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Die Lingualtechnik ist eine unsichtbare, ästhetisch an- sprechende Alternative zur konventionellen Zahnspan- ge. Sie ist technisch sehr an- spruchsvoll, ermöglicht aber die gleichen hochwertigen und zuverlässigen Resultate wie das labiale Pendant. Die Erfolgsaussichten bei der Be- handlung sind weniger vom gewählten System als von der korrekten Analyse und dem Behandlungsplan ab- hängig. Ob die Behandlung lingual oder labial ausge- führt wird, ist nebensächlich. Der Aufwand ist in jeder Be- ziehung lingual größer. Der Patient erkauft sich die Äs- thetik mit kalkulierbaren Nachteilen. Die Erfahrung des Behandlers beeinflusst den Schweregrad dieser Nach- teile, welche nach einer stei- len Lernkurve des Praktikers praktisch vernachlässigt wer- den können. Moderne kieferorthopädische Apparaturen erwecken den Eindruck, dass eine Behand- lung in die Hände des Sys- tems übergeben werden kann und sich der Praktiker auf ein Labor-Set-up verlässt, das am Patienten gar nicht umge- setzt werden kann. Dieses Problem ist bei der Lingual- technik genauso präsent wie bei selbstligierenden Bra- ckets oder Alignersystemen. Der Einsatz von skelettalen Verankerungen (TAD) er- weckt den trügerischen Ein- druck, jede Zahnbewegung werde berechenbar und es könne auf die Mitarbeit des Patienten in der heutigen Kieferorthopädie verzichtet werden. Der Einfluss auf Ent- scheidungen, wie eine Be- handlung aussehen soll, ist nur zum kleinen Teil von der Technik abhängig als von Bio- logie, Befund und Diagnose. Der Einsatz von ossären Ver- ankerungssystemen in je- der Technik erweitert unser KIEFERORTHOPÄDIE NACHRICHTEN Die Zeitung von Kieferorthopäden für Kieferorthopäden I www.kn-aktuell.de Die Idee zu diesem Bracket entstand aufgrund eines lö- sungsorientierten Ansatzes. Das Problem stellte sich hier- bei wie folgt dar: Bei einem Patienten brach in der Re- tentionsphase beim Zahn 21 der Kleberetainer, woraufhin dieser Zahn extrudierte und zudem seine Achsenneigung änderte (Abb. 2). Um den Frontzahn zu in- trudieren und dessen Ach- senneigung zu korrigieren, wurde eine linguale Appa- ratur eingesetzt. Nun stellt die Ausübung von Torque bei Anwendung der lingua- len Behandlungstechnik ein grundlegendes Problem dar, da man sich vom Kraftansatz her auf der falschen Seite be- findet. Die Behandlung je- doch mithilfe einer dreidi- mensionalen Lingualappara- tur durchzuführen, erschien zu aufwendig und teuer und hinsichtlich des Torqueaus- gleichs nicht unbedingt zum Ziel führend. Daher wurde in diesem Fall eine modifizierte zweidimensionale Apparatur gewählt, bei der die Möglich- keit des Einsatzes von zwei Bögen besteht. Mithilfe einer speziellen Konstruktion ge- lang es, über einen Hebelarm die isolierte Korrektur der Zahnachse ohne nennenswerte Vielversprechende Bracketinnovation In folgendem Beitrag stellt Dr. Jakob Karp anhand von Lingualfällen das neu entwickelte Swiss Nonligating Bracket (SNB) der Firma tröster applications* sowie dessen Vorteile bei der Zwei-Slot-Behandlung vor. Gaumenimplantate in der Lingualtechnik Inwieweit das im Gaumen platzierte Implantat eine sichere und effektive skelettale Veran- kerungsmöglichkeit darstellt und welche Aspekte hinsichtlich Insertion, Biomechanik oder anatomischer Risiken hierbei Beachtung finden sollten, erläutern Dr. Dr. Marc Schätzle, Dr. Peter Göllner und Dr. Roland Männchen in folgendem Beitrag. Schon im Mai dieses Jahres hatte sich Prof. Dr. Richard Parkhouse – neben Dr. Peter Kesling einer der Schlüsselfi- guren rund um die Entwick- lung des bekannten Tip-Edge PLUS-Bracketsystems – die Ehre gegeben. Anschließend an diesen Kurserfolg lud die FirmaTP Orthodontics Anfang Oktober nun erneut zu einer Fortbildungsveranstaltung mit dem bekannten Experten aus Wales sowie dessen Praxis- partnerin Dr. Joy Hickman ein, dieses Mal nach Düsseldorf. Wer von den Teilnehmern Professor Parkhouse das erste Mal begegnete, dem wird ne- ben all den wertvollen Infor- mationen dieses Zwei-Tages- Kurses vor allem dessen be- scheidene und sympathische Art in Erinnerung bleiben. Sie sehen die Ergebnisse - nicht die Brackets Damon Clear™ - sichtbar UNSICHTBAR Klare Leistung, Optimale Stabilität, Komfortable Passform, Präzise Bracketplatzierung. Damon Clear™ vereint die klinisch erprobten Eigenschaften eines nahezu reibungsfreien, passiv selbstligierenden Systems mit den ästhetischen Ansprüchen, die imagebewusste Patienten heute stellen. Das Ergebnis sind kristallklare Brackets, die alle Erwartungen an Schönheit und Funktionalität übertreffen. Der innovative SpinTek™ -Schiebemechanismus für einfache Bogenwechsel Eine patentierte, gelaserter Basis für optimale Verbundfestigkeit und Zuverlässigkeit. Eine herausnehmbare Positionierhilfe für akkurate Platzierung der Brackets. Der innovative SpinTek™ Eine patentierte gelaserter Basis Eine herausnehmbare Damon Clear™ - die wirklich ästhetische Innovation Weitere Details erhalten Sie bei Ihrem Ormco-Vertreter oder unter www.damonsystem.com/damonclear. ANZEIGE 8 Seite 8 Dual-Top Anchor-Systems PROMEDIA MEDIZINTECHNIK • A. Ahnfeldt GmbH • Marienhütte 15 • 57080 Siegen Tel.: 0271/31 460-0 • Fax: 0271/31 460-80 • www.promedia-med.de • E-Mail: [email protected] SIMPLY THE BEST! ANZEIGE Abb. 1: Elongierter 21 nach Bruch des Retainers. 8 Seite 4 8 Seite 18 Abb. 1a, b: Indikation: Verlagerung von Zahn 23 mit Einreihung nach Anschlingung. Nichtanlage 14, Lü- ckenschluss mit Protraktion 13, 15, 16, 17. Zuerst werden die lokalen Probleme behandelt, das Ausrunden und das Harmonisieren der beiden Zahnbögen mit Lingualapparatur erfolgt später. Über die Schulter geschaut Kieferorthopäden aus dem In- und Ausland nahmen Anfang Oktober die Möglichkeit wahr, Prof. Dr. Richard Parkhouse und Dr. Joy Hickman bei einem Kurs rund um die Anwendung des Tip-Edge PLUS-Brackets über die Schulter zu schauen. Nr. 11 | November 2010 | 8. Jahrgang | ISSN: 1612–2577 | PVSt: 62133 | Einzelpreis 8,– Aktuell Tiefziehtechnik Dr. Werner Noeke und Co-Autoren stellen die Ergebnisse einer Studie vor, die den Post Func- tional Retainer mit der konventionellen heraus- nehmbaren Retentions- platte vergleicht. Wissenschaft & Praxis 8 Seite 11 Manuelle Therapie Wenn es um die Verord- nung Manueller Thera- pie geht, sind Behandler oft verunsichert. Prof. Dr. Axel Bumann klärt auf und erläutert die aktuellen verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen. Aus der Praxis 8 Seite 13 TheraMon ® Dr. Fritz Byloff und Ing. Gerhard Gschladt stellen ein Monitoringsystem zur Dokumentation von Tra- gezeiten herausnehmba- rer KFO-Apparaturen vor. KFO-Labor 8 Seite 14 Dentalmedizin tagte in Frankfurt Rund 30 Fachgesellschaf- ten und Arbeitskreise präsentierten jüngste Er- kenntnisse aus Klinik und Forschung. KN berichtet von den Neuheiten des Fachbereichs KFO. Events 8 Seite 16 Abb. 1a Abb. 1b

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Page 1: KN1110 01 Titel (Page 1) · gesetzt. L-förmige Miniplat-ten mit einem Arm, der durch die Umschlagsfalte in die orale Kavität reicht (Ume - mori et al. 1999), und „bol-lard“

Die Lingualtechnik ist eineunsichtbare, ästhetisch an-sprechende Alternative zurkonventionellen Zahnspan -ge. Sie ist technisch sehr an-spruchsvoll, ermöglicht aberdie gleichen hochwertigenund zuverlässigen Resultatewie das labiale Pendant. DieErfolgsaussichten bei der Be-handlung sind weniger vomgewählten System als vonder korrekten Analyse unddem Behandlungsplan ab-hängig. Ob die Behandlunglingual oder labial ausge-führt wird, ist nebensächlich.Der Aufwand ist in jeder Be-ziehung lingual größer. DerPa tient erkauft sich die Äs-thetik mit kalkulierbarenNachteilen. Die Erfahrungdes Behandlers beeinflusstden Schweregrad dieser Nach-teile, welche nach einer stei-

len Lernkurve des Praktikerspraktisch vernachlässigt wer -den können. Moderne kieferorthopädischeApparaturen erwecken denEindruck, dass eine Behand-lung in die Hände des Sys-tems übergeben werden kannund sich der Praktiker auf einLabor-Set-up verlässt, das amPatienten gar nicht umge-setzt werden kann. DiesesProblem ist bei der Lingual-technik genauso präsent wiebei selbstligierenden Bra-ckets oder Alignersystemen. Der Einsatz von skelettalenVerankerungen (TAD) er-weckt den trügerischen Ein-druck, jede Zahnbewegungwerde berechenbar und eskönne auf die Mitarbeit desPatienten in der heutigenKieferorthopädie verzichtetwerden. Der Einfluss auf Ent-

scheidungen, wie eine Be-handlung aussehen soll, istnur zum kleinen Teil von derTechnik abhängig als von Bio-logie, Befund und Diag nose. Der Einsatz von ossären Ver-ankerungssystemen in je-der Technik erweitert unser

KIEFERORTHOPÄDIENACHRICHTEN

Die Zeitung von Kieferorthopäden für Kieferorthopäden I www.kn-aktuell.de

Die Idee zu diesem Bracketentstand aufgrund eines lö-sungsorientierten Ansatzes.Das Problem stellte sich hier-bei wie folgt dar: Bei einemPatienten brach in der Re -tentionsphase beim Zahn 21der Kleberetainer, woraufhindieser Zahn extrudierte und

zudem seine Achsenneigungänderte (Abb. 2).Um den Frontzahn zu in -trudieren und dessen Ach-senneigung zu korrigieren,wurde eine linguale Appa -ratur eingesetzt. Nun stelltdie Ausübung von Torque bei Anwendung der lingua-

len Behandlungstechnik eingrundlegendes Problem dar,da man sich vom Kraftansatzher auf der falschen Seite be-findet. Die Behandlung je-doch mithilfe einer dreidi-mensionalen Lingualappara -tur durchzuführen, erschienzu aufwendig und teuer undhinsichtlich des Torqueaus-gleichs nicht unbedingt zumZiel führend. Daher wurde indiesem Fall eine modifiziertezweidimensionale Apparaturgewählt, bei der die Möglich-keit des Einsatzes von zweiBögen besteht. Mithilfe einerspeziellen Konstruktion ge-lang es, über einen Hebelarmdie isolierte Korrektur derZahnachse ohne nennenswerte

Vielversprechende BracketinnovationIn folgendem Beitrag stellt Dr. Jakob Karp anhand von Lingualfällen das neu

entwickelte Swiss Nonligating Bracket (SNB) der Firma tröster applications* sowie dessen Vorteile bei der Zwei-Slot-Behandlung vor.

Gaumenimplantate in der LingualtechnikInwieweit das im Gaumen platzierte Implantat eine sichere und effektive skelettale Veran-kerungsmöglichkeit darstellt und welche Aspekte hinsichtlich Insertion, Biomechanik oder

anatomischer Risiken hierbei Beachtung finden sollten, erläutern Dr. Dr. Marc Schätzle, Dr. Peter Göllner und Dr. Roland Männchen in folgendem Beitrag.

Schon im Mai dieses Jahreshatte sich Prof. Dr. RichardParkhouse – neben Dr. PeterKesling einer der Schlüsselfi-guren rund um die Entwick-lung des bekannten Tip-EdgePLUS-Bracketsystems – dieEhre gegeben. Anschließendan diesen Kurserfolg lud dieFirma TP Orthodontics AnfangOktober nun erneut zu einerFortbildungsveranstaltung mitdem bekannten Experten aus

Wales sowie dessen Praxis-partnerin Dr. Joy Hickman ein,dieses Mal nach Düsseldorf.Wer von den Teilnehmern Professor Parkhouse das ersteMal begegnete, dem wird ne-ben all den wertvollen Infor-mationen dieses Zwei-Tages-Kurses vor allem dessen be-scheidene und sympathischeArt in Erinnerung bleiben.

Sie sehen die Ergebnisse - nicht die BracketsDamon Clear™ - sichtbar UNSICHTBAR Klare Leistung, Optimale Stabilität, Komfortable Passform, Präzise Bracketplatzierung.

Damon Clear™ vereint die klinisch erprobten Eigenschaften eines nahezu

reibungsfreien, passiv selbstligierenden Systems mit den ästhetischen Ansprüchen,

die imagebewusste Patienten heute stellen. Das Ergebnis sind kristallklare

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Der innovative SpinTek™ -Schiebemechanismus für einfache Bogenwechsel

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Eine herausnehmbare Positionierhilfe für akkurate Platzierung der Brackets.

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Abb. 1: Elongierter 21 nach Bruch des Retainers.

8 Seite 4 8 Seite 18

Abb. 1a, b: Indikation: Verlagerung von Zahn 23 mit Einreihung nach Anschlingung. Nichtanlage 14, Lü-ckenschluss mit Protraktion 13, 15, 16, 17. Zuerst werden die lokalen Probleme behandelt, das Ausrundenund das Harmonisieren der beiden Zahnbögen mit Lingualapparatur erfolgt später.

Über die Schulter geschautKieferorthopäden aus dem In- und Ausland nahmen AnfangOktober die Möglichkeit wahr, Prof. Dr. Richard Parkhouse

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Nr. 11 | November 2010 | 8. Jahrgang | ISSN: 1612–2577 | PVSt: 62133 | Einzelpreis 8,– €

Aktuell

TiefziehtechnikDr. Werner Noeke undCo-Autoren stellen dieErgebnisse einer Studievor, die den Post Func-tional Retainer mit derkonventionellen heraus-nehmbaren Retentions-platte vergleicht.

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Manuelle TherapieWenn es um die Verord-nung Manueller Thera-pie geht, sind Behandleroft verunsichert. Prof. Dr.Axel Bumann klärt aufund erläutert die aktuellenverwaltungstechnischenRahmenbedingungen.

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Dr. Fritz Byloff und Ing.Gerhard Gschladt stellenein Monitoringsystem zurDokumentation von Tra-gezeiten herausnehmba-rer KFO-Apparaturen vor.

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Dentalmedizintagte in FrankfurtRund 30 Fachgesellschaf-ten und Arbeitskreisepräsentierten jüngste Er-kenntnisse aus Klinik undForschung. KN berichtetvon den Neuheiten desFachbereichs KFO.

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Abb. 1a

Abb. 1b

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Spektrum enorm und ist in derLingualtechnik genauso an-wendbar wie labial. Die fol-genden Beispiele (Abb. 1 bis 8)sollen die Vielfalt an Anwen-dungsmöglichkeiten zeigen.Das Gaumenimplantat stehtaußerhalb der Zahnreihe undkann rotationsstabil belastetwerden – alles Vorteile, dieein Anpassen an die sich ändernden Verankerungsan -sprüche im Verlauf jeder Be-handlung möglich machen. Schöne Zähne und ein äs -thetisches Gebiss werden mitErfolg, Vitalität und Attrakti-vität verbunden. ErwachsenePatienten mit hohen ästhe -tischen Ansprüchen findendeshalb heute zunehmendden Weg in die Praxis undwünschen sich ein attraktivesLächeln. Der Wunsch nachoptimaler Ästhetik kann aberdurch einen einzelnen zahn-medizinischen Fachbereich

oft nicht in idealer Weise er-füllt werden. Insofern gewinntdie interdisziplinäre Zusam -menarbeit von Spe zia listenverschiedener Fachbereiche,wie z. B. der Kiefer or thopädieund der re kons truk tiven Zahn-medizin, zunehmend an Be-deutung. Un güns tige Zahn-morphologie, asymmetrischeZahn größen, Lücken, Nicht-anlagen oder ein unharmoni-scher Zahnfleischverlauf kön -nen rein kieferorthopädischnur bedingt behandelt wer-den. In solchen Fällen zwingtsich ein interdisziplinäres Be-handlungskonzept auf, dennrein prothetische Korrektu-ren sind im Gegensatz dazuoft mit einer hohen Invasivitätverbunden. In einer interdisziplinären Zu -sammenarbeit kann hingegenein optimales Behandlungs-ergebnis für den betreffendenPatienten erzielt werden. Beispeziellen Fällen mit ausge-prägten skelettalen Dysgna-

thien kann sich diese Zusam -menarbeit zusätzlich auf dieKieferchirurgie ausdehnen.Bei ungenügender Veranke-rung war die Kieferorthopä-die aber bereits bei modera-ten dentoalveolären Abwei-chungen auf eine Zusammen-arbeit mit der Kieferchirurgieangewiesen, da die Patienten-mitarbeit und die damit ver-bundene Verankerung nichtimmer garantiert werden konn-ten (Nanda & Kierl 1992).Die Verankerung stellt daherin der Kieferorthopädie einzentrales Thema dar. Bedingtdurch ungenügende Mitarbeit,ein parodontal geschädigtesGebiss oder gewisse größe-re skelettale Abweichungenkonn te das gewünschte Be-handlungsziel nicht erreichtresp. mussten für den Patien-ten gewisse Kompromisse be-züglich Ästhetik eingegangenwerden oder ein orthognatherchi rurgischer Eingriff war un-ausweichlich.

Aus diesem Grunde wurdeAnfang der 90er-Jahre nacheiner alternativen skeletta-len, patientenunabhängigenVerankerungsmöglichkeitgesucht, wobei das Gaumen -implantat nebst Minischrau-ben oder Miniplates eine Va-riante darstellt. Gewöhnlichorientiert sich die kieferor-thopädische Verankerung ander biologischen Verankerungder Zähne. Das Widerstands -potenzial der Ankerzähne wirddabei durch mehrere Fakto-ren beeinflusst: die Größe derZahnwurzeloberfläche mit pa -rodontalem Attachment, dieDichte und Struktur des Alve-olarknochens und die Um-baurate des parodontalen Gewebes, Muskelaktivität/okklusale Kräfte, die kranio-faziale Morphologie und dieArt der Zahnbewegung (Kip-pung/ kör perliche Bewegung)(Diet rich 1993). Um eine zahngestützte Ver -ankerung zu optimieren, kön-

nen entweder differenzielleDrehmomente (Burstone 1982)angewandt, die Wurzeln in dieknöcherne Kortikalis bewegt(Ricketts 1976) oder die Mo -laren distal inkliniert werden(Tweed 1941, Begg & Keslin1977). Bei ungenügender den-taler Verankerung im Verhält-nis zum angestrebten Be-handlungsziel werden zudemextaorale und intermaxilläreApparaturen zur Veranke-rungsverstärkung eingesetzt. Temporäre skelettale Veran-kerungen (TAD) (Daskalo-giannakis 2000) wurden ent -wickelt, um die nicht ver -meidbaren Nebeneffekte derkonventionellen kieferortho-pädischen Verankerungs -apparaturen zu überwinden.Die Verankerung mittels TADsgewährt eine Unabhängig-keit von der Mitarbeit des Pa-tienten (Creekmore & Eklund1983) (Ausnahme: Mundhy-giene) durch Stabilisierungder Zähne der reaktiven Ein-heit oder durch das gänzlicheVermeiden einer dentalen re-aktiven Einheit.Normalerweise weisen kiefer -orthopädische Patienten einekomplette Dentition auf odernur Extraktionslücken, diegeschlossen werden sollten.Es steht deshalb kein zahnlo-ser Alveolarknochen für dieInsertion von TADs zur Ver -fügung. Diese müssen folg-lich in anderen topografi-schen Regionen platziert wer-den, in genügendem Abstandzum eigentlichen kieferor-thopädischen Geschehen.Erst durch die Einführungvon längenreduzierten Gau-menimplantaten (Triaca et al.1992), resorbierbaren Im-plantatankern (Glatzmaieret al. 1996), orthodontischenImplantaten mit Schulterde-sign (Wehrbein et al. 1996)(Orthosystem®, Institut Strau-mann AG, Basel, Schweiz)

und der Grazer implantatge-stützten Pendulum-Appara-tur (Byloff et al. 2000) wurdenInsertionsorte außerhalb deszahntragenden Alveolarkno-chens für die Kieferorthopä-die zugänglich gemacht. Mi-nischrauben mit reduziertemDurchmesser (< 2mm) un-terschiedlichster Länge (Ka-nomi 1997, Costa et al. 1998)und Titan-Pins (Bousquet et al.1996) werden in den zahn -tragenden Alveolarknochenzwischen die Zahnwurzelngesetzt. L-förmige Miniplat-ten mit einem Arm, der durchdie Umschlagsfalte in dieorale Kavität reicht (Ume -mori et al. 1999), und „bol-lard“ Anker (De Clerck et al.2002) werden mit Schraubenim supra- oder subapikalenBereich fixiert. Lediglich dasOnplant® (Block & Hofmann1995) (Noble Biocare, Zürich,Schweiz) wird nicht in denKnochen inseriert, sondernsubperiostal platziert, umsich so mit dem Knochen zuverbinden.Der entscheidende Unter-schied liegt darin, dass Gau-menimplantate und Mini-platten rotationsstabil sindund daher mit relativ hohenDrehmomenten direkt be-lastet werden können. Mini-schrauben können lediglichmit moderaten Kipp-Dreh-momenten belastet werden.Größere Drehmomente, spe-ziell um die Längsachse derMinischraube, können zumVerlust führen.Aufgrund der Tatsache, dassMinischrauben nicht rota-tionsstabil sind, können die-se oft nur indirekt belastetwerden, resp. müssen meh-rere Schrauben miteinanderverbunden werden, um direktDrehmomente applizieren zukönnen. Minischrauben wer-den zudem meistens im Be-reich des Alveolarfortsatzes

WISSENSCHAFT & PRAXIS4 | Nr. 11 | November 2010

Gaumenimplantate in der Lingualtechnik

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Abb. 2: Indikation: Maximale Frontzahnretraktion. – Abb. 3a, b: Indikation: Zahnverlust 26 aus Endodontie-gründen, lokaler Lückenschluss. – Abb. 4: Indikation: Mittellinienverschiebung und Frontzahnretraktion linksaufgrund von Asymmetrie. – Abb. 5: Indikation: Direkte Verankerung von intermaxillären Klasse II-Gummi-zügen ohne sagittale und vertikale Nebenwirkung auf den Oberkiefer.

Fortsetzung von Seite 1

Literaturliste zum Artikel in der E-Paper-Version

der KN Kieferorthopädie Nachrichten unter:

www.zwp-online.info/publikationen

Abb. 2 Abb. 3a

Abb. 4 Abb. 5

Abb. 3b

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gesetzt und müssen öfter neuinseriert werden, da sie ge-wisse Zahnbewegungen be-hindern. Im Gegensatz zuGaumenimplantaten brauchtes zudem meistens auf bei-den Seiten einer Fixtur, umdie gleiche Verankerung zuerzielen.Mit dem Wandel der ästhe -tischen Ansprüche in unse-rer Gesellschaft verändertsich auch das Tätigkeitsge-biet des Kieferorthopäden.Die erwachsenen Patientensind oft nicht mehr gewillt,sichtbare Brackets zu tra-gen, geschweige denn extra -orale kieferorthopädischeVerankerungsapparaturen.Aus diesem Grunde bietetdie Kombination von lingualgeklebten Brackets mit ei-nem Gaumenimplantat idea -le Voraussetzungen für Pa-tienten mit ästhetisch hohenAnsprüchen.

Chirurgisches Vorgehenund Zeitaufwand für die Gaumenimplantat-Insertion

Streng genommen gibt es kei -ne Alterseinschränkungen.Bei jugendlichen Patienten,die jünger als zwölf Jahre altsind, kommen Gaumenim-plantate aber nur ausnahms-weise zum Einsatz. Bei Er-wachsenen gibt es außer allgemein medizinischen Kon -traindikationen keine Alters-begrenzung.Die Platzierung der Gaumen -implantate erfolgt im Gau-men hinter dem Canalis inci-sivus auf Höhe der ersten undzweiten Prämolaren. Wenndas Gaumenimplantat weiterdorsal gesetzt wird, reduziertsich das vertikale Knochen-angebot, was für die Stabilitätund damit für die Erfolgsrateder Implantate hinderlich seinkann (Abb. 9). Die chirurgischen Schritteder Gaumenimplantat-Inser-tion sind vergleichbar mit de-nen eines prothetischen Im-plantates. Unter Lokalanäs-thesie wird zuerst die Gau-menschleimhaut gestanzt,anschließend das Implantat-bett schrittweise aufbereitetund das Implantat entwedervon Hand oder maschinelleingedreht. Der ganze Ein-griff dauert ca. 15 Minuten.Die Patienten sind meist sehr positiv überrascht, wieschnell und problemlos so-wohl die Insertion als auchdie Explantation abläuft. Dieabgegebenen Schmerzmittelwerden meistens nicht ge-braucht. Entscheidend istaber ein atraumatisches chi -rurgisches Vorgehen.Bei der Explantation wird dasGaumenimplantat mit einerTrephine (Hohlfräse) um-bohrt, anschließend mit einerExtraktionszange luxiert undentfernt. Die chirurgische Ent-fernung eines Gaumenim-plantates ist mit einer gewis-sen Invasivität verbunden, daes mit einer Trephine „heraus-gebohrt“ werden muss. Fürdie nach Definition absoluteskelettale Verankerung beimGaumenimplantat spricht dieTatsache, dass die Entfer-nung einen gewissen Auf-wand erfordert. Nach Wehr-bein (Wehrbein 2008) genügtein 3 mm hohes Knochenbett,um diesem Anspruch der ab-soluten Verankerung gerechtzu werden. Andere Veranke-rungssysteme werden ohneAnästhesie und von Handentfernt, was ein Vorteil ist,

aber nicht die gleiche Qualitätan Verankerung bieten kann.Der Eingriff wird aber vonden Patienten gut toleriert(Kuroda et al. 2007, Corneliset al. 2008) und die Schmerz-intensität nach Entfernungeines Gaumenimplantates istgeringer als nach einer Prä-molarenextraktion (Feldmannet al. 2007). Das ehemalige Implantatbett blutet voll undnach ein bis zwei Wochen istdie primäre Heilung abge-schlossen.

Biomechanik

Die Kraftübertragung erfolgtentweder direkt oder indirektüber eine individuell im La-bor hergestellte Suprastruk-tur (Abb. 10). Der Hauptvor-teil liegt darin, dass währendder Belastung jederzeit dieRichtung der appliziertenKraft verändert werden kann.Die Kraftübertragung erfolgtüber Teilbögen.Der Hersteller bietet seit Neu-estem auch eine vorgefer-tigte Lösung an, die direkt amPatienten nur noch adjustiertwerden muss und direkt an einen gewünschten Zahn mit -tels Adhäsivtechnik befestigtwird. Bei dieser Lösung istaber nur eine indirekte Belas-tung möglich, was den Einsatzetwas einschränkt. Bei der indirekten Belastung werdenAnkerzähne gegen das Im-plantat stabilisiert und könnensomit als Verankerungseinheitmit sehr hoher Resistenz die-nen. Bei der direkten Gaumen -implantat-Belastung wirkt di-rekt eine Kraft zwischen ei-nem Zahn und dem Implantat.Die aktiven Bewegungen kön-nen einerseits mit sagittal vor-aktivierten Delta-Loops odermit einem straight wire undpush-/pull coils durchgeführtwerden. Bei der Straight-Wire-Technik empfiehlt es sich, ei-nen Stopp beim distalen Endeeinzubiegen resp. anzubrin-gen, um ein freies sagittalesGleiten des Drahtes zu vermei-den. Bei der beschriebenenSuprastruktur ist ein Stain-less-Steal-Draht der Dimen-sion von .018� x .025� ideal fürbeide Behandlungsansätze. Bei der Distalisierung einesMolaren wird dieser mesialeinrotieren, da die applizierteKraft palatinal exzentrisch desResistenzzentrums angreift.Eine kompensatorische Bie-gung ist notwendig, um dieseRotation zu verhindern. Des-halb wird eine �-Antirota-tionsbiegung (oder „toe inbend“) am Molarenattach-ment appliziert. Wird jedochlediglich diese Kompensa-tion eingegeben, hat dies eine bukkale Kraft auf Höhe desMolaren und eine gleich gro -ße entgegengesetzte palati-nale Kraft auf Hö he des Im-plantates zur Fol ge. Da dasGaumenimplantat nicht rea-giert, ist mit einer uner-wünschten Bukkalbewegungdes Molaren zu rechnen. Umdies zu vermeiden, ist einekompensa torische α-Biegungdesselben Ausmaßes beim Implantatröhrchen notwen-dig (Abb. 11a). Bei einer Dis-talisierung mit der Straight-Wire-Technik werden dieBiegungen mit einem Sweep,einer kon tinuierlichen Kur-vatur des Drahtes kompen-siert.Dasselbe Problem besteht inder Second Order-Dimension(Abb. 11b), da die Kraft auch

Nr. 11 | November 2010 WISSENSCHAFT & PRAXISANZEIGE

Fortsetzung auf Seite 6

Abb. 6a

Abb. 6b

Abb. 7a

Abb. 7b

Abb. 7c

Abb. 6a, b: Indikation: Nichtanlage 12 und 22. Das Implantat als Verankerung für die beiden Provisorien, dieNachbarzähne können unbeeinflusst orthodontisch bewegt werden. Lückenschluss durch Protraktion derSeitenzähne.

Abb. 7a–c: Indikation: Retraktion des ganzen Zahnbogens und Intrusion der Molaren, dadurch Autorotation des Unterkiefers und Schluss des offenen Bisses (Das Fernröntgenseitenbild ist nicht vom gleichen Patienten).

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exzentrisch angreift. Somitsind auch hier Kompensa-tionsbiegungen nötig. Bei der

Verwendung eines Delta-Loopmuss ein Kronen-Tip forward(�-bend) beim Molaren undeine α-Biegung auf Höhe desImplantates eingegeben wer-

den, um eine Molarenintrusionzu vermeiden. Bei der Straight-Wire-Technik muss ein Sweepin der entsprechenden Rich-tung eingegeben werden.

Verlustrate und anatomische Risiken

Die Kenntnis der verschie -denen Verlustraten, Risiko-

faktoren und der Dynamikdes Verlustes über die Zeit ist ein entscheidender Faktor bei der Wahl des adäquatenTADs, da bei einem allfälligen

vorzeitigen Verlust eine Än-derung des Behandlungs -planes schwierig bis unmög-lich ist. Ein vorzeitiger Ver-lust während der kieferortho-pädischen Behandlung kannschwierige Änderungen desBehandlungskonzeptes be-dingen. Im schlimmsten Fallkann auch eine rein kieferor-thopädische Lösung verhin-dert und somit ein interdiszi-plinärer Lösungsansatz (Kie-ferchirurgie oder Prothetik)nötig werden.Im Gegensatz zu konventio-nellen dentalen Implantatenwies das ursprüngliche Gau-menimplantat ein Austritts-profil mit einer 90°-Schulterauf. Dieses Design barg dieGefahr in sich, das Implantatschon bei niedrigen Eindreh-momenten zu überdrehenund dessen Gewinde auszu-reißen, was zu einem Verlustder Primärstabilität führte. Es ist offensichtlich, dassdiese Implantateigenschaftdas Einsetzen des Gaumen -implantates sehr technik-sensitiv und vom Chirurgenabhängig machte (Sandler et al. 2008). In den letzten Jah-ren wurde jedoch ein neuesGaumenimplantat (Ortho-system®, Straumann AG, Ba-sel, Schweiz) mit einem leichtkonkaven, tulpenförmigenAustrittsprofil entwickelt, beiwelchem die Gefahr des Über-drehens deutlich reduziertwurde. Bis heute liegen aber ledig-lich Resultate einer einzigen pros pektiven Kohorten-Stu-die (Jung et al. 2008) vor, wel-

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Abb. 8: Indikation: Protraktion des transversal und sagittal kollabierten Zahnbogens nach Extraktion 14und 24 in Jugend. Die Transversale wird durch die Protraktion des ganzen Zahnbogens mit korrigiert.

Abb. 11a: Kompensationsbiegungen bei einer Distalisierung in der First-Order-Dimension. Abb. 11b: Kompensationsbiegungen bei einer Distalisierung in der Second-Order.

Abb. 9: Schematische Illustration der Gaumenimplantat-Insertionsstelle imFernröntgenbild (Männchen & Schätzle 2008).

Abb. 10: Klinischer Fall mit direkter Belastung des Gaumenimplantates. Distalisierung der Mola-ren rechts entlang des Teilbogens mit Druckfeder, links mit einem Loop.

Fortsetzung von Seite 5

Page 5: KN1110 01 Titel (Page 1) · gesetzt. L-förmige Miniplat-ten mit einem Arm, der durch die Umschlagsfalte in die orale Kavität reicht (Ume - mori et al. 1999), und „bol-lard“

che dieses Gaumenimplantatder neuen Generation unter-suchte. Sie zeigt eine vielver-sprechende Überlebensratevon 93,3 %. Unter Berück-sichtigung aller Gaumenim-plantatstudien am Menschenevaluierte eine Meta-Analyseeine durchschnittliche Verlust -rate von 10,5 % (95 % Konfi-denz-Intervall 6,1 % bis 18,1 %)(Schätzle et al. 2009). In der Privatpraxis (ein Kie-ferorthopäde, ein Chirurg)betrug die Verlustrate bei 458Gaumenimplantatpatienten2,8 % (IOK Göllner 2010).Schließt man die beiden Stu-dien aus, in denen die Auto-ren selbst feststellten, dassaufgrund der Lernkurve derChirurgen die Verlustrate zuBeginn deutlich höher war, re-sultiert hingegen eine durch-schnittliche Verlustrate vonauch nur 6,7 % des älteren Orthosystems®. Die meistenVerluste ereigneten sich wäh-rend der Einheilphase, wasauf eine Behandlungsmoda-lität mit hoher Voraussagbar-keit für den alltäglichen Ge-brauch hinweist.

Aus klinischer Sicht ist an -genehm, dass Gaumenim-plantate nach der erfolgrei-chen Osseointegration wäh-rend der ganzen kieferortho-pädischen Behandlung stabilbleiben und genügend Wi-derstand gegenüber kiefer -orthopädischen Kräften bie-ten (Wehrbein 2009). WederWirts- noch umgebende Fak-toren konnten bis jetzt alsmögliche Risikoindikatorenresp. Risikofaktoren identifi-ziert werden (Männchen et al.submitted).

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend kann ge-sagt werden, dass die Verwen-dung von Gaumenimplantatendas Spektrum an skelettalenund dentalen Abweichungen,in denen eine rein kieferortho-pädische Behandlung erfolg-reich sein kann, deutlich er-

weitert hat. Kein System hatnur Vorteile. Die eher hohenKosten und der zweite chirur-gische Eingriff für die Entfer-nung sind die Nachteile desGaumenimplantats. Unter denTAD kommt einzig das Gau-menimplantat der Definitioneiner absoluten skelettalenVerankerung sehr nahe.

Im Oberkiefer stellt das Gau-menimplantat die klar besteBehandlungsvariante vergli -chen mit den anderen TADsdar. Das Gaumenimplantatermöglicht eine sichere undeffektive skelettale Veranke-rungsmöglichkeit mit hoherErfolgswahrscheinlichkeit(> 90 %). Trotzdem darf man

nicht vergessen, dass TADskeinerlei skelettale Wirkunghaben. Deshalb muss beimwachsenden Patienten häu-fig der Einsatz von konven -tionellen Verankerungsstra -te gien wie beispielsweise Headgears, Aktivatoren oderHerbst-Apparaturen vorge-zogen werden.

Nr. 11 | November 2010 www.kn-aktuell.de | 7WISSENSCHAFT & PRAXIS

«Details ergeben Perfektion,

aber Perfektion ist kein Detail.»

Leonardo da Vinci

Es war gut gewartet zu haben

American Orthodontics präsentiert die nächste Evolutionsstufe selbstlegierender Brackets

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Dr. med. dent. & Odont. Dr. Marc SchätzleKlinik für Kieferorthopädie und KinderzahnmedizinZentrum für Zahn-, Mund- und KieferheilkundePlattenstraße 118032 ZürichSchweizTel.: +41- 44/634 32 14Fax: +41- 44/634 43 04E-Mail:[email protected]

Adresse

Dr. med. dent. & Odont. Dr. Marc Schätzle

• 1993–1999 Zahnmedizinstudiuman der Universität Bern

• 1999 Staatsexamen, Zahnmedizi-nische Kliniken Bern, UniversitätBern

• 1999 Promotion: Dr. med. dent.,Universität Bern

• 2000–2001 Postgraduate Assis -tent, Klinik für Mund-Kiefer-Ge-sichtschirurgie, Kantonsspital Lu-zern, Direktor: Prof. Dr. Dr. Nikolaus Hardt

• 2000–2001 WissenschaftlicherAssistent, Klinik für Parodontolo-gie und Kronen-Brückenprothetik,Zahnmedizinische Kliniken, Uni-versität Bern, Direktor: Prof. Dr.Niklaus P. Lang

• 2001–2004 Postgraduate Assis-tent, Klinik für Kieferorthopädieund Kinderzahnmedizin, Zentrumfür Zahn-, Mund- und Kieferheil-kunde, Universität Zürich, Direktor:Prof. Dr. Paul W. Stöckli, M.S.

• seit 2004 Oberassistent, Klinik fürKieferorthopädie und Kinderzahn-medizin, Zentrum für Zahn-, Mund-und Kieferheilkunde, UniversitätZürich, Direktor: Prof. Dr. Timo Pel-tomäki

• 2005 Promotion: Odont. Dr., Facultyof Odontology, Malmö University,Schweden

• 2006 Fachzahnarzt für Kieferortho-pädie (CH)

• seit 2007 selbstständig in Privat-praxis in Luzern sowie Oberassis-tent an der Klinik für Kieferorthopä-die und Kinderzahnmedizin, Zen-trum für Zahn-, Mund- und Kiefer-heilkunde, Universität Zürich

• 2/2009–7/2009 Visiting AssociateProfessor, Department of Ortho-dontics, The University of HongKong, Hong Kong SAR China, Di-rektor: Prof. Dr. Urban Hägg

• 2010 „Member of Orthodontics –The Royal College of Surgeons ofEdinburgh (MOrtho RCS (Edin)“

Kurzvita

Dr. med. dent. Peter Göllner

• 1991 Facharzt für Kieferorthopä-die an der Universität Bern

• seit 1993 Weiterbildung im Be-reich Lingualtechnik bei Dr. Cra-ven Curtz (Beverly Hills), Dr. Di-dier Fillion (Paris) und Dr. DirkWiechmann (Bad Essen)

• seit 1993 Privatpraxis in Bern• seit 1999 Präsident der Swiss

Lingual Orthodontic Association(SLOA)

• seit 2004 wissenschaftliche Zu-sammenarbeit und Publikationenüber skelettale Verankerungenmit der Universität Mainz (Prof.Dr. Dr. Heiner Wehrbein, Dr.Britta Jung), Universität Bochum(Prof. Dr. Dr. Martin Kunkel) undder Columbus University, Ohio(Prof. Dr. Allen Firestone)

• Buchbeiträge: „Ortho TemporaryAnchorage Devices, Guide andAtlas“ by Jason Cope 2007;„Temporary Anchorage Devicesin Orthodontics“ by RavindraNanda 2009

• Vorträge: Kongress der AmericanLingual Orthodontics Associa-tion (ALOA) 2001 in Toronto, Kon-gress der European Society ofLingual Orthodontics (ESLO)2002 in Berlin, ALOA-Kongress2003 auf Hawaii/USA, AnnualSession der American Associa-tion of Orthodontists (AAO) 2004in Orlando, ITI-Symposium 2005in München, Kongress der Euro-pean Orthodontic Society (EOS)2006 in Wien, Keynote-Lecturebei der Gemeinschaftstagungder European Orthodontic So-ciety (EOS) und Deutschen Ge-sellschaft für Kieferorthopädie(DGKFO) 2007 in Berlin, Kurse mitProf. Dr. Birte Melsen, Dr. DirkWiechmann in 2009, Hauptvor-trag zur DGKFO-Jahrestagung2009 in Mainz und bei der Gesell-schaft für Kieferorthopädie vonBerlin und Brandenburg (KFOBB)2010 in Berlin

Kurzvita

Dr. med. dent., PhD, Roland Männchen

• 1984–1990 Studium der Zahnme -dizin in Zürich, Schweiz

• 1990–1991 Assistenzarzt in Privat-praxis (Dr. E. Müller, Zürich, Schweiz:Konservative Zahnheilkunde, ab-nehmbare und festsitzende Prothetik)

• 1991–1992 Doktorarbeit an der Klinik für Kronen- und Brückenpro-thetik und zahnärztliche Material-kunde der Universität Zürich „Äs-thetik versus Stabilität beim me -tallkeramischen Zahnersatz? Ex -perimentelle Untersuchungen zumarginal modifizierten Metallge-rüsten.“

• 1993 Promotion zum Dr. med. dent.

• 1992–1994 Assistenzarzt in Privat-praxis (Dr. A. Keller, Wil, Schweiz:Konservative Zahnheilkunde, ab-nehmbare und festsitzende Pro -

thetik, Implantologie, CAD-Rekons -truktionen, Oralchirurgie)

• 1994–1997 Post-graduate-Ausbil-dung an der Klinik für Kieferortho-pädie und Kinderzahnmedizin derUniversität Zürich, Schweiz: Prof.Dr. Paul W. Stöckli (Klinikleiter),Priv.-Doz. Dr. Ullrich Teuscher (Pri-vatdozent)

• 1999 Kieferorthopäde SSO (heute:Fachzahnarzt für Kieferorthopädie)

• 1997–2000 Oberarzt an der Klinik fürKieferorthopädie und Kinderzahnme-dizin der Universität Zürich, Schweiz

• 2001–2010 Instruktor an der Klinikfür Kieferorthopädie und Kinder-zahnmedizin der Universität Zürich,Schweiz

• seit 2001 Privatpraktiker in Winter-thur, Schweiz

• 2010 PhD-These am Regea-Institutfür Regenerative Medizin, Univer-sität Tampere, Finnland: „The Pala-tal Orthodontic Implant: HealingProcess, Clinical Application, Bio-mechanics, Success, Risk Factors,Indications and Limits“

• diverse Mitgliedschaften, u. a.Schweizerische Zahnärztegesell-schaft SSO, Schweizerische Ge-sellschaft für KieferorthopädieSGK, European Orthodontic So-ciety EOS, Angle Society of EuropeASE, Consultant des AmericanJounal of Orthodontics and Dento-facial Orthopedics

Kurzvita