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STREIFBAND 30 AUSGABE 30 | 2017 | KOSTENFREI Zeitschriſt für Lernende und Lehrende der Buch- und Medienproduktion. Ein Projekt der HTWK Leipzig.

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STREIFBAND 30

AUSGABE 30 | 2017 | KOSTENFREI

Zeitschrift für Lernende und Lehrende der Buch- und Medienproduktion.Ein Projekt der HTWK Leipzig.

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Celine

Andre

Laura

Carolin

Julius

Lara

Redaktion

Social Media & Anzeigen

Druck & Blog

Leitung & Versand

Grafik

Satz & Anzeigen

DAS TEAMWISST IHR WAS JETZT KOMMT?

In diesem Herbst widmen wir uns den aktuellen Trends der Branche. Hinter dem Titel „Was kommt jetzt?“ verbergen sich die aktuellen Trends, Tendenzen und Neuheiten der Branche.Thorsten Simon von Books on Demand erzählt, warum die Zukunft des Buches digital ist. Außerdem berich-ten euch einige ehemalige Studenten, wie es nach dem Bachelor für sie weiterging. Isabel García schaut auf die Hörbücher der Zukunft. Im Interview mit Bloggerin Sara Merzo erfahren wir mehr über das Leben mit Büchern. Julian Sorge stellt euch die Software Booktype vor und erklärt wie diese Software die Zukunft verändern wird.Auch diesmal findet Ihr wieder zusätzliche Informationen und Artikel zu dem aktuellen Thema in unserem neuen Steifband-BLOG!Viel Vergnügen beim Lesen und Inspirieren lassen. Euer Streifband-Team

EDITORIAL

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DIE NISCHISIERUNG DER BRANCHE

LESEFREUDE VON ANFANG AN

IMPRESSUM

DIE NISCHISIERUNG DER BRANCHE

ZWISCHEN BÜCHERN ZU HAUSE

LESEFREUDE VON ANFANG AN

FANFICTION ALS NEUER BESTSELLER-GARANT?

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DAS ERWARTET EUCH IN DIESER AUSGABE:

DIE ZUKUNFT DES BUCHS IST DIGITAL

DIE EHEMALIGEN

HÖRBÜCHER DER ZUKUNFT

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BOOKTYPE – QUICK & EASY

ZWISCHEN BÜCHERN ZU HAUSE

FANFICTION ALS NEUER BESTSELLER-GARANT

HÖRBÜCHER DER ZUKUNFT

DIE ZUKUNFT DES BUCHS IST DIGITAL

BOOKTYPE – QUICK & EASY

DIE EHEMALIGEN

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Die Titelvielfalt im Buchmarkt wächst stetig. Zwar ist die Zahl der Novitäten durch die Verlage seit zehn Jahren leicht rückläufig. Mit dem Self-Publishing-Boom kommen gleichzeitig aber immer mehr neue selbstverlegte Titel in den Buchmarkt. Geschätzt ist mittlerweile jedes dritte neue Printbuch ein Self-Publishing-Titel. Beim E-Book ist es sogar jedes zweite – Tendenz steigend.Diese stark wachsende Titelvielfalt in einem stagnierenden Gesamtmarkt führt zu geringeren Auflagen pro Titel. Ver-stärkt wird dieser Trend durch die zunehmende Popularität von E-Books und der E-Book-Verleihangebote. Die Folgen sind immer kürzere Lebenszyklen von Printbüchern. Vor allem kleine und mittlere Verlage setzt dies bei der Titel- und Auflagenplanung unter Druck. Die Antwort auf diese Entwicklung ist das Print-on- Demand-Verfahren. Titel werden nicht mehr in einer Auflage gedruckt und gelagert, sondern digitalisiert und auf Servern oder in der Cloud gespeichert. Nur wenn das Buch über den Handel bestellt wird, erfolgt die Produktion im Digitaldruck und die Auslieferung – und das ab einer Auflage von nur einem Exemplar. Listung und Vertrieb erfolgt dabei über das Barsortiment. Aber auch ein Direkt-vertrieb zum Endkunden ist möglich.

SCHNELLES UND FLEXIBLES PUBLIZIERENPrint on Demand ist dabei kein neues Phänomen. Bereits 1997 entstand beim Buchgroßhändler Libri der Grundstein

zu BoD – Books on Demand und damit das neue Konzept für Buchveröffentlichungen. Die Idee war, mit Hilfe der da-mals noch jungen Technologie des Digitaldrucks, vor allem das Risiko und die Kapitalbindung für Verlage weitgehend zu senken. Für Autoren eröffnete das Konzept einen völlig neuen Weg des Publizierens. Ohne finanzielles Risiko und ohne einen Verlag hatten Autoren nun die Möglichkeit, im Self-Publishing das eigene Buch bei voller inhaltlicher, gestalterischer und rechtlicher Kontrolle zu veröffentlichen. Die Digitalisierung im Buchmarkt bietet Verlagen und Autoren effiziente Mittel, um von der gewandelten Markt-situation zu profitieren – und Potenziale auszuschöpfen. So ist Print on Demand nicht nur eine risikofreie Lö-sung für die Erstellung von Erst- und Nachauflagen mit

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DIE ZUKUNFT DES BUCHS IST DIGITAL

Thorsten Simon ist seit September 2013 Pressesprecher bei BoD und steuert die Bereiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Social Media und Eventmanagement. Der studierte Literatur- und Medienwis-senschaftler begann seine Karriere bei der Münchner PR-Agentur consense communications, bevor er 2008 zur Hamburger PR-Agen-tur Schönknecht : Kommunikation wechselte. Dort gestaltete er als Senior Account Manager fünf Jahre das Agenturwachstum mit und verantwortete die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Kunden aus der Gesundheits-, Finanz- und Immobilienwirtschaft sowie aus der öffentlichen Verwaltung.

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Für Verlage ergibt sich zudem die Möglichkeit, vergriffene Titel risikofrei neu aufzulegen und wieder verfügbar zu machen. Schließlich schlummern in nahezu allen Verlags-häusern unentdeckte Schätze vor sich hin und kein Titel ist wirklich tot. Im Gegenteil: Je mehr vergriffene Titel oder Nischentitel ein Verlag über Print on Demand verfügbar macht, desto mehr profitiert er davon – und sichert sich zugleich die Rechte.

VERSCHIEBUNG HIN ZUM DIGITALDRUCKMehr als 2.000 Verlage und über 35.000 Autoren nut-zen heute Print on Demand mit BoD, dem europäischen Marktführer in der digitalen Buchpublikation. Die fort-schreitende Entwicklung der digitalen Drucktechnik wird Preis- und Qualitätsunterschiede zwischen den beiden Druckverfahren zunehmend verringern und zu einer weiteren Verschiebung vom Offsetdruck hin zum Digital-druck führen. Dank optimierter Prozesse und Rollendruck können aktuell bereits Taschenbücher innerhalb von nur noch 12 Stunden nach Auftragseingang produziert und ausgeliefert werden – zu einem Verkaufspreis von unter

10 Euro bei gleichzeitig attraktiver Marge für Verlage oder Autoren. Mit seinem ressourcensparenden Druck prozess und der Vermeidung von Verramschung ist Print on Demand zudem erheblich umweltfreundlicher. Wer daher heute flexibel, nachhaltig und risikofrei ver-öffentlichen möchte, der muss Print on Demand bereits von Anfang an in seinen Publikationsprozess einplanen.

THORSTEN SIMON

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kleiner Stückzahl, sondern auch für langsam drehende Dauerseller, individualisierte und wissenschaftliche Titel, die im Offsetdruck schwer realisierbar oder unwirtschaft-lich sind. Vor allem Wissenschaftsverlage drucken ihre Titel heute nahezu komplett im Print on Demand-Verfahren. Der Digitaldruck erlaubt ein schnelleres Reagieren auf neue Erkenntnisse und eine höhere Publikationsgeschwindig-keit. Für eine Neuauflage genügt die Aktualisierung der digital gespeicherten Druckdatei sowie der Katalogdaten und schon ist der neue Titel im Buchhandel gelistet und verfügbar.Ein weiterer Vorteil: Sobald ein Titel bei BoD auf den Ser-vern liegt, haben Verlage die Freiheit, jederzeit zwischen Digital- und Offset-Druck zu wechseln. Zieht ein Titel aufgrund wachsender Nachfrage stark an, können die Pro-duktion und der Vertrieb über BoD vorübergehend aus-gesetzt und das hohe Leserinteresse über eine klassische Offset-Auflage bedient werden. Sinkt die Nachfrage ab,

kann der Weg über Print on Demand reibungslos wieder aufgenommen werden. Auch Lücken zwischen zwei Aufla-gen können so geschlossen werden.

CHANCE FÜR NISCHEN UND TRENDTITELDer Druck und Vertrieb ab Auflage 1 eröffnet schwer einschätzbaren Büchern einen einfachen Markt einstieg und eine Chance sich zu bewähren. Denn während die Midlist beim Umsatz an Bedeutung verliert, wer-den Backlist- und Nischentitel auch dank des Online- Buchhandels immer wichtiger. Print on Demand senkt durch seine schlanken Strukturen und kosteneffiziente Produktion die Schwelle für die Umsetzung neuer Buch-titel und erhöht die Bereitschaft zu experimentieren und neue Ideen zu verwirklichen. Insbesondere Autoren im Self-Publishing nutzen die Möglichkeit erfolgreich, schnell auf Trends zu reagieren und Leser mit ihren Werken zu erreichen.

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DIE EHEMALIGEN

Noch während meiner Diplomphase zog es mich zum Hamburger Carlsen Verlag, wo ich 2010 bereits mein Praxissemester absolviert hatte. Dort lernte ich als Junior-herstellerin die Vielfältigkeit und Kreativität des Berufs der Herstellerin kennen. Nach erfolgreicher Diplom-Abgabe bereiste ich zwei Monate Mittelamerika und ging anschlie-ßend für dreieinhalb Jahre nach München um dort als Her-stellerin beim Piper Verlag verantwortlich für Malik/ Malik National Geographic zu arbeiten. Seit knapp zwei Jahren bin ich nun in Berlin beim Verlag Klaus Wagenbach und dort alleinverantwortlich für die Herstellung.

DENISE STERR

Das Studium legt die Grundsteine für den späteren beruflichen Werdegang, doch was schlussendlich passiert, kann niemand wissen. Wir haben nachgefragt und ehemalige HTWK Studenten der Buch-/Medienproduktion (ehem. Verlagsherstellung) haben geantwortet.

www.verlagsherstellung.de

Mit Blick über den Bücherrand

Die Webseite des Studienganges »Buch- und Medienproduktion«

Studieninformationen | Fachartikel | Veranstaltungen Stellenangebote | Projekte und vieles mehr ...

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Als ich am 27. März 2015 meine Bachelor-Arbeit vertei-digte, hatte ich einen unterschriebenen Arbeitsvertrag bereits in der Tasche. Mein Berufseinstieg erfolgte bei der randmuzik GbR, einem Leipziger Schallplattenpresswerk. Bereits während des Studiums betreute ich hier als stu-dentische Hilfskraft die Druckvorstufe. Letztendlich hatte ich ja MEDIENproduktion (und nicht Buchproduktion) studiert. Ein Jahr später verschlug es mich für drei Monate zu le-tex als Projektleitung im Bereich Zeitschriften. Doch als sich die Chance ergab an der HTWK als Labor-ingenieurin für den Studiengang Buch- und Medien-produktion zu arbeiten, musste ich nicht überlegen. Die Stelle ist abwechslungsreich und herausfordernd. Da es sich um eine Elternzeitvertretung handelt, steht im Dezember schon der nächste Wechsel für mich an.

ELISE MENZEL

Die Inhalte der aktuell geplanten 21 Hefte ergeben sich

aus den Themen der Lehrveranstaltungen und Module

der unterschiedlichen Studiengänge ›Rund ums Buch‹.

Die Studienhefte erscheinen im DIN-A4-Format und

bieten in fünf Rubriken:

Inhalte der buchwissenschaftlichen und buchprak-

tischen Studiengänge;

kompakte, lernorientierte Umsetzung der Inhalte;

prägnante Darstellungen;

übersichtliche typografische Gestaltung;

bedruckte Ordnerrücken für eine thematische

Ablage.

bramannBasicsbuch & medien | Studienhefte

1 GrundlagenDas Buch im Medienkontext

Methoden der Buchforschung

Theorien der Buchforschung

bram

ann Basics

2 BuchmarktStrukturen des Buchmarkts

Geschichte des Buchmarkts

Digitalisierung des Buchmarkts

Medienrecht

Marktforschung

3 ManagementVerlags-management

Buchhandels- management

Marketing in der Buchbranche

Projekt- undEventmanage-ment

4 Gestaltungund TechnikTypografische Grundlagen

Verlagsherstellung

Druckverfahren

Geschichte der Buchgestaltung

Digital Publishing

5 RezeptionLese(r)forschung

Geschichte des Lesens

Digitales Lesen

Leseförderung

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Bramann www.bramann.de [email protected]

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Während ich mich an der Diplomarbeit abmühte, hatte ich ein Treffen mit einem Verlags-Startup in Berlin. Der Vertrieb sollte meine Domäne dort werden. Das war 2003. Der Verlag ist schließlich ohne mich gegründet und ein reichliches Jahr später schon wieder aus allen Amts registern getilgt worden. Derweil haben Sebastian Wolter und ich am 21.10.2014 beim Gewerbeamt Dresden den Verlag Voland & Quist gegründet. Der Verlag wächst und gedeiht und lässt genug Spielraum, um sich weiteren Aktivitäten zu widmen. Das seit zehn Jahren existierende Festival „Literatur jetzt!“ gehört dazu, wie auch sich als Vorstand in der Kurt-Wolff-Stiftung der Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene zu widmen.

LEIF GREINUS

Mein Studium der „Buch und Medienproduktion“ an der HTWK Leipzig habe ich im 8. Fachsemester im August 2013 erfolgreich abgeschlossen. Da ich nur für die Dauer der Regelstudienzeit BAföG erhalten habe, bewarb ich mich um einen Job, noch bevor die Arbeit an der Bachelor-arbeit beendet war. Im Mai trat ich meine erste Stelle nach dem Studium in der Verlagsgruppe Random House als Junior E-Book Producer an und schrieb zeitgleich meine Abschlussarbeit. Diese Doppelbelastung hat viel Kraft gekostet. Zur Verteidigung bin ich am 15. August (gesetz-licher Feiertag in Bayern) nach Leipzig gefahren. Hinterher war ich sehr erleichtert und froh, endlich konnte auch ich den Sommer genießen. Nach 1,5 Jahren im Bertelsmann Konzern zog es mich nach Reinbek bei Hamburg in den Rowohlt Verlag. Im September 2014 startete ich hier als Herstellerin und Koordination E-Book in der Herstellung.

JULIA MÜLLER

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Mein kleiner Buchverlag SESSEL BOOKS lebt auch haupt-sächlich von den Downloads aus dem Internet. Wenn ich nur davon leben müsste, dass ich reale Hörbücher verkaufe, dann gäbe es meinen Verlag nicht mehr. 2010 habe ich noch 12.000 Hörbücher pressen lassen. Davon kann ich heute nur träumen. Jetzt lasse von einer Neuerscheinung 1.000 Stück pressen. Mehr nicht. Früher bin ich gleich mit 2.000 bis 5.000 Exemplaren in die erste Auflage gestartet. Ich überlege auch immer wieder, ob ich überhaupt noch Hörbücher pressen lasse, wenn ich sowieso am meisten über die Downloads im Internet verdiene. Andererseits kenne ich auch einige, die immer noch gerne ein Hörbuch in den Händen halten und im Booklet blättern möchten. Ich werde also noch ein paar Jahre dran bleiben. Die Frage ist, wie lange ich es mir leisten kann, diese immer kleiner werdende Zielgruppe zu bedienen.

Es könnte gut sein, dass ich die nächste Neuerscheinung erst einmal nur als Download anbiete und das Hörbuch erst dann pressen lasse, wenn ich einen spürbaren Erfolg merke. Erst einmal Geld einspielen, das ich dann wieder für eine Pressung ausgeben kann, die sich wahrscheinlich nicht rentiert. Deswegen sind die einzelnen Hörbuch pressungen auf Anfrage sicherlich interessant für viele kleine Hörbuch-verlage. Dies ist pro Stück teurer, aber man hat nicht gleich die hohen Kosten der gesamten Erstauflage, die danach im Lager einstaubt und darüber hinaus noch Lagerkosten verursacht. Und dann gibt es noch den deutlichen Trend zu MP3 Hörbüchern. Mit MP3 Dateien sinken die Presskosten rapide. Bei meinem Hörbuch „Ich kann auch anders“ wären es sechs normale Audio-CDs gewesen. Als MP3 Hör buch bekam ich alles auf eine CD. Die meisten CD Spieler kön-nen MP3 CDs abspielen. Bisher bekam ich keine negativen Rückmeldungen. Ich denke auch, dass die Verlage irgendwann anfangen werden, die Produktionskosten zu senken. Mit kleinen Mitteln kann sich fast jeder gute Sprecher ein kleines Tonstudio zu Hause aufbauen. Und dort kann er ganz entspannt das Hörbuch einsprechen und selbst schneiden. Auch dafür wird die Software immer besser. Da ich selbst meine Hörbücher einspreche, habe ich darüber auch schon nachgedacht. Vielleicht werde ich es irgendwann angehen, aber noch genieße ich den Luxus eines guten Tonstudios, bei dem ich einen Regisseur habe und mich voll und ganz aufs Sprechen konzentrieren kann.

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HÖRBÜCHER DER ZUKUNFT

Gibt es überhaupt eine Zukunft für Hörbücher? Dies werde ich immer wieder gefragt. Eine Antwort hat Nathan Hull von Bookchoice: Er meinte letztens bei einem Vortrag, dass der Hörbuchmarkt in Deutschland sehr gut sei. In vielen anderen Ländern gibt es kaum Hörbücher, meint er.

Somit ist schon mal klar, dass es immer noch viele Men-schen gibt, die gerne Hörbüchern lauschen. Doch was hören sie und wo wird gekauft? Meistens wird Belletris-tik vertont. Romane, Krimis und Kinderbücher laufen gut. Bei Sachbüchern sieht es schon anders aus. Einerseits gibt es dafür einen Markt, weil ich viele Unternehmer kenne, die sich im Auto fortbilden. Andererseits sind die vielen kosten losen Podcast eine große Konkurrenz. Seitdem viele Unternehmen verstanden haben, dass man über kostenlose Podcasts z. B. bei iTunes viele neue

Kunden erobern kann, sprießen sehr gut gemachte Pod-casts zu sämtlichen Themen aus dem Boden. Da kann ein kostenpflichtiges Sachhörbuch kaum mithalten. Und selbst wenn sich jemand ein Hörbuch kaufen möchte, dann wahrscheinlich nicht als haptische CD. In vielen neuen Autos gibt es keine CD-Spieler. Ähnlich wie die Schall-platten früher, scheinen die CDs langsam zu verschwinden.Ich kenne viele Buchverlage, die ihre Sachbücher nicht vertonen, weil es sich einfach nicht rentiert.

Als ich Weihnachten 2016 Buchläden gefragt habe, ob sie meine Hörbücher in ihre Hörbuch-Ecke stellen wollen, kam häufig die Antwort, dass es die gar nicht mehr geben würde. Vor einigen Jahren waren Hörbücher vor Weih-nachten eine super Einnahmequelle für kleine Buchläden. Dies hat sich geändert. Noch nicht einmal Romane und Krimis werden dort in Massen gekauft.

Isabel García ist Rednerin und Verlagsleiterin von SESSEL BOOKS. Mit Ihrem Motto „Gut reden kann jeder“ zeigt sie jedermann, wie er sofort besser wirken kann. Sie wirft den Ballast vieler Rhetorikregeln über Bord, ermutigt, den eigenen Weg zu finden und sorgt so für charmante Meetings, aufregende Präsentationen und kurzweilige Vorträge in deutschen Firmen. In Ihrem Verlag hat sie bisher 7 Sach-hörbücher heraus gebracht. Ihr erstes Hörbuch „Ich REDE. Kommunikationsfallen und wie man sie umgeht“ verkaufte sich über 90.000 Mal.

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7. Aufl age 2017, 842 S., zahlr. Abb., 4-fbg., 21 x 24 cm, geb., ISBN 978-3-8085-3527-1Europa-Nr. 35210 | € 48,00 *

Das Fachbuch bietet einen umfangreichen und kompakten Gesamtüberblick über alle Bereiche der Medien. Das Buch gliedert sich in die drei Teile Grundlagen, Gestaltung und Produktion sowie Wirtschaft und Management.

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Vielseitige Medien

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Rotes Leinen, fadengeheftet, farbige Prägung, von Hand aufgeklebtes Schildchen, durchgefärbtes Vorsatzpapier, gedruckt und gebunden im Allgäu.

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Als Fazit kann ich sagen, dass meiner Meinung nach Hörbücher immer noch angesagt sind. Allerdings haupt-sächlich als Download und am liebsten zu Abo-Preisen. Und auch wenn ich meine Hörbücher bei den Abo- Preisen weit unter Wert verkaufe, lebt mein Verlag sehr gut von diesen Downloadportalen. Hauptsächlich von Audible bzw. iTunes. Aber auch Bookwire ist auf dem Vormarsch und bedient sehr viele kleine und größere Onlineportale. Ich weiß, dass sich viele über Audible aufregen, weil sie deutlich mehr einbehalten, als es im Buchhandel üblich wäre. Trotzdem lebt mein Verlag hauptsächlich von den Einnahmen über Audible.

Ich liebe es Hörbücher zu schreiben, sie einzusprechen und zu verlegen. Und ich hoffe, dass es meinen kleinen Verlag noch lange geben wird und ich mich rechtzeitig den neuen Bedürfnissen anpassen kann.

ISABEL GARCÍA

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Aber natürlich ist ein automatisches Layout nicht die richtige Antwort für jedes Buch. Einem Roman wird ein automatischer Workflow keinen Abbruch tun, aber für ein schönes Coffee-Table-Buch schon. Es bezieht seinen ästhetischen Wert immer noch durch eine bewusste, händische Gestaltung …

Jeder kann ohne Ausbildung, Vorwissen Bücher publizie-ren, wird das in Zukunft zu einem Problem für Verlage, Setzereien, Grafiker werden? Solche Entwicklungen haben immer zwei Seiten und die Effekte betreffen die genannten Gruppen sehr unter-schiedlich. Verlage müssen sich umstellen. In vielen Bereichen ist Self-Publishing eine ernste Konkurrenz geworden. Verlage öffnen sich nur sehr zögerlich in diese Richtung und unterschätzen dabei das Potenzial. Dabei ist das Verlegen und die damit verbundenen Dienstleistungen – wie Lektorat, Korrektorat, aber auch Vermarkung und Distribution – ihr Kerngeschäft und sie sollten diese Entwicklungen aktiv mitgestalten. Auch für Grafiker und Setzereien hat die Entwicklung neben klaren Risiken auch Chancen parat. Denn die Selfpublishing Szene ist dabei sich zunehmend zu professi-onalisieren und benötigt in diesem Rahmen entsprechende Dienstleister.

Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit Verlagen momentan aus?Unsere Erfahrung ist, dass viele Verlage sehr zurückhaltend sind, ihre etablierten und bewährten Pfade aufzugeben. Aber es gibt auch sehr innovative Verlage, die sich von der Idee, Bücher müssten sich immer nur zwischen zwei Buchdeckeln abspielen, lösen. Etwa der Oetinger Verlag, der mit seiner Tochter StoryDocks eigene digitale Technologien und Geschäftsmodelle entwickelt, die den Begriff „Buch“ sehr offen interpretieren.

In der Zusammenarbeit mit Verlagen sind wir zu-erst ein technologischer Dienstleister. Wir bieten eine redaktionelle Produktionsplattform für unsere Kunden, wodurch sie zum Teil beträchtliche Effizienzsteigerun-gen erreichen. Daneben passen wir die Plattform and die Bedürfnisse der Kunden an und ent-wickeln neue Funktionen. Gerade in der

Booktype ist eine hoch automatisierte Publisher-Software, die auf Schnelligkeit des Workflows ausgelegt ist, geht dadurch nicht der individuelle Charakter von Büchern verloren? Booktype folgt der Idee des „Single Source Publishing“, also dem Erstellen von Publikationen für verschiedene Medien aus einer Quelle. Die Automatisierung besteht in diesem Zusammenhang im Wesentlichen in der Erstellung der verschiedenen Dateien, die fertig gestaltet in einem automatischen Layout ausgegeben werden.

Die redaktionellen Abläufe – wie Materialsammlung, Schreiben, Korrektorat und Lektorat – werden natürlich nicht automatisch, sondern weiterhin „händisch“ gemacht. Sie werden aber deutlich vereinfacht werden, da Booktype alle Arbeitsschritte unter einer einheitlichen Oberfläche bündelt: Es müssen keine tausend Versionen von Word Dateien oder Korrekturfahnen mehr herumgeschickt werden. Alle Änderungen und Korrekturen werden direkt

in Booktype im Browser gemacht und müssen beispiels-weise nicht mehr vom Papier in InDesign übertragen werden.

Und kommt es dadurch nicht zu einem Wertverlust von Büchern?Ich denke, grundsätzlich haben technologische Ent-wicklungen nicht notwendig einen Einfluss auf den INHALTLICHEN Wert. Ein gutes Buch ist gut, un-abhängig davon, wie es erstellt wurde. Idee, Konzept, Material etc. sind hier maßgeblich.

Technologische Fortschritte haben zumeist einen Einfluss auf die Aufwände – sprich: Kosten, die bei der Erstellung entstehen. Mussten früher die Lettern für den Druck noch händisch in Setzkästen geordnet werden, so ist das heute natürlich einfacher und kostengünstiger. So ist das auch mit Booktype, das den redaktionellen Prozess und die Produktion der Dateien stark vereinfacht.

Julian Sorge ist Managing Director der Booktype GmbH, welche die gleichnamige Software entwickelt und vermarktet. 1970 in München geboren ist er in Rom und Bonn aufgewachsen. Nach dem Ab-schluss seines Philosophie Studiums fiel sein Berufseinstieg 1998 in die erste Dotcom-Euphorie: zunächst als New Media Consultant angestellt, war er anschließend einige Jahre freiberuflich in der kreativen Wirtschaft Berlins tätig. Nach zuletzt acht Jahren als Senior Projektleiter im internationalen Gestalten Verlag, ist er seit 2014 verantwortlich, Booktype erfolgreich am Markt zu positionieren.

BOOKTYPE – QUICK & EASY

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JULIAN SORGE

Konzeption und der Entwicklung von Funktionen schälen sich neue Geschäftsmodelle oder Einnahmequellen heraus. Ein Beispiel ist unsere Kooperation mit XL BOOK, einem Dienst für Menschen mit eingeschränkter Sehfähig-keit. Hier werden aus bestehenden E-Books der Verlage auf Wunsch Großdruck-Bücher erstellt. Obwohl E-Book-Reader eine Schriftgrößenanpassung haben, möchten viele immer noch auf Papier lesen. Ohne eine effiziente Technologie wie Booktype, die aus einem EPUB auf Knopfdruck ein fertig gelayoutetes Druck-PDF ausgeben kann, wäre ein solches Konzept gar nicht möglich.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?Booktype ist bereits ein sehr rundes Produkt, aktuell konzentrieren wir uns deshalb auf die API, die Program-mierschnittstelle. Sie ermöglicht Booktype mit anderen Anwendungen einfach und effizient zu verbinden und es so in bestehende Infrastrukturen unserer Kunden einzu-binden. Das ist sehr wichtig, um flexibel auf verschiedene Anwendungsfälle und Anforderungen zu reagieren. Damit wollen wir langfristig auch weitere Dienste in das Angebot Booktype integrieren. Etwa die Möglichkeit, Bücher direkt aus Booktype heraus and externe Dienst-leister zu übergeben – etwa um Bücher drucken zu lassen – oder aber die Erstellung von Cover bei einem Designer in Auftrag geben zu können. Ziel ist, möglichst alle Abläufe der Bucherstellung und -vermarktung aus einer Anwendung heraus organisieren zu können.

25 JahreWir feiern!// Jubiläumsbuch

44 %Pures

Wissen42 %Spaßfaktor

8 %Neuigkeiten

6 %Harte Fakten

12.Oktober 2017 Veröffentlichung 17 – 18 Uhr auf der Frankfurter Buchmesse, Orbanism-Space, Halle 4.1, B 91

Zahlreiche Beiträge:

5 Kapitel mit insgesamt 13 Projektvorstellungen.

5 Absolventen sprechen über Ihre Karriere.

5 Professoren erzählen aus ihrem Fachgebiet.

5 Gastautoren geben Einblick in die Branche.

5 Info grafiken zum Studiengang.

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f u e n fu n d z wa n z i gj a h r ev h b m b

25 Jahre. Wir feiern! // Ein Jubiläumsbuch zum 25. Geburtstag des Studiengangs Verlagsher stellung / Buch- und Medien produktion Beiträge von // Gerhard Steidl // Kathrin Passig // Andreas Meyer // Alexander Trommen & Isabell Kick // Michaela Philipzen und den Professoren // Alexander Grossmann // Thomas Heß // Christian Ide // Michael Reiche // Brigitte Witzer

// 160 Seiten // durchgehend vierfarbig gedruckt // Pappband // Halbleinen // Schweizer Broschur // offene Faden-heftung // ISBN 978-3-9817591-1-2// Bestellungen per Mail an [email protected]

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mir nicht gerade einfach, Absagen bei Rezensionsanfragen zu schreiben. Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr als drei Rezensionsexemplare zum Lesen zu haben. Das geht aber selten auf, obwohl ich fast nie Anfragen stelle. Sonst ist das bei Bloggern aber schon die Regel. Dafür gibt es zum Beispiel das Bloggerportal von Randomhouse. Dort reagiere ich bei Interesse postiv auf Pressemeldungen und habe wenige Tage später tollen Lesestoff. Aber auch für kleinere Verlage darf ich bloggen. Es ist schon schön, Neu-igkeiten als eine der Ersten zu erfahren und die Leser dann damit versorgen zu können. Die Arbeit mit Verlagen und Autoren macht das Bloggerleben besonders aufregend.

Im Internet gibt es auch unzählige Blogs, wie kann man sich von anderen abheben? Was sind gefragte Alleinstellungs-merkmale?Sobald sie zu gefragt sind, sind sie nicht mehr individuell genug. Deswegen würde ich behaupten, dass jeder zu sich selbst stehen sollte. Viele haben ein bestimmtes Talent, dass sie auf dem Blog gut einsetzen können. Arrangieren von Büchern für Fotografien, Sinn für Humor, oder einfach ein interessantes Leben. Klar sollte man auch eine gewisse Qualität an den Tag legen. Wer aber wirklich Erfolg hat, postet regelmäßig interessante Artikel und wird meistens aufgrund seiner eigenen Person gelesen.

Du bist Bloggerin für mehrere Verlage, auch große Verlage, wie könnte eine Kooperation mit Verlagen in Zukunft aussehen?So, wie es derzeit läuft, gefällt es mir. Trotzdem streckt man natürlich immer gerne die Fühler aus. Ich werde wohl weiterhin eher kleinere Verlage unterstützen, da mir die Arbeit mit diesen sehr viel Spaß macht. Doch auch größere Verlage haben ihren Reiz. Während ich mit den Verlegern der kleinen Verlage persönlich Kontakt habe, stehen mir auch die Mitarbeiter der größeren bei Fragen zur Seite. Da geht es aber meistens „nur“ um Rezensionen, Interviews und Werbung. Bei kleineren Verlagen steht die Freude am Buch im Vordergrund und man spricht auch gerne mal über private Angelegenheiten.Wenn man durch Vorschauen blättert, erkennt man, das viele Verlage Blogs als Werbeplattform entdeckt haben. Das kann sich gerne noch weiterentwickeln. Zum Beispiel mehr Kooperationen, in denen Blogger, Buchhändler und Verlage zusammenarbeiten. Das könnte auch frischen Wind in Buchhandlungen bringen und Buchblogger könn-ten davon auch profitieren.

In Seattle wurde von Amazon ein Buchladen eröffnet, der nur noch Bücher verkauft, die den Onlinekunden gefällt. Es wird immer schwieriger für Nischenbücher kleinerer Verlage im Internet Aufmerksamkeit zu bekommen. Du arbeitest bei dem Projekt „Mut zur Nische“ mit, wie könn-te künftig das Marketing für kleinere Verlage aussehen?Kleinere Verlage können mehr Lesernähe ermöglichen. Da sollte man anknüpfen. Denn wer würde denn nicht gerne mit den Autoren seiner Bücher über Lieblingszenen und Protagonisten diskutieren? Also könnte man mehr Offlineveranstaltungen anbieten. Wie zum Beispiel das Sommerfest vom Drachenmondverlag. Weil mir die Idee auch so gut gefällt, gibt es nächstes Jahr in „meiner“ Bücherei ein Lesefest, in welchem auch die Kleineren mal zum Zug kommen können.

Was sind Deine Zukunftsprojekte?Ich verbinde gerne meine Bücherei mit meiner Blogger-arbeit. Aus diesem Grund würde ich die literarische Veranstaltung am 1./2. September 2018 auf jeden Fall dazu zählen. So werden wir zum Beispiel auch andere Blogger wie Sabrina Marzahn von „die Büchernixe“ oder Anna Green von „Arya Green Vermont“ in die Planung mit-einbeziehen.Dann gibt es noch ein Herzensprojekt, was aber noch nicht verraten werden darf. Sonst stehen natürlich noch verschiedene Rezensionen an. Eine davon wird wohl aus den anderen herausstechen. Ich werde mich nämlich im Juli 2017 (aus meiner Sicht ist es ja noch die Zukunft) zum ersten Mal intensiver mit Yoga auseinandersetzen. Es wird dann einen bestimmt interessanten Erfahrungsbericht geben. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was die Zukunft bringen wird!

ZWISCHEN BÜCHERN ZU HAUSE

Wenn ich nicht gerade auf dem Blog Tastenklecks über mein Leben mit Büchern schreibe, praktiziere ich es. Denn ich arbeite in einer Buchhandlung und verfolge den Traum, als Sprecherin zu arbeiten. Geschichten haben schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Von Europa-schallplatten mit Hans Paetsch über Bücher von Ende und Lindgren bis hin zu – wie soll es anders sein – Harry Potter. Verständlich also, dass ich als Ausgleich noch in einer Bücherei arbeite. Seit vierzehn Jahren mittlerweile darf ich die Bücherei Hettenleidelheim als mein zweites Zuhause benennen. Trotz allem ist mir meine Familie ebenso wichtig. Enkelkind, Tochter, Schwester und stolze Tante inmitten von Bücherbergen – das bin ich: Sara Merzo.

Es gibt fast schon unendliche viele Bücher, wie gehst Du bei der Wahl deiner Bücher vor? Wie arbeitest Du als Bloggerin?Auch wenn ich nicht an akutem Büchermangel leide, kann man natürlich nie genug haben. Aus diesem Grund fällt es

Bücher, Hörbücher/Hörspiele auf Schallplatten und Kassetten – Geschichten sind schon immer ein Teil ihres Lebens. Kein Wunder also, dass sie seit 14 Jahren zum Team einer Gemeindebücherei gehört, in einer Buchhandlung arbeitet und dank der Sprecherausbildung auch das Wort vertonen darf. Als würde das nicht reichen, teilt sie seit zwei Jahren auf dem Blog „Tastenklecks“ ihre Leseliebe mit den Lesern. Sara Merzo lebt umgeben von Büchern, Tieren, Wald und Schwimmbad in dem pfälzischen Dorf Hettenleidelheim.

SARA MERZO

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Spätestens seit dem großen Erfolg des zweiten Fan fiction-Romans (nach Fifty Shades of Grey von E. L. James), der After-Reihe von Anna Todd, ist das Thema Fanfiction auch auf dem deutschen Buchmarkt in aller Munde. Es wird über die Existenz- und Erfolgsberechtigung eines Romans diskutiert, der aus einer bereits bestehenden Geschichte entstanden ist, ebenso wie über die Qualität der Literatur von morgen. Ist das große Kulturgut Buch in Gefahr, weil Verlage nur noch auf bewehrte Mainstreamthemen und -plots setzen? Suchen sie in der Hoffnung auf gut verkäuf-liche Romane bald nur noch auf Fanfiction-Plattformen nach neuem Material? Stellt die große Welt der Fan fiction tatsächlich DEN Bestseller-Pool dar, jeder Tropfen ein Erfolg? Ich denke nicht. Ebenso halte ich die Zukunftsängste, die in der Branche immer wieder aufkommen, sobald es in der Literatur zu neuen Entwicklungen kommt, für über flüssig. Jede Veränderung bietet Chancen, die es zu erkennen und ergreifen gilt, so auch im Fall des Social Reading und Writing im Netz, zu dem die Fanfiction zählt.

FANFICTION ALS NEUER BESTSELLER-GARANT?

Nicole Boske entdeckte in ihrem Germanistikstudium die literarische Chancenvielfalt der E-Book-, App- und Web-2.0-Welten für sich. Als Lektorin bei Impress & Dark Diamonds, den digitalen Imprints des Carlsen Verlags, widmet sie sich unter dem strahlend grauen Himmel Hamburgs den Genres Young Adult Romance und All Age Fantasy ab 14 Jahren sowie New Adult Fantasy ab 16 Jahren.

EIN LITERARISCHER FANKULTFanfiction benennt Fiktionen, die Fans zu einer bereits bestehenden Geschichtenwelt schreiben. Diese werden häufig auf speziellen Onlineplattformen im Rahmen von Lese- und Schreibcommunities veröffentlicht und mit anderen Fans geteilt. Sie speisen sich nicht nur aus dem Feld der Literatur, sondern ebenso aus TV-Serien, Filmen, Computerspielen sowie dem Leben bekannter Stars. Dabei können Figuren und Handlungsstränge weiterentwickelt, verändert oder auch komplett neu geschaffen werden. Obwohl das Phänomen des Umerzählens bereits exis-tierenden Materials anderer Autoren nicht neu ist – man denke an die zahlreichen Versionen von Robin Hood und seinen Gefolgsleuten –, hat sich der Begriff Fanfiction erst in neuerer Zeit etabliert. An Bedeutung gewann das Thema zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den ersten literarischen Fankults, die sich beispielsweise um die Sherlock- Holmes-Romane entwickelt haben. Mit dem Star-Trek-Hype er-reichte die Fanfiction eine neue Stufe. Während diese Art der Literatur per Briefkultur oder Fanzines zunächst einen beschränkten Kreis an Lesern erreichte, ermöglichte das

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NICOLE BOSKE

anspruch ein anderer, als wenn sie den Text eines gleich-gesinnten Fans lesen. Ebenso ist der Ausgangspunkt eines Autors ein anderer, wenn er in einer stark Feedback gebenden Community veröffentlicht oder seinen Roman kommerziell bzw. via Verlag vermarkten lässt. An dieser Schwelle – weg vom Fan-Autor hin zum kom-merziellen Autor – kommt der Verlag ins Spiel. Wir können hier Autoren finden, die sich und ihre Ideen bereits an einer ehrlichen Zielgruppe getestet und durch regelmä-ßiges Feedback ihre Schreibqualitäten ausgebaut haben.

ERKENNE DAS LICHT, ABER LASS DICH NICHT BLENDEN!Als Lektorin für zwei digitale Imprints, bei denen aus-schließlich deutsche Originalausgaben veröffentlicht werden, bin ich immer auf der Suche nach vielver-sprechenden Autoren – und nach neuen Wegen, jene zu finden! Doch auch beim Social Writing gilt es, die wahren Perlen herauszufischen und sich nicht von der Reichweite eines Users blenden zu lassen. Am Ende zählt eben doch die Qualität eines Textes.

Die Entwicklungen um die Fanfiction bieten also nicht nur Chancen. Hat man einen tollen Autor und damit auch eine großartige Fanfiction-Story gefunden, die ver öffentlicht werden will, bedeutet das allein schon aus rechtlichen Gründen viel Arbeit. Dazu muss sowohl der Autor als auch der Verlag bereit sein, denn das veröffentlichte, kom-merziell vermarktete Buch muss am Ende eigenständig funktionieren und darf keine Spuren des Romans auf-weisen, der Inspirations- und Entstehungsquelle war. Zudem bestehen besonders auf dem deutschen Buchmarkt von Seiten der Verlage, Buchhändler und Leser Vorbehalte und Unsicherheiten gegenüber Autoren, deren Ursprung im Social Writing, in der Fanfiction oder beispielsweise in Schreibwettbewerben liegt. Diese Vorurteile sind bereits im Zusammenhang mit Selfpublishing bekannt, allerdings lässt sich hier beobachten, wie sich die Haltung und der Anspruch sowohl der Leser als auch der Autoren zu ihren Texten verschiebt und dies ein Umdenken von Verlagen und Händlern zufolge hat. Eine Entwicklung, die für die Fanfiction durchaus denkbar scheint. Und so steht auch hier die große Frage der richtigen, zum Erfolg führenden Vermarktung im Raum. Diese scheint sich bei amerikani-schen Lizenztiteln aus diesen Bereichen weniger zu stellen, sofern sie sich bereits auf dem eigenen Markt durchsetzen konnten. Eine Zukunftsprognose, wie sich die Fanfiction auf den deutschen Buchmarkt auswirkt und entwickelt, kann und möchte ich in diesem Rahmen jedoch nicht geben. Klar ist für mich nur:

NICHT JEDE FANFICTION HAT DAS POTENZIAL ZU EINEM BESTSELLER, ABER DURCH FANFICTION LASSEN

SICH AUTOREN MIT POTENZIAL ENTDECKEN.

über schwappen. Auch das Einbinden von Fans, das immer wichtiger wird und eine Anerkennung und Dankbarkeit seitens der Verlage wie auch der Autoren gegenüber den Fans vermittelt, kann auf diesem Weg geschehen. Wie wäre es beispielsweise mit einem Fanfiction-Contest zu einer Reihe, während die Leser auf den nächsten Band warten? Eine weitere Ebene ist das Entdecken neuer, vielver-sprechender Autoren, die im besten Fall bereits selbst Fans um sich versammelt haben und das nicht nur, weil sie zu einer bereits beliebten Geschichte schreiben, son-dern dies auch mit der nötigen Qualität tun. Die ist oft trotzdem eine andere als bei käuflich zu erwerbender Literatur. Grund dafür ist die Erwartungshaltung sowohl von Lesern als auch Autoren, die sich aus der ursprüngli-chen Motivation eines Hobbys ergibt. Dies betonte auch eine Teilnehmerin des Selfpublishing-Days im Juni diesen Jahres. Der nur mäßige Erfolg der Amazon-Selfpublishing- Plattform Kindle Worlds, für die eigens Lizenzen erfolgreicher TV-Serien eingekauft wurden, unterstreicht: Geben Leser für einen Roman Geld aus, ist ihr Qualitäts-

Internet den Zusammenschluss von unzähligen Fans auf der ganzen Welt, die gemeinsam ihrer Leidenschaft nach-gehen. Und genau das ist das Stichwort: Leidenschaft für eine fiktionale Welt zu teilen, gleich welchen Ursprungs. In Austausch mit Gleichgesinnten zu treten, ist das Ziel von Usern dieser Fanfiction-Communities. Erreicht wird dies entweder als Leser, der eine geliebte Welt nicht verlassen will, oder als Erzähler, der auf eine ganz neue Weise in eine Geschichte eintauchen und sie (er-)leben kann.

CHANCEN SEHEN UND NUTZENDie sich aus der Fanfiction-Kultur ergebenden Anwen-dungsebenen haben unterschiedlich hohes Potenzial für den (deutschen) Literaturbetrieb. Nicht zu ver-achten ist die Ebene des Marketings, speist sich die Motivation für Leser und Autoren dieser Geschichten doch aus dem Fansein. Fans wollen immer länger Teil einer Geschichte bleiben, was u. a. der Trend zu Spin-offs, Prequels und Sequels deutlich macht. Fanfiction bietet die Möglichkeit, Leser „bei der Stange“ zu halten. Hier treten Fans in Kontakt, schüren die gegenseitige Begeis-terung zu einem Roman und lassen diese auf neue Leser

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Die Nische ist ein sehr spezieller Raum. Auf den ersten Blick fällt sie oft gar nicht auf, weil sie an der Peripherie und nicht im Fokus liegt. Man findet sie vielmehr, wenn man sich Zeit lässt, sich verirrt, umherstreift, genauer hinschaut, heimisch wird. Hat man sie dann entdeckt, offenbart sie ihre Eigenheiten: In der Nische herrscht ein spezifisches Klima, das dem Besonderen eine Lebens-grundlage bietet. Hier findet sich Außergewöhnliches, Abwegiges, Unerwartetes. Als literarischer Verlag kann man sich in einer Nische des Buchmarktes gut einrichten. In der ökologischen Nische gedeihen, geschützt durch die Abseitigkeit, Pflanzen und Formen, die man sonst nicht findet, weil sie die ganz spezifischen Nischenvoraus-setzungen brauchen, um entstehen und sich entwickeln zu können – und das gilt fast genauso auch für Bücher. Die Nische eignet sich nicht fürs große Publikum, sie ist etwas für Neugierige, für Entdecker.

Als ich vor gut drei Jahren den Schritt wagte, mich selbst-ständig zu machen und einen eigenen Verlag zu gründen, dachte ich nicht lange darüber nach, eine andere Form zu wählen als eben den Nischenverlag. Möchte man als Verlag sichtbar werden, dann muss man sich so klein wie möglich machen und nach einer Nische suchen und sie zu besetzen versuchen. Das mag paradox klingen, doch es ist meines Erachtens die einzige Chance, die heute für einen kleinen Verlag besteht, Fuß zu fassen und sich einen Namen zu machen. Nur so wird man erkennbar in der Fülle an Verlagen und Veröffentlichungen, nur so kann man es schaffen, eine Art wiedererkennbare Marke zu werden und eine Position zu besetzen innerhalb der Branche, die ja immer auch ein Markt ist. Also habe ich all meinen Idealismus aktiviert, alles daran gesetzt, das Gründungs kapital zusammenzukratzen, und habe meinen eigenen Verlag gegründet. Im vollen Bewusstsein, dass das erreichbare Optimum eine Bilanz ohne Verluste sein wür-de. Es ging mir nie darum, mit dem Verlag viel Geld zu verdienen (das ist bei einem literarischen Verlagsprofil illusorisch), es ging mir von Anfang an darum, diejenigen Bücher zu veröffentlichen und verfügbar zu machen, die ich immer schon selbst gerne lesen wollte, die aber auf-grund der Situation des Buchmarkts von eben diesem Markt verschwunden oder niemals auf ihm aufgetaucht sind.

Seitdem veröffentliche ich zwei Bücher pro Halbjahr, vier im Jahr. Mittlerweile ist die Backlist auf 12 Titel an-

DIE NISCHISIERUNG DER BRANCHE

Sebastian Guggolz, geboren 1982 am Bodensee, studierte Kunstgeschichte und Germanistik in Hamburg. Nach einigen Jahren als Lektor bei Matthes & Seitz Berlin gründete er 2014 den Guggolz Verlag. 2016 wurde er mit der Übersetzerbarke ausgezeichnet, 2017 erhielt er den Kurt Wolff Förder-preis.

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RUND UMS BUCH

verlagsherstellung.defb.com/buchundmedienproduktion

twitter.com/bmb_de

MIT BLICK

ÜBER DEN

BÜCHERRAND

gewachsen, ausschließlich Übersetzungen von vergessenen Klassikern aus Nord- und Osteuropa, hauptsächlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Da ist ein färöischer Klassiker dabei, ein litauischer, estnischer, finnischer, schot-tischer, tschechischer, ungarischer, russischer, schwedischer, norwegischer, belarussischer. Demnächst wächst die Liste der europä ischen Literaturen noch um Dänisch und Ma-zedonisch an. Der Verlag hat sich als Spezialist für die ab-seitigen kleinen Sprachen etabliert – nicht der schlechteste Stempel, der einem aufgedrückt werden kann.Die Originale der Bücher, die ich in neuer oder erster Übersetzung herausbringe, sind in ihren jeweiligen Her-kunftsländern oftmals bereits im Kanon erstarrt, die Autoren leben nicht mehr und ihre Bücher sind im besten Fall ins Klassikerregal der Buchhandlungen ein-geräumt – wenn sie nicht gar ganz aus den Läden in die Bibliotheken geräumt wurden. Dennoch sind es genau diese Bücher, die ich in den Buchläden vermisse und die in ihrer Vielfalt unsere Perspektiven erweitern. Natürlich lese ich auch mit großer Begeisterung die großen Namen. Die Neu übersetzungen der russischen, amerikanischen, französischen Klassiker, die seit einigen Jahren bei den großen Verlagen und auch dem einen oder anderen kleineren Verlag erscheinen. Doch sehe ich die Aufgabe

SEBASTIAN GUGGOLZ

der kleinen, unabhängigen Verlage nicht darin, den großen nachzueifern und sich in Konkurrenz mit ihnen zu begeben (man würde sowieso immer nur das Nachsehen behalten), sondern sie zu ergänzen, sich dem widmen, was die gro-ßen nicht berücksichtigen wollen oder können.Ich bin überzeugt, dass man als kleiner Verlag erst dann sichtbar wird, wenn man sich konzentriert. Sowohl natürlich bei der Arbeit als auch in der programmatischen Ausrichtung. Und das ist verbunden mit einer Beschrän-kung – mit einer freiwilligen Nischisierung. „Habent sua fata libelli“ lautet die bekannte und vielzitierte, fast 2.000 Jahre alte Zeile aus einem lateinischen Lehrgedicht. „Bücher haben ihr je eigenes Schicksal“. Genauso trifft das auch auf Verlage zu. Verlage haben ihr je eigenes Schicksal. Und den Weg auszumachen, den man beschreiten möchte, das Profil zu finden, das einem behagt und mit dem man sich gerne identifiziert – und nebenbei darauf zu achten, an den richtigen Stellen einzuschränken, abzulehnen, ab-zugrenzen –, das ist dann wohl das je eigene Schicksal, die je eigene Aufgabe der Verleger.

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Lesen muss Teil jeder Kindheit und Jugend werden, damit alle die gleichen Chancen haben – unter dieser Prämisse engagiert sich die Stiftung Lesen seit bald 30 Jahren mit jährlich mehr als 100 Projekten und Programmen. Im Fokus stehen dabei Angebote für Eltern und Kinder: Sie wenden sich an Mütter und Väter, um sie für die Be-deutung des Vorlesens und Lesens zu sensibilisieren und geben Impulse, um die Lesefreude von Kindern zu wecken. Gerade in den ersten Lebensjahren ist es beispiels-weise wichtig, dass Eltern ihren Kindern regelmäßig vorlesen, gemeinsam mit ihnen Bilderbücher betrachten, Lieder singen und den Spracherwerb mit altersgerechten Reimen und Spielen begleiten – das große Leseförder-programm „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“, das die Stiftung Lesen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung umsetzt, bietet hierbei vielfäl-tige Orientierungshilfen und Anregungen für Familien. Aber auch in der weiteren Entwicklung der Kinder fin-den sich viele Ansatzpunkte – sei es in der Kindertages-stätte, der Schule und auch darüber hinaus – Lesefreude zu vermitteln und Lesekompetenz zu stärken. So werden beispielsweise im Lehrerclub der Stiftung Lesen bundes-weit Lehrkräfte mit vielfältigen Unterrichtsmaterialien und Informationen versorgt. Um die Projekte zur Leseför-derung an neuesten Forschungserkenntnissen ausrichten zu können, hat die Stiftung Lesen ein eigenes Institut für Lese- und Medienforschung. Das Institut initiiert und reali-siert eigene Forschungsprojekte und Forschungsvorhaben in Kooperation mit verschiedenen Partnern, identifiziert neue Themen und Trends im Bereich Lese- und Medien-forschung und dient als wichtiger Impulsgeber für die Programmarbeit der Stiftung Lesen. Jährlich realisiert das Institut für Lese- und Medienforschung gemeinsam mit Partnern die Vorlesestudie zum Vorleseverhalten von El-tern – in der aktuellen Vorlesestudie 2017 werden Mütter und Väter mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren nach ih-ren ersten Vorleseerfahrungen gefragt. Die Forschung zur frühkindlichen Entwicklung zeigt, dass Kinder bereits in den ersten Lebensjahren sprachliche Impulse aufnehmen, die Einfluss auf ihre spätere Entwicklung haben können – Vorlesen und Geschichten erzählen ist daher wichtig, be-reits von Anfang an.

LESEFREUDE VON ANFANG AN

Astrid Wirth ist Diplom-Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen in Mainz. Neben ihrer Arbeit promoviert sie im Fachbereich Pädagogische Psychologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

ASTRID WIRTH

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Streifband ist ein Projekt des Studienganges Buch- und Medienproduktion der Fakultät Medien an der HTWK Leipzig.Herausgeber Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur | Studiengang Buch- und Medienproduktion | Gustav-Freytag-Str. 42, 04277 Leipzig, Tel.: 0341-3076-2450, www.streifband.de, [email protected] Grabowski Projektleitung und Vertrieb Laura Günthner RedaktionCeline Schorm Anzeigen und Social Media Carolin Benedix Satz und AnzeigenJulius Herold GrafikAndre Walter Druck und Weiterverarbeitung, Blog-PflegeDruck und Weiterverarbeitung OsirisDruckPapier Inhalt: 90g Bilderdruck matt, Umschlag: 135g Bilderdruck matt Schriften Agilita®, Agilita® Thin Dot (Jürgen Weltin)Auflage 3500 Erscheinungsweise halbjährlich jeweils zur Leipziger und Frankfurter Buchmesse

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