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Ellis Kaut Pumuckl Doppeldecker

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DIE AUTORIN

Ellis Kaut, Jahrgang 1920, absolvierte einSchauspielstudium und besuchte dieAkademie für Bildende Künste in Mün-chen, bevor sie schriftstellerisch tätigwurde. Novellen und Erzählungen folg-ten Hörspiele und Kinderfunksendun-gen. 1955 erhielt sie den Hörspielpreisdes Bayerischen Rundfunks. Ihr belieb-tester Kinderbuchheld ist der frecheKobold mit den knallroten Wuschel-haaren, der unglaublich erfolgreichdurch sämtliche Medien schabernackt.

Von Ellis Kaut ist bei OMNIBUSerschienen:Kapitän Pumuckl hurra! (20890)

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OMNIBUS ist der Taschenbuchverlag für Kinderin der Verlagsgruppe Random House

www.omnibus-verlag.de

Band 21519

Umwelthinweis:Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuchessind chlorfrei und umweltschonend.

1. AuflageErstmals als OMNIBUS Taschenbuch November 2004Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 1991 bis 1993 Lentz Verlag in der F. A. HerbigVerlagsbuchhandlung GmbH, MünchenAlle Rechte dieser Ausgabe bei OMNIBUS, MünchenInnenillustrationen und Umschlagbild: Brian Bagnallnach der ursprünglichen Pumuckl-Figur von Barbaravon JohnsonUmschlaggestaltung: Atelier Langenfass, Ismaningkb · Herstellung: ReDSatz: Uhl + Massopust, AalenGesetzt aus der Stempel GaramondDruck: Clausen & Bosse, LeckISBN 3-570-21519-9Printed in Germany

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Einleitung 7

Pumuckl und der Schnupfen 9Der Wollpullover 32Die geheimnisvolle Schaukel 55alle aus: Pumuckl spukt weiter

Die Gummi-Ente 74Pumuckl und die Angst 102alle aus: Pumuckl und die Schatzsucher

Pumuckl und die Katze 125Pumuckl ist an gar nichts schuld 153alle aus: Pumuckl und das Schlossgespenst

Pumuckl und der Geburtstag 178aus: Pumuckl und Puwackl

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Pumuckl und der Pudding 205aus: Pumuckl geht aufs Glatteis

Pumuckl und die Tauben 229aus: Hallo, hier Pumuckl

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Ob ihr’s glaubt oder nicht: So hätte beinahe das ganzeBuch ausgesehen, von vorne bis hinten, und kein Menschhätte es lesen können. Ein Buch über einen Kobold zuschreiben, ist eben eine verteufelte Sache, denn der klei-ne, unsichtbare Kerl hat nichts als Unsinn im Kopf. Esgeht ja noch, wenn er nur meine Bleistifte und Federhal-ter versteckt und die Seite, die ich eben geschrieben habe,unter dem Teppich verschwinden lässt – aber wenn er erstalle Zeilen und Druckbuchstaben durcheinander wirft,dann kann einfach kein Buch entstehen. Und das hätteder Kobold Pumuckl bestimmt getan, wenn er nichtrechtzeitig einen Schnupfen bekommen hätte. Jawohl,einen Schnupfen, und zwar so heftig, dass er für eineWeile keine Lust hatte, alles durcheinander zu bringen.Da haben wir eben schnell dieses Buch gemacht.

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Und weil wir also dieses Buch einem Koboldsschnup-fen verdanken, will ich euch als Erstes erzählen, wie derPumuckl überhaupt dazu kam.

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Es war an einem regnerischen Herbsttag. Meister Ederarbeitete in seiner Schreinerwerkstatt und war recht miss-mutig, weil es überhaupt nicht richtig Tag werden wollte.Er mochte Regenwetter gar nicht. Ganz im Gegensatz zudem kleinen Kobold Pumuckl, der gerne den Regentrop-fen zuguckte, wenn sie auf die Fensterscheibe prallten unddann im Herunterrinnen sich gegenseitig nachzulaufenund zu fangen schienen. Er mochte auch die vielen glit-zernden Tropfen, die draußen im Hof an den schonherbstlich kahlen Ästen der Kastanie hingen und ständigauf die nass glänzenden Steine plumpsten. Und wie immerwenn dem Kobold etwas besonders gefiel, fing er zu dich-ten an. Während er auf dem Schraubstock hockte und mitseinen kleinen Beinen baumelte, krähte er vergnügt:

»Überall Wasserüberall nasserschrecklich viel Spasser!«»Spasser ist doch kein richtiges Wort!«, brummte

Meister Eder.

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»Schön, vielleicht ist es kein richtiges Wort, aber dafürist es ein dichtiges Wort«, beharrte Pumuckl. Trotzdemdachte er ein wenig nach. Und dann erklärte er strahlend:»Ich hab’s! Es muss heißen: ›Überall Nässe, schrecklichviel Späße!‹«

Meister Eder warf einen Blick zum Fenster hinaus undmurmelte: »Von Spaß keine Rede. Bei diesem ekelhaftenRegenwetter spür ich immer meinen Rheumatismus.«

Da ein Kobold von den Plagen eines Rheumatismuskeine Ahnung haben kann, verteidigte der Pumuckl denRegen weiter. »Weißt du, der Regen macht so schönePfützen. Bist du schon einmal in eine Pfütze gestiegen?«

»Wenn ich nicht muss, dann steige ich in keine Pfütze.«»Das solltest du aber tun. Alle Menschen steigen in

Pfützen!«»Alle?«»Nun ja, die großen Menschen nicht so sehr, aber alle

kleinen Menschen.«»Du meinst die Kinder. Das kann schon sein. Und hin-

terher kriegen sie dann einen schrecklichen Schnupfen.«Das beeindruckte den Kobold gar nicht, im Gegenteil,

seine Augen glitzerten sehnsüchtig, als er sagte:»Ich möchte auch in Pfützen steigen. Schließlich bin

ich ein Ururenkel der Klabautermänner und die lebtenauf dem Meer. Und darum liebe ich Pfützen – glaube ich.«

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»Trotzdem würde ich dir abraten, da reinzusteigen, dawirst du nur pitschnass, und glaube mir, ein Schnupfen isteine sehr unangenehme Erkältung.«

»Ich werde nicht pitschnass, weil ich unsichtbar bin.Hast du schon mal etwas Unsichtbares nass werden se-hen?«

»Nein, aber schließlich bist du für mich sichtbar, so-lange ich dich anschaue, und du weißt ganz genau: Wenndu sichtbar bist, kann dir alles passieren, was Menschenpassiert.«

»Aber wenn du nicht hinschaust, wenn ich in einePfütze steige, dann bin ich auch nicht sichtbar, und wennich nicht sichtbar bin, werde ich auch nicht nass, undwenn ich nicht nass werde, dann wird mir auch nicht kalt,und wenn mir nicht kalt wird, bekomme ich auch keineErkaltung. Ist doch ganz einfach.«

»Es heißt nicht Erkaltung, sondern Erkältung. Undaußerdem kann ich mir ja nicht die Augen verbinden, undwenn ich dann zufällig zum Fenster hinausschaue, seheich dich. Und schon haben wir die Bescherung.«

»Ich denke, ein Schnupfen ist eine Erkältung. Jetzt ister auch noch eine Bescherung. Was ist eigentlich einSchnupfen?«

Der Pumuckl war vom Schraubstock herunter- und aufdas Brett gehüpft, das Meister Eder gerade bearbeitete.

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Wie der kleine Kobold so vor ihm stand, dachte Meis-ter Eder zum tausendsten Mal, wie jammerschade es sei, dass niemand diesen putzigen, wuschelköpfigen Bur-schen sehen konnte.

»Was ist ein Schnupfen?«, wiederholte Pumuckl.Meister Eder lächelte. »Ein Schnupfen ist etwas Ab-

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scheuliches. Man muss niesen und die Nase fängt an zulaufen.«

Pumuckl griff an seine Nase und stellte fest: »EineNase kann gar nicht laufen, hat ja keine Beine und ist fest-gewachsen.« Er zerrte an seiner Nase.

»Schau nur, wie fest die angewachsen ist!«»Das nützt der Nase überhaupt nichts – sie läuft trotz-

dem!«Pumuckl stampfte auf. »Nein, nein, das ist nicht wahr!

Ich hätte doch sonst schon irgendwo eine Nase spazierenlaufen sehen, zumindest eine Kindernase, weil alle Kinderin Pfützen steigen und nass werden.«

»Trotzdem rate ich dir gut, wenn ich sage, steig nicht indie Pfützen da draußen.«

Pumuckl sprang auf das Fenstersims. Und dann jam-merte er: »Oh, oh – und gerade vor dem Fenster sind dieschönsten Pfützen, die es gibt. Und Holz liegt auch he-rum, das könnte ich darauf schwimmen lassen, und klei-ne Steine, die ich hineinwerfen könnte, und…«, und Pu-muckl drückte an der Fensterscheibe seine Nase ganzplatt vor Kummer.

Meister Eder sah das und erinnerte sich, wie er als Bubauch immer in Wasserlachen gestiegen war und dass dasdurchaus ein Vergnügen gewesen war, auch wenn er heu-te nicht mehr so recht verstand, warum. Und deshalb

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sagte er: »Vielleicht gibt es woanders ebenso schöne Pfüt-zen, und da kannst du hineinsteigen, ohne dass ich dichsehe – obwohl das keine sehr appetitliche Sache ist, in je-der Pfütze ist so viel Schmutz!«

Pumuckl ließ ihn nicht weiterreden. »Nein, Pfützensind sauber, man sieht bis auf den Grund, jawohl. Undüberhaupt steige ich nur mit den Füßen rein, und dieFüße sind vom Boden sowieso schmutzig und – Wassermacht immer alles sauber.«

Der Pumuckl war so sichtbar stolz auf diesen klarenBeweis der Sauberkeit von Pfützenwasser, dass es Meis-ter Eder dabei beließ und lächelnd sagte: »Na gut, wenndein Glück davon abhängt! Aber plantsch bitte nicht aufder Straße herum, sondern geh in den nächsten Hofrüber, ja?«

Pumuckl versprach es, und während er hinausschaute,rief er noch: »Du wirst sehen, meine Nase läuft nicht, siebleibt, wo sie ist!«

Weil Pumuckl nun ganz sicher sein wollte, dass Ederihn nicht sehen konnte, lief er nicht nur in den nächstenHof, sondern in den überübernächsten. Dort war einewunderschöne große Pfütze. Der Kobold sprang undplantschte darin herum und warf Steine hinein. Wenn einMensch einen Blick auf die Pfütze geworfen hätte, dannwäre er sehr verwundert gewesen, was sich da alles auf ge-

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heimnisvolle Weise bewegte. Aber es warf niemand einenBlick darauf. So wäre alles gut gegangen, wenn nichtMeister Eder einen reparierten Stuhl hätte liefern müssenund wenn dieser Stuhl nicht ausgerechnet in jenes Hausgehört hätte, dessen Eingang im Hof neben PumucklsPfütze lag. Während der Schreinermeister es auf dem Wegdorthin sorgsam vermieden hatte, in irgendwelche Häu-serwinkel oder Höfe zu schauen, in denen Wasserlachenstehen konnten, ging er in diesen Hof, ohne an den Pu-muckl zu denken. Er war ganz sicher, dass der Koboldnicht so weit gelaufen war. Und – da nützte jetzt auch dasWegschauen nichts mehr – direkt vor seinen Augenplantschte der Kobold. Im gleichen Augenblick aber warder Pumuckl auch schon pitschnass! Und wenige Sekun-den später spürte er nicht nur die Nässe, sondern auch dieKälte. Aber Pumuckl ließ sich dadurch nicht drausbrin-gen. Wie ein Gummiball sprang er hoch und platschte mitbeiden Beinen in die tiefere Stelle der Pfütze und schriedazu übermütig: »Ist kalt, aber lustig! Überall nass, über-

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all Spaß! Sichtbar plantschen macht sogar noch viel mehrSpaß, weil es noch viel lauter platscht!«

Und wieder hüpfte und sprang er wie toll.Eder fand das gar nicht sehr lustig. »Du bist wohl ver-

rückt! Ich krieg dich ja nie mehr sauber. Auf der Stelleläufst du jetzt nach Hause und ziehst alles aus und setztdich ganz nahe an den Ofen. Am besten, du legst dich so-fort ins Bett und bleibst dort, bis ich wiederkomme.«

Pumuckls Zähne klapperten schon vor Kälte, aber erwidersprach: »N-nein, es ist d-doch s-so schön!«

Meister Eder wollte seinen Pumuckl gerade energischbeim Schopf aus der Pfütze ziehen, da kam Frau Bergeraus dem Haus. Frau Berger, der er den Stuhl bringenwollte! Sie sah, wie der Schreiner mit gerunzelter Stirnvor der Pfütze stand, und fragte: »Ist Ihnen da was rein-gefallen?«

Eder wurde, wie immer wenn er nicht die Wahrheit sa-gen konnte, verlegen: »Nein, das heißt – eigentlich ja…«

»Kann ich Ihnen suchen helfen?«»Nein, danke, es – es ist nämlich etwas, was Sie nicht

sehen können.«»Aber ich bitte Sie, ich bin doch nicht blind!«, protes-

tierte Frau Berger. Und dann tat sie einen Schrei. Sie warnass gespritzt bis zum Rocksaum! Da sie glaubte, derSchreinermeister habe einen ungeschickten Schritt in die

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Pfütze getan, rief sie vorwurfsvoll: »Aber Herr Eder –sehen Sie nur, wie Sie mich jetzt voll gespritzt haben!«

Eder, der wohl wusste, dass das ein Werk des Pumucklswar, zog es vor, sich zu entschuldigen. Aber während ernoch sagte: »Es tut mir Leid«, platschte es wieder in derPfütze, und der nächste Wasserschwall ergoss sich überFrau Bergers Schuhe. Da sich aber diesmal Meister Ederüberhaupt nicht gerührt hatte, schaute sie empört zu denFenstern des Hauses empor. »Da muss jemand von obenetwas in die Pfütze geworfen haben! So eine Frechheit!Kommen Sie, Herr Eder, gehen wir schnell ins Haus,sonst werden wir noch von oben bis unten nass!« Sie lief,so schnell sie konnte, in den Hausgang. Eder folgte ihr,drehte sich aber vorher noch kurz um und flüstertestreng: »Pumuckl, du gehst auf der Stelle nach Hause,verstanden?«

Nun, so »auf der Stelle« wollte der Kobold sein Ver-gnügen nicht aufgeben, obwohl er jetzt schon tüchtigfror. Er plantschte noch so lange herum, bis er es vor Käl-te nicht mehr aushalten konnte. Dann erst trottete er nachHause. Dort angekommen griff er sich vorsichtig an dieNase. Aber die war immer noch schön festgewachsen,und das beruhigte ihn derart, dass er es überflüssig fand,das nasse Zeug auszuziehen.

So kam es, wie es kommen musste: Am nächsten Tag

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hatte er Halsweh und sein Kopf fühlte sich an wie ein rie-siger Ball und seine Glieder waren schwer. Außerdem frorer auch dann, wenn er sich ganz nahe an den Ofen stellte.»Mein Hals, oh, oh, mein Kopf, oh, oh!«, jammerte er.

Meister Eder sah ihn besorgt an. »Das fehlt mir geradenoch, dass du krank wirst. Zeig mir mal deine Zunge!«

»Meine Zunge ist aber das Einzige, was mir nicht weh-tut! Du musst da unter den Haaren nachschauen – da tut’sweh!«

Meister Eder nahm den kleinen Kobold hoch und setz-te ihn auf seine große, schwielige Hand.

»Komm, Pumuckl, zeig schön deine Zunge her.«Pumuckl streckte die Zunge heraus und krächzte dabei

jämmerlich: »Wenn die aber doch gar nicht wehtut!«»Aber sie ist belegt«, stellte Eder fest.Pumuckl zog schleunigst seine Zunge zurück und frag-

te entsetzt: »Belegt?! Ich habe aber bestimmt nichtsdraufgelegt. Ich will auch nichts drauflegen – ich habe garkeinen Hunger!«

Eder fühlte an Pumuckls Stirne. »Und glühend heißbist du auch.«

»Nein, nein, das ist nicht wahr! Nur mein Kopf istheiß, aber sonst ist mir kalt, ganz kalt«, und tatsächlich,der kleine Kerl zitterte am ganzen Leib.

»Das ist das Fieber. Du musst sofort ins Bett!«

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Pumuckl hüpfte schleunigst von der Hand herunter.»Ich will nicht ins Bett! Im Bett ist es langweilig! Ich binauch kein bisschen müde, mir – mir ist nur k-kalt!«

»Du tust, was ich sage! Los, ins Bett!«»Ich will aber nicht ins Bett!« Pumuckl versteckte sich

hinter einem Bretterstapel.»Hab ich das gestern nicht gesagt! Schon gleich am

Abend haben deine Augen so komisch geglänzt!«»Du hast gesagt, dass die Nase läuft! Die läuft aber gar

nicht – ha-ha-hatschi!«Niesend kam der Pumuckl wieder hinter seinem Bret-

terstapel hervor. Meister Eder gab ihm ein frisches Ta-schentuch, das allerdings so groß war, dass sich der ganzePumuckl hätte drin einwickeln können. »Da – das ist ge-gen die laufende Nase!«

»Nein!«, schrie der Pumuckl. »Sie läuft nicht!« Unddamit sie auch wirklich nicht davonlaufen konnte, wi-ckelte er sich das Taschentuch um den ganzen Kopf.Meister Eder musste trotz seiner Sorge lachen. »Nein,Pumuckl, sie läuft nicht, beruhige dich. Ich weiß aber et-was, was dich gesund machen wird: Ich habe eine Tablettegegen Grippe!« Und damit holte er ein Glasröhrchen,entnahm ihm eine weiße, runde Pille und brach davon einStück ab. »Du musst das hinunterschlucken, ohne drauf-zubeißen. Es schmeckt nämlich abscheulich.«

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»Ich beiße aber immer alles! Ich kann nicht schlucken,ohne zu beißen!«, schimpfte Pumuckl aus seinem Ta-schentuch heraus.

»Natürlich kannst du das!« Meister Eder wickeltePumuckls Wuschelkopf aus dem Taschentuch. »Da –nimm die Tablette!« Und schon hatte er sie dem Pumucklin den Mund gesteckt. Der spuckte sie aber gleich wiederin hohem Bogen aus. »Pfui, pfui, ich mag das nicht –pfui!!«

Meister Eder brach geduldig noch ein Stückchen Tab-lette ab, löste es diesmal aber in Wasser auf. Aber Pu-muckl wollte nicht trinken und presste die Zähne fest zu-sammen. Nicht einmal das Versprechen, dass er gleichhinterher ein Stück Schokolade bekommen würde, nütz-

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te etwas. Pumuckls Schüttelfrost wurde immer stärker.Er zitterte und klapperte mit den Zähnen zum Herzer-weichen.

Eder wurde es angst und bang um den kleinen Kerl.»Was mach ich nur mit dir?! Das kann ja auch eine

Lungenentzündung werden oder sonst etwas Schlimmes.Wenn ich wenigstens einen Arzt holen könnte, aber fürden bist du ja nicht sichtbar! Was tue ich nur, was tue ichnur?«

Da kam ihm ein Gedanke, den er für sehr gut hielt:Wenn er den Arzt nun anrufen und telefonisch um Ratfragen würde? Doktor Schredlbach war ein alter Kundevon ihm, der würde ihm bestimmt auch am Telefon Aus-kunft geben. Meister Eder rief also an.

Doktor Schredlbach war gleich selbst am Apparat.Meister Eder suchte nach Worten. »Ja, Herr Doktor, ichwill Sie nur etwas fragen, es ist nämlich so, dass… dass…Was tut man denn gegen hohes Fieber und Schüttelfrostund Appetitlosigkeit?«

»Tja, Herr Eder«, Doktor Schredlbach zögerte, »mitdiesen Symptomen gehen viele Krankheiten an. LiegenSie im Bett?«

»Ich? Aber nein!«»Dann müssen Sie sich als Erstes sofort ins Bett legen,

das ist das Wichtigste!« Da Doktor Schredlbach wusste,

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dass Eder ganz allein lebt, kam er gar nicht auf die Idee,dass es sich um einen anderen Patienten handeln könneals um den Schreinermeister selbst.

»Aber nein, Herr Doktor, ich bin ja nicht…«»Legen Sie sich ins Bett, ich komm gleich vorbei!«Das war genau das, was Meister Eder vermeiden woll-

te! Schnell sagte er: »Nein, nein, das ist nicht nötig, be-stimmt nicht, Herr Doktor!«

»Aber ich muss Sie mir doch anschauen!«»Nein, das müssen Sie nicht! Sie sehen da nämlich

überhaupt nichts!«»Das meinen Sie nur, Herr Eder. Ich sehe schon, was

ich sehen muss.«»Sie können nichts sehen.« Eder sagte das mit Nach-

druck. Aber Doktor Schredlbachs Stimme wurde nurnoch um einen Grad milder. »Haben Sie schon Fieber ge-messen?«

»Fieber messen? Das geht nicht.«»Warum geht das nicht? Haben Sie denn kein Fieber-

thermometer?«»Doch, aber – aber das ist viel zu groß!«»Zu groß? Das gibt es nicht!«, entschied der Arzt ener-

gisch.»Doch das gibt es!«, beteuerte Eder. »Wie – wie soll

ich Ihnen das erklären, ohne dass Sie mich auslachen.«

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Eders Stimme bekam einen verzweifelten Klang. DoktorSchredlbach wurde immer besorgter: »Herr Eder, ichglaube, Sie fantasieren schon! Hören Sie – machen Sieeinen kühlen Wadenwickel, das zieht die Hitze aus demKopf und erleichtert.«

»Wadenwickel!«, rief Eder, tatsächlich erleichtert.»Das ist gut! Daran habe ich noch nicht gedacht. EinWadenwickel kann auch nichts schaden, nicht wahr, den kann man sogar ganz, ganz kleinen – äh – Menschengeben?«

»Ja, sogar Säuglingen.«»Er ist zwar noch kleiner als ein Säugling«, murmelte

Eder, »aber das wird nichts ausmachen.«»Ich verstehe nicht – wer ist noch kleiner als ein Säug-

ling?«»Der Pu-«, Eder schluckte schnell und rettete sich

dann in ein verlegenes Lachen: »Ich bin klein, ganz klein,Herr Doktor!«

Das machte aber die Sorge des Arztes erst voll. Edermusste schrecklich krank sein, dass er solch irres Zeug re-dete! »Herr Eder, ich komme sofort zu Ihnen«, rief Dok-tor Schredlbach und hängte ein.

Auch Eder legte auf. Nun, irgendetwas würde er danndem Arzt schon sagen. Jetzt nur schnell einen Wadenwi-ckel für Pumuckl. Er holte ein Taschentuch und schnitt

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Ellis Kaut

Pumuckl - Doppeldecker

Taschenbuch, Broschur, 256 Seiten, 12,5 x 18,7 cmISBN: 978-3-570-21519-7

cbj

Erscheinungstermin: November 2004

Das Beste von Pumuckl! Die 10 lustigsten Streiche erstmals in einem Band. 256 Seitengrandioser Schabernack.