Kapitel 2

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Kapitel 2 Den Mechanismus verstehen

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Kapitel 2 Den Mechanismus verstehen

Der unwillkrliche Mechanismusberarbeitete Auszge aus Vorlesungen, gehalten 1976 whrend eines Grundkurses der Sutherland Cranial Teaching Foundation in Milwaukee, Wisconsin.

Wir wollen ber das Wesen des primren respiratorischen Mechanismus sprechen, der eine einfache, grundlegende, primre rhythmische Funktionseinheit darstellt. Er ist ganz und gar unwillkrlich, umfasst die gesamte Anatomie und Physiologie und kann von einem ausgebildeten Behandler in jedem Krperbereich palpiert werden. Ebenso wie er das Indiz fr Gesundheit innerhalb der gesamten Krperphysiologie liefert, weist er auch auf eine Verringerung der Gesundheit in jedem Dysfunktionsgebiet hin. Man kann ihn fr Diagnose und Behandlung gleichermaen als Werkzeug nutzen. Der Primre Respiratorische Mechanismus ist eine Manifestation des Lebens im Patienten und der Behandler kann bei seinem Dienst, Gesundheit im Patienten wiederherzustellen, seine Hilfe in Anspruch nehmen. Er ist und bleibt eine Funktionseinheit, dieser Primre Respiratorische Mechanismus, auch wenn er zu Unterrichtszwecken in fnf Komponenten aufgeteilt wurde, von denen also jeder einen Teil dieser einfachen, rhythmischen, primren Funktionseinheit innerhalb der Krperphysiologie bildet. Ihr seht, dass ich nicht einfach gesagt habe: Innerhalb des Primren Atemmechanismus, sondern innerhalb der Krperphysiologie. Die gesamte Einheit hat diesen Faktor. Alles folgt den Gesetzen von Flexion/Auenrotation und Extension/ Innenrotation des anatomisch-physiologischen Mechanismus. Wir sind vollstndig abhngig von diesem simplen, rhythmischen, mobilen, motilen Fluid-Drive-Mechanismus. Der gesamte Krper besitzt einen unwillkrlichen Mechanismus. Auch wenn euer Psoamuskel krank ist, ist er dazu bestimmt, in Auen- und Innenrotation zu gehen. Euer Fu ist so gestaltet, dass er zehn- bis zwlfmal pro Minute in Auen- und Innenrotation geht nicht aufgrund des Primr Respiratorischen Mechanismus, sondern weil der Primre Respiratorische Mechanismus nur auf diese Weise funktionieren kann. Deshalb mssen wir seine Regeln und Gesetze lernen. Lasst mich euch einen Text vorlesen, in dem es um das geht, was ich hier ausdrcken mchte. Er stammt aus einem Buch mit Essays des amerikanischen Anthropologen Loren Eiseley. Wenn ihr Loren Eiseley noch nicht gelesen habt, solltet ihr das tun vor allem, wenn ihr lernen wollt, wie man palpiert. Durch seine Bcher I55nismus, um sich zu bewegen und lebendig zu bleiben, um das zu sein, was er ist: eine Krper-Geist-Struktur, ein anatomisch-physiologischer, funktionierender Mechanismus. Wir haben viele unwillkrliche Systeme in unserem Krper Kreislauf, Verdauung usw. Aber die Schlsselrolle im menschlichen Krper hat ein ganz spezieller unwillkrlichern Mechanismus: Jede einzelne Krperzelle, jede einzelne individuelle Zelle, die innerhalb der Flssigkeiten lebt, in denen sie entsteht, wird 10 bis 12 Mal pro Minute in Flexion und Extension, in Auen- und Innenrotation bewegt.Wenn wir also einen gesunden Patienten haben egal ob er ruhig sitzt, umhergeht, tief schlft , luft , ganz aktiv ist oder sich in vlliger Ruhe befi ndet vollzieht sich berall in ihm diese unwillkrliche physiologische Funktionsbewegung. Wir konzentrieren uns auf den neurokranialen und den sakralen Mechanismus als die Teile, die diesen Mechanismus, diese unwillkrliche Bewegung off enbaren. Aber die neurokraniale und die sakrale Aktivittsachse, ihre physiologische Funktion, ist, wenn man so sagen will, mehr oder weniger die Antriebswelle des Systems, mit deren Hilfe alle Rder und Flaschenzge sowie alles, was da so direkt aus der Fabrik kommt, zum Verrichten ihrer Arbeit gebracht werden Flexion/Auenrotation und Extension/ Innenrotation. Also kann man den neurokranialen und sakralen Mechanismus auf keinen Fall als eine von der gesamten Krperphysiologie abgetrennte Einheit verstehen. Jedes Mal, wenn wir unsere Hnde an einen Patienten legen, haben wir es mit dem grten und wichtigsten unwillkrlichen System im menschlichen Krper zu tun. Jedes Mal, wenn wir diesen Patienten berhren, ganz egal ob wir uns dabei auf ein winziges Fingergelenk oder ein ganzes Bein beziehen, mssen wir uns auf diesen unwillkrlichen, physiologischen Mechanismus einstimmen.Willkrliche Mechanismen entsprechen all dem, was der Entscheidungen fllende Anteil unseres Gehirns mit diesem unwillkrlichen Ding zu tun beschliet. Ich entscheide mich zu gehen, zu stehen oder zu sitzen; ich entscheide mich zu reden, zu essen und zu denken (oder zu denken, dass ich denke); ich kann eine Million Entscheidungen treff en. Ich entscheide mich, Emotionen zu haben oder Gedanken das alles ist willkrlich. Dies sind Aktivitten, die wir auf intelligente Art und Weise nutzen knnen, indem wir versuchen, sie weder zu beleidigen noch sie verhungern zu lassen oder auf bermige Weise zu beanspruchen. Wir benutzen sie einfach im normalen tglichen Leben, und sobald wir aufh ren, sie zu einzusetzen, sinken sie einfach dorthin zurck, wo sie herkamen, und unser unwillkrlicher Mechanismus fhrt fort, uns zu untersttzen, bis wir wieder die Anweisung geben, dass das Willkrliche etwas anderes tun soll. Es ist die willkrliche Seite im Leben, die uns in schwierige Situationen bringt, nicht die unwillkrliche.

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I57unterfhrenden Stufen. Das ist die Vernderung, von der Eiseley spricht, die unendliche Vielfalt an Mustern, von einem Funktionszustand zum andern, in dem unwillkrlichen Mechanismus, mit dem ihr arbeitet. So lang dauert es. Das ist der Zeitraum, den die Vernderung braucht. Unser Job als Behandler ist es, uns still von innen heraus einzustimmen, um dieses Geschehen zu begreifen. Unser Verstndnis entsteht aus etwas heraus, das wir spren, wenn auch nicht erklren knnen. Was wir, weil es fr uns wahrnehmbar ist, fhlen, ist eine Folge. Und doch knnen wir beobachten, dass in dieser Nanosekunde tatschlich etwas geschieht. Wir knnen beobachten, welches Muster zuvor da war und welches danach, und sind weil wir die Details der physiologischen Bewegung eines jeden Teils dieses unwillkrlichen Mechanismus nicht nur in den kraniosakralen Achsen, sondern im gesamten System studiert haben mit unserem intelligenten Verstehen in der Lage, dies fr klinische Zwecke nutzbar zu machen. Ein universelles DesignEs gibt in diesem Kraniosakralen Mechanismus und in der gesamten Anatomie und Physiologie des ganzen Krpers auch den Aspekt der Universalitt. Ungefhr zehntausend Generationen oder drei Millionen Jahre hat es gedauert, um den menschlichen Krper zu dem zu machen, was er heute ist. Grundstzlich ist er so gestaltet, dass er als willkrlicher und unwillkrlicher Mechanismus funktioniert. Der einzige Grund, warum wir heute hier sitzen, ist, dass wir das Produkt von x Menschengenerationen sind, die es geschafft haben, zu berleben. Daher sind die Mechanismen in uns allesamt solche, die von der Natur zum berleben bestimmt wurden.Mit anderen Worten: Der fundamentale Leitgedanke in den Heilknsten (ich habe absichtlich nicht gesagt im osteopathischen Berufsstand, weil es hier um etwas geht, was die Angehrigen aller Heilknste verstehen sollten), der fundamentale Leitgedanke also ist, dass der Krper vom Kopf bis zu den Fen einen wunderschnen Mechanismus darstellt und, obgleich aus vielen Teilen bestehend, als umfassende Einheit, als universelle Funktionseinheit gestaltet wurde. Je klarer wir verstehen, wie er in uns selbst als ein ganzheitlicher Mechanismus funktioniert und damit meine ich sowohl den willkrlichen als auch den unwillkrlichen Teil , desto prziser kann unsere Diagnose werden und desto fhiger sicherlich auch unsere Behandlung.Gestern sprach man im Fachbereich ber die architektonischen Grundlagen I59Kraniosakralen Mechanismus hat Prinzipien, die allgemeingltig in jedem von uns funktionieren und dann ihren individuellen Ausdruck in der Persnlichkeit, zu der sie gehren, fi nden.Dass wir beim Studieren in diesen Kursen nicht nach Pathologien suchen, sondern nach den Grundlagen, die diesen Mechanismus funktionieren lassen, erweitert unseren Horizont um einiges. Nicht um das sogenannte Normale zu studieren, seid ihr also hier, sondern um die Prinzipien zu verstehen, die bei dem individuellen Menschen, mit dem ihr gerade arbeitet, zum sogenannten Normalen gehren.DNS-MusterWenn ihr die unwillkrliche Struktur eines Menschen ohne jegliche Einmischung des Willkrlichen untersuchen knntet, wrdet ihr fi nden, dass es fr jeden einzelnen Menschen auf dieser Welt ein individuelles Muster der Gesundheit gibt. Jeder anatomisch-physiologische, unwillkrliche Mechanismus folgt vom obersten Punkt des Kopfes bis zu den Fen einem Muster, das ihm eingeimpft , fr ihn geschaff en wurde von der DNS, die zum Zeitpunkt der Empfngnis da war und um die herum jeder Mensch sein Muster der Gesundheit aufbaut. Er hat Energie erhalten, um dieses Muster aufzubauen. Es dauert neun Monate, um auf die Welt zu kommen, und 90 Jahre, um sie wieder zu verlassen; aber all diese Zeit ber wird die unwillkrliche Struktur stndig Zelle fr Zelle wieder aufgebaut, wobei einzig das DNS-Muster dieses speziellen Krpers den inneren Mechanismus erschafft , der sie zu einem funktionierenden unwillkrlichen System macht.Wenn du dich mit deinen Hnden auf diesen Patienten einstimmst mit dem Ziel, Probleme ausfi ndig zu machen, dann fi ndest du auch Probleme, hervorgerufen durch willkrlich geschaff enen Stress, Krankheit oder Traumen also durch etwas, was der Patient von auen nach innen getragen hat. Wenn du aber in der Lage bist, durch das, was dieser Sache aufgebrdet wurde, hindurchzuarbeiten und deinen Fokus auf die Gesamtheit des unwillkrlichen Musters richtest, rufst du stattdessen die strksten Energien der Welt die DNS und ihr Muster oder ihre Blaupause herbei, die sagen: Das ist es, was ich sein will. Dieses Muster ist individuell entworfen fr diese eine Seele, dieses eine Individuum.Wenn ich also diesen Kranialen Mechanismus, oder was auch immer ich zu behandeln versuche, berhre, whrend ich den Fokus meines Bewusstseins auf den Mechanismus dieses Patienten richte, bemhe ich mich, darunter zu lesen mit der I61Kapitel 2-2Bewegung der Schlssel zu Diagnose und BehandlungVortrag auf einer Konferenz der Cranial Academy, die 1979 mit Untersttzung der Sutherland Cranial Teaching Foundation stattfand.

Bewegung ist nicht Leben. Bewegung ist eine Manifestation des Lebens. Das Wunder des Lebens drckt sich in Bewegung aus, vom Fluss der Elektronen um einen Nucleus herum bis hin zu den lebendigen Wesen, die wir Viren, Bakterien, Pilze, Pfl anzen, Tiere und die Menschheit nennen. Dieses Leben kann man im Meer fi nden, auf dem Land und in der Luft vielleicht sogar im Weltraum. Die Menschheit hat in all diesen Umgebungen gelebt bzw. sich angepasst, um dort leben zu knnen. Webster defi niert Bewegung als:Die Handlung bzw. den Prozess des sich Bewegens; die rtliche Vernderung eines Krpers von einer Stelle zur andern; die Handlung, seinen Krper oder einen Krperteil zu bewegen; in der Mechanik: eine Kombination von sich bewegenden Teilen; Mechanismus.9Zu Dorlands insgesamt 30 Defi nitionen von Bewegung gehren auch folgende: 1. Der Vorgang des Sich-Bewegens. 2. Aktive Bewegung: eine durch die eigene Muskulatur hervorgerufene Bewegung. 3. Automatische Bewegung: eine Bewegung, die ihren Ursprung im Organismus hat, aber nicht willentlich ausgelst ist. 4. bertragene Bewegung: eine durch Kraft einwirkung von auen ausgelste Bewegung. 5. Passive Bewegung: jede von einer auerhalb des Organismus befi ndlichen Kraft verursachte Krperbewegung. 6. Refl exbewegung: eine unwillkrliche Bewegung, provoziert durch einen externen Stimulus, der auf ein Nervenzentrum wirkt. 7. Spontanbewegung: eine Bewegung, die ihren Ursprung innerhalb des Organismus hat. 8. Indexbewegung: eine Bewegung eines kranialen Krperteils in Relation zu einem fi xierten kaudalen Teil. 9. Brownsche Bewegung: die tanzende Bewegung winziger Partikel, die in einer Flssigkeit schweben. Diese neun Defi nitionen des Begriff s Bewegung sind fr unsere Diskussion wichtig. So ist zum Beispiel Defi nition Nummer acht: Indexbewegung: eine Bewegung eines kranialen Krperteils in Relation zu einem fi xierten kaudalen Teil, eine sehr klare Bestimmung des klinischen Zustandes, den wir bei einem Schleudertrauma 9 Keine Quellenangabe im Originaltext.I63ihren off ensichtlichen Bewegungen, die, egal ob grob oder fein, ihre Kraft von einer inhrenten Potency beziehen, ermglichen es mir als Behandler, zuzulassen, dass die innere physiologische Funktion ihre eigene, sich nie irrende Potency off enbart, statt bei der Behandlung meiner Patienten blinde Kraft von auen anzuwenden.Unsere namenlosen Krper haben andere Ressourcen, die die gesamten Funktionsablufe in unserer inneren und ueren Umgebung ergnzen, komplizieren, frdern und sttzen. Wir haben einen Namen, der uns von unseren Eltern gegeben wurde. Wir haben ein Ego, einen Geist und Emotionen. Diese drei Ego, Geist und Emotionen sind ebenfalls Manifestationen des Lebens als Bewegung, allerdings auf anderen Frequenzen als auf der, die der physischen und physiologischen Struktur unseres namenlosen Krpers zu eigen ist. Alle drei sind ein inhrenter Anteil unserer ganzheitlichen Natur und gehren somit zu unserer Gesamtexistenz. Ego, Geist und Emotionen schaff en Bereiche sich manifestierender Bewegungen mit so vielen rasch wechselnden Variablen, wie es Menschen auf der Erde gibt. Auch hier wieder beantwortet und refl ektiert unser namenloser Krper eine nach innen und auen bestehende natrliche Wechselbeziehung mit all diesen Variablen in den Bereichen von Ego, Geist und Emotionen.Vergleiche den Krper eines Mannes, dessen ganzes Wesen Wut ausdrckt, mit dem eines Menschen, der gelassen ist, sich in einem Zustand vlliger Hingabe, in meditativem Schweigen befi ndet. Beobachte den Einfl uss einer verngstigten Mutter auf ihr verletztes Kind. Einmal brachte man mir ein Baby, das aus seinem Hochstuhl gefallen und bewusstlos war. Whrend ich es untersuchte, sa seine Mutter auf der anderen Seite des Raumes. Ich sah mir den immer noch bewusstlos erscheinenden kleinen Jungen grndlich an und fand keine krperlichen Verletzungen. Sie mssen sich keine Sorgen machen, es ist nichts passiert, sagte ich zu der Mutter. Gott sei Dank!, rief sie und entspannte sich. Sofort reagierte der Kleine darauf, indem er begann, sich normal zu bewegen und zu weinen. Die Angst der Mutter hatte zu der Regungslosigkeit des Kindes beigetragen.Wir haben nun kurz ber die Gesamtheit der vielfltigen Arten von Bewegung in einem namenlosen Krper gesprochen, der von sich heraus fhig ist, seine innere und uere Umgebung als eine Funktionseinheit an sich zu beantworten und zu refl ektieren. Wir haben sie ergnzt durch die vielfltigen Variablen, die Ego, Geist und Emotionen mit ihren Formen von Bewegung beitragen knnen. Dies sind keine Ursache-Wirkung-Zusammenhnge. Hier geht es, egal ob es sich um den Arzt oder den Patienten handelt, um ein ungeteiltes Individuum in einer nach auen und innen bestehenden Wechselbeziehung mit seiner individuellen Umgebung.I65Die nun folgenden Kriterien fr Behandler und Patient lassen sich aus den Funktionsablufen der Krperphysiologie herauslesen. Die Physiologie unseres namenlosen Krpers hat vier Hauptbewegungsmuster, fnf Sinne, die der Behandler zustzlich zu seiner bewussten Wahrnehmung fr die Diagnose nutzen kann, und fnf Grundprinzipien der potenziellen Behandlung. Die vier Hauptbewegungsmuster sind:1. Die neuromuskulren Bewegungen des Bewegungsapparates; man knnte es auch als den willkrlichen Mechanismus der physiologischen Funktionsablufe im Krper bezeichnen.2. Die sekundren Rippen- und Atemmechanismen, die alle Krpergewebe whrend der Atemzyklen bewegen.3. Das inhrente, rhythmisch motile und mobile, unwillkrliche kraniosakrale Fluktuieren des Liquor cerebrospinalis und des gesamten lymphatischen Systems mit einer Zyklusgeschwindigkeit von 10 bis 14 Mal pro Minute im gesunden Zustand. Dr. William G. Sutherland hat diese vollkommen rhythmische Bewegung als eine Art Tidenphnomen beschrieben. Das bedeutet, dass in einem Zeitraum von zehn Minuten die gesamte Krperphysiologie jeweils etwa 100 Mal einen Bewegungszyklus von Flexion mit Auenrotation und Extension mit Innenrotation durchluft . Dies ist ein mchtiges Werkzeug fr Diagnose und Th erapie.4. Eine groe tidenartige Bewegung, die in einem Zeitraum von neun Minuten ungefhr 6 Mal stattfi ndet, ein fl uktuierender Mechanismus, der fr jeden rhythmischen Zyklus ungefhr eineinhalb Minuten braucht. Ich konnte diese groe Tide in meinen Patienten zum ersten Mal vor zehn Jahren beobachten und ich habe keine Ahnung, was ihr Ursprung oder ihre grundlegende Natur ist. Es ist eine Tide, die sich massiver anfhlt, mit einer allmhlich anschwellenden Expansion der gesamten Krperphysiologie und einer allmhlich rcklufi gen Bewegung, gefolgt von einer nchsten, allmhlich massiv werdenden Expansion in einem rhythmisch balancierten Austausch innerhalb der gesamten Krperphysiologie. Ich habe diese Bewegung in zwei Patienten simultan gezhlt, und sie war in beiden vorhanden, aber jeweils auf eine individuelle Art und Weise. Auch das ist ein kraft volles therapeutisches Werkzeug, wie wir spter noch errtern werden.Die kompletten Ressourcen der Krperphysiologie, inklusive der vier Hauptbewegungsmuster, beantworten und spiegeln die kreativen Spannungen der normalen Funktionsablufe innerhalb der unwillkrlichen artikulr-membransen Mechanismen des Primren Atemmechanismus und der faszial-ligamentren willkrlichen und unwillkrlichen Gelenkmechanismen der brigen Krperphysiologie. Diese I67der Gelenkmechanismen bis hin zur tiefsten Ebene der willkrlichen und unwillkrlichen Bewegung in der Gesamtphysiologie des Patienten.Je sensibler wir als Beteiligte bei der Palpation werden, desto mehr Bewusstsein entwickeln wir den wahren Wert des Leistungsvermgens und der Ressourcen, die den willkrlichen und unwillkrlichen Mechanismen unseres Patienten innewohnen. Sie sind es, die uns diagnostische Einschtzung erlauben und uns die therapeutischen Mechanismen zur Verfgung stellen, mit deren Hilfe sich die vielen Probleme, die uns in unserer Praxis begegnen, behandeln lassen. Die Mglichkeiten sind grenzenlos.Das Konzept der Bewegung bei der Behandlung in den Heilknsten umfasst einen weiten Bereich und viele Wissenszweige: Medizin und Chirurgie, Psychologie, Radiologie, Physiotherapie, Krankenpfl ege, und jede andere zustzliche Versorgung. All diese Wissensbereiche basieren auf einer Reihe von Prinzipien, die so ausgerichtet sind, dass sie sich fr jede Art von Dienst nutzen lassen und sich zur Bewltigung spezifi scher Probleme beim Erstellen einer brauchbaren Diagnose und eines klinischen Behandlungsplan fr eine Wiederherstellung in Richtung Gesundheit eignen. In unserer Errterung geht es weiterhin um die von uns aufgestellten Kriterien fr einige der Hauptbewegungsformen in einer namenlosen Krperphysiologie sowie um die Kriterien fr den Gebrauch der bewussten Wahrnehmung, der fnf projizierten Sinneseindrcke und der sensiblen motorischen Fhigkeiten durch den Behandler, der diese Werkzeuge mit dem Befund seiner von ihm als Beteiligter vorgenommenen Palpation koordiniert. Folgende therapeutischen Prinzipien werden angewandt, wenn wir Bewegung nutzen: 1. Verstrkung, 2. Auseinanderfhren, 3. Direkte Aktion, 4. Entgegengesetzte Physiologische Bewegung und 5. Kompression.Die Kunstfertigkeit und Wissenschaft der Palpation fr einen diagnostischen Befund lsst sich, wenn man bewusst als Beteiligter dient, nicht von den therapeutischen Prinzipien trennen, da es sich um einen synchronen Prozess in den physiologischen Funktionsablufen des namenlosen Krpers handelt, wenn der Behandler mit dem Problem im Patienten arbeitet. Der Grund dafr ist einfach: Der namenlose Krper des Patienten hat ein Problem entwickelt, das den Patienten zu uns bringt. Unser sorgfltiges Einschtzen mit Hilfe unserer teilnehmenden Palpation und unserer motorischen Fhigkeiten lsst uns das Bewegungsmuster in diesem Patienten erfahren. Wir werden von der Bewegungsvielfalt gefhrt und verwenden die eben genannten fnf Prinzipien, nicht die Techniken, von Verstrkung, Auseinanderfhren, Direkter Aktion, Entgegengesetzter physiologischer Bewegung, Kompression I69Es ist wiederum interessant zu erleben, dass dann, wenn wir den Balancepunkt bzw. die Balancepunkte erreicht haben und die Gewebe so untersttzen, dass sie durch den Behandlungszyklus gehen, die kreativen Spannungen des namenlosen Krpers von innen heraus Verstrkung, Auseinanderfhren, Direkte Aktion, Entgegengesetzte physiologische Bewegung und Kompression oder eine Kombination aus den fnfen zeigen, whrend der Krper sucht und durch den ruhigen Zeitraum der Vernderung der reziproken Spannungsbalance geht, was Korrektur bedeutet. Der namenlose Krper nutzt in sich selbst die gleiche Reihe von Prinzipien, die wir als Behandler anwenden, um jenen Balancepunkt zu fi nden, der dem Krper erlaubt, durch seinen Behandlungszyklus zu gehen.Noch eine kurze Bemerkung ber die groe tidenartige Bewegung als therapeutisches Werkzeug: Sie ist nicht in jedem Patienten deutlich sprbar. Wenn sie beobachtet werden kann, fhlt sie sich massiver an, mit einer allmhlich anschwellenden Expansion von tidenartigen Flssigkeitsfi ngern, die die Bndel von membransen und faszialen Umhllungen im gesamten Krper infi ltrieren. Wrde man Rande des Ozeans leben und she die heranfl utenden Finger der Tide, die allmhlich die Ritzen und Winkel einer Flussmndung am Meer fllen, so bekme man eine Vorstellung, wie diese groe Tide funktioniert. Whrend des zurcklaufenden Musters ziehen sich die tidenartigen Finger von den membransen und faszialen Bndeln zurck, um dann beim nchsten rhythmischen Zyklus wiederzukehren. Diese Tide ist ein kraft volles therapeutisches Werkzeug. Man kann spren, wie Dutzende oder Hunderte von winzigen membransen und faszial-ligamentren Gelenkkorrekturen stattfi nden ein Bindegewebe, das sich aus einer Quelle angereichert hat, die es in seiner eff ektivsten Phase der lebendigen Funktion arbeiten lsst. Unsere teilnehmenden palpatorischen und sensiblen motorischen Fhigkeiten knnen lernen, diese Tide zu fi nden und zu nutzen, nicht notwendigerweise in jedem Behandlungsfall, aber oft genug, um es interessant und produktiv werden zu lassen, wenn sie sich dem Behandler zeigt.Zusammenfassend mchte ich sagen, dass mir als Behandler und meinem Patient als Individuen Leben verliehen ist, das sich als Bewegung manifestiert. Wir erfahren die Ressourcen dieses Lebens auf allen Ebenen unseres Wesens, in unserem spirituellen Bewusstsein, in unserem Ego, unserem Geist, in den Emotionen und in den physiologischen Funktionsablufen unseres namenlosen Krpers. Es ist off ensichtlich, dass wir als Behandler diese vorhandene Bewegung als Schlssel fr Diagnose und Behandlung im Dienst unserer Patienten nutzen knnen. Ich mchte euch gerne mit der Frage zurcklassen: Was ist der Schlssel zu Bewegung?I71siologie, die angeborene Vitalitt in jedem lebendigen Menschen und die Mglichkeit des Arztes diesen grundlegenden anatomisch-physiologischen Mechanismus im lebendigen Patienten zu nutzen, um Gesundheit wiederherzustellen. Fnfunddreiig Jahre hatte er damit verbracht, diese Prinzipien zu erfahren. Dr. Still kannte die grundlegende Anatomie und Physiologie des lebendigen Krpers, war fhig, ein geistiges Bild von den Gesundheitsmechanismen im einzelnen Menschen zu empfangen und entwickelte einen geschickten manuellen Ansatz zur Korrektur der Krperphysiologie des Patienten, um deren Rckkehr zum gesunden Funktionieren zu leiten. Dr. Still kannte diese Prinzipien, und noch wichtiger er nutzte sie und beobachtete bei den Patienten, die seinen Dienst in Anspruch nahmen, das Resultat: eine von innen heraus sich vollziehende Rckkehr zur Gesundheit. Die Prinzipien, die Dr. Still 1874 entdeckte, sind heute noch genauso anwendbar und wahr wie damals. Der Begriff Prinzip wird im Wrterbuch folgendermaen defi niert:1) Die ursprngliche Quelle, Herkunft oder Ursache von etwas oder 2) eine natrliche oder originale Tendenz oder Grundlage.Diese Defi nitionen beschreiben die von Dr. Still vorgestellten grundlegenden Konzepte. Es ist erfrischend, die Werke von Dr. Still zu lesen, und man fi ndet leicht Hunderte von Zitaten, die die Ein-zu-eins-Beziehungen zwischen Dr. Still und seinen verschiedenen Patienten betreff en. Durch seine Entdeckung erkannte Dr. Still, dass: diese aktiven Prinzipien und Konzepte inhrent im Geist, im Krper und in der Seele eines jeden Patienten leben, es die oberste Aufgabe des Arztes ist, fr den Menschen Gesundheit zu fi nden (denn: Krankheit kann jeder fi nden)10, die Ressourcen des lebendigen Krpers dem aufmerksamen Behandler zur Ver-fgung stehen, damit dieser sich ein geistiges Bild machen kann, das sich kombiniert mit palpatorischem Knnen zum Evaluieren der Krperphysiologie im gesunden, kranken oder traumatisierten Zustand nutzen lsst, der lebendige Krper des Patienten Werkzeuge in sich trgt, mit denen man die im Patienten vorhandenen selbstheilenden Prinzipien frdern und zum Wirken veranlassen kann. 10 Anm. d. Hrsg.: Hier bezieht sich Becker auf das berhmte Still-Zitat Die Gesundheit zu fi nden sollte das Anliegen eines Arztes sein. Jeder kann die Krankheit fi nden. [Aus: Still A. T.: Das groe Still-Kompendium. 2. A., Band II: Die Philosophie der Osteopathie, JOLANDOS, 2005, S. II-16.]I73Das Zitat von Dr. Still betont die Normalitt von Gesundheit im lebendigen menschlichen Krper. Dieser Hauptfokus auf Gesundheit zieht sich durch alle Stillschen Schrift en. Die zweite Lektion, die man von diesem Zitat lernen kann, ist die Tatsache, dass die Anwesenheit von jeglicher Krankheit bzw. von Traumen in der Krperphysiologie lediglich eine Folge ist, ein Verlassen der Normalitt in Bezug auf Position und Funktion in den Gebieten, wo die Krankheit bzw. das Trauma zu fi nden ist.Gesundheit ist ein lebendiges Prinzip im lebendigen Krper und sie lsst sich nicht defi nieren. Ursache und Wirkung ist ein Prinzip der Krperphysiologie, das beim Vorhandensein von Krankheit und/oder Traumen defi niert werden kann.Zum Beispiel: Ein Patient kommt mit einem ernsthaft verstauchten Knchel, mit mglicherweise gerissenen Bndern. Der Knchel zeigt Symptome und eine Funktionsstrung; diese aber sind lediglich Folgen, nicht die Ursache der Einschrnkung. Vielleicht hat der Patient versucht, sich mit einer ausgestreckten Hand oder mit beiden Hnden zu fangen, whrend er umknickte und fi el. An allen mglichen Stellen in seinem Krper kann die Normalitt gestrt worden sein, und jede dieser Stellen steuert als Ursache zu der letztendlichen Entwicklung des verstauchten Knchels bei. Es mag eine abnormale Drehung im Knie oder in der Hft e im rechten oder linken Bein geben, ein Dysfunktionsmuster im M. psoas oder einen ligamentren Gelenkstrain in Arm und Hand, und zwar dort, wo sie beim Fallen auf dem Boden aufgeschlagen sind. Die akkumulierten Resultate dieser einzelnen Ursachenbereiche addieren sich und werden die Ursache der Knchelverletzung. Jeder dieser Bereiche muss evaluiert und eine korrigierende Behandlung durchgefhrt werden, damit die gesunde Funktion sowohl an den urschlichen Bereichen als auch im Knchel wiederhergestellt wird. Mit der Rckkehr zur Normalitt sieht man wieder Gesundheit am Knchel und sogar gerissene Bnder werden besser abheilen.Ein anderes Beispiel fr eine Abweichung von der Gesundheit und ebenso wie die Knchelverletzung lediglich eine Folge ist Krankheit. Sie kann viele Formen annehmen: Es gibt chronische Probleme wie rheumatoide Arthritis, die jahrelang andauert, oder relativ akute Erkrankungen wie Lobrpneumonie. Die im letzteren Fall kranke Lunge ist nicht die Ursache von irgendetwas. Es sind eine Reihe von Auswirkungen, die in einem spezifi schen Muster ablaufen und die Abweichung von der Normalitt bedingen. Die Gesundheit kehrt zur Lunge zurck, wenn all diese Folgen aufgelst werden. Um eine korrigierende Evaluation und Behandlung durchzufhren, die die Ursache anspricht, muss man an den Bereichen der Krperphysiologie arbeiten, die es der Lunge erlaubt haben, ihren Widerstand gegen I75Dr. Stills Arbeit begann zu der Stunde, als er dem ineff ektiven Gesundheitssystems seiner Zeit den Rcken kehrte. Er beschreibt seine Entdeckung der Wissenschaft der Osteopathie am 22. Juni 1874 folgendermaen:Vor 22 Jahren traf mich ein Schuss nicht ins Herz, sondern in die Kuppel des Verstandes. Diese Kuppel war damals in einem armseligen Zustand, um von einem Pfeil mit den Prinzipien der Philosophie durchbohrt zu werden. Einen Teil der Zeit habe ich mich zurckgezogen, um ber dieses Ereignis nachzudenken, worin ich Dank der Kraft des Schlieens erkannte, dass das Wort Gott Vollkommenheit in allen Dingen und an allen Orten bedeutet. Zu diesem Zeitpunkt begann ich mit dem Mikroskop des Verstandes sorgfltig die Annahme zu prfen, die oft in unserer Anwesenheit gemacht wurde, dass die gttliche Vollkommenheit in Seinen Werken zu sehen ist.12Dr. Still nahm es auf sich, mit all den verborgenen Faktoren, die zu den Grundlagen der Wissenschaft der Osteopathie gehren, zu arbeiten, sie zu untersuchen, mit ihnen zu experimentieren, sie zu studieren, zu testen, zu berdenken und zu fhlen. Es war ein jher Umbruch fr einen Menschen, dieser Wechsel von Beseitigung von Schmerz und Leiden hin zu Wiederherstellung der Gesundheit von innen heraus. Es gibt viele Facetten des Wissens und Verstehens, die man aus der lebendigen Krperphysiologie des Patienten lernen kann. Und es gibt viele lebendige Diagnose- und Behandlungsknste, die sich mit der Entwicklung einer wahrnehmenden Koordination des lebendigen Behandlers bei dessen Arbeit mit dem lebendigen Patienten nutzen lassen, um eine Korrektur in Richtung Gesundheit zu erzielen. Die Betonung des Wortes lebendig ist absichtlich. Zu Dr. Stills Entdeckung gehrt sein Erkennen, dass der menschliche Krper eine Maschine ist, die von der unsichtbaren Kraft namens Leben angetrieben wird. Es ist die Lebendigkeit des menschlichen Krpers, die ihn reagieren lsst auf Tests, Techniken und Werkzeuge der medizinischen Wissenschaft von den technisch weit fortgeschrittenen Computertomographien und Magnetresonanztomographien ber Impfungen, die einige der gefhrlichsten Erkrankungen der Menschheit ausgerottet haben, bis hin zu genau wirkenden Antibiotika oder anderen Medikamenten und anspruchsvoller Herzchirurgie usw. In dieser Richtung gab es in den letzten sechs bis zehn Jahren mehr Fortschritte als in den fnfzig Jahren davor. Viele Tausend Leben sind dank dieser Fortschritte gerettet worden. 12 Still A. T.: Das groe Still-Kompendium. 2. A., Band I: Autobiographie, JOLANDOS, 2005, S. I-121.I77seres Dienstes zu erklren. Vor seiner Entdeckung arbeitete Dr. Still fr die Menschheit als Arzt besonders durch die Beseitigung von Schmerz und Leiden, von auen nach innen, mit der medizinischen Kunst und Wissenschaft seiner Zeit. Er war, wie es ein Menschenfreund sein sollte, unzufrieden mit seinen Resultaten und suchte nach Antworten und Mglichkeiten, sich zu verbessern. Zum Zeitpunkt seiner Entdeckung geschah etwas, ein unsichtbarer Faktor, ein Schritt ins Unbekannte. Die Qualitt seines Lebens als Behandler war verndert, transformiert. Oder knnte man das Wort Transmutation benutzen, um zu erklren was geschah? Als ein Resultat dieses stillen Geschehens wurde er zu einem Menschenfreund, dessen primres Interesse darin bestand, der Menschheit durch die Wiederherstellung der Gesundheit von innen heraus zu dienen. Er selbst verstand jetzt die Bedeutung und Erfahrung der Lebendigkeit seines eigenen Wesens und die gleiche Lebendigkeit in seinem Patienten als eine Einheit des Lebens. Er nahm diese Qualitt der Lebendigkeit, die ihm gegeben wurde, ohne Frage an; das Wissen darum diente ihm in seiner tglichen Praxis als Arzt, Ingenieur und Menschenfreund.Was zum Zeitpunkt seiner Entdeckung geschah, ist etwas, was schon Hunderte von Malen Menschen in den verschiedensten Bereichen widerfahren ist. Es ist Teil eines Lernprozesses bei solchen Menschen und Autodidakten, die aus tiefstem Herzen eine Antwort auf ihre spezifi schen Fragen suchen. Es geschieht genau dann, wenn es geschehen will, und nicht durch Intention.Dr. Still gab der Welt die Wissenschaft der Osteopathie und zwei klare, grundlegende Prinzipien, die genutzt werden knnen, um den Bedrfnissen der Menschheit zu dienen: erstens das Prinzip der Gesundheit in der Krperphysiologie, das man als ein Gesetz an sich betrachten kann, und zweitens das Prinzip von Ursache und Wirkung, das sich beim Behandeln von Krankheit und/oder Traumen in der Krperphysiologie nutzen lsst, worin jedes derartige Problem lediglich eine Folge ist, die durch urschliche Bereiche diagnostiziert und behandelt werden kann, um die Prozesse der Gesundheit wiederherzustellen. Beide Prinzipien knnen vom lebendigen Behandler in seiner Arbeit mit einem lebendigen Patienten genutzt werden.Das folgende Zitat von Dr. Still gibt uns eine Einsicht in sein tiefes Wissen und die Qualitt seiner Erfahrungen:Ich hoff e alle die, die dies nach mir lesen, werden meine volle berzeugung wahrnehmen, dass der Verstand Gottes in der Natur seine Planungsfhigkeit sofern Plne ntig sind und die Schaff ung selbst organisierender Gesetze ohne Muster fr die Myriaden von Lebensformen bewiesen hat; er hat sie bestens mit den Maschinen und I79Kapitel 2-4 Stillpunkteberarbeitete Fassung einer Errterung, die 1986 whrend einer internen Fortbildung der Sutherland Cranial Teaching Foundation in Philadelphia, Pennsylvania, stattfand.

Ihr habt die Frage gestellt: Was passiert bei einem Stillpunkt? Das ist eine gute Frage, und ich werde versuchen, etwas dazu zu sagen aber es ist nicht die Antwort, denn es gibt keine Antwort auf die Frage, was bei einem Stillpunkt geschieht.Man geht durch einen Stillpunkt, indem man die relative Funktion eines Hebels ber einem Fulkrum verndert. Du schaff st einen kompletten Austausch zwischen den zwei Enden des Hebels.Nun, ich mchte euch nicht verwirren, aber ich habe es aufgegeben, den Stillpunkt zu nutzen; er ist nicht ein Ziel der Behandlung. Ich habe sogar aufgegeben, danach zu suchen. Ich fand eine Million Stillpunkte davor, whrend, danach und schlussendlich gab ich auf. Ich nehme mich einfach so weit wie mglich aus dem Weg, so weit, wie es ntig ist, damit etwas geschehen kann.Ein Stillpunkt ist ein physiologischer Balance-Akt, den die Krperphysiologie eines jeden Patienten durchmacht. Er kann zu jedem Zeitpunkt, an jedem Ort, auf irgendeine Weise geschehen. Wahrscheinlich kommt es spontan dazu, wenn der Patient nachts gut schlft oder in hnlichen Situationen. Der Stillpunkt ist der Versuch des Krpers, sich selbst frei zu machen, zurck in einen komplett motilen Mechanismus. In einer Behandlung ist er ein beobachtbares Geschehen, das der Behandler erkennen kann als etwas, das in der Krperphysiologie stattfi ndet, das er aber nicht willentlich erstrebt oder zu evaluieren versucht. Es ist eine anatomisch-physiologische Vernderung, die der Krper herbeifhrt, und ich als Behandler habe nichts damit zu tun. Ich muss den Stillpunkt nicht einmal erkennen. Die Tatsache, dass er stattfi ndet, weist darauf hin, dass die Krperphysiologie beschliet, ihn zu benutzen. Ich bin dabei einfach ein Beobachter und nicht einer, der ein Ziel verfolgt.Oft werden Stillpunkte direkt vor euch geschehen, aber ihr knnt auch hufi g die Erfahrung machen, dass sie in einiger Entfernung stattfi nden. Du bist dabei, ruhig an einem Gebiet in einem Patienten zu arbeiten, zuzuhren, und pltzlich bemerkst du, dass woanders etwas geschieht. Nun, es muss durch einen Stillpunkt gegangen I81Kapitel 2-5 Mit deinem Mechanismus sitzenberarbeitete Version von Vortrgen, die 1976 im Rahmen eines G rundkurses der Sutherland Cranial Teaching Foundation in Milwaukee, Wisconsin, gehalten wurden.

Die Erfahrung des inneren SprensIn diesem Kurs haben wir mit den Knochen des Kraniums an der Auenseite begonnen, sind dann nach innen weitergegangen durch die reziproke Spannungsmembran, haben das Einrollen und Ausrollen des Zentralen Nervensystems dazugenommen und einen Fluid Drive, den Liquor cerebrospinalis, in den neurokranialen Mechanismus eingefhrt. Wir haben gesehen, dass dieser Mechanismus die Kapazitt hat, gewisse Dinge zu tun und bestimmte Muster zu schaff en Torsion, SidebendingRotation, Vertikale und Laterale Scherkraft muster14 sowie Kompression. Wir haben festgestellt, dass er bestimmte membranse Gelenkdysfunktionen haben kann und dass er sehr viele Gelenke hat. Und heute haben wir ein detailliertes Gesicht drangehngt.Jetzt mchte ich, dass ihr euch fr eine kleine Weile gerade hinsetzt und euch auf euch selbst besinnt. Wir wollen den Prozess des Trainings-Programms dieser Woche umkehren. Ich will, dass ihr euch ganz still und ohne Anstrengung der Fluktuation des Liquor cerebrospinalis bewusst werdet, die in euren Kpfen stattfi ndet der Fluktuation des Fluid Drive. Fhle ganz still den Liquor cerebrospinalis, die fundamentale Grundlage des Primren Atemmechanismus. Egal ob du sie tatschlich spren kannst oder nicht: Sei dir einfach des Liquor cerebrospinalis bewusst. Ich bitte dich nicht, sie aktiv zu spren. Sei dir ihrer einfach nur bewusst als eines Fluid Drive, der rhythmisch fl uktuiert, heranfl iet und abebbt wie die Tide eines Ozeans, innerhalb deines vollstndigen Kraniosakralen Mechanismus hineinstrmt und herausstrmt, herausstrmt entlang der Hirnnerven und entlang der Spinalnerven, weitertreibt in das lymphatische System und ein Teil des lymphatischen Systems wird dein ganzer Krper wird zu einem Einstrmen und Ausstrmen des Liquor cerebrospinalis. 14 Originaltext: strainI83MeditationAn diesem Morgen mchte ich etwas machen, was ich noch nie zuvor getan habe. Ich wei nicht, ob es funktionieren wird, aber es ist ein interessanter Gedanke. Bei uns in Dallas gibt es ziemlich viele Yoga-Gruppen, und da die Yogaschler westliche Krper haben, die versuchen, in nicht-westlichen Positionen zu sitzen, kommen sie zu mir mit physiologischen Dysfunktionen, die sie durch ihre Versuche, eine gewisse Zeit lang zu sitzen und zu meditieren, erworben haben. Gleichzeitig habe ich Kontakt mit mindestens zwei Menschen, die Meditationsgruppen anleiten und gut in der Position sitzen knnen, die fr Yoga-Meditation angebracht ist; und ich glaube, dass es einen physiologischen Grund gibt, warum diese Position benutzt wird.In der Lotus-Position sitzt man nicht so auf seinem Hinterteil, wie es beim zurckgelehnten Sitzen auf einem Stuhl der Fall ist, wo man Druck auf das Sakrum ausbt, was den Primren und sekundren Atemmechanismus einschrnkt. Stattdessen sitzt man aufrecht und leicht nach vorne gebeugt, mit gerader Wirbelsule, auf seinen Sitzhckern und Oberschenkeln. Was geschieht dabei? Der Primre Atemmechanismus schwebt frei der gesamte Mechanismus vom Schdeldach bis zum Os sacrum hngt sozusagen in der Luft . Da dieser unwillkrliche Mechanismus sich rhythmisch hin und her bewegt, knnen die Flssigkeit, die reziproke Spannungsmembran, das Zentrale Nervensystem und der Gelenkmechanismus so einfach frei schwebend hngen. Das erlaubt der Potency im Liquor cerebrospinalis, jede einzelne Zelle im Krper zu nhren, und der reziproken Spannungsmembran, die Faszien sanft in Flexion/Auenrotation und die Gegenbewegung zu schaukeln. Es ermglicht den Knochen, den Bndern, dem Zentralen Nervensystem und allem anderen, sich zu verndern. Ihr Muster wird auf einer Mikroebene umgeformt, so dass sie sich in einen normaleren physiologischen Mechanismus zurckzukorrigieren knnen. Sie befi nden sich geradezu in einem Zustand der Selbst-Behandlung wenn sie in dieser Position sind; sie machen diesen Mechanismus zu einem lebendigen Faktor der Funktion.Setzt euch also jetzt in euren Stuhl, mit den Fen auf dem Boden, mit gerader Wirbelsule und leicht nach vorne gebeugt: So sitzt ihr auf euren Sitzhckern und lehnt euch bestimmt nicht in den Stuhl zurck. Dann, in aller Stille, mit geschlossenen Augen, denkt an einen krft igen Liquor cerebrospinalis, der rhythmisch expandiert und kontrahiert. Dies ist ein inneres Gefhl versucht ganz still in euch selbst einen Flssigkeitskrper zu spren, der zu einem Stillpunkt kommt und expand iert, zu einem Stillpunkt kommt und abebbt, zu einem Stillpunkt kommt