Juni 2012 Technische Sicherheit - Dräger€¦ · Der Touchscreen löst das Paradoxon, dass die...

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Juni 2012

Explosionsschutz

Explosionsschutz an Sprühtrocknungs-anlagen

Flansche

Anziehverfahren zur Flanschmontage

Immissionsschutz

Novelle der 17. BImSchV

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Messtechnik

42 Technische Sicherheit Bd. 2 (2012) Nr. 6 - Juni

Gasmesstechnik nach dem Stand der Technik Berücksichtigung auch von Arbeitsprozessen

Stefan Denker, Lübeck

Die Arbeitswelt befindet sich im Wan-del. Dieser erfasst auch das Anforde-rungsspektrum von Sicherheitsverant-wortlichen. Bleibt der Kern ihrer Auf-gaben – für maximale Sicherheit für Men-schen und Güter nach dem Stand der Technik zu sorgen – unberührt, so müs-sen sie nun verstärkt auch wirtschaftliche Belange berücksichtigen. Hinzu kommen veränderte Arbeitsprozesse. So setzen beispielsweise die chemische und petro-chemische Industrie vor allem bei der In-standhaltung ihrer Anlagen verstärkt auf Fremdfirmen, die bei Bedarf als in ihrer Zusammensetzung oft stetig wechselnde Teams angefordert werden. Das erhöht die Komplexität weiter.

Dräger verfolgt diese dynamische Ent-wicklung sehr genau und entwickelt in Ab-stimmung mit bestehenden und zukünfti-gen Kunden Antworten auf die Herausfor-derungen im Bereich „Gasmesstechnik“.

Modularer Aufbau Moderne Gasmesstechnik wird nicht

mehr als eine Ansammlung von Geräten gesehen. Vielmehr geht es heute darum, zusätzlich zur technischen Kompetenz

der zuverlässigen Messung explosiver so-wie toxischer Gase und Dämpfe die spe-zifischen Anforderungen von Kunden und deren Arbeitsprozesse besser zu ver-stehen. Die Produktentwicklung begann daher bei Dräger mit einer Kundenbefra-gung und auch während der Entwicklung wird laufend Kontakt mit den Kunden gehalten, um zu prüfen, ob man sich auf dem richtigen Weg befindet.

Dass dies bei der Station X-dock der Fall war, konnten Pilotkunden erfahren, die diese Teststation schon vor ihrem eigentlichen Verkaufsstart im Spätsommer ausprobieren konnten. Die X-dock ergänzt die mobile Gaswarntechnik von Dräger und ist für maximale Flexibilität sowie Ska-lierbarkeit ebenso modular aufgebaut wie diese. Angefangen von einer einzelnen Test-station bis hin zu vernetzten Test- und Kali-brierzentren in einem großen Werk kann das X-dock-System ausgelegt werden.

„Stand der Technik“ bietet Sicherheit Die Rolle einer solchen Teststation in

der Gasmesstechnik ergibt sich aus der DIN EN 60079-29-2 sowie den Merkblät-tern BGI 518 (T 023) für brennbare und

BGI 836 (T 021) für „toxische Gase/Dämpfe und Sauerstoff“ der BG Chemie. Mit gegenüber früheren Merkblättern ver-änderten Empfehlungen hinsichtlich Über-prüfung, Wartung und Kalibrierung sollen sie beispielsweise die Zuverlässigkeit der Geräte zur Überwachung von Grenz- und Alarmwerten erhöhen – und damit ins-gesamt die Sicherheit. Diese Merkblätter formulieren gleichzeitig den „Stand der Technik“, dessen Einhaltung nicht nur aus Sicht der Verantwortung für Menschen und Güter geboten ist, sondern zugleich fast immer eine Forderung der Versiche-rungen darstellt. Diese prüfen genau und ersetzen im Falle eines Falles dann gegebe-nenfalls nur Schäden, die trotz Einhaltung des Standes der Technik auftraten. Die Ein-haltung des Stands der Technik stellt somit ein zentrales Element im Aufgabenport -folio von Sicherheitsbeauftragten dar.

Die X-dock für Ein- und Mehrgas-messgeräte von Dräger bietet als modular aufgebautes System eine Überprüfung von bis zu zehn Gaswarngeräten gleich-zeitig mit Prüfgas innerhalb von nur rund 10 s bei zugleich minimalem Prüfgasver-brauch (Bild 1). Beträgt dessen Flow bei den meisten Bumpteststationen etwa 500 ml/min und ist etwa 20 s zu testen, so liegt er bei der X-dock bei nur 300 ml/min bei halbierter Testzeit (Durch-schnittswerte). Die unkomplizierte Be-dienung beschleunigt die Kalibrierung nochmals: Gerät einlegen, Klappe schlie-ßen, und der Test beginnt. Gesteuert wird er automatisch durch eine flexible Soft-ware. Alle Ergebnisse einschließlich Tests der Alarmelemente sowie das Auslesen der Exposi tionsberichte lassen sich über ein intuitiv bedienbares Touchpad wie bei einem Smartphone abrufen.

Für den Schutz vor explosionsfähigen und giftigen Gasen stellt die Industrie leistungsstarke und zuverlässige

mobile sowie stationäre Gasmesstechnik zur Verfügung. Dräger optimiert mit seiner neuen automatischen

Kalibrier- und Bumpteststation X-dock die gesamte Prozesskette rund um seine mobile Gasmesstechnik –

einschließlich Kalibrierung, Dokumentation und Auswertung. Dieser integrative Ansatz spart ebenso Zeit wie

Ressourcen und erhöht gleichzeitig Transparenz und Sicherheit.

Bild 1 Modularer Aufbau der Teststation X-dock.

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Messtechnik

Technische Sicherheit Bd. 2 (2012) Nr. 6 - Juni 43

Der Kunde entwickelt mit Auch bei der Software-Entwicklung

wurden die Kunden mit einbezogen. Zu-nächst wurde eine Softwareoberfläche entwickelt und daraus dann eine Anima-tion erstellt, mit der bei ausgewählten Kunden hinterfragt wurde, ob die Ober-fläche intuitiv ist. So wurde der größte Teil der Menüstrukturen und der Benut-zerführung erfolgreich getestet.

Der Touchscreen löst das Paradoxon, dass die Geräte immer leistungsfähiger und komplexer werden, zugleich aber einfacher zu bedienen sind. Die X-dock mit ihrem Touchpad kann völlig autonom arbeiten und den Test mit drei oder sechs Gaszylindern zuzüglich Frischluft steu-ern. Die gemessenen Daten können über einen LAN-Anschluss auch automatisch in das Firmennetz übertragen werden. Damit hat der Sicherheitsverantwortliche von seinem Arbeitsplatz aus jederzeit eine aktuelle Übersicht über den Status jeder Teststation und jedes einzelnen Geräts, denn auch eine laufende Inventur des Ge-samtbestands gehört zum Konzept. Das wiederum erleichtert die Übersicht bei wechselnden Arbeitsgruppen.

Internes Herzstück der X-dock ist ein neuartiges pneumatisches System, das auf Pumpen für die Gaszufuhr verzichtet. Lediglich für die Luftversorgung kann alternativ zu Druckluft auch Frischluft mittels einer Pumpe zugeführt werden. Eine parallele Begasung verschiedener Module mit Prüfgas und Luft ist unab-hängig voneinander möglich. Der Ventil-block in der Master-Station schaltet das jeweilige Prüfgas auch für die Module. Je-des von ihnen verwendet ein eigenes Ventil, um jederzeit unabhängig – und ohne Wartezeiten auf das Ende anderer Testvorgänge – auf Frischgas oder das je-weilige Prüfgas zurückzugreifen.

Vielfältige Möglichkeiten Eine Besonderheit ist die Messung und

Überwachung des Gasverbrauchs aus den Prüfgasflaschen. Ist das Normalvolu-men des Prüfgaszylinders bekannt, erhält der Anwender über das Display eine Nachricht, sobald das jeweilige Gas zur Neige geht. So kann rechtzeitig Prüfgas beschafft werden und die Einsatzbereit-schaft der Prüfstation bleibt gewährleis-tet. Zudem können Chargennummer und Verfallsdatum des Prüfgases eingegeben werden. Die X-Dock warnt bei Ablauf und verhindert so die Justierung mit ei-ner abgelaufenen Prüfflasche.

Für die Kontrolle und Dokumentation aller Daten – auch der im Datenspeicher

des Messgeräts festgehaltenen Exposition – ist der X-dock-Manager verantwortlich, eine Software, die sich auf einem beliebigen PC innerhalb des Netz-werks installieren lässt und ein mächtiges Werkzeug für Berichte und Übersichtsdia-gramme darstellt. Zusätzlich bietet der X-dock-Manager eine Dokumentation von Geräteausgabe und -rücknahme so-wie dadurch eine Zuordnung zwischen Geräten, Benutzergruppen und Einsatzor-ten. Aus dem Gesamtdatenbestand lassen sich des Weiteren alle gewünschten Infor-mationen herausfiltern und beispiels-weise als Mail verschicken. So lässt sich die Frage beantworten, wie hoch etwa die Exposition an Methan an einem bestimm-ten Ort oder über einen bestimmten Zeit-raum war. Auch der Flottenstatus, wie viele Geräte einsatzbereit und verfügbar und wie viele gerade in Benutzung sind, ist jederzeit als Übersicht anzeigbar.

Während der Testphase wurden von den Kunden weitere Ideen und Innova-tionen aufgebracht, die jetzt für weitere Updates geprüft werden. So „lebt“ das System. Mit der Hardware kann über Softwareupdates der Funktionsumfang regelmäßig erweitert werden.

Weitere Facetten der Gasmesstechnik Wenn auch die Funktionsweise der

Gaswarngeräte ähnlich ist, so unterschei-det man nach ihrer Anwendung statio-näre und mobile Gasmesstechnik. Letz-tere gehört oft zur Persönlichen Schutz-ausrüstung. Das mobile Gasmessgerät Dräger X-zone 5000 nimmt hinsichtlich seiner Anwendung eine Art Mittelstel-lung ein: die flexible Bereichsüber-wachung (Bild 2).

Das Gerät wird mit einem mobilen Gasmessgerät der Serie X-am 5000/5600 bestückt und sichert eine Gefahrenstelle im Umkreis von bis zu 10 m oder 75 m2

über bis zu 120 Stunden mit einer Akku-ladung. Durch eine automatische Vernet-zung von bis zu 25 X-zones kann dieser Bereich ausgeweitet werden. Die War-nung erfolgt sowohl akustisch mit un-überhörbaren 108 dB als auch optisch. Alarmverkettung und Mobilität sichern dem Bereichsüberwacher effiziente Ein-sätze nicht nur in klassischen Szenarien der chemischen und petrochemischen Industrie und des Bergbaus, z. B.: ● Absicherung bei einem Gefahrgut-unfall – havarierter Gefahrguttransport auf der Autobahn oder geborstene Gaslei-tung nach Baggerarbeiten. ● Sicherung der Durchfahrt durch Ex-Bereiche – etwa Straßen, die durch Öl- und Gasraffinerien führen. ● Sicherung von Großbaustellen vor je-weils unterschiedlichen Gefahrstoffen, die beim Schweißen, Schleifen sowie bei Maler- und Lackierarbeiten auftreten. ● Freimessung beengter Räume durch die optionale integrierte Pumpe, die Gas-atmosphäre aus bis zu 45 m Entfernung ansaugt und detektiert. ● Schutz vor den Wirkungen des Fun-kenflugs bei Schweißarbeiten (Heiß-arbeiten – Hot work), denn Schweiß-, Schneid- und Schleiffunken können brennbare Stoffe auch noch aus 10 m Entfernung entzünden. ● Überwachung „kalter Brandstellen“ auf toxische kalte Rauchgase wie CO, HCN oder Phosgen. TS 1395

Bild 2 Bereichsüber-

wachung mit dem

X-zone 5000.

Autor

Stefan Denker,

Drägerwerk AG, Lübeck.