Jutta Strauß Kreativ denken – leichter lernen · Mnemotechniken wird das Lernen aber...

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Bibliothek der Schulpraxis Jutta Strauß Kreativ denken – leichter lernen VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL · Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG Düsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten Europa-Nr.: 74267

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Bibliothek der Schulpraxis

Jutta Strauß

Kreativ denken – leichter lernen

VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL · Nourney, Vollmer GmbH & Co. KGDüsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten

Europa-Nr.: 74267

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Autorin:

Dipl.-Ing. Jutta Strauß Trechtingshausen

Verlagslektorat:

Dr. Astrid Grote-Wolff

Bildbearbeitung:

Wolgang Müller/Digital-Grafik, 61348 Bad Homburg

1. Auflage 2007

Druck 5 4 3 2 1

ISBN 978-3-8085-7426-3

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich gere-gelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

© 2007 by Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gruitenhttp://www.europa-lehrmittel.de

Umschlaggestaltung: Michael M. Kappenstein, 60594 Frankfurt a.M.Satz und Grafik: Doris Busch Grafikdesign, 40235 DüsseldorfDruck: Konrad Triltsch Print und digitale Medien GmbH, 97199 Ochsenfurt-Hohestadt

Das vorliegende Buch wurde auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln erstellt.

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VorwortSie müssen kein Genie sein, um Mnemotechniken beherrschen und einsetzen zu können. Sie müssen nur ein klares Ziel vor Augen haben, den Willen besitzen, dieses Ziel erreichen zu wollen, sowie über Lust und Neugierde verfügen, sich auf neue Wege und Methoden beim Lernen einzulassen.

Unter dem Begriff Mnemotechnik sind alle Merk- und Lerntechniken zusammengefasst. Diese koppeln bewusst den gleichzeitigen Einsatz beider Gehirnhälften. Die linke Hälfte des Gehirns ist der „rational“, logisch strukturiert denkende Teil. Die rechte Gehirnhälfte ist hingegen der „kreative“, gefühlsbetonte und fantasiereiche Teil (bei Rechtshändern, bei Linkshändern genau umgekehrt). Dieses Buch hilft Ihnen diese wunderbare Eigenschaft Ihres Gehirns und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten effektiv zu nutzen.

Das vorliegende Buch „Kreativ denken – leichter lernen. Lerntechniken an Beispielen aus der Metall- und Kfz-Technik“ richtet sich an alle Lernenden im gewerblich-technischen Bereich, die die Erstausbildung oder eine Weiterbildung absolvieren. Für Schüler und Studenten bietet es eine wertvolle Hilfe bei Klausuren und Prüfungsvorbereitung. Es eig-net sich auch für Lehrer, die sich für das Thema Mnemotechnik interessieren und die Grundlagen ihren Schülern vermitteln möchten. Da die Beispiele für den Lernstoff aus Prüfungsbüchern für Kraftfahrzeugtechnik, Metall- und Metallbautechnik entnommen sind, ergänzt dieses Buch das systematische Lernen dieses oder eines ähnlichen techni-schen Prüfungsstoffes.

Das Ziel dieses Buches ist es, dass Sie nach einer kurzen Erklärung der jeweiligen Lern-technik anhand einiger Beispiele, den Wunsch verspüren, möglichst rasch eigene prakti-sche Übungen anzuschließen. Das führt zu der notwendigen Lernmotivation, erhöht den Durchhaltewillen und stärkt das Selbstwertgefühl.

In fünf Kapiteln vermittelt dieses Buch die wichtigsten Mnemotechniken. Nach allgemei-nen Informationen zum Lernen werden die unterschiedlichen Lerntechniken vorgestellt. Sie gliedern sich in visuelle und auditive Techniken, sowie Mnemotechniken mit Kenn-buchstaben. Abgerundet wird das Buch durch die Technik des Mind Map®.

Die Arbeit des Lernens an sich kann Ihnen dieses Buch nicht abnehmen, sie bleibt nie-mandem erspart, der Erfolg haben will, sei es im beruflichen oder im privaten Bereich. Mit Mnemotechniken wird das Lernen aber abwechslungsreicher, unterhaltsamer und nach-haltiger. Arthur Pfeifer schrieb 1914 dazu in seinem Buch „Technik der geistigen Arbeit“ den Satz:

„Die Techniken des Lernens können den Weg zum Ziel abkürzen und angenehmer gestalten, aber beseitigen können sie ihn nicht.“

Für Anregungen und konstruktive Kritik unserer Leser, die zur Weiterentwicklung des Bu-ches beitragen, sind wir dankbar und wünschen den Lesern viel Erfolg beim Lernen.

Sommer 2007 Autorin und Verlag

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde ausschließlich die männliche Form verwendet. Dies be-deutet aber keine Meinungsäußerung zur Geschlechterrolle. Mind Map® ist ein eingetragenes Warenzeichen. Aus dem Fehlen einer Warenmarkenbezeichnung kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Vorwort

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Inhaltsverzeichnis1 Allgemeine Informationen zum Lernen ..................................................................... 5

1.1 Entwicklungsgeschichte der Mnemotechniken ........................................................... 7

1.2 Lerntypen ....................................................................................................................... 8

1.3. Lernrhythmus ............................................................................................................... 12

2 Visuelle Mnemotechniken ......................................................................................... 15

2.1 Assoziationssystem / Verknüpftechnik ........................................................................ 16

2.1.1 Assoziationsbilder ........................................................................................................ 17

2.1.2 Assoziationsgeschichten .............................................................................................. 22

2.2 Loci-Technik ................................................................................................................. 26

2.2.1 Körperliste .................................................................................................................... 28

2.2.2 Raumliste ...................................................................................................................... 31

2.2.3 Wegliste ........................................................................................................................ 36

2.2.4 Greifliste ....................................................................................................................... 38

2.3 ABC-Tafeln ................................................................................................................... 40

2.4 Zahl-Form-System ....................................................................................................... 42

2.5 Zahl-Assoziations-System ........................................................................................... 44

2.5 Uhrensystem ................................................................................................................ 46

3 Auditive Mnemotechniken ......................................................................................... 51

3.1 Reime ............................................................................................................................ 52

3.2 Merksprüche ................................................................................................................ 55

3.3 Zahl-Reim-System ....................................................................................................... 56

3.4 ABC-Klang-System ...................................................................................................... 58

4 Mnemotechniken mit Kennbuchstaben .................................................................... 61

4.1 Akronyme ..................................................................................................................... 62

4.2 Merksätze ..................................................................................................................... 64

4.3 Major-Code / ERKO-Codes ......................................................................................... 66

5 Mind Map® ................................................................................................................. 71

Literatur- und Sachwortverzeichnis ................................................................................. 79/80

Inhaltsverzeichnis

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1 Allgemeine Informationen zum LernenEs braucht natürlich nicht vieler Worte um zu verdeutlichen, dass verstehendes Lernen im-mer die beste Wissensanreicherung unseres Gehirns ist. Aber im Leben kann es manchmal vorkommen, dass etwas noch nicht ganz richtig Verstandenes gelernt und in Prüfungen gezielt wiedergeben werden muss. Die Lerntechniken helfen Informationen und Zusam-menhänge im Gedächtnis zu verankern und „auf dem Punkt genau“ abzurufen. Durch die Techniken geben Sie Ihrem Gehirn eine Möglichkeit gezielt den Lernstoff zu suchen.

Lerntechniken kommen einerseits dann zum Einsatz, wenn man sich etwas trotz mehrma-ligen Lernens nicht merken kann. Andererseits lässt sich mit Hilfe der Merktechniken aber auch schnell und fantasievoll neuer Lernstoff nachhaltig im Gedächtnis ablegen.

Es lässt sich nicht verallgemeinert sagen, diese Technik ist nur für jenen Lernstoff geeig-net, denn bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Sie werden selbst schnell feststellen, mit welcher Technik Sie am besten zu Recht kommen. Es heißt also nicht, welche Technik verwende ich für was, sondern welche Technik beherrsche ich so gut, dass ich sie schnell und effektiv einsetzen kann. Der Lernstoff bestimmt erst in zweiter Linie die anzuwenden-de Lerntechnik, z. B. wenn Arbeitsschritte in einer bestimmten Reihenfolge gelernt werden müssen. In diesem Fall ist eine Lerntechnik zu wählen, die eine Gliederung vorgibt und so dabei hilft, die Reihenfolge im Gedächtnis zu verankern.

Damit ein gestecktes Lernziel erreicht wird, benötigt man neben der richtigen Lerntechnik auch Konzentration, Motivation und Zeit.

Ein Beispiel für eine Lerntechnik ist die bekannte Eselsbrücke oder der Knoten im Taschen-tuch. Einfache „Handwerksgrundlagen“, wie ein geeigneter Arbeitsplatz, Arbeitsmaterial, Arbeitsplanung usw. sind für die erfolgreiche Anwendung jeder Lerntechnik hilfreich.

Lerntechnik verbessert und erleichtert nachhaltiges Lernen

Motivation und Konzentration sind eng miteinander verknüpft, ebenso wie die Glieder einer Kette. Wenn etwas uninteressant erscheint, verspürt man keine Motivation sich da-mit zu beschäftigen. Folglich ist man unkonzentriert, was wiederum einen schlechten Ler-nerfolg nach sich zieht. Ebenso verhält es sich im positiven Sinne: Ist man neugierig und gespannt auf etwas, hat man den Wunsch und damit auch die Motivation einen Zusam-menhang zu verstehen, dann ist man „voll bei der Sache“.

Lernerfolg

Allgemeine Informationen zum Lernen

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Motivation kann unterschiedliche Gründe haben:

• Wenn sich der Lernende für eine Sache oder einen Zusammenhang aus eigenem Antrieb heraus interessiert, spricht man von intrinsischer Motivation. Ein an Technik interes-sierter Mensch kann z. B. hoch motiviert sein, weil er sich für die Funktionsweise eines Motors interessiert und diese verstehen will. Er arbeitet sich mit Freude in das neue Wissensgebiet ein, ihn fasziniert jede Schraube und jedes Rädchen des Motors und aus diesem Grund lernt er gerne.

• Geht es dem Lernenden nicht um die Sache selbst, sondern um die Konsequenz seines Lernens oder Nichtlernens, spricht man von extrinsischer Motivation. Bei einer extrin-sischen Motivation steht der Lernende unter Druck. Er bemüht sich, einen Zusammen-hang zu erschließen. Eigentlich interessiert ihn das neue Wissensgebiet aber nicht, ihm fehlen Freude und Begeisterung für die eigentliche Sache. Entsprechend ist die Konzen-tration auch geringer als bei einer intrinsischen Motivation.

Intrinsische Motivation: Ich tue etwas um der Sache selber willen. Extrinsische Motivation: Ich tue etwas um der Konsequenz willen.

Die Konzentration des Lernenden kann durch fehlende oder extrinsische Motivation, aber auch durch Nervosität, Müdigkeit und ablenkende Gedanken oder Sorgen gestört sein. In diesem Fall spricht man von einer inneren Konzentrationsstörung.

Kann sich der Lernende nicht konzentrieren, weil ihn Umfeldeinflüsse am Lernort stören, es z. B. zu laut oder zu leise, zu warm oder zu kalt, zu hell oder zu dunkel oder auch einfach nur zu ungemütlich ist, liegt eine äußere Konzentrationsstörung vor.

Konzentration ist nur möglich, wenn alle störenden Reize ausgeschlossen werden.

Der Faktor Zeit spielt beim Lernen unterschiedliche Rollen:

• Es kostet Zeit, Neues zu erlernen und dieses intensiv ins Gedächtnis einzuspeichern (zu encodieren). Diese Zeitspanne ist sehr individuell. Manche Menschen lernen sehr schnell, andere benötigen mehr Zeit (Verhältnis 9:1), um einen Zusammenhang verste-hen und lernen zu können.

• Es kostet Zeit, das Erlernte zu wiederholen und dadurch nachhaltig im Gedächtnis zu verankern. Wenige Menschen erinnern sich an Dinge, die sie nur einmal gehört haben. Bei den meisten Lernenden prägen sich Zusammenhänge und Fakten erst nachhaltig ein, wenn sie diese immer und immer wieder gehört und konzentriert wiederholt haben.

Die individuelle Lernzeit kann mit Hilfe der in diesem Buch vermittelten Lerntechniken stark verkürzt werden. Zum Lernen gehört Übung, deshalb darf der Lernende trotz der besten Lerntechnik auf Wiederholungen nicht verzichten.

Die Zeit für die Wiederholungen des gelernten Stoffes ist für nachhaltiges Lernen unerläss-lich.

Die Motivation, die Konzentration, sowie die Bereitschaft Zeit zum Erlernen und zur Wie-derholung aufzubringen sind am höchsten, wenn sich der Lernende wirklich für einen Zusammenhang interessiert. Auch in diesem Buch geht es um Lernen: Speziell um das Lernen von Lerntechniken. Damit dieses Lernen leicht fällt, Freude macht und wirklichen Erfolg mit sich bringt, werden Beispiele aus den Bereichen der Metall- und Metallbau-technik sowie der Kraftfahrzeugtechnik gewählt, zu denen Sie, der Lernende, einen guten Zugang haben.

Allgemeine Informationen zum Lernen

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1.1 Entwicklungsgeschichte der MnemotechnikenDas Wort Mnemotechnik ist von dem griechischen Wort „mnêmon“, das bedeutet aufmerk-sam, abgeleitet und erinnert an die Mutter der neun griechischen Musen Mnemosyne, die Göttin des Gedächtnisses und der Erinnerung war.

Das Leben der Menschen ist untrennbar mit der Benutzung des Gedächtnisses verbunden. Diese Fähigkeit des Merkens entscheidet schon seit Menschengedenken unter Umstän-den über Tod oder Leben. Deshalb verbrachte die Menschheit schon immer viel Zeit und Energie damit wirkungsvolle Erinnerungsstrategien zu entwickeln.

Die ersten Gedächtnis-Stützen waren Markierungen an Felsen. Schließlich entwickelten sich in manchen Kulturen Gedächtnisstrategien, die auf Erzählungen, Liedern oder kurzen schriftlichen Notizen basierten.

Die alten Griechen erdachten erste Memorier-Systeme, die vorwiegend auf visuellen Vorstel-lungen beruhten. Sie erkannten, dass diese den Lernerfolg positiv beeinflussten (s. S. 16).

Die Römer verbesserten diese Merkmethoden und entwickelten daraus das „Loci-System“ (s. S. 26).

Doch alle diese Fertigkeiten gingen im Laufe der Zeit „verloren“. Erst im 17. Jahrhundert gewannen die Gedächtnistechniken (Mnemotechniken) wieder an Einfluss. Zur „Renais-sance des Denkens“ wurde von J. W. Goethe und W. Shakespeare aufgerufen.

In dieser Zeit wurde auch eine neue Gedächtnis-Methode entwickelt, das Major-System. Es war die erste Merktechnik bei der Zahlen durch Buchstaben ersetzen werden. Dies er-öffnete ganz neue Anwendungsmöglichkeiten(s. S. 66).

Erneut gab es über 300 Jahre keine bemerkenswerten Neuerungen im Bereich der Lern-techniken, bis in der Mitte des 20. Jahrhunderts T. Buzan die Mind Map entwickelte. In ihr spiegelt sich die Funktionsweise des Gehirns, das radiale Denken des Menschen wieder (s. S. 71).

Seit je her fordern Mnemotechniken Phantasie und ein gutes Vorstellungsvermögen. Das Geheimnis dieser Gedächtnistricks, das eigentlich keines ist, liegt in dem psychologischen Phänomen der Assoziation. Assoziation ist eine Verknüpfung von Vorstellungen, von de-nen die eine die andere hervorruft. A. Pfeifer formulierte:

„Das Bekannte ist gewissermaßen der Nagel im Bewusstsein, an dem wir das Unbekannte aufhängen.“

Entwicklungsgeschichte der Mnemotechniken

Entwicklungsgeschichte der Mnemotechniken

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1.2 LerntypenDie in diesem Buch dargestellten Mnemotechniken sind so strukturiert, dass Sie entspre-chend Ihrem Lerntyp Ihre bevorzugte Lernstrategie schnell finden können.

In der Fachliteratur werden verschiedene Einteilungen und Charakterisierungen beschrie-ben. Grundlegend werden folgende Lerntypen unterschieden:

• Visueller Typ: Dieser lernt am besten anhand von Bildern, durch Lesen und / oder durch Beobachten. Optische Hilfsmittel, wie eine Pinwand, die Verwendung von Farben so-wie gute räumliche Strukturen bei der Darstellung der zu lernenden Inhalte werden bevorzugt. Dem visuellen Lerntyp „fällt der Lernstoff ins Auge“, er „macht sich ein Bild davon“; er hat den „Durchblick“.

• Auditiver Typ: Dieser lernt am besten über das Ohr. Das heißt, die Sprache mit ihrer Rhythmik, ihrer Klangfarbe, ihrer Betonung und ihrer Lautstärke steht im Mittelpunkt beim Lernen. Dieser Lerntyp lernt, indem er sich den Lernstoff zu Gehör bringt. Er ver-lässt sich auf etwas „Gehörtes, was ihm zu Ohren gekommen ist“.

• Motorischer Typ: Dieser lernt am besten, wenn er sich in Bewegung befindet. Laufen beim Lernen, Zerlegen von Gegenständen in ihre Einzelteile, Zeichnen oder Nieder-schreiben, werden als Lernunterstützung favorisiert. Der motorische Lerntyp „bringt et-was in Bewegung“.

In der Tabelle sind die wichtigsten Details zu den Lerntypen zusammengefasst.

Lerntyp Merkmale Methodik

Visueller Typ Sie nehmen Infos am bes-ten über Bilder auf, d. h. Sie lesen und beobachten gerne. Der Lernstoff muss Ihnen ins Auge springen, Sie müssen sich ein Bild davon machen, Sie brau-chen den Durchblick.

Nutzen Sie diese Stärke, indem Sie zusätzlich zu den, in diesem Buch dargestellten Lerntechniken, alle anderen optischen Hilfsmittel heranziehen, z. B. Pinwand und Farbe, damit eine schwierige Formel wirklich sehenswert wird. Verschaffen Sie sich durch gutes räumliches Strukturieren Ihres Lernstoffes die Übersicht.

Auditiver Typ Ihre Sache sind Sprache und Klang. Auf etwas Gehörtes können Sie sich verlassen, es ist Ihnen zu Ohren gekommen.

Nutzen Sie diese Fähigkeit und unterstützen Sie die Lerntechniken, indem Sie den Lernstoff in lau-ten Selbstgesprächen einüben oder auf Kassette sprechen und so das Wissenswerte hörbar ma-chen.

Motorischer Typ

Am besten lernen Sie, wenn Sie etwas durch tä-tiges Handeln begreifen können, wenn Ihr Körper sich beim Lernen in Bewe-gung befindet.

Spezielle Lerntechniken für den motorischen Lern-typ gibt es nicht. Wenn Sie aber die beschriebenen Techniken, z. B. Sätze aus dem Bereich der Kenn-buchstaben, mit Taktschlagen und Umhergehen begleiten – denken Sie an das Wandeln der Mön-che im Kloster – so unterstützt dies Ihre Merkfä-higkeit. Versuchen Sie Werkstücke nachzubauen, sie zu zerlegen oder zu zeichnen, um sie so über „das Tun“ zu begreifen.

Im Folgenden finden Sie zwei Tests zur Bestimmung Ihres Lerntyps, die Sie mit und ohne Partner durchführen können.

Allgemeine Informationen zum Lernen

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9Lerntypen

Kurzer Lerntypentest mit PartnerDieser Test gliedert sich in drei Teile. Legen Sie sich Papier und Stift bereit.

Teil 1: Visuelle Wahrnehmung:

a) Ihr Partner bereitet Zettel mit den unten stehenden Wörtern und Bildern vor und zeigt Ihnen diese der Reihe nach immer für ca. 3 Sekunden. Lesen Sie die Wörter still und bewusst.

Wortliste:

Mond Pudel Glühbirne Becher Hut

Schloss Geige Traktor Noten Birne

Geschenk Telefon Flugzeug Salz Puzzle

b) Bearbeiten Sie die Zwischenaufgabe: Subtrahieren Sie von 99 immer abwechselnd 3 und 5, bis Sie bei 2 ankommen.

c) Schreiben Sie jetzt die gemerkten Begriffe der Liste in der richtigen Reihenfolge auf.

Teil 2: Auditive Wahrnehmung:

a) Die Wörter der folgenden Liste, die es zu merken gilt, liest Ihnen ein Partner laut und deutlich vor. Zwischen den Worten legt er eine Pause von 3 Sekunden ein.

Wortliste: Mühle –Telefon – Verein – Gebirge – Sonne – Taube – Sonntag – Flasche – Be-sen – Torte – Apfel – Koffer – Haus – Seife – Radio

b) Lösen Sie anschließend folgende Zwischenaufgabe: An welcher Stelle im Alphabet ste-hen die Buchstaben J, Q, D, U, K, P, F?

c) Schreiben Sie jetzt die gemerkten Begriffe in der richtigen Reihenfolge auf.

Teil 3: Motorische Wahrnehmung:

a) Bitten Sie den Partner Ihnen 15 Gegenstände aus Ihrem bekannten Umfeld zum Ertasten zu geben, natürlich mit geschlossenen Augen. Ihr Partner sollte sich die Gegenstände in der richtigen Reihenfolge aufschreiben. Nehmen Sie sich wieder für jeden Gegenstand ca. 3 Sekunden.

Mögliche Tastliste: Brot – Schraube – CD-ROM – Zange – Stempel – Uhr – Pflaster – Geldstück – Lineal – Tasse – Bleistift – Taschenlampe – Buch – Flügelmutter – Tube

b) Zwischenaufgabe: Wie häufig kommt der Buchstabe n in dem gesamten Text von Teil 3 vor?

c) Schreiben Sie jetzt die gemerkten Tastgegenstände in der richtigen Reihenfolge auf.

Auswertung:Jedes richtige Wort am richtigen Platz in der Reihenfolge ergibt 2 Punkte. Für jedes weitere richtige Wort, bei dem die Reihenfolge nicht stimmt, werten Sie 1 Punkt. Addieren Sie jetzt die Punkte innerhalb eines Testteiles und Sie erhalten eine Aussage über Ihren Lerntyp. Die erreichte Punktzahl in jedem Teil gibt, im Vergleich der Lerntypen, den bevorzugten Lerntyp an.

Beispiel: Ergibt Teil 1 acht Punkte, Teil 2 vier Punkte und Teil 3 fünf Punkte, so sind Sie eindeutig ein visueller Lerntyp. Ist die Verteilung: Teil 1 acht Punkte, Teil 2 vier Punkte und Teil 3 neun Punkte, so sind Sie ein visuell-motorischer Mischtyp.

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Kurzer Lerntypentest ohne Partner

Dieser Test beinhaltet Fragen zu verschiedenen Lernsituationen und Lernwegen.

Legen Sie sich Papier und Stift bereit.

Beantworten Sie nach kurzer Überlegung, ohne Zeitdruck, die folgenden Fragen und ver-geben Sie direkt zwischen 3 und 1 Punkten: 3 Punkte, wenn Sie der Meinung sind auf den beschriebenen Lernweg viel zu behalten; 2 Punkte für einiges. Nur 1 Punkt, wenn Sie sicher sind, dass dies nicht die für Sie günstigste Lernsituation oder der für Sie richtige Lernweg ist.

a) Ich skizziere mir zu Sachtexten gerne kleine Bilder oder eine Tabelle.

b) Ich komme mit mündlichen Erklärungen gut zurecht und kann sie mir gut merken.

c) Ich kaue gerne Kaugummi beim Lernen.

d) Ich lese gerne den Lernstoff in verschiedenen Lehrbüchern nach.

e) Ich kann mich gut an Radiobeiträge erinnern.

f) Ich betrachte gerne Ausstellungen zum Lehrinhalt.

g) Ich lerne leichter, wenn ich mich beim Lernen bewege und nicht steif auf einem Stuhl sitze.

h) Ich kann einem Vortrag zum Unterrichtsthema viel abgewinnen.

i) Ich erinnere mich gut an gezeigte Dias und Bilder zum Lernstoff.

j) Ich brauche absolute Ruhe zum Lernen.

k) Ich verstehe Zusammenhänge am besten, wenn sie in einer Zeichnungen dargestellt sind.

l) Ich sehe gerne themenbezogene Filme.

m) Ich kann mich gut an Dinge erinnern, bei denen ich Hand angelegt habe.

n) Ich lese mir selbst gerne laut vor.

o) Ich schreibe alles Wichtige auf Zettel.

Auswertung:

Zählen Sie nun die Punkte nach dem untenstehenden Schema zusammen:

Visueller Lerntyp: Punkte aus den Fragen d), f), i), k), l)

Auditiver Lerntyp: Punkte aus den Fragen b), e), h), j), n)

Motorischer Lerntyp: Punkte aus den Fragen a), c), g), m), o)

Auch hier gibt die erreichte Punktzahl in jedem Teil, im Vergleich der Lerntypen unterein-ander, den bevorzugten Lerntyp an.

Die meisten Menschen können sich keinem eindeutigen Lerntyp zuordnen, sondern sind Mischtypen. Sollten Sie keine eindeutigen Stärken haben, versuchen Sie erst recht gleich-zeitig mit dem Bearbeiten des Buches Ihre weniger ausgeprägte Lernseite zu fördern und auszubauen. Können Sie sich eindeutig einem Lerntyp zuordnen z. B. dem visuellen, so sollten Sie trotzdem den Mut haben Lerntechniken aus anderen Bereichen z. B. dem audi-tiven auszuprobieren und so Ihre Fähigkeiten zu erweitern.

Allgemeine Informationen zum Lernen

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11Lerntypen

Viele Menschen brauchen zusätzlich zum Lernen Aktivitäten, wie Schreiben, Strukturie-ren oder Experimentieren, damit sie den Lernstoff nachhaltig begreifen und im Gedächt-nis behalten. Daher ergibt sich die Forderung: Beim Lernen sollen möglichst viele unter-schiedliche Kanäle der Wahrnehmung, d. h. viele Sinne gleichzeitig, eingesetzt werden. Was im Gedächtnis hängen bleibt, wird Haftwert genannt. Das im Gedächtnis verankerte Wissen beträgt nach R. Spinola 70 %, wenn es durch Sehen und Hören begriffen sowie mit eigenen Worten formuliert wurde. Demgegenüber liegt der Haftwert dessen, was nur ge-hört wird, bei 20 %. Kommt zu den Lernaktivitäten noch eigenes verantwortliches Handeln hinzu, erhöht sich der Haftwert sogar auf 70 % bis 90 %. Der Zusammenhang zwischen Haftwert und Benutzung der verschiedenen Sinne beim Lernen ist in der Haftwertpyrami-de dargestellt.

Eine chinesische Weisheit von Konfuzius, ca. 500 v. Chr., lautet:

Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.

Überträgt man die Werte der Haftwertpyramide auf diese Weisheit von Konfuzius, bedeutet dies: „Was du mir sagst, das vergesse ich“ bezieht sich auf das Hören und entspricht 20 von 100 % Erinnerung an das Erlernte. „Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich“ deu-tet auf das Sehen hin und damit auf einen Haftwert von 30 %. „Was du mich tun lässt, das verstehe ich“ entspricht dem Sehen und Hören und Tun mit einem Haftwert für Gelerntes von 70 % bis 90 %.

Haftwertpyramide

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1.3 LernrhythmusDer Lernrhythmus ist geprägt durch den Rhythmus des Gedächtnisses. Dieser lässt sich in zwei Phasen einteilen:

• in den Rhythmus während des Lernens

• in den Rhythmus nach dem Lernen

1.3.1 Rhythmus während des LernensSchon 1993 formulierten Metzig und Schuster, dass Lernen mit Pausen effektiver ist. Pau-sen unterstützen den Lernprozess. In die Praxis übertragen bedeutet dies: Nach 30 bis 40 Minuten intensiven Lernens sollte eine Pause von 2 bis 5 Minuten zur Entspannung ein-gelegt werden. So bleiben die Leistungsspitzen des Gedächtnisses erhalten. Die Ursache für den positiven Effekt der Pausen besteht in der Arbeitsweise der beiden Gehirnhälften. Unbewusst wird der Lernstoff eine kurze Zeitspanne nach der Aufnahme sortiert und im Gedächtnis gespeichert. So verhindert die Pause einerseits eine allzu große Überlagerung des neu gelernten Stoffes, bevor dieser richtig in den Gehirnzellen abgespeichert wird. An-dererseits besteht ein weiterer Vorteil der Pause darin, dass beim Weiterlernen auf das neu gespeicherte Wissen als bereits bekanntes Wissensgut zurückgegriffen werden kann. Dies ist wichtig, da das Lernen erfolgreicher ist, wenn mehr Vorkenntnisse vorhanden sind.

Die Graphik zeigt den Zusammenhang zwischen dem Maß der Erinnerung und der Lern-zeit.

Allgemeine Informationen zum Lernen

Rhythmus während des Lernens

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1.3.2 Rhythmus nach dem LernenMit den Gesetzmäßigkeiten des Lernverhaltens nach dem Einspeichern neuer Informatio-nen haben sich seit geraumer Zeit bedeutende Lerntheoretiker befasst.

H. Ebbinghaus (1850-1909) betonte unter anderem immer wieder das „Lernen durch Wie-derholen“ und stellte die erste Graphik für das Tempo des Vergessens auf.

Als Fazit sind zwei Phänomene interessant:

• Das Maximum der Erinnerung wird erst einige Minuten nach Ablauf der Lernphase erreicht.• 80 % der Details einer neuen Information werden innerhalb eines Tages wieder vergessen.

Für den Lernenden bedeutet dies praktisch:

Wenn Sie sich ungefähr eine Stunde lang, mit kurzer Zwischenpause, erfolgreich neues Wissen angeeignet haben, liegt das Maximum der Erinnerung ungefähr 10 bis 15 Minu-ten nach Abschluss der Lernphase. Dieser Zeitpunkt ist genau der Richtige, um hier die erste Wiederholung zu platzieren. Das Ziel einer Wiederholung besteht darin, das Neuer-lernte im Gedächtnis einzuprägen, d. h. zu festigen. Die zweite Wiederholung sollte dann, wenn tageszeitmäßig möglich, nach zwei Stunden, spätestens nach einem Tag stattfinden, die nächsten nach einer Woche, nach einem Monat und spätestens wieder nach 6 Mona-ten. Je mehr Wiederholungen erfolgen, umso umfangreicher ist die Kenntnis in dem be-arbeiteten Wissensgebiet vorhanden und umso schneller ist sie abrufbar. Außerdem lässt sich das Wissen durch neue Informationen, die zu den Vorkenntnissen hinzugefügt werden können, schneller vermehren.

Aus dieser Erkenntnis vom „Rhythmus nach dem Lernen“ ergibt sich für den Lernenden die Forderung rechtzeitig vor Prüfungen mit dem Lernen zu beginnen. Nur so sind auch zahlreiche Wiederholungen des Prüfungsstoffes möglich.

Die erste Wiederholung sollte eine vollständige Revision sein, d. h. sie sollte den gesam-ten Lernstoff einschließlich der Merktechniken umfassen. Alle weiteren Wiederholungen dienen dazu Lücken zu schließen, wenn z. B. das Hintergrundwissen zu einem Begriff nicht mehr parat ist. Darüber hinaus können neue, in der Zwischenzeit aufgetauchte Fra-gen und Ergänzungen, mit dem Grundwissen und weiteren eigenen Aufzeichnungen zu-sammengeführt und abgeglichen werden.

Vermeiden Sie rein mechanische Wiederholungen und sinnloses „Herunterbeten“ des Lernstoffes. Wiederholungen müssen mit Aufmerksamkeit erfolgen, Sie müssen für das Gehirn den schon bekannten Lernstoff noch einmal interessant machen.

Dies erreichen Sie, indem Sie mit dem Lernstoff etwas herumexperimentieren, ihn z. B. mit einer anderen Mnemotechnik ausprobieren, andere Sinne der Wahrnehmung (siehe Lern-typen) ansprechen, den Lernstoff farbig in Bilder bringen oder jemandem das Gelernte erklären. Auch neue Sachinformationen zu lesen erweitert und festigt den Lernstoff, be-antworten noch ausstehende Fragen und dient gleichzeitig einer Wiederholung.

Allgemein lässt sich formulieren: Wer nicht wiederholt, vergeudet ständig Zeit, Kraft, Ener-gie und Arbeitsleistung, die er für den Lernprozess aufgewendet hat.

Nur durch Wiederholungen prägt sich Gelerntes nachhaltig im Gedächtnis ein.

Rhythmus nach dem Lernen

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Im Bild wird dieser Zusammenhang zwischen der Erinnerung an den Lernstoff, dem Me-morieren, und der Zeit in Abhängigkeit von der Anzahl der Wiederholungen graphisch dargestellt. Es ist deutlich der Wissensverlust von Neuerlerntem ohne Wiederholung zu erkennen. Ebenso die Verfügbarkeit des Erlernten nach regelmäßiger Wiederholung, also die Vorzüge planmäßiger Wiederholungen.

Auch beim Einsatz von Lerntechniken kann auf diese Wiederholungen des Lernstoffes nicht verzichtet werden. Das gilt auch für das Erlernen der Mnemotechniken. Je häufiger eine Technik angewendet wird, desto schneller und sicherer steht sie zur Verfügung und führt zum erwünschten Erfolg.

Arthur Pfeifer schrieb 1914 in seinem Buch „Technik der geistigen Arbeit“:

„Die Bahnen unseres Gehirns, in denen das „geistige Leben“ sich abspielt, müssen durch Wiederholung und Übung erst gewissermaßen ausgeschliffen werden. Der Vergleich mit ei-nem maschinellen Mechanismus liegt hier nahe. Auch das Maximum der Leistungsfähigkeit irgendeiner Maschine liegt nicht am Anfang ihrer Tätigkeit; erst wenn sich durch längeres Gehen die einzelnen Teile etwas abgeschliffen, einander angepasst haben, wird der Mecha-nismus am besten funktionieren. Wie ist nun auf dem Gebiete des geistigen Lebens dieses Maximum der Leistungsfähigkeit zu erzielen? Nur durch vielfache und planvolle Wiederho-lung der zu behaltenden Bewusstseinseindrücke.“

Allgemeine Informationen zum Lernen

Rhythmus nach dem Lernen

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2 Visuelle Mnemotechniken

Einleitung

Visuelle Mnemotechniken sind für den Lerntyp, der über das Sehen leicht lernt, besonders wichtig. Sie stellen aber auch für andere Lerntypen eine Hilfe dar und zählen daher zu den Grundlerntechniken.

Bei den visuellen Lerntechniken geht es darum Bilder von Begriffen zu entwickeln, sich diese plastisch vorzustellen und einzuprägen. Das menschliche Gehirn denkt in Bildern und nicht in Buchstaben oder Wörtern. Ein eindrucksvolles Beispiel dazu: Denkt man an einen Elefanten, so sieht man sofort das große graue, vielleicht trompetende Tier vor sei-nem geistigen Auge und nicht den Schriftzug „Elefant“. Umgekehrt kann man sich ein Wort, von dem man keine Vorstellung, d. h. kein Bild hat, nur schwer merken. Daraus lässt sich folgern, dass Begriffe, die man sich bildlich vorstellen kann, viel leichter im Gedächt-nis haften und wieder zu finden sind. Die Methode der visuellen Mnemotechnik nützt genau dies aus und wird somit der Arbeitsweise des Gehirns gerecht.

Dies bedeutet, bei den visuellen Mnemotechniken werden die Merkfähigkeit und schließ-lich auch das Abrufen des Lernstoffes, d. h. die Decodierung aus dem Gedächtnis, durch das bildhafte Vorstellen des Lernstoffes erreicht.

Man unterscheidet die verschiedenen visuellen Lerntechniken entsprechend ihrer Art der Verknüpfung von bekannten Bildern mit dem Lernstoff. Die Besonderheit ist jeweils das Merkmal der Verknüpfung, das dem Gedächtnis zur Hilfe gegeben wird, um das entspre-chende visuelle Bild des Lernstoffes wieder zu finden.

In diesem Kapitel werden die grundlegenden visuellen Lerntechniken vorgestellt. Jede Lerntechnik wird anhand einer Schritt-für-Schritt-Anleitung erläutert und anschließend an Beispielen verdeutlicht. Die Beispiele geben Anregungen, wie Bilder mit Lernstoff ver-knüpft werden können und damit für das Gedächtnis interessant, d. h. merk-„würdig“ ge-macht werden.

Die in Kapitel 2.1 vorgestellte Assoziationstechnik ist grundlegend für alle in den folgen-den Kapiteln dargestellten visuellen Mnemotechniken: Loci-Technik, ABC-Tafeln, Zahlen-Form-System, Zahlen-Assoziationssystem und Uhrensystem.

Anmerkungen

• Ein Schwachpunkt aller im Folgenden aufgeführten Beispiele besteht darin, dass es sich für Sie als Lernenden um vorgegebene Bilder handelt. Diese werden nicht unbedingt so gut behalten wie selbst entwickelte Bilder, da sich bei der Verknüpfung immer eigenes Hintergrundwissen, Vorlieben usw. auswirken. Die im Buch aufgeführten Bilder dienen dazu, Ihnen die Methode praxisnah zu verdeutlichen.

• Wenn sich Ihnen schon bei der Bearbeitung der Beispiele eigene Verknüpfungsbilder aufdrängen, so sind diese sofort gegen die vorgeschlagenen Assoziationsbilder einzu-tauschen. Wichtig ist es, der eigenen Fantasie und Kreativität freien Lauf zu lassen.

Visuelle Mnemotechniken

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2.1 Assoziationssystem bzw. Verknüpfungssystem Das Assoziationssystem ist die Grundlage aller visuellen Mnemotechniken. Es geht da-rum, sich Bilder von zu lernenden Begriffen, Zahlenfolgen oder Formeln zu machen, um sie so für das Gedächtnis interessant und behaltenswert, d. h. merk-„würdig“, zu gestalten. Anschließend werden diese Bilder durch Assoziationen verknüpft. Eine Assoziation ist eine Verknüpfung von Vorstellungen, von denen die eine die andere hervorruft.

Das Assoziationssystem lässt sich in der Lernpraxis in zwei Varianten anwenden:

• mit Assoziationsbildern, die paarweise verknüpft sind (siehe Kapitel 2.1.1),

• mit Assoziationsgeschichten (siehe Kapitel 2.1.2).

Assoziationen werden am besten im Gedächtnis gespeichert, wenn ihnen die im Folgen-den aufgeführten Regeln zu Grunde liegen und beachtet werden.

Regeln des Assoziationssystems

• Wichtig ist es originelle, komische oder lustige Assoziationen zu entwickeln. Je außerge-wöhnlicher eine Assoziation ist, umso einprägsamer ist sie.

• Das Assoziationsbild sollten Sie möglichst deutlich und plastisch in allen Einzelheiten vor dem geistigen Auge sehen.

• Das Assoziationsbild dürfen Sie nicht nur gedanklich sehen. Sie müssen es mit allen Sinnen erfassen: Schmecken, Riechen, Hören und Tastengefühl.

• Schaffen Sie sich ein möglichst lebendiges, bewegtes Bild, am besten sogar eine kleine Sze-ne. „Action“ ist angesagt und erwünscht.

• Bei Assoziationsbildern können z. B. Größe, Anzahl und Geschwindigkeit übertrieben darge-stellt sein.

• Man entscheidet sich für die erste entstehende Verknüpfung. Genau diese kommt beim Er-innern, d. h. beim Memorieren des Begriffes zu einem späteren Zeitpunkt wieder als erstes in den Sinn.

Anmerkungen zum Assoziationssystem

• Das Assoziationsbild sollte wirklich vor dem geistigen Auge gesehen und nicht nur ge-dacht werden, da es nur so gemerkt wird.

• Diese Lerntechnik ist sehr hilfreich, wenn man sich etwas trotz mehrmaligen Lernens nicht merken kann. Assoziationsbilder werden nicht erzählt. Deshalb gibt es nur die Grenzen Ihrer Fantasie und Kreativität beim Entwickeln.

• Wird eine Lerntechnik angewandt, so wird zuerst die Lerntechnik und dann das Schlüs-selwort des Lernstoffes als Belegung genannt, z. B. Assoziationsbild – Belegung Ferro-coat (s. S. 18), Assoziationsgeschichte – Belegung Bremsanlagen (s. S. 23) oder Raum-liste – Belegung Grauguss (s. S. 33).

Visuelle Mnemotechniken

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2.1.1 AssoziationsbilderDas Assoziationsbild ist eine Phantasievorstellung, die nach den Regeln des Verknüpfsys-tems erstellt wird. Eine Assoziation ist erfolgreich, wenn schon das Auftauchen eines Stich-wortes, z. B. in einer Prüfungsaufgabe, spontan das ganze Bild vor dem geistigen Auge ent-stehen lässt. In der Lernpraxis bedeutet dies: Während des Lernens werden eine mögliche Prüfungsfrage sowie ihre Antwort in einem Assoziationsbild verknüpft.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Entwerfen Sie zuerst ein Bild vom Gegenstand der Frage.

2. Anschließend entwickeln Sie ein zweites Bild, das zur Lösung der Frage passt.

3. Abschließend verknüpfen Sie die Bilder der Frage und der Antwort miteinander in einem Assoziationsbild.

AnwendungsbereichZum Einsatz kommt diese Technik bei:

• Fragestellungen, in denen nach einer Zweierverknüpfung gefragt wird, z. B. „Was ver-steht man unter…?“, „Welche Aufgabe hat…?“. Also immer dann, wenn nach genau ei-nem Begriff, einer Aufgabe oder einem Zusammenhang (Beziehung) gefragt wird.

Anregungen• Legen Sie sich ein Beiheft zu diesem Buch an, um Assoziationsbilder in Stichpunk-

ten aufzuschreiben oder zu skizzieren. Beim Wiederholen haben Sie so die Möglichkeit nachzulesen. Diese Notizen sind auch hilfreich beim Klären der Frage, warum dieses oder jenes Bild gut oder schlecht im Gedächtnis haften blieb. So entwickelt man ein Ge-fühl für gute eigene Assoziationen.

• Setzen Sie sich nicht innerlich unter Druck, lassen Sie die Übung nicht zum Stress werden. Stress blockiert das Gedächtnis und erzeugt keine hilfreichen Assoziationen. Je entspannter und ungezwungener Sie an die Sache herangehen, umso besser und schneller werden Ihnen fantasievolle Ideen kommen.

Assoziationsbilder

Assoziationsbild

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BeispielFrage: Was versteht man unter einem Ferrocoat-Kolben?

Antwort: Einen Kolben, dessen Schaft mit dünnen Schichten aus Kupfer, Eisen und Zinn überzogen ist.

Mögliches Assoziationsbild:

Ferrocoat-Kolben assoziiere ich spontan mit einer Süßigkeit. Diese stelle ich mir als Männ-chen vor, das mit einem winzigen Mäntelchen bekleidet ist (engl. coat: Mantel). Dieses Männchen rutscht nun auf einem Kolben, der mit dünnen Schichten aus Zinn, Eisen und Kupfer überzogen ist, durch einen Zylinder. Dies erkenne ich daran, weil sich mit jedem Mal Rutschen die Farbe des Mäntelchens ändert, von Grün über Rot ins Silberweiße. Außerdem jauchzt das Männchen vor Freude bei jedem Durchgang: Lieben Sie Kupfer-Geschmack? Oder eher Eisen-Geschmack? Oder mögen Sie am Ende lieber Zinn-Geschmack?

Wenn Sie diese Verknüpfung als Bild deutlich vor Ihrem geistigen Auge sehen, außerdem das Männchen vor Freude jauchzen hören und dabei vielleicht auch noch den Geschmack einer eigenartigen Süßigkeit wahrnehmen, haben Sie die verschiedenen Sinne angespro-chen und das Bild mehrfach in Ihrem Gedächtnis verankert.

Kommt Ihnen nun der Begriff Ferrocoat-Kolben zu Ohren oder Sie lesen diese Prüfungsfra-ge, kommen Sie nicht umhin, dass Ihnen augenblicklich dieses Verknüpfungsbild einfällt. Auch die umgekehrte Fragestellung löst bei Ihnen dieses Bild aus: Wie nennt man einen Kolben, dessen Schaft mit dünnen Schichten aus Kupfer, Eisen und Zinn überzogen ist?

Anregungen• Wenn Sie nun bei der Wiederholung dieses Bild einmal malen, in Gedanken das Männ-

chen laut Kupfer, Eisen und Zinn rufen lassen oder vielleicht die Süßigkeit wirklich durch eine Röhre rutschen lassen und dabei den Begriff „Ferrocoat-Kolben“ sprechen, so haben Sie optimal wiederholt. Der Lernstoff verselbstständigt sich, das bedeutet, Sie kennen den Aufbau des Ferrocoat-Kolbens auch ohne Assoziationsbild.

• Durch diese Arten der Wiederholung werden auch die weniger visuellen Lerntypen an-gesprochen.

Assoziationsbild – Belegung Ferrocoat-Kolben

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BeispielFrage: Welche Aufgabe hat beim Motor die Anreicherungseinrichtung?

Antwort: Sie soll die Anfettung des mageren Teillastgemisches bei Volllast und / oder Teillast bewirken, um die größtmögliche Motorleistung zu erzielen.

Mögliches Assoziationsbild:

Bei dem Wort „Anreicherung“ habe ich die Assoziation „Essen“. Daraus entsteht für mich dieses bewegte Bild: Ich stelle mir Lastwagen vor, die mit Joghurt beladen sind. Komi-scherweise ist jeder Joghurtbecher unterschiedlich voll mit magerem Gemisch aus Erd-beer-Kiwi-Joghurt (= mageres Teillastgemisch). Diese Lastwagen fahren an einem Büfett entlang, das die Form eines Tropfens hat. Dabei wird jedes Joghurt angefettet und mit einem Sahnehäubchen angereichert. Ich beobachte diesen Vorgang eine ganze Weile. Überrascht stelle ich fest: Völlig unabhängig davon, ob der Lastwagen voll oder teilwei-se beladen ist, werden die Joghurts immer vom Anfang bis zum Ende angefettet. Immer wieder erschallt eine Lautsprecherstimme: „Achtung!“ und schon braust der abgefertigte Lastwagen mit quietschenden, rauchenden Reifen, wie ein Rennwagen, davon. Der Fahrer kann nun mit optimaler Motorleistung sein Ziel erreichen.

Anregungen• Bei der Wiederholung können Sie probieren, ob Sie gleichzeitig, während diese klei-

ne Bildszene vor Ihrem geistigen Auge abläuft, die Antwort auf die Prüfungsfrage auf-schreiben können. So lässt sich gut kontrollieren, ob das Bild alle wichtigen Informatio-nen enthält.

• Auch das Essen eines „mageren Teillastgemisches“, bestehend aus Joghurt, bietet sich zur Wiederholung von Frage und Antwort an.

Assoziationsbild – Belegung Anreicherungseinrichtung

Assoziationsbilder

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BeispielFrage: Mit welchen Schleifmitteln können Hartmetalle bearbeitet werden?

Antwort: Hartmetalle können mit Siliciumcarbid und Diamant bearbeitet werden. Wegen ihrer Härte können Hartmetalle nicht mit Korundscheiben geschliffen werden.

Mögliches Assoziationsbild:

Ich stelle mir eine riesige Hartmetallkugel vor, die hart vor mir auf dem Tisch aufschlägt. Damit sie als Briefbeschwerer ein Schmuckstück auf meinem Arbeitsplatz wird, möchte ich das winzige Symbol einer Briefmarke mit dem Schriftzug Siliciumcarbid einschlei-fen. Ich schaffe eine Korundscheibe herbei, aber die Hartmetallkugel kugelt sich nur vor Lachen; sie lässt sich damit nicht schleifen. Mein Vorhaben gelingt mir aber blitzschnell unter der Beleuchtung einer Laterne mit dem Diamantring der Großmutter. Ich spüre jede Armbewegung, die ich beim Schleifen der Briefmarkenzacken mit dem Diamant auf der Hartmetallkugel ausführe.

Beispiel Frage: Was versteht man in Zusammenhang mit einem Saugmotor unter dem Liefer-

grad?

Antwort: Das Verhältnis zwischen der im Zylinder vorhandenen Frischgasfüllung und der theoretisch möglichen Frischgasfüllung.

Mögliches Assoziationsbild:

Bei dem Wort „Liefergrad“ denke ich direkt an eine Lieferung von Frischgas. Es entwickelt sich für mich folgendes Bild: Auf Grund großer Hitze komme ich ins Schwitzen, meine Hände werden feucht und ich betrachte verzweifelt meinen Saugmotorzylinder. Es läutet schrill. Endlich kommt die heiß ersehnte Lieferung an Frischgas. „Wird die Sendung rei-chen, wie ist die Höhe der Lieferung?“ frage ich den Lieferanten. „Wie viel Frischgas in Ihrem Zylinder ist und wie viel theoretisch hineinpasst, das müssen Sie schon selbst wis-sen“, schnauzt er mich ganz kalt an. „Und nun unterschreiben sie schon für den richtigen Liefergrad, damit ich mit dem Frischgas weiterkomme.“

Anregung• Überlegen Sie beim Kaffeetrinken: Wie viel ist in der Tasse, wie viel passt theoretisch

hinein? Und schon haben Sie nebenbei beim Frühstück den Liefergrad wiederholt. For-mulieren Sie anschließend kurz mündlich den Antwortsatz.

Visuelle Mnemotechniken

Assoziationsbild – Belegung Schleifmittel