Kompakt Juni 2015

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Trotz prominenter Unterstützung: Das ContiTech-Werk in Salzgitter soll schließen TENDENZEN Fast 4,3 Millionen Erwerbstätige in Deutschland haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben TIPPS Der Anspruch auf den Hausbrand für Bergleute in der Steinkohle ist tarifvertraglich neu geregelt Nr. 06 I JUNI 2015 www.igbce.de Wegweiser für gute Arbeit Fabrik und Büro sind in schnellem Wandel. Wir regeln das. Für die Menschen.

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In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit guter Arbeit.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Trotz prominenter Unterstützung: Das ContiTech-Werk in Salzgitter soll schließen

TENDENZEN Fast 4,3 Millionen Erwerbstätige in Deutschland haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben

TIPPS Der Anspruch auf den Hausbrand für Bergleute in der Steinkohle ist tarifvertraglich neu geregelt

Nr. 06 I JUNI 2015 www.igbce.de

Wegweiser für gute Arbeit Fabrik und Büro sind in schnellem Wandel. Wir regeln das. Für die Menschen.

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Eine Heimat zerfällt. Mehrere zerstörerische Erd-beben sandten bis Ende Mai ihre Schockwellen

durchs bitterarme Nepal. Es ist nicht immer nur Krieg, der solche Bilder entstehen lässt. Völlig unverschul-det stehen die Menschen im Himalaya vor den Trüm-mern ihrer Existenz – und den Resten der Kulturdenk-mäler, die halfen, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Mehr als 8600 Tote sind bislang bei der schwersten Katastrophe des Landes zu beklagen. Opfer und Helfer brauchen Spenden – wahrscheinlich noch sehr lange.

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>UNTER UNS

CHRISTIAN HÜLSMEIER Chefredakteur

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E s ist ein Prozess, der Nerven kostet – und eigentlich viel zu lange dauert. Seit

Monaten schon herrscht große Unsicherheit in den Revieren, die Menschen in

den Kohle-Regionen bangen Tag für Tag um Arbeitsplätze und Zukunftschan-

cen in ihrer Heimat. Gefühlt sind die Grenzen der Zumutungen längst überschritten.

Und doch ist es ein gutes Zeichen, dass jedenfalls bis zum Redaktionsschluss dieser

kompakt-Ausgabe keine Entscheidung gefallen ist, wie die Bundesregierung ihre

Klimaziele erreichen will. Denn das bedeutet, dass die ursprünglichen Instrumente,

insbesondere die untaugliche Klimaabgabe, eben nicht durchgesetzt sind, sondern im

Gegenteil mehr und mehr hinterfragt werden. Der Protest der über 15 000 Bergleute

und Kraftwerker vor dem Kanzleramt zeigt Wirkung, die Politik denkt neu nach.

IN DIE GESPRÄCHE, die seither auf allen Ebenen der Politik laufen – mit den Un-

ternehmen, mit den Landesregierungen und mit den Gewerkschaften –, hat die IG BCE

eigene und eben machbare Vorschläge eingebracht. Wie sich Klimaschutz realisieren

lässt, ohne Unternehmen ins Aus zu führen, ohne brutalen Verlust von Arbeitsplätzen

und ohne sozialen Blackout, das liegt vor und findet auch Unterstützung von allen, die

um eine sozial und wirtschaftlich gute Entwicklung in unserem Land bemüht sind.

Nun ist es an der Bundesregierung, das Ausspielen von Klima-

schutz gegen soziale und ökonomische Ver-

nunft zu beenden und eine gute, tragfähige

Lösung für alle zu finden.

WAS GAR NICHT GEHT, sind die teilweise

maßlosen Anfeindungen, denen unsere Ge-

werkschaft und wir alle ausgesetzt sind, weil

wir uns mit Erfolg für das Prinzip Vernunft in

diesem Entscheidungsprozess einsetzen. Das

wird manchmal als illegitimer Lobbyismus dar-

gestellt – und das ist noch eine zurückhaltende

Wortwahl. Es ist schade, dass diejenigen, die so

agieren, sich letztendlich einer ernsthaften De-

batte um die richtigen und vertretbaren Entschei-

dungen verweigern und auch keine Abwägung

unterschiedlicher Interessen vornehmen. Wir set-

zen auf die Kraft der guten Argumente – und die

unserer IG BCE, sich auch Gehör zu verschaffen.

Langer Atem und bessere Argumente

[email protected] Foto: Stephanie Pilick

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IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles08 Alle Achtung20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen berichtet auf dieser Seite über

Jubilarehrungen.

Titelbild: Andy Ryan/Getty Images

StandpunktMichael Vassiliadis über Blockade von Betriebsräten.

TITEL12 Wegweiser für gute Arbeit

Fabrik und Büro sind in schnellem Wandel – und der muss gestaltet werden. Denn »Gute Arbeit« fällt nicht vom Himmel. kompakt zeigt drei Beispiele.

THEMEN18 Ein erster Erfolg Die Bundesregierung schafft die kalte Progression ab und entlastet so die Arbeitnehmer. Aber es muss noch mehr geschehen, damit unser Steuersystem gerechter wird.

TENDENZEN31 Eine Welt ohne Buchstaben

Knapp 4,3 Millionen Erwerbstätige in Deutschland haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Der DGB bietet betriebliche Unterstützung an.

34 WirtschaftswunderlandDer Zweite Weltkrieg ist zu Ende, die Gewerkschaften existieren nicht mehr. Die Lehre: Künftig soll es weltan-schaulich ungebundene Einheitsgewerkschaften geben.

TIPPS36 Warten auf Verlängerung

Rund 2,7 Millionen befristet Beschäftigte gab es zuletzt in Deutschland. Was ist erlaubt? Und wie kann die Über- nahme in einen unbefristeten Job klappen?

38 Neue Regeln für den Hausbrand Der Anspruch auf den sogenannten Hausbrand für aktive und ehemalige Bergleute in der Steinkohle ist tariflich neu geregelt. kompakt erklärt die neuen Regelungen.

VOR ORT 21–29

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Die Autos rollen mit

Die Antriebsriemen, Transport- und Förderbänder des Welt-marktführers Forbo Siegling in Hannover sind im Alltag und in der Arbeitswelt allgegenwärtig.

Spagat zwischen Hoffen und BangenDem ContiTech-Werk in Salzgitter ist ein Auftrag weggebro-chen: Hauptauftraggeber VW lässt die Schläuche für seinen neuen Transporter lieber güns-tiger in Rumänien produzie-ren. Das kann der Standort nicht kompensieren. Betriebs-rat und IG BCE kämpfen gegen die Schließung.

Erneut insolventAnfang des Jahres mussten die rund 400 Beschäftigten der Luhns GmbH und ihrer Schwester, der Gemini GmbH & Co. KG, schon eine Insolvenz hinnehmen. Dann kam die Rettung: ein Käufer. Jetzt hat auch der Insolvenz angemel-det. Die Zukunft für die Be-schäftigten ist wieder ungewiss.

Nora Systems: Pro DemografieDer Weltmarktführer für Kautschukbodenbeläge und -be-lagssysteme hat einen neuen Haustarifvertrag. Erstmals beeinhaltet dieser auch Regelungen zur Gestaltung des de-mografischen Wandels im Unternehmen. Ideen dazu gibt es jede Menge. Und eine Kommission wird extra eingesetzt.

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>INHALT JUNI 2015

Eine Welt ohne Buchstaben 31

36 Warten auf Verlängerung Neue Regelungen für den Hausbrand 38

Wegweiser für gute Arbeit 12

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Quelle: www.dgb.de/themen · © 2014 IG BCE, Abteilung Wirtschafts- und Industriepolitik, Tomas Nieber · Grafik: BWH/Illustration Stefan Hoch

Grenzsteuersätze in Deutschland

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Zu versteuerndes Jahreseinkommen

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(bis 8354 Euro)

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Progressionszone I(8354 bis 13 469 Euro)

14–24 Prozent

Progressionszone II(13 470 bis 52 881 Euro)

24–42 Prozent

Proportionalzone I(52 882 bis 250 730 Euro)

42 Prozent

Proportionalzone II(ab 250 731 Euro)

45 Prozent

42 %45 %

14 %

24 %

Grenzsteuersatz in %

18 Ein erster Erfolg

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Verschon mein Haus . . .. . . ZÜND’ ANDERE AN! Geht es nach dem St.-Florians-Prinzip von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, sollen jetzt Hessen und Baden-Württemberg den Boden für die SüdLink-Stromtrasse stellen. Bayern will erst kurz hinter der Landesgrenze in Gundremmingen zapfen. Sein Land werde sich die Unverschämt-heiten aus München nicht gefallen lassen, sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Die Netzausbaupla-nungen würden damit »quasi zurück auf Anfang« gesetzt, ergänzte BaWü-Umwelt-minister Franz Untersteller. Noch vor der Sommerpause soll in Berlin endgültig über den Verlauf entschieden werden.

BILD DES MONATS

VOR 15 000 DEMONSTRANTEN aus den Braunkohlerevieren forderte der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis die Bundesregierung auf, auf eine einseitige Zusatzbelastung der Kohleverstromung zu verzichten. Der IG-BCE-Vorsitzende erinnerte bei der Kundgebung in Berlin die Kanzlerin und den

Wirtschaftsminister daran, ihre Versprechen einzuhalten. Sowohl Merkel als auch Gabriel hatten wiederholt betont, die Braunkohle werde noch lange Jahre benötigt. Einen Strukturbruch mit drastischem Arbeitsplatzabbau in den Revieren werde es nicht geben.

Gundremmingen

Grafenrheinfeld

Neuer Suchraum für Alternativtrasse nach bayerischem Vorschlag

Bisheriger Vorzugs- trassenkorridor

(Vorschlag)

Bayern

Hessen

Baden- Württemberg

AUFREGER DES MONATS

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>AKTUELLES

Sicherheit: mangelhaftDIE KLASSISCHE ARBEITSSICHERHEIT ist in Deutschland gut aufgestellt: Unfallprävention und betriebliche Gesund-heitsvorsorge verbessern sich. Das ergab jetzt eine Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Autoren stellten aber auch fest: Atypisch Beschäftigte erreichen die Instrumente oft nicht. Auf-

grund kurzer Einsatz-zeiten sind sie oft von Arbeitsschutzroutinen wie regelmäßigen Un-terweisungen ausge-schlossen und wer-den nur mangelhaft durch Sicherheits-fachkräfte und Be-triebsärzte betreut. Bei Leiharbeitern erweise sich als problematisch, dass Ver- und Entlei-

her gemeinsam Verantwortung für die Sicherheit tragen. Das führe dazu, dass sich in vielen Fällen niemand zuständig fühlt. »Verlierer« sind der Analyse zufolge Geringverdiener in Teilzeit und mit Befristung sowie Soloselbstständige mit Niedriglohn. Sie kommen am wenigsten in den Genuss von Arbeitssicher-heit und Gesundheitsprävention. Daraus lässt sich im Um-kehrschluss folgern: Glücklich ist der, der ein Normalarbeits-verhältnis hat. Denn er muss sich um Sicherheit und Gesundheit weniger Sorgen machen (siehe auch Seite 36).

497 Mrd.EIN NEUER BERICHT der EU-Kommission zeigt in aller Deut-lichkeit: Kaum ein Land trifft die Vergreisung der Gesellschaft so brutal wie Deutschland. Die Kosten des Sozialstaats verdop-peln sich – auf die schwindelerregende Zahl von 497 Milliar-den Euro. Die jährlichen Ausgaben für Renten, Gesundheit und Pflege könnten von 19,0 Prozent des Bruttoinlandspro-dukts im Jahr 2013 auf 23,8 Prozent im Jahr 2060 steigen. Da-bei liegen verhalten optimistische Annahmen wie eine leichte Erhöhung der Geburtenrate zugrunde. Oder, dass das Gesund-heitssystem weniger durch die Medizintechnologie als Kosten-treiber verteuert würde. Die Bundesregierung würde das The-ma noch zu gelassen sehen, mahnt die Berliner Morgenpost.

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Nicht selbstverständlich: Arbeitsschutz.

»Der Grundsatz ›ein Betrieb,

ein Tarifvertrag‹ ist ein sehr

hohes Gut für die Gewerk-

schaften – weil es im Kern

darum geht, die Konkurrenz

der Beschäftigten gegen-

einander auszuschließen.«

DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann

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ZITAT DES MONATS

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MICHAEL DENECKEist überzeugt: Gute Presse ist ein unverzichtbares Grundrecht.

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D ie Kohleverstromung ist pfui und die IG BCE »die dümmste Ge-werkschaft der Welt«. Das muss

stimmen, denn es stand in der Zeitung. Genauer: in der tageszeitung. Wie be-gründet das Berliner Blatt seine Auf- fassung? Etwa mit einer messerscharfen energiepolitischen Analyse? Eher nicht. Ein paar Fakten? Fehlanzeige. Dafür ist viel von »Stuss« und »Quatsch« zu le-sen. Auch davon, dass 15 000 Gewerk- schafter aus den Braunkohlerevieren für »Bockmist« auf die Straße gehen. Schließlich stellt die taz Überlegungen zur Frage an, »was für Chemie die bei der IG BCE in ihren Kaffee mischen« und macht sich Sorgen um den Gesundheits-zustand des Gewerkschaftsvorsitzenden: »Kommen Sie sich eigentlich blöd vor, Herr Vassiliadis?«

In der politischen Auseinandersetzung geht es gelegentlich rau zu. Die taz mag eben manche Positionen der IG BCE nicht und ärgert sich über die Einfluss-

möglichkeiten der Energiegewerkschaft. Und lässt hin und wieder Dampf ab.

Doch Stilfragen sind das eine, auf einem anderen Blatt steht die Wahrhaf-tigkeit. Die taz reklamiert für sich, sie sei längst den alternativ-ideologischen Kinderschuhen entwachsen und möch-te ernst genommen werden. taz-Sachen statt Tatsachen? Diese Tage seien vorbei.

Fein. Warum aber agiert sie dann mit glatten Lügen? Weder die IG BCE noch ihr Vorsitzender haben jemals behauptet, eine CO2-Sonderabgabe ge-fährde 800 000 Arbeitsplätze. Das ist kompletter Stuss. Zweites Beispiel. Die taz unterschlägt die Gewerkschaftsvor-schläge für einen Neustart in der Energie-wende. Null, nichts.

Stattdessen wird unterstellt, die IG BCE wolle das Jahrhundertpro-jekt sabotieren. Ein Vorwurf, der ebenfalls in die Stuss-Ablage ge-hört. Bemerkenswert allerdings, dass dieser Quatsch wider besse-res Wissen verbreitet wird. Im April hatte die IG BCE die Haupt-

stadtpresse eingeladen, auch die taz. In diesem Gespräch lieferte die IG BCE Infos zu ihrer Energiepolitik, den Posi- tionen und Zielen. Die Gewerkschaft stellte ein Infrastrukturprogramm vor, das Investitionen mit CO2-Minderung verknüpft. Gebäudebestand, Schienen- und Autobahnnetze, E-Mobilität lauten einige Stichworte. Von all dem findet sich in der taz-Berichterstattung keine Spur.

Hier werden nicht nur handwerk- liche Grundregeln verletzt. Die Wahr-haftigkeit bleibt auf der Strecke, Ideo-logie und bewusste Falschinformation regieren. taz – statt Qualitätsjournalis-mus.

taz-Sachen und Tatsachen

Illustration: Stefan Hoch

> ALLE ACHTUNG

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>AKTUELLES

Schwerpunkt Energie

Investition in BildungGUT 1,3 MILLIARDEN EURO will die Bundesregierung in die duale Ausbildung in Deutschland investieren. Mit dem Geld sollen beispielsweise kleinere Unternehmen für den Umgang mit Bewerbern gecoacht und junge Menschen schon in der Schlussphase ihrer Schulausbildung auf den Berufseinstieg vorbereitet werden. Hintergrund der Initia-tive ist, dass die Zahl unbesetzter Lehrstellen in 2014 einen Höchststand erreicht hat, es nach wie vor Probleme beim Übergang von der Schule in den Beruf gibt. Ende 2014 schloss die Regierung mit Ländern, Wirtschaft, Ge-

werkschaften und der Bun-desagentur für Arbeit deshalb bereits die »Alli-anz für Aus- und Weiter- bildung 2015– 2018«, um die Bedeutung der dualen Berufs-

bildung für den Wirtschaftsstandort Deutschland und sei-nen Fachkräftebedarf zu unterstreichen.

Schwer vereinbar

DIE IG BCE wehrt sich gegen eine Energiepolitik, die ein-seitig zulasten von Arbeitnehmerinnen und Arbeit- nehmern geht. Einen Schwerpunkt des aktuellen News-letters bildet deshalb das »Thema Energie«. Außerdem haben wir die wesentlichen Positionen zusammenge-stellt, warum wir die Tarifeinheit brauchen. Das und mehr unter:

www.igbce.de/igbce-aktuell-abonnieren

TROTZ STARK WACHSENDER BERUFSTÄTIGKEIT tragen Frauen die Hauptlast bei Erziehung und Pflege in der Fa-milie. Das belegt eine neue Studie des Allensbacher Insti-tuts. Die zeigt, dass vor allem Frauen zwischen 40 und 59 Jahren besonders gefordert sind. Denn neben den eige-nen Kindern unterstützen rund 86 Prozent von ihnen noch ihre Eltern oder Schwiegereltern bei Hausarbeit oder Arztbesuchen. Auch in Beziehungen, in denen beide Part-ner Vollzeit arbeiten, ist der Haushalt ungleich aufgeteilt. 52 Prozent der Frauen geben an, dass sie das meiste oder alles alleine erledigen. Und gut die Hälfte findet deshalb auch, dass Familie und Beruf so schwer vereinbar sind.

Dual-Auszubildende werden mehr unterstüzt.

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Fragen an Kemal Kiremitcioglu

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Was bedeutet dir der Ramadan? Wie begehst du ihn?Der Ramadan hat für mich in vielerlei Hinsicht eine beson-dere Bedeutung. Zum einen in symbolischer Hinsicht, weil im Monat Ramadan der Koran zum Propheten Muhammed entsandt wurde. Zum anderen, weil der Fastenmonat zu den fünf Säulen des Islam gehört. Ein typischer Fastentag im Ramadan sieht vor, dass zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang weder gegessen noch getrunken werden darf. Gleiches gilt für Rauchen und Geschlechtsverkehr. Alkoholische Getränke sind zu jeder Zeit tabu für uns. Daran halte ich mich.

Wie lässt sich das mit deiner Arbeit vereinbaren?Ich bleibe den Tag über hungrig und versuche, mich in die Lage der auf der Welt hungernden Menschen zu versetzen. Die Beschäftigten sollten auf ihre muslimischen Kollegen Rücksicht nehmen, sie sollten ihnen nichts zu trinken oder zu essen anbieten. Es ziemt sich auch nicht, provokativ vor fastenden Muslimen zu essen. Solange man gesund ist, gibt es auch aus medizinischer Sicht keine Bedenken. Das Fasten ist ja eine Form der medizinischen Therapie, die unter anderem erfolgreich gegen Rheuma oder Bluthoch-druck eingesetzt wird. Ich fühle mich jedenfalls richtig fit.

Wie reagieren deine Kollegen? Sprecht ihr über dein Fasten und dessen Hintergrund?Die Kollegen am Arbeitsplatz sind häufig bemüht, darauf zu achten, wie sie sich verhalten sollen. Für die Zeit des Fastenbrechens am Abend springen die Kollegen in der Spätschicht ein, damit der fastende Muslime zu seiner vorgeschriebenen Zeit essen kann. Oder es werden auch mal die Pausenzeiten verschoben. Ich finde, der Ramadan ist eine gute Gelegenheit, um mit Kollegen und Freunden über den Islam zu sprechen. In diesem Sinne: Hayirli Bayramlar und Hayirli Bayramlar diliyorum. Einen geseg-neten Ramadan und ein gesegnetes Fest.

Der stellvertretende Betriebsrats- vorsitzende bei Vibracoustic über den im Juni begin-nenden RAMADAN.

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Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

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> AKTUELLES>

Globales Handeln erforderlich

Internetradio geht auf Sendung

DIE STÄRKUNG der Solidarität unter den Mitgliedsorganisationen durch ge-werkschaftliche Netzwerke war ein gro-ßes Thema der Weltkonferenz Chemie der IndustriALL Global Union im Mai in Hannover. Die Weiterentwicklung der in einigen Regionen schon vorhandenen Netzwerke sei deshalb eine wichtige Zu-kunftsaufgabe, um Gewerkschaftsinte-ressen in den wachsenden globalen Kon-zernen besser vertreten zu können, sagte der IG-BCE-Vorsitzende und Präsident der IndustriALL European Trade Union Michael Vassiliadis bei der Begrüßung

der rund 200 Teilnehmer. Am Tag zuvor hatten sich Gewerkschafter aus den weltwei-ten BASF-Standorten in Hannover getroffen. Jyrki Raina, Generalsekretär der Indus-triALL, unterstützte den Gedanken: »Die Konzerne agieren längst global, dagegen brauchen wir eine entsprechende Gewerkschaftssolidarität.«

Die weiteren Themen und eine Bildergalerie zur Konferenz unter: http://goo.gl/aa57ee

DIE BERGLEUTE IN KOLUMBIEN be-kommen demnächst eine neue Quelle, um sich unbeeinträchtigt von staatlicher oder betrieblicher Einmischung zu in-formieren: Unter http://sintracarbon.com soll im Juli ein gewerkschaftliches Inter-netradio seinen Betrieb aufnehmen. Dies berichtete Igor Diaz Lopez beim Be-such in Hannover. Der ehemalige Vorsit-zende von Sintracarbon, der nationalen Bergbaugewerkschaft Kolumbiens, jetzt dort im Vorstand für Bildung zuständig, hatte 2013 während des Kongresses der IG BCE eine Spende von 10 000 Euro da-für entgegengenommen. Zu diesem Zeit-punkt standen Lopez selbst und viele sei-ner Kollegen noch unter dem Eindruck von Todesdrohungen, die sie aufgrund ihres Einsatzes für Arbeiterrechte, De-mokratie und Umwelt erhielten. Im Gespräch zeigte er jetzt vorsichtigen Optimismus: Der Friedensprozess im Land könnte nach der Wiederwahl des Präsidenten Santos eine realistische Perspektive für Kolumbien sein.

Das ausführliche Hintergrund-Interview: www.igbce.de/igbce/international/

IndustriALL European Trade Union-Präsi-dent Michael Vassiliadis, Generalsekretär Jyrki Raina und sein Stellvertreter Kemal Özkan (von rechts).

Igor Diaz Lopez (49) sprach über die Situation der Gewerkschaften in Kolumbien.

> SchichtarbeitGrenzenlos flexibel? Diese Frage stellte das Magazin der IG BCE in seiner Aprilausgabe 2000. Schicht-arbeit gehörte schon damals für immer mehr Menschen zum beruf-lichen Alltag. Neue Schichtsysteme wurden erprobt, die möglichst alle Interessen der Arbeitnehmer unter einen Hut bringen sollten. Um die Jahrtausendwende ging es allerdings hauptsächlich um den Faktor Zeit. Fazit des Artikels: Das Zauberwort »Flexibilität« im Schichtbetrieb bekam immer mehr Bedeutung. Überall dort, wo im vollkontinuier-lichen Schichtbetrieb an allen sieben Wochentagen rund um die Uhr gearbeitet werden muss, gab und gibt es Diskussionen und heftige Auseinandersetzungen über das beste System. Der Trend zur Schichtarbeit ist nach wie vor ungebrochen. Waren es vor 20 Jahren noch 11 Prozent aller Erwerbstätigen, beträgt dieser Wert im Jahr 2013 bereits 17 Pro- zent. Aufgrund der steigenden Tendenz zur Schichtarbeit und den damit immer noch unterschätzten negativen Auswirkungen auf die Gesundheit wird das Thema auch zukünftig seine Brisanz nicht verlieren. Schichtarbeit auf das geringstmögliche, unvermeidbare Maß an Belastung zu begrenzen ist auch zukünftig eine zentrale Herausforderung. (Siehe Seite 12.)

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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG [email protected]

>STANDPUNKT

Foto: Joe Drivas/Getty Images

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Ihnen wird gedroht, sie werden eingeschüchtert, manchmal auch gekündigt – immer häufiger gehen Arbeitgeber mit üblen Mitteln gegen Betriebsräte vor. Vor allem in der schwierigen Gründungsphase einer betrieblichen Interessen-

vertretung. Was wir erleben, ist ein Trend zu Methoden, wie man sie bislang in Deutschland nicht kannte. Beschäftigte, die sich für ihr Recht auf Mitbestimmung im Betrieb engagieren, werden mürbegemacht: mit falschen Beschuldigungen, mit Kündigungen zum Wochenende oder vor den Feiertagen, manche bekommen Privatdetektive auf den Hals gehetzt.

ES IST EINE STRAFTAT, die Wahl von Betriebsräten zu behindern. So steht es eindeutig im Betriebsverfassungsgesetz. Doch manche Arbeitgeber kümmert das nicht, sie stellen ihren vermeintlichen Anspruch, alleiniger Herr im Haus zu sein, über das Recht. Und sie werden darin systematisch unterstützt durch Anwalts-kanzleien, die sich darauf spezialisiert haben, Unternehmen frei von Betriebsrä-ten und Gewerkschaften zu halten. Das ist eine Perversion unseres Rechtsstaates.

DEN BESCHÄFTIGTEN GEHT ES BESSER, überall da, wo es Betriebsräte gibt. Auch die Unternehmen profitieren von Mitbestimmung. Das ist längst wissenschaftlich belegt. Deshalb darf die Politik jetzt nicht zögern, sondern muss Betriebsräte bes-ser schützen und insbesondere die Gründung von Betriebsräten erleichtern. Wir haben dazu Vorschläge gemacht. Jetzt ist es an der Politik zu zeigen, dass wir ge-meinsam unser deutsches Modell der Demokratie im Betrieb verteidigen.

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> TITEL ARBEITSPOLITIK

Wegweiser für

gute Arbeit

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INFORMATIONSMATERIAL

Zur Umsetzung betrieblicher Regelungen gibt es umfangreiches Material.Praktische Handlungshilfen – von Broschüren, Flyern bis hin zu Muster-Betriebsvereinbarungen – sind für Arbeitnehmervertreter und IG-BCE- Mitglieder online abrufbar:www.gutearbeit.igbce.de Kontakt: [email protected]

ARBEITSZEITSOUVERÄNITÄT ZURÜCKGEWINNENHerausforderungen in der gewerkschaftlichen Arbeitszeitpolitik

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kompakt | Juni 2015 |

Wegweiser für

gute Arbeit

Fabrik und Büro sind

im schnellen Wandel.

Und den gilt es

zu gestalten.

Denn »Gute Arbeit«

fällt nicht

vom Himmel.

kompakt hat

drei Beispiele zu

Schichtarbeit,

Leistungsverdichtung

und Home-Office

zusammengestellt.

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Durch einen in die Fördertechnik integrierten Hubtisch wird der abgefüllte Big Bag angehoben. So kann Wolfgang Rosell das Einschubetikett bequem im Stand einstecken. Unergonomische Arbeitshaltungen wie häufiges Bücken entfallen.

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> TITEL ARBEITSPOLITIK

Entgrenzte Arbeit und psychische Belastung

ARBEITSZEITSOUVERÄNITÄT ZURÜCKGEWINNENHerausforderungen in der gewerkschaftlichen Arbeitszeitpolitik

E in gesichertes Arbeitsverhältnis mit einer leistungsgerechten Ent-lohnung und geregelten Arbeits-

zeiten. Entwicklungschancen, die Be-schäftigten Zufriedenheit und Zuversicht geben. Arbeit, die nicht krank macht und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht: Das sind einige der Krite- rien, mit denen die IG BCE »Gute Arbeit« definiert. Doch die Gewerkschaft will nicht nur über gute Arbeit reden, son-

dern sie auch umsetzen. »Gemeinsam mit unseren Betriebsräten wollen wir Regelungen für gute und gesunde Ar-beitsbedingungen vorantreiben«, gibt Ralf Sikorski (Bild), Mitglied des ge-schäftsführenden Hauptvorstands, die Richtung vor. »Zum Beispiel mit Be-triebsvereinbarungen.«

GESUNDHEIT UND ARBEITSZEIT sind die Handlungsfelder, die in diesem Jahr im Fokus stehen. Insbesondere das Thema Arbeitszeiten ist hochaktuell. Eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung spricht da-von, dass Arbeitszeitpolitik und Arbeits-zeitfragen derzeit eine »Renaissance« erleben. Die 2014 veröffentlichte WSI-Studie »Arbeitszeiten in Deutschland« brandmarkt, dass Leistung auf Abruf, an Wochenenden sowie in Spät- und Nacht-schichten für viele Beschäftigte neue Normalität geworden sei. Die Wissen-schaftler sehen diese Entwicklung kri-tisch: Die Flexibilisierung von Arbeits-

zeiten habe »teilweise zu prekärer Be-schäftigung, mehr Leistungsdruck und zur Aufhebung der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben geführt«, heißt es. Wachsender Druck im Job und Leis-tungsintensivierung seien die Folgen. Andererseits wachsen »die Ansprüche der Beschäftigten an eine selbstbestimm-te, den eigenen Arbeits- und Lebensinte-ressen entsprechende Gestaltung der Arbeitszeit. Arbeitszeitpolitik muss sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse im Lebensverlauf ausrichten«, lautet das Urteil.

DAS ARBEITSZEITGESETZ und die Tarifverträge bilden den großen Rah-men. Um aber in der Arbeitszeitpolitik neue Konflikte zu lösen, sind oft betrieb-liche Lösungen gefragt. Erst recht in Zeiten von Leistungsverdichtung, Über-all-Erreichbarkeit und möglichen ge-sundheitlichen Beeinträchtigungen durch Schichtsysteme. Viele gute Regelungen gibt es bereits. kompakt hat beispiel-haft drei zusammengestellt.

MODERNE VEREINBARUNGENzur Arbeitszeit sollen nicht nur Stunden und Überstunden definieren. Sie sollen sich vielmehr auch nach Arbeitsumfeld, Lebensphase und -situation der Beschäftigten richten.

GEREGELTE ERREICHBARKEITFür die Kommunikation von unter-wegs und/oder von zu Hause aus müssen Spielregeln gelten.

SYSTEMATISCHE ERFASSUNGGeleistete Dienstzeit muss dokumen-tiert sein, Mehrarbeit darf nicht ohne Ausgleich verfallen.

WEITERBILDUNGWenn sich die Arbeit verändert und technische Entwicklungen immer schneller werden, müssen die Arbeitgeber in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren.

GESUNDHEITSMANAGEMENTPlanung und Steuerung aller gesundheitsbezogenen Aktivitäten mit dem Ziel, die Mitarbeitergesund-heit zu erhalten und zu fördern.

FLEXIBLE ARBEITSZEITMODELLEDie Beschäftigten sollen selbst aus verschiedenen Arbeitszeitmodellen wählen können.

GUTE FÜHRUNGGute Arbeit ist ohne gute Führung nicht möglich. Wenn Vorgesetzte regelmäßig Feedback geben und ihre Mitarbeiter loben, wirkt sich das positiv auf die Gesundheit aus.

GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNGDie Gefährdungsbeurteilung ist die systematische Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen für die Beschäftigten. Nur insgesamt 9 Prozent werden im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung nach psychischen Stressfaktoren befragt.

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Dass vor allem Ältere die gesund-heitlichen Folgen von Schicht- arbeit weniger gut wegstecken

können, ist bekannt. »Mit zunehmen-dem Alter lässt die Anpassungsfähigkeit insbesondere an die Nachtarbeit und den veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus nach. Ältere Schichtarbeitnehmer ent-wickeln häufiger Schlafstörungen«, sagt beispielsweise Beate Beermann von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Ein Grund, weshalb die IG BCE beispielsweise in der Chemie-, Papier- und Feinkeramik-Branche schon frühzeitig Altersfreizeiten durchgesetzt hat, um die Belastungen vor allem für Ältere zu verringern.

Doch in Zeiten ständig zunehmender Schichtarbeit (Eurostat meldet, dass im

Jahr 2013 knapp 17 Prozent aller Er-werbstätigen in Deutschland in Schicht tätig waren, 20 Jahre zuvor waren es erst elf Prozent) braucht es für alle Alters-gruppen Entlastung.

»Auch bei uns sind immer mehr Men-schen in Vollkonti gekommen, aktuell rund 700 Mitarbeiter«, sagt Dieter Kle-ren, Betriebsratsvorsitzender des Evonik-Gemeinschaftsbetriebs Wesseling. Die Produktion von Kieselsäure für die Waschmittel- und Reifenindustrie läuft hier, wie viele andere Herstellprozesse, rund um die Uhr. »Die früher üblichen wochenweise wechselnden Blockmodel-le haben wir bereits 1996 abgeschafft, um den Kollegen ein sozialeres und ge-sünderes Leben zu ermöglichen«, sagt er. Seit vergangenem Jahr sei man nun

nochmals einen Schritt weiter gegangen, indem man die »Rahmenvereinbarung zur zukunftsfähigen Schichtarbeit« ab-geschlossen habe. Sie setzt in weiten Teilen Maßstäbe: »Nachtschichten sol-len möglichst reduziert werden.« – »Die Schichtdauer soll stets die Art und Schwere der Tätigkeit berücksichtigen.« Und: »Tätigkeiten mit körperlicher Bean-spruchung sollen vorrangig der Früh- und Spätschicht zugeordnet werden.« So lauten drei Formulierungen. »Das soll vor allem Ältere entlasten«, sagt Dieter Kleren. »In der Frühschicht ist stellen-weise ein spezieller Mitarbeiter, der so-genannte Koordinator, im Einsatz. Er kümmert sich ausschließlich um Arbeit-nehmer aus der Technik und Fremdmit-arbeiter, begleitet sie und weist sie ein. Das bedeutet weniger Leistungsverdich-tung für die Kollegen in der Früh- und Spätschicht.« Ein weiterer Ansatzpunkt: Mit Investitionen in Ergonomie körper-lich anstrengende Tätigkeiten zu redu-zieren.

ARBEITSZEITSOUVERÄNITÄT ZURÜCKGEWINNENHerausforderungen in der gewerkschaftlichen ArbeitszeitpolitikAnsatz 1: Schichtarbeit gesünder gestalten

EVONIK:

Körperliche Belastung vermindern

Admir Mujezinovic muss nicht mehr bei jeder Ausnahme der Filterpresse den Filterkuchen

mit dem Spachtel abstoßen. Der Prozess läuft automatisch und

wird nur noch einmal pro Schicht vor Ort kontrolliert. Dadurch wird die

körperliche Anstrengung minimiert.

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> TITEL ARBEITSPOLITIK

| kompakt | Juni 2015

Ulrike Sander (gestreiftes Shirt) und Betriebsratsvorsitzende Manuela Martin

(hinten links) in einer typischen Belastungssituation.

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Beim Tabuthema »Psychische Be-lastungen am Arbeitsplatz« hat Manuela Martin, Betriebsratsvor-

sitzende beim Pharmahersteller Abbott in Hannover, gemeinsam mit ihrem Gremium Nägel mit Köpfen gemacht. »Kollegen klagten vermehrt über kurz-fristige Ergebnisorientierung, dauernde Erreichbarkeit und zu viele Überstun-den«, sagt sie.

Weil aus ihrer Sicht Rückenschule und hauseigenes Fitnesscenter positiv sind, aber an der hohen Arbeitsbe- lastung nichts ändern, handelten die Arbeitnehmervertreter eine Betriebs-vereinbarung aus, um mögliche Ge-sundheitsgefährdungen an den Arbeits-plätzen zu ermitteln, zu bewerten und

Ansatz 2: Psychische Belastungen minimieren

zu beseitigen. Wichtig: »Psychische Be-lastungen sind darin explizit genannt und eingeschlossen«, so Martin.

Im Regelwerk ist insbesondere for-muliert, dass Menschen Beanspru-chungen »individuell unterschiedlich« wahrnehmen. Deshalb sei ebenso die Gefährdungsbeurteilung für jede Tätigkeit und jeden Arbeitsplatz ein-zeln durchzuführen. »Stress empfindet jeder anders«, begründet Martin den Passus.

Und nicht jeder nimmt ihn als sol-chen direkt wahr. »Wenn wir Analysen-ergebnisse in SAP eingeben und kont-rollieren, kommt es oft vor, dass gleichzeitig Kollegen in der Tür stehen und eine Frage haben. Dadurch hat

man Schwierigkeiten, sich zu konzent-rieren«, sagt Ulrike Sander, die seit 36 Jahren bei dem Pharmakonzern arbeitet.

Die Betriebsvereinbarung regelt, dass Beschäftigte solche Störfaktoren in ei-nem anonymen Fragebogen äußern können. Zeigt die Umfrage Handlungs-bedarf, bucht Abbott einen externen Experten, der mittels Workshop Verbes-serungsvorschläge ausarbeitet. »Und dabei bleibt es nicht. Geregelt ist, dass die Beschäftigten gemeinsam mit dem Vorgesetzten kurz-, mittel- und lang-fristige Maßnahmen zur Abhilfe verein-baren. Nach drei Monaten muss ein Umsetzungsplan erstellt sein«, betont Manuela Martin.

ABBOTT:

Stress konsequent angehen

ARBEITSZEITSOUVERÄNITÄT ZURÜCKGEWINNENHerausforderungen in der gewerkschaftlichen Arbeitszeitpolitik

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IG-BCE-Betriebsrätin Hilde Petrovici mit Angelika Reß

(rechts), die eine Auszeit, ein Sabbatical, genutzt hat, um in

Bolivien Kindern zu helfen.

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Bei der BP Lubes Marketing in Hamburg dürfen Mitarbeiter zwei- mal die Woche ihren Schreibtisch

verlegen – beispielsweise nach Hause. Wer nicht im Büro arbeitet, muss telefo-nisch erreichbar bleiben und darf höchs-tens die »regelmäßige tägliche Sollar-beitszeit« von 7,6 Stunden aufschreiben, so steht es in der Betriebsvereinbarung über »flexibles Arbeiten«. Laptops mit Kommunikationsprogramm stellt der Arbeitgeber. »Das war in den Verhand-lungen der härteste Brocken«, berichtet IG-BCE-Betriebsrätin Hilde Petrovici. »Außerdem gab es Skepsis über den Umgang mit der Arbeitszeit.«

Die hat sich gelegt. »120 Kollegen ha-ben das mobile Arbeiten inzwischen in

Ansatz 2: Psychische Belastungen minimieren Ansatz 3: Arbeitszeiten flexibilisieren

cals erreicht. Auszeiten bis zu sechs Mo-naten sind nach dem Modell aktiver und passiver Phasen möglich; während der gesamten Zeit wird das halbe Gehalt be-zahlt. Wer die Freistellung will, muss das mit den Vorgesetzten auf betriebliche Vereinbarkeit abstimmen.

Angelika Reß hat eine solche Auszeit 2013 in Anspruch genommen: Acht Wo-chen half sie in einem Kinderhaus in Bo-livien mit, das sie seit einer Urlaubsreise vor 14 Jahren kennt und finanziell unter-stützt. »Ich finde die Chance zum Sabba-tical toll«, sagt die Kauffrau aus dem Schifffahrtsbereich. »Mir hat das eine an-dere Sicht auf unsere Überflussgesell-schaft gegeben.«

Axel Stefan Sonntag/Sigrid Thomsen

Anspruch genommen«, sagt der Betriebs-ratsvorsitzende Kai-Uwe Brand, »etwa 180 könnten es.« Beide Seiten scheinen zufrieden: »Wer in internationalen Teams arbeitet und morgens Telefonate in den Fernen Osten und abends in den Westen der Welt führen muss, kann die Stunden dazwischen privat nutzen. Mit der Erfas-sung der Arbeitszeit nehmen es die Kollegen sehr genau. Das sieht auch die Geschäftsleitung.« Inzwischen wird über eine Ausweitung des Modells auf andere Standorte verhandelt. Kleine Schritte ge-hen, Testphasen einplanen, die Interes-sen beider Seiten im Blick behalten: Das ist für Hilde Petrovici das erfolgverspre-chende Vorgehen. So wurde bei BP selbst eine Betriebsvereinbarung über Sabbati-

BP LUBES:

Arbeitszeiten vernünftig flexibilisieren

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> THEMEN STEUERN>

Ein erster ErfolgENDLICH – die Bundesregierung schafft die kalte Progression ab und entlastet so die Arbeitnehmer. Ein guter Anfang. Aber es muss noch viel mehr geschehen, damit unser Steuersystem gerechter wird.

Maße ungerecht«, sagt er. »Wir haben das immer wieder kritisiert, und wir sind froh, dass jetzt endlich etwas passiert.«

DENN DIE KALTE PROGRESSION wirkt wie eine versteckte Steuererhöhung auf kleine und mittlere Einkommen. Pro-

gression heißt: Der Steuersatz steigt mit dem Einkommen. Das ist prinzipiell in Ordnung, denn so tragen starke Schul-tern eine höhere Last als schwache. Das Problem ist bislang nur: Gerade bei den kleinen und mittleren Einkommen steigt der Steuersatz überproportional stark an. Das führt zu einem irren Effekt: Be-kommen Arbeitnehmer eine tarifliche Erhöhung, steigt auch ihr Steuersatz. Herrscht zugleich Inflation, dann wird das Tarifplus schnell aufgefressen – einer-seits durch steigende Preise, andererseits durch die höhere Steuer. Mit kalter Hand

2. Erbschaftsteuer rauf

Jedes Jahr werden in Deutschland 250 Mil-liarden Euro vererbt. Darauf fallen weniger als 5 Milliarden Euro Steuern an. Das ist viel zu wenig. Natürlich müssen großzügige Frei-beträge gelten. Aber unterm Strich müssen auch die ganz großen Erbschaften ihren Bei-trag leisten.

Sieben Schritte zu mehr

Steuer- gerechtigkeit:

1. Arbeit und Kapital gleich besteuern

Kapitalerträge werden derzeit steuerlich be-günstigt: Die Abgeltungssteuer schlägt pau-schal nur mit 25 Prozent zu Buche. Das ist ungerecht. Die Steuer auf Kapitalerträge soll-te sich wieder nach dem individuellen Ein-kommensteuersatz richten.

Quelle: www.dgb.de/themen · © 2014 IG BCE, Abteilung Wirtschafts- und Industriepolitik, Tomas Nieber · Grafik: BWH/Illustration Stefan Hoch

Grenzsteuersätze in Deutschland

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Zu versteuerndes Jahreseinkommen

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Progressionszone I(8354 bis 13 469 Euro)

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24–42 Prozent

Proportionalzone I(52 882 bis 250 730 Euro)

42 Prozent

Proportionalzone II(ab 250 731 Euro)

45 Prozent

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14 %

24 %

Grenzsteuersatz in %

L ange hat sich Finanzminister Wolfgang Schäuble schwergetan. Steuerentlastungen? Mit ihm nicht

zu machen. Jetzt endlich – die Steuer-schätzer überschlagen sich mit ihren Rekordprognosen, die Milliarden spru-deln nur so in die Staatskassen – wagt die schwarz-rote Bundesregierung eine Kehrtwende: Zum Jahresende soll die kalte Progression fallen – davon wür-den Arbeitnehmer profitieren. Schäub-le will die kleinen und mittleren Ein-kommen so um 1,5 Milliarden Euro entlasten.

Damit erfüllt die Große Koalition auch eine Forderung der IG BCE. Für den Gewerkschaftsvorsitzenden Michael Vassiliadis ist die kalte Progression seit Langem ein Ärgernis: »Sie nimmt den Flei-ßigen in der Mitte der Gesellschaft das Geld weg. Das ist in höchstem

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19kompakt | Juni 2015 |

entreißt die Progression den Arbeitneh-mern das zusätzliche Einkommen.

Steuerexperten sprechen deshalb auch von einem Mittelstandsbauch. Der Begriff ist freilich irreführend. Es sind ja nicht die Arbeitnehmer mit mitt-lerem Einkommen, die sich einen Bauch angefressen hätten. Es ist der Staat, der den Bauch vor sich her trägt und den Mittelstand auf Diät hält. (SIEHE SCHMERBAUCH DES BUNDESADLERS AB 14 PROZENT)

Das Ende der kalten Progression war deshalb längst überfällig, kann aber nur ein Anfang sein, meint Vassiliadis. »Was die Große Koalition macht, ist ein guter erster Schritt«, sagt er. »Aber es muss

3. Steuerflucht konsequent verfolgen

Steuerhinterzieher dürfen sich nirgends sicher fühlen, sie stehlen dem Staat jedes Jahr 100 Mil-liarden Euro. Steuerschlupflöcher müssen ge-stopft werden. Und: Es kann nicht sein, dass sich Europas Länder einen ungesunden Wettbe-werb um die niedrigsten Unternehmenssteuern leisten.

7. Vermögensteuer wieder einführen

Vermögen zu besteuern, verbessert die Chan-cengleichheit und dämpft die Vermögens- ungleichheit. Die steuertechnischen Prob- leme der alten Vermögensteuer sind lösbar geworden.

6. Spitzensteuersatz moderat erhöhen

Der Spitzensteuersatz könnte ab einem Ein-kommen von rund 65 000 Euro von 42 auf 46 Prozent steigen, die Reichensteuer ab einem Einkommen von 125 001 Euro von 45 auf 49 Prozent. Das wäre angemessen (vergleiche Grafik).

5. Transaktionssteuer auf Finanzgeschäfte

Sie ist schon lange im Gespräch, muss nun endlich eingeführt werden. Es kann nicht sein, dass jeder verkaufte Liter Milch Mehrwertsteuer in die Staatskasse spült, aber millionenschwere Aktiengeschäfte zum Nulltarif vonstatten gehen.

4. Steuertarif auf Rädern

Die kalte Progression muss dauerhaft fort. Das geht, wenn man den Einkommensteuer-tarif an die Inflation koppelt, ihm also quasi Räder unterlegt. Dann werden tarifliche Er-höhungen nicht durch den Anstieg des Steuer-satzes weggefressen.

noch mehr passieren: Die Mitte der Ge-sellschaft muss auch dauerhaft und noch deutlicher entlastet werden.«

Zumal die Lasten für Arbeitnehmer steigen. Klar, die Inflation ist momentan niedrig, davon profitiert auch der Mittel-stand. Aber so manche Preise steigen den-noch rapide und das bekommen gerade Arbeitnehmerhaushalte zu spüren. Ener-gie etwa ist deutlich teurer geworden. Von 2007 bis Mitte 2014 sind die Energiekos-ten für einen Arbeitnehmerhaushalt um 30 Prozent gestiegen. Die Mieten schie-ßen in die Höhe, gerade bei Neuvermie-tungen. In mancher Großstadt werden Wohnungen für Normalverdiener unbe-zahlbar.

Gerade Arbeitnehmer mit Kindern ha-ben eine ganze Reihe von Lasten durch den Alltag zu schleppen. Von der Kita-Gebühr bis zur Studienfinanzierung für Tochter oder Sohn – von BAföG profitie-ren nur noch die wenigstens Arbeitneh-mer. Eine Erhöhung des Kindergeldes um 6 Euro wirkt da überhaupt nicht – bei dem realen Kostenanstieg sie ist schlicht lächerlich.

Ideen für eine dauerhafte steuerliche Entlastung gibt es genug – die IG BCE hat sie längst in die politische Diskussion eingebracht. Beispiel Spitzensteuersatz: Er könnte moderat erhöht werden. Beispiel Steuerhinterziehung: Sie muss konse-quenter verfolgt werden. Beispiel Vermö-gensteuer: Einfach wieder einführen.

Denn eines ist klar: Der Staat braucht Einnahmen. Ein gutes Bildungssystem gibt es nicht zum Nulltarif. Straßen und Brücken bauen sich nicht von selbst. Ein Industrieland braucht eine erstklassige In-frastruktur. Die kostet Geld, und das soll der Staat auch bekommen. Nur gerecht soll es dabei zugehen. Bernd KupilasQuelle: www.dgb.de/themen · © 2014 IG BCE, Abteilung Wirtschafts- und Industriepolitik, Tomas Nieber · Grafik: BWH/Illustration Stefan Hoch

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Proportionalzone I(52 882 bis 250 730 Euro)

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> LESERFORUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

Nr. 05 I MAI 2015 www.igbce.de

Die falsche LösungAllein mit Abschalten und Aussteigen funktioniert die Energiewende nicht.

VOR ORT Mit allen Mitteln: Fambacher Firma versucht Betriebsratsgründung zu verhindern

TENDENZEN Risiken der Vernetzung: Die Gefahr krimineller Attacken aus dem Internet wächst weiter

TIPPS Gefährlicher Staub: Wer hilft bei Asbesterkrankungen?

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Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

> »Schafft die Einheit!« 70 Jahre zum Wohle aller

Aktuelles (04/2015)

Nur mit der IG BCE. . . richtig! Deswegen müssen wir aufpassen,

dass wir nicht auch in der Chemie irgendwann massive Tarifflucht wie in anderen Branchen haben. Das geht nur mit einer starken IG BCE. Wer seiner Gewerkschaft den Rücken kehrt, begeht in ge-wisser Weise auch Tarifflucht und darf sich dann über sin-kende Tarifbindung nicht be-schweren!

Ralf Peter Risse, via Facebook

Weiter so

@ Es ist richtig, dass die Energie bezahlbar blei-

ben muss. Ich finde es toll, dass der Gesetzgeber von der IG BCE mit dem Problem ge-trieben wird, aber die Unter-nehmen sollten mindestens genauso in die Pflicht genom-men werden. Zur Tarifeinheit muss ich sagen, dass die Mei-nung der IG BCE komplett richtig ist. Aber wir sollten uns aus Streitereien anderer Gewerkschaften heraushalten und hoffen, dass unser Orga-nisationsgrad weiter so hoch

bleibt, damit nicht irgend-wann wir die Gewerkschaft sind, die außen vor ist. Zum Thema Leiharbeit und Werk-verträge hat die IG BCE in al-len Belangen Recht und muss mit allen Mitteln unterstützt werden. Weiter so!

Matthias Stahl Szabo, per E-Mail

> 125 Jahre IG BCE – Der Film zum Jubiläum

Werden dabei seinWerde mit dem Orts-verein IG BCE Rumeln-

Kaldenhausen an 125 Jahre IG BCE Deutschland teil- nehmen.

Helmut Herbst, via Facebook

. . . wir auchDer Ruhrkohle-Chor und die OG Relling-

Haus sind auch dabei.Werner Bolz, via Facebook

Stolz auf unsEin schönes Video, liebe IG BCE!!! Wir sind

mit fast 50 Personen von der CINRAM GmbH aus Alsdorf dabei und feiern zusammen unser Jubiläum. Ich bin stolz auf meine Gewerkschaft!! NOBODY IS PERFECT!

Heike Strud, via Facebook

Wir setzen uns einWir Gewerkschafter sind die Einzigen, die

versuchen, sich einzumi-schen und die sich für die Kollegen einsetzen!

Winni Knez, via Facebook

Daumen hochGut gemacht . . .!

Robert Becker, via Facebook

> Preisrätsel

Es ist viel passiertVier lange Jahre ist es her, dass der Kollege

Axel Stefan Sonntag in der kompakt (Ausgabe Januar 2011) über mich und meine Malerei eine Geschichte ge-schrieben hat. Seitdem hat sich die Welt für mich ver- ändert. Voriges Jahr hat meine Augenärztin kurz und schmerzlos festgestellt, dass ich mit meinen Augen nichts mehr machen kann. Bilder male ich jetzt im Großfor-mat, langsamer, aber es geht noch. Das Bild im Heft hat inzwischen jemand gekauft, der Historienbilder sammelt. Das Kreuzworträtsel habe ich gelöst, vielleicht das letzte Mal. Ich wünsche euch wei-terhin viel Erfolg und viel Glück. Bela Szabo, Speyer

> Mitarbeiterüberwachung: Angestellte löscht Tracking-App und wird gekündigt

Richtig überwachenNicht die Angestell- ten, sondern die Vorge-

setzten und Firmeninhaber müssten dauerhaft über-wacht werden!

Tino Noack, via Facebook

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

Chefredakteur (verantwortlich im Sinne des

Presserechts)Christian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstJörg Nierzwicki

RedaktionSarah Heidel, Dirk Kirchberg,

Désirée Binder Dr. Ulrike Börger

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-306/-329

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungNetworkMedia GmbHStresemannstraße 30

10963 BerlinTelefon 030 25594-160 (Fax: -190)

E-Mail: [email protected]ültige Anzeigenliste Nr. 14 vom 01. 01. 2015

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Claudia Härtig

Zusendungen: Für unverlangteEinsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:19. 6. 2015

Druckauflage: 650 494 (I/2015)

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

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VOR ORT

Spagat zwischen Hoffen und BangenDas ContiTech-Werk in Salzgitter soll schließen.

Nora Systems: Pro DemografieKautschukunternehmen sorgt für die Zukunft vor.

Erneut insolventBeschäftigte der Luhns GmbH bangen wieder.

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Foto: Helge Krückeberg

Alles bewegt sichForbo Siegling produziert Fördermittel für vielfältige Aufgaben

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> VOR ORT BEI FORBO SIEGLING

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Auf der grünen Wiese des alten Flughafens Hannover hat sich

1955 als Erster der Transmis-sionsriemen-Hersteller Ernst Siegling angesiedelt. Heute ist das Gewerbegebiet dicht bebaut, es liegt mitten in der Stadt und die Forbo Siegling GmbH ist der einzige Betrieb, der hier noch industriell produziert. Er ist Weltmarkt-führer für Antriebsriemen, Transport- und Förderbänder

für alle möglichen Branchen, von der Lebensmittelindus-trie über Brief- und Paketver-teilzentren bis zu Papier- und Stoffdruckereien. »Jeder be-gegnet unseren Produkten im Alltag«, erklärt Betriebsrats-vorsitzender Johannes Wald-mann. »Wir stellen zum Beispiel Check-in-Bänder für Flughäfen her, Laufbänder für Fitnessstudios, Kassenbänder und Skilifte.« Die größten Bänder sind 4,50 Meter breit,

120 Meter lang und transpor-tieren zum Beispiel bei VW in Wolfsburg als Werkerbänder Autos mitsamt Facharbeitern. Die kleinsten treiben zum Bei-spiel Haushaltsgeräte an.

AUF DEM FIRMENGELÄNDE strahlen die älteren der Pro-duktionshallen noch den Charme der 1950er-Jahre aus. Dazwischen ragen haushohe Silos und moderne Schorn-steine für die thermische

Nachverbrennung empor. In den Hallen ist die Wärme der Maschinen spürbar, die ein Dröhnen und regelmäßiges Klackern hören lassen. Es riecht nach Silikon. Vor jeder Maschine hängt eine Abwi-ckelanlage, von der aus das Rohgewebe von dicken Rol-len zwischen den Walzen eingefädelt wird. Ein Streich-messer rakelt eine flüssige Be-schichtung aufs Gewebe, die Walzen pressen sie hunderts-

Die Autos rollen mitDIE ANTRIEBSRIEMEN, Transport- und Förderbänder des Weltmarktführers Forbo Siegling aus Hannover sind im Alltag und in der Arbeitswelt allgegenwärtig.

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»Wir sind stolz darauf, dass unser Betriebsrat von Beginn an seit 1970 immer in Persönlichkeitswahl gewählt wurde, nie in Listenwahl.«

Johannes WaldmannBetriebsratsvorsitzender

tel Millimeter genau und lei-ten das beschichtete Band dann durch einen Gelierofen, in dem es hart wird. Präge-walzen pressen die verschie-densten Strukturen in die Be-schichtung, ob Längsrillen, Grobstruktur oder Fischgrät-

muster. Am Ende rollt eine Aufwickelanlage die fertig be-schichteten Bänder auf.

In einer der älteren Hallen steht ein kleiner Kalander: Die Beschichtungsmasse ent-

steht hier aus einem Granu-lat. In der hohlen Hand zeigt Maschinenführer Enrico Krü-ger die durchsichtigen Kü-gelchen. Nur drei Prozent schwarze Kügelchen sorgen dafür, dass die ganze Be-schichtung eingefärbt wird.

Dieses Granulat fällt durch einen Trichter in einen Extru-der, wo es bei 165 Grad Cel-sius aufschmilzt und wurst-förmig wieder herauskommt. Ein Förderband bringt die

Masse von oben zwischen die Walzen, die sie dann auf das Trägergewebe pressen. »Die-ser Kalander ist weltweit ein-zigartig«, berichtet der 33-jäh- rige Maschinenführer. »Hier läuft noch alles mechanisch, da ist viel handwerkliches Ge-fühl nötig. Es ist eine schöne Arbeit, ein bisschen urig, aber mit sehr guter Qualität!« Mit dem Betriebsratsvorsitzenden ist er sich einig: »Das ist rich-tig schöner Maschinenbau der 1960er-Jahre.«

Ganz anders in der mo-dernsten Halle, wo zwei der neuen Maschinen stehen, da-runter der weltgrößte Kalan-der. »Eine einzige Walze wiegt so viel wie eine Diesellok«, weiß Maschinenführer Jürgen Hanf, 52. Die Maschine ist 65 Meter lang, erstreckt sich über mehrere Stockwerke und wird komplett elektronisch überwacht: Am Steuerpult reihen sich sechs Schaltpulte mit Computermonitoren an-einander, darüber zeigen nochmal fünf Videomonitore die laufende Produktion. Die Dicke der Beschichtung wird durch eine Art Röntgengerät gemessen. »An dieser Maschi-ne arbeiten acht Leute, die ei-nander nicht sehen können. Das ist eine recht abstrakte Arbeit«, erzählt Johannes Waldmann. Der 61-Jährige weiß: »Für die älteren Kolle-gen ist das eine große Heraus-forderung.« Der Betriebsrats-vorsitzende kümmert sich mit darum, wer wo eingesetzt wird. Aber er sagt auch: »Die Mitarbeiter müssen flexibler einsetzbar sein, damit die Maschinen ausgelastet sind.«

Deshalb ist der Demogra-fiewandel derzeit sein wich-tigstes Thema: Er kümmert sich um Qualifizierung und Entlastung, um eine Betriebs-vereinbarung für die Über-nahme der Azubis, um die

Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ein neues Schichtmo-dell läuft bereits, im Sommer soll die Wahlarbeitszeit zwi-schen 35 und 40 Stunden ein-geführt werden. »Das sind di-cke Bretter, die wir bohren«, bekennt er. Aber er ist zuver-sichtlich, denn sein Betrieb steht gut da. Die Forschung und Entwicklung arbeitet in ihren Labors und Prüfständen an neuartigen Modulbändern, die aus Kunststoffelementen variabel zusammensteckbar sind. In einem 3-D-Drucker entstehen Testteile, die später im Spritzguss in Serie gehen. Die Belegschaft wächst. Forbo Siegling hat verlassene Nach-bargebäude gekauft, um sich am angestammten Sitz vergrö-ßern zu können.

Karen Roske

1 | GUTE PFLEGEEnrico Krüger wachst die Walzen am mechanischen Kalander aus den 1960ern.

2 | STEILE KURVEDie neuen flexiblen Modul-bänder aus Kunststoff- elementen sind biegsam.

3 | SCHARFER BLICKJürgen Hanf prüft beim größten Kalander, ob das beschichtete Band gut durch die Walzen läuft.3

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Der Tüftler Ernst Siegling gründete 1919 in Hannover eine Treibriemenfabrik, die unter seinem Sohn Hellmut schon in den 1950er-Jahren weltweit expandierte. Weil aus der Familie niemand die Nachfolge antreten wollte, ging es 1994 an die Schwei-zer Forbo-Gruppe, die auch Linoleum- und andere Bodenbeläge herstellt. Sie hat heute 5100 Mitarbei- ter an 24 Standorten in 36 Ländern. In Hannover mit rund 430 Beschäftigten sitzt die Zentrale für den Ge-schäftsbereich der Antriebs-riemen und Transportbänder, inklusive Forschung und Entwicklung. Hier wird Rollenware gefertigt, die in Garbsen bei Hannover mit rund 90 Beschäftigten konfektioniert wird. Der Markenname Siegling ist erhalten geblieben.

www.forbo.com/movement/de-de/

DAS UNTERNEHMEN

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> VOR ORT AKTUELLES

Symrise investiertHOLZMINDEN | Duft- und Aromakonzern will Logistikzentrum und Kraftwerk bauen

Bis 2017 sollen am Haupt-sitz im niedersächsischen

Holzminden ein Logistikzen-trum und Kraftwerk für insge-samt rund 60 Millionen Euro entstehen. »Wir freuen uns, dass hier am Herzstück von Symrise investiert wird«, sagt Peter Winkelmann, IG-BCE-Bezirksleiter in Alfeld. Er ver-weist auf den Standortsiche-rungstarifvertrag, nach dem bis Ende 2020 betriebsbeding-te Kündigungen ausgeschlos-sen sind und 220 Millionen Euro in die deutschen Stand-orte fließen sollen. »Dazu ge-hört auch dieses Paket.«

Symrise wächst derzeit in allen Produktbereichen, von Parfum und Kosmetik über Lebensmittel, Pharmazie und

Nahrungsergän-zung bis hin zu Tierfutter und Babynahrung. Weltweit hat der Konzern etwa 8200 Mitarbei-ter, in Holzmin-den sind es rund 2500. »Bisher wurden alle Ver-einbarungen aus dem Stand-ortsicherungstarifvertrag ein-gehalten. In die neuen Erweite-rungspläne waren wir von An- fang an gut eingebunden«, be-richtet Betriebsratsvorsitzende Regina Hufnagel. Wie viele neue Arbeitsplätze entstehen, sei noch ungewiss. Möglicher-weise müssen mehr Beschäf-

Nora Systems, Weltmarkt-führer für Kautschuk-

bodenbeläge und -bodenbe-lagssysteme, trifft erstmals Maßnahmen zur betrieb- lichen Gestaltung des demo-grafischen Wandels. Das ist ein wichtiger Bestandteil des jüngst abgeschlossenen Haus-tarifvertrags. »Der Arbeitgeber

Nora Systems: Pro DemografieWEINHEIM | Haustarifvertrag nach zweiter Verhandlungsrunde/3,2 Prozent mehr Entgelt

hat sich verpflichtet, noch in diesem Jahr eine betriebliche Kommission einzurichten, die fortdauernd und regelmäßig entsprechende Lösungen vor-stellt«, sagt Werner Weidt-mann, Mitglied der Tarifkom-mission. »Wir möchten gemeinsam mit Gewerkschaft und Arbeitgeber prüfen, wo

wir was verän-dern und ver-bessern kön-nen. Da kann es darum gehen, Optimierungs-potenzial bei den körperlich anstrengenden Tätigkeiten in Mischerei und Presserei auszu-loten.«

Ziel müsse sein, dass die Menschen bis zum Renten-eintrittsalter gesund blieben. Auch gezielte Weiterbildungs-maßnahmen gegen körper- liche und geistige Monotonie seien denkbar.

Die zweite Verhandlungs-runde brachte außerdem für die rund 850 Beschäftigten deutliche Entgeltverbesserun-gen: Seit Mai sind Löhne, Gehälter und Ausbildungs-vergütungen um 3,2 Prozent gestiegen. »Zudem gab es im April für alle Tarifbeschäftig-ten und Auszubildenden eine Einmalzahlung in Höhe von 125 Euro«, sagt Gewerk-schaftssekretärin Anna Engfer. Der Vertrag läuft über 13 Mo-nate.

Axel Stefan Sonntag

tigte in Schicht arbeiten. »Bisher sind Fachkräfte gut zu bekom-men, weil Symrise bekannt ist und eine gute Presse hat«, er-zählt sie. »Dieses Jahr gibt es erstmals eine kleine Erfolgs-beteiligung für alle Tarifmit- arbeiter. Nächstes Jahr hoffen wir auf mehr!« Karen Roske

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Tarifmeldungen

FEUERFEST, SÄURESCHUTZ | Die Beschäftigten der Feuer- fest- und Säureschutzindus-trie erhalten zum 1. Juni 2015 2,7 Prozent und am 1. Septem- ber 2016 noch einmal 2,5 Pro- zent mehr Entgelt. Der Ver- trag läuft 24 Monate.

MINERALÖL | Die Ent- gelte der Beschäftigten der Aviation Fuel Services (AFS) erhöhen sich ab dem 1. Mai 2015 um 2,3 Prozent. Außer- dem erhalten alle IG-BCE-Mitglieder eine Bonuszah-lung in Höhe von 200 Euro. Der Vertrag endet nach 14 Monaten.

KALK UND DOLOMIT | Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in der rechtsrheinischen und westfälischen Kalk- und Dolomitindustrie am 29. April in Wuppertal sind vertagt worden. Ein zuvor von der Arbeitgeberseite unterbrei-tetes Angebot wurde von der Tarifkommission als unzurei-chend bewertet. Es sieht eine Erhöhung der Entgelte um 1,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten vor.

RPC BRAMLAGE FOOD | Kein Austritt aus dem Arbeitgeberverband: Das konnte die IG-BCE-Traifkom-mision bei den Verhandlungen mit RPC Bramlage Food am 29. April erreichen. Die Beschäftigten müssen außerdem bei Betriebsurlaub keinen extra Urlaub mehr nehmen, Ausgebildete wer- den für mindestens ein Jahr befristet übernommen und für 100 Beschäftigte gilt eine Beschäftigungsgarantie. Vertragsende: 31. März 2018.

Ziert die neue Technische Nationalbibliothek in Prag: Kautschukbelag aus Weinheim.

Nicht nur in Holzminden: Symrise wächst weltweit.

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kompakt | Juni 2015 | 25

D ie Continental AG will ihr Werk in Salzgitter schließen, 220 Arbeits-

plätze bei der Konzerntochter ContiTech sind betroffen. Nach Gesprächen mit Salzgit-ters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU) und Wirt-schaftsminister Olaf Lies (SPD) steht noch ein Spitzen-gespräch mit Ministerpräsi-dent Stephan Weil (SPD) so-wie den Konzernvorständen von Conti und Hauptauftrag-geber Volkswagen aus. »Wir werden alles tun, um den Standort zu erhalten«, sagt Axel Müller, Betriebsratsvor-sitzender in Salzgitter. Er hat aber wenig Hoffnung.

Müllers Kollegen fertigen vor allem Klimaanlagen-schläuche für VW, und dieser Auftrag ist nun an ein Conti-Werk in Rumänien gegangen,

wo die Lohnkosten nur einen Bruchteil der deutschen Tarif-löhne betragen. »In dem Wett-bewerb können wir nicht mithalten«, sagt Müller. Der Betriebsrat fordere seit Jahren, sich aus der Abhängigkeit von dem einen Auftraggeber zu

lösen, sich zukunftsorientier-ter aufzustellen. Aber: »Hier hat das Management versagt!« Von VW kommen etwa drei Viertel des Auftragsvolumens, dazu ein Viertel von Daimler.

Vor 20 Jahren hatte VW die Produktion der Schlauch- leitungen an Conti abgegeben und gefordert, sie in der Re-

Foto: Ole Spata/Picture Alliance

Spagat zwischen Hoffen und BangenSALZGITTER | Wenig Hoffnung für das ContiTech-Werk in Salzgitter. Ein mahnendes Beispiel für den Standort Deutschland?

220 Mitarbeiter produzieren in Salzgitter Schlauchleitun-

gen für Klimaanlagen und Turbolader im Auto. Aber der

Standort ist angezählt.

gion zu halten. Daher trägt VW nun eine Mitverantwortung. »Aber wir haben damals auch die unternehmerische Verant-wortung übernommen«, sagt der Betriebsratsvorsitzende der Conti AG in Hannover, Frank-Michael Hell. Daraus

folge nun eine soziale Verant-wortung für die Mitarbeiter.

In Salzgitter werden seit Jah-ren rote Zahlen geschrieben, während der Gesamtkonzern satte Gewinne macht. Für den Konzernbetriebsrat ist der Standort Deutschland ein Schwerpunktthema: »Um die Zukunft der deutschen Stand-

orte zu sichern, müsste man sich auf anspruchsvolle Pro-duktion, Entwicklung und Hochtechnologie konzentrie-ren. Nur so können in der Sozialpartnerschaft, dem dua-len Ausbildungssystem und der Innovationsfähigkeit Wett- bewerbsvorteile liegen.«

Im Kampf um den Standort Salzgitter sieht sich Werner Wenz, IG-BCE-Gewerkschafts-sekretär im Bezirk Wolfenbüt-tel, in einem Spagat: »Natür-lich ist unser oberstes Ziel, die Arbeitsplätze zu erhalten. Aber es wäre doch unredlich, hier falsche Hoffnungen zu ma-chen!« Die IG BCE fordert sehr gute Abfindungen und einen Sozialplan für die Beschäftig-ten, mit dem diese eine gleich-wertige Beschäftigung in der Region bekommen können. Karen Roske

Mehr als fünf Jahre ver-zichteten die Beschäftig-

ten der Mitsubishi Polyester Film GmbH (MFE) auf einen Teil ihres Verdienstes – um Ar-beit und Produktion zu si-chern. Jetzt lief die entspre-chende Betriebsvereinbarung

MFE-Beschäftigte erhalten 5 Prozent mehr GeldWIESBADEN | IG BCE und Betriebsrat handeln neue Betriebsvereinbarung aus/Arbeitsplätze gesichert

aus. Gemeinsam gelang es der IG BCE Rhein-Main und dem MFE-Betriebsrat, eine neue Vereinbarung auszuhandeln.

Mit dem 1. April 2015 wur-den die Löhne und Gehälter im Tarifbereich angehoben. Gemäß dem diesjährigen Ta-

rifabschluss durch die IG BCE sind das fast 5 Prozent. Betriebsratsvorsitzender Arif Ulusoy: »Für die kommenden fünf Jahre haben wir neben der Entgelterhöhung die Si-cherung unserer Arbeitsplätze sowie eine gerechte Gewinn-

beteiligung und eine deutlich verbesserte Bonusregelung festgeschrieben. Wir sind mit dem erreichten Ergebnis sehr zufrieden und danken unse-rem Bezirksleiter Ralf Erkens und der IG BCE für diesen tollen Abschluss.« red

»Wir werden alles tun, um den Standort zu erhalten.«

Axel Müller Betriebsratsvorsitzender ContiTech Salzgitter

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> VOR ORT AKTUELLES

Industriepolitik ist heute wieder von immenser Be-

deutung, ihre Weiterentwick-lung ein wichtiger Wirt-schaftsfaktor in Europa. Sie kann deshalb nicht mehr aus rein nationaler Sicht be-trachtet werden«, sagte Frank Löllgen, IG-BCE-Landesbe-zirksleiter Nordrhein, zu Be-ginn und begründete damit gleichzeitig, warum die rund 60 Tagungsteilnehmer aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden an diesem Tag Ende April in Düsseldorf zusammengekommen waren.

Erstmals tauschten sich die Gewerkschafter in niederlän-disch-belgisch-deutscher Be-setzung zum Thema »Indus-

Ein Plädoyer für EuropaDÜSSELDORF | Gewerkschafter diskutieren Industriepolitik erstmals länderübergreifend

triepolitik in Europa, Ge- werkschaften und EuroBe-triebsRäte – Wie erhält Europa seine industrielle Basis?« aus. Durch die Nähe der drei Län-der Nordrhein-Westfalen, Bel-gien und den Niederlanden sind Industrie und Produk- tion grenzüberschreitend eng miteinander verwoben.

Roderick Kef-ferpütz, Bürolei-ter des Europa-abgeordneten Reinhard Büti-kofer (Die Grü-nen), betonte, wie wichtig eine ambitionierte Investitionspo-litik sei, um eine

neue Wirtschaftdynamik aus-zulösen. Spardiktate seien hingegen das falsche Mittel. Luc Triangle, stellvertretender Generalsekretär der »industri-All European Trade Union« sprach sich für mehr Investiti-onen, besonders in Schlüssel-technologien und MINT-Be-reichen aus. Genauso müssten aber auch Arbeitsplätze über erneuerbare Energien geschaf-fen werden.

Drei Betriebsräte aus den drei Ländern berichteten von ihrer europäischen Gewerk-schaftsarbeit. Jürgen Franzel von der Essener Evonik für Spezialchemie machte deut-lich, wie wichtig es ist, vor Ort Präsenz zu zeigen: »Mit Zu-rückhaltung erreicht man gar nichts, man muss laut sein«, lautete sein Fazit.

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Tarifmeldungen

HOHLGLAS | Die IG-BCE-Tarifkommissionen haben die Entgelttarifverträge für die Hohlglaserzeugung Landes-gruppe Rhein-Weser und den Haustarifvertrag Ardagh Glass, Heye International, UniMould gekündigt. Für die Tarifrunde 2015 wur- den folgende Forderungen beschlossen: Die Entgelte sollen um 4,8 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten erhöht werden, die Ausbil-dungsvergütungen um 70 Euro pro Monat steigen. Verhand-lungsbeginn: 9. Juni 2015.

AVEU | Die Beschäftigten und Auszubildenden in den AVEU-Unternehmen bekom-men seit 1. Mai 2015 2,5 Pro-zent mehr Entgelt. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten im April 2016 eine Einmal-zahlung von 800 Euro, die Auszubildenden bekommen 200 Euro. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 22 Mona-ten. Über das Thema Demo-grafie wird nach Abschluss der Vergütungstarifrunde weiter verhandelt.

Ausführliche Informationen unter: www.igbce.de/tarife

Seit 1998 besteht beim Reifenhersteller Good-year Dunlop ein Stand-

ortsicherungspakt für die 7500 Beschäftigten. Als Gegen-leistung für eine 40-Stunden-Woche. Jetzt kündigte die Ge-schäftsführung an, den Vertrag zum Jahresende 2015 zu kün-

digen. »Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten«, sagt Gesamtbetriebsratsvorsit-zender Jörg Pohl. »Und völlig unnötig, denn die Geschäfts-führung streitet bisher ab, konkrete Pläne für Standort-schließungen oder Personal-abbau zu verfolgen.« In den

Standortgarantie zurückgenommenHANAU | Geschäftsführung des Reifenherstellers Goodyear Dunlop kündigt Vertrag

Berichteten über europäische Betriebsratsarbeit: Rudi Vandersteen (Saint-Gobain), Fred de Lange (Total) und Jürgen Franzel (Evonik).

kommenden Wochen wollen Betriebsrat und Geschäftsfüh-rung weiter über die Zukunft des Standortes verhandeln. »Klar ist, dass Mehrleistungen der Beschäftigten ohne Gegen-leistung der Geschäftsführung nicht zur Debatte stehen«, so Pohl. jow

PAPIER | Die Tarifverhand-lungen für die rund 50 000 Beschäftigten der Papier-industrie blieben bisher ohne Ergebnis. Die Arbeitgeber legten kein Angebot vor. Die Gewerkschaft fordert eine Er-höhung der Löhne und Gehäl-ter um 5 Prozent sowie eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen, bei einer Laufzeit von 12 Mo- naten. Die Verhandlungen werden am 11. und 12. Juni in Darmstadt forgesetzt.

Das Plenum mit Luc Triangle (vorne, Zweiter von links).

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Erneut insolventDUISBURG/GREVEN | Mutterkonzern der Luhns GmbH zahlungsunfähig/Zukunft des Unternehmens wieder ungewiss

Anfang Mai musste die Gemini Holding AG beim zuständigen Ge-

richt Insolvenz anmelden. Für die Tochtergesellschaften Luhns GmbH, Hersteller von Wasch-, Putz-, Reini-gungsmitteln und Kosmetika, und die Gemini GmbH & Co. KG, Hersteller von Grund-chemie, ein harter Schlag: Wieder erwartet die rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine schwierige Phase. Es ist für sie die zweite Insolvenz innerhalb eines halben Jahres: Erst Anfang 2015 ließ der frühere Besit-zer, die Hansa Group AG, ver-lautbaren, sie sei zahlungsun-fähig. Die Gemini Holding, eine schweizerische Investo-rengruppe, kaufte schließlich die AG und ihre Tochterge-sellschaften. Auch durch den Einsatz der IG BCE konnten die 400 Stellen gerettet wer-den (kompakt berichtete im Dezember 2014).

Wie die weitere Zukunft des Unternehmens jetzt aussieht, ist offen. Die beiden Ge-schäftsführer der Gemini Holding AG (die auch die

alten Geschäftsführer sind, sie standen bereits der Hansa Group vor) werden des Sub-ventionsbetrugs und der Er-schleichung von Krediten in mehrfacher Millionenhöhe beschuldigt. Sie sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Mögli-cherweise müssen die Toch-tergesellschaften mit ihren Firmenvermögen für den Be-trug haften. Inwiefern, ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht zu sagen.

Marc Welters, zuständiger IG-BCE-Tarifverhandlungs-führer, ist optimisch und konkret, was die Zukunft be-trifft: »Für die betroffenen Standorte sollen zukunftsfä-hige Konzepte gefunden wer-den, im besten Fall mit neuen Investoren. Es gibt bereits In-teressenten und auch von den Lieferanten kamen positive Signale für eine weitere Zu-sammenarbeit.«

Die IG BCE stehe den be-troffenen Kolleginnen und Kollegen in jedem Fall zur Seite, damit sie weiterhin ihr Geld bekommen. Für April und Mai blieben die Zahlun-gen bisher aus. Leo Kölzer

Was wird aus den Beschäftigten und den Produkten der Luhns GmbH?

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Womit begründet ihr euren Anspruch nach fünf Prozent mehr Entgelt?Ein Beispiel: In den vergangenen Jahren hat die Be-lastung der Beschäftigten stark zugenommen. Das resultiert insbesondere aus stetig wachsender Arbeits- und damit Leistungsverdichtung, die unsere gesamte Branche trifft. Längst müssen die Kollegen in der Lage sein, sich mit gleich mehreren Maschinen auszukennen, sie zu steuern. Dass jeder nur noch »seinen« Arbeits-platz hat, ist passé. Doch über immer mehr Stationen der Papierproduktion den Überblick zu behalten, sich Wissen anzueignen, heißt auch, mehr Verantwortung zu übernehmen. Und das muss sich auf dem Lohnzettel widerspiegeln.

Wie ist die Situation bei Stora Enso in Hagen?Wir haben schwierige Jahre hinter uns. Eine Papier- maschine wurde 2008 stillgelegt, das traf 150 Mitarbei-ter. Es folgten weitere Personalabbaumaßnahmen in den Jahren 2007 bis 2014. Aus einst 1100 Mitarbeitern wurden inzwischen 555. Doch die Produktion hat sich bei Weitem nicht im gleichen Maße reduziert. Mehr noch: Die Kollegen haben durch Kurzarbeit erhebliche Ein-kommensverluste erlitten. Immerhin: Das Jahr 2014 ist sehr positiv verlaufen und die ersten Monate dieses Jahres sehen ebenfalls gut aus.

Die Ausbildungsvergütungen sollen »überproportional« steigen. Warum?In Zeiten des demografischen Wandels schauen die jungen Menschen natürlich auch darauf, wie welche Branche zahlt. Und da haben wir Nachholbedarf. Wenn nichts geschieht, wird es für uns immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Nur die Kombination aus guten Aufstiegschancen und einer angemessenen Ausbildungs-vergütung ermöglicht es doch, früh auf den eigenen Beinen stehen zu können.

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

Die Betriebsratsvor- sitzende von Stora Enso in Hagen und Mitglied der Tarifkommission Papier nennt handfeste Gründe für die Forderungen der IG BCE.

Fragen an Anja Kirschner3

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> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

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IG BCE gestaltet IndustriestrategieSTUTTGART | Beim Industrieleitbild Baden-Württemberg, welches das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen im Sommer verabschieden wird, setzt sich der Landesbezirk dafür ein, dass die Interessen der Beschäftigten ausreichend Berücksichtigung finden. »Es geht um Themen wie Fach-kräftemangel, Innovationskraft, Industrie 4.0 – aber natür-lich auch um Mitbestimmung und Tarifverträge in einer mehr und mehr digitalen und vernetzten Welt. Wir wollen, dass die Industriestrategie 2025 auch für Gute Arbeit steht«, sagt Landesbezirksleiterin Catharina Clay. Um die Industrie im Land zu halten und auszubauen, entwickelt das Ministe-rium derzeit zusammen mit Partnern aus Gewerkschaften und Wirtschaft eine Industriestrategie 2025. Aus gutem Grund, denn der Südwesten ist einer der Top-Industrie-standorte weltweit; Forschung und Entwicklung liegen an der Spitze Europas. So betrug die industrielle Bruttowert-schöpfung 2012 rund 60 Prozent derjenigen Frankreichs.

Senioren gut informiertRICKENBACH | Es waren wohl vor al-lem die nutzwertori-entierten Themen, mit denen die jüngs-te Senioren-Veran-staltung des Bezirks Freiburg auf hohe Resonanz stieß: Vor-sorgevollmacht, Patientenverfügung und »Alles rund ums Erben« – darüber konnten sich die Teilnehmer aus erster Hand informieren. Eckhard Mikuszies und Karin Schwarz-Marty vom Stadtseniorenrat Rheinfelden (mit Hansjörg Lammer, Vorsitzender des Arbeitskreises Senioren; von links) standen Rede und Antwort.

1x1 für Gute ArbeitKARLSRUHE/ULM | Vertrauensleute geschult

Grundlagen und Um-setzungsmethoden von Guter Arbeit wa-ren Gegenstand zwei-er Fachtagungen des Landesbezirks für ge-werkschaftliche Ver-trauensleute. Das The- ma sei dringlicher denn je, so Fachsekre-tär Patrik Huber: »Bis zur Rente können alle nur dann arbeiten, wenn die Arbeitsbedingungen so ge-staltet sind, dass jeder gesund und motiviert bleibt.«

In den vergangenen Jahren habe sich die Arbeitswelt für viele Arbeitnehmer nachhaltig verändert. »Um die Arbeitsfä-higkeit der Menschen langfris-tig zu fördern und zu erhalten, bedarf es jetzt einer ganzheit-lichen Betrachtung und Heran-gehensweise des Gesundheits-begriffs«, so Huber: »In vielen Unternehmen gibt es zwar Maßnahmen zur Gesundheits-förderung. Allerdings bezie-hen sich diese häufig auf Tipps eines gesundheitsfördernden Verhaltens. Doch genauso

wichtig ist es, die Verhältnisse an jedem einzelnen Arbeits-platz zu prüfen und zu verbes-sern.« Denn: »Es ist zweifels-ohne sinnvoll, Kurse zur Wir-belsäulengymnastik anzubie-ten. Doch wenn der einzelne Arbeitsplatz zu tagtäglichen Fehlbeanspruchungen führt, hilft auch kein Rückenkurs.«

Hubers Angebot: »Gewerk-schaftliche Vertrauensleute müssen sich mit den Arbeits-bedingungen im Betrieb kri-tisch auseinandersetzen, dabei unterstütze ich gerne.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Unter dem Motto »The Acceptors, Solidarität und Akzeptanz sind mehr als Superkräfte« veranstalten die Lan-desbezirke Baden-Württemberg und Bayern vom 12. bis zum 14. Juni ihr gemeinsames Landesjugendtref-fen. Neben politischen Diskussionen kommt der Spaß mit einer Live-Band und Sportturnieren nicht zu kurz.

Jugend trifft sichMARKELFINGEN | Wochenende am Bodensee

Anmeldung und weitere Informationen im Internet:

http://tinyurl.com/LJT-2015; www.campingplatz-markelfingen.de

Kontaktaufnahme für Betriebsräte und Vertrauens-leute: [email protected]

Seminar in Karlsruhe: Vertrauensleute er-halten Rüstzeug für »Gute Arbeit«.Auch im Rahmen des vom Landesbezirk initiierten »Runden

Tischs zur Zukunft der Chemie am Hochrhein« setzte sich die IG BCE für die Industrie im Land ein.

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Der 1. Mai im SüdwestenSTUTTGART | Rund 24 000 Menschen trotzten auf den Maikundgebungen

in Baden-Württemberg dem Dauerregen und demonstrierten für bessere

Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung.

ULM | Trotz schlechten Wetters war die Kundgebung auf dem Münsterplatz verhältnismäßig gut besucht: Insgesamt strömten rund 500 Menschen in die City. Die IG-BCE-Jugend, mit eigenem Stand, befragte Gäste und Kollegen zum Thema Demografie.

HEILBRONN | Rund 1200 Menschen ließen sich »ihren« Feiertag vom Dauerregen nicht madig machen. Selbst viele Kinder (Foto) folgten der Einladung der IG BCE. Zur zentralen Kund- gebung kam auch Reinhold Gall, Innenminister des Landes.

RHEINFELDEN/KARLSRUHE | Aufgrund der Wetterlage sprach Landesbezirksleiterin Catharina Clay (Foto links) im Rathaus. Sie brach eine Lanze für den Mindestlohn: »Nur wer ordentlich verdient, kann auch ordentlich ausgeben.« Frank Mentrup, Oberbürgermeister von Karlsruhe (Foto oben rechts, Zweiter von rechts) empfing am Vorabend des 1. Mai Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter. Am 1. Mai herrschte am Flammkuchen-Stand des Bezirks reger Andrang.

MANNHEIM | Der Demozug ging quer durch die Fußgängerzone der Stadt. Die kreative Idee der Ortsgruppe Ruhrkohle sorgte für . . .

. . . Aufmerksamkeit: An deren Infostand be-grüßten zwei Bergmänner aus Lothringen in authentischer Bergmannskluft die Besucher.

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> VOR ORT BAYERN

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Tarifrunde KunststoffKIRCHHEIM BEI MÜNCHEN | »Es muss Schluss sein mit über-zogenen Lohnerwartungen.« Und: »Der demografische Wan-del erfordert längeres Arbeiten.« So das Fazit der Arbeitgeber bei der ersten Tarifverhandlung für die Kunststoffindustrie Bay-ern. Landesbezirksleiter Seppel Kraus: »Die Arbeitgeber wol-len eine Tarifwende und sind überzeugt, dass die letzten Ab-schlüsse zu hoch waren. Unsere Betriebsräte beurteilen die wirtschaftliche Lage aber als gut bis sehr gut. Und daran müs-sen die Beschäftigten beteiligt werden.« Am 10. Juni wird wei-terverhandelt. Die IG BCE fordert 4,8 Prozent mehr Geld, für Azubis 75 Euro mehr. Und eine Erhöhung des Urlaubsgelds. Außerdem die Weiterentwicklung des Demografietarifver-trags und den Ausbau des Demografiefonds.

Meinungen zur Tarifrunde Kunststoff:Gute Arbeit statt täglich 16 Stunden schuften müssenMÜNCHEN | Vom Stolz der Porzelliner über das Wirtschaftswunder bis zum demografischen Wandel – ein Streifzug durch den Freistaat

Die Arbeiter in den bayeri-schen Glasfabriken hatten es früher einfach schlecht: Täg-lich bis zu 16 Stunden Arbeit, dazu die Ansteckungsgefahr durch Tuberkulosebazillen, weil die Glasmacherpfeife von Mund zu Mund ging. Mit je-dem Atemzug sogen sie noch mehr Ruß und Asche und die Dämpfe arseniger Säure in ihre Lungen und Bronchien.

Oder die Porzelliner aus Selb, für die Mediziner eigens den Fachbegriff »oberfrän- kische Porzellanstaublunge« prägten. Stolz waren sie trotz-dem, damals im 19. Jahrhun-dert, als noch wenige den Mut fanden, sich zu Gewerkschaf-ten zusammenzuschließen.

Ganz anders also als 1992, dem Jahr, in dem in Bayern im-merhin 25 000 Feinkeramiker in 60 Betrieben für einen Lohnzuwachs von 7,5 Prozent

in den ersten Streik seit 80 Jah-ren getreten waren. Sieben Tage lang und mit Erfolg.

Einfach undenkbar war so etwas am 29. Juni 1890, als in Hannover die Ursprungsbewe-gung der IG BCE, der Fabrik-arbeiterverband, gegründet wurde. Aus Bayern war damals niemand dabei. Kein Wunder bei Netto-Wochenlöhnen von kaum mehr als 20 Mark und Lebenshaltungskosten, die für eine Familie schnell bei bis zu 30 Mark lagen. Für die meisten der ungelernten Arbeiter in dem Verband ging es ums Überleben, um ein Dasein un-ter dem Existenzminimum. Um Hunger, Krankheit, Leben in Elendsquartieren oder über-belegte Wohnungen. Um die Unterstützung bei Arbeitslosig-keit oder Krankheit und vor allem um mehr Lohn, geringe-re Arbeitszeit und wenigstens

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Harte Porzellanarbeit damals: Schichtbetrieb im Brennhaus der Porzellan-fabrik Zeh, Scherzer & Co in Rehau im Jahr 1905.

Druckerinnen im Produktionssaal der Rehauer Porzellanfabrik (die Auf-nahme entstand um 1900).

Bezugsscheine für Bergarbeiter: Je nach

Schweregrad der Arbeit gab es zwischen 1947 und

1950 Bezugsmarken für Lebensmittelzulagen.

Tarifrunde FeinkeramikWEIDEN | Auch die Tarifrunde Feinkeramik ist gestartet. Die erste Verhandlung findet am 17. Juni statt.

Werberhitparade11 Aufnahmen: Johann Hautz (Siltronic AG, Burghausen), Mathias Link (Ritz Instrument Transformers, Oberaurach); 9 Aufnahmen: Recai Sivri (Cooper Standard); 7 Aufnahmen: Stefan Gaar (Gerresheimer Lohr); 6 Aufnahmen: Roland Ber-ninger (Mainsite GmbH, Obernburg), Norbert Lechermann (SMP, Neustadt), Stefan Schmidt (SMP, Neustadt), Wolfgang Semler (SMP, Neustadt); 5 Aufnahmen: Helmut Faber (MD, Plattling), Angelika Neppl (SMP, Neustadt), Peter Straßer (GVG, Deggendorf), Roswitha Vitale (SMP, Neustadt), Robert Zeitlmayr (Alzchem AG Trostberg).

»Die Beschäftigten sind immer einsatzbereit und das muss dementsprechend entlohnt werden. 4,8 Prozent sind fair und gerecht!«

Gert Pilz Alfmeier Präzision, Treuchtlingen

»Schichtarbeit ist besonders belastend. Der demografische Wandel macht es notwendig, Lösungen für flexible Rentenübergänge zu finden.«

Markus Kiefl Inoutic, Bogen

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29kompakt | Juni 2015 |

Gute Arbeit statt täglich 16 Stunden schuften müssenMÜNCHEN | Vom Stolz der Porzelliner über das Wirtschaftswunder bis zum demografischen Wandel – ein Streifzug durch den Freistaat

freie Sonntage. Auch für die Arbeiter des Ortsvereins Mün-chen, der zur Gründung des neuen Verbands entstanden war.

Dann besserten sich die Dinge: Bereits wenige Jahre nach seiner Gründung hatte der Verband eine eigene Zahl-stelle und Räume in München. Beim Verbandstag 1898 in Kassel nahmen bereits erst-mals Vertreter aus Bayern teil, die Forderungen nach dem Acht-Stunden-Tag wurden auch hier immer lauter und 1902 hieß es überall: »Können Fa-

brikarbeiter Tarifverträge ab-schließen?« Was von Fabrik-besitzern und Richtern infrage gestellt wurde.

1908 fand ein erster Ver-bandstag in München statt. Die Land- und Forstarbeiter beschlossen zwar eine eigene Bewegung zu gründen und tra-ten aus, die Fabrikarbeiter wur-den trotzdem mehr: von der chemischen bis hin zur Kunst-blumen-, Blätter- und Feder-Industrie. Dazu die christlichen Gewerkschaften, die in Bayern ihren Anfang fanden.

Auch die Mitglieder in den bis dahin noch unabhängigen Verbänden der Glasmacher und Porzellanarbeiter vervielfach-ten sich. Bei den Porzellinern waren bereits 1922 fast die Hälfte von ihnen Frauen. Die-jenigen also, die auch im Frei-staat in den Tarifverträgen der 50er- und 60er-Jahre noch separat in der niedrigsten Stufe eingruppiert wurden – oder in den problematischen Bereich »leichte Arbeit«.

Viel hat sich geändert seit-dem. Nicht nur durch das Grauen zweier Weltkriege und die Not danach. Nicht nur durch die Schaffung der Ein-heitsgewerkschaften im DGB.

Harte Porzellanarbeit damals: Schichtbetrieb im Brennhaus der Porzellan-fabrik Zeh, Scherzer & Co in Rehau im Jahr 1905.

Druckerinnen im Produktionssaal der Rehauer Porzellanfabrik (die Auf-nahme entstand um 1900).

Bis zu zwei Stunden Hitzeschutz im Labortest bei Wacker: Die Beständigkeit von Dispersionspulver wird überprüft.

Kampf um die Mitbestimmung: Wahl der Betriebsräte in einer Porzellanfabrik.

IG-BCE-Mitglieder heute: Gemeinsam viel erreicht, hier bei einer Demo zur Tarifrun-de Chemie in diesem Frühjahr.

Nicht nur durch Lohn-steigerungen um bis zu 15 Prozent wäh-rend der Wirtschafts-wunderjahre. Nicht nur dadurch, dass Bayern mit seinen gut organisierten Glas-machern und Porzel-linern in der dama- ligen IG Chemie- Papier-Keramik 1950 mit 68 822 Mitgliedern plötzlich den größten Landesbezirk bundes-weit stellte. Nicht nur durch den Kampf um geringere Ar-beitszeiten und freie Samstage.

Branchen wie der Berg- bau, die Porzellan- oder Glas-industrie haben gerade in Bayern einen teils radikalen Wandel hinter sich. Oder bru-talen Niedergang. Andere wie die Produktion von Chemi-kalien und Kunststoffen sind neu entstanden oder stark gewachsen.

Auch die Themen der IG BCE sind heute andere: Es geht längst nicht mehr nur um die Erhöhung der Löhne oder den richtigen Schutz bei der Arbeit, sondern auch um Energiewen-de, um demografische Verän-derungen und vor allem um

eine Idee davon, was »Gute Ar-beit« ist.

Die Beschäftigten in den Fa-briken Bayerns haben es heut-zutage, zumindest meistens, besser als früher. Viel besser. Weil es ihre Gewerkschaft gibt.

MEHR ZUM JUBILÄUM

Die IG BCE in Bayern feiert ihr Jubiläum am 20. Juni in Bad Gögging. Und bundesweit am 19. September mit einem Familienfest auf der Zeche Zollverein in Essen. Du möchtest dabei sein?

Weitere Infos im Internet: www.bayern.igbce.de

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> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

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Bildung gestaltenWIESBADEN | Seminare zu leiten ist kein Hexenwerk. Das will ein Schnup-perseminar für künftige Teamer der IG-BCE-Jugend vom 21. bis 23. August vermitteln. Jugendliche und junge Er-wachsene, die nicht nur gerne Seminare besuchen, sondern selbst einmal eines mitgestalten möchten, können dort aus-probieren, wie es ist, vor einer Gruppe zu stehen. Die Teil- nahme ist gratis. Anmelden können sich interessierte junge Gewerkschafter beim Bezirk oder beim Landesbezirk.

Politischer GedankenaustauschERFURT | Mit einem Tag der offenen Tür und zahlreichen Gästen aus Wirtschaft und Politik feierte die Industrie-gewerkschaft Bergbau, Che-mie, Energie in Thüringen ihren 125. Geburts-tag. Viele Gäs- te drückten da-bei eine große Wertschätzung für die Arbeit der IG BCE aus. Besonders nachgefragt: das Gespräch mit Bodo Ramelow. Vertreter von Unternehmen und Betriebsräte nutzten die Chance, mit dem Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen über Fra-gen und Probleme ihrer täglichen Arbeit zu reden. Dabei ging es um die Standortsicherung im Gefolge der Energie-wende, die Förderung von Investitionen, aber auch den Mangel an Fachkräften sowie die Qualifizierung und Weiter-bildung der Beschäftigten.

Gegen RassismusUNTERZENT | »Die Demokratie muss jeden Tag verteidigt werden!« Das unterstrich Yalcin Hazneci, der Vorsitzende der Vertrauensleute bei Pirelli in Breuberg bei einer Kundgebung in Frankfurt anlässlich der Internationalen Woche gegen Ras-sismus in Hessen. Die Ortsgruppe Unterzent der IG BCE hatte mit einer Delegation an der Demonstration teilgenommen.

Nein zu KohleabgabeWIESBADEN | Kritik von Gewerkschaften und Wirtschaft

In einem ge-meinsamen Brief haben die Industriege-werkschaft Bergbau, Che-mie, Energie (IG BCE), die Industriege-werkschaft Me-tall (IG Metall) und die Vereini-gung der hessi-schen Unternehmerverbände (VhU) den hessischen Minis-terpräsidenten Volker Bouffier und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sowie die vier Frak- tionsvorsitzenden im Hessi-schen Landtag aufgefordert, sich für die Interessen der stromintensiven hessischen Unternehmen und ihrer Be-schäftigten einzusetzen. An sie und die Bundestagsabgeordne-ten aus Hessen richteten sie die Bitte, dafür einzutreten, dass der sogenannte »Klimabeitrag« verhindert wird.

Klimapolitik, lautet ihre Forderung, müsse auf europä-ischer Ebene erfolgen. Unter-nehmen bräuchten Planungs-sicherheit, um zu investieren. Eine nationale Sonderabgabe aber treibe Investoren ins Aus-land und untergrabe den In-dustriestandort Deutschland. Nach Ansicht von Volker We-ber, Vorsitzender des IG-BCE-Landesbezirks Hessen-Thürin-gen, bleibt Kohle »für die nächsten zwei bis drei Jahr-zehnte der wichtigste Energie-träger der Stromerzeugung in Deutschland. Wir brauchen die Kohle, um langfristig den Übergang hin zu immer mehr Strom aus erneuerbaren Ener-gien so zu schaffen, dass die Strompreise nicht ständig stei-gen und die Versorgung sicher

bleibt.« Das dürfe man gerade im Stromimportland Hessen nicht vergessen. Weber weiter: »Strom aus Kohle ist verlässlich und eben nicht wetterabhängig wie Strom aus Wind und Fotovoltaik.«

Bereits zuvor hatten IG BCE, IG Metall und VhU in einer gemeinsamen Stellungnahme darauf hingewiesen, dass eine nationale Sonderabgabe auf Kohlestrom ihrer Ansicht nach den Strompreis weiter verteu-ern und die heimische Indus-trie im internationalen Wett-bewerb benachteiligen würde. Die vom Bundeswirtschafts-ministerium geplante Sonder-abgabe sei eine »Gefahr für stromintensive Industriebe-triebe und Zehntausende Ar-beitsplätze«. Sie könnte das Ende der Kohleverstromung in Deutschland einläuten.

In ihrem Brief erinnern die drei Organisationen daran, dass sich Hessens Regierung im vergangenen Jahr für hö-here Subventionen bei Wind-kraftanlagen eingesetzt hat. Das habe den Strompreis er-höht statt gesenkt. »Nun müs-sen Ministerpräsident Bouffier und Wirtschaftsminister Al-Wazir Augenmaß beweisen und gemeinsam mit uns für einen starken Industriestand-ort Hessen kämpfen.«

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Weitere Infos im Internet: http://hessen-thueringen.igbce.de/aktive/jugend/104698/teamer-schnupper-seminar-2015

Freuen sich über den Besuch von Minister-präsident Bodo Ramelow im Erfurter IG-BCE-Büro: IG-BCE-Bezirksleiter Andreas Schmidt und der stellvertretende IG-BCE-Landesbe-zirksleiter Hessen-Thüringen, Osman Ulusoy.

Kohlestrom bleibt für den IG-BCE-Landesbezirks-leiter Volker Weber unverzichtbar.

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Vorteil für MitgliederKORBACH | Ein Tarifabschluss der besonderen Art ist dem stellvertretenden IG-BCE-Bezirksleiter in Kassel, Hans Schweinsberg, bei Contrans gelungen: Anspruch auf höhere Entgelte haben künftig nur Mitglieder der IG BCE, die vor dem 1. Juni 2015 beigetreten sind. Zurzeit gibt es bei Contrans zwei Entgelttabellen: eine für langjährige Beschäftigte und eine für neue Beschäftigte, die mit geringeren Entgelten eingestellt wur-den. Für dieses Jahr wird der Tarifabschluss der chemischen Industrie für alle übernommen. Ab 2016 sollen dann die Ent-gelte der Jüngeren stärker erhöht werden. Da viele langjährig Beschäftigte Mitglied der IG BCE sind und künftig zugunsten der Neueren auf Erhöhungen verzichten, war die Bedingung klar: Der Abschluss gilt nur für IG-BCE-Mitglieder. Contrans ist Dienstleister für Conti in Korbach.

IG BCE begrüßt EnergiegipfelWIESBADEN | »Die Energiewende muss dringend nachjustiert werden«, betont die IG BCE mit Blick auf den von der Landes-regierung angekündigten zweiten hessischen Energiegipfel. Die IG BCE habe großes Interesse am Erfolg der Energie- wende, sie sehe aber zwei große Herausforderungen, die es zu bewältigen gelte: »Wir müssen sicherstellen, dass die Energie für Bürger und Wirtschaft bezahlbar bleibt«, sagt IG-BCE-Lan-desbezirksleiter Volker Weber. »Die Energiewende darf nicht dazu führen, dass Firmen und damit Arbeitsplätze abwan-dern. Deshalb müssen wir auf das richtige Tempo und eine solide Finanzierung achten.«

Weber, der bereits am ersten Energiegipfel 2011 teilnahm, sieht die größte Herausforderung in der »ungenügend entwi-ckelten Speichertechnologie«. Hier seien mehr Anstrengungen nötig: »Solange Strom aus Wind und Sonne nicht kostengüns-tig gespeichert werden kann, müssen Gas- und Kohlekraft-werke als Brückentechnik verfügbar sein.« Hessen will bis 2050 komplett auf erneuerbare Energien umstellen. »Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen«, so Weber, »muss regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls nachjustiert werden.«

Mitdiskutieren – Spaß habenWIESBADEN | Dabei sein – Mitmachen – Wissen austauschen – Spaß haben! Beim »Tag der Kulturen« erwartet Jugendliche und junge Erwachsene am Wochenende vom 17. bis 19. Juli im »Schlachthof« Wiesbaden ein buntes Programm. In Work-shops, Diskussionen, mit Musik und bei kulinarischen Spezia-litäten können sie sich gemeinsam kulturell, politisch und gesellschaftlich mit dem Leben von jungen Menschen in an-deren Ländern auseinandersetzen. Auszubildende, Auslerner und Studenten können sich bei ihrem Bezirk anmelden. Der Teilnahmebeitrag beträgt 25 Euro. Er schließt die Übernach-tung im Hotel mit ein.

Neue ChancenWIESBADEN | Demografiefonds flexibel einsetzbar

Der Erfolg der Chemietarifrun-de sichert langfristig die Demo-grafiearbeit in den Betrieben. Zu diesem Ergebnis kommt Mi-chael Reinhart (Foto), Fachse-kretär für Gute Arbeit und De-mografie der IG BCE Hessen-Thüringen, nach einer Analyse des Abschlusses. Nicht nur sei es gelungen, die 200 Euro des Demografiefonds II zu sichern. Die IG BCE habe eine nachhal-tige Erhöhung auf 750 Euro pro Tarifmitarbeiter ab 2017 erreicht.

Nach Reinhart lassen sich dank des finanziellen Ausbaus nicht nur die Verwendungs-zwecke aufstocken, dieser er-mögliche auch neue Gestal-tungsmöglichkeiten durch die Kombination verschiedener Maßnahmen. So würden jün-gere Kolleginnen und Kollegen durch die an den Lebenspha-sen orientierten Arbeitszeiten vom Demografiefonds profi-tieren (Kinderbetreuung, Qua-lifizierung, Pflege), während er stark belasteten älteren Be-schäftigten flexible Übergänge in den Ruhestand ermögliche.

»Der Tarifabschluss sichert auch bereits bestehende Ver-einbarungen. Die Kolleginnen und Kollegen von Continental Korbach etwa können – wie in der Verhandlungsrunde für Hessen gefordert – ihre Arbeits-

zeit im Al-ter weiter-hin nach dem Mo-dell RV 80 reduzieren. Zugleich eröffnet sich die Möglichkeit, dass mehr Be-schäftigte die Chance nutzen oder die bisherigen Nutzer länger davon profitieren.«

Im Fokus sieht Reinhart be-sonders kleine und mittelgroße Betriebe. Hier fehlte es oft an Ressourcen wie Zeit und Geld. Umso wichtiger sei es, dass die individuelle Situation im Betrieb berücksichtigt wird und mittels Demografieanalyse die passenden Maßnahmen aus-gewählt werden.

Neben den finanziellen Maß- nahmen seien die demogra- fischen Handlungsfelder Ge-sundheit, Schichtgestaltung, Arbeitszeit sowie Qualifizie-rung nicht zu vernachlässi-gen. Reinhart hat als Fach- sekretär branchenübergreifen-de Schichtpläne bei BASF in Lampertheim mitentwickelt und für die Infraserv Logistics Gefährdungen durch psychi-sche Belastungen beurteilt. Ak-tuell baut er bei PDSE in Hattersheim das Gesundheits-management mit auf.

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IG BCE empfiehlt tariftreue Firmen

WIESBADEN | Bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber hilft eine Website der IG BCE Hessen-Thüringen. Sie doku-mentiert, welche Unterneh-men in den von der IG BCE betreuten Branchen nach Tarif bezahlen. Landesbezirksleiter

Volker Weber empfiehlt, sich auf diese Firmen zu konzent-rieren. Nur dort seien faire Ent-gelte zu erwarten.

Weitere Infos im Internet: http://arbeitgebertest24.de/

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Zwergenaktion für kranke KinderPINNEBERG | Dem Kinderhospiz Sternen-brücke in Wedel ha-ben die Vorsitzende der IG-BCE-Ortsgrup-pe Kreis Pinneberg, Jutta Schwarz, und Reinhard Bents, Ver-trauenskörpervorsit-zender bei Nordmark Pharma, (Foto, Zweiter und Dritte von links) am 4. Mai eine Spende von 595 Euro überreicht. Es war der Erlös ihrer Aktion »Zwerge rocken Kundgebung« am 1. Mai in Elmshorn: Dafür hatten Vertrauensleute und Orts-gruppenmitglieder 37 Gartenzwerge mit kleinen Demo-Schildern mit dem DGB-Motto »Die Zukunft der Arbeit gestalten wir« oder »1. Mai – ich war dabei« versehen und am IG-BCE-Stand gegen Spenden abgegeben.

Energie vom »Schnellen Graben« HANNOVER | Interes-sierte Blicke auf aus-gefeilte Technik: Die IG-BCE-Ortsgruppe Hannover-Süd besich-tigte Mitte April das Wasserkraftwerk Schneller Graben am Rand des hannover-schen Maschsees. Seit 1922 dient die Anlage der Stromerzeu-gung und reguliert gleichzeitig den Wasserstand der Leine. Im Rahmen ihres zweijährigen Erkundungsprojektes »Der Ener-gieerzeugung auf der Spur« hat sich die Ortsgruppe damit den regenerativen Energien zugewendet. Ortsgruppenvorsitzender Henry Hecht: »Wir erkunden alle Facetten des Themas und gewinnen mehr Diskussionskompetenz.« Als Nächstes steht eine Biogasanlage auf dem Programm.

Seminare über das LebenHANNOVER | Energie- und industriepolitische Fragen standen im April im Mittelpunkt des ersten Seminars im Bildungs- urlaubsprogramm des Landesbezirks Nord in Wremen. 15 Teil-nehmerinnen und Teilnehmer vertieften sich eine Woche in die Themen. Zwischen Juni und Oktober sind nun fünf wei-tere Seminare in Vorbereitung, in denen noch einige Plätze frei sind, zum Beispiel zum Thema »Wie wir leben wollen. Ge-sellschaft im Wandel« vom 23. bis 28. August in Goslar.

Befragung zur SchichtHAMBURG | BP-Betriebsrat legt neues Schichtmodell vor

Bei der bp Lubes Marketing GmbH ist im Sommer die Be-triebsvereinbarung über ein neues Schichtsystem unter-schriftsreif. Es sieht kürzere Frühschichten von 6.00 bis 13.00 Uhr und längere Spät-schichten von 12.50 bis 22.30 Uhr, freitags nur bis 19.30 Uhr vor. So wollen es die Betroffenen.

Über ihre Bedürf-nisse hat der Be-triebsrat die Schicht-arbeiter am Standort Hamburg-Neuhof bei zwei Veranstal-tungen zusammen mit der Werkleitung eigens befragt. »Herausgekommen ist, dass den meisten die Spätschicht nach der bisherigen Regelung zu spät aufhört. Um 23.30 Uhr

kommen viele nicht mehr gut nach Hause. Sie sind dann am folgenden Tag sowohl für die Arbeit als auch fürs Familien-leben zu müde«, erklärt Be-triebsrätin Hilde-Carmen Pet-rovici. Aufgrund des großen Arbeitsdrucks sei auch der Krankheitsstand relativ hoch.

Künftig werde die Arbeit im Konzern anders verteilt. »Der Arbeitgeber hat gesehen, dass das Einbeziehen der Kolle- gen nützlich ist«, sagt Hilde Petrovici.

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Ob sie 35 oder 40 Stunden in der Woche arbeiten wollen – oder auch ganz »normal« 37,5, das können die etwa 430 Be-schäftigten beim Transport-bandhersteller Forbo Siegling ab Juli selbst entscheiden. Ein-

mal im Jahr legen sie sich auf ihre »Wahlarbeitszeit« fest, so sieht es die neue Regelung in der Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit vor.

Wer einmal reduziert hat, kann später wieder aufstocken.

Abgestimmt werden die Ent-scheidungen mit Arbeitgeber und Betriebsrat, doch »die Beschäftigten stehen im Mit-telpunkt«, versichert der Be-triebsratsvorsitzende Johannes Waldmann. »Wir sind für Fle-

xibilität, aber nicht um jeden Preis.«

Wie die Wahlar-beitszeit im Schicht-betrieb umgesetzt werden kann, wurde Anfang Mai bei einer Betriebsversammlung

besprochen. »Man legt sich auf 19, 20 oder 21 Schichten fest«, so Waldmann. »Die 37,5- Stunden-Woche entspricht 20 Schichten.« Auch die Geschäftsführung gewinne so Flexibilität.

Weitere Infos im Internet: http://nord.igbce.de/bildung/bildungsurlaub/

Arbeitszeit nach WahlHANNOVER | Forbo-Beschäftigte bestimmen Flexibilität

»Die Spätschicht hörte den meisten Kollegen zu spät auf.«

Hilde-Carmen Petrovici Betriebsrätin

»Wir sind für Flexi-bilität, aber nicht um jeden Preis.«

Johannes Waldmann Betriebsratsvoristzender

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Bessere Arbeit und eine soziale Gesellschaft HAMBURG/HANNOVER | IG-BCE-Mitglieder demonstrierten am 1. Mai für Mitbestimmung und Demokratie

»Die Arbeit der Zukunft ge-stalten wir!« – dieses Motto zum Tag der Arbeit füllten viele Tausend Gewerkschaftsmitglie-der im Landesbezirk Nord am 1. Mai mit konkreten Forde-rungen für bessere Arbeitsbe-dingungen und faire Bezah-lung. »Gute Arbeit macht nicht krank«, erklärte die stellver-

tretende IG-BCE-Vorsitzende Edeltraud Glänzer vor etwa 350 Menschen in Bomlitz, und das »geht nur mit guter Ausbil-dung«. Die Unternehmen im Industriepark Walsrode for-derte sie auf, in die Jugend zu investieren statt, wie ange-kündigt, Ausbildungsplätze zu reduzieren.

Ralf Becker, Leiter des Landesbezirks Nord, hob in Nor-denham die Erfolge bei Rentenreform und Mindestlohn hervor und sprach sich für eine Stär-kung der betrieb- lichen Mitbestim-mung aus, um besser gegen den Missbrauch von Werkverträgen und

Lohndumping vorgehen zu können.

»Die Berichte häufen sich, dass Betriebsratswahlen mas-siv von den Unternehmen ver-hindert und Betriebsräte in ih-rer Arbeit behindert werden«, kritisierte der stellvertretende Leiter des IG-BCE-Bezirks Hannover Jörg Kunkel in Barn-storf: »Wir werden mit aller Kraft da-rauf drängen, dass diese kriminellen Taten verfolgt und bestraft werden!«

Viele Redner erin-nerten an die ersten Maidemonstratio-nen vor 125 Jahren und die ebenso lan-ge Geschichte der Vorläuferorganisa-tionen der IG BCE:

Gewerkschaften gehörten zu den ältesten Organisationen, die für eine demokratische und soziale Gesellschaft ein-treten. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat Rassismus darin keinen Platz: Dafür demonstrierte die Ham-burger IG-BCE-Jugend mit selbst gebastelten Plakaten.

Ralf Becker (Vierter von rechts) führte die Demo in Nordenham an. In Hannover zogen Tausende zur Maikundgebung vor das Rathaus.

In Bomlitz hörten 350 Menschen Edeltraud Glänzer zu und feierten das Maifest.

Die Kundgebung in Alfeld wurde von IG-BCE-Bezirksleiter Peter Winkelmann eröffnet.

70 Jahre nach Kriegsende demonstrierte die Hamburger IG-BCE-Jugend gegen Rassismus.

Arbeiterlieder und die Geschichte des 1. Maiunterhielten die Versammlung in Rheine.

Gruppenbild mit Bürgermeisterin: In Wittmar gestaltete die IG-BCE-Ortsgruppe die Maifeier.

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Malwettbewerb 125 Jahre IG BCEBERLIN | Bunt und vielfältig feiert die IG BCE ihr Jubiläum. Für das Fest auf der Zeche Zollverein in Essen am 19. September hat die IG BCE Nordost einen Malwettbe-werb ausgerufen. Beim Familienfest im Freizeitpark Belantis am 30. Mai entstanden bereits viele schöne Bilder. Wettbewerbsvorlagen (siehe Beispiel) können im Landesbezirk per E-Mail [email protected] bestellt und bis Ende August eingereicht werden.

85 Jahre in der GewerkschaftZSCHERNDORF | Ein außergewöhnliches Ju-biläum feierte Günter Fensch: Für 85-jäh- rige Zugehörigkeit zur Gewerkschaft wurde er von Sylke Teichfuß, stellvertretende Bezirks-leiterin in Halle-Magdeburg, und Lothar Ewald, Vorsitzender der Ortsgruppe Holzweißig-Bitterfeld, geehrt (Foto). Anfang Juni begeht Günter Fensch zudem seinen 101. Geburtstag.

Schichtarbeit-Tagung in NordostPOTSDAM | Wie sieht gute und gesunde Schichtarbeit aus und welche Fallstricke lauern bei der Einführung eines neuen Schichtsystems? Am 22. und 23. Juni können sich Betriebsräte aus Nordost zu allen Themen und Problemen rund um die Schichtarbeit informieren und erhalten neue Anregungen. Die Schichtarbeit-Tagung in Potsdam bezieht sich speziell auf die Arbeitszeiten in Ostdeutschland.

Fachkonferenz zur »Rente mit 63«LEIPZIG | Mehr als 50 Betriebsräte und Vertreter von Personal-abteilungen informierten sich auf einer Fachkonferenz zur Rente mit 63 über gesetzliche Grundlagen und erste Erfahrun-gen bei der Umsetzung. Eingeladen hatten die IG BCE Leipzig und die Knappschaft-Bahn-See Chemnitz. Die Bundestags-abgeordnete Daniela Kolbe (SPD) sprach in ihrem Referat auch über den Anteil der Frauen, welche die Rente mit 63 be-antragt haben. Er liege bei rund 30 Prozent. »Insgesamt ist das Interesse in Sachsen riesengroß«, so Thorsten Zöfeld, Leiter der Knappschafts-Regionaldirektion Chemnitz.

Arbeit gut gestaltenBERLIN | 1.-Mai-Feiern im Landesbezirk

IG-BCE-Mitglieder feierten überall im Landesbezirk einen fröhlichen 1. Mai. Unter dem Motto »Die Arbeit der Zukunft gestalten wir!« luden Jugend-liche in Berlin zum Mitbestimmungs-Jengaturmbau ein und die Frauen erinnerten im aktuellen Jubiläumsjahr an die

Vorgängerorganisationen der IG BCE. In Dresden konnten die Besucher einen gewerkschaftshisto-rischen Parcours ab-solvieren. Zum Fest der Betriebsorts-gruppe Zielitz in der Museumsscheune Wolmirstedt kamen mehr als 1200 Men-schen, darunter auch

die SPD-Bundestagsabgeord-nete Waltraud Wolff (Foto,

Zweite von rechts). Bei der Feier der Wohnortsgruppe Welzow im Bezirk Cottbus sprach Bezirksleiterin Ute Liebsch zur Bri-sanz der aktuellen Energiepolitik. In Böhlen hielt der Bezirksleiter Leip-

zig, Jürgen Mehnert, die Mairede.

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Anmeldung über IG BCE BWS: http://bit.ly/1JqHc2t

Zur zentralen Demonstration in Berlin mit dem DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann kam auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (beide Mitte rechts). Mitte: IG-BCE-Landesbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape.

1.-Mai-Feier des DGB in Halle.

1. Mai in der Museumsscheune Wolmirstedt.

Historischer Parcours beim 1. Mai in Dresden.Fo

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Wahlen bei Vattenfall MiningCOTTBUS | Am 5. Juni wählen die Be-triebsräte von Vattenfall Mining in einer Vollversammlung die Vertreter der Arbeit-nehmerseite für den Aufsichtsrat. Es gilt das Montanmitbestimmungsgesetz. Im paritätisch besetzten Aufsichtsrat hat dort die Arbeitgeberseite keine Stimmenmehr-heit. In der konstituierenden Sitzung wird ein zusätzlicher neutraler Vertreter von der Arbeitnehmerseite vorgeschlagen und gewählt, der bei Konflikten die entschei-dende Stimme hat. Rüdiger Siebers, Gesamtbetriebsratsvorsit-zender und einer der Kandidaten für den Aufsichtsrat: »Als Kontrollgremium können wir insbesondere bei Investitions-planungen die Entwicklung mit beeinflussen. Die Beschäftig-ten können sich darauf verlassen, dass die Arbeitnehmerver-treter im Aufsichtsrat alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen werden, um die Zukunftsfähigkeit unseres Unterneh-mens zu sichern.«

IG-BCE-Jugend verleiht PreisHALLE-MAGDEBURG | Die K+S Kali GmbH, Werk Zielitz, wurde als bester Ausbildungsbe-trieb beim diesjährigen Ausbildungspreis der IG BCE in Halle-Mag-deburg ausgezeichnet. Der Preis wurde im Rahmen einer Ju-gendversammlung an die Werkleitung übergeben (Foto). Das K+S Kali Werk Zielitz komme auf qualitativ hohem Niveau seiner Ausbildungsverantwortung nach, so die Preisbegrün-dung. Der zweite Platz ging an die Städtischen Werke Magde-burg und der dritte Platz an die Avacon GmbH.

Branchenforum Papierindustrie EILENBURG | Kurz vor Start der bundesweiten Tarifverhandlungen Pa-pier lud der Bezirk Dresden-Chemnitz Be-triebsräte und Vertrau-ensleute zum Bran-chenforum Papier ein. Intensive Diskussionen über die wirtschaftliche Lage in den Papierunternehmen und die In-vestitionen in der Branche prägten das Treffen. Matthias Grö-ßig, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Schoeller Technocell und Mitglied der Bundestarifkommission, informierte über die aktuelle Tarifrunde. Teil des Branchentreffens war auch eine Werkbesichtigung bei der Stora Enso Sachsen GmbH.

Kraftvolle EnergieBERLIN | IG BCE demonstriert für vernünftige Energiepolitik

Mehr als 5000 Beschäftigte und Unterstützer aus allen Lausitzer Braunkohlenbetrie-ben, mehr als 1600 Mitglieder aus dem mitteldeutschen Re-vier und aus weiteren Bezirken: Gemeinsam mit vielen Tau-send Kolleginnen und Kolle-gen aus dem Rheinischen Re-vier setzten sie am 25. April in Berlin ein kraftvolles Zei-chen für eine Energiepolitik mit sozialer, ökonomischer und ökologischer Balance. »Das Eckpunktepapier aus dem Bundeswirtschaftsminis-

terium muss vom Tisch«, so die einhellige Forderung: »Die geplante Zusatzabgabe für Kohlekraftwerke stellt unsere Arbeitsplätze aufs Spiel und bedroht unsere Regionen.« Die IG-BCE-Jugend im Bezirk Cott-bus hatte im Vorfeld einen of-fenen Brief an Bundeskanzle-rin Angela Merkel verfasst, an ihre Zusagen für eine sichere Energieversorgung und die Zu-kunft in den Revieren erinnert und sie zum Lausitzer Jugend-dialog eingeladen. Eine Ant-wort blieb bislang aus.

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Gerechte TeilhabeSIEBENLEHN | Empfang der Schwerbehindertenvertretungen

Der Bezirk Dresden-Chemnitz lud seine Vertrauensleute der Schwerbehinderten erstmals zu einer Frühlingskonferenz ein – mit vollem Erfolg. »Arbeitszeit ist Lebenszeit – gerechte Teilhabe am Erwerbs-

leben auch für Schwerbehin-derte«, so hieß das Motto, unter dem die rechtlichen Grund- lagen und die Vertretung von Ansprüchen der Schwerbehin-derten in den Betrieben inten-siv diskutiert wurden.

Junge IG BCEler kämpfen für eine Zukunft in den Revieren.

Die IG BCE fordert die soziale, ökonomische, ökologische Balance.

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Euro-Betriebsräte vernetzen sichDÜSSELDORF | Wie kann Europa seine in-dustrielle Basis erhal-ten? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Konferenz von Euro-Be-triebsräten aus Deutsch-land, den Niederlanden und Belgien Ende April in Düsseldorf (Foto). Der Diskussion mit rund 50 Euro-Betriebsräten aus verschiedenen Branchen stellten sich Roderick Kefferpütz, Büroleiter des grünen Europa- abgeordneten Reinhard Bütikofer, Luc Triangle, stellvertreten-der Generalsekretär der europäischen Branchengewerkschaft IndustriAll, und Didier Herbert von der Generaldirektion Un-ternehmen und Industrie der EU-Kommission.

»Die Industrie in Europa ist Basis für unseren Wohlstand«, stellte Landesbezirksleiter Frank Löllgen klar. Weil Wirtschafts-prozesse immer kleinteiliger würden, sei es wichtig, »dass sich Arbeitnehmervertreter in Europa vernetzen«. Moderiert von WDR2-Moderator Michael Brocker präsentierten die Referen-ten ihre unterschiedlichen Sichtweisen zur Bedeutung von In-dustriepolitik in Europa. Die Abschlussrunde machte deut-lich, dass die Betriebsräte vor allem zwei Anliegen an die Poli-tik haben: Zum einen erwarten sie ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Europa und die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen, zum anderen fordern sie eine recht- liche Stärkung der Euro-Betriebsräte.

Top Ten der Werber im AprilPlatz 1: Horst Ruoff (12 geworbene Neumitglieder, Conti-nental Aachen, Bezirk Alsdorf); Platz 2: Rainer Poen (10, Montaplast, Köln-Bonn); Platz 3: Michaela Vaßen (7, Cin-ram GmbH, Alsdorf); Platz 4/5: Christel Elsen (6, Cinram GmbH, Alsdorf), Guido Grohs (6, Montaplast, Köln-Bonn); Platz 6/7: Franz-Josef Christ (5, Bayer Crop Science GmbH, Köln-Bonn), Ralf Fritz Wagner (5, 3M Hilden, Düsseldorf); Platz 8-10: Frank Mergl (4, Cinram GmbH, Alsdorf), Udo Sadlowski (4, Döllken Kunststoffverarbeitung, Duisburg), Gabriel Schäfer (4, Vetrotech Saint-Gobain Kinon, Alsdorf).

Für gute ArbeitNORDRHEIN | Zahlreiche 1.-Mai-Kundgebungen

Knapp 100 000 Menschen be-teiligten sich in NRW am »Tag der Arbeit« an den Demons-trationen und Aktionen – dar-unter zahlreiche IG-BCE-Mit-glieder. Das Motto lautete in diesem Jahr: »Die Arbeit der Zukunft gestalten wir!« Eine neue Ordnung der Arbeit in Deutschland, gute Arbeit auch in Zeiten von Digitalisie-rung und Globalisierung so-

wie gute Lebensbedingungen für alle standen im Mittel-punkt der meisten Kund- gebungen. Anlässlich des 125. Jubiläums der Maikund-gebungen erinnerten die Red-ner aber auch daran, was die

Gewerkschaften seit 1890 er-reicht haben – vom Acht-Stunden-Tag über Lohnfort-zahlung im Krankheitsfall bis hin zum gesetzlichen Min-destlohn.

IG-BCE-Landesbezirksleiter Frank Löllgen war Hauptred-ner auf der Kundgebung in Hilden. Die Zukunft der Energie- und Industriepolitik sowie mehr Steuergerechtig-

keit waren seine Schwer-punkte. Dennis Radtke, Sekretär im Landesbezirk Nordrhein, warnte in Grevenbroich vor zahlrei-chen Kumpeln aus dem Tagebau Garzweiler ein-dringlich vor einer »Straf-

steuer« für Braunkohlenkraft-werke. Und in Köln war der Heumarkt (Foto) nach der Großkundgebung zur Che-mietarifrunde auch am 1. Mai wieder fest in gewerkschaft- licher Hand.

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Weitere Infos im Internet: www.nordrhein.igbce.de

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles sprach auf der Kundgebung in Duisburg (links). IG-BCE-Landesbezirksleiter Frank Löllgen forderte auf der Kundgebung in Hilden eine Wende in der Energiepolitik.

Alsdorf: Hauptredner bei der IG-BCE-Kundgebung im Burgpark war Bezirkssekretär Jörg Erkens (links). Bei strahlendem Sonnenschein demonstrierten die Gewerkschafter in Düsseldorf.

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Die Erinnerung wachhaltenDUISBURG | 70 Jahre nach Ende der Nazi-Diktatur nimmt die Erinnerung an das Kriegsende und die Befreiung der Konzentrationslager einen wichtigen Platz in der politischen Arbeit des Bezirkes Duisburg ein. So beteiligte sich der Bezirk auch an einer Feierstunde des Vereins »Gegen Ver-gessen – für Demokratie« zum Ende des Zweiten Weltkrieges in der Pauluskirche in Duisburg-Hochfeld. Bezirksleiter Bodo Wilms erinnerte in seiner Ansprache an den Schwur der Häftlinge des KZ Buchenwald nach der Befreiung des KZ durch die Amerikaner. »Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel«, hatten sie erklärt.

Wilms mahnte, die Verbrechen der Nazi-Zeit im Gedächt-nis zu halten und als Verpflichtung für demokratisches En-gagement zu begreifen. Auch im Jugendbereich spielen das Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Lehren für Gegenwart und Zukunft eine große Rolle. »Wir müssen uns immer und überall für die Demokratie ein-setzen und sie auch selbst vorleben«, erklärt Nico Becks von der IG-BCE-Jugend Duisburg, der im Rahmen eines breiten Jugendbündnisses an einer Gedenkstättenfahrt zum KZ Auschwitz in Polen teilnahm.

Gedenken an ZwangsarbeiterOBERHAUSEN | Gemeinsam mit der IG-BCE-Orts-gruppe Ober-hausen-Osterfeld haben Schülerin-nen und Schüler der Gesamtschu-le Osterfeld eine Gedenktafel enthüllt, die die Erinnerung an ein dunkles Ka-pitel in der Oberhausener Geschichte wachhalten soll (Foto unten). Gegenüber der ehemaligen Zeche Osterfeld erinnert die Tafel nun an die mehr als 2400 ausländischen Zwangsar-beiter, die hier während des Nationalsozialismus unter men-schenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten muss-

ten. Viele überlebten diese Tortur nicht. Intensiv hatten die Schüler recherchiert und dabei unter ande-rem auch vier Zeitzeu-gen befragt, die auch an der Gedenkfeier teilnahmen.

Pro BraunkohleBERLIN | IG BCE Nordrhein zeigt Flagge

Mehr als 6000 Kolleginnen und Kollegen der IG BCE Nordrhein, vor allem aus dem rheinischen Braunkohlenrevier, waren am letzten April-Wo-chenende nach Berlin gereist, um an der Großdemonstra- tion gegen falsche Weichenstel-lungen in der Energiepolitik teilzunehmen. Auslöser waren Pläne der Bundesregierung, mit einer zusätzlichen Abga- be die Braunkohlenverstromung unwirtschaftlich zu machen. Vor rund 15 000 Demonstran-ten forderte der IG-BCE-Vorsit-zende Michael Vassiliadis die Regierungskoalition auf, alles aus dem Weg zu räumen, »was das Aus der Braunkohlenförde-rung und Braunkohlenverstro-mung in Deutschland bedeu-ten würde«.

Die Kumpel aus dem Re-vier, aber auch Beschäftigte aus energieintensiven Betrie-ben und Kraftwerken, unter-stützten in Berlin lautstark die energiepolitischen Forderun-gen der IG BCE und warnten vor einem Aus der Braun- kohle. Zu den Rednern aus Nordrhein bei der Großdemo gehörte auch Norbert Pohl-mann. Der Betriebsratsvorsit-zende vom Technikzentrum Tagebaue/Hauptwerkstatt Grefrath der RWE Power AG betonte, dass seit Jahren an der Konzeption der Energie-wende herumgedoktert werde und erklärte: »Solange die Frage der Speicherung von Sonne und Wind nicht ge- löst ist, brauchen wir konven-tionelle Kraftwerke.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Norbert Pohlmann, Betriebsrat von RWE Power, be-

tonte auf der Kundgebung, wie

wichtig herkömm-liche Kraftwerke für die Energie-

wende sind.

Landesbezirks-leiter Frank Löllgen (links) und IG-BCE-Tarifvorstand Peter Haus-mann auf der Berliner Kundgebung.

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VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>

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Reha-Klinik stellt sich vorPÜTTLINGEN | Die IG-BCE-Betriebsgruppe RAG Saar mit ihrem Vor-sitzenden Martin Becker (Foto, Mitte rechts) be-sichtigte vor einigen Wo-chen die Köllertal-Klinik, eine kürzlich eröffnete moderne Reha-Einrichtung der Knappschaft. Der Verwaltungsleiter Hartmut John (Mitte) be-richtete über das Konzept und die Besonderheiten des Krankenhauses, dessen Patienten hier nur ausnahmsweise die Nacht verbringen. Die Klinik behandelt unter anderem Erkrankungen oder Verletzungen der Muskeln und des Kno-chenbaus und wird vorrangig im Anschluss an Operationen oder an Unfälle tätig. Sie ist besonders für Berufstätige ge- eignet, die wenn möglich wieder komplett gesunden und in das Berufsleben zurückkehren sollen.

Jugend wirbt mit IG-BCE-TrikotsFLÖRSHEIM-DALSHEIM | Rudi Stohner (Foto, rechts) ist IG-BCE-Mitglied und arbeitet bei Win Cosmetic. Außerdem liebt er Fußball, sein Sohn spielt beim örtlichen TSV, wo die

C-Junioren neue Trikots brauchten. Rudi Stohner fragte beim Bezirk Mainz, ob die Gewerkschaft die Trikots vielleicht sponsern könnte. Das ging. Ge- werkschaftssekretärin Pet-ra Plantenberg (links) ließ

es sich dann nicht nehmen, sich selbst mit den Werbeträgern und drei jungen Spielern für ein Foto ins Tor zu stellen.

Lob für lange ReiseBERLIN | Etwa 15 000 Mit- glieder der Gewerkschaf-ten IG BCE und ver.di setzten sich Ende April vor dem Bundeskanzler-amt für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze bei der Braunkohlenförderung und -verstromung ein. Einige kamen von weit her. Die IG-BCE-ler aus dem Saarland (Foto) legten zum Beispiel einen Reise-weg von 1720 Kilometern zurück und waren 22 Stunden auf den Beinen. Deshalb freuten sie sich auch sehr, als ihnen der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis und das Mit-glied des geschäftsführenden Hauptvorstands Ralf Sikorski in Berlin ein besonders dickes Lob aussprachen.

Richtig in RentePIRMASENS | Es kann jetzt mehr Auswahl geben

Nicht allen Menschen geht es nach einem jahrzehntelangen Berufsleben gleich. Mancher ist ausgebrannt und will so schnell wie möglich in Rente. Andere müssen sich davor fürchten, weil das Geld dann nicht mehr reicht. Aber min-destens jeder zweite Beschäf-tigte will sowieso nicht abrupt aussteigen, sondern schritt-weise in Rente gehen.

Eine im vergangenen Som-mer vom DGB veröffent- lichte Repräsentativumfrage unter Beschäftigten, die selbst bereits mindestens 55 Jahre alt sind, bestätigte dies. Danach möchten 61 Prozent aller Ar-beitnehmerinnen und 44 Pro-zent ihrer männlichen Kol- legen ihr Berufsleben am liebs-ten durch eine schrittweise Verminderung der Arbeitszeit beenden.

Bei Industriebeschäftigten liegen diese Zahlen deutlich höher. »Mit 55 sollte man sich auch ernsthaft überlegen können, wie man aussteigt«, sagte jetzt Peter Hausmann, Mitglied im geschäftsfüh- renden Hauptvorstand der IG BCE, bei einem Arbeit-

nehmergespräch der IG BCE Pirmasens.

Was aber muss geschehen, damit die Beschäftigten tat-sächlich eine Wahlmöglich-keit haben? Eine Antwort aus Arbeitgebersicht gab Bernd Helfrich, Chef der Pirmasen-ser Kömmerling Chemie: Viele Unternehmen seien für Fle- xibilität aufgeschlossen. Köm-merling-Betriebsrat Werner Meiser wies aber auch darauf hin, dass viele Schichtarbeiter mit ihren besonderen Belas-tungen einfach nur so früh wie möglich in Rente wollen.

Dass kein schönes Ausstiegs-modell hilft, wenn die Beleg-schaft wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand steht, klagte ein Betriebsrat der Schuh- fabrik Peter Kaiser. Anderer-seits: Oft fehlt nicht das Geld oder der gute Wille, sondern einfach nur das Wissen über die inzwischen möglichen Lösungen. Denn, so Peter Hausmann: »Nach jahre- langen Auseinandersetzun-gen mit Arbeitgebern, Politik und Rentenversicherungen sind wir inzwischen deutlich weitergekommen.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Ein sachkundig besetztes Podium. Von links: Bernd Helfrich, Ge-schäftsführer Kömmerling-Chemie, Alexander Fuhr (SPD), für Pirmasens als stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Mainzer Landtag, Kömmerling-Betriebsrat Werner Meiser, Guido Glöckner (Journalist) als Moderator, IG-BCE-Tarifvorstand Peter Hausmann und Claudia Kömmerling-Schneider, Arbeitsmedizinerin.

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Die Jugend zeigt sichMAINZ | Der 1. Mai hat seine Anziehungskraft nicht verloren

Die 125. Maikund- gebungen in der Ge-schichte Deutschlands zeigten auch zwischen Rhein, Saar und Mo-sel, dass der 1. Mai heute ein fester Be-standteil des gewerk-schaftlichen, poli- tischen und gesell-schaftlichen Lebens ist. Dass die Kundgebungen weiterhin im Freien stattfin-den, hat allerdings Neben- wirkungen. Der IG-BCE-Vor-sitzende Michael Vassiliadis blickte auf sehr viele Regen-schirme, als er die Haupt- rede auf dem Ludwigshafener Ebertplatz hielt und eine modernere betriebliche Mit-bestimmung und Steuerent-lastungen forderte.

Aber trotzdem, überall wur-de diskutiert, gab es Musik, wurden Sketche aufgeführt oder kleine selbst entworfene Skulpturen gezeigt. Auf dem Rathausplatz in Worms bei-spielsweise gruppierte sich der Bezirksjugendausschuss (BJA) um Wunschpakete für »Fami-lie und Beruf«, für Europa oder für Sozialpartnerschaft. Und Ante Jonijc, Mitglied der Ju-gend- und Aus-zubildendenver-tretung (JAV) von Boehriner Ingel-heim (mittleres Foto, rechts im Bild) hielt eine

ziemlich zündende Rede. Im Übrigen beteiligten sich diese Jugendlichen danach auch an einer etwa 500-köpfigen De-monstration gegen den Ver-such der NPD, in Worms eine rechtsradikale Kundgebung zu organisieren.

Auch auf dem Münzplatz in Koblenz stellte die junge Gene-ration klare Forderungen. Für die IG BCE sprach dort Ra-mona Schmitt (Foto oben, am

Rednerpult), JAV-Mitglied bei der großen Karton-fabrik Weig in Mayen. Zwischen ihr und Jannick Haehner (ganz links), dem JAV-Vorsitzenden von

Zschimmer & Schwarz, zeigen die Mitglieder des Bezirksjun-gendausschusses Mittelrhein, dass auch in Zukunft mit ih-nen zu rechnen sein wird.

Und nicht nur mit den Jun-gen. In Saarbrücken machten sich trotz Regen 4000 Men-schen aller Generationen auf den Weg zur Kundgebung (Foto unten). Der 1. Mai lebt.

Wie ging es der Belegschaft nach 1945? Das war eine dramatische Zeit. Wir können uns das heute kaum vorstellen. Der Betriebsrat verfügt noch über eine Menge aussagekräftiger Dokumente, die das sichtbar machen. Unser ältester Tätigkeitsbericht stammt vom 13. Oktober 1947. Er ist sehr sorgfältig von Hand geschrie-ben und spiegelt die damalige Existenznot wider. »Die Lebenshaltung hat sich so verschlechtert«, heißt es dort, dass »an eine geregelte Arbeit nicht mehr zu denken ist«. Es steht aber auch darin, dass sich Betriebsrat und Geschäfts-leitung um eine Verpflegungshilfe kümmerten. Am Ende heißt es: »Hoffen wir, dass wir diesen Winter überstehen.«

Wieso gab es überhaupt schon einen Betriebsrat?Den hatten zunächst die Siegermächte eingesetzt, aufgrund eines Kontrollrats-Gesetzes vom April 1946. Wir besitzen aber auch das Ausschreiben für die erste demokratische Betriebsratswahl vom 3. Oktober 1947. Der Aushang zeigt, mit welcher Sorgfalt die Kandidaten und die Wählerliste aufgestellt wurden. Und er beschreibt ausführlich, wie eine geheime Wahl tatsächlich abläuft. Das mussten ja viele neu lernen. Damals arbeiteten hier 350 Menschen. 98 Prozent gehörten zur Gewerkschaft. Betriebsratsvorsitzender wurde Hermann Dowidziak. Er wurde immer wieder gewählt und blieb bis 1963 Vorsitzender.

Wie ist heute das Verhältnis zum Arbeitgeber?Die Belegschaft ist fast doppelt so groß wie nach dem Krieg. Rund 65 Prozent sind IG-BCE-Mitglieder. Seit mehr als 90 Jahren gehören wir schon zur Oetker-Gruppe. Die Kooperation mit der Geschäftsleitung ist gut. Deshalb stehen wir auch voll hinter dem sogenannten »Wittenberg-Prozess« zum Dialog zwischen den Sozialpartnern.

Zeigt sich das auch in euren Unterlagen?Zum Teil. Wir müssen noch viel auswerten. Ich habe mir vorgenommen, möglichst viel davon zu digitalisieren. Wir wollen diese Dokumentation dann auf besondere Internet-seiten stellen und allen Interessierten zugänglich machen. Ich bin überzeugt, dass sich viele Menschen dieses demo-kratische Vermächtnis anschauen werden.

Der Betriebsratsvorsitzende will dokumentieren, wie der Betriebsrat und die Gewerkschaft nach Kriegsende bei der Chemischen Fabrik Budenheim neu aufgebaut wurden.

Fragen an Peter Seliger4

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VOR ORT WESTFALEN>

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Der 1. Mai vor Ort in WestfalenBOCHUM | Die IG BCE war mit verschiedenen Aktionen zum Tag der Arbeit dabei

In Nordrhein-Westfalen ha-ben am 1. Mai rund 99 000 Menschen an Veranstaltungen des DGB zum Tag der Ar- beit teilgenommen. Bundes-weit gingen 402 000 Be- schäftigte auf die Straße. Unter dem Motto »Die Arbeit der Zukunft gestalten wir!« fan-den auch im Landesbezirk Westfalen viele Maikundge-bungen statt – eine Übersicht:

In Bottrop fuhr ein IG-BCE-Motorradkorso (Foto rechts) vom RAG Morian Haus über Umwege insgesamt 42 Kilo-meter bis zur Kundgebung am Berliner Platz. Hauptredner auf der Veranstaltung war NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin. Schwerpunkt seiner Rede war die Energie-politik und die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes NRW: »Wir arbeiten hart da-ran, dass diese Region eine Zukunft hat und nicht zum

Museum wird.« Kohlekraftwer-ke mit zusätzlichen Abgaben zu belegen, bewertete er als »Strukturbruch«. An den De-mo-Zug (Foto oben Mitte) schlossen sich Kundgebung und ein großen Familienfest an.

In Gelsenkirchen war die stellvertretende Vorsitzende des DGB, Elke Hannack, Hauptrednerin. Das Regio-nalforum Gelsenkirchen (Fo-to unten links) war auf der Veranstaltung ebenso vertre-ten wie die IG-BCE-Jugend und die IG-BCE-Ortsgruppe Gelsenkirchen-Hassel-Süd. Sie startete traditionell mit einer Fahrradtour zur Demonstra-tion und Kundgebung.

In Gladbeck kam zum ers-ten Mal die neue Hüpfburg des Bezirks Gelsenkirchen im »Wir im Revier«-Design zum Einsatz. In Essen war ein Stand des Regionalforums Essen

aufgestellt. Bei der Maiveranstaltung in Recklinghausen sprach Egbert Bier-mann, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE (Foto oben links). Schwerpunkte seiner Rede waren Offensive Mitbe-stimmung, Energiepolitik und Rechtspopulismus.

In Bielefeld marschierte die Ortsgruppe Münster-Bielefeld gemeinsam mit mehreren Tau-send Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch die Innen-stadt (Foto oben rechts). Auf der Abschlusskundgebung war Robert Feiger, Bundes-vorsitzender der IG BAU, Hauptredner.

Rund 300 Menschen folgten dem DGB-Aufruf zu einer Demonstration durch die Münsteraner Innenstadt mit anschließender Maikundge-

bung. Die Hauptrede hielt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall in Nordrhein-West-falen. Er ging unter anderem auf die Freihandelsabkom-men TTIP und TiSA ein.

Der Bezirk Dortmund-Ha-gen war bei unterschiedlichen Kundgebungen vor Ort. Mit-glieder aus Regionalforen, Ortsgruppen und Betrieben versammelten sich in Lünen, Bochum, Dortmund und Cas-trop-Rauxel. Das Foto unten rechts zeigt den Demonstra- tionszug zum Dortmunder Westfalenpark. Dort war die IG-BCE-Bezirksjugend mit ei-nem eigenen Stand vertreten.

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Jugend gestaltetMÜNSTER | In der Jugendarbeit die Zu-kunftsgewerkschaft 2020 zu gestalten, darauf liegt das strategische Haupt-augenmerk des Be-zirksjugendaus-schusses (BJA) Reck- linghausen. Die Jugendlichen nutzten deshalb ihre Klausur-tagung in Münster zur Entwicklung von weiteren Zielen in den Handlungsfeldern »Mitgliedergewinnung«, »Professiona-lisierung der eigenen Arbeit« und »Netzwerkbildung«. Insbe-sondere durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und regelmäßigem Austausch mit anderen Jugendorganisationen will der BJA noch in diesem Jahr seine Präsenz erhöhen, um weitere junge Menschen für die IG BCE zu begeistern und auch sie für die aktive Mitarbeit in den Gremien zu gewinnen. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern war klar, dass sie ihre Themen nur wirksam transportieren können, wenn sie breit und professionell aufgestellt und somit in der Gesell-schaft verankert sind. Der BJA freut sich deshalb bereits jetzt, bei den kommenden Sitzungen Gäste zu begrüßen, die ge-meinsame Ziele mit der IG-BCE-Jugend teilen: Engagement, Demokratie und Gestaltung der Zukunft.

»Tue Gutes und rede darüber«RECKLINGHAUSEN | Der IG-BCE-Bezirk Recklinghausen hat gemeinsam mit den Betriebsräten des Standortes Weber Deitermann in Dat-teln einen Info- und Kommunikationstag veranstaltet (Foto). Ganz nach dem Prinzip »Tue Gutes und rede darüber« sind Teams aus Betriebsrat, Vertrauensleuten und Vertretern des IG-BCE-Bezirks Recklinghausen auf die Kolleginnen und Kollegen in den jeweiligen Arbeitsbereichen zugegangen.

Dabei wurden sowohl betriebliche als auch gewerkschaft-liche Themen diskutiert. Fast alle Beschäftigten haben die Ge-legenheit genutzt, um sich auszutauschen und um über den aktuellen Tarifabschluss und die Standortperspektiven zu dis-kutieren. Betriebsräte, IG BCE sowie die Beschäftigten waren danach sicher, dass die Vorgehensweise der direkten Anspra-che im Betrieb ein ganz wichtiges Prinzip des Austausches darstellt. Zusätzlich konnte sich der Bezirk durch die Aktion über einige neu geworbene Mitglieder freuen.

Wir wehren uns!BERLIN | Westfalen zeigt Flagge in Berlin

Im Rahmen der aktu-ellen Braunkohlendis-kussion versammelten sich im April 15 000 Menschen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin und folgten da-mit dem Aufruf der IG BCE. Aus dem Lan-desbezirk Westfalen reisten mit 30 Bussen rund 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassilia-dis forderte in seiner Rede von der Bundesregierung, auf eine einseitige Zusatzbelastung der Kohleverstromung zu verzich-ten. Zugleich forderte er, dass die Versprechen der Kanzlerin und des Wirtschaftsminis- ters eingehalten werden. Heike

Arndt, stellvertretende Lan-desbezirksleiterin Westfalen, war von der großen Unterstüt-zung restlos begeistert: »Was wir hier in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben, ist großartig, ein Dankeschön an alle Kolleginnen und Kolle-gen, die den weiten Weg nach Berlin mit uns angetreten sind«, sagte sie nach der Veranstaltung.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet: https://www.facebook.com/FrauenforumRecklinghausen

Gestern wie heuteRECKLINGHAUSEN | Bezirksfrauen entwerfen Kalender

Im April traf sich der Bezirksfrauenaus-schuss Recklinghau-sen (Foto) zur Klau-sur. Themen waren »Frauen in der Ge-werkschaft?« und das Erstellen eines Face-book-Auftrittes des Forums. Aber auch das 125-jährige Jubiläum der IG BCE spielte an diesem Wochenende ein große Rolle. Dafür haben sich die Bezirks-frauen mit ihren Kolleginnen zusammengesetzt und mit der Vergangenheit beschäf-tigt. Wie ist es den Kollegin-nen und Kollegen früher er-gangen? Wofür haben die

anderen Generationen noch kämpfen müssen? Was ist für uns heute selbstverständlich? Was ist durch Gewerkschaf-ten alles erreicht worden? Vor diesem Hintergrund ent-stand daraufhin ein selbst-gestalteter Kalender, der vom 19. September an ausgestellt wird.

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Im März ehrte die Ortsgruppe die Jubilare der Jahre 2014 und 2015. Detlef Lüke über-nahm die Fest- rede und ehrte für 25 Jahre Mit-gliedschaft Ange-la Bierend, Bernd Bültmann, Peter Czarnitzki, Handan Dalyan, Thorsten Dux, Reiner Günther, Ralf Harbering, Ramon Harbering, Bernhard Koch, Manuela Lenz, Michael Lössl, Dorothe Maier-Bultmann, Andreas Minke, Wolfgang Offermanns, Volker Pohler, Ina Schreyer, Frank Seifert, Jürgen Seifert und Silke von der Weiden.

Für 40 Jahre wurden Hermann Arns, Heinz Bienek, Klaus Breuer, Klaus Chrommik, Helmut Fröhlich, Anke Gerard-Häl-ker, Waltraud Gerweler, Helmut Häusgen, Jochen Hein, Sieg-fried Hellwig, Käthe Hille, Walter Kalscheid, Werner Kalthoff, Max Kleensang, Annette Klix, Helmut Kohl, Hans Krei, Dieter Lehnhardt, Dagmar Markner, Ullrich Mathern, Rolf Muzik, Petra Rader-Schmidt, Irene Reimann, Dieter Schlegelmilch, Johannes Schmitz, Bernhard Schröter, Helmut Skiba, Bodo Slabihoud, Wilhelm Watenphul, Edgar Wennmann, Doris Werres und Peter Verlande geehrt.

50-jähriges Jubiläum hatten Ursel Gelhorn, Karlheinz Heermann, Heinz Hörnemann, Kurt Jansen und Klaus Rumpff.

Gewerkschaftssekretär Wolfgang Pfeiffer und der Orts-gruppenvorsitzende Siegfried Karthaus ehrten für 25 Jahre Mitgliedschaft Michael Feller, Jörg Götz, Holger Karthaus, Thomas Kühnemann, Andreas Müller, Robert Müller, Horst Skambracks und Norbert Wrobel.

Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt: Heinz-Dieter Baldy, Hans Baumann, Dieter Beck, Wolfgang Bronder, Werner Brüninghoff, Uwe Bünting, Walter Cestr, Jürgen Dopatka, Dieter Dudek, Ralf Erbe, Heinz-Gerd Freitag, Karl-Heinz Freitag, Christel Frerick, Hans Galbierz, Dieter Gawek, Wilfried Grunow, Hans-Heinz Hatkämper, Hans-Ludger Hecht, Klaus Hemmerich, Werner Herrmann, Heinrich Hörsken, Siegfried Hotze, Hans Hötzel, Willy Imig, Margret Jaeger-Prinz, Friedhelm Jansen, Roland Ka-czynski, Harald Kalinasch, Thomas Kalinowski, Günter Kampmann, Alois Kästner, Bernd Kaufmann, Egon-Fried-rich Kopatz, Andreas Kornitzky, Heinz-Günter Kotula, Hans-Jürgen Krüger, Joachim Kuhn, Holger Kusmierz, Burghard Lindner, Dietmar Lorenz, Udo Majewski, Steffen Meyer, Jürgen Michalski, Helmut Müller, Friedhelm-Wil-helm Norkowski, Martin Nucklies, Rolf Odenbreit, Eyuep Oezaydin, Dieter Otten, Werner Ozimek, Wilhelm Pascher, Siegfried Paul, Heinz-Dieter Pernberg, Jess-Peter Petersen, Friedhelm-Gerhard Redlich, Hans-Albert Rohlof, Franz Rozycki, Werner Schäfer, Dietmar Schneeweiss, Arthur Schulz, Doris Stampfer, Lothar Weitzel, Uwe Woder, Klaus Wrede und Paul Zimmermann,

Für 50 Jahre ehrten sie Elfriede Boehm, Herbert Botter-brod, Reinhold Bratka, Hasan Demirci, Hans-Ulrich Eilert, Friedhelm Heret, Zeki Kanag, Franz Kleine-Kappenberg, Harald Kortboyer, Klaus Krüger, Wolfgang Marga, Fritz Meister, Jürgen Mester, Robert Olinger, Peter Onkelbach, Olaf Scharff, Gerhard Schmidt, Ulrich Schüller, Udo Seeli-ger und Anton Vogelsang,

Für 60 Jahre wurden geehrt: Herbert Dwors, Klaus Klaaßen, Horst Kudla, Ernst Leushacke, Klaus Menzel, Wer-ner Onstein, Horst Pleger, Horst Schaal, Johann Schinzel, Heinz Specke, Theodor Vienken, Karl Vocke und Jürgen Zimmeck.

Mitglied seit 70 Jahren sind Josef Boguslawski, Karl Klo-busch, Rudolf Schmid, Werner Thomas und Hans Weindorf.

Und für 75 Jahre Gewerkschaftszugehörigkeit wurden Helmut Dalinghoff, Friedrich Janböcke, Felix Knappe und Fritz Tschirner geehrt.

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Die Ortsgruppe ehrte für 40 Jahre Gabriele Dauels-berg, Bernhard Klomfass, Udo Koch, Ulrich Schmidt, Fritz Windler, Peter Gabriel, Herbert Gottschlich, Udo Lohmann, Wilhelm Rubbel, Uwe Stephan und Bernd von den Benken.

50 Jahre Mitgliedschaft feierten Hubert Flick, Horst Gralla, Klaus Hebel, Heinz Kösters, Karl-Heinz Ratajczak, Frank Rüdiger, Ali Sancaktaroglu, Horst Slomma, Robert Vietze, Peter Wlodarczak, Udo Jung, Wilhelm Kranemann, Hans-Jürgen Riebow, Horst Rothermel, Hans-Dieter Wieczorek und Hans-Gerd Zyber, seit 60 Jahren sind Erhard Harrach, Konrad Heinz, Helmut Köster, Johannes Albersmann, Siegfried Gwiasda, Hans-Joachim Jürgens, Manfred Köppler, Horst Lehmann und Fred Lietzau Mitglied.

Für 70 Jahre wurden geehrt: Hubert Koths und Werner Krystkowiak, für 75 Jahre Henry Kuchinke und Herbert Höltermann und für 80 Jahre Heinz Sauer.

O r t s g r u p p e M i n i s t e r S t e i n

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> EINER VON UNS

Laufend etwas bewegen

STEFFEN KOHLER aus Ingelheim joggt, um anderen zu helfen. Mit seinen Extremläufen sammelt der Systemingenieur auch Geld für Erdbebenopfer in Nepal.

D ie Begegnung war ungeplant, aber sie hat vieles verändert. Steffen Kohler war wieder einmal

joggen, an einem Winterabend, am Rheinufer. Bei minus 17 Grad sah er Menschen, die sich zitternd unter Brü-cken und Autobahnunterführungen zu-sammendrängten. »Was ist das für ein Leben, wenn man ständig Angst haben

muss zu erfrieren«, dachte sich der Sys-temingenieur aus Ingelheim. Er lief wei-ter, er sah immer mehr. Menschen am Rande der Wohlstandsgesellschaft. Da-mals entstand die Idee zu helfen: laufen gegen Geld. Die Kilometer, die er seither im Eiltempo abreißt, kann man kaufen.

Vor fünf Jahren startete Kohler die Ak-tion »Laufend etwas bewegen«. Seitdem hat er unter anderem 16 Marathonläufe absolviert und sechs 24-Stunden-Läufe,

hat die Joggingschuhe für Obdachlose geschnürt, für Kinderheime und Taifun-Opfer auf den Philippinen. Sein größtes Problem sind dabei nicht die Trainings-moral oder Wadenkrämpfe, sondern die Arbeit: Kohler arbeitet im Bereitschafts-dienst bei Boehringer. »Zum Glück habe ich liebe Kollegen. Ohne deren Hilfe würde das nicht funktionieren.«

Wer den Rheinhessen unterstützen will, kauft symbolisch Kilometer oder spendet auf den Zieleinlauf. 80 000 Euro hat er auf diese Weise gesammelt: Geld, das direkt an die Bedürftigen geht. Den 47-Jährigen macht es glücklich, dass sein Hobby an-deren hilft. Sein Laufen hat das Leben für andere verändert – und ihn selbst: »Wenn man körperlich so richtig durch ist, wird alles Materielle unwichtig.« Nach einem Lauf durch die Nacht den Sonnenaufgang

zu sehen: Das sind Dinge, die ihm heute mehr bedeuten als ein neues Auto.

Gerade hat er wieder einen solchen Lauf durch die Nacht hinter sich ge-bracht. Sein jüngster Gewaltmarsch war im April, 239 Kilometer nonstop über den Jurasteig, 7900 Höhenmeter auf und ab durchs Altmühltal, 54 Stunden ohne Pause. Seine Frau Melanie hat ihn beglei-tet, gemeinsam haben sie wochenlang auf diesen Moment hin trainiert. Trotz-dem legte die Psyche in der zweiten Nacht Warnstreik ein: Kohler begann zu halluzinieren, hatte Visionen von einer Bank im Wald, auf der man die Füße hochlegen könnte, von Tieren, die ihn anschauten. Doch da war nichts. Auch wegen solcher Erlebnisse sagt der Ex-tremsportler ganz ehrlich: »Ich würde niemanden empfehlen, das zu tun, was ich treibe.« Andrea Mertes

»Wenn man körperlich richtig durch ist, wird alles Materielle unwichtig.«

Der nächste Lauf »Run for Nepal« startet am 14. Juni. Informationen unter: www.laufend-etwas-bewegen.de

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Eine Welt ohne

Buchstaben

<TENDENZEN ALPHABETISIERUNG

Foto: Jens Wolf/Picture Alliance

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RUND 4,3 MILLIONEN Erwerbstätige in Deutschland haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben.

Der DGB bildet in den Betrieben Kollegen aus, die die Betroffenen unterstützen und auf dem Weg zur Qualifizierung begleiten.

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> TENDENZEN ALPHABETISIERUNG

Eine Welt ohne BUCHSTABENÜber den Bildschirm laufen Buch-

staben und Zahlen. Sie zeigen Temperatur, Heizzeit und Druck

der Produktionspresse an. Geht sie auf Störung, erscheint auf dem Bildschirm eine Fehlermeldung. »Die muss man haargenau lesen und darf sie nicht ein-fach wegdrücken«, erzählt Fred Pohla. Er steht seit 21 Jahren an der Produk- tionspresse bei TrelleborgVibracoustic, einem Hersteller für Schwingungstech-nik in der Automobilindustrie. »Wenn der Artikel fehlerhaft ist, tragen wir den Fehler in die Sperrkarte ein und sortie-ren den Artikel aus.«

DIE PRODUKTIONSANLAGEN wurden in den vergangenen Jahrzehnten kom-plexer und effizienter – und damit sind auch die Anforderungen an die Beschäf-tigten gestiegen. »Wir kennen eine Hand-voll Kollegen, die Schwierigkeiten ha-ben, Sicherheitsanweisungen zu lesen oder das Schichtprotokoll auszufüllen«, berichtet Fred Pohla, seit vielen Jah- ren Vertrauensmann im Unternehmen. »Wenn es ums Schreiben geht, bitten sie uns Kollegen um Hilfe.«

Als »funktionale Analphabeten« wer-den diese Menschen bezeichnet, die zur Schule gegangen sind und meist einen Abschluss haben, aber trotzdem nicht ausreichend lesen und schreiben kön-nen, um Formulare auszufüllen und Lieferscheine, Arbeitsanweisungen oder Warnhinweise richtig zu verstehen. Die Hamburger Erziehungswissenschaftle-rin Prof. Anke Grotlüschen und ihr Team haben im Jahr 2011 erstmals Zahlen vor-gelegt, die das Ausmaß des Problems deutlich machen: Demnach sind in Deutschland etwa 7,5 Millionen Men-schen zwischen 18 und 64 Jahren be-troffen. »Diese Menschen sind nicht in der Lage, am gesellschaftlichen Leben in angemessener Form teilzuhaben«, bringt Anke Grotlüschen es auf den Punkt. Eine weitere Erkenntnis war überraschend: Knapp 60 Prozent der Betroffenen sind

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Betriebsratsvorsitzender Olaf Wüpperling mit dem Plakat der vom Bundesbildungsministerium und dem Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung unterstützten Kampagne.

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7,5 Mio.

Frauen 39,7 %

Andere 41,9 %

Erwerbstätig

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AusbildungSonstiges

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Deutsch 58,1 %

Männer 60,3 %

Geschlecht

Erstsprache

Erwerbsstatus

10,8 %

6,5 %

56,9 %

10,1 %

16,7 %

Verteilung nach Altersgruppen

18–29 Jahre 30–39 Jahre 40–49 Jahre 50–64 Jahre

19,9 % 20,6 % 27,0 % 32,6 %

Demografie Analphabetismus14,5 % der erwachsenen Deutschen leiden unter funktionalem Analphabetismus. Das entspricht ca. 7,5 Mio. Menschen.

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Eine Welt ohne BUCHSTABEN

erwerbstätige Kollegen und Kolleginnen aus den Betrieben. Die meisten sind Hilfskräfte auf dem Bau, in der Fer- tigung, in der Reinigungs- oder Transport-branche.

ALARMIERT VON DEN ZAHLEN ver-kündeten Bundesbildungsministerium und Kultusministerkonferenz noch im selben Jahr eine »Nationale Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Er-wachsener«, der sich auch der DGB anschlossen hat. »Lesen und Schreiben sind der Schlüssel zum Arbeitsmarkt«, sagt Matthias Anbuhl, Leiter der Abtei-lung Bildungspolitik beim DGB-Bundes-vorstand. Durch die Nähe zu den Be- troffenen könnten Gewerkschaften eine Schlüsselfunktion übernehmen. »Die Kol-legen haben Angst vor Entdeckung und Verlust des Arbeitsplatzes«, sagt der Bil-dungsexperte. »Es sind die Gewerkschaf-ten, die ihnen den nötigen Schutzraum geben können, um sich zu öffnen.«

UM FUNKTIONALE ANALPHABETEN an ihrem Arbeitsplatz zu erreichen und zu unterstützen, hat das DGB-Bildungswerk das Projekt »MENTO« auf den Weg

gebracht. »Wir haben in den Betrieben kollegiale Netzwerke aus Betriebsräten, Vertrauensleuten und ganz normalen Kollegen aufgebaut. Denen können sich die Betroffenen anvertrauen«, berichtet Jens Nieth vom DGB-Bildungswerk in Düsseldorf. Die Mentoren stehen den Kollegen unterstützend zur Seite und be-gleiten sie auf dem Weg in eine Quali- fizierung, beispielsweise in einen Lese- und Schreibkurs an der Volkshochschule. Das Interesse ist beachtlich: Bis heute wurden bundesweit rund 200 Mentoren aus allen Branchen geschult. Geplant sind 260 bis März nächsten Jahres.

ALS DER BETRIEBSRAT am Hamburger Standort der TrelleborgVibracoustic von dem Angebot erfuhr, war klar: »Wir ma-chen mit!«, erzählt der Betriebsratsvor-

sitzende Olaf Wüpperling. Fred Pohla er-klärte sich sofort bereit, immerhin sind ihm die Probleme einiger Kollegen seit Jahren bekannt. An vier Schulungstermi-nen bei Arbeit & Leben Hamburg und Schleswig-Holstein lernte er, was funk-tionaler Analphabetismus für die Betrof-fenen bedeutet und wie man sie an-spricht, ohne vor den Kopf zu stoßen.

MIT DEN MENTOREN aus den anderen Betrieben trifft er sich regelmäßig, um über die Erfahrungen zu sprechen. »Das ist interessant, weil man auch über den Tellerrand, also seinen eigenen Betrieb, hinausschaut und erfährt, wie es in anderen Branchen läuft«, erzählt Fred Pohla. Fred Pohla und Kollegen sind Mutmacher. »Wir möchten den Kollegen helfen, dass sie ihr Leben in die Hand nehmen«, so Pohla. Doch der Weg dahin ist lang. »Sie schämen sich und haben Angst.« Da sind Fingerspitzengefühl und absolute Diskretion der Mentoren ge-fragt – insbesondere gegenüber dem Ar-beitgeber. Michaela Ludwig

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Das Mento-Projekt beim DGB-Bildungs-werk unter www.dgb-mento.de Telefon 0211 4301-111.Das Bundesbildungsministerium unter www.mein-schlüssel-zur-welt.deALFA Telefon: 0800-53 33 44 55

INFOS

Fred Pohla (rechts) ließ sich zum Mentor ausbilden, lernte, mit dem nötigen

Feingefühl ans Thema ran zu gehen.

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> TENDENZEN GEWERKSCHAFTSGESCHICHTE 1945–1960

Wirtschafts-WunderlandWirtschafts-Wunderland

DER ZWEITE WELTKRIEG IST ZU ENDE, die Gewerkschaften existieren nicht mehr. Die Frauen und Männer, die sich nach der Stunde null zusammenfinden, haben die Lehre aus dem Erlebten gezogen: Statt politisch oder konfessionell geprägten Organisationen soll es jetzt weltanschaulich ungebundene Einheitsgewerkschaften geben.

Am 8. Mai 1945 endet der von Hitler-Deutschland ausgehende Zweite Weltkrieg. Die Bilanz ist

fürchterlich: In Europa gibt es 36 Millio-nen Tote, 6 Millionen ermordete Juden. 30 Millionen Vertriebene und Flüchtlin-ge verlieren ihre Heimat. Das »Tausend-jährige« Reich liegt in Schutt und Asche.

Durch knappe und teure Lebensmittel steht Hunger auf der Tagesordnung. Wer sich die überhöhten Schwarzmarktprei-se nicht leisten kann, fährt aufs Land, um bei den Bauern Wertgegenstände ge-gen Lebensmittel einzutauschen. Brenn-stoffe zum Heizen sind Mangelware. Nicht nur Jugendliche klettern auf Koh-lewagons, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. »Fringsen« nennt man diese Form der Überlebenssicherung, für die

der Kölner Erzbischof Josef Frings seel-sorgerisches Verständnis zeigt.

Vor Ort versuchen Betriebsräte den Be-schäftigten zur Seite zu stehen. Wo mög-lich, unterstützen sie die Menschen bei der Wohnungssuche, versuchen die Nahrungsmittelversorgung zu verbes-sern, wenden sich energisch gegen De-montagen und helfen soweit wie mög-lich beim Erhalt von Arbeitsplätzen.

GEWERKSCHAFTER WOLLEN Konse-quenzen aus der Vergangenheit ziehen. Sie kommen zusammen, um wieder rich-tige Gewerkschaften zu gründen. Statt politisch oder konfessionell geprägten Organisationen soll es jetzt weltanschau-lich ungebundene Einheitsgewerkschaf-ten geben. So treffen sich am 8. Dezem-

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ber 1946 in Herne 324 Delegierte als Vertreter von 320 000 Bergleuten, um den Industrieverband Bergbau für die briti-sche Zone zu gründen. Am 17. Dezember versammeln sich in Harburg 105 Dele-gierte, um für 110 000 Beschäftigte den Industrieverband Chemie, Papier, Kera-mik zu schaffen. Dabei geht es darum, zukunftsweisende Akzente zu setzen. Otto Adler, der erste Nachkriegsvorsitzen-de der IG Chemie, wendet sich bewusst gegen den Vorschlag, in alter Tradition die Gewerkschaft wieder »Verband der Fabrikarbeiter« zu nennen. Er sieht, »dass die neue Zeit etwas anderes verlangt«, nämlich einen »Industrieverband Che-mie, Papier, Keramik«, der sowohl Ange-stellte wie Arbeiter einer Branche unter einem Dach vertritt.

Nichts geht mehr: Kriegsschäden am Frankfurter Degussa-Werk.

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1949 ist das Jahr der Gründungen von Bundesrepublik und DDR. Am 13. Ok-tober treffen sich in München 487 Dele-gierte aus 16 Gewerkschaften. Dieses »Parlament der Arbeit« vertritt 5 Millio-nen Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mer. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wird aus der Taufe gehoben.

JE MEHR ZEIT INS LAND GEHT, desto weniger lässt sich der Wunsch nach So-zialisierung der Schlüsselindustrien um-setzen. Mit zunehmendem Kaltem Krieg wird der Begriff politisch diskreditiert. Ins Gedächtnis eingegraben haben sich Ereignisse wie der Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR oder die Nie-

derschlagung des ungarischen Volksauf-stands drei Jahre später.

Die Bundesrepublik ist auf dem Weg das »Wirtschaftswunderland« zu wer-den. Entscheidenden Anteil daran haben die Leistungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das Symbol der Epoche: der VW-Käfer, von dem bereits 1955 das millionste Modell vom Band läuft. Der Weg dahin ist aber alles andere als spannungsfrei. Denn die sozialen Fortschritte fallen niemanden in den Schoß. Sie müssen erstritten werden. Dazu gehören heutzutage selbstver-ständliche Regelungen wie Kündigungs- oder Mutterschutz. Das Lohnfortzah-lungsgesetz stockt die Zuschusszahlung

KARTOFFELN UND HANDSCHUHE

Über ganz andere Herausforderungen als heute musste 1948 Knoll-Betriebs-ratsvorsitzender Hermann Krautter auf einer Betriebsversammlung be- richten: »Vor allem liegt uns die Ernäh- rung am Herzen.« Immerhin konnte eine warme Mahlzeit gesichert werden. »Was wir hereinbekommen, müssen wir alles auf nicht gerade illegalem, aber doch mehr oder minder schwierigem Weg beschaffen.« Eine besondere Genugtuung sei, dass in diesem Jahr unsere Saatkartoffeln rechtzeitig in den Boden kamen. Es wurden 40 Zentner Saatgut gesetzt, geerntet dagegen nur 32 Zentner. »Im Punkt Berufskleidung

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zum Krankengeld auf und schafft hier die Gleichstellung von Arbeitern mit An-gestellten. Ab 1957 werden die Renten dynamisiert und der jährlichen Einkom-mensentwicklung angepasst.

Zuvor gibt es heftige Auseinanderset-zungen um die Mitbestimmung. Rege-lungen der Alliierten in der Nachkriegs-zeit will die Regierung Adenauer nun wieder zurückdrehen. In der Montanin-dustrie – der Eisen erzeugenden Industrie und im Bergbau – gelingt es, die paritä- tische Mitbestimmung in den Aufsichts-räten durchzusetzen. »Die Wirtschaft muss vom Mottengeist der Reaktion und des Dritten Reiches befreit werden«, fordert August Schmidt, IG-Bergbau-Vor-sitzender. Auch die anderen Gewerk-schaften – allen voran die IG Chemie-Papier-Keramik – setzen sich für die Übernahme dieses Modells ein. Zeitgeist und politische Mehrheiten sind dagegen.

DIE ARBEITSZEIT wird zu einer Kern-frage gewerkschaftlicher Forderungen. 1956 startet der DGB eine Kampagne unter dem Slogan: »Samstags gehört Vati mir.« Die Perspektive: 40 Stunden und fünf Arbeitstage in einer Woche. Realität sind immer 45 Stunden. Mindestens. Hier setzt der Bergbau Zeichen: 1959 wird weit vor vielen an-deren Branchen die Fünf-Tage-Woche eingeführt.

Doch über der deut-schen Steinkohle ziehen Wolken auf. Bergbaukri-se! Es geht um Zehntau-sende von Arbeitsplät-zen. Am 26. September 1959 kommt es zum le-gendären »Marsch auf Bonn«. 45 Prozent aller Busse in NRW und viele Rheinschiffe helfen, die Kumpel in die Bundeshauptstadt zu bringen. Was viele damals nicht wissen: Allein die Ankün-digung der Demonstration wirkt: Un-mittelbar vor der Demo signalisiert die Bundesregierung ihre Bereitschaft zum Kompromiss. Wer aber traut sich, 60 000 kampfbereite Bergleute auf ih-rem Weg nach Bonn zu stoppen? Nie-mand. Und so geht der Protestzug als ei-ner der größten Erfolge der Gewerkschaft in die Geschichte ein. Rudolf Heim

Sichtbarer Boom: Die moderne PolyTHF-Anlage am BASF- Verbundstandort Ludwigshafen.

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herrscht eine trostlose Lage. Für die gesamte Pfalz sind für die chemische Industrie im ganzen 37 Paar Fausthand-schuhe jetzt freigegeben worden.«

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> TIPPS BEFRISTETE BESCHÄFTIGUNG

Gut 40 Prozent aller neu eingestell-ten Arbeitnehmer erhalten der-zeit einen befristeten Arbeitsver-

trag. Für Ausbildungsabsolventen ist die (nur) befristete Übernahme nach der Ausbildung inzwischen zur Regel ge-worden. Die IG BCE will das ändern. Deshalb wurde 2013 im Tarifvertrag »Zukunft durch Ausbildung und Berufs-einstieg« das Ziel festgeschrieben, dass Ausgebildeten »im Normalfall ein unbe-fristeter Arbeitsvertrag angeboten wird«.

2014 gab es hier einen ersten Erfolg. 38 Prozent der Ausgebildeten wurden unbefristet übernommen. Vorher waren es nur schätzungsweise 20 Prozent. Bei

RUND 2,7 MILLIONEN BEFRISTET BESCHÄFTIGTE gab es zuletzt in Deutschland. Ein Job ohne Verfallsdatum wäre den meisten lieber. Wie oft und wie lange dürfen Arbeitsverträge befristet werden und wie kann die Übernahme in einen unbefristeten Job klappen?

der Durchsetzung der unbefristeten Übernahme spielen Betriebsräte eine entscheidende Rolle. »Doch da sind wir dann auch oft in einer Zwickmühle«, sagt Ralf Petersen, stellvertretender Be-triebsratsvorsitzender im Industriepark Walsrode. »Wir werden vor die Wahl ge-stellt: Entweder ein Ausgebildeter wird befristet übernommen oder er muss gehen. Dann denken wir zumeist an den Betroffenen.«

Bei der Mainzer Schott AG, die vor al-lem technische Gläser produziert, ist die befristete Übernahme von Azubis mitt-lerweile ausgeschlossen. Nun bestehen nur noch zwei Möglichkeiten: Ein Azubi

Warten auf Verlängerung

Sie sind gut ausgebildet, haben zum Teil langjährige Erfahrung in ihrem Job, eine

Befristung bremst die Fachkräfte trotzdem aus.

Foto: Andrey Popov/Fotolia

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wird unbefristet übernommen. Das ist der Regelfall. Oder er wird nicht über-nommen. Dafür muss es dann aber schwerwiegende Gründe geben, bei-spielsweise Leistungsdefizite des Azubis oder gravierende Fehlzeiten. All das re-gelt ein Konzerntarifvertrag, der 2012 in Kraft getreten ist. Ausschlaggebend dafür sei auch die demografische Situation: »Unsere Belegschaft wird immer älter und zunehmend kommt es zu einem Schwund von Fachkräften. Da ist es fahr-lässig, wenn ein Unternehmen sich nicht die von ihm selbst ausgebildeten Fach-kräfte sichert«, sagt Gesamtbetriebsrats-vorsitzender Wolfgang Heinrich.

BEFRISTUNGSGESETZ: Die Befristung von Arbeitsverträgen ist in Deutschland im Teilzeit- und Befristungsgesetz gere-gelt. Danach dürfen neu Eingestellte bis zu zwei Jahre lang befristet beschäftigt werden – bei entsprechenden tariflichen Regeln sogar noch länger. Der Arbeitge-ber muss dafür keinen Grund angeben. Innerhalb dieser zwei Jahre darf die Befristung bis zu dreimal verlängert werden. Noch großzügigere Befristungs-regelungen gelten für neu gegründete Unternehmen und bei der Beschäfti-gung älterer Arbeitnehmer ab 52 Jahren.

SACHGRÜNDE: Neben der Befristung mit Zeitablauf (und ohne expliziten Grund) ist auch eine Befristung mit sachlichem Grund erlaubt. Möglich ist etwa eine befristete Einstellung als Schwangerschafts- oder Elternzeitvertre-tung oder auch für eine zeitlich begrenz-te Arbeitsaufgabe. Befristungen mit sach-lichen Gründen können auch mehrfach hintereinander erfolgen. Das kann dann unter Umständen jahrelang so gehen.

RECHTE: Im Prinzip haben befristet An-gestellte dieselben Rechte und Pflichten wie alle anderen Arbeitnehmer – etwa bei der Entgeltfortzahlung im Krank-heitsfall oder dem Anspruch auf Urlaub und Urlaubsgeld.

KÜNDIGUNGSSCHUTZ: Hier gibt es für Befristete sogar ein kleines Plus. Eine normale Kündigung ist während des befristeten Beschäftigungsverhältnisses ausgeschlossen – es sei denn, der Arbeits-

vertrag erlaubt sie ausdrücklich. Befriste-te können also bis zum Auslaufen ihres Arbeitsvertrags nur außerordentlich ge-kündigt werden – etwa wenn sie Geld aus der Kasse mitgehen lassen.

ÜBERNAHME: Endet ein befristeter Ar-beitsvertrag, so gibt es keinen Rechtsan-spruch auf eine unbefristete Übernah-me. Auch Betriebsräte können dies nicht erzwingen. Sie können allerdings Druck ausüben und – beispielsweise – Neuein-stellungen oder der Beschäftigung von Leiharbeitskräften widersprechen, so-lange noch Kollegen im Betrieb befristet beschäftigt werden.

In manchen Fällen haben Betroffene selbst einen juristischen Hebel: So ha-

ben »Befristete« mit Teilzeitjob – wie alle Teilzeitbeschäftigten – besondere Rech-te, wenn im Betrieb ein Vollzeitarbeits-platz zu besetzen ist. Sie müssen dann bevorzugt berücksichtigt werden.

Im Einzelfall kann sich auch eine so-genannte Entfristungsklage lohnen. Die-se muss spätestens drei Wochen nach dem Ende des Arbeitsverhältnisses ein-gelegt werden. Eine solche von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di un-terstützte Klage hat im Juni 2014 einer Postbotin aus Mecklenburg-Vorpom-mern einen festen Job gesichert. Zuvor war sie 17 Jahre lang befristet beschäftigt gewesen – mit insgesamt 88 befristeten Verträgen.

Rolf Winkel

JEDER ELFTE ARBEITSVERTRAG HAT EIN VERFALLSDATUM

2014 waren in Deutschland 8 Prozent der Beschäftigten ab 25 Jahren befristet beschäftigt. Die Befristungsquote von Frauen mit 9 und Männern mit 8 Prozent unterscheidet sich dabei im Vergleich zu früher kaum mehr. Zwanzig Jahre zuvor fiel der Unterschied noch etwas größer aus. 1991 waren 7 der Frauen und 5 Pro-zent der Männer in einem befristeten Ar-beitsverhältnis beschäftigt. Die meisten, nämlich 58 Prozent, besaßen 2014 einen Arbeitsvertrag mit einer Laufzeit von we-niger als einem Jahr. Bei 20 Prozent der

Befragten betrug die Befristung ein bis unter zwei Jahre, bei weiteren 22 Prozent zwei bis unter drei Jahre. 11 Prozent gaben an, einen Vertrag mit einer Laufzeit von mehr als drei Jahren zu besitzen.

Seit 1991 ist die Befristungsquote von 5,8 um zwei Prozentpunkte auf 8,1 Pro-zent angestiegen. In Folge der Finanz-marktkrise ging der Anteil im Jahr 2009 zunächst leicht zurück, um seit 2010 wie-der moderat anzusteigen. Im Jahr 2014 fiel die Befristungsquote mit 8,1 Prozent wieder auf das Niveau von 2005 zurück.

Weitere Informationen auf der Homepage der IG BCE unter: http://goo.gl/o7gYEm

JahrAlter von . . . bis . . . Jahren

Insgesamt 25 bis 34 35 bis 44 45 bis 54 55 bis 64 65 bis 74 75 u. älter

1991 5,8 8,2 4,9 4,3 4,3 11,4 2,0

1993 5,7 8,3 4,8 4,1 3,3 9,3 2,6

1995 6,1 9,2 5,2 4,2 4,0 4,9 5,2

1997 6,4 10,0 5,5 4,0 4,3 4,8 6,8

1999 7,3 11,8 6,5 4,6 4,3 4,6 2,7

2001 6,7 11,2 5,9 4,4 4,3 6,9 5,5

2003 6,5 12,0 5,4 3,9 4,2 7,4 3,4

2005 8,0 15,9 6,7 4,6 4,5 7,7 7,1

2007 8,4 16,9 7,2 5,1 4,5 7,5 1,3

2009 8,6 17,7 7,0 5,3 4,5 7,9 5,7

2011 8,9 18,6 7,4 5,5 4,4 6,6 5,2

2012 8,5 17,7 7,3 5,2 4,2 6,9 3,8

2013 8,3 17,7 7,1 4,9 3,7 7,2 5,0

2014 8,1 17,2 7,4 4,6 3,6 7,6 2,8

Abhängig Beschäftigte1 mit befristetem Arbeitsvertrag in %

1 Abhängig Beschäftigte ab 25 Jahre Quelle: Statistisches Bundesamt

Abhängig Beschäftigte1 mit befristetem Arbeitsvertrag

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> TIPPS KOHLEDEPUTAT

Der Anspruch auf den sogenannten Hausbrand für aktive und ehemalige Bergleute im Steinkohlen-bergbau ist tarifvertraglich neu geregelt.

Die IG BCE verhinderte die ersatzlose Streichung der Kohledeputate erfolgreich.

Wie genau die neuen Rege-lungen aussehen, erklären wir hier.

Wer hat nach dem neuen Tarifvertrag welche Ansprüche? Für Bezieher von Hausbrand in Form von Kohle ändert sich bis Ende 2018 nichts – unabhängig davon, ob sie ak- tive Bergmänner, Vorruheständler oder Rentner sind. Für aktive Bergleute, die Energiebeihilfe beziehen, bleibt eben-falls alles beim Alten.

Was gilt für Rentner und Witwen, die aktuell Energiebeihilfe beziehen?Alle derzeitigen Rentner und Witwen, die den Hausbrand in Form der mone-tären Energiebeihilfe beziehen, erhalten Ende Juni/Anfang Juli 2015 eine Ab- findung.

Wie hoch ist die Abfindung? Die Abfindungen werden individuell berechnet. Dabei spielen das Lebensalter der Betroffenen, die individuelle An-spruchshöhe der Energiebeihilfe, fi-nanz- und versicherungsmathematische Aspekte eine Rolle. Hinzukommt eine soziale Komponente.

Gibt es einen Mindestbetrag bei der Abfindung?Ja. Die IG BCE hat in den Verhandlun-gen eine Mindestabsicherung durchge-setzt, die mehr als 20 000 älteren Men-schen zugute kommt. Demnach erhält kein Renter und keine Witwe weniger als 1185 Euro.

HausbrandNeue Regeln für den Hausbrand

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Fotos (2): Nicole Strasser

Wird nach Ende 2018 noch Deputatkohle geliefert?Nein. Ende 2018 wird politisch gewollt die Förderung von Steinkohle in Deutschland eingestellt, dann kann auch keine Kohle mehr ausgeliefert wer-den. Für aktive RAG-Beschäftigte und Vorruheständler wird der Anspruch au-tomatisch in Energiebeihilfe umgewan-delt. Sie wird so lange gezahlt, bis die Betroffenen in die gesetzliche Rente wechseln. Renter und Witwen, die bisher den Hausbrand in Form von Kohle er-halten haben, bekommen 2019 die Ab-findung.

Ich gehe nächstes Jahr in die gesetzliche Rente. Was passiert dann mit der Energiebeihilfe?Sofern ein Anspruch als Rentner besteht, wird im Folgejahr die Abfin-dung ausgezahlt. Das heißt, geht ein Vorruheständler beispielsweise 2016 in Rente, erhält er 2017 die Abfindung.

Warum sind die Abfindungs- zahlungen nicht noch höher?In den Tarifverhandlungen mussten die Rückstellungen des Unternehmens be-rücksichtigt werden. Diese bildeten den Rahmen für die Abfindungssummen. Die vereinbarten Beträge liegen deutlich über üblichen, vergleichbaren Regelungen.

NOCH FRAGEN?

Für Fragen rund um die neuen Rege-lungen hat die IG BCE für Mitglieder eine Hotline eingerichtet:

0511 7631-702

Darüber hinaus können sich Betroffene auch an [email protected] wenden.

Aktive und ehemalige Beschäftigte im Steinkohlenbergbau haben einen tarifver-traglichen Anspruch auf den sogenannten Hausbrand. Ein aktiver Bergmann erhält demnach bis zu 7 Tonnen Kohle im Jahr, Rentner und Witwen 2,5 Tonnen. Wer den Hausbrand nicht in Form von Kohle erhalten will, bekommt alternativ eine monetäre Energiebeihilfe.

Hausbrandkohle gab es bereits im Kaiserreich. In der Weimarer Republik haben die Gewerkschaften erkämpft, dass das Recht auf diese Leistung tarifver-traglich für alle Bergleute festgeschrie-ben wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die IG Bergbau und Energie diese Berechtigung erneut tarifvertraglich verankert.

Eine neue Regelung musste nun her, da die Politik mit dem Steinkohlefinan-zierungsgesetz von 2007 das Ende des Steinkohlenbergbaus zum 31. 12. 2018 beschlossen hatte. Damit sollten nach dem Verständnis des Bergbaubetreibers RAG auch die Ansprüche auf Deputat-kohle enden. Denn der Tarifvertrag sieht vor, dass Hausbrand nur aus heimischer Produktion des deutschen Steinkohlen-bergbaus geliefert wird. Die ersatzlose Streichung dieser Leistung hat die IG BCE in den Tarifverhandlungen Ende April erfolgreich abwenden können.

WAS IST DER HAUSBRAND?

HausbrandNeue Regeln für den Hausbrand

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> RÄTSEL>

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122 6 81 1053 13117 94

Standplatzin einemStall fürReittiere

Gynä-kologe

Küsten-bewohner

griech.Göttin

frommeSage,Heiligen-erzählung

Renn-schlitten

schweiz.Hauptstadt

Ver-bannungs-ort

Metall

Ziffer

Wein-trauben-ernte

kroatischeAdriainsel

Tropenholz

ungetrübtAbwesen-heits-beweis

heute nicht(ein ...)Geliebtedes Zeus

König (frz.)

SchweizerGroßstädter

Ge-formtesStadt ander Ems

Messband-einteilungJuliasGeliebter

Affe aufMadagaskar

männl.Schwein

Cocktail mitJohannis-beerlikörfrz. Dichter

Region,Gebiet

Bewusst-seingerman.Wurfspieß

urweltl. Tier(ugs. Kzw.)

Papstname

Straßen-pöbelSinnes-organ

dt. Fußball-national-spieler(Mario)

Farbe

Langspiel-platte (Abk.)

Wort für:sumpfigAutokz.von Ulm

gedickterObstsaft

eig. Staats-gebiet

BrettspielfürzweiPersonen

süd-amerika-nischerGoldhase

eins(englisch)

Opernlied

Provinz(Abk.)

farben-prächtigerkleinererPapagei

Autokz. v.Ambergalkohol.Getränk

bezüg-lich(Abk.)

Normalnull(Abk.)überein-stimmen

AckergerätSpiel-karten-farbe

Land-schafts-bild

römischerGott desMeeres

geograf.Karten-werk

Neckar-zuflussKörper-schaft

MünzeinEuropa

unbestimm-ter Artikelholprig,nicht glatt

frz. Autor †(André)

Bogen (frz.)

Obhut,Fürsorge

Vor-tragen-der

WindseiteÜbervor-teilungim Lokal

Teil desGetreide-halms

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Schiffs-bau-unter-nehmen

links un-ten (Abk.)

Sacheper procura(Abk.)Künstler-vermittler

Gallert-masseRhein-zufluss

modriger,dumpferGeruch(norddt.)

Delaware(Abk.)

nach Abzugder Steuern

biblischerParadies-garten

Stechpalme

Amts-sprachein Indien

Hafenstadtin ItaliendicklicherMensch

nicht einerMeinung,nichteinträchtig

Schande,Schmach

FestkleidRaumfahrt-behördeder USA

dichtbehaarteTierhaut

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Frau, dieein fremdesKind stillt u.betreut

frz. Fluss

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Ge-schmacks-richtung

Gewahrsam

Heil-pflanze

schmal imDurchlassWasser-pflanze

Gemüse-pflanzeder Kreuz-blütler

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Mietauto

Soße zumEintunken

Kette(Abk.)mäßigwarm

Tennisver-band (Abk.)

JüngerJesu

Vorbild

Landes-liga (Abk.)

Un-geziefer-tier

Rehabilita-tion (Kzw.)Jura-formation

leichterRoll-kragen-pullover

dro-hendesUnheil

BruderKainsim AltenTestament

warmeenglischePastete

nächtlichjagenderGreif-vogel

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Jetzt wird's heißNoch sind die Abende kühl. Die rich-tige Zeit für Tee? Wir finden, ja. Für 40 Leser haben wir in diesem Monat zumindest den passenden Kocher von Tefal dazu, in schickem Metallic- schwarz. . . . Auf die, die die warmen Temperaturen tagsüber vor die Tür und an die frische Sommerluft treibt, warten 10 City Bikes in Schwarz. Das »Hercules Valencia«

hat einen Aluminium-lenker und -vorbau

sowie eine 7-Gang-Nabenschaltung mit Rücktritt-bremse. Der Sommer kann

also kommen.

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GLÜCK & GLOSSE

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der eine besondere Form der Politiker-zusammenkunft umschreibt. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 16. Juni 2015 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Einsendern richtiger Lösungen fielen die zehn Hauptgewinne – je ein Kofferset Titan X2 Flash – an: Wilfried Schulte, Lüneburg; Ingrid Drescher, Halle/Saale; Hermann Herbold, Ludwigshafen; Roswitha Faber, Gelsenkirchen; Ludwina Plesken, Regens-burg; Monika Wawra, München; Reinhard Wiesner, Krefeld; Gudrun Fenner, Magdeburg; Erwin Kopp, Pförring; Frank Dahler, Delligsen.

JE EIN PASTA BASTA-SET, bestehend aus einer Fla-sche Sangiovese di Toscana, Tomaten-Pasta, Pesto Genovese und Sugo, erhalten: Uwe Packruhn, Frank-furt; John Anderson, Berlin; Friedrich-Karl Lüdicke, Bad Lausick; Wolfgang Michels, Urmitz; Ilona Gipser, Selb; Rolf Wachowiak, Wilhelmshaven; Bernd Neisius, Serrig; Christa Kaßner, Dresden; Günter Szczend-zina, Herten; Alexander Kaminski, Bad Lauterberg; Karlheinz Helmer, Hamburg; Hans-Jürgen Günther, Würzburg; Fritz Künkler, Arzbach; Reiner Ganß, Ludwigshafen; Martin Helfenbein, Schwelm; Uwe Schwedler, Bad Nenndorf; Maria Rösch, Wehr; Erwin Knauer, Spremberg; Matthias König, Thiersheim; Manfred Walter, Wuppertal; Charlotte Weber, Hün-felden; Heinz Geile, Wulften; Guido Feldhaus, Olfen; Antje Niesel, Wolfen; Dieter Knickelmann, Bochum; Bernd Zimmer, St. Wendel; Ulrich Klein, Castrop-Rauxel; Erich Berger, Kelheim; Jennifer Bussau, Wiesbaden; Simone Steinke, Dortmund; Wolfgang Bachmann, Leipzig; Angelika Burghardt, Lieben-burg; Adalbert Kempke, Friedenfels; Heidi Meincke, Meldorf; Thomas Blum, Kalbach; Walter Buzalski, Flensburg; Kristin Witzorky, Haltern am See; Boles-law Szafinski, Leipzig; Jens Martin, Coburg; Ann-Kristin Wolberg, Krefeld.

Cartoon

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ppan

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lag,

Ger

hard

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F rüher dachte ich: Was Gott ge-trennt hat, das soll der Mensch nicht zusammenfügen. Das Land

ist für die Menschen da und das Meer für die Fische. Punkt. Jeder bleibe, wo er ist, damit er nicht den andern frisst. Jetzt aber, wo ich schon etwas länger jung bin, zieht es mich regelmäßig an die See. Dorthin, wo es einst hieß: »Willst du frischen Butterkuchen/Musst du früh den Kutter buchen.« Die Partyhaubitzen von der EU haben Butterfahrten dann 1999 verboten. Aber noch immer stehen sommers Tausende mit leeren Alditüten und ebensolchen Blicken am Nordsee-strand und sehen tränenblind herüber zum alten Fuselfelsen.

Nicht, dass man sich nicht auch an Land besaufen könnte. Die Nordsee-küste bietet dazu reichlich Gelegenheit und stellenweise gute Gründe. Nach zwei Wochen Nieselregen in Dings-

bumsersiel kann ich gut verstehen, wa-rum manche Nordseeinseln freiwillig untergegangen sind. Sie brennen dort die besten Schnäpse, aber fürs Wetter fühlt sich keiner zuständig. »Gehört zur Folklore«, heißt es dann. Na toll. Für mich gehört WLAN auch zur Folk-lore, aber mich fragt ja wieder keiner.

Man pflegt an der Küste ein pragma-tisches Verhältnis zum Fisch: Wenn er schon da ist, kann man ihn auch gleich essen, muss man nix anderes kaufen (wichtig: Vorher die Grätchenfrage klä-ren). Ach, schön war’s. An diesem ei-nen Nachmittag. Zwischen 17.34 und 17.37 Uhr. Als die Wolken aufrissen. Und die Kurgäste schon lange schlie-fen. Das Land Niedersachsen jedenfalls sucht einen neuen Slogan. Ich habe ei-nen vorgeschlagen, aber den wollten die nicht: »Wech vom Trecker, sonst gibt’s Mecker!« Schöne Ferien!

Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

E H E I S P S U KF U N D I E R T A P R E S S K I

Z E H E F L E I S C H H O T E LU N I C E F L I K O E R R H O

G A R E N L E N A R E LB O H E M E A H O I G L A S E RF E E P R A H A S P L I S S I

F U G E K E I M R E D E L ET I N R E E S

T E I G L E I MA R T T M I N U S

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D N J E P R A U T O R I NM A M A U N F E H L B A R M D R

M A L E R O N E G A F I T AW E H K O R S A R H I E R C D

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Ganz im Geheimen schwärmt der Koch für die zutraulichen Fischstäbchen.

Lösung Mai 2015: POKALFINALE

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Page 58: Kompakt Juni 2015

42 | kompakt | Juni 2015

> MEIN ARBEITSPLATZ

Vom Granulat zum Skihelm»Wir fertigen hier im Ortsteil Leder-

dorn Skihelme, Reithelme, Ski- brillen und Vollsichtbrillen für

den Arbeitsschutz. Ich arbeite seit 14 Jah-ren bei Uvex und seit einigen Jahren in der Helmproduktion. Um einen Helm her-zustellen, braucht es viele Produk- tionsabschnitte. Vom Kunststoffgranulat

bis zum fertigen Helm arbeiten wir Schritt für Schritt, Hand in Hand.

Bis aus den Einzelteilen ein Skihelm entsteht, wird viel geschweißt, genietet und gebohrt. Dabei wird speziell im Spritzguss und der Lackierung auf voll-automatische Anlagen gesetzt. Das Schö-ne ist, dass ich an bis zu sechs Stationen bin, so bleibt meine Arbeit abwechs-

lungsreich und durch die internen Wechsel zwischen den Produktionsab-teilungen kann ich den Weg eines Hel-mes von Anfang bis Ende nachverfolgen.

In der Endmontage findet man ne- ben verschiedensten Handarbeitsplät-zen auch viele halbautomatische Anla-gen. Vom filigranen Dekorieren bis hin

zum halbautomatischen Nieten von Gurtbändern. An einem Tag arbeite ich an dem Ultraschallschweißgerät, am nächsten an einem Nietautomaten oder ich bereite Helme für die Visierhelm-fertigung vor. Das ist technisch interes-sant und anspruchsvoll.

Ich bin zum Beispiel dafür zuständig, Aussparungen in die Helmschalen zu

bohren, in denen das Visier befestigt wird. Diese müssen exakt ausgeführt werden, um die Funktion des Helmes zu gewährleisten. Dafür habe ich vier unter-schiedliche Vorrichtungen auf einem Drehkranz – für jede Helmgröße eine andere.

Lüftungsgitter werden per Hand ein-geklebt und Gurtbänder mit halbauto-matischen Nietpressen befestigt. Genau-igkeit ist wichtig, Sicherheit steht im Vordergrund. Daher werden unsere Pro-dukte intern über den TÜV-Standard hinaus geprüft.

Einen speziellen Ausgleich zur Ar-beitssituation brauche ich nicht, ich sit-ze, gehe und stehe im Wechsel. Ich bin gerne bei Uvex, das Betriebsklima ist gut und ich verdiene besser als zu den Zeiten, als ich noch als Schreiner gearbeitet habe.

Aufgezeichnet von Andrea Potzler

In der Endmontage ist Fingerspitzengefühl gefragt.

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»Genauigkeit ist wichtig, Sicherheit steht im Vordergrund.«

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JOSEF RIEDERER (46) arbeitet in der Produktion bei Uvex in Chamerau.

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Page 59: Kompakt Juni 2015

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Die eigene Arbeitskraft ist für alle Arbeitnehmer die Grundlage zur Sicherung der Existenz. Im Laufe des Arbeitslebens erwirtschaften Durch-schnittsverdiener mehr als eine Million Euro. Die-sen hohen Wert der Arbeitskraft gilt es zu schützen.

Die Gefahr, berufsunfähig zu werden, ist er-schreckend. Beispiel: Sie sind männlich und 20 Jahre alt. Dann liegt Ihr Risiko, vor Renten- beginn auf Zeit oder dauerhaft berufsunfähig zu werden, bei 43 Prozent. Und wenn Sie Chemikant sind oder Betriebsschlosser, ist die Gefahr weit größer. Auf die gesetzliche Rentenversicherung können Sie sich dann nicht verlassen. Wer nach dem 1. Januar 1961 geboren wurde, hat keinen

Anspruch mehr auf eine gesetzliche Berufsunfä-higkeitsrente. Stattdessen gibt es nur geringe Leis-tungen aus der 2001 neu eingeführten Erwerbs-minderungsrente – im Schnitt wenig mehr als 600 Euro im Monat. Ab Juli dieses Jahres können IG-BCE-Mitglieder und ihre Angehörigen über die Bonusagentur eine günstige Berufsunfähigkeits-versicherung bei der Swiss Life abschließen.

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Page 60: Kompakt Juni 2015

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