Klausur Nr. 4 Strafrecht WS 2008/2009 Friedrich Toepel.

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Klausur Nr. 4 Strafrecht WS 2008/2009 Friedrich Toepel

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Aufbau

Regel: 1. Täter vor Teilnehmer!2. Inzidentprüfungen vermeiden!

• A ist der Tatnächste• B kann sich prima facie an A‘s Tat beteiligt

haben• C reagiert auf Rechtsgutverletzung durch

A (evtl. Rechtfertigung)Daraus ergibt sich: Prüfung in dieser

Reihenfolge

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1. Teil: Strafbarkeit des A

A) § 123 I 1. Alt. StGB durch das Betreten des Hauses

I) Obj. Tb:1.) Wohnung eines anderen =

Wochenendhaus + 2. Eindringen + = Betreten ohne Willen

des Hausrechtsinhabers C

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1. Teil: Strafbarkeit des A

II) Subj. Tb.: Vorsatz?1.) Bezügl. Wohnung eines anderen

+ (unbeachtl. error in persona)2.) Bezügl. Eindringen =

Annahme tatbestandsausschließendem Einverständnisses des Berechtigten, subj. Tb. –, wegen § 16 I 1 StGB,

keine Strafbarkeit gem. § 123 StGB

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1. Teil: Strafbarkeit des AB) § 123 I 2. Alt. StGB durch Verharren im

Haus I) Obj. Tb:

In Wohnung ohne Befugnis verweilt + = Liegenbleiben trotz Aufforderung des Berechtigten C zum Gehen

II) Subj. Tb.: Vorsatz +, nach Erkennen, dass C der Besitzer ist

III) Rw, Sch +, Strafbarkeit des A gem. § 123 StGB +,

IV) Strafantrag, § 123 II StGB, ist gestellt

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1. Teil: Strafbarkeit des A

C) § 242 I StGB durch das Losfahren mit dem Fahrrad

I) Obj. Tb.: fbS? Fahrrad: Dereliktion, § 959 BGB?1.) Besitzaufgabe2.) in der Absicht, auf das Eigentum zu

verzichten herrenlose Sache, nicht mehr fremd

§ 242 I StGB –

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1. Teil: Strafbarkeit des A

D) §§ 242 I, II, 22, 23 I StGB durch das Losfahren mit dem Fahrrad I) Vorprüfung:

keine Vollendung, Versuch strafbar, § 242 II StGB

II) Tatentschluss:1.) Vorsatz + (Versuch am untauglichen Objekt), 2.) Zueignungsabsicht +

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1. Teil: Strafbarkeit des A

III) Unm. Ansetzen, § 22 StGB: unproblematisch mit Wegfahren

IV) Rw, Sch +, Strafbarkeit gem. §§ 242 I, II, 22, 23 I

StGB +

Erwähnen konnte man §§ 248b I, II, 22, 23 I (III!) StGB

aufgrund desselben Verhaltens(erklärt sich selbst für subsidiär)

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2. Teil: Strafbarkeit des BA) § 123 I 1. Alt., 25 I 2. Alt. StGB durch

Veranlassung des A, C’s Haus zu betreten

I) Obj. Tb.:1.) Wohnung eines anderen =

Wochendhäuschen+2.) Eindringen = Eindringen durch A Handeln B gem. § 25 I 2. Alt. StGB

zurechenbar?

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2. Teil: Strafbarkeit des B

a) Tatherrschaftslehre, objektive Voraussetzungen der

Tatherrschaft: +, tatbestandslos handelndes

Werkzeug [Irrtumsherrschaft];b) subj. Theorie: +, reicht obj. jeder ursächliche

Tatbeitrag

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2. Teil: Strafbarkeit des B

II) Subj. Tb.: 1.) Vorsatz bezüglich regulärer obj. Tb.

Merkmale + 2.) Vorsatz bezüglich Voraussetzungen

mittelbarer Täterschaft:a) Vorsatz bezüglich Tatherrschaft: –,

keine Irrtumsherrschaft

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2. Teil: Strafbarkeit des B

b) subj. Th.: Täterwille? –, Vorstellung vollverantwortlichen Vordermannes

Indizien: – keine Überordnung eigenen Willens, – kein überwiegendes Interesse, – kein überwiegendes Gewicht seines

Tatbeitrags

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2. Teil: Strafbarkeit des BB) §§ 123 I 1. Alt., 26 StGB durch

Veranlassung des A, C’s Haus zu betreten

Tatbestand: vors. rw Haupttat? –, A hat keinen Vorsatz (oben 1. Teil A II)

– a. A. Mindermeinung: materieller Unwert der Tat nicht geringer,

wenn A nicht mit Vorsatz gehandelt,

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2. Teil: Strafbarkeit des B

[Mindermeinung verstößt gegen Art. 103 II GG]

Ergebnis: keine Strafbarkeit des B

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3. Teil Strafbarkeit des C

§ 223 I 1. und 2. Alt. StGB durch Hinauszerren aus dem Hause

I) Tatbestand 1.) obj. Tb.: a) Körperliche Misshandlung: nicht

nur unerhebliches übles und unangemessenes Behandeln + = Zerren mit Schmerzen und blauen Flecken

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3. Teil Strafbarkeit des C

b) Gesundheitsschädigung: Hervorrufen eines krankhaften

Zustandes + = blaue Flecken 1.) subj. Tb.: Vorsatz unproblematisch +

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3. Teil Strafbarkeit des C

II) Rw: § 32 StGB? 1.) Notwehrlage:

a) Angriff = drohende Beeinträchtigung rechtlich geschützter Interessen +

= hier Hausrecht durch Liegenbleiben Problem: Angriff durch Unterlassen? H. M. bejaht, jedenfalls bei Garantenpfl.

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3. Teil Strafbarkeit des C

• hier Ingerenz + • = vorangegangenes gefährliches (im

Hinblick auf das Rechtsgut) Tun, • hier: Sich Aufhalten auf fremdem

Grundstück• Problem: Muss Vorverhalten auch

rechtswidrig sein?

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3. Teil Strafbarkeit des C

• Rechtswidrig nicht notwendig Strafrechtswidrigkeit

• Verhalten des A zumindest pflichtwidrig: A vermeidbarer Tatbestandsirrtum

• Außerdem Hausfriedensbruch, also Dauerdelikt:

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3. Teil Strafbarkeit des C

Bezügl. Dauerdelikts:auch derjenige = Garant, der den Zustand zwar nicht subjektiv rechtswidrig geschaffen hat, der aber subjektiv rw handelt, sobald sein Irrtum entfällt.

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3. Teil Strafbarkeit des C

b) rw = Angreifer nicht seinerseits gerechtfertigtc) gegenwärtig + = gerade stattfindend und noch andauernd2.) Verteidigungshandlung: Erforderlichkeit: +, kein milderes gleich geeignetes Mittel

ersichtlich

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3. Teil Strafbarkeit des C

b) Gebotenheit, § 32 I StGB,sozialethische Einschränkungen des Notwehrrechts: keine Fallgruppe hier einschlägig (insbesondere:

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3. Teil Strafbarkeit des C

• kein Bagatellangriff• kein krasses Missverhältnis

zwischen Interesse des Angreifers und verteidigtem Interesse)

Ergebnis: keine Strafbarkeit des C