ge-dchnis narlicherweise enhl

    Siebenes apiel: Von der zweien Ar der Wahrnehmungen des Gedchnisses, nmlich den bernarlichen Bildern undKennnissen

    Aches apiel:Die Kennnis der bernarlichen Dinge kann der Seele schaden, wenn sie darber nachsinn. - Unerschei-

    dungenNeunes apiel: Die zweie Ar der Schdigung kann einreen durch die Geahr, der Selbsberschzung und eilenAnmaung zu verallen

    Zehnes apiel:Der Teuel vermag der Seele, dritens, durch bildhae Wahrnehmungen des Gedchnisses zu schadenEles apiel:Die viere Schdigung der Seele durch deulichebernarliche Wahrnehmungen des Gedchnisses beseh im Behindern der Vereinigung

    Zwles apiel:Ein ner Schaden durch bernarliche Formen und bildhae Wahrnehmungen kann der Seele inso-ern ensehen, als sie niedrig und unziemlich ber Got ureil

    Dreizehnes apiel: Gewinn der Seele aus der Abwendung von bildhaen Wahrnehmungen. - Beanworung eines Ein-

    wandes. - Unerscheidung der narlichen und bernarlichen bildhaen WahrnehmungenVierzehnes apiel: Bewahrung geisiger Kennnisse im GedchnisFnzehnes apiel:Allgemeine Richlinien r den Geisesmenschenhinsichlich des Gedchnisses

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    Sechzehnes apiel:Die dunkle Nach des Willens. - Eineilung der Neigungen des WillensSiebzehnes apiel:Die erse Leidenscha des Willens. -- Das Wesen der Freude. - Unerschiedliche Dinge, an denen derWille sich ereuen kann

    Achzehnes apiel: Freude an zeilichen Gern. - Wie diese Freude au Got zu richen isNeunzehnes apiel: Schdigungen, die der Seele aus der Freude an zeilichen Dingen erwachsen

    Zwanzigses apiel: Was die Seele gewinn, wenn sie die Freude von den zeilichen Dingen abwendeEinundzwanzigses apiel:Die Freude des Willens an narlichen Gern is eiel. Sie sollen uns zu Got hinlenkenZweiundzwanzigses apiel: Gewolle Freude an narlichen Gern schade der SeeleDreiundzwanzigses apiel: Was die Seele gewinn, wenn sie nich an narlichen Gern ihre Freude haVierundzwanzigses apiel: Eine drite Ar von Gern, die den Willen zur Freude verlocken, sind die sinnlichen. -IhrWesen und ihre Weisen. - Der Wille soll seine Freude von ihnen ab und Got zuwenden

    Fnundzwanzigses apiel: Gewolle Freude an sinnlichen Gern schdig die SeeleSechsundzwanzigses apiel: Geislicher und zeilicher Gewinn der Seele aus dem Verzich au die Freude an sinnlichhlbaren Dingen

    Siebenundzwanzigses apiel: Die sitlichen Ger als viere Ar. -- Ihr Wesen. - Inwieern die gewolle Freude anihnen erlaub is

    Achundzwanzigses apiel: Gewolle Freude an sitlichen Gern kann siebenach schdigenNeunundzwanzigses apiel: Welcher Gewinn sich r die Seele aus der Abkehr von der Freude an sitlichen Gernergib

    Dreiigses apiel: Die ne Ar von Gern, an denen der Wille sich ereuen kann, sind diebernarlichen. - Ihr Wesen. - Sie unerscheiden sich von den geisigen Gern. - Die Freude an ihnen is au Got zu richen

    Einunddreiigses apiel: Gehrdung der Seele durch die gewolle Freude an dieser Ar von GernZweiunddreiigses' apiel: Zweiacher Gewinn aus dem Verzich au die Freude an bernarlichen GernDreiunddreiigses apiel: Die sechse Ar von Gern als Gegensand gewoller Freude. - Ihr Wesen. - Erse Einei-lung

    Vierunddreiigses apiel: Geisliche Ger, die von Versand und Gedchnis deulich augenommen werden knnen.- Wie der Wille sich zur Freude an ihnen verhalen soll

    Fnunddreissigses apiel: Von den eudvollen geislichen Gern, die dem Willen deulich zukommen knnen. -Ihre Weisen

    Sechsunddreiigses apiel: Weieres von den Bildern und von der Unwissenhei mancher Leue in dieser HinsichSiebenunddreiigses apiel: Die gewolle Freude am Gegensand der Bilder is zu Got zu erheben, dami man nich

    irregehe und nich behinder werdeAchunddreiigses apiel: Weiere anregende Ger. - Oraorien und Sten des GebeesNeununddreiigses apiel: Oraorien und Kirchen sollen den Geis Zu Got wendenVierzigses apiel: Weierhrung des Geises zu innerer Sammlung im Sinne des GesagenEinundvierzigses apiel: Einige Geahren, denen jene erliegen, die sich in der besagen Weise der hlbaren Freude anGegensnden und Oren der Andach hingeben

    Zweiundvierzigses apiel: Drei Aren von Andachssten. - Das Verhalen des Willens ihnen gegenberDreiundvierzigses apiel: Viele Leue beleben ihr Gebe durch allerlei ZeremonienVierundvierzigses apiel: Wie man Freude und Kra des Willens bei solchen Andachsbungen Got zuwenden soll

    Fnundvierzigses apiel: Die zweie Ar deulich besimmer Ger, an denen der Wille eile Freude haben kann

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    7/1857

    ZEIAFEL ZU LEBENSGESCHICHEDES HL. JOHANNES VOM EUZ

    Gebur Zu Foniveros (Avila): 1542.Einkleidung im armel Zu Medina del Campo: 1563.Teologische Sudien Zu Salamanca: 1564 / 68Prieserweihe Zu Salamanca: 1567.Beginn der eorm Zu Duruelo (Avila):28. oder 30. November 1568.Novizenmeiser Zu Duruelo, Mancera und Pasrana: 1568 / 71.ecor Zu Alcala: 1571Beichvaer im loser der Menschwerdung Zu Avila: 1572 / 77.

    Geangener Zu Avila und oledo: 1577 / 78.Prior Zu Calvario: Okober 1578 / 79.Sier und ecor des olegs Zu Baeza: Juni 1579 / 82.Prior Zu Granada: Januar 1582 / 85.Provinzialdenior: 11. Mai 1585 / 87.Provinzialvikar von Andalusien: 17. Okober 1585

    18. April1587.

    Prior Zu Granada (zum driten Male): April 1587 / 88.Generalconsiliarius und Prior Zu Segovia : 1588 / 91od Zu Ubeda ( Jaen): 14. Dezember 1591.berragung der eliquien nach Segovia: Mai 1593.Erse Ausgabe seiner Werke: 1618 Zu Alcala.Seligsprechung durch iemens X.: 25.Januar 1675.Heiligsprechung durch Benedik XlII.: 27. Dezember 1726.Erhebung zum irchenlehrer durch Pius XI.: 24. Augus 1926.Beisezung im neuen Sarkophag: 11.Okober 1927.

    Erhebung zum Paron der spanischen Dicher: 21.Mrz 1952.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    8/1858

    EMPO DEN KMELBEG

    Das Buch handel davon, wie die Seele sich bereien kann, um bald mi Got vereinig zu werden. Esgib Weisung und Lehre, sowohl r Annger wie auch r Forgeschritene sehr rdernd, sich allesZeilichen zu enlasen, doch sich auch nich mi Geislichem zu belasen, sondern in der vollen En-blung und Freihei des Geises zu verharren, wie die Vereinigung mi Got sie voraussez. Vera

    is es von P.Johannes vom reuz, Unbeschuher armeli. Die gesame Lehre, die ich als Ausieg zumarmelberg darlegen mche, is in den Srophen des nacholgenden Liedes enhalen. Sie beschrei- ben die Weise, zum Gipel des Berges auzuseigen, nmlich zum erhabenen Sande der Vollkom-menhei, die wir Vereinigung der Seele mi Got nennen. Da ich nun meine Aushrungen au diesesLied grnden mche, bringe ich es zunchs ganz, um alles, was darzulegen is, in einem erassen undberschauen zu lassen, Zur Erklrung is dann jede Srophe einzeln vorzunehmen, ebenso jeder Vers,so wie Gegensand und Erklrung es eben verlangen.

    Nun olg:

    DE GESANG DE SEELE

    Sie preis ihr glckliches Geschick, im Durchleiden derdunklen Nach des Glaubens enbl und geluer worden zu

    sein r die Vereinigung mi dem Gelieben.

    1 In einer dunklen Nach,die Liebesglu - 0 glckliches Geschehen! -zum Sehnsuchsbrand enach,enoh ich ungesehenund lie mein Haus schon ie in Ruhe sehen.

    2 Ich konn' in Heimlichkei,

    vermumm, au schmaler reppe sicher gehen,gedeck von Dunkelhei- 0 glckliches Geschehen! -und lie mein Haus schon ie in Ruhe sehen.

    3 Soll' niemand meiner achenin dieser Segensnach; auch wolle ichmir selbs kein Ding berachen;nichs andres hre mich,

    als nur mein Lich im Herzen innerlich.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    9/1859

    4 Dies ha mich hingeleie,

    viel sich'rer als das volle Lich am age,wo Er sich mir bereie,Zu dem ich Liebe rage;und kein Geschp uns dor Zu sren wage.

    5 o Nach, die holder scheinals Morgenro, in ihren dunklen Falendie Liebenden verein,bis gtliche Gewalen

    die Liebse in den Liebsen umgesalen!

    6 An meiner Brus, alleinr Ihn erblh, geno Er raue Ras;hier schlie er riedlich ein;ich labe meinen Gas,und Khlung chele ein Zedernas.

    7 Als schon der MorgenwindSein Haar umspiele,hl' am Nacken sreichenich Seine Hand, so lind;dies ra mich ohnegleichenund lie mir alle Sinne sss enweichen.

    8 Vergessen sog mich ein.Ich blieb, das Haup dem Liebsen angeschmieg,und lie mein ganzes Sein

    enschwinden. Eingewieg,is uner Lilien mein Gram versieg.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    10/18510

    VOEDE

    1 Um zu erklren und versndlich zu machen, durch welche dunkle Nach die Seele geh, umzum gtlichen Lich vollkommener Liebesvereinigung mi Got zu gelangen, so wei es in diesemLeben mglich is, bedre es eines helleren Liches der Wissenscha und Erahrung als das meine esis; denn r gewhnlich mssen die glcklichen Seelen so viele und so iee Finsernisse und Mhen

    durchschreien, um diesen hohen Sand der Vollkommenhei zu erreichen, da weder menschlicheWissenscha zureich, sie zu versehen, noch Erahrung, sie zu beschreiben. Nur wer solches durchli-en ha, kann es nachhlen, nich aber ausdrcken.

    2 Demnach will ich, um ewas ber diese dunkle Nach zu sagen, weder der Erahrung, noch derWissenscha rauen; denn die eine wie die andere kann unzulnglich sein und uschen. Wohl wer-de ich mich, so gu ich es kann, der beiden bedienen; mehr aber will ich in allem, was ich mi GotesGuns sagen mche - zumindes in wichigen und schwer versndlichen Dingen -, die Heilige Schriheranziehen, uner deren Fhrung wir nich irren knnen; denn aus ihr sprich der Heilige Geis. Soll-

    e ich dennoch aus Miversehen irren in dem, was ich mi ihr oder ohne sie sage, so habe ich nichdie Absich, mich von der gesunden Meinung und Lehre der kaholischen irche, unserer heiligenMuter, zu enernen. Ich unerwere und ergebe mich ganz und gar, nich nur ihren Geboen, sondernjedem ihrer Ureile, die besser begrnde sind als die meinen.

    3 Anrieb zu einem so schwierigen Unernehmen is mir nich die Meinung, ich sei dazu hig,sondern das Verrauen au den Herrn, der mir helen wird, ewas von dem zu sagen, was vielen Seelenberaus nig is. Beginnen sie nmlich den Weg der ugend, so will unser Herr sie durch diese dunkleNach zur gtlichen Vereinigung hren; sie aber schreien nich voran. Manchmal wollen sie nichins Dunkel einreen, noch sich hineinziehen lassen. Manchmal versehen sie es nich, und es mangelihnen an geeigneen und erahrenen Fhrern, sie au den Gipel zu geleien. Es is beklagenswer, soviele Seelen zu sehen, denen Got Gaben und Gnaden verleih, dami sie vorankommen, und aensie Mu, so erreichen sie diesen hohen Sand; sie aber bleiben bei ihrer niedrigen Weise, mi Got zuverkehren, weil sie es nich anders wollen oder wissen oder niemand da is, sie au den Weg des Las-sens jener Annge zu hren. Begnade unser Herr sie endlich so sehr, da sie ohne dieses und jeneshindurchkommen, so gelangen sie doch viel sper und mhseliger und weniger verdiensvoll ans Ziel,weil sie sich Got nich gen, sich nich reiwillig au den laueren und sicheren Weg der Vereinigung

    bringen lieen. Wohl is es in Wahrhei Got, der sie rg - und er kann sie ragen ohne ihr Zuun -,sie aber lassen sich nich ragen. Da sie nun seinem Gri widersehen, kommen sie wenig voran undverdienen nich so viel, da sie den Willen nich einsezen; dadurch aber leiden sie noch mehr. Es gibSeelen, die, sat sich Got zu berlassen und mizuwirken, ihn vielmehr behindern durch ihr unklu-ges Handeln und ihren Widersand. Sie gleichen kleinen indern: wenn ihre Mter sie au den Armnehmen wollen, srampeln und weinen sie, weil sie durchaus selber gehen wollen, obwohl sie es nichknnen oder doch nur mi inderschriten.

    4 Dami sie es also lernen, sich von Got ragen zu lassen, wenn Seine Majes sie voranbringen

    will, seien sie nun Annger oder Forgeschritene, geben wir hier dazu Lehre und Weisung, so da sieversehen, um was es geh, oder zumindes sich Got berlassen. Es gib Seelenhrer und Beichv-er, denen Lich und Erahrung au diesen Wegen mangel. Sie pegen daher solche Seelen mehr zubehindern und zu schdigen, als ihnen voranzuhelen. Sie gleichen den Erbauern Babyions, die, weil

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    11/18511

    sie einander nich versanden, nich geeignees, sondern ungeeignees Maerial herbeirugen, und sokam nichs zusande. Es is har und mhsam, wenn eine Seele in solcher Verassung sich selbs nichbegrei und niemanden nde, der sie versnde. So kann es geschehen, da Got eine Seele den H-henpad dunkler Beschauung und rokkenhei hr, sie aber whn sich verloren. Und da sie so vollDunkelhei und Schwierigkeien, Widerwillen und Versuchungen is, komm noch jemand gleich denrsern des Job und sag, dies sei Melancholie, Schwermu oder Anlage; es knne sogar irgendeine

    ihr eigene versecke Boshei daran schuld ragen, da Got sie verlassen habe. Daraus schlieen siedann, diese Seele msse arg bse gewesen sein, da ihr solches zusoe.

    5 Vielleich sag ihr auch jemand, sie wende sich zurck, da sie an den Dingen Gotes keinenGeschmack und ros nde wie ehedem. So verdoppeln sie der armen Seele die Pein; denn sie leideja ohnedies zuies an der Erkennnis ihres eigenen Elends. larer als im ageslich erkenn sie sichvoll Boshei und Snde; denn Got verleih ihr in dieser Nach der Beschauung besonderes Lich derErkennnis, wie wir noch sagen werden. Finde sich nun jemand, der ihr darin zusimm und gleichihr mein, sie habe diesen Zusand wohl verschulde, so wachsen Qual und Biterkei in der Seele

    grenzenlos und sie leide mehr als odespein. Dami geben sich solche Beichver nich zurieden.Da sie Snden als Ursache whnen, lassen sie die Seelen sich um und um drehen und immer wiederGeneralbeiche ablegen, was sie ses neu kreuzig. Sie begreien nich, da vielleich zur Zei nichsanderes angemessen is, als sich einzig der Luerung zu berlassen, die Got vornimm. rsen undermuigen solle man sie, dami sie solange einwilligen, wie Got es will. Solange nmlich gib es keinHeilmitel dagegen, mag man noch so viel un und reden.

    6 Davon also wollen wir mi Gotes Gnade im Folgenden handeln und sagen, wie Seele undBeichvaer sich gegeneinander zu verhalen haben, und welche Anzeichen erkennen lassen, ob dieSeele sich in Luerung bende. Ferner, ob diesenalls die Sinne oder der Geis geluer werden (diesnennen wir dunkle Nach), und wie man erkennen kann, ob es sich um Melancholie oder einen an-deren Schaden an Sinn oder Geis handel. Es knne nmlich auch sein, da manche Seelen oderderen Beichver meinen, Got hre sie au diesem Wege dunkler Nach geislicher Luerung, undes is vielleich nich dies, sondern die Folge einer der genannen Mngel. Andere Seelen wiederumwhnen, sie knnen nich innerlich been und been doch gar gu; andere hingegen halen viel au ihrGebe, und es is kaum mehr als nichs.

    7 Bei manchen is es ein Jammer, wie sehr sie sich plagen und abmhen, und doch geh es miihnen abwrs. Sie suchen die Fruch in dem, was nich ruche, sondern vielmehr behinder. Anderewieder kommen in gelassener uhe wei voran. Es gib solche, die sich von eben den Gaben und Gnaden, die Got ihnen zum Forschrit verleih, hemmen und hindern lassen, so da sie nich vorankom-men. Gar vieles an Freuden und Leiden, an Honung und Schmerz, begegne den Wanderern audiesem Wege Gotes. Manches davon enspring dem Geise der Vollkommenhei, manches dem derUnvollkommenhei. Von alledem wollen wir, mi Gotes Guns, ewas sagen, dami jede Seele beimLesen irgendwie dahin komme, den Weg zu sehen, den sie wandel oder wandeln solle, wenn sie denGipel dieses Berges zu erreichen sreb.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    12/18512

    8 Da dies nun eine Lehre von der dunklen Nach is, durch die hindurch die Seele zu Got gehenmu, so wundere sich der Leser nich, wenn ihm zu Beginn des Lesens manches dunkel erschein.Fhr er or, so wird er das Frhere besser versehen; denn eines erklr das andere. Und lies er es garein zweies Mal, so wird ihm, meine ich, die Lehre klarer werden und vernniger erscheinen. Gellsie aber manchen nich, so ragen mein geringes Wissen und mein ungelenker Sil die Schuld; dennder Gegensand an sich is gu und sehr wichig. Doch ich meine, auch wenn ich einer und vollende-

    er zu schreiben versnde, als es hier der Fall is, wrden nur wenige Nuzen daraus ziehen. Es handelsich ja nich um hochmoralische und reizvolle Dinge r alle jene geislichen Personen, die es lieben,san und angenehm zu Got zu gehen, sondern um eine gehalvolle und wohlgegrndee Lehre, dier die einen wie r die andern augen wrde, soern sie zu der Enblung des Geises gelangen wol-len, die hier beschrieben wird.

    9 Es is auch nich mein erses Anliegen, alle anzusprechen, sondern, au ihre Biten hin, einigenach der ursprnglichen egel lebende Miglieder unseres heiligen Ordens vom Berge armel, so-wohl Mnche wie Nonnen, denen Got die Gnade erweis, sie au den Pad zum Gipel zu versezen.

    Da sie der zeilichen Ger dieser Wel schon enbl sind, werden sie die Lehre von der Enblungdes Geises besser versehen.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    13/18513

    ESES BUCH

    AIV ESEBE NACH DE SINNE

    Wesen der dunklen Nach, nowendiger Durchgang zur gtlichen Vereinigung. Nheres ber die dunkleNach der Sinne. Das Begehren und dessen Geahr r die Seele.

    ESES KPIELDie erse Srophe des Liedes. - Geislich Srebende haben, ensprechend ihren beiden Wesenseilen,dem niederen und dem hheren, zwei unerschiedliche Nche zu durchleiden. Erklrung der Srophe.

    In einer dunklen Nach,die Liebesglu - 0 glckliches Geschehen! -zum Sehnsuchsbrand enach,

    enoh ich ungesehenund lie mein Haus schon ie in Ruhe sehen.

    1 In dieser ersen Srophe besing die Seele das Glck, das ihr durch das Ausgehen aus allenueren Dingen, wie auch aus den Begierden und Unvollkommenheien, die sich durch Unordnungder Vernun in ihrem sinnlichen eile regen, zuel. Um dies zu versehen, mu man wissen, da eineSeele, um zum Sande der Vollkommenhei zu gelangen, r gewhnlich zwei haupschliche Arenvon Nach zu durchleiden ha. Die Geiseslehrer nennen sie Luerungen oder einigungen der Seele.Wir nennen sie hier Nche; denn die Seele wandel in der einen wie in der andern durch Dunkelhei,als wre es Nach.

    2 Die erse Nach oder Luerung gil dem sinnlichen eil der Seele. Davon soll, im Anschlu andie erse Srophe, der erse eil des Buches handeln. Die zweie beri den geisigen eil und is Ge-gensand der zweien Srophe, die wir im zweien und driten eil der akiven, im vieren der passivenWeise nach erklren wollen.

    3 Die erse Nach beri die Annger, sobald Got beginn, sie in den Zusand der Beschauung

    zu versezen, woran auch der Geis eilha, wie wir dann aushren werden. Die zweie Nach oderLuerung beri die Forgeschritenen, sobald Got beginnen will, sie in den Sand der Gotverei-nigung zu erheben. Diese Luerung is dunkler, nserer, schrecklicher, wie nachher gesag werdensoll.

    Erklrung der Srophe

    4 Die Seele will also insgesam in dieser Srophe sagen, sie sei, von Got ergrien, ausgegangen,einzig aus Liebe zu Ihm, enbrann an seiner Liebe

    in einer dunklen Nach,

    nmlich beraub und enledig all ihrer sinnlichen Begierden nach den ueren Dingen der Wel sowienach dem, was ihren Leib ergz und dem Geschmack ihres Willens behag. All dies geschieh in der

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    Luerung der Sinne. Darum sag sie von ihrem Ausgehen: und lie mein Haus schon ie in Ruhe sehen -das Haus is der sinnliche eil-, soern die Begierden in ihr ruhen und schlaen und sie in ihnen. Nicheher wird sie den Peinen und ngsen verborgener Begierden enrinnen, als bis diese beschwichigund eingeschler sind.

    Dies aber nenn sie ein glckliches Geschehen; denn sie enschlpe ungesehen, so zwar, da keinBegehren ihres Fleisches oder sons ewas sie behindern konne. Sie enoh ja des Nachs, nmlich als

    Got sie all dessen beraube, wodurch es Nach um sie wurde.

    5 Dies eben war das glckliche Geschehen, da Got sie in solche Nach verseze, aus der ihr sovielGues erwuchs. Sie hte es nich vermoch, in sie einzugehen, denn niemand vermag sich selber allerBegierden zu enledigen, um zu Got zu gelangen.

    6 Dies is eine kurze Erklrung der Srophe. Nun mssen wir noch jeden Vers durchgehen undihn im Hinblick au unser Vorhaben erklren. In gleicher Weise werden wir mi den brigen Srophenverahren, wie wir es im Prolog angekndig haben: zuers soll jede Srophe erklr werden, dann jeder

    Vers.

    ZWEIES KPIELErklrung der Bezeichnung dunkle Nach. Warum die Seele sie

    vor der Vereinigung durchleiden mu.

    In einer dunklen Nach

    1 Dreiach l sich die Bezeichnung Nach r diesen bergang der Seele zur Vereinigung miGot begrnden.

    Ersens vom Ausgangspunk der Seele her. Sie mu ja ihre Neigung von allen Dingen der Wel, die siebesa, abwenden und sie verneinen. Dieses Verneinen und Enbehren is wie Nach r alle Sinne desMenschen.

    Zweiens vom Mitel oder vom Wege her, den die Seele zu dieser Vereinigung gehen mu; dies is derGlaube, der dem Versande so dunkel is wie Nach.

    Dritens vom Ziele her, dem sie zusreb, und dies is Got, der r die Seele in diesem Leben nichmehr und nich weniger is als dunkle Nach. Diese drei Nche mssen durch die Seele ziehen oder,besser gesag, die Seele mu durch diese Nche ziehen, um zur Vereinigung mi Got zu gelangen.

    2 Im Buche obias (6, 18-2.2.) nden sich diese drei Weisen der Nach im Sinnbild der dreiNche, die der junge obias au Beehl des Engels durchharren mu, ehe er sich seiner Brau ver-

    mhl. In der ersen Nach solle er das Herz des Fisches verbrennen, nmlich das den Dingen der Wel zu-geneige und anhangende Herz. Ehe es sich aumach zu Got, mu es mi dem Feuer der Gotesliebealles Geschaene ausbrennen und sich luern. Diese einigung verjag den euel, der Mach ha inder Seele, wenn sie an maeriellen und vergnglichen Dingen hng.

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    3 In der zweien Nach, so sag er ihm, wrde er zugelassen werden zur Gemeinscha der heiligen Pari-archen als den Vern des Glaubens. aum nmlich ha die Seele sich in der ersen Nach alles Sinnen-haen enledig, geh sie in die zweie Nach ein, wo sie einzig im Glauben verharr, der nich in dieSinne ll; doch nich so, als wre die Liebe ausgeschlossen; es versag nur die Versandeserkennnis,wie wir noch aushren werden.

    4 Fr die drite Nach verhie der Engel ihm den Segen, das is Got. Mitels der zweien Nach,der des Glaubens, eil er sich der Seele so heimlich und innig mi, da es um sie wieder Nach wird,und zwar whrend der Miteilung dunkler denn je, worau wir noch zurckkommen. Is diese driteNach bersanden, nmlich die Miteilung Gotes an den Geis vollzogen, die r gewhnlich in gro-er Finsernis vor sich geh, dann olg soor die Vereinigung mi der Brau, das is mi der WeisheiGotes. Wie auch der Engel dem obias sage, nach dem bersehen der driten Nach werde er sich seinerBrau in der Furch des Herrn verbinden. Is die Furch Gotes vollkommen, dann is es auch die Liebe,und so vollzieh sich aus Liebe die Umgesalung der Seele in Got.

    5 Diese drei eile der Nach sind zusammen eine Nach, die eben, gleich der Nach, drei eile ha.Der erse, hinsichlich der Sinne, l sich dem Anbruch der Nach vergleichen, wenn das Enschwin-den der Dinge sich vollende; der zweie, als Nach des Glaubens, der ganz dunklen Miternach; derdrite , das is Got , der Dmmerung, die dem ageslich unmitelbar vorangeh. Um dies besser zuversehen, wollen wir jede dieser Ursachen r sich und gesonder behandeln.

    DIES KPIELErse Ursache der Nach: dem Begehren wird jeder Gegensand genommen.

    1 Wir nennen es hier Nach, wenn dem Begehren die Lus an den Dingen enzogen wird; dennwie die Nach nichs anderes is als der Enzug des Lichs und dami aller Dinge, die mitels des Lich-es gesehen werden knnen, so da die Sehkra im Dunkeln bleib und ohne Gegensand, so kannauch das Eren des Begehrens eine Nach r die Seele genann werden, da die Seele, die sich dieLus im Begehren nach den Dingen versag, wie im Dunkeln bleib und ohne Gegensand. Gleich wiedie Sehkra sich mitels des Liches an den sichbaren Gegensnden weidee und nach dem Schwin-

    den des Liches nichs mehr sieh, so weide und nhr sich die Seele mitels des Begehrens an allenDingen, die sie mi ihren Fhigkeien genieen kann. Is das Begehren beruhig oder, besser gesag,ere, so weide sich die Seele nich mehr am Genusse der Dinge, sie bleib dem Begehren nach imDunkeln und leer.

    2 Wenden wir dies au alle Fhigkeien an. Versag sich die Seele das Begehren nach allem, wasdem Gehrsinn schmeichel, so bleib sie dieser Fhigkei nach im Dunkeln und leer. Versag sie sichalle Freude an dem, was ihremAuge geallen knne, so bleib die Seele auch hinsichlich dieser Fhig-kei im Dunkeln und leer. Versag sie sich den Genu kslichen Dues, der den Geruchsinn erreuen

    knne, so bleib sie ebenso dieser Fhigkei nach im Dunkeln und leer. Verweiger sie sich erner denGenu aller Speisen, die ihrem Gaumen angenehm wren, so bleib sie auch darin im Dunkeln undleer. asei sich die Seele endlich in allem, was den assinn erreu und vergng, so bleib sie in glei-cher Weise dieser Fhigkei nach im Dunkeln und leer. Hte sich die Seele demnach durch Verzich

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    jeglichem Genu enzogen, und ihr Begehren ere, so knnen wir von ihr sagen, sie weile wie zurNachzei im Dunkeln. Dies is nichs anderes als ein inneres Leersein von allen Dingen.

    3 Dies ha seinen Grund darin, da die Seele - wie die Philosophen sagen - sobald Got sie demrper einhauch, wie eine leere, glate ael is, ganz unbeschrieben. Nur durch die Sinne kommsie zu ennnissen. Au anderem Wege erhr sie au narliche Weise nichs. Demnach is sie, so-

    lange sie im Leibe verbleib, wie in einem dunklen erker und wei nichs auer dem, was sie durchdie Fenser dieses erkers wahrzunehmen vermag. Was sie von hier aus nich erschau, wird sie vonnirgendher erschauen. Was also der Seele nich durch die Sinne, als Fenser ihres erkers, migeeilwird, das wird sie au narliche Weise durch kein anderes Mitel erahren.

    4 Wenn sie demnach das, was sie durch die Sinne zu erahren vermag, von sich weis und ver-nein, so knnen wir wohl sagen, sie sei im Dunkeln und leer. Es schein doch, nach dem Gesagen,da narlicherweise nur durch die erwhnen Fenser Lich in sie einallen kann. Denn is es auchwahr, da sie nich ablassen kann, zu hren, zu sehen, zu riechen, zu schmecken und zu hlen, so be-

    rhr und hinder dies die Seele nich mehr, soern sie darau verziche und es von sich weis, als sheund hre sie nich usw. Einer, der die Augen schlie, is so im Dunkeln wie ein Blinder, der keineSehkra ha.

    In diesem Sinne sag David:Pauper um ego e in laboribus a iuvenue mea. -Arm bin ich und in Mhsalvon jungend au(Ps 87,16). Er nenn sich arm - obwohl er oenbar reich war -; denn sein Wille hingnich am eichum, und so war er wirklich so gu wie arm. Wre er hingegen aschlich arm gewesen,doch nich dem Willen nach, so wre er nich wahrha arm; denn der Begierde nach wre seine Seelereich und voll. Darum bezeichnen wir diese Enblung als Nach r die Seele. Wir handeln hier janich vom Enbehren der Dinge - denn dies enbl die Seele nich, solange sie nach ihnen verlang- sondern von der Enblung von der Lus und dem Verlangen darnach; dies is es, was die Seele reiund leer mach, auch wenn sie ewas besiz. Nich die Dinge dieser Wel bemchigen sich der Seeleund schdigen sie, da sie ja nich in sie eindringen, sondern der Wille, der nach ihnen verlang und inder Seele wohn.

    5 Diese erse Weise der Nach umng, wie wir sper zeigen werden, die Seele ihrem sinnlicheneile nach. Sie is eine von den beiden, die, wie oben gesag, die Seele zu durchleiden ha, um zur Ver-

    einigung mi Got zu gelangen. Nun wollen wir sagen, wie sehr es der Seele romm, in dieser dunklenNach der Sinne aus ihrem Hause auszugehen, um sich au den Weg zu machen, der zur Vereinigung miGot hr.

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    VIEES KPIELEs is der Seele wahrha vonnen, durch Abung des Begehrens in diese dunkle Nach der Sinne ein-

    zugehen, um durch sie hindurch zur Vereinigung mi Got zu gelangen.

    1 Das Durchleiden dieser dunklen Nach der Abung des Begehrens und das Abweisen des Ge-nieens aller Dinge sind der Seele nowendig, weil jedes Hngen an Geschpen vor Got lauer Fins-

    ernis is, und eine dami bedecke Seele is unhig, vom reinen und einachen Liche Gotes durch-srahl und ergrien zu werden, ehe sie dies nich abgeleg ha. Denn Lich und Finsernis gehen nichzusammen. Der hl. Johannes sag: Tenebrae eam non comprehenderun Die Finsernis kann das Lichnich aunehmen (1, 5).

    2 Dies ha, wie die Philosophie lehr, seine Ursache in der Unmglichkei, zwei Gegensze ineinem Subjek zu vereinigen. Die Finsernis, nmlich das Hangen an den Geschpen, und das Lich,das is Got, sehen einander engegen und haben keine hnlichkei oder Gemeinscha mieinander,wie der hl. Paulus es im orinherbrie (II, 6, 14) lehr: Quae convenio luds ad enebras ? - Was haben

    Lich und Finsernis gemein? Darum kann das Lich der Gotvereinigung die Seele nich einnehmen,ehe die Anhnglichkeien aus ihr verscheuch sind.

    3 Um das Gesage besser zu erweisen, geben wir zu wissen, da Zuneigung zu einem Geschpeund das Hngen an ihm die Seele ihm angleich, und je grer die Zuneigung, um so mehr gleich siean und verhnlich sie; die Liebe scha ja hnlichkei zwischen dem Liebenden und dem Gelieben.Darum sag David von jenen, die ihre Neigung Gzenbildern zuwenden: Similes illis an qui aciunea e omnes qui condun in eis - Ihnen mgen gleich werden, die sie machen und die ihnen verrauen (Ps113, 8). Wer also ein Geschp lieb, bleib so niedrig wie dieses Geschp und gewissermaen nochniedriger; denn die Liebe gleich nich nur an, sondern unerwir sogar den Liebenden dem Gelieb-en. Demnach mach sich die Seele durch die asache selbs, da sie ewas lieb, unhig zu reinerVereinigung mi Got und zur Umgesalung in ihn; denn die Niedrigkei des Geschpes vermag dieErhabenhei des Schpers noch viel weniger zu assen, als Finsernis das Lich. Alle Dinge der Erdeund des Himmels sind ja, mi Got verglichen, nichs, was Jeremias mi diesen Woren sag:Aspexi er-ram, e ecce vacua era e nihil; e caelos, e non era lux in eis. -Ich schaue zur Erde: nur Leere, sons nichs;zum Himmel: und sah kein Lich(4, 23). Mi dem Wore, er sah die Erde leer, gib er die Nichigkei al-ler irdischen Geschpe und die Nichigkei der Erde selbs zu versehen. Mi dem Wore aber, da er

    die Himmel schaue und kein Lich in ihnen, sag er, alle Himmelsleuchen seien, mi Got verglichen,lauer Finsernis. Demnach sind in dieser Sich alle Geschpe nichs, und das Hngen an ihnen kn-nen wir weniger als nichs nennen, da es die Umgesalung in Got behinder und vereiel. So is auchdie Finsernis nichs und weniger als nichs, denn sie is Enzug des Liches. Wie also einer, in dem esnser is, das Lich nich era, so kann eine Seele, die an Geschpen hng, Got nich erassen. Ehesie dessen ledig is, kann sie ihn weder diesseis durch reine Liebesumgesalung noch jenseis durchklare Schau besizen. Der greren Deulichkei wegen wollen wir mehr ins Einzelne gehen.

    4 Das gesame Sein der Geschpe is demnach, mi Gotes unendlichem Sein verglichen, so

    gu wie nichs. Darum aber is eine Seele, die an ihnen hng, vor Got ebenso nichs und weniger alsnichs; denn, wie gesag, die Liebe scha Gleichhei und hnlichkei und erniedrig sogar uner das,was man lieb. Darum vermag sich eine Seele dieser Ar in keiner Weise dem menschlichen Sein Go-es zu vereinigen; denn was nich is, pa nich zu dem, der is.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    Wir bringen einige Beispiele:a) Alle Schnhei der Geschpe is im Vergleich mi der unendlichen Schnhei Gotes beraus

    hlich, wie Salomon in seinen Sprchen sag: Fallax graia, e vana es pulchriudo. Anmu usch,und chig is Schnhei (3 I, 30). Darum is eine Seele, die an der Schnhei eines Geschpeshng, vor Got beraus hlich. Eine hliche Seele aber kann nich in die Schnhei Gotes umge-sale werden; denn die Missgesal erschwing sich nich zur Schnhei.

    b) Und alle Huld und Anmu der Geschpe is im Vergleich mi Gotes Huld hchs widerlichund absoend. Darum is die Seele, die sich verlieb in Huld und Anmu der Geschpe ganz reizlosund absoend in Gotes Augen; denn so is sie der unendlichen Huld Gotes und seiner Lieblichkeinich hig, weil das Unholde wei enern is vom Huldvollen.

    c) Und alles Gusein der Geschpe dieser Wel kann, mi dem Gusein Gotes verglichen, Bosheigenann werden; denn niemand is gu auer Got (Lk 18, 19). Darum is die Seele, die ihr Herz an dasGue dieser Wel hng, uers bse vor Got. Da nun Boshei nich aum ha r Ge, vermag einesolche Seele sich Got nich zu vereinigen, der die hchse Ge is.

    d) Und alle Weishei der Welsam menschlicher chigkei is verglichen mi der unendlichen

    Weishei Gotes abgrndige Unwissenhei, wie es der hl. Paulus auch an die orinher schreib miden Woren: Sapienia huius mundi suliia es apud Deum. - Die Weishei dieser Wel is orhei vorGot (I, 3, 19)

    5 Darum is jede Seele, die au ihre Weishei und chigkei zhl, um zur Vereinigung mi Go-es Weishei zu gelangen, uers rich vor Got und wei von ihr enern. Die orhei wei ja garnich, was Weishei is; und der hl. Paulus sag, solche Weishei sei orhei vor Got. Vor Got sindnmlich jene, die ewas zu wissen meinen, sehr unwissend. Von ihnen schreib der Aposel an diemer:Dicenes enim se esse sapienes, suli aci sun. - Da sie sich r Weise hielen, wurden sie Zu Toren(1,22). Nur jene werden die Weishei Gotes umangen, die ihr Wissen dahingeben und gleich unwis-senden indern in Liebe dienen. Diese Ar von Weishei lehr auch der hl. Paulus die orinher: Siquis videur iner vos sapiens esse in hoc saeculo, sulus a u si sapiens. Sapienia enim huius mundi suli-ia es apud Deum. - Schein einer uner euch weise Zu sein, mache er sich zum Toren, um weise Zu werden;denn die Weishei dieser Wel is Torhei vor Got(I, 3, 18 bis 19)' Will also eine Seele sich der WeisheiGotes vereinigen, so wandle sie eher im Nichwissen als im Wissen.

    e) Und alle Herrscha und Freihei der Welis im Vergleich zur Freihei und Herrscha des Go-esgeises iese nechscha und Enge und erker.

    6 Darum wird eine Seele, die hohe Wrden und mer und Freihei r ihr Begehren lieb, vonGot nich wie ein reies ind angesehen, sondern wie ein gemeiner Sklave und Hling; denn sie hanich seine heilige Lehre annehmen wollen, die besag, wer der Gre sein will, sei der Geringse, undwer der Geringse sein will, sei der Gre (Lk 22, 26). So kann die Seele nich zur Freihei des Geisesgelangen, die mi der Gotvereinigung gegeben is; denn nechscha und Freihei sind durchaus un-vereinbar. Freihei kann nich in einem Liebhabereien unerworenen Herzen wohnen, denn dies isein Sklavenherz, sondern nur in einem reien Herzen, denn dies is ein indesherz. Darum sag Sarahihrem Gaten Abraham, er mge die Magd mi dem Sohne orjagen; der Sohn der Sklavin dre nich

    Erbe sein mi dem Sohn der Freien (Gn 21, 10).

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    7 ) Und alle Wonnen und Gensse an smlichen Dingen der Wel, mi dem Willen verkose, sind imVergleich zum Genusse Gotes die rgse Pein und Qual und Biterkei. Darum is auch einer, der seinHerz daran hng, vor Got der rgsen Pein und Qual und Biterkei wrdig. Wer aber der Pein undBiterkei wrdig is, kann zur wonnevollen Umarmung der Gotvereinigung nich gelangen.

    g)Aller Reichum und Glanz der gesamen Schpungis, mi Gotes eichum verglichen, nichsals Armu und ieses Elend. Darum is die Seele, die solches besiz, ganz arm und elend vor Got,

    und so kann sie nich zum herrlichen eichum des Sandes der Umgesalung in Got gelangen. Die-ser Elende und rmse is ja uers erne vom eichsen und Herrlichsen.

    8 Die gtliche Weishei ha Mileid mi solchen, die sich hlich, gemein, elend und arm ma-chen, weil sie an der Wel lieben, was ihnen schn und reich erschein, und ru in den Sprichwrernaus: 0 viri, ad vos clamio, e vox mea ad lios hominum. lnellegie, parvuli, asuiam, e insipienes, anim-adverie. Audie quia de rebus magnis locuura sum. Und weierhin: Mecum sun diviiae e gloria, opessuperbae e iusiia. Melior es ucus meus auro e lapide preioso, e genimina mea argeno eleo. In viisiusiiae ambulo, in medio semiarum iudicii, u diem diligenes me, e hesauros eorum repleam. - 0 Mnner,

    euch ru ' ich Zu, und meine Simme n den Menschenkindern! Werde klug ihr Kleinen, ihr Einligen, ha-be ach! Horche au, denn ich will von groen Dingen reden ... Bei mir sind Reichum und Ruhm, kosbareSchze und Gerechigkei. Besser is meine Fruch als Gold und Edelgesein, und was ich zeuge - nmlich:was ich in euren Seelen hervorbringe - is erlesen wie Silber. Ich wandle die Wege der Gerechigkei, mitenau den Paden der Ureilskra, um Zu bereichern, die mich lieben und ihre Schazkammern Zu llen (Spr8, 4-6; 18-21). Diese Wore riche die gtliche Weishei an alle jene, die ihres Herzens Neigung anirgendein Ding der Wel hngen (au die beschriebene Weise). Sie nenn solche klein, denn sie ver-hnlichen sich dem Gegensand ihrer Liebe, und der is klein. Darum r sie ihnen, klug zu sein und zubeachen, da sie von groen Dingen rede und nich von kleinen gleich ihnen. Der groe eichumund uhm, den sie lieben, is bei ihr und in ihr und nich dor, wo sie meinen; erhabene Schze undGerechigkei wohnen in ihr. Erscheinen den Menschen auch die Dinge der Wel als kosbar, so m-gen sie doch innewerden, da die gtliche Weishei viel Besseres birg. Ihre Frche gehen ber Goldund Edelgesein. Und was sie in den Seelen hervorbring, is besser als erlesenes Silber, das sie so sehrlieben, womi jede Ar der Zuneigung gemein is, die sie in diesem Leben hegen knnen.

    FNFES KPIEL Weierhrung des Gesagen. Beweise aus der Heiligen Schri r die Nowendigkei seelischenDurchleidens der dunklen Nach des Erserbens jeglicher Begierde nach irgendeinem Ding.

    1 Aus dem Gesagen is einigermaen die Enernung zwischen allem Geschaenen, so wie es insich is, und Got, so wie er in sich is, zu ersehen, und wie die Seelen, die sich einem Geschpe zunei-gen, in dieselbe Enernung zu Got geraen; denn, wie gesag, Liebe gleich an und verhnlich. Derhl. Augusinus ha diese Enernung gu erschau und sag zu Got in seinen Soliloquia: Ich Unseliger!Wann dar sich meine Unzulnglichkei und Unvollkommenhei heranwagen an deine Gerechigkei? Du

    bis wahrha gu, ich bin bse; du gig und ich ungu; du heilig nd ich elend; du gerech, ich ungerech; duleuchend, ich blind; du Leben, ich Tod; du heilend, ich siech; du reinse Wahrhei, ich lauer Eielkei.Sowei der Heilige1.

    1 Migne, om. XL, p. 866. Moderne riik schreib dieses Werk nich mehr dem hl. Augusinus zu.

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    2 Sehr unwissend is also die Seele, wenn sie mein, in den erhabenen Sand der Vereinigung miGot eingehen zu knnen, ohne sich zuvor ihres gesamen hinderlichen Begehrens nach Narlichemund bernarlichem enledig zu haben, wie wir noch erklren werden; denn es beseh eine uers-e Enernung zwischen diesen Dingen und dem, was dieser Sand gewhr, nmlich der laueren Um-gesalung in Got. Darum sag unser Herr, da er uns diesen Weg lehr, durch den hl. Lukas: Qui non

    renunia omnibus quae posside, non poes meus esse discipulus. - Wer nich allem ensag, was er besiz,kann mein Jnger nich sein (14, 33). Dies is klar. Der Sohn Gotes kam, um die Geringschzung allerwerlosen Dinge zu lehren, dami man den Wer des Gotesgeises in sich aunehmen knne. Solangedie Seele sich nich von allem losmach, mangel ihr die Fhigkei, den Geis Gotes in reiner Umge-salung auzunehmen.

    3 Im Buche Exodus (ap. 16) nde sich dar ein Bild; da seh zu lesen, da Got den ShnenIsraels das Bro vom Himmel, nmlich das Manna, nich gab, ehe sie das aus gypen migehreMehl augezehr haten. Das besag, es gezieme sich, vorers au alles zu verzichen; denn Engelspeise

    is nich r Gaumen, die an Menschenkos Geschmack nden. Und die Seele, die bei gotremdenGenssen verweil und sich an ihnen weide, mach sich nich nur unhig, den gtlichen Geis zu er-assen, sie erzrn sogar die gtliche Majes gar sehr, da sie Geisesnahrung beanspruch, sich abernich mi Got allein zurieden gib, sondern auch rieb und Neigung zu anderen Dingen mispielenl. Dies is aus dem gleichen Buche der Heiligen Schri ersichlich (V. 8-13), in dem auch erzhlwird, da die Israelien, unzurieden mi jener so einachen Speise, verlangen und erbaen, Fleischzu essen. Darob wurde der Herr ernslich bse, weil sie ein so gemeines und grobes Gerich der soerhabenen und einachen Speise beimengen wollen, die, wenn auch einach, doch Wohlgeschmackund Nhrgehal aller Speisen in sich enhiel. Darum kam, als sie den Bissen noch im Munde haten,wie David sag, der Zorn Gotes au sie herab - ira Dei descendi super eos (Ps 77, 31); er war Feuer vomHimmel, das viele ausende von ihnen verzehre, denn er hiel ihre Gier nach anderer Speise r un-wrdig, da er ihnen Himmelsbro gegeben hate.

    4 0 wen die Geisesmenschen, welches Gu und welche Flle des Geises ihnen engeh, weilsie das Verlangen nach indereien nich augeben wollen! Wie wrden sie in dieser einachen geis-igen Speise den Wohlgeschmack smlicher Dinge nden, sobald sie ihn nich mehr zu verkosenbegehren! Doch sie verspren ihn nich. Jene wurden des Wohlgeschmackes aller Speisen, den das

    Manna enhiel, nich inne, weil sie ihr Begehren nich allein au dieses richeen. Sie vermien alsoden erwnschen Wohlgeschmack und Nhrgehal im Manna nich, weil er diesem mangele, sondernweil es sie nach anderem gelsee. Ebenso schz einer Got gering, der zugleich mi Got ewas an-deres lieben will; denn er leg ja mi Got zugleich, wie gesag, ewas von Got uers Enernes audieselbe Waage.

    5 Man wei es gu aus Erahrung: neig der Wille sich einer Sache zu, so schz er sie hher alseine andere, mag diese auch besser sein, doch nich nach seinem Geschmack. und will er beide ver-kosen, so u er der hheren nowendig Schmach an; denn er sell ja die beiden einander gleich. Da

    nun kein Ding Got gleichkomm, so g die Seele Got schwere Unbill zu, wenn sie mi Ihm zugleichewas anderes lieb und sich daran hng. Und is dem so, was wre ers, wenn sie es mehr liebe alsGot?

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    6 So dar man es auch deuen, da Got dem Moses beahl, den Berg zu beseigen, um mi ihmzu reden. Er gebo ihm nich nur, allein auzuseigen und die Shne Israels unen zu lassen, sondern esdure nich einmal das Vieh im Umkreis des Berges weiden:Nullus ascenda ecum, nec videa quispiamper oum monem, boves quoque e oves non pascan e conra (Ex 34, 3)2.Dies gib zu versehen, da die Seele, um zum Berg der Vollkommenhei auseigen und mi Gotverkehren zu knnen, nich nur au alle Dinge verzichen und sie unen lassen mu, sondern auch die

    Begierden, dies sind die iere, dren nich im Umkreis des Berges weiden, nmlich nichs genieen,was nich rein Got is, in dem jedes Begehren vergeh. Dies is der Sand der Vollkommenhei. Darumis Weg und Ausieg zu Got nowendig die dauernde Sorge um das Schwinden und Erserben der Be-gierden. Die Seele komm um so rher ans Ziel, je mehr sie sich dami beeil. Doch ehe die Begierdenvergehen, erreich sie das Ziel nich, mag sie noch so viele ugenden ben. Sie vermag diese ja nichzur Vollendung zu bringen, die eben darin beseh, die Seele leer und blo und aller Begierden ledig zuhalen. Davon gib uns das Buch Genesis ein sehr lebendiges Bild. Da seh zu lesen, da der PariarchJakob, als er den Berg Behel beseigen wolle, um dor Got einen Alar zu erbauen und Oper dar-zubringen, seinem Volk drei Dinge gebo: ersens, alle remden Gter auszuroten; zweiens, sich zu

    reinigen; dritens, die leidung zu wechseln:Abicie deos alienos qui zn medio vesri sun, e mundaminiac muae vesimena3 (Gen 35, 2).

    7 Diese drei Dinge geben zu versehen: jede Seele, die diesen Berg erseigen will, um sich obenselber zum Alar zu machen, au dem sie Got ein Oper reiner Liebe und Ehrurch und reinen Lobesdarbring, ha vor dem Ausieg zum Gipel des Berges eben die drei angehren Dinge genau zu voll-ziehen: ersens alle remden Gter zu enernen, nmlich die sonderbaren Neigungen und Anhng-lichkeien; zweiens, sich durch die erwhne dunkle Nach der Sinne zu reinigen vom Nachgeschmackder Begierden durch deren besndiges Verleugnen und Bereuen; dritens, um zu diesem hohen Gipelzu gelangen, mu sie das Gewand wechseln. Got wird ihr mitels der beiden ersen Bedingungen dasale in ein neues wandeln, er wird in die Seele ein neues Versehen Gotes in Got senken, wenn dasale, menschliche Versehen gelassen is; und ein neues Lieben Gotes in Got, wenn der Wille all sei-ner alen, menschlichen Wnsche und Gelse enbl is; und er wird der Seele ein neues Erkennenund abgrundiee Wonne miteilen, wenn alle anderen alen Erkennnisse und Vorsellungen beseiigsind; er wird alles dem alen Menschen Eigene, nmlich die narliche chigkei, ausschalen, unddie Seele mi neuen, bernarlichen Fhigkeien und in all ihren ren bekleiden. So wandel sichihre menschliche Wirkweise in eine gtliche. Dies erreich sie durch den Sand der Vereinigung, in

    dem die Seele nur noch als Alar dien, au dem Got angebee wird in Lob und Liebe, und Got alleinin ihr weil.Darum ordnee Got an, da der Alar, au dem die Bundeslade sehen solle, innen hohl sei (Ex27,8). Die Seele mge daraus schlieen, wie leer von allen Dingen Got sie haben wolle, dami sie dergtlichen Majes ein wrdiger Alar sei. Au diesem Alar dure einerseis kein remdes Feuer bren-nen, anderseis das eigene nie verlschen. So zwar, da Unser Herr, erzrn ob der beiden Shne desHohenpriesers Aaron, Nadab und Abiud, die remdes Feuer au Gotes Alar brachen, sie allhier vordem Alar ee (Lev 10, 1). Dies gib uns zu versehen, da au einem wrdigen Alar nie das Feuerder Gotesliebe mangeln, noch auch eine remde Liebe sich einmengen dar.

    8 Got l nich zu, da ewas anderes mi ihm zugleich verbleibe. Darum seh im ersen Buchder nige zu lesen: als die Philiser die Bundeslade in den empel ihres Gzen gebrach haten, and

    2 Der laeinische ex seh am ande vermerk.

    3 Der laeinische ex seh am ande vermerk.

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    man diesen jeden Morgen zu Boden geworen und in Scke zerbrochen (1 Sm 5,2-4). Nur ein Be-gehren dulde Er und wnsch Er dor zu nden, wo Er is: das Begehren, Gotes Gesez vollkommenzu halen und das reuz au sich zu nehmen. Darum vermelde die Heilige Schri nichs davon, daGot in die Bundeslade zum Manna noch ewas anderes hte legen lassen, als nur das Gesezbuch undden Sab des Moses (D 31,26; Num 17, 10; Hebr 9, 4), der das reuz bedeue. Eine Seele, die nichsanderes ersrebe, als das Gesez des Herrn vollkommen zu erllen und das reuz Chrisi zu ragen,

    wre eine wahre Bundeslade und enhiele das wahre Manna, nmlich Got, wenn sie dahin kme,einzig dieses Gesez und diesen Sab vollkommen in sich zu bewahren und sons durchaus nichs.

    SECHSES KPIELVon den wichigsen, durch die Begierden in der Seele verursachen Schden:

    was sie ihr enziehen und was sie ihr zugen.

    1 Zum besseren und umassenderen Versndnis des Gesagen wre es gu, hier die zwei wichigs-en Schden darzulegen, die in der Seele durch die Begierden verursach werden.Der eine: sie enziehender Seele den Geis Gotes; der andere: sie ermden, qulen, verdunkeln, beecken und schwchen die See-le4. Jeremias sag davon:Duo mala eci populus meus: dereliquerun onem aquae vivae, a oderun sibicisernas dissipaas, quae coninere non valen aquas. - Zwei bel ha mein Volk sich angean: sie haben denQuell lebendigen Wassers verlassen und sich undiche Zisernen gegraben, die das Wasser nich Zu halenvermgen ( Jer 2, 13).

    Diese beiden bel, nmlich das negaive Enziehen und das posiive Zugen werden durcheine ungeordnee egung des Begehrens verursach.

    Wir beassen uns zunchs mi dem Enzuge. Die Sache is klar. So wie die Seele sich an ewashng, das als Geschp zu bezeichnen is, ha sie, je mehr aum die Begierde in ihr einnimm, umso weniger Fassungskra r Got; denn zwei Gegensze verragen sich - wie die Philosophen sagen5und wir schon im vieren apiel erwhnen nich in einem Subjek. Neigung zu Got und Neigungzu den Geschpen sind Gegensze, olglich nden in einem Willen Neigung zu den Geschpenund Neigung zu Got nich aum. Denn was ha das Geschp mi dem Schper gemein, was dasSinnenhae mi dem Geisigen, das Sichbare mi dem Unsichbaren, das Zeiliche mi dem Ewigen,rein geisige Himmelsnahrung mi blo sinnlicher Speise, die Ble Chrisi mi dem Hngen an ei-

    nem Ding?

    2 Auch bei narlichem Schaen kann keine Form eingeprg werden, ehe dem Maerial die ge-genszliche Form, die es zuvor hate, genommen wurde, die ja wegen des Widersreies der beiden ge-geneinander hinderlich is. Ebensowenig kann in eine Seele, deren Geis den Sinnen uneran is, einGeis von lauerer Geisigkei eingehen. Darum sag unser Heiland durch den hl. Mathus:Non esbonum sumere panem liorum e mitere canibus. - Es geziem sich nich, den Kindern das Bro Zu nehmenund es den Hunden hinzuweren (15, 26). Und an anderer Selle sag er durch den gleichen Evangelis-en:Nolie sancum dare canibus. - Gebe das Heilige nich den Hunden preis! (7,6).

    4 Das Ms von Alcaudee g am ande bei: und verwunden

    5 Andres de Ja Encamaci6n (Ms 3653) verweis au den ommenar des hl. Tomas zu Arisoeles De Anima 3. lec. 4.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    23/18523

    An diesen beiden Sellen vergleich unser Herr jene, die sich durch Verneinung der geschpichenGelse dem Empange des Geises Gotes rein bereien, mi indern Gotes; jene aber, die ihre Gieran Geschpen sillen wollen, mi Hunden; denn die inder dren an des Vaers isch und von seinerSchssel essen, nmlich ihren Geis weiden, r die Hunde sind die Ablle vom ische.

    3 Smliche Geschpe sind rumen, die vom ische Gotes allen. Darum wird jener mi ech

    Hund genann, der hingeh, sich an Geschpen zu weiden. Solchen aber wird das Bro der inder ge-nommen; sie wollen sich ja nich von den Abllen zum isch des unerschaenen Geises ihres Vaerserheben. Und eben deshalb leiden sie, gerecherweise, den Hunden gleich, immer Hunger. Abllereizen ja mehr den Appei, als da sie den Hunger sillen. Von solchen sag David : Famem paienuru canes, e circuibun civiaem. Si vero non uerin saurai, e murmurabun. - Sie werden Hunger leidenwie Hunde und die Sad durchsreien. Werden sie nich sat, so knurren sie (Ps 58, 15 - 16). Dies is dieAr eines riebhaen Menschen: immer unzurieden und mrrisch zu sein wie ein Hungriger. Wasaber is der Hunger, den alle Geschpe nich sillen knnen, der Stigung gegenber, die GotesGeis bewirk? Diese unerschaene Stigung aber kann in die Seele nich eindringen, ehe nich der

    erschaene Hunger des Begehrens aus ihr verrieben is; denn, wie wir schon sagen, zwei Gegenszeknnen nich in einem Subjek verbleiben; in diesem Falle wren es Hunger und Stigung.

    4 Aus dem Gesagen is zu ersehen, um wieviel mehr Got u, wenn er eine Seele reinig undvon solchen Hindernissen berei, als wenn er sie aus dem Nichs erscha; denn diese Hindernisseengegengesezer Neigungen und Begierden widersehen Got viel eindlicher als das Nichs, das ihmja nich widerseh.

    Dies geng zur Darlegung des ersen Haupschadens, den die Begierden der Seele zugendurch Widersand gegen den Geis Gotes. Wir haben ja zuvor schon viel darber gesag.

    5 Nun sprechen wir von der zweien Wirkung , die sie in ihr hervorbringen. Sie ha mancherleiWeisen, denn die Begierden ermden, qulen, verdunkeln, beecken und schwchen die Seele. Jede diesern Wirkungen wollen wir r sich besprechen.

    6 Was die erse anlang, so is es klar, da die Begierden die Seele ermden und erschpen. Sie sindja gleich unruhigen, unzuriedenen leinkindern, die ihre Muter dauernd um dies oder jenes anbe-eln und sich nie zurieden geben. So wie ein habgieriger Schazgrber sich abmh und erschp, so

    bemh und erschp sich die Seele, um alles zu erlangen, was ihre Begierden von ihr ordern. Underlang sie es endlich, so plag sie sich weier; denn sie ha nie genug. Sie grb ja im Grunde undicheZisernen, die das Wasser nich halen knnen, den Durs zu sillen, gleich wie Isaias sag:Lassus adhuc siil,e anima eius vacua es. -Noch drse der Mde, und seine Seele is unerll(29, 8). Dies will besagen, seinBegehren is unerll, und die begierige Seele ermde und erschp sich gleich einem Fieberkran-ken, dem nich wohl is, ehe das Fieber ihn verl; denn sein Durs wchs unablssig. Darum heies im Buche Job: Cum saiaus ueri, arcabiur, aesuabi, e omnis dolor irrue super eum. -Nach Sillungseines Begehrens ward er noch mehr bedrng und belase: in seiner Seele wuchs die Glu des Triebes und derganze Schmerz berel ihn (20, 22).

    Die Seele ermde und erschp sich mi ihren Begierden, denn sie is von ihnen beallen,augewhl und gepeisch wie das Wasser vom Surm. Sie lrmen in ihr und gnnen ihr nirgendwound in keinem Dinge as. Von einer solchen Seele sag Isaias: Gor impii quasi mare ervens. - Das Herzdes Bsen is wie ein brandendes Meer(57, 20). Bse is, wer seiner Begierden nich Herr wird. Mde

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    und erschp wird die Seele, die ihre Begierden sillen will. Sie is ja wie ein Hungriger, der den Mundauu, um sich mi Wind zu stigen, aber nich sat wird, sondern noch mehr ausgedrr; denn diesis keine Nahrung r ihn. Hiezu sag Jeremias: In desiderio animae suae atraxi venum amoris sui. -Inihres Willens Gier schnapp sie nach Lu r ihr Lieben (2,24). Gleich darau deue er die rockenheian, in die eine solche Seele ger und warn sie:Prohibe pedem uum anudiae, clgutur uum a sii. -Hedeinen Fu -nmlich deine berlegung -vor Ble und deine Kehle vor Durs(2, 25) ; dies bedeue: dein

    Sreben nach Beriedigung der Begierden vermehr die rockenhei. Wie ein Verliebe sich abmhund erschp am age, da er ho und sein Wur ins Leere ll, so ermde und erschp sich dieSeele mi all ihren Wnschen und deren Erllung; denn sie alle machen sie hohler und hungriger.Man sag o, das Begehren is wie ein Feuer: leg man Holz zu, so loder die Flamme au; is es ver-zehr, so mu sie wohl zusammensinken.

    7 Mi dem Begehren seh es in dieser Sich sogar schlimmer; denn das Feuer erlisch, sobald dasHolz verzehr is; das Begehren aber erlisch nich, so wie es anwuchs, da es zur a rieb; is das Ma-erial augezehr, so erlisch das Begehren nich gleich dem Feuer, das keinen Brennso mehr ha. Es

    verll in Mdigkei, da der Hunger zu und die Nahrung abnimm. Dies mein Isaias mi den Woren:Declinabi ad dexeram, el esurie; cl comede ad sinisrahl, el non saurabiur. -Man wende sich rechs undbleib hungrig; man i von links und wird nich sat(9, 20). Mi ech leiden jene Hunger, die ihre Be-gierden nich eren. Geh es mi ihnen zu Ende, dann sehen sie jene, die zur echen Gotes sehen,mi sem Geise gestig, ihnen aber wird er nich gewhr. Und lauen sie nach links, um nmlichihr Begehren an irgendeinem Geschp zu sillen, so werden sie mi ech nich sat. Sie haben ja ver-lassen, was einzig stigen kann und weiden sich an Dingen, die den Hunger mehren. So is es klar, dadie Begierden die Seele ermden und erschpen.

    SIEBENES KPIELBegierden qulen die Seele. Beweise durch Vergleiche und Sellen der Heiligen Schri.

    1 Das zweie abelposiiver Ar, das die Begierden der Seele zugen, beseh im Qulen und Be-rben, so, als wre einer zur Foler mi Sricken irgendwo esgebunden und nde keine uhe ehe ersich berei ha. David sag deswegen: Funes peccaorum circumplexi sun me. -Die Sricke meiner Snden

    -nmlich meine Begierden -umschlingen mich (Ps 118,61).Gleich wie einer sich peinig und qul, der sich nack au spize Dornen leg, so peinig undqul sich die Seele, die au ihren Begierden lager; denn sie verwunden, rizen, dringen ein und hin-erlassen Schmerz gleich wie Dornen. Auch davon sprich David: Circumdederun me sicu apes, eexarserun sicu ignis in spinis. -Sie umschwrmen mich wie Bienen, versehren mich mi ihren Sacheln undenbrannen wider mich wie Feuer im Gedrn (Ps 117, 12); denn an den Begierden, dies sind die Dor-nen, nhr sich das Feuer der Angs und Qual.

    So wie der Ackersmann den Ochsen am Puge anreib und peinig, begierig au die erhoeErne, so reib die Lsernhei eine dem Begehren unerjoche Seele, um das Ersehne zu erlangen.

    Dies l sich gu am Begehren der Dalila erkennen, die durchaus wissen wolle, was es mi der raSamsons au sich habe. Die Heilige Schri sag, sie bedrnge und qule ihn so sehr, da er as zuode kam:DeJeci anima eius, c ad morem usque lassaa es. -Da ward sein Geis serbensmat(ich 16,16).

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    2 Das Begehren marer die Seele um so mehr, je heiger es is. Die Qual is demnach so growie das Begehren; und je mehr Begierden sie beherrschen, um so mehr Qualen leide sie; denn eserll sich an dieser Seele schon in diesem Leben, was in der Oenbarung von Babyion geschriebenseh; Quanum gloricavi se, e in deliciis ui, anum dae illi ormenum e lucum. -Soviel sie sich rhmeund schwelge, soviel geb ihr Qual und Trauer(18, 7). Gleich wie einer gequl und gepeinig wird, der

    seinen Feinden in die Hnde ll, ebenso wird die Seele gequl und gepeinig, die sich von ihren Be-gierden reiben l.Dar nde sich ein Bild im Buche der icher (16, 21), wo von jenem iesen Samson zu

    lesen is, der, zuvor sark und rei und icher Israels, in die Mach seiner Feinde gerie, die ihn seinerSrke berauben, ihm die Augen aussachen und ihn zum Drehen an eine Mhle banden, wobei sieihn beraus qulen und bedrngen. Ebenso ergeh es der Seele, in der ihre Feinde, die Begierden,leben und herrschen. Vor allem schwchen und blenden sie die Seele, um sie dann -wie wir noch sagenwerden -, an die Mhle der Begierlichkei geessel, zu bedrngen und zu qulen. Die Schlingen, die sieeshalen, sind ihre eigenen Begierden.

    3 Got ha Mileid mi solchen, die uner so viel Mhsal und au osen ihrer selbs daran sind,das Drsen und Hungern ihres Begehrens an den Geschpen zu sillen. Darum sag er durch Isaias:Omnes siienes, venie ad aquas; e qui non habeis argenum, properae, emie e c.omedie: venie, emie ab-sque argeno vinum e lac. Quare appendiis argenum non in panibus, e laborem vesrum non in sauriae? -Ihr alle, die ihr begierig drse, komm zum Wasser!Und ihr ohne Geld des Eigenwillens und Srebens,eile, kaue von mir und esse; komm, und kaue von mir Wein und Milch -nmlich Frieden und geisigeSigkei -, ohne das Geld des Eigenwillens und ohne Zins oder irgendwelchen Frondiens, wie ihr ihnden Begierden zoll. Warum geb ihr das Geld eures Willens r ewas, das nich Bro is, nmlich nichgtlicher Geis, und wende die Arbei eurer Begierden an ewas, das nich Zu stigen vermag? ommdoch und hr au mich, und ihr werde das Gu genieen, das ihr ersehn, und eure Seele wird in p-pigkei schwelgen.

    4 Zur ppigkei gelang, wer aus allen Begierden nach Geschpen ausgeh; denn die Geschpequlen, Gotes Geis aber erquick. Darum ru Er uns durch den hl. Mathus die Wore zu: Venie adme omnes qui laborais e onerai esis, e ego reciam vos, e invenieis requiem animabus vesris (11,28-29)Dies will besagen: Ihr alle, die ihr gequl, bedrng und beladen seid mi euren Sorgen und Begier-

    den, enrinne ihnen, komm zu mir, und ich will euch erquicken, und ihr werde r eure Seelen dieuhe nden, die eure Begierden euch rauben.Sie sind ja eine schwere Las, weshalb auch David sag: Sicu onus grave gravaae sun super me.

    -Wie schwere Las, so lasen sie au mir(37, 5).

    ACHES KPIELDie Begierdenverdunkeln undblenden die Seele

    1 Als Drites gen die Begierden der Seele Blendung und Verdunkelung des Versandes zu. WieDnse die Lu verdunkeln und die Sonne nich hell leuchen lassen; oder wie ein gerber Spiegeldas Anliz nich rein auzunehmen vermag; oder wie sich in schlammigem Wasser die Zge des Hin-

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    einblickenden nich unerscheiden lassen, so is die von Begierden eingenommene Seele im Versandederar vernser, da weder die Sonne der narlichen Vernun, noch die der bernarlichen Weis-hei Gotes aum nden, um einzudringen und sie hell zu erleuchen. David sag zu diesem Gegen-sande: Comprehenderun me iniquiaes meae, e non poui, u viderem. -Meine Misseaen haben michberwlig, nd ich kann nichs mehr sehen (Ps 39, 13).

    2 Und ebenso wie im Versande verdunkelwird sie auch im Willengehemm, im Gedchnis abge-sumpund unverllich in ihrer Picherllung. Da nmlich die Beigung dieser Fhigkeien vomVersande abhng, so sind sie, wenn er behinder is, erklrlicherweise zerrte und gesr. Darumsag auch David:Anima mea urbaa es valde. -Meine Seele is ganz versr(Ps 6, 4), was besag, in ihrenren zerrte. Denn, wie erwhn, der Versand mag ebensowenig die Erleuchung durch die Weis-hei Gotes auzunehmen, wie vernebele Lu das Sonnenlich, noch is der Wille hig, in sich Gotmi reiner Liebe zu umangen gleich wie ein angelauener Spiegel das gegenwrige Anliz nich klardarzusellen und ebensowenig ein vom Dunkel des Begehrens umwlkes Gedchnis sich ein klaresBild von Got zu machen vermag, gleich wie rbes Wasser die Zge des Beschauers nich deulich

    wiedergeben kann.

    3 Der rieb blende und verdunkel die Seele, da der rieb an sich blind is. Er ha ja aus sichselbs keine Einsich und die Vernun is immer sein Blindenhrer. So o die Seele dem riebe olg,blende sie sich; denn sie l sich als Sehende von einem Nichsehenden leien; dies is soviel, als w-ren beide blind. Daraus ergib sich, was unser Herr durch den heiligen Mathus sag: Si caecus caecoducaum praese, ambo in oveam cadun. -Wenn ein Blinder einen Blinden hr, allen beide in die Grube(15, 14)

    Wenig nzen dem Schmeterling die Augen, wenn ihn das Begehren nach der Schnhei desLiches geblende ins Feuer reib. So knnen wir sagen: wer seinen rieben leb, is wie ein geblen-deer Fisch, dem das Lich zur Finsernis wird, so da er nich wahrnimm, welches Verderben die Fi-scher ihm bereien. Dies gib David sehr gu zu versehen, da er von solchen sag: Supercecidi ignis, enon viderun solem (Ps 57, 9)' Dami is gemein: Lich berel ihre Augen und blendee sie; denn derrieb is wie Feuer, dessen Glu erhiz und dessen Grellhei blende. So wirk der rieb in der Seele,da er die Begierlichkei enach und den Versand blende, so da er sein Lich nich wahrnehmenkann. Ursache der Blendung is, da die Seele, weil sie ein andersariges Lich ins Blickeld einl, andiesem Zwischenlich die Sehkra einb und so das andere nich mehr sieh. Da der rieb der Seele

    so nahe is, ja in ihr selbs, begegne sie zuers seinem Lich und weide sich an ihm; dieses aber l siedas klare Lich des Versandes nich schauen, und sie wird es nich schauen, ehe sie dieses Blendwerkder riebe in ihrer Mite verlsch ha.

    4 Darum is die orhei mancher Menschen sehr zu beklagen, die sich mi auerordenlichenBuwerken und anderen reiwilligen bungen beladen und meinen, dieses und jenes genge, um zurVereinigung mi der gtlichen Weishei zu gelangen; und es geng keineswegs, wenn sie nich eirigsreben, ihren Begierden zu ensagen. Wenn sie dar sorgen, die Hle jener Mhen an dieses En-sagen zu wenden, sie kmen in einem Mona weier voran als mi all den anderen bungen in vielen

    Jahren. So wie das Erdreich bearbeie werden mu, um Fruch zu ragen, und ohne Bearbeiung nurUnkrau hervorbring, so is die Erung der Begierden r den Forschrit der Seele unerllich. Ichwage zu sagen: will sie ohne dieses Eren in der V ollkommenhei und in der Erkennnis Gotes vo-rankommen, so wird sie nich mehr erzielen als ein au ungepges Erdreich ausgesreuer Same. Nie

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    werden Finsernis und Sumpei aus der Seele weichen, ehe die Begierden erlschen. Sie sind wiegrauer Sar oder wie Flecken im Auge, die das Sehen verhindern, bis sie enern sind.

    5 Sobald David solcher Verblendung inne wird und wie sehr die Seelen sich dem Lich der Wahr-hei verschlieen und Got erzrnen, rede er sie an und sag: Priusquam inellegeren! spinae vesraerhamnum: sicu vivenes, sic in ira absorbe eos (Ps 57, 10). Das will besagen: Ehe eure Dornen -nmlich

    eure Begierden -es meinen, gleichsam noch lebendig, wird Got sie in seinem Grimme hinwegraen.Denn sicherlich: ehe die in der Seele lebenden Begierden Got zu versehen vermgen, wird er ihrerin diesem oder im anderen Leben habha werden, sie mi der Zuchrue zu bessern und zu luern.Und grimmig, so hei es, wird er sie anpacken; denn was man bei Erung der Begierden erleide, isSrae r die Verheerung' die sie in der Seele angeriche haben.

    6 0 wen doch die Menschen, welcher Wohla gtlichen Liches diese Verblendung durchihre Leidenschaen und Begierden sie beraub, und wie diese, werden sie nich ere, sie glichin Unheil und Schaden srzen! Sie mgen sich nich au ihren guen Versand und andere von Got

    empangene Gaben verlassen und meinen, diese wrden sie davor bewahren, durch eine Leidenschaoder Begierde verblende oder vernebel allmhlich in Schlimmeres zu allen. Wer hte ewa gedach,da ein in Gotes Weishei und Gnade so vollendeer Mann wie Salomon in seinem Aler so verblendeund willensschwach werden knne, elichen Gzen Alre zu bauen und dor gar selbs anzubeen?(3 g II,4.) Und dazu genge seine Liebe zu den Frauen und da er nich darau bedach war, seinemHerzen die Begierden und Wonnen zu verwehren. Er selbs sag ja von sich im Buche des Predigers(2, 10), er habe seinem Herzen keinen Wunsch versag. Soviel vermoche dieses Sichverlieren an dieriebe, obwohl er zu Beginn aschlich noch den Ansand wahre. Weil er sich aber nichs versage,verblendeen die Leidenschaen ihn allmhlich, sie vernseren seinen Versand und es kam so wei,da ihm das helle Lich gotgeschenker Weishei erlosch. So el er im Aler ab von Got.

    7 Wenn aber die ungezgelen Begierden ber einen Mann mi so einsichiger Unerscheidungvon Gu und Bse soviel vermochen, was werden sie dann nich ber unsere orhei vermgen? Wirwissen ja -nach dem Wore Gotes an Jonas ber die Ninivien (4, 11) -nich zwischen links und rechszu unerscheiden und halen nach eigenem Ureil bei jedem Schrit das Bse r gu und das Gue rbse; komm nun zu dieser narlichen Finsernis noch der rieb hinzu, was dann? Es erginge unsnach dem Wore des Isaias: Palpavimus sicu caeci parieem, e quasi absque oculis atrecavimus: impe-

    gimus meridie, quasi enebris (59, 10). Der Prophe sprich hier zu jenen, die ihren rieben olgen undwill dami sagen: Wir appen wie Blinde die Wand enlang, wir gehen asend wie Augenlose. So blind sindwir, da wir am hellen Mitag sraucheln wie im Finsern. Dies widerhr dem durch Begierden Verblen-deen: miten im Wahren und Geziemenden wird er dessen nich inne, so als snde er in Finsernis.

    NEUNES KPIELDie Begierden beecken die Seele. -Verdeulichung durch Gleichnisse

    und Beglaubigung durch die Heilige Schri.

    1 Als vieren Schaden erleide die Seele durch die Begierden Besudelung und Beeckung , wie dasBuch Jesus Sirach es lehr: Qui eigi picem, inquinabiur ab ea. -Wer Pech anrhr, besudel sich (13,1).

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    Pech aber rhr an, wer das Begehren seines Willens an einem Geschpe sill. Der Weise vergleichdie Geschpe dem Pech, weil der Unerschied zwischen der Erlesenhei der Seele und selbs demBesen aus der Schpung grer is, als zwischen einem hellen Diamanen oder Feingold und demPech. Hl man nmlich Gold oder Diamanen erhiz ber Pech, so werden sie davon hlich ge-schwrz, denn die Glu erweich das Pech und zieh es an sich. Ebenso zieh die einem Geschpebrnsig zugeneige Seele durch die Glu ihrer Leidenscha Makel und Flecken an sich.

    Auch unerscheide sich die Seele von krperlichen Geschpen mehr als eine ganz geklreFlssigkei von einem beraus schmuzigen Schlamm. Gleich wie eine solche Flssigkei sich rbenwrde, wenn man sie mi dem Schlamm vermenge, so rb sich die Seele, die sich an Geschaeneshng, denn sie wird ihm hnlich. Und wie usriche ein vollende schnes Anliz verunsalen, soverderben und beschmuzen ungeordnee Begierden die ihnen verallene Seele, die an sich ein vollen-de schnes Ebenbild Gotes is.

    2 Darum beklag Jeremias die durch solche ungeordnee Neigungen der Seele zugege Ver-wsung und Ensellung. Zunchs schilder er ihre Schnhei, dann ihre Hlichkei mi den Wor-

    en: Candidiores sun Nazaraei eius nive, niidiores lace, rubicundiores ebore aniquo, saphiro pulchriores.Denigraa es super carbones acies eorum, e non sun cognii in plaeis. Das will besagen: (Ihre Seelensind) an Hauphaar weier als Schnee, schimmernder als Milch, dazu edler gere als ales Elenbein undschner als Saphir. Nun aber is ihr Anliz schwrzer als Kohle; unkennlich sind sie au den Sraen (lg4,7-8). Das Hauphaar bedeue hier das Sehnen und Denken der Seele. Sind sie dorhin geriche,wohin Got sie richen wolle, nmlich au ihn selbs, so erscheinen sie weier als Schnee und reinerals Milch, rlicher als Elenbein und schner als Saphir. In diesen vier Dingen sind alle Weisen derSchnhei und Vorzglichkei sichbarer Schpung zusammengea. Als ihnen bergeordne nenner die Seele sam ihren igkeien, nmlich die erwhnen Nazarer oder deren Haar. Is es ungeord-ne und gegen Gotes Weisung den Geschpen zugewand, so zeichne dies ihr Anliz und es wirdschwrzer als ohle.

    3 Solches bel und noch mehr gen die ungeordneen Begierden nach den Dingen dieser Welder Seelenschnhei zu. Wollen wir eine durch Begierden verunsalee und besudele Gesal schil-dern, wir nden nichs Vergleichbares uner all dem Unreinen und Schmuzigen, das in diesem Lebengedach werden kann, und wre es voll Spinngeweb und Ungezieer, hlich wie eine verwesendeLeiche. Wohl is die zerrtee Seele ihrem narlichen Sein nach so vollkommen, wie Got sie er-

    schu; doch als vernniges Wesen is sie hlich, abscheulich, beschmuz, vernser, mi allen hierbeschriebenen und noch viel mehr beln behae. Es geng ja schon, wie wir noch aushren wer-den, ein einziges ungeordnees Begehren, und hre es auch nich zur odsnde, um die Seele so zuversklaven, zu besudeln und zu ensellen, da sie au keine Weise zur Gotvereinigung gelangen kann,ehe sie ihr Begehren reinig. Wie hlich mu nun eine Seele sein, die in ihren Leidenschaen ganzzerrte und an ihre riebe ausgelieer is, wie wei enern von Got und seiner einhei!

    4 Es l sich nich mi Woren erklren, ja nich einmal mi dem Versande erassen, wie vieler-lei Unreinhei die vielerlei Begierden der Seele zugen. nne man es ausdrcken und begreiich

    machen, es wrde Saunen und groes Mileid erregen, zu sehen, wie jedes Begehren, seiner Srkeund Ar nach mehr oder minder, seine Spur an Unreinhei und Migesal in der Seele zurckl, undwie sie au Grund einer einzigen Unordnung der Vernun unzhlige verschiedene grere und klei-nere Beeckungen auweisen kann, jede von besonderer Ar; denn gleich wie die Seele des Gerechen

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    durch ein einziges Vollkommensein gerech is, doch unzhlbare Gaben in Flle und viele berausschne ugenden besiz, jede anders und lieblich in ihrer Ar gem der Menge und Vielal ihrerLiebesbindungen an Got, ebenso ha die zerrtee Seele gem der Vielal ihrer Gier nach Erscha-enem eine erbarmungswrdige Vielal von Unreinhei und Gemeinhei, so wie eben die erwhnenBegierden sie bemalen.

    5 Diese Vielal der Begierden is gu dargesell bei Ezechiel (8, 10-16). Got zeige diesem Pro-pheen im Innern des empels rings an den Wnden gemal alle Aren von Gewrm, das au Erdenkriech und dazu alle Abscheulichkei unreinen Geiers. Dann sprach Got zum Propheen:Menschen-sohn, siehs du die Greuel, die sie reiben, ein jeder geheim in seiner Kammer? Und Got beahl dem Pro-pheen, noch ieer einzudringen, um noch rgere Greuel zu schauen. Da sah er, nach seinem Berich,Weiber sizen und Adonis, den Liebesgot, beweinen. Abermals beahl Got ihm noch weier ins In-nere hineinzugehen, um noch rgere Greuel zu schauen. Wie er sag, erblicke er nun nundzwanziglese, die dem empel den cken zukehren.

    6 Das mannigache unreine Gewrm und Geier, in der ersen empelkammer dargesell, bedeu-e die Gedanken und Begrie, die sich der Versand ber gemeine Erdendinge und alles Geschaenebilde. Wenn der Versand sich mi ihnen belase, malen sie sich, so wie sie sind, im empel der Seeleab; denn der Versand is der Seele erses Gemach.

    Die um den Got Adonis weinenden Weiber ieer innen, im zweien Gemach, sind die demzweien Seelenvermgen, dem Willen, eigenen Begierden. Sie weinen gleichsam im Verlangen nachdem, woran der Wille hng, nmlich nach dem im Versande abgemalen Gewrm.Die im driten Gemache weilenden Mnner sind die Bilder und Vorsellungen, die das drite Seelen-vermgen, das Gedchnis, in sich bewahr und aurhr. Von ihnen wird gesag, sie kehren demempel den cken. Umng nmlich eine Seele mi allen drei Vermgen ein Erdending endgligund vollends, so kann man sagen, sie habe dem empel Gotes den cken gekehr, nmlich der rech-en Vernnigkei der Seele, die keinem geschaenen Ding in sich aum gib.

    7 Zu einigem Versndnis der schndlichen Zerrtung einer Seele durch ihre Sche genge rjez das Gesage. Wollen wir uns nmlich eingehend mi der geringeren Verunsalung durch Unvoll-kommenheien und deren Vielal beassen; erner mi den durch lliche Snden verursachen, dierger sind als Spuren der Unvollkommenheien und mi deren Vielal; endlich mi der durch schwer

    sndhae Begierden bewirken oalen Schndung der Seele und mi deren Vielal, wir kmen ob derVielal und Menge all dieser drei Gegebenheien an kein Ende. Eines Engels Versand wrde nichhinreichen, sie zu erassen.

    Was ich behaupe, und worau es mir ankomm, is dies: jede auch nur im geringsen unvoll-kommene Begierde beeckund besudeldie Seele.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

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    ZEHNES KPIELDie Begierden machen die Seele lau und schwchen ihre ugendkra.

    1 Zum nen schdigen die Begierden die Seele durch Abkhlung und Schwchung , so da ihrkeine ra bleib, nach ugend zu sreben und in ihr zu beharren. So wie die riebkra sich aueil,is sie minder sark, als wenn sie geschlossen au ein Ziel geriche bliebe; und an je mehr Dinge sie

    sich aueil, um so weniger bleib r jedes einzelne. Darum sagen die Philosophen, geeine ra seisrker als geeile. Daraus ergib sich klar, da der Willens rieb, der sich au andere Dinge auer derugend vereil, r die ugend geschwch wird. So gleich die Seele, die ihren Willen an leinigkei-en ausgib, dem Wasser, das aus lu; es seig nich an und bring so keinen Nuzen. Darum verglichder Pariarch Jakob seinen Sohn uben dem aus gegossenen Wasser; denn dieser hate zu einer gewis-sen Snde seinen rieben die Zgel berlassen. Jakob sprach zu ihm:Du bis wie ausgegossenes Wasser;du solls nich wachsen (Gen 49, 4). Dies will besagen: Weil du riebha ausgegossen bis wie Wasser,wirs du nich an ugend wachsen. So wie heies Wasser unbedeck schnell seine Wrme abgib undunverschlossene aromaische Gewrze Feinhei und ra ihres Dues bald verlieren, so b auch

    die nich einzig im Sreben nach Got gesammele Seele an Wrme und ra der ugend ein. Diesera David gu, da er zu Got sprich: Foriudinem meam ad e cusodiam. -Meine Kra will ich r dichbewahren (Ps 58, 10).

    2 Die Begierden schwchen auch die ugendkra der Seele gleich Wasserrieben und Schlin-gen, die rings aus dem Baume sprieen und ihm die ra zu reicher Fruch enziehen. Von solchenSeelen sag der Herr: Vae praegnanibus e nurienibus in illis diebus! -Wehe den Schwangeren und Su- genden in diesen Tagen! (M 24, 19') Dieses Geragen-und Gesugwerden gil von den Begierden.Wenn man sie nich enwhn, so enziehen sie der Seele immer mehr ra zu deren Schaden, gleichwie Wasserriebe dem Baum. Darum gib unser Herr den a: Umgre eure Lenden! (Lk 12, 35) Da-mi mein er hier die Begierden. aschlich sind sie auch den Bluegeln gleich, die besndig Blu ausden Adern saugen. Im Buch der Sprche hei es: Blusaugerinnen sind die cher, nmlich die Begierden;sie sagen immer: Gib, gib (30, 15)

    3 Daraus geh klar hervor, da die Begierden der Seele nichs Gues zubringen, ihr vielmehr dasnehmen, was sie ha. Ere man sie nich, so ruhen sie nich, ehe sie mi der Seele so verahren sind,wie man sag, da junge Vipern mi ihrer Muter verahren. So wie diese nmlich im Muterscho

    wachsen, nhren sie sich von ihrer Muter und en sie, bleiben also au osen ihrer Muter am Le-ben. So wei kommen auch die unereen Begierden: sie en das In-Got-Sein der Seele, weil dieSeele nich zuvor die Begierden ere ha; nun bleiben diese allein in ihr am Leben. Und darum sagJesus Sirach:Aier alm, Domine, venris concupiscenias e concubius concupisceniae ne apprehendan me.-Verhe, Herr, da Fleischeslus und Sinnenlus mich packen! (23, 6); und diese allein leben noch in ihr.

    4 omm es auch nich so wei, es is doch ein Jammer zu sehen, wie das Begehren die arme See-le, in der es leb, geangen hl. Wie zuwider is sie sich selbs, wie rocken gegen den Nchsen, wieschwerllig und rge im Diense Gotes! Denn es gib keine bsen Se, die einem ranken das Ge-

    hen und sogar das Essen so mhsam und schwierig machen, wie das Verlangen nach Geschpen derSeele die ugendbung erschwer und verleide. Und so is dies r gewhnlich der Grund, warum dieSeelen nich mi Eier und Freude nach ugend sreben: ihre Begierden und Neigungen richen sichnich rein au Got.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    31/18531

    ELFES KPIELUm zur Vereinigung mi Got zu gelangen, mu die Seelenowendig aller, auch der geringsen Begierden ledig sein.

    1 Es schein, als drngen sich hier dem Leser viele Fragen au: ob es denn zur Erreichung dieseshohen Sandes der Vollendung durchaus nig sei, zuvor smliche Begierden, ob klein oder gro,

    gnzlich zu eren? Geng es nich, einige von ihnen zu eren und andere besehen zu lassen,zumindes solche, die geringgig erscheinen? Denn es dre doch ein hares Ansinnen und ein sehrschwieriges Unernehmen sein, die Seele zu solcher einhei und Enblung zu hren, da sie nichsmehr begehr und an nichs mehr hng.

    2 Darau anwore ich zunchs: wohl is es wahr, da nich alle Begierden, eine wie die andere,gleich schdlich sind und die Seele gleicherweise hemmen. Ich spreche von den reiwilligen Begier-den; denn die narlichen Begierden hindern wenig oder gar nich die Vereinigung, wenn man ihnennich zusimm und sie nich ber jene ersen egungen hinausgehen l, an denen der berlege

    Wille weder vorher noch nachher eilnimm. Von solchen in diesem Leben durch Eren gnzlich reizu werden is unmglich. Sie hindern auch nich in einer Weise, die von der gtlichen Vereinigungausschlsse, wren sie auch, wie gesag, nich ganz ere. Denn sie knnen sehr wohl der Naur an-haen, whrend die Seele ihrem vernnigen Geise nach davon durchaus rei is. Es kann sogar bis-weilen geschehen, da die Seele dem Willen nach gestig in der Vereinigung des Gebees der uheweil und zugleich im sinnlichen Bereich des Menschen sich ein Begehren reg, mi dem der hhere,ins Gebe versenke eil nichs zu un ha.

    Was jedoch die anderen,eiwilligen Begierden anlang, gehen sie nun auschwer Sndhaes, wasam gehrlichsen is, oder aullich Sndhaes, was weniger gehrlich is, oder nur auUnvollkom-menheien, die am wenigsen wiegen: alles insgesam mu ausgerieben werden und die Seele mu sichalles dessen enledigen, auch des Geringsen, um zur vollen Vereinigung zu gelangen. Der Grund isdieser: der Zusand gtlicher Vereinigung beseh in der Eingung der Seele dem Willen nach durchUmgesalung in den Willen Gotes. Demnach dar in ihr nichs dem Willen Gotes engegensehen,sondern sie bewege sich in allem und zu allem nur nach dem Willen Gotes6.

    3 Darum sagen wir von diesem Sande, da er aus zwei Willen einen mach, nmlich den WillenGotes; und dieser Wille Gotes is auch der Wille der Seele. Wolle also diese Seele ewas Unvollkom-

    menes, das Got nich will, so wre sie nich eines Willens mi Got; es beliebe ihr ja ewas, das Gotnich belieb. Daraus ergib sich klar, da die Seele sich vor allem jeder Willensneigung enuernmu, so gering sie sei, um sich Got durch Lieben und Wollen vollkommen vereinigen zu knnen.Sie dar also bei wachem Bewusein niemals in eine Unvollkommenhei einwilligen und mu dahinkommen, ihrer selbs mchig und rei zu sein, um so handeln zu knnen, sobald sie ewas bemerk.

    Ich sage bewu; denn unbemerk und unbewu und insoern es nich in ihrer Hand lieg, magsie wohl Unvollkommenheien und llichen Snden und den genannen narlichen egungen ver-allen. Eben von solchen nich ganz reiwilligen und berraschungssnden seh ja geschrieben: DerGereche ll siebenmal des Tages und seh wieder au(Spr 24,16). Doch von den reiwilligen Begierden,

    die zu bewuen llichen Snden hren, mge es sich auch um leinigkeien handeln, geng, wiegesag, eine nich berwundene als Hindernis.

    6 Das Ms von AJcaudee vermerk hier am ande: Darin beseh die vollkommene Vereinigung.

  • 8/9/2019 Johannes Vom Kreuz-Empor Den Karmelberg

    32/18532

    Ich rede von einer solchen nich bekmpen Gewohnhei; denn allweise Ake, dann und wann,au Grund unerschiedlicher Begierden, richen nich so viel Schaden an, wenn nur die Gewohnheienausgerote sind. Man mu reilich auch dahin kommen, die Ake zu meiden; denn sie enspringen jaden unvollkommenen Gewohnheien. Und einige gewohnheismige reiwillige Unvollkommenhei-en, die zu berwinden man nich erigbring, verhindern nich nur die gtliche Vereinigung, son-dern das Voranschreien in der Vervollkommnung.

    4 Solche gewohnheismige Unvollkommenheien sind ewa: der Hang, viel zu reden; irgendeineAnhnglichkei, die man nich auzugeben vermag, an eine Person, ein Gewand, ein Buch, eine Zel-le, eine Ar von Speisen, kleine Schwzereien und Liebhabereien hinsichlich des Geschmackes, desWissens, Hrens und hnlicher Dinge.

    Jegliche dieser Unvollkommenheien, an denen die Seele gewohnheismig hng, is schd-licher r ihr Wachsum und Forkommen in der ugend, als wenn sie glich in viele andere verein-zele Unvollkommenheien und lliche Snden ele, die nich dem gewohnheismigen H