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Amt der Steiermärkischen Landesregierung Fachabteilung 18D – Verkehrserschließung im ländlichen Raum Kilometer ländliches Wegenetz in der Steiermark

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Amt der Steiermärkischen Landesregierung Fachabteilung 18D – Verkehrserschließung im ländlichen Raum

Kilometer ländliches Wegenetz in der Steiermark

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inhalt

Vorworte 3

Das Straßennetz in der SteiermarkUmfangreichstesVerkehrsnetzÖsterreichs 4 – 7

Geschichte des ländlichen StraßenbauesDerlangeWegzuden25.000Kilometern 8 –11

Funktionen der GüterwegeVonderVersorgungbiszurSicherheit 12 –15

land – Straße WegebauimländlichenRaum 16 –19

25.000 Kilometer – ein Grund zum Feiern?AnsichtenzumPhänomenStraßenbau 20 – 23

Mobilität im 21. JahrhundertAlteundneueDaseinsgrundfunktionen 24 – 33

innovative BaumethodenVonFrost-Tau-PeriodenunderdölfreiemAsphalt 34 – 39

Fa 18D – die Fachabteilung für Verkehrserschließung im ländlichen RaumAufgabenundLeistungen 40 – 43

Sammeln, sichten und sanierenGIS-EinsatzinderVerkehrserschließungundDokumentation 44 – 47

Von Paula, Emma und anderen EreignissenKatastrophenmanagementderFA18D 48 – 51

Güterwege-Referententagung 2009EinRückblick 52 – 59

technisches Glossar/Fachbegriffe 60

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Juni 2010

25.000 Kilometer ländliches Wegenetz in der Steiermark

FA18DVerkehrserschließung im ländlichen Raum

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DerWohnortundderArbeitsplatzsindmeistensfixdefi-niertundfürvieleMenschennurmitSchwierigkeitenzuverändern.BesondersimländlichenRaumsinddiesezweiKernelementeunserestäglichenLebensmeisträumlichgetrenntundzurÜberwindungdieserDistanzensindVerkehrswegenötig.DieBegriffe„Mobilität“und„ländlicherRaum“sinddeshalbengmiteinanderverknüpftunddieVerkehrsinfrastrukturimländlichenRaumistalsGesamtheitzusehen.DiesbeginntmitdertheoretischenPlanungimRahmenderRichtlinienundVorschriftenfürdenStraßenbau(RVS)sowieÖ-NormenundendetbeiderbautechnischenAusführungmitoftinnovativenProduktions-undLösungsansätzen.DiesewerdenteilweisewissenschaftlichbegleitetundimRahmenvonFörderprogrammenfinanziertundabgewickelt.

DievorliegendeBroschürewurdeanlässlichderfeierlichenEröffnungdes25.000.KilometersinderGemeindeArnfelsMitteJuni2010herausgegeben.DasMagazinbieteteinenÜberblicküberdieGeschichtedesländlichenStra-ßenbaues,unddieFachabteilung18DstelltsichdarinmitihrenLeistungenvor.WarendieAnfängedesländlichenStraßenbauesderverkehrsmäßigenErschließunggewidmet,gehtesnunvorallemumdiebedarfsgerechteErhaltungderWege.NeuekostensparendeBaumethodenundinnovativeLösungenvomerdölfreienAsphaltbishinzumodernstenGPS-VerkehrsleitsystemenundmultifunktionalenWeganla-generöffnenhierneueMöglichkeiten.ImmerwichtigerwirddieZusammenarbeit:InsiebenKlein-regionenmit39GemeindenwirdbeispielsweisederzeitimAuftragderSteiermärkischenLandesregierungimRahmenvonWegeerhaltungsverbändendiesystematischeundflä-chendeckendeErhaltungmitgenaudefiniertenQualitäts-standardsundeinerPrioritätenreihungerprobt.

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25.000 Kilometer ländlicher Straßenbau in der Steiermark sind wahrlich ein Grund zum Feiern. Mit viel Arbeitsaufwand und großen finanziellen Anstrengungen wurde in den vergangenen Jahrzehnten diese wichtige Infrastruktureinrichtung geschaffen.

Straßen sind gleichsam Lebensadern und haben die wirtschaftliche und touristische Entwicklung des ländlichen Raumes erst möglich gemacht. Die Landwirtschaft hat mit Erfolgsprodukten wie der Direktvermarktung oder dem Urlaub am Bauernhof ebenso davon profitiert wie unzählige Unternehmen, deren Betriebe ohne einen funktionierenden Wegebau wohl kaum existieren könnten.

Ländliche Straßen sind für einen starken ländlichen Raum notwendig. Jedoch gibt es auch Beispiele, wo die Straßen nicht verbin-den, sondern trennen. Und hohe Fahrge-schwindigkeiten bergen ein hohes Gefahren-potenzial. Der multifunktionale Raum „Stra-ße“ darf nicht zu einer Rennstrecke abgewer-tet werden. Es gilt vielmehr, ihn bewusst als Lebensraum für die Menschen zu gestalten.

Unser ländliches Verkehrsnetz wird nicht nur von Kraftfahrzeugen, sondern auch von den schwächsten Verkehrsteilnehmern wie den Radfahrern oder Fußgängern frequentiert. Unsere Ziele sind klar: Die Schaffung, der Er-halt und die ansprechende Gestaltung der Verkehrs-Lebensadern sowie die Entschleu-nigung gefährlicher Straßenabschnitte.

landesrätin Maga. Kristina Edlinger-PloderVerkehrsressortdesLandesSteiermark

Die Fachabteilung 18D – „Verkehrserschlie-ßung im ländlichen Raum“ des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung, Landes-baudirektion, hat mit ihrer Pionierarbeit im Güterwegebau in den Nachkriegsjahren unter der damals üblichen Bezeichnung ATA (Agrartechnische Abteilung) begonnen. Die Abteilung sieht somit auf eine jahrzehntelan-ge Geschichte und auf jahrzehntelange kon-struktive Erfahrungen zurück.

Das ländliche Wegenetz wurde ursprünglich unter Berücksichtigung der verschiedenen Verkehrssysteme so geplant und ausgebaut, dass es den Anforderungen einer Anbindung an das überörtliche Verkehrsnetz und der Be-wirtschaftung der land- und forstwirtschaft-lichen Grundstücke gerecht wurde. Die Zei-ten ändern auch das Anforderungsprofil an die Straßen, so dass die Mulitfunktionalität in Form einer kombinierten Nutzung als Rad-wege, Tourismus- und Schulbusrouten sowie als Versorgungs- und Entsorgungsstrecken bereits in der Planung beginnt.

Diese Mehrfachnutzungen der ländlichen Wege durch den Erholungs- und Freizeitver-kehr werden in der seit Frühjahr 2010 in der Fachabteilung 18D zum Einsatz kommenden Graphenintegrationsplattform (GIP) berück-sichtigt und stehen im Anwendungsgebiet der Verwaltung tagesaktuell zur Verfügung. Die Tätigkeiten der Fachabteilung 18D sind eine wichtige Säule im Straßen- und Ver-kehrswesen und dienen allen Bürgerinnen und Bürgern, die auch künftig mobil sein wollen.

Nicht zuletzt danke ich meinen engagierten und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern, die mit ihrem Einsatz dazu beitra-gen, die Verkehrsinfrastruktur des ländlichen Raumes zu sichern.

hofrat Dipl.-ing. Klaus SauermoserFachabteilung18D–VerkehrserschließungimländlichenRaum

Ein Grund zum Feiern

Infrastrukturelle Zukunft sichern

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VorabdieFakten:DieSteiermarkbestehtaus17Bezirkenund542Gemeinden.Siehat eine Fläche von 16.401 km² und1,208.372Einwohner.Vondiesen1,2Mio.Einwohnernwohnenrund55%imländli-chenRaumund45%inderStadt.ZumStraßennetz: 440 km Autobahnen undSchnellstraßenbenötigen6,2km²Fläche.DieLandesstraßenB(warenfrüherBun-desstraßen) umfassen 1.600 km und11,4km²Fläche.DieLandesstraßensind3.400kmlangmit20,2km²Fläche,undschließlichkommendieländlichenStra-ßeninsgesamtauf25.000kmLängeund73km²Fläche.DasländlicheStraßennetzinderSteiermarkbeträgtalsomehralsdievierfacheLängealleranderenStraßenzu-sammengenommen.

17.000 km asphaltierte Straßen sind nach derzei-tigem Anlagevermögen 2,5 Mrd. Euro wert.

DasStraßennetzdes ländlichenRaumesderSteiermarkumfasstrund25.000km,dassindca.46.000Weganlagenundrund7.000Brücken.EsistaufgrundderTopo-graphieundSiedlungsstrukturvonallenBundesländerndasmitAbstandumfang-reichsteVerkehrsnetz.DasländlicheStra-ßennetzumfasstalleStraßenundWegeunterhalbderKategorieLandesstraße,dievorwiegendderErschließungdesDauer-siedlungsraumesdienen.DerNeubauwertallerStraßen(inklusivederSchotterwege,ohnedieGrundstücks-kosten)beträgtetwa3,2Mrd.Euro.Vonden25.000kmStraßensindrund17.000kmasphaltiert–diesehabeneinenZeit-wertvon2,5Mrd.Euro.Durchdieständi-genBeanspruchungendesländlichenStra-ßennetzes, durch klimatische Einflüsse,natürliche Alterung der Baustoffe undSalzstreuungnimmtdieQualitätderStra-ßenkontinuierlichab.DeshalbsindeinelaufendeBeobachtungdesStraßenzustan-desundderrichtigeSanierungszeitpunktentscheidend.DurcheineZustandsbewer-

DieVerkehrserschließungimländlichenRaumistfastabgeschlossen.JetztgehtesumdiebedarfsgerechteErhaltungundumneueFormenderZusammenar-beit–zwischendenGe-meindenimRahmenvonWegeerhaltungsverbänden,aberauchimSpannungs-feldzwischenStraßenbau,MenschundNatur.

Das Straßennetz in der Steiermark Umfangreichstes Verkehrsnetz Österreichs

KLAUSSAUERMoSER

HofratDipl.-Ing.KlausSauermoseristFachab-

teilungsleiterderFA18D„Verkehrserschließung

imländlichenRaum“.

Güterwege – wichtige Verbindungswege im ländlichen Raum

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tungetwaallezehnJahreundeineGIS-KatasterdarstellungwerdendieMittelop-timaleingesetzt.

Drei Zustandskategorien

DieStraßenwerdenindreiZustandskate-gorienunterteilt,nämlichindieKategori-enA,BundC.Kategorie AwirdmitderFarbe„Grün“gekennzeichnet,Bmit„Gelb“undCmit„Rot“.BeiderKategorieAbrauchtmannurinstandzuhalten.DassinddieStraßen,dieinordnungsindodernureinerlaufendenErhaltungbedürfen.ZuderlaufendenEr-haltungzählen:FreihaltendesLichtraum-profils,Gräbenputzen,Entwässerungsein-richtungeninstandhalten,oberflächen-behandlungselektiv,oberflächenbehand-lung großflächig, Risse-Sanierung, Ban-kett-Pflege,SchlaglöcherausbessernundBöschungspflege.DieKostenbelaufensichproJahrundKilometeraufbiszu1.700Euro.DieKategorie BbetrifftdieInstandset-zung.DiessindstrukturelleVerbesserungs-maßnahmen imBereichderoberflächebeziehungsweisederDeckschichtenund/odereinerInstandsetzungderEntwässe-

rungseinrichtung.Hiermussmanteilwei-sedenUnterbauverstärken,dieAsphalt-schichterneuern,Entwässerungseinrich-tungen wiederherstellen oder Dünn-schichtbelägeaufziehen.DieKostenbe-tragenhierzwischen70.000und80.000EuroproKilometer.Kategorie Csind ländlicheStraßen,dieaufgrundsubstanziellerSchäden(zugerin-geTragflächeoderungenügendeTrassie-rungsanforderungen)defactoneugebautwerden müssen. Hier beträgt der Leis-tungsumfangab160.000EuroproKilo-meter.VersäumtmandengünstigstenIn-standsetzungszeitpunktundisteineNeu-errichtungaufderbestehendenTrasseer-forderlich,verdoppelnsichdieKosten.

Verschlechterung des Straßenzustandes

WieverteilensichdieseZustandskatego-rien in der Steiermark? Dies kann manaufgrundvonErhebungenvomJahr1991bisinsJahr2009sehrgutfeststellen.ImJahre1991warennoch68%imgrünenBereich,29%imgelbenund3%imrotenBereich.ImJahr2009waren60%imgrü-nen,35%imgelbenund5%imroten

Bereich.EshatalsoeineVerschlechterungstattgefunden–miteinemAnlagewert-verlustvon150Mio.Euroseit1991–ob-wohlseitensderGemeindenunddesLan-desständiginvestiertwird.WennimRah-meneinesKostenmodellsdiegesamten17.000kmasphaltierterStraßenimgrü-nenBereichwären,müsstemanlaufendnurinstandhaltenunddiejährlichenKos-tenwürdensichaufrund25Mio.Eurobe-laufen.

Pilotprojekt Wegeerhaltungsverbände

Anfang2004fordertederSteiermärkischeLandtagdieLandesregierungperBeschlussauf, in Pilotprojekten die Erhaltung desländlichenStraßennetzesdurchWegeer-haltungsverbändezuerprobenundumzu-setzen.Zielwares,dievorhandenenMittelundRessourceneffizienterundeffektivereinzusetzen.DaraufwurdenimPöllauer-tal, im Mürztal und im Raum GleisdorfderartigeVerbändeeingerichtet.DieEr-fahrungensindsehrpositiv:DieEffizienzwurdewesentlichgesteigert–durcheinengemeinsamen Einsatz der Ressourcen(Bauhöfe,Maschinen,Arbeitskräfte),durch

Basisdaten – Steiermark

5Das Straßennetz in der Steiermark

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dieVerlängerungderNutzungsdauerunddurchpräventiveMaßnahmen(Instand-haltung),durchdieGewährleistungeinesgleichmäßigen, zweckentsprechendenQualitätsniveausunddurchgemeinsameAusschreibungen (Mengeneffekte). Ein-sparungen im zweistelligen Prozentbe-reichwurdenerreichtdurchdieoptimierteAbwicklung,durchdieZuordnungderMit-tel und Maßnahmen nach DringlichkeitunddurchdieBerücksichtigungderregio-nalenGegebenheiten.

Q DieFA18DhatschonimJahr2003mitdenVorbereitungsarbeitenzurSchaffungderWegeerhaltungsverbän-debegonnen.DazugehörtendieVor-erhebungenundAbgrenzungendesVerbandsnetzes,dieZustandserhebun-gensowiedieAuswertungenundPrio-ritätenreihungen.

Q DiedreiimJahr2004gegründetenPi-lotverbändehabeneinGesamtver-bandsnetzvon1.028km.EssindfünfGemeindenimMürztalmit255km,sechsGemeindenimPöllauerTalmit234kmund17GemeindeninderEnergieregionWeiz-Gleisdorfmit539kmStraßenlänge.

Q 2004wardieInstandsetzungfürStra-ßenimgelben(bzw.roten)BereichderLeistungsschwerpunkt.ImJahr2005galtdasHauptaugenmerkderInstandhaltung.ImdrittenJahr(2006)galtes,dieInstandhaltungundIn-standsetzungfortzusetzen.

Q 2007wurdedemLandtagBerichter-stattet.NacheinempositivenBerichteinergemeinsamenArbeitsgruppemitGemeindeabteilungundStraßenbau-abteilungwurdeimDezember2008imAuftragderSteiermärkischenLan-desregierungeinModellversuchinsie-benKleinregionenmit39Gemeindengestartet.

Q Derzeitwerdenindiesen39Gemein-denmitknapp1.900kmStraßennetzErhaltungsverbändegegründet.Ge-plantistdiesteiermarkweiteUmset-zungdiesesModellsinbiszu85Klein-regionen.ZielistdieSubstanzerhal-tungdurcheinesystematische,flä-chendeckendeErhaltungmitgenaudefiniertenQualitätsstandardsundderVergabederFördermittelnachob-jektivenKriterienmiteinerPrioritä-tenreihung.

Förderung:

Die Förderung des ländlichen Straßenbaues hat in der Steiermark eine lange

Tradition. Die Grenzlandförderung schuf beispielsweise die Basis für die Ver-

kehrsinfrastruktur in den Gebieten in der Nähe des Eisernen Vorhanges.

Derzeit werden über die FA 18D die Erhaltung und der Umbau/Neubau von

ländlichen Straßen mit Landesmitteln bzw. EU-, Bundes- und Landesmitteln

gefördert. In den diversen Bauprogrammen werden ca. 300 Projekte, meist

mehrjährige Bauvorhaben, umgesetzt.

Die jeweils aktuellsten Förderinformationen erhält man

über die Webseite der Fachabteilung 18D.

Erhaltungsthematik/Zustandsübersicht/Recht

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Partnerschaften im ländlichen Raum

DerländlicheRaumisteinesensibleRegi-on,diedurchStraßenund InfrastrukturaufsanfteundnaturnaheWeiseerschlos-senwerdensollte.DieFA18DsetztdabeiaufzweipartnerschaftlicheModelle–aufdiePartnerschaftStraßenbau–MenschundaufdiePartnerschaftStraßenbau–Natur.

Bei der Partnerschaft  Straßenbau  – Mensch ist die geänderte Mobilität zuberücksichtigen.DerBerufsverkehrhatindenletzten30JahreninRelationzumFrei-zeitverkehr abgenommen, während derFreizeitverkehrzugenommenhat.DieTon-nagenhabensichebensoerhöhtwiedieVerkehrsfrequenzenunddieGeschwindig-keiten.UntersuchungendesKuratoriumsfürVer-kehrssicherheithabenFolgendesergeben:WennmandieAsphaltbreitevon3,5mauf4mverbreitert,sinddieBegegnungs-Geschwindigkeiten jePKWummindes-tens20km/hhöher–miteinementspre-chenden Unfallrisiko.Wir sprechen hiervon „Blutbahnen“. Wesentlich für denländlichenRaumistauchdieSicherstel-lungderVersorgungundEntsorgung.DieSpanne reicht hier von der Müllentsor-gung (mit einem eigenen Abfallwirt-schaftsgesetz)überdenSchultransportbiszu den Milchtransporten. Nicht zuletztgehtesumdenTourismusunddieDiversi-fikation inderLandwirtschaft.RadwegewerdengebautunddieZugangswegezurDirektvermarktungwerdengewährleistet.DieStraßenimländlichenRaummüssenjedenVerkehraufnehmen,nichtnurwiebeidenAutobahnenjenenderLKWs,derBusseundderPKWs,sondernauchjenenderRollerskaterundRadfahrerbiszudenReitern.

DiePartnerschaft Straßenbau – Naturist geprägt vom Bemühen, möglichstwenig in die Natur einzugreifen – mitniedrigen Entwurfsgeschwindigkeiten,wenigKunstbautenundnaturnaherBau-weise.DieFA18DstehtfürnachhaltigeBaumethoden,beideneninsbesondereaufdieVeredelungdeslokalverfügbarenMa-terials(HolzfürdieBrückengeländer,Sei-tenentnahmenvonSchottermaterialfürdieKalk-oderZementstabilisierungdes

Bodens)großesAugenmerkgelegtwird.Indiesem Zusammenhang ist das Bö-schungsprojekt „Blumenreich-Straßen-rand“alseinMeilensteininderPartner-schaftStraßenbau-Naturzusehen.

Resümee

DieHerausforderungenfürdienächstenJahresindeinstetigwachsendesStraßen-netzdurchzunehmendenVerkehrbeifi-nanziellen Sparpaketen. Einsparungspo-tenzialergibtsichdurchGemeindekoope-rationeninFormvonErhaltungsverbän-den.WirsetzenaufSynergieeffekteund

EffizienzsteigerungsowieaufsanfteundnaturnaheBaumethodenohneaufwendi-geKunstbauten.WenneinBauwerkeinfa-cherundkleinerist,sindauchdieInstand-haltungs-undInstandsetzungskostenge-ringer.NichtzuletztsorgteineobjektivePrioritätenreihung,verbundenmiteinersystematischenErhaltung,füreingleich-mäßigesQualitätsniveau,damitdieStra-ßensolangewiemöglichim„grünenBe-reich“bleiben.

themenstraßen boomen – davon profitieren Buschenschänken, Gastronomiebetriebe und Direktvermarkter.

Straßenbau, Mensch und natur sind keine Gegensätze, sondern bedingen einander. Das ländliche Wegenetz erfüllt somit unterschiedlichste Funktionen.

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7Das Straßennetz in der Steiermark

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DasGüterwege-StraßennetzinderSteier-mark umfasst heute 25.000 Kilometer.DasistdievierfacheFlugentfernungzwi-schenFrankfurtamMainundNewYork.oder anders gesagt, ein PassagierjetbrauchtzumAbfliegendieserStrecke32Stunden. 25.000 Kilometer sind eineenormlangeStrecke–undeswaraucheinweiterWeg bis zum heutigenAusbau-stand.ImLaufederZeithatsichauchdieBedeutung des ländlichenWegenetzeswesentlichgewandelt.EinweiterSprungindieVergangenheitzeigt,dassdieSteier-markbereitsimAltertumundimMittelal-terdurchdenNord-Süd-FernhandelEuro-pas frequentiert wurde. Die regionalenVerbindungs-undStichwegeschlossenandiese Fernverbindungen an. Mit einemWegebauimheutigenSinn,alsomitNeu-anlagenvonTrassenmitausgeglichenenSteigungen,regelmäßigenKehrenundge-ordnetenWasserableitungenhattendieseWegenichtszutun.Dennochwarenesda-malswieheuteVerbindungen,umMen-schenundGüterzusammenzuführen.

Von der Monarchie bis zum Ende des 2. Weltkrieges

In der Monarchie waren lediglich dieReichsstraßenrelativgutausgebaut.Aufden bäuerlichen WegeverbindungenherrschtenunvorstellbareZustände.Fuhr-leute mussten beispielsweise ständigSchaufelnundKrampenmitsichführen,umdieStraßenwiedernotdürftiginstandzusetzen.Undbisnachdem2.Weltkriegwaresüblich,dassdieBauernaufdemWegindasWirtshausdieHauemitnah-men,umunterwegsWasserabkehren zurichtenunddieärgstenLöcherwiederauf-zufüllen. In den Krisenjahren nach demErstenWeltkriegundinderdarauffolgen-den wirtschaftlichen Stagnation wurdedieBedeutungder landwirtschaftlichenProduktionerkannt.DieBäuerinnenundBauernsorgtenmitihrenErzeugnissenindenZeitenderNotdafür,dassdieMen-schennichthungerten.DeshalbwurdeimJahr1927derBeschlusszurFörderungderWege-Infrastrukturgefasst.ImJahr1928

IndenletztenJahrzehntenhatsichderSchwerpunktderArbeitderFachabtei-lung18Ddeutlichverla-gert.GingesfrühervorallemumdieWegeerrich-tung,sostehtheutedieErhaltungimVordergrund.WiehatsichnundieBe-deutungdesländlichenWegenetzesimLaufederJahregewandelt?

Geschichte des ländlichen StraßenbauesDer lange Weg zu den 25.000 Kilometern

HERBERTSTERN|HELMUTRÖMER

Beispiel für ländliche Erschließung: Die anfänge des Güterwege-baues in der Gemeinde Rohrmoos-Untertal (Bezirk liezen).

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wurdealsVorläuferderheutigenFachab-teilung18DdieAgrartechnischeAbteilungalsDienststelledesAmtesderSteiermär-kischenLandesregierunggegründet.Einzelne, vom Verkehr abgeschlosseneortschaften waren bereits vor den1930er-JahrenumdieVerbesserungderZufahrtenfürPferdegespannebemüht–wiezumBeispielPürgg,oppenbergoderRamsau.ErsteGüterwegeprojektewurdenetwazwischenStrechauundoppenbergoderStein/EnnsundDonnersbachwaldinAngriffgenommen.WegendergeringerenKosten(nureinFünftelderKosteneinesgleichlangenGüterweges)undderschnel-lenBauzeitenwurdenzurVersorgungvonabgelegenenBergbauernhöfenauchSeil-wegeerrichtet.BeidenerstenBauvorhabenwurdendasGrenzland und die Bergregionen bevor-zugt.InderWeststeiermarkwurdenbei-spielsweisedieGüterwegeSobothoderEngelweingarten,inderoststeiermarkderTeichalm-Güterweg oder der GüterwegRingkogel ab Hartberg errichtet. In derobersteiermarkentstandderGüterwegRohrmoosbeiSchladming.ImJahr1938wurdederGüterwegebaudemsogenann-ten „Agrarbauamt“ unterstellt, und bisEnde1943wurdenzahlreicheWegepro-jekte inAngriff genommen, zu welchenauchderArbeitsdienstundKriegsgefange-neherangezogenwurden.

Die Zeit ab 1945

Die Güterwegebauten wurden ab 1947entsprechend den verfügbaren Mittelnwiederaufgenommen.AbererstalsMitteder1950er-JahrekonntengrößereBau-fortschritteerzieltwerden–alsvonderbritischenBesatzungsmachtdamalsneu-artige Erdbaumaschinen wie CaterpillarundTraxcavator zurVerfügung gestelltwurden. Im Jahr1949wurdedieAgrar-technischeAbteilungwiedergegründet,zuderenChefderlegendäreHofratDipl.-Ing.FranzHödlernanntwurde,derdiesesAmtbiszuseinerPensionierungEnde1970in-nehatte.MitdemvermehrtenAufkommenvon BaumaschinenAnfang der 1960er-Jahrewaresmöglich,moderneBaume-thodenwieBodenstabilisierungundkorn-abgestufteSchottertragschichteneinzu-führen. Dem Boden wurde so viel Kalk,SandoderSchotterzugemischt,bisnach

Straßenbau seinerzeit: im hügeligen Gebiet mussten die Stützmauern mühsam händisch errichtet werden.

Eine arbeitspartie bei der herstellung des Grundbaues. Die Steine wurden in Packlagenbau-weise untereinander verkeilt.

Befestigung eines vormaligen lehmweges in Safenau (hartberg-Umgebung). Der Wegebau diente auch als arbeitsbeschaffung für die Bewohner der ländlichen Gebiete.

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9Geschichte des ländlichen Straßenbaues

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VerdichtungmitWalzeneinfestesPlanumentstand. Darauf wurde die eigentlicheTragschicht,bestehendausSchotterinab-gestuftenKorngrößen,mit20bis25Zen-timeterStärkeaufgebracht.Auchweitge-spannte Stahl- und StahlbetonbrückenüberdieMur,Mürz,Raab,Feistritz,SulmundEnnskonntenbewältigtwerden.

Geändertes Nutzungsverhalten

DerzunehmendemotorisierteVerkehrer-fordertedenSchutzderFahrbahnendurchBitumendecken,derenersteVersuchsbau-losezwischen1956und1958imUmkreisvon Krieglach, Deutschlandsberg undHartbergentstanden.DieGüterwegeder1930er-Jahre und der NachkriegszeitwarenaufdiedamalsgebräuchlichenPfer-defuhrwerkeabgestimmt.Diezunehmen-de Motorisierung der Bevölkerung waraberaneinvollfunktionierendesundaus-gebautesStraßennetzgebunden.Bereits1967hateinediegesamteSteiermarker-fassendeVerkehrszählungaufländlichenWegenergeben,dassdamalsnurknappeinDrittelderFahrzeugeaufGüterwegender Landwirtschaft zuzurechnen war.HeuteistnurmehreinBruchteilderLand-wirteimVollerwerbtätigunddiemeistensindZu-undNebenerwerbsbauern.Täg-lich fahrenhunderttausendePendler imMorgengrauenzuihrenArbeitsplätzenundkehrenabendswiederinihreHeimatge-meindenzurück.

Neue Herausforderungen

Die positiven Folgewirkungen einer Er-schließungdesländlichenRaumesbezie-hen sich nicht nur auf neue landwirt-schaftlicheBewirtschaftungsmethoden.EswirddadurchauchzumErhaltderKultur-landschaftbeigetragen,unddieRegionenwerdenzunehmendzurErholungfürdiestädtische Bevölkerung genutzt. DarausergebensichauchandereAnforderungs-profile fürdenStraßenbau.Multifunkti-onswege, also Straßen mit einer Mehr-fachnutzung für unterschiedlichsteVer-kehrsteilnehmer, stehen zunehmend imVordergrundderPlanungen.

Materialseilbahn in der Gemeinde haus im Ennstal. neben den Güterwegen wurden auch derartige transportmittel gefördert und errichtet.

Erste Baumaschinen wurden ab Mitte der 1950er-Jahre eingesetzt. Der Straßenbau erfuhr durch die technischen neuerungen einen Boom.

im laufe der Jahrzehnte hielt die Motorisierung Einzug auf dem land. Die vormals die Straßen beherrschenden Pferdefuhrwerke wurden zu touristenattraktionen.

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Fakten und Personen

Die Agrartechnische Abteilung des Amtes

der Steiermärkischen Landesregierung

wurde im Jahr 1928 gegründet. Damit

ging Zug um Zug die verkehrstechnische

Erschließung des ländlichen Raumes ein-

her. Der erste Vorstand war HR Dipl.-Ing.

Reinhard Simmler, und eines der Haupt-

arbeitsgebiete war neben der Wege-

errichtung die Erschließung von unweg-

samen Gebieten durch Seilwege.

Während des 2. Weltkrieges wurde die

Agrartechnische Abteilung aufgelöst.

Nach dem Kriegsende wurden die aus der

Ersten Republik bekannten Agrarbezirks-

behörden wieder installiert, und 1949

wurde die Agrartechnische Abteilung

(ATA) neu gegründet. Ihr Leiter war HR

Dipl.-Ing. Franz Hödl bis zu seinem Ruhe-

stand am 31. Dezember 1970.

Zwischen 1971 und Ende 1978 wurde

HR Dipl.-Ing. Reinhard Intichar zum

Abteilungsvorstand ernannt. Ihm folgte

bis Ende 1982 HR Dipl.-Ing. Günther

Adensamer. Mit HR Dipl.-Ing. Anton

Kürschner kam es dann wieder zu einem

Generationenwechsel an der Spitze. Als

für die Verkehrserschließung des ländli-

chen Raumes zuständige Fachabteilung

wurde die „Fachabteilung II e – Agrar-

technik“ in die Landesbaudirektion einge-

gliedert. Dies ermöglichte eine im Pla-

nungs- und Verkehrsbereich verbesserte

Integration des ländlichen Wegebaues in

das gesamtsteirische Verkehrskonzept.

Seit Mai 2004 leitet HR Dipl.-Ing. Klaus

Sauermoser die nunmehrige „Fachabtei-

lung 18D – Verkehrserschließung im

ländlichen Raum“.

Die zunehmende Bebauung des ländlichen Raumes erhöhte den Bedarf einer verkehrs-mäßigen Erschließung.

neues Mobilitätsverhalten: Fahrräder sind das optimale Verkehrsmittel für kurze Strecken und können sowohl Bedürfnisse des Berufs- als auch des Freizeitverkehrs abdecken.

Schwerverkehr auf einer Gemeindestraße in albersdorf-Prebuch: Durch die hohen tonnagen ist das Straßennetz einer Belastung ausgesetzt, für die es ursprünglich nicht konzipiert war.

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11Geschichte des ländlichen Straßenbaues

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DerWandelvoneinerAgrar-undIndustrie-gesellschaftzueinerDienstleistungsgesell-schafthatdazugeführt,dassdieüberwie-gend land-und forstwirtschaftlichkonzi-piertenWegeaufmehrereArtengenutztwerden.NebendenAnsprüchenderländli-chenBevölkerunginFormdesWirtschafts-,Berufs-undPendlerverkehrsbzw.zurMilch-abholung oder für den Schulbus werdenTeiledesländlichenStraßennetzesvermehrtvonder städtischenBevölkerungals Ein-kaufsraum,ErholungsraumsowiealsSport-undFreizeitraumgenutzt.Direktvermarkter,Buschenschänken,AnbietervonUrlaubamBauernhofsowieorganisatorenvonWan-der-undRadtourenprofitierenwesentlichvondieserEntwicklung.LändlicheGüterwegesindvielfachalsZu-fahrtswegeinFormeinerStichstraßekon-zipiert.DerrationelleEinsatzvonSchnee-räumungsgeräten, MilchsammelwägenoderSchulbussenlässtesoftgebotener-scheinen, dass diese Straßen zu einemNetzländlicherWegezusammengeschlos-

senwerden.DasWegenetzmüsstedannaber im Rahmen einer Gesamtplanungfestgelegtwerden,dieüberdieGrenzendereinzelnenGemeindenhinausgreift.DieGüterwegehabenmittlerweileeinesehrhoheAusbauqualität.All das führte zuneuenFunktionendes ländlichenWege-netzes.

Sicherung der Wohn- und Arbeitsverhältnisse

Erleichterung für nebenerwerbs landwirte

VielfachsinddieLandwirtezurExistenzsi-cherungvonzusätzlichenErwerbsquellenabhängig.GuteWegverbindungenunddiedadurch erhöhte Mobilität derArbeits-kräfteermöglichenesdenTagespendlern,ohne Aufgabe der Landwirtschaft undohneÄnderungdesWohnsitzeseinzwei-tesberuflichesStandbeinaufzubauen.

DasländlicheStraßennetzhatunterschiedlicheFunk-tionen.Esdientgesell-schaftspolitischenBedürf-nissenebensowiederErholungoderderVolksge-sundheit.ImFolgendenfindetsicheineAuflistungderLeistungendiesergrundlegendenInfrastruk-tureinrichtung.

Funktionen der GüterwegeVon der Versorgung bis zur Sicherheit

HELMUTRÖMER

Darstellung des Ziel- und Quellverkehrs der Marktgemein-de Schwanberg (Bezirk Deutschlandsberg).

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Gut ausgebaute Verbindungen sind ein wesentlicher Faktor für das leben auf dem land (im Bild die naturparkgemeinde Gasen, die 1.000 Einwohner hat und eine Fläche von 34 km²

Güterweg im Rebenland: Die Straßen dienen der Erschließung von landwirtschaftlichen Produktionsflächen und sind zugleich die Grundlage für den tourismus.

630.000 Besucher im Jahr mit Zufahrt über das niederrangige Straßennetz: Die therme loipers-dorf ist ein Beispiel für die erfolgreiche wirtschaftliche Erschließung des ländlichen Raumes.

Straßenerhaltung

AnstelledesNeubaueswirddieErhaltungdes ländlichen Straßennetzes zu einerimmergrößerenHerausforderung.

In der gesamten Steiermark werden jährlich rund 75 Mio. Euro für die nötigsten Sanierungsarbeiten ausgegeben.

Vorzirka30Jahren,inden1980erJahren,wurdeeinGroßteildesgeschottertenGe-meindestraßennetzesmitHilfevonBun-des- und Landesförderungen ausgebaut.DieländlichenGemeindenhabeneinenor-mesWegenetzzuverwalten,dasnunlang-sam zur Sanierung ansteht. Die StraßenwurdenfürwesentlichkleinereFahrzeugekonzipiertalsdieheutigenLastkraftwagen,MilchtransporterundlandwirtschaftlichenMaschinen.DieGemeindeHatzendorfalseinBeispielvonvielenwendetfürdenEr-haltdes100KilometerumfassendenStra-ßennetzesbiszu200.000EuroproJahrauf.InZeitenimmerknapperwerdenderGe-meindebudgetsistdaseineenormeAufga-befürdieKommunen.

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Mehr als 1.000 Schulbusse und etliche Eltern-PKW transportieren tagtäglich in der Steier-mark mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler.

Volkswandertag: Straßen dienen als arbeits- und lebensraum. Sie ermöglichen die teilnahme am sozialen, kulturellen und politischen leben.

Durch das ländliche Wegenetz wird die Versorgung des ländlichen Raumes mit den Gütern des täglichen Bedarfes sichergestellt.

Erwerbsmöglichkeiten durch „Urlaub auf dem Bauernhof“

TouristischeGästesindmittlerweilesehranspruchsvoll – auchwasdieZufahrts-möglichkeiten zum Urlaubsziel betrifft.SichereWegverhältnisse lassen oft erstden dringend benötigten Zuerwerb ausderVermietungvonFremdenzimmernamBauernhofzu.

Erhalt der notwendigen Besiedelungsdichte durch verbes-serte lebensbedingungen

DieganzjährigeBefahrbarkeitdesländli-chenWegenetzes imDauersiedlungsbe-reichisteinewesentlicheGrundlagedafür,dassdieBevölkerungnichtaneinenmeistentferntliegendenArbeitsortoderzumin-destinTallagenabwandert.

Verbesserte Wohn- und Betriebs-verhältnisse durch bauliche Maßnahmen

DurchdieErreichbarkeitvonHöfenmitLastkraftwagenwirdofterstdieMöglich-keitgeschaffen,dieWohn-undBetriebs-verhältnissedurchBaumaßnahmenent-sprechend zu verbessern. Damit wirdeinemweiterenVerfallveralteterBausub-stanzvorgebeugt.

Erfüllen von gesellschafts-politischen Bedürfnissen

Besuch des Kindergartens

DieVerkehrserschließung ländlicherGe-bietemachtofterstdenBesucheinesKin-dergartensmöglich.DieKinderbetreuungerlaubtdanneineBerufstätigkeit.

Die Zeit des unbegrenzten Wachs-tums ist zu Ende und es gilt, sich den neuen Herausforderungen of-fensiv zu stellen. Neue Aufgaben sind die Erhaltung und die Ent-schleunigung des ländlichen Wegenetzes. Dieses muss für alle, also auch für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer, fit gemacht werden. Radfahrer sollen etwa ohne Gefährdung und ohne zu-sätzliche Flächenversiegelung auf dem bestehenden Wegenetz fah-ren können.

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Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Gersdorf an der Feistritz: Ein gut ausgebautes Straßennetz ermöglicht im notfall eine rasche hilfe vor Ort.

teilnahme am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen leben

DurchdasländlicheStraßennetzwirdesderBevölkerungerleichtert,aktivamge-sellschaftlichenLebenteilzunehmen.

Bessere Versorgung

Günstige Einkaufs- und Zuliefer-bedingungen

EinvorhandenerGüterwegerleichtertre-gelmäßige Einkäufe und ZulieferungenverschiedensterArtfürunddurchdieregi-onalenNahversorger.

Sicherheit und Volksgesundheit

EinguterFahrwegeröffnetauchimorts-fernenSiedlungsbereicheinebessereundrascheBeistandsmöglichkeitfürEinsatz-kräfte, wie Feuerwehr, Polizei, RettungoderNotarzt.

Das ländliche Wegenetz ... Q umfasst alle Straßen und Wege unterhalb der Kategorie Landesstraßen, Q die überwiegend örtliche Erschließungsfunktion haben und Q öffentlich zugänglich sind.

Das ländliche Straßennetz ist in 46.000 Wegeanlagen mit rund 7.000 Brücken-objekten gegliedert und hat einen Anteil von rund einem Drittel am gesamtös-terreichischen Straßennetz. Bedingt durch die Topografie und die Siedlungs-struktur hat sich ein vergleichsweise überlanges Netz herausgebildet, das pro Jahr um 100 bis 150 Kilometer wächst. Dies entspricht einer jährlichen Wachs-tumsrate von 0,4 bis 0,6 Prozent.

Die Anteile des Arbeits- und Ausbildungsverkehrs nehmen ab, während die Be-deutung des Freizeitverkehrs überproportional ansteigt. Während die Dauer der im Verkehr verbrachten Zeit mit 80 bis 90 Minuten pro Tag und Einwohner seit Jahrzehnten nahezu konstant geblieben ist, hat sich die mittlere Fahrstrecke aufgrund der besseren Infrastruktur vervielfacht.

Der hohe Erschließungsgrad des ländlichen Wegenetzes stellt sicher, dass alle Ziele erreicht werden können. Allerdings liegt die mittlere Lebensdauer des ländlichen Straßennetzes bei 30 bis 40 Jahren, die in vielen Fällen bereits er-reicht worden ist. Eine der Hauptaufgaben der Gemeinden und der FA 18D liegt nunmehr in der Erneuerung und Instandsetzung bestehender Wegeanlagen.

Die laufende betriebliche und bauliche Instandhaltung sowie die bauliche In-standsetzung des Wegenetzes werden großteils von den Gemeinden finanziert. Insgesamt fließt in der Steiermark rund ein Zehntel der Gemeindebudgets in die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der Wegeanlagen. Durch Bedarfs-zuweisungen und Fördermittel unterstützt auch das Land Steiermark die Ge-meinden bei der Bewältigung dieser Aufgaben. Nach Modellkostenberechnun-gen der FA 18D liegt der jährliche Finanzbedarf für die bauliche Instandhaltung und Instandsetzung bei 75 Mio. Euro.

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15Funktionen der Güterwege

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ländliche infrastruktur: Für Wirtschafts- und tourismusbetriebe sind Erreichbarkeit und Mobilität die Grundlage für den wirtschaftli-chen Erfolg. Foto: Römer

StraßensinddieLebensaderndesländlichenRaumes.SiestellendieVersorgungderBevölkerungsicherunderfüllenebensoAufgabenderEntsorgung.BauaufträgeimRahmendesStraßenbauessindwertvolleImpulsgeberfürdielokaleWirtschaft,unddurchdiebessereErreichbarkeitwirdderBestandvonNahversorgernundanderenInfrastruktureinrichtungengesichert.Betrachtungendarüber,wasderWegebauimländlichenRaumbedeutet–fürdieKlein-undMittelbetriebe,fürdenTourismusundfürdieLandwirtschaftunddiebäuerlichenDirektvermarkter.

Land – Straße Wegebau im ländlichen Raum

DasStraßennetzsichertdenBestandvonsozialenundwirtschaftlichenInfrastruktureinrichtungen–undderStraßenbausorgtdurchAufträgeanlokaleUnternehmenfürWertschöpfungundKaufkraftinderjeweiligenRegion.

Wirtschaft, Kaufkraft, InfrastrukturWas eine ländliche Straße sichert ...

Straßen sind wichtig für die Daseinsvor-sorge.DiesgiltvorallemfürländlicheKlein-gemeinden,dieunterderAbwanderungvonKaufkraftleiden.DenndieGüterdestägli-chen Bedarfs können nur über Straßentransportiertwerden;essinddieVer-undEntsorgungslinienfürdenländlichenRaum.StraßensicherndadurchdenBestandderlokalenWirtschaftundtragenzumErhaltderArbeitsplätzeimländlichenRaumbei.DieBeauftragunglokalerBaufirmenstelltaucheinenbedeutendenWirtschaftsfaktordar.VonderWirtschaftskammerinAuftraggegebeneStudienbelegendiebesondereWirksamkeitkommunalerAufträgefürdieWirtschafteinerGemeindeundsogarfürdieganzeRegion.„WenneineGemeindebei-spielsweiseeineMillionEuroinFormvonAufträgenanörtlicheoderregionaleUnter-nehmeninvestiert,hatdiesbesondersstarkeEffekte, die bis 300.000 Euro zusätzlicheKaufkrafterzeugen“,erklärtJohannLampl,derRegionalstellenobmannderLeibnitzerWirtschaftskammer.

Durch eine Ein-Million- Euro-Investition in die lokale Wirtschaft werden zwischen 250.000 und 300.000 Euro zusätzlicher Kaufkraft in der Region erzeugt.

DiesozialeundwirtschaftlicheInfrastruktur,etwainFormvonGasthäusernoderNahver-sorgern,istnebenderVersorgungsfunktiongrundlegend für den sozialen und wirt-schaftlichenZusammenhaltdesGemeinwe-sens.Diesgehtauseiner2007veröffentlich-tenStudiederUniversitätfürBodenkulturinWienhervor.AuszugausderStudie:„Infra-struktureinrichtungensindwichtigeTreff-punkteundKommunikationsorte.Diesgiltvorallemfürnichtberufstätige,ältereundwenigermobileBewohner.Infrastrukturein-richtungenvorortbelebendasortsbildundentschleunigendenVerkehrsfluss.WerdenInfrastruktureinrichtungen an zentralenortenkonzentriertundunrentableNieder-lassungeninKleingemeindengeschlossen,fallen diese Nebeneffekte weg und eskommtbuchstäblichzueinerEntleerungderländlichenRäume.Weiterswerdendurchlo-kaleundregionaleInfrastruktureinrichtun-genauchArbeitsplätzegeschaffenunder-halten.DiesstärktdielokaleKaufkraft,ver-ringertdenDruck,eineauswärtigeBeschäf-tigungannehmenzumüssen,undvermin-dertdieAbwanderung.“

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Wandern im Rebenland: Gehen auf Wegen ist die einfachste (und eine der schönsten) aller Möglichkeiten, seinen Urlaub zu verbringen. Foto: Rebenland

Wiederentdeckung des öffentlichen Raumes: Straßen und Plätze sind wichtige Orte der Kommunikation, des aufenthalts und der Begegnung. Foto: Römer

ländliche Wege werden multifunktional genutzt – als transport-, Geh- und Reitwege. in der Steiermark gibt es übrigens mehr als 1.000 km Reitwege. Foto: Römer

DerTourismusisteinbedeutenderWirt-schaftsfaktorinvielenländlichenRegio-nen.Schi-undWandergebiete,Erholungs-orte,Thermen und andere touristischeEinrichtungenkönntenohneStraßen,wel-che die Gäste zu ihnen bringen, wohlkaum existieren.Allerdings assoziierenvieleGästeamZielangekommenmitdemAutoverkehrBegriffewie„Gestank“und„Lärm“.EsgiltalsoeinenSpagatzuma-chenzwischendenunterschiedlichenBe-dürfnissenderMenschen.RudolfHolzeristobmanndesTourismus-verbandes Rebenland in der Südsteier-mark. „Ein gut funktionierendes bezie-hungsweise ordentliches, befahrbaresStraßennetzistdieBasisunddieVoraus-setzungfürdaswirtschaftlicheBestehenderBetriebeindenvierRebenlandgemein-den“, erklärt er: „Die lokaleWirtschaftwirdangekurbelt,dadieTouristendurcheinStraßennetzzuunsfinden,vorortbeidenBetriebeneinkaufenundkonsumierenkönnen.DieGästehabendieMöglichkeit,aufGrunddesStraßennetzeseinebreitereAngebotspalettezuerlebenundleichterzu genießen und sie sind nicht nur anihrenBeherbergungsbetriebgebunden.“

Soziale Auswirkung des Straßennetzes

Infrastruktureinrichtungen,diedurchdenTourismusfinanziertwerden,bringenauchderBevölkerung, dienichtdirekt etwasdamitzutunhat,einenbesserenLebens-standard.DieserbessereLebensstandardkommtnichtnurdenMenscheninderRe-gionzugute,sondernnatürlichauchdenGästen.DerBegriff„Infrastruktur“ ist indiesemFall durchausweit zu fassen. EssindEinrichtungenwieStraßen,Trinkwas-serversorgung,Abwasser-undAbfallent-sorgung,Kommunikationseinrichtungen,Stromversorgung,Ärzte,Apothekenundsoweiter.

Gäste kommen und gehenStraßen und tourismus

Ökologische Auswirkungen

EinschönesStraßennetzistnatürlichauchgleichzeitigeinkleinesAushängeschildderRegion. Die Straßen können aber auchdurchAlternativenwieFahrräder,Elektro-fahrräderoderWandertourismusleichter,aber vor allem umweltfreundlicher ge-nutztwerden.ZusatzangebotewieTouris-mustaxisvermindernnatürlichdenVer-kehr ineinerTourismusregion,aberdiessetztnatürlicheingutesStraßennetzvor-aus.„WirTouristikerversprechendenGäs-teninunsererMarketingarbeitUrlaub,Er-holung, Genuss, Kulinarik“, sagt Holzer.„DamitunsereBetriebedasAnforderungs-profilunddieVersprechenaucherfüllenundeinhaltenkönnen, istesVorausset-zung,dasswireingutesbefahrbaresStra-ßennetzwerk haben. Damit können wiralleWünscheunsererTouristenerfüllen,umdiewirtschaftlicheZukunftderReben-landgemeindenzusichern.“

StraßenbringenTouristenzuihrenZielen.Dortbevorzu-genvieleGästedannRuheundUnberührtheit.WelchesozialenundökologischenAuswirkungenhatdasStra-ßennetzfürdenTourismus?

17Land – Straße

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Offene und gepflegte Kulturlandschaft: in Österreich befinden sich rund 90.000 landwirt-schaftliche Betriebe im Berggebiet – diese bewirtschaften rund ein Drittel der Grünlandflä-chen im alpenraum.

„DieDirektvermarktungfunktioniertnurdort,woKundenaufordentlichenWegenzudenentlegenenHöfengelangen.“DerWeinbauer Herbert Germuth ist davonüberzeugt,dassesfürBuschenschankbe-triebeundGästezimmervermieterwichtigist,dassdieWegeordentlichausgebautsind,„dasonstdieBetriebe,dieaufQuali-tätsetzenundsehrvielinMarketingin-vestieren, einen Imageverlust erleidenwürden.“FrüherwarendieBetriebemeistauf eine Selbstversorgung ausgerichtet,jetzthabensichdieUnternehmenspezia-lisiert,undesmüssenvieleBetriebsmittelfürdieProduktionzudenBetriebentrans-portiertwerden,damitdieerzeugtenPro-dukteüberdieDirektvermarktungzudenKundenkommen.

Kulturlandschafts- bewirtschaftung

InderSteiermarkgibtesdieBesonder-heitderStreusiedlung.DasheißtaufdenbäuerlichenBereichbezogen:WoderSitzdesBetriebesist,dortfindetauchdieBe-wirtschaftungder landwirtschaftlichenKulturen statt. Dadurch wird auch diePflegederKulturlandschaftgewährleis-tet.DurchdieExistenzsicherungderBe-triebebleibendieArbeitsplätzeameige-nen Betrieb erhalten oder es werdensogar zusätzliche geschaffen. PositiverNebeneffekt:DurchdasgutausgebauteWegenetzwerdenauchdieHöfesowiealle anderen Anwesen im ländlichenRaum stark aufgewertet und derVer-kehrswertderImmobiliensteigt.

Von Buschenschänken und Urlaub am Bauernhofländlicher Straßenbau und Direktvermarkter

DerländlicheWegebauistdieBasisfürjedenBetriebimländlichenRaumundsomitdieBasisfürdieExistenzsicherung.DiesgiltfürdieWirtschaft,aberauchfürbäuerlicheAngebotewieUrlaubamBauernhof.

Genuss pur bei einer almenland-Jause: Die almenland-hüttenwirte und die Direktver-markter setzen auf regionale Qualitätsprodukte – und auf nachhaltige Mobilitätskonzepte.Fo

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„Wenn die Straßenböschungen blühen,habendieGästedasGefühl,ineinemblü-hendenLandzusein“,sagtDipl.-Ing.FranzReiterervonderFA18D.„Jeschnellermanunterwegsist,destomehrreduziertsichdiebewusste LandschaftswahrnehmungaufdenStraßenrand.“Diebisherigeinten-sivePflegedurchMulchenzerstörtbuntblühendeRandstreifen,indemdieZufuhrvonNährstoffenverstärktunddasPflan-zenwachstumgefördertwird.ZusätzlichbeeinträchtigtabgeschwemmtesMaterialdie Durchlässigkeit der Straßengräben.DadurchnehmendiePflegeintensitätundderErhaltungsaufwandfürdieGemeindenpermanentzu.SeitdemJahr2003sinddiefünfNaturpark-GemeindenArnfels,Eich-berg/Trautenburg,Gamlitz,GroßkleinundSt.JohannimSaggautalaufgrundderIni-tiativederFachabteilung18DinSachenStraßenrandpflegevorbildlichunterwegs.Sie haben das österreichweit einmaligePilotprojekt „Blumenreich-Straßenrand“gestartet,umihreStraßenrändernatur-nahzupflegen.

Naturnahe Pflege der Böschungen

Im Rahmen des Projektes werden neueMöglichkeiten aufgezeigt, Straßen- undWegränderinderKulturlandschaftoptimalzu entwickeln. Die Straßenböschungenwerdennichtmehrgemulcht,sonderndasMähgut wird abtransportiert. Die Folge:blühendeStraßenränder,soweitdasAugereicht.DienaturnahePflegederStraßenbö-schungenhatinsgesamtpositiveAuswir-kungenaufdieNaturunddieLandschaftundsteigertdenErholungswert.DurchdasMähenundAbräumendesMähgutesent-stehenwiederblumenreicheWegränder,anwelchensichEinheimischeundGästeer-freuenkönnen.DieextensiveStraßenrand-pflegeübernehmenLandwirteausderRe-gion,welchedafür leistungsgerechtent-lohntwerden.DadurchwerdenaufDauerArbeitsplätzeimBereichderLandschafts-pflegegeschaffenunddieWertschöpfungwirderhöht.Nebendemlangfristiggerin-gerenPflegeaufwandergebensichauchfürdenTourismus viele positive Effekte. So

wurdeeinWander-undPflanzenführermitinteressantenTourenund Informationenherausgegeben. Die zweiteAuflage mit20.000StückwurdebereitsgedrucktundweitereAuflagensindinVorbereitung.

Gewinnung von Wildpflanzen-Saatgut

ImJahr2006erfolgteeineWeiterentwick-lung des Projektes: DieVerwertung desMähgutesdurchdieGewinnungvonWild-pflanzensamen. Bei der Produktion vonWildpflanzen-Saatguterhältmanaußer-demstaubfreiesundschonendgetrockne-tes Heu, welches sich hervorragend zurVerfütterunganPferde,SchafeundZiegeneignet. Ein renommiertes Institut inDeutschlandbescheinigtdemgewonne-nen Saatgut eine außerordentlich guteQualität.Blumenreich-Wildpflanzen-Saat-gutingrößerenMengenwirdvorallemfürBereiche,dienachBaumaßnahmenrekul-tiviert werden müssen, wie Straßenbö-schungen,oderzurNeuanlagevonWie-senflächeneingesetzt.

Blumenreich StraßenrandGepflegte Straßenränder, blühende landschaft

ImNaturparkSüdsteirischesWeinlandwirdseitJahreneinLeitprojektumgesetzt,dasdieBereicheWirtschaft/Tourismus,Umwelt-undLandschaftsschutzsowieNutzenfürdieLandwirtschaftaufeinzigartigeWeiseverbindet.

Durch die Gewinnung des Wildpflanzen-Saat-gutes wird ein einzigartiges, unverfälschtes naturpark-Produkt hergestellt, das ebenfalls zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung beiträgt.

Über 300 Pflanzenarten – darunter Raritäten wie beispielsweise heimische Orchideen und zahlreiche heilkräuter – finden hier lebens-raum. Foto: TB Lebensraum

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19Land – Straße

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Das ländlicheWegenetz der Steiermarkbeträgt 25.000 km. Hinter dieser ZahlstehtzunächsteineenormeLeistungimZusammenwirkenvonPolitik,Verwaltung,Wirtschaft,BürgerinnenundBürgern,umdieseAufgabestrategisch,technisch,logis-tischundökonomischimAufbauundBe-trieb bewältigen zu können. Dass diesprinzipiellüberJahrzehntehinweggelun-genist,istzweifelsfreieinGrundzumFei-ern.EinweitererGrund,diesesJubiläumfeierlich zubegehen, ist sicherlich,dassStraßenbaukeinSelbstzweckist,sondernmittelsStraßenVerbindungengeschaffenwerden,aufdenenheuteMenschenmitMenschenaufkomfortableWeisezusam-mengebracht oder Güter zu Menschentransportiertwerden.ZeitangemessenesLebenundWirtschaftenistohneeinfeinverästeltesStraßennetzundenkbar.Dem-entsprechend werden Straßen als „Le-bensadern“ des jeweiligen räumlichenGefügestituliert.NichtzuletztistimStra-ßenbauüberdieJahrzehntehinwegaucheinenormerWirtschaftsfaktorzusehen,

derinhohemMaßeArbeitsplätzegeschaf-fenundgesicherthatunddamitfürvieleFamiliendieprimäreEinkommensquellebildeteundbildet.AuchdasisteinGrundzumFeiern.

Neue Ansätze in der Erschließung

25.000kmGemeindestraßenundGüter-wegeinderSteiermark,dasisteinDritteldes ländlichenWegenetzes Österreichsunddementsprechendüberproportionalviel.DiesehoheZahldarfdahernichtnurbejubelt,sondernmussaucheinerkriti-schen Prüfung unterzogen werden, umerkennbarzumachen,dass25.000gebau-teStraßenkilometeraucheinenWende-punktinderErschließungspolitikderStei-ermarkeinleitenmüssen.DieserundeZahlstehtnämlicherstensauchfüreinenge-wissen„VerlustanNähe“undzweitensfüreine„verbauteZukunft“.WasistdamitimEinzelnengemeint?

DerStraßenbauisteinenormerWirtschaftsfaktorundunverzichtbarfürdenländlichenRaum.Dennochgiltes,denAspekt„Straße“unterverschiedenenGesichts-punktenzubetrachten.

25.000 Kilometer – ein Grund zum Feiern?ansichten zum Phänomen Straßenbau

GERLINDWEBER

Univ.-Prof.Dipl.-Ing.Dr.GerlindWeberist

LeiterindesDepartementsfürRaum,Land-

schaftundInfrastrukturamInstitutfürRaum-

planungundländlicheNeuordnungderBoKU

Wien.SieisteinederanerkanntestenExpertin-

nenÖsterreichsaufdiesemGebiet.

Beispiel für einen typischen Siedlungsraum im ländlichen Bereich

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Die netzstruktur und Raumordnung stehen im engen Zusammenhang miteinander. Der Bau eines hauses bedingt auch die verkehrsmäßige Erschließung.

innovative nahversorger bieten eine Vielzahl von Produkten. Durch eine Zersiedlung wird es immer schwieriger, die Versorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfes sicherzustellen.

Wie weit geht die Mobilität auf Kosten der Umwelt? immerhin ein Viertel der gesamten treibhausgas-Emissionen geht auf das Konto des Verkehrs.

Erstens: Die Nähe

HinterderständigenAusdehnungdesnie-derrangigenStraßennetzesverbirgt sichvorallemdiezunehmendeDekonzentrati-ondesSiedlungsgefüges.Damit istzumeinendasAusufernder Städtean ihrenRänderninihrUmlandhineingemeintundzum anderen die enorme Zersiedelung.Darunterverstehtmandieungeordneten,weitgestreutenSiedlungsformationenimländlichenRaum,dieeinweitmaschigesStraßennetz nach sich ziehen. Dies be-dingteinetendenzielleEntkoppelungderWohnstandorte von den Betriebs- undVersorgungsstandortensowievomLinien-angebot des öffentlichenVerkehrs undstehtsofürdenVerlustanNähebeiderorganisationdestäglichenLebens.

Die im Alltag zurückge-legten Wege wurden in den letzten Jahrzehnten immer länger und dem-entsprechend können sie immer weniger zu Fuß oder mit dem Rad zu-rückgelegt werden.

Dies isteinederHauptursachenfürdasstetigeAnsteigenderFahrleistungen immotorisierten Individualverkehr.MitderzunehmendenAuflösungkompakterSied-lungsstrukturenwirdesaberauchimmerunwahrscheinlicher, dass sicheineguteGrundversorgungvorallemamLandauf-rechterhalten lässt. Streusiedlungsge-meindenwarendieersten„opfer“beimNiedergangderöffentlichenundkommer-ziellenDaseinsvorsorge.Mandenkeindie-sem Zusammenhang an die SchließungvonGeschäftenallerArt,aberauchandasAuflassenvonVolksschulen,Postämtern,Banken, Pfarren, Gendarmerieposten,Gasthäusernetc.BeikompaktenSiedlungenlässtsichdieKaufkraftunddiegenerelleBinnenorien-tierungderBewohnervielleichtervorortbindenalsbeistarkzersiedeltenGebieten.EskanndaherderSchlussgezogenwer-den,dasseinweitererAusbaudesländli-chenStraßennetzesnichtnurmiteinerweiterenphysischen„Entdichtung“,son-dernauchmiteinerweiterenfunktionel-

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2125.000 Kilometer – ein Grund zum Feiern?

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Biomasse-Kraftwerk in der Marktgemeinde haus im Ennstal: Die Belieferung mit hackgut erfolgt durch lokale landwirte unter nutzung der ländlichen Güterwege.

innovationen in der landwirtschaft für die Wege-Erhaltung und für den Bodenschutz: Ein ge-zielter aufbau von humusböden ist eine hervorragende Prävention gegen abschwemmschäden.

Jede Generation hat spezielle Mobilitätsbedürfnisse. Mit steigendem alter ab 55 Jahren tritt das „Zu-Fuß-Gehen“ wieder in den Vordergrund. Umso wichtiger wird eine dezentrale Versor-gung mit Einkaufs-, Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen.

len„Entmischung“einhergehenwürde–wasaberganzgegendieAbsichtverstößt,zukunftsfähigeStrukturengeradeauchimländlichenRaumzusichern.

Zweitens: Verbaute Zukunft

DasssichderSchwerpunktfürdieabseh-bareZukunftaufdieInstandhaltungundUmgestaltungdesländlichenStraßennet-zesverlagert,zeigtderBlickaufdieMe-gatrends,diehierdieRahmenbedingungenimerheblichenMaßebestimmen:

Der Klimawandel

InunserenBreitenverursachtderVerkehrrundeinViertelderjährlichenTreibhaus-gasemissionen,davonentfallen94%derEmissionendiesesSektorsaufdenStra-ßenverkehr (Verkehrsclub Österreich(VCÖ) 2008).Während es etwa in derLandwirtschaftoderbeiderRaumwärmegelang, die Treibhausgasemissionen zusenken,sinddiesebeimVerkehrseit1990um75%angestiegen (UBA,2009).WiestarkdasAusmaßalsauchdieArtdesVer-kehrsaufkommensdurchdiehierdisku-tierteThematikmitbestimmtwerden,zei-genfolgendeimJahr2001vomVCÖerho-beneDaten:

Ein Viertel der Fahrten, die mit dem PKW abgewi-ckelt werden, sind kürzer als zwei Kilometer, und die Hälfte der Fahrten sind kürzer als fünf Kilometer.

(VCÖ,2001)

Das Güter- und Gemeindestraßennetzweiterauszubauenkönntealsoheißen,dieEntstehung von motorisiertemVerkehrvoranzutreibenunddamitgegendenKli-maschutzzuverstoßen.VordiesemHin-tergrundgiltesnichtnurzueinemEndedesStraßenausbaueszukommen,sondernvielmehrdieMöglichkeitenvonEntsiege-lungenunddesRückbauesauszuschöpfenunddasländlicheStraßennetzbesonders

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len ländlichen Regionen insgesamt zueinem (weiteren) Schrumpfen der Ge-samtbevölkerungkommen.FürdiehierimMittelpunktstehendeThematikheißtdasnichts anderes, als dass immerwenigerErwerbstätigeeine immerweitläufigereInfrastrukturund immermehrGebäudeerhaltenwerdenmüssen.ManläuftalsomitdemfortgesetztenAusbaudesStra-ßennetzesundSiedlungsraumesGefahr,nichtnurdiebaulichenÜberkapazitäten,sondern auch die finanziellenAltlastenvon morgen zu schaffen.Wenn immermehrMenschenimmerälterwerden,dannsindkompakte,durchmischteSiedlungs-strukturen gefragt, in denen möglichstvieleWegeimUmweltverbundzurückge-legtwerdenkönnen–istdochdavonaus-zugehen,dasseinewachsendeZahlvonPersoneninihrer„Raumtüchtigkeit“ein-geschränktseinwird.

Die eingeengten Finanzierungsspielräume

DiegegenwärtigeWirtschaftskrisebringtaufdramatischeWeiseansLicht,dassesgerade die ländlichen Kleingemeindenwarenundsind,dieimVerhältniszuihrerEinwohnerzahl weit mehr Flächen fürSiedlungs-undVerkehrszweckeverbrauchthabenalsgrößereKommunen(WINKLER,2007). DerAusbau des niedrigrangigenStraßennetzeserweistsichsoalsgewich-tigerBausteindernunmehrigenZahlungs-schwierigkeiten einer wachsenden ZahlvonKommunen.BesondersschwerwiegtdieserUmstand,alsvieleInvestitionen,dieimAusbauboomder1960erund1970erJahregetätigtwurden,nundringendenEr-neuerungsbedarfanmelden.EinhohesIn-vestitionsvolumenwirdsodurchdieSa-nierungderbereitsexistierendentechni-schenInfrastrukturanlagengebunden.DieSteiermarkrealisiertderzeitsehrerfolg-reichdenAufbauvonWegeerhaltungsver-bänden,umdievorhandenenGeldmittelbestmöglicheinzusetzen.

Fazit und Ausblick

DievorangegangenenAusführungensoll-tenzeigen,dassdasJubiläum„25.000kmländlichesWegenetz inder Steiermark“ausmannigfaltigenGründendenWende-punkt in der Straßenbaupolitik dieses

Bundeslandesmarkierensollte.DerFest-aktstehtalssymbolischeZäsur,überderdasMottofürdenländlichenWegebauderZukunftsteht:„VomAusbauzumUmbauundRückbau!“UndgeradedieSteiermarksetzt beim ländlichen Straßenbau neueundbeachtenswerteAkzente,etwabeidermultifunktionalenNutzungdesWegenet-zes,dasfürandereVerkehrsteilnehmerwiezumBeispielRadfahrerundFußgängerge-öffnetundaufdieBedürfnissedieserVer-kehrsteilnehmer besonders abgestimmtwird.DieSicherungderlokalenInfrastruk-tur,dieregionaleWertschöpfungundin-novativkostensparendeundumweltscho-nendeBauverfahrensowiederAufbauvonWegeerhaltungsverbänden sind weiterepositivePunkte.

fürdieFußgängerundRadfahrermaßge-schneidertzugestalten.

Die Energiewende

InengemZusammenhangmitdembisherAusgeführtenstehtauch,dassesdieEner-giewendezumeisterngilt.DamitsindEin-sparungen,EffizienzsteigerungenundderEinsatz erneuerbarer Energieträger ge-meint.DerAusbaudesländlichenWege-netzessollindiesemZusammenhangkri-tischbetrachtetwerden.Dennjederzu-sätzliche Kilometer Straße verbrauchtEnergie bei Errichtung und Betrieb, be-günstigtextremenergiezehrendeNutzun-gen,nämlichzusätzlichenmotorisiertenVerkehrundfortgesetzteSiedlungstätig-keit„aufdergrünenWiese“undschmälertdieprinzipielleMöglichkeit,denBodenzurHervorbringungvonerneuerbarenEner-gieträgernnutzbarzuhalten.

Der Bodenschutz

DieVersiegelungdesBodensimZugederAusweitungdesStraßenraumesundderSiedlungsbereichebringtzumeinenzahl-reichenegativeökologischeAuswirkungenmit sich, die in Summe die qualitativeLeistungsfähigkeitdesBodenssukzessiveherabsetzen, wie etwa seine Kapazität,Niederschlagswasser zu speichern, Co

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undandereTreibhausgasezubindenoderdieAustauschprozesse zwischen Bodenund Luft in Gang zu halten. Neben derNotwendigkeit, denBodenausökologi-schenRücksichtenzuschonen,istesauchnotwendig,denBodenvorVersiegelungmöglichstkonsequentzuschützen,weildurchdieAblösungderfossilenÄradurchdassolar-oderbioenergiebasierteZeital-terdemBodennebenderEnergiebereit-stellungverstärktauchdieAufgabezufal-lenwird,dieIndustrierohstoffeundArz-neimittelausgangsstoffehervorzubringen.

Der demographische Wandel

Die demographischen Prognosen gehendavonaus,dassesbinneneinerGenerati-onzuerheblichenVerschiebungenimBe-völkerungsaufbaukommenwird,beidemösterreichweitimmerwenigerKinder,Ju-gendlicheundErwerbstätigeimmermehrPensionistinnenundPensionistengegen-überstehenwerden.Zudemwirdesinvie-

ZitierteLiteratur:

Umweltbundesamt (UBa): austria’s annual Greenhouse Gas inventory 1990–2007, Eigenverlag 2009

Verkehrsclub Österreich (VCÖ): Klima-faktor Verkehr – Wege zur klimaverträglichen Mobilität, Eigenverlag 2001

Verkehrsclub Österreich (VCÖ): Klima-schutz im Verkehr, Eigenverlag 2008

WinKlER, Matthias: Flächensparsame Siedlungsentwicklung – ein „nachhal-tig“ verfolgtes Ziel? in: RaumPlanung 132/133/2007, Seite 119 ff.

2325.000 Kilometer – ein Grund zum Feiern?

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Menschensindmobil,wennsie ineinervertretbarenZeitdieGrundfunktionendesmenschlichen Lebens erfüllen können.DieseDaseinsgrundfunktionensindWoh-nen,Arbeiten,Bildung,Freizeit,ErnährungundKonsum.Umdaszuerledigen,istVer-kehrnotwendig.UnterVerkehrsaufwandverstehtmanindiesemZusammenhangdiezurückgelegtenKilometerineinembe-stimmten Zeitraum. UmVerkehr zu er-möglichen, errichten wir also Straßen,Bahnstrecken,Internetleitungenetc.DiesalleskannmanzusammenfassenunterdersogenanntenVerkehrsinfrastruktur.Straßenbau ist also notwendig, um dieMobilitätsbedürfnissezubefriedigenunddieFunktionendestäglichenLebenserfül-lenzukönnen.Prof.HermannKnoflacher,

einerderführendenVerkehrsexpertenÖs-terreichs,wiederumbehauptet:„WerStra-ßensät,wirdVerkehrernten!“Erunter-stelltdamit,dassStraßenVerkehrerzeu-gen. Laut Knoflacher wäre es also einTrugschluss,voneinem25.000Kilometerumfassenden ländlichenStraßennetz inderSteiermarkaufeinesteigendeMobili-tätzuschließen.WelcherAnsatzistnunderrichtige?

Moderne Technologien vs. ver-kehrsaufwändigem Lebensstil

Mit modernenTechnologien kann manvieleAngelegenheitenvonzuHauseauserledigen.DerEinsatzvonComputer,In-

WasbedeutetMobilitätfürdieMenschen?Wieverän-dernsichdadurchunsereDaseinsgrundfunktionenwieWohnen,Arbeiten,Bil-dungoderKonsum?EinekritischeAuseinanderset-zungmitdemProdukt„StraßeimländlichenRaum“undmitzukünfti-genHerausforderungenimStraßenbau.

Mobilität im 21. Jahrhundert alte und neue Daseinsgrundfunktionen

FRANZREITERER

Dipl.-Ing.FranzReitereristalsLeiterdesReferatesBauausführungderFA18DzuständigfürdieUmsetzungderStraßenbauvorhabenimländlichen

Raum.Dabeigiltes,dieBauvorhabenunbürokratisch,rasch,qualitativhochwertigundnaturnahherzustellen.

HintergrunddesArtikels„Mobilitätim21.Jahrhundert“ist,dassderStraßenbauunterschiedlichsteFunktionenhatundnichtaufdasSchotternundAs-

phaltierenvonGrundstücksteilenreduziertwerdenkann.StraßenbauistmitRisiken,abervorallemmitChancenverbunden.Dennaktuelleundzukünf-

tigeEntwicklungenbietenvieleneueMöglichkeiten.

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Senioren,KinderoderJugendliche,entste-henMobilitätsdefizite. Studienbelegen,dassimländlichenRaumderAutoverkehrüber90%desgesamtenVerkehrsaufkom-mensbeträgt.DiesezahlenmäßigeÜber-machtbewirktwiederum,dassdieStraßefürFußgänger,Radfahrer,Freizeitsportlerusw.unattraktiverundgefährlicherwird.EskommtzueinemweiterenRückzugdie-serVerkehrsteilnehmer.EshängtalsovomBewahrenderNahversorgungab,obdurchdenStraßenbaudieMobilitäterhöhtwirdodersicheherreduziert. AufdenPunktgebracht,kannmansagen:Nahversorgungist alles. ohne Nahversorgung ist allesnichts.

Eine neue Daseinsgrundfunktion entsteht – das „Autofahren“

Die genannten Überlegungen treffen ineinemeinzigenFallnichtzu:DasAutofah-ren wird zu einer zusätzlichen Daseins-grundfunktion. IndiesemFallwürdederFaktorZeitfürdasAutofahrennichtnega-tivwirkenundsichdieMobilitätinjedemFallverbessern.DieFrage,obdasAutofah-renzueinerDaseinsgrundfunktionseinesLebensgewordenist,kannsichjederselbststellen.IstmeinLebenindieserFormohneAutovorstellbaroderbinichwirtschaft-lich, sozial und kulturell ohne dasAutonichtüberlebensfähig?

Habe ich mein Leben und meinen Lebensstil so auf das Auto ausgerichtet, dass es unverzichtbar ist?

DieserGedankeklingtaufdenerstenBlickirreal,istaberinsofernnichtvonderHandzuweisen,davondenAutoherstellernge-waltigeAnstrengungenaufdiesemGebietunternommenwerden.AutofahrenmachtSpaßundesistkeineZeitverschwendung,sondern Lustgewinn. Die Daseinsgrund-funktion„Erholung,Freizeit“wirddamitzufriedengestellt.AndereGrundfunktio-nendestäglichenLebens,wiezumBeispieldieErnährung,wandernindasAuto.DieGetränkehalterungen,Ablageflächen fürSpeisenusw.werdenimmerkomfortabler.„Drivein“-Anlagen,womansichEssenimVorbeifahrenindasAutoholenkann,boo-men.EbenfallskannmansichüberFrei-

ternet,Handyetc. führt zuFernmatura,Fernstudium,Heimarbeitsplätzen,Essens-zustelldiensten, Internet-Shopping etc.DieFolge:DerVerkehrwirdreduziert.ImGegensatz dazu pflegen wir einen sehrverkehrsaufwändigen Lebensstil. Erledi-gungendestäglichenLebenswandernindieFerne:DerNahversorgerverschwindetinvielenBereichen.DienotwendigeMobi-litätwirdnurmehrdurchleistungsfähigeStraßen gewährleistet, auf denen hoheGeschwindigkeitengefahrenwerdenkön-nen.

Rücken unsere Daseins-grundfunktionen weiter in die Ferne, als wir durch höhere Geschwindigkei-ten wieder wett machen können, sinkt unsere Mo-bilität.

Ebenfalls sinktdieMobilität,wenn sichaufgrunddergrößerenEntfernungdieZu-sammensetzung desVerkehrs dahinge-hendändert,dassFußgängerundRadfah-rerreduziertwerdenunddieAnzahlderAutofahrervergrößertwird.Fürnichtmo-torisierteVerkehrsteilnehmer,besonders

Genuss pur auf der Radspur: Die Steiermark verfügt über ein Radroutennetz von 2.000 km, das sich über 64 Radrouten erstreckt – 13 davon sind hauptradrouten.

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Die andere Seite der Mobilität: Stau auf einer autobahn. aber auch hier wird das auto für andere Grundfunktio-nen wie telefonieren oder Essen genutzt.

nenohneeingutausgebautesländlichesStraßennetznichtindiesemAusmaßer-folgt.DurchdenWegebaukanneinegrö-ßereAnzahl von Gemeindebürgern amwirtschaftlichenErfolgteilhaben.

sprecheinrichtungen oder Computeran-schlüssedieGrundfunktion„Arbeiten“insAutoholenundsomitZeitsparen.HörtmaneineCDmitSprachlernprogrammen,kannmansogardieGrundfunktion„Bil-dung“imAutoausüben.

Hurra! Wir haben eine neue Straße.

VonvielenEntscheidungsträgern indenRegionenwerdenimmerwiederleistungs-fähigereStraßengefordert.DieSchuldanEntwicklungsdefizitenwirdaufdiefehlen-deStraßegeschoben.Meist kommtdieErnüchterung relativ bald.Wenn es ineinerRegionkeinAngebotfürdieBefriedi-gung der Daseinsgrundfunktionen gibt,wirddurcheineneueStraßekeinZuwachsanWertschöpfung erfolgen,sonderneswerdensichimGegenteildieGrundfunk-tionenweiterindieFerneverlagern.EineRegionwirdreduziertaufdiereineWohn-undErholungsfunktion.EineGenerationspätererfolgtmeistdieAbsiedelungundderUmzug ineinurbanesZentrum.DieneueStraßewirdzueinerEinbahnstraßeindiefalscheRichtung.

Was haben Loipersdorf und Glanz an der Weinstraße gemeinsam?

Sucht man Gemeinsamkeiten, so stößtmansofortaufstarkeProdukte.ImFallevonGlanzistesdersteirischeWein,derweltweit einen hervorragenden Ruf ge-nießt.InLoipersdorfgibteseineThermemit internationalemTop-Standard. Ge-meinsamhabenbeideRegionennichtnurProdukte, die imTrend liegen, sondernauch die hohe Qualität und die Unver-wechselbarkeit.GemeinsamhabenbeideorteauchdiefleißigenGemeindebewoh-ner, die permanent an der Qualität derProdukte arbeiten und nicht nur gutenWeinherstellenundgesundesThermen-wasser zur Verfügung stellen, sondernauchdieLandschaftunddasgesamteUm-feldpflegen.AufdenzweitenBlickhabenLoipersdorfundGlanzanderWeinstraßeauchnochetwasgemeinsam:Siehabenkeineleis-tungsfähigeStraßeundkeinedirekteAn-bindungandashochrangigeVerkehrsnetz.Sie haben auch keine Bahnverbindung.Beide ortschaften liegen dezentral undnichtandensogenanntenGunstlageninBezug aufVerkehrsanbindung. Die ortedienenalsBeispiel,dassmanfüreineer-folgreicheRegionalentwicklungnichtun-bedingteineAutobahnhabenmuss. Je-dochwäredieEntwicklungbeiderRegio-

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„Bikeline“ in der Ökoregion Kaindorf: Schulkinder fahren auf gut gesicherten Radwegen zur Schule. Spaß, Sport und Umweltschutz gehen hier hand in hand.

Ländliche Straßen – Lebensadern oder Blutbahnen?

Straßenverbinden,siekönnenaberauchtrennen. Einige Beispiele verdeutlichendiesenscheinbarenWiderspruch:

Schulweg.Kinder,diefrüherzuFußodermitdemRadzurSchulekamen,steigenaufgrunddergesunkenenVerkehrssicher-heitaufAlternativenum.Schulbuslinienkönnennurwirtschaftlichbetriebenwer-den,wennmöglichstgroßeBusseVerwen-dungfinden.DiesbewirktlangeFahrzeitenfürSchüler,welchemitdemRadoderzuFußvielschnellerinderSchulewären.Ge-sundheitsproblemederKinderdurchfeh-lende Bewegung sind die Folge. Sicher-heitsproblemeaufdemländlichenStra-ßennetz, welches einstreifig ausgebautundfürdasBefahrenmitgroßenSchul-bussen nur bedingt geeignet ist, sindebenfallseineTatsache.AufgrunddieserRahmenbedingungennehmen„Elternta-xis“trotzeinesflächendeckendenGratis-schulbusses zuundFahrtenwerdenbe-zahlt,jedochoftnichtkonsumiert.Wegender Elterntaxis gibt es zunehmend imNahbereichvonunzähligenSchulenVer-kehrsprobleme.DieletztenFußgängerundRadfahrerwerdenvondenStraßenver-trieben.

Alleine mit dem Bereich Radfahren ist ein gewalti-ger Wirtschaftsfaktor ver-bunden. Laut einer Studie der Wirtschaftskammer Österreich sind damit di-rekte und indirekte Wert-schöpfungseffekte in der Höhe von rund 880 Mio. Euro und einem Arbeitsplatz effekt von etwa 18.300 Vollzeit-Äquivalenten jährlich für Österreich verbunden. Für den Radtourismus muss das Wegenetz jedoch erst fit gemacht und ent-schleunigt werden. In letz-ter Zeit sind die Anstren-gungen dazu enorm inten-siviert worden.Steile hügel, idyllische Gehöfte, einladende

Buschenschänken und märchenhafte ausblicke – bei der Glanzer hoftour erfährt der ländliche tourismus eine neue Dimension.Foto: Rebenland

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Kulturveranstaltung auf der teichalm: Brauchtum und Kultur sind wichtige Säulen für das Zusammenleben im ländlichen Raum – gerade in abgelegenen Gebieten.

Vereins-Dorfleben. In vielen ländlichenRegionen waren Gemeindebürger vomVereins-undDorflebenausgeschlossen.Kultur-undBildungsstättenkonntenauf-grundderbeschwerlichenAnreisenichtodernichtausreichendbesuchtwerden.AuchsonstigegesellschaftlicheBereichesowiesozialeEinrichtungenstandennichtallen Gemeindebürgern zurVerfügung.Durch den Straßenbau erfolgte ein Zu-sammenwachsen der verschiedenenKatastralgemeinden mit dem ZentrumundsomitaucheinewirtschaftlicheStär-kungderNahversorgerindiesemBereich.

Kleinstrukturierte landwirtschaft.InderSteiermarkgibteseinesehrkleinstruktu-rierteLandwirtschaft.MitdemEU-BeitrittÖsterreichskamendiesekleinenStruktu-renzunehmendunterDruck.Förderpro-grammewarennurbegrenzterfolgreichund reichten als alleinige Gegensteue-rungsmaßnahmenichtaus.EineAuswei-tungderBetriebsgrößenmitPachtflächen,dienichtimmerinHofnähelagen,unddasErschließen von zusätzlichen Einkom-mensmöglichkeiten waren notwendig.DurchdenStraßenbauwardieEntwick-lungindiesenBereichenmöglich.

Radtourismus. DieAnforderungenandasStraßennetzhaben sich invielenBerei-chengrundlegendgeändert.Dieländliche

Das Wegenetz ermöglicht eine klein strukturierte landwirt-schaft mit einer Bewirtschaftung durch bäuerliche Familien. Die hälfte aller Betriebe ist kleiner als zehn hektar.

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Die Koexistenz zwischen Rad- und autofahrern erfordert eine gegenseitige Wertschätzung und Rücksichtnahme.

Straßedientejahrzehntelanghauptsäch-lich dem landwirtschaftlichenVerkehr.WeiterswardieseöffentlicheFlächeKom-munikationsraum:KinderhabenaufderStraßegespielt.HeutegibtesAnsätzeunterdemBegriff„sharedspace“.Diesbedeutet,denStra-ßenraumzuentschleunigenundwiederallenVerkehrsteilnehmernzugänglichzumachen.Tatsacheist,dassimBereichdessanftenTourismusimländlichenRaumeinsehr großes Zukunftspotenzial gegebenwäre,sichdieländlichenStraßenjedochaufgrundderhohenFahrgeschwindigkei-tennichtimmerfürdiesenTourismuseig-nen.Die inTourismusprospektensugge-rierteSituation,dassmanentspanntmitdemRaddieLandschafterkundet,istteil-weise irreführend. Ländliche StraßenhabensichoftzuPendlerstreckengewan-delt,womithoherGeschwindigkeitver-suchtwird,möglichstraschdenArbeits-platz zu erreichen. GPS-Systeme lotsendenSchwerverkehraufdasGemeindestra-ßennetz.AusweichroutenwerdenmitdenmodernenNavigationssystemenunddemdigitalenDatenmaterialeinfachgefunden.DieFolgesindzuhoheFahrgeschwindig-keitenundeinzuhoherSchwerverkehrs-anteil.DamitverbundenisteineAbnahmederVerkehrssicherheit, speziell für dienichtmotorisiertenVerkehrsteilnehmer.

Urlaub am Bauernhof/Direktvermark-tung.Wenn man von zusätzlichen Er-werbsmöglichkeiten für den ländlichenRaumundfürdieLandwirtschaftspricht,mussmanauf„UrlaubamBauernhof“und„Direktvermarktung“hinweisen.Speziell

inderSteiermarksinddieseBereichesehrausgeprägtundunmittelbarmitdemAus-baudesWegenetzesverbunden.ohneeinzeitgemäß ausgebautes Netz würde esdieseErfolgsgeschichten fürden ländli-chenRaumnichtgeben.

landschaftserlebnis: Ein Urlaub am Bauernhof bietet ideale ausgangspunkte für Spaziergänger, Genussradler oder Mountainbiker.

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29Mobilität im 21. Jahrhundert

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Was hat der Regenwurm mit Straßenbau zu tun?

Was haben Straßenbau, humus, regiona-le Wirtschaft und hochwasserschutz miteinander zu tun? Es gibt einen enge-ren Zusammenhang zwischen Mobilität und vielen lebensbereichen, als man glaubt ...

SeitAnfangdes20.JahrhundertswirdinderSteiermarkderländlicheStraßenbaudurch das Land Steiermark unterstützt.EinederNaturangepasstePlanungundHerstellungsindEckpfeilerderTätigkeit.AufeinMindestmaßderVersiegelungunddesFlächenverbraucheswirdgrößterWertgelegt.Kostengünstigeundunbürokrati-sche Baumethoden undArbeitsabläufekommenzurAnwendung.Baumaterialienwerdennichtausgewechselt,sondernvorortveredelt. EineVerkehrsreduktion istdieFolge.DieWertschöpfungbleibtauf-grund der Beauftragung von örtlichenKlein-undMittelbetriebenindenRegio-nen und die Nahversorger werden ge-stärkt.

Die Errichtungskosten für das ländliche Wege-netz (inkl. Schotterstra-ßen, ohne Grundstück-kosten) in der Steiermark würden mit den der -zeitigen Preisansätzen rund 3,2 Mrd. Euro betragen.

TrotzsorgfältigerAusführungstellenWegeEingriffe in die Natur dar. In landwirt-schaftlich intensivgenutztenGegendenwerdendieEingriffedurchdenWegebauteilweise kompensiert, da Straßenbö-schungenoftdieeinzigenextensivgenutz-tenBereichedarstellenundFunktioneneines Biotopverbundsystems überneh-men.DasProjekt„Blumenreich-Straßen-rand“im„NaturparkSüdsteirischesWein-land“dientalshervorragendesundinter-national anerkanntes Beispiel, wie man

EXKURS:AntwortenaufFragen,diesoseltengestelltwerden.

durchnaturnaheBöschungspflegedieAr-tenvielfalt nicht nur erhalten, sondernsogarerhöhenkann.

Die Folgen des Mulchens ...

EinNegativbeispiel istdasMulchenderStraßenböschungen. Das Mähgut bleibtauf der Böschung liegen und durch dieNährstoffanreicherungwächstdasGrasimmerschneller.Teilweisemuss3–4malproJahrgemähtwerden.UnzähligeArtenvonKräutern,Wiesenblumen,Kleinlebe-wesen verschwinden. Es entsteht eineGrasmonokultur.DurchdiegroßenMen-genanBiomassekommtesbeiRegenfäl-lenzuBöschungsabplattungen,demVer-klausenvonDurchlässenunddemVerlan-denderStraßengräben. Leiderwirdda-durch der Erhaltungsaufwand für dasStraßennetzimmergrößer.DieErhaltungsetztaufgrundfehlenderFi-nanzmitteln oft zu spät ein und kostetwesentlichmehralseinezeitgerechteSa-nierung.Katastrophenschädennehmenzu.

Konventionelle Böschungspflege durch Schlägeln oder Mulchen räumt die landschaft aus und geht zu lasten der artenvielfalt.

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humusaufbau und Wasserschutz

Durch gezielten Humusaufbau werden die Wasseraufnahmefähigkeit und die Wasserspeicherfähigkeit der Böden erhöht. Huminsäuren können das 27-fache des Eigengewichtes an Wasser speichern. Das bedeutet, dass durch die Erhöhung um 1 % Humus auf 30 cm Bodentiefe rund 90 Liter Wasser pro Quadratmeter zusätzlich gespeichert werden. Ganz entschei-dend ist dabei die Wasseraufnahmefähigkeit bei Starkregen-Ereignissen.

Durch den hohen Wurmbesatz und die dabei ge-bildeten senkrechten Wurmröhren können diese Böden einen Platzregen bis zu 150 Liter pro Stunde aufnehmen.

Die Fachhochschule Weihenstephan hat nachgewiesen, dass in einem fruchtbaren, humusreichen Boden bis zu 600 Regenwürmer pro Quadrat-meter leben. Zum Vergleich: In unseren derzeitigen Acker böden leben durchschnittlich 16 Regenwürmer pro m². Humusaufbau bedeutet auch, dass die Flächen möglichst ganzjährig be-grünt sein sollen. Die Winterbegrünung ist eine Selbstverständlichkeit. Wei-ters sorgen Untersaaten und Zwischenfrüchte für eine ständige Bodenbe-deckung und eine stabile Wurzelmasse im Boden. Im Idealfall werden die Abschwemmungen daher zur Gänze reduziert. Anders formuliert sind die Ursachen für Abschwemmungen nicht im Klimawandel und den immer stärker werdenden Niederschlagsereignissen, sondern in einer falschen, humuszehrenden Bewirtschaftung zu suchen!

Die Vorteile von humusreichen Böden bezüglich Wasserschutz sind also:

Q Wasseraufnahmefähigkeit bis zu 150 Liter/Stunde

Q Zusätzliche Wasserspeicherfähigkeit von 90 Liter Wasser/m2 und pro 1 % Humuserhöhung

Q Keine Abschwemmungen

Q Bessere Wasserversorgung in Trockenperioden

Vergleicht man die Schä-den am ländlichen Stra-ßennetz in den Jahren 1999–2004 mit den Jah-ren 2005–2009, so haben sich diese verdoppelt.

EinHauptgrunddafürist,dassdieandenWeg angrenzenden Ackerflächen dasoberflächenwasseraufgrundeinesimmergeringerwerdendenHumusgehaltesnichtmehrindemAusmaßaufnehmen,wieesfrüherbeigesundenBödenundeinerdenGeländeneigungenangepasstenBewirt-schaftungderFallwar.ZusätzlichwerdendieNiederschlägeintensiver.DieEntwäs-serungseinrichtungen der Straßen sindüberlastetundeskommtzuverheerendenundzumTeilsehrkostenintensivenSchä-den.DurchgezieltenHumusaufbaukönn-tedieWasseraufnahmefähigkeitunddieWasserspeicherfähigkeit der Böden we-sentlicherhöhtwerden.

Der Vergleich macht sicher: Rechts eine ge-mulchte Straßenböschung mit liegengelasse-nem Mähgut, wo keine Blumen mehr wachsen; links ein blühender Wegrand.

Ein humusboden mit feinkrümeliger Erde bindet Wasser sowie nährstoffe und för-dert das Bodenleben.

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Beispiel für eine Solarstrom-tankstelle in Kaindorf: Ein flächendeckender ausbau derartiger infrastrukturein-richtungen unterstützt die akzeptanz der Elektromobili-tät bei der Bevölkerung.

Gib Strom! Über künftige Autos und Straßen

Wir werden umdenken müssen, aber letztlich wird es uns leichter fallen als gedacht. Denn die Zukunft gehört dem Elektroauto und der schmalen ländli-chen Straße.

Österreichhatsichverpflichtet,Co2ein-

zusparen. Strafzahlungen werden Aus-maße annehmen, die denWirtschafts-standort Österreich in Frage stellen.HauptverantwortlichfürdieNichteinhal-tungderSparzieleistdermotorisierteVer-kehr.DaherwirdmanAlternativen zumVerbrennungsmotor suchen und kurz-bzw.mittelfristigimElektromotorfinden.

Welche Eigenheiten hat ein Elektroauto?

DerauffallendsteUnterschiedzueinemAutomitVerbrennungsmotoristdasfeh-lendeFahrgeräusch.EinnahezulautlosesFahrzeug erscheint langsamer. Die Ge-schwindigkeitkannspeziellvondenälte-ren Verkehrsteilnehmern und Kindernnichtgutabgeschätztwerden.Grundsätz-lichhatmandasGefühl:„Jelauter,destoschneller!“DiesesGefühltäuschtjedoch.DerGehörsinnistdahernichtmehrgeeig-net, um Fahrzeuge wahrzunehmen. DasFahrenaufSichtbeziehungsweisebeiein-

streifigenFahrbahnenaufhalbeSichtge-winntimmensanBedeutung.

Sanfter Tourismus, Genussradeln usw. kön-nen nur dann erfolgreich angeboten werden, wenn man das Wegenetz we-sentlich entschleunigt.

DiesbewirktaucheinUmdenken inderStraßenplanungundinderExekutionvonVerfehlungen.NiemandvonunshateinStrafmandatbekommen,weilernichtaufhalbeSichtgefahrenist.VermutlichgibtesdafürnichteinmalgeeigneteMessmetho-den.LediglichdieHöchstgeschwindigkeitwirdgeahndet.DaeskeineStrafengibt,gibtesauchkeinSchuldbewusstsein.Le-diglich beiVerkehrsunfällen, meist mitSchwerverletztenoderToten,wirdimRah-meneinesGutachtensundZeit/Weg-Dia-grammen Schuld und Unschuld festge-stellt.Wenn unsere Straßen zunehmend mitElektroautos befahren werden, wird dieBedeutungdesFahrensaufhalbeSichtzu-nehmen.Ansonsten werden die so ge-nanntenLebensaderndesländlichenRau-meszuunfallträchtigenBlutbahnen.Ge-schwindigkeit wird deutlicher wahrge-nommen,wennEngeerzeugtwirdoder

dasFahrgeräuschimFahrzeuginnerener-höhtwird.DadieAutoherstellerdieFahr-zeugeimmerkomfortablergestalten,wirdderLärmimFahrzeugeherabnehmenalszunehmen.DamitverbundenhatmanalsFahrerdastrügerischeGefühlderSicher-heit–auchbeihohenGeschwindigkeiten.DieseÜberlegungenzeigen,dassdiege-samteLastderGeschwindigkeitsregulie-rungam ländlichenStraßennetz imBe-reichderbaulichenGestaltungliegt.Auf-grunddergeringenFrequenzwirdesauchinZukunftkeineausreichendeKontrolledurchdiePolizeigebenkönnen.DieFahr-zeugeundFahrbahnenwerdenweiterhinkomfortablerundbewirkenehereineGe-schwindigkeitserhöhung.DielogischeFolgerungdarausist,dassdieländlichen Straßen in Zukunft eherschmäleralsbreiterwerden.Ausgenom-mensindjeneGebiete,woeinhoherAn-teilanSchwerverkehrseinwird.wenndieAttraktivitäteinerRegionnichtgegebenistundein starkesProduktbeziehungs-weiseAngebotfehlt.DieneueStraßeent-wickeltsichdannzueinerEinbahnstraßeindiefalscheRichtung.

ZitierteLiteratur:

KanatSChniG, Dietmar; FiSChBaChER Christa: Regionales Mobili-

tätsmanagement, Öin Schriftenreihe 2000

Kurzstudie „Wirtschaftsfaktor Radfahren“, WKO und lebensministerium

REitERER, Franz: Straßenbau im ländlichen Raum, Eigenverlag 2002

DUnSt, Gerald: humusaufbau und Was-serschutz, Eigenverlag 2010

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auf das anforderungsprofilkommt es an!

Es hängt also von der Straße ab, ob sie verbindet oder trennt, ob sie eine Lebensader oder „Blutbahn“ ist. Das Straßennetz muss auf das Leitbild und Entwicklungskonzept einer Region abgestimmt sein. Eine Industrie-region braucht ein leistungsfähiges Straßennetz mit hohen Geschwindig-keiten und getrennt dazu Wege für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer.

Eine Tourismus- und Erholungsregion braucht multifunktionale Verkehrs-flächen mit niedrigen Geschwindigkeiten. Eine Vermischung von beiden Anforderungsprofilen ist lebensgefährlich.

Außer Streit steht jedoch, dass ein starker ländlicher Raum ein funktionierendes Wegenetz braucht und die Straße ein Leitprodukt des Rau-mes darstellt.

Um beim Zitat „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten!“ von Professor Knoflacher anzuschließen, möchte ich abschließend anmerken, dass dies von der Planung und Gestaltung abhängt. Grundsätzlich dient eine Straße dazu, um Mobilitätsdefizite zu beseitigen, wird aber oft vom motorisier-ten Verkehr dermaßen in Besitz genommen, dass die nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer von der Benutzung ausgeschlossen werden und deren Mobilität sinkt. In diesem Fall sind geeignete Gegenmaßnahmen zu set-zen.

Eine leistungsfähige Straße als Allheilmittel zu fordern und zu hoffen, dass damit Entwicklungs-defizite einer Region ausgeglichen werden kön-nen, ist ein Trugschluss.

Das Abwandern wird durch eine leistungsfähige Straße beschleunigt, wenn die Attraktivität einer Region nicht gegeben ist und ein starkes Pro-dukt beziehungsweise Angebot fehlt. Die neue Straße entwickelt sich dann zu einer Einbahnstraße in die falsche Richtung.

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33Mobilität im 21. Jahrhundert

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Punktgenaue Tonnage- Beschränkungen

achslastbeschränkungen während der Frost-tau-Perioden

Das ländliche Straßennetz ist über denJahreskreisgerechnetunterschiedlichstenBelastungenausgesetzt.BesondershochsinddiesedurchdieverminderteTragfä-higkeit des Untergrundes während derFrost-Tau-Periode imFrühjahr.AufgrundvontechnischenGrundlagenundKlima-datenwurdeeinUmsetzungsmodell füreineAchslastbeschränkungwährenddie-sesZeitraumesentwickelt,beideman-handvonörtlichdefiniertenMesspunktenundbeiüberschaubarenKostenverlässli-cheDatenüberdieBelastbarkeitderStra-ßengesammeltwerden.

Tragfähige Konstruktion und wirtschaftlicher Aufbau

GrundsätzlichgiltesbeimStraßenbaueinoptimumzwischentragfähigerKonstruk-tionunddemwirtschaftlichenAufbauzufinden.DieswirddurchunregelmäßigeBe-lastungenwiezumBeispieldurchHolz-transporte oder durch unterschiedlichejahreszeitlichbedingteÄnderungderUn-tergrund-Tragfähigkeit erschwert. ImFrühjahrhabendieStraßenoftnur40Pro-zent der Tragfähigkeit gegenüber demHerbst.TechnischrichtigeLösungenwieeinStraßenaufbaumitbiszueinemMeterTiefesindoftnichtfinanzierbar.Einprak-tikablerKompromissisteinschwächererStraßenaufbau inVerbindung mit einerAchslastbeschränkung.

GeradebeimStraßenbaugiltes,Innovationengegenüberkritischaufge-schlossenzusein.DieFachabteilung18DhateinelangeTraditioninderErfahrungmitneuenBau-methoden.Mancheswurdewiederverworfen,manchesbefin-detsichinderErprobungs-phaseundvieleswirdnunregelmäßigindiePraxisumgesetzt.

Innovative BaumethodenVon Frost-tau-Perioden und erdölfreiem asphalt

Winterliche Fahrbahn in der Marktgemeinde Passail

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Achslastbeschränkungen aufgrund von Frosttaulastklassen

Abhilfeschaffenhierdieunterschiedlichs-ten Tonnage-Beschränkungen auf Ge-meinde- und Interessentenstraßen, diesichzwischendreiundzwölfTonnenbe-wegen.DieFrost-Tauwetter-Periodeisteinimmer wiederkehrendes Ereignis zumEndeeinesWintersunddafürsiehtdieRe-gelung des § 44a StVo vorbereitendeMaßnahmenfürvorhersehbareEreignisseoderUmständevor.DiepauschaleVerhän-gungvonAchslastbeschränkungenistal-lerdingsungenauundgerade im ländli-chenBereichmitdennötigenWirtschafts-fuhrenproblematisch.Sinnvoll ist folgendeKlassifizierungvonüber- und untergeordneten Straßen imländlichenWegenetzindieFrosttaulast-klassen1bis3:vongebundenerbituminö-serTragschicht10cmund41cmunge-bundenem Untergrund (Frosttaulast-klasse1)bis zu6 cmgebundenerTrag-schichtund30 cmungebundenerTrag-schicht(Frosttaulastklasse3).ImRahmen

einesPilotprojekteswurdejenachAufbauundSchichtstärkederStraßediehöchst-zulässigeAchslastaufeinerReferenzstre-ckefestgelegt.DasErgebniskanndannfürähnliche Straßen übernommen werden.ZugrundegelegtwerdendreiEinteilungen:keine Beschränkung, 3 Tonnen sowie7,5TonnenBeschränkung–jeweilsaufdieGesamtlastbezogen.

Winterliche Straßenschäden

DieStraßenschädenimWinterentstehendurchdasEindringendesFrosteswährendderKälteperiode imVerbindungmitderwärmedämmenden Eigenschaft des amStraßenrand zusammengeschobenenSchnees.InderMittedesStraßenkörperskommt es dann aufgrund der höherenFrosttiefe zu Erhebungenund zueinemMittelriss.ImVergleichzudenFrost-Tau-SchädensinddieseSchädenaberrelativharmlosundeinfachzusanieren.ImFrüh-jahr,wenndergefroreneBodenauftaut,kommtesimUntergrundzueinervermin-dertenTragfähigkeit.DurchübermäßigeBeanspruchungenkommtesdannzuplas-tischenVerformungenundVerdrückungenimBereichderDeckschichteninFolgedesAufweichensundNachgebensderdarun-terliegendenungebundenenSchichten.JemilderderWinterist,destoschlechteristes für die Straße. Hier wird die StraßedurchdieständigeAbfolgevonFrost-undTau-Periodensehrstarkbeansprucht.

Einbau einer temperaturmessstation: Die Messdaten dienen als Grund-lage für die achslastbeschränkungen ländlicher Straßen während der Frosttauperiode. Den Einbau kann man entweder während des Straßen-neubaues oder nachträglich durch seitliches Einbohren durchführen.

Die temperaturmessung wird mit Fühlern an der Oberfläche und in drei verschiedenen tiefen des Straßenaufbaues gemessen (unter der bitumi-nösen tragschicht, in der ungebundenen unteren tragschicht sowie unter dem Unterbauplanum).

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35Innovative Baumethoden

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rendenStraßenschäden,dieAchslastbe-schränkungen nötig machen. Durch dieEinteilungindreiFrosttaulastklassenunddreiGesamtlastbeschränkungenkönnendieseBeschränkungeneinheitlichundauf-grund technischer Voraussetzungenpunktgenauverhängtwerden–basierendaufdemDatenmaterialvonReferenzstre-ckenindenachtKlimazonenmitdutzen-denMessstellen.

Karabelasweg – erdölfrei in die Zukunft

naturharz statt Erdöl als Bindemittel

InderÖkoregionKaindorfwurdedieersteÖko-Straße errichtet. Der Straßenab-schnittwurdeerstmaliginÖsterreichmiteinem erdölfreien Mischgut hergestellt.Anstelle vonBitumen (ist einErdölpro-dukt)wurdeVegecol,einBindemittelausNaturharzen,verwendet.Vegecol isteinvonderFirmaColasentwickeltesundmitPatent geschütztes, innovatives, reinpflanzlichesBindemittel,dasfürdieHer-stellungvonverschiedenenMischgutsor-ten,insbesondereHeißmischgut,verwen-

Klimadaten und Referenzstrecken

EsgibtachtHauptklimazoneninderStei-ermarkmitjeweilsspezifischenTempera-turen,Niederschlagsmengenetc.Dasex-akteDatenmaterialerhältman imRah-men des Landes-Umwelt-Informations-Systems(LUIS).DieserEinteilungwerdenentsprechend der acht Klimazonen diedreiFrosttaulastklassenzugeordnet.FüreinmöglichstflächendeckendesErgebnisinderSteiermarksindinsgesamt24Refe-renzstrecken auszuwählen, bei welchenman dieTemperatur und die Frostein-dringtiefebestimmt.DieMessstationensammelndieWerteanderoberflächederStraße, in der bituminösenTragschichtsowieinderungebundenenunterenTrag-schicht in80cmTiefe.DieMessstationbefindetsichineineminderStraßeveran-kerten Rohr. Das Ergebnis der MessungbildetdieBasisfürdienötigenAchslastbe-schränkungen.Zusammenfassendgiltesfürdenländli-chenStraßenbaueinoptimumzwischentragfähigerKonstruktionundwirtschaftli-chemAufbau zu finden. Speziell in derFrost-Tau-Periodekommtesoftzugravie-

Klimaregionen in der Steiermark

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det wird. Es ist aus nachwachsendenpflanzlichen Rohstoffen der Landwirt-schafthergestellt.Diephysikalisch-me-chanischen Eigenschaften des VegecolMischgutes sindmindestens sogutwiejenedesBitumen-Mischgutes.Esistper-fektfürStraßenbeläge,sowohlaufÜber-land-,alsauchaufStadtstraßen,Geh-undRadwegen,Parkplätzenetc.geeignet.BeimEinbaudesAsphaltswirddaserdöl-freieMischgut stattaufwiebisher180GradCelsiusnurauf140Graderhitzt.Ve-gecolisttransparent,dienatürlichenFar-benderGesteinskörnungenkommensobesonderszurGeltung.DurchdieZugabevon Farbpigmenten kann das Mischgutaber auch beliebig eingefärbt werden.DieseinnovativeBaustelleistuntrennbarmitDIDimitriosKarabelasverbunden.DerWegwurdevonihmkonzipiert,alserinderFachabteilung18DfürinnovativeBau-vorhabenzuständigwar.DIKarabelasver-starbam25.April2009unddieGemeindeKaindorfhatam10.September2009denBeschlussgefasst,demRadwegentlangderLandesstraßeB54imBereichEntlas-tungsgerinnebisSaifenbachstegdieBe-zeichnung„Karabelasweg“zugeben.

NochistdergroßflächigeEinsatzvonerdölfreiemAsphaltZukunftsmusik.Zuteuer istdasMaterialderzeitimmernochimVergleich.AberdieKostenwerdensinken,ebensowiejenevonErdölproduktensteigenwerden.DurchdiesesPilotprojektinKain-dorferhältmanLangzeiterfahrungenundlernt,wieman einen guten Asphalt ohne Erdöl zustandebringt.

InnovativeBaumaßnahmensollendieStraßenunddenStraßenbausicherer,umweltfreundlicherundwirtschaftli-cher machen. Seien es neuartigeMessverfahren wie die vorher be-schriebeneEinteilungdesStraßennet-zesnachdenFrosttaulastklassenoderseienesneuartigeStraßenbelägewiederanschließendbeschriebeneÖko-Asphalt.IndenletztenJahrenhatdieFA18DeineVielzahlvonneuenMe-thodengetestet.DieListereichtvombewährtenAsphaltüberdiewärme-dämmendeTragschichtunddenRaps-asphaltbiszumEinsatzvonPermazy-menundSchotterrasen.VielesdavonhatsichbewährtundhatEingangindieBaupraxisgefunden.

Erfahrungen sammeln

innovationen nutzen

Mit dem ausstieg aus Erdölprodukten im Straßenbau wird eine erhebliche C02-Einsparung

erreicht. Deutschland verbraucht beispielsweise ca. 2.830.000 tonnen Bitumen pro Jahr.

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37Innovative Baumethoden

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Wärmedämmende Platten Kampf gegen die Frostschäden

LändlicheStraßenwerdenaufgrundderverschiedenenLeistungsklassendimensio-niert. Bei vorgegebenen Konstruktions-stärkenvonmaximal60ZentimeterundeinerFrosteindringtiefeinderSteiermarkvon teilweise über einem Meter ist dieTragfähigkeitderStraßenüberdasgesam-teJahrnichtgegeben.DieDimensionie-rungen stellen einen technisch-wirt-schaftlichen Kompromiss dar. DeshalbkannesspeziellinderFrost-Tau-PeriodezuRissbildungeninderAsphaltdeckekom-men. Da bei bestimmten Straßen auf-grund von notwendigen Infrastruktur-diensten(wieMilchlieferungenetc.)eineAusnahmevonderTonnage-Beschränkungerfolgenmuss,hatdieFachabteilung18DinnovativeBaumethodenfürdieseBerei-chegesucht.VorzehnJahrenwurdedamitbegonnen,an neuralgischen StraßenabschnittenWärmedämmplattenunterdieungebun-deneTragschichteinzulegen.DieMaßnah-menwurdendurch jährlicheMessungenderFrosthebungenbeziehungsweiseSen-kungenundeineoptischeBegutachtungderStraßenstückeevaluiert.Dadurchwur-den die Schadstellen beseitigt. DerzeitwerdenvonderFachabteilung18Dhaupt-sächlichWärmedämmplattenfürdieSa-nierungvonFrostrissenverwendet.DurchdieMaßnahmewirddieFrosteindringtiefereduziertundwerdenSchädenamländli-chenStraßennetznachhaltigsaniert.

typischer Mittelriss im asphalt durch die Frost-tau-Einwirkungen

Frost dringt oft bis zu einem Meter in den Boden ein – wärmedäm-mende Platten schützen die Straße vor Schäden.

Bilder der gegenüberliegenden Seite:

1. Der zu sanierende Bereich wurde bis zum Unterbauplanum (UP) ausgekoffert.

2. herstellung des UP durch Verdichtung und abnahme der tragfähigkeit.

3. Die XPS-Dämmplatten aus extrudiertem Polystyrol werden händisch und fugenlos verlegt und müssen eine Bruchspannung von mindestens 500 kn/m2 aufweisen.

4. ausrollen des Vlieses5. aufbringen des Vlieses auf die Dämmplat-

ten.6. Die ungebundenen unteren und oberen

tragschichten werden mit sogenannten „Kopfschütten“ eingebaut.

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Beispiel einer Risssanierung durch den Einbau einer wärmedämmenden Tragschicht

(BauvorhabenWegscheiderinderGemeindeZeutschach)

Der zu sanierende Bereich wurde ausgekoffert

Verlegung der Dämmplatten

Die Dämmplatten wurden mit Vlies abgedeckt

Das Unterbauplanum hergestellt

nach Verlegung der Platten wurde das Vlies aufgebracht4.3.

6.5.

2.1.

aufbringen des Schotters

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39Innovative Baumethoden

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AusdemLeitbildderFachabteilung18D:„Wir begleiten fachtechnisch die Infra-strukturentwicklungderSteiermark,diemaßgeblichzurErreichbarkeitundStand-ortsicherungdesländlichenRaumesbei-trägt.EinstetigwachsendesStraßennetzundzunehmenderVerkehrbeifinanziellenSparpaketensinddieHerausforderungen.“

Esgilt, dievorhandenenPotenzialeundRessourcenaktivzuunterstützendurch:

Q Gemeindekooperationen(Synergie-effekte;Effizienzsteigerung)

Q sanfte,naturnaheBaumethodenohneaufwendigeKunstbauten

Q gleichmäßigesQualitätsniveauundobjektivePrioritätenreihungimRah-mendersystematischenErhaltungsowiedurch

Q dieBeseitigungvonDoppelgleisigkei-tenbeiderFörderungfürGemeinde-straßen.

DieAufgabenderFA18DsindvielfältigsterNaturundreichenvonSanie-rungsarbeitenüberdenSachverständigendienstbiszumKatastrophenmanage-mentfürdieGemeinden.

FA 18D – die Fachabteilung für Verkehrs-erschließung im ländlichen Raumaufgaben und leistungen

KLAUSSAUERMoSER

Ein Weg entsteht: Steinschlichtung als Basis für die künftige Wegtrasse.

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Page 43: Kilometer ländliches Wegenetz in der Steiermark · Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung im Rahmen von Wegeerhaltungsverbänden die systematische und flä-chendeckende Erhaltung

neben der Zentrale in Graz verfügt die Fa 18D über fünf außenstellen.www.agrartechnik.steiermark.at

DasAmtderSteiermärkischenLandesre-gierungistinAbteilungenundFachabtei-lungenunterteilt.DieBauabteilungen16bis19sindinderLandesbaudirektioninte-griert.DieAbteilung18istdieVerkehrsab-teilungdesLandesSteiermarkundbestehtausfünfFachabteilungen.DieFA18Dbe-fasstsichmitderVerkehrserschließungimländlichenRaum.SiegliedertsichinvierReferate: Förderung – Bauausführung –GIS/Qualitätsmanagement–Rechnungs-wesen/EDV.75MitarbeiterinnenundMit-arbeitersindfüreinenjährlichenBauum-satzvon35Mio.Euroverantwortlich.

leiter der Fachabteilung HRDipl.-Ing.KlausSauermoser

Stabstelle innerer DienstChristineGluderer

Förderung

Kollaudierung

Studien

Interessentenbuchhaltung

Lohnbuchhaltung

EDV

Referat Förderung Dipl.-Ing.AloisWagner

GIS

Qualitätsmanagement

Referat GiS/QMIng.HerbertStern

Planung

Bauausführung

Vermessung

Referat Bauausführung Dipl.-Ing.FranzReiterer

Referat Rechnungswesen/EDV ReinhardTheuermann

Organisationsstruktur der FA 18D

41FA 18D – die Fachabteilung für Verkehrs erschließung im ländlichen Raum

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Die FA 18D ist zuständig für:

Q VerkehrserschließungimländlichenRaum–StraßennetzimländlichenRaum(Gemeindestraßen,öffentlicheInteressentenwegeundPrivatwege)

Q technischeAngelegenheiten,Koordi-nation,Förderung,Sachverständigen-dienstundEndvermessung,LändlichesStraßennetzInformationssystem

Q WirtschaftskörperVerkehrserschlie-ßungimländlichenRaum

Q TeilungundRegulierungbeiagrarge-meinschaftlichenGrundstücken,Zu-sammenlegungland-undforstwirt-schaftlicherGrundstücke,Förderung

Q ElektrifizierunginderLandwirtschaft(Förderung)

Q BeratungderGemeindenbeiPlanungundAusführungimBereichdesländli-chenStraßennetzes(Gemeindestra-ßen,öffentlicheInteressentenwegeundPrivatwege)

Q ZentralstellefürKatastrophenschädenfürdenländlichenStraßenbau;Sach-verständigendienstfürKatastrophen-schädenimVermögenderGemeinden;

Das ländliche Straßennetz ...

...umfasstalleStraßenundWegeunter-halbderKategorieLandesstraße,dievor-wiegendderErschließungdesDauersied-lungsraumesdienen(ausgenommensindMaut-,Forst-undAlmwegesowieGüter-wegezurinnerenErschließungvonland-wirtschaftlichenBetrieben).

Die Aufgaben der Fachabteilung 18D

Förderungsabwicklung

Q BeratungderFörderungswerberQ ErhebungundBearbeitungvonFörde-rungsansuchen

Q PrüfungderFörderungsvoraussetzun-gen

Q Technische,finanzielleundrechtlicheVorbereitungvonFörderungsprojekten

Q FörderungsrelevanteBearbeitungderProjektebiszurtechnischenundfi-nanziellenFertigstellung(Endab-nahme-Kollaudierung)

Förderungsziele sind beispielsweise dieganzjährigeLKW-Erreichbarkeitbeimax.12 % Längsneigung, die naturnahe Er-schließungdesländlichenRaumesundeinzielgerichteterRessourcen-undMittelein-satz.

Erhebung und Management von Katastrophenschäden

DasKatastrophenmanagementerfolgtQ imBereichderprivatenStraßen,WegeundBrückeninZusammenarbeitmitderFachabteilung10A(AgrarrechtundländlicheEntwicklung)und

Q aufStraßen,WegenundBrückenderGemeindeninZusammenarbeitmitderFachabteilung7A(GemeindenundWahlen).(sieheAblaufimDiagrammS.49)

25.000 Kilometer ländlichesWegenetz, aufgeteilt auf die steirischen Bezirke

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Bauausführung

Q DerbauausführendeBereichbetreutdasländlicheStraßennetzinfachtech-nischerHinsicht.DieFührungdiesesBereicheserfolgtnachprivatwirt-schaftlichenGesichtspunkten.

Q LeistungsorientierungundWirtschaft-lichkeitsüberlegungensindEckpfeilerderArbeit.NeuesteControlling-,bzw.ArbeitsmethodenundTechnologien(z.B.Fräsrecycling,Zement-undKalk-stabilisierung)werdenständigeinge-arbeitetundangewendet.

Q InderEinhaltungderGesetze,insbe-sonderebeidenArbeitnehmerschutz-bestimmungen,möchtederbauaus-führendeBereichderFA18DVorbildsein.BeiderAusführungwerdendieEinflüsseaufdieUmweltbesondersberücksichtigt.

Q EinpaarWortezurErhaltungsproble-matik:DasowohlderSchadensverlaufalsauchdieInstandhaltungs-undIn-standsetzungskostenprogressiveTen-denzenaufweisen,sindeinelaufendeBeobachtungdesNetzzustandesundderrichtigeSanierungszeitpunktent-scheidend(richtigeMaßnahmezurrichtigenZeit).

Das ländliche Straßennetz unterliegt ständigen Beanspruchungen durch:

Q VerkehrsbelastungenundFrequenzenQ klimatischeBedingungenQ natürlicheAlterungderBaustoffeQ externeBelastungen(z.B.Salzstreuung)

NeueAnsätzezurUnterstützung indie-semBereichsindderEinsatzdesGeo-In-formations-Systems (GIS) des LandesSteiermarkunddieKooperationvonGe-meinden im Rahmen von Wegeerhal-tungsverbänden.

Wegeerhaltung in den Kleinregionen

Ab2004wurdevonderFA18Deindrei-jähriges Pilotprojekt durchgeführt. Zielwares,indendreiRegionenPöllauerTal,MürztalundEnergieregionWeiz-GleisdorfdieErhaltungdesländlichenStraßennet-zesimRahmenvonsogenanntenWegeer-haltungsverbänden sicherzustellen. Einweiteres Ziel war es, insbesondere dieDoppelgleisigkeit bei der Förderung fürGemeindestraßenzubeseitigen(imSinneeiner Konzentration derAktivitäten bei

derFA18D)undeineGesamtkoordinationderWege und Gemeindestraßen vorzu-nehmen.DadieErfahrungenäußerstposi-tivwaren,wirdnunineinemModellver-suchmitsiebenKleinregioneneineneueArtderFörderabwicklungerprobt.

Agrarische Operationen

Durch Infrastrukturmaßnahmen wie Ei-senbahn- bzw. Autobahnbauten oderdurchdieAufteilungimErbfallfindeteineDurchschneidungundVerkleinerungvonlandwirtschaftlich genutzten Flächenstatt.Umdiesewirtschaftlichnutzenzukönnen,isteineNeuordnungimZugevonGrundzusammenlegungen erforderlich,umdieinnereErschließungzuoptimieren.Dazugehörenbeispielsweise kompletteNeugestaltungen und Maßnahmen wiedasAnlegenvonGüterwegenundHecken.DieErrichtungvonWirtschaftswegenimRahmendiesesVerfahrens(GemeinsameMaßnahmen undAnlagen – GMA) wirdsowohl von der EU (EU/Bund/Land) alsauchvomLandgefördert.

7 Kleinregionen

43FA 18D – die Fachabteilung für Verkehrs erschließung im ländlichen Raum

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Das GPS-Datenerfassungsgerät im außeneinsatz bietet lagegenaue informationen für den Straßenbau.

Hinter dem Begriff „Ländlicher Raum“stehtmehralseineortsbestimmung.EshandeltsichumeinwirtschaftlichesundsozialesGrundmodell,beidemesumdieSicherungundEntwicklungvonessenziel-lenGrundbedürfnissengeht.WesentlichdabeiisteineleistungsstarkeInfrastrukturinfolgendenBereichen:

Q Bildung–AusbildungQ medizinischeVersorgungQ NahversorgerQ EinsatzorganisationenQ ÄmterQ öffentlicheEinrichtungenQ moderneVerkehrsnetze

ausgangssituation:DieDefinitionfürdasländlicheStraßennetzlautet:„Dasländli-che Straßennetz umfasst alle Gemein-destraßen,InteressentenwegeundPrivat-wege,dieimDauersiedlungsraumliegenund zu objekten führen. Weiters sinddieseAnlageninAsphalt-oderSchotter-bauweiseausgeführt.AusgenommensindForst-undAlmwegeundinnerbetrieblicheWeganlagen.“DasländlicheStraßennetzderSteiermarkumfasstca.25.000km–dasisteinDritteldesStraßennetzesÖs-terreichs.EsistdurchdieTopografieunddieSiedlungsstrukturbedingtdasmitAb-standumfangreichsteNetzÖsterreichs.

DieVerkehrsnetzesinddieLebensadernderländlichenRegionenundderwesentli-cheFaktorfürdieVernet-zungundEntwicklungimländlichenRaum.Dasstei-rische„Geo-Informations-System“(GIS)unterstütztunteranderembeiderFestlegungdernötigenSa-nierungsarbeiten.

Sammeln, sichten und sanieren GiS-Einsatz in der Verkehrserschließung und Dokumentation

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Ing.HerbertSternistoberamtsratundLeiter

desReferates„GISundQualitätsmanagement“

derFA18D.

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Erfassungsumfang der Ersterhebung:

Q Datengliederung des ländlichen Straßennetzes

Q Straßenbautechnik

Q Visuelle Zustandsdaten (vom Auto aus erhoben, z.B. Schlagloch)

Q Tragfähigkeitsmessungen mit Benkelmanbalken

Q Objekte, wie Brücken, Durchlässe

Q Verkehrstechnik

Q Klassifikation (Gemeindestraßen, Interessentenwege, Privatwege)

Q Verkehrsbelastung und Frequenzen

Q Routen für Schulbus, Müll, Tourismus

Erfassungsart: Gesamt-oderDetailerfas-sungmitunterschiedlichenGenauigkeits-stufenjenachAnwendungsbedarf.Gene-rellwerdenLuftbilderunddigitalerKatas-terzurLagebestimmungverwendet.Datenvon Zivilingenieuren (Vermessung) undGPS-MessungenergänzendieseErfassun-gen.

Datenmanagement: Die Erfassung unddie intervallmäßige Evidenzhaltung desländlichenStraßennetzeserfolgendurchdieFA18D.ImRahmendeskünftigene-Gouvernements des Landes SteiermarkkönnendieDatenauchvondenGemein-denmitverwaltetwerden(Internetadres-se:www.gis.steiermark.at).

Die Basisdaten der Steiermark stehen den internet-Usern kostenlos zur Verfügung.

Bestandsaufnahme: Anfangder1990er-JahrewurdemitdemAufbaueinesGeoin-formationssystemsfürdasländlicheStra-ßennetzbegonnen.Die rascheEntwick-lunginSoft-undHardware(GIS-Techno-logie) und der Intranet/Internetbereichsowie die Entwicklung des Geo-Daten-markteskennzeichnendieseEpoche.ÜberInitiativederzuständigenLandesrätePöltlbzw.SeitingerwurdeeinGIS-Fachinfor-mationssystemaufgebaut.DieErsterhe-bung(Strukturierung)erfolgteübereinenZeitraumvonzehnJahrenundkannsichnuninternationalsehenlassen.DieStra-ßen des ländlichen Raumes der Steier-marksind–imeuropäischenRaumerst-malig–flächendeckendvollständigerfasstworden.

45Sammeln, sichten und sanieren

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Die informationen sind in einer GiS-Datenbank erfasst. Die Visualisierungen erfolgen per internet über den digitalen atlas der Steiermark (allgemeine Daten) beziehungsweise per intranet für die Fachabteilungen (fachtechnische analysen).

Das ländliche Straßennetz sichert über Generationen hinweg den ländlichen Raum: Schulbuslinien, Straßen zur Ver- und Entsorgung, Einsatz-organisationen, Pendler etc. Sie alle nutzen die ländlichen Straßen, und die Erreichbarkeit ist ein sehr wichtiger Faktor jeder Standortqualität.

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luftbildaufnahme eines Weg-Projektes in Verbindung mit dem digitalen Kataster.

Digitales Geländemodell, welches mit dem ländlichen Straßennetz verschnitten ist.

GiS-Darstellung entsprechend der rechtlichen Kategorie (Gemeindestraßen, interessenten- und Privatwege).

Impulse und Potenziale eines GIS-Fachinformationssystems

DiesystematischeunddetaillierteErhe-bungundErfassungdesländlichenStra-ßennetzesermöglichteineDatenanalysedurchdasVerschneidenmitBasisdaten.DieGIS-TechnologieeröffnetneuePers-pektivenfüreinenachhaltigeEntwicklungdes ländlichenRaumes.DietechnischenZustandsdatenundfunktionelleStraßen-datenkönnenmitDatenwie

Q AdressenQ VerkehrsfrequenzenQ FlächenwidmungsplänenQ BevölkerungsentwicklungenQ Einsatzorganisationsstrukturen

unddergleichenkombiniert,selektiertundanalysiertwerden.DieErgebnissedienenals Entscheidungshilfe für Förderungs-agenden,Priorisierungsvariantenunder-möglichenTrendberechnungen.WeiterswurdeinZusammenarbeitmitdemKura-toriumfürVerkehrssicherheitundtechni-schenBüroseinVerkehrssicherheitskon-zeptausgearbeitetmitdemZielderEnt-schleunigungimländlichenRaum.

Nutzen und Stellung der GIS-Tech-nologie für Gemeinden und Bürger

DievielfältigenraumbezogenenInforma-tionenundAufgabenkönnendurchmo-dernsteInformationstechnologieeffizien-terundqualitativhochwertigzurVerfü-gunggestelltwerden.

Einige Beispiele für anwendungen der GiS-informationen:

Q RoutenstrukturfüreineeffizienteVer-sorgungundZustellungimländlichenRaum

Q Einsatzorganisationen;HilfestellungenimKatastrophenfall;KosteneffizienzdurcheinheitlicheDatenerfassungundMehrfachnutzung

Q AnalyseundVisualisierungderLan-desraumstrukturen

Q EntscheidungsgrundlagebeiderEnt-wicklungdesländlichenRaumes

Q LuftbildaufnahmemitStraßenbe-zeichnung

Q AlleGIS-Anwendungenhabendasge-meinsameZiel,diejeweilsrichtigeMaßnahmezumrichtigenZeitpunktzutreffen.

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47Sammeln, sichten und sanieren

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Zwischen27.und28.Jänner2008wütetederSturmPaulainweitenTeilenderStei-ermark.BetroffenwarenneunBezirke,81Gemeindenundetwa700kmGemein-destraßen. Die Bilanz: Mehr als 4 Mio.Festmeter Schadholz und fast 11 Mio.EuroSchädenamStraßennetzdurchdie

DieWiederherstellungderStraßennachUnwetter-ereignissenwirdimmerwichtiger.Seienesgroßflä-chigeÜberschwemmungenwieimSommer2009oderUnwetterereignissewieimJänner2008–dieFachab-teilung18Dleistetunver-zichtbareArbeitbeiderAufarbeitungderSchäden.

Von Paula, Emma und anderen EreignissenKatastrophenmanagement der Fa 18D

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Holzabfuhr.Eswareines jeneraußerge-wöhnlichen Unwetterereignisse, die esleiderimmerhäufigergibt.Umsowichti-geristeineumfassendeundkompetenteHilfe vonSeitendes LandesSteiermarkunddierascheBeseitigungderSchäden.

Waldschäden im Raum Köflach-Voitsberg nach dem Sturm Paula.

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Die rot schraffierten Flächen sind die am meisten betroffenen Flächen: Sturm Paula war in der Steiermark Ende Januar 2008 für einen Waldschaden von 4 Mio. Festmetern verantwortlich. Zwei Monate später verursachte der Sturm Emma nochmals verheerende Schäden.

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Ersatzstraße Amassegg und Bauvorhaben Offnerkreuz

Katastrophenmanagement der Fa 18D – ein Beispiel

AusdemRaumBirkfeldkommendbeginntdieobdachkreuz-LandesstraßebeimAl-menlandund führtdannweiteraufdieErsatzstraßeAmassegg.ImSommer2005wurdedieStraßedurchUnwetterschwerinMitleidenschaftgezogenundalseinedergrößtenBaustellender FA18DmiteinemKostenaufwandvon4,7Mio.Eurosaniertbzw.wiederneuhergestellt.Nach tagelangen Unwettern haben imJahr2005beideroffnerkreuzstraße imRaumAmassegg extreme Rutschungenstattgefunden.AufeinerFlächevonmeh-rerenHektarsindetlicheTausendKubik-meterMaterialindenGrabenabgerutscht.DiesmachtedievollständigeNeuerrich-tungderStraßenverbindungerforderlich.Da zweiGehöftenichtmehrerreichbarwaren,wurdebinnenkürzesterZeiteineneueVariantekonzipiert–dieErsatzstraßeAmassegg.DieAlternativewärenureinevölligeSperrungdesGrabensgewesen.

Das Jahrhundert-hochwasser im Jahr 2005 schnitt ganze Regionen von der außenwelt ab.

Katastrophenschäden/Ablaufprozess – Auf Wegen und Brücken des ländlichen Straßennetzes

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49Von Paula und anderen Ereignissen

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ten.Esgalt,eineEntwässerungherzustel-len,eineTragschichtaufzutragenundeineAsphaltierungzuerrichten.NachderEnd-vermessungsolltedanndieÜbernahmeindasLandesstraßennetzerfolgen.

21./22. August 2005 – Hochwasser und Unwetter

MitteAugust2005kamesnachschwerenUnwetternzuunzähligenHangrutschun-geninderRegion.Besondersstarkbetrof-fenwarendieGemeindenGasen,Haslau,Birkfeld,KoglhofundNaintschmitTodes-fällenundSchädenan43Gebäuden.AlleindieSchädenandenWegenhabendamalszirka 6 Mio. Euro betragen. Die offner-kreuzstraße wurde fast völlig zerstört.NachderBesichtigungderHängekonntenichteinmalgesagtwerden,obdiesenochüberhauptzusanierensind.EswurdeeinpositivesgeologischesGut-achtenerstelltundnachetwazweiWo-chenwurdemiterstenSanierungsmaß-nahmen begonnen. Die bergseitigen

Chronologie der Sanierung der Offnerkreuzstraße:

Q 16.November2004:Landtagsbe-schlusszurFinanzierungderSanierung

Q Februar2005:EinrichtungderProjekt-leitungundArbeitsgruppe

Q März2005:VergabederPlanungundAusschreibungsowieersteGesprächemitGrundbesitzern

Q Sommer2005:AbwicklungderBehör-denverfahrenundBeginnmitBau-abschnitt1

Q abAugust2005:verheerendesUnwet-terundNeuplanungmitErweiterungdesgeologischenGutachtens,BeginndesBauabschnittes2

Q Juli2007:FertigstellungderHang-sicherungenundanschließendeAs-phaltierung,Leitschienenerrichtung,Endvermessung

Q 24.oktober2007:Eröffnung,FreigabeundÜbergabealsLandesstraße

Insgesamtwurden110.000TonnenWas-serbausteine verbaut, 12.000 StundenBaggerzeit sind angefallen, 5.000 m³Betonwurdenverarbeitet,10.200Lauf-meterDrainageleitungenwurdenverlegtund8.700TonnenMischgutverbraucht.

Sanierungsbeschluss der Landes-regierung schon vor der Unwetter-katastrophe

DieoffnerkreuzstraßewareineehemaligeGemeindestraße,dieeszusanierengalt.EsgabeinenRegierungssitzungsbeschluss,indemfestgeschriebenwar,dasseseineFinanzierungfürdasProjektgibt.DieStra-ßewurdeindreiBauabschnitteeingeteilt.VorallemderBauabschnitt2mitbergsei-tigen Schwergewichtsmauern auf einerLängevondreiKilometernundHöhenvonbiszuzehnMeternerfordertegroßespla-nerischesKnow-how.DieProjektleitunghattedieFA18DundeswurdeeineArbeitsgruppemitderBaube-zirksleitungHartbergsowiederStraßen-meisterei Birkfeld eingesetzt für eine6,1kmlangeStraße,dieauf4,6kmsaniertwurde.DieBauzeitwarmitzwei Jahrenveranschlagt.DieGesamtkostenwurdenfürdieSanierungmit2Mio.Euroange-setzt,dieausdenBudgetsderbetroffenenGemeinden,derLandesstraßenverwaltungundderFachabteilung18Dstammensoll-

HangsicherungensolltenmitWasserbau-steinendurchgeführtwerden,einerseitsweilsiebilligersindundandererseits,weilMaterialausderGegendbesserindasAl-menland passt. Nach dem HochwassermusstenauchdieGesamtkostenneuver-anschlagt werden und der Neubau hatletztendlichrund4,7Mio.Eurogekostet.Die Umplanungsarbeiten erfolgten inengerZusammenarbeitmitderWildbach-undLawinenverbauung.

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neuerrichtete Straße amassegg im Gemeindegebiet von Gasen. Bis zum neubau fehlte eine direkte Verbindung nach Birkfeld, wodurch sich ein Umweg von bis zu 17 km ergab.

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Fachexkursion zur neu errichteten Weganlage nach der Unwetterkatastrophe: Die Straße wurde mustergültig wieder hergestellt.

Beispiel für eine naturnahe Bauweise mit einem Wasser-Durchlass. Diese Methode erfordert keinen Brückenbau.

Die amassegg-Straße ist eine wertvolle Verbindungsstraße zur Region teichalm-Sommeralm, dem größten zusammenhängenden almgebiet Mitteleuropas.

Stimmen aus den betroffenen Gemeinden:

Von den Bauvorhaben waren drei Gemeinden betroffen – die Gemeinden haslau, naintsch und Gasen. Drei Stel-lungnahmen zur Bedeutung des ländli-chen Straßenbaues.

„Gasen hat knapp 1.000 Einwohner und eine florierende Wirtschaft mit 91 Berg-bauernbetrieben und zwei größere Unter-nehmen, wovon eines mehr als 60 Ar-beitsplätze bietet. 3.400 Hektar Fläche und 80 km Wegenetz sorgen für einen er-heblichen finanziellen Aufwand der Ge-meinde bei der Instandhaltung und der Schneeräumung der Gemeindestraßen.“

Vzbgm.FranzHinterleitner,Gasen

„Naintsch ist eine der 13 Naturparkge-meinden des Almenlandes. Das ländliche Wegenetz ist wichtig für den Erhalt unse-rer Infrastruktur. Umso mehr gilt unser Augenmerk dem Erhalt des Straßennet-zes, und die fachliche Unterstützung durch die FA 18D ist wesentlich, um dies kostengünstig zu bewerkstelligen. Früher hatten wir Gewichtsbeschränkungen auf den Straßen, aber beispielsweise die Milchtransporte müssen trotzdem durch-geführt werden.“

Bgm.HerbertSchoberer,Naintsch

„Ebenso wie bei den zwei anderen Ge-meinden ist der Erhalt der Infrastruktur und des Wegenetzes sehr wichtig für Has-lau. Wir haben 503 Einwohner auf einer Fläche von 1.400 Hektar und unterhalten ein 55 km langes Wegenetz. Stolz sind wir übrigens auf das Zwei-Hauben-Restau-rant Kulmer mit einer Fischhalle mit 5 Mio. Euro Jahresumsatz.“

Bgm.JohannFlicker,Haslau

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„Wir beschäftigen uns nicht nur mit dem klassischen ländlichen Güterwegebau, son-dern mit Zukunftsfragen der Infrastruktur im ländlichen Raum“, sagt HR Dipl.-Ing. Klaus Sauermoser bei der Eröffnung der Ta-gung im Herbst 2009: „In Zeiten immer

knapper werdender Finanzmittel ist der effiziente Einsatz der Gelder selbstver-ständlich und der wertvolle Erfahrungsaus-tausch unterstützt uns in unserem Bemü-hen, noch besser zu werden zum Wohl der Bevölkerung im ländlichen Raum.“

BeiderGüterwege-Refe-renten-TagungtrafensichösterreichischeFachleuteausdemländlichenWege-bau.DieVeranstaltungfin-detalledreiJahreinje-weilseinemanderenBun-deslandstattundnach24JahrenwardiesmalwiederdieSteiermarkamZug.EinRückblickmitinhaltli-chenAuszügenundStel-lungnahmenvonTagungs-teilnehmern.

Güterwege-Referententagung 200927.– 29. September 2009

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Programm 1.Tag – vormittags: Fachvorträge

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hochkarätig besetzte Fachtagung (v. l. n. r.): Min.Rat ing. ignaz Knöbl (lebensministerium), Min.Rat. Dipl.-ing. Dr. Wolfgang Schwaiger (lebensministerium), landesrätin Maga. Kristina Edlinger-Ploder, hR Dipl.-ing. Klaus Sauermoser (Fa 18D).

Die Veranstaltung bot geballte Fachinformationen zum ländlichen Straßenbau.

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teildesFreizeitverkehrsistebensoRech-nung zu tragen wie dem leider immerhäufigerenManagementvonUmweltka-tastrophen. Nicht zuletzt eröffnen sichdurchdieSchaffungvonWegeerhaltungs-verbändengroßeEinsparungspotenzialefürdieGemeinden.DurchrechtzeitigeSa-nierungen–dieaufdiegesamteSteier-markbezogenetwa75Mio.EuroproJahrkosten–wirdeineEffizienzsteigerungvonbiszu20%angestrebt.

Die ländliche Entwicklung 2007–2013Min.RatIng.IgnazKnöbl(Lebensministerium)

Die EU-Förderung derVerkehrserschlie-ßung wurde im Rahmen des „5b-Pro-gramms“zwischen1995und1999gestar-tetundbasiertaufdemSystemderEU-Kofinanzierung.Von2000bis2006wur-dendieFörderungenüberdenArtikel33unddasProgrammLeader+abgewickelt.Hier war dieVerkehrserschließung mit90,5Mio.EuroanAusgabenderSpitzen-reiter.

Und von 2007 bis 2013 kommt für dieVerkehrserschließungdasÖsterreichischeProgrammfürdieEntwicklungdesLändli-chenRaumesmitdemSchwerpunkt3(Di-versifizierungundLebensqualität)Schwer-punkt4(Leader)zurAnwendung. Insge-samt stehen 790 Mio. Euro öffentlicheMittelzurVerfügung,dievonEU,BundunddenBundesländernfinanziertwerden.125Mio.EurosindfürWeganlagenvorgesehen(125Mio.fürgrößereBiomasseprojekte–kleinere bäuerliche Biomasseanlagenunter500kWLeistungwerden imRah-menderDiversifizierungunterstützt).

achslastbeschränkungen auf ländlichen Straßen während der Frost-tau-PeriodeDipl.-Ing.ArminSchlachter(Fachabteilung18D)

FürdenländlichenStraßenbaugiltes,einoptimumzwischentragfähigerKonstruk-tionundwirtschaftlichemAufbauzufin-den. Speziell in der Frost-Tau-Periodekommtesoft zugravierendenStraßen-schäden, die Achslastbeschränkungen

EinleitungIng.HerbertStern(organisationsreferentderFachabteilung18D)

„Mobilität“isteinwichtigerAspektinun-seremtäglichenLeben.BeimWegzurAr-beit,beimEinkaufundbeimFreizeitver-haltensindwirmobilundnutzenWege.Dies istallerdingsauchmitKostenundUmweltbelastungenverbunden.Aufwel-cheWegekannichnunverzichten?Wel-cheWegekannichmitanderenZielenundVerkehrsmittelnverbinden?DieseMobilitätimLichtedes21.Jahrhun-dertsumfasstauchdievirtuelleWeltimRahmen vonVerkehrsleitsystemen undVerkehrsmodellierungen. Und nicht zu-letztwirddietraditionelleTechnologiederVerbrennungsmotoren über lange SichtergänztundersetztdurchElektromobilitätmitneuartigenLadesystemenundPhoto-voltaik-Modulen.

Situationsbericht SteiermarkHRDipl.-Ing.KlausSauermoser(FachabteilungsleiterderFA18DderSteiermärkischenLandesregierung)

DasländlicheStraßennetzinderSteier-markbestehtaus65%Gemeindestraßen,30%Interessentenwegenund5%Privat-wegen.DurchdenenormenUmfangmiteinem Drittel des österreichischenVer-kehrsnetzeshabenwireinebesondereVer-antwortung–gegenüberdenStraßennut-zern,aberauchgegenüberdenSteuerzah-lern.NebenderselbstverständlichenUm-setzung des technischen RegelwerkeslegenwirbesonderenWertaufInnovatio-neninderBauausführungundberücksich-tigenneueTrends.DemgeändertenMobi-litätsverhaltenmiteinemverstärktenAn-

Eröffnungsvortrag durch hR Dipl.-ing. Sauermoser: nach 24 Jahren war die Steiermark 2009 wieder Veranstalter der Güterwege-Referententagung.

interessiertes Publikum mit 110 Experten aus ganz Österreich.

Min.Rat. Knöbl erläuterte die „ländliche Entwicklung 2007–2013“ – in diesem Rahmen werden auch Fördermittel für den Güterwegebau gewährt.

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53Güterwege-Referententagung 2009

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Feierliche Eröffnung des Karabelas-Weges, der ersten erdölfreien Straße Österreichs.

Die Vorstellung der innovativen Baumethoden führen zu einem regen fachlichen austausch der tagungsteilnehmer.

Franz Reiterer erläuterte das Mobilitätskonzept der Ökoregion Kaindorf: Ziele sind etwa die Reduzierung von Fahrtkosten und CO

2-ausstoß

sowie mehr Sicherheit.

Elektrofahrzeuge sind teil eines zukunftsträchtigen Verkehrskonzeptes im ländlichen Raum.

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Die tagungsreferenten (v. l. n. r.): ing. ignaz Knöbl (lebensministerium), Di Reinhard Groß (agrarbezirksbehörde St. Pölten), Di Franz Reiterer (Fa 18D), Dr. Stefan Kollarits (Prisma Solutions), Univ.-Prof. Dr. Johann litzka (tU Wien), ing. herbert Stern (Fa 18D), Di Klaus Sauermoser (Fa 18D), Di armin Schlachter (Fa 18D), Dr. Wolfgang Schwaiger (lebensministerium), ing. Wolfgang Mayer (Fa 18D), Dr. Wolfgang haslehner (land Burgenland).

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anteilsberechnung bei GüterwegenDipl-Ing.ReinhardGroß(AgrarbezirksbehördeSt.Pölten)

Beim ländlichenWegenetz gibt es eineVielzahlvonAnrainernmitunterschied-lichstenInteressen.Esgibtlandwirtschaft-licheBetriebe,gewerblicheBetriebeundesgibtnicht-landwirtschaftlicheWohn-häuser. InwelchemAusmaßerfolgtnundieBenutzungeinesWegesundwiewer-dendie jeweiligenKostenanteileaufge-schlüsselt?DieAufteilungeinesGüterwe-ges unter denAnrainern ist oft Gegen-standheftigerAuseinandersetzungen,dienichtseltenvorGerichtausgetragenwer-den.WenneszukeinerEinigungzwischendenAnrainerneinesGüterwegesüberdieAufteilung der Kosten-Anteile kommt,muss dieAgrarbehörde eineAufteilungfestlegen.

Kurzinterviews

Die Netzgröße des ländlichen Straßen-netzes wird sich nicht mehr wesentlich ändern. Die Herausforderungen liegen vielmehr in der Erneuerung und der Erhal-tung des bestehenden Wegenetzes. Dazu bedarf es einer systematisierten Erhaltungsplanung mit einer Prioritäten-reihung und eine darauf abgestimmte Finanzierung.

Univ.-Prof.Dr.JohannLitzka

Die Infrastruktur hat im Rahmen der länd-lichen Entwicklung eine sehr gute Positi-on. Hier geht es um Tourismus, Nahver-sorgung, Landwirtschaft und viele andere Bereiche. Ich gehe davon aus, dass diese Funktionen in der nächsten Programm-periode nach 2013 auch einen ähnlich ho-hen Stellenwert wie heute haben werden. Der ländliche Straßenbau wird durch die Verknüpfung mit der ländlichen Entwick-lung noch stärker werden. Aufgrund der Kompetenzverteilung widmen wir uns hier von Seiten des Bundes aber vor allem dem niedrigstrangigen Straßennetz.

Min.RatDipl.-Ing.Dr.WolfgangSchwaiger

In der derzeitigen Verordnung gibt es den landwirtschaftlichen Ansatz im Schwer-punkt 1 und den Ansatz im Schwerpunkt 3 in der Maßnahme „Dienstleistungsein-richtungen zur Grundversorgung der ländlichen Wirtschaft und Bevölkerung“. Die Infrastruktur und der Wegebau wur-den unter diese Maßnahme subsumiert und generell ist die Steigerung der Le-bensqualität der ländlichen Bevölkerung als übergeordnetes Ziel definiert.

Min.RatIng.IgnazKnöbl

Programm 1. Tag: Exkursion in die Ökoregion Kaindorf

Nach den informativen Fachvorträgen am Vormittag mit Top-Referenten war die Exkur-sion am Nachmittag in die Ökoregion Kain-dorf ein weiterer Höhepunkt der Tagung, die von der Fachabteilung 18D veranstaltet wurde. Ein Teilnehmer: „Dass sich eine ganze Region dem Klimaschutz verschreibt, ein in-novatives Mobilitätskonzept umsetzt und dabei weit über seine Grenzen hinaus Vorbild-wirkung entfaltet, ist einzigartig.“

Das Mobilitätskonzept der Ökoregion KaindorfDipl.-Ing.FranzReiterer(FA18D)

ImländlichenBereichsindvieleMenschenaufdenIndividualverkehrangewiesen,daderöffentlicheVerkehrwesentlichschwä-cherausgebautistwieinurbanenRegio-nen.EinMobilitätskonzeptzeigtMöglich-keitenauf,wiemanWegeeinsparenkann.DadurcherspartmansichZeitundGeld,manoptimiertVerkehrsmittelundredu-ziertAbgase.AllerdingsreichtdasKonzeptalleinenichtaus.Die5.000EinwohnerinderÖkoregionmüssendasauchumsetzen.EntscheidendistdieMarketingstrategie,wiemaneineVeränderungbewirkt.DasErgebnisüber-zeugt dann auch die Zweifler – es gibtmehrZeit,mehrGeld,bessereLuftundmehrGesundheit.

nötigmachen.DurchdieEinteilungindreiFrosttaulastklassenunddreiGesamtlast-beschränkungenkönnendieseTonnage-BeschränkungeneinheitlichundaufgrundtechnischerVoraussetzungenpunktgenauverhängtwerden.

ländliche Straßen und Wege – Richtlinienentwurf 2009WHRDipl.-Ing.Dr.WolfgangHaslehner(AmtderBurgenländischenLandesregierung)

DerländlicheStraßenbauwirddurchtech-nischeRichtliniennormiertunddurchge-änderte Rahmenbedingungen wird diederzeitgeltendeRichtliniefürdenländli-chenStraßen-undWegebauüberarbeitet.ZudiesemZweckwurdeeinAusschussmitsechsMitgliedern imRahmender „For-schungsgesellschaft Straße – Schiene –Verkehr“eingerichtet,dersichunterande-remmitderProjektierungvonländlichenStraßenundStandardisierungvonober-bautenbeschäftigt.DieFertigstellungderneuen Richtlinie „RVS 03.03.81“ ist imLaufedesJahres2010vorgesehen.

integriertes WegenetzDr.StefanKollarits(PRISMAsolutions)

Die Bundesregierung plant eine öster-reichweiteEinführungeiner integriertenInformationsgraphen-Plattform.Wichtigistaber,dasssich indenBundesländerndie für die jeweiligen Subnetze verant-wortlichenPersonengegenseitigaustau-schen.SosolleinösterreichweiterStan-dardgeschaffenwerden.DieZukunftsvi-sionistklar:EingemeinsamerGraphver-eintunterschiedlicheAnwendungssichtenundverteilteDatenbanken.DieVerwal-tungwartetundpflegtdieseInformatio-nenüberihreeigenenProzesseundnutztdiese.AufBasisdieserDatenwirddiedigi-taleVerkehrsinformationeinerbreitenAn-zahlvonNutzernverlässlichzurVerfügunggestellt.

55Güterwege-Referententagung 2009

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Warum es die Ökoregion Kaindorf gibt ...RainerDunst(obmannderÖkoregionKaindorf)

VorzweiJahrenwarderKlimawandel inallen Medien relativ präsent. Damalshaben wir uns entschlossen, die SacheselbstindieHandzunehmenundunsereneigenenBereich so zugestalten,wieesnötigist.DieEntwicklunghatunsdurchdieBeschleunigungdesKlimawandelslei-derRechtgegeben.WennwirunserVerhaltenindennächstenJahrennichtändern,müssenwirmiteinerZunahmevonSturm-undHagelunwet-tern rechnen und ab 2050 wird es fastjedenSommereineDürreperiodegeben.DasRisikovonHochwasserundExtremre-genfällen, beschleunigtemWaldsterbenundderZunahmevonInfektionskrankhei-tensteigtrasant.AlsRegionundalsZu-sammenschluss von sechs Gemeindenwollenwirbeweisen,dassesmöglichist,KlimaschutzundWirtschaftlichkeitmitei-nanderzuvereinbaren.DieÖkoregionsollVorbildwirkung für andere GemeindenundRegionenentfalten,etwadurchdaspositiveBeispielderHumus-InitiativevonGeraldDunst.UnterderFederführungvonFranzReitererwirdderzeiteinumfassendesMobilitäts-

Programm 2. Tag: Exkursion zu Baustellen und innovativen Projekten

Am folgenden Tag wurde ein Bauprojekt vorgestellt, das in seinem finanziellen Um-fang der Summe von 50 Normalbaustellen der FA 18D entsprach. Ein Besuch des Almenlandes und die Vor-führung von Elektromobilität rundete das Programm ab. Die Tagung hat laut überein-stimmender Meinung der Teilnehmer viele neue Impulse gebracht, in fachlicher Hin-sicht aber auch durch die persönlichen Kon-takte.

Ersatzstraße amassegg/Bauvorhaben OffnerkreuzIng.WolfgangMayer(FA18D)Dipl.-Ing.ReinhardRibitsch(Wildbach-undLawinenverbauungost-undWeststeiermark)

AusdemRaumBirkfeldkommendbeginntdieobdachkreuz-LandesstraßebeimAl-menlandund führtdannweiteraufdieErsatzstraßeAmassegg.ImSommer2005wurdedieStraßedurchUnwetterschwerinMitleidenschaftgezogenundalseine

konzept umgesetzt. Herausforderungensind zunehmende Pendlerentfernungen,eine verstärkteAbhängigkeit vomAutosowie dieAusdünnung des öffentlichenVerkehrs.WirsetzenaufeinBündelvonMaßnahmen–imBereichdesöffentlichenVerkehrs,beimRadverkehrundbeialter-nativenAntriebsmöglichkeiten. Das ge-samte Radwegenetz in der Region wirdausgebaut,wirveranstaltendas24-Stun-den-Biken sowie den alljährlichen Rad-frühling.EinFachgeschäftfürE-Mobilität,ein Rad-Fachgeschäft und ein RadclubrundendasAngebotab.EsgibtSpritspar-kurseundbeiderSolartankstelleinKain-dorfkanndieBevölkerungihreFahrzeugegratisaufladen.UndwirverfügenüberdieersteerdölfreieStraßeÖsterreichs.

„Alle sind gefordert, das Ziel zu erreichen.“Karl Schirnhofer über unternehmeri-sche Verantwortung

Für Sie als Unternehmen im ländichen Raum ist Mobilität sehr wichtig. Wie ver-einbaren Sie das mit Ihrem Anspruch, die Umwelt zu schützen?

WirsetzenaufeinbetrieblichesMobili-tätskonzeptundgebenAnreizezumRad-fahren beziehungsweise zur umwelt-freundlichenMobilität.VieleMitarbeiterkommen jetzt schonmitdemRadzurArbeitundwennE-AutosamMarktsind,werdenwirFörderungenalsKaufanreizgeben, damit sich unsere Leute dieseumweltfreundlicheMobilitätauchleis-tenkönnen.Diesgiltauch fürdieAn-schaffungvonE-Fahrrädern.

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Ein reger Erfahrungsaustausch zwischen den teilnehmern prägte die Fachtagung.

landesrätin Maga.Kristina Edlinger-Ploder setzt auf die multifunktionale nutzung des ländlichen Straßennetzes.

Die Planung und Konzeption der Bauvorhaben wird vor Ort mit Schautafeln präsentiert.

Exkursionsfahrten zu bereits fertiggestellten Bauprojekten der Fa 18D und zum almenland.

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Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fa 18D freuen sich über den guten Verlauf der Fachtagung.

Güterwege-Referententagung 2009

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auch das almenland setzt auf nachhaltige Mobilität mit einem Mix aus unterschiedlichen Maßnahmen.

Präsentation von Projekten (Ersatzstraße amassegg und Projekte der Wildbach- und lawinenverbauung).

Vorarlberg wird die nächste Güterwege-Referententagung 2012 ausrich-ten. Klaus Sauermoser wünscht Wolfgang Burtscher viel Erfolg.

Eine Erkenntnis der tagung: Mobilität im ländlichen Raum ist eng ver-knüpft mit ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnissen.

nach Katastrophenschäden waren teils umfangreiche neuerrichtungen und Sicherungsmaßnahmen erforderlich.

Vorstellung der Exkursionsziele für den dritten tag der Veranstaltung.

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dergrößtenBaustellender FA18DmiteinemKostenaufwandvon4,7Mio.Eurosaniertbzw.wiederneuhergestellt.

„Das ländliche Wegenetz ist multifunktional“

interview mit landesrätin Maga. Kristina Edlinger-Ploder

Welche Bedeutung hat der ländliche Wegebau?

Das ländliche Straßennetz ist mit einer Gesamtlänge von 25.000 km die größte Infrastruktureinrichtung des Landes. Die Straßen und Wege erschließen die Steier-mark als Flächenbundesland und bilden das Rückgrat, um Menschen, Waren etc. zusammenzuführen. Unbestritten ist je-denfalls die Bedeutung des Wegebaues auch in seiner Vernetzung von landwirt-schaftlicher und touristischer Nutzung mit mehreren Funktionen eines Weges.

Welche Schwerpunkte wird der Wegebau in Zukunft haben?

Wir müssen uns intensiv damit beschäfti-gen, wie sich das Thema der Wege in die Zukunft des ländlichen Raumes einbringen kann. Es geht um ein gedeihliches Mit-einander von Mobilität und Umwelt. Die Fachabteilung 18D leistet immer neben dem Alltagsgeschäft Beiträge, wie man etwas verändern kann, wo man etwas ver-bessern kann und wo es Verbesserungs-potenzial gibt. Man erkennt hier eine große Motivation und Leidenschaft.

hans leitner (Regionale Gemeinschaftsinitiative naturpark almenland)

„Die Region Teichalm-Sommeralm ist ein Naherholungsgebiet für Graz, Bruck/Mur, Weiz und Gleisdorf. Die Städte liegen im Umkreis von etwa 50 km und an schönen Wochenenden sind bis zu 3.000 Autos auf der Alm. Aus dieser Situation ist die Idee eines Mobilitätskonzeptes mit Elektroautos entstanden. Wenn man eine Wanderung unternimmt, soll man mit Elektroautos wie-der zum Ausgangspunkt zurückkommen können. Zum Großteil soll hier auf beste-

Dipl.-ing. Friedrich heidenberger (tirol):

„Die ,Tour de Styria‘ war ziemlich anstren-gend für uns. Wir haben viel gesehen und viele informative Vorträge gehört, die wir vor allem am Vormittag genießen konnten. Interessant war die Besichtigung der Bau-stelle am Offnerkreuz mit der Sanierung der Elementarschäden, die technisch an-spruchsvoll und gut gelöst war.”

hR Dipl.-ing. helmut Spiegel (niederösterreich):

„Die Tagung war hervorragend organisiert, inhaltlich abwechslungsreich und die Stim-mung in der Gruppe war sehr gut. Wir haben wieder etwas Neues gesehen im ländlichen Wegebau. Das Sanierungsbeispiel mit den großen Erdbewegungen ist beispielsweise eine sehr gute Anlage mit einer guten Linienführung, die technisch perfekt ausge-führt ist. Ich wünsche mir, dass für den ländlichen Wegebau bis zum Jahr 2013 die Finanzie-rung gesichert ist und dass die Politik weiter diese Lebensadern im ländlichen Raum zu-sichert.“

Zum Schluss ...

Anlässlich der Übergabe der Stafette an Vorarlberg, den Veranstalter der nächs-ten Güterwege-Referententagung im Jahr 2012.

Dipl.-ing. Wolfgang Burtscher (Vorarlberg):

„DiesteirischeGüterwege-Referententa-gunghatunsallenvieleneueErkenntnisseundKontaktegebracht.Wirhabenmittler-weileeinelangeTraditionvonWegebauta-gungen,dieimdreijährigenRhythmusvonimmeranderenBundesländernveranstal-tet werden.AlsVorarlberger nehme ichgernedieorganisationdernächstenTa-gungan–imBewusstsein,einhervorra-gendesTeamhintermirzuhaben.“

hende Wege zurückgegriffen werden, die teilweise auf der Loipentrasse geführt wer-den. Gefahren wird mit E-Mobilen, also kleineren Fahrzeugen mit einem gewissen Spaß-Faktor. In einer weiteren Ausbaustufe werden witterungsbeständige Fahrzeuge angeschafft. Bei den verschiedenen Aus-gangspunkten bei den Gasthäusern sollen Ausleihstellen errichtet werden. Der Gast parkt zum Beispiel auf der Teichalm, wan-dert auf die Sommeralm und fährt mit dem E-Mobil wieder zurück zu seinem Auto.“

Jakob Wild(leader-Region almenland)

„Im Zuge der Leader-Initiative wollen wir bis zum Jahr 2020 ebenfalls wie unsere Vor-bildregion Ökoregion Kaindorf zu 100 Pro-zent CO

2-neutral sein. Dazu wird ein Projekt

mit Verbund zur Förderung von Kleinwas-serkraftwerken ins Leben gerufen, der Bau von Biomasseheizwerken geplant und vor allem auf eine sanfte und nachhaltige Mo-bilität gesetzt.Der Durchschnittshaushalt im Almenland verursacht bei der Mobilität den gleichen CO

2-Ausstoß wie für die Heizung. Mit einem

forcierten Ausbau der Elektromobilität wol-len wir in drei Jahren über 4.000 Tonnen CO

2 einsparen. Langfristig soll man bei uns

Urlaub mit Rädern und Elektroautos ma-chen können wie in der autofreien Gemein-de Werfenweng. Denn Abgase und Lärm passen nicht auf die Alm.”

Stimmen zum Abschluss der Bundesländer-Güterwege- Referententagung

hR Dipl.-ing. Klaus Sauermoser (Steiermark)

„Es waren drei interessante Tage. Ich habe ausschließlich positive Rückmeldungen be-kommen, die ich gerne an mein Organisati-onsteam weitergebe. Die Stimmung war kollegial und sehr freundschaftlich und ich freue mich auf ein Wiedersehen in drei Jah-ren bei der nächsten Tagung in Vorarlberg.“

59Güterwege-Referententagung 2009

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achslast VondenRäderneinerAchseaufdieFahr-bahnübertrageneGewichtskraft.

ausgleich WiederherstellungderLeistungsfähigkeitdes Naturhaushaltes bzw. des Land-schaftsbildesoderdessenNeugestaltungnacheinemEingriffinangemessenerFrist,sodassnachdemEingriffkeineerhebli-chenodernachhaltigenBeeinträchtigun-genzurückbleiben.

ausgleichsmaßnahme BeieinemausgleichbarenEingriffimnä-heren Umfeld erforderliche MaßnahmedesNaturschutzesundderLandschafts-pflege.

Bankett Seitlicher,nichtbefestigterTeileinerStra-ße,derzwischenderFahrbahnunddemStraßenrandliegtundbefahrbarist.

Baulastträger FürPlanung,Bau,BetriebundErhaltungeineröffentlichenEinrichtungzuständigeöffentlich-rechtlicheKörperschaft.

ErhaltungspflichtIstdieVerpflichtungzurHerstellungundErhaltungöffentlicherStraßen.

Griffigkeit Einfluss der stofflichen BeschaffenheitundgeometrischenFeingestaltderFahr-bahnoberflächeaufdieGrößedermaxi-malvomReifenaufdieStraßeabstützba-renAntriebs-,Brems-undSeitenkräfte.

Grünfläche ParkartigodergärtnerischgestalteteFrei-fläche, welche der Erholung, dem SpielundSportbzw.bestimmtenSonderzwe-ckengewidmetist.

RVSRichtlinienundVorschriftenfürdenStra-ßenbau.Herausgegebenvonder„Öster-reichischen Forschungsgesellschaft fürStraße – Schiene –Verkehr“ in Zusam-menarbeit mit dem BundesministeriumfürVerkehr, InnovationundTechnikunddenLandesbaudirektionen.DieRVSstelltdenStandderTechnikdarundistineini-genBereichenverbindlich.

Schwerverkehr Gesamtanzahl der Lastkraftwagen miteinem zulässigen Gesamtgewicht vonmehrals3,5tsowievonBussen,Last-undSattelzügen.

Sondernutzung ÜberdenGemeingebrauchhinausgehendeerlaubnis-undgegebenenfallsgebühren-pflichtige Benutzung einer Straße odereineranderenöffentlichenVerkehrsfläche.

Splittmastix SplittmastixisteinMineralstoffgemisch,bestehendauseinemhohenSplittanteilundeinemMastix,derausBitumen,Füllerund stabilisierenden Fasern besteht(Splittmastixasphalt).

StVO(Straßenverkehrsordnung)Bundesgesetzvon1960mitlaufendenÄnderungenundNovellen,mitdemVorschriftenüberdieStraßenpolizeierlassenwurden.

tragfähigkeitsmessungenUntersuchungmittels geeigneterMess-methoden,obeinBauteil (Straße,Stra-ßenteiletc.)dienormgerechteTragfähig-keiterreichthat.

ZustandskontrolleÜberprüfungdesZustandeseinesBautei-les(Straßeetc.).

GüterwegeWege,dieüberwiegendland-oderforst-wirtschaftlichen Zwecken dienen undkeineüberörtlicheBedeutunghaben.

instandhaltungDieInstandhaltungvontechnischenSys-temen,Bauelementenetc.sollsicherstel-len,dassderfunktionsfähigeZustander-haltenbleibt.ImStraßenbauwirddarun-terz.B.dasAusbessernvonSchlaglöchernoderdasReinigenvonDurchlässenver-standen,alsoArbeitenzurAufrechterhal-tungdesverkehrssicherenZustandeseinerStraße.

instandsetzungUnter Instandsetzung wird derVorgangverstanden,beidemeindefektesobjekt(z.B.Asphaltoberfläche)indenursprüngli-chen, funktionsfähigenZustand zurück-versetztwird(=Reparatur).ImStraßenbausinddiesArbeitenzurWiederherstellungdes verkehrssicheren Zustandes einerschadhaftgewordenenStraßenanlage(z.B.NeuasphaltierungeinerStraße).

lastklassenHinsichtlichderVerkehrsbelastungwerdenlautRVSsiebenLastklassen(SbisVI)un-terschieden. Für die Einordnung einerStraße ineinebestimmteLastklasse istdieVerkehrsbelastungaufdemhöchstbe-lasteten Fahrstreifen maßgebend.Auf-grundderLastklassenkannderStraßen-aufbaudimensioniertwerden.Fürdieein-zelnenLastklassensinddierechnerischenÜbergängeeinergenormtenLast(100KN)ineinerbestimmtenZeitmaßgebend.

Piktogramm KleineregrafischeSymbolemitinternati-onalfestgelegterBedeutungbeiMarkie-rungsarbeiten,wiez.B.FahrradoderRoll-stuhlfahrer.

PMB Abkürzung für PolymermodifiziertesBitumen.

RadwegFürdenVerkehrmitFahrrädernbestimm-terundalssolchergekennzeichneterWeg.

Technisches Glossar / Fachbegriffe:

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