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12/8/2018 1 Klaus Kornwachs Universität Ulm, acatech München, Berlin, Büro für Kultur und Technik, Argenbühl Kritik der Autonomie Warum Maschinen nicht eigenständig agieren sollten Dienstag, 11. Dezember 2018 Wien, Salmgasse 6 1. Intelligente und ressourcenschonende Energiespeichersysteme 41,75%* 86** 2. Künstliche Intelligenz in Produkten und Produktionssystemen 35,92% 74 3. E-Health und Big Data in der Medizin 31,55% 65 4. Circular Economy 30,58% 63 5. Security und Resilience in intelligenten, vernetzten Systemen 30,10% 62 6. Automatisiertes und autonomes Fahren 25,24% 52 7. Quantentechnologien 19,42% 40 8. Advanced Systems Engineering (ASE) 17,96% 37 9. Additive Fertigung in Wertschöpfungsnetzwerken 17,48% 36 10. Nachhaltige Agrartechnologien 16,99% 35 ……………………………………………. 16. Technikakzeptanz / Technikakzeptabilität & sektorale Wirkungsanalysen 11,17% 23 18. Technikethik 10,68% 22 * Anteil % der Befragten (206) ** Absolute Anzahl der abgegebenen Stimmen Technikthemenumfrage Stand 18.10.2018 Top 10 gesamt: Mitglieder und Senatoren

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12/8/2018

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Klaus Kornwachs Universität Ulm, acatech München, Berlin,

Büro für Kultur und Technik, Argenbühl

Kritik der Autonomie –

Warum Maschinen nicht

eigenständig agieren sollten

Dienstag, 11. Dezember 2018 Wien, Salmgasse 6

1. Intelligente und ressourcenschonende Energiespeichersysteme 41,75%* 86**

2. Künstliche Intelligenz in Produkten und Produktionssystemen 35,92% 74

3. E-Health und Big Data in der Medizin 31,55% 65

4. Circular Economy 30,58% 63

5. Security und Resilience in intelligenten, vernetzten Systemen 30,10% 62

6. Automatisiertes und autonomes Fahren 25,24% 52

7. Quantentechnologien 19,42% 40

8. Advanced Systems Engineering (ASE) 17,96% 37

9. Additive Fertigung in Wertschöpfungsnetzwerken 17,48% 36

10. Nachhaltige Agrartechnologien 16,99% 35 …………………………………………….

16. Technikakzeptanz / Technikakzeptabilität & sektorale Wirkungsanalysen 11,17% 23

18. Technikethik 10,68% 22

* Anteil % der Befragten (206) ** Absolute Anzahl der abgegebenen Stimmen

Technikthemenumfrage Stand 18.10.2018 Top 10 gesamt: Mitglieder und Senatoren

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Kritik der Autonomie

1. Konvergenz und Universalisierung radikalisieren die Automatisierung 2. Stufe

2. Mensch - System Interaktion: Wer ist und was ist autonom?

3. Was für Geschöpfe wollen wir? Mythen …

4. Ein Blick auf die Ethik

5. Wer entscheidet was? Die angebliche Verantwortungslücke

6. Herr der Dinge – wir müssen unsere Geschöpfe an die Hand nehmen

Kritik der Autonomie

1. Konvergenz und Universalisierung radikalisieren die Automatisierung 2. Stufe

2. Mensch - System Interaktion: Wer ist und was ist autonom?

3. Was für Geschöpfe wollen wir? Mythen …

4. Ein Blick auf die Ethik

5. Wer entscheidet was? Die angebliche Verantwortungslücke

6. Herr der Dinge – wir müssen unsere Geschöpfe an die Hand nehmen

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5

Konvergenz:

Kohärente Technologien bilden eine gemeinsame Technologie

T2

Mechanisch

es Uhrwerk

Elektromagne-

tisches Uhrwerk

T1 conj T2

T1

Elektromag-

netischer

Motor

Roboter sind “Kinder” von Konvergenzprozessen

Communication

Technology Analog Circuits and Wires

High Frequency

Technology Electromagnetic Waves

Computer Technology Incl. Software Technology

ICT or I

World Wide

Communication

Digitalisierung (Nyquist 1928)

Convergences on the Technological Level

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Brain Research

Neuroscience

Cognitive Science

Artificial

Intelligence

Software-

technologie

Computer-

technologie

Mechanik Elektronik Sensorik

Aktorik

Robotik

Netz-

technologie

Konvergenz zu quasi-autonomen Systemen

Future Unknown

Technology ?

Neuro-

computing

8

Convergences on the Technological Level

C N

I B Process

Engineering

Molecular Design

NBIC Technology PM Technology

Das Design des Produkts steuert den eigenen Produktionsprozess, optimiert ihn, kontrolliert

die Benutzung und managed die Entsorgung

Future Unknown

Technology ?

Robotics

QM- Technology

Das Produkt ist Teil eines Systems aus interagierenden wertschöpfenden Intelligenten Robotersystemen

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Konvergenz führt zur Unversalisierung

Konvergenz führt zur Unversalisierung

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http://commons.wikimedia.org/wiki/File:MoriSeikiLathe.jpg

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:RMB3-2yuan-A.jpg

Drehbank

CNC Universal Machining Center

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Wieviel Roboter sehen Sie?

www. heise.de/tp/features/Industrie-4-0-3887252.html

FhG-IAO (2013) S. 118

Friedrich Pollock: Automation

Materialien zur Beurteilung

der ökonomische und sozialen

Folgen 1956

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Kritik der Autonomie

1. Konvergenz und Universalisierung radikalisieren die Automatisierung 2. Stufe

2. Mensch - System Interaktion: Wer ist und was ist autonom?

3. Was für Geschöpfe wollen wir? Mythen …

4. Ein Blick auf die Ethik

5. Wer entscheidet was? Die angebliche Verantwortungslücke

6. Herr der Dinge – wir müssen unsere Geschöpfe an die Hand nehmen

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„There are three kinds of death in the world:

There´s heart death, there´s brain death,

and

there´s being off the network.”

Guy Almes

www.cyber-nation.com/victory/quotations/authors/quotes-almes.guy

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Mensch fragt, beauftragt, stellt dem System Probleme Der Nutzer erhält Systemantwort (Information / Aktion). Der Nutzer muss den Kontext der Frage kennen, um die Antwort zu verstehen Der Nutzer braucht keine Kenntnis der inneren Abläufe (Theorie). Zuschreibung von Autonomie?

Akteure: Beauftragender /Designer Mensch, der als Teil des Systems arbeitet Benutzer des Systems

Notwendiges Wissen: Menschen, Maschinen, Strukturen, Prozesse Iterationen

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Algorithmen Wege gleich

Wege ungleich

Gleicher Input Gleicher Output

Deterministisch, determiniert Deep Blue IOW

Determiniert Suchen / Matching IOW

Gleicher Input Anderer Output

Nicht determiniert Stochastische, chaotische Anteile Simulation IO W

Nicht determiniert, Nicht deterministisch Lernende Systeme IOW

Input Output

Black Box = Exoview = IO-Verhalten

Struktur + Prozess = Endoview= Wege

Grade / Arten der Autonomie (Selbstursprünglichkeit) (Stephen Darwall (2007); Misselhorn (2018))

Fähigkeit, … Exoview Endo view

Men

sch

Lernend System IOW

Chaotisch /Stochast IW O

Suche / Match IO W

Deep Blue IOW

Selb

stu

rsp

ün

glic

hke

it

Personale Autonomie

Individuelle Werte ausbilden Handeln danach ausrichten X Nein / ? Nein Nein Nein

Moralische Autonomie

Handlungsentscheidungen aufgrund eigener moralischer Überzeugungen zu treffen

X Nein /? Nein Nein Nein

Rationale Autonomie

Berücksichtigung der gewichtigsten Gründe (Priorisierung) X X X X Nein

Handlungs-autonomie

Zu handeln, zugeschrieben einem Akteur X X X X X

Akteurs-kausalität

Handeln ohne vorhergehende äussere Ursache (nur im Akteur)

X+? Nein Nein Nein Nein

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Kritik der Autonomie

1. Konvergenz und Universalisierung radikalisieren die Automatisierung 2. Stufe

2. Mensch - System Interaktion: Wer ist und was ist autonom?

3. Was für Geschöpfe wollen wir? Mythen …

4. Ein Blick auf die Ethik

5. Wer entscheidet was? Die angebliche Verantwortungslücke

6. Herr der Dinge – wir müssen unsere Geschöpfe an die Hand nehmen

Erzählung der Hybris:

Wagner, der Famulus von Dr. Faust, erschafft in FAUST II ein kleines Menschlein (homunculus) Hintergrund: Harnstoffsynthese 1828 durch Friedrich Wöhler

Verwandt: Geschöpfe des Prometheus,Pygmalion, Golem, Frankenstein, Pinochio, Zauberlehrling Paracelsus in de natura rerum (1538): Spermien 40 Tage in Pferdemist, dann 40 Tage mit Menschenblut nähren ergibt eine kleines menschliches Wesen

Funktionen der Erzählung: Denkbarkeit, Machbarkeit Schaffen eines willfährigen Helfers Hybriskritik – Entgleiten der Kontrolle

www. levity.com/alchemy/alchemy_laboratories_engravings.htlm

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Stanislav Lem:Trurls Maschine.

https:// en.wikipedia.org/wiki/Stanis%C5%82aw_Lem

www. deviantart.com/tag/trurl

Stanislav Lem (1921 - 2006)

2 + 2 = 7

Ein Roboter muss nicht ein anthropomorph aussehendes Artefakt sein. Die Bestimmung eines Roboters liegt in seiner Fähigkeit, Arbeitsprozesse zu übernehmen und auszuführen. Intelligente Roboter (IR): Steuerungseinheiten , die KI-Komponenten beinhalten Externe Kontrolleinheiten, die KI-Komponenten enthalten können Aktorik Sensorik Abgrenzung Roboter – Umwelt Arbeitsgegenstand Das sagt nichts darüber aus, ob intelligente Roboter im Sinne der alltäglichen Bedeutung des Begriffs „intelligent“ sind oder nicht.

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Einsatz von intelligenten Robotern (IR) Success-stories oder Projektionen?

Produktionsroboter: Moderne Produktionsanlagen – Industrie 4.0 ……..…

Serviceroboter: Haushalt, Zustelldienste, Health Care, Altenpflege, Smart Home, autonomes Fahrzeug, Dienstleitung, HR-Analysen ……

Netzwerkroboter: Suchmaschinen, Bots, Trolle und Malware ………………...

Aussenweltroboter: Raumfahrt, Bergbau, Landwirtschaft, Lagerhaltung ..

Therapieroboter, Chirurgieroboter, Nanoroboter ……………………………………

Militärroboter: Drohnen, autonome Mobilität, Kampfroboter, intelligente Munition ………………………………………………………………………………………..

Edutainment: Unterricht, Spiele, vernetzte Spiele, augmented reality …….

Sex-Roboter: Sexindustrie ……………………………………………………………………….

Roboter als Partner: Humanoide als Produkt ………………………………….………

?

?

???

4

5-6

6

4-5

1

2

2-3

0 ?

10 ???

Grad der Autonomie

Kritik der Autonomie

1. Konvergenz und Universalisierung radikalisieren die Automatisierung 2. Stufe

2. Mensch - System Interaktion: Wer ist und was ist autonom?

3. Was für Geschöpfe wollen wir? Mythen …

4. Ein Blick auf die Ethik

5. Wer entscheidet was? Die angebliche Verantwortungslücke

6. Herr der Dinge – wir müssen unsere Geschöpfe an die Hand nehmen

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Werte und Prioritäten Prinzip(ien)

Dia

gn

os

ek

om

pe

ten

z +

Urte

ilsk

raft

Grundnormen

Regeln - Handlungsweisen

Handlungen und Folgen

Sanktionen

Normen Moralische Sätze

Tugenden

Sitten

Konventionen

Goldene Regel Kat. Imperativ von Kant Wenn das alle täten … Prinzip der Bedingungserhaltung

verantworlichen Handelns

Leben

Nachhaltigkeit

Freiheit

Gerechtigkeit

Ehre

Ruhm

Wahrheit

Persönl. Wohlergehen

Liebe

Vertrauen

Sozialer Status

Anerkennung

Macht

Schönheit

Rechte

Gesellschaft

Grundrechte sind die jedem Menschen in jeder Rechtsgemeinschaft zustehenden Rechte, die er nicht aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer Rechtsgemeinschaft und deren rechtskonsti-tuierenden Akte beanspruchen kann, sondern aufgrund seines Menschseins.

Tugenden basieren auf Normen

Ordnung, Sparsamkeit, Reinlichkeit, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Fleiß

Fleiß, Tapferkeit, Besonnenheit, Gelassenheit, Bescheidenheit, Wahrhaftigkeit, Treue, Vertrauen, Gerechtigkeit, Toleranz

Unmittelbarkeit, Ursprünglichkeit, Lebendigkeit, Unbedingtheit, ggf. Spontaneität

Verlust von Vertrauen, Achtung, Anerkennung – STGB, BGB Haftung

Ethik

begründet rechtfertigt

beurteilt leitet ab

Normen (Moral) Sätze, die sollen, dürfen etc. enthalten

mit Hilfe von Prinzipien Werten Prioritäten

Prinzipien Werten Prioritäten

• Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

• Das Leben ist für mich ein größerer Wert als die Ehre.

• Ich möchte nicht getötet werden

+ = Du sollst nicht töten Recht auf Leben

Philosophie begründet rechtfertigt beurteilt

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Die klassische Quelle der Entstehung von Wertevorstellungen

sind:

• Erfahrung von Bedürfnissen,

• Religiös offenbarten Vorstellungen,

• Bestimmungen einer philosophischen Anthropologie,

• Theorien über Evolution und Gesellschaft, Geschichte und Politik,

• Einsichten, die sich in Diskursen als zustimmungsfähig erweisen,

• Technisch-organisatorische Erfahrungen:

Konvergenz Stabilität Universalisierung Übersichtlichkeit Auseinanderfallen von Merkwelt und Wirkwelt Vorsicht Invertierung der Zweck- Mittel Relation Moralisierung der Mittel Beschleunigung und Disruption Entschleunigung

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Was für eine Technik wollen wir haben?

Das VDI Werteoktogon (VDI Richtlinie 3780 Technikbewertung (1997)

Gesellschaftsqualität

Funktionsfähigkeit

Umwelt lokal / global

Sicherheit

Wohlstand

gesamtwirtschaftlich

Wirtschaftlichkeit im

Einzelnen

Gesundheit

Persönlichkeits-

qualität

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Stabilität der Bedingungen

Umweltschutz

Entfaltung persönlicher

Lebensqualität

Qualität des gesell. Lebens

Sicherheit

Fehlerfreundlichkeit

Wirtschaftlichkeit

Gemeinwohl

Gesundheit

Zuverlässigkeit

Gewinn, Wachstum, Eigentum

Öffentliche Wohlfahrt, Rechtsstaatlichkeit,

Demokratische Verfassung, Gewaltmonopol

Freiheit, Gleichheit, Solidarität, M.-Rechte, Weltanschauliche Neutralität

Sittliche Konventionalität, Solidarität

Unversehrheit

Novellierung von Gesetzen …Resozialisierung

Anrechte, … Solidargemeinschaft

Nachhaltigkeit

bürgerliche Freiheiten und Rechte, konsumtive Freiheiten und Rechte

Stabilität der Bedingungen

Umweltschutz Entfaltung persönl. Lebensqualität

Qualität des gesell. Lebens

Sicherheit Fehlerfreundlichkeit

Economy first

Gemeinwohl

Gesundheit

Zuverlässigkeit

Prioritäten

Struktur

Beispiel A : Economy First

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Stabilität der Bedingungen

Umweltschutz

Entfaltung pers.

Lebensqualität

Qualität des ges. Lebens

Sicherheit

Fehlerfreundlichkeit

Wirtschaftlichkeit

Gemeinwohl

Gesundheit

Zuverlässigkeit der Funktion

Prioritäten

Struktur

Beispiel B : Ecology First

tatsächliche leitende Wirkung Absicht

Teleologische Ethik

Deontische Ethik

Intentionalistische Ethik

Verantwortungs- Ethik mit intangiblen Werten

Pflichtenethik Rechte und Pflichten

Gesinnungsethik Beweggründe

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Verantwortung: Subjekt der Verantwortung Objekt der Verantwortung Instanz Zeithorizont Sanktion

Wer Individuum oder Kollektiv Für was Absicht, Handlung, Folgen, Erfüllung Gegenüber wem Vorgesetzter, Firma, Gesellschaft Wie lang Dass etwas geschieht, was geschieht, Folgen Bestrafung, Belohnung Verlust, Kompensation

Kritik der Autonomie

1. Konvergenz und Universalisierung radikalisieren die Automatisierung 2. Stufe

2. Mensch - System Interaktion: Wer ist und was ist autonom?

3. Was für Geschöpfe wollen wir? Mythen …

4. Ein Blick auf die Ethik

5. Wer entscheidet was? Die angebliche Verantwortungslücke

6. Herr der Dinge – wir müssen unsere Geschöpfe an die Hand nehmen

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Image: Tesla Motors. In: https://spectrum.ieee.org/cars-that-think/transportation/safety/feds-call-teslas-autopilot-safe

Time to react (shut off): sec

https://www.newyorker.com/science/maria-konnikova/hazards-automation

Time to react (shut off): sec - Min

Autopilot Autonome Waffen Dienstleistung - IR

Kriterien für Verantwortungs-zuschreibung an das Subjekt

Absicht: Ziel, Zielkorridor purpose generating

Hersteller Pilot “Gerät”?

Roboter tötet Kombattanten, die sich ergeben haben, weil es “billiger” ist

Hersteller / Provider Nutzer

Wissen + Einsicht Ausbildung, Stand der Technik

Unkalkulierbarkeit der Rahmenbedingungen

Design / Geschäftsmodell / Laie

Kontrolle + Zeitliche Dimension

Übernahme: Auto: sec Flug: Minuten

In the loop: Fernbedienung On the loop: Programmiert, aber Echtzeit autonom Out of the loop: Kein Eingriff möglich

Rücknehmbarkeit Minuten / Stunden ++

Autonomie des Subjekts

Freiheit zu … Nutzung Wer stimmt dem Einsatz zu? Entscheiung des Nutzers

Freiheit von … Nutzungszwang?

Objekt Schaden abwehren Ziel erfüllen

Verkehrssicherheit entlastende Steuerung

Verteidigung der eigenen Sicherheit / Kriegsziele

Erfüllung der Dienstleistungs

Instanz Sanktionen Zivilgericht, Geschädigte Haftung

Gericht/ Haftung / Strafe Zivilgericht / Haftung

Gründe Geltende Regeln Verkehrsregeln, Haftungsrecht Strafrecht

Verstoß gegen ius ad bellum ius in bello

Nihil nocere Technikbewerttung

Ethische Gründe Vermeiden moralische Dilemmata durch Erhalt der Bedingungen verantwortlichen Handelns

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Verantwortungslücke (gap of responsibility) (nach Leveringhaus 2016, S. 79) Kriterien für Verantwortungszuschreibung nicht erfüllt: Keine Absicht: Es liegt kein Vorsatz vor, ein System so zu programmieren, einzurichten oder zu bedienen, das es das ius in bello missachtet. Autonomen Waffensystemen ist vielmehr eine gewisse Unvorhersahbarkeit zu eigen, die im Zusammenspiel mit bestimmten externen Umständen zu verstößen gegen das ius in bello führen.

Keine Einsicht in die Folgen: Es war nicht vorhersehbar, dass der Einsatz des Systems in einer Verletzung des ius in bello resultieren würde. Keine kausale Kontrolle: Ab dem Zeitpunkt, zu dem die Opertaion gestartet wurde, bestand keine Kontrolle mehr über die Maschine

Gegenargument: Wenn die Möglichkeit besteht, dass keine Verantwortungszuschreibung möglich ist, darf ein System nicht eingesetzt werden. Daraus resultiert ein Gebot, solche technisch-organisatorischen Entwicklungs zu unterlassen

Autopilot Autonome Waffen Dienstleistung - IR

Kriterien für Verantwortungs-zuschreibung an das Subjekt

Absicht: Ziel, Zielkorridor purpose generating

Hersteller Pilot “Gerät”?

Roboter tötet Kombattanten, die sich ergeben haben, weil es “billiger” ist

Hersteller / Provider Nutzer

Wissen + Einsicht Ausbildung, Stand der Technik

Unkalkulierbarkeit der Rahmenbedingungen

Design / Geschäftsmodell / Laie

Kontrolle + Zeitliche Dimension

Übernahme: Auto: sec Flug: Minuten

In the loop: Fernbedienung On the loop: Programmiert, aber Echtzeit autonom Out of the loop: Kein Eingriff möglich

Rücknehmbarkeit Minuten / Stunden ++

Autonomie des Subjekts

Freiheit zu … Nutzung Wer stimmt dem Einsatz zu? Entscheiung des Nutzets

Freiheit von … Nutzungszwang?

Objekt Schaden abwehren Ziel erfüllen

Verkehrssicherheit entlastende Steuerung

Verteidigung der eigenen Sicherheit / Kriegsziele

Erfüllung der Dienstleistungs

Instanz Sanktionen Zivilgericht,Geschädigte Haftung

Gericht/ Haftung / Strafe Zivilgericht / Haftung

Gründe Geltende Regeln Verkehrsregeln, Haftungsrecht Strafrecht

Verstoß gegen ius ad bellum ius in bello

Nihil nocere Technikbewerttung

Ethische Gründe Vermeiden moralische Dilemmata durch Erhalt der Bedingungen verantwortlichen Handelns

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Fragen der Roboterethik: (Roboter = intelligente Robotersysteme)

Gibt es besondere normative Anforderungen an das Handeln mit Robotern

Design, Herstellen, Programmieren, Benutzen, Entsorgen?

Gibt es eine besondere Verantwortung für die Folgen des Einsatzes von

Robotern?

Wie weit darf man die Autonomie treiben? Entscheidungsersetzenden

Einsatz?

Wie weit darf man die Simulation humanoider Verhaltensmuster bei

Robotern treiben, die im Alltag, in zuwendungsersetzender Absicht oder

im Pflegbereich eingesetzt werden?

Roboterethik I

Annahme: Intelligente Roboter sind (genuine) Subjekte mit

eigenständiger Zielsetzung

(Selbst-)bewusstsein (von Genealogie bis zur eigenen Endlichkeit)

Erwerb einer Geschichte durch Lernprozesse und “Erfahrung”

Fähigkeit zur Selbstranzendenz (z. B. Metadiskurs, Ich - Nicht-Ich Differenz)

Gefühlen und Stimmungen

Konsequenz: Müßten solche artifiziellen Subjekte

Rechte und Pflichten haben?

Anspruch auf Achtung der Autonomie?

Anspruch auf Toleranz und Respekt?

Zubilligen von Verantwortung (einschl. Sanktionen)?

Pragmatische Antwort: Bis auf weiteres NEIN!

Begründung: Solche genuinen Intelligenten Roboter wird es nicht (?)

geben und/oder wir wollen sie nicht haben

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Roboterethik II

Annahme: Roboter können mit folgenden Eigenschaften gebaut und eingesetzt

werden:

lernende Maschine (adaptive Programmierung)

selbstständige Suche und Erweiterung nach Trainingsmengen (Big Data)

Interne und externe Aktorik und Sensorik (einschl. Selbstmodifikation)

Humanoides Aussehen und humanoide Verhaltensmuster

Simulation von Zuwendung und Gefühlen

Konsequenz: Wie weit darf man mit der Simulation humanoider Eigenschaften

gehen?

Es darf keine Verantwortungslücke geben

Es darf keine völlig autonomen Entscheidungen geben (= E.-ersetzend)

Es darf kein unüberwachtes Lernen geben

Es darf keine falschen Zuschreibungen geben (kein Turing-Imitation Game)

Pragmatische Antwort: Roboter müssen so designed sein, dass deren Nutzer

immer noch verantwortlich, also dilemmafrei handeln können

Sensorik Kommunikation KI Aktorik

Zwecksetzung Design Bau Programmierung Spezifikation & Test Einsatz Wirkungen

Pflichten-hefte

Teach in Play Back Paramtereingabe

Algorithmen &KI Datenbasen Trainingsmengen

Sensordaten Lernen Rekonfigurieren

Erfolg Zuschreibungen Havarien

Aktorik Sensorik Rechner Steuerung

https://www.ulrichc.de/project/cu-robotarm/plans/ https://www.ionos.at/digitalguide/websites/web-entwicklung/quellcode/ https://www.scope-online.de/robotik---handhabung/programmierhandgeraet/hilfe-anzeigen.htm

Akteure: Konstrukteur, Produzent, Mathematiker & Programmierer, Ingenieur, Betreiber /Nutzer Betroffene

Modelle CAS-Tools Paradgmen

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Verantwortung: Subjekt

Objekt

Instanz

Gründe

Zeithorizont

Sanktion

Technische Entwicklung Einzelperson, Gruppe, Firma, Betreiber, Institutionen - Verantwortungsnetz: nicht der Roboter

Funktionsfähigkeit, Schadensfreiheit, Verträglichkeit, Nachhaltigkeit, Unverletzlichkeit, Zuverlässigkeit

unklar: Betroffenen,

in der Gemeinschaft akzeptierte Normen (Regeln, Gesetze)

unklar – Problem der Langzeitfolgen, Irreversibilität

Selbstschädigung; Haftung (BGB), Bestrafung (STGB); Vertrauensverlust, ökonomischer Verlust

Subjekt … Objekt … Instanz … Zeithorizont Gründe Sanktionen

… der Verantwortung

Zwecksetzer Person / Team/

Firma

Interessen

Zweck /Intention Betreiber, Nutzer

Betroffenen

Einschl.

Entsorgung

Verletzung der

Werte und Rechte

anderer Strafrechtlich

(StGB)

Haftung (BGB)

nach Stand der

Technik

Moralisch:

Vertrauensverlust

Ökonomisch:

Absatzeinbrüche

Konstrukteur Person / Team

Designer

Funktions-

spektrum

Grad der

Autonomie

Zwecksetzer/

Hersteller/

Betreiber, Nutzer,

Betroffenen

Einschl. Einsatz

und

Rekonfiguration

Mathematik &

Programmierer

Person / Team Adäquatheit der

richtigen Auswahl

und Korrektheit

des Quellcodes

Zwecksetzer/

Hersteller/

Betreiber, Nutzer,

Betroffenen

Einschl. Einsatz

und

Rekonfiguration

Precautionary

Principle –

Dilemmata

vermeiden

Produzent

/Hersteller

Firma Antizipation des

Benutzerzwecks

Funktion

Sicherheit

Betreiber, Nutzer,

Betroffenen

Einschl. Einsatz

Bis zum Beweis

der

Unschädlichkeit

Polluter Pays

Principle

Ingenieur Person / Team

Firma

Betreiber, Nutzer,

Betroffenen

Pflicht Worst Case

Analyse

Betreiber /Nutzer Person &/ Team

/Firma Aufgabenerfüllung Nutzer,

Betroffenen Folgenverant-

wortung –

nihil nocere Betroffene Personen Mittelbar

Gebrauch

Mittelbar andere

Betroffenen

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Kritik der Autonomie

1. Konvergenz und Universalisierung radikalisieren die Automatisierung 2. Stufe

2. Mensch - System Interaktion: Wer ist und was ist autonom?

3. Was für Geschöpfe wollen wir? Mythen …

4. Ein Blick auf die Ethik

5. Wer entscheidet was? Die angebliche Verantwortungslücke

6. Herr der Dinge – wir müssen unsere Geschöpfe an die Hand nehmen

Generell: • Falsche Entscheidungen (Optionsauswahl aus

n-fache Alternative)

• Falsche Aktionen aufgrund falscher Sensorik

• Falsche Aktionen aufgrund falscher Programmierung /Spezifizierung

• Falsche Aktionen aufgrund von Fremdsteuerung (Hacking)

• Falsche Aktionen aufgrund von Fehlfunktionen durc h Verschleiß, Altern, (Hardware, Software)

Gegen Personen: • Verletzung bis Tötung durch Aktorik

• Verweigerung Falschdurchführung von Befehlen

• Personenfalschidentifizierung

Unerwünschte Lernergebnisse Gegen Institutionen: • Usurpation von existierenden Vernetzungen

• Neuaufbau von unerwünschten Vernetzungen

• Aufbau von unerwünschten Backdoors

• Unmöglichkeit der Abschaltung ohne schwere Schäden

Gegen Gesellschaft • Abhängigkeit der Infrastruktur

• Zeitkonstanten zur Substitution (Umschalten auf “Handsteuerung”)

• Kollektive Effekte vernetzter Computer (Rebound-Effekte)

Negative Folgen der Aktionen von Robotern:

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Was wollen wir – Sklaven, intelligente Mitarbeiter oder zukünftige Herrscher?

0. Ein Roboter darf die Menschheit nicht verletzen oder durch Passivität zulassen, dass die Menschheit zu Schaden kommt.

1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen, außer er verstieße damit gegen das nullte Gesetz.

2. Ein Roboter muss den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum nullten oder ersten Gesetz.

3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieses sein Handeln nicht dem nullten, ersten oder zweiten Gesetz widerspricht

Isaac Asimovs Robotergesetze (1950), ergänzt um das Nullte Gesetz (1983) Normative Sätze

aus den Paradoxien, die aus diesen Gesetzen erschließbar sind, kann man neue Erzählungen bauen

Aktion A und Aktion B möglich A priormoralisch B, wenn

Schaden (A) – Schaden (B) -1

Nutzen (A) – Nutzen (B) 3

Autonomie des Betroffenen für (A) – Autonmie des B. für (B) 1

Normativität von Algorithmen: Wie können normative Wertvorstellungen so in Algorithmen implantiert werden, dass diese weiterhin als Mittel zu einem vom Menschen verfolgten Zweck eingesetzt werden können und sich nicht verselbständigen? Voraussetzung:

Schaden und Nutzen ist quantifiziertbar Unklar: o Sind Kosten (Aufwand) = Schaden?

o Ist negativer Schaden = Nutzen

o Ist Nicht-Nutzen = Schaden?

o Schließen sich A und B aus

o Ist Unterlassn von A = B und umgekehrt?

Die Zielstellung der Frage ist falsch: Formale Regeln sind nicht hinreichend für den Aufbau und Vollzug einer “Moral”.

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Verantwortungslücke

“Autonome Systeme” bilden als lernende Systeme Muster

aus Attraktoren in neuronalen Netzen. Diese Muster bestimmen

dann das Verhalten des Roboters.

Dieser Vorgang ist deterministisch und hängt von der Reihenfolge

und den eingegebenen bzw. akquirierten Daten ab.

Dieser Vorgang ist weder prognostizierbar, noch aus praktischen Gründen

nachprüfbar, weil die Nachvollziehbarkeit um Größenordnungen mehr

Kapazität bindet als der Rationalisierungseffekt durch den Einsatz eingespart

hätte.

Aktionen des Roboters erscheinen autonom, und ihn als Verursacher einer

eingetretenen unerwünschten Nebenfoge zu identifizieren, liegt nahe – der

Zauberbesen ist schuld. Roboter sind aber keine Subjekte der Verantwortung

Wir sollten nur solche Roboter bauen,

die uns keine Verantwortungslücke suggerieren,

die Benutzer und Betreiber nicht in dilemmatische Situationen

führen, in denen sie nicht mehr verantwortlich handeln können

( .. der Roboter ist schuld)

deren Lernprozesse kontrollierbar sind,

deren Einsatzfolgen wir nach dem Stand der Technik absehen können

d.h. die dem Prinzip der Bedingungserhaltung verantwortlichen

Handelns genügen

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Handle so, dass die Bedingungen der Möglichkeit des

verantwortlichen Handelns für alle Beteiligten erhalten bleiben.

Daraus folgt, daß man nur nach solchen Normen handeln sollte,

mit denen alle von dieser Handlung Betroffenen

im Hinblick auf ihre weiteren Handlungsmöglichkeiten und ihrer

ethischen Relevanz,

wenn auch nicht in allen faktualen einzelnen Folgen,

doch prinzipiell einverstanden sein können und noch verantwortlich

handeln können.

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Subjekt der Verantwortung (Lenk 1987):

Moralisches Urteilsvermögen

Selbstbewußtsein

Entscheidungsfähig

Wahlfreiheit Abschalten können

Autonomie des Subjekts

Die Autonomie des Subjekts muss sich aus der Freiheit bestimmen.

“Freiheit von ...” “Freiheit zu ...”

Autonomie Willensfreiheit.

Möglichst weitgehende Unabhängigkeit von äußeren und inneren Einfluß- und

Bestimmungsfaktoren ist nicht hinreichend (“Freiheit von ...”)

Erst Willensfreiheit, der “Freiheit zu ...” ist zusammen mit der Autonomie Voraussetzung für die

Möglichkeit des Subjekts, Verantwortung wahrnehmen zu können.

Roboter sind keine Subjekte

Bedingungen

verantwortlichen

Handelns

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Bedingungen

verantwortlichen

Handelns

Eher praktische Bedingungen

Die Instanz muß existieren, sie muß anrufbar sein, und sie muß fähig sein, Sanktionen

durchzusetzen Kein Bau und Einsatz ohne Klärung

Zeitliche Dimension: Absicht, Handlung und Folgen müssen in geeigneter Weise

zeitlich proportioniert sein (T(inst.) > T(indiv.)

Über Absicht, Handlung und Folgen muss fehlendes Wissen prinzipiell und praktisch

erwerbbar sein ( Transparenz: individuell und arbeitsteilig)

Gewährung der Autonomie

Orientierungsmöglichkeit an Prinzipien und Werten

Zeit für Entscheidungen gewähren

Priorisierung von Werten gewähren

Akzeptanz pluraler Wertesysteme

Wo liegt der gemeinsame Nenner?

Vorschlag für 8 Regeln (Normen) als Ergebnis einer smart ethics

1) Setze Systeme niemals entscheidungsersetzend ein. Auch Roboter dürfen nicht

in entscheidungsersetzender Absicht eingesetzt werden.

2) Nihil Nocere – toleriere keinen Schaden gegenüber Benutzern.

3) Nutzerrecht bricht Produzentenrecht.

4) Baue keine autonomen Systeme, die man nicht mehr abschalten kann. Vollständig autonome

Systeme sollen nicht zugelassen werden.

5) Das Herstellen selbstbewusster, autonom agierender Roboter (falls möglich) ist verboten (analog

dem Chimärenverbot und Human-Klonverbot in der Gentechnologie).

6) Täusche kein menschliches Subjekt als Gegenüber vor. Maschine muss Maschine bleiben,

Imitation und Simulation muss erkennbar bleiben. Es muss bei der Mensch-Maschine-

Kommunikation allen beteiligten Menschen immer klar sein, dass der maschinelle

Kommunikationspartner eine Maschine ist.

7) Wer die Frage und den Zweck nicht weiß, kann mit der Systemantwort und dem Verhalten eines

Roboters nichts anfangen. Gebe immer den Kontext an.

8) Wer Technik erfindet, herstellt, betreibt oder entsorgt, hat Interessen. Die Interesen sind redlich

offenzulegen.

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Kritik der Autonomie

1. Konvergenz und Universalisierung radikalisieren die Automatisierung 2. Stufe

2. Mensch - System Interaktion: Wer ist und was ist autonom?

3. Was für Geschöpfe wollen wir? Mythen …

4. Ein Blick auf die Ethik

5. Wer entscheidet was? Die angebliche Verantwortungslücke

6. Herr der Dinge – wir müssen unsere Geschöpfe an die Hand nehmen

Literatur

Arnsburg, René: Maschinen ohne Menschen? Industrie 4.0 – Von Schein-Revolution und der Krise des Kapitalismus. Manifest Verlag 2017

Asimov, Isaac: Meine Freunde, die Roboter. München 1982: Heyne, S. 67 Roco, Michail C., Bainbridge, Williams S., Tonn, Bruce, Whitesides, George (eds.). Convergence of Knowledge, Technology and

Society – Beyond Convergence of Cognitive Nano-Bio-Info-Cognitive Technologies. Springer Swizerland, Cham, Heidelberg 2013 Kornwachs, K.: Das Prinzip der Bedingungserhaltung. Lit, Münster, London 2000 Kornwachs, K.: Ebenen der Orientierung. Zur Analytik des normativen Hintergrundes. In: Hubig, Chr. (Hrsg.): Ethische Ingenieurs-

verantwortung – Handlungsspielräume und Perspektiven der Kodifizierung. Sigma, Berlin 2003, S. 31-49 und S. 105-130 Laßmann, Gunther: Asimovs Robotergesetze. Heise Medien, E-Book Dez. 2017 Lem, Stanislav: Robotermärchen. Suhrkamp, Frankfurt A.M. 2003? Lenk, H., Ropohl, G. (Hrsg.): Technik und Ethik. Reclam jun. Stuttgart 1987 Leveringhaus, Alex: Ethics and Autonomous Weapons. Oxford 2016 Loh, Janina: Roboterethik. Eine Einführung. Suhrkamp, Berlin 2019 Misselhorn, Catrin: Grundfragen der Maschienenethik. Reclam jun 20182 Pollock, Friedrich: Automation – Materialien zur Beurteilung der ökonomische und sozialen Folgen. Europ. Verlagsanstalt,

Frankfurt a.M. 1956 Spath, D. (Hrsg.); Gnaschar, O.; Gerlach, S.; Hämmerle, M.; Krause, T.; Schlund, S.: Produktionsarbeit der Zukunft – Industrie 4.0.

Fraunhofer-Verlag, Stuttgart 2013 (=FHG 2013) VDI: Ethische Grundsätze des Ingenieurberufs. In: http://www.vdi.de/bildung/ethische-grundsaetze/ethische-grundsaetze/ Weber, Karsten: Autonomie und Moralität als Zuschreibung – Über die begriffliche und inhaltliche Sinnlosigkeit einer

Maschienethik. In: Rath, Matthias; Krotz, Friedrich; Karmasin, Matthias (Hrsg.): Maschinenethik. Normative Grenzen autonomer Systeme. Springer, VS Wiesbaden, 2019, S. 193

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_________________________________________________ Prof. Dr. phil.habil. Dipl. Phys. Klaus Kornwachs Former Chair for Philosophy of Technology, BTU Cottbus Humboldt Study Center for Humanities, University of Ulm Honorary Professor, China Intelligent Urbanization Co-Creation Center at Tongji University, Shanghai Office for Culture and Technology Strickers Höhe 22 D-88260 Argenbühl Germany Phone: ++49-7566-2498, Fax: -1891 Mobil: ++49-175-4122079 [email protected] [email protected] Home Page: www.kornwachs.de