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DIE KARWOCHE IN WIEN WORKSHOP Die liturgische Ausgestaltung von Karwoche, Kreuzestheologie und Passionsfrömmig- keit durchliefen in der Zeit von der Reformation bis zur Restauration einschneidende Veränderungen. Der Beginn des Untersuchungszeitraumes seꜩt mit 1500 an, einer Zeit intensiver Passionspflege, um die Reaktionen der Reformatoren auf dieses Phänomen nachvollziehen zu können. Darauf wiederum reagierte das Konzil von Trient (1545– 1563) im Allgemeinen und der 1540 gegründete Jesuitenorden im Speziellen. Es kam zu einer Neugestaltung der Liturgie ebenso wie zu neuen Formen von Gebet, Andacht und theatraler Inszenierung einer explizit katholischen Frömmigkeit. Dies hae auch für den Kaiserhof Konsequenzen, denn Humilitas, die Demut als In- szenierung des höchsten Herrschers als Sünder war fester Bestandteil der Pietas Aus- triaca und des Zeremoniells im liturgischen sowie semi-liturgischen Rahmen des Wie- ner Hofes. Die Verdichtung dieser religiösen Inhalte in den Liturgien der Karwoche war geradezu prädestiniert, um die Pietas des Hauses Habsburg in unterschiedlichen Bild- und Textmedien augenscheinlich werden zu lassen. Doch nicht nur der Hof, auch die Bürger – insbesondere die Bruderschaften – und kirchlichen Orden haen maßgeblichen Anteil an der Gestaltung der Karwoche in der Residenzstadt Wien. Gleichzeitig änderte sich die Ausrichtung von Kreuzestheologie und Passionsfröm- migkeit im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts. Beeinflusst war dies nicht zuleꜩt durch divergente innerkatholische Haltungen, die im Verlauf des 18. Jahrhunderts sowohl seitens der Kirche wie des Staates zu Reformen führten. Die massiven Einschnie der josephinischen Reformen seꜩten der Passionsfrömmigkeit jedoch kein definitives Ende, was sich am Beginn des 19. Jahrhunderts in einem erneuten Aulühen älterer Traditio- nen (teilweise auch in neuer Form) widerspiegelte. KONZEPT & ORGANISATION: Elisabeth Hilscher, Anna Mader-Kratky, Mahias J. Pernerstorfer und Werner Telesko VERANSTALTER: Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Don Juan Archiv Wien KONTAKT: Dr. Anna Mader-Kratky Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen, Abteilung Kunstgeschichte T: +43 1 51581-3547 | [email protected] ANMELDUNG: Die Teilnahme ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen ersuchen wir um Anmel- dung bis 13. März 2018 unter: [email protected] Abbildung: Hernalser Kalvarienberg, Detail aus einem Kupferstich von Salomon Kleiner und Georg Daniel Heumann, 1724 (© ÖAW, Sammlung Woldan) WWW.OEAW.AC.AT IKM – INSTITUT FÜR KUNST- UND MUSIKHISTORISCHE FORSCHUNGEN 15.–16. MÄRZ 2018 DON JUAN ARCHIV WIEN TRAUTSONGASSE 6 1080 WIEN KREUZESTHEOLOGIE UND PASSIONSFRÖMMIGKEIT IN DER RESIDENZSTADT WIEN VON DER REFORMATION BIS ZUR RESTAURATION (CA. 1500–1835)

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DIE KARWOCHE IN WIENWORKSHOP

Die liturgische Ausgestaltung von Karwoche, Kreuzestheologie und Passionsfrömmig-keit durchliefen in der Zeit von der Reformation bis zur Restauration einschneidende Veränderungen. Der Beginn des Untersuchungszeitraumes setzt mit 1500 an, einer Zeit intensiver Passionspflege, um die Reaktionen der Reformatoren auf dieses Phänomen nachvollziehen zu können. Darauf wiederum reagierte das Konzil von Trient (1545–1563) im Allgemeinen und der 1540 gegründete Jesuitenorden im Speziellen. Es kam zu einer Neugestaltung der Liturgie ebenso wie zu neuen Formen von Gebet, Andacht und theatraler Inszenierung einer explizit katholischen Frömmigkeit.Dies hatte auch für den Kaiserhof Konsequenzen, denn Humilitas, die Demut als In-szenierung des höchsten Herrschers als Sünder war fester Bestandteil der Pietas Aus- triaca und des Zeremoniells im liturgischen sowie semi-liturgischen Rahmen des Wie-ner Hofes. Die Verdichtung dieser religiösen Inhalte in den Liturgien der Karwoche war geradezu prädestiniert, um die Pietas des Hauses Habsburg in unterschiedlichen Bild- und Textmedien augenscheinlich werden zu lassen. Doch nicht nur der Hof, auch die Bürger – insbesondere die Bruderschaften – und kirchlichen Orden hatten maßgeblichen Anteil an der Gestaltung der Karwoche in der Residenzstadt Wien.Gleichzeitig änderte sich die Ausrichtung von Kreuzestheologie und Passionsfröm-migkeit im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts. Beeinflusst war dies nicht zuletzt durch divergente innerkatholische Haltungen, die im Verlauf des 18. Jahrhunderts sowohl seitens der Kirche wie des Staates zu Reformen führten. Die massiven Einschnitte der josephinischen Reformen setzten der Passionsfrömmigkeit jedoch kein definitives Ende, was sich am Beginn des 19. Jahrhunderts in einem erneuten Aufblühen älterer Traditio-nen (teilweise auch in neuer Form) widerspiegelte.

KONZEPT & ORGANISATION:Elisabeth Hilscher, Anna Mader-Kratky, Matthias J. Pernerstorfer und Werner Telesko

VERANSTALTER:Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)Don Juan Archiv Wien

KONTAKT:Dr. Anna Mader-KratkyÖsterreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen, Abteilung KunstgeschichteT: +43 1 51581-3547 | [email protected]

ANMELDUNG:Die Teilnahme ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen ersuchen wir um Anmel-dung bis 13. März 2018 unter: [email protected]

Abbildung: Hernalser Kalvarienberg, Detail aus einem Kupferstich von Salomon Kleiner und Georg Daniel Heumann, 1724 (© ÖAW, Sammlung Woldan)

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15.–16. MÄRZ 2018DON JUAN ARCHIV WIEN

TRAUTSONGASSE 61080 WIEN

KREUZESTHEOLOGIE UND PASSIONSFRÖMMIGKEIT IN DER RESIDENZSTADT WIEN VON DER REFORMATION BIS ZUR RESTAURATION (CA. 1500–1835)

PROGRAMM DONNERSTAG, 15. MÄRZ 201714.00–14.15 Begrüßung Matthias J. Pernerstorfer | Don Juan Archiv Wien Herbert Karner | ÖAW, IKM

14.15–15.30 Religiöser Kontext – Liturgie und Kirchenlied Moderation: Martin Scheutz Matthias J. Pernerstorfer | Don Juan Archiv Wien Zur aktiven Beteiligung der Gläubigen an den Feierlichkeiten der Karwoche Rudolf Leeb | Universität Wien, Institut für Kirchengeschichte, Christliche Archäologie und kirchliche Kunst Die Karwoche im Protestantismus Anita Mayer-Hirzberger | Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien, Institut für Musikwissenschaften und Interpretations- forschung Das Kirchenlied im konfessionellen Vergleich

15.30–15.45 KAFFEEPAUSE

15.45–17.00 Liturgische und kommunikative Praxis Moderation: Elisabeth Hilscher

Reinhard Gruber | Wien, St. Stephan, Domarchiv Quellen zur Karwochen-Liturgie in St. Stephan Werner Telesko | ÖAW, IKM Wiener Fasten- und Karfreitagspredigten Elena Holzhausen – Dagmar Sachsenhofer | Referat für Kunst und Denkmalpflege der Erzdiözese Wien Der Einsatz von Kunstwerken in der Zeit des „Triduum sacrum“

17.45–18.45 Kalvarienbergkirche in Hernals (Exkursion) Begrüßung Pfarrer Karl Engelmann Führung Kornelia Holzner-Tobisch | ÖAW, IMAFO Anna Mader-Kratky – Werner Telesko | ÖAW, IKM

FREITAG, 16. MÄRZ 201709.00–09.15 Begrüßung Barbara Boisits | ÖAW, IKM

09.15–10.30 Zentrum und Vorbild – Der Kaiserhof Moderation: Herbert Karner

Helmut Halb – Markus Jeitler | ÖAW, IKM Die Karwoche am Hof Leopolds I. Anna Mader-Kratky | ÖAW, IKM Zur Berichterstattung über die Karwoche im Wienerischen Diarium Elisabeth Hilscher | ÖAW, IKM Hofcurricula als Quelle musikalisch-religiöser Aktivitäten der Mitglieder des Kaiserhauses

10.30–10.45 KAFFEEPAUSE

10.45–12.00 Musikdramatik Moderation: Elisabeth Hilscher – Matthias J. Pernerstorfer

Alfred Noe | Universität Wien, Institut für Romanistik Die Libretti der Wiener „Sepolcri“ Thomas Hochradner | Universität Mozarteum Salzburg Offenes Geheimnis? Allegris Miserere erreicht Österreich Jana Perutková – Vladimír Maňas | Brünn, Masaryk-Universität, Institut für Musikwissenschaft Zwischen Wien und Mähren: Aspekte und Quellen zur Rezeption von Traditionen

12.00–12.15 KAFFEEPAUSE

12.15–13.30 Die Rolle der Klöster Moderation: Matthias J. Pernerstorfer

P. Alkuin Schachenmayr | Heiligenkreuz, Philosophisch- Theologische Hochschule Benedikt XVI. Die Karwoche in Prälaten-Klöstern Janet Page | University of Memphis, Rudi E. Scheidt School of Music Music and Theater for Holy Week in Viennese Female Convents, ca. 1690–1740 Julia Strobl | Referat für Kunst und Denkmalpflege der Erzdiözese Wien Verinnerlichung und Meditation. Passionsfrömmigkeit und Kreuzesverehrung im Wiener Salesianerinnenkloster

13.30–14.00 Schlussdiskussion