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Weber-Kampanaros_a Mai | 2015 CO.med Kognitive Intervention im hohen Lebensalter u.a. mit Kinesiologie (Gesund durch Berühren und Brain Gym) Eine psychologische und bildungswissenschaftliche Analyse Ingeborg L. Weber MSc, Dr. Dimitrios Kampanaros In seiner Dissertation untersucht Dimitrios Kampanaros mit dieser These, welche Effek- te verschiedene Bildungsangebote auf die kognitiven Leistungen älterer Menschen ha- ben und stellt dar, welchen Einfluss die Per- sönlichkeit auf diese Effekte ausübt. Dar- über hinaus wird aufgezeigt, wie diese Er- kenntnisse bei der Planung und Durchfüh- rung von Interventionen in der Erwachse- nenbildung eingesetzt werden können. Im Kontext des demographischen Wandels wer- den diese Überlegungen immer wichtiger. Auch diese Arbeit zeigt, was weltweite Stu- dien belegen, dass der gesundheitliche Sta- tus abhängig von der Bildung ist. Fragestellung Das primäre Ziel der Studie war, die mögli- chen Effekte von 6 Interventionen und einer Kontrollgruppe (Gruppendiskussionen) auf die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter zu untersuchen. Dabei wird Bezug genommen auf das Zwei-Komponenten-Arbeitsmodell (Baltes, 1999, basierend auf Horn und Cat- tell, 1966) das zwischen kristalliner und fluider Intelligenz bzw. kognitiver Pragma- tik und kognitiver Mechanik differenziert. Die kristalline Intelligenz (kognitive Pragmatik) sind Verhaltensweisen und Stra- tegien, die sich ein Individuum angeeignet hat, die in der jeweiligen Gesellschaft als in- telligentes Wissen und Denken gelten. Sie bilden sich im Verlauf der Erfahrung heraus. Die fluide Intelligenz (kognitive Mecha- nik) sind Verhaltensweisen, die vor allem für die Bewältigung neuartiger kognitiver Probleme eingesetzt werden, also situati- onsangepasstes Handeln. Diese beiden Komponenten unterscheiden sich im Verlauf des Alterns. Die Leistungsfä- higkeit der kristallinen, erfahrungsgebun- denen Intelligenz bleibt über lange Zeiträu- me erhalten und kann sogar weiter zuneh- men. Die Leistungsbereitschaft der fluiden, reaktiven Intelligenz nimmt in der Regel mit zunehmendem Altern ab. „Im Kontext des von Baltes und Baltes vor- geschlagenen SOK-Modells kann die kristal- line Intelligenz als eine Ressource aufge- fasst werden, deren Optimierung für die Kompensation von Rückgängen in der flui- den Intelligenz genutzt werden kann.“ (Kampanaros, S. 148) Das sekundäre Ziel der Studie war es zu un- tersuchen, inwieweit sich Veränderungen in der kristallinen und fluiden Intelligenz bei der Nutzung von Bildungsangeboten auf der Grundlage von Merkmalen der Persönlich- keit vorhersagen lassen. Dieser Aspekt der Bedeutung von Persönlichkeitsmerkmalen wurde in der bisherigen Forschung weitge- hend vernachlässigt. Zusammenfassung: Die Fokussierung die- ses Artikels liegt primär auf den Ergebnissen der Intervention mit Kinesiologie. Diese un- terscheiden sich besonders von den Inter- ventionen der anderen Methoden, da hier mit zwei Altersgruppen gearbeitet wurde und somit der Vergleich innerhalb einer Gruppe möglich ist. Außerdem weist die Gruppe im dritten Lebensalter bemerkens- werte Verbesserungen in den Testergebnis- sen zur fluiden und kristallinen Intelligenz auf. Bei 5 von 10 ITEMS zeigte die Gruppe des 4. Lebensalters (80-93 Jahre) signifi- kante Steigerungen. Durchführung der Untersuchung Vom November 2003 bis März 2005 wurden die Interventionen in zwei Einrichtungen A und B durchgeführt. In der ersten Bildungs- einrichtung A wird nach dem Prinzip der Selbstorganisation gearbeitet durch kom- munale Zuschüsse. Ein Großteil der Arbeit Abb. 2 (links): Verteilung der verschiedenen Altersgruppen innerhalb der Interventionsgruppen: Sprachkurs (N= 52); Computerkurs (N= 34); Gedächtniskurs (N= 23); Körperliche Aktivität (N= 22); Kinesiologie (N= 87); Meditation: Qi-Qong (N= 45); Kontrollgruppe (Gruppendiskus- sionen): (N= 23). Abb. 3 (rechts): Verteilung des Geschlechts (Interventionsgruppen wie in Abb. 2)

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Weber-Kampanaros_a Mai | 2015 CO.med

Kognitive Intervention im hohen Lebensalter u.a. mitKinesiologie (Gesund durch Berühren und Brain Gym)Eine psychologische und bildungswissenschaftliche AnalyseIngeborg L. Weber MSc, Dr. Dimitrios Kampanaros

In seiner Dissertation untersucht DimitriosKampanaros mit dieser These, welche Effek-te verschiedene Bildungsangebote auf diekognitiven Leistungen älterer Menschen ha-ben und stellt dar, welchen Einfluss die Per-sönlichkeit auf diese Effekte ausübt. Dar-über hinaus wird aufgezeigt, wie diese Er-kenntnisse bei der Planung und Durchfüh-rung von Interventionen in der Erwachse-nenbildung eingesetzt werden können. ImKontext des demographischen Wandels wer-den diese Überlegungen immer wichtiger.Auch diese Arbeit zeigt, was weltweite Stu-dien belegen, dass der gesundheitliche Sta-tus abhängig von der Bildung ist.

Fragestellung

Das primäre Ziel der Studie war, die mögli-chen Effekte von 6 Interventionen und einerKontrollgruppe (Gruppendiskussionen) aufdie kognitive Leistungsfähigkeit im Alter zuuntersuchen. Dabei wird Bezug genommenauf das Zwei-Komponenten-Arbeitsmodell(Baltes, 1999, basierend auf Horn und Cat-tell, 1966) das zwischen kristalliner undfluider Intelligenz bzw. kognitiver Pragma-tik und kognitiver Mechanik differenziert.

Die kristalline Intelligenz (kognitivePragmatik) sind Verhaltensweisen und Stra-

tegien, die sich ein Individuum angeeignethat, die in der jeweiligen Gesellschaft als in-telligentes Wissen und Denken gelten. Siebilden sich im Verlauf der Erfahrung heraus.

Die fluide Intelligenz (kognitive Mecha-nik) sind Verhaltensweisen, die vor allemfür die Bewältigung neuartiger kognitiverProbleme eingesetzt werden, also situati-onsangepasstes Handeln.

Diese beiden Komponenten unterscheidensich im Verlauf des Alterns. Die Leistungsfä-higkeit der kristallinen, erfahrungsgebun-denen Intelligenz bleibt über lange Zeiträu-me erhalten und kann sogar weiter zuneh-men. Die Leistungsbereitschaft der fluiden,reaktiven Intelligenz nimmt in der Regel mitzunehmendem Altern ab.

„Im Kontext des von Baltes und Baltes vor-geschlagenen SOK-Modells kann die kristal-line Intelligenz als eine Ressource aufge-fasst werden, deren Optimierung für dieKompensation von Rückgängen in der flui-den Intelligenz genutzt werden kann.“(Kampanaros, S. 148)

Das sekundäre Ziel der Studie war es zu un-tersuchen, inwieweit sich Veränderungen inder kristallinen und fluiden Intelligenz bei

der Nutzung von Bildungsangeboten auf derGrundlage von Merkmalen der Persönlich-keit vorhersagen lassen. Dieser Aspekt derBedeutung von Persönlichkeitsmerkmalenwurde in der bisherigen Forschung weitge-hend vernachlässigt.

Zusammenfassung: Die Fokussierung die-ses Artikels liegt primär auf den Ergebnissender Intervention mit Kinesiologie. Diese un-terscheiden sich besonders von den Inter-ventionen der anderen Methoden, da hiermit zwei Altersgruppen gearbeitet wurdeund somit der Vergleich innerhalb einerGruppe möglich ist. Außerdem weist dieGruppe im dritten Lebensalter bemerkens-werte Verbesserungen in den Testergebnis-sen zur fluiden und kristallinen Intelligenzauf. Bei 5 von 10 ITEMS zeigte die Gruppedes 4. Lebensalters (80-93 Jahre) signifi-kante Steigerungen.

Durchführung der Untersuchung

Vom November 2003 bis März 2005 wurdendie Interventionen in zwei Einrichtungen Aund B durchgeführt. In der ersten Bildungs-einrichtung A wird nach dem Prinzip derSelbstorganisation gearbeitet durch kom-munale Zuschüsse. Ein Großteil der Arbeit

Abb. 2 (links): Verteilung der verschiedenen Altersgruppen innerhalb der Interventionsgruppen: Sprachkurs (N= 52); Computerkurs (N= 34);Gedächtniskurs (N= 23); Körperliche Aktivität (N= 22); Kinesiologie (N= 87); Meditation: Qi-Qong (N= 45); Kontrollgruppe (Gruppendiskus-sionen): (N= 23).Abb. 3 (rechts): Verteilung des Geschlechts (Interventionsgruppen wie in Abb. 2)

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nung besaßen und die Bereitschaft zur engen Kooperation mit demProjektleiter mitbrachten.

Gewinnung von Teilnehmern

Beim ersten Vortrag wurden die Teilnehmer über das Ziel und denAufbau der Studie sowie über die jeweilige Intervention informiert:Sprachkurse (Anfängerkurse in Englisch, Italienisch, Französischund Griechisch), Computertraining, Gedächtnistraining, Psycho-motorik, Nordic Walking, Kinesiologie (Gesund durch Berühren undBrain Gym), Qi Gong (Meditation) und als Kontrolle Gruppendiskus-sionen zu historischen und aktuellen politischen Themen.

In der ersten Kurssitzung und nach 10 x Interventionen wurde einanonymisiertes Testverfahren durchgeführt, in dem Wortflüssig-keit, Konzentration, Gedächtnis und Denken erfasst wurde. Durchden Vergleich der Leistungen vor und nach dem Kurs kann für jedePerson eine Aussage über die Leistungsveränderungen getroffenwerden. Zusätzlich wurde auf die psychologische Testung vor undnach Abschluss des Kurses hingewiesen und ein Beratungsgesprächim Institut für Gerontologie angeboten.

Soziodemographische Daten

An der Untersuchung nahmen N 284 Personen teil (228 Frauen, 56Männer). Der Altersbereich betrug 35 Jahre (Minimum 57 Jahre,Maximum 92 Jahre, Mittelwert 71 Jahre, Standardabweichung 8,1Jahre).

Alter: Die Verteilung der 3 Altersgruppen (50-64 Jahre, 65-80 Jahre,> 80 Jahre) wird bezogen auf die verschiedenen Interventionsgrup-

pen und die Kontrollgruppe angegeben. Die Altersunterschiede zwi-schen den verschiedenen Gruppen sind hoch signifikant (Chi-Quadrat:93.1, df 12, p< .000). Die Altersgruppe der über 80-Jährigen – dasVierte Lebensalter – ist in den Kursen zur Kinesiologie 40,2 % sehrstark vertreten, in den anderen Kursen nur selten. Die Kinesiologiekur-se für das Vierte Lebensalter wurden in dem Wohnstift durchgeführt, indem das Durchschnittsalter der Bewohner bei 81,5 Jahren liegt. DieAltersgruppe der 65- bis 80-Jährigen zeigt die höchste Repräsentanz,gefolgt von den 50- bis 64-Jährigen. Das Durchschnittsalter der Stich-probe von 71 Jahren und die Standardabweichung von 8,1 zeigendeutlich, dass in der Mehrzahl das „Dritte Lebensalter“ beteiligt war.

Geschlecht: Von den 284 Personen, die an der Studie teilnahmen,waren 228 Frauen und 56 Männer. In der Kontrollgruppe waren 43,5%

Das Wohnstift B bietet ein breites Spektrum von Kultur- und Bil-dungsangeboten an, das von vielen Bewohnern regelmäßig genutztwird.

Bei der Planung der Studie wurden als Interventionen fast ausschließ-lich Kurse ausgewählt, die sich bereits im Angebot der Bildungseinrich-tung bzw. des Wohnstifts befanden. Lediglich Kurse zur Kinesiologiewurden zusätzlich ins Programm aufgenommen.

Gewinnung von Dozenten

Vor der Auswahl der Kurse interviewte der Untersuchungsleiter dieDozenten und besuchte einen Kurs bzw. Vortrag. Es sollte sicherge-stellt werden, dass die Kursleiter eine ausreichende didaktische Eig-

Abb. 4 (links): Verteilung der Familienstandsformen (Interventionsgruppen wie in Abb. 2)Abb. 5 (rechts): Verteilung verschiedener Bildungsabschlüsse (Interventionsgruppen wie in Abb. 2)

Abb. 1: Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland (12. koordi-nierte Bevölkerungsvorausberechnung)

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Männer vertreten, in den Sprachkursen 29%und im Computerkurs 38%. In den anderenInterventionsgruppen schwankte die Teil-nahme der Männer von 4,5% bei körperli-chen Aktivitäten bis 13% bei der Kinesiolo-gie. Die Unterschiede sind hoch signifikant(Chi Quadrat 27,9, df 6, p<.000).

Familienstand: Die Gruppe der verheirate-ten Menschen war am stärksten vertreten.Aus der Bildungsforschung ist bekannt, dassältere Männer vor allem dann an Bildungsan-geboten teilnehmen, wenn sie in Begleitungihrer Frau Bildungseinrichtungen besuchenkönnen. Ein Großteil der Teilnehmer war imDritten Lebensalter, wo die Wahrscheinlich-keit noch sehr hoch ist, dass beide Partnernoch leben. In dem Kinesiologiekurs habenüberdurchschnittlich viele verwitwete Men-schen teilgenommen. Dies erklärt sich ausdem recht hohen Durchschnittsalter imWohnstift (81,5 Jahre) und der damit ver-bundenen größeren Wahrscheinlichkeit, dassVerwitwung eintritt. Zwischen den Gruppenergeben sich hoch signifikante Unterschiedein der Verteilung des Familienstandes (ChiQuadrat 42,2, df 18, p<.001).

Bildungsstand: Es finden sich keine signifi-kanten Unterschiede in Bezug auf den Bil-dungsstand der Teilnehmer der Interventi-onsgruppen. (Chi Quadrat: 18,3; df 18; p<.4,Kampanaros, S. 177) Auffällig ist, dass derRealschulabschluss am häufigsten vertretenist. Ein erheblicher Anteil der Gruppe weisteinen Volksschulabschluss auf. Weiter fälltauf, dass mehr Teilnehmer ein Studium ab-solviert als das Abitur abgelegt haben. Beidiesem Ergebnis ist zu berücksichtigen, dassvor 50 bis 75 Jahren die Bildungsmöglichkei-ten und Schulabschlüsse besonders auch in(Nach-)Kriegszeiten schwieriger waren.

Selektivitätseffekte der Stichprobezwischen erstem und zweitem Messpunkt

Zum ersten Messzeitpunkt nahmen N 286Personen teil und zum zweiten Messzeit-

punkt N 196 Personen – d.h., dass 90 Perso-nen zum zweiten Test nicht erschienen. DieStichprobenausfälle wurden daraufhin un-tersucht, ob Selektionseffekte in den Merk-malen Alter, Bildungsstand, kognitive Leis-tungsfähigkeit, Persönlichkeit und subjek-tiv erlebter Gesundheitszustand bestehen.

Statistisch signifikante Unterschiede zwi-schen den beiden Gruppen (Chi Quadrat:7,6; df 2; p=0.25, Kampanaros, S. 181) erga-ben sich in Bezug auf das Alter. Das Risiko,am zweiten Messzeitpunkt nicht mehr teil-zunehmen, war bei den ältesten Teilneh-mern höher als bei den jüngeren.

Bei den anderen Merkmalen Bildungsstand,kognitive Leistungsfähigkeit, Persönlich-keit und subjektiv erlebter Gesundheitszu-stand ergaben sich keine statistisch signifi-kanten Unterschiede.

Testverfahren und Aufgaben

Folgende Testverfahren wurden eingesetzt:• Aufmerksamkeits-Belastungstest von Bri-

ckenkamp d2• Leistungsprüfsystem LPS 50+• Hamburg-Wechsler-Intelligenztest

(HAWIE-R)Aufgabe 1 und 2: WortschatzAufgabe 3: Logisches DenkenAufgabe 4: WortflüssigkeitAufgabe 5: SprachverständnisAufgabe 6: WortflüssigkeitAufgabe 7: Räumliche VorstellungskraftAufgabe 8: KonzentrationAufgabe 9: KurzzeitgedächtnisAufgabe 10: Abstraktes Denken

Für die Durchführung der kognitiven Tes-tung wurden – einschließlich der Einfüh-rung in die einzelnen Aufgaben und Unter-tests – insgesamt 120 Minuten benötigt. Eswurde jeweils zweimal eine 10-minütigePause eingelegt. Vor Beginn der Pausenwurden die bearbeiteten Testmaterialieneingesammelt und wieder ausgeteilt.

Kurse der Interventionen

1) Computerkurse: Nach einer ersten Ein-führung in den Umgang mit Computernwurden die Teilnehmer allmählich im Ge-brauch des TestverarbeitungsprogrammesMicrosoft Word 2000 unterrichtet. An-schließend wurde den Teilnehmern ge-zeigt, wie sie die Möglichkeiten des Inter-net – Recherchieren, Eröffnen eines kos-tenlosen Postfachs, Versenden undEmpfangen von E-Mails – nutzen können.

2) Qi Gong: In den Übungen wurden diedrei grundlegenden Prinzipien des QiGong angewandt: Regulierung und Har-monisierung des Atems, korrekte Kör-perhaltung als Voraussetzung für dasrichtige Verhältnis von An- und Ent-spannung für das Aktivieren des Qi sowieHarmonisierung des Geistes durch in-tensive Konzentration und Meditation.

3) Kinesiologie mit den Methoden Gesunddurch Berühren und Brain Gym: Im Ge-sund durch Berühren wurden die 12Grundmuskeln, die über die 12 Haupt-Meridiane mit den Organen in Verbin-dung stehen, als Körperübung einge-setzt, und zwar im Verlauf der Chinesi-schen Maximalzeituhr. Die Meridianewurden in Fließrichtung gestrichen, An-fangs- und Endpunkte gehalten und dieneuro-emotionalen Punkte getriggert.

Brain Gym umfasst 26 Übungen, die diedrei Dimensionen des Gehirns anregen.

a) Die Mittellinienbewegungen überkreuzendie Mittellinie des Körpers und regen da-mit das Corpus callosum des Gehirns an.Diese Übungen aktivieren beide Seitendes Körpers und des Gehirns und förderndie Koordination beider Augen, Ohren,Hände, Füße und Rumpfmuskeln. Dadurchkönnen möglicherweise mehr interhemi-sphärische Faserverbindungen vorwie-gend im Corpus callosum hergestellt und

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dadurch der Informationsaustausch zwi-schen beiden Gehirnhälften im Sinne ei-ner somatosensorischen Integration ge-fördert werden. (Hannaford 2004)

b) Die Längungsbewegungen dehnen dieKampf- und Flucht-Muskulatur, die sichbei Stress verkürzt, und bringen sie indie Entspannung zurück. Dadurch bildensich neuronale Verknüpfungen im Ge-hirn, die die Verbindung herstellen zwi-schen dem abgespeicherten Wissen imhinteren Anteil des Gehirns und der Fä-higkeit, diese Information im Vorderhirnzu verarbeiten und auszudrücken. (Den-nison und Dennison 2004)

Diese Übungen helfen auch, persistie-rende Restreflexe langsam aufzulösenund damit Lernblockaden zu beseitigen.

c) Die Energieübungen und das Haltenspezieller Akupunkturpunkte zum För-dern positiver Einstellungen helfen, dieNervenverbindungen zwischen Körperund Gehirn zu aktivieren und erleich-tern das Fließen elektromagnetischerEnergie im ganzen Körper. (Dennisonund Dennison 2004) Diese Übungen ak-tivieren die Energie der Meridiane, dieaus der Traditionellen Chinesischen Me-dizin bekannt sind.

Durch die Plastizität des Gehirns und desZentralnervensystems auch im Erwach-senenalter lässt sich annehmen, dassgezielte Körperbewegungen und ihre

Abfolge Veränderungen in der Verknüp-fung synaptischer Netzwerke und damitstrukturelle Veränderungen bewirkenkönnen.

d) Wassertrinken: Während der kinesiologi-schen Interventionen wurde darauf ge-achtet, dass die Teilnehmer ausreichendWasser tranken.

Der menschliche Körper besteht größten-teils – ca. 70%, je nach Alter - aus Flüs-sigkeit, die sich unterschiedlich auf dasKörpergewebe verteilt. (Pritzel et al.2003) In der Literatur wird beschrieben(Klinke Silbernagel 2002), dass ein Was-sermangel des Organismus die Funktionder Zellen des Zentralen Nervensystemsbeeinträchtigt. Dadurch können neurolo-gische Ausfallerscheinungen wie Lethar-gie, Bewusstseinsstörungen, Verwirrt-heit, Delir und Koma auftreten. Störun-gen des Elektrolythaushalts verursachenMuskelschwäche und Muskelkrämpfe.

Studien von Wilson und Morley (2003)und Ferry (2005) legen nahe, dass eineDehydration des Organismus bei älterenMenschen wegen der Abnahme desDurstgefühls häufiger auftritt. Durchdiese Dehydration werden das Gedächt-nis und andere kognitive Prozesse nega-tiv beeinflusst.

Nach Dennison (2004) können sich dieseÜbungen möglicherweise positiv auf visuel-le Aufmerksamkeit und Inhibition, Konzen-

tration, Kurz- und Langzeitgedächtnis, as-soziatives Denken, Koordination, Hör- undLeseverständnis und Auffassungsvermögenauswirken. (Dennison und Dennison 2004,Drabben-Thiemann et al. 2005)

4) Gedächtnistraining: Das Gedächtnis-training hatte zum Ziel, Prozesse der In-formationsaufnahme, der Informations-verarbeitung und der Wiedergabe vonInformationen zu trainieren sowie Wis-sen über die Strategien zur Kompensati-on alternsbedingter Funktionseinbußenzu vermitteln. Der Ansatz der Ganzheit-lichkeit berücksichtigte die motorische,affektive, soziale und kognitive Dimen-sion sowie Memotechniken.

5) Sportliche Aktivität: Es wurde ein reinpsychomotorisches Training sowie funk-tionelle Gymnastik durchgeführt. DieVielfalt der Übungen – Stretching,Stuhlgymnastik, Sitztanz, Ballspiele –zielte sowohl auf die Aufrechterhaltungbzw. Wiedererlangung und Weiterent-wicklung von Reaktions-, Gleichge-wichts-, Kraft-, Rhythmisierungs- undUmstellungsfähigkeit als auch auf dieallgemeine Beweglichkeit ab.

6) Spracherwerbskurse: Das Hauptzieldieses Angebots bestand darin, den äl-teren Teilnehmern Grundkenntnisse derAussprache, Grammatik und Syntax derjeweiligen Fremdsprache zu vermitteln.Angeboten wurden Englisch-, Franzö-sisch-, Italienisch- und Griechischkurse.Es sollten die kommunikativen Fähigkei-ten der Teilnehmer im alltäglichen Kon-text gefördert werden.

7) Diskussion Kontrollgruppe: Über aktu-elle Themen wurde informiert und disku-tiert. Auch persönliche und gemeinsameErlebnisse und Erfahrungen aus der Ver-gangenheit wurden thematisiert.

Der Beitrag wird in CO.med fortgesetzt.

Abb. 6: Überblick der eingesetzten Testverfahren und Bildungsangebote (statistische Signi-fikanz)

Kontakt zu Herrn Kampanaros:www.neathalpi.gr

Kontakt zu Frau Weber:Internationale Kinesiologie AkademieCunostr. 50-52D-60388 Frankfurt-Bergeninfo@kinesiologie-akademie.dewww.kinesiologie-akademie.de