Kompetenz Lernen in der Grundschule...Die Rolle der Pädagogin/des Pädagogen Eine günstige...

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Kompetenz Lernen ® in der Grundschule Mag. a Gerhild Trummer © Wien 2012

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Kompetenz Lernen®

in der Grundschule

Mag.a Gerhild Trummer©

Wien 2012

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Inhalt

Inhalt

1. Umsetzung ........................................................................................................................................... 5

1.1 Leistungsbeurteilung ................................................................................................................. 5

1.2 Bildungsauftrag ............................................................................................................................ 7

2. Allgemeine didaktische Grundsätze .............................................................................. 10

2.1 Kindgemäßheit und Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen ............... 10

2.2 Soziales Lernen .......................................................................................................................... 10

2.3 Lebensbezogenheit und Anschaulichkeit ................................................................... 11

2.4 Sachgerechtheit .......................................................................................................................... 12

2.5 Aktivierung und Motivierung ........................................................................................... 12

2.6 Individualisieren, Differenzieren und Fördern ........................................................ 13

3. Kompetenz Lernen® ...................................................................................................................... 14 3.1 Ziele .................................................................................................................................................. 14 3.2 Kompetenzen .............................................................................................................................. 14 3.3 Differenzierungs- und Planungsphase ......................................................................... 17 3.4 Bewertung ..................................................................................................................................... 19

4. Kompetenzraster – exemplarisch ..................................................................................... 20

5. Literatur ................................................................................................................................................. 20

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1. Umsetzung

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Intro

Die wichtigste Aufgabe der Schule ist es, Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und sozialen Voraussetzungen Möglichkeiten und Raum zu geben, sich zu mündigen, ihrer selbst bewussten, sozial kompetenten, kritik- und leistungsfähigen, toleranten, ver-antwortungsvollen und solidarischen, mit der Umwelt und Natur verbundenen, positiv zum Leben stehenden Menschen zu entwickeln.

Kompetenz Lernen® vereint alle genannten Parameter in einem Konzept und bietet so-mit die ideale Möglichkeit zu fördern und zu fordern. Vieles wird im Unterreicht bereits umgesetzt, Kompetenz Lernen® in der Grundschule gibt den pädagogischen Rahmen dazu.

1. Umsetzung

Auf der Ebene der Didaktik sind folgende Grundbedingungen unentbehrlich:

• Pädagnostische Maßnahmen und begleitende Evaluation der Lern- und Entwicklungs-fortschritte der Kinder

• Konsequente und umfassende Interessen- und Begabungsförderung

• Nachhaltiges Unterrichten auf der Basis operationalisierter Lernziele

• Optimierung des Lernpotentials jedes Schülers durch Lerntyp- und Lernwegeanalysen

• Durchgängige Differenzierung im Unterricht (Aufbau der Unterrichtssequenzen in verschiedenen Levels

• Erwerb von Basiskompetenzen als Grundlage für Lebensbegleitendes Lernen

• Erwerb von Soft- und Life Skills als Basis für eine erfolgreiche Lebensführung

• Nachweis der Leistungen in den Bereichen Methodenkompetenz, Sozialkompetenz, Kommunikationskompetenz und Moderation, Präsentationskompetenz in den Jahres-zeugnissen in Form einer LFD in allen 4 Schulstufen

• Kinder und Jugendliche als Gestalter/innen des Main-Parts des Unterrichts (über 50% Anteil im Jahresschnitt)

• WeitgehendesFungierenderLehrer/innenalsCoachs,Berater/innen,Moderator/innen,Gestalter/innen von Lernprozessen

• VermittlungvonWertenalsBasisfüreinerfolgreiches,lebensbejahendesundsozialesLeben und der Ausbildung einer reflexiven sozial-emotional verankerte Persönlichkeit

• VermittlungvonBausteinenzurGestaltungeinesUnternehmertumsinlebensgestal-terischer und ökonomischer Hinsicht.

1.1 Leistungsbeurteilung

Leistungsbewertung soll Lernen fördern und bezieht sich auf einen erweiterten Lern,- und Leistungsbegriff, der neben dem Lernprodukt den Lernprozess der Schüler/innen berücksichtig.

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Leistungsbeurteilung auf der Grundstufe I

Die Leistungsbeurteilung erfolgt auf der Grundstufe I in Form der Lernfortschrittsdoku-mentation. Die Bereich Methodenkompetenz, Sozialkompetenz, Kommunikationskom-petenz und Moderation sowie Präsentationskompetenz sind in der Lernfortschrittsdoku-mentation enthalten.

Leistungsbeurteilung auf der Grundstufe II

Auf der Grundstufe II wird die Lernfortschrittsdokumentation bis zum Ende der 3. Schul-stufe empfohlen. In der 4. Schulstufe wird in Form von Ziffernbeurteilung bewertet. Als Zusatz zur Schulnachricht und zum Jahreszeugnis werden auf der Grundstufe 2 die Bereiche Methodenkompetenz, Sozialkompetenz, Kommunikationskompetenz und Mo-deration sowie Präsentationskompetenz weiterhin in Form der Lernfortschrittsdokumen-tation nachgewiesen.

Lernfortschrittsdokumentation (LFD)

(Referat für Schulversuche und Schulentwicklung im Stadtschulrat für Wien, Abteilung APS, BSIn Regina Grubich-Müller)

Zielstellung

• Gewinnung eines fundierten Leistungs- bzw. Fertigkeitenprofils der Schüler/innen

• Transparenz kognitiver sowie sozialer Lernziele für Schüler/innen, Lehrer/innen und Erziehungsberechtigte

• Die LFD beinhaltet umfassend die der jeweiligen Schulstufe entsprechenden Lehr-planziele in allen Kompetenzbereichen der Grundstufe I und II.

• Die LFD zeigt allen Beteiligten bereits erreichte sowie auch noch anzustrebende Lern-ziele.

• Anhand der übersichtlichen Struktur der jeweiligen Lernbereiche wird ein möglicher individueller Übungsbedarf sichtbar.

• Mithilfe der LFD werden Schüler/innen zunehmend befähigt, ihre Lernzuwächse selbständig zu reflektieren und mit der Lernfortschrittsmappe eigenständig zu arbei-ten (Arbeitsblätter werden den jeweiligen Kompetenzbereichen zugeordnet, Lieblings-bücher, verfasste Texte, Werkstücke, Gesprächsprotokolle, … werden schriftlich in der Mappe festgehalten).

• Stärkung und Erhaltung der Lernfreude und der kindlichen Wissbegierde

• Bessere Kooperation zwischen Schule und Elternhaus

• Die LFD ist auch für Kinder mit SPF, Kinder mit einer anderen Erstsprache als Deutsch, bzw. außerordentliche Schüler/innen geeignet.

• Die LFD berücksichtigt auch individuelle Entwicklungsschübe von Vorschulkindern innerhalb des Bereichs der Schuleingangsphase.

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Organisation

• Jede/r Schüler/in erhält eine individuelle Lernfortschrittsmappe.Diese umfasst dieLehrplanziele der jeweiligen Kompetenzbereiche, Gesprächsprotokolle des ersten und zweiten Semesters, Arbeitsblätter, verfasste Texte, etc.

• Schüler/innenundLehrer/innenvermerken inden jeweiligenKompetenzbereichendie bereits erreichten Lernziele in regelmäßigen Abständen.

• DieLFDwirdmindestenseinmalproSemestergemeinsammitdenKindernunddenErziehungsberechtigten besprochen und schriftlich protokolliert.

• DieGesprächsprotokollewerdenvonallenamGesprächBeteiligtenunterschriebenund sind verbindlich.

• DieLFDkann inVerbindungmit einerZiffernbeurteilungangebotenwerden, vor allem in der ersten Grundstufe sollte man jedoch davon absehen.

• MitderLernfortschrittsmappekönnenbzw.sollendieKinderjederzeitarbeitenkön-nen.

• DieLFDistkeinErsatzfürpersönlicheAufzeichnungenseitensderLehrer/innen.

• DieLFDwirdaufderBasiseinerZwei-Drittel-ZustimmungdurchdieElternimRah-men des Klassenforums beschlossen.

• VoraussetzungfürdieDurchführungderLernfortschrittsdokumentationistdasEin-verständnis der klassenführenden Lehrer/in.

• DieLFDkanninVerbindungmitanderenalternativenBeurteilungsformensowiederZiffernbeurteilung erfolgen.

• DieLFDerstrecktsichüberallevierSchulstufenderGrundschule,wobeigemäßdengesetzlichen Vorgaben auf der letzten Schulstufe der Grundstufe II eine Ziffernbeno-tung zu erfolgen hat.

1.2 Bildungsauftrag

Das Ziel der Projektklasse „Kompetenz Lernen“ besteht darin, ein systematisches und integriertes Programm für die Förderung von Kompetenzen und der gezielten Persön-lichkeitsentwicklung von Kindern zu implementieren, um deren persönliches Potential auszuprägen.

Folgende Themen sind relevant:

• Entwicklung der eigenen Persönlichkeit

• Nach Werten leben und als Vorbild wirken

• InBalancezwischenKörper,GeistundSeeleleben

• DieeigeneBerufungkennenundleben

• ErwerbderSchlüsselkompetenzenundständigesLernen

• VertrauensvolleBeziehungenaufbauenundpflegen

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Werte

Schülerinnen und Schüler sollen zu selbstständigem Urteil und sozialem Verständnis ge-führt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie be-fähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Anteil zu nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitzuwirken. Humanität, Solidarität, Toleranz, Frieden, Gerechtigkeit und Umweltbewusstsein sind tragende Wer-te in unserer Gesellschaft. Auf ihrer Grundlage soll jene Weltoffenheit entwickelt werden, die vom Verständnis für die existenziellen Probleme der Menschheit und von Mitverant-wortung getragen ist. Dabei hat der Unterricht aktiv zu einer, den Menschenrechten ver-pflichteten Demokratie beizutragen sowie Urteils- und Kritikfähigkeit, Entscheidungs- und Handlungskompetenzen zu fördern.

Individuelle Förderung

Ausgehend von den individuellen Voraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler, hat die Schule folgende Aufgabe zu erfüllen:

• Entfaltung und Förderung der Lernfreude, der Fähigkeiten, Interessen und Neigungen;

• Stärkung und Entwicklung des Vertrauens der Schülerin bzw. des Schülers in die eigene Leistungsfähigkeit;

• Erweiterungbzw.AufbaueinersozialenHandlungsfähigkeit(mündigesVerhalten,Zu-sammenarbeit, Einordnung, Entwicklung und Anerkennung von Regeln und Normen;

• Kritikfähigkeit;

• Erweiterung sprachlicher Fähigkeiten (Kommunikationsfähigkeit, Ausdrucksfähig-keit);

• EntwicklungundVermittlunggrundlegenderKenntnisse,Fertigkeiten,Fähigkeiten,Einsichten und Einstellungen, die dem Erlernen der elementaren Kulturtechniken (einschließlich eines kindgerechten Umganges mit modernen Kommunikations- und Informationstechnologien), einer sachgerechten Begegnung und Auseinandersetzung mit der Umwelt sowie einer breiten Entfaltung im musischen, kreativen und im kör-perlich-sportlichen Bereich dienen;

• schrittweiseEntwicklungeinerentsprechendenLern-undArbeitshaltung(Ausdauer,Sorgfalt, Genauigkeit; Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme);

• Hinführung von den spielorientierten Lernformen derVorschulzeit zu bewusstem,selbstständigem, zielerreichendem Lernen.

Schule als sozialer Lebens- und Erfahrungsraum

Die Schule ist ein vielfältiger Erfahrungs- und Handlungsraum für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Eltern. Schulleben geht über den Unterricht weit hinaus. Neben sachlichem Lernen findet in der Schule immer auch soziales Lernen in unterschiedlichen Formen und Situationen statt.

Die Schule muss den Schülerinnen und Schülern Raum gewähren, um Selbstwertgefühl zu entwickeln und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufbauen zu können. Durch

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eine Situation gefühlsmäßiger Sicherheit und Entspanntheit wird einerseits schulisches Lernen begünstigt, andererseits wird aber auch soziales Verhalten positiv beeinflusst. Re-spektvoller und wertschätzender Umgang mit anderen ist fester Bestandteil der Unter-richtskultur. Ein Klima des Vertrauens, der Zuneigung, der Anerkennung, Verbunden-heit und Offenheit begünstigt soziale Verhaltensformen.

Die Schule soll die Möglichkeit bieten, Bedürfnisse und Interessen unter Berücksich-tigung anderer Personen wahrzunehmen und zu vertreten. Konflikte, die sich aus dem Zusammenleben bzw. aus Interessenunterschieden ergeben, müssen frühzeitig zum Ge-genstand gemeinsamer Reflexion gemacht werden; dabei wird die Schülerin bzw. der Schüler Mittel und Wege der Konfliktbewältigung kennen lernen.

Interkulturalität

Interkulturelles Lernen beschränkt sich nicht darauf, andere Kulturen kennen zu lernen. Vielmehr geht es um das gemeinsame Lernen und das Begreifen, Erleben und Mitgestal-ten kultureller Werte. Des Weiteren geht es auch darum, Interesse und Neugier an kultu-rellen Unterschieden zu wecken, um nicht nur kulturelle Einheit, sondern auch Vielfalt als wertvoll erfahrbar zu machen.

Interkulturelles Lernen soll in diesem Zusammenhang einen Beitrag zum besseren ge-genseitigen Verständnis bzw. zur besseren gegenseitigen Wertschätzung, zum Erkennen von Gemeinsamkeiten und zum Abbau von Vorurteilen leisten.

Die Rolle der Pädagogin/des Pädagogen

Eine günstige Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit und das Lernen der Kinder sind in hohem Maße von der Persönlichkeit der Lehrerin bzw. des Lehrers abhängig. Aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler befindet sich die Lehrerin bzw. der Lehrer in einer Vorbildrolle. Diese Rolle wird bestimmt durch Art und Fähigkeit der Lehrerin bzw. des Lehrers, der Schülerin bzw. dem Schüler offen zu begegnen. Sie bzw. er soll auf die Be-dürfnisse des Einzelnen eingehen, Defizite mit Einfühlungsvermögen und Verständnis akzeptieren und das Kind bestmöglich fördern. Stärken, Begabungen und Talente sollen erkannt und ebenfalls gefördert werden.

Darüber hinaus muss die Lehrerin bzw. der Lehrer durch ihr bzw. sein Verhalten Vorbild in Konfliktsituationen, Partner in mitmenschlichen Beziehungen sowie Helfer und Be-rater beim täglichen Miteinander sein. Die Lehrerin bzw. der Lehrer versteht sich nicht als, sondern auch als Lernender.

Rahmenbedingungen für den Unterricht

Nicht nur Lehrerverhalten, sondern auch bestimmte Rahmenbedingungen für Unter-richt spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle: kooperative Arbeitsformen, Abbau zu starker Lenkung, Einschränkung von Konkurrenzsituationen usw. Dadurch werden die Selbsttätigkeit, die Eigeninitiative und Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler besonders gefördert.

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2. Allgemeine didaktische Grundsätze

Bei der Arbeit der Lehrerin bzw. des Lehrers sind das Aufgreifen von Lerngelegenheiten, das Arrangieren von Lernsituationen und das Organisieren von Lernprozessen von be-sonderer Bedeutung.

Mit den folgenden didaktischen Grundsätzen sollen wesentliche und kennzeichnende Merkmale eines kind- und grundschulgemäßen Unterrichts charakterisiert werden.

2.1 Kindgemäßheit und Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen

Die Lehrerin bzw. der Lehrer hat den Unterricht grundsätzlich am Kind zu orientieren, an seinen Lernmöglichkeiten und -grenzen im Spannungsfeld von dem, was es braucht, und dem, was es will. Dies bedeutet auch, dass den Kindern ein ihrem Alter und ihrer Entwicklung entsprechendes Maß an Mitwirkung bei der Vorbereitung und Durch-führung des Unterrichts wie bei der Gestaltung des Schullebens insgesamt eingeräumt wird.

Individualisierung verlangt von der Lehrerin bzw. vom Lehrer, dass sie bzw. er die Ver-schiedenartigkeit der kindlichen Persönlichkeiten und ihrer Bedingtheiten versteht und ihnen zu entsprechen versucht. Dabei wird sie bzw. er die unterschiedlichen Entwick-lungsstufen und Individuallagen der Schülerinnen bzw. der Schüler im Allgemeinen so-wie den sachstrukturellen Entwicklungsstand auf einem umschriebenen Sachgebiet auf Grund bisheriger Lernerfahrungen im Besonderen, also die verschiedenen Bildungsvor-aussetzungen der Kinder, berücksichtigen.

Die Unterschiedlichkeiten der Kinder betreffen im Einzelnen ihr Lerntempo, ihre Lern-bereitschaft und Lernfähigkeit, ihre Interessen, ihre Vorerfahrungen, ihre Kooperations-bereitschaft und Kooperationsfähigkeit, ihre Zugehörigkeit zu einem bestimmten Kul-turkreis, ihre Kommunikationsfähigkeit, ihre Selbstständigkeit und anderes. Diesen Un-terschiedlichkeiten der Kinder soll die Lehrerin bzw. der Lehrer durch differenzierende und individualisierende Maßnahmen entsprechen. In diesem Sinne sind auch die wahr-genommenen Lernfortschritte des Kindes zu berücksichtigen.

2.2 Soziales Lernen

Soziales Lernen hat wie alles Lernen in der Schule Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung. Die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten spielt im Lebensvollzug des Kindes und des Erwachsenen eine ebenso bedeutende Rolle wie seine Kenntnisse und Fertigkeiten. Ziel-orientiertes soziales Lernen greift geeignete Situationen auf und ist um eine kontinuier-liche Lernentwicklung bemüht.

Die Förderung der Persönlichkeit der Kinder zielt einerseits auf die Stärkung des Selbst-wertgefühles und andererseits auf die Entwicklung des Verständnisses für andere ab. In besonderer Weise ermöglicht diese: das Mit- und Voneinanderlernen, das gegenseitige Helfen und Unterstützen, das Erwerben einfacher Umgangsformen, das Entwickeln und

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2. Allgemeine didaktische Grundsätze

Akzeptieren von Regeln bzw. eines Ordnungsrahmens als Bedingung für Unterricht, das gewaltfreie Lösen bzw. das Vermeiden von Konflikten, das Erkennen und Durchleuchten von Vorurteilen, das ansatzweise Verständnis für Manipulation, die Sensibilisierung für Geschlechterrollen.

Möglichkeiten dazu bieten zum Beispiel verschiedene Situationen im Zusammenleben der Klasse, das Lernen in kooperativen Sozialformen (Kreisgespräch, Partner- und Grup-penarbeit, Rollenspiel, Kinder als Helfer für Kinder usw.) und das Aufgreifen und Anbie-ten von sozialen Themen im Unterricht.

Um soziales Lernen zu ermöglichen, muss die Lehrerin bzw. der Lehrer trachten, ein Kli-ma des gegenseitigen Vertrauens und der mitmenschlichen Verantwortung zu schaffen.

Klasse und Schule sollen von Lehrerinnen bzw. Lehrern sowie Schülerinnen bzw. Schü-lern gemeinsam als Hilfe-, Aussprache-, Arbeits-, Spiel- und Feiergemeinschaft gestaltet und erlebt werden. Der Weg führt dabei von der Entwicklung möglichst vieler positiver Ich-Du-Beziehungen über den Aufbau eines Wir-Bewusstseins zur gemeinsamen Verant-wortung aller für alle.

2.3 Lebensbezogenheit und Anschaulichkeit

Die Grundsätze der Lebensbezogenheit und der Anschaulichkeit verlangen von der Leh-rerin bzw. vom Lehrer, dass der Unterricht nach Möglichkeit von der konkreten Erleb-niswelt des Kindes ausgeht und zu dieser auch wieder zurückführt. Veranschaulichung verlangt von der Lehrerin bzw. vom Lehrer, dass sie bzw. er die Lehrstoffe den Erfahrun-gen der Kinder zugänglich machen soll. Dies kann auf der Ebene der Sinneswahrneh-mungen oder auf der Ebene der Vorstellungen geschehen. Inhalte können zum einen dadurch konkret erfahrbar gemacht werden, dass man sie ihrer Art entsprechend, z.B. durch Sehen, Hören usw., zugänglich macht, zum anderen, dass man sie durch Beispiele bzw. durch Nutzung der modernen allenfalls vorhandenen Informationstechniken ver-gegenwärtigt. Wo es für das Lernen sinnvoll erscheint, soll es mehr bzw. multisenual an-geregt werden.

Von diesen Erfahrungen ausgehend, soll die Schülerin/der Schüler zum Denken und zur Abstraktion geführt werden. Lernprozesse des Erkennens und Verstehens, des Denkens und Abstrahierens werden oft durch die Auseinandersetzung mit der konkreten Wirk-lichkeit, oft aber auch durch Nachbildungen, Abbildungen oder Symbole ermöglicht.

Die Lehrerin bzw. der Lehrer soll Lerngelegenheiten arrangieren bzw. aufgreifen, die das soziale, kulturelle und naturhafte Umfeld der Schülerin/des Schülers und der Schule, die Alltagssituationen oder aktuelle Ereignisse bieten. Sie bzw. er wird versuchen, dem Kind die Bedeutsamkeit und Sinnhaftigkeit der Lehraufgaben und Lehrstoffe für sein gegen-wärtiges und zukünftiges Leben zu vermitteln. Die Lebensbezogenheit drückt sich auch in der Verbundenheit der Schule und des Unterrichts mit dem Leben außerhalb der Schule aus.

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2.4 Sachgerechtheit

Die Lehrerin bzw. der Lehrer hat im Unterricht den Anspruch der Sache zur Geltung zu bringen, Sachrichtigkeit ist grundsätzlich erforderlich, auch wenn aus psychologischen bzw. methodischen Gründen Vereinfachungen geboten sind.

Außerdem ist der Unterricht so zu führen, dass die Schülerin bzw. der Schüler genügend Zeit zur persönlichen Auseinandersetzung mit den Lehrstoffen hat. Es bedeutet auch keinen Verstoß gegen diesen didaktischen Grundsatz, den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, auf dem Umweg über Irrtümer zu lernen, was häufig viel nachhaltiger und damit letztlich effektiver ist.

Sachgerechtheit und Kindgemäßheit sind einander notwendigerweise ergänzende, kei-nesfalls einander ausschließende oder widersprechende Grundsätze.

2.5 Aktivierung und Motivierung

In allen Bereichen des Unterrichts sollen, wo immer möglich, spontanes Interesse, Neu-gierverhalten, Wissensbedürfnis und Leistungsbereitschaft der Schülerin bzw. des Schü-lers aufgenommen, wenn nötig geweckt und gepflegt werden.

Im Sinne dieses Grundsatzes soll die Lehrerin bzw. der Lehrer an die natürliche Aktivität der Schülerinnen und Schüler anknüpfen, und es gilt, möglichst viele und vielfältige Möglichkeiten für hantierenden Umgang bzw. für das Handeln zu eröffnen.

Das Tun soll zum Überlegen, Abwägen, Ordnen, Planen und zum Erkennen führen. Die Aktivitäten reichen vom spielerischen Tun über planmäßiges Arbeiten bis zum selbst ge-steuerten, entdeckenden Lernen auf eigenen Wegen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen durch Unterricht auch zu verschiedenen Aktivitä-ten außerhalb der Schule angeregt werden. Das Erlernen und Beherrschen von verschie-denen Arbeits- bzw. Lerntechniken ist eine wichtige Grundlage für die Möglichkeit selbsttätigen Bildungserwerbs in verschiedenen Unterrichts- und Sozialformen.

Eine wichtige Voraussetzung für Aktivierung und Motivierung schafft die Lehrerin bzw. der Lehrer dadurch, dass sie bzw. er versucht, die Bedeutsamkeit von Lehraufgaben und Lehrstoffen, dort, wo es sinnvoll ist, über die subjektive Betroffenheit der Kinder zu ver-mitteln. Damit wird einerseits der Sinn eines Unterrichtsabschnitts einsichtig, anderer-seits die Aufmerksamkeit für das Unterrichtsangebot geweckt.

Die medienspezifischen Vorteile moderner Kommunikations- und Informationstechni-ken können zur Aktivierung und Motivierung beitragen.

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2. Allgemeine didaktische Grundsätze

2.6 Individualisieren, Differenzieren und Fördern

In der Schule unterscheiden sich die Schülerinnen und Schüler, insbesondere die Schul-anfängerinnen und Schulanfänger hinsichtlich des Entwicklungsstandes betreffend So-zialverhalten, Kommunikationsfähigkeit, Selbstständigkeit, Interessen, Motivation, Vor-wissen, Lernfähigkeit, Arbeitshaltung ua. Diese Unterschiede müssen erkannt, beachtet und zum Ausgangspunkt für individualisierende und differenzierende Lernangebote und Lernanforderungen gemacht werden. Eine verantwortungsvolle Berücksichtigung der Unterschiede schafft die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen aller Schülerinnen und Schüler und hilft mit, Über- bzw. Unterforderungen möglichst zu vermeiden.

Ein das Lernen fördernder Unterricht soll in einer pädagogischen Atmosphäre von Er-mutigung und Erfolgszuversicht, Geduld und Güte, Vertrauen und Verständnis, gegen-seitiger Achtung und Rücksichtnahme erfolgen. Dies erfordert von der Lehrerin bzw. vom Lehrer, dass sie bzw. er sich um die bestmögliche Förderung jeder einzelnen Schüle-rin bzw. jedes einzelnen Schülers bemüht.

Der Klassenraum soll sowohl als lernanregende Umwelt als auch als Raum für Zusam-menleben gestaltet sein. Jeder Unterrichtstag soll inhaltlich und zeitlich so ausgewogen gestaltet sein, dass Arbeit und Spiel, Anstrengung und Entspannung einander ergänzen und durchdringen.

Maßnahmen der Individualisierung bzw. inneren Differenzierung sind im Sinne des För-derns und des Forderns zu verstehen und zu gestalten. Sie tragen dazu bei, die wichtige Aufgabe der Begabungsförderung zu erfüllen. Im Rahmen der Differenzierung werden unterschiedliche, stets veränderbare Schülergruppierungen vorgenommen.

Als mögliche Kriterien für Gruppierungen gelten: Interesse, Selbsteinschätzung, unter-schiedliche Lernvoraussetzungen, Freundschaftsbeziehungen, Lerntempo usw.

Differenzierungsmaßnahmen beziehen sich auf Schülergruppen und Individualisierungs-maßnahmen beziehen sich auf das einzelne Kind. Als mögliche Verfahren bieten sich u.a. an:

• UnterschiedeinderAufgabenstellung(z.B.AnzahlderAufgaben,Zeitaufwand,

• Schwierigkeitsgrad,AnzahlderWiederholungen);

• unterschiedlicheSozialformen;

• unterschiedlicheMedienundHilfsmittel;

• unterschiedlicheHilfestellungdurchLehrpersonenundKinder.

Die Realisierung der Individualisierung, der inneren Differenzierung und Förderung wird durch eine entsprechende Ausstattung der Schule bzw. der Klasse mit Arbeitsmit-teln, technischen Medien, modernen Informations- und Kommunikationsmedien usw. unterstützt.

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Förderunterricht bietet die Möglichkeit, Lernprozesse durch gezielte Übungen, indi-vidualisierende Arbeitsweisen, intensivierte Lehrerhilfen und zeitlich längeres Verweilen an Stoffelementen zu unterstützen, einzelnen Schülerinnen bzw. Schülern den Anschluss an den Lernfortschritt der Klasse zu sichern sowie vorhandene Lücken zu schließen und einen kontinuierlichen Lernzuwachs zu ermöglichen.

Die Lehrerin bzw. der Lehrer wird sich nicht nur im Förderunterricht bemühen, vor al-lem lernschwächeren Schülerinnen bzw. Schülern kontinuierliche Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, die eine auf Selbstvertrauen begründete Leistungsbereitschaft entstehen lassen.

3. Kompetenz Lernen®

Kompetenz Lernen® leitet im Bildungswesen einen grundlegenden Paradigmenwechsel ein. Die„klassische“ Variante – zuerst vermitteln, unterrichten, dann (über-)prüfen, was dabei herausgekommen ist – wird durch den systematischen Erwerb von Kompetenzen in Verbindung mit Sachwissen auf der Grundlage konsequenter Didaktisierung ersetzt. Kompetenz Lernen® basiert auf dem Grundsatz der Individualisierung der Bildung. Je-der Mensch hat Anspruch auf dem für ihn optimalen Informationszugang. Bereits in der Kindheit ist auf möglichst umfassende – jedoch in Auswahl und Dauer altersadäquate – Informationszugänge zu achten. in der Schule bilden Analysen hinsichtlich der domi-nanten Bewusstseinsform, des Lerntyps und der optimalen Lernwege eine entscheidende Grundlage für den Unterricht. Kompetenz Lernen® zielt auf nachhaltige Ergebnisse ab. Voraussetzung für die konsequente Förderung und (Heraus-(Forderung) der Schülerin-nen und Schüler ist die umfassende Bildungsdokumentation auf der Basis von regel-mäßigen Evaluationen.

3.1 Ziele

Ziel von Kompetenz Lernen® ist das Entwickeln von Schlüsselqualifikationen und der Erwerb von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen von frühester Kindheit an als Voraussetzung für lebensbegleitendes Lernen und für die Bewältigung der Anforderun-gen von Privatem, Beruf und Arbeitswelt.

3.2 Kompetenzen

Kompetenzen sind definiert als eine Kombination aus Wissen, Fähigkeiten und Einstel-lungen, die an den jeweiligen Kontext angepasst sind. Schlüsselkompetenzen sind die-jenigen Kompetenzen, die alle Menschen für ihre persönliche Entfaltung, soziale Integra-tion, Bürgersinn und Beschäftigung benötigen. (Europäischer Referenzrahmen für Schlüsselkompetenzen)

Die in diesem Modell definierten Kompetenzen sind inhaltlich zum Teil an die Schlüs-selkompetenzen des Europäischen Referenzrahmens angelehnt.

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3. Kompetenz Lernen®

Überfachliche Kompetenzen werden in der Grundstufe I und II integrativ in allen Fä-chern angebahnt. In der Grundstufe II wird das Fach Deutsch/Lesen/Schreiben durch den Bereich „Methodentraining“ erweitert. Die Stundenanzahl bleibt gleich.

Basiskompetenzen

An erster Stelle steht in der Grundschule der Erwerb der Basiskompetenzen. Zu diesen zählen in erster Linie die gängigen Kulturtechniken. Dem Bereich Lesen als Grundkom-petenz und Grundlage für alles Weitere wird ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Ebenso wichtig sind der Erwerb der Unterrichtssprache, sowie Grundkenntnisse in den einzelnen Fächern.

Fachliche Kompetenzen

Die fachlichen Kompetenzen werden durch die Arbeit in den einzelnen Fächern abge-deckt. Grundlage ist der gültige Österreichische Lehrplan für Volksschulen. Für die Ver-mittlung der Inhalte sind geeignete Unterrichtsformen und Unterrichtsmittel zu wählen.

Personelle Kompetenzen

Erziehungsberechtigte und Bildungsinstitutionen sind Vermittler jener Fähigkeiten und Fertigkeiten, auf die es in einer gelungenen Lebensbiographie zunehmend ankommen wird. Dazu zählen Selbstständigkeit, Eigeninitiative, Flexibilität, Durchhaltevermögen, Kreativität, Selbstkritikfähigkeit, Organisationsfähigkeit, logisches Denken, Teamfähig-keit, Problemlösungsvermögen, Kommunikationsfähigkeit, Methodenbeherrschung, Ver-antwortungsbewusstsein, Fachwissen …

Methoden- und Lernkompetenz

Angesichts des rasanten Zuwachses an Wissen wird es immer dringlicher, sich rasch in-dividuellen Zugang zu Informationen beschaffen zu können. Dafür soll selbstbestimm-tes Arbeiten und Lernen die Voraussetzungen schaffen.

Die Fähigkeiten der Lernkompetenz erfordern zunächst die Fähigkeit, wesentliche, für das weitere Lernen notwendige Grundfertigkeiten wie Lesen und Schreiben, Rechnen sowie im Bereich IKT zu erwerben. Aufbauend auf diesen Fertigkeiten sollte der Ein-zelne in der Lage sein, neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu erschließen, zu erwerben, zu verarbeiten und aufzunehmen. Das erfordert die effiziente Organisation der eigenen Lern- und Arbeitsmodelle, insbesondere die Fähigkeit, fortlaufend zu lernen, sich auf längere Zeiträume zu konzentrieren und kritisch Lernzweck und Lernziele zu reflektieren.

Der Einzelne sollte in der Lage sein, Zeit für das autonome Lernen aufzuwenden und dabei Selbstdisziplin unter Beweis zu stellen, aber auch im Rahmen des Lernprozesses mit anderen gemeinsam zu lernen, die Vorteile einer heterogenen Gruppe zu nutzen und die Lernergebnisse zu teilen. Er sollte in der Lage sein, sein eigenes Lernen zu organisie-ren, seine eigene Arbeit zu beurteilen und gegebenenfalls Rat, Information und Unter-stützung zu suchen. Eine positive Einstellung umfasst die Motivation und das Selbstver-

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trauen, ein ganzes Leben lang erfolgreich weiterzulernen. Eine problemlösungsorientierte Einstellung kommt sowohl dem Lernprozess selbst als auch der Fähigkeit des Einzelnen zugute, mit Hindernissen und Veränderungen umzugehen. Der Wunsch, auf früheren Lern- und Lebenserfahrungen aufzubauen, und die Neugier, neue Lernmöglichkeiten zu suchen und Lernen in zahlreichen Lebensbereichen anzuwenden, sind wesentliche Ele-mente einer positiven Einstellung. Lernkompetenz erfordert vom Einzelnen stets, seine bevorzugten Lernstrategien, die Stärken und Schwächen seiner Fähigkeiten und Qualifi-kationen zu kennen und zu verstehen (vgl. Europäischer Referenzrahmen für Schlüssel-qualifikationen).

Sozialkompetenz

Herzstück dieser Kompetenz ist die Fähigkeit, konstruktiv in unterschiedlichen Um-gebungen zu kommunizieren, Toleranz aufzubringen, unterschiedliche Standpunkte aus-zudrücken und zu verstehen, zu verhandeln und dabei Vertrauen aufzubauen sowie Empathie zu empfinden.

Der Einzelne sollte die Fähigkeit haben, mit Stress und Frustration umzugehen und die-se auf konstruktive Weise zu äußern. Diese Kompetenz beruht auf der Bereitschaft zur Zusammenarbeit, auf Selbstsicherheit und auf Integrität. Der Einzelne sollte ein Interes-se an sozioökonomischen Entwicklungen und interkultureller Kommunikation haben, die Wertevielfalt und den Respekt für andere schätzen und bereit sein, Vorurteile zu überwinden und Kompromisse einzugehen.

Soziale Kompetenz steht im Zusammenhang mit persönlichem und gesellschaftlichem Wohlergehen, welches ein Verständnis dafür verlangt, wie der Einzelne die eigene kör-perliche und seelische Gesundheit am besten sicherstellen kann – wobei dies als Nutzen für den Einzelnen selbst und für die ganze Familie sowie für das engere soziale Umfeld betrachtet werden sollte –, und erfordert auch Kenntnisse, wie ein gesunder Lebensstil dazu beitragen kann.

Für eine erfolgreiche zwischenmenschliche Kommunikation und gesellschaftliche Teil-habe ist es wichtig, die in unterschiedlichen Gesellschaften und Umfeldern (z. B. in der Schule) allgemein akzeptierten Verhaltensweisen und Umgangsformen zu verstehen. Ge-nauso wichtig ist es, sich der grundlegenden Konzepte in Bezug auf Einzelpersonen, Gruppen, Arbeitsorganisationen, Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung, Ge-sellschaft und Kultur bewusst zu sein. Es ist äußerst wichtig, die multikulturellen und sozioökonomischen Dimensionen der europäischen Gesellschaften zu kennen und zu wissen, wie die nationale kulturelle Identität mit der europäischen Identität verknüpft ist. (Europäischer Referenzrahmen für Schlüsselqualifikationen).

Kommunikationskompetenz

Die kommunikative Kompetenz ergibt sich aus dem Erwerb der Sprache, der untrennbar mit der Entwicklung der kognitiven Fähigkeit des Individuums zur Interpretation der Welt und zum Umgang mit anderen verknüpft ist.

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3. Kompetenz Lernen®

Sprachkompetenz erfordert, dass eine Person über Kenntnisse in Wortschatz, Gramma-tik und den Funktionen der Sprache verfügt. Sie umfasst ein Bewusstsein für die wich-tigsten Arten der verbalen Interaktion, eine Reihe literarischer und nichtliterarischer Texte, die wichtigsten Merkmale verschiedener Sprachstile und -register sowie die Va-riierbarkeit von Sprache und Kommunikation in unterschiedlichen Kontexten.

Der Einzelne sollte die Fähigkeit besitzen, mündlich und schriftlich eine Vielzahl von Kommunikationssituationen zu bewältigen, sein Kommunikationsverhalten zu beobach-ten und an die Erfordernisse der jeweiligen Situation anzupassen. Diese Kompetenz um-fasst auch die Fähigkeit, verschiedene Arten von Texten zu unterscheiden und zu ver-wenden, Informationen zu recherchieren, zu sammeln und zu ver arbeiten, Hilfsmittel zu benutzen und die eigenen mündlichen und schriftlichen Argumente kontextadäquat auf überzeugende Weise zu formulieren und auszudrücken.

Eine positive Einstellung zur muttersprachlichen Kompetenz ist mit der Bereitschaft zum kritischen und konstruktiven Dialog, dem Verständnis für die Ästhetik der Sprache und dem Streben danach sowie dem Interesse an der Interaktion mit anderen verbun-den. Dies setzt das Bewusstsein der Wirkung von Sprache auf andere und die Notwen-digkeit, Sprache auf eine positive und sozial verantwortliche Art zu verstehen und zu verwenden, voraus (Europäischer Referenzrahmen für Schlüsselqualifikationen).

Präsentationskompetenz

In der Grundschule wird diese Kompetenz ab der ersten Schulstufe im morgendlichen Erzählkreis angebahnt, und in geeigneter Form, z.B. durch freies Erzählen zu einem vor-bereiteten Thema, Buchbesprechungen, Vorbereitung eines kleinen Vortrages / Referates mit geeigneten Hilfsmitteln, …, weiter gefördert.

Das Fach Deutsch/Lesen/Schreiben/Methodenkompetenz

In den Bereichen Deutsch/Lesen/Schreiben sind die Inhalte des gängigen Lehrplans um-zusetzen. Der Bereich Methodenkompetenz umfasst Inhalte wie: Texte strukturieren, Überschriften finden, Schlüsselwörter finden, Bilder interpretieren, Erstellen von Pla-katen, Erstellen von Handouts, Arbeit mit Diagrammen, MindMaps® und Tabellen, Ge-staltung einer Power-Point-Präsentation, … in altersgerechter Form.

3.3 Differenzierungs- und Planungsphase

Alle Pädagog/innen und Lehrer/innen müssen die von ihnen angestrebten Kompetenzen in Form von operationalisierten Lernzielen („Wochenziele“) definieren. Diese sind grundsätzlich leistungsdifferenziert zu formulieren.

Die dynamische Lernzielhierarchie bildet die ideale Grundlage für Individualisierung und Differenzierung. Kompetenz Lernen® ermöglicht das gezielte Fordern und Fördern jedes einzelnen Kindes. Methodentraining, Kommunikationstraining, Teamentwicklung und Moderation, Präsentationstraining und das Erarbeiten von fachlichen Lernzielen verschmelzen dabei zu einer Einheit.

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Kompetenz Lernen® in der Grundschule

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In der Schule erfolgt ausgehend von konkret formulierten Themen für den Erarbeitungs-bereich deren Gliederung in Level 1 (themenzentrierte Informationsbeschaffung und -erfassung), Level 2 (themenzentrierte Informationsaufbereitung und -verarbeitung) und Level 3. Richtungsweisend für die flexible Differenzierung sind die Kriterien der Dyna-mischen Lernzielhierarchie.

Alle Schüler/innen müssen folgende Module absolvieren:

Umsetzung Level 1

Informationen aus verschiedenen Quellen aufnehmen (Texte, Bilder, Grafiken, Filme …). Besondere Bedeutung kommt dabei der Informationsbeschaffung und -erfassung aus Texten zu („Themenzentrierte Informationsbeschaffung und -erfassung“).

Umsetzung Level 2

Begleitend zum Level 1 werden Module aus den Bereichen Methodentraining – Kom-munikationstraining, Moderation und Teamentwicklung – Präsentation in den Unter-richt eingebettet.

Begabtere Schüler/innen absolvieren zusätzlich folgende Module:

Umsetzung Level 3 („innere Differenzierung“)

nach dem Absolvieren des Levels 1 erfolgt der weiterführende Umgang mit Informationen („themenzentrierte Informationsaufbereitung und -verarbeitung“). Die Schüler/innen wer-den dabei mit vertiefenden Aufgabenstellungen bzw. mit Spezialthemen konfrontiert.

Umsetzung Level 3

begleitend zum Level 2 werden Module aus den Bereichen Methodentraining – Kom-munikationstraining, Moderation und Teamentwicklung – Präsentation in den Unter-richt eingebettet.

Ein bestimmendes Merkmal von Kompetenz Lernen® ist die Flexibilität bei der Durch-führung der Phasen. Es gibt kein „Schema F“, das vorgegeben ist; vielmehr bietet Kom-petenz Lernen® im Bildungsbereich die ideale Trägerstruktur für systematische Schulent-wicklung. Die Lehrer/innen entscheiden

• inwelcherFormKompetenzLernen® realisiert werden soll (Trainingsschwerpunkte, Schulentwicklung)

• wannesindeneinzelnenKlassensinnvollist,denErweiterungsschrittderInformati-onsbeschaffung und -erfassung von den schriftlichen Quellen zu den übrigen zu setzen.

• bis zu welchemNiveauModule aus den Bereichen Informationsaufbereitung und-verarbeitung verwirklicht werden sollen.

• biszuwelchemNiveauModulederModerationrealisiertwerden.• wannmitdemPräsentationstrainingbegonnenwird.• biszuwelchemNiveauModuleausdemPräsentationstrainingrealisiertwerden.

• inwelchemUmfangLernstrategientrainiertwerden.

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3. Kompetenz Lernen®

Die Schüler/innen sind in beiden Ebenen selbsttätig, wobei die Aktivitäten nach den Möglichkeiten der kreativen Selbstverwirklichung in Handlungsprozesse (z. B. Ausfüllen von Arbeitsblättern) und Produktionsprozesse (z. B. Kreieren von Arbeitsblättern) diffe-renziert werden.

Die Handlungsprozesse entsprechen dem Level 1 der Dynamischen Lernzielhierarchie; die Produktionsprozesse hingegen dem Level 2 und 3. Daher bildet das Absolvieren des Levels 1 die Voraussetzung für sämtliche Tätigkeiten in Bereich der Produktionsprozesse.

Das Ausmaß der Selbsttätigkeit muss im Jahresschnitt in jedem Gegenstand über 50 % der gesamten Unterrichtszeit betragen. Das wiederum öffnet bei Lehrer/innen jene Zeit-fenster,dieVoraussetzungfürdasumfassendeBeobachten,CoachenundBeurteilenderSchüler/innen in sämtlichen Bereichen darstellen.

3.4 Bewertung

Das Übernehmen des Gros der Aktivitäten in der Unterrichtszeit durch die Schüler/in-neneröffnetneueChancenundmussbeiderNotengebungentsprechendberücksichtigtwerden. Bestimmendes Merkmal der Lern- und Leistungsfeststellungsebene ist daher die Umsetzung des erweiterten Lernbegriffs. An die Stelle toten Lernens/Wissens tritt Brauch-lernen/-wissen in der Form von methodisch-strategischem Lernen, sozial-kommunika-tivem Lernen, inhaltlich-fachlichem Lernen.

Alle Tätigkeiten der Schüler/innen sind in die Beurteilung einzubeziehen. Innovative Be-urteilungsformen, die die Schülerin/den Schüler in ihrer/seiner Gesamtheit erfassen, sind Voraussetzung.

Die Umsetzung dieser innovativen Beurteilungen erfolgt in Form von Beobachtung der Schüler/innen im Schulalltag bzw. in der 4. Schulstufe der vom Gesetz vorgegebenen Schularbeiten. Es ist dabei anzumerken, dass Schularbeiten nur Momentaufnahmen sind, und daher keinesfalls Noten bestimmend, sondern bestenfalls Noten mitgestaltend sein können.

Portfolio als Kompetenzinstrument

Die Arbeit mit Portfolios zielt auf ein kontinuierliches Gespräch über die Qualität von Lernfortschritten und erbrachten Leistungen, bei möglichst maximaler Transparenz und Partizipation zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen. Es geht um Kommunikation über Leistung und die dieser zugrundeliegenden Kriterien und Maßstäbe (vgl. Talente fördern, Kinderland Baden-Württemberg 2011).

Portfolioarbeit schafft Voraussetzunge dafür, Transparenz herzustellen:

• fürdas,wastatsächlichgeleistetwird,

• hinsichtlichderZiele,dieeszuerreichengiltund

• derBedingungen,diezurErreichungderZielegegebensind(vgl.Winter 2006, S. 21)

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Kompetenz Lernen® in der Grundschule

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Wozu dient es:

• LernenalsProzesserleben• BewusstmachungderEntwicklungderFähigkeitenundFertigkeiten• EinschätzungdesLernstandes• RegelmäßigeKontrollederLernfortschritte• ErgebnissevonAnstrengungerfahren• Lernautonomiegewinnen• Lernerfahrungreflektieren

4. Kompetenzraster – exemplarisch

• AneignenvonLese-undRechtschreibkompetenz• FördernderSprachkompetenzDeutsch/Fremdsprache• FörderndesZahlen-undFormenverständnisses• FördernrechnerischenDenkens• FördernderMusikalitätundRhythmik• FördernderGeschicklichkeitundBeweglichkeit• FördernderFantasie/Kreativität• FördernvonRaum-/Lageverständnis• Anbahnen/FördernvonKommunikationsfähigkeit• Anbahnen/FördernvonPräsentationsfähigkeit• Anbahnen/FördernvonTeamfähigkeit• ErwerbvonKonfliktfähigkeit• ErlernenvonKritikfähigkeit• FördernderPersönlichkeitsentwicklung• FördernvonEigenverantwortungundSelbstständigkeit• FördernderKonzentrationsfähigkeit…

5. Literatur

Europäische Kommission, Amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaf-ten: Europäischer Referenzrahmen für Schlüsselkompetenzen; Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen – Ein europäischer Referenzrahmen), Luxemburg.

Lehrplan für Volksschulen.

Lemberger Michael, Konzept Kompetenz Lernen®.

Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, „Talente för-dern – Portfolioarbeit in der Grundschule – Können zeigen – Fortschritte dokumen-tieren – Kinder stärken – Impulse zum Einstieg“, 2011.

SSR für Wien, Referat für Schulversuche und Schulentwicklung.