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KERNFORSCHUNGSANLAGE JÜLICH GmbH
JUI .. 1118 Juft11978
ISSN 0366·0885
Institut 'Ur Festkörperforschung
Untersuchung von Frenkeldefekten In
tieftemperaturbestrahltem Gold mit Hilfe der
diffusen Röntgenstreuung
VOft
E. S.gura Plfto
::===: Autobahn - Bundesstraße --- Schnellzugstrecke Main Railway Line ----- Nebenstrecke Branch-Line + Aughafen Airport ..".. Kernforschungsanlage Juelich Nuclear ...... Jülich Research Center
Als Manuskript gedruckt
Berichte der Kernforschung.anlage lUlich • Nr. 1518 Institut für Festkörperforschung lül - 1518
Zu beziehen durch: ZENTRALBIBLIOTHEK der Kernforschungsanlage lüllch GmbH, lülich, Bundesrepublik Deutschland
Untersuchung von Frenkeldefekten In
tieftemperaturbestrahltem Gold mit Hilfe der
diffusen Röntgenstreuung
von
E. Segura Pino
D 82 (Diss. T.H. Aachen)
Inhaltsverzeichnis
Seite
I. Einleitung 1
11. Theoretische Grundlagen 3
A. Diffuse Streuung an Punktdefekten 3
B. Diffuse Streuung an Clustern 8
111. Experimentelles 11
A. Proben und Bestrahlungen 11
B. Messungen der diffusen Streuintensität 15
c. Messungen des Gitterparameters 21
IV. Ergebnisse und Diskussion 24
A. Defekte und Defektagglomerate nach Elektronen-bestrahlung bei 5 K 24
1. Gitterparameter und Restwiderstand 24
2. Diffuse Streuung 26
a. Ergebnisse der Messungen an reinem Material 26
Stärke der Defekte 26
Symmetrie der Defekte 32
b. Dotierte Proben 36
3. Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse bei 5 K 41
B. Thermische Erholung
1. Erholungsverhalten des Gitterparameters und des Restwiderstandes
2. Diffuse Streuung
3. Diskussion des Erholungsverhaltens
V. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
42
42
43
55
57
59
t
- 1 -
1. Einlei tung
In den letzten Jahren wurden große Fortschritte im Verständnis
der Strahlenschädigung von Metallen erzielt. Dabei ergab sich,
daß fast alle bei tiefer Temperatur bestrahlten f.c.c.-Metalle
ein ähnliches Bestrahlungs- und Erholungsverhalten zeigen. Die
ses Verhalten ist in Abb. 1 für das Beispiel des Kupfers durch
die Erholungskurven des elektrischen Restwiderstandes dargestellt.
Aufgetragen ist die prozentuale Erholung der bei der Bestrah
lungstemperatur von 4 K eingebrachten Defekte gegen die Anlaß
temperatur. Der Widerstand kann dabei als gutes Maß für die De
fektkonzentration betrachtet werden. Man sieht zwei große Erho
lungsstufen: Stufe I und Stufe 111. Im Rahmen des sogenannten
1-Zwischengitter-Erholungsmodells wird die Stufe I der thermisch
aktivierten Wanderung der ZGA und Stufe 111 der Leerstellenwan-
100~~~------~~~~
t ~ 50 o ...... a. <l
Cu
Stufe I
derung zugeschrie
ben. Da die ZGA
bei ihrer freien
Wanderung in Stu
fe I nicht nur
......
auf Leerstellen
treffen und da
mit rekombinie
ren, sondern auch
an Fremdatomen
eingefangen wer
den oder unter
einander stabile
Agglomerate bil
den, ist die Er
holung hier un
vOllständig.
Vollständige Er
holung erfolgt
erst bei höheren
Temperaturen.
a. <l
n m --- --------=----~~.-==--.. Abb. 1: Erholungsverhalten des elektrischen
Widerstandes von Cu und Au.
- 2 -
Diese Aussagen gelten analog für die anderen f.c.c.-Metalle mit
Ausnahme des Goldes, das ein anderes und weitgehend unverstande
nes Verhalten zeigt. Der auffallendste Unterschied ist beim Gold
das Fehlen der Stufe I. Man beobachtet im ganzen Temperaturbe
reich unter 200 K eine schwache, fast stetige Erholung. Auch die
Vermutung, daß die Stufe I bei noch tieferen Temperaturen liegt,
wurde durch Messungen nach Elektronenbestrahlung /1,2/ bis 0,5 K und auch nach
Protonenbestrahlung /3/ bis 0,3 K nicht bestätigt. Hier unterscheidet sich
das Gold auch vom Blei, das oberhalb von 4 K ein ähnliches Ver-
halten zeigt, denn im Blei vrurde kürzlich Stufe I von Birtcher, IHin und Koehler
/4/ und auch von Schroeder et al. /5,6/ bei ca. 3,5 K gefunden. Es erschien des
halb interessant, dieses einzigartige Verhalten des Goldes mitHilfe
der Methode der diffusen Streuung von Röntgenstrahlen zu unter-
suchen. Denn im Gegensatz zu den bisher hauptsächlich verwende
ten Widerstandsmessungen, die nur integrale Messungen über die
Defekte in einem Kristall ergeben, kann man mit Hilfe dieser Me
thode detaillierte Aussagen über die Struktur und Stärke der ein
zelnen Defekte erhalten. Insbesondere zeigt diese Methode sehr
empfindlich die Bildung von Defektagglomeraten an, wie durch Un
tersuchungen an elektronenbestrahltem Al und Cu gezeigt wurde
/7,8/. Durch Messungen der Huanstreuung sollte die als Aus
gangspunkt für alle weiteren Überlegungen entscheidende Frage
geklärt werden können, ob hier eine Art von ZGA mit völlig un
gewöhnlichen Eigenschaften vorliegt, oder ob sich schon während
der Elektronenbestrahlung Cluster bilden.
Eine weiterreichende Bedeutung erhält diese Frage dadurch, daß
das Gold m.E. als Modell für ähnlich ungewöhnliche Metalle unter
den noch weniger untersuchten b.c.c.- (z.B. Nb) und h.c.p.
(z.B. Cd) -Metallen betrachtet werden kann.
Im folgenden Abschnitt wird eine kurze übersicht über die theore
tischen Grundlagen der diffusen Streuung an Punktdefekten in
Kristallen gegeben. Kapitel 111 enthält die experimentellen De
tails der Probenherstellung und der Meßtechnik. In Kapitel IV
werden die Ergebnisse der Messungen an Gold nach Elektronenbe
strahlung bei 5 K diskutiert. Der erste Teil des Kapitels be
schreibt die Ergebnisse der Messung sofort nach Bestrahlung,
der zweite Teil die UnterSUChung der thermischen Erholung von Gold.
- 3 -
11. Theoretische Grundlagen
Wird ein ZGA in einem Kristall erzeugt, so verursacht es unter
den Atomen der Gittermatrix Verschiebungen aus den perfekten
Gitterlagen in neue Gleichgewichtslagen. Diese Verschiebungen
führen zu einer Änderung des Kristallvolumens, einer entsprechen
den Änderung des Gitterparameters und einer über das ganze rezi
proke Gitter verteilten diffusen Röntgenstreuung. Hierbei ent~
hält die diffuse Streuung die ausführlichste Information über
die Struktur von Punktdefekten in Kristallen und kann zur Unter
scheidung zwischen Punktdefekten und Defektagglomeraten herange
zogen werden.
Ein Überblick über die Theorie der diffusen Streuung an Punktde
fekten sowie an Defektagglomeraten wurde von Dederichs /9/ gege
ben; über weitere theoretische Entwicklungen berichten Trink
aus /1 0,11,1 2/ Krigolaz /13/ und Schmatz /14/. Des-
halb sind in der vorliegenden Arbeit nur die für ein Verständnis
der Ergebnisse an bestrahltem Gold erforderlichen Ergebnisse der
Theorie zusammengefaßt.
A. Diffuse Streuung an Punktdefekten
Unter den Annahmen einer statistischen Defektverteilung, niedri
ger Defektdichte und einer linearen Überlagerung der Verzerrungs
feider um die Defekte ist die Intensität der Huang-Streuung das
Produkt aus der Defektkonzentration c und dem Quadrat einer
Streuamplitude, die im wesentlichen durch die Fouriertransfor-,...;
mierte des Verschiebungsfeldes S(~), nämlich ~(g), um den De-
fekt (Einzel-Defekt-Näherung) gegeben ist:
2 ..., 2 I
H = c f I k • S (er) I uang - - ~
(1)
k ist der Streuvektor und g ist der Abstand von ~ zum nächstge
legenen reziproken Gittervektor g, so daß ~ = g + ~ gilt. fist
der Atomformfaktor.
- 4 -
Wenn wir das aus der Elastizitätstheorie bekannte Verschiebungs
feld ~(E) einsetzen, erhalten wir folgende Beziehung:
h 2 [ (1) ( 1) + ( 2 ) ( 2 ) + ( 3 ) ( 3 )] 1 2 y 1T Y 1T Y 1T • st1. q
2 I = c f Huang
(2)
Dabei sind y(1) bis y(3) Faktoren, die von den elastischen Kon
stanten des Kristalls und von den Richtungen von g und gabhängig
sind. Q ist das Atomvolumen.
1T(1) bis 1T(3) sind quadratische Ausdrücke in den Komponenten
des Doppelkrafttensors P .. , der das langreichweitige VerschielJ
bungsfeld um den Defekt beschreibt.
( 1 ) 1 (L P .. ) 2 1T = 3" . II l
(2 ) 1 L 2 (3 ) 1T = '6 (P .. -P .. )
i>j II JJ
(3 ) 2 L 2 1T = 3" P ..
i>j lJ
Bei der Herleitung der Gleichungen (2) und (3) wurde angenommen,
daß bei Defekten mit niedrigerer als kubischer Symmetrie ihre
Symmetrieachsen gleichmäßig über alle äquivalenten Orientierungen
im Kristall verteilt sind.
In Tabelle 1 sind die Faktoren y(1) bis y(3) für Gold aufgeführt;
diese Parameter wurden gemäß den Formeln von Dederichs/ 9/ und
Trinkaus /11/unter Verwendung von Werten der elastischen Kon
stanten bei tiefer Temperatur berechnet.
Aus Gleichung (2) können wir die folgenden Charakteristika erkennen:
1.) Bei der diffusen Streuung ist die Intensität zur Defektkon
zentration c proportional. Dies ist eine Folge der hohen
Verdünnung und der statistischen Verteilung der Defekte.
- 5 -
Tabelle 1
Reflex Richtung ( 1 ) (2) (3 ) y y y
[ 100 1 1 2 0
(hoo) [010] 0 0 29.85
[ 011 ] 0 0 29.85
[11 0] 0.76 0.38 0.57
(hho) [001] 0 0 29.85
[ 1'10] 0 241.19 0
Einheiten von (3C~1)-1 =
Tief temperatur elastische
Die Parameter y(1) bis y(3) sind in
0.820 . 10-25 dyn-2 cm4 aufgeführt.
Konstanten von Au /15/: C11 = 2.016 . 12 -2 10 dyn cm ; C12 /C 11 =0.842;
2. ) -2 Die Intensität der Huangstreuung ist zu q proportional-
dies spiegelt die 1/R2 Abhängigkeit des weitreichenden Ver
schiebungsfeldes wieder - und ist verantwortlich für den
für die Huangstreuung typischen starken Intensitätszuwachs
am Bragg-Reflex.
3.) Die Gestalt der Intensitätsverteilung um die verschiedenen
Reflexe wird von den Variationen der Koeffizienten y(1) bis
y(3) mit der Richtung von q und g und von der Größe der Pa
rameter n(1) bis n(3) bestimmt. Diese Abhängigkeit der In
tensitätsverteilung von den Defektparametern n(1) bis n(3)
bietet die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen intersti
tiellen Lagen zu unterscheiden.
Eine qualitative Darstellung ist in Abb. 2 gegeben. Im isotropen
Medium erhalten wir bei einem isotropen Defekt als Linien glei
cher Intensität die sogenannten Huang-Kugeln; eine Messung in
der [011]-Richtung gibt am (400)-Reflex keine Intensität; wenn
der Defekt dagegen orthorhombische Symmetrie hat, wird bei einer
Messung in der [011 ]-Richtung Intensität beobachtet, wie in
Abb. 2 durch die gestrichelte Isointensitätslinie angedeutet
wird.
o
- 6 -
l[Ql1J I I
Huang-Kugeln
[100]
Abb. 2: Schematische Darstellung der Linien gleicher
Intensität um einen (hoo)-Reflex
a) ----- Für einen kubischen Defekt im iso
tropen Medium.
b) ---- Für einen orthorhombischen Defekt.
(
Pll 0 0 ) T: 0 pll o o 0 Pll
Abb. 3: Sechs mögliche Konfigurationen für ZGA in einem
f.c.c.-Gitter. Darunter ist die charakteristische
Form des Dipoltensors gegeben: 0 = Oktaederlage,
T = Tetraederlage, C = Crowdionenlage, H = <100>o
Hantellage, HT
= <111>-Hantellage, Hc
= <110>- Han-
tellage.
- 7 -
In Abb. 3 sind die möglichen stabilen Lagen für ZGA in f.c.c.
Metallen dargestellt /1 ~ zusammen mit der für die Defektsymme
trie charakteristischen Form des Doppelkrafttensors. Durch Ver
gleich mit Formel (2) und Tabelle 1 sieht man, wie durch Mes
sungen in verschiedenen Richtungen des reziproken Gitters die
Symmetrie des Defektes direkt bestimmt werden kann. So kann man
durch Messung in [010] oder [011] Richtung an (hoo)-Reflexen di
rekt rr(3) - dies sind die Nichtdiagonalelemente des Doppelkraft
tensors - bestimmen. Dies erlaubt die Unterscheidung zwischen
kubischen (O,T) bzw. tetragonalen (H ) Defekten, für die rr(3) = 0 o
ist, und trigonalen (HT ) bzw. orthorhombischen (Hc ' C), für die
rr(3) ~ 0 ist. Die Messung von rr(2), ~.h. der Unterschied der
Diagonalelemente, der in {110]-Richtung am (hho)-Reflex gemessen wird)
erlaubt die weitere Unterscheidung zwischen kubischen und tetra
gonalen bzw. trigonalen und orthorhombischen Defekten.
rr(1) (das Quadrat der Spur des Doppelkrafttensors) charakteri
siert die Stärke des Defektes und bestimmt auch die Änderung
des Gitterparameters
(4 )
wobei C11 und C12 die elastischen Konstanten sind.
Die relative Änderung des Gitterparameters ist in c und in der
Spur des Doppelkrafttensors linear. Die Intensität der Huang
Streuung ist dagegen zu c (Spur p)2 proportional; deshalb ist
durch eine Kombination der Messungen beider Größen, I H und uang 6a/a, eine getrennte Bestimmung der unbekannten Größen c und Spur
P rri5glich. Beim Vorliegen von Frenkeldefekten ist beim Gitterparame-
ter noch der Beitrag der Leerstelle zu berücksichtigen. Bei der Huang
streuung dagegen kann der Beitrag der Leerstelle wegen der quadratischen
Abhängigkeit vernachlässigt werden.
3 ": = Q(C11~2C12) [SPPZGA - SPPLS] (5)
- 8 -
B. Diffuse Streuung an Clustern
Da das langreichweitige Verschiebungsfeld ~(R) die Huang-Streu
ung bestimmt, können mit dieser Theorie nicht nur einzelne
Punktdefekte, sondern auch Cluster beschrieben werden; denn in
größerer Entfernung können wir die Defektcluster als neue star
ke Punktdefekte betrachten.
rCluster c N2 . r ZGA = .
Huang N Huang (6 )
= c . N . I ZGA Huang
Bildet sich somit ein Cluster aus N Defekten, so wird die Kon
zentration der neuen Defekte kleiner, d.h. c/N, sein. Anderer
seits ist die Defektstärke aber N mal größer, und daher steigt
die Intensität der Huang-Streuung proportional zu N an. Hierbei
wurde als einfachstes Clustermodell eine lineare überlagerung
der Defektstärken der Einzeldefekte angenommen.
Bei sehr starken Defekten wird aber der Gültigkeitsbereich der
Theorie eingeschränkt, und zwar auf den Bereich kleiner Werte
von q, denn dies entspricht ja großen Abständen von den Defekten.
Die Grenze läßt sich etwa durch q ~ 1/Ro angeben, wobei Ro
von
der Größenordnung des Clusterradius ist.
Falls q ~ 1/Ro gilt, gibt die Röntgenstreuung hauptsächlich die
Streuung des Defektes selbst und seiner stark gestörten Umgebung
wieder. Wenn der Streubeitrag durch die stark gestörte Umgebung
gegenüber der Eigenstreuung des Defektes vorherrscht, kann man
die diffuse Streuintensität dadurch annähern, daß man die inko
härente Überlagerung der Braggintensitäten von örtlich stark ge
störten Gebieten betrachtet (Stokes-Wilson Näherung) •
Hat das Verschiebungsfeld eines Defektes die Gestalt S(R) = (Spur P) T (~),
R2 R so erhält man
I sw
- 9 -
(7 )
Dabei stellt ~ eine Winkelfunktion dar, die nur für einen isosw tropen Defekt analytisch berechnet werden kann /9/. Damit ergibt
sich /10/.
I = cf2 h sw q4
Q2
/::,v I 4nJ
(7 a)
(k ) . -_ 3 1-v 1; = cos _.cr ; J .:;I. 1 +v (Eshelby-Konstante)
v = Poissonzahl
Als drastische Änderung zur Huangstreuung zeigt I (7) einen sw q-4 Anstieg in der Intensität der diffusen Streuung und eine
lineare Abhängigkeit in ISpur pi. Wegen dieser linearen Abhängig
keit wird man hier bei der Zusarnrnenlagerung von N Defekten zu
größeren Clustern, ähnlich wie beim Gitterparameter, keine Än
derung beobachten, da der Faktor N in c/N und IN Spur pi kompen
siert.
Auch im allgemeinen Fall anisotroper Agglomerate bleibt diese
Beziehung im wesentlichen gültig; es ändert sich aber die
Funktion ~ mit der Struktur des Agglomerates und den elastischen
Daten des Kristalls. Man kann deshalb die aus dieser Formel er
haltenen Werte für /::,V bzw. SpP nur als Abschätzung der Größenord
nung betrachten. Andererseits sollte aber die relative Änderung
dieses Wertes eine sinnvolle Meßgröße sein, die Aussagen über
die Cluster zuläßt. Dies gilt sicher unter folgenden Voraus
setzungen:
a) Alle Cluster haben ähnliche Struktur (d.h. ~ ist gleich für
alle Defekte), und diese ändert sich nicht bei den Messungen,
die verglichen werden.
b) Alle Defekte liegen in der Form von stark verzerrenden Clustern -4 vor. Damit tragen sie alle zur q -Streuung bei, was für ein-
zelne ZGA nicht gelten würde.
- 10 -
c) Es gilt die Annahme der linearen Uberlagerung der Defekt
stärken bzw. der Verschiebungen. Damit ist ~V/N als un
abhängig von den Clustergrößen zu betrachten.
Die Streuintensität in dem beobachteten q-4-Bereich wird durch
die Defekte bestimmt, die in genügend großen Agglomeraten vor
liegen, um Clusterstreuung zu zeigen. (Der Streubeitrag von
gleichzeitig vorliegenden Einzeldefekten ist im allgemeinen sehr
viel kleiner.) Somit zeigt eine Änderung der q-4-Intensität Än
derungen der Zahl der Defekte an, die in Form von Clustern vor
liegen.
- 11 -
111. Experimentelles
A. Proben und Bestrahlungen
Aus einem Gold-Einkristall+ wurden Scheiben mit den Orientie
rungen 100 und 110 geschnitten und anschließend durch
Funkenerosion planiert. Bei dieser Präparationsstufe war es
wichtig, parallele Oberflächen zu haben, um gute Ergebnisse
beim anschließenden chemischen Abdünnungsprozeß zu erhalten.
Mittels eines elektrochemischen Verfahrens wurden die Proben
dann von 400 - 600 ~m auf 60 - 80 ~m abgedünnt. Eine schemati
sche Darstellung der Anordnung für diesen Prozeß ist in Abb. 4
dargestellt. Die Abdünnung wurde bei einer möglichst hohen
Stromdichte von 20 - 28 A/cm2 durchgeführt, um eine gute Polier
wirkung zu erhalten. Die Probendicke wurde durch Absorption von
S-Strahlung gemessen. Durch die bewegliche strichförmige Platin
kathode konnte eine Keilbildung beim Abdünnen der Probe ausge
glichen werden. Damit war es möglich, eine homogene Probendicke
und eine ausreichend glatte Oberfläche zu erreichen.
Probe (Gold Ein kr ist all).
Pt- Scheibe
Abb. 4: Abdünnungsapparatur
Kathode
(Königswasser: Destillwasser) 1 : 2
+Dieser Gold Einkristall wurde im Institut für Materialent
wicklung des IFF-KFA-Jülich nach der Czochralski Methode
Ref. /17/ gezüchtet.
Tabelle 2: Daten über die Proben, Bestrahlungen und Messungen
Material Bestrahlungen Meßgrößen
Probe Einkristall Reinheit Dosis tlp tla c.1T(1) (2 ) C.1T (3) <jJt.10- 18 0 C·1T
Nr. Orientierung (Ausgangs- [nQcm] a .
material) - 2 [e Icm ] Reflex Reflex [ q ] Reflex [ q ] Reflex [ q]
(RWV)
A [100] 1500 8 102 ( 333) ( 400) [100] - - ( 200) 011] ( 400)
B [1001 1500 4.5 53 ( 333) ( 400) [100] - - ( 200) [011] (400) -"
C [ 100] 1500 2 24.5 ( 333) ( 400) [100] ~200~ 0111 - - 400
N
D [ 110] 1500 3.7 44 - ( 220) [11 0] (220) [110] - -
p [ 100] 1500 1.8 21 ( 333) ( 400) [100] - - (200 ) 011] ( 400)
- - - - - --------- ------ - - - -- ----- ----- - -- - - -- - - -- - I- --
E+ [ 100J 80 5.5 (61) ( 333) ( 400) [100] - - (200 ) [011:
(400)
p+ [100J 400ppmCu 1.8 - ( 333) (400) (100] - - (200 ) 011: (400 )
- -
- 13 -
Die Daten der verschiedenen Proben sind in Tabelle 2 zusammen
gefaßt.
Die Reinheit der Proben wird gemessen durch das elektrische Rest
widerstandsverhältnis. Es betrug 1500 bis 2000 für die Proben A,
B, C und D. Probe E+ war aus weniger reinem Material und hatte
ein Restwiderstandsverhältnis von 80.
Probe F war auf einer Seite des Blättchens (F+) mit 400 ppm Kupfer
dotiert, während die andere Seite (F) rein war. Da ein Röntgen
strahl (Cu Ka1 -Strahlung) nur ca. 3 ~m in Gold eindringt, kann
man durch definiertes Dotieren mit Cu eine derartige Schichtpro
be für Röntgenuntersuchungen herstellen. Dazu wurde eine Seite
des Gold-Einkristalls (80 ~m Dicke) mit ca. 30 R Cu im Hochva
kuum bedampft. In einem anschließenden Diffusionsexperiment ver
teilt sich das Cu gemäß der Beziehung für eindimensionale Diffu
sion. Die Zahl der Cu-Atome im Abstand x von der Oberfläche ist
zur Zeit t gegeben durch:
2 _ 1 -x /4Dt n(x,t) - N (4iTDtf .... e
N = Gesamtzahl der diffundierenden Teilchen
x = Probentiefe
D = A exp (-Q/RT) ist die Diffusionskonstante
( 9 )
Ausgehend von den Werten A = 1.2 . 10-3 cm2/sec Q = 28.5 Kcal/mol
für den Temperaturbereich 550 - 7500 C /16/ kann man nach
einem Anlassen von 2 Std. bei 5800 C eine mittlere Eindring
ungstiefe x ='\I2Dt von ca. 7 ~m und eine Oberflächenkon
zentration von etwa 200 ppm abschätzen; dagegen ist die ab
solute Konzentration des Cu bei einer Tiefe von 80 ~m ver
nachlässigbar klein ( c = 10- 30).
Die Cu-Konzentration in dem für die Röntgenmessung wichtigen
Oberflächenbereich wurde durch Messung der Gitterparameterände
rung (mit Röntgenstrahlung der gleichen Wellenlänge) kontrolliert.
Es wurde eine Änderung ~a/a = - 1.6 . 10-4
beobachtet. Nach dem
Wert ~a/a = - 4.0 . 10-3/At% von Pearson /19/ ergibt sich damit
eine mittlere Dotierung von 400 ppm Cu.
- 14 -
Die Proben für die Widerstandsmessungen wurden jeweils aus dem
gleichen Material wie die Einkristallproben hergestellt. Dazu
wurde das Ausgangsmaterial mehrmals gewalzt, so daß die endgül
tige Stärke zwischen 80 und 100 ~m lag. Danach wurden die Pro
ben mit Aceton entfettet und anschließend mit Königswasser bei
60 - 700 C abgeätzt. Diese sauberen Proben wurden mittels einer
Schablone in ihre endgültigen Formen geschnitten. Vor der end
gültigen Montage wurden die Proben an Luft bei einer Temperatur
von 8000C über einen Zeitraum von vier Stunden getempert und an
schließend über 12 Stunden auf Raumtemperatur abgekühlt. Abb. 5
zeigt die montierten Proben im Probenhalter.
Die Bestrahlungen wurden an der Tieftemperatur-Elektronenbe
strahlungs anlage der KFA Jülich /20/ durchgeführt. Die Proben
wurden mit 3 MeV-Elektronen bei einer Strahlenintensität von
5 ~A/crn2 beschossen. Während der Bestrahlung wurden die Proben
durch einen Flüssig-Helium-Strom direkt gekühlt. Eine wasserge
kühlte Strahlblende von 13 x 13 mm2 bestimmte die bestrahlte
Fläche. Die Bestrahlungsdosis lag zwischen 2 und 8 1018 -/ 2 • e cm,
und die entsprechende Änderung im elektrischen Restwiderstand
nach der Bestrahlung betrug zwischen 21 und 102 nQcrn.
@ 0
'0' \;1
Au-Probe ( Einkristall) Restwiderstands -
Probe
0 -- 0
Abb. 5: Probenhalter
- 15 -
Die Einkristallproben sowie auch die Widerstandsproben wurden
auf einem Probenhalter nebeneinander montiert, so daß die bei
den Proben identische Elektronendosen erhielten (Abb. 5). Die
Messungen der Bestrahlungsdosen wurden mittels eines Faraday
Käfigs durchgeführt, welcher sich hinter den Proben befand.
Die Orientierung der Kristalloberfläche war [100] für alle Pro
ben, außer der Probe D, die in [110]-Richtung orientiert war.
Die [100]-proben waren so montiert (s. Abb. 5), daß die Dreh
achse des Diffraktometers mit der (011)-Achse in der Proben
oberfläche übereinstimmte. Damit konnten bei Messungen parallel
und senkrecht zum Streuvektor am (200)- und (400)-Reflex die
q-Richtungen [100] bzw. [011] untersucht werden. Nach Tab. 1
lassen sich damit aus der diffusen Streuintensität die Größen
crr(1) und crr(3) bestimmen. AUßerdem kann bei dieser Orientierung
der (333)-Reflex in asymmetrischer Anordnung untersucht werden;
dies wurde bei den Gitterparametermessungen (s. Kap. C) ausge
nutzt. Die [110] orientierte Probe hatte als Drehachse eine
[001 ]-Richtung; damit konnte die Größe crr(2) bestimmt werden.
Diese verschiedenen Meßgrößen sind ebenfalls in Tab. 2 zusammen
gefaßt.
B. Messungen der diffusen Streuintensität
Die Röntgenmessungen wurden mit einer in Ref. n1 / näher be
schriebenen Anlage durchgeführt. Besonderheiten bei dieser Ma
schine sind ihre hohe Intensität, ca. 109
Quanten/s, und ihr
hohes Auflösungsvermögen.
Alle Messungen wurden in Reflexionsanordnung durchgeführt. Eine
schematische Darstellung der Geometrie bei dieser Anordnung
gibt Abb. 6 wieder.
Die Proben wurden während der Messungen mit einem Siemens
Diffraktometer eingestellt. Eine Messung der Intensität in ra
dialer Richtung im reziproken Gitter erfolgt durch die gekoppel
te Drehung von Probe und Zähler im Verhältnis 1:2 (sogenannter
8 - 28 Scan). Eine Messung in dazu senkrechter Richtung, axial
im reziproken Gitter, erreicht man durch Drehung der Probe bei
festem Zähler (sogenannter w-Scan).
- 16 -
Reflexion (fokusierend)
Zähler __ 6KW /' " \Fokusierungskreis Rot. Anode 2
Fokusgröne Q,05X mm ) J
Di ffraktometerkreis Monitor
,/
1,50
Johannson Monochroma tor (Quarz; Cu Ka1 )
Abb. 6: Schematische Darstellung der Meßanordnung
Typische Meßeinstellungen waren Schrittweiten von 0.2°, in 2e
über einen Winkelbereich von :!::. 6° um die Braggreflexe und Meß
zeiten pro Schritt von 65 Sekunden. Die Intensität des gestreu
ten Strahls wurde mittels eines Proportionalzählers gemessen.
Die Intensität IH
der Huang-Streuung erhält man durch die Subtraktion deI an den unbestrahlten Proben (bzw. den nach T~rung bis 650 K
völlig erholten Proben) gemessenen Untergrundsintensität 10 von
der nach der Bestrahlung gemessenen Gesamtintensität I. Bei den
Goldproben wurden die Messungen der Untergrundintensitäten am
(400), (200) und (220) Reflex in den Richtungen parallel und
senkrecht zum Streuvektor durchgeführt. Bei diesen Messungen
beobachteten wir in bestimmten Richtungen von q, daß die Unter
grundsintensität wesentlich größer war, als aus der thermischen
diffusen Streuung (TDS) und der Comptonstreuung abgeschätzt wurde.
Dieser Effekt, sogenannte Streaks, wurde auch bei Messungen an
Cu beobachtet lai und auf Reflexausläufer, die durch die dynami
sche Theorie erklärt werden können, zurückgeführt. Diese Streaks
treten immer senkrecht zur Kristalloberfläche auf. Bei dem hier
ausschließlich benutzten symmetrischen Strahlverlauf in der Re-
- 17 -
flexionsanordnung verlaufen sie also nur radial im reziproken
Gitter.
Um solche Streaks zu vermeiden, wurden die Messungen in Richtung
parallel zum Streuvektor bei einer Dejustierung in w von
w + 0.5° durchgeführt. Bragg -
In Abb. 7a ist ein Beispiel für die Messung der Untergrunds in
tensität am 400-Reflex als Funktion des Winkels 28 dargestellt.
Bei der Braggstellung des Zählers 28 B ist die Probe dabei eben
falls in Braggstellung wB bzw. um ~ 1/2° dejustiert. Diese
Messungen sind in Abb. 7b im reziproken Gitter erklärt. Bei der
Einstellung wB wird eine im Vergleich mit den dejustierten Mes
sungen höhere Intensität beobachtet.
In den beiden Dejustierungsfällen, d.h. bei der Einstellung von
wB auf wB ~ 1/2°, ist zu bemerken, daß bis 2° die Untergrunds
intensität der in Abb. 7 gezeigten Kurven fast gleich ist. Bei
Winkeln unter 2° zeigen die dejustierten Kurven ein verschie
denes Verhalten: für die Dejustierung wB + 1/2° wird ein Peak
zwischen _1° und 0° beobachtet, während für die Dejustierung
wB - 1/2oein Peak zwischen 0° und +1° beobachtet wird. Diese
Seitenpeaks entstehen dadurch, daß bei einer Dejustierung der
Probe gegenüber der richtigen 8 - 28 Kopplung die Probe bei
einer anderen Stellung der gekoppelten Bewegung ihre ideale
Bragg-Position erreicht; im Falle w + 1/2° früher als der Zähler o
und im Falle w - 1/2 später als der Zähler. Wegen der nicht ideal
scharfen Winkelauflösung beobachtet man deshalb die Seitenpeaks
als Ausläufer des Braggreflexes der Probe rechts bzw. links vom
exakten Braggwinkel. Für die Auswertung von Messungen sehr nahe
am Reflex wird deshalb jeweils nur die Seite benutzt, die nicht
vom Reflex beeinflußt ist.
Der Unterschied der bei diesen "dejustierten" Messungen erhalte
nen Intensitäten der diffusen Huang-Streuung zu den Intensitäten
in exakt radialer Richtung kann durch Auflösungskorrekturen be
rücksichtigt werden; sie betragen beim Winkel ß28 > 3° weniger
als 20 %, steigen bei kleineren Abständen aber schnell an. Es
geht aus Abb. 8 hervor, daß eine Messung in der Richtung senk
recht zum Streuvektor in Übereinstimmung mit der Theorie keinen
1
3
1 2
s
- 19 -
t - 103
.... ()) ()) CJ) N - c:: ::J ())
0... ::E -I 10 2
t-I
-4 -2 o 2 4 W-WS [DegJ
Abb. 8a: Verlauf des Streuuntergrundes in
Probe A, (400)-Reflex; q~[011]
x: 2S=2S B 0: 2g=28 -0.4°
B
o
,
Abb. 8b: Schematische Darstel
reziproken Gitter
\ I -
4PO I I -
chtung
im
- 20 -
Einfluß von Streaks zeigt.
Der Einfluß dieser "Streaks" ist bei Messungen an Reflexen nie
driger Ordnung größer /8/. Am (200)-Reflex konnte er auch durch
kleine Dejustierungen nicht völlig eliminiert werden. Deshalb
wurden von den Messungen in radialer Richtung im reziproken Git
ter (an den 100-orientierten Proben) nur die Messungen am (400)
Reflex ausgewertet (s. Tab. 2). Ein Test der Ordnungsabhängig
keit der Huangstreuung (JH
~ h 2 ) ist aber mit den Messungen
senkrecht zum Streuvektor möglich, wo an (200) und (400)-Reflex
kein zusätzlicher Untergrund auftritt.
Der absolute Wirkungsquerschnitt für diffuse Streuung, S, wurde
aus dem bekannten Wirkungsquerschnitt, SE' einer Polystyrol
(C 8H8 )-Eichprobe gemäß dem Verhältnis der Streuintensitäten er-
halten /2 2/.
I S =
Index E = Eichstreuer
• S • E
M (*) PE
ME(~)EP
Folgende Daten wurden verwendet:
ME = 104.16 (Molekulargewicht des Eichstreuers)
(*)E = 4.027 cm2/g (Absorptionskoeffizient)
= 197.0
214 cm2/g
= 61.1 e.u. (Electron Unit)
= Polarisationsfaktor (PE = 0.565)
Die für die verschiedenen Braggreflexe benutzten Daten der Gold-proben sind in Tab. 3 zuSamrnengefaßt.
Da die Messungen an den verschiedenen Proben unter etwas verschie
denen Bedingungen durchgeführt wurden, sind die experimentell beobachteten Intensitäten in den Abb. 12 - 19
(Die normierte Meßzeit entspricht dabei 840 normiert aufgetragen.
Pulsen am Eichstreuer.)
- 21 -
Tabelle 3: Daten für die Umrechnung der Intensität in abso
lute Einheiten
a) b) (f +lIf,)2 ~eflex -8'B P DWF
0 (293 K) (OK)
(400) 49.28 0.56 0.958 1754
(200) 22.27 0.78 0.991 3355
(220) 32.41 0.64 0.978 2529
a) Berechnet nach den Formeln für Mosaikkristalle / 21,22/
b) Nach Guinier /23/ mit 8D b = 162 K e ye
c) International Tables for X-ray Crystallography /24/
C. Messungen des Gitterparameters
c)
Die Messungen des Gitterparameters wurden mit derselben Röntgen
apparatur durchgeführt wie die Messungen der diffusen Streuung.
Die Gitterparametermessungen wurden an Kristallen mit [100]
Orientierung am (333) Bragg-Reflex durchgeführt. Diese Messungen
wurden mittels eines modifizierten Bond-Verfahrens /25/ mit
asymmetrischem Strahlverlauf durchgeführt. Dieses Verfahren be
steht in der Messung des Winkels zwischen den reflektierenden
Positionen des Kristalls auf beiden Seiten des Primärstrahles
(Abb. 9). Die asymmetrische Anordnung ergibt sich, da man, um
gute Auflösung des Gitterparameters zu erhalten, bei möglichst
großen Bragg-Winkeln messen muß und die deshalb günstigste (333)
Ebene (28 ~ 1600) sich in einem Winkel von 370 gegenüber der
Kristalloberfläche, welche eine [100]-Orientierung besitzt, be
findet. Diese asymmetrische Lage zeigt Abb. 10. Die sich bei die
ser asymmetrischen Anordnung ergebenden Absorptionskorrekturen
spielen bei relativen Gitterparametermessungen keine Rolle. Für
die Messungen wurde der einfallende Röntgenstrahl durch eine
Blende auf eine Divergenz von 2' kollimiert. Durch Verschiebung
der Probe gegenüber dem Röntgenstrahl war es möglich, Messungen
an verschiedenen Stellen der Probenoberfläche zu realisieren.
---
r r
s Darstel
s
Mes s
ß:: +
o :::
- 23 -
Für die Messungen des Gitterparameters verwendeten wir eine
Winkeländerung von (1/100)0 in w und eine Meßzeit von 2 Sekun
den. Unter diesen Bedingungen wurde ein maximaler Meßfehler von
ßa/a = 1 • 10-5 erreicht. Dieser Meßfehler bei der Bestimmung
des Wertes ßa/a hängt von der Probengüte (Mosaikbreite) ab, wel
che wesentlich zur Schärfe der beobachteten Diffraktionspeaks
beiträgt, die ihrerseits eine dementsprechend genauere Festle
gung der Positionen der Maxima ermöglicht. Aus dem Unterschied
der Winkel der beiden Reflexpositionen erhält man unmittelbar
den Winkel 180 - 2s. Daraus ergibt sich der Gitterparameter aus
der Bragg-Gleichung
a = A Vh2+k
2+1
2
2 sinS
." ßa bzw. dle Anderung -- = ßS·cotS. a
(10)
An der [110]-orientierten Probe D wurden keine Gitterparameter
messungen durchgeführt, da bei den hier erreichbaren kleinen
Braggwinkeln die Fehler zu groß sind. Für diese Probe wurde die
Gitterparameteränderung aus der von den anderen Messungen erhal
tenen Beziehung zwischen ßa/a und ßp entnommen.
- 24 -
IV. Ergebnisse und Diskussion
A. Defekte und Defektagglomerate nach Elektronenbestrahlung
bei 5 K ,
Nach Bestrahlung bei 5 K wurden die Proben in einem Transport
kryostaten zum Röntgenmeßgerät transportiert und ohne zwischen
zeitliches Aufwärmen eingebaut. Die Messungen des Gitterparame
ters und der diffusen Streuung wurden bei einer Temperatur von
6 K durchgeführt.
1. Gitterparameter und Restwiderstand
Die Werte der Restwiderstandsänderung für die verschiedenen Pro
ben lagen zwischen 21 und 102 nQcm (Tab. 2). Zusammen mit Probe
(F, F+) wurde eine Widerstandsprobe aus reinem Material bestrahlt,
so daß keine direkten Widerstandsmessungen für das System Au-
400 ppm Cu erhalten wurden. Für jede Probe wurde der Gitterpa
rameter aus Messungen an verschiedenen Orten der Probenober
flächen bestimmt; die Durchschnittswerte dieser Messungen sind
in Abb. 11 gegen die Widerstandsänderung aufgetragen. Für das
reine Gold ergibt sich innerhalb der Meßgenauigkeit ein linea-
rer Zusammenhang. Aus der Steigung erhalten wir für das Ver
hältnis n von Gitterparameteränderung zu Widerstandsänderung
einen Wert von: n = (0.80 ~ 0.08) • 103 (Qcm)-1.
Die Probe (F,F+), deren eine Seite mit Kupfer dotiert wurde,
weist auf der Kupferseite eine deutlich größere Gitterpara
rneteränderung auf als auf der reinen Seite. Dieses Verhalten
ist eine Folge der erhöhten Schädigungsrate im dotierten Gold.
Eine Erhöhung der Schädigungsrate um eine Faktor 1,8 wurde in CU-dotier
te Gold bei Bestrahlung bei 77 K auch von Nakata et al. /39/ beobachtet.
Widerstandsuntersuchungen von Heidrich /26/ an reinem und dotiertem
Gold zeigte ähnliche Effekte.
Probe E+, die zusammen mit einer Widerstandsprobe aus dem glei
chen Material (RWV ~ 80) bestrahlt wurde, ist in Abb. 11 nicht
aufgenommen, da die Widerstandsprobe wegen Schwierigkeiten bei
der Bestrahlung möglicherweise nicht mit der gleichen Dosis be
strahlt wurde wie die Einkristallprobe. Der gemessene Wert der
- 25 -
Gitterparameteränderung betrug: ßa = 0.8 . 10-4 . a
Um die Dosis der dotierten Proben, an denen keine direkten Wi
derstandsmessungen durchgeführt wurden, zu bestimmen und mit
den reinen Proben zu vergleichen, wird im folgenden die direkt
an den Proben gemessene Gitterparameteränderung benutzt.
Die in Abb. 11 angegebenen Fehler sind die mittleren Meßfehler
der Gitterparametermessungen an den einzelnen Proben, die je
nach Probenqualität zwischen 1 und 2 . 10-5 in ßa/a liegen. Die
mit + 5 % angegebenen Fehler der Widerstandswerte ergeben sich
nicht aus den Meßfehlern, sondern aus der Unsicherheit über die
Homogenität des Elektronenstrahls bei der Bestrahlung der beiden
100
tOf
0 -X
~(ö
50
10
fF+
50 100 6P [nQcm]
( ßa) und ßp bei 5 K. Abb. 11: Verhältnis zwischen a 0
Reines Material: x
Dotiertes Material: 0
- 26 -
nebeneinanderliegenden Proben (s. Abschnitt III). Für n ergibt
sich damit der angegebene mittlere Fehler von ~ 10 %.
Auch eine Richtungsabhängigkeit der Schädigungsrate könnte das
Ergebnis verfälschen, da die Einkristalle für die Gitterparame
termessung in {100]-Richtung bestrahlt wurden (s. Abschnitt II.B.2),
während der Widerstand an "Polykristallen" gemessen wurde, die
eine starke Walztextur hatten. Nach der experimentell von Bauer l
Anderman und Sosin /27/ gefundenen geringen Richtungsabhängigkeit
der Schädigungsrate in Gold ist dieser Fehler vernachlässigbar.
2. Diffuse Streuung
Die diffuse Streuung wurde in der Nähe der Reflexe (400), (200)
und (220) in den Richtungen parallel - [100] bzw. [110]- und
senkrecht - [011] bzw. [110] - zum Streuvektor gemessen (s. Tab. 2).
Im folgenden wird nur der in q symmetrische Hauptterm der Huang
streuung betrachtet, der durch Formel 2 und 3 gegeben ist. Aus
den gemessenen Intensitäten erhält man ihn als Mittelwert der
auf beiden Seiten des Braggreflexes (in radialer Richtung im
reziproken Gitter) erhaltenen Meßwerte:
J++J_
2
a. Ergebnisse de:-:- Messunqen an reinem Material
Stärke der Defekte
Abb. 12 zeigt die gemessene Streuintensität am (400)-Reflex
in [100]-Richtung. Diese Intensität ist im doppellogarithmischen
Maßstab gegen q aUfgetragen.
Für größere Werte von q, die Messungen in größerem Abstand vom
Braggreflex entsprechen, wird bei allen Proben ein Intensitäts
verlauf beobachtet, der durch ein q-4 Gesetz sehr gut beschrie
ben wird. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die Bildung von
Defektclustern (s. Kap. II.B); bei einzelnen ZGA wurde ein sol
cher Verlauf bisher noch nie beobachtet. Bei kleinen Werten
von q wird ein schwächerer Intensitätsanstieg beobachtet, der
- 27 -
101. I I
I q-2
i r---'1 103 -Q) .-V\ Q) - N ::J c::
Cl.. Q)
~ '----'
J: ......
102
0.2 0.1 0.05 0.02 .... q [,4-1 J
Abb. 12: Dosisabhängigkeit der
(400) -Reflex I q 100
A: x ::::: 102 nQcm 0
11 B: 0 (Li :::: 53 nQcm
n C: Li (Lip = 24.5 nQcm
11 F: (Li ::: 21 nQcm
- 28 -
-2 Gesetz ie q
F konnten nur in ßerem
t f weil die f
auf dieser s war lb breitere
ze
a
s.
-2 I steigt im q Intens
(diese ist
gegeben) an, z.B. ze en
s in der Konzentrat
ität ste t um etwa eine Z
von unge
1
Rest-
die
se
Be Intens au ve -2
(s.
s
s ren De
Nach
Ei
c
si
. 4
q -Berei
im wesentli ten der am
TI
g (2)
I die durch die Z
undes bestimmt sind,
. IILB).
stik
ssen si Mes-
" ust
Me
11 s en (s. Abb. 7a).
unter 10
eren Konz
s zu 20 %.
absolute Einheiten dur ich
1
Größe (3 )
TI
Mes
s
[ 11
se Intens am (400) lex (1)
COTI (s. Tab. 1). Dabei können e
s werden (s.u.).
von c o rr(1) den
r den De stimmen.
s erwartet man
um 10
ßeren
GA
k
ßt
z von 1 11 I
(s.
(Tab. 4)
s
wir
on von
Ge-
- 29 -
Tabe 4: Ergebnisse für die Defekte nach 5 K-Bestrahlung
Probe öp öa. 105 ÖV ZGA/Cluster c Cluster c ZGA Bemerkung -nQcm a Q N ppm ppm
A 102 8+1 30 27 1 1 300 '"Cl - r-f
B 53 4 7.5 7 0
21 150 t.?
D 44 3.5b ) 1 1 10 13 130 Ul (J)
C 24.5 2 b) 5.2 4.7
~ 17 80 'ri
(J)
F 21 1.7 - - - 70 p::
------ ------ ------- ------ -------------f---------- ---- ---1------E+ ( 61 ) 8 3 2-3 120 (300) !>-l
(J) 'ri '"Cl F+ 42 a ) 4 1.1 1 150 150 +lUlr-f o (J) 0 Q+ll'J
a) errechnet aus öa/a b) Mittelwert nach Abb. 11
C'!f(1) ergibt sich hier aus der Messung arn (220) -Ref 110 --
Richtung. beobachtete Intensität ist in Abb. 13 stellt.
Weitere I ormation über die Cluster ert die Streuintens
im q-4-Bereich (Formel 7). Man erhält daraus die Größe
c I ö V / Q I (IIE) gleich c ZGA.! i ZGA. • Da
die Einzeldefekte vorliegen, können sie vernachlässigt werden.
In Tab. 5 ist die Volumenaufteilung, öV r die man aus der IntenQ
sität im q-4 -Bereich erhält, angegeben. (Dabei wurde die De
konzentration c aus Tab. 4 entnommen und die Werte ~ = 1 und ZGA
Eshelby Konstante j = 1.2.) -4
Tabelle 5: Defektstärken aus der Intensität im q -Berei
Probe öV ~) ZGA
Intensität im -4 -Bereich Aus q
A 1 .2
B 0.7
C 0.45
1 I I
I I
I I I
f
1
1
1
• 1 4 : D; (2 )
[ 1
- 31 -
Die beobachteten Werte von t::..V I -4 werden mit Q q
konzentration größer. Die Werte bei der
können sogar etwas zu groß sein, da die Huangstreuung
Defekte, die bis zu den größten hier untersuchten
reicht, nicht von der beobachteten Intensität abgez
Dieses starke Anwachsen des Wertes von öV I -4 mit
lungsdosis deutet darauf hin, daß eine derqvoraus
die Anwendung der Formel (7a) nicht erfüllt ist (s. S. 9). Am
wahrscheinlichsten gilt dies für Punkt b; d. h. daß
Anteil der ZGA, die in größeren Clustern vorliegen,
strahlungsdosis zunimmt. Ein Vergleich mit dem Wert
den man nach Anlassen der Probe A bei 200 K
deutet an, daß auch bei der hohen Dosis bei 5 K
te in großen Clustern vorliegen.
t:.V von
Be-
Defek-
Da gezeigt wurde 128/, daß in Gold auch "enge Paare" von ZGA und
Leerstellen erzeugt werden, ist dies qual
Die große Änderung von öV/Q I q-4 steigender Dosis
eine große Änderung des relativen Antei solcher"
an der Gesamtkonzentration der Frenkeldefekte
Widerstandserholung (Kap. IV) wird aber in übere
der Literatur nur eine sehr geringe Dos abhängigkeit
temperaturerholung beobachtet. Deshalb ist
den !lengen Paaren" auch noch andere getrappte ZGA
Agglomerate vorliegen, die nicht voll zur C
tragen. Das schnelle Anwachsen der Intensi
(die ja durch die größeren Cluster bestimmt
deuten, daß die größeren Cluster während der
ler wachsen als die kleinen; dies kann aufgrund
Einfangquerschnitts für ZGA verstanden werden.
Paare"
mit
ine
bei-
- 32 -
16 z beobachtete Streuintensität am (200)-
bzw. am (400) in [01~-Richtung. Da am (200)-Re-
chtung die lösung besser ist als am (400)-Re-
f r Streuintensität bis zu kleineren q-Werten
in [10qrRichtung, beobachten wir wieder zwei Be--2 . -4 . h Am q -Bereich und elnen q -BerelC. reiche,
-2 d konnte der q -Bereich nur bei der Probe mit er
chsten Bes lungsdosis (Probe A) aufgelöst werden. Für diese
auch eine Überprüfung der Abhängigkeit der
von der Reflexordnung möglich: die Werte für
Intensität (in {011] -Richtung) am (200) - bzw.
werden, stimmen innerhalb der Fehlergrenze
von in. Dies zeigt, daß die Theorie der Huangstreu-
werden kann. Die Intensität im q-4-Bereich ergibt
si proportional zum reziproken Gittervektor~.
Beobachtung, daß in der [011]-Richtung Intensität
ch auftritt r können schon Aussagen über die Symmetrie
gemacht werden. Sie kann weder kubisch noch tetrago-
, denn solche Defekte hätten hier keine Intensität. Ent
Tab. 1 können die Defekte trigonal oder orthorhombisch
se . Weitere Auskünfte ergibt die Messung am (220)-Reflex in [ 1
aus
e
i
I an der Probe ausgeführt wurde (Abb. 14).
beobachtet. Dies deutet auf orthorhom-
. Um die Symmetrieparameter c • TI(2) und c • TI(3}
3) , an verschiedenen Proben gemessen wurden, un-
Gesamtkonzentration an Defekten mit der Theorie
können, sind in Tab. 6 diese Parameter jeweils auf
ert angegeben und mit den theoretischen Werten
Versetzungsringtypen (Dederichs /9/, Trink-
. Die großen experimentellen Fehler sind
nur sehr kleinen g-2 ichs, der innerhalb
(Abb. 1 2 - 1 7) .
i
o
5:
A:
B: 0
C: D.
-2
r 11
- 3
I
i -
:2
o
ert
6 :
(2) .103 --
( 1
( • 1 --1)
kann man
erfo
zungsringe auf den dichtest
. Eine weitere Unterscheidung zwischen
zungsringtypen auf (111}-Ebenen ist aus
1.) Obwohl rr(2) == 0 dem re
(b = ~ (111) entspricht, ergibt dies nur 3 . t Intens um reziproken Glt er-
kleinen q-2 -Bereich, der experimentell be-
(Abb. 16) 1 ist nicht sicher, daß eine
werden kann. 2.) Es ist möglich, daß
von versetzungsringen gleichzeitig vorlie
-Linie im Streubild zugedeckt ist. Aus der
(2) (3) rr , rr
'-
Theoretische Werte für Ver- Experimentelle setzungsringe In Gold Werte auf (111)-Ebene auf ( 110)
b=~ a (110) a ( 111) b=2 b=2 ( 11 O) ~
0 0.87 0.87 1.0 + 0.4 -
Probe:
18.6 20.9 13.9 A == 27 ± 10 B == 19 ± 10 C == 23 +
Fehlergrenzen beobachteten überein
Parameter mit den Werten für Versetzungsringe
7
ßen, daß die ZGA nicht als lose Agglomerate vor
neutronenbestrahltem Cu /29/}, sondern schon bei
bilden. Da es bi r keine
über die Defektstruktur in bei 5 K be
I können wir diese Ergebnisse nur mit Be-
Elektronenmikroskop vergleichen, höheren TeTIPE~raltl
und Yoshida (30/31/, Ruault und Jouf
Venables /33/ und Shimomura /34/). Ruault und
bei Raumtemperatur nach Bestrahlung von Au
- 35 -
mit 2,5 MeV Elektronen im
Versetzungsringe (b = 1 (110) i (111) _>n"""r,,,,,
des Versetzungstyps nur an sehr großen Ringen ( sser
d> 150 R) durchgeführt, so daß das Ergebnis nicht
unseren vergleichbar ist.
Ebenfalls (bei Raumtemperatur) beobachteten
da im HVM große perfekte Loops. Daneben wurde
neren Loops ein Stapelfehler beobachtet, was
setzungsringe hindeutet. Es wurde aber nicht
sucht, ob alle großen perfekten Versetzungsringe aus
Versetzungsringen gebildet werden. Thomas und
teten nach einer Bestrahlung mit 300 KeV
gersvektoren b = a (110) (hauptsächlich an
auch b = ; (111). Auch Shimomura beobachtete
strahlung (3 MeV bei 130 K) und Messung a
setzungsringe mit Burgersvektoren b = 3 (111)
(perfekte) Loops. Zusammenfassend ergibt sich e
stimmung mit unseren Ergebnissen, eine komplexe S a
setungs I in der sowohl Burgersvektoren b = 2 (110)
b = ~ (111) vorkommen; ein Teil der Verset
kompliziertere Struktur aufweisen {Versetzungsringe-Paare
i
i-
Ver
unter-
Bur-
von
t~
von 80 und
Cu.
- 36 -
gungen auf die Clustergröße
Aussage machen zu können, wurden
(Probe mit einem Restwider-
andere (Probe F+) mit einer Do-
Proben ist in Abb. 17 dar
sind die Kurven von den Proben A und F
Messungen am (400)-Reflex in [100]-Richtung kleinen q-4-Bereich bei großen q-Werten
-2 übergangsbereichi der q -Bereich + -2 erreicht. Bei Probe F wird ein gutes q -
-4 praktisch kein q -Gesetz.
ionen (s. Spalte 3, Tab. 4) der Pro
ich waren, zeigt E+ dennoch eine nie
als Probe A. (Ebenso läßt sich Probe F+ mit
Probe C ichen) .
Das
man
Streuintensität für Messungen an den (200)-
l011]-Richtung ist Abb. 18 bzw. Abb. 19 . 18 zeigt Probe E+ einen kleinen q-4-Bereich
Probe F+ wird kein q-4-verhalten
Intensitätsverhalten zeigt Abb. 19.
aufweist, weder in der
(011}-Richtung, können nur kleine De
Streuintensität für Probe F+ einem
, können wir mit den Werten der Intensität und
mit den Formeln (2) und (5) die
Stärke der Defekteberechnen. In Ta-
Werte unter völliger Vernachlässigung 6V
lIen, (lr)LS = 0, berechnet. Da-
ein Wert von 1,7 Atomvolumen, der
des Doppelkrafttensors (Spur P) entsprkht .
Volumenaufweitung um die Leerstelle, (6V) ,den wert Q ~
i r---'I 10 3 -Q) '-
Q) 1Il N -:J c:: a.. Q)
~ L--J
J: ......
10 2
10
o
- 37 -
Probe A / --..
I I
I
I I
/..-Probe F I I I I I I
0.1. 0.2 0.1 0.05 ... q [,4-1]
Abb. 17: Streuintens in
Material, (400)-Re + Probe E : + Probe F : 0
; q 1
I ~ 103 -
10 2
10
o
8: i e
•
- 38 -
I I
Probe A / ---"'1
I I
1 1
I I
I ,...--, -Q.I Q.I VI N - c:: :::J a.. Q.I ~
I....-..J 'l: .....
0.2 0.1 0.05 0.02 q [Ä -1 ]
10 3
10 2
10
o 0.1. 0.2 0.1 0.05
... q [Ä-'l
Abb. 19: Diffuse Streuintensi -Ref q 011
o
am (400)-Reflexi q 011
Probe E+: 6 + Probe F : 0
- 39 -
s
- 0,4 Atomvolumen an, welcher aus Abs
und Mitarbeitern /35/ bekannt ist, so
ein Wert von 1,1 Atomvolumen, der e Wert von 6 eV
Spur P entspricht. Diese Werte g
nung, wie sie für Einzel - ZGA in f. c. c.
obachtet wurden /36/. Damit kann angenommen
ser Probe praktisch nur einzelne
PF' der spezifische Widerstand für Frenke
6.6 ~~cm/At% bzw. 2.8 ~~cm/At% abschätzen;
Tab. 7 eingeklammert, da 6p nicht
gemessen wurde. Es wurde unter Ausnutz
zwischen dem Restwiderstand und der G
(s. Abb. 11) bestimmt.
Aussagen über die Symmetrie des
tensität in der [011] -Richtung. Das s
in den [011] - und [100]-Richtungen
rr(3) /rr(1) = 0.010 + 0.002. Da keine Model
ZGA in Gold vorliegen, wurden diese
der Modellberechnungen für ZGA in Cu /37/ li
gibt die theoretischen Werte von den
und rr(3) /rr(1) für die ZGA-Konfigurationen in Cu wi
taederlage), T (Tetraederlage) I C (
H , die die Hantel-Konfigurationen in den [1 c
[110]-Richtungen sind. Da unser Wert
rr(3) /rr(1), ungleich null ist, heißt
nicht wie in Aluminium /36/
dere Konfiguration vorliegt.
des Al auch ZGA-Fremdatom-Komp
bilden (Swanson /38/). Ein
für TI(3) /rr(l) mit den Model
stimmung für die [111J -Hantel
die theoretischen Werte etwas
der Rechnung verwendete
rationen Hund C,unabhängig von c
werden. Als weitere Uns
fekte in der gleichen Kon
beobachtete experimentel
So könnte z.B. ein 1 r De r
von
zu
- 40 -
Tabelle 7: Probe F+: Au (400 ppm Cu)
tN (~)LS
0 - 0.35
t:.V (n) ZGA 1. 70 1.1
Spur P eV 97 63
PF J.lr.lcm/At% ( 6.6 ) ( 2.8 )
Tabelle 8: Symmetrieparameter für die verschiedenen ZGA-Konfi
gurationen
ZGA in Cu in den Experiment
Konfigurationen Au
0 T HO HT H
C C
7T (2) 17T (1) .103 0 0 5 0 7 12 -
7T (3) 17T (1) .103 0 0 0 10 160 230 10 + 2 40 -
vorliegen und ein Teil als kleine Agglomerate. Zusammenfassend
ergibt sich dennoch die [111]-Hantel als wahrscheinlichste Kon
figuration; dies ist in unserem Falle ein Molekül aus einem
Gold- und einem Kupferatom, das ein normales Goldatom auf einem
Gitterplatz ersetzt und dessen Achse in [111] -Richtung
orientiert ist.
- 41 -
3. Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse bei 5 K
Die Ergebnisse nach Tief-Temperatur-Elektronenbestrahlung von
Gold zeigen keine freien ZGA, sondern eine Defekt-Verteilung,
die durch getrappte ZGA und ZGA-Agglomerate gekennzeichnet ist.
Diese Defekt-Verteilung entspricht bei einem Vergleich rü t an
deren f.c.c.-Metallen der Situation nach Erholungsstufe I. Durch
Dotierung läßt sich die Clusterbildung unterdrücken. Bei einer
hohen Dotierung mit 400 ppm Kupfer ist es gelungen, einzelne an
Kupfer getrappte ZGA zu untersuchen. Eine mögliche Struktur dieser Defekte
ist die gemischte [111]-Hantel. Die in reinem Material beobach
tete Clusterbildung kann nur verstanden werden bei einer Wan
derung der ZGA über große Strecken während der Bestrahlung. Die
ses Ergebnis ist in Übereinstimmung mit den Beobachtungen von
Thomas und Venables /3~/, die aus dem im EMI beobachteten
Schrumpfen von Leerstellentetraedern bei Ionenbestrahlung von
Gold auf die Beweglichkeit der ZGA unterhalb 25 K schlossen.
Über den Mechanismus der Wanderung gibt es keine direkten Aus
sagen. Das Ergebnis kann prinzipiell sowohl durch eine Drei-Di
mensionale-Diffusion als auch durch lange Ersetzungsstoßfolgen
erklärt werden. Auch der Einfluß von Traps läßt sich qualitativ
mit beiden Modellen erklären.
In reinen Materialien ergibt sich unabhängig von der Elektronen
dosis (bzw. Gesamtkonzentration der ZGA, CZGA) eine Clusterkon
zentration von 10 ppm bis 20 ppm (Tab. 4). Nimmt man den Wert . . 10-6 ~
des Widerstands je Atomprozent der Verunrelnlgung zu Hcm
/34/ und unseren gemessenen Restwiderstand bei 5 K, so kann man
die Konzentration der Verunreinigungen der Proben abschätzen. Da
bei ergibt sich ein Wert zwischen 14 und 25 ppm. Diese Konzen
tration von Verunreinigungen in den Goldproben ist ungefähr der
Defektkonzentration der bestrahlten Proben (Tab. 4) gleich, so
daß wir diese Übereinstimmung als Hinweis auf ein Clusterwachs
turn um die Verunreinigung betrachten können. Unter der Annahme,
daß die Cluster durch langreichweitige Ersetzungsstoßfolgen auf
gebaut werden, bedeutet dies, daß diese Ersetzungsstoßfolgen
länger sein müssen als der beobachtete Abstand zwischen den Ag
glomeraten. Damit ergibt sich eine Reichweite von mindestens
- 42 -
25a ~ 100 R. Dieser Wert erscheint für Gold sowohl nach theore
tischen Abschätzungen als auch nach anderen experimentellen Er
gebnissen /33/ als vernünftig.
Aus der Streuintensität im q-4-Bereich ergeben sich darüber hi
naus Hinweise auf eine sehr breite Größenverteilung der Defekt
agglomerate, die von einzelnen getrappten ZGA (dabei ist auch
die Leerstelle als Haftsteile zu betrachten) bis zu großen Clu
stern reicht.
IV. B. Thermische Erholung
Die Messungen des Restwiderstandes, der Gitterparameteränderung
und der diffusen Streuung wurden nach verschiedenen Aufheiztem
peraturen der thermischen Erholungsprogramme (Haltezeiten von
ca. 20 Min.) wiederholt. Die Messungen erfolgten jeweils bei
5 K.
1. Erholungsverhalten des Gitterparameters und des Restwider
standes
In Abb. 20 ist die prozentuale Erholung der bei 5 K erzeugten
Widerstandsänderung gegen die Erholungstemperatur aufgetragen.
Alle Proben zeigen eine ziemlich stetige Erholung des Restwi
derstandes bis etwa 200 K, dann tritt die große Stufe 111 der
Erholung auf, die die aus anderen Experimenten bekannte Dosis
verschiebung zeigt. Die Gitterparameteränderung (Abb. 21) zeigt
einen ähnlichen Verlauf wie die Widerstandsänderung, die (für
Probe B) in Abb. 21 nochmals eingezeichnet ist. Das Erholungs
verhalten der Gitterparameteränderung wurde nur an der Probe
mit der höchsten Defektkonzentration genauer gemessen, da die
Änderungen bei den kleinen Konzentrationen nicht viel größer
als der Meßfehler sind. Abb. 21 zeigt, daß sich die Gitterpara
meteränderungetwas schneller erholt als die Widerstandsänderung.
Dieser Unterschied ist bei der Probe mit kleinerer Konzentration
noch deutlicher. Da der Unterschied aber nicht aUßerhalb der
Fehlergrenzen liegt, wird im folgenden für beide Größen ein
gleiches Verhalten angenommen.
1
t
[] .. . 20:
, 2
ZGA
i
der f Streuintens bei
22 t nach dem Anlassen
5 I 4 I 200 K von Probe B.
[ 100 ]-Ri e Probe bei 45 K
5 K Messung, sowohl im
sem ich tre-
r De guration auf.
diffuse gleichzei-
q-Werten ans te t im q-4-Bereich abnimmt.
t
tet.
i Z
1
einer in Anzahl der De-
s turn. Denn die Streuintensi-
r Anzahl N
De
r De
und dami t von
die Streuintensität
im Cluster an. Bei
der Intensität bei großen q-
f Streuung für die Pro-
-Konzentration und gleiche Rein-B) bzw. ver e Reinheitsgrade bei ähnli
B t nur
5 K.
ratur
besaßen. Der Übersicht
An
der
von 5
S Kund 200 K ein
Kurve eingezeich-
-Konzentration
en Probe B
im -4 -Be-q
tensität im -2 q -Be-
g e lne
tens im
K auf 200 K.
3
10
o
· 22:
der
Nach
naue
den q
il di 4 in .q
Diese
sent
- 46 -
i au sEinflusses Ha stellen zu
ich nur Cluster bilden. Das stark
turn kann r Gesamtzahl
'-'4U,,","" sieren .
litativen sion der der Streuintensi-
in
zentuale
folgenden Abb. 24 - 31 der ge
lwertes der Streuintensität für
stellt. Gezeigt ist je-2
des Mitte s von I·g bzw.
ch von q.
Streuintens das reine Material am
und [100]-Richtung im Huang-Bereich aufgetragen.
wird mit der Re andsänderung (gestrichel-
B) verglichen. Die Streuintensi , die im we-
des Parameters C O TI(1) (Defektstärke) be
reinen Proben einen ähnlichen Verlauf:
wenig Intens bis etwa 100 K, dann einen An
bis 200 Ki 200 K tritt ein steiler Abfall ein. Innerhalb
der zen dieser Messungen findet eine vollständige Er-
ste
( (22 -Ref
r
Der
i
ten
ren C r,
ßt: De
s. Abs
650 und 700 K statt .
. 25) das
(200) -Ref
Erholungsverhalten derselben Proben
in [011]-Richtung gezeigt. Diese In
s Symmetrieparameters C O TI(3). Bei
Ref
nur an
. 26 ist Ve
[110]-Richtung)
t.
gemessen wurde, ist der
zeigen die Abweichungen
s Symmetrieparameters
ist in Abb. 27 dar
von C O TI(1) an dieser Pro-
stel I das analog zu dem
en (s.S. 28) g i Ver f der ( 3)
lomerate b iben
tt IVA-2a). I
an 1 daß sich im
(d.h. der
sam-
ße-
stimmen) nicht ändert; das
chengitterversetzungs
lung s elektrischen
- 4
t
• 24:
(Parameter
)-Re-
f q [ 100 ]
A x
o
C: A
t
• 26:
amC2
ers
anze
1
liehe
stellen kann man sich
- 48 -
50 K e De z
), s man in
es kommt daher, daß die
durch die großen Cluster bestimmt ist.
von einze (an Haftsteilen e
ihre aus der Widerstandser
lung wird nicht beobachtet. Als Ha
tie Temperaturen auch Leerstellen
vorstel
terstu
es ine
I so die a "enge p"identifizierten Un-
bei 22 25 K /2 erk werden können, obwohl
ien ZGA gibt. In instimmung mit diesem Bild
st das Erho im q-4-Bereich, das in den
8 - 31
Meßr
twa 100 K b
Z
dert.
r ZGA,
stellt ist. die verschiedenen Proben und
einen ähn chen Verlauf. Bis
stant. Dies zeigt, daß die I sw in
sch
ßeren Clustern vorliegen, sich wenig än-
100 und 200 K, wo das g ßte Clusterwachstum beobach
tet wird (s, Anstieg der Huangintensität), zeigen Abb. 28 - 31
einen Abfall. D s zeigt eine Abnahme der Zahl der ZGA
an, in Form von Clustern vorliegen. s kann damit erklärt
bei Zusammenlagerung von kleineren Agglomeraten
zu ßeren e
zusammen
se Zusammen
Verset
(100 1 400)-Ref
Anst
Anfang,
33 +
C ter
ZGA verlorengehen, wenn Leerstellen zwischen
Clustern . Ein möglicher Prozeß für
ist das thermisch aktivierte Gleiten von
seitigen Spannungsfeld.
lungsverhalten der dotierten Pro-
ist die Intensi am (400)-Reflex in
r lwert der Messungen am (200)- und
1]-Richtung. schwach dotierte Probe E+
Clusterwachstum i niedrigeren
und größten
. D ist dadurch zu , daß
.Re von 2 - 3 ZGA, nur
9
t
T [K] ---IJiIo-
. 28 • 29
00] A:
'-0-·- B:
'* ., ...... __ 111...... ...... C:
31 :
s
lex
11 [1
Der 100 K auf ein
wie in [ 100 ]
hin. Da Probe
Erholungsverhalten zeigt
sich das Verhältnis von TI(3) / TI(1)
nur zen Temperaturbereich.
ine
ze
an
Das
Probe sich (Abb. 32) unterhalb 50 K
Intensität an. Rekombination zwischen ein-
ZGA und Leerstellen ist hier beobachtbar, da die gleiche
der S ität nicht von der stärkeren Cluster
wird. Ab 50 K tritt ein mäßiger Anstieg in z r und danach fängt die Intensität
Verha kann als eine starke Unter-
Clusterwachstums durch H lien interpretiert
der in [0111 -Richtung gemessenen Streu
(Abb. 33) weist für die dotierten Proben bis 100 K
i Anstieg auf. Danach nimmt die Intensität ab,
[1001 -Richtung (Abb. 32). Die in [011]-Richtung be-
Intensitätsänderung ist jedoch etwa die zweifache der
in [100] -Richtung beobachteten. Dies entspricht einer Änderung
Defektkonfiguration. Das Verhältnis TI{3) / n(1) ändert sich
en -2
2.1-10 .
2.3,1 2
Das
merate
Da
-2 von dem Wert 1-10 bei 5 K (s. Tab. 6) auf etwa
Wert
• 3),
2) sich in
schon sehr nahe bei dem Wert von
ßere Agglomerate beobachtet wird.
100 K vorliegenden kleinen Agglo
Parametern nur wenig von großen
lärt auch l daß bei den
lergrenzen keine Änderung be-
an reinem Material du~chgeführt
I ist in Abb. 32 zum Vergleich der Erholung
mit 1 ppm Cu dotierten Pro-h e
77 K b zu b. = 1.8 nQcm bestrahlt wurde, einge-
(Nakata et al. / 39/). Es erscheint interessant, daß in
zwis 100 und 200 K, wo die dotierte Probe im Ge-
zum e Intensitätsabfall zeigt, auch
Ln N
o
I
- 5 1
I I I I I I I I I I I I I I I
o
I I
o Ln
o
N
-........ -
0 Ln
- 52 -
in der Widerstandserholung eine scharfe Stufe beobachtet wird.
Diese Stufe könnte dem Detrapping kleiner Agglomerate (z.B. Dop-
pel-ZGA) zugeschrieben werden.
Tabelle 9 gibt die aus der Huangstreuungsintensität abgeschätzten
Clustergrößen (N = mittlere Zahl der ZGA pro Agglomerat) für
alle Proben bei 200 Kund 5 K wieder. Daneben ist die ent
sprechende Konzentration an Agglomeraten und die Konzentration
CZGA
angegeben, die aus der Widerstandsänderung abgeschätzt
wurde. Dabei ergibt sich der Anstieg der Zahl N der ZGA pro
Agglomerat gegenüber 5 K aus dem Anstieg der Huangintensität
(s. Formel 6) unter Berücksichtigung der Abnahme der Gesamt-
konzentration der Defekte, die aus der Gitterparameter bzw.
Widerstandsänderung bestimmt wird, zu:
N = I
I o
Tabelle 9: Clustergrößen
!:"p ~Rgebnis bei 0 .
Probe nQcm N
A 102 27
B 53 7
C 24.5 5
D 44 10 -------1-------------------------
E+ 61 2-3
!:,.p o
!:,.p
N o
Ergebnisse bei
- C N Cluster ppm
70 2.5
22 4
15 3
33 2 ------ ----------
11 13
200 K
CZGA ppm
175
87
42
75 .... ------
150
- 53 -
Im reinen Material nimmt die Clustergröße während der Erholung
bis 200 K um das drei- bis vierfache zu. Im dotierten Material
ergeben sich Hinweise auf eine Abhängigkeit des Clusterwachstums
von der Art der vorhandenen Haftstellen. Bei Probe E+ wurde
ein etwas stärkeres Anwachsen der Agglomeratgröße als in reinem
Material beobachtet. Die mit Kupfer dotierte Probe F+ zeigt
dagegen ein deutlich unterdrückter Clusterwachstum, wie die
nur schwache Andeutung des q-4 - Gesetzes in Abb. 33 zeigt.
Diese Probe F+ wurde nicht in die Tabelle aufgenommen, da die
Widerstandsmessung nicht an dotiertem Gold erfolgt und somit
keine genauen Aussagen über die Gesamtkonzentration der ZGA
bei 200 K möglich sind.
In Tabelle 10 ist die aus der Intensität im q-4 -Bereich bei
200 K erhaltene Volumenaufweitung pro ZGA ( 6V/Q!ZGA)
angegeben und mit den bei 5 K erhaltenen Werten verglichen.
Die Auswertung erfolgt analog zur Auswertung bei 5 K (s.S.27)
wobei die Konzentration der ZGA aus Tabelle 9 entnommen wurde.
Bei Probe A sehen wir ein Anwachsen um etwa 20 %. Dies kann da
durch erklärt werden (s.Kap. IV), daß zu Beginn nicht alle De
fekte in großen Clustern vorlagen und damit nicht voll zur
Clusterstreuung beitragen. Die Proben mit geringerer Bestrahlungs
dosis zeigen innerhalb der Fehlergrenzen ein ähnliches Verhalten.
AUßerhalb der Fehlergrenzen bleibt aber die Beobachtung, daß
bei den Proben Bund C nach Erholung bei 200 K der Wert von
6V/Q der Probe A nicht erreicht wird. Dies ist im Gegensatz zu
den Beobachtungen in Al/21/ und Cu /8,42/, wo in Stufe 11,
wenn größere Cluster beobachtet werden, sich immer derselbe Wert
ergab.
Tabelle 10:
6V ! Q ZGA
Intensität im -4 -Bereich Probe Aus q
5 K 200 K
A 1.2 1.5 ± 0.1
B 0.7 0.8 ± O. 1
C 0.45 0.45± 0.15
- 54-
Als Deutung für das deutlich andere Verhalten von Gold sind ent
sprechend der Diskussion der Formel (7) (s. S. 9) denkbar:
1.) Die Clusterstruktur ändert sich ab einer gewissen Größe, so
daß die Auswertung der q-4-Intensität nicht richtig ist. Da
für gibt es aber aus der Huangstreuung keinen Hinweis.
2.) Der elektrische Restwiderstand ist bei der Erholung von Gold
kein gutes Maß für die Defektkonzentration. Dafür ergeben
sich aus dem Vergleich der Erholung von (6a/a) und 6p (Abb. 21)
Hinweise. Denn bei der kleinen Konzentration (Probe B)
scheint sich der Gitterparameter schneller zu erholen als
der Widerstand. Das wäre im Gegensatz zu der beobachteten
guten proportionalität der Erholung von 6a/a und 6p in Al
und Cu / 40,41/. Würde man als Konzentrationsmaß bei Probe B
(6a) benutzen, erhielt man einen Wert von 6V/Q, der ungefähr a
Probe A entspricht. In Anbetracht der Meßfehler ist diese
Erklärung aber nicht experimentell gesichert.
3.) Es gelten die Annahmen des 2-ZGA-Erholungsmodells (Seeger
/43/), das voraussagt, daß die ZGA erst in Stufe 111 wan
dern. Dann kann erklärt werden, daß abhängig von der Anfangs
dosis ein verschiedener Bruchteil der ZGA als freie ZGA vor
liegt und auch im Verlauf der Stufe 11 nicht zur Clusterstreu
ung beiträgt. Diese Annahme von unbeweglichen ZGA ist aber
unter anderem im Widerspruch zu den beobachteten Detrapping
reaktionen in der Cu-dotierten Probe. Außerdem ergeben sich
Probleme bei der Interpretation der Stufe 111 (s. S. 58).
4.) Der starke Einfluß der HaftsteIlen verhindert, daß alle ZGA
am Ende der Stufe 11 in großen Clustern vorliegen und so zur -4
q -Streuung beitragen. Nach Bestrahlung liegen die ZGA als
getrappte ZGA oder in Clustern vor. Es ergeben sich Hinwei
se (s. S. 31), daß die großen Cluster bei weiterer Bestrah
lung schneller wachsen als die kleinen, so daß eine ziemlich
breite Größenverteilung vorliegt. Da die kleinen Agglomerate
bis zum Ende der Stufe 11 an HaftsteIlen hängenbleiben kön
nen - dies wurde am Beispiel des Cu-Fremdatoms gezeigt, WO
bis 200 K nur sehr kleine Agglomerate gebildet wurden, so
daß sich praktisch kein q-4-Bereich bildete (s. Abb. 24) -
- 55 -
trägt ein gewisser Teil der ZGA nicht voll zur q-4-streuung bei.
Da aber in der Huangstreuung ein deutliches Clusterwachstum be
obachtet wird, muß man annehmen, daß die großen Agglomerate
leichter beweglich sind als die kleinen getrappten Agglomerate.
Dies erscheint (u.U. zusammen mit 2) als die wahrschein-
lichste Erklärung der bei kleinen Konzentrationen beobachteten
kleinen ~V/Q I - Werte für 200 K. ZGl'~
3. Diskussion des Erholungsverhaltens
Die Ausgangsdefektverteilung direkt nach Bestrahlung, die durch
ZGA-Agglomerate und einzelne getrappte ZGA gekennzeichnet ist,
entspricht der Verteilung arn Ende der Erholungsstufe I bei an
deren f.c.c.-Metallen. Dies erklärt sofort, daß in Gold keine
Erholungsstufe I E oberhalb von 5 K gefunden wird. Beim isochro
nen Erholungsprogramm beobachten wir eine Zunahme der Huang
streuintensität bis 200 K (Ende Stufe 11). Dieses Verhalten
weist sehr deutlich auf Clusterwachstum hin. In reinen Proben
nimmt die Clustergröße um das 3 - 4-fache ihres Wertes bei 5 K
zu (Tab. 9). Die Struktur dieser ZGA-Agglomerate ändert sich
bei der Erholung innerhalb der Meßgenauigkeit nicht.
In den dotierten Proben beobachteten wir unmittelbar nach der
Bestrahlung deutlich kleinere Clustergrößen. Auch bei der an
schließenden Erholung bis Stufe 111 unterdrücken diese Haftstel
len das Wachstum der Agglomerate.
Obwohl bei den reinen Proben nach Bestrahlung die Clusterkonzen
tration mit der Haftstellen-Konzentration übereinstimmt, sehen
wi! (Tab. 7) im Verlauf der Stufe 11 ein Clusterwachstum bzw.
eine deutliche Abnahme der Clusterkonzentration auf 2 - 4 ppm
(unabhängig von der Anfangskonzentration) . Das bedeutet, daß ein
Teil der Haftstellen ihre Effektivität verliert bzw. daß die
Wechselwirkung der Cluster untereinander (die abhängt von Cluster
größe und Dichte) stärker wird als die Haftkräfte. Auf der ande
ren Seite zeigen die kleineren Clustergrößen bzw. größeren Dich
ten in den dotierten Proben, daß der Einfluß der Haftstellen
auch bei höheren Temperaturen nicht völlig vernachlässigbar ist.
Beide Beobachtungen sind in Übereinstimmung mit den elektronen-
- 56 -
mikroskopischen Untersuchungen von Shimomura /34/. Er beobachte
te am Ende der Stufe I1 (an Proben, die bei 130 K bestrahlt wur
den) ebenfalls eine Konzentration von ZGA-Clustern, die deutlich
kleiner war als die Verunreinigungskonzentration der Proben. Auch
hier nahm aber die Konzentration der Agglomerate mit der Verun
reinigungskonzentration zu, während die Größe abnahm. Zusammen
fassend ergibt sich damit ein deutlicher Einfluß der HaftsteIlen
auf die Clusterzahl und Größe; quantitativ ist dieser Prozeß
aber noch weitgehend unverstanden. Das gesamte Erholungsverhal
ten in Stufe II kann qualitativ durch Trapping- und Detrapping
Prozesse und Clusterreaktionen (thermisch aktiviertes Gleiten in
gegenseitigem Spannungsfeld) bei gleichzeitigem Verlust von
Frenkeldefekten durch Rekombination verstanden werden.
Der Abfall in der Streuintensität in Erholungsstufe III läßt
sich dadurch erklären, daß die Leerstellen zu den ZGA-Agglomeraten
hinwandern und rekombinieren. Dies ist in Übereinstimmung mit
dem 1 ZGA-Erholungsmodell (für eine ausführliche Diskussion des
Modells siehe Schilling /42/. Qualitativ lassen sich die Beobach
tungen auch mit dem erweiterten 2 ZGA-Erholungsmodell (Seeger
/43/ erklären. Dabei muß angenommen werden, daß bei der Bestrah
lung ZGA-Agglomerate und einzelne unbewegliche ZGA gebildet wer
den. Die Detrapping-Reaktionen in den stark dotierten Proben
lassen sich allerdings besser mit einem beweglichen ZGA erklä
ren, wie es das 1 ZGA-Erholungsmodell annimmt. Der stärkere Ein
wand gegen dieses Modell ergibt sich aus der in Stufe III be
obachteten Auflösung der ZGA-Agglomerate. Denn wenn Stufe III
der Bewegung der ZGA zugeschrieben wird, müssen sich die Agglo
merate thermisch aktiviert auflösen. Dies erscheint bei der ho
hen Bindungsenergie der ZGA in Versetzungsringen /42/ sehr un
wahrscheinlich.
- 57-
V. Zusammenfassung
An Gold-Einkristallproben wurden nach Tieftemperatur-Elektronen
bestrahlung (5 K, 3 MeV) die diffuse Röntgenstreuung (CuK ) in
der Nähe der Bragg-Reflexe, die Restwiderstands- und die ~ltterparameter-Änderung untersucht. Die Messungen der diffusen Streu
ung erfolgten am (400)-, (200)- und (220)-Reflex in Richtung pa
rallel und senkrecht zum Streuvektor. Die Bestrahlungsdosis lag . 18 - 2
zWlschen (2-8) ·10 e Icm , und die entsprechende Änderung des
elektrischen Restwiderstandes betrug zwischen 21 und 102 nQcm.
Aus den durchgeführten Bestrahlungsexperimenten und der anschlie
ßenden Erholung lassen sich folgende Schlüsse ziehen:
1 .) ~...essungen direkt nach Bestrahlung bei 5 K zeigten im gesamten unter
suchten Dosisbereich eine Defektverteilung, die durch ge
trappte ZGA und durch ZGA-Agglomerate gekennzeichnet ist.
Diese Verteilung entspricht den BeObachtungen in anderen
f.c.c.-Metallen (wie Al und Cu) nach Erholungsstufe I. Dies
erklärt, daß in P,u im Gegensatz zu den anderen fcc Metallen keine Er
holunqsstufe I, die der freien Wanderung der Z~, entspricht, gefunden wird.
2.) Die in reinem Material festgestellte Clusterbildung kann
nur durch Transport der ZGA über große Strecken während der
Bestrahlung erklärt werden. Der Transport der ZGA kann so
wohl durch eine dreidimensionale Diffusion als auch durch
sehr lange Ersetzungsstoßfolgen erklärt werden. Durch Dotie
rung läßt sich die Clusterbildung unterdrücken. Bei einer
hohen Dotierung gelang es, einzelne an Cu getrappte ZGA zu
untersuchen.
3.) Da in reinen Proben die Clusterkonzentration der ZGA unab
hängig von der Elektronendosis ist und diese Clusterkonzen
tration mit der Konzentration der Verunreinigungen in den
Gold-Proben übereinstimmt, kann man annehmen, daß die Verun
reinigungen als Keime für das Clusterwachstum dienen.
4.) In reinen Proben bei 5 K ergibt sich ein linearer Zusammen-
hang zwischen Gitterparameter-und
und man erhält für das Verhältnis
(0.80 + 0.08) .103 (Qcm) -1.
Restwiderstandsänderung,
n = (~a/a)/~p den Wert o
- 58 -
5.) Die Konfiguration der bei 5 K beobachteten ZGA-Agglo-
merate ergibt sich als die von Versetzungsringen auf
(111)-Ebenen. Für die einzelnen an Cu-Fremdatomen ge
trappten ZGA ergibt sich die gemischte [111] -Hantel aus
Cu und Au als wahrscheinlichste Konfiguration.
6.) Beim Tempern wird in reinen Proben eine Zunahme der Huang
Streuintensität bis 200 K (Ende Stufe 11) beobachtet und
danach eine Abnahme in Stufe 111. Diese zunehmende Intensi
tät entspricht einem Clusterwachstum. Die Clustergröße nimmt
in diesen Proben urn das 3 - 4fache zu. HaftsteIlen in den
dotierten Proben können das Clusterwachstum deutlich unter
drücken.
7.) Das Erholungsverhalten und der Mechanismus des Clusterwachs
turns in Stufe 11 ist quantitativ noch weitgehend unverstan
den. Qualitativ kann das Verhalten durch Detrapping-Prozesse
und Clusterreaktionen (thermisch aktiviertes Gleiten von Ver
setzungsringen im gegenseitigen Spannungs feld) unter gleich
zeitigem Verlust von Frenkeldefekten durch Rekombination
verstanden werden.
8.) Der beobachtete Abfall der Streuintensität in Stufe 111 ist
durch die Rekombination von freiwandernden Leerstellen an
den ZGA-Agglomeraten zu verstehen. Alle Defektreaktionen,
die in Gold während der Bestrahlung und während der ein
schließenden Erholung beobachtet wurden, lassen sich mit
dem 1-ZGA-Erholungs-Modell interpretieren.
- 59 -
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