KIWi - DAAD · 2021. 1. 12. · 6 KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE –...

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KIWi IMPULS Die deutsch-russische Roadmap: Potenziale – Herausforderungen – Kooperationserfahrungen daad.de/ kompetenzzentrum KIWi

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  • KIWi IM P U LS

    Die deutsch-russische Roadmap: Potenziale – Herausforderungen – Kooperationserfahrungen

    daad.de/kompetenzzentrum

    KIWi

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    Inhalt

    Die Kernpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

    Executive Summary . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

    Die Roadmap umsetzen: Intensive Zusammenarbeit – komplexer Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

    Den Rahmen kennen: Aktuelle Entwicklungen der russischen Hochschul- und Forschungslandschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

    Potenziale erkennen: Wissenschaftspolitische Leitlinien und fachliche Schwerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

    Fördermöglichkeiten erkunden: Den wissenschaftlichen Nachwuchs in deutsch-russische Kooperationen bringen . . . . . . . . . . . . . . . . 14

    Förderungen des DAAD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Förderungen weiterer Wissenschafts organisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

    Zwischen Internationalisierungs bestreben und Kontrolldiskurs: Herausfordernde Rahmenbedingungen für Wissenschaftskooperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

    Erlass des russischen Wissenschafts ministeriums zum Umgang mit ausländischen Gästen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Gesetzgebung im IT-Bereich: Implikationen für den Wissenschaftsaustausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Freiheit des akademischen Austausches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

    Kooperationserfahrungen nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

    Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

    Anhang 1: DAAD-Leuchtturmprojekte in der Russischen Föderation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

    Anhang 2: Potenziale in der digitalen Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

    Daraus lassen sich folgende Empfehlungen ableiten: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Zur DAAD-Förderung digitaler Teilhabe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

    Weiterführende Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

    Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

    Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

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    DIE KERNPUNKTE

    ∙  Seit gut zehn Jahren modernisiert sich das russische Wissenschaftssystem, Internationa-lisierung wird immer stärker integrativer Bestandteil. Das Kooperationsinteresse der rus-sischen Seite, sowohl des Staates wie auch der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, steigt spürbar.

    ∙  Die Ende 2018 von den zuständigen Ministern unterzeichnete „Deutsch-russische Road-map für die Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation“ – kurz: Roadmap – schafft Verbindlichkeit in den deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen, in einem zunehmend konfrontativen außenpolitischen Umfeld, mit Konflikten zwischen Russland und der Europäischen Union oder der NATO.

    ∙  Die deutsch-russische Wissenschaftszusammenarbeit ist vielfältig, oftmals langjährig und vertrauensvoll. Russland steht bei deutschen Hochschulen – nach den USA und China – auf dem dritten Platz der Zielländer von Kooperationen. Viele Expertinnen und Exper-ten berichten vom großen Engagement und der Verlässlichkeit ihrer russischen Partner. In Russland erlernen zudem 360.000 Studierende die deutsche Sprache, die bei weitem höchste Zahl weltweit.

    ∙  Es bedarf jedoch eines differenzierten Blickes auf die Dynamik des russischen Wissenschafts-systems, des politischen und gesellschaftlichen Umfelds, um durchaus relevante Fragen nach Reglementierungen und Kontrolle einerseits und wissenschaftlicher Qualität und Ge-staltungsfreiräumen andererseits adäquat zu beantworten. Wie groß sich der Spielraum zwischen Innovation und Risikoaversion konkret ausgestaltet, hängt nicht selten von der je-weiligen Institution sowie dem persönlichen Einfluss und Verhandlungsgeschick ihrer Leitung und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Der Freiraum für die Behandlung kritischer Themen kann zudem durch internationale Kooperationen potenziell erweitert werden.

    ∙  Bei der Anbahnung und Umsetzung russisch-deutscher Kooperationen sollte daher ausrei-chend Zeit für den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu den russischen Partnern sowie zum Kennenlernen ihres Umfeldes eingeplant werden. Bezüge zur auf offizieller Ebene verabschiedeten deutsch-russischen Roadmap können entscheidend dabei helfen, Unsi-cherheit der Bürokratie beim Umgang mit internationalen Kooperationen abzubauen.

    ∙  Im Bereich der angewandten Wissenschaften ist nicht selten die Unterstützung von Regio-nalpolitikern und Verwaltungen auch außerhalb des Wissenschaftsbereichs erforderlich. Gerade hier kann der Bezug auf die Roadmap besonders hilfreich sein.

    ∙  Die verstärkt wettbewerbsorientierten Rahmenbedingungen des russischen Wissen-schaftssystems schaffen Anreize für eine hohe Zahl internationaler Co-Publikationen und für Prestigegewinn durch internationale Kooperationen. Hier liegt eine Chance, aber auch das Risiko, dass fallweise Quantität höher als Qualität bewertet werden kann.

    ∙  Große Chancen liegen auf beiden Seiten in der Förderung des wissenschaftlichen Nach-wuchses. Hierfür bieten sowohl der DAAD als auch weitere deutsche und russische Akteure eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten an.

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    ∙ The Russian academic system has been increasingly modernised for a good ten years now, with internationalisation becoming more and more of an integral element. Growing interest in cooperation is being shown on the Russian side, both by the state and by academics.

    ∙ Signed by the ministers responsible at the end of 2018, the “German-Russian Roadmap for Cooperation in Education, Science, Research and Innovation” – or Roadmap for short – makes for more binding German-Russian academic relations in an increasingly confrontational foreign policy environment characterised by conflicts between Russia and the European Union or NATO.

    ∙ German-Russian academic cooperation is wide-ranging, has in many cases been underway for many years, and is based on trust. For German universities, Russia is the third most desirable country for cooperation, after the USA and China. Many experts talk about the considerable commitment and dependability of their Russian partners. Furthermore, 360,000 university students in Russia are learning German, the highest number by far worldwide.

    ∙ However, a nuanced look needs to be taken at the dynamics of the Russian academic system, and of the political and societal environment, in order to be able to answer relevant questions about regulations and control on the one hand and about academic quality and freedoms on the other. It is often the case that the room for manoeuvre between innovation and risk aversion will depend on the institution itself, and on the personal influence and negotiating skills of its director and staff. Moreover, the scope for addressing critical topics can potentially be expanded by international cooperation.

    ∙ When initiating and realising Russian-German cooperative ventures, sufficient time should therefore be earmarked for establishing trust-based relationships with the Russian partners and for getting to know their environment. References to the German-Russian Roadmap that has been adopted at the official level can play a crucial part in reducing bureaucratic uncertainty when approaching international cooperative ventures.

    ∙ In the field of applied sciences, the support of regional politicians and governments, even outside the academic world, is frequently needed. Above all in such cases it can be especially helpful to refer to the Roadmap.

    ∙ The increasingly competition-oriented framework conditions of the Russian academic system create incentives for a large number of international co-publications and for gaining prestige through international cooperation. This offers an opportunity, though it also entails a risk that quantity may in some cases be valued more highly than quality.

    ∙ Supporting the next generation of young academics presents great opportunities on both sides. In this context, both the DAAD and other German and Russian actors offer a whole host of funding possibilities.

    E XECUTIVE SUMMARY

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    Im September 2020 wurde das Deutsch- Russische Jahr der Hochschulkooperation und Wissen-schaft 2019/2020 (kurz „Themenjahr“) mit der Auszeichnung 25 deutsch-russischer Koopera-tionsprojekte erfolgreich beendet. Zusammen-arbeit und Vernetzung zwischen Hochschulen und Wissenschaftsakteuren sowie die Stärkung des grenzüberschreitenden Austausches von Studierenden, Forschenden und Lehrenden standen im Fokus. Zeitlich fiel das Themen-jahr mit dem Auftakt der langfristig angelegten „Deutsch-russischen Roadmap für die Zusammen-arbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation“ zusammen. Ende 2018 haben Bun-desforschungsministerin Anja Karliczek und ihr damaliger russischer Amtskollege Mikhail Kotjukov die Roadmap unterzeichnet und damit eine Arbeitsgrundlage für die wissenschaftli-che Zusammenarbeit der nächsten zehn Jahre geschaffen.1 Diese Vereinbarung bietet eine Orientierung zu den gemeinsamen Schwer-punkten und beruht auf einem umfangreichen Bottom-up-Prozess, an dem Hochschulen sowie Forschungs- und Mittlerorganisationen beider Länder aktiv mitgewirkt haben.

    1 Vgl. Pressemitteilung des BMBF

    2 Meeres- und Polarforschung, Bioökonomie, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, Gesundheitsforschung, Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Innovative Produktionstechniken und Lasertechnologien

    Durch die Roadmap werden in den kommenden zehn Jahren vier Schwerpunkte, sogenannte „Säulen“, in der bilateralen Wissenschafts-zusammenarbeit gesetzt: So soll die gemeinsa-me Spitzenforschung im Bereich der „Großen Forschungsinfrastrukturen“ zur physikalischen Grundlagenforschung (Säule I) wie auch in ge-meinsam festgelegten weiteren thematischen Prioritäten2 (Säule II) gefördert werden. Die dritte Säule ist der Förderung des wissenschaft-lichen Nachwuchses gewidmet. Eine erste Maß-nahme in diesem Schwerpunktbereich stellt das „Young Talents Programme“ dar. Mit ihm sollen der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert und dessen Mobilität gesteigert werden. Zudem wol-len beide Länder in Säule IV die Wissenschafts-kommunikation und den Transfer von For-schungsergebnissen erhöhen.

    Seit gut zehn Jahren befindet sich das russische Wissenschaftssystem in einem tiefgreifenden Modernisierungs- und Reformprozess. Inter-nationalisierung von Forschung, Studium und Lehre bilden hierin einen integralen Bestand-teil. Die sich daraus ergebenden Chancen haben

    Die Roadmap umsetzen: Intensive Zusammenarbeit – komplexer Kontext

    https://www.bmbf.de/files/DEU-RUS%20Roadmap_DEU_unterzeichnet.pdfhttps://www.bmbf.de/files/DEU-RUS%20Roadmap_DEU_unterzeichnet.pdfhttps://www.bmbf.de/files/DEU-RUS%20Roadmap_DEU_unterzeichnet.pdfhttps://www.bmbf.de/de/deutschland-und-russland-vertiefen-forschungszusammenarbeit-7534.html

  • DIE ROADMAP UMSETZEN

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    gerade die deutschen Wissenschaftspartner, die oftmals auf eine jahrzehntelange fruchtbare Zusammenarbeit zurückblicken können, beson-ders intensiv genutzt. Die Roadmap ist Ausdruck dieser Kooperationen.

    Die Internationalisierung des russischen Wissenschaftssystems vollzieht sich in einem außenpolitischen Umfeld, das auch von Mei-nungsverschiedenheiten mit den Staaten der Europäischen Union und der NATO geprägt ist. Seit der Ukraine-Krise im Jahr 2014 beeinträch-tigen zudem mehrfach verschärfte Sanktionen und Gegensanktionen das außenpolitische Ver-hältnis auch zu Deutschland.3 Gleichzeitig zei-gen die deutsch-russischen Wissenschaftskoope-rationen, dass gerade Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Forschungseinrichtungen und Hochschulen auch in einem komplexer wer-denden Kontext erfolgreich zusammenarbeiten können.

    Mit dem vorliegenden Papier richtet der DAAD den Blick auf die Rahmenbedingungen, in denen sich Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler sowie Wissenschaftsmanagerinnen und -manager in deutsch-russischen Koope-rationen bewegen. Es greift die Impulse des Themenjahres, insbesondere eine intensivierte Zusammenarbeit, von Geschichte über Physik bis zur Klimaforschung, sowie Nachwuchsförde-rung, auf und setzt sie in den Kontext der Chan-cen, die die Roadmap für den weiteren Ausbau der deutsch-russischen Wissenschaftskoopera-tionen bietet. Welche fachlichen Schwerpunkte bieten Potenziale für Kooperationen? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Worauf gilt es bei der Anbahnung und Umsetzung deutsch-rus-sischer Wissenschaftskooperationen zu ach-ten? Inwiefern beeinflussen die politischen, zwischenstaatlichen Beziehungen die Zusam-menarbeit auf akademischer Ebene? Das sind Fragen, die Hochschulen, Forschungseinrich-tungen und Mittlerorganisationen gleicherma-ßen beschäftigen und die mit diesem Papier in den Fokus gerückt werden. Dies wird verbunden mit qualitätsgesicherten Informationsquellen und Empfehlungen aus der Kooperationspraxis.

    3 DAAD 2020, S. 5

    Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der in der Roadmap hervorgehobenen Säule der Nach-wuchsförderung.

    Ergänzt wird das Impulspapier durch zwei An-hänge, die tiefere Einblicke in die Arbeit des DAAD mit der Russischen Föderation geben. In der ersten Anlage werden russisch-deutsche Leuchtturmprojekte vorgestellt, vier bilaterale Zentren mit besonderen fachlichen Schwer-punkten. Mit Blick auf digitale Lehre hat der DAAD 2020 vor dem Hintergrund der Pandemie-Situation die in Hochschulprojekten geförder-ten Partner nach ihren Erfahrungen in inter-nationalen Kooperationen befragt. Der zweite Anhang stellt ausgewählte regionale Ergebnisse im Vergleich mit den weltweiten Resultaten dar.

    Die Informationen dieses Papiers speisen sich, neben öffentlich zugänglichen Quellen, aus Kooperationserfahrungen deutscher Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler, deren aus Interviews gewonnene Einblicke in diesen Text Eingang fanden. Zudem beriet sich der DAAD im Dezember 2020 mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern deutscher Hochschu-len zur akademischen Zusammenarbeit mit der Russischen Föderation (vgl. Impressum). Gegenstand der Diskussion in einem virtuellen Expertengespräch war auch dieses Papier; die Ergebnisse sind in eine Überarbeitung des Texts eingeflossen.

    Die Verantwortung für die hier dargestellten Inhalte liegt ausschließlich beim DAAD. Das Papier ist als Impuls gedacht, als Auftakt zu einer Diskussion über Bedingungen, Chancen und Heraus forderungen deutsch-russischer Wissen-schaftskooperationen. In diesem Sinne freuen wir uns über kritische Anmerkungen und Ergän-zungen (Kontaktdaten siehe Impressum).

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    Den Rahmen kennen: Aktuelle Entwicklungen der russischen Hochschul- und Forschungslandschaft

    Das russische Wissenschaftssystem erlebt seit Beginn der 2010er-Jahre tiefgreifende Refor-men. Mit veränderten wirtschaftlichen Entwick-lungen und einem modernisierten Arbeitsmarkt wurde Ende der 2000er-Jahre deutlich, dass Fachkräfte benötigt wurden, die das Bildungs-system mit seinen Anfängen im 18. Jahrhundert und der Prägung sowjetischer Zeit nicht mehr bereitstellen konnte. Die in den 1990er- Jahren starke Abwanderung einer ganzen Genera-tion von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus Forschung und Lehre in die sich dynamisch entwickelnde russische Wirtschaft, aber auch an ausländische wissen-schaftliche Einrichtungen, die zunehmende Überalterung des in der Russischen Födera-tion verbliebenen Wissenschaftspersonals und ein sinkendes Budget hinterließen tiefe Spu-ren. Dies änderte sich, als die Politik ab 2008 wieder einen Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung setzte und verstärkt ab 2012 eine Reihe grundlegender Reformen umsetzte, die bis heute andauern4. Angestrebt wird damit, die Wettbewerbsfähigkeit des russischen Wissen-schaftssystems im globalen Vergleich zu erhö-hen. So soll u. a. die Zahl der internationalen

    4 Köpplin 2015, S. 4

    5 Kooperation international 2020

    Studierenden in der Russischen Föderation bis 2024 verdoppelt werden. Herausragenden russischen und ausländischen Forschenden sowie den eigenen Nachwuchswissenschaft-lerinnen und -wissenschaftlern sollen qualita-tiv hochwertige Strukturen und Bedingungen geboten werden, um sie so für den Verbleib an russischen Wissenschaftseinrichtungen zu gewinnen5. Die Reformen nehmen beispiels-weise den deutschen Ansatz der Einheit von Lehre und Forschung auf und nutzen aktuelle wissenschaftspolitische Entwicklungen wie die Exzellenz initiative als Modell.

    Das russische Wissenschaftssystem sieht tradi-tionell eine Trennung von Lehre und Forschung vor. Forschung fand – und dies ist bis heute in großem Umfang der Fall – überwiegend in den Einrichtungen der Russischen Akademie der Wissenschaften statt, die bereits 1724 ge-gründet wurde. Aktuell unterhält die Akademie ca. 700 Forschungseinrichtungen. Universitä-ten dagegen waren und sind bis heute über-wiegend höhere Lehranstalten. Mit den jüngs-ten Reformen soll sich dies jedoch zumindest zum Teil ändern. Ziel ist es, eine Gruppe von

  • DEN RAHMEN KENNEN

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    forschungsstarken, international konkurrenz-fähigen Universitäten als Exzellenzhochschulen zu etablieren, damit diese die starke Fokussie-rung auf die Lehre zugunsten eines stärkeren Engagements auch in den Bereichen Forschung und Innovation aufgeben. Dies geschieht wett-bewerbsbasiert und unter hohem wissenschafts-politischem Druck.

    Die knapp 50 führenden russischen Universi-täten („Vedushchie vuzy“, „Ведущие вузы“)6, die vom Staat in verschiedenen Kategorien als Forschungsuniversitäten gefördert werden, müssen beispielsweise für ihre Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler regelmäßige Pub-likationen in internationalen Fachzeitschriften nachweisen, ebenso die Einwerbung von Dritt-mitteln oder die Qualifikation des wissenschaft-lichen Personals z. B. durch Fremdsprachen-kenntnisse. Diese Einrichtungen, die sich in der „Assoziation der Führenden Universitäten“ zusammengeschlossen haben, haben ein hohes Interesse an internationalen Kooperationen und können im Bereich der Forschung für deut-sche Wissenschaftseinrichtungen besonders interessant sein.

    Universitäten in der Russischen Föderation spielen auch als regionale Entwicklungsmoto-ren jenseits der Metropolen eine bedeutende Rolle. Etwa 60 regionale Universitäten außer-halb Moskaus und St. Petersburgs erhalten eigens ausgewiesene Fördermittel, um diesen Auftrag zu erfüllen.

    Insgesamt gibt es derzeit 724 Hochschulen (ohne Filialcampus) in der Russischen Föde-ration, davon sind gut 70 Prozent in staatli-cher Trägerschaft, die übrigen haben private Eigentümer. Im Jahr 2017 waren nach Anga-ben der UNESCO 5,9 Millionen Studierende an Hochschulen in der Russischen Föderation eingeschrieben. Diese sind oftmals gerade in den MINT-Fächern sehr gut ausgebildet. Zu-dem erfahren wirtschafts relevante Fächer wie die Ingenieurwissenschaften, darunter

    6 Vgl. Köpplin 2015

    7 Auswärtiges Amt 2020

    8 DAAD u. DZHW 2020, S. 78

    etwa IT- Sicherheit, Luft- und Raumfahrt oder Material wissenschaften, sowie die Lebens-wissenschaften, etwa Chemie oder Biotechno-logie, besondere wissenschaftspolitische Auf-merksamkeit.

    Nach aktuellen Zahlen des Goethe- Instituts lernen etwa 360.000 Studierende in der Russischen Föderation Deutsch – so viele wie in keinem anderen Land (auf Platz 2 folgt Polen mit ca. 56.000 und auf Platz 3 die VR China mit ca. 39.000 Lernenden an Hochschulen)7. Bei der Mobilität russischer Studierender ins Aus-land steht Deutschland auf dem ersten Platz, vor der Tschechischen Republik, erst danach folgen die englischsprachigen Destinationen USA und das Vereinigte Königreich. 10.439 Studierende aus der Russischen Föderation waren im WS 2018/2019 an deutschen Hoch-schulen eingeschrieben. In Deutschland gehört die Russische Föderation zu den wichtigsten Herkunftsländern für internationales Wissen-schaftspersonal. 2018 waren 2.221 russische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland tätig.8

    Ein weiterer Trend im akademischen Reform-prozess der Russischen Föderation, der ins-besondere für Technische Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften interessant ist, besteht in der zunehmenden Stärkung der anwendungsorientierten Ausbil-dung, vor allem an den russischen Technischen Universitäten. Hier sind inzwischen Industrie-praktika für die Studierenden und der Einbezug von Lehrenden auch aus der Wirtschaft vorge-sehen. Deutsche Technische Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften können vom hohen Spezialisierungsgrad vieler russischer Hochschulen profitieren, beispiels-weise gibt es Technische Universitäten für Logis-tik, Bauwesen oder Agrarwissenschaften. Daher sind gerade deutsche Technische Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaf-ten mit ihren Industriekontakten, Praxisorien-tierung und den Kompetenzen in angewandter

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    Forschung für diese Gruppe von Universitäten interessante Kooperationspartner. Zudem kön-nen sie die in der Russischen Föderation um-fassend aufgestellte Deutsch-Russische Auslands-handelskammer (AHK) für Wirtschaftskontakte nutzen9.

    Weiterführende Informationen finden sich in der DAAD-Bildungssystemanalyse Russische Föde-ration und auf der Webseite des DWIH Moskau.

    9 DAAD 2020, S. 23

    https://russland.ahk.de/https://russland.ahk.de/https://www.daad.de/app/bsa/pdf/long/185/current/https://www.daad.de/app/bsa/pdf/long/185/current/https://www.dwih-moskau.org/de/

  • POTENZIALE ERKENNEN

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    Potenziale erkennen: Wissenschaftspolitische Leitlinien und fachliche Schwerpunkte

    Trotz schwerer Einschnitte insbesondere in den 1990er-Jahren hat sich das russische Wissen-schaftssystem im Kern seine Qualitäten und Profile bewahrt. So ist es für seine Leistungs-stärke insbesondere in den technisch-naturwis-senschaftlichen Fächern bekannt, aber auch von einer langen und ausgezeichneten Tradition der Zusammenarbeit in den Geisteswissenschaften berichten deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Kooperationserfahrungen in der Russischen Föderation. Sie betonen ein hohes Arbeitsethos russischer Kooperations-partner, Verlässlichkeit, Engagement sowie ein hohes Ansehen von russischen Forschenden sowohl in der Gesellschaft als auch in interna-tionalen Kooperationen.

    Wissenschaftspolitisch liegt das Augenmerk der russischen Regierung zunehmend auf anwen-dungsorientierter Forschung, hier besonders in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern und den Lebenswissenschaften (Medizin, Bio-logie). Im Dezember 2018 veröffentlichte die russische Regierung zudem die ambitionier-te Strategie des „Nationalen Projekts Wissen-schaft“, die bis 2024 drei wissenschaftspolitische Ziele in den Vordergrund rückt10:

    10 Kooperation international 2020

    �In�Wissenschafts-Industrie-Kooperatio-nen�sollen�internationale�Wissenschafts-zentren (u. a. für Mathematik und Genom forschung) sowie 15 Wissen-schafts-�und�Bildungscluster�(Science�and�Education�Centers,�SEC)�aufgebaut�werden.

    �Große�Teile�der�bestehenden�Forschungs-infrastrukturen sollen modernisiert, mit �ingenieurwissenschaftlichen�Zentren�verbunden�und�zu�einem�Netzwerk�von�Großforschungseinrichtungen�ausgebaut�werden.

    �Fachkräfte�in�Forschung�und�Lehre�sollen��gezielt�und�systematisch�ausgebildet�werden.

    Die heutigen deutsch-russischen Wissenschafts-beziehungen basieren auf einem bereits 1987 mit der Sowjetunion geschlossenen Abkommen über die wissenschaftlich-technische Zusam-menarbeit, das 2009 in ein russisch-deutsches Abkommen überging. Vor diesem Hintergrund und zur weiteren Vertiefung der Kooperatio-nen in Bildung, Wissenschaft, Forschung und

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    Innovation entstand 2018 die Roadmap. The-matisch sind die Wissenschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und der Russischen Fö-deration aufgrund der Vielzahl der beteiligten Akteure facettenreich. Deutsche Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler betonen, dass gerade die kontinuierliche Zusammenarbeit, gute persönliche Beziehungen und das dadurch entstandene Vertrauen hierfür die Grundlage bildeten.

    Laut Hochschulrektorenkonferenz gibt es ak-tuell 1.007 Kooperationen von Hochschulen in Deutschland mit Hochschulen und Partnerein-richtungen in der Russischen Föderation (Stand November 2020). Die Russische Föderation ist damit als Zielland für Kooperationen deutscher Hochschulen auf Platz drei nach den USA und der VR China. Nicht alle diese Kooperationen werden gleichermaßen lebendig und von quali-tativem Mehrwert sowohl für die deutschen als auch die russischen Beteiligten sein. Und doch deutet diese Zahl auf ein hohes gegenseitiges Kooperationsinteresse. Die Zusammenarbeit reicht dabei von Engagement in akademischer Mobilität über gemeinsame Studienprogramme und Forschungsprojekte bis hin zu gemeinsam errichteten Forschungsinfrastrukturen.

    Die deutsch-russische Roadmap zeigt konkrete Potenziale für Wissenschaftskooperationen zwi-schen der Russischen Föderation und Deutsch-land auf. Als wissenschaftspolitisches Signal kann sie, dies berichten auch deutsche koopera-tionserfahrene Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler, Anstoß und Impulse besonders für den wissenschaftlichen Nachwuchs geben. Als thematische Schwerpunkte benennt die Road-map sogenannte Prioritäten, in denen Spitzen-forschung und die interdisziplinäre Zusammen-arbeit besonders gefördert werden sollen:

    Meeres-�und�Polarforschung,�

    Bioökonomie,�

    Geistes-,�Sozial-�und�Kulturwissenschaften,�

    11 BMBF o.J.

    12 BMBF o.J.

    Gesundheitsforschung,

    Erneuerbare�Energien�und��Energieeffizienz,�

    Klima,�Umwelt�und�Nachhaltigkeit�sowie�

    �Innovative�Produktionstechniken�und�Lasertechnologien.�

    Diese thematischen Schwerpunkte ergänzen den wissenschaftspolitischen Fokus des BMBF auf die Entwicklung und den Bau wissenschaftlicher Großgeräte. Hierzu gehört der mit der Russi-schen Föderation und weiteren internationalen Partnern errichtete und betriebene europäi-sche Röntgen-Freie-Elektronen-Laser (European XFEL) bei Hamburg, der zu Erkenntnissen in den Bereichen Nanotechnologie, Energietech-nik und Medizin beitragen soll. Grundlage der gemeinsamen Erforschung der Entwicklungsge-schichte des Universums soll zudem die neuarti-ge Beschleunigeranlage FAIR bilden, die am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt entsteht11.

    Die in der Roadmap genannte Meeres- und Polar forschung erfährt Förderung durch das BMBF und das russische Forschungsministeri-um (MinObrNauki), um zu einem besseren Ver-ständnis des globalen Klimas zu kommen. Auch Biowissenschaften und ihre Nutzung in einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaftsweise be-nennt das BMBF als wichtige zukunftsweisende Themen in der Kooperation zwischen Deutsch-land und der Russischen Föderation. Diese wird hier als starker Partner in einer international wettbewerbsfähigen Bioökonomie gesehen12.

    Darüber hinaus lassen sich fachliche Koopera-tionspotenziale durch einen Blick in die Daten-bank aktuell geförderter DFG-Projekte (vgl. DFG GEPRIS) ableiten. Diese zeigt in der Grund-lagenforschung derzeit 380 laufende Projekte deutscher Hochschulen mit Bezug zur Russi-schen Föderation (Stand November 2020). Der überwiegende Teil dieser Projekte wird in den

    https://gepris.dfg.de/gepris/OCTOPUShttps://gepris.dfg.de/gepris/OCTOPUS

  • POTENZIALE ERKENNEN

    13

    Naturwissenschaften gefördert (ca. 44 Prozent) und hier insbesondere in der Physik (vor allem Physik der kondensierten Materie, d. h. fester und flüssiger Aggregatzustände) gefolgt von den Geowissenschaften (Geologie, Mineralogie, Geo-chemie). Etwa 32 Prozent der Projekte werden in den Geisteswissenschaften gefördert, hier insbesondere in den Geschichtswissenschaften, gefolgt von den Literatur- sowie Sprachwissen-schaften.

    Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Germanistik und Ingenieurwissenschaften sind aktuell Schwerpunkte in DAAD-geförder-ten Hochschulkooperationen. Regional stehen hier insbesondere St. Petersburg und Mos-kau im Fokus, aber auch Kasan (Germanistik, Physik, Informatik, Ingenieurwissenschaften), Krasnojarsk (Rechtswissenschaften, Bauwesen), Woronesch (Germanistik, Anglistik, Europäi-sche Integrationsstudien), Perm (Softwaretech-nik, Bauwesen, Europäische Integrationsstu-dien), Tomsk, Wolgograd und Wladiwostok (alle Germanistik) sind jeweils mit mehr als einem Hochschulprojekt vertreten.

  • 14

    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    Fördermöglichkeiten erkunden: Den wissenschaftlichen Nachwuchs in deutsch-russische Kooperationen bringen

    Förderungen des DAAD

    Als Einstieg in die Forschungskooperation mit der Russischen Föderation bieten sich die DAAD-Stipendienprogramme für (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und (Nachwuchs-)Wissen-schaftler an deutschen Einrichtungen an. Erfah-rungen deutsch-russischer Wissenschaftskoope-ration zeigen, dass Kurzaufenthalte russischer Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen-schaftler zum gegenseitigen Kennenlernen der Forschungsqualitäten und -interessen beider Seiten zu nachhaltigen Kooperationsbeziehun-gen führen können. Der DAAD bietet zu diesem Zweck u. a. die Programme „Studienstipendien – Masterstudium für alle wissenschaftlichen Fä-cher“, „Forschungsstipendien – Jahresstipendien für Doktoranden“ sowie „Forschungsaufenthalte für Hochschullehrer und Wissenschaftler“ an.

    Das Engagement der russischen Seite für die Internationalisierung des eigenen wissenschaft-lichen Nachwuchses zeigt sich zudem in ver-schiedenen Regierungsstipendienprogrammen, die gemeinsam mit dem DAAD angeboten wer-den. Darin werden jährlich mehrere hundert Personen gefördert. Beispielhaft seien hierfür das Immanuel-Kant-Programm und das Michail-Lomonosov-Programm des Ministeriums für

    Bildung und Wissenschaft der Russischen Föde-ration oder das Nikolaj-Lobachevskij- Programm des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der Republik Tatarstan genannt.

    Um der nach wie vor unausgewogenen Aus-tauschbilanz zwischen Deutschland und der Rus-sischen Föderation entgegenzuwirken, fördert der DAAD im „Go East“-Programm eine breite Palette von Aktivitäten deutscher Hochschulen. Dadurch soll der deutsche wissenschaftliche Nachwuchs mit der Russischen Föderation – und anderen Ländern in der Region – in Kontakt kommen. Dies beginnt mit Osteuropatagen an den Hochschulen und reicht über Sommerschulen bis hin zu Semesterstipendien. Aufbauend auf ersten Kontakten fördert das DAAD-Programm „Russland in der Praxis“ deutsche Studierende und Gradu-ierte, die die Dynamik der deutsch-russischen Wissenschafts- und Wirtschaftsbeziehungen vor Ort kennenlernen wollen. Deutsche Unterneh-men in der Russischen Föderation stellen dafür Praktikumsplätze zur Verfügung.

    Mit dem Leonhard Euler-Stipendienprogramm för-dert der DAAD die Umsetzung gemeinsamer bi-nationaler Forschungsprojekte insbesondere von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen-schaftlern auch aus der Russischen Föderation

    https://daad.de/go/de/stipa50026200https://daad.de/go/de/stipa50026200https://daad.de/go/de/stipa50026200https://daad.de/go/de/stipa57140602https://daad.de/go/de/stipa57140602https://daad.de/go/de/stipa50015456https://daad.de/go/de/stipa50015456https://daad.de/go/de/stipa10000254https://daad.de/go/de/stipa10000256https://daad.de/go/de/stipa10000256https://daad.de/go/de/stipa10000257https://www.daad.de/de/im-ausland-studieren-forschen-lehren/praktika-im-ausland/goeast/https://www.daad.de/de/infos-services-fuer-hochschulen/weiterfuehrende-infos-zu-daad-foerderprogrammen/go-east-osteuropatage-und-projektanbahnungsreisen/https://www.daad.de/de/im-ausland-studieren-forschen-lehren/praktika-im-ausland/goeast/sommer-und-winterschulen/https://www.daad.de/de/infos-services-fuer-hochschulen/weiterfuehrende-infos-zu-daad-foerderprogrammen/go-east-semesterstipendien/http://daad.de/go/stipd57030568http://daad.de/go/stipd57030568https://www.daad.de/de/infos-services-fuer-hochschulen/weiterfuehrende-infos-zu-daad-foerderprogrammen/leonhard-euler-programm/

  • FöRDERMöGLICHKEITEN ERKUNDEN

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    (neben anderen ost- und südosteuropäischen Ländern) und leistet gleichzeitig einen Beitrag zum Verbleib des Hochschullehrernachwuchses an den Heimathochschulen. Weiterhin fördert und stärkt das Programm „Ostpartnerschaften“ partnerschaftliche Beziehungen deutscher Hoch-schulen mit der Russischen Föderation.

    Bei den seit 2019 bzw. 2020 weltweit neu angebo-tenen Digitalisierungsprogrammen des DAAD, wie „Internationale Mobilität und Kooperation digital“ (IMKD) oder „International Virtual Academic Collaboration“ (IVAC), gibt es derzeit noch keine geförderten Projekte mit Partnern aus der Russischen Föderation. Hier gäbe es also für deutsche Hochschulen Potenzial für neue Schwerpunktsetzungen13. Neben den ex-pliziten Digitalisierungsprogrammen des DAAD beinhalten auch alle neu ausgeschriebenen För-derprogramme in der Projektförderung inzwi-schen zuwendungsfähige Ausgaben für digitale Komponenten, mit denen Elemente digitaler Lehre und Forschung im Rahmen bestehender Projekte integriert werden können.

    Ergänzt werden diese bestehenden DAAD- Programme um eine neue Initiative, die sich dezidiert aus der Roadmap heraus entwickelt hat: Im November 2020 hat der DAAD mit Mit-teln des BMBF das „Young Talents Programme“ ausgeschrieben. Dieses richtet sich an russische Studierende und Forschende (Masterstudieren-de bis Postdocs), die an ausgewählten deutschen Großforschungsanlagen forschen möchten. Das Programm schließt damit eine Lücke, indem es außerhalb etablierter Kooperationen neue, hoch qualifizierte Zielgruppen anspricht, um an deutschen Großforschungseinrichtungen zu arbeiten. Das Programm ist mit einer Laufzeit bis Ende 2024 konzipiert und bietet der Groß-forschung in Deutschland die Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen Beziehungen mit der Russi-schen Föderation auszubauen.

    Weitere Möglichkeiten der DAAD-Förderung finden sich für Stipendienprogramme in der

    13 Vgl. Anhang 2 zu Potenzialen in der digitalen Lehre

    14 Vgl. EU Sanctions Map

    Stipendiendatenbank sowie für Projektförderun-gen in der Projektdatenbank.

    Förderungen weiterer Wissenschaftsorganisationen

    Unter dem Dach der Roadmap versammeln sich darüber hinaus eine Vielzahl von Akteuren, die deutsch-russische Wissenschaftskooperationen fördern. Neben dem BMBF (WTZ-Bekanntma-chungen) gehören dazu die Deutsche Forschungs-gemeinschaft (DFG), die auch gemeinsam mit der russischen Seite Förderbekanntmachungen veröffentlicht. Weiterhin sind die deutschen außeruniversitären Forschungseinrichtungen Helmholtz-Gemeinschaft (HGF), Max-Planck- Gesellschaft (MPG), Fraunhofer- Gesellschaft (FhG) und Leibniz-Gemeinschaft auf Projekt- und Aus-tauschebene aktiv. Dabei sind DFG und HGF zudem als Hauptunterstützer des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses (DWIH) Moskau vertreten, die Leibniz-Gemeinschaft als assoziierter Unterstützer.

    Trotz der Sanktionen im Wirtschaftsbereich14 ist die Russische Föderation weiterhin an akademi-schen EU-Förderprogrammen beteiligt. Das der-zeit größte Projekt ist CREMLINplus („ Connecting Russian and European Measures for Large-sca-le Research Infrastructures – plus“), unter dem zwischen 2020 und 2024 die Zusammenarbeit von Großforschungseinrichtungen in der Russi-schen Föderation und der EU koordiniert wird. Von russischer Seite werden bilaterale Förder-bekanntmachungen mit Partnerländern im Be-reich der angewandten Forschung durch das Ministerium für Wissenschaft und Hochschul-bildung (MSHE) durchgeführt. Hinzu kommen weitere Förderbekanntmachungen, etwa im Be-reich der Grundlagenforschung oder für kleine, innovative Unternehmen.

    Eine ausführliche Darstellung der deutsch- russischen Förderprogrammatik findet sich im Länderbericht Russland von Kooperation interna-tional.

    https://www.daad.de/de/infos-services-fuer-hochschulen/weiterfuehrende-infos-zu-daad-foerderprogrammen/ostpartnerschaften/https://wissenschaftspartner.de/aktuelles/neue-daad-f-rderm-glichkeiten-f-r-russische-nachwuchswissenschaftler-und-studierende-das-young-talen/https://www2.daad.de/ausland/studieren/stipendium/de/70-stipendien-finden-und-bewerben/https://www2.daad.de/hochschulen/ausschreibungen/projekte/de/11342-foerderprogramme-finden/https://www.kooperation-international.de/laender/europa/russland/zusammenfassung/ueberblick-zur-kooperation-mit-deutschland/https://www.kooperation-international.de/laender/europa/russland/zusammenfassung/ueberblick-zur-kooperation-mit-deutschland/https://www.kooperation-international.de/laender/europa/russland/zusammenfassung/ueberblick-zur-kooperation-mit-deutschland/https://www.dfg.de/dfg_profil/geschaeftsstelle/dfg_praesenz_ausland/russland/https://www.dfg.de/dfg_profil/geschaeftsstelle/dfg_praesenz_ausland/russland/https://www.helmholtz.de/ueber-uns/die-gemeinschaft/internationale-bueros/buero-moskau/https://www.mpg.de/dehttps://www.mpg.de/dehttps://www.fraunhofer.de/de/institute/international.htmlhttps://www.dwih-moskau.org/de/supporter/leibniz-gemeinschaft/https://www.dwih-moskau.org/de/netzwerk/unterstuetzer/https://cordis.europa.eu/project/id/871072https://www.kooperation-international.de/laender/europa/russland/https://www.kooperation-international.de/laender/europa/russland/

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    Zwischen Internationalisierungs-bestreben und Kontrolldiskurs: Herausfordernde Rahmenbedingungen für Wissenschaftskooperationen

    15 Zitat aus der deutsch-russischen Roadmap für die Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation, S. 2

    16 Libmann 2020, o. S.

    17 Hoeschen 2019, S. 2

    Beide Seiten erachten die Wissenschaftsfreiheit als eine Voraussetzung für exzellente Forschung.15

    Nachrichten über Einschränkungen des Rech-tes auf Meinungsfreiheit, politische Opposition, über außenpolitische Spannungen zwischen der Russischen Föderation und der EU werfen die Frage auf, welche Auswirkungen dies auf inter-nationale Wissenschaftskooperationen hat. Hier lohnt sich ein differenzierter Blick auf die aktu-ellen Herausforderungen für die akademische Zusammenarbeit.

    Alexander Libman, Professor für Politikwissen-schaft mit Schwerpunkt Osteuropa und Russ-land an der FU Berlin, spricht in seinem Artikel „Akademische Freiheit in Russland: Anpassung an den autoritären Staat?“16 von einem Spagat zwischen Status- und Prestigegewinn für das Land durch die Internationalisierung der Wis-senschaft, die Anpassung an ein globalisiertes Wissenschaftssystem und den internationa-len Erfolg russischer Forschender einerseits. Dem gegenüber stehen Risiken für den Staat durch kritische Fragestellungen und unab-hängiges Denken sowie einen daraus resultie-renden Wunsch nach Kontrolle andererseits. Internationalisierung, Spitzenforschung und

    Wettbewerbsfähigkeit in der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft sei ein Prestige-projekt der Russischen Föderation. Internationa-lisierung berge allerdings auch mögliche Risiken ausländischer Einflüsse, die einen Kontrolldis-kurs prägen. Diese können politischer, ideologi-scher oder sicherheitsrelevanter Natur, im Sinne von Spionage, sein.

    Andreas Hoeschen, Leiter der DAAD-Außen-stelle Moskau: „Internationalisierung erzeugt nach wie vor auch politischen Widerspruch in Russland: War es in der Vergangenheit vor allem die Furcht vor einem Braindrain, ist es jetzt verstärkt die Besorgnis um einen mög-lichen Kontrollverlust, die diese Entwicklung begleitet.“17

    Diese Dissonanzen haben mittelbar wie unmit-telbar auch Implikationen für Wissenschafts-kooperationen. Eine Strategie der Risiko-aversion auf russischer Seite ist es, in diesem staatlichen Kontrolldiskurs einen möglichst hohen Grad der administrativen und bürokra-tischen Formalisierung anzustreben. Der Grad

  • ZWISCHEN INTERNATIONALISIERUNGS BESTREBEN UND KONTROLLDISKURS

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    der Umsetzung politischer Vorgaben hingegen, so die Einschätzung der vom DAAD befragten Expertenrunde, hänge dabei vom Verhandlungs-spielraum und der Risikoaversion der jeweiligen Institution ab18.

    Dieser Widerspruch zwischen Internationalisie-rung der Wissenschaft und Forschung einer-seits und Kontrolle des Austausches anderer-seits zeigt sich u. a. in der Reglementierung ausländischer Einflüsse sowie an den Schnitt-stellen zwischen innen und außen in Bereichen der Internetsicherheitsstrukturen sowie Gesetz-gebungen zu sozialen Medien. Dies zeigen die folgenden Beispiele.

    Erlass des russischen Wissenschaftsministeriums zum Umgang mit ausländischen Gästen

    Im Jahr 2019 hat die Weitergabe eines inter-nen Erlasses des Wissenschaftsministeriums an die Medien über den Umgang mit ausländi-schen Gästen in der russischen wie auch in der deutschen Hochschullandschaft für Aufregung gesorgt. Der Erlass war aus einem Kontext der Spionage abwehr entstanden und sah unter ande-rem die Anmeldung der Besuche, die Anwesen-heit einer Kontrollinstanz bei gemeinsamen Tref-fen und die Nutzung von Aufnahmetechnik nur nach genehmigter Erlaubnis vor. Auch sollten Be-richte über die Aktivitäten ausländischer Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler an den russi-schen Gasteinrichtungen erstellt werden.

    Im Verlaufe der Debatten hat das Präsidium der Russischen Akademie der Wissenschaften klar Position bezogen und gegenüber dem Wissen-schaftsministerium deutlich gemacht, dass ein solches Vorgehen der Internationalisierungs-strategie des Ministeriums selbst widerspreche und freie Vernetzung verhindere. Der Erlass wurde schließlich von dem zu jenem Zeitpunkt neu eingesetzten Wissenschaftsminister Valery Falkov am 10. Februar 2020 aufgehoben: „Wir

    18 Vgl. hierzu auch Kaczmarska 2020, S. 118 f.

    19 Falkov 10.02.2020, The Moscow Times; zitiert in Scholars at Risk 2020b, S. 103

    20 Hoeschen 2019, S. 2

    sind daran interessiert, eine Zusammenarbeit auf Grundlage der Prinzipien einer offenen Wissenschaft fortzusetzen.“19

    Die „Erlass-Affäre“ hatte zwar deutsche Koope-rationspartnerinnen und -partner kurzfristig irritiert, sich letztlich jedoch auch aufgrund der klaren Reaktion der russischen Seite nicht als Zäsur für die wissenschaftliche Zusam-menarbeit erwiesen. Etwa zeitgleich mit dem ungewollten Leak veröffentlichte das Minis-terium für Wissenschaft und Hochschulbil-dung zudem ein „Konzept der internationalen wissenschaftlich- technischen Zusammenar-beit“. Hierin wurde explizit auf eine horizonta-le und reziproke Vernetzung gesetzt, mit dem Ziel „die Wett bewerbsfähigkeit des eigenen Landes durch eine möglichst weitreichende Einbindung in internationale Kooperations-strukturen zu steigern“20.

    Die befragten deutschen Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler betonten, dass die gute, langjährige Zusammenarbeit mit russi-schen Partnern auf gegenseitigem Vertrauen und Offenheit basiere. Man habe im Zuge der Öffentlichmachung des Erlasses das Gespräch mit den russischen Partnern gesucht, um mög-liche Implikationen für den wissenschaftlichen Austausch sowie den Grad der Umsetzung des Erlasses gemeinsam zu besprechen. In diesen Gesprächen habe sich deutlich gezeigt, so die deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler, dass sich die russischen Universitäten dezidiert gegen einen solchen Erlass und seine Umsetzung aussprächen. Basierend auch auf dieser Kritik aus den russischen Universitäten wurde der Erlass letztlich zurückgenommen.

    Gesetzgebung im ITBereich: Implikationen für den Wissenschaftsaustausch

    Ein weiteres Beispiel des Kontrolldiskurses ist die „Souveränisierung“ der Internetarchitek-tur in der Russischen Föderation. Seit dem Jahr

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    2000 (Doktrin zur Informationssicherheit der Russischen Föderation) erarbeitet der russi-sche Staat gesetzliche und technische Struktu-ren, um eine „Souveränisierung“ des Informa-tionsbereiches und der Internetarchitektur zu erreichen21. „Diese zielt insbesondere darauf, Datenübertragung, Datenaustausch und Daten-speicherung innerhalb der Grenzen Russlands ohne jegliche Einmischung von außen kontrol-lieren und steuern zu können.“22 2016 wurde eine aktualisierte Doktrin zur Informationssi-cherheit erlassen, in die Erfahrungswerte zum Internet und sozialen Medien als Mittel zum Austausch und der Vernetzung politischer Kräf-te und Oppositionsbewegungen eingeflossen zu sein scheinen. Dies zeigt sich in der Zielset-zung der Doktrin einerseits sowie in den Jahren 2015 und 2016 verschärften Gesetzgebungen zur Vorratsdatenspeicherung und breiteren Zu-griffsrechten von Sicherheitsdiensten anderer-seits. Die Doktrin von 2016 sieht eine stärkere „Souveränisierung“ des Internets und damit eine stärkere Unabhängigkeit der informations-technologischen Infrastruktur der Russischen Föderation vor: „In der Doktrin von 2016 wird als zentrales strategisches Ziel definiert, die Abhängigkeit der russischen Industrie vom ausländischen Markt abzubauen und durch die Schaffung, Entwicklung und den breiten Ein-satz inländischer IT zu ersetzen.“23 Zu diesem Zweck ergriffene rechtliche Maßnahmen be-ziehen sich auf die Einschränkung von Anony-misierungssoftware und die Registrierung von Software und Anbietern von VPNs (Virtuellen Privaten Netzwerken) (2017), die Registrierung inländischer Software, Vorgaben zur ausschließ-lichen Nutzung russischer Soft- und Hardware für Bereiche der kritischen Informationsinfra-struktur bis 2022, darunter Gesundheitswesen, Wissenschaft, Brennstoff-, Metall-, Raumfahrt- und Chemieindustrie, Datenspeicherung auf Servern innerhalb der Russischen Föderation

    21 Scharikow 2020, S. 18

    22 Epifanova 2020, o. S.

    23 Epifanova 2020, o. S.

    24 Epifanova 2020, o. S.

    25 Epifanova 2020, o. S.

    26 Der „Academic Freedom Index“ umfasst insgesamt acht Indikatoren, die unter anderem die folgenden fünf Dimensionen von Wissenschaftsfreiheit umfassen: die Freiheit der Forschung und Lehre, die Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation, institutionelle Autonomie, Campus-Integrität sowie die Freiheit der akademischen und kulturellen Meinungsäußerung.

    (Gesetz zur Datenspeicherung, seit September 2015 in Kraft), Vorratsdatenspeicherung sowie Bereitstellung von Informationen für Sicher-heitsdienste (Anti-Terror-Gesetze / Jarowaja-Ge-setze 2016) sowie Befugnisse und Zugriffsrechte des Staates (Souveränes Internet, Gesetzesände-rung November 2019)24.

    Die tatsächliche Implementierung der festge-schriebenen sehr umfangreichen Vorgaben be-werten Experten jedoch als schleppend und in dem angestrebten Umfang für die meisten Be-reiche zu den gesetzten zeitlichen Rahmendaten als nicht realistisch25. Es verbleibt somit vorerst eine Diskrepanz zwischen der Gesetzgebung zur IT-Infrastruktur, der realistischen Möglich-keit zur Implementierung solcher Maßnahmen sowie dem weiterhin priorisierten Wunsch nach Wettbewerbsfähigkeit, Wissenschafts- und For-schungsexzellenz.

    Freiheit des akademischen Austausches

    Aus der Dissonanz zwischen Internationali-sierungsbestrebungen und Kontrolldiskurs er-gibt sich auch die Frage nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaftsfreiheit in der Russi-schen Föderation. Seit einem Hoch Mitte der 1990er- Jahre verzeichnen alle Indikatoren des „Academic Freedom Index“26 insbesondere seit 2008 einen Abwärtstrend. So lagen die Werte des „Academic Freedom Index“ 1994 bei 0,82 (bei einer Skala von minimal 0 bis maximal 1) und 2008 bei 0,69. Dabei stellte der Wert für „Frei-heit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation“ den höchsten (1,37 auf einer Skala zwischen 0 und 4) der fünf triangulierten Datensätze für die Bemessung des „Academic Freedom Index“ dar. 2019 wur-de für die Russische Föderation im „Academic Freedom Index“ ein Wert von 0,36 ausgewiesen,

  • ZWISCHEN INTERNATIONALISIERUNGS BESTREBEN UND KONTROLLDISKURS

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    Deutschland liegt im Vergleich bei 0,96.27 Jüngst ist in der von Katrin Kinzelbach, Professorin für Menschenrechte an der Friedrich-Alexan-der-Universität Erlangen-Nürnberg, herausge-gebenen Publikation „Researching Academic Freedom. Guidelines and Sample Case Studies“ eine Länder analyse zu „Academic Freedom in Russia“ von Katarzyna Kaczmarska erschie-nen28. Wissenschaftsfreiheit sei in der Verfas-sung der Russischen Föderation gewährleistet, so Kaczmarska. Dennoch präge ein zunehmend restriktiver Gesetzesrahmen die öffentliche De-batte und habe mittelbar auch Implikationen für die Wissenschaft. Diese bestünden einerseits in der Beobachtung und gesetzlichen Einfas-sung von Organisationen und Individuen, die Finanzmittel aus dem Ausland erhalten (über das „Foreign Agent Law“ von 2012), sowie ande-rerseits über eine starke Kontrolle politischen Engagements des akademischen Sektors29. Die-ser Gesetzesrahmen, auch wenn er sich nicht direkt auf die Wissenschaft beziehe, beschreibt Kaczmarska, bestimme den Umfang der öffent-lichen Debatte und verweise implizit auf Be-reiche, die nicht diskutiert oder infrage gestellt werden sollten30. Eine Folge sei Selbstzensur von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Bezug auf Themen, die als politisch sensibel eingeschätzt würden oder zentrale Narrative der Regierung infrage stellten. Die politische Unter-drückung habe in den letzten zehn Jahren zu-genommen, was eine Verbreiterung der Palette möglicher kritischer Themen nach sich ziehe31.

    Im „Freedom House Index“, der Meinungsfrei-heit in den Blick nimmt, wird die Russische Föderation als „nicht frei“ eingestuft, mit 5 von 40 möglichen Punkten in den „politischen Rechten“ und 15 von 60 möglichen Punkten in den „zivilen Freiheiten“32. Von besonderer Re-levanz für den Bereich Wissenschaftsfreiheit sind im „Freedom House Index“ die Aspekte

    27 V-Dem 2020

    28 Vgl. Kaczmarska 2020

    29 Kaczmarska 2020, S. 116 f.

    30 Kaczmarska 2020, S. 118 f.

    31 Kaczmarska 2020, S. 121 f.

    32 Freedom House 2020

    33 Ebd.

    34 Scholars at Risk Network 2020a

    „… gibt es akademische Freiheit und ist das Bil-dungssystem frei von umfassender politischer Indoktrination?“ sowie „… können Einzelperso-nen ihre persönlichen Ansichten zu politischen oder anderen sensiblen Themen äußern, ohne Angst vor Überwachung oder Vergeltung zu haben?“: Beide Indikatoren werden mit einem von vier möglichen Punkten bewertet.33 Das „Scholars at Risk Academic Freedom Monito-ring Project“ listet ferner für den Verlauf des letzten Jahres vier gemeldete Fälle von Ein-schränkung akademischer Freiheit auf (Stand November 2020)34.

    Es ist ratsam, diesen generalisierenden Blick durch eine differenzierte Analyse des jeweili-gen konkreten Kontextes zu ergänzen, um der Vielfältigkeit einer differenzierten Hochschul-landschaft, wie der der Russischen Föderation, gerecht zu werden. Die Akademikerinnen und Akademiker wie auch die neue Leitung des Wissenschaftsministeriums der Russischen Fö-deration haben ein verstärktes Interesse, Inter-nationalisierung weiter auszubauen, auch um die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts-systems zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln. So schaffen es gerade diejenigen Kräfte, für die Autonomie der Hochschulinstitutionen und Freiheit der Wissenschaften wichtig sind, oft sehr geschickt, eine freie Wissenschaft, Kritik und einen pluralistischen Diskurs zu gestalten. Es handle sich, so Stimmen deutscher Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler, zwar um ein staatlich zentralistisches System, dieses sei aber weder monolithisch noch statisch, sondern vielmehr dynamisch. Nicht immer sind politische Freiheiten oder ihre Einschrän-kungen vollumfänglich auf den Bereich der Wissenschaftsfreiheit übertragbar. Eine trenn-scharfe Unterscheidung und Abgrenzung, so auch die Erfahrungen deutscher Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler, müsse zwischen

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    Wissenschaft und Forschung sowie internatio-nalen Wissenschaftskooperationen einerseits und politischen Meinungsbekundungen sowie politischem Aktivismus andererseits gemacht werden.

    In der deutsch-russischen Kooperationspraxis, so deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler, habe man keine Einschränkung der

    Wissenschaftsfreiheit innerhalb der Projekte oder eine Einflussnahme auf Themen erlebt. Wenn auch ein gesteigertes Bewusstsein für die Sensibilität identitätspolitischer Debatten be-stehe, habe man keine Erfahrungen in Bezug auf Eingriffe in Themenwahl oder Konferenz-programme gemacht (vgl. folgendes Kapitel).

  • KOOPERATIONSERFAHRUNGEN NUTZEN

    21

    Kooperationserfahrungen nutzen

    Das Kooperationsinteresse russischer Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, wie aus einer Reihe von Gesprächen mit in der deutsch-russischen Zusammenarbeit besonders erfahre-nen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern deutlich wurde. Dies liegt an den mit den Refor-men verstärkt eingeleiteten Internationalisie-rungsaktivitäten der russischen Regierung und der damit verbundenen gestiegenen Wettbe-werbsorientierung im russischen Wissenschafts-system. Es ist aber auch die große Offenheit und das Interesse russischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (bereits seit den 1990er-Jah-ren), sich in einem internationalen Umfeld zu bewegen. Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begründen ihr Kooperations-interesse an der Russischen Föderation mit dem großen Engagement, der Verlässlichkeit und einer hohen akademischen Qualität. Insbeson-dere in Methodik und Theorie ist die Ausbildung des russischen Bildungssystems sehr gut. Zu-dem wurde in der jüngeren Vergangenheit deut-lich in russische Forschungsinfrastrukturen in den Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaf-ten investiert, weshalb sich mittlerweile zum Teil sehr gute Laborbedingungen finden lassen.

    Kooperationserfahrungen zeigen, dass sich in der Anbahnung sowohl Bottom-up- als auch Top-down-Strategien eignen. Für strategische, institutionalisierte Kooperationen sei der Um-gang mit Top-down-Ansätzen notwendig, so die Erfahrungen der Expertinnen und Experten, auch wenn Bottom-up-Prozesse, verstanden als individueller, fachlich motivierter Austausch, zunächst nachhaltiger seien. Für beide Ansät-ze (auch eine Mischung dieser) sollten ausrei-chend zeitliche Kapazitäten eingeplant werden. Forschende bauen Kooperationen in der Regel über ihre thematischen Interessen, Konferen-zen und Publikationen auf. Wenn der Wunsch besteht, gemeinsame Projekte in der Forschung und/oder der Lehre belastbar zu entwickeln, ist es unumgänglich, dafür unterschiedliche Hie-rarchieebenen miteinzubeziehen. Bei strate-gischem Kooperationsinteresse auf deutscher Seite können Kooperationen zunächst direkt über institutionelle Hierarchien etabliert wer-den. Zugleich ist aber der rechtzeitige Einbezug von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-lern beider Seiten unabdingbar, um die thema-tischen Schnittstellen und Interessen zu identi-fizieren. Um die Interessen auf russischer Seite besser einschätzen zu können, empfiehlt es sich daher, Kooperationen auf mehreren Ebenen gleichzeitig anzubahnen (individuelle Ebene,

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    d. h. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Wissenschaftsmanagement, z. B. International Offices sowie Hochschulleitungen). Dies ist auch lohnend, weil ein starkes Motiv russischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sein kann, von den jeweiligen Universitätsleitungen gesehen zu werden. Es lohnt sich zudem, den Typus der jeweiligen russischen Universität oder Forschungseinrichtung vorab genau anzusehen. Universitäten mit langer Tradition und hohem Ansehen können schwerer zugänglich sein als jüngere Universitäten.

    Gerade in diesem strategischen Bereich sei-en wissenschaftspolitische Leitlinien, wie die deutsch-russische Roadmap, wichtige Signale für Kooperationen, die dazu führen könnten, bestehende Hemmungen abzubauen, berich-ten deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler. Die Roadmap entfalte auch bei Lokal-politik und Verwaltung eine positive Wirkung im Hinblick darauf, dass auf dieser Basis administ-rativ Verantwortliche bei der Unterstützung bzw. Genehmigung von Kooperationsvorhaben darin bestärkt würden, das politisch Gebotene zu tun. Diese Signale verstärken ihre Wirkung umso mehr, je konkreter und dynamischer sie in Aus-schreibungen und Projekten umgesetzt werden.

    Die Einhaltung von Hierarchien und das Ver-ständnis, dass das russische Wissenschaftssys-tem hierarchisch strukturiert ist und sich Ent-scheidungsprozesse eng an diesen Strukturen orientieren, sind für die Anbahnung und Durch-führung von Kooperationen von besonderer Be-deutung, betonen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner. Eine große personelle Fluk-tuation auf höheren administrativen Ebenen ist ferner eine Herausforderung, auf die sich deut-sche Kooperationspartner einstellen sollten. Es bietet sich daher an, das Kontaktnetzwerk in die Führungsebene von Partnereinrichtungen von Beginn an auf mehrere Personen auszurichten. Es lohnt sich zudem, die teilweise widerstreiten-den Interessenlagen zwischen einem staatlichen Kontrolldiskurs und möglichst hohen Grad der administrativen und bürokratischen Forma-lisierung einerseits und dem Grad der Um-setzung politischer Vorgaben durch russische Hochschulen, Forschungseinrichtungen sowie

    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an-dererseits zu verstehen. Der Verhandlungsspiel-raum und die Risikoaversion für bzw. gegenüber politisch sensiblen Themen oder der Implemen-tierung politischer Rahmenbedingungen hän-gen nicht selten von der jeweiligen Institution und den handelnden Akteuren ab.

    Die in der deutsch-russischen Roadmap hervor-gehobene Säule der Nachwuchsförderung wur-de als außenwissenschaftspolitisches Signal von allen Gesprächspartnerinnen und -partnern be-grüßt. Es sei gerade im Sinne der Nachhaltigkeit essenziell, auf Nachwuchsentwicklung zu setzen und diese auch in deutsch-russischen Koopera-tionen dezidiert zu fördern. In diesem Bereich seien jedoch auch die konkreten Alltagsrealitä-ten und Lebensumstände vor allem russischer Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen-schaftler mit in den Blick zu nehmen. Daher sollte von Anfang an im Projektbudget eine faire und ausgewogene Bezahlung aller beteiligten Kooperationspartner festlegt werden. Für rus-sische Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sei es strukturell schwieriger (aufgrund von Nebenjobs oder finanziellen Ver-pflichtungen), innerhalb einer Projektlaufzeit für einzelne Abschnitte von jeweils mehreren Monaten nach Deutschland zu kommen. Diese Lebensrealitäten sollten in den Förderstruktu-ren von Kooperationsprojekten Berücksichti-gung finden, in Form einer Förderung, die sich in einer finanziellen Unabhängigkeit der einge-bundenen russischen Nachwuchswissenschaft-lerinnen und -wissenschaftler niederschlägt.

    Um in Deutschland wissenschaftlichen Nach-wuchs für deutsch-russische Kooperationen zu gewinnen, eignen sich (sofern die gegenwärti-gen pandemiebedingten Reisebeschränkungen aufgehoben sind) Exkursionen mit Studierenden in die Russische Föderation, „Summer Schools“ oder andere Formen von Kurzaufenthalten. Russische Sprachkenntnisse sind hierfür nicht essenziell und Erfahrungen zeigen, dass dies sehr erfolgreiche Wege sind, mögliche Vorurtei-le abzubauen und potenzielle deutsche Nach-wuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaft-ler für die Russische Föderation zu gewinnen. Die Bedeutung von Sprachkenntnissen für eine

  • KOOPERATIONSERFAHRUNGEN NUTZEN

    23

    Zusammenarbeit mit Partnern der Russischen Föderation variiert je nach Fachbereichen (es-senziell in den Geisteswissenschaften bis hin zu weniger wichtig in den Natur- und Lebenswis-senschaften), auch sind Kenntnisse von Fremd-sprachen in den verschiedenen Generationen russischer Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler teilweise unterschiedlich ausgeprägt. Grundsätzlich tragen Russischkenntnisse der deutschen Partner zu einem interkulturellen Verständnis bei und können an vielen Stellen Türöffner sein. Gleichzeitig sind gerade jünge-re russische Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler gut ausgebildet in der wissenschaftli-chen Lingua franca Englisch.

    Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler betonen ausdrücklich, dass sich die fachliche Anbahnung und Bewilligung deutsch-russischer Kooperationen insgesamt nicht als Herausforderungen darstellten. Auf der gemein-samen Planungsebene entstehen durch das viel-fach von den Expertinnen und Experten betonte persönliche und fachliche Engagement der russischen Partner zielführende Projektideen und -konzepte. Dem gegenüber steht jedoch die bürokratische und administrative Umsetzung als Herausforderung. Insbesondere Vertrags-abschlüsse werden von kooperationserfahre-nen Expertinnen und Experten als langwierig benannt. Von außen seien die institutionel-len Abstimmungsprozesse russischer Wissen-schaftseinrichtungen nicht immer transparent, unterschiedliche Stellen innerhalb der Partner-organisationen (und möglicherweise darüber hi-naus, je nach Status der Einrichtung) gäben teil-weise unterschiedliche Einschätzungen. Auch hier empfiehlt es sich, ausreichend zeitliche Kapazitäten einzuplanen. Weiterhin fehle es an Blaupausen, Vertragsbausteinen, die für Koope-rationsvereinbarungen verwendet werden könn-ten, um nicht bei jeder Vertragsgestaltung die Grundlinien immer wieder neu aushandeln zu müssen. Darüber hinaus hätten sich die vertrag-lichen Regelungen für Finanztransaktionen, hohe Gebühren für Überweisungen in das Aus-land und Steuerregelungen in den Kooperations-erfahrungen der Expertinnen und Experten als

    35 Kaczmarska 2020, S. 109

    besonders herausfordernd gezeigt. In der Um-setzung von Kooperationen sollten die Vertrags-partner die Ziele und Formen der Kooperation, Qualitätsansprüche, ethische Leitlinien ebenso wie die Verwendung und Verwertung von For-schungsmaterialien und -daten schriftlich ver-einbaren.

    Mit den Reformen im russischen Wissenschafts-system geht eine zunehmend starke quantitative, an Kennzahlen ausgerichtete Output-Orientie-rung einher, die sich u. a. an der Einwerbung von Drittmitteln, der Veröffentlichung von „peer-reviewed“ Artikeln und am Einbezug von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen-schaftlern in Forschungsprojekte misst. Dieser Druck, so berichten deutsche Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler, sei in der Russischen Föderation deutlich höher als in Deutschland und bestimme auch maßgeblich das Koopera-tionsgeschehen. In Teilen führe dies das rus-sische Wissenschaftssystem zu einer höheren internationalen Anschlussfähigkeit. Auf der an-deren Seite beschränke es jedoch auch, indem der Druck dazu führe, stärker auf die Quantität als Qualität wissenschaftlicher Publikationen zu setzen35. Auch würde es als politisches Instru-ment zur Förderung bestimmter Wissenschafts-kulturen, insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften genutzt, berichten deut-sche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ein spürbarer Rechtfertigungsdruck, messba-re Erträge und gesellschaftlichen Mehrwert zu generieren, finde sich besonders in diesen Dis-ziplinen. Dennoch seien Kooperationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften dezidiert in die Roadmap aufgenommen, betonen deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dies sei eine Chance, durch prestigeträchtige Koope-rationsprojekte und gemeinsame Publikationen diese Disziplinen nachhaltig zu unterstützen.

    Eine Kennzahlenorientierung böte auch Im-pulse, etwa um mehr gemeinsame und mehr englischsprachige Publikationen anzustre-ben und die internationale Zusammenarbeit noch stärker zu priorisieren und zu inten-sivieren. Eine ausschließlich projekt- oder

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    kennzahlenbasierte Kooperation trage jedoch langfristig nicht, so die Einschätzung der be-fragten Wissen schaftlerinnen und Wissen-schaftler. Eine nachhaltige Kooperation bedarf eines gemeinsamen fachlichen und partner-schaftlichen Interesses über abgesteckte Pro-jektzeiträume hinaus. Langjährige, vertrauens-volle Kooperationen bieten ferner die Chance, zu einem bestehenden Kennzahlendruck und einem gemeinsamen Anspruch an wissen-schaftliche Qualität in die Diskussion zu gehen.

    Nach Einschränkungserfahrungen in der Wis-senschaftsfreiheit gefragt, betonen die inter-viewten Expertinnen und Experten, diese Er-fahrungen in ihren Kooperationsprojekten nicht gemacht zu haben. Der Kooperationsalltag sei von einem offenen, kollegialen Diskurs – auch politisch sensibler Themen – geprägt. Ereignis-se wie Einflussnahmen z. B. auf Tagungsagen-den, auf die Wahl von Themen für Publikatio-nen, Abschlussarbeiten oder Ähnliches haben die Interviewten nicht erlebt – auch wenn ein gesteigertes Bewusstsein für die Sensibilität identitätspolitischer Debatten spürbar sei.

    Entgegen eines vermuteten Eindrucks zuneh-mender Kontrolle wurde in den Gesprächen mit den Expertinnen und Experten vielmehr positiv herausgestellt, wie vergleichsweise frei in deutsch-russischen Kooperationsprojekten geforscht werden könne, auch zu sensiblen Themen wie Konfliktforschung oder Mehr- und Minderheitendynamiken. Hier bestehe eine Diskrepanz zwischen einem öffentlichen, viel-fach sehr kritisch konnotierten Russlandbild und den tatsächlichen Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit in deutsch-russischen Kooperationserfahrungen. Es bestand unter

    den deutschen Kooperationspartnern die Sorge, dass die politischen Konflikte (Tiergarten-Mord, Nawalny, Ukraine-Konflikt) Einfluss auf die Arbeitsebene haben könnten, beispielsweise, dass es zu Verschlechterungen bei Visabestim-mungen kommen könne. Dies sei aber bislang, so die Gesprächspartnerinnen und -partner, nicht erfolgt. In der Kooperationspraxis werde zwischen einer politischen Ebene und der Ar-beitsebene im Wissenschaftssektor unterschie-den. Von einzelnen Gesprächspartnern wurde die Einschätzung geäußert, dass ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Erfahrung machen könnten, von der Partner-universität abgewiesen zu werden, sollten sich ihre Aktivitäten in der Russischen Föderation in einer Grauzone zwischen wissenschaftlichen und von der russischen Seite als journalistisch-politisch empfundenen Aktivitäten bewegen.

    Weiterhin heben deutsche Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler die positive Einfluss-möglichkeit der Roadmap auf die Wissenschafts-freiheit in Kooperationsprojekten hervor: So sei in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissen-schaften der bearbeitbare Themenrahmen in der Russischen Föderation in den letzten Jahren spürbar enger geworden. Doch als Teil der in der Roadmap definierten thematischen Priori-täten erhielten diese Disziplinen einen gewis-sen Schutz, sich in internationalen Koopera-tionen auch kontroversen Themen zu widmen. Die Roadmap basiere auf den horizon talen Kooperations beziehungen, sie sei damit dezi-diert wissenschaftsgeleitet und schaffe somit be-sondere Verbindlichkeit. Dies beziehe sich nicht nur auf ihre Entstehung, sondern auch auf ihre partizipative Umsetzung.

  • AUSBLICK

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    Ausblick

    Es ist davon auszugehen, dass die Dynamik, mit der sich die russisch-deutschen Wissen-schaftsbeziehungen derzeit entwickeln, weiter anhalten wird, daran wird auch die Roadmap einen entscheidenden Anteil haben. So zeigt sich exem plarisch in der gemeinsamen Polar-forschung in der sibirischen Arktis, dass die internationale Zusammenarbeit für die Erfor-schung des Klima wandels unverzichtbar ist. Daneben ändern sich auch die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in der Russischen Föderation fortlaufend, etwa Mitte Dezember 2020 im Hinblick auf eine Novellie-rung des sogenannten Agentengesetzes36.

    36 Vgl. Ackeret 2020

    Ob und inwieweit dies auch die internationalen Wissenschaftsbeziehungen beeinflusst, muss genau beobachtet und bewertet werden. Dieses Papier wird daher in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Ebenso sind die Expertin-nen und Experten der deutsch-russischen wis-senschaftlichen Kooperationspraxis weiterhin eingeladen, die Empfehlungen dieses Papiers zu diskutieren und mit ihren Erfahrungen anzu-reichern.

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    ANHANG 1 DAAD-Leuchtturmprojekte

    in der Russischen Föderation

    37 Vgl. DAAD 2020b

    Der DAAD fördert in der Russischen Föderation vier Zentren mit besonderen fachlichen Schwerpunkten37:

    Die Freie Universität Berlin und die Staatliche Universität St. Petersburg (SPSU) kooperieren in ihrem gemeinsam betriebenen Exzellenzzentrum German- Russian Interdisciplinary Science Center ( G-RISC) interdisziplinär mit Schwerpunkten in den Fächern Mathematik, Physik, Geophysik und Physikalische Chemie. Mehr als 750 Forschungsprojekte von mehr als 440 Forschergruppen aus über 130 For-schungseinrichtungen wurden durch Stipendien für junge Forschende zwischen Bachelor und Postdoc (bis 35 Jahre) gefördert. Zudem nahmen in den zehn ver-gangenen Förderjahren mehr als 3.000 Personen an Konferenzen, Sommerschulen und Seminaren teil. Über 200 gemeinsame Publikationen gingen hieraus hervor. Das besondere an G-RISC ist, dass die Kooperation zwar zwischen den beiden ge-nannten Hochschulen besteht, die Förderung aber jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrich-tungen sowie der Akademie der Wissenschaften offensteht.

    Eine besondere Rolle in der Nachwuchsförderung nimmt auch das Zentrum für Deutschland- und Europastudien (ZDES) mit schwerpunktmäßig sozialwissen-schaftlicher Ausrichtung ein. Es wurde 2003 im Rahmen des „Petersburger Dia-logs“ an der Staatlichen Universität St. Petersburg (SPSU) in Kooperation mit der Universität Bielefeld eröffnet. Es vertritt mit einer interdisziplinären Perspek-tive auf Deutschland- und Europastudien ein Novum in der russischen Wissen-schaftslandschaft. Das ZDES fungiert als eine zentrale Anlaufstelle für Studieren-de, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf allen Qualifikationsstufen, die sich interdisziplinär und/oder aus vergleichender Perspektive mit Europa- und Deutschlandforschung befassen, gerade auch in der Graduiertenausbildung. Fer-ner bietet das ZDES methodologische Seminare an, die unter Einbeziehung deut-scher Expertise die Anschlussfähigkeit russischer Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an die deutsche und europäische Wissenschaft fördern. Das ZDES vergibt in diesem Zusammenhang auch Kurzstipendien an russische Gradu-ierte und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie an deutsche (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und (Nachwuchs-)Wissenschaftler am ZDES.

    https://www.g-risc.org/https://www.g-risc.org/https://wissenschaftspartner.de/leuchtturmprojekte/zentrum-f-r-deutschland-und-europastudien-zdes/https://wissenschaftspartner.de/leuchtturmprojekte/zentrum-f-r-deutschland-und-europastudien-zdes/

  • ANHANG 1

    27

    Das German-Russian Institute of Advanced Technologies (GRIAT) wurde im Sep-tember 2014 mit vier Masterstudiengängen an der Kazan National Research Technical University (KNRTU-KAI) in Kasan eröffnet. Vorausgegangen war im April 2013 die Unterzeichnung eines MoU zur Kooperation beim Aufbau eines deutsch-russischen Instituts durch den DAAD und die KNRTU-KAI, parallel schlossen die TU Ilmenau und die KNRTU-KAI ein Kooperationsabkommen ab. Die KNRTU-KAI zählt zu den führenden Hochschulen der Russischen Föderation und verfügt über ausgeprägte Industriekontakte. Mittlerweile studieren am GRIAT über 80 Studie-rende in neun Masterstudiengängen; es besteht die Möglichkeit eines Doppel-abschlusses für die Studierenden, die erfolgreich ein Semester in Deutschland studiert haben. Neben der Etablierung von Doppelabschlussprogrammen widmet sich die Kooperation der Entwicklung gemeinsamer Forschungsprojekte sowie der Stärkung der Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft. Im Jahr 2019 wurde das German Language Center am GRIAT eröffnet, das den Deutschlandbezug durch Sprachvermittlung und Veranstaltungen an der Hochschule sowie darüber hinaus in die Gesellschaft hinein fördert. Auf deutscher Seite sind neben der Technischen Universität Ilmenau die Universität Magdeburg sowie seit 2016 die Technische Universität Kaiserslautern beteiligt. Aktuell werden englischsprachige Studien-programme in Communications and Signal Processing, Research in Computer and Systems Engineering, Electrical Engineering and Information Technology, Chem-ical and Energy Engineering, Automotive Engineering, Systems Engineering and Engineering Cybernetics, Embedded Computing Systems, Intelligent Data Process-ing und Advanced Quantum Physics angeboten.

    Das Institut für russisch-deutsche Literatur- und Kulturbeziehungen (IRDLK) besteht seit 2008 und basiert auf dem vom DAAD 2005 eröffneten „Thomas Mann-Lehrstuhl für Deutsche Philologie“ an der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften (RGGU) Moskau. Die Zusammenarbeit der RGGU Moskau mit der Universität Freiburg und dem DAAD basiert auf einem Kooperationsvertrag, der Ende 2018 mit einer Laufzeit bis Ende 2023 erneuert wurde. Ziele des Zentrums sind der Ausbau einer mehrstufigen Ausbildungsstruktur für den wissenschaft-lichen Nachwuchs in der Germanistik, Innovationsimpulse für eine international orientierte Germanistik und die Schaffung eines akademisch zukunftsweisenden Modells für die internationale Germanistik in Russland. Das Zentrum bietet den zweijährigen Doppel-Masterstudiengang „Russlandstudien: Literatur, Geschichte und deutsch-russischer Kulturkontakt“ mit der Universität Freiburg an. Seit 2014 wird über ein DFG-Graduiertenkolleg Doktoranden die Möglichkeit zur gegensei-tigen Teilnahme an Veranstaltungen und Doktorandenseminaren gegeben. Die Förderung des Graduiertenkollegs wurde Ende 2018 von der DFG um weitere vier Jahre bis 2023 verlängert.

    https://www.daad.de/de/infos-services-fuer-hochschulen/weiterfuehrende-infos-zu-daad-foerderprogrammen/griat/http://irdlk-moskau.ru/

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    ANHANG 2 Potenziale in der digitalen Lehre

    Weltweit hat die Digitalisierung der universitären Lehre 2020 durch die Corona- Pandemie einen enormen Schub erlebt. Der DAAD hat zwei Umfragen in seinem weltweiten Netz-werk aus Lektorinnen und Lektoren sowie unter den in Hochschulprojekten geförder-ten Partnern durchgeführt. Hieraus lassen sich, trotz der vergleichsweise kleinen und nicht repräsentativen Stichprobe, erste Erkenntnisse und Empfehlungen ableiten, die deutsche Hochschulen in gemeinsamen Projekten in der digitalen Lehre mit Partnern aus der Russischen Föderation nutzen könnten:

    Insgesamt haben sich 389 Projektnehmer an der DAAD-Umfrage beteiligt, davon 35 (9 %) mit Projekten in der Russischen Föderation, Osteuropa, Südkaukasus und Zentralasien (beispielsweise aus den Programmen Ostpartnerschaften, Germanis-tische Institutspartnerschaften oder Deutschsprachige Studiengänge).

    Für fast alle Projekte in der Region (97 %) war eine Fortsetzung ihrer Lehre mit digi-talen Mitteln möglich, dies liegt über dem weltweiten Durchschnitt (91 %).

    Bei den eingesetzten Lernelementen und -formaten (Mehrfachangaben möglich) ergaben sich einige größere Abweichungen gegenüber den weltweiten Ergebnissen: ∙ Vorlesungsaufzeichnungen wurden weniger häufig eingesetzt (43 % gegenüber

    62 % weltweit).∙ Kollaboratives Lernen (Lernformen, bei denen mindestens zwei Studierende

    ihr Wissen und ihre Erfahrungen online miteinander teilen) fand weniger häufig statt (26 % vs. 40 %).

    ∙ Soziale Medien wurden häufiger genutzt (23 % vs. 14 %).∙ Besonders groß ist die Abweichung beim mobilen Lernen (Lernprozesse und

    Lernformen, die durch mobile Endgeräte unterstützt werden), dies ist in der Region mit 48 % vs. 34 % weltweit verbreiteter.

    Lernplattformen stehen in der Region etwas seltener zur Verfügung, keine Lern-plattform nutzten 17 % gegenüber 9 % weltweit. Wenn diese im Einsatz waren, dann vor allem Moodle (60 % gegenüber 48 % weltweit).

    Größere Unterschiede ergaben sich bei der Frage, in welchem Umfang die Hoch-schule Software-Tools zur Umsetzung digitaler Lehre zur Verfügung gestellt hat. Gegenüber den weltweiten Ergebnissen (75 %) standen diese lediglich zu 63 % vollständig oder überwiegend zur Verfügung.

  • ANHANG 2

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    Gewisse Unterschiede ergeben sich bei der Teilhabe der Studierenden an digitaler Lehre. Weltweit können – nach Einschätzung der Lehrenden – zu 79 % alle bzw. fast alle ihre Studierenden auch an digitalen Lehrangeboten teilnehmen, in der Region sind es lediglich 65 %.

    Dementsprechend fällt die Einschätzung im Hinblick auf die Aussage „Digitale Lehre an meiner Gasthochschule steigert die Chancengerechtigkeit beim Zugang zu Lehr-angeboten“ aus. Weltweit stimmen dem 38 % zu, regional 31 %.

    Daraus lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:

    Technisch vonseiten der Partnerhochschulen und im Hinblick auf die entsprechende Bereitschaft sind die Voraussetzungen für digitale Lehre oftmals grundsätzlich ge-geben.

    Eine Herausforderung kann noch beim Einsatz moderner Tools bestehen, die speziell für die digitale Lehre entwickelt und besonders geeignet sind, wie etwa Lernplattformen.

    Insbesondere beim kollaborativen Lernen können deutsche Partner – online wie offline – ihre Erfahrungen einbringen und hierzu ermutigen.

    Deutsche Hochschulen sollten sich im Hinblick auf ihre technischen Konzepte darauf einstellen, dass digitale Teilhabe in der Region vonseiten der Studierenden oftmals mit mobilen Endgeräten erfolgt.

    Zur DAADFörderung digitaler Teilhabe:

    Um die digitale Teilhabe möglichst vieler Studierender in DAAD-geförderten interna-tionalen Kooperationsprojekten sicherzustellen, prüft der DAAD gegenwärtig in Rück-sprache mit seinen Geldgebern, inwiefern dafür die zuwendungsfähigen Ausgaben angepasst werden können (z. B. Förderung von Datenvolumen für Studierende). In Kooperationsprojekten ist vielfach die Verbesserung der digitalen Ausstattung aus-nahmsweise förderfähig.

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    KIWi IMPULS DIE DEUTSCH-RUSSISCHE ROADMAP: POTENZIALE – HERAUSFORDERUNGEN – KOOPERATIONSERFAHRUNGEN

    Weiterführende Informationen

    Weitere Informationen zu Wissenschaftskooperationen unter komplexen Rahmenbedingungen finden Sie im KIWi Kompass: Keine roten Linien.

    DAADInformationen zur Russischen Föderation

    DAAD Ländersachstand Russische Föderation 2020. Kurze Einführung in das Hochschulsystem und die DAAD-Aktivitäten (PDF)DAAD Bildungssystemanalyse Russische Föderation 2020. Daten & Analysen zum Hochschul- undWissenschaftsstandort (PDF)Webseite der DAAD-Außenstelle MoskauWebseite des deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses Moskau (DWIH)Webseite des deutsch-russischen Themenjahres

    https://www.daad.de/de/infos-services-fuer-hochschulen/kompetenzzentrum/kooperationsmanagement/kiwi-kompass-keine-roten-linien/https://static.daad.de/media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/infos-services-fuer-hochschulen/laendersachstaende/expertise-zu-themen-laendern-regionen/russland_daad_sachstand.pdfhttps://static.daad.de/media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/infos-services-fuer-hochschulen/laendersachstaende/expertise-zu-themen-laendern-regionen/russland_daad_sachstand.pdfhttps://www.daad.de/app/bsa/pdf/long/185/current/https://www.daad.de/app/bsa/pdf/long/185/current/https://www.daad.ru/de/https://www.dwih-moskau.org/de/https://wissenschaftspartner.de/

  • QUELLENVERZEICHNIS

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    Quellenverzeichnis

    Ackeret, Markus (2020). In Russland ist es künf-tig noch einfacher, zum „ausländischen Agen-ten“ zu werden. In: Neue Züricher Zeitung, 22.12.2020. Quelle: Russland: Verschärfte Geset-ze gegen Kritiker des Kremls (nzz.ch). (Letzter Zugriff: 23.12.2020).

    Auswärtiges Amt (2020). Deutsch als Fremd-sprache weltweit. Datenerhebung 2020. Quelle: Deutsch als Fremdsprache weltweit. Daten-erhebung 2020 (auswaertiges-amt.de). (Letzter Zugriff: 22.12.2020).

    Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF (o. J.). Russische Föderation. Die Zusam-menarbeit in Bildung und Forschung ist eine tragende Säule der deutsch-russischen Bezie-hungen. Quelle: Russische Föderation – BMBF. (Letzter Zugriff: 22.12.2020).

    DAAD u. Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, DZHW (Hrsg.) (2020). Wissenschaft weltoffen 2020. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland und weltweit. Quelle: Wissenschaft weltoffen 2020 (wissenschaft-weltof-fen.de). (Letzter Zugriff: 22.12.2020).

    DAAD (2020a). DAAD Bildungssystemanalyse. Russische Föderation. Daten & Analysen zum Hochschul- und Wissenschaftsstandort | 2020. Quelle: Russische Föderation – DAAD. (Letzter Zugriff: 22.12.2020).

    DAAD (2020b). DAAD-Ländersachstand. Russi-sche Föderation. Kurze Einführung in das Hoch-schulsystem und die DAAD-Aktivitäten | 2020. Quelle: Russische Föderation – DAAD. (Letzter Zugriff: 22.12.2020).

    Epifanova, Alena (2020). Analyse: Russlands Gesetzgebung und Importsubstitution im IT-Bereich. Quelle: Analyse: Russlands Gesetz-gebung und Importsubstitution im IT-Bereich | bpb. (Letzter Zugriff: 03.12.2020).

    Hoeschen, Andreas (2019). Internationalisie-rung unter Kontrolle? Zur Situation von Hoch-schulen in Russland. Quelle: https://www.kulturrat.de/themen/europa-internationales/aus-waertige-kultur-bildungspolitik-akbp/interna-tionalisierung-unter-kontrolle/. (Letzter Zugriff: 02.12.2020).

    Kaczmarska, Katarzyna (2020). Academic Free-dom in Russia. In: Kinzelbach, Katrin (Hrsg.): Researching Academic Freedom. Guidelines and Sample Case Studies. Erlangen: FAU Uni-versity Press. S. 103–140. Quelle: OPUS FAU | Researching Academic Freedom: Guidelines and Sample Case Studies (kobv.de). (Letzter Zugriff: 21.12.2020).

    Kooperation international (2020). Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationsland-schaft und -politik: Russland. Quelle: Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovations-landschaft und -politik | kooperation-inter-national | Forschung. Wissen. Innovation. (kooperation-international.de). (Letzter Zugriff: 22.12.2020).

    Köpplin, Anja (2015). Führende Hochschulen der Russischen Föderation. Quelle: Fuehrende-HS.pdf (dwih-moskau.org). (Letzter Zugriff: 22.12.2020).

    https://www.nzz.ch/international/russland-verschaerfte-gesetze-gegen-kritiker-des-kremls-ld.1593513https://www.nzz.ch/international/russland-verschaerfte-gesetze-gegen-kritiker-des-kremls-ld.1593513https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2344738/b2a4e47fdb9e8e2739bab2565f8fe7c2/deutsch-als-fremdsprache-data.pdfhttps://www.auswaertiges-amt.de/blob/2344738/b2a4e47fdb9e8e2739bab2565f8fe7c2/deutsch-als-fremdsprache-data.pdfhttps://www.bmbf.de/de/zusammenarbeit-mit-der-russischen-foerderation-351.htmlhttp://wissenschaft-weltoffen.de/http://wissenschaft-weltoffen.de/https://www.daad.de/app/bsa/pdf/long/185/current/https://static.daad.de/media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/infos-services-fuer-hochschulen/laendersachstaende/expertise-zu-themen-laendern-regionen/russland_daad_sachstand.pdfhttps://www.bpb.de/internationales/europa/russland/analysen/311591/analyse-russlands-gesetzgebung-und-importsubstitution-im-it-bereichhttps://www.bpb.de/internationales/europa/russland/analysen/311591/analyse-russlands-gesetzgebung-und-importsubstitution-im-it-bereichhttps://www.bpb.de/internationales/europa/russland/analysen/311591/analyse-russlands-gesetzgebung-und-importsubstitution-im-it-bereichhttps://www.kulturrat.de/themen/europa-internationales/auswaertige-kultur-bildungspolitik-akbp/internationalisierung-unter-kontrolle/https://www.kulturrat.de/themen/europa-internationales/auswaertige-kultur-bildungspolitik-akbp/internationalisierung-unter-kontrolle/https://www.kulturrat.de/themen/europa-internationales/auswaertige-kultur-bildungspolitik-akbp/internationalisierung-unter-kontrolle/https://www.kulturrat.de/themen/europa-internationales/auswaertige-kultur-bildungspolitik-