Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

32
1,50 Euro, davon 90 Cent für den Verkäufer www.strassenfeger.org strassen| feger Mit Hartz-IV-Ratgeber! Kinder brauchen Schutz Angst vor Altersdemenz Werkschau für Karl Horst Hödicke Soziale Straßenzeitung Ausgabe 07 April 2013 Mit Hartz-IV-Ratgeber! Jung und alt Jung und alt

description

Berlin, Straßenzeitung, soziale Straßenzeitung, Zeitung, Berliner Straßenzeitung, Magazin, strassenfeger, Aktuelles, Politik, Soziales, Kultur, SportAusgabe 7/2013 Jung und Alt

Transcript of Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

Page 1: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

1,50 Euro, davon 90 Cent für den Verkäufer

www.strassenfeger.org

strassen|feger

Mit Hartz-IV-Ratgeber!

Kinder brauchen SchutzAngst vor AltersdemenzWerkschau für Karl Horst Hödicke

Soziale Straßenzeitung

Ausgabe 07 April 2013

feger

Mit Hartz-IV-Ratgeber!

Jung und alt

Jung und alt

Page 2: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

2 Mitglied im Partner im

Edit

o

KulturtippsAus unserer Redaktion 22/23

TitelIhr werdet auch mal alt 3

Kinder brauchen Schutz 4/5

Geißel des Alters – Alzheimer 6/7

Oldtimer sind echte Hingucker 8/9

Das „Technoversum“ kommt! 10/11

„Zukunft Leben: Die demografi sche Chance“ 12

Finanzielle Altersvorsorge und Generationenvertrag 13

Eine ältere Frau und ein jüngerer Mann 14

Rock ‘n‘ Roll und der Generationenkonfl ikt 15

Vorletzte SeiteLeserbriefe, Impressum, Vorschau 31

MittendrinVon Kptn Graubär 30

art strassenfegerKarl Horst Hödicke „Malerei, Skulptur, Film“: 16/17Zum 75. Geburtstag richtet die Berlinische Galerie eine Werkschau aus

strassenfeger unpluggedTino Eisbrenner zu Gast beim strassenfeger-tv 28

Sport„11mm“ – das 10. Internationale Fußballfi lmfest 26/27Kuningas Litmanen“, „The Lost World Cup 1942“ und die Gewinnerfi lme

Hartz-IV-RatgeberProbleme mit der Miete 29

Brennpunkt„Jahrestagung Illegalität“ zu 18/19europäischer Migration

Aktuell„Wunstkunst“ im „Miau-O-Mat“ 20/21

„Hai-Alarm am Müggelsee“ 24/25

strassen|fegerDie soziale Straßenzeitung strassenfeger wird vom Verein mob – obdachlose machen mobil e.V. herausgegeben. Das Grundprinzip des strassenfeger ist: Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe! Der strassenfeger wird produziert von einem Team ehrenamtlicher Autoren, die aus allen sozialen Schichten kommen. Der Verkauf des strassenfeger bietet obdachlosen, wohnungslosen und armen Menschen die Möglichkeit zur selbstbestimmten Arbeit. Sie können selbst entscheiden, wo und wann sie den strassenfeger anbieten. Die Verkäufer erhalten einen Verkäuferausweis, der auf Verlangen vorzuzeigen ist. Der Verein mob e.V. fi nanziert durch den Verkauf des strassenfeger soziale Projekte wie die Notübernachtung und den sozialen Treffpunkt „Kaffee Bankrott“ in der Prenzlauer Allee 87. Der Verein erhält keine staatliche Unterstützung. Der Verein beauftragt niemanden, Spenden für das Projekt an der Haustür zu sammeln!

Spenden für die Aktion „Ein Dach über dem Kopf“ bitte an:mob e.V., Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 100 205 00, Kto.: 32838 01

Liebe Leser_innen,

‚Jung und alt‘ lautet diesmal das Titelthema des strassenfeger. Unsere ehrenamtlichen Autoren haben das auf ihrer Redaktionssitzung so beschlossen. Vorher wurde lange diskutiert, was wir Ihnen, liebe Leser_innen nach der „harten“ Ausgabe „FAIR?“ zum Lesen anbieten sollen. „Frühling“ hatten wir auf der Liste, aber davon ist ja leider immer noch nichts zu spüren.

„Winter“ lautete deshalb ein Gegenvorschlag, der aber auch keine Zustimmung fand. Irgendwer meinte dann: Lasst uns doch mal wieder was über jung und alt machen, das hat ja auch mit Geburt und Tod zu tun, so wie die Jahres-zeiten ja auch für Beginn und Abschied stehen.“ Gesagt, getan. Nun ging es daran, auch ein paar gute Artikelthemen zu fi nden. Wir stießen bei unserer Recherche zwangsläufi g auf die Themen „Kinderschutz“ und „Alzheimer“. Beide nehmen in unserer Gesell-schaft immer breiteren Raum ein, werden immer wichtiger. Dann fanden wir zwei interessante Ausstellungen, die sich auf ganz fabelhafte Weise dieser Thematik widmen: Das Deutsches Technikmuseum präsentiert auf seinem neuen Freigelände das „Technoversum“. Das Naturkundemuseum brilliert mit der Ausstellung „Zukunft Leben: Die demografi sche Chance“. Außerdem wollten wir herausfi nden, wie das so ist mit dem Generati-onenkonfl ikt: Darf eine ältere Frau einen jüngeren Mann lieben? Wie hat der Rock ‘n‘ Roll unsere Gesellschaft verändert?

75 Jahre alt musste der Berliner Künstler Karl Horst Hödicke werden, bevor er jetzt eine längst überfällige Werkschau erhielt. In der Rubrik ‚art strassenfeger‘ bringen wir Ihnen einen unprätentiösen und unglaub-lich innovativen Künstler näher, der sich in keine Schublade stecken lässt. Ein Thema lässt uns zurzeit nicht los: Armutseinwanderung. Denn wir sind weit entfernt von einer befriedigenden Zuwanderungspolitik. Die „Jahrestagung Illegalität“ beschäftigte sich deshalb in Berlin mit europäischer Migration. Last but not least: Bei der zehnten Aufl age des „11mm“-Fußballfi lmfestivals wurden wirklich tolle Filme gezeigt, und wir haben sie uns für Sie angeschaut. Und noch ein kleiner Tipp: Schauen Sie sich unbedingt den Film „Hai-Alarm in Friedrichshain“ an. Herrlich!

Ich wünsche Ihnen, liebe Leser_innen, viel Spaß beim Lesen!Andreas Düllick

Foto

: And

reas

Prü

stel

Immer wiederkehrende Metamorphose

Page 3: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

3

Tite

lIhr werdet auch mal alt – und ich war auch mal jung Generationskonflikt?

Es hat oft den Anschein, als gäbe es einen Konflikt zwischen den Jungen und den Alten. Steht der Streit zwischen jungen und älteren Menschen nicht für etwas Anderes, tiefer Gehendes? Den Jungen

sage ich: Ihr werdet auch mal alt.

Ich bin nicht jung – nicht mehrIch bin nicht mehr ganz jung. Noch habe ich die Altersgrenze für die gesetzliche Rente nicht erreicht. Noch. Wie alt ich bin? Ich bin in der DDR aufgewachsen, aber nicht geboren. Ich kam in Greifswald zur Welt, als der Deutsche Bundestag zum ersten Mal gewählt worden und von DDR noch keine Rede war.

Generationskonflikt?Der Aufbruch von 1968 galt als Konflikt zwischen den Generationen. Das habe ich nicht so erlebt. Ich bin ein alter 68er. Der Aufbruch in West-berlin, Paris, Berkeley und sonst wo hat mich als Jugendlicher geprägt. Natürlich war ich nicht an den Demos gegen die Springerpresse beteiligt, auch nicht auf dem Kudamm. Da war ja die Mauer davor. Doch prügelnde Polizisten sind mir auch heute nicht sympathisch. Mein Vater, Jahrgang 1922, war ein Verfechter des Rechtsstaates, was mancher Volkspolizist zu spüren bekam. Der war ganz von den Socken, als er die Bilder aus Berkeley sah: „Der wollte nur seiner Freundin helfen…!“ Wir sahen da im Fernseher, wie mehrere Polizisten auf einen Studenten einschlugen.

Der Ex-General, Ex-Senator und Ex-Minister Schönbohm, Jahrgang 1937 ist da ganz anderer Meinung, und er hatte sich im Jahr 2008 im Tagesspiegel breit über die 68er ausgelassen. Er hätte das lassen sollen. Trotz diskussionswürdiger Details hatte er letzten Endes nicht mehr zu sagen, als, er findet die 68er zum Kotzen. Im Gegensatz zu mir und meinem Genossen Erzeuger ist oder wenigstens war dem General der Tag der Heimat wichtig, und ich schreibe für die soziale Straßenzeitung und nicht für das Organ von Vertriebenenverbänden „Preußische Allgemeine Zeitung“.

Mein Vater war eine Generation älter als ich. Der Ex-General nicht. Was das Verhältnis zu der Zeit um 1968 angeht, so trennt mich von dem Karrieristen mehr als der Jahrgang.

Erziehung des VatersJugend hat ihre eigene Musik, eigene Zugehörigkeitsrituale, die sich oft am Äußeren festmachen. Lange Haare bei Kerlen, waren in meiner Jugendzeit in der DDR ebenso verpönt wie Jahre vorher die Schmalztolle à la Elvis. Ich hatte als Student eine ordentliche Haarpracht und einen Bart, mit dem ich in jede Vereinigung der Salafisten Zutritt hätte. Es gab einen Punkt, da war es auch meinem Genossen Erzeuger zu viel:

„So kommst du mir nicht mehr nach Hause!“ Nun muss gesagt werden, meine Mutter war Ärztin und bekam für ihren Job so viel Geld, dass ich keinen Anspruch auf ein Stipendium hatte. Ich musste eigentlich ein Mal im Monat nach Hause fahren, den monatlichen Salär abholen. Ich war gut gelitten und hatte kein Problem, ohne Geld an Essen und Bier zu kommen und in die Disko zu kommen. Nach wenigen Monaten tauchten meine Eltern im Internat auf: „Was ist los? Bist du exmatrikuliert?“ „Nein, aber du hast doch gesagt…“ Mit einem Mal war das nicht ernst gemeint.

Generationengerechtigkeit?Die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ hat die Generationenge-rechtigkeit entdeckt. Stichwort: demografischer Wandel. Damit will die arbeitgebernahe Interessenvertretung suggerieren, die Verschiebung der Altersgrenze für die gesetzliche Rente sei unvermeidlich und gerecht. Eine andere finanzielle Basis für die Rente wird gar nicht erst thematisiert. Verschwiegen wird auch die Tatsache, dass die jungen Menschen auch einmal alt werden und dann genau so wie wir von der Altersarmut betroffen sind, wenn keine Lösung gefunden wird. Für mich sieht Gerechtigkeit anders aus.

FazitIch verhehle nicht Konflikte zwischen jungen und älteren Menschen. In einer sich spaltenden Gesellschaft sind nicht die Konflikte zwischen Menschen verschiedener Generationen prägend, sondern zwischen uns und denen. Das Gros der Politiker, Meinungsmacher, Interessenvertreter, Winkeladvokaten vertreten nicht meine Interessen. Als Empfänger von ALG II muss ich für meine Interessen selbst einstehen. Die Andern reden oft vom Altersunterschied. Ich sehe die Ursachen für Auseinanderset-zungen und Konflikte woanders.

n Jan Markowsky

Foto

: ilo

vebo

rnto

bew

ild.b

logs

pot.

com

Die jungen Ikonen der 68er – Uschi Obermaier und

Rainer Langhans

Page 4: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

4

Tite

l

Denn Kinder brauchen SchutzDas Kinderschutz-Zentrum Berlin e.V.

Gewalt in der Erziehung hat eine lange Tradition. Es gab und gibt Eltern, die – oft trotz guter Vorsätze – verunsichert und überfordert sind. Laut dem 13. Kinder- und Jugendbericht

bestrafen zehn bis 15 Prozent der Eltern ihre Kinder körperlich. Heranwachsende können sich nicht gegen Fäuste, Misshandlung und Vernachlässigung wehren. Kinderschutz ist extrem wichtig, den Gesetze, Maßnahmen und Einrichtungen helfen und stärken die jungen Menschen. Das Kinderschutz-Zentrum Berlin e.V. ist Anlaufstelle für Betroffene körperlicher und psychischer Gewalt. Beratungsstellen fi nden sich in Hohenschönhausen und Neukölln. Anne Juliane Wirth sprach für den strassenfeger mit dem Psycho-logen Georg Kohaupt über Vernachlässigung, sexuellen Missbrauch und Hilfsmaßnahmen.

strassenfeger: Herr Kohaupt, wer sucht warum Ihre Einrichtung auf? Georg Kohaupt: Bei uns melden sich Kinder, öfter aber Jugendliche, die im Elternhaus oder in der Schule Probleme haben. Aber auch Eltern, die nicht mehr weiterwissen, suchen unseren Rat. Zudem kommen ins Kinderschutz-Zentrum Erziehungsberechtigte, deren Schützlinge auf der Straße leben.

sf: Welche Unterstützung leistet das Kinderschutz-Zentrum?G. K.: Unsere Arbeit erfolgt überwiegend durch Gespräche. Wir ver-suchen zu verstehen, was die Dynamik beider Parteien beeinträchtigt, welche Konfl ikte es gibt und wie sie gemeinsam gelöst werden können.

sf: Wenn Eltern überfordert sind, wer muss dann einspringen? G. K.: Zuerst einmal benötigen die Eltern selbst volle Unterstützung. Das macht auch unsere Hauptarbeit aus: Wir helfen, dass Eltern und Kinder sich besser zuhören, verstehen und einigen. Wichtig ist, dass sich beide ihre Wünsche gegenseitig verständlich machen.

sf: Woran erkennt man Vernachlässigung?G. K.: Wenn Eltern die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Schützlinge nicht erkennen oder darauf nicht adäquat antworten können, dann spricht man von Vernachlässigung. Das kann unter anderem Sprache, Entwick-lung, Hygiene und auch den Austausch von Zärtlichkeit betreffen.

sf: Was sollte man tun, wenn man glaubt, in der Nachbarschaft einen Fall von Vernachlässigung zu beobachten?G. K.: Wenn man sich das zutraut, dann sollte man das Gespräch suchen und Kontakt aufnehmen. Eltern betroffener Kinder zur Annahme von Hilfen motivieren – das wäre der goldene Weg. Gelingt dies nicht, etwa weil der Kontakt fehlt oder die Familie abweisend reagiert, dann sollte man sehr genau überlegen, ob man die Sorge um das Kind weitergibt.

sf: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Armut und Vernachlässi-gung von Kindern?G. K.: Den gibt es. In der Tat gilt: Die soziale Lage, die materiellen Probleme und die gesellschaftliche Auskopplung erhöhen erheblich das Risiko von Vernachlässigung oder Gewalt betroffen zu sein.

sf: Was macht den Umgang mit dem Thema sexueller Missbrauch von Kindern so schwierig?G. K.: Sexualität ist ein schambesetztes Thema, das entfacht Angst und Aufregung entfacht. Der Verdacht sexuellen Missbrauchs wiegt schwer. Betroffene Kinder und Jugendliche haben es natürlich nicht leicht. Erstens droht die Familie auseinander zu brechen, denn die Täter kommen oft aus dem familiären Umfeld. Zweitens schämen sich die Betroffenen, weil sie sich innerlich beteiligt fühlen.

sf: Wie helfen Sie Heranwachsenden, die sexuellen Missbrauch erfahren haben?G. K.: Sie bekommen individuelle Krisenhilfe. In Absprache mit den Opfern leiten wir dann weitere Schritte ein. Wir begleiten sie durch Strafverfahren, sprechen mit den Eltern und bieten Therapien an. Das Kinderschutz-Zentrum verfügt auch über ein Haus, wo missbrauchte Kinder stationär behandelt werden.

sf: Herr Kohaupt, Sie haben schon viele zerrüttete Familien gesehen. Kann Sie eigentlich noch irgendein Fall schocken?G. K.: Es ist schwer auszuhalten, wenn in einer Beratungssituation Kinder oder Jugendliche von ihren Eltern entwertet oder niedergemacht werden und ich nicht schützend eingreifen kann; wenn Kinder der Wut und Enttäuschung ihrer Eltern ausgesetzt sind. Dann kommt es durchaus vor, dass ich mich hilfl os fühle. Wenn es gut geht, können diese heftigen Gefühle im Laufe der weiteren Beratung besprochen und verarbeitet werden. n

Quel

le: w

ww

.pol

izei

-ber

atun

g.de

Page 5: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

5

Tite

l

Das Kinderschutz-Zentrum Berlin bietet schnelle und kostenfreie Hilfe bei Familienkonflikten:Telefon: 0800 111 0 444 im Ortsnetz Berlin, außerhalb 030 6839110Internet: www.kinderschutz-zentrum-berlin.de

Das Kinderschutz-Zentrum Berlin wurde 1975 gegründet Es ist ein freier Träger der Jugendhilfe und vom Finanzamt für Körper-schaften als gemeinnützig anerkannt. Das Kinderschutz-Zentrum ist Mitglied der Bun-desarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren und des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (Landesverband Berlin). Das Kinderschutz-Zentrum unterhält Beratungsstellen in Neukölln und Hohen-schönhausen sowie die Kinderwohngruppe in Steglitz. Die Einrichtungen arbeiten überbezirklich.

In den Bereichen Beratung, Therapie und Betreuung beschäftigt das Kinderschutz-Zentrum 25 Mitarbeiter. Sie sind Psycholo-gen, Pädagogen oder Sozialarbeiter bzw. Sozialpädagogen mit unterschiedlichen therapeutischen Zusatzausbildungen. Das

Kinderschutz-Zentrum achtet auf ein aus-gewogenes Verhältnis von weiblichen und männlichen Mitarbeitern. In allen Bereichen sind Praktika für Studierende der Sozialarbeit/Sozialpädagogik und der Psychologie möglich. Am Krisentelefon arbeiten auch ehrenamt-liche Mitarbeiter, die das Kinderschutz-Zentrum sorgfältig ausbildet.

Seit mehr als 30 Jahren wird die Arbeit des Kinderschutz-Zentrums durch den Berliner Senat fachlich anerkannt und durch Zuwen-dungen finanziell gefördert. Ein Teil der Kosten, insbesondere der Kinderwohngruppe und der Kinder- und Jugendlichentherapie, wird über Entgelte im Rahmen von Einzel-abrechnungen mit den Berliner Bezirken finanziert. Daneben helfen uns Stiftungen wie zum Beispiel die Aktion Mensch.

Das Kinderschutz-Zentrum ist auf weitere Einnahmen angewiesen, um das Angebot aufrecht erhalten und um auf aktuelle Problemlagen mit neuen Ideen zu reagieren zu können. Dazu brauchen wir eine breite Unterstützung durch Spender und Förderer.

Die Qualität der Arbeit wird über regelmäßige Teambesprechungen und über Fallbespre-chungen mit externer Supervision gesichert. Interne und externe Fortbildungen aller Mitarbeiter sind selbstverständlich. Das Kin-derschutz-Zentrum gibt in einem Sachbericht gegenüber dem Berliner Senat und in seinem Jahresbericht über Umfang, Qualität und Probleme der Arbeit jährlich Rechenschaft. Es stellt seine Arbeit auf Tagungen und Kon-gressen und in Publikationen zur Diskussion.

Hilfeangebote des Kinderschutz-Zentrum Berlin e.V.Telefon-Service Unter der Rufnummer 0800 111 0 444 sind wir aus dem Berliner Festnetz kostenlos erreichbar. Aus Mobilfunk- und anderen Netzen wählen Sie bitte (030) 683 91 10.Sie erreichen uns Montag bis Freitag zwischen 9 und 20 Uhr.

Als Kind oder Jugendliche/r kannst Du uns anrufen, wenn:Du jemanden zum Reden brauchst.Du zuhause, in der Schule oder mit Freunden Ärger hast.Du von zuhause weggelaufen bist.Du Dich bedroht fühlst.Du geschlagen oder missbraucht wirst.Deine Eltern sich ständig streiten.Du Dir um Deine Eltern Sorgen machst.

Als Eltern können Sie uns anrufen, wenn:Sie Rat wünschen für sich und Ihr Kind.Sie sich um Ihre Kinder Sorgen machen.Sie sich in der Erziehung unsicher sind.Sie sich nicht anders zu helfen wissen, als Ihr Kind zu schlagen.Sie sich über die Erziehung oder den Umgang mit den Kindern streiten.Ihr Kind misshandelt oder missbraucht wurde.Wir hören zu. Wir helfen weiter.

Wenn die telefonische Beratung nicht ausreicht, können wir sofort ein persönliches Gespräch anbieten.

Wir bieten auch Beratung per E-Mail an:Diese kann, ebenso wie die telefonische Beratung, auch anonym erfolgen. Wir antworten in der Regel innerhalb von 48 Stunden. Schreiben Sie an [email protected] oder benutzen Sie das Formular

Frühe HilfenFrühe Hilfen im Kinderschutz-Zentrum richten sich an Schwangere und Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern. Wir begleiten Eltern in der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren Ihres Kindes, damit ihnen der Start ins Elternsein gut gelingt.

Entwicklungsberatung für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern Das Kind und seine eigene Art zu wachsen und sich auszudrücken stehen im Mittelpunkt. Wir unterstützen die Eltern dabei, die Zeichen ihres Babys oder Kleinkindes zu verstehen und beraten sie zu seiner Entwicklung.

Gruppen für werdende Eltern und für Eltern & BabysDie Gruppen treffen sich einmal wöchentlich zum gemeinsamen Spiel der Kinder und zum Austausch über Fragen rund ums Eltern-werden und das Leben mit einem Säugling oder Kleinkind.

Page 6: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

6

Tite

l

Versunken in einer eigenen WeltAlzheimer – die Geißel des Alters

Meine Mama ist seit ein paar Jahren oft tief versunken in ihrer eigenen Welt. Dann erreiche ich sie nicht mehr. Sie leidet an der schrecklichen Krankheit Alzheimer. Aber ab

und zu bricht ein Sonnenstrahl in diese dunkle Welt, und es gibt kurze, unbeschreibliche Momente des Glücks. Sie schaut mich an, erkennt mich, spricht ein paar Worte zu mir. Manchmal fängt sie an zu lachen oder kommentiert es, wenn jemand einen Witz macht. Dann kommen mein Vater und ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich mache jetzt viele Fotos und Videos von meiner Mama. Ich habe Angst, sie zu verlieren. Oft bin ich voller Hass auf diese Krankheit, bin voller Ohnmacht, weil ich nicht helfen kann.

Das ist so ziemlich das Schlimmste was einem passieren kann: Ein geliebter Mensch vergisst seine Umwelt und taucht ab in unergründ-liche Weiten des Ichs. Er erkennt niemanden mehr, nicht den geliebten Ehepartner, nicht die Tochter oder den Sohn. Alzheimer bzw. Alters-demenz – diese Begriffe bereiten den meisten Menschen große Angst. Mit steigendem Alter steigt das Risiko, daran zu erkranken. Alzheimer bedeutet ein stetes, fortschreitendes Absterben von Nervenzellen und Nervenzellkontakten im Gehirn, die letztlich zum kompletten Verlust von Gedächtnis und Sprache führen können. Zurzeit leben bundesweit mehr als eine Million Menschen mit der schrecklichen Diagnose ‚Altersdemenz’. Bis 2030 könnte sich die Zahl der Erkrankten verdoppeln.

Insbesondere Morbus Alzheimer ist mittlerweile eine typische Alterskrankheit geworden. Der wichtigste Grund dafür ist wohl, dass die Menschen immer älter werden. Die wichtigsten Symptome der Altersdemenz sind Vergesslichkeit und Zerstreutheit. Hinzu kommen dann viele andere Beschwerden wie zunehmende Orientierungslosigkeit und Verwirrtheit, die insbesondere für die Familienangehörigen sehr belastend sind. Altersdemenz bedeutet nicht nur Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, sondern bringt auch körperliche Einschränkungen hervor, die gravierende Veränderungen des Lebensalltags bewirken. Oft opfern sich die Familien in der Pflege ihrer geliebten Menschen rund um die Uhr auf. Denn in ein Pflegeheim „abschieben“ möchte kaum jemand seinen Ehepartner, seine Mutter oder seinen Vater. Doch irgendwann wird schließlich eine professionelle Pflege und Betreuung nötig. Dazu

gehören künstliche Ernährung per Magensonde, künstliche Beatmung, Windeln und Urin-Katheter. Dann bleibt nur noch der schwere Gang in ein Pflegeheim oder Krankenhaus.

„Vergiss mein nicht“ – ein Film nimmt sich dieses schrecklichen Themas anDas schwierige Thema ‚Altersdemenz’ ist nun auch im Kino angekommen. „Das Filmen hat mir geholfen, die Krankheit meiner Mutter zu verar-beiten“, sagt der Filmemacher David Sieveking. Er gewährt in seinem Dokumentarfilm „Vergiss mein nicht“ sehr tiefe, intime Einblicke in die letzten Jahre mit seiner Mutter Gretel. Im Jahr 2010 zieht der Regisseur in sein Elternhaus, um seiner Mutter näher zu sein; auch will er seinen Vater entlasten, der seine Frau schon seit der Alzheimer-Diagnose vor fünf Jahren rund um die Uhr betreut. Und – er möchte seine demente Mutter mit der Kamera begleiteten. Für den Vater ist das eine schwierige Entscheidung, doch schließlich willigt er in die Dreharbeiten ein.

Sieveking beobachtet seine Mutter von da an bis zu ihrem Tod im Februar 2012. Oft ist es für den Sohn kaum zu ertragen, hautnah mitzuerleben, wie seine geliebte Mama die Welt um sich herum vergisst. Da sein Vater

Gretel und David Sieveking

Die „Straße der Erinnerungen“ in Winterbourne nahe Bristol

Quel

le: h

ttp:

//ve

rgis

smei

nnic

ht-fi

lm.d

e

Quel

le: w

ww

.gro

veca

re.c

om

Page 7: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

7

Tite

l

in den Pfl egeferien ist, muss er die volle Verantwortung für den Tage-sablauf übernehmen, das tägliche Leben seiner Mutter organisieren. Oft möchte er hinschmeißen, denn viele Dinge sind kaum zu ertragen: Mutter Gretel will morgens nicht aufstehen. Sie schaut ihrem Sohn tief in die Augen, doch sie erkennt ihn anscheinend nicht mehr. Sie rea-giert oft ungerecht und verletzend. Der Regisseur versteht nicht und will erzwingen, dass es wieder so wird wie früher. Er kämpft um seine Mutter, will ihr Erinnern erzwingen. Er zeigt ihr immer wieder die alten Familienfotos. Und erzählt dazu aus seiner Kindheit. Doch er muss schmerzhaft erkennen, dass das der falsche Weg ist. Erst als er lernt, die neue Persönlichkeit der Mutter zu akzeptieren, fi ndet er wieder einen Zugang. „Das war der Schlüssel zu vielen schönen Momenten.“ Er erlebt, wie sich seine Mutter noch einmal verliebt – in ihren eigenen Ehemann. Und Mutter Gretel kuschelt wieder mit ihrem Sohn. Sie macht nur noch das, worauf sie gerade Lust hat. Und schließlich liegt sie im Sterben. Und auch hier begleitet ihr Sohn seine demente Mutter, die glücklich aussieht und selig lächelt. Das ist das Ende des berührenden Films, der all jenen Kraft geben soll, die sich in solchen schier auswegslosen Situationen befi nden, die ihre geliebten Menschen zu verlieren scheinen.

Gibt es bald eine Impfung gegen Alzheimer?Aber auch die Wissenschaft hat sich nun endlich aufgemacht, den unzähligen verzweifelten Menschen zu helfen, deren Angehörige an dieser heimtückischen Krankheit leiden. Denn bislang gibt es nur Mittel, durch deren Anwendung der Krankheitsverlauf verzögert werden kann. Mittlerweile gibt es weltweit rund 1.000 Forschungsprojekte gegen Alzheimer. Dabei geht es vor allem darum, das Risiko an Alzheimer zu erkranken, möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Forscher aus Göttingen machen jetzt Hoffnung auf eine Impfung gegen das Vergessen: Schon in zwei bis drei Jahren könnte es eine Alzheimer-Impfung geben, sagt Molekularpsychologe und Alzheimer-Forscher Professor Thomas Bayer. „Wenn sich die Daten bestätigen, können in zwei oder drei Jahren erste Produkte auf den Markt kommen.“ Einen Durchbruch vermeldete das schwedische Karolinska-Institut: Bei einer Langzeitstudie mit 58 Alzheimer-Patienten – im frühen und mittleren Stadium – wurde ein Prototyp der Impfung erfolgreich getestet. Den Patienten werden kleine Mengen Beta-Amyloid gespritzt. Daraufhin bilden sie Antikörper. Beta-Amyloid-Peptide sind die Eiweißbruchstücke, die sich bei Alzheimer an den Nervenzellen anlagern und dort die zerstörerischen Plaques (Verklumpungen) bilden. Die Antikörper gehen ins Gehirn und lösen die Verklumpungen auf. Bei 80 Prozent der Patienten wurde das Fortschrei-ten der Krankheit gestoppt. Das klingt gut und weckt große Hoffnungen.

Wo gibt es Hilfe?• Verein Alzheimer Forschung Initiative (www.alzheimer-forschung.de)

• Angehörigen-Selbsthilfegruppen der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft (www.deutsche-alzheimer.de)

• Wegweiser Demenz des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (www.wegweiser-demenz.de)

• www.grovecare.com/memory-lane-1950s-reminiscence-village/

• http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2011/demenz-video-verhaltenszeichen.html

„Memory Lane“ – die Straße der ErinnerungenEinen sehr interessanten Therapieansatz haben sich die Engländer ausgedacht: die „Memory Lane“. Im Innenhof von „Grove-Care“ einer Einrichtung für Demenz- und Alzheimer-Patienten in Winterbourne nahe Bristol, befi ndet sich die „Straße der Erinnerungen“. Hier gibt es alte Fassaden, originalgetreue Möbel, Dekorationen und Waren im Stil der 50er-Jahre. Wer wie der 86jährige Arthur Lloyd gern ein Bier trinkt, der besucht den kleinen, nostalgischen „White Horse Pub“ an der Ecke, um sich ein geliebtes Ale gegen das Vergessen zu genehmigen. Oder man geht in die alte Postfi liale direkt nebenan, um Briefe in einen original 50er-Jahre-Briefkasten einwerfen oder in einer alten Telefonzelle zu telefonieren. Auch einen traditionellen Tante-Emma-Laden gibt es, indem sich die Bewohner selbst frischen Kuchen, Brot, Milch und Obst kaufen oder sich eine Zeitung anschauen können. Und auch eine Bushaltestelle gibt es mit Werbepostern für einen Cowboyfi lm aus den 50-er Jahren, in die sich die Bewohner setzen und den Lauf der Dinge beobachten können. So können sie sich an eine längst vergangene Zeit erinnern, als sie noch jung und voller Elan waren.

Die Heimleitung ist sicher: Bei den betagten Heimbewohnern bringen diese Ausfl üge starke Bilder und Emotionen von früher zurück. Sie sollen aber nicht nur deren Erinnerungen wecken, sondern sogar das Gehirn fi t halten. Großer Vorteil: Es ist auch eine sichere Umgebung für die Bewohner. „Die Straße der Erinnerungen“ ist ein bislang wohl einzigartiges Projekt: Zwar gibt es in anderen Alzheimer-Einrichtungen ähnliche Ansätze, z. B. mit alten Möbeln ausgestattete Zimmer. Aber ein kompletter historischer Straßenzug für altersdemente Menschen, das ist neu! Ganz sicher ist das ein nachahmenswertes Projekt für die Demenzhäuser in Deutschland. Genügend Geld dafür sollte durch die Pfl egeversicherungen eingenommen werden können. Unsere Lieben werden es uns danken!

n Andreas Düllick

Page 8: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

8

Tite

l

Ein echter HinguckerOldtimer: Ausdruck eines Lebensgefühls oder gewinnorientierte Investition?

Der ewige Junge im ManneBis vor wenigen Augenblicken galt die gesamte Aufmerksamkeit des ziemlich gesetzt wirkenden Mannes an der Fußgängerampel

neben mir seinem Gesprächspartner am anderen Ende der schönen digitalen Smartphone-Welt. Wie vom Donner gerührt und mit den Worten: „Du warte mal kurz.“ unterbricht er urplötzlich die Konver-sation. Die Telefonhand sinkt auf Höhe der Gürtellinie, der eben noch fast leere Blick wird scharf fokussiert und über das staunende Gesicht macht sich ein anerkennendes Lächeln breit. Der Richtung seines Blicks folgend entdecke ich im vorbeifahrenden Pulk der für diese Zeit üblichen Fahrzeugkolone das Objekt seiner Begierde. Ein Traum im typischen ‚English-Racing-Green‘ der 1930-er Jahre mit einem hörbar schlagenden Herz eines „Zweizylinder JAP-Motors“. Den „Morgan Threewheeler“ aus dem Hause „Morgan Motor Company“ in Malvern Link. Gelassen hinter dem Lenkrad sitzt, als wäre es das normalste Fahrzeug der Welt, ein Typ Anfang Dreißig, gekleidet in lässiger Lederjacke und mit einer unspektakulären Wollmütze gegen den frischen Fahrtwind. Wenn es noch einen Beweis für den ewigen Jungen im Manne bedürfe, wir drei Kerle und diese wenigen Sekunden eines männlich-magischen Moments genügen als Beleg ganz sicher.

Es wird ihnen nicht leicht gemachtDafür, dass solche Momente in unseren Innenstädten immer weniger werden, sind nicht allein nur die abnehmenden Zulassungszahlen so mancher Straßenlegende verantwortlich. Oldtimer erfüllen in fast

100 Prozent aller Fälle leider nicht die Anforderungen der strengen Abgasnormen. Teure Nachrüstungen mit Partikelfiltern und/oder Kata-lysatoren sind entweder technisch nicht möglich oder bedeuten – nach massivem Umbau – den Verlust der anerkannten Originalität. Irgendwie kommt mir das bekannt vor, auch ich habe so ein Nachrüstproblem mit einem allerdings eher wenig spektakulären Auto. Verdrängung, natürlich aber nur auf einem völlig anderem Niveau.

Oldtimer-ReservateDie Alternativen sind nicht übermäßig groß, dafür so unterschiedlich wie das Leben selbst. Für Berlin bedeutet dies: In der Innenstadt kann man sich z.B. in der „Classic Remise“ in gediegener Atmosphäre an kli-matisierten Glasboxen für die aufwendig restaurierten Prachtstücke die Nase platt drücken. Kein Tropfen Öl unter dem Gefährt, kein Flugdreck am Radkasten und nicht das leiseste Motorgeräusch. Der PS-Altersruhesitz.

Eine vollkommen andere Philosophie hat der Verein „Oldtimer-Garage Berlin-Brandenburg e.V.“. Stefan Pipo, Vorsitzender des Vereins, erklärt: „Wir sind kein elitärer Verein. Unsere Mitglieder kommen aus allen Schichten und sind aus allen Altersgruppen. Einige wenige erfreuen sich nur am Dabeisein und haben gar keinen Oldtimer bisher, andere hingegen haben ganze Fahrzeugsammlungen. Es gibt auch an einfachen Fahrzeugen immer wieder interessante Lösungskonzepte der jeweiligen Epoche zu entdecken und wir möchten auch deren Erhalt fördern.“

Morgan Threewheeler mit org. JAP-Motor

Quel

le: h

ttp:

//w

ww

.mtw

c.co

.uk

Page 9: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

9

Tite

lIn Zahlen ausgedrückt heißt das: Der Verein hat 84 Mitgliederm in deren Privatbesitz sich derzeit ca. 260 solcher Fahrzeuge befi n-den. Vereinsfahrzeuge sind z. B. eine Feuerwehr „Opel Blitz LF8“ aus dem Jahre 1970 und ein „Borgward“-Krankenwagen von 1954. Fast alle diese Fahrzeuge werden auch dem Wesen ihrer Erbauung nach bewegt. Nur, wo kann und darf man ein solches Vereinsleben ausleben? Dazu noch einmal Stefan Pipo: „Seit 2006 haben wir unser Vereinsgelände in Kleinziethen, am südlichen Stadtrand Berlins. Dort befi nden sich eine Ausstellungshalle und eine Restaurationshalle sowie ca. 5.000 m² Vereinsfl äche für Veranstaltungen. In der Werkstatt können die Mitglieder nach Herzenslust an ihren Fahrzeugen bauen.“

Geduld und SpuckeNatürlich hänge die Restaurationserfolge wesentlich vom Ausgangszu-stand, dem Zeitaufwand und nicht zuletzt dem fi nanziellen Aufkommen ab. Aber nach allgemeinem Tenor sind die Arbeiten in den meisten Fällen,

in zwei bis fünf Jahren abgeschlossen. Für mich kaum vorstellbar, denke ich nur an die Ersatzteilbeschaffung mancher ausgelaufener Modell-reihen der 1920er bis 1970er Jahre. Natürlich gibt es entsprechende Gebrauchtteilemärkte, Classic-Part Anbieter und mit entsprechender Ausdauer werden auch Beschaffungserfolge via Internet erzielt. Oft genug liegt die Lösung eines Problems aber auch nur noch im Teilenach-bau. Davon weiß auch Stefan Pipo ein Lied zu singen. Zu seinem Fuhrpark gehören ein Drehleiterwagen „Fire Enginer“ von 1959 und eine rote

„Corvette Stingray“ aus dem Jahr 1978. Auf meine Frage antwortend, nach seinem persönlichen Traumoldtimer erkenne ich dieses Blitzen in den Augen wieder. Jenes, des Jungen im Manne: „Ein Nascar aus der 1983er Rennserie.“

n Guido Fahrendholz

Tatra 603 Corvette Stingray Baujahr 1978

Drehleiterwagen „Fire Enginer“ Baujahr 1959

Bobby_Allison‘s 1983er NASCAR-Bolide

Quel

le: W

ikim

edia

<

<<

© S

tefa

n Pi

po©

Ste

fan

Pipo

Quel

le: a

cade

mic

.de

Page 10: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

10

Das „Technoversum“ kommt!Die Künstlerin Käthe Wenzel ließ die Visionen von Passanten zum Ausbau des Technikmuseums Gestalt annehmen und stellt diese nun aus

Ob Alt oder Jung, ob Reich oder Arm, kaum einer kann sich der Faszination des Deutschen

Technikmuseums wiederziehen. An diesem Ort, der selbst eine bewegte Geschichte hat, stand hier doch ehemals der Anhalter Güterbahnhof, erfahren Wissbegierige seit 30 Jahren alles darüber, wie Bilder in den Fernseher und Flugzeuge in die Luft gelangen. Nun steht seit 2007 eine zusätzliche Baufläche von über 25.000 Quadratmetern zur Verfügung. Bis zum Jahr 2015 plant man hier mit einem Budget von zehn Millionen Euro ein neues Museumsquartier, das „Technoversum“, zu errichten. Doch worum soll es sich dabei handeln? Was wünschen sich die Besucher konkret?

Wie stellen Sie sich das Museum der Zukunft vor?Genau an diesem Punkt, setzte die projektbegleitende Künstlerin Käthe Wenzel an, als sie im Sommer letzten Jahres einige Dutzend Passanten auf dem Gelände des Museums danach befragte, welche Ideen und Wünsche sie für ein Museum der Zukunft hätten.

Tite

lFo

tos:

Mar

cel N

akoi

nz

Käthe Wenzel vor ihrem Werk

Eine Brücke zum Museum der Zukunft

Page 11: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

11

Adresse der Ausstellung:Deutsches TechnikmuseumTrebbiner Str. 9, 10963 Berlin,Freigelände am Eingang Ladestraße (Zugang über Möckernstraße 26)

Dabei skizzierte Wenzel schon während dieser Gespräche erste Bilder und tastete sich so Schritt für Schritt näher an die Visionen der Befragten heran. „Dieses gemeinsame Ausar-beiten von Ideen, ist das Besondere an diesem Projekt, das mir sehr viel Freude gemacht hat“, sagt Wenzel, die bei den einzelnen Interviews immer wieder nachhackte und so die Skizzen mit immer mehr Details anfüllte. Später verfeinerte sie dann ihre Skizzen und kolo-rierte sie, bis schließlich die (mal mehr und mal weniger ernst gemeinten) Fantasien der Museumsgäste in farbenfrohe cartoonartigen Farbzeichnungen eingefangen waren.

Die Bilder sind bis Ende des Jahres in der Open-Air-Präsentation „Bilder von morgen“ auf dem Freigelände der Ladestraße im Technikmuseum ausgestellt, auf dem auch das neue Technoversum entstehen soll. Eröffnet wurde die Galerie am 19. März von Joseph Hoppe (Stellvertretender Direktor und Projektleiter Ladestraße), Svenja Gaube (stellvertretend für Iris Kühnberger, Leiterin im Bereich Bildung des Deutschen Technik-museums) und Frau Wenzel.

Visionen mit WirklichkeitspotenzialFür das zukünftige Hauptgebäude betritt man also konzeptionelles Neuland. Als wesent-licher Unterschied zu den bisherigen samm-lungsbezogenen Ausstellungen soll zukünftig ein themenbezogener Ansatz bestimmen. Im Zentrum stehen dabei sechs Foren, die sich der Beziehung zwischen Mensch und Technik widmen: Der Mensch - Der Weg - Der Markt - Das Netz - Das Haus - Der Speicher. Aber auch die Zugänglichkeit soll in den Ausstellungen des Neubaus eine große Rolle spielen: „Aus anderen Projekten wissen wir bereits, dass das was die meisten Besucher unter einem gelungenen Museumsbesuch verstehen, die Möglichkeit der aktiven Teilhabe an den Exponaten ist.

Die Leute wollen etwas selbst erleben, es selbst ausprobieren und so einen tieferen Einblick hinter die Kulissen gewinnen können. Das zeigen besonders illustrativ auch die Arbeiten von Frau Wenzel“, so Gaube. Ob allerdings eine Ausstellung über Kartof-felschälmesser, ein Autokino für Oldtimer, eine Seilbahn zwischen den Hauptgebäuden, inklusive gefluteten Außenbereichen, die sich nur mit Fähren erreichen lassen, ein Swim-mingpool auf dem Dach oder ein fliegendes Musik spielendes Fahrrad als Transportmittel im Museum am Ende wirklich realisiert werden, lässt sich natürlich bezweifeln. Einige Vor-schläge jedoch, weckten bereits das Interesse der Museumsleitung: „Die Seilbahn ist ein toller Vorschlag, den wir näher in Betracht ziehen“, so Hoppe.

n Marcel Nakoinz

Info:

Tite

l

Foto

s: M

arce

l Nak

oinz

Rakete zum Reinklettern

Käthe Wenzel präsentiert

von l. n. r. Käthe Wenzel, Joseph Hoppe, Svenja Gaube

Page 12: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

12

Die Ausstellung findet im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2013 noch bis zum 7. April statt.

8 www.demografische-chance.de/veranstaltungen/ausstellung-zukunft-leben.html

Tite

l Ein Besuch im NaturkundemuseumAn den Dinos vorbei in die Zukunft

Es ist immer wieder beeindruckend im Naturkundemuseum vor den Skeletten der Dinosaurier zu stehen. Diesmal war mein Anlass des Besuches aber nicht die Vergangenheit,

sondern die Zukunft. Um genauer zu sein, die Ausstellung „Zukunft Leben: Die demografische Chance“. Die Kuratoren der Ausstellung Spring und Lutz hatten sich vorgenommen

„Statistiken gewissermaßen zu inszenieren und so für oftmals abstrakte Daten eine möglichst verständliche Darstellungsform finden“.

Und so empfing mich gleich zu Beginn der Ausstellung eine begehbare Demografische Skulptur, die durch die Umrissformen der deutschen Bevölkerungspyramide von 1950 bis 2010 ent-steht und allein schon durch ihre Machart beeindruckt. Natürlich geht es hier nicht um das Ästhetische, sondern um historische Ereignisse, die durch reliefartige Jahrgangscheiben abgebildet wurden. Berücksichtigt wurden dabei die zwei Weltkriege, das Wirtschaftswunder und die Erfindung der Pille. Der Trend, dass wir immer länger leben und weniger Kinder bekommen wird ebenso sichtbar, wie die Tatsache, dass wir im Hinblick auf die Bevölkerungsgröße bereits heute unseren Zenit erreicht haben.

Vor diesem Hintergrund wird das Thema ‚Migration‘ unter der Überschrift „Kommen, Gehen, Bleiben“ vorgestellt. Vieles spricht dafür, dass Migration zunehmen wird. Die Volkswirtschaft will vor allem Hochqualifizierte. Der Einzelne hingegen will seine Chance, sein Können einsetzen und seine Lebensvorstellungen verwirklichen. Eine gute Migrationspolitik berücksichtigt beides. Installierte Monitore zeigen dazu einzelne Videos und geben Antworten auf Fragen wie „was begünstigt, was erschwert Einwanderung?“, oder „Braucht Deutschland Einwanderung?“. Jeder kann sich somit anregen lassen, selbst einmal nach eigenen Antworten zu suchen und Vorurteile abzubauen.

Im weiteren Verlauf meines Ausstellungsbesuches weckt eine Tafel mit der Überschrift „Produktivität und ältere Mitarbeiter“ mein Interesse. Gerade heute Morgen habe ich die Nachricht gehört, dass letztes Jahr fast jeder zweite Arbeitnehmer vorzeitig in Rente gegangen ist. Obwohl sich die Chancen Älterer auf dem Arbeitsmarkt durchaus verbessert haben und auch hier in der Ausstellung mit Daten belegt wird, dass Routine Jugend schlägt. Es wird gezeigt, wie die Erhöhung der Frauenerwerbsquote und die Steigerung der Lebensarbeitszeit schließlich der sinkenden Zahl an Erwerbspersonen entgegenwirken sollen. Dies erscheint plausibel, doch die aktuelle Situation lässt eher befürchten, dass im Zuge dieser Entwicklung auch die Altersarmut steigt. Mein eigener kritischer Blick auf die Vereinbarkeit von Kindererzie-hung und Berufstätigkeit lässt zusätzlich Zweifel aufkommen, ob die demografische Entwicklung wirklich neue Chancen bereithält.

An anderer Stelle wird hingegen das Altern als Errungenschaft begreifbar gemacht, zum Thema Lernen und Ausbilden – die ungleichen Chancen herausgebildet und der Hinweis auf die Forderungen der Wirtschaftsweisen 2009 noch einmal bekräf-tigt. Besonders anschaulich fand ich in diesen Zusammenhang die Darstellung von vier typischen Entwicklungsgeschichten. Authentische Bildungsverläufe, die Jutta Allmendinger in ihrem Buch „Schulaufgaben“ beschrieben hat. Auf den Stellwänden wurden in Form von Comic-Zeichnungen vier Protogonisten verglichen und gezeigt mit welchen Verhältnissen und Entschei-dungen sie als Kinder und ihre Eltern in jeweils unterschiedlichen Altersstufen zu tun haben. Die somit abgebildete Lebensrealität der vier unterschiedlichen Biografien hätte anschaulicher nicht sein können.

Bemerkenswert fand ich auch den ausgestellten Demografie-Stempel, der von Susanne Tatje, der ersten Demografiebeauftragten Deutschlands, erfunden wurde. Er soll bei Planungsvorhaben sicherstellen, dass die drei Aspekte „weniger, älter und bunter“ berücksichtigt werden. Klasse Idee.

Am Ende meines Ausstellungsbesuches kommen dennoch leichte Zweifel auf. Einerseits bin ich mir sicher, dass wir genug Wissen haben, um unsere Zukunft als Chance aufzufassen und sie entsprechend zu gestalten. Andererseits hat der Mensch ja auch die Fähigkeit wider besseres Wissens zu handeln und seine Chancen zu verspielen. Und während ich auf den Ausgang zusteuere, vorbei an den Dinos, frage ich mich, ob es da einen Zusammenhang zum Aussterben der Dinos gibt. Vielleicht kann ich ja bei meinem nächsten Besuch im Naturkunde-museum dieser Frage noch mal nachgehen.

n Andreas Peters

Info:

Blick in die AusstellungFoto

: And

reas

P.

Page 13: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

13

Tite

lFinanzielle Altersvorsorge und GenerationenvertragFalsches Denken und fehlerhaftes Geldsystem

Jeder verantwortungsvolle und im Erwerbsleben stehende Mensch denkt an seine Zukunftssiche-rung, d. h. an die Frage, wer für ihn sorgt, wenn

er altersbedingt selber dazu nicht mehr in der Lage sein wird. Zu diesem Problem hat sich die Menschheit ein finanzielles Vorsorge- oder Versicherungssystem ausgedacht, das weitgehend kontraproduktiv ist, also das Gegenteil von dem bewirkt, was es eigentlich bezwecken soll. Denn man macht die Rechnung ohne den Wirt, ohne die Natur und den natürlichen Lebensraum, von dem der Mensch nun einmal lebt und abhängig ist. Dabei ist die Lösung ganz einfach, sie liegt auf der Hand, wenn man sich einer unbefangenen und naturgemäßen Denkungsart befleißigt.

Die Ausgangsfrage muss ganz einfach lauten: Welches sind die Voraussetzungen dafür, dass Menschen im Alter auch ohne eigene Erwerbstätigkeit ihren Lebensunter-halt bestreiten können?

Antworten: 1. Es muss künftig noch eine Natur, d. h. ein Lebensraum, vorhanden sein, der die erforderlichen Güter hergibt. 2. Es muss in der sozialen Gruppe, die gemeinsam wirtschaftet (Volk), eine ausreichend große Zahl von Men-schen geben, die im aktiven Erwerbsleben stehen und auch gewillt und in der Lage sind, für die Alten mit zu arbeiten. – Die Frage der gerechten Verteilung ist zwar wichtig, aber nachrangig.

Daraus folgt ganz einfach und logisch: Die wahre Altersvorsorge muss bestehen einmal aus Umweltschutz und Naturerhaltung und zum anderen aus Erziehung, Ausbildung und Bildung der nächsten Generation. Was nutzt ein Rentenanspruch gegen eine staatliche oder private Versiche-rung, wenn man später für das Geld, die Rente, nichts kaufen kann, weil es nichts mehr gibt? – Politik und die im Volk verbreitete Ansicht zielen aber in eine andere Richtung.

Zu 1.: Sie reden den Bürgern ein und zwingen sie zum Teil durch Gesetz, in ihrer aktiven Erwerbszeit Überschüsse zu produzieren und in Form von Geld in eine Versicherung einzuzahlen, damit sie später aus den Erträgen des angesammelten Kapitals (Kapitaldeckungsprinzip) eine monatliche Rente bis an ihr Lebensende beziehen können. Denn das Geld soll ja nach offizieller Lesart wertstabil sein und „arbeiten“ können, d. h. Zinsen, Dividenden und andere Renditen, z. B. Spekulationsgewinne,

„verdienen“. Leser dieser Zeitung wissen, dass beides nicht richtig sein kann. Besonders anschaulich wird dies, wenn man sich in die graue Vorzeit versetzt, als es noch kein Geld gab: Der Bürger A will für sein hohes Alter vorsorgen und backt zu diesem Zweck zusätzlich 100 Brote, die er später zu gegebener Zeit verzehren will… Man erkennt sofort, das geht nicht. Die Natur spielt nicht mit. Die Brote verderben. – Dieses Problem meint man, mit Hilfe des Geldes lösen zu können, indem man die zusätzlichen 100 Brote verkauft und das erlöste Geld in eine Versicherung einzahlt. Aber auch hier kann das Geld logischerweise nicht wertstabil sein; ebenso wenig wie die zu Grunde liegende Ware, die 100 Brote. Wenn aber heute jemand Überschüsse für seine Altersvorsorge produziert, dann entnimmt er seinem Lebensraum mehr, als er gegenwärtig benötigt. Er belastet ihn über den aktuellen Bedarf hinaus und beschädigt und zerstört seine Lebensgrundlage, die er doch eigentlich schonen und erhalten sollte, um auch noch im Alter versorgt werden zu können! Die durch Kapital gedeckte Rentenversicherung ist also hochgradig kon-traproduktiv. - Die gesetzliche Rentenversicherung hingegen, also der Staat, arbeitet nach dem Umlageprinzip: Was gestern von den Aktiven eingezahlt wurde, wird morgen schon wieder an die Rentner ausgezahlt. Hier braucht das Geld nicht „zu arbeiten“, sondern es erfüllt seinen Zweck als Tauschmittel unmittelbar und richtig; es fließt, es läuft um.

Zu 2.: Erziehung, Ausbildung und Bildung liegen auch im Argen. Einzelheiten setze ich als bekannt voraus: Verbreitete Armut der Kinder, Abschieben der Säuglinge und Klein-kinder in Krippen und Kitas, kaputte Familien, wegen Geldmangel heruntergekommene Schulen, Überschussproduktion und dadurch Motivationsverlust (Null-Bock-Mentalität), Reizüberflutung durch TV- und PC-Spiele, Drogenkonsum, Verlust der moralischen Werte, ein Schulbetrieb, den man vielerorts nur als Horrortrip bezeichnen kann, usw. Von guter Ausbildung keine Spur. Wie sollen diese jungen Menschen von heute später den Generationenvertrag erfüllen und für die Alten mitarbeiten, wenn die heute aktive Generation ihrer Vertragspflicht der Erziehung und Aus-bildung nicht ordentlich nachkommt? - Der geforderte Import von ausländischen Arbeits-kräften kann offenkundig keine Lösung sein.

Der Kapitalismus und in seinem Gefolge ein geist- und gottloser Materialismus zerstören

nicht nur die materielle Umwelt, die Natur, sondern auch die moralische und geistige Basis, die gesellschaftlichen Werte. Warum sollte die junge Generation von heute für die vertragsbrüchigen Alten mit arbeiten? Und obendrein noch die von diesen in Deutschland angehäufte und schon durch Zinsen ständig wachsende Last von über zwei Billionen Euro Staatsschulden tragen?

Geld nutzt einem gar nichts, wenn die Natur keine Lebensmittel mehr hergibt und/oder wenn die dann im Erwerbsleben aktiven Menschen den Generationenvertrag nicht mehr erfüllen wollen. Auch Gold taugt nicht zum unmittelbaren Lebensunterhalt, was spätestens seit dem griechischen Sagenkönig Midas bekannt sein sollte (alles, was der berührte, wurde zu Gold; auch seine Speisen). Das hat sich aber leider noch nicht bis zu unserem Führungspersonal in Politik und Wirtschaft herumgesprochen. Eigentlich schade.

n Bernhardt

Quel

le: W

ikip

edia

Midas verwandelt seine Tochter versehentlich in Gold (Walter Crane, 1893)

Page 14: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

14

Tite

l

Liebe, Lust und Leidenschaft oder nur Frust über mangelnde Akzeptanz? Über die Partnerschaft zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren Mann

Neulich habe ich in der sat1-TV-Serie „Schicksale – und plötzlich ist alles anders“ eine fiktive Geschichte gesehen, in der es um eine Beziehung zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren Mann

ging. Da mein Leben genauso ist, ich bin mit einer älteren Frau verheira-tet, konnte ich einige Parallelen ziehen. So wie in der Fernsehgeschichte wurde auch meine Liebe von der Umwelt angefeindet. Da waren Fragen wie: Wie könnt ihr nur zusammenziehen? Wie könnt ihr euch denn nur in einander verlieben; sie ist doch viel älter als du? Bekommst du keine Frau in deinem Alter? Das wurde damals so schlimm, dass wir aus einer Stadt weg- und nach Berlin ziehen mussten. So ziemlich jeder, der uns kannte, wollte uns in unsere Beziehung reinreden.

Doch warum ist das so? Warum werden solche Beziehungen in unserer Gesellschaft oft so negativ gesehen? Warum denken wir, dass eine Beziehung immer so sein, dass der Mann älter als die Frau zu sein hat? Da unsere Familie gläubig ist, war eines der Hauptargumente, das wir immer wieder zu hören bekommen haben: Die Frau wurde doch nach dem Mann erschaffen (siehe Bibel altes Testament: 1. Mose 2, 18-24). Also muss der Mann älter sein als die Frau. Oder eine Bibelstelle aus dem neuen Testament: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn (Christus); denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib. Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.“ (Bibel: Epheser 5, 22-23). Aber eines haben diese Kritiker immer wieder vergessen. Dass Christus der Gemeinde dient. Also soll doch auch der Mann der Frau dienen.

Für mich ist die heutige Gleichberechtigung von Mann und Frau schon in der Bibel begründet und keine Erfindung der Neuzeit. Jeder soll dem anderen in Liebe begegnen. Doch leider findet dies keinen Widerhall in der Geschichte der Menschheit. Frauen werden immer wieder unter-drückt. Und diese Unterdrückung findet man auch in einer Beziehung. Jemand der jünger ist, lässt sich leichter unterdrücken, als jemand der älter ist. Oder hat es etwas mit der Beschützerrolle des Mannes zu tun? Eine Frau lässt sich doch viel lieber von einem älteren Mann beschützen

als von einem jüngeren Mann. Sie denkt, dass ein jüngerer Mann dazu nicht in der Lage ist.

Und wie ist es bei uns Männern? Schmücken wir uns denn nicht viel lieber mit einer jüngeren Frau. Und die Frau tut alles um dies immer wieder zu erreichen. Sie versucht durch Schminken und Schönheitsoperationen ihrem Alter ein Schnippchen zu schlagen. Die Frau dient bei manchen Männern als Statussymbol. Je jünger die Frau umso attraktiver der Mann. Doch hat das etwas mit Liebe zu tun? Ich denke nicht. Natürlich hat jeder Partner seine Rolle in einer Beziehung. Doch müssen diese Rollen immer die gleichen sein? Beide Partner sollen sich doch gegenseitig ergänzen. Zu einer guten Partnerschaft gehört auch ein gesundes Sexualleben.

Doch wie sieht es mit der Libido bei Mann und Frau aus? Professor Dr. Frank Sommer vom Hamburger Institut für Männergesundheit sagt dazu: „Ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Libido beim Mann, also das sexuelle Verlangen, sukzessive ab. Damit sind nicht sexuelle Probleme wie Erektionsstörungen gemeint, sondern es geht allein um die Lust. Grund dafür ist der fallende Testosteron-Wert. Das geht bei einem schneller, beim anderen langsamer.“

Und Dr. med. Britta Bürger, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sagt dazu: „Den Höhepunkt des sexuellen Lustempfindens erreichen Frauen häufig zwischen dem 30. und dem 35. Lebensjahr. Dieses Niveau bleibt auch noch nach den Wechseljahren erhalten. Obwohl die Statistik zeigt, dass die Frequenz des Geschlechtsverkehrs im Alter auch bei Frauen abnimmt, ist dies häufig auf das mangelnde Interesse des Partners zurückzuführen. Wahrscheinlich würde die Statistik etwas anders aussehen, wenn die Frauen jüngere Männer hätten.“

Liebe und Sexualität hört nicht mit zunehmendem Alter auf. Ganz im Gegenteil. Sie ist in jedem Alter reizvoll. Und Liebe kennt kein Alter. Das wichtigste ist das Herz, das für den Partner schlägt.

n Benjamin, verkauft den strassenfeger

Filmstill aus Ulrich Seidels Film „Liebe“

Quel

le: U

lric

h Se

idel

Page 15: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

15

„Rolling Stone – Bildgeschichte der Rockmusik“ -Band 1, Rowohlt 1979

„Elvis“ - Reihe CD – Books Pabel-Moewig KG, Rastatt 1994

Tite

lIt‘s only Rock ‘n‘ RollÜber Rock ‘n‘ Roll und den Generationenkonfl ikt

Die Gesellschaft war auf den Rock ‘n‘ Roll einfach nicht vorbereitet. Er spaltete die Gesellschaft und wirkte auf sie ein, brachte Konfl ikte – schürte vor allem den Generationenkonfl ikt, der mittels dieser

Musik ausgetragen wurde und hier und da durchaus auch eskalierte.

Vorher war die Musik so ein bisschen vor sich hingeplätschert. Der Jazz in Form des Swing dominierte die Musikszene. Vor allem der Jugend ging diese Musik gegen den Strich, und ihr schien alles zu brav und zu bieder, einfach zu angepasst. Die Jugendlichen suchten etwas, das sie packte und das ihr Ding sein konnte – sozusagen etwas Eigenes, weg von dem etablierten Jazzgedudel, etwas, bei dem sie sich austoben und ausdrücken konnten. Sie suchten Musik, mit der sie sich abgrenzen konnten, besonders von den Erwachsenen, mit der sie demonstrieren konnten, dass sie eigenständig und anders sein würden. Der Rock ‘n‘ Roll wurde das Ventil für eine ganze Generation von jungen Menschen.

Die Jugendlichen hatten vorher schon Probleme mit der für sie spießigen Gesellschaft. Die Angst, dass sie keinen Raum in ihr bekommen würden, in dem sie sich austoben und ausleben, sich wieder fi nden oder über-haupt erst fi nden konnten. Es brodelte schon, bevor der Rock ‘n‘ Roll in der Gesellschaft auftauchte.

Vorher war die schwarze Musik, der Blues und Gospel, über die Bevöl-kerung der USA hereingebrochen. Zuerst wurde diese Musik auch überwiegend von Schwarzen gehört, war regelrecht gettoisierte Musik, die bei der weißen Bevölkerung als unanständig galt. Es wurde gestöhnt und gejammert, bis zum geht nicht mehr und die Texte des Rhythm and Blues strotzen nur so vor sexuellen Anspielungen. Die Musik wurde vor allen von weißen Predigern und Discjockeys heftig angeprangert, als anzüglich und obszön bezeichnet und verurteilt. Immer mehr wurde sie dann auch vom weißen Publikum gehört. Spätestens 1955 wurde der Rock ‘n‘ Roll dann auch zum gesellschaftlichen Problem: Bill Haley betrat mit seinem „Rock Around The Clock“ die Szene. Der Film, für den er die Titelmusik darstellte („Saat der Gewalt“), zeigte eine Meute rebellierender Jugendlicher, die nur sehr schwer zu zähmen war, und löste tief gehende Diskussionen in der Gesellschaft aus.

Dann erschien der später als „King des Rock ‘n‘ Roll“ bezeichnete Mann die Szene: Elvis Presley! Er schien noch nicht einmal etwas Besonderes zu sein. Der egozentrische Jerry Lee Lewis besaß sicherlich eine größere musikalische Begabung und Chuck Berry sowie Carl Perkins galten als cleverer. Heute noch ist das Echo des Schocks über sein Auftreten deut-lich spürbar, obwohl in der Rückschau der damaligen Zeit ein Mann wie Elvis zwangsläufi g auftauchen musste. So viel Neues gibt es an diesem jungen Mann eigentlich nicht. Seine Entenschwanzfrisur hatte er von Filmstar Tony Curtis übernommen, und der gekränkte und widerspenstige Gesichtsausdruck stammte aus dem Film „Der Wilde“ und war bei Marlon Brando zu sehen. Auch die Art der Verletzlichkeit war war schon von James Dean in „Denn sie wissen nicht was sie tun“ verkörpert worden.

Trotzdem wurde Elvis von den Menschen damals als revolutionäre Kraft empfunden. Die Jugend hatte ihr Idol gefunden. Hysterische Schreikrämpfe und Ohnmachtsanfälle waren bei Presleys Auftritten vorprogrammiert. Im Buch „Elvis“, das in der Reihe „CD-Books“ bei „Pabel-Moewig“ erschien, wurde dies auf den Punkt gebracht: „Elvis trug keinen Smoking, und Scotty und die Jungs machten mehr Krach als das Dorsey-Orchester. Er war nicht altbacken, er war wild. Er klang nicht nur anders, er klang gefährlich. Beim Singen warf er die Lippen auf, strich mit den Fingern durch seine angefettete Mähne und zuckte am ganzen Leib. Das Publikum war baff.“

Die Erwachsenen lehnten Elvis ab. Das Hüftwackeln und seine gesamte Art, wie er sich auf der Bühne gab, wurden wegen angeblicher sexueller Andeutungen und rüden Benehmens verurteilt. Ihm wurde unterstellt, dass er die Jugend verderbe und zu Krawall und Rebellion anstifte und damit die Gesellschaft aus den Angeln heben würde. n Detlef Flister

Quellen:

Quel

le: h

ttp:

//w

ww

.silv

erdi

sc.c

omOL

auf

Seite

15

Page 16: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

16

art s

tras

senf

eger

Bilder von einer wunderbaren Brillanz

Karl Horst Hödicke bedeutet: gestalterische und intellektuelle Vielfalt in einer Person. Der am 21. Februar 1938 in Nürnberg

geborene und seit 1957 in Berlin lebende Maler, Bildhauer, Filmer, Objekt- und Wortkünstler, von seinen Meriten als Professor für Malerei an der HdK und der UdK (1974-2005) ganz zu schwei-gen, überrascht seit Anfang der 1960er Jahre die Kunstwelt mit Arbeiten, die unterschiedlicher nicht sein können. Sein Stilpluralismus, der manchmal als Stillosigkeit gedeutet wird, reicht von opulenten drei-, vier- und fünfteiligen Gemälden, die wie Altarbilder aussehen, doch profane und häufig rätselhafte Figuren dar-stellen, über Bronzeplastiken und die außerge-wöhnliche kinetische Skulptur „Kalter Fluss“ aus Bitumen, bis zu den menschenleeren und fast abstrakten Nachtstücken. Was den Künstler noch auszeichnet, ist seine wohltuende Neigung zur Ironie und Selbstironie. „Ich wollte die Malerei revolutionieren und aus der Sackgasse holen“, erklärt er allen Ernstes. „Woher die Motive auf meinen alten Bildern stammen, kann ich heute nicht mehr sagen. Es sind Szenen, die man auf den ersten Blick nicht versteht, vieles sieht nicht lustig aus. Was schön ist, ist die Klarheit der Farben. Nach 50 Jahren ist Weiß immer noch Weiß. Insofern bin ich ganz happy.“

Herrschaft über die Farbe Die chronologische Ausstellung von K. H. Hödicke mit dem sachlichen Titel „Malerei, Skulptur, Film“ in der Berlinischen Galerie ist beeindruckend: Sie zeigt einen unprätentiösen und unglaublich innovativen Künstler, der sich in keine Schublade stecken lässt. Obwohl er „Wegbereiter des Neoexpressionismus“,

„bedeutender Vertreter der Neuen Figuration“ und „Vater der Neuen Wilden“ genannt wird, fällt Hödicke vor allem dadurch auf, dass er von Anfang an einerseits immer gegen den Strom

(oder die Strömungen) schwimmt, andererseits kunstfremde Materialien benutzt, damit seine Kunst immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen kann. Dabei ist er ein pragmatischer Mensch und hat für alles eine einfache Erklärung: „Als ich merkte, dass ich mit Öl nicht malen kann, weil es klebt und zäh ist, habe ich mir meine eigenen Farben zusammengebastelt. Zum Glück war die Dispersionsfarbe bereits erfunden, und ich bin dabei auch geblieben. Ich schätze diese Farbe sehr, weil sie sehr flexibel ist, ich habe völlige Herrschaft über sie, ich kann sie dick machen, ich kann sie dünn machen, ich kann sie trans-parent machen, und sie hat den ganz großen Vorteil: Sie glänzt nicht, aber sie leuchtet.“

Banalität und Radikalität Die Ausstellung von K. H. Hödicke nimmt die ganze große Halle im Erdgeschoss der Berlinischen Galerie in Anspruch und ist in sieben Kapitel unterteilt: „Frühe Gemälde“, „Experimentelle Bilder“, „Architekturbilder“, „Der Künstler im Atelier“, „Notturnos“, „Kalter Fluss“ und „Filme“. Was beim Rundgang auffällt, ist die inhaltliche und gestalterische Bandbreite und Mehrdeutigkeit dieser auf den ersten Blick so einfachen Kunst. Sie bewegt sich zwischen Lust und Verstand, zwischen Überschwang und Askese, zwischen Banalität und Radikalität, zwischen Konzept und Experiment. Es ist keine Kunst der Gegensätze, sondern der Gemein-samkeiten, in der es, wie in der Wirklichkeit, keine nennenswerten Unterschiede zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit gibt. Was den Künstler antreibt, ihn ständig in Bewegung hält und vor der Routine eines Kunstproduzenten bewahrt, ist seine ungebrochene Beschäftigung damit, den Bildern auf den Grund zu gehen, also hinter ihre Fassade zu schauen. Es ist ziemlich egal, ob ein Bild mit Farbe gemalt oder, wie das von 1968, „geteert – gefedert“ ist, denn

Vom Berliner Kunstberlin wird der Berliner Künstler K. H. Hödicke nicht gerade verwöhnt: Seine letzte Einzelausstellung fand 1993 in der Orangerie im Schloss Charlottenburg statt. Aus Anlass seines 75. Geburtstages richtet ihm jetzt die Berlinische Galerie eine längst überfällige Werkschau aus.

K. H. Hödicke, Kunstgewerbemuseum (Stadtlandschaft), Ausschnitt, 1976

K. H. Hödicke, Der große Schlachter, 1963

Foto

: Her

man

n Ki

essl

ing,

© V

G BI

LD-K

UN

ST, B

onn

Sam

mlu

ng B

erlin

isch

e Ga

leri

e, B

erlin

Page 17: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

17

K. H. Hödicke, „Malerei, Skulptur, Film“ noch bis zum 27. Mai in der Berlinische Galerie Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur Alte Jakobstraße 124-128 , 10969 Berlin Öffnungszeiten Mi – Mo. 10 bis 18 Uhr Eintrittspreise 8/5 Euro Jeden ersten Montag im Monat 4 Euro Freier Eintritt bis 18 Jahre Katalog 29,90 Euro

8 www.berlinischegalerie.de

art s

tras

senf

eger

Bilder von einer wunderbaren Brillanz

dahinter verbirgt sich ein Keilrahmen mit einem Kreuz aus Leisten in der Mitte. Eine einfache Konstruktion, die, hätte man sie nicht mit Leinwand bespannt, sondern mit Scheiben versehen, als Fenster dienen könnte.

Vielschichtige Schaufenster Die Ausstellung von K. H. Hödicke in der Berli-nischen Galerie beginnt mit seinem vierteiligen Gemälde „Am Großen Fenster“ von 1963. Der Titel bezieht sich auf die gleichnamige Wasser-sportgemeinschaft und einen beliebten Bade-strand am Ende der Havelchaussee am Wannsee. Doch dieses frühe Bild scheint Programm zu sein: Was den Maler interessiert, ist seine unmittel-bare Umgebung, die offensichtlich vor seinem Fenster liegt. Daraus entsteht eine Kunst, die einerseits zum Greifen nah und aktuell ist, sich andererseits aus der Kunstgeschichte speist. Seine Arbeiten, vor allem die aus den 1960er und 1970er Jahren, nehmen einen Dialog mit den von ihm bewunderten Meistern: mit Max Beckmann, Marcel Duchamp, Ed Ruscha und Edward Hopper auf. 1964 entstand zum Beispiel die Serie „Passagen“ (eine Anspielung auf das

„Passagen-Werk“ von Walter Benjamin), deren drei Bilder („Passage I, II, III“) nun in der Berlinischen Galerie bewundert werden können.

„Es sind Bilder von einer wunderbaren Brillanz“, sagt Hödicke. Sie zeigen die „Vielschichtigkeit der Schaufenster. Wenn Sie davor stehen, sehen Sie eine Scheibe. Sie sehen sich darin. Sie sehen, was dahinter ausgestellt wird oder den Verkäufer. Diese Dreidimensionalität war für mich von Bedeutung, auch die Tatsache, dass sie nachts erleuchtet sind.“

Duchamps Geist Die gemalten Scheiben führten den „trainierten Tachisten“, der bis 1964 bei Fred Thieler an der Hochschule der Künste in West-Berlin Malerei studierte, zur beidseitig bemal-ten und collagierten „Kleinen Scheibe“, die eine „Krone der Schöpfung“ und sehr dadaistisch war. Sie wurde in der von Hödicke mitbegründeten Schöneberger Selbsthilfegalerie Großgörschen 35 ausgestellt, was nicht allen Künstlern gefiel, die sich dort 1964/1965 an einer Gruppenschau beteiligten. Daraufhin verließ er das Galerienkollektiv und vergaß das kritisierte Kunstwerk: Es galt bis vor kurzem als verschollen und fand sich, unmittelbar vor der Eröffnung seiner Ausstellung in der Berlinischen Galerie, bei einem Bekannten wieder, der es die ganze Zeit in seiner Wohnung aufbewahrt hat. Doch die „Krone der Schöpfung“ ist nicht das einzige aus Duchamps Geist geborene Werk. Eine ganze Reihe der

„Experimentellen Bilder“ vom Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre, darunter das Porträt eines Kammes „with hidden noise“ (mit versteckten Geräuschen), ein Scheibenwischer-Objekt sowie ein 30-teiliger „Europäischer Reise-koffer“ beziehen sich direkt auf das „Große Glas“, auf die Ready-mades und die „Boîte-en-Valise“ (Schachtel im Koffer) des berühmten Franzosen.

Gespenstisch und ironisch Der Rundgang durch die Ausstellung von K. H. Hödicke zeigt in aller Deutlichkeit, dass er ein großartiger urbaner Maler ist, der seine Motive vor, über und unter dem Fenster seines Ateliers findet. Bis 1975 befand es sich in der Großgörschener Straße 35, wo er den „Himmel über Schöneberg“ malte. Danach bezog er

den „Dessauer Turm“ in der Dessauer Straße in Kreuzberg, direkt an der Mauer und der riesigen Brache am Potsdamer Platz, einem streng bewachten und kalt beleuchteten Niemandsland mitten in der geteilten Stadt, das er seine „Wüste Gobi“ nannte. Es sind Nachtstücke, auf denen leerstehende Bauten, die für die deutsche Geschichte wichtig sowie mehr oder weniger anonyme Häuser zu sehen sind. Diese zum Teil gespenstischen, zum Teil ironischen Stadtlandschaften sind Meisterwerke der Malerei, die nur noch von den wunderbaren drei „Notturnos“ (1996, 1998, 2001) übertroffen

werden, wo magische Lichter (Irrlichter?) einer nächtlichen Berliner Großbaustelle flackern. „Gucken Sie sich diese Wilde Malerei an, deren Vater ich angeblich bin“, sagt K. H. Hödicke. „Wo ist hier was wild?“

n Urszula Usakowska-Wolff

Info:

Vom Berliner Kunstberlin wird der Berliner Künstler K. H. Hödicke nicht gerade verwöhnt: Seine letzte Einzelausstellung fand 1993 in der Orangerie im Schloss Charlottenburg statt. Aus Anlass seines 75. Geburtstages richtet ihm jetzt die Berlinische Galerie eine längst überfällige Werkschau aus.

K. H. Hödicke, Der Euroäische Reisekoffer, 1967/1976

Elvira und K. H. Hödicke vor dem Bild „Kriegsministerium, 1977

K. H. Hödicke, Kunstgewerbemuseum (Stadtlandschaft), Ausschnitt, 1976

© V

G Bi

ld-K

unst

, Bon

n 20

12 F

oto:

Kai

-Ann

ett B

ecke

r, Sa

mm

lung

Ber

linis

che

Gale

rie,

Ber

lin

© V

G Bi

ld-K

unst

, Bon

n 20

12, F

oto:

Kai

-Ann

ett B

ecke

r, Sa

mm

lung

Ber

linis

che

Gale

rie,

Ber

lin

Foto

: Urs

zula

Usa

kow

ska-

Wol

ff

Page 18: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

18

Bren

npun

ktLebensmöglichkeiten Weit entfernt von einer befriedigenden Zuwanderungspolitik: Die „Jahrestagung Illegalität“ beschäftigte sich in diesem Jahr mit europäischer Migration

Hintergrund:In der Umgangssprache werden mit dem Begriff „Illegale“ Menschen bezeichnet, die ohne gültigen Aufenthaltsstatus in Deutschland leben. Korrekterweise sollte man von „Illegalisierten“, „irregulären Migranten“ oder „Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere“ sprechen. Denn die Menschen selber sind ja nicht illegal, sondern ihr Aufenthalt in Deutschland stellt einen Gesetzes-bruch dar. Naturgemäß lässt sich die Anzahl der „Menschen im Schatten“ nur schwer erfassen. Wissenschaftler schätzen ihre Zahl für Deutschland auf zwischen 100.000 und 400.000, für Berlin auf circa 50.000.

Ursachen für ein Leben in der Illegalität kann zum Beispiel ein abgelehnter Asylantrag, eine abgelaufene Duldung, ein abgelaufenes Visum, eine nicht erneuerte Arbeitsgenehmigung oder der Verlust des Aufenthaltsrechts nach einer Scheidung sein.

Im Alltag gehen die meisten irregulären Migranten einer Arbeit nach, schicken ihre Kinder zur Schule, sind Teil der Gesellschaft. Gesundheitliche Versor-gung, Schulbesuche von Kindern und Schutz vor Arbeitsausbeutung sind die Bereiche, in denen in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen für sie erzielt wurden.

Wer bräuchte dringender Fürsprecher als die, die sich nicht selber vertreten können, weil sie im Verborgenen blei-

ben müssen? Diese Fürsprecherrolle übernimmt seit Jahren – auch - die Tagung Illegalität, die im März bereits zum 9. Mal stattfand. In die Katholische Akademie in Berlin kamen in hoher Anzahl Vertreter von Hilfsorganisationen, Gewerkschaften, aus Wissenschaft, Kirche und Politik. Auch ein ehemaliger Bundesminister saß als einfacher Teilnehmer in den Stuhl-reihen. Neben der Katholischen Akademie sind Veranstalter in jedem Jahr der Rat für Migration und das Katholische Forum ‚Leben in der Illegalität‘.

War in den letzten Jahren vorangig um das Drehen an kleinen Stellschrauben gerungen worden, drängte sich in diesem Jahr die grundsätzliche Frage nach Sinn und Unsinn des gegenwärtigen Status quo auf. Worte wie Sackgasse, Paradoxie, Widersprüchlichkeit, Schizophrenie fielen. Da wirbt Deutschland unter Hochdruck qualifizierte und hochqua-lifizierte Arbeitskräfte im Ausland an, um bestehende Lücken im Arbeitsmarkt zu füllen und verwehrt gleichzeitig Asylbewerbern die Möglichkeit zu arbeiten. Da sind zigtausende irreguläre Migranten im informellen Arbeits-sektor tätig, und kein zuständiger Politiker ist bereit, sie aus der Illegalität zu holen.

Für Schulen und Krankenhäuser besteht keine Übermittlungspflicht mehrImmerhin - das Ringen um gesetzliche Neu-regelungen habe in den vergangenen Jahren spürbare Verbesserungen für Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus gebracht, sagte Bischof Norbert Trelle in seinem Auftakt-vortrag. Schulen sind seit Ende 2011 nicht mehr dazu verpflichtet, Kinder ohne legalen Aufenthaltsstatus der Ausländerbehörde zu melden. Auch Krankenhäuser sind inzwischen von der Meldepflicht befreit; nach Notfall-behandlungen müssen personenbezogene Daten nicht mehr an das Sozialamt übermittelt werden. Allerdings, so Trelle, hapere es bislang deutlich an der Umsetzung in den Ländern.

Norbert Trelle ist Vorsitzender des Katholischen Forums ‚Leben in der Illegalität‘. Der Bischof stellte klar, dass das Forum nicht fordere, Zuwanderung nach Deutschland unbegrenzt zu ermöglichen. Ein Staat habe den legitimen Anspruch, Immigration in sein Land zu steuern. Die Herausforderung sei aber, „eine Balance zu finden zwischen Restriktion und den Rechten, die jedem, unabhängig von seinem Aufenthaltsstatus, zustehen.“ Das Völkerrecht kenne kein Recht auf Einwanderung, wohl aber die katholische Soziallehre. Diese spräche von der „Zugehörigkeit eines Menschen zur Menschheitsfamilie, unabhängig von der

Wer keine gültigen Aufenthaltspapiere hat, versucht ein möglichst unauffälliges Leben zu führen

Foto

: Jut

ta H

.

Page 19: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

19

Bren

npun

kt

Nation“. Staatenlenker haben demnach die Pflicht, Ankommende aufzunehmen und ihnen Lebensmöglichkeiten zu gewähren.

Europa gibt sich ein neues AsylsystemDie Europäische Union hat sich 1998 das erste Mal auf ein „Gemeinsames Europäisches Asylsystem“ verständigt. Dass in der Realität viele gesetzte Standards unterlaufen werden, weiß jeder, der in den Medien vom Umgang mit Flüchtlingen in griechischen Haftgefängnissen gehört hat. Ein verbessertes System soll jetzt her, das mehr „Harmonisierung“ bei Asyl und Zuwanderung zwischen den Mitgliedsstaaten schafft. Mit der Verabschiedung des neuen Asylpakets wird im April gerechnet. Petra

Bendel, Politikwissenschaftlerin an der Uni-versität Erlangen, unternahm in ihrem Vortrag eine Vorab-Bewertung des neuen Regelwerkes. Grundsätzlich sehe sie Verbesserungen, so Bendel, kritikwürdig sei aber der „Trilog“ zwi-schen Europäischem Parlament, Kommission und Rat, der zum Teil hinter verschlossenen Türen geführt werde. Das führe dazu, dass viele Nichtregierungsorganisationen in großer Distanz zur europäischen Politik verharrten und ihre Einflusschancen ungenügend wahr-nähmen.

Wie wenig wert zwischen den Mitgliedstaaten geltende gesetzliche Regelungen sein können, offenbarte sich im März 2011 an einer ent-

setzlichen Tragödie im Mittelmeer. Auf einem Flüchtlingsboot, das Lampedusa ansteuerte, überlebten während einer 15tägigen Irrfahrt neun von 72 Flüchtlingen. Bei ihren Nachfor-schungen, die die Niederländerin Tineke Strik im Rahmen der Tagung präsentierte, hatte sich herausgestellt, dass mehrere Schiffe und ein Hubschrauber damals in unmittelbare Nähe des Flüchtlingsbootes gekommen waren, und die Notsituation unverkennbar gewesen war. Die Küstenbehörden hatten zudem die genaue Positon des Bootes gekannt. Niemand war bereit zu helfen.

n Jutta H.

Hilfe verweigert2011 starben auf einem Flüchtlingsboot im Mittelmeer 63 Menschen. Dabei hatte es mehrere Gelegenheiten gegeben, die Menschen aus ihrer Notlage zu retten

Es ist die Zeit des sogenannten Arabischen Frühlings. In Libyen gehen regimetreue Truppen gegen die Zivilbevölkerung vor. Sich im Land aufhaltende subsaharische Flüchtlinge geraten zwischen die Fronten. Hunderttausende fliehen aus Libyen - über Land oder über Wasser. Am 19. März 2011 startet die NATO Luftschläge gegen Libyen.

1. Tag: Vermutlich am 26. März besteigt eine Gruppe subsaha-rischer Flüchtlinge (50 Männer, 20 Frauen, 2 Babys) in Tripolis ein kleines Boot. Ihr Proviant wird ihnen von den „Organisatoren“ der Fahrt weggenommen, damit weitere Personen im Boot Platz haben. Völlig überfüllt startet das Boot in Richtung Lampedusa.

2. Tag: Ein Unwetter zieht auf. Panik bricht aus auf dem Boot. Ein von den anderen „Captain“ genannter Ghanaer informiert über ein Satellitentelefon einen eritreischen Priester in Rom über die Notlage des Bootes. Dieser alarmiert die italienische Küstenwache, die die Position des Bootes bestimmt und eine Vielzahl von Notrufen absetzt.

3. Tag: Ein Militärhubschrauber erscheint und lässt Wasser-flaschen und Kekspackungen in das Boot hinab. Die Männer im Hubschrauber geben zu verstehen, dass sie zurückkommen werden. Der „Captain“ wirft das Satel-litentelefon und einen Kompass über Bord, um später nicht als Mitglied eines Schmugglernetzwerkes überführt zu werden.

FolgendeTage:

Der Hubschrauber kommt nicht zurück. Bei hohem Wellengang gehen mehrere Personen über Bord. Sie zu retten schlägt fehl. Später tauchen zwei Fischerboote auf. Auf einem italienischen werden die Netze eingeholt, und es fährt davon, als sich das Flüchtlingsboot nähert. Von einem tunesischen Fischer werden Hinweise bezüglich der Schiffsroute gegeben, weitere Hilfe leistet er nicht.

Etwa5./6. Tag:

Die ersten Menschen auf dem Boot sterben. Um den 10. Tag ist nur noch die Hälfte der Menschen im Boot am Leben.

Etwa 10. Tag:

Ein sehr großes Militärschiff mit Hubschraubern an Bord kommt so nahe an das Boot heran, dass die Flüchtlinge Männer in Uniform erkennen, die durch Ferngläser auf sie hinabsehen und Fotos von ihnen machen. Die Flüchtlinge rufen, winken, halten ein verstorbenes Baby hoch. Doch das Militärschiff entfernt sich wieder. Das Flüchtlingsboot driftet ohne Kraftstoff auf dem Meer.

15. Tag: Das Boot wird in Libyen an Land gespült. Elf Personen leben noch. Eine Frau stirbt unmittelbar nach der Lan-dung. Ein Mann stirbt einige Zeit später im Gefängnis, in dem die Überlebenden inhaftiert werden. Ärztliche Fürsorge wird ihnen nicht gewährt.

Diese chronologische Rekonstruktion der tödlichen Flüchtlings-fahrt ist dem Untersuchungsbericht „Lives lost in the Mediterra-nean Sea: Who is responsible?“ der Niederländerin Tineke Strik entnommen, der von der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Auftrag gegeben wurde und dessen Mitglied die Niederländerin ist.

Trotz etlicher Befragungen und Nachforschungen durch Strik ist bis heute die Identität von Hubschrauber und Militärschiff, die sich eine Zeit lang in unmittelbarer Nähe des Bootes befunden hatten, unklar.

Beim Versuch Europa zu erreichen, starben im Mittelmeer 2011 etwa 1.500 Menschen.

Flüchtlingsboot, das wahrscheinlich das beschriebene Boot ist. Aufnahme eines französischen Militärflugzeugs

vom 27.3.2011

Drei der Überlebenden wird bei einer späte-ren Befragung das Bild des Bootes gezeigt Qu

elle

n: R

adio

Nat

iona

l

Page 20: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

20

Aktu

ell

Wunststück!Ein neues Berliner Unternehmen verkauft automatisch Kunst

„Wunstkunst.“ prangt auf den Schachteln, wo sonst der Warnhinweis über die Gesundheitsschädlichkeit von Zigaretten zu sehen ist, fett schwarzumrandet auf weißem Grund. „Das Rechteck steht für die Verbin-dung der verschiedenen Kunstrichtungen und die Vernetzung der Clubs, Städte und Länder“, erklärt Marius Schäfer. Gemeinsam mit Christine Noll ist er Gründer und außerdem Artdirector von „Wunstkunst“, einem kleinen Unternehmen, das Ende letzten Jahres in Rummelsburg in Berlin-Lichtenberg gegründet wurde.

Aus bisher drei ausgedienten und entsprechend des Standortes umgestalteten Zigarettenauto-maten sind die Kunstüberraschungsschachteln erhältlich. So heißt der Automat im „Kater Holzig“ etwa „Miau-O-Mat“. Für fünf Euro gibt es Schachteln in fünf Farben, immer kreischneonbunt besprüht und lackiert. Denn das fehlte Marius bisher an den schon existierenden Automaten, aus denen man Kunst und Literatur ziehen kann: Coolness. „Im September letzten Jahres feierte ich im ‚Kater Holzig‘ und hatte eine Kunstschachtel aus einem Automaten am Ostkreuz dabei. Da kam mir die Idee, dass so etwas wunderbar in einen Club passen würde. Allerdings sollten das Äußere und der Inhalt cool sein, um das junge Publikum anzusprechen.“ Dass die Automaten vor allem in Clubs stehen, ist für die Macher das Alleinstellungsmerkmal von „Wunstkunst“. „Unsere Zielgruppe sind die 20- bis 45-Jährigen“, erläutert Marius

weiter. „Alltäglich zugängliche Automaten sowie Ausstellungen und Veranstaltungen sind für 2014 geplant.“ Einen Draußenautomaten gibt es bereits vor der Videothek „Madeleine und der Seemann“, ganz in der Nähe der „Wunstkunst“-Zentrale.

Ü-Ei für Erwachsene: Drin ist, was in istIn jeder Schachtel befinden sich gleich drei Dinge auf

einmal. Doch, das geht: etwas Künstlerisches, etwas Wünstlerisches, also in liebevoller Handarbeit Her-

gestelltes, und etwas fürs Herz, wie Literatur und Musik. Die Grenze zwischen Kunst und Handwerk,

zwischen Künstlern und angehenden solchen ist da fließend. Immerhin ist der Unterneh-mensname augenzwinkernd an einen Spruch angelehnt, der mit Karl Valentin in Verbindung gebracht wird: „Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst müsste es ja Wunst

heißen.“ Der Leitspruch von „Wunstkunst“ jedoch – du bist nur was du willst, nur was du

kannst – schmückt kreisförmig jede Schachtel und lädt zum Mitmachen ein.

Künstler stellen je zehn Motive zur Verfügung, von denen 250 Sammelkarten erstellt werden. In jeder Schachtel sind drei

Karten von drei Künstlern zu finden. „Für den Künstler liegt der Mehrwert darin, bald international bemerkt zu werden“, ist sich Marius sicher.

„Seine Internetpräsenz ist auf den Karten und auf unseren Seiten

Das sind ja gleich drei Dinge auf einmal!

Page 21: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

21

8 www.wunstkunst.de

Aktu

ell

vermerkt.“ Im Onlineshop wird es limitierte Nachdrucke zu kaufen geben und jeweils zum Jahresende kann man auf einer Ausstellung die Originale erwerben.

Ein besonderes Schmankerl – wie es Valentin ausgedrückt hätte – ist die „Wunstmukke“: Musikmixe von DJs und Produzenten der elek-tronischen Musik. Ab April wird jede Schachtel einen Downloadlink enthalten. Kooperationen mit Labels und Künstlern auch des Hip-Hops sind bereits anberaumt.

First we take Berlin, then we take Manhattan„Wir wollen international werden und über unsere Automaten das kreative Publikum zusammen-bringen“, sagt Marius zu den Expansionsplänen über Berlin hinaus. New York steht zwar nicht auf der Agenda, aber europaweit sind weitere Standorte in München, Hamburg, Zürich und Kopenhagen schon fest geplant. „Auf Festivals wie der ‚Fusion‘, ‚Plötzlich am Bodden‘ und dem ‚Helen Beach‘ werden wir mit Ständen vertreten sein.“

Alte Schachteln zu neuem GlanzBisher kauft „Wunstkunst“ alte Schachteln via Internet oder sammelt sie im Bekanntenkreis. Doch warum so kompliziert? Immerhin ist Berlin die Raucherstadt Nummer eins in Deutschland. Deshalb lobt man jetzt zehn Cent für eine intakte Schachtel aus, normale Größe, weder Soft- noch Bigpack. Wer also eine alte Schachtel zu Hause hat oder sammeln gehen möchte, kann diese an den Vertriebsstellen des strassenfeger abgeben und kassieren.

n Boris „Wünstler“ Nowack

Info:

Quel

le: B

oris

Now

ack

Foto

: And

reas

Dül

lick

©VG

Bild

-Kun

st

„Merlins Kiste“ im Ritter Butzke in KreuzbergDiese Kunst gibt es im Automaten von „Wunstkunst“

Draußenautomat vor der Videothek „Madeleine und der Seemann“

Page 22: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

22

Kult

urti

pps

Frühling„Berliner Staudenmarkt“

Winter ade! Eine wahre Frühling-spracht entfaltet der Berliner Staudenmarkt am 6. und 7. April 2013

im Botanischen Garten und eröffnet die Gartensaison 2013 mit Stauden, Gehölzen, Blumenzwiebeln und Sämereien. Über 80 der renommier-testen Staudengärtnereien und Baumschulen Deutschlands sind eingeladen, den Frühlingseinzug für den heimischen Garten, Balkon oder Fensterbrett mit vielen Raritäten, Neuzüchtungen und einer einzig-artigen Sortenvielfalt zu unterstüt-zen. Blaue Leberblümchen, weiße Alpenveilchen oder rosafarbene Lerchensporne setzen leuchtende Farbtupfer in den noch vom Winter gezeichneten Garten. Jonas Reif, Staudenexperte, Chefredakteur des Magazins „Gartenpraxis” und Autor des Foerster-Stauden Kompendiums diskutiert mit den Besuchern über das Thema „Blütengärten der Zukunft”. An beiden Markttagen 11-12 Uhr + 13-14 Uhr. Zur Stärkung während des Marktgangs werden lukullische Köstlichkeiten geboten: vom italienischen Espresso, feinen Torten, vor Ort gebackenem Brot, gegrilltem Wildfleisch bis zur leckeren Jahreszeiten-Suppe.

Zeit: Samstag + Sonntag, 6. + 7. April 2013, geöffnet von 9-18 UhrGarteneintritt: 6, erm. 3 €. Kinder bis 7 Jahre Eintritt frei.

Botanischer Garten und Bota-nisches Museum Berlin-Dahlem, ZE Freie Universität BerlinKönigin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin Eingänge: Königin-Luise-Platz (Bus 101, X83) und Unter den Eichen (Bus M48)

Tel.: 030-838-50100Info und Bildnachweis: www.berliner-staudenmarkt.de

Tiere„Frühlingsfit in Zoo & Tier-park“

Auch wenn das Wetter noch dagegen spricht, zumindest kalendarisch ist der Winter zu Ende und der Frühling hat begonnen. Das zeigt sich im Zoo & im Tierpark insbesondere an den zahlreichen Tiergeburten: Deshalb werden die Tiergärten jetzt „früh-lingsfit“ gemacht, bepflanzt und wieder mit den Bänken bestückt, um zum Verweilen einzuladen. Am 4. April wird gefragt: Warum

haben Hammerhaie so breite Nasen? Welcher Fisch kann auf Bäume klettern? Welches Tier wird nie erwachsen? Die „Rätseltouren“ starten im Zoo-Aquarium, Eingang Budapester Straße, um 14 Uhr 30 und dauern etwa 1,5 Stunden.

Kinder ab zehn Jahren können ohne die Begleitung Erwach-sener teilnehmen. Mitten im märchenhaften Ambiente des Schloss Friedrichsfelde werden die kleinen Tierparkbesucher am Sonntag, 7. April um 11 Uhr bei den Märchenstunden im Tierpark Berlin verzaubert und erleben die Tierwelt von einer ganz anderen Seite. Die Karten - vier Euro Aufpreis zur Eintrittskarte - gibt es im Vor-verkauf an der Aquariumskasse

Budapester Straße und direkt vor der Veranstaltung, solange der Vorrat reicht.

Zoologischer Garten Berlin AGHardenbergplatz 810787 BerlinTelefon: 030-254 01 - 0E-Mail: [email protected]: www.zoo-berlin.de

Foto: Andreas Düllick©VG Bild-Kunst

Theater„Piraten!“

Mit comicartigen Zeichnungen und schwarzem Humor bringt „Piraten! Piraten!“ die Kunst der Grafik auf die Bühne und erzählt Geschichten von Freibeutern und Pfennigfuchsern, von Gier und Gold. Die Idee zu diesem Abend wurde geboren in einer Küche, als zwei musizierten, einer um den Tisch sprang und ein vierter mit hoher Stimme sang, was keltisch oder englisch klang. Robert Louis Stevenson schuf „Die Schatzinsel“ und schrieb die Ballade „Der Pirat und der Apotheker!“. Übersetzt und neu illustriert von Henning Wagenbreth, entert diese am 13. April 2013 erstmals die Bühne des Theater o.N.. Zwei Jugendfreunde gehen verschiedene Lebenswege. Den einen zieht es hin zur frischen Brise des Meeres, den anderen lockt es in die staubige Apothekerstube. Wer von beiden ist der Pirat: der biedere Bürger oder das Rauhbein? Gesungen, getanzt, geschrien und geflüstert von Albrecht Hirche und Günther Lindner.

Premiere am 13. April 2013, 19 UhrAbendvorstellungen: 14. April, 26. Mai um 19 Uhr

Theater o.N.Kollwitzstraße 5310405 Berlin

Tickets kosten 10, ermäßigt 7,50 EuroReservierungen unter 030 - 440 92 14 oder [email protected]: www.theater-on.com/

Foto: Wikipedia

Musik„Südblock“

Von Premieren im Zeichen subver-siven Raunens über Raritäten des Skeptizismus bis zu buchstäblich glänzenden Abenden bietet der April im „Südblock“ einfach alles: Am 4. April ab 21 Uhr lädt Christi-ane Rösinger in ihre „Flittchenbar“ zur großen Gala der schönen Stimmen mit Lisa Bassenge und ihrer außergewöhnlichen Jazz -Blues-Chanson- Popstimme.

„Strawberry Kaeyk“ konnten hier bereits große Erfolge feiern und kommen endlich wieder einmal vorbei! Zum ersten Mal auf der Flittchenbühne Hedi Mohr – Gewin-ner_In des „Queerovision Contest 2011“. Auch beim berühmten Quiz „Erkennen Sie die Melodie“ wird im großen Fundus der schönen Stim-men gestöbert. Am 6. April gibt man sich aufsässig bei „her.story - special „female hiphop“. Live mit Lena Stoehrfaktor, begleitet von „Dj Noizy Neighbor“.

Am 13. April freut sich der Süd-block dagegen auf ungebremste Albernheit und ausufernde Fröhlichkeit bei den Queerblocks‘ GlitzAstunden. Mit der „GlitzAhit-parade“ sowie diversen Gästen, die für musikalische Mischungen aus den letzten Jahrzehnten und den Perlen und Juwelen der Gegenwart sorgen.

Südblock GmbHAdmiralstraße 1-210999 Berlin

Telefon: 030_609 418 [email protected]: www.suedblock.org

Foto: Wikipedia

Page 23: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

23

Kult

urti

pps

Zusammengestellt von Andi

Schicken Sie uns Ihre schrägen, skurrilen, famosen und preiswerten Veranstaltungstipps an:

[email protected]

Lesebühne „Unwiderruflich glücklich“

Lesebühne am 4. April um 20 Uhr im Roten Salon. In Erinnerungen leben Glück und Unglück immer weiter – im Alltag, in Träumen, Wünschen und auf dem wachsenden Berg von Lebenserfahrung. Verluste, neue Liebe, Erfolge, Pleiten, Krankheiten und Wunder spiegeln sich in den Geschichten von Glückspilzen und Talismännern. Die Autoren haben das Glück im Unglück gesucht, gesehen und beschrieben, was letzten Endes nichts anderes heißt als: Unwiderruflich glücklich! Es lesen Christoph Klimke, Mario Wirz und Andreas Seifert. Als Gast singt Jochen Kowalski, begleitet von Uwe Hilprecht am Klavier, Lieder von Tschaikowski und anderen Komponisten. Karten: 6 EUROTelefon: 030 – 240 65-777E-Mail: [email protected]

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz10178 Berlin / Linienstraße 227Info: www.volksbuehne-berlin.de

Foto: Andreas Düllick©VG Bild-Kunst

Benefizkonzert „I Am Jonny“

Jonny K. starb am 14.10.2012, als er einem wehrlosen Freund beschützen wollte. Am 7. April wäre Jonny K. 21 Jahre alt gewor-den. Dieser Tag soll auch in diesem Jahr gefeiert werden! Jonny’s Schwester Tina K. lädt gemeinsam mit dem „I Am Jonny e.V.“ zu einem unvergesslichen Abend ein - in Erinnerung an ihren Bruder und um ein Zeichen zu setzen: gegen Gewalt, für mehr Toleranz und für ein friedliches Miteinander.

Die große Schwester von Jonny K. hat jetzt den „I Am Jonny e.V.“ gegründet. Der Verein möchte durch Aufklärungsseminare, Berufsförderungsmaßnahmen und Workshops in Schulen zeigen, dass ein Miteinander kämpfen ein besserer Weg ist, als sich gegensei-tig zu bekämpfen. Die Erlöse des Konzertes kommen dem Verein zugute, um wirksame und nachhaltige Projekte für mehr Toleranz, Menschlich-keit, Zivilcourage, Respekt, Verständnis und Solidarität zu entwickeln.

Admiralspalast TheaterFriedrichstr. 10110117 Berlin

Termine: 07.04.2013 um 18 Uhr Tickets und Infos: 01805-2001 & an allen bekannten VVK-Stellen

www.admiralspalast.de/ www.eintrittskarten.deInfos zum Verein: www.iamjonny.de

Foto: Andreas Düllick©VG Bild-Kunst

KINORichard Wagner

Aus Anlass des 200. Geburtstages von Richard Wagner im Mai 2013 wird im Zeughauskino am

Deutschen Historischen Museum, Berlin, vom 25.4. bis 31.5.2013 ein umfassendes Filmprogramm gezeigt, das sich mit der Rezep-tion Richard Wagners im Bereich der Filmkunst beschäftigt. Die filmischen Bezugnahmen reichen von seriösen Bearbeitungen seiner Werke über experimentelle Weiterentwicklungen bis hin zu Ironisierungen und Einordnungen in einen popkulturellen Kontext. Regisseure wie Werner Herzog, Hans Jürgen Syberberg, Christoph Schlingensief oder Lars von Trier haben sich intensiv mit dem Mythos Wagner und mit Bayreuth

auseinandergesetzt. Beson-dere Programmhighlights sind die Eröffnungsveran-staltung mit der viragierten Fassung des Stummfilms Richard Wagner aus dem Jahr 1913, die live mit Gram-mophonmusik begleitet werden wird (25.4.), sowie ein Stummfilmprogramm mit vielfältiger musikalischer Untermalung durch Schel-lackplatten, Akkordeon, Klavier und Violine am 22. Mai.

Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum (Zeug-haus, Eingang Spreeseite)Unter den Linden 2

10117 BerlinTelefon: 030-20304-770Eintrittspreis: 5 €Info: www.zeughauskino.de

Foto: Wikipedia

Tanz„SURVIVING - Fragment 1“

Am 5. und 6. April um 22 Uhr zeigt die junge argentinische Choreographin Juliana Piquero im „Ballhaus Naunynstraße“ noch einmal den 1. Teil ihrer Bewe-gungsrecherche SURVIVING unter dem Titel „Everything is possible in this space in between“. Wie überleben wir prekäre Arbeits-bedingungen? Wie überlebte Juliana Piquero die argentinische Wirtschaftskrise von 2001? Wie werden wir deren derzeitiges europäisches Abbild überleben? In Piqueros tänzerischer Trilogie geht es ums Überleben, um die Frage von Leben und Tod, aber auch um den Drang, bestehende Grenzen und anerkannte Normen zu überschreiten. Kollaboration ist eine Möglichkeit, bestimmte Situationen zu überleben – eine

Dynamik, die es erlaubt, weiter-zugehen, während wir mit den Hindernissen spielen, die uns in den Weg gelegt sind. Einen Trailer dazu gibt es unter http://vimeo.com/50800416

Ballhaus NaunynstrasseNaunynstr. 2710997 Berlin

Online-Tickets: www.ballhausnau-nynstrasse.deReservierungen: 030-75453725Preis: 14, ermäßigt 8 EuroInfo: www.ballhausnaunynstrasse.de

Foto: Wikipedia

Page 24: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

24

Aktu

ell

„Komik ist immer das Resultat harter Arbeit. Wie bei Tänzern, es wirkt so leicht und ist so schwer.“

„Hai-Alarm am Müggelsee“ – der neue Film von Leander Haussmann & Sven Regener

„Friedrichshagen am schönen Müg-gelsee in Berlin hat ein Problem: Die abgebissene Hand des Bademeisters deutet darauf hin, dass ein Sicher-heitsrisiko im Wasser schwimmt. Es wird alles getan, um das Problem zu verdrängen, aber irgendwann ist Schluss mit lustig: Der Hai-Alarm wird ausgerufen! Ein teuflisches Gemisch aus Intrigen und Zorn, Liebe und Hass, Macht und Städtemarketing entwickelt einen Druck, unter dem der Kessel der Friedrichshagener Zivilisa-tion in einem Inferno des Wahnsinns zu explodieren droht...“ So steht es wortwörtlich im Pressetext von „Müggelfilm“, der Produktionsfirma, die die Macher des Films, Leander Haußmann und Sven Regener, eigens für dieses extravagante Projekt gegründet haben. Und – sie halten Wort.

Na klar erschließt sich diese köstliche Komödie nicht jeder Edelfeder des deutschen Feuilletons, die sich seit gefühlten 50 Jahren jeden Kinofilm umsonst anschauen und verreißen darf. Doch alle die, die Komödien mögen, die im Kino auch mal herzhaft lachen wollen, für die ist „Hai-Alarm“ mit Henry Hübchen, Michael Gwisdeck, Annika Kuhl und dem Rest der coolen Schauspieler-Gang ein echtes Schmankerl!

Snake Müller alias Uwe Dag Berlin ist einer dieser hinreißenden Prota-gonisten und gibt den „pensionierten“ Haijäger von Hawaii, der zum

Stand-up-Paddeln in die alte Heimat zurückkehrt ist. Andreas Düllick sprach mit Uwe Dag Berlin über Haußmann, Regener und den Rest der coolen Gang, über Haie, den Müggelsee und natürlich die deutsche Komödie.

Andreas Düllick: „Hai-Alarm im Müggelsee“, wie kommt man denn da drauf?Uwe- Dag Berlin: Die Idee hatte Sven Regener auf einer nie enden wollenden Straßenbahnfahrt nach Friedrichshagen, zu Leander. Die Geschichte entwickelte sich wohl dann zwischen den beiden weiter so dass, vielleicht sogar bei einem Glas Wein, die Ideenfetzen flogen. Das war der Anfang.

Die Arbeitsgruppe Hai-Alarm nach einer Sitzung (vorne Henry Hübchen, Tom Schilling, Annika Kuhl, Detlev Buck)

Snake Müller, gespielt von Uwe Dag Berlin, beobachtet den Hai aus der Luft

Quel

len:

© M

ügge

lfilm

Page 25: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

25

8 www.haialarm-derfilm.de/de/Der+Film/

Aktu

ell

A. D.: Leander Haußmanns unbändiger Drang zum Komödi-antischen ist ja bekannt. Habt Ihr das nun in dem Film mit dieser schrägen Mischung Haußmann/Regener und dem irren Schauspielensemble so richtig ausleben können?U.-D. B.: Irres Schauspielensemble? Ich hoffe doch, ich kann das nicht einschätzen. Ein Taucherzitat aus diesem Film ist „Manche sagen so und manche so“. Wenn es so wirkt, ist es ja lustig. Aber eigentlich sind ja alle im besten Sinne seriös. Fakt ist, wir haben natürlich großen Spaß gehabt, aber auch hart gearbeitet. Komik ist immer das Resultat harter Arbeit. Wie bei Tänzern, es wirkt so leicht und ist so schwer.

A. D.: Plaudere doch mal ein wenig aus dem Nähkästchen: Es gab sicher kein Drehbuch, es wurde nur gefeiert, aber nie geprobt, und die Dialoge habt Ihr ganz nebenbei auf Bierdeckeln notiert! Die Dreharbeiten waren eine einzige, nie endende Orgie?U.-D. B.: Ja und die Sonne schien immer und die Haie kamen nicht ran. Nein, im Gegenteil. Das Drehbuch war ja überhaupt der Anreiz für viele bei dem zunächst Lowlowbudget-Projekt mitzumachen. Wir empfanden es alle als ein gutes und gelungenes Stück Litera-tur. Ich hatte lange nicht mehr so gelacht wie beim ersten Lesen. Diese Heiterkeit hielt auch bis zum ersten gemeinsamen Treffen und Lesen vor. Damals, im Frühjahr 2012, war noch gar nicht so sicher ob der Film überhaupt gemacht werden kann und welche Schauspieler sich auf die Konditionen einlassen würden. Während des Drehs war Sven dann so streng, wenn es um den Text ging, dass kein Wort geändert, nichts hinzugenommen werden durfte.

A. D.: Deine Lieblingsszene im Film ist wahrscheinlich die, wo Du ganz romantisch am Lagerfeuer sitzt mit einer aufregenden Frau?U.-D. B.: Das ist tatsächlich die Lagerfeuerszene mit der Gitarre. Weil es ein Magic-Point aus meiner eigenen Jugend ist, die tiefe Stille und die Frage wie es jetzt mit dieser Frau weitergeht und wie man gleichzeitig seine Coolness bewahrt ... Das hat für mich einen großen Humor.

A. D.: Mal ’ne ganz intime Frage: Hattest Du Probleme mit der Nackt-szene, Anna Maria Hirsch ist ja als durchtriebene Stadtmarketingtante eine ganz schöne Feschmarie!?U.-D. B.: Nö. Das ist ja heutzutage eigentlich das kleinste Problem, das man beim Drehen hat. Ist ja Standard auf Bühnen und Leinwänden. Ob da jetzt Anna Maria, Annika oder der Hai gelegen hätte. Obwohl der Hai!?

A. D.: Leander und Sven haben sicher nicht nur als Regisseure bestimmt die ganze Zeit im Mittelpunkt gestanden und Euch komplett an die Wand gespielt mit ihren Auftritten als Polizistenduo etc.?U.-D. B.: Nein, gar nicht. Die beiden haben sich sehr zurück gehalten und während der Dreharbeiten immer großen Respekt für ihre Schauspieler gezeigt. Sie schienen froh, wenn ihre eigenen Auftritte von den Kollegen akzeptiert wurden. Wir waren alle eingeladen, Kritik zu üben, und es wurde tatsächlich auch mal was verändert.

A. D.: Einige Kritiker haben den Film total verrissen. Ein paar Bespiele: „…will trashig, subversiv und bissig sein: Doch der Film wirkt wie eine Frustaustreibung mit Freunden. …die größte Feier des freiwilligen Dilettantismus durch Profis seit Schlingensief. …Wegwerfhumor zum Gähnen“!? U.-D. B.: Schlingensief gilt heute als Klassiker. Die Suche nach einer anderen Sprache und Ästhetik als der gewohnten verunsichert und irritiert immer. Wie auch ein gelöster Umgang mit Humor. Was beispiels-weise in Großbritannien möglich ist, ist in Deutschland ein Wagnis. Viele andere halten den Film für sehr gelungen, weil sie begreifen, dass man der Wirklichkeit, die sich so gerne hinter gebügelten Bildern versteckt, eine andere Ästhetik entgegensetzen wollte. Wer von Dilettantismus redet, hat nicht genau hingeschaut und zugehört, sondern sich aus Angst vor Trash von vornherein Klischees hingegeben. Wir haben in dem Film alles offengelegt. Manch eine Figur hat drei oder vier unterschiedliche Ebenen. Aber statt bedeutungshuberisch daherzukommen, ist sie frei, komisch und anarchisch. Allein der Versuch war es für mich wert, aber Regie führten zwei andere.

A. D: Eine anderer Vorwurf lautet: Zu viele Insider-Witze im Film!U.-D. B.: Das sehe ich anders. Frank Castorf und Jürgen Flimm zum Beispiel. Für einen Zuschauer in Osnabrück sind das möglicherweise

zwei bürgerlich wirkende Herren, die beim Schnaps tagein tagaus über die Struktur eines Stadtteils debattieren. Insiderinfo ist, dass beide bedeutende Berliner Intendanten sind. Und geschätzte Kollegen, die sonst hinter der Bühne wirken und nun einmal mit uns zusammen auf der Leinwand gewürdigt werden. Aber was ändert dies an der Szene. Ob Müggel-, Maggel- oder Miggelsee, es gibt keine Insiderwitze, an denen man sich festhalten kann. Die Fantasie des Zuschauers entscheidet über Lachen oder Nichtlachen.

A. D.: Eine tolle Kritik bzw. ein sehr schräges Interview zu „Hai-Alarm am Müggelsee“ gab es bei Spiegel Online: Dort heißt es: „…herrlich alberne Komödie, mit der Sven Regener und Leander Haußmann ein neues Genre schaffen: den Alarm-Film.“ Klingt cool?!U.-D. B.: Ja, und man spart Geld. Man muss sich immer nur mit dem Alarm und nicht mit der Apocalypse beschäftigen, mit der Wirkung und nicht der Ursache.

A. D.: Was sagen denn die Friedrichshagener zu „Hai-Alarm“? U. D.-B.: Ich habe gehört, im Friedrichshagener Union (Kino) geht die Post ab, man steht Schlange, es gibt eine riesige Nachfrage. Die Friedrichshagener sind interessiert. Da kann Leander vielleicht mit der Ehrenbürgerschaft rechnen.

A. D.: Du hast ja fast in jedem Film von Leander Haußmann mitgespielt. Warum?U.-D. B.: Warum nicht?

A. D.: Wird es eine Fortsetzung von „Hai-Alarm“ geben? U.-D. B.: Angekündigt ist sie ja. Warten wir’s ab. Die Leute müssen es wollen. n

Info:

Quel

le: ©

Müg

gelfi

lm

Page 26: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

26

Spor

t

Eine Melange aus strategischem Mittelfeldspieler und torgefährlichem StürmerFilmfestival „11mm“ zeigt mit „Kuningas Litmanen“ eine tolle Dokumentation über Finnlands Fußball-Ikone, Jari Litmanen

Wien, 24. Mai 1995, im Ernst-Happel-Stadion. Noch fünf Minuten bis zum Ende des UEFA Champions League-Endspiels zwischen Ajax Amsterdam und dem AC Mailand. Nach einem gewonnenen

Dribbling im Mailänder Strafraum schiebt Patrick Kluivert den Ball vorbei an Torwart Sebastiano Rossi ins rechte untere Eck zum 1:0-Sieg für den holländischen Meister. Minuten später feiern rund 20 junge Männer mit ihrem Trainer Louis van Gaal völlig losgelöst den Champions League-Titel. Mit von der Partie ist auch die Nummer 10 von Ajax, der zu der Zeit vielleicht beste Spielmacher Europas, Jari Litmanen.

18 Jahre später und etliche Vereinsstationen weiter ist der ehemalige Weltklassespieler anlässlich der Deutschlandpremiere seiner Film-Biografie „Kuningas Litmanen – König Litmanen“ zu Gast auf dem „11mm“-Filmfestival in Berlin. Litmanen, der aus der finnischen Klein-stadt Lahti stammt, ist inzwischen 42 Jahre alt. Sein letztes offizielles Spiel bestritt er vor eineinhalb Jahren. Mit dem Fußball abgeschlossen hat der sympathische Finne aber immer noch nicht ganz. Er sei fit, antwortet er auf eine Publikumsfrage hinsichtlich eines möglichen Abschiedsspiels. Auf beeindruckende 137 Länderspiele für Suomi hat es Jari Litmanen gebracht. Und es wären noch mehr, wäre der Ballvirtuose aus dem hohen Norden nicht so oft verletzt gewesen.

Der Film „Kuningas Litmanen“ von Arto Koskinen beleuchtet die wich-tigsten Stationen der wechselvollen Karriere von Jari Litmanen und zeigt uns dabei ein sehr persönliches Porträt des finnischen Edelkickers. Das Filmteam reiste nach Lathi, Amsterdam, Liverpool und zu anderen Orten seiner sportlichen Laufbahn und trifft ehemalige Mitspieler, Trainer, Manager, Betreuer, Familie und Freunde. Darunter so illustere Spielerpersönlichkeiten Edwin van der Saar, Ronald De Boer, Xavi,

Carles Puyol oder Steven Gerrard. Und egal, wer etwas sagt, alle loben seine fußballerischen wie auch menschlichen Qualitäten. Fast liebevoll berichten sie über seine Extra-Schichten auf dem Trainingsplatz, von Saunagängen und von seinen x-mal reparierten Fußballschuhen. Aber auch, wie respektiert und beliebt Litmanen bei jungen Spielern war. Ein fairer Sportsmann, der in seiner gesamten Karriere nur eine rote Karte bekommen hat.

Seine größte sportliche Zeit hatte Jari Litmanen zweifellos zwischen 1992 und 1998 bei Ajax Amsterdam. Unter Trainer Louis van Gaal, seinem großen Förderer, gewann Litmanen mit einer der wohl besten Ajax-Mannschaften aller Zeiten neben der Champions League, vier nationale Meisterschaften, drei Pokalsiege und den Weltpokal 1995. Bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres 1995 wurde Litmanen, der von seiner Spielweise her eine Melange aus strategischem Mittelfeldspieler und torgefährlichem Stürmer verkörperte, Dritter. Einzig mit der finnischen Nationalmannschaft blieb ihm der sportliche Erfolg – sprich die Teil-nahme an einem großen Turnier – verwehrt.

Als 1999 die erfolgreiche Ajax-Mannschaft durch den Abgang wichtiger Leistungsträger auseinanderfällt, verschlägt es Litmanen zu zwei europäischen Top-Teams. Einem eher glücklosen Intermezzo beim FC Barcelona bis 2001 folgte ein erfolgreiches Jahr bei beim FC Liverpool, gekrönt mit dem Gewinn des UEFA-Cups 2001. An seine alten Leistungen aus Ajax Zeiten konnte Litmanen aber auf Grund seiner immer wieder auftretenden Verletzungen nicht mehr anknüpfen. Was bleibt, ist ein genialer Fußballer, dem mit dieser Dokumentation ein „filmisches Denkmal gesetzt worden ist (11mm)“.

n C. R.

Der finnische Fußballer Jari Litmanen

Fimstill „Jari Litmanen - the King“

Festivalkino „Babylon“

Quel

le: w

ww

.11-

mm

.de

Quel

le: w

ww

.11-

mm

.de

Foto

: Chr

isto

ph M

ews

Page 27: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

27

Spor

t

„The Lost World Cup“„11mm“ - ein neuer Zuschauerrekord, viele hochkarätige Gäste und hervorragende Filme

Ich habe Tränen gelacht im Sessel des „Babylon“. Und das bei einem Dokumentarfi lm über Fußball! Dabei kam „The Lost World Cup“ von den italienischen Filmemachern Lorenzo Garzella und

Filippo Marcelloni eigentlich völlig seriös rüber. Es geht um die Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 1942, die Graf Vladimir Otz, ein extravaganter und visionärer Mäzen, organisierte. Das Spannende daran: Bislang war mir und sicher auch allen anderen Fußball-fans völlig unbekannt, dass dieses Turnier tatsächlich in Patagonien (Argentinien) stattgefunden hat. Auch die FIFA hatte davon bislang keine Notiz genommen. So lag auch völlig im Dunkeln, wer denn damals Weltmeister geworden ist.

Die Geschichte beginnt mit der Entdeckung eines mysteriösen menschlichen Skeletts und einer Filmkamera bei Ausgrabungen an der Villa El Chocon in Patagonien, Argen-tinien. Es handelt sich um die sterblichen Überreste von Guillermo Sandrini. Sandrini war ein argentinischer Kameramann itali-enischer Abstammung. Wie die Nachforschungen des argentinischen Journalisten Sergio Levinsky ergeben, war er Hochzeitsfotograf und Hobbyerfi nder, der die Fußball WM 1942 in einer denkwürdigen und revolutionären Art fi lmen sollte. Was aber noch viel wichtiger ist: Die Filmrolle in Sandrinis Kamera verspricht, die Wahrheit über den Ausgang des Finalspiels der vergessenen WM ans Licht zu bringen.

Levinsky reist von Lateinamerika nach Europa, wo er das Archiv von „Cinecittà Luce“ aufsucht. Dort sichtet er die Filmsequenzen Sandrinis. Was er zu sehen bekommt, das ist vollkommen irre: Während Europa sich im Zweiten Weltkrieg befi ndet, kämpfen zwölf Teams um den „Jules Rimet Pokal“. Die Mannschaften bestehen aus einer Handvoll professioneller Fußballer und Emigranten aus aller Welt: Darunter sind Staudamm- und Minenarbeiter, Ingeneure, Goldsucher, Zirkusakrobaten, Exil-Revolutionäre, Nazisoldaten und Mapuche-Indianer. Sandrini fi lmt sämtliche Spiele des WM-Turniers. Und das mit den schrägsten Kamera-techniken und den verrücktesten Perspektiven. Einmal öffnet sich der Rasen, und die Kamera hält aus Nahdistanz auf die Beine der Fußballer. Ein anderes Mal fährt er in einem Holzkasten über das Spielfeld und macht Aufnahmen aus der Vogelperspektive.

Der Film ist irre, schräg, abgefahren. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Da gibt es z. B. die mysteriöse, bildschöne Frau des Grafen Otz. Sie ist eine emigrierte deutsche Jüdin, die noch dazu eine großartige Fotografi n ist. Irgendwie kommen da Erinnerungen an eine deutsche

Künstlerin namens Leni R. auf. Natürlich sorgt sie für Verwicklungen und Herzschmerz. An ihrer wahren Existenz lässt der Film keine Zweifel: Es gibt ja Tagebücher, und auch ihre Tochter in Deutschland wird zu ihr befragt. Überhaupt werden alle Fakten durch historische Fotos, Briefe, Tagebücher, die Levinsky in öffentlichen und Privatarchiven aufspürt, und diverse Interviews mit Fußballlegenden (Roberto Baggio, Osvaldo

Bayer, Titì Fernandez, Joao Havelange, Pierre Lanfranchi, Gary Lineker, Victor Hugo Morales, Darwin Pastorin, Peter Tramp, Jorge Valdano) belegt. Faszinierend.

Übrigens: Im Endspiel stehen sich Deutsch-land und das Team der Mapuche-Indianer gegenüber. Ein hartes Match, es geht hin und her. Wichtigste Protagonisten sind der deutsche Mittelstürmer, der Mapuche-Torwart und ein korrupter Schiedsrichter. Wie das Spiel ausgeht, werde ich hier nicht verraten. Irgendwann im Laufe des aufre-genden Filmabends kommen mir allerdings leichte Zweifel: Kann das alles wahr sein?

Fand diese Weltmeisterschaft mitten im Zweiten Weltkrieg tatsächlich statt oder ist der Film ein einzigartiger, großer Schwindel?

Preise, Preise, PreiseKlare Sache, dass die beiden Regisseure für ihren irrwitzigen Streifen den Publikumspreis „Die Goldene 11“ erhielten. Außerdem wurden die

„Besten Fußballfi lme aller Zeiten“ prämiert: Bester Fußball-Spielfi lm aller Zeiten wurde „Fimpen, der Knirps“ von Bo Widerberg (Schweden 1973). Zum besten Fußball-Dokumentarfi lm aller Zeiten wurde von der Jury Emir Kusturicas „Maradona par Kusturica“ (Spanien 2008) gewählt. Ein Novum gab es in der Kategorie „Bester aktueller Kurzfi lm zum Thema Fußball“: Erstmalig wurden zwei Preise vergeben: „The Whistle“ von Grzegorz Zariczny aus Polen und der deutsche Beitrag „Die Beschneidung“ von Arne Ahrens teilen sich die shortkicks-Trophäe. Zur Jury gehörten „11 Freunde“-Chef Phillip Köster, die Musiker Thees Ullmann und Nick Howard sowie die Fußball-Profi s Fabian Lustenberger (Hertha BSC) und Michael Parensen (Union Berlin).

Ein großes Kompliment an dieser Stelle den Machern von „11mm“: Was Birger Schmidt und seine fußballverrückten Mitstreiter_innen vom Verein „Brot und Spiele e.V.“ wieder auf die Beine gestellt haben, war einfach Klasse. Bleibt noch eine entscheidende Frage: Wann und wo können all die Fußballfans, die nicht zum „11m“-Festival da waren, den wunderbaren Film „The Lost World Cup“ sehen?

n Andreas Düllick

Filmstill aus „Lost World Cup 2“

Karte mit den Protagonisten

Quel

le: w

ww

.11-

mm

.de

ww

w.r

eggi

espi

zzic

hino

.com

Page 28: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

28

stra

ssen

fege

r unp

lugg

ed

Wenn ein Freund die Bühne betritt

Gesundet und mit neuem ElanZiemlich genau vor vier Monaten, am 16. November des vergangenen Jahres, war er schon einmal geplant, der Auftritt von Tino Eisbrenner bei strassenfeger unplugged. Doch erst zum vierten Mal in seiner langen über 30-jährigen Bühnenkarriere war Tino dazu gezwungen, einen Auftritt aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig abzusagen. Es gehört zu Tinos Wesen, dass auch eine Absage nicht einfach nur eine Absage ist, und so zitierte er nicht zufällig Bertolt Brecht.

„Ja mach nur einen Plan.Sei nur ein großes Licht.Und mach auch noch ’nen zweiten Plan.Geh’n tun ’se beide nicht.Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht anspruchslos genug.Doch sein höh’res Streben is’n schöner Zug.“Noch an diesem Tag schmiedeten wir gemeinsam den nächsten Plan. Ein neuer Termin wurde auserkoren, das Studio und die Crew neu gebucht, ein verändertes Konzept erarbeitet, die Träne im Knopfloch geparkt.

Niemals geht man so ganzWenn ein wenig Wehmut und doch auch ganz viel Vorfreude mit von der Partie sind, haben wir die ersten Zutaten für einen außergewöhnlichen Abend. Nach immerhin vier Jahren und über 30 Sendungen verab-schieden wir das Projekt strassenfeger unplugged gebührend. Viele der zurückliegenden musikalischen Gäste haben ihren Besuch zum letzten Vorhang schon angekündigt. Ein treues Stammpublikum wird diesen Abend und die Bühne, im wahrsten Sinne des Wortes einrahmen und dem Freund auf der Bühne lauschen.

Tino Eisbrenner wird am Freitag den 12. April 2013 ab 19 Uhr 30 mit seinem Programm die Reihe strassenfeger unplugged beschließen. Wie auch bei den zurückliegenden Aufzeichnungen öffnen wir die heiligen Studiohallen um 19 Uhr, und auch im letzten Akt ist der Eintritt für das geneigte Publikum wieder vollkommen frei. Was erwartet Sie an diesem Abend? In vollem Bewusstsein, einen journalistischen Fauxpas zu begehen, zitiere ich mich selbst:

‚Aber ganz ehrlich, ich weiß nicht genau, was Sie erwarten wird. Mit Sicher-heit wird er singen und musizieren, er wird erzählen und eventuell auch lesen. Er wird machen, was er am besten kann, er wird sie auf vielseitige Art unterhalten.‘

Mal ehrlich, schon damals vor etwa vier Monaten, konnte ich es einfach nicht besser formulieren.

n Guido Fahrendholz

Tino Eisbrenner, der letzte musikalische Gast bei strassenfeger unplugged

Tino Eisbrenner

Quel

le: s

andr

a be

rgem

ann

phot

ogra

phie

Page 29: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

Rechtsanwältin Simone Krauskopf

im Kaffee Bankrott bei mob e.V.Prenzlauer Allee 87, 10405 Berlin

Jeden Montag von 11 bis 15 Uhr

Bei Bedürftigkeit wird von der Rechtsanwältin ein Beratungsschein beantragt. Bitte entsprechende Nachweise mitbringen (z. B. ALG-II-Bescheid)!

Allgemeine Rechtsberatung

strassen|feger07/2013

29

Ratg

eberACHTUNG!

Für die Richtigkeit der Aussagen kann keine Garantie übernommen werden.

Mehr zu Alg II und Sozialhilfe

›› Der NEUE Leitfaden Alg II/Sozialhilfe von A-Z ›› istda!•StandJuni2011

Im Büro von mob e.V., Prenzlauer Allee 87 für 11,– Euro erhältlich oder zu bestellen bei: DVS, Schumanstr. 51, 60325 Frankfurt/M, Fax 069/74 01 69, www.dvs-buch.de, [email protected]

›› www.tacheles-sozialhilfe.de›› www.erwerbslosenforum.de

Mietenprobleme 3. TeilImmer wieder werden Betroffene von Kostensenkungsaufforderungen

wegen „unangemessener“ Miete vor zum Teil unlösbare Probleme gestellt. Insbesondere Ein- und Zwei-Personen-Haushalte haben

durch den Mangel an kleinen Mietwohnungen Probleme. Daran ändert auch die WAV, die seit 01.05.20012 Gültigkeit hat, absolut nichts. Wir sind im neunten Jahr von Hartz IV. Seit 2005 hat sich die angemessene Miete für die Mehrheit der 1-Personen-Haushalte (damals 360 Euro) um rund 20 - 40 Euro erhöht. Für Zwei-Personen-Haushalte von damals 444 Euro um rund 22 - 36 Euro. Auch wird nicht zwischen Innenstadt mit exorbitanten Mietsteigerungen und Randbezirken unterschieden. Einzelfallentscheidungen, die eine Kostensenkungsaufforderung überflüssig machen oder einschränken würden, werden von den Ämtern oft nicht getroffen.

Diese Einzelfallentscheidungen sind insbesondere bei Bedarfsgemein-schaften mit Kindern und hier besonders bei Alleinerziehenden nötig. Obwohl das Bundessozialgericht (BSG) in einem anderen Urteil verneint hat, dass Alleinerziehenden generell eine höhere Quadratmeterzahl oder eine höhere Miete zusteht, betont es immer wieder in seinen entsprechenden Entscheidungen die Pflicht zur Einzelfallentscheidung auch zur besonderen Situation Alleinerziehender.

In seinem Urteil (B 14 AS 13/12 R) verweist es auch auf das Grundgesetz Artikel 6 Satz 1 „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung.“ Dies schließt unter anderem ein, dass der Schulweg von Kindern nach einem Umzug etwa gleich weit sein müsste. Zu prüfen ist, ob Alleinerziehende auf eine besondere Infrastruktur angewiesen sind und/oder ob die Nachmittagsbetreuung schulpflichtiger Kinder am Wohnort gesichert ist und dies durch einen Umzug in andere Stadt- oder Ortsteile verloren gehen würde. Damit ist z. B. gemeint, dass Verwandte oder Bekannte in Wohnnähe oder Nachbarn die Eltern (z. B. bei Berufstätigkeit) oder die Alleinerziehenden unterstützen und die Betroffenen auf diese Hilfe angewiesen sind.

Dieselben Kriterien gelten auch für Kranke, Behinderte oder Pflege-bedürftige und ihre Angehörigen. Sie sind oft auf das soziale Umfeld ihrer Umgebung zur Unterstützung angewiesen, das mit einem Umzug überhaupt oder einem Umzug in andere Orts- oder Stadtteile verloren gehen würde.

Werden diese Prüfungen VOR der Kostensenkungsaufforderung durch-geführt, kann sich ergeben, dass diese unterbleiben kann, z. B. weil die Überschreitung nicht so erheblich ist. Die Prüfung kann aber auch ergeben, dass die Suche nach einer anderen Wohnung nur im näheren Umfeld erfolgen muss, so dass die soziale Infrastruktur erhalten werden kann oder der Schulweg sich nicht erheblich verlängert.

Im nächsten Schritt ist dann zu prüfen, ob im näheren Umfeld genügend freier Wohnraum zur angemessenen Miete zur Verfügung steht. Am Beispiel von Berlin kann das Problem sehr schön beschrieben werden. Der Senat von Berlin hat es nie für nötig gehalten, die großen Mietpreis-unterschiede der einzelnen Stadtbezirke in seinen Wohnverordungen zu beachten. Dass die Innenstadtbezirke bedeutend mehr Wohnungen mit sehr hohen Mieten haben, als die Außenbezirke, spielte für den Senat bei dem Einheitsbrei der Grundmiete für die ganze Stadt keine Rolle.

Mal abgesehen von der Tatsache, dass in ganz Berlin bezahlbarer Wohn-raum fehlt, haben Betroffene, die in manchen Außenbezirken wohnen, größere Chancen, dort eine Wohnung mit angemessener Miete zu finden, als Innenstadtbewohner. Wohnen Betroffene z. B. in Kreuzberg-Friedrichshain und für sie ist nach den oben genannten Besonderheiten nur ein Umzug innerhalb des näheren Wohnumfeldes möglich, kann das Jobcenter eine höhere Miete als angemessen anerkennen.

Voraussetzung dafür ist, dass Betroffene den Anhörungsbogen, der in der Regel vor der Kostensenkungsaufforderung zugeschickt wird, beantworten. Hier sollten ausführlich alle Gründe genannt werden, die gegen eine Kostensenkung sprechen. Wer keine besonderen Gründe vorbringen kann, muss den Fragebogen nicht beantworten. Dann folgt „automatisch“ eine Kostensenkungsaufforderung.

Im letzten Teil vergaß ich das Aktenzeichen des BSG-Urteils zu nennen; hiermit nachgeholt: B 14 AS 107/10 R vom 24.11.2011.

n Jette Stockfisch

Page 30: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

30

Mit

tend

rin

Prüs

tel au

f Se

ite 3

0

„Mach keine Dummheiten!“ hat meine Mutter immer zu mir gesagt. Sie hat die Dummheiten verboten. Sie wusste, dass man der Dummheit Grenzen setzen muss. Herr Rösler und seine FDP wissen das nicht. Sie haben die Bundesregierung genötigt, sich nicht dem NPD-Verbotsantrag des Bundesrats anzuschließen, weil sie der Meinung sind, dass man Dummheit nicht verbieten kann. Die NPD und ihre Gesinnungsgenossen machen aber keine Dummheiten. Sie begehen Straftaten oder bereiten ihnen den Weg. Rechtsradikale Straftaten nehmen erschreckend zu. Mord und Totschlag, Körperverletzung und Volksverhetzung gehen auf ihr Konto. Wer das als Dummheiten abtut, ist entweder selbst schrecklich dumm oder er spekuliert auf Wählerstimmen aus dem rechten Sumpf angesichts der drohenden Fünfprozenthürde.

Das wäre für die FDP nichts Neues. Wer alt genug ist, erinnert sich noch an den früheren FDP-Vorsitzenden Erich Mende, der stolz mit seinem Ritterkreuz posierte. Die FDP forderte 1951 die Freilassung „der sogenannten Kriegsverbrecher“. Der Versuch des Naumann-Kreises, die FDP mit alten Nazis zu unterwandern, fand erst ein Ende, als die britische Besatzungsmacht diesem Treiben mit Haftbefehlen ein Ende machte. 1990 nahm die FDP die NDPD der DDR in ihre Reihen, eine Partei, die von der SED-Führung als Auffangbecken für Nazisympathisanten gegründet wurde.

Grundsätzlich ist es zwar richtig, dass man Dummheit nicht verbieten kann, aber es ist sicher auch richtig, dass man Dummheit nicht wählen soll. Herr Rösler hat da einen wichtigen Tipp gegeben, den man am 22. September nicht vergessen sollte. Wenn dann am Abend die Stimmen ausgezählt sind, kann man sehen, wie viele kluge Nazis ihn unterstützen. Ich hoffe, es sind weniger als fünf Prozent.

Doch nun zu den guten Nachrichten. Wir haben jetzt in Berlin ein Music Board. Das klingt verdammt modern, bedeutet aber auch Großes. Der Senat will die Club-Kultur fördern und schützen und vor allem den Musikern, die dort für die anregenden Geräusche sorgen, Förderung angedeihen lassen. Das ist sicher für die jungen Leute eine erfreuliche Botschaft. Für uns Ältere ist das weniger wichtig.

Als ich mir das einfach interessehalber mal ansehen wollte, wie es in diesen Clubs so läuft, fragte mich der unvermeidliche Türsteher mitleidig: „Na, Opa, haste dir valoofen?“

Es ist gut, dass der Senat sich um die Clubs kümmert, die von ruhebe-sessenen Nachbarn bedroht werden, und auch die Nachwuchskünstler brauchen Räume, in denen sie ihre Musik einüben können, ohne auf Zimmerlautstärke achten zu müssen. Es gibt jedoch noch eine andere Berliner Institution, die vom Aussterben bedroht ist und deshalb der Unterstützung durch den Senat bedarf: die Eckkneipe.

Vor fünfzig Jahren prägten die Berliner Eckkneipen noch das Bild der Stadt. Nahezu jede Ecke hat ihre Kneipe, und wenn man eine verließ, konnte man die nächste schon sehen. Seit dreißig Jahren sind es immer weniger geworden. Teils fanden sich immer weniger junge

Leute, die den Job hinter der Theke mit einer 90-Stunden-Woche machen wollten, teils vertrieben immer höhere Mieten die Gastwirte, und Spielcasinos, Schnellim-bisse und Schleckerläden eroberten die Ecken. Man muss sich die Verluste mal vor Augen führen, die Berlin da erlitten hat.

Es gibt sie nicht mehr, diese freundlichen Menschen hinter der Theke, die Schorse, Inge, Kulle oder einfach nur Schwei-nebacke hießen und unaufgefordert regelmäßig die Luft aus den Gläsern drückten, mit wenigen Worten die kom-pliziertesten Diskussionen lenkten und

immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Freuden der Gäste hatten. Wer eine Eckkneipe besuchte, brauchte keinen psychosozialen Dienst der Bezirksverwaltung. In den angeregten Diskussionen wurden alle Probleme der Stadt gelöst, und zwar auf einfache und für jeden verständliche Weise. Was bedeutet da schon BER-Pleite oder Hartz4, das Schloss oder das Kampfradeln, BVG-Preiserhöhung oder Eastside?

Es wird höchste Zeit, dass der Senat ein Förderprogramm für Eckknei-pen aufl egt, es muss ja nicht „corner pub board“ heißen, Hauptsache das Bier fl ießt und die Ideen sprudeln. Wenn dann noch die Politiker sich zu Herzen nehmen, was da alles diskutiert wird, wird das ein Gewinn für die Stadt.KptnGraubär

Page 31: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

strassen|feger07/2013

31strassen|feger

Partner im

Mitglied im

Liebe Redaktion!Der strassenfeger freut sich über Leserbriefe. Wir behalten uns den Abdruck und die Kürzung von Briefen vor. Die abgedruckten Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der strassenfeger-Redaktion wieder.

Der strassenfeger ist Mitglied im Internationalen Netzwerk der Straßenzeitungen (INSP)

Les

erbr

iefe

& Im

pres

sum

Ihr interessiert Euch dafür, selbst mal einen Artikel zu schreiben, beim Radioprojekt mitzumachen oder Euch auch anderweitig an der Redaktionsarbeit zu beteiligen? Dann seid Ihr herzlich eingeladen zu unserer Redaktionssitzung, jeden Dienstag um 17 Uhr in der Prenzlauer Allee 87, 10405 Berlin. Weitere Infos: 030/ 4193 4591 Redaktion strassenfeger

Sehr geehrte Damen und Herren,

an dieser Stelle muss ich endlich mal zum Ausdruck bringen, dass der strassenfeger immer wieder eine interessante Lektüre bietet. Heft 5/13 steckt voller lesenswerter Artikel: Harald Hauswald, Plänterwald, Armutsmigration und Robert Conrad haben mich das Heft nicht wieder weglegen lassen.

Was mir aber immer wieder sauer aufstößt, ist die Formulierung „untere soziale Schichten“ (Seite 20). Ich würde dazu eher „untere fi nanzielle Schichten“ sagen. Meiner Meinung nach wird ein Mensch durch den Besitz von Geld nicht sozialer und durch den Nicht-Besitz auch nicht unsozialer.

Ansonsten: Weiter so!

Herzliche Grüße in die Hauptstadt!

Ihr treuer Leser Henri Wiegandt

Möbel, Haushaltsgeräte, Küchen, Hausrat, Wohndeko, Geschirr, Fernseh-, Audio-/Videogeräte, CDs, Schallplatten, Bücher, allerlei zum Stöbern, Nostalgisches und Kurioses

trödel|pointPrenzlauer Allee 87Telefon: 030 - 24 62 79 35Email: [email protected]

Montag bis Freitag: 8.00 Uhr — 18.00 Uhr

Die Bedürftigkeit muß unaufgefordert nachgewiesen werden!

Ringbahn

s Pren

zlau

er A

llee

Planetarium

Bezirks-amt

Tram

M2

www.strassenfeger.org

Andr

eas

Dülli

ck /

©VG

Bild

-Kun

st

ab 15. April 2013 Vorschau

Afi cionados

Wenn aus Leidenschaft Sucht wird

Jon Bon Jovi im Interview

Ausgabe 08/2013 „Leidenschaft“

Leidenschaftliche Union-Fans im Stadtderby mit Hertha BSC

ISSN 1437-1928

Herausgebermob – obdachlose machen mobil e.V.Prenzlauer Allee 87, 10405 BerlinTel.: 030 - 46 79 46 11Fax: 030 - 46 79 46 13E-Mail: [email protected]

Vorsitzende: Dr. Dan-Christian Ghattas, Lothar Markwardt, Andreas Düllick (V.i.S.d.P.)

Chefredakteur Andreas Düllick

Redaktionelle Mitarbeit Andreas Düllick, Laura F., Guido Fahrendholz, Mara Fischer, Detlef Flister, rwf, Bernhardt, Jutta H., Jan Markowsky, Christoph Mews, Marcel Nakoinz, Thomas N., Boris Nowack OL, Andreas P., Andreas Prüstel, Anne Juliane Wirth, Urzsula-Usakowska-Wolff, Manfred Wolff

Titelbild Montage: Ins Kromminga

Karikaturen Andreas Prüstel, OL

Satz und Layout Ins Kromminga

Belichtung & Druck Union Druckerei Berlin

Redaktionsschluss der Ausgabe 27.März 2013

Namentlich genannte Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es war nicht möglich, bei allen Bildern die Urhe-berrechte festzustellen. Betroffene melden sich bitte bei uns. Für unverlangt eingesandte Fotos, Manuskripte oder Illustrationen übernehmen wir keine Haftung.

Der strassenfeger ist offen für weitere Partner. Interessierte Projekte melden sich bei den Herausgebern.

RedaktionPrenzlauer Allee 87, 10405 BerlinTel.: 030 - 41 93 45 91E-Mail: [email protected]

Abo-Koordination & Anzeigenmob – obdachlose machen mobil e.V.Tel.: 030 - 41 93 45 91

Treffpunkt Kaffee Bankrott Prenzlauer Allee 87, 10405 BerlinTel.: 030 - 44 73 66 41Öffnungszeiten: Mo. – So. 8:00 – 20:00 UhrZeitungsverkauf: bis 20:00 UhrKüchenschluss: 19:00 Uhr

NotübernachtungPrenzlauer Allee 87, 10405 BerlinTel.: 030 - 41 93 45 93Öffnungszeiten: 17:00 – 8:00 UhrAnmeldung: 17:00 – 23:00 Uhr

Trödelpoint bei mob e.V.Prenzlauer Allee 87, 10405 Berlingegenüber dem S-Bahnhof Prenzlauer AlleeMo – Fr: 8:00 – 18:00 UhrTel.: 030 - 246 279 35E-Mail: [email protected]

Unsere Webseitewww.strassenfeger.org

Page 32: Jung und Alt - Ausgabe 7/2013 - strassenfeger

Vielen Dank für Ihre Spende! Bitte senden Sie den Coupon an: »Ein Dach über dem Kopf«, c/o mob e.V., Prenzlauer Allee 8710405 Berlin, Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ 100 205 00 Konto 328 38 - 01 Kennwort: »Ein Dach über dem Kopf«

Bitte schicken Sie mir eine Spendenbescheinigung zu. Einzugsermächtigung (Die Einzugsermächtigung gilt bis auf Widerruf)

Name, Vorname

Straße

PLZ, Ort

Bank

Konto-Nr.

Unterschrift

BLZ

Inhaber

EinmaligAuch Sie können mit 2 Euro pro Tag helfen!Buchen Sie einen Platz bei der Aktion »Ein Dach über dem Kopf«. Weniger als eine Schachtel Zigaretten kostet ein Platz für einen Menschen pro Tag!

Ja, ich möchte für eine Woche einem Menschen »Ein Dach über dem Kopf« ermöglichen und zahle 14 Euro. Ja, ich möchte für zwei Wochen einem Menschen »Ein Dach über dem Kopf« ermöglichen und zahle 28 Euro. Ja, ich möchte für einen Monat einem Menschen »Ein Dach über dem Kopf« ermöglichen und zahle 60 Euro.

PatenschaftGarantieren Sie einem Menschen »Ein Dach über dem Kopf«. Nur 2 Euro am Tag oder 60 Euro im Monat kostet ein Schlafplatz.

Ja, ich möchte einem Menschen dauerhaft »Ein Dach über dem Kopf« ermöglichen und zahle monatlich 60 Euro. Ja, ich möchte die Aktion »Ein Dach über dem Kopf« regelmäßig unterstützend begleiten und zahle monatlich Euro ( mindestens 3 Euro ).

Die Aktion »Ein Dach über dem Kopf« wurde von uns ins Leben gerufen, um Mitmenschen, die in Not und ohne Bleibe sind, wirksam helfen zu können. Damit wir diesen Menschen weiterhin helfen können, benötigen wir nach wie vor Ihre Hilfe und Unterstützung.

Ein Dach über

d

em Kopf Foto

: r. W

erne

r Fra

nke

Thomas N. verkauft den strassenfeger und benötigt auch Ihre Hilfe!