Kapitel 1: Zeitgemäßes Bauen · Die Grafik rechts zeigt ein Haus, dessen Keller nicht beheizt und...

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Kapitel 1: Zeitgemäßes Bauen – Das Passivhaus

(Lehrerinformation)

Besser Wohnen, auch für die Umwelt

Einleitung

Kühl im Sommer und warm im Winter, das sind die klassischen Merkmale eines

Passivhauses. Unter einem Passivhaus versteht man ein Gebäude, welches eine sehr gute

Wärmedämmung aufweist und daher keine herkömmliche Heizung benötigt. Die Heizung

wird durch aktive und passive Nutzung der Sonne ersetzt. Sie spendet dem Passivhaus die

benötigte Wärme im Winter. Aber auch die kontrollierte Wohnraumlüftung spielt eine große

Rolle, indem sie das Passivhaus mittels Wärmerückgewinnung und Filtersysteme ständig mit

frischer und sauberer Luft versorgt.

Schön kühl im Sommer

Um die sommerliche Überhitzung zu vermeiden, wird durch diverse Systeme zur

Verschattung und Wärmeableitung das Gebäude vor Sonneneintrag geschützt. In einem

Passivhaus ist das gar kein Problem, da man durch Jalousien oder aber auch lediglich durch

einen Balkon eine geeignete Beschattung zum Schutz vor Überhitzung im Sommer erreichen

kann. Außerdem ist ein Passivhaus so gebaut und ausgerichtet, dass die Sonne in den

warmen Monaten nur bedingt in die Räume scheinen kann.

Wohlig warm im Winter

Durch die gute Wärmedämmung am Haus kann weder Wärme von innen abhandenkommen,

noch Kälte von außen in das Haus dringen. Wärme, die nicht verloren geht, muss auch nicht

erzeugt werden!

Angenehm frische Luft

Für frische Luft und angenehmes Raumklima sorgt die eingebaute kontrollierte

Wohnraumlüftung, auch Komfortlüftung genannt. Diese befördert frische Luft von draußen in

die Räume. Um keinen Staub oder Insekten von außen in die Wohnung zu befördern, sind

Filter eingebaut (zuerst ein Grobfilter, dann ein Feinfilter). Der grobe Filter entfernt größere

Verunreinigungen, der Feinfilter dann den Rest wie Staub und sogar Pollen. Natürlich

müssen die Filter von Zeit zu Zeit gewartet werden.

Das Haus als Teil der Umwelt

Der OI3 Index beschreibt die ökologische Qualität verschiedener Baustoffe. Beurteilt werden

die benötigte nicht erneuerbare Energie bei der Herstellung, die dabei anfallenden

Treibhausgase und die Auswirkungen der Produktion auf die Umgebung (Böden, Gewässer,

usw.).

Warum wird ein OI3 Index berechnet?

Dieser Wert errechnet die „graue Energie“, die für die Herstellung eines Dämm- oder

Baustoffes gebraucht wird. Dabei handelt es sich um jene Energiemenge, die für

Herstellung, Transport und Entsorgung des Produktes notwendig ist.

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Bauweise

Einleitung

Ein kompakter Baukörper hat bei gleichwertiger Dämmung einen verhältnismäßig geringen

Wärmeverlust (wegen des günstigen Verhältnisses Oberfläche zu Volumen). Das gilt ebenso

für großvolumige Gebäude, wie z. B. Wohnhausanlagen oder Mehrfamilienhäuser, die meist

kompakt gebaut sind. Um also einen hohen Energieverbrauch zu vermeiden, muss auch die

Bauweise beachtet werden. Darüber hinaus sind auch die Fenster ein wichtiger Faktor für

Wärmeverluste bzw. Wärmegewinne.

Glasflächen – aber wo?

Um die meisten solaren Gewinne zu erzielen, sollte das Haus mit den größten Glasflächen

nach Süden ausgerichtet sein. Eine wesentliche Anforderung ist, die Sonne während der

Heizsaison möglichst großzügig zu „ernten“ und in der warmen Jahreszeit möglichst zur

Gänze außerhalb des Gebäudes zu halten.

Bauformoptimierung bei Sanierung durch Zu- bzw. Ausbau

Bei einem Haus mit nicht-quadratischem Grundriss müsste man mindestens 2 cm mehr

Dämmung anbringen, damit es den gleichen Energieverbrauch aufweist wie das

flächengleiche Haus mit quadratischem Grundriss (gleichwertige Dämmung vorausgesetzt).

Faustregel: 10 % mehr Gebäudeumfang erfordern 2 cm mehr Dämmung, 20 % mehr

Gebäudeumfang erfordern 4 cm mehr Dämmung.

Unterschiedliche Bauformen

Ein Passivhaus kann nicht nur ein Einfamilienhaus sein. Auch Zweckbauten, wie ein großes

Bürogebäude, Industriehallen oder Wohnbauten sind in dieser Bauweise sinnvoll.

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Orientierung

Einleitung

Der Ort, an dem ein Gebäude errichtet wird, und die Lage der Bauparzelle (z. B. Mulde,

Anhöhe oder Südhang) haben Auswirkungen auf die Wärmeverluste (Heizgradtage) eines

Gebäudes. Die Ausrichtung des Gebäudes z. B. Richtung Sonne (Süden) hat hingegen

Einfluss auf die Wärmegewinne.

Klimazahl am Standort

Für jeden Ort gibt es eine eigene „Klimazahl“, die sogenannten Heizgradtage. Je nördlicher

bzw. je höher eine Region liegt, umso größer ist die Zahl der Heizgradtage. Je südlicher bzw.

je niedriger eine Region liegt, umso niedriger ist diese Zahl. Einflussfaktoren sind zum

Beispiel auch überdurchschnittlich viel Nebel oder die Anzahl der Sonnenstunden. Die für

einen jeweiligen Ort angegebenen Heizgradtage beziehen sich immer auf eine Bauparzelle

in ebenem Gelände.

Wärmeverluste – Mulde oder Südhang?

Die Lage der Bauparzelle wirkt sich insofern auf die Wärmeverluste eines Gebäudes aus,

weil zum Beispiel in einer Muldenlage häufig ein Kaltluftsee entsteht und dadurch die

Umgebungstemperatur eines Gebäudes eine niedrigere ist als auf ebenem Gelände. Bei

einer Kuppenlage besteht zwar der Vorteil von viel Sonneneinstrahlung, jedoch der Nachteil

von höheren Verlusten durch mehr Windangriff. Windige Standorte haben in der kalten

Jahreszeit eine negative Auswirkung auf die erforderliche Heizenergie, da das Gebäude

durch die kalte Luft schneller auskühlt als an einem windgeschützten Standort (durch höhere

Windgeschwindigkeiten werden die Wärmeübergangswiderstände reduziert).

Am günstigsten ist ein Bauplatz auf einem Südhang, da hier sowohl der Vorteil von viel

Sonneneinstrahlung als auch relativ guter Windschutz gegeben ist.

Solare Gewinne im Winter

Um die meisten solaren Gewinne zu erzielen, sollte das Haus (die großen Glasflächen) nach

Süden ausgerichtet sein. In den Wintermonaten ist es aufgrund der niedrigen Außen-

temperaturen wichtig, die Sonnenenergie in das Gebäude zu holen, um dadurch Wärme zu

„ernten“. Genau in dieser Zeit hat die Sonne einen sehr schmalen Einstrahlbereich von

Südost bis Südwest und scheint in einem durchschnittlich sehr niedrigen Winkel von etwa

20°. Optimal sind daher südseitige Glasflächen, die nicht durch Gebäude oder Bäume

verschattet sind.

Sonnenschutz im Sommer

Um im Sommer eine Überhitzung des Hauses zu vermeiden, ist es wichtig, Glasflächen gut

zu verschatten, zum Beispiel im Osten und Westen durch Bepflanzung oder außenliegenden

Sonnenschutz. Südseitig gelegene Glasflächen können aufgrund des hohen Einstrahlwinkels

der Sonne in den warmen Sommermonaten relativ einfach durch passive Beschattungs-

elemente vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Diese lassen wiederum in den Winter-

monaten – bei niedrigerem Einstrahlwinkel – die „Ernte“ der Sonnenwärme zu. Solche

passiven Beschattungsmöglichkeiten sind z. B. Dachvorsprünge, Balkone oder vorgebaute

Solaranlagen.

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Wärmebrücken

Einleitung

Wärmebrücken sind Bereiche, durch die übermäßig viel Heizenergie verloren geht. Sie

entstehen dann, wenn keine Dämmung vorhanden ist oder vorhandene Dämmung

unterbrochen wird, aber auch bei schlecht gebauten Anschlüssen von beispielsweise

Balkonen oder Zwischendecken. Viele Wärmebrücken bewirken, ebenso wie schlecht

gedämmte Wände, kalte Innenflächen. So kann neben dem unangenehmen Wärmeverlust

auch noch Schimmel entstehen. Um das zu vermeiden, sind Anschlüsse und Durchbrüche

von z. B. Fundament, Keller, Fenster, Dach und Balkon (falls vorhanden) zu minimieren bzw.

ebenfalls gut zu dämmen. Nicht nur aus Energiesparüberlegungen, sondern auch wegen der

Überhitzungsgefahr im Sommer sollte die oberste Geschoßdecke ausreichend gedämmt

werden. Dies ist entweder über die oberste Geschoßdecke direkt oder über das Dach zu

bewerkstelligen. In Gebäuden mit unbewohntem Dachraum ist die Dämmung der obersten

Geschoßdecke sicher die einfachere Maßnahme.

Fundament/Keller

Egal ob Neu- oder Altbau: Um den Wohnkomfort hoch und die

Heizkosten niedrig zu halten, sollte vor allem zwischen wärmeren

Räumen (Wohnräume) und kälteren Räumen (Keller) gut gedämmt

werden. Die Wärmebrücken sind zu minimieren.

Die Grafik rechts zeigt ein Haus, dessen Keller nicht beheizt und gedämmt ist. An den roten

Punkten entstehen Wärmebrücken, also immer dort, wo gut wärmeleitende Bauteile

aufeinander treffen und unterschiedliche Temperaturen vorherrschen. Eine weitere

Wärmebrücke durch den direkten Anschluss eines Balkons ist ebenfalls eingezeichnet.

Fenster

Früher stellten Fenster eine große Schwachstelle in der Gebäudehülle dar. Heute können

Fenster mit gut dämmenden Fensterrahmen und Verglasung viel zur Behaglichkeit im Winter

beitragen.

Ein typisches Fenster in einem Altbau hat beispielsweise nur eine

Glasoberflächentemperatur von 9,5 °C im Inneren, typische Passivhausfenster hingegen

eine Glasoberflächentemperatur von 19,1 °C, also fast Raumtemperatur. Je kühler das

Fensterglas ist, desto unangenehmer ist der nahe Aufenthalt am Fenster für den Bewohner

und umso mehr Wärme geht verloren.

Balkon

Der durchragende Baukörper aus Beton oder anderen tragenden Bauteilen durch die

Wand/Dämmung leitet viel Wärme vom Wohnraum nach außen. Dies war beispielsweise die

Bauweise der 70er-Jahre. Ein neugebauter Balkon könnte beispielsweise auf einem kleinen

Fundament freitragend stehen. Die Wand wäre vollflächig gedämmt und keine Wärmebrücke

vorhanden.

Abbildung 1: Thomas Koisser, eNu

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Winddichtheit

Einleitung

Ein Gebäude ist winddicht auszuführen, damit einerseits möglichst wenig Wärme verloren

geht und andererseits der Baukörper keinen Schaden nimmt.

Abbildung 2: "Gütegemeinschaft Mineralwolle e.V."

Winddichtheit im Allgemeinen Strömt warme und feuchte Raumluft durch die kältere Wandkonstruktion, kommt es zur

Kondensation eines Teils der Luftfeuchtigkeit. Zahlenbeispiel: Bei 20 °C Raumtemperatur

und 0 °C Außentemperatur verursacht eine Bauteilfuge von nur 1 mm Breite und 1 m Länge

die Ablagerung von 360 ml Kondenswasser pro Tag.

Dabei kann entstehen:

Durchfeuchtung der Baukonstruktion

Schimmelpilzwachstum

Wärmeverlust

Zugluft

Anschluss unterschiedlicher Bauteile

Die einzelnen Bauteile wie Fußboden, Wand oder Dach müssen in sich dicht gebaut werden.

Auch jene Fugen, die zwischen Fundament und Wand bzw. zwischen Wand und Dach

entstehen, sind winddicht auszuführen.

Fenstereinbau

Nicht nur die Qualität des Fensters, sondern auch der richtige Einbau entscheidet über

Wärmeverluste und Winddichtheit. Das Fenster ist innen immer diffusionsdicht und nach

außen immer diffusionsoffen, jedoch winddicht an den Baukörper anzuschließen. Für jeden

Einsatzfall gibt es entsprechende Klebebänder oder Abdichtleisten.

Technische Durchführungen

Jeder Durchbruch der winddichten Ebene im Baukörper (Fußboden, Wand, Dach) erfordert

sauberes Arbeiten und richtiges Nachdichten. Solche Durchbrüche können sein: Strom- und

Wasserinstallationen, Antennenkabel, Leitungen für Außenbeleuchtung, für

Photovoltaikanlagen, für Solaranlagen und vieles mehr.

Bei einer Wand mit Innenputz reicht es, Installationen vollflächig im Putz zu verlegen. In allen

anderen Fällen sind geprüfte Klebemanschetten, Dichtdosen bzw. andere geprüfte

Materialien zu verwenden.

INNEN Luftdicht AUßEN Winddicht

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Dämmung

Einleitung

Früher wurden Häuser zum Schutz des Bewohners vor anderen Menschen und Tieren sowie

vor Wind und Wetter gebaut. Heute wollen wir zusätzlich hohe Lebensqualität zu geringen

Betriebskosten, da wir aufgrund des hohen Lebensstandards in Industrieländern einerseits

mehr Platz zum Wohnen brauchen und andererseits wesentlich mehr Energie für

Raumwärme (Komfort), Strom (PC, Fernseher etc.), Warmwasser (Hygiene), usw. benötigen.

Warum dämmen?

Die Konsequenzen mangelnder Wärmedämmung drücken sich in Schimmelpilzbildung,

hohen Heizkosten und Unbehaglichkeit für den Nutzer durch z.B. kalte Wandoberflächen

aus. Durch richtiges Dämmen ist es also möglich, gesund, in einem behaglichen Wohnklima

und zu niedrigen Energiekosten zu wohnen und zu leben. Zusätzlich wird durch den

niedrigen Energieverbrauch auch die Umwelt geschont.

Wo dämmen?

Es muss die gesamte Hülle des beheizten Gebäudes vor Wärmeverlust geschützt werden.

Also sowohl die Außenwand als auch das Dach, der Boden sowie die Fenster und Türen.

Die Wahl des richtigen Dämmstoffes spielt dabei eine wichtige Rolle.

Dämmstoffe im Vergleich

Es gibt Dämmstoffe aus natürlichen Materialien, wie Mineralien oder Pflanzen und

Dämmstoffe aus fossilen Grundstoffen. Die meisten Dämmstoffe haben einen sehr ähnlichen

Dämmwert. Dämmstoffe mit im Vergleich sehr hoher Dämmwirkung sind meist aus fossilen

Grundstoffen oder high-tech-Materialien.

Um den gleichen Dämmwert wie 5 cm Mineralwolle zu erreichen, bräuchte man eine ca. 3 m

dicke Stahlbetonwand0F

1.

Der Energieverbrauch zur Produktion eines Dämmstoffes und die dabei freigesetzte

Umweltbelastung werden im OI3-Index ausgedrückt.

Nicht jeder Dämmstoff kann überall eingesetzt werden. Es sind für den jeweiligen

Ausführungsfall die Druckfestigkeit, Feuchtigkeitsbeständigkeit, Umwelteinflüsse und viele

andere Faktoren zu beachten.

Je höher wärmedämmend der Baustoff selbst ist, umso weniger zusätzlicher Dämmstoff ist

erforderlich.

Kosten

Die Mehrkosten für den Dämmstoff und die fachgerechte Ausführung der Dämmung sind im

Verhältnis zu den Vorteilen einer guten Wärmedämmung gering. Höhere Dämmstoffdicken

wirken sich nur sehr gering auf die Gesamtkosten einer z.B. fertigen Außenwand aus.

1 Annahme: λ Dämmung = 0,04; Stahlbeton = 2,4

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Fenster

Einleitung

Entscheidend für den Wärmeverlust eines Fensters sind mehrere Faktoren. Beim Fenster

selbst sprechen wir von der Qualität der Gläser und des Rahmens, von den Dichtungen

sowie den Abstandhaltern der Glasscheiben. Weitere Faktoren sind der Einbau innerhalb

oder außerhalb der Dämmebene sowie der luft- und winddichte Einbau.

Die Orientierung der Fenster stellt einen wichtigen Punkt dar, da südorientierte Fenster

oftmals auch zu einer „Energiegewinnfläche“ werden können d.h. es können mehr solare

Gewinne lukriert werden als über das Fenster Wärme verloren geht – im Gegensatz dazu

sind große nordorientierte Fenster aus energetischer Sicht eher ungünstig.

Kastenstockfenster inkl. Sanierung

Kastenstockfenster weisen hervorragende wärmetechnische Eigenschaften auf und sind

somit leicht zu sanieren. Oftmals werden nur die Dichtungen erneuert oder die Gläser

werden z.B. durch speziell beschichtete Gläser ausgetauscht. Ein zusätzlicher Vorteil dabei

ist der Erhalt der historischen Gebäudearchitektur.

Isolierglas mit 2 Scheiben

Das 2-Scheiben-Isolierglasfenster ist kaum sanierbar, da sowohl der Fensterrahmen wie

auch das Glas eine überholte Technologie darstellen. Dieses Fenster benötigt etwa 30 l Öl 1F

2

pro Jahr und m² Glasfläche, um den Wärmeverlust wieder auszugleichen.

2-Scheiben-Wärmeschutzglas

Bei diesem Fenster ist bereits ein relativ hochwertiges 2-Scheiben-Wärmeschutzglas mit

geringem Wärmeverlust verwendet worden. Um den Wärmeverlust bei diesem Fenster

auszugleichen, benötigt man nur mehr etwa 12 l Öl2F

3 pro Jahr und m².

3-Scheiben-Fenster (Passivhausfenster)

Dreischeibengläser repräsentieren den heutigen Stand der Technik bezüglich Qualität des

Fensterrahmens, der Abdichtung sowie des Glases selbst. Die Wärmeverluste bei einem

Passivhausfenster sind mit nur 7 l Öl 3F

4 pro Jahr und m² auszugleichen.

2 Annahme: U-Wert von 2,9 W/m²K

3 Annahme: U-Wert von 1,1 W/m²K

4 Annahme: U-Wert von 0,6 W/m²K

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Die richtige Lüftung

Einleitung

Die gewünschte Wohnraumtemperatur eines Menschen hat sich von 16 °C im Jahr 1960 auf

mittlerweile 20 - 24 °C erhöht. Zusätzlich werden die Baustoffe immer dichter, wodurch es

keinen automatischen Luftaustausch mehr durch undichte Fenster und Türen gibt. Der

Bewohner leidet ohne ausreichende Lüftung an zu hoher CO2-Konzentration und teilweise

an zu hoher Luftfeuchtigkeit.

Wie funktioniert eine kontrollierte

Wohnraumlüftung?

Über eine kontrollierte Wohnraumlüftung

wird in die Wohnräume ausreichend

frische Luft eingebracht. Als Wohnräume

gelten Wohnzimmer, Schlafzimmer und

Kinderzimmer. An jenen Orten, wo

unerwünschte Gerüche produziert

werden, wird die verbrauchte Luft

entnommen. Zu diesen Räumen zählen

Küche, Bad und WC.

Abbildung 3: Passivhaus Institut

Wärmerückgewinnung

Jeder Mensch benötigt pro Stunde ca. 30 m³ Frischluft. Diese muss ohne kontrollierte

Wohnraumlüftung über Fensterlüftung zugeführt werden, wo bei falscher und zu langer

Lüftung wie z.B. ständige Kippstellung der Fenster, viel Raumwärme verloren gehen kann.

Mit Hilfe einer Lüftungsanlage kann über einen eingebauten Wärmetauscher bis zu 90 % der

Raumwärme zurückgewonnen werden.

Behaglichkeit

Ohne kontrollierte Wohnraumlüftung mangelt es in luftdicht gebauten Gebäuden oftmals an

der nötigen Frischluftversorgung für die Bewohner. Besonders schwierig ist die ausreichende

Frischluftversorgung im Schlafzimmer, wo während des Schlafens kein Öffnen und

Schließen der Fenster durchgeführt wird. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung erledigt dies

quasi automatisch und bringt dadurch erhöhte Behaglichkeit.

Saubere Frischluft

Bei einer herkömmlichen Fensterlüftung gelangen Staub, Pollen und Lärm von der

Umgebung direkt in die Wohnräume. Durch die Frischluftzufuhr einer kontrollierten

Komfortlüftungsanlage ist es möglich Staub und Pollen auszufiltern und die Fenster bei

störenden Lärmbelastungen geschlossen zu halten. Vorbehalte gegen die Wohnraumlüftung

wie z.B. hygienische Bedenken oder zu geringe Luftfeuchtigkeit in den Räumen können

durch eine sachgemäße Wartung und Einregulierung der Lüftungsanlage (regelmäßiger

Filtertausch, bedarfsgerechtes Lüften) ausgeräumt werden.

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Verwendung der richtigen Haustechnik

Einleitung

Ein Passivhaus verliert durch die guten Wärmedämmeigenschaften der Außenbauteile

extrem wenig Wärme. Theoretisch wäre es sogar möglich, ein Passivhaus mit einigen

Teelichtern zu beheizen. Dafür ist großteils die richtige Dämmung verantwortlich, jedoch ist

auch auf geeignete Haustechnik (Lüftungsanlage, Heizungsanlage, etc.) zu achten. Aber

was ist die richtige Haustechnik?

Weniger ist mehr

Umso besser das Haus gedämmt ist, desto kleiner kann die zusätzliche Wärmequelle sein,

um die Wohnräume wohlig warm zu halten. Bevor ein neues Heizsystem eingebaut wird,

sollten die Wärmeverluste des Gebäudes durch Optimierung der Gebäudehülle minimiert

werden. Zur Ermittlung der Heizleistung ist der Wärmeverlust (und daraus der

Heizenergiebedarf) durch einen Fachmann zu errechnen.

Raumluft-Heizung im Passivhaus

Ein Passivhaus verbraucht so wenig Wärme, dass es technisch problemlos möglich und

heute schon üblich ist, die erforderliche Wärmezuführung über die kontrollierte

Wohnraumlüftungsanlage zu führen. Ein Vorteil bei diesem System liegt in der

Kostenersparnis, weil kein eigenes Heizsystem erforderlich ist. Eine reine Luftheizung ist

jedoch nur im Passivhaus (im Gegensatz zum Niedrigenergiehaus) und nur durch einen

erfahrenen Fachmann realisierbar.

Welche Heizsysteme können sinnvoll sein?

Kleine Heizsysteme gibt es mittlerweile in Form von Pellets-Heizungen, Kachelöfen,

Kaminöfen, Wärmepumpen, Solaranlagen und Infrarotstrompaneelen. Wärmequellen, die

nicht immer dann abgerufen werden können, wenn der Bedarf gegeben ist, benötigen einen

Pufferspeicher zur Speicherung der erzeugten Wärme (z.B. Kachelofen und Solaranlage).

Erneuerbare Energieträger

Wichtige erneuerbare Energieträger, für die Bereitstellung von Raumwärme (oder für das

Heizsystem), sind unter anderem Biomasse ( wie z.B. Brennholz, Pellets, Hackschnitzel,…),

Sonnenenergie und Geothermie. Auch Strom kann aus erneuerbarer Energie wie zum

Beispiel Wind, Sonne, Wasser, … hergestellt werden. Bei erneuerbaren Energieträgern ist

für den Umwelteffekt auch der Energieeinsatz für Produktion und Transport zu bewerten,

etwa der Antransportweg von Holz oder der Energieaufwand für die Produktion der Pellets.

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Die Ausführungsqualität

Einleitung

Die Qualität der Ausführung und Planung bei Bauprojekten in Neubau und Sanierung wirkt

sich minimal auf die Gesamtbaukosten, jedoch ganz wesentlich auf das Ergebnis aus. Gute

Planung, die Wahl der richtigen Komponenten und sorgfältige Umsetzung sind daher

entscheidend für ein Bauwerk.

Gute Planung

Gute Planung bedeutet nicht nur architektonisch ansprechende Lösungen zu erarbeiten, sie

bedeutet vor allem für den gewünschten Nutzungszweck flächenoptimierte Raumlösungen

über den Lebenszyklus des Gebäudes zu erarbeiten, die kosteneffizient in Errichtung und

Betrieb sind.

Das bedeutet auch auf die Vermeidung ungenützter Flächen wie zum Beispiel unnötiger

Gänge oder ungenützter Raumflächen zu achten. Um Wärmeverluste zu minimieren und

gleichzeitig möglichst viel Strahlungswärme zu lukrieren ist neben der Wahl der richtigen

Komponenten eine südoptimierte Ausrichtung der Wohnräume von höchster Bedeutung.

Wahl der richtigen Komponenten

Es gibt Baustoffe aus erneuerbaren und nicht erneuerbaren Rohstoffen. Nicht erneuerbare

sind beispielsweise Beton, Ziegel, Porenbeton oder hochporisierte Ziegel. Oft werden aber

auch erneuerbare Baustoffe wie zum Beispiel Stroh oder Flachs verwendet. Die Wahl der

Komponenten ist so zu treffen, dass die jeweils gestellten Anforderungen an Statik,

Wärmedämmung, Wärmebrückenreduktion, Winddichtheit, ökologische Kriterien und

finanzielle Machbarkeit berücksichtigt werden.

Handwerklich kompetente Umsetzung

Neben einer optimalen Planung und Wahl der richtigen Baustoffe ist die kompetente

Umsetzung jeder Baudurchführung enorm wichtig für die Qualität des Ergebnisses. Die

Verwendung moderner Bau- und Dämmstoffe und die Anforderungen an hohe

Lebensqualität und geringe Energiekosten erfordern vom Handwerker immer mehr fachliche

und praktische Kompetenzen.

Bei jedem Bauwerk sind mehrere Gewerke involviert, die ihre jeweiligen Arbeiten

fachmännisch umzusetzen haben. Die wichtigsten Gewerke sind der Massivbau, der Holz-

bzw. Holzleichtbau, der Bautischler (Fenster und Türen), der Elektriker sowie Heizung-Klima-

Lüftung-Sanitärinstallateure, der Fassadenbauer und der Dachdecker. Grundsätzlich muss

jeder Facharbeiter sein eigenes Gewerk nach dem neuesten Stand der Technik ausführen

können. Darüber hinaus ist aber die fächerübergreifende Zusammenarbeit aller Gewerke für

die Qualitätssicherung des Bauvorhabens von besonderer Bedeutung.

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Haus der Zukunft Plus ist ein Forschungs- und Technologieprogramm des

Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Es wird im Auftrag des

BMVIT von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft gemeinsam mit

der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH und der Österreichischen

Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT abgewickelt.