KunStstadtRaum - Berlin.de · Deutschland und Israel seit 1991 Dozent an der Kunstakademie...
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KunStstadtRaum21 Kunstprojekte im Berliner Stadtraum
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Kunst im Stadtraum
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KunStstadtRaum21 Kunstprojekte im Berliner Stadtraum
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Inhaltsverzeichnis
VorwortePeter Strieder, Senator für Stadtentwicklung, BerlinDr. Thomas Flierl, Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Berlin
Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen
Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933Micha Ullman, »Bibliothek«
Denkmal für das Wirken jüdischer Bürger in BerlinKarl Biedermann, »Der verlassene Raum«
Denkzeichen Modezentrum HausvogteiplatzRainer Görß, ohne Titel
Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg in Berlin CharlottenburgPatricia Pisani, ohne Titel
Erinnerung an historische Vorgänge in der Zeit nach 1945
Denkmal zur Erinnerung an die Ereignisse des 17. Juni 1953Wolfgang Rüppel, ohne Titel
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen Grenzübergängen(e.) Twin Gabriel, »Mind the Gap«
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen GrenzübergängenKarla Sachse, »Kaninchenfeld«
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen GrenzübergängenGabriele Basch, »Wahre Geschichte«
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen GrenzübergängenFrank Thiel, ohne Titel
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen GrenzübergängenSusanne Ahner, »Übergang zur Untergrundbahn«
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen GrenzübergängenThorsten Goldberg, »Stein-Papier-Schere«
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen GrenzübergängenHeike Ponwitz, »Übergang – Nähe und Distanz«
Berliner Mauer 1961 –1989Mauermarkierung
Kunst am Bau für den Hochschulbau
Kunst für das Universitätsklinikum Charité Campus Virchow KlinikumNorbert Radermacher, »Die Ringe«
Kunst für das Universitätsklinikum Charité Campus MitteThomas Locher, Rolf Walz, ohne Titel
Kunst für das Universitätsklinikum Charité Campus MitteKarin Sander, »Heilstein«
Kunst für das Universitätsklinikum Charité Campus MitteThorsten Goldberg, ohne Titel
Kunst am Bau für den öffentlichen Hochbau
Kunst für das Auguste-Viktoria-KrankenhausRolf Szymanski, »Zwei Figuren in großer Höhe«
Kunst am Bau für die Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialpädagogik und SozialarbeitGerhard Merz, ohne Titel
Kunst am Bau für das Oberstufenzentrum Gesundheit IIPer Kirkeby, ohne Titel
Kunst im Regierungs- und Parlamentsbereich
Kunst im SpreebogenOlaf Metzel, »Niemandsland. Umsonst und draußen«
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Vorworte
Kunst im Stadtraum ist ein Bekenntnis zumöffentlichen Raum. Der öffentliche Raum verdeutlicht das Verhältnis der Stadt zu ihrerGesellschaft. Die künstlerischen Akzente,die hier gesetzt werden, wollen aufmerksammachen auf das Besondere der Orte und ihrer Geschichte.
Kunst im Stadtraum ist kein „Verschönerungs-instrument“. Sie bedeutet vielmehr, die Stadt im Kontext ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeitzu markieren.
Schwerpunktthema war in den letzten 10 Jah-ren die Auseinandersetzung mit den Verbre-chen der Nationalsozialisten sowie mit derGeschichte nach 1945. Beispielhaft dafür stehendas Denkmal zur Erinnerung an die Bücher-verbrennung am 10. Mai 1933, das Zeichen amehemaligen Grenzübergang Checkpoint Char-lie, das Denkmal zum 17. Juni 1953 und das Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordetender NS-Militärjustiz am Murellenberg.
Auch bei der Kunst am Bau wurden konzeptio-nelle und kontextbezogene Arbeitsansätzegefördert und umgesetzt. Ein Beispiel dafür istdie Kunstkonzeption im Zusammenhang mit den umfassenden Um- und Neubaumaß-nahmen für das Universitätsklinikum Charité Campus Mitte.
Im Rahmen der europäischen Initiative Urban IIkonnten unter dem Motto Barrieren über-winden auch künstlerische Maßnahmen inGebieten mit besonderem Entwicklungsbedarfrealisiert werden. Erstes Projekt ist der Kunst-wettbewerb für den Kaskelkiez in Lichtenbergmit hohem Stellenwert der Bürgerbeteiligung.
Die vorliegende Broschüre dokumentiert 21ausgewählte Kunstprojekte, die im Stadtraumzu entdecken sind und den Blick schärfen sol-len für viele andere, die, ungewohnt und sichnicht immer gleich erschließend, bestimmteOrte, Geschichte und besondere Themenreflektieren.
Peter StriederSenator für StadtentwicklungBerlin
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Auch zukünftig sollen Kunstprojekte imStadtraum in unseren Alltag hineinwirken,unsere Lebenswelt erforschen und auf eineneue künstlerische Art Anmerkungen undKommentare geben.
So wird sich beispielsweise das erste Kunst-projekt für den Campus Adlershof der Hum-boldt-Universität zu Berlin mit der Sphäre derWissenschaft auseinandersetzen. Es wirddabei um die Verknüpfung von Kunst undWissenschaft und wechselseitige Grenzüber-schreitungen gehen, gleichzeitig aber auch im besten traditionellen Sinn um sichtbareZeichen.
Herausheben möchte ich auch das geplante,von einer parteiübergreifenden Bürger-initiative angeregte Denkzeichen für Rosa Luxemburg am gleichnamigen Platz vor der Volksbühne. Aufgabe wird es sein, die Erin-nerung an eine starke Frau und ihre Positionzwischen Demokratie und Diktatur ebensowie den widersprüchlichen Beitrag der deut-schen Linken zum kurzen Jahrhundert derExtreme (E. Hobsbawm) in das öffentliche Gedächtnis zu rücken. Das Denkzeichen soll dabei der diskursiven Aneignung der Ge-schichte sowohl der Person wie des Ortes die-nen und auch jene kontroverse Debatte auf-nehmen, die das Projekt in der aktuellen politi-schen Auseinandersetzung ausgelöst hat.
Ich freue mich auf innovative und experimen-telle künstlerische Konzepte und die neueAufgabe Kunst im Stadtraum in meinemHaus, ich hoffe auf eine produktive Zusam-menarbeit mit allen in diesem Bereich Tätigenund begrüße herzlich die Mitglieder des Beratungsausschusses Kunst sowie Karin Nottmeyer und ihre Mitarbeiterinnen, die mitder Aufgabe auch die Senatsverwaltunggewechselt haben.
Kunst im Stadtraum:eine kulturpolitische Aufgabe
Die öffentliche Aufgabe der Förderung vonKunst im Stadtraum und am Bau, bislang in derSenatsverwaltung für Stadtentwicklung ange-siedelt, wird gemäß der Koalitionsvereinbarungvon SPD und PDS zukünftig vom Kultursenatorverantwortet. Damit erhalten nicht nur dietraditionellen Formen der Förderung der bildenden Kunst durch die Berliner Kulturver-waltung eine wichtige Ergänzung. Die bei Projekten von Kunst im Stadtraum üblichen und bewährten Formen der Partizipation von Betroffenen, Fachleuten und allgemeinerÖffentlichkeit stellen darüber hinaus auch die Kulturverwaltung vor eine neue Heraus-forderung.
Ich habe mich bei der Aushandlung der Koali-tionsvereinbarung sehr für diese neue Zu-ständigkeit eingesetzt. Kunst im Stadtraum istein wesentliches Arbeitsfeld zeitgenössischerbildender KünstlerInnen und sollte daher inte-graler Bestandteil der Kultur- und Kunstförde-rung der Stadt sein. Zum anderen gehen vonProjekten im öffentlichen Stadtraum wichtigeImpulse für die zeitgenössische Kunst aus.Mit der Erweiterung des öffentlichen Raums,der praktischen Lebenswelt durch die neuenMedien bis hin zum Internet müssen auch dieVorstellungen von öffentlichkeitsbezogenerKunst erweitert werden. Kunstprojekte imStadtraum, und dabei müssen wir keineswegsnur an die Debatten zum Denkmal für dieermordeten Juden Europas denken, induzierenneue substanzielle kulturpolitische Fragen,die auch kulturpolitischer Antworten bedürfen.
Schließlich sollte im Rahmen der vom rot-rotenSenat vertretenen Strategie der vordringlichenöffentlichen Förderung kommunaler Einrich-tungen und öffentlicher Räume in der Stadt derFaktor Kunst gegenüber der Stadtentwicklungein eigenständiges politisches und argumen-tatives Gewicht erlangen.
Als Kultursenator übernehme ich daher nichtnur mit Interesse die Verantwortung für dieFörderung von Kunst im Stadtraum, sondernauch in der festen Absicht, diesen Bereich der Kunstförderung als wichtige kulturpoliti-sche Aufgabe, auch angesichts der dramati-schen Haushaltslage der Stadt, fortzuführenund zu stärken.
Dr.Thomas FlierlSenator für Wissenschaft, Forschung und Kultur Berlin
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Der heutige Bebelplatz in Mitte, ehemals Opernplatz, Zentrum des historischen Forum Fredericianum, war am 10. Mai 1933 Schauplatzder Verbrennung von Büchern, die der natio-nalsozialistischen Ideologie nicht entsprachen.Es war der Auftakt zur Entfernung aller miss-liebiger Literatur aus den Bibliotheken und zurVertreibung und physischen Verfolgung derAutoren. Zur Erinnerung an diesen barbarischenAkt der Kulturvernichtung wurde 1993 für den Ort des damaligen Scheiterhaufens – zum50. Jahrestag der Bücherverbrennung – eineingeladener künstlerischer Wettbewerb durchgeführt. Der israelische Bildhauer und Konzeptkünstler Micha Ullman entwarf dieBibliothek: ein unterirdischer, hermetisch abge-schlossener Raum, in dessen leeren Beton-Regalen die etwa 20 000 damals verbranntenBücher Platz haben könnten. Nur durch ein kleines Glasfenster, in dem sich der Himmel, dieumliegenden historischen Gebäude und dieBetrachter selbst spiegeln, ist dieser Negativ-raum einsehbar; Micha Ullman bezeichnetihn als eine Einladung, nach innen zu schauen.Die tags eher zufällig zu entdeckende ima-ginäre Bibliothek strahlt nachts auf den Platzaus. Durch Form, Spiegelung und Lichtwirkungvermittelt das Kunstwerk eine Vielzahl von Assoziationen. Auf vier Bodenplatten sind u.a.die Worte Heinrich Heines von 1820 zu lesen:„Das war ein Vorspiel nur, dort / wo manBücher verbrennt, / verbrennt man am Endeauch Menschen.“(SE)
Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933
Micha Ullman, IsraelRealisierung 1995
»Bibliothek«
Micha Ullman
1939 geboren in Tel Aviv, Studium Kunstund Design in Jerusalem und London
seit 1970 verschiedene Dozenturen in Deutschland und Israel
seit 1991 Dozent an der Kunstakademie Stuttgart lebt und arbeitet in Ramat Hasharon/Israel
seit 1973 Einzelausstellungen in Israel, Japan,Brasilien, USA, Deutschland, Italien u.a.:
1980 XXXIX. Biennale in Venedig1990 Nationalgalerie Berlin1997 Tel Aviv Museum of Modern Art2001 Viertakt, Akademie der Künste seit 1967 Berlin Gruppenausstellungen
u.a. : Biennalen in Paris, Florenz1987, 1992 documenta Kassel
Ausgewählte Projekteim öffentlichen Raum:
1986 SkulpturSein; Kunsthalle Düsseldorf1992 Niemand; Martin-Gropius-Bau, Berlin1996 Water, West and East; Jerusalem1998 stone gate; Fukui Prefectural
Sabae Highschool, Japan2000 Mahlzeit; Prager Friedhof, Stuttgart
lebt und arbeitet in Tel Aviv, Israel
Denkmale zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen
Bebelplatz, Mitte
Französische Straße
benstraße
hrenstraße
Gendarmen-markt
Unter den Linden
Hausvogtei-platz
Bebel-platz
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Karl Biedermann, Berlin Realisierung 1996
Denkmal für das Wirkenjüdischer Bürger in Berlin
Denkmale zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen
»Der verlassene Raum«
Rund um den Koppenplatz in Mitte, am Randdes ehemaligen Scheunenviertels, konzentriertensich seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche reli-giöse, kulturelle und soziale Einrichtungen derJüdischen Gemeinde. An das einstige Zusam-menleben von Juden und Christen in diesemQuartier und an Vertreibung und Völkermord im Nationalsozialismus erinnert das Denkmalauf der Nordseite des Platzes: ein Ensemble aus Bronze in Form eines Zimmers ohne Wände,mit Parkettboden, Tisch und zwei Stühlen,einer umgestürzt. Der Bildhauer Karl Bieder-mann wurde ein Jahr vor dem Mauerfall mit diesem für die offizielle DDR - Kunst höchstungewöhnlichen Entwurf Preisträger im ersten großen Denkmalswettbewerb der DDR,der dem Wirken der jüdischen Bürger Berlingewidmet war. Das Kunstwerk ist eine Meta-pher für Verlust, Gewalt und Erinnerung.Ein Zimmer mit menschlichen Proportionen,realistisch geformt, aber durch das Material verfremdet. Ein verlassener Raum, in dem dieBesucher umhergehen und an dessen Tisch sie sich setzen können. Ein umlaufender Textgibt ein Zitat aus dem Gedicht O die Schorn-steine von Nelly Sachs wieder.(SE)
Karl Biedermann
1947 geboren in Berlinab 1963 Lehre als Stukkateur;
Aufbau und Leitung der Kunst-formerei an den Staatlichen Museen;Arbeit als Steinrestaurator u.a. am Schloß Köpenick, am Schauspiel-haus Berlin und am Neuen Palais in Potsdam. Externe Ausbildungals Steinbildhauer
ab 1973 Studium der Bildhauerei an der Hoch-schule für Bildende Künste Dresdenbei Prof. Arnold; Studium in Berlin Weißensee bei Prof. Schamal und Prof. Stötzer
lebt und arbeitet in Berlin
ab 1978 freiberufliche Tätigkeit in Berlin und in Glashütte
seit 1985 Arbeiten in Barth, Berlin, Dachau,Hildesheim und Oberhausen;Ausstellungsbeteiligungen in Deutschland, Großbritannien, Syrien und den USA
Ausgewählte Projekte:
1998 Für Dietrich Bonhoeffer; Berlin1999 Gedenkort für Peter Fechter; Berlin
Bonhoeferowi; Polen
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Koppenplatz, Mitte
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str.
Gr. H
amburger Str.
Koppen-platz
Torstraße
RosenthalerPlatz
Neue Sch
Zehdenicke
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Hausvogteiplatz, Mitte
Gendarmen-markt
Hausvogtei-platz
Leipziger Straße
Französische Straße
Rainer Görß, BerlinRealisierung 2000
Denkzeichen Modezentrum Hausvogteiplatz
Denkmale zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen
Der Hausvogteiplatz in Mitte bildete mit seinenumgebenden Straßen einst das Zentrum derBerliner Mode- und Bekleidungsbranche, in derviele jüdische Unternehmer tätig waren. Dieschrittweise Verdrängung und Vertreibung derjüdischen Bürger aus allen Wirtschafts- undGesellschaftsbereichen traf auch die BerlinerKonfektionäre und Stofffabrikanten und ihrejüdischen Angestellten, Schneider, Näherinnen,Hutmacher, Verkäufer. Etwa 4000 von ihnenwurden in den Vernichtungslagern ermordet.Daran und an die Zerstörung der Berliner Kon-fektions- und Mode - Tradition erinnert dasDenkzeichen des Künstlers Rainer Görß – Preis-träger des 1995 durchgeführten eingeladenenkünstlerischen Wettbewerbs – auf dem Haus-vogteiplatz, etwa an der Stelle, wo National-sozialisten nach dem Novemberpogrom 1938die behängten Kleiderständer aus den um-liegenden Häusern herausgerollt und angezün-det hatten. Die Installation arbeitet auf ver-schiedenen Ebenen mit den ästhetischen undinhaltlichen Mitteln der Spiegelung und mitder Konfrontation der verschiedenen Zeitebe-nen. Passanten, die die U-Bahnhof-Treppeherauf- oder hinabgehen, lesen Stufe für Stufedie Namen der damaligen Konfektionshäuser,sehen sich selbst und die Schriften gespiegeltund treffen oben auf einen zeltartig zusam-mengefügten, betretbaren Spiegel-Raum(Reflexum) mit Bodenplatten, die historischeInformationen bereithalten.(SE)
Rainer Görß
1960 geboren in Neustrelitz1982 Studien Plastik, Bühnenbild,
Malerei/Grafik,an den Kunsthochschulen inBerlin und Dresden
seit 1989 freischaffend tätig
lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg
seit 1985 Einzelausstellungen u. a. in Berlin,Dresden, Tucson (Arizona), Moskau
seit 1988 Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland
Ausgewählte Ausstellungen:
1991 Metropolis, Berlin1992 Biennale Sydney1993 art scene Berlin, Hongkong2000 Expo 2000
im Museumspark Rüdersdorf
ohne Titel
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Patricia Pisani, Berlin Realisierung 2002
Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustizam Murellenbergin Berlin Charlottenburg
Denkmale zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen
Auf dem ehemaligen Wehrmachtsgelände inRuhleben am Murellenberg wurden zwischenAugust 1944 und April 1945 mehr als 230 Menschen, überwiegend Wehrmachtsangehö-rige, zumeist wegen Fahnenflucht oder Wehr-kraftzersetzung erschossen.
Inhaltliche Zielsetzung des 2001 durchge-führten eingeladenen Kunstwettbewerbs wares, die Auseinandersetzung mit dem Thema der nationalsozialistischen Militärjustiz mitkünstlerischen Mitteln zu unterstützen und zubegleiten.
Vorausgegangen waren das langjährige En-gagement der evangelischen Kreissynode Charlottenburg und ein Beschluss der Bezirks-verordnetenversammlung vom September 1995.
Das künstlerische Konzept besteht aus 104 Verkehrsspiegeln aus poliertem Stahlblech ent-lang des Waldwegs am Murellenberg. 16 derSpiegel sind beschriftet. Sie verweisen auf diehistorischen Ereignisse und stellen den Bezug zur Gegenwart her. Die mögliche Irritation vonSpaziergängern durch die Verwendung von Verkehrsspiegeln in einem ungewohnten Kon-text ist Absicht des künstlerischen Konzeptes.Durch die Dramaturgie und strukturierte Ver-dichtung der Spiegel soll die Aufmerksamkeitund Neugierde der Fußgänger geweckt werden,sich dem Denkzeichen und der Thematik zunähern.(SenStadt)
Patricia Pisani
1958 geboren in Buenos Aires, Argentinienab 1978 Studium an der Academia de Bellas Artes
Pueyrredón, Buenos AiresErster Preis V. Wettbewerb Junge Künstler 88,Buenos Aires, ArgentinienEinzelausstellungen und Ausstellungs-beteiligungen in Argentinien
ab 1990 in Deutschland: Aufbaustudium an der Kunstakademie Stuttgart, bei Prof. Inge Mahn
lebt und arbeitet in Berlin
ab 1993 freiberufliche künstlerische Tätigkeitin Berlin.Lehraufträge für Kunst und neue Medien an der Hochschule der Künste in Berlin und an der Kunsthochschule für Gestaltung Berlin-Weissensee;Einzelausstellungen und Ausstellungs-beteiligungen in Deutschland.
ohne Titel
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Murellenberg
Waldbühne
Maifeld
AmGlocken-
turmGlockenturmstr.
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dric
h-Frie
sen-Allee
am Murellenberg,Charlottenburg-Wilmersdorf
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Erinnerung an historische Vorgängein der Zeit nach 1945
Denkmal zur Erinnerung an die Ereignisse des 17. Juni 1953
Wolfgang Rüppel, Berlin Realisierung 2000
Bundesministerium für FinanzenDetlev-Rohwedder-Haus, Mitte
Der Vorplatz des damaligen Hauses der Ministeriender DDR – zuvor Reichsluftfahrtministerium,heute Bundesministerium der Finanzen – wareiner der zentralen Orte der Massendemon-strationen im Juni 1953. Der 17. Juni 1953 steht –wie es der Historiker Peter Steinbach formulierthat –„für einen der wenigen politischen demokra-tischen Massenaufstände in der deutschenGeschichte“. Daran soll dieses Denkmal erinnern.Der Künstler Wolfgang Rüppel – Preisträger des 1997 durchgeführten eingeladenen künst-lerischen Wettbewerbs – entwarf das in denBoden eingelassene Glasbild mit der Abmessungvon 24 mal 3 Metern. Es zeigt den mehrfachbearbeiteten und durch Doppelung verfrem-deten Ausschnitt eines dokumentarischen Fotos jenes Aufstands. Dabei bezieht es sich in derMotivwahl und in den Proportionen auf das –heute denkmalgeschützte – propagandistischeWandbild Max Lingners vom Januar 1953 in der offenen Pfeilerhalle am Rande des Vorplatzes,das die DDR-Gesellschaft als fröhliches Kollektivauf dem Weg in eine glückliche Zukunft darstellt.Rüppels bewusst dagegen gesetzte Boden-intarsie mit dem Bild der mutigen, gegen diewachsende SED-Repression protestierenden Bür-ger macht den damaligen Graben zwischen Ideologie und Realität besonders deutlich.(SE)
Wolfgang Rüppel
1942 geboren in BerlinMaurerlehre, Architekturstudium
bis 1987 als Stadtplaner tätig
lebt und arbeitet in Berlin
seit1984 Ausstellungen im In- und Ausland1995 – 97 Professorenvertretung
Universität Wuppertalseit 1996 Dozent an der Europäischen
Akademie für Bildende Kunst, Trier2000 Realisierung des Denkmals zur
Erinnerung an den 17. Juni 1953, Berlin.Entwurf und Gestaltung des Platzes:Ute Piroeth, KölnArbeiten in öffentlichen und privaten Sammlungen;verschiedene baubezogene Arbeiten.
Leipziger Straße
Niederkirchnerstraße
Mohren-straße
Wilhelm
straße
Koch-straße
ohne Titel
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(e.) Twin Gabriel, Berlin Realisierung 1999
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischenGrenzübergängen
Erinnerung an historische Vorgängein der Zeit nach 1945
»Mind the Gap«
Inhaltliche Zielsetzung des 1996 durchgeführ-ten eingeladenen künstlerischen Wettbewerbswar es, Konzepte zu finden, die sich mit demThema Übergang in seiner Vielschichtigkeit aus-einandersetzen.
Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichtsvom September 1996:
„Die Brücke, selbst Zeichen für einen Übergang,wird temporär mit einem Möbelobjekt ver-sehen, das in überzeugender Weise das Artisti-sche mit dem Praktischen verbindet und dieÜbergangssituation Oberbaumbrücke künstle-risch verstärkt.In ihrer Bescheidenheit gewinnt diese Arbeit eine hohe Aussagekraft einerseits durch ihreFremdheit an diesem Ort und andererseitsdurch die Auswahl von Texten, die als inszenier-te Gespräche Erinnerungen an die Grenzsitu-ation und an das Leben in den zwei Systemenwecken.“
Die Arbeit wurde mit Zustimmung von ElseGabriel und Ullf Wrede statt an der Oberbaum-brücke am Übergang Bornholmer Straße realisiert.Statt der ursprünglich geplanten Texte ertönt aus den in das Objekt eingelassenen Laut-sprechern das Wort Wahnsinn – als Ausdruckfür die im November 1989 zunächst nicht be-greifbaren und fassbaren Vorgänge.(SenStadt)
Else Gabriel
1962 geboren in Halberstadt, Ostharz1982 – 87 Hochschule für Bildende Künste,
Dresden1982 – 90 AUTO -PERFORATIONS-ARTISTIK
seit 1997 Professur an der HfbK Hamburgseit 1988 Zusammenarbeit mit:
Ullf Wrede
1968 geboren in Potsdam1984 – 89 Hochschule für Musik
Hanns Eisler, Berlinseit 2000 Gründung des Labels Creme
zur Produktion von DVDs (Video)für Künstler
(e.) Twin Gabrielseit 1991 Bezeichnung für die Zusammenarbeit von E(lse) und U(llf ) auch PLASTISCHE PLANUNG
Stipendien in Berlin, Los Angelesund London, zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland
leben und arbeiten in Berlin und Hamburg
ehemaliger Übergang Bornholmer Straße,Mitte
Bornholmer Str.
Grünta
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rweg
erStraße
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Inhaltliche Zielsetzung des 1996 durchgeführ-ten eingeladenen künstlerischen Wettbewerbswar es, Konzepte zu finden, die sich mit demThema Übergang in seiner Vielschichtigkeit aus-einandersetzen.
Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts vomSeptember 1996:
„Die Arbeit entfernt sich zunächst scheinbar vonder Ernsthaftigkeit der Wettbewerbsaufgabe.Der Bezug auf die Kaninchen, die kleinen Verwand-ten der stolzen Hasen , als friedliche und sub-versive Bewohner des Todesstreifens legt eineFährte, die in der ornamentalen Behandlung des Straßenraums wieder aufgenommen wird.Die Arbeit behauptet überzeugend ihre Auto-nomie gegen die Zumutungen der politischenDidaktik.“(SenStadt)
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen Grenzübergängen
Karla Sachse, Berlin Realisierung 1999
Erinnerung an historische Vorgängein der Zeit nach 1945
»Kaninchenfeld«
ehemaliger Übergang Chausseestraße,Mitte
Chaussee
Scher
Liese
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Schulzendorferstr.
Schwartz-kopffstraße
Reinicken-dorfer Str.
Karla Sachse
1950 geboren in Zschopau, Studium und Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin
1969 –77 danach künstlerische Mitarbeiterin im Studio Bildende Kunst Lichten-berg und Lehrerin.
lebt und arbeitet in Berlin
seit1982 Ausstellungen, Mail Art,Straßenaktionen
seit1988 verstärkte Beschäftigung mit der Visuellen Poesie, auch als Kuratorin;Rauminstallationen;intensive Ausstellungstätigkeit,auch im internationalen Austausch
1997 Gründung der kontur bandeStipendium der Stiftung Kulturfonds, Berlin
Grenzgänger in der Bernauer Straße
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Gabriele Basch, Berlin Realisierung 1999
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen Grenzübergängen
Erinnerung an historische Vorgängein der Zeit nach 1945
»Wahre Geschichte«
Inhaltliche Zielsetzung des 1996 durchgeführ-ten eingeladenen künstlerischen Wettbewerbs war es, Konzepte zu finden, die sich mit demThema Übergang in seiner Vielschichtigkeit aus-einandersetzen.
Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts vomSeptember 1996:
„Die Bodenarbeit nutzt eine traditionelle Technik(die des Mosaiks) auf sehr zeitgemäße Art.Sie veranschaulicht für den Gehenden die altenbeziehungsweise noch existierenden Zeichen und politischen Logos der ehemaligen DDR undBRDeutschland. Sie dokumentiert einen histo-risch begrenzten Zustand der Gesellschaft, in-dem sie die unterschiedliche Entwicklung zueiner Synthese verarbeitet.“(SenStadt)
Auszug aus Wahre Geschichte vonWolfgang Ullrich:
„Da Mosaike als antiquiert und als Relikt alter,oft bereits untergegangener Kulturen gelten,wird der Bildteppich wie ein Stück archäologi-scher Ausgrabung empfunden. Zwar sollte diePixelstruktur jedem Passanten klar machen, dasses sich um ein modernes Mosaik handelt, dochwerden die Markenzeichen durch die Mosaik-form zugleich mit einer Aura der Vergangenheitüberzogen und erscheinen als archaisch-fremdeReste einer rätselhaften Kultur – fernab davon,noch für irgendwelche Firmen oder Produkte zuwerben.“
Gabriele Basch
1964 geboren in Bad Homburg1985 – 93 Studium der Malerei an der
Hochschule der Künste Berlin,bei Prof. Diehl
1996 – 98 Lehrauftrag an der Hochschule der Künste Berlin
1999 Lehrauftrag an der Svenska Yrkeshögskolan, Nykarleby,Finnland
2000 Lehrauftrag an der Hochschuleder Künste Berlin
lebt und arbeitet in Berlin
ab 1993 freiberufliche Tätigkeit in Berlinab 1995 Einzelausstellungen u. a.
in Berlin, Frankfurt, Köln,Leipzig, Ravensburg, Düsseldorf und Göteborg/Schweden
ab 1994 Gruppenausstellungen u. a.in Berlin, Hamburg,Kassel, Rostock, Nordhorn, Madrid/ Spanien, Linköping/Schweden,Helsinki/Finnland, Vilnius/LitauenArbeiten in Berlin, Bonn,Ravensburg, Wiesbaden und Schweden
ehemaliger Übergang Invalidenstraße,Mitte
Invalidenstraße
Invalidenpark
CharitéHumbold-Hafen
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Frank Thiel, BerlinRealisierung 1998
Erinnerung an historische Vorgänge in der Zeit nach 1945
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen Grenzübergängen
Inhaltliche Zielsetzung des 1996 durchgeführ-ten eingeladenen künstlerischen Wettbewerbswar es, Konzepte zu finden, die sich mit demThema Übergang in seiner Vielschichtigkeit aus-einandersetzen.
Erläuterung des Künstlers zum Entwurf(Auszug):
„Ein russischer und ein amerikanischer Soldat,da hier der sowjetische Sektor an den ameri-kanischen grenzte. Diese Portraits sind zugleichdie Übersetzung der früher allerorten präsen-ten –Sie verlassen den amerikanischen/britschen/französischen Sektor – Hinweistafeln in ein Bild und ebenso Referenz an den historischenMoment, indem sich genau hier sowjetische und amerikanische Panzer gegenüberstanden.
Frank Thiel
1966 geboren in Kleinmachnow1985 Übersiedelung in den
Westteil Berlins1987– 89 Fotoausbildung am
Lette Verein Berlin
lebt und arbeitet in Berlin
Ausstellungen seit 1990, u. a.48. Biennale Venedig und XXV. Biennale de Sao Paulo
Indem man für nahezu 50 Jahre Geschichte zwei Portraits sozusagen als Stellvertreter nimmt,unterstellt man diesen zwei Gesichtern Reprä-sentativität. Ich hatte die Hoffnung, dass auch das ein Thema bei der Rezeption der Arbeitwerden würde.Kann man ein einfaches Portrait als Metapherfür einen so komplexen Sachverhalt benutzen?Der verwendete Leuchtkasten ist ein von derWerbeindustrie für den öffentlichen Raum kreiertes Medium, um ihre Botschaften 24 Stun-den pro Tag an die Verbraucher zu bringen.Diese Leuchtkästen möblieren mittlerweile dasgesamte Stadtgebiet.In gewisser Weise steht der Leuchtkasten amCheckpoint Charlie in heimlicher Komplizen-schaft, im Dialog und sicherlich auch in Konkur-renz mit allen anderen Leuchtkästen in der Stadt. Eine Verwechslung mit diesen war zwarnicht Intention, sollte aber auch nicht ausge-schlossen werden.”
ohne Titel
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ehemaliger Übergang Friedrichstraße,Mitte / Friedrichshain-Kreuzberg
Leipziger Straße
Zimmerstraße
Kochstraße
Niederkirchnerstr.
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Inhaltliche Zielsetzung des 1996 durchgeführ-ten eingeladenen künstlerischen Wettbewerbswar es, Konzepte zu finden, die sich mit demThema Übergang in seiner Vielschichtigkeit aus-einandersetzen.
Erläuterung der Künstlerin zum Entwurf (Auszug):
„Heute erinnern Schilder im Tunnel der U-Bahn-linien U6 und U8 an die paradoxe Situation der U-Bahn in der geteilten Stadt. Daran, dassdiese westlichen Linien den östlichen Teil derStadt ohne Halt durchfuhren.Neben dem einfachen weißen Strich, der dieGrenze im Tunnel markierte, erscheinen jetztWorte; wie Gedankenblitze. Sie beginnen alle mit der Präposition über. Sie schaffen Gedan-ken-Bilder, verbunden mit der Mauer (überall,überwacht), der Wende (überholt, überlebt),der Öffnung der Grenz-Übergänge (überirdisch,überflügelt) und mit der gegenwärtigen Ent-wicklung (überlegen, überschlagen). 69 Schildersind in Höhe der Zugfenster an der Tunnel-wand montiert.“
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen Grenzübergängen
»Übergang zur Untergrundbahn«
Susanne Ahner, BerlinRealisierung 1999
Erinnerung an historische Vorgänge in der Zeit nach 1945
Susanne Ahner
1960 geboren in Bremen 1979 – 85 Studium der Bildhauerei an der
Hochschule der Künste Berlin,Meisterschülerin
ab 1993 Lehrtätigkeit an der Hochschule derKünste Berlin
2000 /02 Gastdozentur für plastisches Gestalten an der Hochschule der Künste Berlin
lebt und arbeitet in Berlin
ab 1976 zahlreiche Ausstellungen in Ost und West,u.a. in Berlin, Bonn, Bremen, Paris
ab 1986 Arbeiten für öffentliche Räume in Berlin und Niedersachsen
ab 1988 Auseinandersetzung mit Gedenken und Denkmalsetzung
Schwartz-kopffstraße Bernauer
Straße
Koch-straße
U6 U-Bahnhof SchwartzkopffstraßeU-Bahnhof Kochstraße
U8 U-Bahnhof Heinrich-Heine-StraßeU-Bahnhof Bernauer Straße
Mitte/Friedrichshain-Kreuzberg
Heinrich-Heine-Straße
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ehemaliger Übergang Oberbaumbrücke,Friedrichshain-Kreuzberg
Mühlenstraße
Schlesische
Straße
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Stralauer AlleeSchlesischesTor Spree
Thorsten Goldberg, BerlinRealisierung 1997
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen Grenzübergängen
Erinnerung an historische Vorgänge in der Zeit nach 1945
»Stein-Papier-Schere«
Inhaltliche Zielsetzung des 1996 durchgeführ-ten eingeladenen künstlerischen Wettbewerbswar es, Konzepte zu finden, die sich mit demThema Übergang in seiner Vielschichtigkeit aus-einandersetzen.
Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts vom September 1996:
„Die Arbeit stellt eine dauerhafte Installation an einem authentischen Ort dar. Sie besticht durch ihre Qualität des Umgangs mit der vor-handenen (Brücken-) Architektur, in die sie sich sensibel einbindet (Prinzip der Reihung vonWappen) und doch größte Irritation provoziert.Charakteristisch für den Entwurf ist die Verwen-dung von abstrakten formalen Mitteln, denenein spielerisches, sinnliches Moment beigegebenist. Sie bedient sich eines Spiels, in dem es keinen Gewinner oder Verlierer, d.h. auch keineEntscheidung, weder eine friedliche noch eine gewalttätige geben kann, da das Momentdes Zufalls die einzige Spielregel darstellt.“(SenStadt)
Thorsten Goldberg
1960 geboren in Dinslaken1984 Studium der Bildhauerei an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
lebt und arbeitet in Berlin
1990 Preisträger Forum Junger Kunst,Kunsthalle Kiel, Museum Wolfsburg,Museum Bochum
1991 Senatsstipendium für Fotografie, Berlinseit 1994 Lehrauftrag für experimentelle
Plastik und für Fotografie an der Freien Kunstschule Berlin
seit 2001 Lehrauftrag für Fotografie im öffentlichen Raum an der Alice-Salomon- Fachhochschule Berlin-Hellersdorf
seit 1990 Einzelausstellungen u.a.Württembergischer Kunstverein,Kunstmuseum Heidenheim,Sculpture Gallery Warschau,Städtische Ausstellungshalle Münster
seit 1991 Arbeiten im öffentlichen Raum in Stuttgart, Berlin, Lüdenscheid,Heidenheim, Potsdam
27
28
Heike Ponwitz, Berlin Realisierung 1999
Sieben künstlerische Zeichen an den ehemaligen innerstädtischen Grenzübergängen
Erinnerung an historische Vorgänge in der Zeit nach 1945
Inhaltliche Zielsetzung des 1996 durchgeführ-ten eingeladenen künstlerischen Wettbewerbswar es, Konzepte zu finden, die sich mit demThema Übergang in seiner Vielschichtigkeit aus-einandersetzen.
Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts vom September 1996:
„Die Arbeit reagiert mit scheinbar normalen Ge-brauchsgegenständen ( zwei touristischen Fernrohren) auf eine banale stadträumliche Situ-ation. Indem das im Gerät sichtbare Bild mit der Schrift Übergang überblendet wird, wird dasreale Stadtraumpanorama gestört. Die kaum noch erinnerbare Grenzsituation wird so übereine begriffliche Irritation ins Bewusstsein zurückgerufen, wobei jeder Benutzer der Fern-rohre seine eigenen Kenntnisse, Meinungen und Assoziationen in das Gedankenspiel einbrin-gen kann. Diese intelligente Einbeziehung desBetrachters zeichnet die Arbeit ebenso aus wiedas konsequente Zulassen der heutigen Bana-lität dieser peripheren Stadtlandschaft, die einmal ein brisanter politischer Ort war. Der Begriff Übergang wird dadurch auch frei für Reflexionen, die jenseits seiner politischenGeschichte/Konnotationen liegen.“(SenStadt)
Heike Ponwitz
1955 geboren in Luthe/Hannover1976 Studium an der Hochschule
der Künste, Berlin1982 Meisterschülerin,
seitdem freiberufliche künstlerische Arbeit und Beteiligung an Skulpturenwettbewerben
seit 1986 Lehrtätigkeit an der Hochschule der Künste und Fachhochschule fürGestaltung, Kiel
lebt und arbeitet in Berlin
»Übergang – Nähe und Distanz«
ehemaliger Übergang Sonnenallee,Neukölln / Treptow-Köpenick
Kolonie
Sonnenallee
Baum
schu
lens
tr.
Neuköllnische Alle
30
Realisierung seit 1997
Berliner Mauer 1961 – 1989Länge: 43,1 km Ost-Berlin / West-Berlin,
111,9 km DDR / West-Berlin Höhe: 3,60 m152 Tote bei Fluchtversuchen(lt. Angabe der Berliner Polizei)
Mauermarkierung
Erinnerung an historische Vorgänge in der Zeit nach 1945
Eine doppelte Steinreihe zieht sich durch dieInnenstadt – quer zu Fahrbahnen, über Bürger-steige, manchmal die Bordsteinkanten entlang.Sie kennzeichnet die Berliner Mauer, wie sie imHerbst 1989 verlief. An häufig besuchten Ortenweisen eingelegte Tafeln aus Gusseisen auf die Bedeutung dieser Steinreihe hin. Die Markie-rung ist unauffällig, die Mauer ist weg, die Stadtist längst nicht mehr geteilt. In Paris ist derGrundriss der Bastille auf ähnliche Weise mar-kiert.
Die Markierung ist eindrücklich. Der Fußgängertrifft sie unerwartet und erinnert sich vielleichtfür einen Moment an die eigentümliche Stille,die herrschte, wo in der Nähe der Mauer dasLeben in der westlichen Stadthälfte unversehenszum Erliegen kam.Die Gewalttätigkeit der ständig perfektioniertenGrenze ist – gen Westen – die lückenlose Abrie-gelung einer Halbstadt gewesen. Ihre grausameWirksamkeit gen Osten lag in der innenpoliti-schen Repression der DDR – und in der Weitedes unbebauten, vegetationslosen, beleuchtetenund überwachten Grenzstreifens, der in der zusammenwachsenden Stadt kaum noch aus-zumachen ist. Entlang der Markierung gebendeshalb Informationstafeln mit Fotos und vier-sprachigen Texten ergänzende Hinweise auf die Ausgestaltung der Grenze und die Geschich-te von Teilung, Mauerbau und Maueröffnung.(MG)
ChausseestraßeInvalidenstraße
Friedrichstraße,ehem. ÜbergangCheckpoint-Charlie
Heinrich-Heine-StraßeOberbaumbrücke
ehem. Grenzverlaufehem. Berliner Mauer mit Markierungehem. innerstädtische Grenzübergänge
32
Auf der Grundlage der Kunstkonzeption für dasehemalige Universitätsklinikum Rudolf Virchow(1991) – heute ein Campus der Charitè – wur-den mehrere eingeladene künstlerische Wett-bewerbe durchgeführt.Norbert Radermacher war der Preisträger desWettbewerbs Freiraumstrukturen.
Kunst für das UniversitätsklinikumCharité Campus Virchow Klinikum
»Die Ringe«
Erläuterung des Künstlers zum Entwurf:
„Als der Architekt Ludwig Hoffmann das für dasKrankenhaus bestimmte Grundstück an der Seestraße besichtigte, machte es einen trostlo-sen Eindruck auf ihn. Kein Baum, kein Strauch milderte die Öde des früheren Exerzierplatzes.Um seine Vorstellung von einem Kranken-haus in freundlicher und liebevoller Umgebung zu verwirklichen, wollte er der Freiraum-gestaltung und der Gartenanlage besondereBedeutung beimessen.
Vor allem waren es die Bäume, die, zu langenAlleen gereiht, der gesamten Anlage ein mensch-liches Maß verleihen sollten. Damit sie vonAnbeginn ihre wohltuende Wirkung verbreitenkonnten, hatte Ludwig Hoffmann sie noch vor den ersten Baumaßnahmen pflanzen lassen.Fast 100 Jahre später sind viele dieser Bäumenoch da. Trotz aller Zerstörung durch Krieg undAbriss und trotz aller baulicher Veränderung verleihen sie dem Rudolf-Virchow-Krankenhausnoch immer seinen besonderen Charakter.Als große, stille, beharrliche Lebewesen begleitensie seit Generationen die Patienten durch dieZeit. Im Zyklus der Jahreszeiten zeigen sie die Sta-dien des Lebens. Sie geben Luft zum Atmenund spenden Schatten. Sie sind Bilder der Melan-cholie, des langsamen Abschieds sowie desgeduldigen Ausharrens bis zur Euphorie der neuerwachenden Kraft und des neu erblühendenLebens.
Nordufer Föhr
er S
traß
e
Augusten-burger Platz
Charité Campus Virchow Klinikum
Spree
Norbert Radermacher, BerlinRealisierung 1997
Kunst am Bau für den Hochschulbau
Charité Campus Virchow Klinikum,Mitte
An sieben alten, ausgesuchten Bäumen wirdjeweils ein goldener Ring in die Baumkrone ge-hangen. Im Sommer, wenn die Bäume ihre Blätter tragen, werden die Ringe fast verborgensein.Verlieren die Bäume aber ihre Blätter imHerbst, treten die Ringe mehr und mehr in Er-scheinung und werden zu hoffnungsvollen,weit sichtbaren Zeichen.“
Norbert Radermacher
1953 geboren in Aachen1973 –79 Studium an der Kunstakademie
Düsseldorf1979 Stipendium der
Ernst-Forberg-Stiftung1980 Auslandsstipendium des Deutsch-
Französischen JugendwerksSeit 1992 Professur an der Gesamthochschule
Karlsruhe
lebt und arbeitet in Berlin
Seit 1983 zahlreiche EinzelausstellungenSeit 1990 zahlreiche Kunstprojekte im
öffentlichen Raum, u. a.:Das Pferd, München 1992Die Säulen, München 1992Die Ringe, Berlin 1995Der Pendelturm, München 1998Der Fahnenmast, Freiburg 1998Die Gefäße, Leipzig 1998Die Handschriften, Tübingen 2001
34
Thomas Locher, Berlin und Rolf Walz, Köln Realisierung 1999
Kunst für das UniversitätsklinikumCharité Campus Mitte
Kunst am Bau für den Hochschulbau
ohne Titel
Auf der Grundlage der Kunstkonzeption für denCampus Mitte der Charité wurden mehrere ein-geladene künstlerische Auswahlverfahren durch-geführt – als Auftakt der Wettbewerb für dieEingangshalle und die Durchgangsbereiche derKlinik für Innere Medizin.
Erläuterungen der Künstler zum Entwurf (Auszug):
„Das Besondere bei der Aufgabenstellung Kunstfür den Campus Mitte der Charité ist der nicht-öffentliche öffentliche Raum. Die verschiedenenTeilöffentlichkeiten (Patienten, Besucher, Mitar-beiter, Wissenschaftler, Studenten) bilden eineheterogene Rezeptionssituation.Krankheit, Fürsorge, Therapie, Wissenschaft,Hoffnung, Sorge, Trauer stellen eine außerge-wöhnliche Situation dar.Unsere Idee ist es, die Vielfalt der kommunika-tiven Möglichkeiten mit begrenzten ästhetischenMitteln, mit dem Konkreten in der Sprache undder Abstraktion durch die geometrische Setzung,auszudrücken. Die Verben und Begriffe enstam-men Fragen der Zeit, der Kommunikation, desVerhältnisses zu anderen und den Zusammen-hängen von Zufall und Notwendigkeit.
Texte und Linien aus transparenter Folie in vierunterschiedlichen Farben werden auf den Glastüren, Glaswänden und dem Windfang an-gebracht.Die elf Sätze für jeden der beiden Gebäudeteileschaffen durch Doppelung eine Verbindung von Alt- und Neubau.Für die Wände der Halle im Erdgeschoss und im1. Obergeschoss sehen wir mit Text- und Linienfragmenten bedruckte Farbspiegel vor.“
Thomas Locher
1956 geboren in Munderkingen,Oberschwaben
1979 – 85 Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
1981 – 85 Universität Stuttgart1986 – 2000 freischaffende Tätigkeit in Köln
lebt und arbeitet seit 2000 in Berlin
Öffentliche Arbeiten und Projekte:
in Berlin, Stuttgart, Leipzig, Köln,Graz, Münster und GöppingenAusstellungen und Ausstellungs-beteiligungen in: Deutschland,Österreich, Schweiz, Frankreich,Niederlande, Italien, Grossbritannien,Spanien und USA
Rolf Walz
1958 geboren in Altensteig1978 – 85 Akademie der Bildenden Künste
Stuttgart1987 Kunstfonds1994 – 96 Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
lebt und arbeitet in Köln
Einzelausstellungen seit 1981 u.a.in Hamburg, Köln, München,StuttgartGruppenausstellungen seit 1982 u.a.1993 Biennale Venedig
seit 1994 verschiedene Kunstprojekte in öffentlichen Gebäuden
2001 National Museum of Art, Kyoto
35
Invalidenstraße
Luisen
straße
Robert-Koch-Platz
Charité CampusMitte
Humbold-Hafen
Charité Campus MitteKlinik für Innere Medizin,Mitte
36
Auf der Grundlage der Kunstkonzeption für das Universitätsklinikum Charité Campus Mittewurden mehrere eingeladene künstlerischeAuswahlverfahren durchgeführt.
Karin Sanders Projekt Heilstein wurde für dasvon den Architekten Deubzer/König entwor-fene Max-Planck-Institut/Deutsches Rheuma-forschungszentrum ausgewählt.
Es spielt auf vielfältige, auch ironische Weisemit verschiedenen Themen und Ebenen: mit(Medizin) – Geschichte und Gegenwart, Esote-rik und Wissenschaft, Original und Imitation,Innen- und Außenraum.
Kunst für das UniversitätsklinikumCharité Campus Mitte
Karin Sander, StuttgartIn Realisierung
Max-Planck-Institut Deutsches Rheumaforschungszentrum,Mitte
Kunst am Bau für den Hochschulbau
»Heilstein«
Invalidenstraße
Luisen
straße
Robert-Koch-Platz
Charité CampusMitte
e
Humbold-Hafen
Erläuterung der Künstlerin zum Entwurf:
„Für die Arbeit wird ein Heilstein (Smaragd )mittels Laserkameras eingescannt und anschließ-end im Maßstab 10:1 in Kunststoff zweifach aus-geformt. Diese Kopien des originalen Steins,der maximal die Maße 18 x 15 x 20 cm hat, be-sitzen somit die Größe von 180 x 150 x 200 cm“.
Mineralische Steine, denen seit dem 12. Jahrhun-dert besondere Heilwirkungen zugeschriebenwurden, sind heute durch die Schulmedizin indie Randbereiche sogenannter alternativer Heilmethoden verwiesen. Die zwei Heilsteine,die die Künstlerin in der Eingangshalle und auf dem Vorplatz aufstellen wird, sind vielfach vergrößerte Kunststoff-Kopien eines realenSmaragdes, bewusst verfremdet durch denWechsel in Material, Dimension und Farbigkeit.Der Smaragd in seiner Rolle als Heilstein-Original und als kopiertes, eigenartig verdop-peltes und vergrößertes skulpturales Objektthematisiert die Behandlung von Rheuma-, In-fektions- und Immunkrankheiten im medizi-nischen Verständnis des Mittelalters.(SE)
Karin Sander
1957 geboren in Bensberg,Nordrhein-Westfalen
1981 Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
1989 / 90 Whitney-Museum of American Art,New York, Independent Study/ Studio Programm ( I.S.P.)
seit 1999 Professur an der Hochschule Berlin-Weißensee
lebt und arbeitet in Stuttgart
Einzelausstellungen u.a.
1994 The Museum of Modern Art, New York1996 Kunstmuseum St. Gallen, Schweiz2000 Galerie Koyanagi, Tokio
Gruppenausstellungen u.a.
1996 Farbe, Malerei der 90er Jahre,Kunstmuseum Bonn
1997 Skulptur. Projekte in Münster1998 Minimal-Maximal,
Neues Museum Weserburg, Bremen2001 Art Unlimited, Art 32 Basel
38
Thorsten Goldberg, BerlinRealisierung in Vorbereitung
Kunst für das Universitätsklinikum Charité Campus Mitte
Kunst am Baufür den Hochschulbau
Auf der Grundlage der Kunstkonzeption für das Universitätsklinikum Charité Campus Mittewurde in 2000 der künstlerische Wettbewerbzum Umgang mit den historischen Büsten undSockeln ausgelobt.Auf die Geschichte der Charité – die sich in derAufstellung, Umsetzung und Demontage vonPorträtbüsten bekannter Ärzte und Wissenschaft-ler widerspiegelt – soll mit einem dreiteiligenkünstlerischen Zeichen hingewiesen werden:
ohne Titel
Charité Campus Mitte,Mitte
Invalidenstraße
Luisen
straße
Robert-Koch-Platz
Charité CampusMitte
e
Humbold-Hafen
Die Wiederaufstellung der historischen Büstenund Sockel wird durch ein sogenanntes In-ventar ergänzt; eine Multimedia-Präsentationsoll Auskunft über Leben und Bedeutung dergeehrten Personen und über den Umgang mitDenkmälern und ihren Ausstellungsorten geben.
Während die historischen Büsten und Sockel auf dem Campus Mitte wieder aufgestellt werden, sind auf dem Vorplatz der Klinik für Innere Medizin am Virchowweg die Namender geehrten Personen in dem Inventar gesam-melt. Blätterdach und Stämme von 24 Platanenformen hier einen Raum, in dem die Namen an Baumgittern aus matt gebürstetem Edelstahlangebracht werden sollen. In einer historischenSchrift (Britannica) können bis zu acht Namenpro Baumgitter gezeigt werden.
Gegen die Veränderung und Vernichtung derKunstwerke – fast alle Büsten wurden mehr-mals umgestellt, einige verschwanden, andere wurden in einer antisemitisch motivierten Kam-pagne während der NS-Zeit demontiert und zerstört – will der Künstler den Verweis auf einefiktive historische Vollständigkeit setzen. DieSichtbarmachung der Fehlstellen, der entferntenund der zerstörten Büsten ist Absicht und Zen-trum seines Inventars.(MG)
Thorsten Goldberg
1960 geboren in Dinslaken1984 Studium der Bildhauerei an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
lebt und arbeitet in Berlin
1990 Preisträger Forum Junger Kunst,Kunsthalle Kiel, Museum Wolfsburg,Museum Bochum
1991 Senatsstipendium für Fotografie, Berlinseit 1994 Lehrauftrag für experimentelle
Plastik und für Fotografie an der Freien Kunstschule Berlin
seit 2001 Lehrauftrag für Fotografie im öffentlichen Raum an der Alice-Salomon- Fachhochschule Berlin-Hellersdorf
seit 1990 Einzelausstellungen u.a.Württembergischer Kunstverein,Kunstmuseum Heidenheim,Sculpture Gallery Warschau,Städtische Ausstellungshalle Münster
seit 1991 Arbeiten im öffentlichen Raum in Stuttgart, Berlin, Lüdenscheid,Heidenheim, Potsdam
Künstlerisches Zeichen auf dem Vorplatz der Klinik für Innere Medizin
40
»Zwei Figuren in großer Höhe«
Dieses Projekt wurde im Rahmen der Kunst-konzeption für das Auguste-Viktoria-Kranken-haus realisiert.
Erläuterung des Künstlers zum Entwurf:
„Ein freistehender Pfeiler von solcher Höhe zentriert und hebt diese beiden Stelen mit seinenFiguren über die vorhandenen Gegebenheitender Anlage von 1906 hinaus. Ohne erzwungeneKontrastierung. Was sie noch hervorhebt, ist die Tatsache, dass auch denkmalpflegerische Um-gestaltung sie nicht gefährden kann. Wenn die Veränderungen auch erst nach Jahren erfol-gen, eine Skulptur ist letztendlich nicht für ein Dezennium bestimmt, so wenig wie ein Haus.
Die beiden steilen Stelen stehen axial zu demalten Gebäude der Verwaltung und dem Auf-nahmezentrum und fast symmetrisch zu denflankierenden anderen Gebäuden, die daszur Verfügung stehende Freigeviert begrenzen.Eine Kontrastierung entsteht nur durch dieAuseinandersetzung des thematischen Stoffesmit der Form. Es gibt kein Thema. Die einzigeUtopie in der Skulptur ist in dem Klumpen zufinden, der Leben abgibt. Die Form, wenn siegelingt, ist der Hinweis darauf, wieweit der Künst-ler von seinem Stoff ergriffen war. Der thema-tische Stoff ist der Tatort, die Welt, dem der Mensch durch sein Bewusstsein, seit Anfang anbis heute, mit unterschiedlichem Anlass gegen-übersteht. Und das wirklich Zeitgenössischeist für mich nur möglich mit dem Einsatz aller-privatester Mittel. Das ist (leise gesagt) eine Provokation.So fügt sich das Neue ein in die Harmonie deralten Anlage, bewährt für Besinnung, Erholungund Ruhe. Das ist die einzige Harmonie, der wiruns unterwerfen. Die beiden Figurationen sollenin Bronze gegossen werden und werden imAußenraum eine dunkle Patina bekommen.“
Rolf Szymanski
1928 geboren in Leipzigab 1945 Ausbildung an der Kunstgewerbe-
schule Leipzig1950 – 55 Studium Hochschule
für Bildende Künste, Berlinab 1962 verschiedene Preise und Stipendien1974 – 83 Direktor der Abteilungund Bildende Kunst der Akademie 1986 – 97 der Künste, Berlin
lebt und arbeitet in Berlin
seit 1961 Ausstellungen im In- und Ausland,u.a. Hannover, Düsseldorf, Berlin,Mailand
ausgewählte Ausstellungen:
1991 Akademie der Künste,Pariser Platz, Berlin
1992/93 Museum der Bildenden Künste, Leipzig1995 Städtisches Museum Heilbronn
Rolf Szymanski, BerlinRealisierung 2000
Kunst für dasAuguste-Viktoria-Krankenhaus
Kunst am Baufür den öffentlichen Hochbau
41
Auguste-Viktoria-Krankenhaus,Tempelhof-Schöneberg
Auguste-ViktoriaKrankenhaus
Grazer D
amm
Thorwaldsenstraße
42
Gerhard Merz, Berlin/Italien Realisierung 1998
Kunst am Bau für die Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialpädagogik und Sozialarbeit
Kunst am Baufür den öffentlichen Hochbau
ohne Titel
Dem Entwurf von Gerhard Merz liegt ein integrativer Planungsprozess des Künstlers mitdem Architekten Bernhard Winking zu Grunde.
Erläuterung des Künstlers zum Entwurf:
„Für die Gestaltung der Alice-Salomon-Fach-hochschule schlage ich eine Wandmalerei vor,die unhierarchisch einen Zusammenhang vonArchitektur und Malerei meint. Die Malerei sollmit pastösem Auftrag realisiert werden undmatt und trocken erscheinen.Die Struktur ist fest an die Architektur in Umrissund Form gebunden, aber in sich selbst frei,sogar ungeordnet bis zur Unform. Ich schlagemehrere Farbsätze vor, wobei das Grau an erster Stelle steht. Diese Arbeit meint nur sichselber, keine weitere Illustrierung von Neben-sinnen. Meine Hoffnung wäre, eine Wandmalereiauf der Höhe der Zeit zu zeigen, ohne Rissliniezwischen Architektur und Malerei, ein Aufscheinenvon Schönheit, stumm und leer, ohne falscheVersprechungen.“
Gerhard Merz
1947 geboren in Mammendorf/München1969 – 73 Studium an der Kunstakademie
München
lebt und arbeitet in Berlin und Pescia/Italien
1977 documenta 6, Kassel1982 documenta 7, Kassel1987 documenta 8, Kassel1992 documenta 9, Kassel1997 Biennale Venedig, deutscher Pavillion
43
Hellersdorf
Alice-Salomon-
Platz
Hellersdorfer Str.
Stend
aler Str.
Pete
r-Wei
ss-
Gasse
Risaer Straße
Alice-Salomon-Fachhochschulefür Sozialpädagogik und Sozialarbeit,Marzahn-Hellersdorf
44
Oberstufenzentrum Gesundheit II,Marzahn-Hellersdorf
Hellersdorf
Alice-Salomon-
Platz
Stend
aler Straße
Tang
ermü
nd
er Str.
Pete
r-Wei
ss-Gas
se
Per Kirkeby, KopenhagenRealisierung 2002
Kunst am Bau für das Oberstufenzentrum Gesundheit II
Kunst am Baufür den öffentlichen Hochbau
Dem Entwurf von Per Kirkeby liegt ein integrativer Planungsprozess des Künstlers mitdem Architekten zu Grunde.
Erläuterung des Architekten Rudolph Böttcher:
„Die von dem dänischen Maler Per Kirkeby entworfene Mauerwerksskulptur vor dem Schul-gebäude und in der Achse der später zweiseitigbebauten Peter-Weiss-Gasse artikuliert den indifferenten Zugang zum Oberstufenzentrum.Durch die zwei aus einem Quadrat entwickeltengegeneinander versetzten Wandteile mit großen fensterartigen Öffnungen und engemAbstand zwischen den Elementen entstehenvielfältige Durchblicke und je nach Standort desBetrachters sich verändernde räumliche Situationen.“
Per Kirkeby
1938 geboren in Kopenhagen Studium der Geologie und wissen-schaftliche Tätigkeit in Grönland
ab 1964 künstlerische Arbeiten als Maler,Bildhauer und FilmemacherProfessor für Malerei in Karlsruhe und Frankfurt
lebt und arbeitet in Dänemark
Gruppenausstellungen
1987 Skulptur. Projekte in Münster1987 Arco - Internationale
Kunstausstellung, Madrid1992 documenta 9, Kassel1992 Zeitlos – Hamburger Bahnhof, Berlin
Einzelaustellungen
1979 Kunsthalle Bern 1999 Kunsthalle Düsseldorf
1986 – 2000 Mauerwerksskulpturenu. a. in Stuttgart, Frankfurt,Paderborn, Münster, Hellerup (DK) und Berlin (BEWAG - Gebäude)
2000 Bronzeskulpturen für das Bundesratsgebäude in Berlin
ohne Titel
46
»Niemandsland. Umsonst und draußen«
Für die äußerste Kante des zum Fluss hin ansteigenden Spreebogenparks, nördlich des Bandes des Bundes, mit Blickbezügen zum Bundeskanzleramt, zum Paul-Löbe-Haus desBundestags und über die Spree hinweg zumzukünftigen Lehrter Bahnhof, hat Olaf Metzel –Preisträger des auf Empfehlung des Kunst-beirats Spreebogen in 2000 durchgeführten eingeladenen künstlerischen Wettbewerbs –eine silberne Großskulptur als ein neues Merk-zeichen des Regierungsviertels entworfen:ein Knäuel aus verzinkten geflochtenen Stahl-rohren, zwölf Meter in Höhe und Durchmesser,leicht gekippt auf der Kante des Landschafts-fensters, in der Mitte schräg durchschnitten,beide Kugelhälften gegeneinander verschoben.
Vielfältig sind die Bezüge und Assoziationen dieses Monuments. Sein vollständiger Name:Niemandsland. Umsonst und draußen verweist auf die erhoffte Rolle des Spreebogenparks als für alle Bürger verfügbarer, den politischen und kommerziellen Ansprüchen entzogener Frei-raum, aber auch auf den einstigen Charakter des Ortes als Stadtbrache während der Jahr-zehnte der geteilten Stadt. Ideengebend warenauch Lennés und Schinkels Bebauungspläne für dieses Quartier, deren halbrunde und ovaleFormen von einer Mittelachse durchschnittenwaren. Zugleich ist Niemandsland als Metapherfür gesellschaftliche Zustände heute und morgen lesbar. Was aus der Ferne als kompakteund hermetische Großform erscheint, löst sich beim Näherkommen auf in ein eher trans-parent-fragiles Gebilde. Balance oder Insta-bilität? Realität oder Illusion? In jedem Fall einSpannungsfeld der Kräfte.(SE)
Olaf Metzel
1952 geboren in Berlin1971– 77 Studium an der Hochschule
der Künste Berlinseit 1990 Professor an der Akademie der
Bildenden Künste München
lebt und arbeitet in München
seit 1981 Einzelausstellungen1992 Hamburger Kunsthalle,1996 Kunstbau Lenbachhaus München,2001 Institut Mathildenhöhe Darmstadt
seit 1981 Gruppenausstellungen1987 documenta 8,1987 u.'97 Skulptur.Projekte in Münster
Skulpturen im öffentlichen Raum:ehem. Bundestag Bonn,Goethe - Institut München
Olaf Metzel, MünchenRealisierung in Vorbereitung
Kunst im Spreebogen
Kunst im Regierungs- undParlamentsbereich
Spreebogenpark,Mitte
de
Otto-v.-Bismarck Allee
Ludwig-Erhard-Ufer
Spreebogenpark
Spreeuferbrücke
LehrterBahnhof
Spre
e
Impressum
Redaktion:
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung,
Kunst im Stadtraum
Gemäß den Koalitionsvereinbarungen hat der Senat im
März 2002 beschlossen, dass die Aufgaben Kunst im
Stadtraum/Kunst am Bau von der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung zur Senatsverwaltung für Wissenschaft,
Forschung und Kultur übergehen.
Das Referat Kunst im Stadtraum und am Bau dankt allen
Beteiligten, die bei der Vorbereitung und Durchführung
der Verfahren sowie bei der Realisierung der Kunst-
projekte mitgewirkt haben.
Texte:
(SE) Stefanie Endlich
(MG) Monica Geyler
(SenStadt) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Fotos:
Erik-Jan Ouwerkerk
»Kanninchenfeld« S. 18, historische Abbildung aus:
Wolfgang Petro, „Berlin: Die Mauer”, pmi-verlag 1991
»Übergang zur Untergrundbahn« S. 25: Susanne Ahner
»Stein-Papier-Schere« S. 26: Thorsten Goldberg
»Die Ringe« S. 32, Baumallee: Norbert Radermacher
»Heilstein« S. 36: Karin Sander
»Niemandsland. Umsonst und draußen« S. 46: Olaf Metzel
Gestaltung:
Adler & Schmidt Kommunikations-Design, Berlin
2002
KunStstadtRaum21 Kunstprojekte im Berliner Stadtraum
Kun S
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Kun
stpr
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te im
Ber
liner
Sta
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um
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Kunst im Stadtraum
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