K-Theorie - Universität Tü · PDF fileK-Theorie 5 trivialisierbares Geradenbuendel....
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K-TheorieAnton Deitmar, SS2015
Omnium expetendorum prima est sapientia.(Hugo von St. Victor)
Inhaltsverzeichnis1 Vektorbuendel 2
1.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21.2 Konstruktionen von Vektorbuendeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61.3 Unterbuendel und Quotienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71.4 Lokalkompakte Hausdorff-Raeume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111.5 Verklebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141.6 Metriken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191.7 Projektive C(X)-Moduln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2 Topologische K-Theorie 242.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242.2 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272.3 Der Produktsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282.4 Smash und Kegelkonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352.5 Hoehere K-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392.6 Die lange exakte Sequenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412.7 Kuenneth-Formel und Bott-Periodizitaet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472.8 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3 Charakteristische Klassen 523.1 Zusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523.2 Invariante Polynome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573.3 Der Chern-Charakter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
4 Algebraische K-Theorie 634.1 K0(R) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634.2 Idempotente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 664.3 Lokale Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 694.4 Dedekind-Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 744.5 K1(R) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 804.6 Relative K0 und K1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 874.7 Die +-Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 954.8 Faserungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
1
K-Theorie 2
1 Vektorbuendel
1.1 Definitionen
Definition 1.1.1. SeiK = R,C. EinK-Vektorbuendel ueber einem
topologischen Raum X ist eine stetige Abbildung p : E→ X, wobei Eein topologischer Raum ist, so dass gilt:
(a) Jede Faser Ex = p−1(x), x ∈ X ist ein endlich-dimensionaler
K-Vektorraum.
(b) Zu jedem x ∈ X existiert eine offene Umgebung U, ein n ∈N0 und
ein kommutatives Diagramm
E|UαU //
p
U ×Kn
zz
U
wobei die Abbildung U ×Kn→ U die Projektion auf den ersten
Faktor ist. Ferner ist E|U = p−1(U). Es wird verlangt, dass die
Abbildung αU ein Homoeomorphismus ist und faserweise linear.
Mann nennt αU eine lokale Trivialisierung.
Definition 1.1.2. Die Dimension der Faser n = n(x) haengt von x ab, sie
wird der Rang genannt. Die Abbildung X→N0, x 7→ n(x) ist
lokalkonstant.
Ein Geradenbuendel ist ein Vektorbuendel vom konstanten Rang n = 1.
Aus dieser Definition folgt, dass die Strukturabbildungen der
Vektorraeume Eb stetige Abbildungen sind (wo definiert). Genauer sind
die skalare Multiplikation
K × E→ E
K-Theorie 3
und die Addition (e, f ) ∈ E × E : p(e) = p( f )
→ E
stetige Abbildungen.
Beispiele 1.1.3. • Das triviale Buendel X ×Kn→ X.
• Ist X eine glatte Mannigfaltigkeit, dann ist das Tangentialbuendel
TX→ X ein Vektorbuendel ueber X.
• Das Moebiusband ist ein reelles Geradenbuendel ueber
X = S1 = R/Z. Man definiert E = R2/Z, wobei Z auf R2 durch
k(x, y) = (x + k, (−1)ky)
operiert. Die Buendelprojektion p : E→ R/Z ist gegeben durch die
Projektion auf die erste Variable, also p(Z(x, y)) = x +Z.
Das Moebiusband entsteht aus einem Streifen [0, 1] ×R durch
Kreuzweise Identifikation:
Definition 1.1.4. Ein Vektorbuendelhomomorphismus oder
Buendelmorphismus φ : (E→ X)→ (F→ X) ist eine stetige Abbildung
K-Theorie 4
φ : E→ F, so dass das Diagramm
Eφ
//
pE
F
pF
X
kommutiert und so dass φ faserweiseK-linear ist.
Ein Buendelisomorphismus ist ein Morphismus φ, der zusaetzlich
bijektiv ist, so dass auch φ−1 stetig ist. Dann ist φ−1 ebenfalls ein
Buendelmorphismus und wir sagen, dass zwei Buendel isomorph sind,
falls ein Isomorphismus zwischen ihnen existiert.
Beispiele 1.1.5. • Die Nullabbildung, die v ∈ Eb auf die Null in Fb
wirft, ist ein Vektorbuendelhomomorphismus.
• Beachte, dass wir hier nur VB-Homomorphismen zwischen
Buendeln desselben Basisraums betrachten.
• Komplexifizierung ist stets ein Buendelhomomorphismus: Es sei
Ep−→ X ein reelles Vektorbuendel und sei
EC =∐x∈X
Ex ⊗R C,
wobei∐
die disjunkte Vereinigung ist. Man kann E =∐
x∈X Ex als
Teilmenge von EC auffassen. Man versieht EC mit einer Topologie
wie folgt. Sei αU : EU → U ×Rn eine lokale Trivialisierung. Dann
gibt es genau eine faserweise C-lineare Fortsetzung
αC,U : EC,U → U × C, die ebenfalls bijektiv ist. Man waehlt auf EC,Udie Topologie, die αC,U zu einem Homoeomorphismus macht und
auf EC die Topologie, die von allen offenen Mengen in EC,U erzeugt
wird, wobei jetzt auch U variiert.
Beispiel 1.1.6. Die Komplexifizierung des Moebiusbandes ist ein
K-Theorie 5
trivialisierbares Geradenbuendel.
Beweis. Die Komplexifizierung E des Moebiusbandes ist isomorph zu
(R × C)/Z, wobei Z durch
k(x, z) = (x + k, (−1)kz)
operiert. Wir geben nun eine Trivialisierung φ : E→ (R/Z) × C an:
φ(Z(x, z)) = (x +Z, eπixz).
Definition 1.1.7. Ein Schnitt eines Vektorbuendels p : E→ X ist eine
stetige Abbildung s : X→ E so dass p(s(x)) = x fuer jedes x ∈ X gilt.
Schnitt s0 mit s0(x) = 0.
Der Nullschnitt ist der Schnitt, der jedem Punkt p die Null des
Vektorraums Ep zuordnet.
Die Menge aller Schnitte wird mit Γ(E) bezeichnet. Sie ist ein
K-Vektorraum.
Beispiele 1.1.8. • Ein Schnitt s des trivialen Buendels p : X ×R→ Xist eine Abbildung s : x 7→ (x, f (x)), wobei f : X→ R irgendeine
stetige Abbildung ist.
• Ein Schnitt des Moebiusbands ist eine Abbildung
s(Z(x, y)) = Z(x, α(x)y), wobei α : R→ R eine stetige Funktion ist,
die
α(x + 1) = −α(x)
erfuellt. Eine solche Funktion hat notwendigerweise eine
Nullstelle, also hat jeder Schnitt des Moebiusbandes eine
Nullstelle. Daher ist das Mobiusband nicht trivialisierbar.
Definition 1.1.9. Ist Y ⊂ X eine Teilmenge und p : E→ X ein
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Vektorbuendel, dann ist die Einschraenkung EY = p−1(Y)→ Y ein
Vektorbuendel ueber Y.
Definition 1.1.10. Allgemeiner gilt: Ist f : Y→ X eine stetige
Abbildung und ist p : E→ X ein Vektorbuendel, dann ist die
Zurueckziehung f ∗E→ Y ein Vektorbuendel definiert durch
f ∗E =(y, v) ∈ Y × E : f (y) = p(v)
Die Topologie ist die von Y × E und die Buendelprojektion ist die
Projektion auf die erste Koordinate. Fuer die Faser gilt f ∗Ey E f (y).
Beispiel 1.1.11. Sei X = Pn(K) der projektive Raum der Dimension nueberK. Dann kann X als die Menge aller 1-dimensionalen
Unterraeume vonKn+1 aufgefasst werden. Die Identifikation
X (Kn+1 r 0
)/K× stiftet eine Topologie auf X. Sei E ⊂ X ×Kn+1 die
Menge aller Paare (L, v) mit v ∈ L. Die Projektion auf die erste
Koordinate ist ein Geradenbuendel p : E→ X, welches das
tautologische Buendel genannt wird.
1.2 Konstruktionen von Vektorbuendeln
Definition 1.2.1. Sind E und F Vektorbuendel ueber X. Setze
E ⊕ F =∐x∈X
Ex ⊕ Fx.
Wir versehen E ⊕ F mit einer Topologie wie folgt. Da Ex ⊕ Fx = Ex × Fx,
kann man E ⊕ F auch mit der Menge aller (v,w) ∈ E × F identifizieren,
fuer die gilt pE(v) = pF(w). Dies ist eine abgeschlossene Teilmenge von
E × F, was derselben eine Topologie gibt. Ist U ⊂ X eine offene Menge,
auf der beide Buendel trivialisierbar sind, identifiziert man (E ⊕ F)U mit
der Menge aller (x,u, y, v) ∈ U ×Kn×U ×Km, fuer die x = y gilt, welche
K-Theorie 7
also mit U ×Kn×Km identifiziert wird, damit hat man also lokale
Trivialisierungen, also haben wir ein Vektorbuendel E ⊕ F mit Fasern
(F ⊕ F)x = Ex ⊕ Fx konstruiert.
In aehnlicher Weise konstruiert man
E ⊗ F,
E∗
Hom(E,F) = E∗ ⊗ Fk∧
E.
Es gibt dann natuerliche Isomorphismen
E ⊕ F F ⊕ E,
E ⊗ F F ⊗ E,
E ⊗ (F ⊕ G) E ⊗ F ⊕ E ⊗ G,k∧
(E ⊕ F) ⊕i+ j=k
i∧E ⊗
j∧F.
Zu einem Morphismus φ : E→ F erhaelt man den dualen Morphismus
φ∗ : F∗ → E∗, der faserweise die duale lineare Abbildung liefert. Es gibt
einen natuerlichen Isomorphismus E→ E∗∗ und daher kann φ∗∗ auch
mit φ identifiziert werden.
1.3 Unterbuendel und Quotienten
Definition 1.3.1. Ein Unterbuendel eines Vektorbuendels E ueber X ist
eine Teilmenge T ⊂ E, die mit der induzierten Struktur selbst ein
Vektorbuendel ueber X ist.
K-Theorie 8
Beispiele 1.3.2. • Das triviale Buendel X ×Kk ist ein Unterbuendel
von X ×Kk+l.
• Das Moebiusband kann als Unterbuendel des trivialen Buendels
S1×R2 realisiert werden, wenn man R2 mit C identifiziert und die
Trivialisierung des komplexifierten Moebiusbands benutzt. In der
Tat kann man eine zweite Kopie des Moebiusbands in X ×R2
einpflanzen, indem man die vorhandene Kopie mit i multipliziert.
Dann erhaelt man
S1×R2 M ⊕M,
wobei M das Moebiusband bezeichnet.
Lemma 1.3.3. Ein Morphismus φ ist genau dann surjektiv, wenn sein dualerφ∗ injektiv ist.
Ist φ : E→ F injektiv, dann ist φ(E) ein Unterbuendel und φ : E→ φ(E) einIsomorphismus.
Beweis. φ ist genau dann injektiv/surjektiv, wenn auf jeder Faser
φx : Ex → Fx injektiv/surjektiv ist. Damit folgt die erste Aussage aus der
analogen Aussage fuer endlich-dimensionale Vektorraeume.
Fuer die zweite Aussage beachte, dass E→ φ(E) bijektiv ist, also reicht
es zu zeigen, dass φ(E) ein Unterbuendel ist. Dieses Problem ist lokal,
also reicht es, anzunehmen, dass E = X × V und F = X ×W. Fixiere
x0 ∈ X und sei Wx0 ein Untervektorraum von W, der komplementaer zu
φ(Fx0) ist. Dann ist G = X ×Wx0 ein Unterbuendel von F. Definiere
η : E ⊕ G→ F durch η(v + w) = φ(v) + w. Dann ist η ein
Buendelmorphismus, der in der Faser Ex0 ein Isomorphismus ist.
Allgemein ist ηx : Ex ⊕ Gx = V + Wx0 → F)x = W, also kann ηx als eine
stetige Familie von Vektorraum homomorphismen betrachtet werden.
Bezueglich fester Basen von V ⊕Wx0 einerseits und W andererseits ist
K-Theorie 9
die Determinante von η(x0) ungleich Null, also gibt es eine offene
Umgebung U von x0 so dass η ueber U ein Isomorphismus ist. Nun st
EU ein Unterbuendel von GU, also ist η(EU) = φ(E)U ein Unterbuendel
von F.
Definition 1.3.4. Sei F ein Unterbuendel von E. Wir definieren das
Quotientenbuendel E/F als den Quotientraum E/ ∼, wobei v ∼ wgenau dann gelten soll, wenn v und w in derselben Faser liegen und
v − w ind F liegt. Mit der Quotiententopologie wird E/F ein
Vektorbuendel und E→ E/F ein surjektiver Buendelhomomorphismus.
Ist φ : E→ F ein Homomorphismus, dann braucht die Funktion
x 7→ dim(ker(φ)) nicht lokalkonstant zu sein.
Definition 1.3.5. Ein Morphismus φ : E→ F heist strikter
Morphismus, falls x 7→ dim(ker(φ)) lokalkonstant ist.
Lemma 1.3.6. Ist φ : E→ F strikt, dann gilt
(a) ker(φ) ist ein Unterbuendel von E,
(b) Bild(φ) ist ein Unterbuendel von F,
(c) coker(φ) ist ein Buendel.
Beweis. (b) impliziert (c), wir beweisen (a) und (b). Die Frage ist lokal,
also kann man alle Buendel als trivial und dim(ker(φ)) and konstant
annehmen. Die Vorgehensweise ist dann wie im Beweis von Lemma
1.3.3.
Lemma 1.3.7. Sei φ : E→ F ein Morphismus. Die Abbildungx 7→ dim ker(φx) ist unter-halbstetig, d.h., zu jedem x0 ∈ X existiert eineUmgebung U so dass
dim ker(φx) ≤ dim ker(φx0)
K-Theorie 10
fuer jedes x ∈ U gilt.
Beweis. Die Aussage kann auch so formuliert werden, dass fuer jedes
n ∈N0 die Menge
x ∈ X : dim ker(φx) > n
abgeschlossen ist. Da die Frage lokal ist, kann man alle Buendel als
trivial annehmen. Dann kann wird die Aussage aequivalent zu der
Aussage, dass fuer jedes n ∈N0 die Menge
x ∈ X : Rang(φx) < n
abgeschlossen ist. Hierbei kann x 7→ φx als eine stetige Abbildung
X→ Lin(V,W) betrachtet werden. Man beachte nun, dass fuer eine
Matrix A der Rang gleich der maximalen Dimension einer
quadratischen Untermatrix ist, deren Determinante , 0 ist. Also gilt
Rang(A) < n genau dann, wenn alle n × n quadratischen Untermatrizen
B die Gleichung det(B) = 0 erfuellen. Da die Determinante eine stetige
Abbildung ist, folgt die Behauptung.
Definition 1.3.8. Sei E→ X ein Vektorbuendel. Eine Projektion auf E ist
ein Morphismus P : E→ E so dass P2 = P gilt.
Beachte, dass fuer eine Projektion P gilt
dim ker(Px) + dim ker(1 − Px) = dim Ex, und die letztere ist
lokalkonstant. Damit ist dim ker(Px) lokalkonstant, also ist jede
Projektion strikt und wir haben die direkte Summenzerlegung
E = PE ⊕ (1 − P)E.
K-Theorie 11
1.4 Lokalkompakte Hausdorff-Raeume
Definition 1.4.1. Man sagt, dass eine stetige Funktion f : X→ K im
Unendlichen verschwindet, falls es zu jeden ε > 0 eine kompakte
Teilmenge K ⊂ X gibt, so dass | f | < ε ausserhalb von K gilt. Dies ist
aequivalent dazu, dass f stetig auf die Einpunktkompaktifizierung
fortsetzt, wo sie f (∞) = 0 erfuellt.
Ist X selbst kompakt, so verschwindet jede stetige Funktion im
Unendlichen.
Satz 1.4.2 (Tietzes Fortsetzungssatz). Sei X ein lokalkompakterHausdorffraum Y ⊂ X abgeschlossen und f : Y→ K eine stetige Funktion,die im unendlichen verschwindet. Dann existiert eine stetige Fortsetzungvon f nach X, die ebenfalls im Unendlichen verschwindet.
Beweis. Deitmar: Analysis 12.12.
Definition 1.4.3. Eine Ueberdeckung X =⋃
i∈I Ui heisst lokal-endlich,
falls jedes x ∈ X eine offene Umgebung U besitzt, so dass U nur von
endlich vielen Ui getroffen wird.
Ein topologischer Raum X heisst parakompakt, falls jede offene
Ueberdeckung eine lokal-endliche Verfeinerung besitzt.
Beispiele 1.4.4. • Kompakte Raeume sind parakompakt.
• Mannigfaltigkeiten sind parakompakt.
• CW-Komplexe sind parakompakt.
• Metrische Reume sind parakompakt.
K-Theorie 12
Satz 1.4.5 (Teilung der Eins). Sei X ein parakompakter, lokalkompakterHausdorff-Raum und es sei (Ui)i∈I eine offene Uberdeckung von X. Dannexistieren stetige Funktionen ui : X→ [0, 1], so dass der Trager von ui
ganz in Ui liegt und dass gilt ∑i∈I
ui ≡ 1
auf ganz X, wobei die Summe lokal endlich ist, d.h. fur jedes p ∈ X gibt eseine offenen Umgebung U, so dass die Menge
i ∈ I : ui|U , 0
endlich ist. Es folgt, dass fur jede kompakte Teilmenge K ⊂ X die Mengei ∈ I : ui|K , 0
endlich ist. Man nennt die Familie (ui) eine Teilung der Eins zurUberdeckung (Ui).
Beweis. Deitmar: Analysis 18.2. Dort wird es zwar nur fuer glatte
Mannigfaltigkeiten bewiesen, wobei zusaetzlich verlangt wird, dass die
ui glatt sind, aber der Beweis dieses Satzes geht genauso.
Ab jetzt sei X ein parakompakter lokalkompakter Hausdorffraum.
Lemma 1.4.6. Sei E→ X ein Vektorbuendel ueber einem parakompaktenlokalkompakten Hausdorff-Raum. Dann kann jeder Schnitt s : Y→ EY voneiner abgeschlossenen Teilmenge Y ⊂ X nach ganz X fortgesetzt werden.
Beweis. Lokal ist s eine vektorwertige Funktion. Daher kann man
Tietzes Fortsetzungssatz benutzen um zu zeigen, dass es zu jedem
K-Theorie 13
x ∈ X eine offene Umgebung Ux und einen Schnitt t : Ux → EU gibt so
dass t|Ux∩Y = s|Ux∩Y. Sei (ux)x eine Teilung der Eins, die der
Ueberdeckung (Ux)x unterliegt, dann leistet
t =∑x∈X
uxtx
das Gewuenschte.
Lemma 1.4.7. Seien E,F Vektorbuendel ueber dem parakompaktenlokalkompakten Hausdorff-Raum X und sei Y ⊂ X eine abgeschlosseneTeilmenge. Sei f : EY → FY ein Isomorphismus. Dann existiert eine offeneUmgebung U von Y und eine Fortsetzung von f zu einem IsomorphismusfU : EU → FU.
Beweis. Die Abbildung f ist ein Schnitt des Buendels Hom(E,F)Y, kann
also zu einem Schnitt von Hom(E,F) fortgesetzt werden. Sei U die
Menge aller x ∈ X, so dass fx ein Isomorphismus ist. Dann ist U offen
und enthaelt Y.
Lemma 1.4.8. Sei Y ein kompakter Hausdorff-Raum, ft : Y→ X, (0 ≤ t ≤ 1)
eine Homotopie und E ein Vektorbuendel ueber X. Dann gilt
f ∗0E f ∗1E.
Beweis. Sei I = [0, 1] das Einheitsintervall und f : Y × I→ X die
Homotopie, also f (x, t) = ft(x). Sei π : Y × I→ Y die Projektion. Fixiere
t ∈ I und wende Lemma 1.4.7 auf die Buendel f ∗E und π∗ f ∗t E ueber
Z = Y × I an. Hierbei sei T = Y × t und f der offensichtliche
Isomorphismus. Dann setzt f auf eine Umgebung von T fort und wegen
der Kompaktheit von Y folgt, dass es eine Umgebung Ut ⊂ I von t gibt,
so dass f zu einem Isomorphismus auf Y×Ut fortsetzt. Sei Et = f ∗t E. Wir
K-Theorie 14
stellen fest, dass es zu jedem 0 < t ≤ 1 ein βt > 0 gibt, so dass Et Et+βt.
Sei nun t0 das Supremum aller t mit Et E0. Dann muss t0 = 1 sein.
Definition 1.4.9. Sei Vekt(X) die Menge aller Isomorphieklassen von
Vektorbuendeln ueber X. Dies ist ein abelsches Monoid unter der
direkten Summe ⊕.
Hierbei ist ein Monoid eine Menge A mit einer Vernuepfung A×A→ A,
(a, b) 7→ ab die assoziativ ist, also (ab)c = a(bc) erfuellt, zusammen mit
einem neutralen Element e ∈ A, das ae = ea = a fuer jedes a ∈ A erfuellt.
Das neutrale Element ist eindeutig bestimmt, denn ist e′ ein zweites, so
gilt e′ = e′e = e. Das Monoid ist abelsch, falls zusaetzlich ab = ba gilt.
Abelsche Monoide koennen auch additiv geschrieben werden.
Definition 1.4.10. Eine stetige Abbildung f : X→ Y heisst
Homotopie-Aequivalenz, falls es eine stetige Abbildung g : Y→ Xgibt, so dass f g homotop ist zu IdY und g f homotop zu IdX.
Lemma 1.4.11. Seien X und Y kompakte Hausdorff-Raeume.
(a) Ist f : X→ Y eine Homotopie-Aequivalenz, dann istf ∗ : Vekt(Y)→ Vekt(X) ein Isomorphismus.
(b) Ist X zusammenziehbar, dann ist jedes Buendel ueber X trivialisierbar undVekt(X) (N0,+).
Beweis. Klar.
1.5 Verklebung
Sei X = X1 ∪ X2 ein lokalkompakter Hausdorff-Raum und X1,X2
abgeschlossene Teilmengen. Sei weiter A = X1 ∩ X2 und sei Ei ein
Vektorbuendel ueber Xi und φ : E1|A−→ E2|A ein Isomorphismus. Dann
K-Theorie 15
kann man aus diesen Daten ein Vektorbuendel E herstellen, dass auf Xi
zu Ei isomorph ist. Als topologischer Raum sei E = E1 ∪φ E2 die
Verklebung entlang φ, also
E = E1 ·∪E2/ ∼,
wobei v ∼ w genau dann, wenn v = w oder v = φ(w) oder w = φ(v). Die
Projektion p : E→ X ist gegeben durch die beiden Projektionen von E1
und E2, die Kompatibilitaet ueber A ist klar, da φ als Buendelabbildung
mit den Projektionen vertauscht. Es bleibt zu zeigen, dass E lokal trivial
ist. Da A abgeschlossen ist, ist dies ausserhalb von A klar. Sei also a ∈ Aund sei U1 eine abgeschlossene Umgebung von a in X1 auf der E1 trivial
ist, es also einen Isomorphismus
θ1 : E1|U1
−→ U1 ×K
n
gibt. Die Einschraenkung nach A liefert eine Isomorphismus
θA1 : E1|A∩U1
−→ (A ∩U1) ×Kn.
Durch Vorschalten von φ−1 wird daraus
θA2 : E2|A∩U1
−→ (A ∩U1) ×Kn.
Nach Lemma 1.4.7 kann dies zu einem Isomorphismus
θ2 : E2|U2
−→ U2 ×K
n
fortgesetzt werden, wobei U2 eine Umgebung von a ist. Das Paar
(θ1, θ2) definiert dann einen Isomorphismus
θ1 ∪φ θ2 : E|U1∪U2 → (U1 ∪U2) ×Kn.
K-Theorie 16
Die lokale Trivialitaet ist bewiesen und damit ist die Konstruktion
abgeschlossen.
Lemma 1.5.1. (a) Ist E ein Vektorbuendel auf X und Ei = E|Xi, dann istId : E1|A
−→ E2|A ein Isomorphismus. Dann gilt
E E1 ∪Id E2.
(b) Sind βi : Ei → E′i Isomorphismen ueber Xi und ist φ′β1 = β2φ, dann gilt
E1 ∪φ E2 E′1 ∪φ′ E′2.
(c) Verkleben ist kompatibel mit den Vektorbuendeloperationen wie folgt: Sind(Ei, φ) und (E′i , φ
′) zwei Verklebungsdaten, dann gilt
(E1 ∪φ E2) ⊕ (E′1 ∪φ′ E′2) (E1 ⊕ E′1) ∪φ⊕φ′ (E2 ⊕ E′2),
(E1 ∪φ E2) ⊗ (E′1 ∪φ′ E′2) (E1 ⊗ E′1) ∪φ⊗φ′ (E2 ⊗ E′2),
(E1 ∪φ E2)∗ E∗1 ∪φ−∗ E∗2.
(d) Die Isomorphieklasse von (E1 ∪φ E2) haengt bei festen Ei nur von derHomotopieklasse von φ ab.
Beweis. (a) - (c) sind klar. Eine Homotopie von Isomorphismen
φt : E1|A → E2|A ist eine stetige Abbildung φ : E1|A × I→ E2|A so dass
fuer jedes t ∈ I die Abbildung φ(., t) ein Buendelisomorphismus
darstellt. Dies induziert einen Isomorphismus
Φ : π∗E1|A×I−→ π∗E2|A×I,
wobei π : X × I→ X die Projektion ist, denn man kann Φ durch
Φ(v, x, t) = (φt(v), x, t) definieren. Umgekehrt kommt jedes Φ von einer
K-Theorie 17
Homotopie φt. Sei ft : X→ X × I definiert durch ft(x) = (x, t). Dann folgt
E1 ∪φt E2 f ∗t (π∗E1 ∪Φ π∗E2) .
Da f0 und f1 homotop sind, folgt die Behauptung.
Wir betrachten nun den Spezialfall des Verklebens von trivialen
Buendeln. Seien also Ei = Xi ×Kn. Dann ist ein Isomorphismus
φ : E1|A → E2|A gegeben durch eine stetige Abbildung φ : A→ GLn(K).
Beispiel 1.5.2. SeiK = C und H das tautologische Geradenbuendel
ueber X = P1(C) S2. Der Raum X ist die Vereinigung einer oberen und
einer unteren Hemisphaere, X = X1 ∪ X2, deren Schnitt A ein S1 ist. In
homogenen Koordinaten ist X1 die Menge aller [z, 1] mit |z| ≤ 1 und X2
die Menge aller [1, z] mit |z| ≤ 1. Das tautologische Buendel ist in
homogenen Koordinaten definiert als H[a,b] = C a
b
. Also ist fuer |z| = 1,
H[z,1] = C z
1
. Wir trivialisieren dieses Buendel auf X1 durch den Schnitt
s1([z, 1]) = z
1
und auf X2 durch den Schnitt s2([1, z]) = 1
z
. Auf
A = X1 ∩ X2 = [z, 1] : |z| = 1 ueberfuehren wir s1([z, 1]) in
s2([z, 1]) = s2([1, z]) durch φ([z, 1]) = z, oder φ([1, z]) = z Wir behaupten:
(H ⊗H) ⊕ 1 H ⊕H.
Beweis. Die Trivialisierungsfunktion von H ⊗H ist [1, z] 7→ z2 und daher
ist die Trivialisierungsfunktion von H ⊗H ⊕ 1 gleich [1, z] 7→(
z2
1
)= z.
Da GLn(C) wegzusammenhaengend ist, gibt es einen Weg α(t), der die
Einheitsmatrix mit( 1
1)
verbindet. Dann ist ( z1 )α(t) ( 1
z )α(t) eine
Homotopie von der Verklebungsfuktionen von (H ⊗H) ⊕ 1 zu der von
H ⊕H, die beiden sind also isomorph.
K-Theorie 18
Definition 1.5.3. Wir schreiben [X,Y] fuer die Menge der
Homotopieklassen stetiger Abbildungen von X nach Y.
Beispiele 1.5.4. • [0,X] π0(X) ist die Menge der
Wegzusammenhangskomponenten von X.
• [S1,S1] Z, da jede Homotopieklasse von Abbildungen S1→ S1
durch ihre Windungszahl festgelegt ist.
Definition 1.5.5. Fuer n ∈N0 sei Vektn(X) die Menge der
Isomorphieklassen von Vektorbuendeln vom Rang n.
Lemma 1.5.6. SeiK = C und X = X1 ∪ X2 mit abgeschlossenen X1 und X2.Nimm an, dass X1 und X2 zusammenziehbar sind, dann gibt es einekanonische Bijektion
Vektn(X) −→ [A,GLn(C)].
Beweis. Jedes Vektorbuendel E ist die Verklebung seiner
Einschraenkungen auf X1 und X2, die beide trivialisierbar sind. Man
muss nur zeigen, dass wenn zwei Vektorbuendel isomorph sind, dass
dann die Verklebungsfunktionen homotop sind. Dies sieht man wie
folgt: Seien die Buendel E = (X1 × Cn) ∪φ (X2 × Cn) und
F = (X1 × Cn) ∪ψ (X2 × Cn) isomorph, dann ist zu zeigen, dass φ und ψ
homotop sind. Sei hierzu T : E→ F ein Isomorphismus, dann ist
T|X1 : X1 ×Cn→ X1 ×Cn durch eine stetige Abbildung T1 : X1 → GLn(C)
gegeben. Desgleichen ist T|X2 durch eine stetige Abbildung
T2 : X2 → GLn(C) gegeben. Die Vertraeglichkeit mit den Verklebungen
liefert fuer jedes a ∈ A, dass ψ(a)T1(a) = T2(a)φ(a) gilt, oder
ψ(a) = T2(a)φ(a)T1(a)−1.
Da X1 zusammenziehbar ist, gibt es eine stetige Abbildung
h : I × X1 → X1 mit h(0, x) = x0 und h(1, x) = x. Setze T1,t(x) = T1(h(t, x)).
K-Theorie 19
Kombiniert man dies mit einem stetigen Weg in GLn(C), der T1(x0) mit
der Einheitsmatrix 1 verbindet, erhaelt man eine Homotopie
T1,t : A→ GLn(C) mit T1,1(a) = T1(a) und T1,0(a) = 1. Dasselbe fuer T2
liefert eine Homotopie T2,t : A→ GLn(C) mit T2,1(a) = T2(a) und
T2,0(a) = 1. Daher liefert die Homotopie Ht : A→ GLn(C):
Ht(a) = T2,t(a)φ(a)T1,t(a)−1,
dass H0(a) = φ(a) und H1(a) = ψ(a), ist also eine Homotopie zwischen φ
und ψ.
1.6 Metriken
Eine hermitesche Metrik auf einem Vektorbuendel E ist eine Familie
(〈., .〉x)x∈X, wobei 〈., .〉x ein Skalarprodukt auf Ex ist, so dass fuer je zwei
stetige Schnitte s, t ∈ Γ(E) die Funktion x 7→ 〈s(x), t(x)〉x stetig ist.
Lemma 1.6.1. Zu jedem Vektorbuendel auf einem parakompaktenlokalkompakten Raum X gibt es eine hermitesche Metrik.
Proof. Auf jedem trivialen Buendel gibt es eine. Sei (Ui) eine
trivialisierende Ueberdeckung und hi eine hermitesche Metrik auf E|Ui.
sei (ui) eine Zerlegung der Eins zu (Ui), dann ist
h =∑i∈I
hiui
eine hermitesche Metrik auf E.
Definition 1.6.2. Eine Sequenz · · · → Ei−1→ Ei
→ Ei+1 . . . heisst exakt,
falls fuer jedes x ∈ X die Sequenz von Vektorraeumen
· · · → Ei−1x → Ei
x → Ei+1x . . . exakt ist.
K-Theorie 20
Satz 1.6.3. Sei X parakompakt und lokalkompakt. Dann spaltet jede kurzeexakte Sequenz von Vektorbuendeln ueber X.
Das heisst, fuer jede exakte Sequenz 0→ E α−→ F
β−→ G→ 0 gibt es einen
Morphismus σ : G→ F, so dass F = α(E) ⊕ σ(G) E ⊕ G.
Beweis. Versieh F mit einer hermiteschen Metrik und setze E⊥x =
Orthogonalraum von α(Ex) in Fx. Dann ist E⊥ ein Unterbuendel von Fund β induziert einen Isomorphismus E⊥ → G. Dann erfuellt
σ = (β|E⊥)−1 den Satz.
Definition 1.6.4. Ein Untervektorraum V ⊂ Γ(E) heisst ampel, falls die
Abbildung
X × V → E,
(x, s) 7→ s(x)
surjektiv ist.
Lemma 1.6.5. Ist E ein Vektorbuendel ueber einem kompaktenHausdorff-Raum, dann enthaelt Γ(E) einen endlich-dimensionalen amplenUnterraum.
Beweis. Dies ist klar fuer ein triviales Buendel. Sei (Ui)i∈I eine endliche
trivialisierende Ueberdeckung und sei Vi ⊂ Γ(E|Ui) ein
endlich-dimensionaler ampler Raum. Sei (ui) eine Teilung der Eins,
dann ist
V =∑i∈I
uiVi
ein endlich-dimensionaler ampler Raum.
K-Theorie 21
Satz 1.6.6. Sei X ein topologischer Raum, der homotopie-aequivalent zueinem kompakten Hausdorff-Raum ist. Zu einem gegebenen VektorbuendelE existiert dann ein Vektorbuendel F, so dass E ⊕ F trivial ist.
Beweis. Nach Lemma 1.4.11 reicht es, anzunehmen, dass X ein
kompakter Hausdorff-Raum ist. Sei dann E ein Vektorbuendel und sei
V ⊂ Γ(E) ein ampler Teilraum, dann gibt es einen surjektiven
Morphismus vom trivialen Buendel X × V nach E, sei F dessen Kern.
Wir haben eine kurze exakte Sequenz
0→ F→ X × V → E→ 0.
Nach Satz 1.6.3 ist E ⊕ F trivial.
1.7 Projektive C(X)-Moduln
Sei R ein Ring, nicht notwendig kommutativ, aber mit Eins. Ein Modul
(=Linksmodul) P von R heisst projektiv, wenn fuer jede kurze exakte
Sequenz von Moduln M→ N→ 0 und jeden Modulhomomorphismus
φ : P→ N ein Modulhomomorphismus ψ : P→M existiert, so dass das
Diagramm
Pψ//
φ
M
N
kommutiert.
Lemma 1.7.1. (a) Freie Moduln sind projektiv.
(b) Sei R ein Ring. Ist P projektiv, dann spaltet jede kurze exakte Sequenz vonR-Moduln der Form 0→ A→ B→ P→ 0.
K-Theorie 22
(c) Ein Modul P ist genau dann projektiv, wenn es einen Modul Q gibt, sodass P ⊕Q frei ist. Der Modul Q ist dann ebenfalls projektiv. Ist Pendlich-erzeugt und projektiv, kann Q so gewaehlt werden, dassP ⊕Q Rn fuer ein n ∈N ist. Der Modul Q ist dann ebenfallsendlich-erzeugt projektiv.
Beweis. (a) Sei F =⊕
i∈I Rαi frei und M π−→ N→ 0 exakt, sowie
φ : F→ N ein Morphismus. Fuer jedes i ∈ I waehle ein Urbild mi in Mvon φ(αi). Dann gibt es genau einen Morphismus ψ : F→M mit
ψ(αi) = mi fuer jedes i. Dieser ist ein Lift zu φ.
(b) Sei P projektiv und sei 0→ A→ Bη−→ P→ 0 exakt, so existiert ein
Lift der Identitaet P→ P zu einer Abbildung s : P→ B so dass
η s = IdP, also spaltet die Sequenz.
(c) Sei P projektiv. Indem man eine Erzeugermenge fuer P waehlt,
erhaelt man einen surjektiven Homomorphismus
φ :⊕
i∈I
Rαi = F P
von einem freien Modul F auf P. Nach Teil (b) gibt es einen
Modulhomomorphismus s : P→ F mit φs = Id. Sei Q der Kern von φ,
so ist die Abbildung Q ⊕ P→ F, (q, p) 7→ q + s(p) ein Isomorphismus. Ist
P endlich-erzeugt, kann man F als endlich-frei, also isomorph zu Rn
waehlen. Der Modul Q ist dann das Bild der Projektion Rn = P⊕Q→ Qund ist damit ebenfalls endlich-erzeugt.
Seien umgekehrt P und Q Moduln und α : P ⊕Q→ F ein
Isomorphismus, wobei F frei ist. Sei dann Mη−→ N→ 0 exakt und
φ : P→ N ein Morphismus. Sei φ : F→ N gleich der Projektion auf Pgefolgt von φ. Da freie Moduln projektiv sind, gibt es einen Lift
ψ : F→M von φ. Dann ist ψ = ψ α ein Lift von P→M.
K-Theorie 23
Satz 1.7.2. Sei X homotopie-aequivalent zu einem kompaktenHausdorff-Raum. Dann induziert der Schnittfunktor Γ eine Aequivalenzvon Kategorien zwischen der Kategorie der Vektorbuendel ueber X und derKategorie der endlich-erzeugten projektiven C(X) = C(X,K)-Moduln.
Proof. Ist E ein triviales Buendel, dann ist Γ(E) ein endlich erzeugter
freier C(X)-Modul. Ist E beliebig, so existiert demnach mit Satz 1.6.6 ein
C(X)-Modul M, so dass Γ(E) ⊕M endlich erzeugt frei ist, also ist Γ(E)
endlich-erzeugt projektiv.
Sei umgekehrt, M ein endlich erzeugter projektiver C(X)-Modul. Dann
existiert ein Modul N so dass M ⊕N endlich-frei ist, sagen wir
M ⊕N C(X)n Γ(X ×Kn). Wir fassen also M als einen Untermodul
von Γ(X ×Kn) auf. Sei E ⊂ X ×Kn die Vereinigung aller Bilder s(X) fuer
s ∈M und sei F dasselbe fuer N. Wir behaupten, dass E und FVektorbuendel ueber X sind. Dazu sei x0 ∈ X und k = dim Ex0. Waehle
Schnitte s1, . . . , sk in M so dass s1(x0), . . . , sk(x0) eine Basis des Raums Ex
sind. Wegen M ⊕N = Γ(X ×Kn ist dim(Fx0) = n − k und es gibt Schnitte
sk+1, . . . , sn in N, so dass sk+1(x0), . . . , sn(x0) eine Basis von Fx0 sind. Es gibt
dann eine offene Umgebung U von x0 so dass fuer alle x ∈ U die
Vektoren s1(x), . . . , sn(x) linear unabhaengig sind. Diese liefern die
verlangte lokale Trivialisierung und die Behauptung folgt.
K-Theorie 24
2 Topologische K-Theorie
2.1 Definitionen
Proposition 2.1.1. (a) Sei A ein abelsches Monoid. Dann existiert eineabelsche Gruppe K(A) und ein Monoidmorphismus α : A→ K(A) so dassfuer jede Gruppe G und jeden Monoidmorphismus f : A→ G genau einenGruppenmorphismus K(A)→ G gibt , der das Diagramm
A α //
f""
K(A)∃!
G
kommutativ macht. Die Gruppe K(A) und der Morphismus α sind bis aufeindeutige Isomorphie eindeutig bestimmt.
(b) Wird das Monoid additiv geschrieben, kann jedes Element von K(A) in derForm a − b fuer zwei Elemente a, b ∈ A geschrieben werden.
(c) Fuer zwei Elemente a, b ∈ A gilt α(a) = α(b) genau dann, wenn es einc ∈ A gibt, so dass a ⊕ c = b ⊕ c in A gilt.
Definition 2.1.2. Man nennt die Gruppe K(A) je nach Schule die
K-Gruppe des Monoids A, oder die Grothendieck-Gruppe des
Monoids oder die Quotientengruppe des Monoids.
Beweis. (a) Sei F(A) die freie abelsche Gruppe erzeugt von den
Elementen von A und sei N die Untergruppe erzeugt von allen
Elementen der Form a + a′ − (a⊕ a′), wobei ⊕ die Addition in A ist. Setze
dann K(A) = F(A)/N, so ist die universelle Eigenschaft klar.
(b) Sei α =∑
a∈A kaa ∈ F(A) mit ka ∈ Z. Sei α+ =∑
ka>0 kaa und
α− =∑
ka<0(−ka)a, dann folgt α = α+ − α−, es reicht also zu zeigen, dass
ein Element mit positiven Koeffizienten in K(A) mit dem Bild eines
K-Theorie 25
Elementes von A uebereinstimmt. In K(A) gilt aber
ka = a + · · · + a = a ⊕ · · · ⊕ a ∈ A und a + b = a ⊕ b ∈ A fuer a, b ∈ A,
woraus die Behauptung folgt.
Um (c) zu beweisen, brauchen wir eine andere Konstruktion von K(A).
Auf A × A definiere die Aequivalenzrelation ∼ gegeben durch
(a, b) ∼ (c, d) ⇔ ∃x∈A : a ⊕ d ⊕ x = c ⊕ b ⊕ x.
Sei K(A) = A × A/ ∼. Wir zeigen, dass die Addition
[a, b] + [c, d] = [a ⊕ c, b ⊕ d] wohldefiniert ist und K(A) zu einer Gruppe
macht. Seien also [a, b] = [a′, b′] und [c, d] = [c′, d′], etwa
a + b′ + x = a′ + b + x und c + d′ + y = c′ + d + y. Wir wollen zeigen
[a + c, b + d] = [a′ + c′, b′ + d′]. Es gilt
a + c + b′ + d′ + x + y = a′ + c′ + b + d + x + y, also die Behauptung, die
Addition ist somit wohldefiniert. Die Gruppenaxiome sind leicht
nachgerechnet, das neutrale Element ist [0, 0] und das Inverse zu [a, b]
ist [b, a]. Sei η : A→ K(A) gegeben durch a 7→ (a, 0). Dies ist ein
Monoidmorphismus. Ist φ : A→ G ein Homomorphismus in eine
Gruppe G, dann setze φ : K(A)→ G, φ(a, b) = φ(a) − φ(b). Dies ist ein
Gruppenhomomorphismus und zwar eindeutig bestimmt mit der
Eigenschaft, dass er φ fortsetzt. Es folgt, dass die Abbildung
K(A)→ K(A), (a, b) 7→ a − b ein Isomorphismus ist, so dass (c) folgt.
Ist X ein topologischer Raum, dann ist VektK(X) ein abelsches Monoid.
Wir schreiben
K(X) = K(
VektC(X))
K-Theorie 26
und nennen K(X) die (komplexe) K-Gruppe von X. ferner sei
KO(X) = K(
VektR(X))
die reelle K-Theorie.
Ist E ein Vektorbuendel, schreiben wir [E] fuer die Klasse von E in K(X).
Jedes Element von K(X) kann in der Form [E] − [F] fuer Vektorbuendel
E und F geschrieben werden. Wir schreiben n fuer das triviale Buendel
vom Rang n.
Wir behandeln ab jetzt vornehmlich die komplexe Theorie. Also
”Buendel” heisst jetzt ”komplexes Vektorbuendel”.
Ist X vom Homotopietyp eines kompakten Hausdorff-Raum, dann gibt
es ein Buendel G mit F ⊕ G = n und also gilt in K(X)
[E] − [F] = [E ⊕ G] − [F ⊕ G] = [E ⊕ G] − n.
Also kann in diesem Fall jedes Element von K(X) in der Form [E] − ngeschrieben werden.
Definition 2.1.3. Zwei Buendel E und F heissen stabil aequivalent,
wenn es ein Buendel G gibt, so dass E ⊕ G F ⊕ G.
Lemma 2.1.4. Sei X ein topologischer Raum und E und F Buendel ueber X.Es gilt [E] = [F] genau dann, wenn E und F stabil aequivalent sind.
Beweis. Dies folgt aus Proposition 2.1.1 (c).
Lemma 2.1.5. Die abelsche Gruppe K(X) wird durch das Tensorprodukt[E][F] = [E ⊗ F] zu einem kommutativen Ring mit Eins. Das Einselement istdurch das triviale Geradenbuendel 1 gegeben.
Ist f : Y→ X eine stetige Abbildung, dann ist f ∗ : K(X)→ K(Y) ein unitalerRinghomomorphismus. Also ist insbesondere K(Y) eine K(X)-Algebra.
K-Theorie 27
Beweis. Klar.
2.2 Beispiele
Satz 2.2.1. Es gilt KO(S1) = Z[X]/I, wobei I das Ideal ist, das von X2− 1
und 2X − 2 erzeugt wird. Die Klasse X ist die Klasse des Moebius-Bandes.
Es gilt K(S1) = Z.
Beweis. Sei E ein Vektorbuendel ueber S1 = R/Z und sei p : R→ R/Z
die Projektion. Dann ist p∗E trivial, also folgt E (R ×Kn)/Z, wobei Z
durch k(x, v) = (x + k,Akv) operiert fuer ein A ∈ GLn(K). Wie in Beispiel
1.1.6 sieht man, dass es im Falle n ≥ 2 einen nullstellenfreien Schnitt
s ∈ Γ(E) gibt. Dieser erzeugt ein triviales Geradenbuendel L ⊂ E. Waehle
eine hermitesche Metrik und zerlege E = L ⊕ L⊥. Iteration liefert, dass in
K(S1) gilt E = n + L fuer ein Geradenbuendel und ein n ∈N0. Ist E selbst
ein Geradenbuendel und istK = C, dann ist E trivialisierbar, was man
wie in Beispiel 1.1.6 sieht, so dass die komplexe Aussage folgt.
Sei nun alsoK = R. Ein Geradenbuendel L ist entweder trivialisierbar
oder M. Ferner ist 2M = M ⊕M trivialisierbar, da(−1−1
)in GL2(R)
durch einen Weg mit der Einheitsmatrix verbunden werden kann.
Damit ist KO(S1) ein Quotient von Z[X]/I. Die Elemente dieses Rings
sind von der Form a + εX, wobei a ∈ Z und ε ∈ 0, 1. Da X selbst nicht
trivialisierbar ist (es gibt keinen nullstellenfreien Schnitt), ist KO(S1)
gleich diesem Ring.
K-Theorie 28
Satz 2.2.2. Sei H das tautologische Geradenbuendel ueber S2 = P1(C),man nennt dies auch das Hopfbuendel. Dann gilt
K(S2) Z[H]/(H − 1)2.
Beweis. Im naechsten Abschnitt.
2.3 Der Produktsatz
Definition 2.3.1. Seien E→ X und F→ Y Vektorbuendel. Das aeussere
Produkt E F→ X × Y ist definiert als
p∗1E ⊗ p∗2F,
wobei p1 und p2 die beiden Projektionen sind.
Dann ist E F ein Vektorbuendel ueber X × Y mit Faser
(E F)(x,y) = Ex ⊗ Fy.
Das aeussere Produkt definiert einen Ringhomomorphismus
K(X) ⊗ K(Y)→ K(X × Y).
Sei H das tautologische Buendel ueber S2 = P1(C), auch Hopf-Buendel
genannt. In Beispiel 1.5.2 haben wir gezeigt, dass (H ⊗H) ⊕ 1 H ⊕H,
also in der K-Gruppe gilt H2 + 1 = 2H oder (H − 1)2 = 0. Wir erhalten
einen Ringhomomorphismus Z[H]/(H − 1)2→ K(S2). Sei µ der
Ringhomomorphismus
µ : K(X) ⊗Z[H]/(H − 1)2→ K(X) ⊗ K(S2)→ K(X × S2),
K-Theorie 29
wobei die zweite Abbildung das externe Tensorprodukt ist.
Satz 2.3.2. Ist X ein kompakter Hausdorf-Raum, dann ist µ einIsomorphismus
K(X) ⊗Z[H]/(H − 1)2 K(X × S2).
Insbesondere ist die Abbildung Z[H]/(H − 1)2→ K(S2) ein
Isomorphismus von Ringen.
Der Beweis nimmt den Rest des Abschnitts ein.
Nach Lemma 1.5.6 sind die Isoklassen von Vektorbuendeln ueber S2
durch die Homotopieklassen von Abbildungen S1→ GLn(C) gegeben,
die wir Veklebungsfunktionen nennen. Sei p : E→ X irgendein
Vektorbuendel und sei f : E × S1→ E × S1 ein Automorphismus des
Vektorbuendels p × 1 : E × S1→ X × S1. Das heisst insbesondere, fuer
jedes z ∈ S1 definiert f einen Automorphismus f (x, z) : p−1(x)→ p−1(x).
Aus E und f konstruieren wir ein Buendel ueber X × S2, indem wir S2
als Vereinigung zweier Hemisphaeren schreiben mit S1 als Schnitt und
indem wir f als Verklebungsfunktion benutzen. Wir schreiben dieses
Buendel als [E, f ]. Jedes Vektorbuendel ist von dieser Form und wir
koennen f so normalisieren, dass f ueber X × 1 die Identitaet ist.
Definition 2.3.3. Unter einer Laurent-Polynom Verklebungsfunktion
oder LP-Verklebungsfunktion verstehen wir eine
Verklebungsfunktion f wie ober der besonderen Form
`(x, z) =∑| j|≤n
z ja j(x),
wobei a(x) : Ex → Ex ein Endomorphismus des Vektorraums Ex ist.
K-Theorie 30
Lemma 2.3.4. Sei X ein kompakter Hausdorff-Raum. Jedes Vektor Buendel[E, f ] ueber X × S2 ist isomorph zu einem Buendel [E, `] mit LPVerklebungsfunktion. Sind zwei LP Verklebungsfunktionen `0 und `1 homotopim Raum aller Verklebungsfunktionen, dann sind sie homotop im Raum allerLP-Verklebungsfunktionen.
Beweis. Wir versehen ein gegebenes Buendel E ueber X × S1 mit einer
Metrik und erhalten so eine Norm auf dem Raum aller
Endomorphismen:
||T|| = supy∈X×S1
∣∣∣∣∣∣Ty
∣∣∣∣∣∣ ,wobei
∣∣∣∣∣∣Ty
∣∣∣∣∣∣ die Operatornorm ist. Wir zeigen zunaechst, dass die
LP-Verklebungsfunktionen dicht liegen in der Menge aller
Verklebungsfunktionen.
Nach dem Satz von Stone-Weierstrass laesst sich jede stetige Funktion
f : X × S1→ C gleichmaessig durch Laurent-Polynome der Form∑
| j|≤n z ja j(x) mit stetigen Funktionen a j : X→ C approximieren. Wir
zerlegen das Buendel E in einen endlichen trivialisierenden Atlas, wo
wir lokal jede Verklebungsfunktion durch LP-Verklebungsfunktionen
approximieren koennen, diese Approximationen setzten wir
zusammen mit einer Teilung der Eins.
Ist nun eine LP-Verklebungsfunktion ` nah genug bei einer gegebenen
Verklebungsfunktion f , dann wird gt = (1 − t) f + t` eine
Verklebungsfuktion sein fuer jedes t ∈ [0, 1], so dass f zu ` homotop ist,
also die induzierten Buendel isomorph.
Die zweite Aussage folgt ebenso, indem man eine gegebene Homotopie
im Raum der Homotopien approximiert.
Eine LP-Verklebungsfunktion ` kann in der Form z−mq geschrieben
K-Theorie 31
werden, wobei q eine polynomiale Verklebungsfunktion ist. In diesem
Fall gilt [E, `] [E, q] ⊗H−m.
Lemma 2.3.5. Ist q eine polynomiale Verklebungsfunktion vom Grad ≤ n,dann gilt [E, q] ⊕ [nE, 1] [(n + 1)E,Lnq], wobei Lnq eine lineareVerklebungsfunktion ist.
Beweis. Sei q(x, z) = a0(x) + a1(x)z + · · · + an(x)zn. Die Matrizen
A =
1 −z 0 . . . 0
0 1 −z . . . 0...
......
...
0 0 0 1 −zan an−1 an−2 . . . a0
, B =
In 0
0 q
definieren Endomorphismen von (n + 1)E. Man kann nun A in B durch
elementare Zeilen- und Spaltentrafos ueberfuehren: Zunaechst addiere
das z-fache der ersten Spalte zur zweiten, dann dasselbe mit der
zweiten und dritten und so fort. Auf diese Weise werden alle ueber der
Diagonale liegenden Beitraege Null und rechts unten steht q. Dann
zieht man ein geeignetes Vielfaches der j-ten Zeile von der letzten ab bis
man B erreicht. Die durch A und B definierten Endos sind dann
homotop, dan man jede elementare Transformation in eine Homotopie
einspannen kann, die zur trivialen Transformation fuehrt. Die Matrix Bist die Verklebungsfunktion von [nE, 1] ⊕ [E, q] und A ist eine lineare
Verklebungsfunktion, die wir Lnq nennen.
Lemma 2.3.6. Sei das Buendel [E, a(x)z + b(x)] mit einer linearenVerklebungsfunktion gegeben. Dann existiert eine Zerlegung E E0 ⊕ E1 mit[E, a(x)z + b(x)] [E0, 1] ⊕ [E1, z].
Beweis. Als ersten Schritt reduzieren wir auf den Fall a(x) = Id. Hierzu
K-Theorie 32
betrachte den Ausdruck
ft = (1 + tz)
a(x)z + t1 + tz︸︷︷︸∈T
+b(x)
= (a(x) + tb(x)) z + ta(x) + b(x).
Fuer t = 0 ist dies a(x)z + b(x). Dies ist eine Homotopie zu dem Fall t = 1,
wenn man (1 + z)(a(x) + b(x)) erhaelt. Dies ist nun aber keine
Verklebungsfunktion mehr, da fuer z = −1 eine Nullstelle entsteht. Aber
fuer jedes 0 ≤ t < 1 ist es eine Verklebungsfunktion. Ausserdem gibt es
aus Stetigkeitsgruenden und wegen der Kompaktheit von X ein
0 < t0 < 1 so dass fuer jedes t0 ≤ t < 1 der Ausdruck a(x) + tb(x)
invertierbar ist. Ist g ein Automorphismus von E, dann gilt stets
[E, f ] [E, f g] und daher ist
[E, ft0] [E, z + (t0a(x) + b(x))(a(x) + t0b(x))−1], womit wir also annehmen
koennen, dass a(x) = 1 ist, die Verklebungsfunktion also von der Form
z + b(x). Da z + b(x) stets invertierbar ist, hat b(x) keine Eigenwerte in T.
Wir benutzen nun folgendes Fakt:
• Sei Y ein kompakter Hausdorff-Raum und p : E→ Y ein
C-Vektorbuendel. Ist b : E→ E ein Endomorphismus, so dass kein
Eigenwert in T liegt, dann gibt es genau eine b-stabile Zerlegung
E = E0 ⊕ E1 so dass fuer jeden Eigenwert λ von b|E0 die
Ungleichung |λ| < 1 und jeder Eigenwert µ von b|E1 die
Ungleichung |µ| > 1 erfuellt.
Beweis. Ist V ein endlich-dimensionaler C-Vektorraum und A : V → Vein Endomorphismus ohne Eigenwerte in T, dann definieren wir V0 als
die Summe aller Hauptraeume von A zu den Eigenwerten |λ| < 1 und
V1 als Summe aller Hauptraeume zu den Eigenwerten |µ| > 1. Dann ist
V = V0 ⊕ V1 eine A-stabile Zerlegung und ist diese ist eindeutig
K-Theorie 33
festgelegt durch die A-Stabilitaet und die Lage der Eigenwerte
innerhalb oder ausserhalb von T. Ist x 7→ Ax eine stetige Familie von
Endomorphismen ohne Eigenwert in T, dann ist auch Vx,0 ⊕ Vx,1 eine
stetige Familie von Zerlegungen. (Es konnen zwar, wenn x variiert,
Eigenwerte zusammenlaufen oder auseinander, aber die Grenze Twird
nie ueberschritten.)
Demnach haben wir eine Zerlegung
[E, z + b(x)] = [E0, z + b0(x)] ⊕ [E1, z + b1(x)]. Da alle Eigenwerte von b0(x)
im Inneren des Eiheitskreises liegen, ist t 7→ z + tb0(x) eine Homotopie
von Verklebungsfunktionen zwischen z und z + b0(x). Da alle
Eigenwerte von b1(x) ausserhalb des abgeschlossenen Einheitskreises
liegen, ist t 7→ tz + b1(x) eine Homotopie zwischen b1(x) und z + b1(x).
Damit folgt [E0, z + b0] [E0, z] und [E1, z + b1] [E1, b1] [E1, 1]. Damit
ist Lemma 2.3.6 bewiesen.
Nun kommen wir zum Beweis des Satzes 2.3.2. Nach dem bisher
gezeigten gilt in K(X × S2)
[E, f ] [E, z−mq]
[E, q] ⊗H−m
[(n + 1)E,Lnq] ⊗H−m− [nE, 1] ⊗H−m
[((n + 1)E)0, 1] ⊗H−m + [((n + 1)E)1, z] ⊗H−m− [nE, 1] ⊗H−m
((n + 1)E)0 ⊗H−m + ((n + 1)E)1 ⊗H1−m− nE ⊗H−m.
Dies liegt im Bild von µ, so dass µ demnach surjektiv ist.
Um zu zeigen, dass µ injektiv ist, konstruieren wir eine Abbildung in
der umgekehrten Richtung ν : K(X × S2)→ K(X) ⊗Z[H]/(H − 1)2 so
dass νµ = Id. Eine offensichliche Wahl fuer ν ist durch die obige
K-Theorie 34
Rechnung gegeben
ν([E, z−mq])
= ((n + 1)E)0 ⊗H−m + ((n + 1)E)1 ⊗H1−m− nE ⊗H−m
= ((n + 1)E)0 ⊗H−m + ((n + 1)E)1 ⊗H1−m− (n + 1)E ⊗H−m︸ ︷︷ ︸
=((n+1)E)0⊗H−m
+E ⊗H−m
= ((n + 1)E/(n + 1)E)0 ⊗H−m + ((n + 1)E)1 ⊗H1−m + E ⊗H−m
= ((n + 1)E)1 ⊗H−m + ((n + 1)E)1 ⊗H1−m + E ⊗H−m
Hier haben wir benutzt, dass wegen der Komplementaritaet
(n + 1)E/(n + 1)E)0 ((n + 1)E)1 gilt. Es ist nur zu zeigen, dass ν
wohldefiniert ist. Wegen [E, z−m−1(zq)] [E, zq] ⊗H−m−1 [E, q] ⊗H−m,
ist die rechte Seite nicht von der Wahl von m abhaengig. Es ist nur zu
zeigen, dass sie auch nicht von der Wahl von n ≥ deg(q) abhaengt.
Seien zunaechst E ein Vektorbuendel ueber X und q eine polynomiale
Verklebungsfunktion vom Grad ≤ n. Wir zeigen:
(1) [(n + 2)E,Ln+1q] [(n + 1)E,Lnq] ⊕ [E, 1].
Die Matrixdarstellungen von Ln+1q ist
1 −z 0 . . . 0
0 1 −z . . . 0...
......
...
0 0 0 1 −z0 an an−1 . . . a0
.
In dieser Matrix koennen wir z mal die erste Spalte zur zweiten
addieren und erhalten(
[E,1][E,Lnq]
), was (1) beweist.
Als naechstes machen wir uns die E1 ⊕ E2 Zerlegung von Lemma 2.3.6
im Fall [E, 1] klar.
K-Theorie 35
(2) Im Fall [E, 1] ist E0 = 0 und E1 = E.
Fuer Aussage (2) gehen wir vor wie im Beweis von Lemma 2.3.6 und
ersetzen die Verklebunsfunktion 1 = a(x)z + b(x) durch
z + (t0a(x) + b(x))(a(x) + t0b(x))−1 = z + 1/t0Id. Da 1/t0Id nur den einen
Eigenwert 1/t0 > 1 hat, folgt (2).
Aus (1) und (2) folgt ((n + 2)E)0 ((n + 1)E)0, also haengt der
E0-Summand nicht von n ab und Satz 2.3.2 ist bewiesen.
2.4 Smash und Kegelkonstruktion
Definition 2.4.1. Ein Raumpaar ist ein Paar (X,A) bestehend aus einem
topologischer Raum X und einer abgeschlossenen Teilmenge A. Man
erhaelt den Quotienten X/A, indem man A zu einem Punkt
zusammenzieht. Genauer ist X/A der Quotientenraum X/ ∼, wobei ∼
die Aequivalenzrelation
x ∼ y ⇔
x = y oder
x, y ∈ A
ist. Ein punktierter Raum ist ein Raumpaar der Form (X, x0) = (X, x0).
Beachte, dass (X/A,A) ein punktierter Raum ist. Hierbei laesst man
auch A = ∅ zu. In diesem Fall ist X/A die disjunkte Vereinigung von Xmit einem Punkt.
Eine Abbildung von Raumpaaren f : (X,A)→ (Y,B) ist eine stetige
Abbildung f : X→ Y mit der Eigenschaft f (A) ⊂ B.
Definition 2.4.2. Sei C die Kategorie der kompakten Hausdorffraume,
C + die Kategorie der punktierten kompakten Hausdorff-Raum und C 2
die Kategorie der Paare kompakter Hausdorff-Raum. Wir haben
K-Theorie 36
Funktoren
C → C 2 C 2→ C +,
X 7→ (X, ∅) (X,A) 7→ X/A.
Die Komposition ist X 7→ X+ = X ∪ ∞.
Definition 2.4.3. Ist X ∈ C + ein punktierter Raum, dann ist die
reduzierte K-Theorie K(X) definiert als
K(X) := ker (K(X)→ K(x0)) ,
wobei x0 der ausgezeichnete Punkt ist. Mit anderen Worten, K(X) ist die
Teilmenge aller [E] − [F] in K(X) mit der Eigenschaft, dass
dim Ex0 = dim Fx0. Die Abbildung f : X→ x0 induziert via f ∗ eine
Zerlegung
K(X) K(X) ⊕ K(x0) = K(X) ⊕Z.
Wir haben ausserdem
K(X) K(X+).
Schliesslich definieren wir fuer ein Raumpaar
K(X,A) = K(X/A).
Definition 2.4.4. Sind X,Y ∈ C +, dann definiere die punktierte Summe
X ∨ Y :=(x0 × Y
)∪
(X × y0
).
Man kann die punktierte Summe auch als disjunkte Vereinigung von Xund Y verstehen, die im Basispunkt zusammengeklebt werden.
K-Theorie 37
Proposition 2.4.5. Die punktierte Summe ist die Summe (oder Coprodukt) inder Kategorie C +. Das heisst, die kanonischen Abbildungen X,Y→ X ∨ Yinduzieren fuer jedes Z ∈ C + eine funktorielle Bijektion
Hom(X,Z) ×Hom(Y,Z)→ Hom(X ∨ Y,Z).
Beweis. Sind φX : X→ Z und φY : Y→ Z gegeben, so definiere
ψ : X ∨ Y→ Z durch
ψ(x) =
φX(x) x ∈ X,
φY(x) x ∈ Y.
Die Abbildung (φX, φY) 7→ ψ ist die verlangte funktorielle Bijektion.
Lemma 2.4.6. Es gilt
K(X ∨ Y) = K(X) ⊕ K(Y).
Beweis. Ist E ein Buendel ueber X, dann kann man es trivial auf Yfortsetzen und erhaelt ein Buendel E. Die Abbildung [E] − n 7→ [E] − nist eine Einbettung von K(X) nach K(X ∨ Y). Ist E ein Buendel ueber
X ∨ Y, dan ist [E] − n die Summe aus dem Bild von EX und EY.
Beispiel 2.4.7. Ist I das Einheitsintervall mit speziellem Punkt x0 = 1/2,
dann ist I ∨ I das griechische Kreuz:
Definition 2.4.8. Das Smash-Produkt ist
K-Theorie 38
X ∧ Y := X × Y/X ∨ Y.
Beachte, dass X ∧ pt = pt.
Proposition 2.4.9. Das Smash-Produkt ist das Produkt in der Kategorie C +,d.h. die Projektionen pX : X ∧ Y→ X und pY : X ∧ Y→ Y induzierenfunktorielle Bijektionen
Hom(Z,X) ×Hom(Z,Y) −→ Hom(Z,X ∧ Y).
Beweis. Seien µX : Z→ X und µY : Z→ Y gegeben. Definiere
µ : Z→ X × Y durch µ(z) = (µX(z), µY(z)) und definiere µ : Z→ X ∧ Yals Z
µ−→ X × Y→ X ∧ Y, wobei die letzte Abbildung die kanonische
Projektion ist. Die Abbildung (µX, µY) 7→ µ ist die verlangte
Bijektion.
Fuer drei gegebene Raeume X,Y,Z gibt es einen natuerlichen
Homoeomorphismus
(X ∧ Y) ∧ Z X ∧ (Y ∧ Z).
Ist I das Einheitsintervall und In der n-dimensionale Wuerfel. Sei ∂In
der Rand des Wuerfels, dann ist
In/∂In Sn
und
Sn S1∧ S1
∧ · · · ∧ S1
mit n Faktoren.
K-Theorie 39
Definition 2.4.10. Fuer X ∈ C + sei S(X) = S1∧ X die (reduzierte)
Einhaengung von X.
Hier ist ein Bild von S(X+), das die Wortwahl erlaeutert.
X
2.5 Hoehere K-Theorie
Sei Sn(X) die n-fache Iteration des Einhaengungsfunktors S, also
Sn(X) = S1∧ S1
∧ · · · ∧ S1∧ X
mit n Kopien von S1.
Definition 2.5.1. Fuer n ≥ 0 setze
Kn(X) := K(Sn(X)) X ∈ C +,
Kn(X,Y) := Kn(X/Y) (X,Y) ∈ C 2,
Kn(X) := Kn(X, ∅) = Kn(X+) X ∈ C .
K-Theorie 40
Lemma 2.5.2. Es gilt
K0(X) = K(X),
K(SnX) = Kn(X) ⊕Z
Kn(X,X) = 0
Definition 2.5.3. Fuer einen topologischen Raum X sei der Kegel ueber
X definiert als
C(X) := I × X/0 × X.
X
C(X)
Die Kegelkonstruktion ist ein Funktor C → C +. Wir identifizieren X mit
dem Unterraum X × 1. Der Raum C(X)/X wird die unreduzierte
Einhaengung genannt. Dies ist ein Funktor C → C +, wohingegen die
reduzierte Einhaengung ein Funktor C +→ C + ist. Beachte, dass
S(X) = (C(X)/X)/I × x0, falls X ∈ C + mit speziellem Punkt x0, d.h., S(X)
entsteht aus der unreduzierten Einhaengung durch Kollabieren eines
zusammenziehbaren Teilraums. Dies induziert eine Isomorphie auf der
K-Theorie:
K(SX) K(CX/X), KS(X) K(CX/X).
Wir schreiben daher auch manchmal SX fuer die unreduzierte
Einhaengung.
Definition 2.5.4. Ist (X,Y) ∈ C 2, so sei X ∪ CY die Vereinigung von Xmit dem Kegel von Y.
K-Theorie 41
X
CX
Y
Nehmen wir den Basispunkt von CY als Basispunkt, dann ist
X ∪ CY ∈ C +. Es gibt einen natuerlichen Homoeomorphismus
X ∪ CY/X CY/Y.
Ist also Y ∈ C +, dann gilt
K0(X ∪ CY,X) = K0(CY,Y)
= KS(Y)
= K1(Y).
2.6 Die lange exakte Sequenz
Lemma 2.6.1. Sei (X,Y) ∈ C 2 ein Raumpaar. Die Inklusionen i : Y→ X undj : (X, ∅)→ (X,Y) induzieren eine exakte Sequenz abelscher Gruppen:
K0(X,Y)j∗−→ K(X) i∗
−→ K(Y).
Beweis. Die Komposition i∗ j∗ ist durch ji : (Y, ∅)→ (X,Y) gegeben,
faktorisiert also durch die triviale Gruppe K0(Y,Y). Daher ist i∗ j∗ = 0. Sei
nun ξker(i∗). Wir koennen ξ in der Form [E] − n darstellen, mit einem
Vektorbuendel E ueber X. Es ist dann E|Y = n in K(Y), also gibt es ein
m ∈N so dass E⊕m|Y = n⊕m. Das bedeutet, es gibt eine Trivialisierung
α von E ⊕m|Y. Dies definiert ein Buendel E ⊕m/α ueber X/Y und damit
ein Element η von K(X,Y) mit j∗(η) = ξ.
K-Theorie 42
Korollar 2.6.2. Sei (X,Y) ∈ C 2 ein Raumpaar und y0 ∈ Y, so dass(Y, y0) ∈ C +. Waehle auch in X den speziellen Punkt y0, dann ist die Sequenz
K0(X,Y)j∗−→ K(X) i∗
−→ K(Y)
ebenfalls exakt.
Proof. Dies ist klar wegen des letzten Lemmas und der natuerlichen
Isomorphismen
K(X) K(X) ⊕ K(y0),
K(Y) K(Y) ⊕ K(y0).
Satz 2.6.3. (a) Sei (X,Y) ∈ C 2 ein Raumpaar. Dann gibt es einenatuerliche unendliche exakte Sequenz
. . .K2(Y) δ−→ K1(X,Y)
j∗−→ K1(X) i∗
−→ K1(Y) δ−→ K0(X,Y)
j∗−→ K0(X) i∗
−→ K0(Y).
(b) Sind ueberdies X,Y ∈ C + mit demselben Basispunkt, dann gibt es einelange exakte Sequenz
. . . KS2(Y) δ−→ KS(X/Y)
j∗−→ KS(X) i∗
−→ KS(Y) δ−→ K(X/Y)
j∗−→ K(X) i∗
−→ K(Y).
K-Theorie 43
Beweis. Einsetzen der Definitionen liefert
Kn+1(Y) δ? // Kn(X,Y) // Kn(X) // Kn(Y)
KSn+1(Y+) δ? // KSn(X/Y) // KSn(X+) // KSn(Y+)
Da X/Y = (X+)/(Y+), reicht es zu zeigen, dass fuer ein Raumpaar
(X,Y) ∈ C 2 mit Y ∈ C + eine Abbildung δ existiert, die die Sequenz
KS(X) i∗−→ KS(Y) δ
−→ K(X/Y)j∗−→ K(X) i∗
−→ K(Y)
exakt macht, denn dann kann man das Paar (X,Y) durch
(Sn(X+),Sn(Y+)) ersetzen und erhaelt die urspruengliche Behauptung.
Die Exaktheit an der Stelle K(X) ist in Korollar 2.6.2 bewiesen worden.
Um Exaktheit an den anderen Stellen zu bekommen, wenden wir
Korollar 2.6.2 auf die Paare (X ∪ CY,X) und (X ∪ CY) ∪ CX,X ∪ CY) an.
Das Paar (X ∪ CY,X) liefert uns eine exakte Sequenz
K(X ∪ CY,X) m∗−→ K(X ∪ CY) k∗
−→ K(X).
Da CY zusammenziehbar ist, liefert die Abbildung
p : X ∪ CY→ X ∪ CY/CY = X/Y einen Isomorphismus
p∗ : K(X/Y) −→ K(X ∪ CY).
Sei θ : K0(X ∪ CY,X) −→ KS(Y) der Isomorphismus vom Ende des
letzten Abschnitts. Definiere δ : KS(Y)→ K(X/Y) als die Komposition
KS(Y) θ−1
−→ K(X ∪ CY,X) = K(X ∪ CY/X) m∗−→ K(X ∪ CY)
(p∗)−1
−→ K(X/Y)
Dann wird die obige exakte Sequenz zu
KS(Y) δ−→ K(X/Y) k∗
−→ K(X),
K-Theorie 44
was der mittlere Teil der zu konstruierenden Sequenz ist. Schliesslich
wenden wir Korollar 2.6.2 auf das Paar (X ∪ C1Y ∪ C2X,X ∪ CY) an,
wobei wir die beiden Kegel nun nummeriert haben, siehe Bild
XY
C1Y
C2X
Wir erhalten eine exakte Sequenz
K0(X∪C1Y∪C2X,X∪C1Y)→ K(X∪C1Y∪C2X)→ K(X∪CY) K(X/Y)
und wir wollen zeigen, dass dies die Exaktheit der Sequenz
KS(X) i∗−→ KS(Y) δ
−→ K(X/Y)
impliziert. Hierzu reicht es, zu zeigen, dass das Diagramm
K0(X ∪ C1Y ∪ C2X,X ∪ C1Y) // K(X ∪ C1Y ∪ C2X)
K(C2X/X) K(C1Y/Y)
KS(X) i∗ // KS(Y)
(A)
bis aufs Vorzeichen kommutiert. Die Schwierigkeit liegt darin, dass i∗
durch die Inklusion C2Y→ C2X induziert ist, in dem Diagramm aber
C1Y und nicht C2Y steht. Um hiermit umzugehen, fuehren wir den
K-Theorie 45
Doppelkegel C1Y ∪ C2Y ein:
Y
C1Y
C2Y
Wir haben das kommutative Diagramm
X ∪ C1Y ∪ C2X +3
C1Y/Y +3 SY
C1Y ∪ C2Y
em 3;
#+uu
C2X/X C2Y/Yoo +3 SY,
(B)
wobei alle Doppelpfeile Isomorphien in K darstellen. Wir sehen nun,
dass das Diagramm (A) bis aufs Vorzeichen kommutiert, falls das von
(B) induzierte Diagramm
K(C1Y/Y)
vv
KS(Y)oo
K(C1Y ∪ C2Y)
K(C2Y/Y)
hh
KS(Y)oo
bis aufs Vorzeichen kommutiert. Dies folgt aus dem naechsten Lemma,
das spaeter nochmal gebraucht wird.
Lemma 2.6.4. Sei T : S1→ S1 definiert durch T(e2πit) = e−2πit. Sei
T ∧ 1 : SY→ SY die Abbildung, die durch T und die Identitaet induziertwird. Dann gilt (T ∧ 1)∗y = −y fuer y ∈ KS(Y).
K-Theorie 46
Beweis. Dies Lemma folgt leicht aus der folgenden Proposition.
Proposition 2.6.5. Sei Y ∈ C und SY die unreduzierte Einhaengung. Seif : Y→ GLn(C) und sei E f das induzierte Buendel ueber SY. Dann induziertdie Abbildung f 7→ [E f ] − n einen Gruppenisomorphismus
limn→∞
[Y,GLn(C)] −→
(KS(Y),⊕
),
wobei die Gruppenstruktur links die von GLn(C) induzierte ist und GLn(C)
via A 7→(
A1
)nach GLn+1(C) abgebildet wird.
Dies bedeutet insbesondere, dass die Inversenbildung auf beiden Seiten
uebereinstimmt, was Lemma 2.6.4 impliziert.
Beweis von Proposition 2.6.5. Nach Lemma 1.5.6 ist die Abbildung
f 7→ E f eine Bijektion von Mengen limn→∞ [Y,GLn(C)]↔ KS(Y). Dass es
sich um einen Gruppenhomomorphismus handelt, sieht man an der
folgenden Homotopie zwischen den Abbildungen
ρ0, ρ1 : GLn(C) ×GLn(C)→ GL2n(C) gegeben durch
ρ0 : (A,B) 7→
AB
,ρ1 : (A,B) 7→
AB1
.Sei hierzu γ : [0, 1]→ GL2n(C) ein Weg mit γ(0) =
( 11)
und γ(1) =( 1
1).
Dann ist die Homotopie
ρt(A,B) =
A1
γ(t)
1
B
γ(t).
K-Theorie 47
2.7 Kuenneth-Formel und Bott-Periodizitaet
Definition 2.7.1. Der Teilraum Y ⊂ X heisst Retrakt von X, falls es eine
stetige Abbildung f : X→ Y gibt, so dass f |Y = IdY ist.
Beispiele 2.7.2. • S1 ist kein Retrakt von S2, da die
Fundamentalgrupe von S2 trivial ist, die von S1 aber nicht.
• Sind X und Y Raeume mit Basispunkt, dann ist X ein Retrakt von
X × Y und Y ist ein Retrakt von X × Y/X.
Satz 2.7.3. Seien X,Y ∈ C +.
(a) Ist Y ein Retrakt von X, dann zerfaellt die exakte SequenzKn(X,Y)→ Kn(X)→ Kn(Y) und daher ist
Kn(X) Kn(X,Y) ⊕ Kn(Y).
Ebenso giltKn(X) Kn(X/Y) ⊕ Kn(Y).
(b) (Kuenneth-Formel) Die Projektionen X × Y→ X,Y indizierenIsomorphismen
Kn(X × Y) Kn(X ∧ Y) ⊕ Kn(X) ⊕ Kn(Y).
Beweis. (a) Sei f : X→ Y eine Retraktion, dann ist f ∗ : Kn(Y)→ Kn(X)
eine Spaltung.
(b) Da X ein Retrakt von X × Y ist, erhalten wir aus (a):
KSn(X × Y) KSn(X × Y/X) ⊕ KSn(X).
K-Theorie 48
Da Y ein Retrakt von (X × Y)/X ist, folgt weiter
KSn(X × Y/X) KSn((X × Y/X)/Y︸ ︷︷ ︸=X∧Y
) ⊕ KSn(Y)
und damit die Behauptung.
Definition 2.7.4. Die Gruppe K(X∧Y) = K(X×Y/X∨Y) ist der Kern von
i∗X ⊕ i∗Y : K(X × Y)→ K(X) ⊕ K(Y).
Die Abbildung K(X)→ K(X × Y)→ K(Y) ist die Nullabbildung, daher
ist auch K(X) ⊗ K(Y)→ K(X × Y)→ K(X) ⊕ K(Y) die Nullabbildung. Wir
erhalten also eine Paarung
K(X) ⊗ K(Y)→ K(X ∧ Y).
Wegen SmX ∧ SnY Sm+n(X ∧ Y) erhalten wir eine Paarung
KSm(X) ⊗ KSn(Y)→ KSm+n(X ∧ Y).
Indem wir fuer X,Y ∈ C die Raeume X und Y durch X+ und Y+
ersetzen, erhalten wir wegen (X+) ∧ (Y+) = (X × Y)+ eine Paarung
Km(X) ⊗ Kn(Y)→ Km+n(X × Y).
Satz 2.7.5 (Bott-Periodizitaet). (a) Fuer Z ∈ C + gibt es einennatuerlichen Isomorphismus
K(Z) −→ KS2(Z),
der sich aus dem Tensorprodukt mit dem Pullback von (H − 1) auf S2
nach S2Z = S2∧ Z ergibt.
K-Theorie 49
(b) Sei X ∈ C und n ≥ 0. Die Abbildung K2(pt) ⊗ Kn(X)→ Kn+2(X)
induziert einen Isomorphismus
β : Kn(X) −→ Kn+2(X).
Beweis. Teil (b) ist eine Konsequenz von (a), wenn man fuer Z den
Raum Sn(X+) einsetzt.
Wir zeigen (a). Sei Z ∈ C +. Im Produktsatz 2.3.2 haben wir gesehen,
dass die Projektionen einen Isomorphismus
K(Z) ⊗ K(S2) K(Z × S2)
induzieren. Nach der Kuenneth-Formel ist
K(Z × S2) = K(Z ∧ S2) ⊕ K(Z) ⊕ K(S2). Wir schreiben K = K ⊕Z und
erhalten einen Isomorphismus(K(Z) ⊗ K(S2)
)⊕ K(Z) ⊕ K(S2)
−→ K(Z × S2) = K(Z ∧ S2) ⊕ K(Z) ⊕ K(S2).
Rechts steht K(Z) fuer das Bild von K(Z) unter Pullback in K(Z × S2). Da
auch der Isomorphismus in der Mitte durch Pullbacks induziert ist,
geht K(Z) links gerade auf denselben Summanden rechts und ebenso
fuer S2. Daher liefert die Einschraenkung dieses Isos:
K(Z) ⊗ K(S2) −→ K(Z ∧ S2).
Da K(S2) = Z(H − 1) Z ist, ist die linke Seite isomorph zu K(Z) und
die Behauptung folgt.
K-Theorie 50
2.8 Beispiele
Nach der Bott-Periodizitaet wissen wir:
K(Sn)
0 n odd,
Z n even.
Wir koennen dies fuer einen weiteren Beweis des Brouwerschen
Fixpunktsatzes benutzen.
Satz 2.8.1. Sei Dn der abgeschlossene Einheitsball im Rn. Dann hat jedestetige Abbildung f : Dn
→ Dn einen Fixpunkt.
Beweis. Wegen KS∗(Dn) = 0, aber KS∗(Sn−1) , 0, ist Sn−1 kein Retrakt von
Dn. Angenommen, es gibt ein f : Dn→ Dn stetig mit f (x) , x fuer jedes
x, dann gibt es fuer jedes x ∈ Dn genau eine Zahl α(x) > 0 so dass der
Vektor
g(x) = (1 − α(x)) f (x) + α(x)x
die Norm 1 hat, also auf dem Rand vonDn liegt.
(Die Existenz sieht man ein, indem man in dem Ausdruck
v(t) = (1 − t) f (x) + tx die Zahl t > 0 gegen +∞ gehen laesst, dann geht
die Norm von v(t) gegen unendlich. Ist andereseits t > 0 aber sehr klein,
dann ist ||v(t)|| < 1. Die Eindeutigkeit folgt aus der Tatsache, dass
t 7→ v(t) eine affine Abbildung ist.)
Man sieht leicht ein, dass g stetig ist. Ist x ∈ Sn−1, dann ist g(x) = x, also
ist g eine Retraktion auf Sn−1, Widerspruch!
Proposition 2.8.2. Ist X ein endlicher CW-Komplex, dessen saemtliche Zellengerade Dimension haben, dann ist K1(X) = 0 und K0(X) ist eine freie abelsche
K-Theorie 51
Gruppe, deren Rang hoechstens gleich der Anzahl der Zellen ist.
Beweis. Induktion nach d = dim X. Ist d = 0, so ist X eine endliche
Menge mit der diskreten Topologie und die Aussage ist klar. Sei nun
d > 0, gerade und sei Y ⊂ X das (d − 2)-dimensionale Skelett. Der Raum
X/Y ist ein Buendel von d-dimensionalen Sphaeren, verheftet am
Basispunkt. Daher ist nach Lemma 2.4.6,
K(X/Y) =⊕
e
Ze,
wobei die Summe ueber alle Zellen der Dimension d laeuft. Aus Satz
2.6.3 zusammen mit der Bott-Periodizitaet erhalten wir die exakte
Sequenz
K1(X,Y)︸ ︷︷ ︸=KS(X/Y)=0
j∗−→ K1(X) i∗
−→ K1(Y)︸︷︷︸=KS(Y+)=0
δ−→ K0(X,Y)︸ ︷︷ ︸
=K(X/Y)=⊕
eZe
j∗−→ K0(X) i∗
−→ K0(Y).
Damit ist K1(X) = 0. Nach Induktionsvoraussetzung ist K0(Y) frei, also
ist das Bild von i∗ frei, also spaltet die Sequenz
K0(X,Y)→ K0(X)→ Bild(i∗) und die Behauptung folgt.
∗ ∗ ∗
K-Theorie 52
3 Charakteristische Klassen
3.1 Zusammenhang
Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und p : E→M ein komplexes
Vektorbuendel vom Rang r. Dann existiert eine Ueberdeckung
M =⋃
i Ui, so dass E|Ui trivial ist und dass jedes Ui eine glatte Karte
Ui → Rd traegt. Eine glatte Trivialisierung von E ist eine Trivialisierung
φi : E|Ui
−→ Ui × Cr, dergestalt, dass die Kartenwechselabbildungen
φi j : Ui ∩U j → GLr(C) glatt sind. Zwei glatte Trivialisierungen ueber
(Ui)i und (V j) j heissen glatt kompatibel, wenn die induzierten
Kartenwechselabbildungen Ui ∩ V j → GLr(C) stets glatt sind. Ein
Vektorbuendel mit einer Kompatibilitaetsklasse glatter
Trivialisierungen heisst glattes Vektorbuendel.
Beispiele 3.1.1. • Fuer ein triviales Buendel ist jede globale
Trivialisierung glatt und induziert eine Struktur eines glatten
Buendels.
• Das Tangentialbuendel TM und das Kotangentialbuendel T∗Meiner glatten Mannigfaltigkeit tragen natuerliche glatte Strukturen.
• Sind E,F glatte Buendel, dann auch E ⊕ F, E ⊗ F, ∧kE und so weiter.
Definition 3.1.2. Fuer ein glattes Buendel E macht eine glatte
Trivialisierung auch E selbst zu einer glatten Mannigfaltigkeit. Wir
bezeichnen dann die Menge aller glatten Schnitte s : M→ E mit Γ∞(E).
Ein Zusammenhang auf dem glatten Buendel E ist ein
Differentialoperator erster Ordnung:
∇ : Γ∞(E)→ Γ∞(T∗M ⊗ E),
K-Theorie 53
so dass fuer s ∈ Γ∞(E) und f ∈ C∞(M) gilt
∇( f s) = d f ⊗ s + f∇s.
Beispiele 3.1.3. • Ist E = M × Cr trivial, dann ist jeder Schnitt
s(m) = (m, sv(m) fuer eine Funktion sv : M→ Cr. Seien
sv,1, . . . , sv,r ∈ C∞(M) die Koordinaten, dann definiert
∇s(x) = (x, dsv,1(x), . . . , dsv,r(x))
einen Zusammenhang auf E, den trivialen Zusammenhang.
• Sei M =⋃
i Ui eine offene Ueberdeckung und 1 =∑
i ui eine
unterliegende glatte Zerlegung der Eins. Sei E ein glattes Buendel
ueber M und ∇i ein Zusammenhang ueber EUi. Dann ist
∇ =∑
i
ui∇i
ein Zusammenhang auf E. Insbesondere gibt es immer einen
Zusammenhang.
Beweis. Sei s ∈ Γ∞(E) und f ∈ C∞(M). Dann gilt
∇( f s) =∑
i
ui∇i( f s)
=∑
i
ui(d f ⊗ s + f∇is)
= d f ⊗ s + f∇s.
• Sind ∇ und ∇′ zwei Zusammenhaenge, dann ist T = ∇′ − ∇ ein
Operator vom Grad Null, als gegeben durch einen Schnitt
T ∈ Γ∞(Hom(E,T∗M ⊗ E)) = Γ∞(E∗ ⊗ T∗M ⊗ E). Sei Umgekehrt ∇ ein
Zusammenhang und T ein beliegiber Schnitt von E∗ ⊗ T∗M ⊗ E,
K-Theorie 54
dann ist ∇′ = ∇ + T wieder ein Zusammenhang.
Beweis. Seien ∇ und ∇′ Zusammenhaenge und sei T = ∇′ − ∇ Fuer
s ∈ Γ∞(E) und f ∈ C∞(M) gilt
T( f s) = ∇′( f s) − ∇( f s)
= d f ⊗ s + f∇′s − d f ⊗ s − f∇s
= f T(s),
also vertauscht der Differentialoperator T mit der Aktion von
C∞(M), deshalb ist er ein Operator vom Grad Null.
Fuer die Umkehrung seien T und ∇ gegeben und ∇′ = ∇ + T. Dann
gilt
∇′( f s) = ∇( f s) + T( f s)
= d f ⊗ s + f∇s + f T(s)
= d f ⊗ s + f∇′s.
Definition 3.1.4. Ein lokaler Rahmen um einen Punkt x0 ∈M ist eine
Familie von glatten Schnitten s1, . . . , sr, definiert auf einer offenen
Umgebung U von x0 so dass fuer jedes x ∈ U die Familie s1(x), . . . , sr(x)
eine Basis fuer Ex ist.
Eine lokale Trivialisierung liefert einen lokalen Rahmen, aber nicht
jeder lokale Rahmen ist von dieser Form.
Ist s1, . . . , sr ein lokaler Rahmen, kann man jeden Schnitt s lokal
schreiben als s = f1s1 + · · · + frsr mit eindeutig gegeben f j ∈ C∞(U). Ist ∇
ein Zusammenhang, so gibt es daher eine Matrix ω(x) von 1-Formen, so
dass
∇si =∑
j
ωi, j ⊗ s j.
K-Theorie 55
Man rechnet
∇s =
r∑i=1
∇( fisi)
=∑
i
d fi ⊗ si + fi∇si
=∑
i
d fi ⊗ si +∑
i
∑j
fiωi, j ⊗ s j
Zu einem gegebenen Rahmen legt also die matrixwertige 1-Form ω den
Zusammenhang ∇ eindeutig fest.
Definition 3.1.5. Aehnlich wie das aeussere Differential setzen wir
einen gegebenen Zusammenhang ∇ : Γ∞(E)→ Γ∞(T∗M ⊗ E) fort zu
Γ∞(∧kT∗M ⊗ E)→ Γ∞(∧k+1T∗M ⊗ E) indem wir fuer η ∈ Γ∞(∧kM) setzen:
∇(η ⊗ s) = dη ⊗ s + (−1)kη ∧ ∇s.
Lemma 3.1.6. Ist ∇ ein Zusammenhang, dann ist∇
2 : Γ∞(∧kT∗M ⊗ E)→ Γ∞(∧k+2T∗M ⊗ E) ein Operator vom Grad Null.
Beweis.
∇2(η ⊗ s) = ∇
(dη ⊗ s + (−1)kη ⊗ ∇s
)= ddη︸︷︷︸
=0
⊗s + (−1)k+1dη ⊗ ∇s + (−1)kdη ⊗ ∇s︸ ︷︷ ︸=0
+η ⊗ ∇2s
= η ⊗ ∇2s.
Insbesondere ist also ∇2(s)(x) = Ω(x)s(x) mit einem Schnitt Ω des
Buendels ∧2T∗M ⊗ End(E). Diesen Schnitt Ω nennt man auch die
Kruemmung des Zusammenhangs ∇. Diese versteht man als
vektorwertige 2-Form.
K-Theorie 56
Lemma 3.1.7. Waehlt man einen lokalen Rahmen, kann man Ω berechnendurch
Ω = dω − ω ∧ ω.
Beweis. Mit s =∑
j f js j und ∇si =∑
jωi, js j rechnen wir
∇2s = ∇
∑i
d fi ⊗ si +∑
i
∑j
fiωi, j ⊗ s j
= −
∑i
d fi ∧ ∇si +∑
i, j
d( fωi, j) ⊗ s j −∑
i, j
fiωi, j ∧ ∇s j
= −∑
i, j
d fi ∧ ωi, j ⊗ s j +∑
i, j
d fi ∧ ωi, j ⊗ s j︸ ︷︷ ︸=0
+∑
i, j
fidωi, j ⊗ s j −∑
i, j
fiωi, j ∧∑
k
ω j,k ⊗ sk,
woraus die Behauptung folgt.
Waehlt man einen lokalen Rahmen, kann man Ω als Mn(C)-wertige
Differentialform auffassen. Auf diese kann man koordinatenweise das
aeussere Differential anwenden und erhaelt dΩ. Dies haengt allerdings
von dem lokalen Rahmen ab.
Lemma 3.1.8. Zu einem gegebenen Punkt x0 ∈M kann man einen lokalenRahmen finden, so dass ω(x0) = 0 gilt. Dann gilt ebenfalls dΩ(x0) = 0.
Beweis. Waehle zunaechst irgendeinen lokalen Rahmen (s j). Lokal um
x0 kann man eine matrixwertige Funktion h(x) finden mit h(x0) = I und
dh(x0) = −ω(x0). Setzt man s′i =∑
j hi, js j, dann erhaelt man eine Form
ω′, die ω′(x0) = 0 erfuellt.
Fuer die zweite Aussage gelte ω(x0) = 0. Nach Lemma 3.1.7 ist
Ω = dω − ω ∧ ω und daher
K-Theorie 57
dΩ(x0) = d (dω − ω ∧ ω) (x0) = ω(x0) ∧ ω(x0) − dω(x0) ∧ ω(x0) = 0.
Proposition 3.1.9. Sind ∇0 und ∇1 Zusammenhaenge auf dem Buendel E,dann ist fuer jedes t ∈ [0, 1] die Abbildung ∇t = (1 − t)∇0 + t∇1 ebenfalls einZusammenhang.
Beweis. Wir rechnen
∇t( f s) = (1 − t)∇0( f s) + t∇1( f s)
= (1 − t)d f ⊗ s + (1 − t) f∇0s + td f ⊗ s + t f∇1s
= d f ⊗ s + f∇ts.
3.2 Invariante Polynome
Definition 3.2.1. Sei nun V ein r-dimensionaler C-Vektorraum. Eine
Basiswahl definiert einen Isomorphismus End(V)→Mn(C). Ist
P : Mn(C)→ C eine polynomiale Abbildung, dann ist die resultierende
Abbildung End(V)→ C genau dann von der Basiswahl unabhaengig,
wenn P invariant ist, d.h., wenn fuer jedes h ∈ GLr(C) gilt
P(h−1Ah) = P(A).
Sei nun P ein invariantes Polynom. Die Eintraege einer
Matrixdarstellung von Ω(x) sind 2-Formen in x und deshalb ist P(Ω(x))
eine Differentialform. Sind P = P0 + · · · + Pm die homogenen
Bestandteile von P, dann ist P(Ω) = P0(Ω) + · · · + Pm(Ω) und es ist stets
P j(Ω) ∈ Γ∞(∧2 jT∗M)
eine 2 j-Form. Da P j(Ω) = 0 falls 2 j > dim M, kann man die
Differentialform P(Ω) sogar fuer eine formale Potenzreihe P definieren,
K-Theorie 58
solange sie invariant ist. Hiebei interessieren uns vor allem
c(A) = det(I +
i2π
A)
= 1 + c1(A) + · · · + cr(A),
ch(A) = tr(eiA/2π
)=
∞∑j=0
tr(( iA
2π
) j) 1j!
Hier heisst c(a) die (totale) Chern-Form und ch(A) der
Chern-Charakter. Wir schreiben P(Ω) ab jetzt auch als P(∇).
Satz 3.2.2. Sei P eine invariante formale Potenzreihe und ∇ einZusammenhang. Dann ist die Differentialform P(∇) geschlossen, d.h., esgilt dP(∇) = 0. Die induzierte Klasse in der de Rham Kohomologie[P(∇)] ∈ H∗dR(M,C) haengt nicht von der Wahl des Zusammenhangs,sondern nur vom der Isomorphieklasse des Buendels E ab. Wir schreibendeshalb auch
[P(E)]
fuer diese Klasse.
Beweis. Indem man P in seine homogenen Bestandteile zerlegt, kann
man P als homogen vom Grad k ≥ 0 annehmen. Sei P(A1, . . . ,Ak) die
vollstaendige Polarisierung von P, dies ist die eindeutig bestimmte
symmetrische multilineare Funktion, die P(A) = P(A,A, . . . ,A) erfuellt.
Man erhaelt dies, indem man P(t1A1 + · · · + tkAk) als Polynom in den t j
darstellt. Die Polarisierung ist dann 1/k! mal dem Koeffizienten von
t1 · · · tk.
Sei nun x0 ∈M und waehle einen Rahmen, so dass ω(x0) = 0 = dΩ(x0)
K-Theorie 59
gilt. Dann folgt
dP(Ω)(x0) = dP(Ω,Ω, . . . ,Ω)(x0) = kP(dΩ,Ω, . . . ,Ω)(x0) = 0.
Damit ist P(∇) geschlossen und definiert also eine Kohomologieklasse
[P(∇)] ∈ H∗dR(M,C).
Seien nun zwei Zusammenhaenge ∇0,∇1 gegeben. Wir wollen eine
Differentialform TP(∇0,∇1) konstruieren, so dass
P(∇1) − P(∇0) = dTP(∇0,∇1).
Waehle einen lokalen Rahmen. Der Zusammenhang ∇t = (1 − t)∇0 + t∇1
habe Zusammenhangsform ωt = ω0 + tθ, wobei θ = ω1 − ω0. Sei Ωt die
Kruemmung von ∇t. Dies ist eine matrixwertige 2-Form. Eine 2-Form
kommutiert mit allen Formen, also auch mit der 1-Form θ, also
koennen wir
P(θ,Ωt, . . . ,Ωt) ∈ ∧2k−1T∗M
definieren. Wechselt man den Rahmen, so wird ω zu
ω′(x) = h(x)ω(x)h(x)−1 fuer einen Schnitt h von Aut(E), der den
Rahmenwechsel liefert. Da P invariant ist, folgt
P(θ,Ωt, . . . ,Ωt) = P(hθh−1, hΩth−1, . . . , hΩth−1),
und damit ist P(θ,Ωt, . . . ,Ωt) wohldefiniert und haengt nicht von der
Rahmenwahl ab. Wir rechnen nun
P(∇1) − P(∇0) =
∫ 1
0
ddt
P(Ωt, . . . ,Ωt) dt = k∫ 1
0P(Ω′t, . . . ,Ωt) dt.
Wir defineren
TP(∇0,∇1) = k∫ 1
0P(θ,Ωt, . . . ,Ω)t) dt.
K-Theorie 60
Um den Beweis des Satzes abzuschliessen, reicht es nun, zu zeigen, dass
dP(θ,Ωt, . . . ,Ωt) = P(Ω′t,Ωt, . . . ,Ωt).
Da beide Seiten nicht von der Wahl eines Rahmens abhaengen,
koennen wir einen Rahmen waehlen, der die Rechnung vereinfacht. Sei
x0 ∈M und fixiere t0 ∈ [0, 1]. Waehle einen Rahmen, so dass ω(x0, t0) = 0
und dΩ(x0, t0) = 0 gilt. Wir rechnen
Ω′t = (dω0 + tdθ − ωt ∧ ωt)′
= dθ − ω′t ∧ ωt − ωt ∧ ω′
t
Ω′t(x0, t0) = dθ
und
dP(θ,Ωt, . . . ,Ωt) = P(dθ,Ωt, . . . ,Ωt)(x0, t0)
= P(Ω′t,Ωt, . . . ,Ωt)(x0, t0).
3.3 Der Chern-Charakter
Wir erinnern uns an die Chern-Form gegeben durch das Polynom c in
A ∈Mr(C):
c(A) = det(I +
i2π
A)
= 1 + c1(A) + · · · + cr(A).
Lemma 3.3.1. Sei P : Mr(C)→ C ein invariantes Polynom. Dann existiertgenau ein Polynom Q in r Variablen, so dass
P(A) = Q(c1(A), . . . , cr(A)).
K-Theorie 61
Proof. Ist A die Diagonalmatrix A = diag(λ1, . . . , λr), dann ist
det(I + A) =
r∏j=1
(1 + λ j) = 1 + s1(λ) + · · · + sr(λ),
wobei s1, . . . , sr die elementarsymmetrischen Polynome sind. Damit
folgt die Behauptung auf den Diagonalmatrizen und damit auf den
diagonalisierbaren Matrizen. Diese liegen aber dicht in Mn(C) und
damit folgt es ueberall.
Definition 3.3.2. Seien ∇1 und ∇2 Zusammenhaenge auf den Buendeln
E1 und E2. Wir definieren
∇1 ⊕ ∇2 auf Γ∞(E1 ⊕ E2),
∇1 ⊗ ∇2 auf Γ∞(E1 ⊗ E2),
∇∗
1 auf Γ∞(E∗1)
durch
(∇1 ⊕ ∇2)(s1 ⊕ s2) = ∇1s1 ⊕ ∇2s2,
(∇1 ⊗ ∇2)(s1 ⊗ s2) = ∇1s1 ⊗ s2 + s1 ⊗ ∇2s2
(∇1s, t∗) + (s,∇∗1t∗) = d(s, t).
Wenn wir Rahmen fixieren und auf E∗1 den dualen Rahmen waehlen,
ergibt sich
ω⊕ = ω1 ⊕ ω2 und Ω⊕ = Ω1 ⊕Ω2,
ω⊗ = ω1 ⊗ 1 + 1 ⊗ ω2 und Ω⊗ = Ω1 ⊗ 1 + 1 ⊗Ω2,
ω∗ = −ωt und Ω∗ = −Ωt.
K-Theorie 62
Wir erinnern an die invarianten Polynome
c(A) = det(I +
i2π
A)
= 1 + c1(A) + · · · + cr(A),
ch(A) = tr(eiA/2π
)=
∞∑j=0
tr(( iA
2π
) j) 1j!
Lemma 3.3.3. (a) [c(E1 ⊕ E2)] = [c(E1)][c(E2)], wobei das Produkt rechtsdas Cup-Produkt in der Kohomologie ist.
(b) Es gilt
[ch(E1 ⊕ E2)] = [ch(E1)] + [ch(E2)]
[ch(E1 ⊗ E2)] = [ch(E1)][ch(E2)].
Die erste Aussage von (b) impliziert, dass ch einen
Gruppenhomomorphismus ch : K(M)→ H2∗(M,C) induziert. Die
zweite Aussage zeigt, dass dieser Homomorphismus sogar ein
Ring-Homomorphismus ist.
Beweis. Dies folgt aus den Berechnungen von Ω in den jeweiligen
Faellen. Fuer (b) ist etwa zu beachten, dass fuer Matrizen A,B gilt
eA⊕B = eA⊕ eB und andererseits
eA⊗1+1⊗B = eA⊗1e1⊗B
=
∞∑j=0
1j!
(A ⊗ 1) j
∞∑
j=0
1j!
(1 ⊗ B) j
=
∞∑j=0
1j!
(A j⊗ 1)
∞∑
j=0
1j!
(1 ⊗ B j)
=
(eA⊗ 1
) (1 ⊗ eB
)= eA
⊗ eB
K-Theorie 63
und daher tr(eA⊗1+1⊗B
)= tr
(eA
)tr
(eb).
Satz 3.3.4. Sei M eine kompakte glatte Mannigfaltigkeit. Dann ist derChern-Homomorphismus
ch : K(M) ⊗ C→ Heven(M,C)
ein Isomorphismus. Ist M zusammenhaengend, wird die reduzierteK-Theorie K(M) isomorph auf Heven =
⊕n≥1 H2n(M,C) abgebildet.
Beweis. Dear Beweis benutzt die Atiyah-Hirzebruch Spektralsequenz,
ist also etwas aufwaendiger und soll hier nicht ausgefuehrt werden.
4 Algebraische K-Theorie
4.1 K0(R)
Definition 4.1.1. Ein Ring soll hier stets Ring mit Eins bezeichnen, er
kann auch nichtkommutativ sein. Sei R ein Ring und sei P(R) die
Menge aller Isomorphieklassen endlich-erzeugter projektiver
R-Moduln. Dann ist (P(R),⊕) ein abelsches Monoid und wir definieren
die algebraische K-Theorie des Rings R als
K0(R) := K(P(R)),
das heisst, die Quotientengruppe des Monoids P(R).
K-Theorie 64
Beispiele 4.1.2. • Ist R ein Hauptidealring, dann ist jeder
endlich-erzeugte projektive Modul frei und daher werden diese
durch die Dimension klassifiziert, also ist dann
K0(R) Z.
• Ist X ein kompakter Hausdorffraum und ist R = C(X) der Ring der
komplexwertigen stetigen Funktionen auf X, dann ist
K0(R) = K0(X).
Verallgemeinerung: K-Gruppe einer Kategorie
Definition 4.1.3. Sei A eine additive Kategorie, die aequivalent ist zu
einer kleinen Kategorie. Sei dann C(A ) =⊕
[X]Z[X] die freie abelsche
Gruppe erzeugt von allen Isomorphieklassen [X] von Objekten von A .
Sei N(A ) die Untergruppe erzeugt von allen Elementen der Form
X + Z − Y,
fuer die es eine exakte Sequenz der Form
0→ X→ Y→ Z→ 0
gibt. Die Grothendieck-Gruppe oder K-Gruppe der Kategorie A ist
dann
K(A ) := C(A )/N(A ).
Proposition 4.1.4. Sei R ein Ring (=kommutativer Ring mit Eins) und P(R)
K-Theorie 65
die Kategorie der endlich-erzeugten projektiven R-Moduln, dann gilt
K(P(R)) = K0(R).
Beweis. Dies ergibt sich aus der tatsache, dass jede exakte Sequenz von
Moduln 0→ A→ B→ P→ 0, in der P projektiv ist, spaltet.
Proposition 4.1.5. K0 ist ein Funktor von der Kategorie der kommutativenRinge mit Eins in sich. Die Multiplikation auf K0(R) ist definiert durch
[P][Q] = [P ⊗R Q].
Beweis. Sei φ : R→ S ein Ringhomomorphismus (mit φ(1) = 1). Dann
erhaelt man eine induzierte Abbildung φ∗ : K0(R)→ K0(S) durch
φ∗[P] = S ⊗R P.
Offensichtlich ist S ⊗ P ein endlich-erzeugter S-Modul. Er ist auch
projektiv, denn zu P gibt es einen Modul Q so dass P ⊕Q frei ist, sagen
wir P ⊕Q Rn. Dann ist
(S ⊗ P) ⊕ (S ⊗Q) = S ⊗ (P ⊕Q) S ⊗ Rn Sn.
Daher ist S ⊗ P projektiv. Nun ist φ∗ additiv und wegen
S ⊗R P ⊗R Q (S ⊗R P) ⊗S (S ⊗R Q),
ist φ∗ auch multiplikativ. Schliesslich bildet es die Eins = [R] auf die
Eins = [S] ab.
Definition 4.1.6. Sei R ein Ring, i : Z→ R der eindeutig definierte
Ringhomomorphismus. Wir definieren die reduzierte K-Theorie von Rals
K0(R) = K0(R)/i∗K0(Z).
K-Theorie 66
Lemma 4.1.7. Zwei projektive Moduln P,Q definieren genau dann dasselbeElement in K0(R), wenn es ein m ∈N gibt, so dass
P ⊕ Rm Q ⊕ Rm.
Proof. Wir wissen, dass [P] = [Q] genau dann gilt, wenn es einen
endlich-erzeugten projektiven Modul M gibt, so dass
P ⊕M Q ⊕M.
Zu dem projektiven Modul M existiert ein Modul M′ so dass
M ⊕M′ Rm fuer ein m ∈N0, damit folgt die Behauptung.
4.2 Idempotente
Definition 4.2.1. Ein Idempotent oder idempotentes Element eines
Ringes R ist ein Element e ∈ R mit der Eigenschaft
e2 = e.
Beispiel 4.2.2. Ist R = Mn(K) fuer einen Koerper K, dann sind die
Idempotenten gerade die Projektionen auf Unterraeume von Kn.
Ist nun P ein endlich-erzeugter projektiver Modul ueber einem Ring R,
dann existiert ein Modul Q und ein Isomorphismus α : P ⊕Q→ Rn. Wir
fassen also P und Q als Untermoduln von Rn auf.
Definition 4.2.3. Die Gruppe GLn(R) aller invertierbarer n × n Matrizen
ueber R laesst sich via des Gruppenhomomorphismus A 7→(
A1
)als
Untergruppe von GLn+1(R) auffassen. Sei in diesem Sinne
K-Theorie 67
GL(R) := GL∞(R) =⋃n∈N
GLn(R).
Man kann sich die Elemente von GL(R) als unendliche Matrizen
vorstellen, die sich nur an endlich vielen Stellen von der Einheitsmatrix
unterscheiden.
Definition 4.2.4. Die Menge Mn(R) aller Matrizen ueber R laesst sich via
des (nichtunitalen) Ringhomomorphismus A 7→( A
0)
als Teilmenge
von Mn+1(R) auffassen. Sei dann
M(R) := M∞(R) =⋃n∈N
Mn(R).
Man kann sich die Elemente von M(R) als unendliche Matrizen ueber Rvorstellen, die nur endlich viele Eintraeg , 0 haben. Dann ist M(R) ein
Ring ohne Eins. Die Gruppe GL(R) operiert durch Konjugation auf dem
Ring R.
Ist nun P ein endlich-erzeugter Projektiver Modul, so waehle ein Q mit
P ⊕Q = Rn und sei p : Rn→ P die Projektion, dann ist p ein Idempotent
in Mn(R) ⊂M(R).
Ist umgekehrt p ein Idempotent in M(R), dann ist p ∈Mn(R) fuer ein nund P = p(Rn) ist ein endlich-erzeugter projektiver R-Modul.
Lemma 4.2.5. Seien p, q Idempotente in M(R), dann sind dieendlich-erzeugten projektiven Moduln P = Bild(p) = Rnp undQ = Bild(q) = Rmq genau dann isomorph, wenn p und q bezueglich GL(R)
konjugiert sind.
K-Theorie 68
Beweis. Sind p und q konjugiert, existiert als ein u ∈ GL(R) so dass
p = uqu−1, Dann ist P = Bild(p) = Bild(uqu−1) = u Bild(q) = uQ, also
induziert u einen Isomorphismus Q→ P, q 7→ uq.
Fuer die Umkehrung nimm an, dass P,Q ⊂ Rn, was man durch
Erweiterung durch Nullen annehmen kann. Sei α : P→ Q ein
Isomorphismus. Dann haben P und Q jeweils Komplemente in Rn und
es gibt Projektionen p, q : Rn→ Rn mit Bildern P und Q. Da P und Q in
Rn Komplemente haben, kann man α zu einem Homomorphismus
a : Rn→ Rn liften, erhaelt also ein kommutatives Diagramm
Rn
p
a // Rn
q
P α //Q
Dasselbe macht man mit α−1 und erhaelt einen Lift b : Rn→ Rn. Da
diese Lifts R-linear sind, sind sie gegeben durch Matrizen A,B ∈Mn(R),
also a(x) = xA und b(x) = xB. Hierbei fassen wir die Elemente von Rn als
Zeilenvektoren auf. Dies muss so sein, weil R nichtkommutativ sein
kann und wir Linksmoduln betrachten. Wir erhalten nun die Relationen
AB = p, BA = Q, pA = A, qB = B.
In M2n(R) gilt dann 1 − p ab 1 − q
2
=
1 0
0 1
und1 − p a
b 1 − q
p 0
0 0
1 − p ab 1 − q
=
1 − p ab 1 − q
0 a0 0
=
0 0
0 q
.Die Matrix
(1−p a
b 1−q
)ist daher invertierbar und konjugiert p in q.
K-Theorie 69
Satz 4.2.6. Sei R ein Ring.
(a) Das Monoid P(R) aller Isomorphieklassen endlich-erzeugter projektiverModuln ueber R kann mit der Menge aller GL(R)-Konjugationsklassenvon Idempotenten in M(R) identifiziert werden. Die Monoidoperationist (p, q) 7→
(p
q
). K0(R) ist die Grothendieck-Gruppe dieses Monoids.
(b) Es gibt einen natuerlichen Isomorphismus
K0(R)→∼ K0(Mn(R)).
Proof. (a) Klar nach obigem.
(b) Sei Idem(R) die Menge aller idempotenten in M(R). Die natuerliche
Identifikation Mk(Mn(R)) Mkn(R) liefert eine Identifikation
M(R) M(Mn(R)) mit Idem(R) = Idem(Mn(R)). Damit folgt (b) aus
(a).
4.3 Lokale Ringe
Proposition 4.3.1. Fuer einen Ring R mit Eins sind aequivalent:
(a) R hat genau ein maximales Rechtsideal und genau ein maximalesLinksideal und die beiden stimmen ueberein,
(b) Die Menge I = R r R× ist ein zweiseitiges Ideal.
Definition 4.3.2. Einen solchen Ring nennt man einen lokalen Ring.
Beweis. (a)⇒(b): Sei M das eindeutig bestimmte maximale Rechts- und
Linksideal und sei I = R r R×. Da M∩ R× = ∅ folgt M ⊂ I. Sei x ∈ I, dann
K-Theorie 70
ist xR ein echtes Rechtsideal, liegt also in M, also folgt x ∈M, also I ⊂M,
insgesamt I = M und I ist ein zweiseitiges Ideal.
(b)⇒(a): Es ist klar, dass jedes echte einseitige Ideal Teilmenge von Isein muss. Damit ist I das eindeutig bestimmte maximale Rechtsideal
und maximale Linksideal.
Korollar 4.3.3. In einem lokalen Ring ist jedes einseitig invertierbare Elementbereits eine Einheit.
Beweis. Sei a ein Element des lokalen Rings R und b ein Element mit
ab = 1. Waere a nicht invertierbar, dann waere a im maximalen Ideal Mund da M ein zweiseitiges Ideal ist, waere dann auch 1 = ab ∈M, was
ein Widerspruch ist.
Definition 4.3.4. Sei R ein Ring. Das Radikal Rad(R) ist der Schnitt aller
maximaler Linksideale.
Lemma 4.3.5. Ein Linksideal I ist genau dann maximal, wenn der R-ModulR/I einfach ist.
Beweis. Sei I maximal, sei p : R→ R/I die Projektion und sei S ⊂ R/I ein
Untermodul. Dann ist p−1(S) ein Linksideal, das I enthaelt, also ist
p−1(S) = I oder R. Im ersten Fall folgt S = 0 im zweiten S = R/I, also ist
R/I einfach.
Sei umgekehrt R/I einfach und J ⊃ I ein Linksideal. Dann ist p(J) ⊂ R/Iein Untermodul. Ist p(J) = 0 folgt J = I, ist p(J) = R/I) folgt J = R, also ist
I maximal.
Proposition 4.3.6. (a) Sei R ein Ring, dann ist das Radikal ein zweiseitigesIdeal.
(b) Das Radikal Rad(R) ist gleich der Mengex ∈ R : ∀a∈R 1 − ax hat ein Linksinverses
K-Theorie 71
und ist auch gleich dem Schnitt aller maximalen Rechtsideale.
Beweis. (a) Ist I ein maximales Linksideal, also RI ⊂ I, dann ist der
Annullator AnnR(R/I) von R/I in I enthalten, denn fuer a ∈ AnnR(R/I)gilt ax + I = I fuer alle x ∈ R, also fuer x = 1 folgt a ∈ I. Also⋂
I maximales Linksideal
AnnR(R/I) ⊂⋂
I
I = Rad(R).
Andererseits gilt
AnnR(R/I) =⋂
x∈R/I
AnnR(x).
Nun ist R/AnnR(x) R(x + I)/I = R/I einfach, also ist AnnR(x) ein
maximales Linksideal, also ist AnnR(R/I) ein Schnitt maximaler
Linksideale, so dass Rad(R) ⊂ AnnR(R/I) folgt, was zusammen
Rad(R) =⋂
I maximales Linksideal
AnnR(R/I)
ergibt. Der Annullator eines ganzen Moduls ist aber ein zweiseitiges
Ideal und damit ist Rad(R) ein Schnitt zweiseitiger Ideale, also ein
zweiseitiges Ideal.
(b) Sei x ∈ Rad(R) dann liegt Rx in jedem maximalen Linksideal. Sei
a ∈ R und nimm an, dass 1 − ax kein Linksinverses besitzt, dann ist
R(1 − ax) , R, also liegt (1 − ax) in einem maximalen Linksideal I. Da
aber schon ax ∈ I, folgt 1 ∈ I, ein Widerspruch.
Fuer die Umkehrung sei x in der bezeichneten Menge und sei M ein
maximales Linksideal. Ist x < M, dann gilt M + Rx = R, also gibt es ein
a ∈ R so dass 1 − ax ∈M, was ein Widerspruch ist.
Sei nun Rad′(R) der Schnitt aller maximalen Rechtsideale, dann sehen
K-Theorie 72
wir ebenso, dass
Rad′(R) =x ∈ R : ∀a∈R 1 − xa hat ein Rechtsinverses
.
Sei x ∈ Rad(R) und a ∈ R. Da Rad(R) ein Rechtsideal ist, folgt
xa ∈ Rad(R) und daher hat (1 − xa) ein Linksinverses. Es existiert also
ein c ∈ R so dass (1 − c)(1 − xa) = 1. Damit ist
(1 − xa)(1 − c) = 1 + xac − cxa ∈ 1 + Rad(R), da Rad(R) ein zweiseitiges
Ideal ist und x ∈ Rad(R). Damit hat 1 + xac − cxa ein Linksinverses, also
hat (1 − c) ein Linksinverses y. Multiplizieren wir die Gleichung
(1 − c)(1 − xa) = 1 von links mit y, erhalten wir 1 − xa = y, damit ist
1 − xa auch das Linksinverse zu 1 − c, also hat 1 − xa ein Rechtsinverses,
naemlich 1 − c und damit liegt x in Rad′(R). Wir haben also
Rad(R) ⊂ Rad′(R) und aus Symmetriegruenden folgt auch die andere
Richtung.
Lemma 4.3.7 (Nakayama Lemma). Sei M ein endlich-erzeugter Modul desRings R und es gelte Rad(R)M = M. Dann ist M = 0.
Beweis. Angenommen, M , 0. Seien x1, . . . , xm Erzeuger, wobei mminimal ist. Wegen Rad(R)M = M gibt es r1, . . . , rm ∈ Rad(M), so dass
xm = r1x1 + · · · + rmxm, also
(1 − rm)xm = r1x1 + · · · + rm−1xm−1.
Nach Proposition 4.3.6 hat 1 − rm ein Linksinverses, also ist xm eine
Linearkombination der anderen x j, damit ist m nicht minimal,
Widerspruch!
Korollar 4.3.8. Ist M ein endlich-erzeugter Modul ueber einem Ring R undsind x, . . . , xm ∈M, dann erzeugen die x j den Modul M genau dann, wennihre Bilder in M/Rad(R)M den Modul M/Rad(R)M erzeugen.
K-Theorie 73
Beweis. Die Richting “⇒” ist trivial. Es gelte also, dass x1, . . . , xm den
Modul M/Rad(R)M erzeugen. Sei dann N = Rx1 + · · · + Rxm und
betrachte den Modul M/N. Dieser erfuellt die Bedingung des
Nakayama-Lemmas, ist also Null.
Satz 4.3.9. Sei R ein lokaler Ring. Dann ist jeder endlich-erzeugteprojektive Modul frei mit einem eindeutig bestimmten Rang. Insbesondereist K0(R) Z.
Beweis. Da R lokal ist, ist D = R/Rad(R) ein Divisionsring. Sei M ein
endlich-erzeugter projektiver R-Modul und N ein Modul, so dass
M ⊕N Rk. Dann sind M/Rad(R)M und N/Rad(R)N Moduln unter D,
also frei, von Raengen n und m mit m + n = k. Waehle Basen und ziehe
sie zurueck zu Elementen in M und N. Diese seien x1, . . . , xm ∈M und
xm+1, . . . , xm+n ∈ N. Nach Korollar 4.3.8 erzeugen die x j den Modul Rk.
Wir muessen zeigen, dass die x j linear unabhaengig sind, dann ist Mfrei mit dem eindeutig bestimmten Rang
Rang(M) = dimD(M/Rad(R)M).
Sei e1, . . . , ek die Standardbasis von Rk. Dann gibt es Elemente ai j und bi j
von R mit
ei =
k∑j=1
ai jx j, und xi =
k∑j=1
bi je j.
Einsetzen liefert ei =∑
j,l ai jb jlel, also∑j,l
(ai jb jl − δil)el = 0.
Da die el linear unabhaengig sind, folgt dass die Koeffizienten alle Null
K-Theorie 74
sind, oder AB = I. Umgekehrt sind die xl linear unabhaengig modulo
Rad(R), also folgt BA = I modulo Rad(R), oder
BA − I ∈Mn(Rad(R)) ⊂ Rad(Mn(R)), also ist BA nach Proposition 4.3.6
invertierbar, also ist A invertierbar, damit ist B invertierbar und A und Bsind invers zueinander, also BA = I und also ist x1, . . . xk eine freie Basis
von Rk und er Satz ist bewiesen.
4.4 Dedekind-Ringe
Definition 4.4.1. Ein kommutativer, noetherscher, ganzabgeschlossener
Integritaetsring, der kein Koerper ist und in dem jedes Primideal p , 0
maximal ist, heisst Dedekind-Ring.
Beispiel 4.4.2. Der Ganzzahlring eines Zahlkoerpers ist ein
Dedekind-Ring.
Definition 4.4.3. Ein lokaler Hauptidealring wird auch diskreter
Bewertungsring genannt.
Beispiel 4.4.4. Sei A irgendein Ring und p ⊂ A ein maximales Ideal.
Dann ist die Lokalisierung
Ap := S−1p A
ein lokaler Ring, wobei Sp = A r p ist. Das einzige maximale Ideal von
Ap ist S−1p p. Ist A ein Hauptidealring, dann auch die Lokalisierung Ap,
d.h., dann ist Ap ein diskreter Bewertungsring.
Als Spezialfall betrachte A = Z und p eine Primzahl. Dann ist der Ring
Z(p) =a
b∈ Q : p - b
ein diskreter Bewertungsring.
K-Theorie 75
Satz 4.4.5. (a) Hauptidealringe sind Dedekind-Ringe.
(b) Ist K ein Koerper, dann ist K[x] ein Dedekind-Ring.
(c) Ist A ein Dedekind-Ring mit Quotientenkoerper K, so ist jedeLokalisierung S−1A, die nicht gleich K ist, ein Dedekind-Ring.
(d) Ist K ein Zahlkoerper, d.h. eine endliche Erweiterung von Q, dann istder Ganzzahlring
OK = ganzer Abschluss von Z in K
ein Dedekind-Ring.
Beispiel 4.4.6. Ist E ⊂ Z eine endliche Primzahlmenge und ist S die
Menge aller natuerlichen Zahlen, die nur Primteiler in E haben, dann ist
S−1Z =a
b∈ Q : b ∈ S
ein Dedekind-Ring. Insbesondere gibt es unendlich viele
Dedekind-Ringe R mit Z ⊂ R ⊂ Q.
Allerdings ist nicht jeder Zwischenring Z ⊂ R ⊂ Q eine Lokalisierung
von Z, zum Beispiel der Ring Z[2/3] ist keine Lokalisierung von Z.
Beweis des Satzes. Vorlesung Algebraische Zahlentheorie.
Satz 4.4.7. Sei R ein Dedekindring. Jedes von 0 verschiedene Ideal a von Rhat eine Zerlegung
a = p1 · · · pm,
K-Theorie 76
wobei die p j Primideale sind, diese sind bis auf die Reihenfolge eindeutigbestimmt.
Beweis. Vorlesung Algebraische Zahlentheorie.
Definition 4.4.8. Sei R ein Dedekind-Ring und K sein
Quotientenkoerper. Ein gebrochenes Ideal ist ein R-Untermodul
0 , M ⊂ K, fuer den ein α ∈ K× existiert, so dass αM ⊂ R.
Insbesondere ist jedes Ideal I von R ein gebrochenes Ideal, zur
Betonung nennt man ein solches dann auch ganzes Ideal.
Ebenso wie Ideale, kann man zwei gebrochene Ideale a und b
miteinander mutliplizieren:
ab =
n∑
j=1
a jb j : a j ∈ a, b j ∈ b
.Satz 4.4.9. Ist R ein Dedekind-Ring, dann bilden die gebrochenen Idealeeine abelsche Gruppe bezueglich der Multiplikation. Einselement ist R unddas Inverse zu a ist
a−1 =x ∈ K : xa ⊂ R
.
Diese Gruppe wird die Idealgruppe von R genannt und mit JR bezeichnet.
Beweis. Vorlesung Algebraische Zahlentheorie.
Definition 4.4.10. Die Hauptideale Rα, α ∈ K× bilden eine Untergruppe
der Idealgruppe isomorph zuK×/R×. Sei HR ⊂ JR die Untergruppe der
Hauptideale und sei
K-Theorie 77
Cl(R) := JR/HR
die Idealklassengruppe.
Satz 4.4.11. Ist R ein Dedekind-Ring, dann ist jedes Ideal einendlich-erzeugter projektiver Modul.
Jeder endlich-erzeugte projektive Modul isomorph zu einer direkten Summevon Idealen. Insbesondere wird K0(R) von den Idealen erzeugt.
Beweis. Sei I ein echtes Ideal. Da I−1I = R, gibt es Elemente
x1, . . . , xn ∈ I−1 und y1, . . . , yn ∈ I so dass 1 =∑n
j=1 x jy j. Ist b ∈ I, dann ist
b =∑
j(bx j)y j mit bx j ∈ II−1 = R, also erzeugen y1, . . . , yn das Ideal I. Die
Surjektion Rn→ I, (λ1, . . . , λn) 7→ λ1y1 + · · · + λnyn spaltet durch
s : I→ Rn, s(b) = (bx1, . . . , bxn), also ist I ein direkter Summand von Rn
also endlich-erzeugt projektiv.
Fuer die zweite Aussage sei M ein endlich-erzeugter projektiver Modul
ueber R. Wir koennen annehmen, dass M ein Untermodul von Rn ist.
Wir beweisen nun per Induktion nach n, dass M eine direkte Summe
von k Idealen ist fuer ein k ≤ n. Ist n = 1, ist M selbst ein Ideal. Sei die
Aussage fuer n′ < n bewiesen und sei π : Rn→ R die Projektion auf die
letzte Koordinate. Dann ist π(M) ein Ideal. Das Ideal I = π(M) ist
projektiv und also spaltet die Sequenz 0→ ker(π)→M→ I→ 0 und
daher M ker(π) ⊕ I. Der kern von π liegt in Rn−1, ist also eine direkte
Summe von Idealen nach Induktionsvoraussetzung.
Lemma 4.4.12. (a) Ist R ein kommutativer Ring mit Eins und seien I1, I2
teilerfremde Ideale, dann gilt I1 ∩ I2 = I1I2.
K-Theorie 78
(b) Sei R ein Dedekindring, I ein gebrochenes Ideal und J ein ganzes Ideal.Dann existiert ein a ∈ I so dass I−1a + J = R.
(c) Sei R ein Dedekind-Ring. Dann wird jedes gebrochen Ideal I vonhoechstens zwei Elementen erzeugt.
Beweis. (a) Offensichtlich ist I1I2 ⊂ I1 ∩ I2. Andererseits gibt es wegen
I1 + I2 = R Elemente a j ∈ I j mit a1 + a2 = 1. Fuer x ∈ I1 ∩ I2 gilt dann
x = xa1 + xa2 ∈ I1I2.
(b) Seien p1, . . . , pr die verschiedenen Primideale in der
Primidealzerlegung von J. Waehle ai ∈ Ip1 · · · pi · · · pr mit ai < Ip1 · · · pr.
Sei a =∑
i ai. Beachte, dass aiI−1⊂ p j falls i , j aber aiI−1 1 pi, denn
andernfalls haetten wir
aiI−1⊂
⋂j
p j = p1 · · · pr,
also ai ∈ Ip1 · · · pr, was ein widerspruch waere.
Nun gilt I−1a 1 p j fuer jedes j. Dies ist ein ganzes Ideal und wir folgern,
dass I−1a + J von keinem der p j geteilt wird. Es wird aber auch von
keinem anderen Primideal p geteilt, dann waere I−1a + J ⊂ p, dann
jaauch J ⊂ p und damit ist p eines der p j. Es folgt also I−1a + J = R wie
verlangt.
(c) Sei I ein gebrochenes Ideal und 0 , b ∈ I. Sei J = bI−1, dann ist J ein
ganzes Ideal. Nach Teil (b) existiert ein a ∈ I mit aI−1 + bI−1 = R, also
I = Ra + Rb.
Satz 4.4.13. Sei R ein Dedekindring. Dann kann jeder endlich-erzeugteprojektive Modul in der Form Rk
⊕ I fuer ein Ideal I geschrieben werden,
K-Theorie 79
wobei die Isomorphieklasse von I eindeutig festgelegt ist. Die AbbildungRk⊕ I 7→ (k, [I]) induziert einen Isomorphismus
K0(R) −→ Z ⊕ Cl(R).
Umgekehrt definiert [I] 7→ [I]− [R] einen Isomorphismus Cl(R) −→ K0(R).
Beweis. Wir zeigen das Prinzip:
• Sei R ein Dedekind-Ring und I1, I2 gebrochene Ideale. Dann gibt es
einen R-Modulisomorphismus
I1 ⊕ I2 R ⊕ I1I2.
Sei a1 ∈ I1 und betrachte das ganze Ideal J = a1I−1. Nach Lemma 4.4.12
mit I = I2 gibt es a2 ∈ I2 so dass I−12 a2 + a1I−1
1 = R. Wahle b2 ∈ I−12 und
b1 ∈ I−11 mit a1b1 + a2b2 = 1. Dann istb1 −a2
b2 a1
a1 a2
−b2 b1
=
1 0
0 1
.Damit sind beide Matrizen invertierbar und
(x1, x2) 7→ (x1, x2)
b1 −a2
b2 a1
ist der gesuchte Isomorphismus.
Nach Satz 4.4.11 ist jeder endlich-erzeugte projektive Modul P ueber Reine direkte Summe von Idealen. Mit wiederholter Anwendung des
obigen Isomorphismus, kann man eine solche Summe in die Form
P = Rk⊕ I bringen. Nehmen wir I , 0 an, und ist m ein maximales Ideal
K-Theorie 80
von R, dann ist die Dimension des R/m-Vektorraums P/mP gleich k + 1.
Damit ist k durch die Isomorphieklasse von P eindeutig festgelegt. Sei
schliesslich
α : Rk⊕ I −→ Rk
⊕ J
ein Modulisomorphismus, wobei I, J ⊂ R Ideale sind. Wir muessen
zeigen, dass I J. Sei β = α−1. Ist K der Quotientenkoerper von R, dann
ist(Rk⊕ I
)⊗R K Kk+1 als K-Vektorraum und α und β setzen fort zu
K-linearen Abbildungen, die also durch invertierbare Matrizen A und Bin Mk+1(K) gegeben sind. Sei x ∈ I und sei X die Diagonalmatrix mit
Diagonale (1, . . . , 1, x), dann bildet X den Modul Rk+1 in Rk⊕ I ab, also
bildet AX den Modul Rk+1 nach Rk⊕ J ab. Die Spalten von AX sind die
Bilder der Standardbasis und die liegen in Rk⊕ J, also liegt in jeder
Spalte der letzte Eintrag in J. Laplace-Entwicklung nach der letzten
Zeile zeigt daher x det(A) = det(AX) ∈ J. Das bedeutet, dass der
Modulhomomorphismus x 7→ x det(A) das Ideal I ins Ideal J traegt.
Ebenso bildet y 7→ det(B)y das Ideal J ins Ideal I ab und die beiden sind
invers zueinander, wir haben also einen Isomorphismus I −→ J
konstruiert.
Man erhaelt eine bijektive Abbildung K0(R)→ Z ⊕ Cl(R). Dies ist ein
Homomorphismus ebenfalls nach obigem Prinzip.
4.5 K1(R)
Definition 4.5.1. Sei R ein Ring mit Eins. Eine Matrix in GLn(R) heisst
Elementarmatrix, wenn A Einsen auf der Diagonale hat und
hoechstens einen weiteren Eintrag , 0 besitzt.
Wir betten wieder GLn → GLn+1 via A 7→(
A1
)ein und bilden
GL(R) =⋃
n GLn(R). Sei En(R) die von den Elementarmatrizen erzeugte
K-Theorie 81
Untergruppe von GLn(R) und sei E(R) ⊂ GL(R) die Vereinigung aller
En(R).
Satz 4.5.2 (Whitehead Lemma). (a) Fuer jede Matrix A ∈ GLn(R) liegtdie Matrix
(A
A−1
)in E(R).
(b) Die Gruppe E(R) ist gerade die Kommutatorgruppe [GL(R),GL(R)]
von GL(R).
Beweis. Wir rechnenAA−1
=
1 A1
1
−A−1 1
1 A1
−1
1
und −1
1
=
1 −1
1
1
1 1
1 −1
1
.Damit folgt Teil (a).
(b) Fuer a ∈ R sei ei j(a) das Element von E(R) mit a an der (i, j)-ten Stelle,
wobei i , j. Man rechnet nach: [eik(a), ekj(1)] = ei j(a), falls i, j, kverschieden sind. Also ist jeder Erzeuger von E(R) ein Kommutator
zweier anderer Erzeuger und also [E(R),E(R)] = E(R). Daher ist nur
noch zu zeigen, dass [GL(R),GL(R)] ⊂ E(R). Fuer A,B ∈ GLn(R) rechnen
wir in GL2n(R)ABA−1B−1
1
=
AB(AB)−1
A−1
A
B−1
B
Nach Teil (a) liegt die rechte Seite in E(R).
Definition 4.5.3. Sei R ein Ring mit Eins. Definiere
K-Theorie 82
K1(R) := GL(R)/E(R) = GL(R)ab
die Abelisierung von GL(R).
Proposition 4.5.4. Sei R ein kommutativer Ring mit Eins. Dann liefert dieDeterminante det : GL(R)→ R× eine spaltende Surjektion. Also induziert sieeine spaltende Surjektion
K1(R)→ R×.
Definition 4.5.5. Sei SK1(R) der Kern von K1(R)→ R×. Dann ist
SK1(R) SL(R)/E(R),
wobei SL(R) =⋃
n SLn(R).
Proposition 4.5.6. Ist R = K ein Koerper, dann ist SK1(K) trivial, d.h., dieDeterminante induziert einen Isomorphismus
K1(K) −→ K×.
Beweis. Wir muessen zeigen, dass SL(K) = E(K) ist. Sei A ∈ SLn(K).
Durch Zeilentransformationen, die durch Linksmultiplikation mit
Matrizen aus E(R) gegeben sind, kann man A zuerst auf obere
Dreiecksform und dann auf Diagonalform bringen. Da det(A) = 1, kann
man A daraufhin durch Multiplikation mit Diagonalmatrizen mit
Diagonale (1, . . . , 1, a, a−1, 1, . . . , 1) in die Einheitsmatrix ueberfuehren.
Diese Diagonalmatrizen sind aber nach dem Whitehead-Lemma in
E(K).
Proposition 4.5.7. Sei R ein lokaler Ring. Die InklusionR× = GL1(R) → GL(R) induziert eine Surjektion
(R×)ab K1(R).
K-Theorie 83
Beweis. Der gleiche Beweis wie im Kommutativen Fall zeigt, dass jede
Matrix in GLn(R) auf die Diagonalform (a, 1, . . . ) gebracht werden kann.
Hierbei ist der entscheidende Punkt, dass fuer A ∈ GLn(R) die erste
Spalte ein Element aus R× enthalten muss, denn andernfalls waeren alle
Eintraege im maximalen Ideal M, so dass die erste Spalte modulo Mgleich Null waere, was einen Widerspruch zur Invertierbarkeit von Adarstellt.
Da K1(R) abelsch ist, faktorisiert die entstehende Surjektion R× → K1(R)
ueber (R×)ab.
Satz 4.5.8. Sei R ein lokaler Ring (nicht notwendig kommutativ). Danninduziert die Inklusion R× = GL1(R)→ GL(R) einen Isomorphismus
(R×)ab →∼ K1(R).
Proof. Wir brauchen eine Determinante, die es im nichtkommutativen
Fall aber nicht gibt. Ersatz schafft:
Lemma 4.5.9. Sei R ein lokaler Ring. Dann existiert genau eine Abbildung
det : GL(R)→ R×ab
mit folgenden Eigenschaften:
(a) die Determinante ist invariant unter elementaren Zeilentransformationen,d.h., ist A′ aus A entstanden durch addieren des (links) λ-fachen einerZeile zu einer anderen, dann ist det(A) = det(A′),
(b) det(I) = 1,
K-Theorie 84
(c) entsteht A′ aus A durch Multiplikation einer Zeile von links mit µ ∈ R×,dann ist det(A′) = µdet(A), wober µ das Bild von µ in R×ab ist.
Zusaetzlich gilt: det ist ein Gruppenhomomorphismus. Entsteht A′ aus Adurch Vertauschen zweier Zeilen, dann ist det(A′) = (−1) det(A). Ferner giltdet(At) = det(A).
Beweis. Wir zeigen zunaechst Eindeutigkeit und dass die
Zusatzeigenschaften aus (a)-(c) folgen.
Die Eindeutigkeit ist klar, weil man jede invertierbare Matrix durch
Zeilentransformationen auf Diagonalgestalt mit Diagonale a, 1, . . .bringen kann. Dass die Determinante ein Gruppenhomomorphismus
ist, folgert man wie im Koerperfall: Die Zeilentransformationen werden
durch Linksmultiplikation mit erweiterten Elementarmatrizen
gegeben, wobei zu den obigen noch jede Diagonalmatrix mit Diagonale
1, . . . , 1, a, 1, . . . mit a ∈ R× hinzugenommen wird. Es folgt
det(SA) = det(S) det(A), wenn S eine erweiterte Elementarmatrix ist.
Sind Matrizen A und B gegeben, so kann man A = S1 · · · Sk und
B = T1 · · ·Tl als Produkte von Elementarmatrizen schreiben und erhaelt
det(AB) = det(S1 · · · SkT1 · · ·Tl)
= det(S1) · · ·det(Sk) det(T1) · · ·det(Tl)
= det(A) det(B).
Das Zeilenvertauschen wird durch die Matrix( 1
1)
=(−1
1) (
−11
)bewerkstelligt. Die Matrix
(−1
1)
ist aber nach dem Beweis des
Whitehead Lemmas in E(R), hat also Determinante 1. Die Transponierte
Matrix erhaelt man als Produkt der transponierten Elementarmatrizen,
also braucht man die Invarianz nur fuer Elementarmatrizen zu
checken, wo es aber klar ist.
K-Theorie 85
Bleibt die Existenz zu zeigen. Wir definieren detn : GLn(R)→ R×ab
induktiv nach n, so dass die Eigenschaften (a)-(c) erfuellt sind. Fuer
n = 1 setze det1(x) = x, die Klasse von x in R×ab und die Eigenschaften
sind klar, der Induktionsanfang ist geschafft.
Sei also detk fuer k < n konstruiert. Wegen der Eindeutigkeit sind die
verschiedenen detk untereinander kompatibel, d.h.
detk+1
(A
1
)= detk(A). Sei also A ∈ GLn(R) mit den Zeilen Z1, . . . ,Zn.
Seien b1, . . . , bn die Eintraege der ersten Zeile von A−1. Wegen A−1A folgt
b1Z1 + · · · + bnZn = (1, 0, . . . , 0).
Schreiben wir also Z j = (z j,B j), dann folgt∑
j b jB j = 0. Da nicht alle b j im
maximalen Ideal liegen koennen, muss eines invertierbar sein, sagen
wir bi ∈ R×. Es folgt
b−1i b1B1 + · · · + Bi + · · · + b−1
i bnBn = 0.
Indem man also Vielfache anderer Zeilen zur i-ten addiert, reduziert
man A auf die Form
z1 B1...
...
zi−1 Bi−1
b−1i 0
zi+1 Bi+1...
...
zn Bn
K-Theorie 86
Damit die Eigenschaften gelten, muessen wir also setzen
detn(A) = (−1)ib−1i detn−1
B1...
Bi...
Bn
.
Wir muessen zeigen, dass diese Definition nicht von der Wahl von iabhaengt. Nenne die Matrix rechts Ci, so ist also folgendes zu zeigen:
Sind b j, b j ∈ R× mit i < j, so ist
(−1)ib−1i detn−1(Ci) = (−1)
jb−1j detn−1(C j).
Man erhaelt C j aus Ci dadurch, dass man erst die Zeilen permutiert zu
C =
B1...
Bi−1
B j
Bi+1...
B j...
Bn
und dann B j durch Bi ersetzt. Man gelangt von Ci nach C durch
zyklisches permutieren der Zeilen Bi+1, . . . ,B j, so dass
detn−1(C) = (−1) j−i−1 detn−1(Ci). Schliesslich ist Bi = −b−1i b jB j + (eine
Linearkombination der anderen Zeilen), so dass detn wohldefiniert ist.
Nun bleibt zu zeigen, dass detn die Eigenschaften (a)-(c) hat. (b) und (c)
K-Theorie 87
sind sofort klar. Man verifiziert (a), indem man annimmt dass A′ aus Adurch eine Zeilentransformation entsteht und checkt die Auswirkung
dieser. Dies sei dem Leser zur Uebung gelassen.
Der Satz ist mit dem Lemma klar.
4.6 Relative K0 und K1
Definition 4.6.1. Ist f : R→ S ein Ringhomomorphismus, dann macht
f den Ring S insbesondere zu einem R-Rechtsmodul, so dass das
Tensorprodukt
f∗P := S ⊗R P
ein wohldefinierter S-Linksmodul wird. Die Abbildung f∗ bildet
projektive Moduln auf projektive Moduln ab und respektiert direkte
Summen, so dass sie einen Gruppenhomomorphismus
f∗ : K0(R)→ K0(S)
induziert.
Definition 4.6.2. Sei R ein Ring und I ein zweiseitiges Ideal. Setze
D(R, I) =(x, y) ∈ R2 : x − y ∈ I
.
Dann ist D(R, I) ein Unterring von R2 und die Projektion auf die erste
Koordinate liefert eine exakte Sequenz
0→ I→ D(R, I)p1−→ R→ 0
von Ringen (ohne Eins, da I keine hat), oder auch von R-Moduln.
Definition 4.6.3. Die relative K0 Gruppe ist definiert als der Kern
K-Theorie 88
K0(R, I) := ker[(p1)∗ : K0(D(R, I))→ K0(R)
].
Lemma 4.6.4. Sei R ein Ring und I ⊂ R ein Ideal. Ist A ∈ GLn(R/I), dannliftet die Matrix
(A
A−1
)zu einer invertierbaren Matrix in GL2n(R).
Beweis. Es gilt AA−1
=
1 A1
1
−A−1 1
1 A1
−1
1
.Waehle X,Y ∈Mn(R) mit X A mod I ybd Y −A−1 mod I, dann ist1 X
1
1
Y 1
1 X1
−1
1
eine Matrix in GL2n(R), die modulo I auf
(A
A−1
)reduziert.
Satz 4.6.5. Sei R ein Ring und I ein zweiseitiges Ideal. Dann gibt es einenatuerliche exakte Sequenz
K0(R, I)p2∗−→ K0(R)
q∗−→ K0(R/I).
Die Abbildung q∗ ist induziert durch die Quotientenabbildung q : R→ R/Iund die Abbildung K0(R, I)→ K0(R) ist induziert durch die Projektion p2
auf die zweite Variable.
Beweis. Sei [e] − [ f ] ∈ K0(R, I), wobei e = (e1, e2) und f = ( f1, f2)
Idempotente in M(D(R, I)) sind. Das Bild von [e] − [ f ] in
K-Theorie 89
K0(R × R) = K0(R) × K0(R) ist ([e1] − [ f1], [e2] − [ f2]). Also ist
q∗ (p2)∗([e] − [ f ]) = q∗([e2] − [ f2]) = [e2] − [ f 2],
wobei f das Bild in R/I von f ∈ R ist. Ferner ist [e1] − [ f1] = 0, da
[e] − [ f ] ∈ ker((p1)∗). Da aber e, f ∈ D(R, I), folgt e1 = e2 und f 1 = f 2, so
dass [e2] − [ f 2] = [e1] − [ f 1] = 0. Damit ist das Bild der ersten Abbildung
im Kern der zweiten.
Seien nun e, f Idempotente in M(R) so dass q∗([e] − [ f ]) = 0. Das
bedeutet, dass es r ∈N gibt so dass e ⊕ Ir und f ⊕ Ir bezueglich GL(R/I)konjugiert sind. Ersetzen wir e durch e ⊕ Ir und f durch f ⊕ Ir, koennen
wir annehmen, dass f = geg−1 fuer ein g ∈ GL(R/I). Es gibt ein
h ∈ GL(R) so dass h = g ⊕ g−1 und diese Matrix konjugiert e ⊕ 0 zu f ⊕ 0,
so dass wir f durch h( f ⊕ 0)h−1 und e durch e ⊕ 0 ersetzen koennen und
annehmen, dass e = f . Das bedeutet gerade, dass (e, f ) ein Idempotent
in M(D(R, I)) ist, also ist [(e, e)] − [(e, f )] eine Klasse in K0(D(R, I)), die
unter p1 auf Null und unter p2 auf [e] − [ f ] abgebildet wird.
Definition 4.6.6. Sei R ein Ring und I ein Ideal und definiere
K1(R, I) := ker[(p1)∗ : K1(D(R, I))→ K1(R)
].
Definition 4.6.7. Sei R ein Ring mit Eins und I ein zweiseitiges Ideal. Sei
GL(R, I) der Kern der Abbildung GL(R)→ GL(R/I).
Sei E(R, I) ⊂ E(R) die kleinste normale Untergruppe, die alle
Elementarmatrizen in GL(R, I) enthaelt. Also insbesondere
E(R, I) ⊂(E(R) ∩GL(R, I)
), wobei aber keine Gleichheit herrschen muss.
K-Theorie 90
Satz 4.6.8 (Relatives Whitehead-Lemma). Sei R ein Ring mit Eins undI ein zweiseitiges Ideal. Dann ist E(R, I) normal in GL(R, I) und in GL(R).Es gilt
GL(R, I)/E(R, I) K1(R, I)
und GL(R, I)/E(R, I) ist das Zentrum von GL(R)/E(R, I). Ferner giltE(R, I) = [E(R),E(R, I)] = [GL(R),E(R, I)].
Beweis. E(R, I) ist nach definition normal in E(R). Ist A ∈ GLn(R) und
B ∈ En(R, I), dann istABA−1
1
=
AA−1
B1
A−1
A
.Da
(A
A−1
)∈ E(R), ist also ABA−1
∈ E(R, I), also ist E(R, I) normal in
GL(R).
Nun sei (A1,A2) ∈ GL(D(R, I)) ⊂ GL(R × R) ein Element, das unter (p1)∗auf die Eins abbildet. Das bedeutet A1 ∈ E(R). Dann ist
(A1,A1) ∈ E(D(R, I)). Multipliziert man (A1,A2) mit (A1,A1)−1, so bringt
man es in die Form (1,B) mit B ∈ GL(R), ohne dass die Klasse in K1
geaendert wird. Da (1,B) ∈ GL(D(R, I)), folgt B ≡ 1 mod I und also
B ∈ GL(R, I). Umgekehrt definiert jedes B ∈ GL(R, I) ein Element
(1,B) ∈ GL(D(R, I)). Also, um zu zeigen, dass GL(R, I)/E(R, I) K1(R, I),reicht es zu zeigen, dass fuer B ∈ GL(R, I), dann ist
(1,B) ∈ E(D(R, I)) ⇔ B ∈ E(R, I).
”⇐” Die Gruppe E(R, I) wird erzeugt von allen Matrizen der Form
Sei, j(a)S−1, wobei a ∈ I und ei, j(a) fuer i , j ist die Matrix mit a an der
K-Theorie 91
Position (i, j) und ist gleich der Einheitsmatrix sonst. Schliesslich
S ∈ E(R). Es gilt aber
(1,Sei j(a)S−1) = (S,S)ei j(0, a)(S−1,S−1),
wobei alle Faktoren rechts in E(D(R, I)) liegen.
“⇒” Sei
(1,B) =
r∏k=1
eik jk(ak, bk) ∈ E(D(R, I)),r∏
k=1
eik jk(ak) = 1 ∈ E(R),
dann gilt fuer jedes k
eik jk(ak, bk) = eik jk(ak, ak)eik jk(0, bk − ak) = (Sk,Sk)(1,Tk),
wobei
Sk ∈ E(R), Tk ∈ E(R, I).
Wegen S1 · · · Sr = 1 folgt∏k
eik jk(ak, bk) =∏
k
(Sk,SkTk)
= (1, (S1T1S−11 )(S1S2T2S−1
2 S−11 ) · · · (S1 · · · SrTrS−1
r · · · S−11 )).
Damit haben wir B als ein Produkt von Erzeugern von E(R, I)geschrieben und die Aequivalenz ist gezeigt.
Da E(R, I) normal in E(R) und in GL(R) ist, folgt
[E(R),E(R, I)] ⊂ [GL(R),E(R, I)] ⊂ E(R, I).
Es gilt sogar Gleichheit, da E(R, I) von Matrizen der Form Sei j(a)S−1 mit
a ∈ I und S ∈ E(R) erzeugt wird und
Sei j(A)S−1 = [S, ei j(a)]ei j(a) = [S, ei j(a)][eik(1), ekj(a)] ∈ [E(R),E(R, I)].
K-Theorie 92
Es bleibt nur noch zu zeigen, dass GL(R, I)/E(R, I) das Zentrum von
GL(R)/E(R, I) ist. Fuer A ∈ GL(R, I) rechnen wirAA−1
=
1 A − 1
1
1
1 1
1 −A−1(A − 1)
1
1
1 1
−1 1
−(A − 1) 1
,und da A − 1 Eintraege in I hat,liegt also
(A
A−1
)in E(R, I). Ist also
B ∈ GL(R), so giltABA−1B−1 0 0
0 1 0
0 0 1
=
A 0 0
0 A−1 0
0 0 1
,
B 0 0
0 1 0
0 0 B−1
∈ [E(R, I),E(R)] = E(R, I).
Also kommutieren GL(R, I) und GL(R) modulo E(R, I). Andererseits
bildet das Zentrum von GL(R)/E(R, I) unter der Qutotientabbildung
R→ R/I aufs Zentrum von GL(R/I) ab, welches aber trivial ist. Also
liegt das Zentrum von GL(R)/E(R, I) im Kern der Abbildung nach
GL(R/I), dieser Kern ist aber GL(R, I)/E(R, I).
Satz 4.6.9. Sei R ein Ring und I ein Ideal. Dann gibt es eine exakte Sequenz
K1(R, I)p2∗−→ K1(R)
q∗−→ K1(R/I) ∂
−→ K0(R, I)p2∗−→ K0(R)
q∗−→ K0(R/I).
Beweis. Wir beginnen mit der Exaktheit von
K1(R, I)p2∗−→ K1(R)
q∗−→ K1(R/I).
Jede Klasse in K1(R, I) ist repraesentiert durch ein Element
(1,B) ∈ GL(D(R, I)) ⊂ GL(R × R)
K-Theorie 93
mit B ∈ GL(R, I), also ist B = 1 und q∗[B] = 1. Umgekehrt sei B ∈ GL(R)
mit q∗[B] = 1, also B ∈ E(R/I). Jeder der Standarderzeuger von E(R/I)liegt im Bild von E(R). Damit ist E(R)→ E(R/I) surjektiv und
insbesondere liftet B zu einer Matrix C ∈ E(R) mit C = B, also
q(BC−1) = 1. Dann ist (1,BC−1) ∈ GL(D(R, I)) und die Klasse [B] = [BC−1]
in K1(R) kommt von [(1,BC−1)] ∈ K1(R, I).
Als naechstes definieren wir die Randabbildung ∂ : K1(R/I)→ K0(R, I)und beweisen Exaktheit an den Stellen K1(R/I) und K0(R, I). Sei
A ∈Mn(R) so dass q(A) = A invertierbar ist. Sei
Rn×A Rn B
(x, y) ∈ Rn
× Rn : y = Ax.
Wir machen dies zu einem D(R, I)-Modul durch
(r, s)(x, y) = (rx, sy),
was wegen r = s eine sinnvolle Definition ist. In dem Fall, dass
A ∈ GLn(R), liefert die Abbildung
(x, y) 7→ (Ax, y) ∈ Rn×I Rn D(R, I)n
einen Isomorphismus von Rn×A Rn auf einen freien Modul vom Rang
n. Da wir gesehen haben, dass E(R/I) = q(E(R), ist Rn×A Rn frei vom
Rang n falls A ∈ E(R/I). Man kann nun ein B ∈ GLn(R/I) waehlen, so
dass A ⊕ B ∈ E(R/I), etwa B = (A)−1 wuerde gehen. Dann ist also
(Rn×A Rn) ⊕ (Rn
×B Rn)
frei vom Rang 2n. Daher ist Rn×A Rn ein Summand eines freien, also ein
projektiver Modul. Definiere also
∂[A] = [Rn×A Rn] − [D(R, I)n] ∈ K0(D(R, I)).
K-Theorie 94
Wir werden zeigen, dass ∂ ein Homomorphismus K1(R/I)→ K0(R, I) ist.
Zunaechst muessen wir zeigen, dass es in der Tat nach
K0(R, I) = ker(p1∗) abbildet. Dies ist so, denn
p1∗(∂([A]) = p1∗([Rn×A Rn]) − p1∗([D(R, I)n] = [Rn] − [Rn] = 0.
Die Abbildung ∂ ist additiv auf direkten Summen von Matrizen, denn
(Rn×A Rn) ⊕ (Rn
×A Rn) R2n×A⊕B R2n.
Die Abbildung schickt Matrizen A ∈ E(R/I) auf die Null, denn in
diesem Fall ist Rn×A Rn frei vom Rang n, wie wir schon bemerkt haben.
Ausserdem faktorisiert ∂ ueber K1(R/I), denn fuer A = BC mit
C ∈ E(R/I) definiert
(x, y) 7→ (Bx, y)
einen Isomorphismus von Rn×A Rn nach Rn
×C Rn. Wir erhalten also
einen wohldefinierten Homomorphismus K1(R/I)→ K0(R, I). Wir haben
auch schon gesehen, dass die Komposition
K1(R)q∗−→ K1(R/I) ∂
−→ K0(R, I)
Null ist. Die Komposition
K1(R/I) ∂−→ K0(R, I)
p2∗−→ K0(R)
ist Null, denn
p2∗(∂[A]) = p2∗([Rn×A Rn]) − p2∗([D(R, I)n]) = [Rn] − [Rn] = 0
Wir muessen zeigen, dass ker ∂ ⊂ q∗(K1(R)) und dass
ker[p2∗ : K0(R, I)→ K0(R)
]⊂ ∂(K1(R/I)).
K-Theorie 95
Sei also ∂[A] = 0. Das bedeutet, dass Rn×A Rn stabil isomorph zu einem
freien Modul vom Rang n ist, also (nach Lemma 4.1.7) dass es ein
m ∈N gibt mit
Rn×A Rn
⊕D(R, I)m D(R, I)m+n.
Indem wir A durch A ⊕ In ersetzen, koennen wir Rn×A Rn D(R, I)n
annehmen. Waehle einen Isomorphismus
φ : D(R, I)n = Rn×I Rn
→ Rn×A Rn.
Wir definieren Matrizen B,C ∈Mn(R) durch φ(e j, e j) = (Be j,Ae j). Durch
Polarisierung folgt φ(u, v) = (Bu,Cv). Es folgt AB = C. Da φ invertierbar
ist, sind B und C invertierbar mit φ−1(x, y) = (B−1x,C−1y). Also ist
A = q(CB−1) und damit ker ∂ ⊂ q∗(K1(R)).
Zum Schluss nimm an, wir haben eine Klasse in K0(R, I), die in K0(R)
auf die Null geht. Das heisst, wir haben eine Klasse in K0(R, I), die unter
p1∗ und unter p2∗ auf Null geht. Sei diese Klasse durch [P] − [D(R, I)n]
gegeben. Dann sind p1∗(P) und p2∗(P) beide stabil isomorph zu Rn.
Indem man P durch P ⊕D(R, I)k ersetzt, d=kann man wieder
annehmen, dass p1∗(P) und p2∗(P) beide echt isomorph zu Rn sind. Dann
muss aber P gleich Rn×A Rn sein fuer eine Matrix A, also ist die Klasse
gleich ∂[A]. Da der Rest der Sequenz schon nach Satz 4.6.5 exakt ist, ist
Satz 4.6.9 bewiesen.
4.7 Die +-Konstruktion
Erinnerung. Wir machen Anleihen in der Topologie:
• Der Satz von Hurewicz besagt, dass fuer einen CW-Komplex T die
kanonische Abbildung πi(T)→ Hi(T,Z) einen Isomorphismus
π1(T)ab H1(T,Z) induziert. Ist ferner H1(T,Z) = 0, induziert sie
K-Theorie 96
auch einen Isomorphismus π2(T) H2(T,Z).
• Zu jeder Gruppe Γ gibt es einen Klassifizierenden Raum BΓ,
dieser ist bis auf Homotopie-Aequivalenz eindeutig bestimmt
durch die Eigenschaften:
(a) π1(BΓ) = Γ,
(b) die universelle Ueberlagerung BΓ ist zusammenziehbar.
Der Raum BΓ kann als CW-Komplex vorausgesetzt werden.
Eine Gruppe G heisst perfekt, falls die Abelisierung trivial ist, also
wenn G = [G,G] gilt.
Satz 4.7.1 (Quillen). Sei X ein zusammenhaengender CW-Komplex mitBasispunkt x0, der im Nullskelett liegt. Sei π eine perfekte normleUntergruppe der Fundamentalgruppe π1(X, x0). Dann kann man durchhinzufuegen von 2 und 3-Zellen einen CW Komplex X+ konstruieren sodass
(a) Die Abbildung X → X+ induziert eine exakte Sequenz von Gruppen
1→ π→ π1(X, x0)→ π1(X+, x0)→ 1.
(b) Die induzierten Abbildungen der Homologiegruppen
Hi(X,Z)→ Hi(X+,Z)
ist ein Isomorphismus fuer jeden π1/π-Modul M und jedes i ≥ 0.
Beweis. Ist S eine Erzeugermenge von π, dann liefert jedes s ∈ S eine
Homotopieklasse von Abbildungen φ : S1→ X. Wir kleben nun entlang
K-Theorie 97
φ eine 2-Zelle an und tun dasselbe fuer jedes s ∈ S. Der so entstehende
CW-Komplex Y hat Eigenschaft (a) und hat π1/π als
Fundamentalgruppe. Sei X die universelle Ueberdeckung von X und
sei X→ Z→ X die Zwischenueberlagerung Z = X/π. Dann hat Z die
Fundamentalgruppe π, also ist, da π perfekt ist, H1(Z,Z) = πab = 1. Wir
erhalten ein Diagramm
Xπ
Y
π1/π
Zπ1/π
/
??
X // Y
Hier sind X und Y die universellen Ueberlagerungen von X und Y. Da
Z→ X dieselbe Ueberlagerungsgruppe wie die Fundamentalgruppe
von Y hat, liftet die Injektion X → Y zu einer Injektion Z → Y. Wegen
der langen exakten Sequenz von Raumpaaren reicht es, aus Y durch
ankleben von 3-Zellen einen Raum X+ zu konstruieren, der
Hi(X+,X,Z) = 0 erfuellt. Nun ist Hi(Y,X,Z) = 0 ausser fuer i = 2, da Yaus X durch Ankleben von 2-Zellen entsteht. Ausserdem ist H2(Y,X,Z)
die freie abelsche Gruppe erzeugt von den angeklebten 2-Zellen [e2i ].
Nun entsteht aber Y aus Z ebenfalls durch Ankleben von 2-Zellen, also
ist H2(Y,Z,Z) der freie Z[π1/π]-Modul erzeugt von den [e2i ]. Da der
Verbindungshomomorphismus
∂ : H2(Y,Z,Z)→ H1(Z,Z) = πab = 0
trivial ist, unterscheidet sich H2(Y,Z) von H2(Z,Z) also durch eine
direkte Summe⊕
i∈IZ[π1/π][e2i ].
Da Y einfach zusammenhaengend ist, ist die Huerwicz-Abbildung ein
Isomorphismus π2(Y)→ H2(Y). Waehle ein hi ∈ H2, das auf e2i abbildet.
Pushe hi auf Y runter und benutze hi : S2→ Y, um eine 3-Zelle
K-Theorie 98
anzukleben. Das machen wir mit jedem i und erhalten so den Raum X+,
der die verlangten Eigenschaften hat.
Definition 4.7.2. (Quillen K-Gruppen) Sei R ein Ring mit Eins. Fuer
i ≥ 1 definieren wir
Ki(R) := πi(B GL(R)+).
4.8 Faserungen
Definition 4.8.1. Eine stetige Abbildung p : E→ B heisst Faserung, falls
p die Homotopie-Liftungseigenschaft hat, wenn naemlich zu jeder
Homotopie h : X × I→ B und jeder stetigen Abbildung H0 : X→ E mit
h0 = p H0 eine stetige Abbildung H : X × I→ E existiert mit h = p H.
Lemma 4.8.2. Sei p : E→ B eine Faserung. Ist B wegzusammenhaengend,dann sind je zwei Fasern p−1(a) und p−1(b) mit a, b ∈ B homotopie-aequivalent.Man nennt diesen Raum p−1(a) dann die Faser der Faserung.
Beweis. Sei γ ein Weg in B mit γ(0) = a und γ(1) = b. Ersetzen wir pdurch die Faserung γ∗p : E ×B I→ I, sehen wir, dass wir B durch das
Einheitsintervall I ersetzen koennen. Sei also B = I sowie a = 0 und
b = 1. Sei h : E × I→ B = [0, 1] gegeben durch h(x, t) = min(p(x) + t, 1).
Ferner sei k : E × I→ B gegeben durch k(x, t) = max(p(x) − t, 0) Seien
H0,K0 : E→ E beide die Identische Abbildung. Dann liftet K0 die
Abbildung k0 und H0 liftet h0. Also existieren Lifts H,K : E × I→ E mit
H(x, 0) = x und p(H(x, t)) = min(p(x) + t, 1) sowie K(x, 0) = x und
p(K(x, t)) = max(p(x) − t, 0). Dann sind H1 : E0 → E1 und K1 : E1 → E0
zueinander homotopie-invers, denn Ht Kt und Kt Ht sind
Homotopien zur Identitaet.
K-Theorie 99
Proposition 4.8.3. Seien X und Y CW-Komplexe und sei f : X→ Y stetig.Dann kann in folgendem Sinne zu einer Faserung geliftet werden: Es existiertein kommutatives Diagramm
X′f ′//
pX
Y′
pY
Xf// Y
wobei pX und pY Homotopieaequivalenzen sind und pY f ′ ist homotop zueiner Faserung.
Definition 4.8.4. Ist f : X→ Y eine stetige Abbildung zwischen
CW-Komplexen, dann ist die Homotopie-Faser von f die Faser der
Faserung, zu der pY f ′ homotop ist. Diese ist bis auf
Homotopie-Aeqivalenz festgelegt.
Beweis. Sei Y′ = C([0, 1],Y) mit der kompakt-offen Topologie und sei
X′ =(γ, x) : γ ∈ Y′, γ(1) = f (x)
.
Definiere pX(γ, x) = x und pY(γ) = γ(1). Mit f ′(γ, x) = γ ist dann das
obige Diagramm kommutativ. Die Abbildung pY ist eine
Homotopie-Aequivalenz mit Inverser cY, die y ∈ Y auf den konstanten
Weg y schickt, denn einerseits ist pY cY = IdY und andererseits gibt es
eine Homotopie h von IdY′ nach cY pY gegeben durch
ht(γ)(s) = γ(max(s, t)). Ebenso ist die Abbildung pX eine
Homotopieaequivalenz mit Inverser g : x 7→ (cY( f (x)), x). Wir muessen
nur zeigen, dass die Abbildung p : (γ, x) 7→ γ(0) eine Faserung X′ → Yist, denn mit pt(γ, x) = γ(t) ist p0 = pY f ′.
Sei also Z ein weiterer Raum und sei h : Z × I→ Y eine Homotopie und
sei H0 : Z→ X′ ein Lift von h0. Wir muessen einen Lift H : Z × I→ X′
konstruieren. Schreiben wir H(z, t) = (γ(z, t), x(z, t) und
K-Theorie 100
H0(z) = (γ0(z), x0(z)) mit γ0(z)(1) = f (x0(z)) und h(z, 0) = γ(z, t)(0),
γ(z, 0) = γ0(z), x(z, 0) = x0(z). Sei x(z, t) = x0(z), also brauchen wir
γ(z, t)(1) = f x0(z). Eine solche Abbildung konstruiert man induktiv
auf dem n-Skelett von X.
Definition 4.8.5. Sei R ein Ring mit Eins und I ein Ideal. Sei H(R, I) die
Homotopie-Faser der Abbildung B GL(R)+→ B GL(R/I)+. Fuer i ≥ 1 sei
Ki(R, I) := πi(H(R, I).
Satz 4.8.6. Fuer i = 1 stimmen diese neuen Definitionen von Ki(R) undKi(R, I) mit den bisherigen ueberein. Es gibt eine lange exakte Sequenz
· · · → Ki+1(R, I) ∂−→ Ki(R/I)→ Ki(R)→ Ki(R, I)→ . . .
die die bisherige fortsetzt.
Beweis. Homotopietheorie.