Joseph Diaz: Erster Rundbrief aus Uganda · Hallo an alle, ich hoffe, ihr habt einen großartigen...

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Joseph Diaz: Erster Rundbrief aus Uganda Aussicht auf einen Teil Kampalas 1

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  • Joseph Diaz:

    Erster Rundbrief aus Uganda

    Aussicht auf einen Teil Kampalas

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  • Hallo an alle, ich hoffe, ihr habt einen großartigen Tag und ich grüße euch aus dem immerwarmen Uganda! Dies ist mein erster Rundbrief an euch und ich möchte euch hier etwas über meine Erlebnisse und Eindrücke berichten, die ich bis jetzt in meinem Freiwilligendienst gemacht habe. Kaum zu glauben, aber ich bin schon 3 Monate in „der Perle Afrikas“, und ehrlich gesagt fühle ich mich gerade seit zwei, drei Wochen „richtig angekommen“. Ein guter Zeitpunkt also, um die bisherige Zeit zu rekapitulieren…

    Letzte Vorbereitungen

    Während die Spannung und Vorfreude stieg, gab es auch allerhand an Vorbereitung für den Dienst zu tun. So habe ich zum Beispiel zwei Seminare besucht, die von der Entsendeorganisation EIRENE gestaltet wurden, in dem wir mental und informativ für unseren anstehenden Dienst in einer uns bis dahin so fremden Kultur vorbereitet wurden. Welche Rolle haben wir als Freiwillige, wie steht um Sicherheit, Essen? All solche Fragen wurden besprochen und ich erinnere mich wie, während dieser Gespräche die Vorfreude wuchs, aber auch die Ungewissheit, was uns denn im Jahr erwarten würde und wie wir damit umgehen würden.Ein anderer wichtiger Bestandteil der Vorbereitung war das Finden von Spendern was ebenfalls wichtig war und wo ich an dieser Stelle einmal allen Unterstützern danken möchte, das sie einen Anteil daran haben, das die internationalen Friedensdienste von EIRENE fortgeführt werden können. DANKE!

    Nun war es also fast soweit, die Spannung stieg von Tag zu Tag, die Tasche wurde gepackt und dann war es soweit, sich von Freunden und besonders der Familie zu verabschieden, traurige Momente, aber auch gemischt mit dem Gefühl das ein einzigartiges Jahr vor einem liegt…

    Und auf geht’s!

    Das Flugzeug startete und hieb ab und nun gab es kein zurück mehr, das Auslandsjahr hat angefangen!

    Es war eine anstrengende, insgesamt ca.15 Stunden lange Reise, über Kairo undKigali(Ruanda), bis wir von schweremSchlafmangel gekennzeichnet (es war fastunmöglich für mich, im Flugzeug zuschlafen) um ca. 5 Uhr morgens inEntebbe, Uganda angekommen sind.

    Unsere Freiwilligengruppe im Flugzeug

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  • Die ersten Eindrücke habe ich immer noch in Erinnerung: Rotbraun gefärbter Boden, eine frische, aber doch tropische Brise und leuchtende Strahlen des Sonnenaufgangs. Alsbald ging es mit dem Taxi nach Kampala und staunend blickte ich aus dem Fenster auf dunstige Straßen, große Märkte und tropische Bäume. In den nächsten Tagen blieben wir erst in Kampala, hatten ein Einreiseseminar und erkundeten das einzigartige Kampala. Für mich, einen, der in einem 700-Leute-Dorf aufgewachsen ist, war die unglaubliche Masse von Menschen sehr beeindruckend (Kampalaist in der Tat sehr dicht besiedelt) und die ständigen Geräusche des wilden Verkehrs. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, diese ersten Tage in einer mir damals so unbekannten Kultur zu erleben. Außerdem machten wir damitBekanntschaft, auf der Straße„Muzungu“ hinterhergerufen zubekommen, was so viel heißt wie„Irrender“, aber eine gängigeBezeichnung für Menschen hellererHautfarbe ist. Mit der Zeit habe ichmich daran gewöhnt, das hin undwieder zu hören und ich finde es klingtauch besonders niedlich, wenn es kleineKinder rufen!

    Der „Old Taxi Park“, von hier gehtsauch in viele Regionen Ugandas

    Die Orientierungswoche

    Nun, nach einigen Tagen Kampala und erste Einsichten in die Kultur Ugandas, ging es los mit der Orientierungswoche, in der wir für eine Woche unsere Einsatzstelle besuchten und die Stadt kennenlernten, in der wir das nächste Jahr größtenteils verbringen werden.In meinem Fall ging in mein jetzt geliebtes Masaka!Ich hatte zudem noch das Glück, eine Vorfreiwillige zu haben, die in der selben Organisation direkt vor mir dran war. Im Nachhinein bin ich unglaublich dankbar dafür, da es so wunderbar war, jemanden in der ersten Woche gehabt zu haben, der das ganze letzte Jahr hier war.Lisa, so heißt sie, hat mir dazu noch eifrig alles in Masaka gezeigt, was es so zu sehen gibt, mich in die Arbeit in der Einsatzstelle eingewiesen, und mich ihren Freunden vorgestellt, mit denen ich jetzt auch teilweise befreundet bin, danke dafür!Über die Stadt Masaka kann ich sagen, dass ich mich hier sehr daheim fühle und sehr glücklich bin, hier gelandet zu sein!Sie ist weder zu groß noch zu klein, ca. 75000 Einwohner, und ich wohne direkt im Stadtzentrum, in einer kleinen schönen Wohnung im vierten Stock!

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  • Die Aussicht aus dem Balkon in meinerEtage

    Dazu nur 5 Minuten zu Fuß zum großenMarkt und 10 zu Arbeitsstelle!

    Darüber hinaus gibt es sehr guteRestaurants und Orte, wo man sich mitFreunden treffen kann und nur etwasaußerhalb gibt es wunderschöne Natur zubewundern!

    Hauptsächlich war dieOrientierungswoche aber dazu

    gedacht, die Einsatzstellekennenzulernen. Ich arbeite nämlichim CRO Masaka (Child Restoration

    Outreach), einer NGO, die mitStraßenkindern arbeitet. Es gibt die

    auch in drei anderen Orten Ugandasund wurde in Masaka 2002

    gegründet. Sie besteht hauptsächlichaus einem Tageszentrum mit

    Kindern, die von Sozialarbeitern aufder Straße gefunden wurden undüberredet wurden, zum CRO zu

    kommen.Es gibt viele Gründe, warum Kinder

    auf der Straße landen können.Manchmal können die Eltern die hohen Schulgebühren nicht bezahlen, mal müssen die Kinder arbeiten, um Geld für die Familie zu verdienen, und manchmal kommen die Kinder aus so sozial schwierigen Verhältnissen, dass sie weglaufen oder verstoßen werden. Manchmal waren die Kinder auch so schlecht in der Schule, das sie es vorzogen, mit einer Arbeit etwas Geld zu verdienen. Es gibt nämlich sogenannte „part-time-children“, die abends wieder nach Hause kommen und die „full-time-children“, die auch auf der Straße übernachten.Im CRO waschen sich die Kinder und auch ihre Kleidung, sie bekommen Unterricht und Essen und sie können sich in den langen Pausen z.B. mit Fußball und Basketball austoben (ich spiele da sehr gerne mit, aber die Kinder sind echte Profis, besonders im Fußball, da binich auf einem Niveau mit den 12-Jährigen ).Und was fast der Kern der Arbeit ist, die Sozialarbeiter machen mit ihnen regelmäßig Einzelgespräche (counseling), in denen mehr über die Geschichte der Kinder rausgefunden wird, sie über life skills und social skills unterrichtet werden und letzendlich ermutigt werden, wieder nach Hause und/oder in die Schule zu gehen.

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  • Darüber hinaus wird mit Eltern und Verwandten der Straßenkinder gearbeitet und Funds für Schulgebühren errichtet. Die Kinder bleiben meistens ca. 3 Monate bis zu einem Jahr im CRO und werden auch nachdem sie wieder rehabilitiert wurden noch jahrelang immer wieder zu Hause und in der Schule besucht undbegleitet!Für die älteren Kinderbesteht auch dieMöglichkeit, eineAusbildunganzufangen.Ich finde, es istwichtige undgroßartige Arbeit, diedie Organisation machtund ich bin sehr frohdarüber, hier meinenFreiwilligendienst zuleisten!

    Gleich am zweitenTag! Die Kinder habeneinen sehr schnell lieb!

    Sprachkurs in Kampala

    Nachdem ich also meine ersten Eindrücke gesammelt habe und meine sehr freundlichen Mitarbeiter (Lehrer, Sozialarbeiter, Chefin, Köche, Ärztin) kennengelernt habe, ging es wieder nach Kampala, und zwar für 4 Wochen!Und es ging gleich los mit dem Sprachkurs, und zwar jeden Tag (außer Wochenende natürlich) von 9 bis 15.00 Uhr!In Uganda ist die Amtssprache nämlich Englisch, aber es gibt über 20 verschiedene Sprachen! Die im Süden weit verbreiteste Sprache ist aber Luganda, die in Kampala und auch in Masaka gesprochen wird. Es gibt sehr viele Vorteile, die Basics dieser Sprache zu können:-Man wird nicht als Tourist angesehen und dementsprechend ernster genommen-Man bekommt nicht so hohe „Muzungu-preise“ angeboten, da einem als Tourist nachgesagtwird, die örtlichen Preise nicht zu kennen und viel Geld zu haben-Man kann etwas mehr mit Kindern kommunizieren, da besonders die Kinder, die im CRO sind, kaum Englisch sprechen

    Im Allgemeinen finde ich, dass Luganda sehr leicht auszusprechen ist, aber etwas schwierig zu lernen, da viele Worte sich sehr ähneln und die Sprache grammatikalisch nicht viel mit dem Deutschen zu tun hat.

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  • Es war aber wichtig, diese Sprache etwas gelernt zu haben, da man sich viel mehr als Ugander fühlt und auch so gesehen wird, und auch viel über die Kultur Ugandas von dem sehr guten Sprachlehrer gelernt hat. So zum Beispiel, das es extrem wichtig ist, eine bekannte oder unbekannte Person mit einigen Begrüßungsformeln zu grüßen, bevor man miteinem Gespräch anfängt, da man sonst als prüde angesehen werden könnte.Da sagt man zum Beispiel:„Gyebale“ [djebale] – Danke für die Arbeit oder„Obulamu?“ - Wie ist das Leben so?

    Wenn wir abends nach „Hause“ gingen, ging es nicht in ein Hotel oder so, nein, für diese vier Wochen war jeder von uns in einer Gastfamilie untergebracht, worüber ich sehr glücklich war. So konnte man direkt in die ugandische Kultur eintauchen und das Familienleben einer vielleicht typischenugandischen Familie erleben. Meine Gastfamilie war eine Drei-Generationen-Familie, die in einem schönen Haus im NordenKampalas lebte. Ich wurde sehr freundlich empfangen und lerntemeine neue „Familie“ in den nächsten Tagen besserkennen.

    Hier mit meiner kleinen Gastschwester!

    Von Tag zu Tag fühlte ich mich dort wohler undlernte mehr über ihr alltägliches Leben kennen.Ich spielte gerne mit den drei kleinenGastgeschwistern von 12, 4 und 7 Jahren und unterhielt mich abends mit den „Älteren“ oderwir spielten Karten. Ich lernte auch einiges „typisch Ugandisches kennen“, wovon auch die anderen Mitfreiwilligen berichteten.So duschte ich in der „Bucket Shower“, also mit einem Eimer (natürlich kaltem) Wasser undeinem Glas, das womit man sich dann das Wasser über den Körper schüttet. Ungewohnt am Anfang, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt, und mag es inzwischen sehr gerne, michso zu duschen, vermisse gar nicht „normales“ Duschen, da ich hier in Masaka auch eine „Bucket Shower“ habe! Und man spart sehr, sehr viel Wasser und wird trotzdem sauber!Desweiteren kam das Abendessen meistens, als ich schon gar keinen Hunger mehr hatte, nämlich so ca. um halb zehn bis halb elf abends!Und dann in monströsen Proportionen! Wenn ich in den ersten Tagen etwas verdutzt auf denTeller geschaut habe, wurde mir scherzhaft gesagt, dass ich schließlich auch einen afrikanischen Magen bekommen sollte!Ja, es war eine wunderbare Gastfamilie, in der ich mich wohl gefühlt habe und die ich auch besuchen werde, sobald ich wieder Kampala besuche!

    Nach dem Sprachkurs blieb ja noch der ganze Nachmittag, in der wir 9 Freiwillige oft etwasunternommen haben und die Stadt Kampala besser kennenlernten.

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  • In dieser Zeit kamen wir auch immerbesser mit den TransportmittelnUgandas klar. Da gäbe es einmalMofas, sogenannte „Boda-bodas“, dieüberall anzutreffen sind und mit denenman schneller durch den Verkehrkommen kann, da sie sich zwischen dieAutos hindurchschlängeln können.

    Manchmal sind unzählige davon wieAmeisen zu sehen

    Es macht Riesenspaß, mit denen durchdie Stadt zu fahren!Und dann gibt es noch die Taxis (siehe Bild auf Seite 3), die etwas günstiger sind und gerade losfahren, wenn sie voll sind, und wenn ich voll sage, meine ich voll! Aber auch dieses Transportmittel mag ich sehr gerne.

    In dieser Zeit kamen wir auch immer besser mit dem Geld klar, da es anfangs sehr ungewohnt war, ein Essen für 35000 Schilling zu bestellen, was ungefähr 9 Euro entsprechen (1€=4000UGX). Jetzt habe ich mich aber vollends dran gewöhnt, und es war merkwürdig, vor einigen Wochen 5 Euro in der Hand zu halten!

    Nachmittags gingen wir in lokale Cafés, oder besuchten große Märkte, in der eine Vielzahl an Essen oder auch Kleidung, oder handgemachte Souvenirs verkauft werden. Ebenfalls besuchten wir das große Uganda Museum, wo wir mit einer Führung mehr über die lange Geschichte und Kultur Ugandas kennenlernten.Obwohl Kampala sehr laut und chaotisch sowie voll Menschen ist, mochte ich es sehr gerne, durch die Menschenmengen zu gehen und das rege Treiben dieser lebendigen Stadt zu beobachten. Allerdings kann man, wenn man eine gute Aussicht hat, auch mal den Smog mit bloßem Auge sehen, weshalb ich ganz froh bin, die meiste Zeit des Jahres im etwas ruhigeren Masaka zu verbringen.Ein Highlight dieser Zeit war auch unser Wochenendausflug nach Entebbe, wo wir Freiwillige einen wunderschönen botanischen Garten besuchten, und am Strand des Victoriasees lagen!

    Im botanischen Garten und am Victoriasee, woraus der Nil entspringt

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  • Nach dieser wertvollen Zeit in Kampala ging der Sprachkurs auch mal zu Ende und es folgte der Abschied von den Mitfreiwilligen und der Gastfamilie!

    Mit etwas mehr Erfahrung und einigen Sprachkenntnissen in der Tasche ging es nun voller Vorfreude wieder nach Masaka, wo der eigentliche Dienst nun beginnen würde…

    Wie habe ich mich in der Einsatzstelle zurechtgefunden, wie mich engagiert?Was habe ich in Masaka sonst alles unternommen?Wie sieht es eigentlich mit dem Essen in Uganda aus?Wie komme ich mit den Wetterverhältnissen klar?

    Alles spannende Fragen für den nächsten Rundbrief!

    Vielen Dank, das ihr meinen Rundbrief gelesen habt, ich wünsche euch das Beste und einen geschmeidigen Start in die baldige Vorweihnachtszeit, die hier übrigens schon seit drei Wochen begonnen hat!

    Also bis zum nächsten Mal, euer Joseph Diaz

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