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8 badische zeitung forum mittwoch, 22. juli 2009 Wer war 1989 in der Prager Botschaft? Für eine Reportage auf der dritten Seite der Badischen Zeitung suchen wir Men- schen aus der Region, die 1989 aus der DDR in die Prager Botschaft geflohen sind und die uns von ihren Erfahrungen berichten wollen. Wenn Sie selber Botschaftsflüchtling sind oder in Ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis je- manden kennen, auf den das zutrifft, würden wir uns über Ihre Rückmeldung freuen. Hinweise bitte an: t 0761/496-5041, oder per E-Mail: mitarbeiter.reportage@badische- zeitung.de BZ-ZEITZEUGEN Zu: „Tauziehen um das kranke Kind“, Beitrag von Michael Brendler (Land und Region, 13. Juli): Vor einigen Jahren haben sich Internisten und Kinderärzte mit der Gruppe der All- gemeinärzte zur Gruppe der Hausärzte zusammengeschlossen. Dadurch konn- ten die hausärztlichen Belange berufspo- litisch besser durchgesetzt werden. Es war schon damals abzusehen, dass die Be- lange der Kinder und ihrer Ärzte inner- halb der Hausärzte-Gruppe mittelfristig eine untergeordnete Bedeutung erlangen würden. Der Allgemeinarzt, dessen Qualifikati- on vor Jahren von der EU auf fünf Jahre verlängert wurde, muss sich in Deutsch- land seine Weiterbildungszeiten meist mühsam an verschiedensten Weiterbil- dungsstellen zusammensuchen. Kinder- klinische Weiterbildungszeiten sind dar- in nicht enthalten. Der Kinder- und Ju- gendarzt hat eine umfassende, wenigs- tens fünfjährige klinische Weiterbildung mit definierten, auf das Kindes- und Ju- gendalter fokussierten Inhalten hinter sich, wenn er sein Facharzt-Diplom er- hält. Den Eltern steht es schon immer frei, mit den Füßen abzustimmen. Die Kinder- und Jugendärzte kommen jedoch um eine harmonische Kooperation mit den Allge- meinärzten nicht herum, da ihre Präsenz außerhalb der Städte viel zu gering ist. Ein Tauziehen aus materiellen Gründen dient weder den Ärzten noch ihren Patienten. Prof. Dr. med. Helmut Helwig, Freiburg KINDERÄRZTE CONTRA HAUSÄRZTE Tauziehen nützt niemandem Wer soll Ihr Kind betreuen, wenn es krank ist, wo gehen Sie mit ihm zur Vor- sorge hin? Kinder- und Jugendarzt oder Allgemeinmediziner? Etwa 90 000 El- tern in Baden-Württemberg bekundeten bislang durch ihre Unterschrift, dass es der Kinder- und Jugendarzt sein soll. Kin- der- und Jugendärzte verzichten auf bares Geld, mit dem der AOK-Vertrag lockt. Es geht ihnen nämlich nicht um die Versor- gung von Ärzten, sondern um Patienten. Die durchschnittliche Fahrzeit zu ei- nem Kinder- und Jugendarzt beträgt in Ba- den-Württemberg etwas über zwölf Mi- nuten. Wir sind also überall erreichbar. Dennoch wird die bewährte duale Versor- gung auf dem Lande durch den Hausarzt- vertrag zerstört. Denn Kinder, einmal beim Hausarzt eingeschrieben, können den Kinder- und Jugendarzt nur noch in speziellen Fällen auf Überweisung auf- suchen. Dr. Christoph Kupferschmid, Ulm Duale Versorgung wird zerstört Es kann doch nicht sein, dass durch einen monopolistischen Hausarztvertrag alle AOK-Kinder beim Allgemeinmediziner eingeschrieben werden sollen. Der Haus- arzt/Allgemeinmediziner in Deutsch- land, der sicher eine gute Arbeit macht, ist leider nur in Ausnahmefällen für Kin- der- und Jugendmedizin ausgerüstet und ausgebildet. Die Versorgungsrealität ist die, dass in der Stadt und auf dem Land ausgebildete Kinder- und Jugendärzte 95 Prozent der Kinder unter 18 Jahre versor- gen. Das ist eine Errungenschaft, die es zum Beispiel in England und Skandinavien nicht gibt. Es soll nach dem bekundeten Willen der Eltern und Jugendlichen in Deutschland so bleiben, dass der Kinder- arzt ohne Umwege zu erreichen ist. Die Eltern entscheiden. Dr. Gottfried Huss, Kinder- und Jugendarzt, Rheinfelden Die Eltern entscheiden Bei dem Versorgungsvertrag sollen Haus- ärzte in ihrer fachlichen Ausbildung ohne Nachweis einer Qualifikation den Kinder- und Jugendärzten gleichgestellt werden. Diese Arztgruppe muss eine fünfjährige geregelte Ausbildung mit einer Prüfung danach vorweisen. Das können Hausärz- te in der Regel nicht. Was gäbe das wohl für ein Geschrei – und mit Recht –, wenn Kinder- und Jugendärzte so mir nichts, dir nichts Altersmedizin betreiben sollten? Die AOK ist dem Hausärzteverband und Medi auf den Leim gegangen und kann nicht mehr so ohne Weiteres zurück. Be- schämend ist es, dass die Sozialministe- rin, selbst Ärztin, sich als sachunkundig darstellt. Es geht auch anders, wie das Bei- spiel in Bayern zeigt. Dr. Jobst Biester, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Rheinfelden Spezielle fachliche Ausbildung Seit letztem Jahr wirbt die AOK mit ihrem Hausarztvertrag für eine besonders hoch- wertige Versorgung ihrer Versicherten. Tatsächlich müssen aber Hausärzte, die Kinder in diesen Vertrag einschreiben, keinerlei spezielle Qualifikationen im Be- reich der Kinder- und Jugendmedizin nachweisen. Dagegen haben wir Kinder- und Jugendärzte eine mindestens fünf- jährige Weiterbildung in Kinderkliniken oder Kinder- und Jugendarztpraxen durchlaufen. Aus diesem Grunde sehen wir uns als qualifiziert für die hausärzt- liche Versorgung von Kindern und Ju- gendlichen an. Einige Ersatzkassen haben solche Verträge auch in Baden-Württem- berg bereits sehr erfolgreich etabliert. Dr. Markus Sandrock, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Staufen Wir sind qualifiziert Zu: „Über den grünen Fluss“, Beitrag von David Weigend (fudder, 17. Juni): Heute ist mir zum ersten Mal Ihre mit „fudder“ überschriebene Seite aufgefal- len. Meine Aufmerksamkeit erregt hat die Fotografie der sich elegant über den Strom spannenden Brücke. Ich weiß nicht, wie lang genau eine Zigarette ist. Ich schätze etwa zehn Zentimeter. Es han- delt sich um eine Längeneinheit, wäh- rend das Überschreiten der Brücke in ei- ner Zeiteinheit gemessen wird. Vielleicht meint der Schreiber die Zeit, die vergeht, um eine Zigarette in Rauch und Asche zu verwandeln, wobei der Raucher gesund- heitlichen Schaden nimmt, die Asche als Mikropartikel von der Luft weggetragen wird, und die Kippe höchst wahrschein- lich im Strom landet und alle Bemühun- gen um Reinhaltung desselben konterka- riert. Hans-Jürgen Hein, Hinterzarten NEUE RHEINBRÜCKE IN WEIL Die Zeiteinheit „Zigarettenlänge“ Wir freuen uns über jede Zuschrift. Alle veröffentlichen können wir allerdings nicht, und wenn, dann nicht immer unge- kürzt. Bitte geben Sie Überschrift, Au- tor/-in, Seite und Datum des Beitrages an, auf den Sie sich beziehen. Forum Badische Zeitung Mechthild Blum Sekretariat: Jutta Veit t0761 / 496-5037 Fax: 0761 / 496-5039 E-Mail: [email protected] Postfach 280, 79002 Freiburg Die veröffentlichten Zuschriften geben nicht unbedingt die Meinung der Redakti- on wieder. BRIEFE AN DIE BZ Zu: „Ein Jahr Bewährungsfrist“, Beitrag von Wulf Rüskamp (Land und Region, 14. Juli): Alle Macht den Chefärzten – endlich brin- gen es die Herren auf den Punkt, so soll es sein. Sind es nicht die hochdotierten Me- diziner, die den Ruf der Uniklinik ausma- chen, das Image dieser vom Krankenver- sicherten und Steuerzahler finanzierten Institution weit über die Grenzen der Re- gion hinaus bestimmen? Fast schon in Vergessenheit geraten Professor Herr- mann, der sich Forschungsgelder in Mil- lionenhöhe mit Fälschungen erschlichen hat. Noch in bester Erinnerung die Her- ren Doktores Schmid und Heinrich, die den Radlern der Telekom mit Doping auf die Berge geholfen haben. In aller Munde Professor Friedl, der Patienten verstüm- melt und belogen hat (ohne dass irgend- ein selbsternannter „Konvent der Ärzt- lichen Direktoren“, dem jede Legitimati- on fehlt, auch nur ein Wort der Distanzie- rung gefunden hätte). Fast schon eine Lappalie dagegen die Schmiergeldaffäre des Laborprofessors Wieland. Vergleich- bare Meisterleistung aufseiten der Pflege, unter den MTAs, von Verwaltung oder gar den Arbeitern an der Uniklinik – Fehlan- zeige. Gabriel Wehr, Freiburg LEITUNG DER FREIBURGER UNIVERSITÄTSKLINIK Alle Macht den Chefärzten? Der Konvent der Ärztlichen Direktoren der Uniklinik, wird berichtet, will die Lei- tung des Klinikums uneingeschränkt in den Händen des Ärztlichen Direktors se- hen. Und was noch schlimmer ist: Der Aufsichtsratsvorsitzende, ein Stuttgarter Ministerialbeamter, macht sich noch zum Pressesprecher dieser Forderung (die im Übrigen von der großen Mehrzahl der Ärzte der Uniklinik nicht geteilt wird). An der Uniklinik arbeiten über 8000 Menschen: Ärzte, Pflegepersonal, medi- zinisch-technisches Personal, Verwal- tungsleute, Physiotherapeuten und viele andere. Nur im Zusammenspiel aller kann eine gute Patientenversorgung ga- rantiert werden, die Dominanz von Parti- alinteressen wird der Uniklinik schaden. Das weiß auch der Gesetzgeber, der festgelegt hat: Die Unikliniken werden vom Leitenden Ärztlichen Direktor und dem Kaufmännischen Direktor gemein- sam vertreten. Die Verantwortung in wirtschaftlichen und personellen Ange- legenheiten liegt beim Kaufmännischen Direktor. Herbert Beck, Freiburg Zusammenspiel aller ist wichtig Wer braucht in der Uniklinik ein Jahr Be- währungsfrist? Viele Jahre haben Ärztli- cher Direktor und Kaufmännischer Di- rektor mit ihren Mitarbeitern offenbar hervorragende Arbeit geleistet. Jetzt kam ein neuer Ärztlicher Direktor und ist of- fensichtlich dabei, dieses gute und erfolg- reiche Arbeitsklima zu zerstören. Sind Ministerium und Aufsichtsrat auf einem Auge blind? Bewährungsfrist braucht doch eigentlich der neue Ärztliche Direk- tor. Friedhelm Simons, Freiburg Wozu die Bewährungsfrist? Zu: „Mundgefühl und Geschmack aus Kanistern“, Zuschrift von Alfred Brehm (Forum, 10. Juli): Natürlich gibt es Betriebe, die weder Vor- teige noch Sauerteige führen und statt- dessen auf chemische Helferlein setzen. Doch das hat rein gar nichts mit der Be- triebsgröße zu tun, sondern vielmehr mit der Einstellung des Betriebsinhabers zu seinen Backwaren. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Jeder Fachmann, der mit dem Herz bei der Sache ist, wird auch Wert auf handwerkliche Backkunst und traditionelle Verfahren legen. Denn sonst könnte ja jeder backen. Solche Bäckereien zeichnen sich oft durch individuelle Backwaren, geschul- tes Verkaufspersonal und ausliegendes Deklarationsverzeichnis aus. Dominik Siegwart, Bäckermeister, Ernährungsberater, Offenburg HANDWERKSKUNST IN DEN BÄCKEREIEN Die Einstellung des Betriebsinhabers entscheidet PERTHES-INTERVIEW Die Interessen der Machtpolitik Zu: „Viele haben Angst vor einem Blutbad“, BZ-Interview mit Volker Perthes von Anne- marie Rösch (Politik, 30. Juni): In seiner Analyse der aktuellen Situation im Iran sieht Volker Perthes die israeli- schen Siedlungen in den besetzten paläs- tinensischen Gebieten als das größte Hin- dernis bei der Lösung der Konflikte im Nahen und Mittleren Osten. Der neue US-Präsident scheint das ähnlich zu se- hen. Nach den bisherigen Erfahrungen ist allerdings zu bezweifeln, dass es Obama angesichts der einflussreichen Israellob- by gelingt, den weiteren Ausbau der ille- galen Siedlungen im Westjordanland zu verhindern. Bisher führte jeder positive Impuls zu einer Verschlechterung der Si- tuation im Nahen Osten. Bei den machtpolitischen Entscheidun- gen globaler Akteure geht es nie um die Meinung oder Interessen der jeweiligen Bevölkerung oder die Herstellung oder Verteidigung von Recht und wohlfeil pos- tulierter Werten. Weder die Befreiung von Tschador oder Burka noch die Durch- setzung von Demokratie oder Menschen- rechten waren oder sind Ziele politischer Ränke, wirtschaftlicher Repressionen oder militärischer Interventionen. Mit Verbrechern und Diktatoren aller Schat- tierungen hat man sich noch immer ar- rangiert, wenn die eigenen Interessen hinreichend berücksichtigt wurden. Dieter Kaltenhäuser, Breisach Im Westen gab und gibt es nicht nur im Nahen und Mittleren Osten immer wie- der Versuche, die Verhältnisse in anderen Ländern in „unserem“ Sinne zu beein- flussen und wenn möglich zu bestimmen. Insbesondere von Israel wird immer häu- figer die Option eines militärischen An- griffs in Erwägung gezogen. Die von den USA geförderte militärische Dominanz soll um jeden Preis erhalten werden. Warnungen westlicher Diplomaten vor einem regionalen Flächenbrand schlägt Israel offenbar in den Wind. Mit dem kürzlich installierten neuen Raketenab- wehrsystem, ihren Atom-U-Booten (hier kam die Unterstützung von Deutschland) und der schlagkräftigen Luftwaffe, scheint die israelische Militärführung auch einem wahrscheinlichen iranischen Gegenschlag gelassen entgegenzusehen. Inge Mertes, Lörrach Dominanz um jeden Preis erhalten Spezialist am Werk: Ein Kinderarzt untersucht ein Baby. FOTO: DDP Backkunst ohne Chemie FOTO: DDP

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8 b a d i s c h e z e i t u n g forum mittwoch, 22 . juli 2009

Wer war 1989 in derPrager Botschaft?Für eine Reportage auf der dritten Seiteder Badischen Zeitung suchen wir Men-schen aus der Region, die 1989 aus derDDR in die Prager Botschaft geflohensind und die uns von ihren Erfahrungenberichten wollen. Wenn Sie selberBotschaftsflüchtling sind oder in IhremVerwandten- und Bekanntenkreis je-manden kennen, auf den das zutrifft,würden wir uns über Ihre Rückmeldungfreuen.Hinweise bitte an:t0761/496-5041, oder per E-Mail:[email protected]

B Z - Z E I T Z E U G E N

Zu: „Tauziehen um das kranke Kind“,

Beitrag von Michael Brendler (Land und

Region, 13. Juli):

Vor einigen Jahren haben sich Internistenund Kinderärzte mit der Gruppe der All-gemeinärzte zur Gruppe der Hausärztezusammengeschlossen. Dadurch konn-ten die hausärztlichen Belange berufspo-litisch besser durchgesetzt werden. Eswar schon damals abzusehen, dass die Be-lange der Kinder und ihrer Ärzte inner-halb der Hausärzte-Gruppe mittelfristigeine untergeordnete Bedeutung erlangenwürden.

Der Allgemeinarzt, dessen Qualifikati-on vor Jahren von der EU auf fünf Jahreverlängert wurde, muss sich in Deutsch-land seine Weiterbildungszeiten meist

mühsam an verschiedensten Weiterbil-dungsstellen zusammensuchen. Kinder-klinische Weiterbildungszeiten sind dar-in nicht enthalten. Der Kinder- und Ju-gendarzt hat eine umfassende, wenigs-tens fünfjährige klinische Weiterbildungmit definierten, auf das Kindes- und Ju-gendalter fokussierten Inhalten hintersich, wenn er sein Facharzt-Diplom er-hält.

Den Eltern steht es schon immer frei,mit den Füßen abzustimmen. Die Kinder-und Jugendärzte kommen jedoch um eineharmonische Kooperation mit den Allge-meinärzten nicht herum, da ihre Präsenzaußerhalb der Städte viel zu gering ist. EinTauziehen aus materiellen Gründen dientweder den Ärzten noch ihren Patienten.

Prof. Dr. med. Helmut Helwig, Freiburg

K I N D E R Ä R Z T E C O N T R A H A U S Ä R Z T E

Tauziehen nützt niemandem

Wer soll Ihr Kind betreuen, wenn eskrank ist, wo gehen Sie mit ihm zur Vor-sorge hin? Kinder- und Jugendarzt oderAllgemeinmediziner? Etwa 90 000 El-tern in Baden-Württemberg bekundetenbislang durch ihre Unterschrift, dass esder Kinder- und Jugendarzt sein soll. Kin-der- und Jugendärzte verzichten auf baresGeld, mit dem der AOK-Vertrag lockt. Esgeht ihnen nämlich nicht um die Versor-gung von Ärzten, sondern um Patienten.

Die durchschnittliche Fahrzeit zu ei-nem Kinder- und Jugendarzt beträgt in Ba-den-Württemberg etwas über zwölf Mi-nuten. Wir sind also überall erreichbar.Dennoch wird die bewährte duale Versor-gung auf dem Lande durch den Hausarzt-vertrag zerstört. Denn Kinder, einmalbeim Hausarzt eingeschrieben, könnenden Kinder- und Jugendarzt nur noch inspeziellen Fällen auf Überweisung auf-suchen. Dr. Christoph Kupferschmid, Ulm

Duale Versorgung wird zerstört

Es kann doch nicht sein, dass durch einenmonopolistischen Hausarztvertrag alleAOK-Kinder beim Allgemeinmedizinereingeschrieben werden sollen. Der Haus-arzt/Allgemeinmediziner in Deutsch-land, der sicher eine gute Arbeit macht,ist leider nur in Ausnahmefällen für Kin-der- und Jugendmedizin ausgerüstet undausgebildet. Die Versorgungsrealität istdie, dass in der Stadt und auf dem Landausgebildete Kinder- und Jugendärzte 95

Prozent der Kinder unter 18 Jahre versor-gen.

Das ist eine Errungenschaft, die es zumBeispiel in England und Skandinaviennicht gibt. Es soll nach dem bekundetenWillen der Eltern und Jugendlichen inDeutschland so bleiben, dass der Kinder-arzt ohne Umwege zu erreichen ist. DieEltern entscheiden.

Dr. Gottfried Huss,Kinder- und Jugendarzt, Rheinfelden

Die Eltern entscheiden

Bei dem Versorgungsvertrag sollen Haus-ärzte in ihrer fachlichen Ausbildung ohneNachweis einer Qualifikation den Kinder-und Jugendärzten gleichgestellt werden.Diese Arztgruppe muss eine fünfjährigegeregelte Ausbildung mit einer Prüfungdanach vorweisen. Das können Hausärz-te in der Regel nicht. Was gäbe das wohlfür ein Geschrei – und mit Recht –, wennKinder- und Jugendärzte so mir nichts, dir

nichts Altersmedizin betreiben sollten?Die AOK ist dem Hausärzteverband undMedi auf den Leim gegangen und kannnicht mehr so ohne Weiteres zurück. Be-schämend ist es, dass die Sozialministe-rin, selbst Ärztin, sich als sachunkundigdarstellt. Es geht auch anders, wie das Bei-spiel in Bayern zeigt.

Dr. Jobst Biester, Facharzt für Kinder- undJugendmedizin, Rheinfelden

Spezielle fachliche Ausbildung

Seit letztem Jahr wirbt die AOK mit ihremHausarztvertrag für eine besonders hoch-wertige Versorgung ihrer Versicherten.Tatsächlich müssen aber Hausärzte, dieKinder in diesen Vertrag einschreiben,keinerlei spezielle Qualifikationen im Be-reich der Kinder- und Jugendmedizinnachweisen. Dagegen haben wir Kinder-und Jugendärzte eine mindestens fünf-jährige Weiterbildung in Kinderklinikenoder Kinder- und Jugendarztpraxendurchlaufen. Aus diesem Grunde sehenwir uns als qualifiziert für die hausärzt-liche Versorgung von Kindern und Ju-gendlichen an. Einige Ersatzkassen habensolche Verträge auch in Baden-Württem-berg bereits sehr erfolgreich etabliert.

Dr. Markus Sandrock, Facharzt fürKinderheilkunde und Jugendmedizin, Staufen

Wir sindqualifiziert

Zu: „Über den grünen Fluss“, Beitrag

von David Weigend (fudder, 17. Juni):

Heute ist mir zum ersten Mal Ihre mit„fudder“ überschriebene Seite aufgefal-len. Meine Aufmerksamkeit erregt hat dieFotografie der sich elegant über denStrom spannenden Brücke. Ich weißnicht, wie lang genau eine Zigarette ist.Ich schätze etwa zehn Zentimeter. Es han-delt sich um eine Längeneinheit, wäh-

rend das Überschreiten der Brücke in ei-ner Zeiteinheit gemessen wird. Vielleichtmeint der Schreiber die Zeit, die vergeht,um eine Zigarette in Rauch und Asche zuverwandeln, wobei der Raucher gesund-heitlichen Schaden nimmt, die Asche alsMikropartikel von der Luft weggetragenwird, und die Kippe höchst wahrschein-lich im Strom landet und alle Bemühun-gen um Reinhaltung desselben konterka-riert. Hans-Jürgen Hein, Hinterzarten

N E U E R H E I N B R Ü C K E I N W E I L

Die Zeiteinheit „Zigarettenlänge“

Wir freuen uns über jede Zuschrift. Alleveröffentlichen können wir allerdingsnicht, und wenn, dann nicht immer unge-kürzt. Bitte geben Sie Überschrift, Au-tor/-in, Seite und Datum des Beitragesan, auf den Sie sich beziehen.Forum Badische ZeitungMechthild BlumSekretariat: Jutta Veitt0761 / 496-5037Fax: 0761 / 496-5039E-Mail:[email protected] 280, 79002 Freiburg

Die veröffentlichten Zuschriften gebennicht unbedingt die Meinung der Redakti-on wieder.

B R I E F E A N D I E B Z

Zu: „Ein Jahr Bewährungsfrist“, Beitrag von

Wulf Rüskamp (Land und Region, 14. Juli):

Alle Macht den Chefärzten – endlich brin-gen es die Herren auf den Punkt, so soll essein. Sind es nicht die hochdotierten Me-diziner, die den Ruf der Uniklinik ausma-chen, das Image dieser vom Krankenver-sicherten und Steuerzahler finanziertenInstitution weit über die Grenzen der Re-gion hinaus bestimmen? Fast schon inVergessenheit geraten Professor Herr-mann, der sich Forschungsgelder in Mil-lionenhöhe mit Fälschungen erschlichenhat. Noch in bester Erinnerung die Her-

ren Doktores Schmid und Heinrich, dieden Radlern der Telekom mit Doping aufdie Berge geholfen haben. In aller MundeProfessor Friedl, der Patienten verstüm-melt und belogen hat (ohne dass irgend-ein selbsternannter „Konvent der Ärzt-lichen Direktoren“, dem jede Legitimati-on fehlt, auch nur ein Wort der Distanzie-rung gefunden hätte). Fast schon eineLappalie dagegen die Schmiergeldaffäredes Laborprofessors Wieland. Vergleich-bare Meisterleistung aufseiten der Pflege,unter den MTAs, von Verwaltung oder garden Arbeitern an der Uniklinik – Fehlan-zeige. Gabriel Wehr, Freiburg

L E I T U N G D E R F R E I B U R G E R U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K

Alle Macht den Chefärzten?

Der Konvent der Ärztlichen Direktorender Uniklinik, wird berichtet, will die Lei-tung des Klinikums uneingeschränkt inden Händen des Ärztlichen Direktors se-hen. Und was noch schlimmer ist: DerAufsichtsratsvorsitzende, ein StuttgarterMinisterialbeamter, macht sich noch zumPressesprecher dieser Forderung (die imÜbrigen von der großen Mehrzahl derÄrzte der Uniklinik nicht geteilt wird).

An der Uniklinik arbeiten über 8000Menschen: Ärzte, Pflegepersonal, medi-zinisch-technisches Personal, Verwal-

tungsleute, Physiotherapeuten und vieleandere. Nur im Zusammenspiel allerkann eine gute Patientenversorgung ga-rantiert werden, die Dominanz von Parti-alinteressen wird der Uniklinik schaden.

Das weiß auch der Gesetzgeber, derfestgelegt hat: Die Unikliniken werdenvom Leitenden Ärztlichen Direktor unddem Kaufmännischen Direktor gemein-sam vertreten. Die Verantwortung inwirtschaftlichen und personellen Ange-legenheiten liegt beim KaufmännischenDirektor. Herbert Beck, Freiburg

Zusammenspiel aller ist wichtig

Wer braucht in der Uniklinik ein Jahr Be-währungsfrist? Viele Jahre haben Ärztli-cher Direktor und Kaufmännischer Di-rektor mit ihren Mitarbeitern offenbarhervorragende Arbeit geleistet. Jetzt kamein neuer Ärztlicher Direktor und ist of-

fensichtlich dabei, dieses gute und erfolg-reiche Arbeitsklima zu zerstören. SindMinisterium und Aufsichtsrat auf einemAuge blind? Bewährungsfrist brauchtdoch eigentlich der neue Ärztliche Direk-tor. Friedhelm Simons, Freiburg

Wozu die Bewährungsfrist?

Zu: „Mundgefühl und Geschmack aus

Kanistern“, Zuschrift von Alfred Brehm

(Forum, 10. Juli):

Natürlich gibt es Betriebe, die weder Vor-teige noch Sauerteige führen und statt-dessen auf chemische Helferlein setzen.Doch das hat rein gar nichts mit der Be-triebsgröße zu tun, sondern vielmehr mitder Einstellung des Betriebsinhabers zuseinen Backwaren. Da trennt sich dann

die Spreu vom Weizen. Jeder Fachmann,der mit dem Herz bei der Sache ist, wirdauch Wert auf handwerkliche Backkunstund traditionelle Verfahren legen. Dennsonst könnte ja jeder backen.

Solche Bäckereien zeichnen sich oftdurch individuelle Backwaren, geschul-tes Verkaufspersonal und ausliegendesDeklarationsverzeichnis aus.

Dominik Siegwart, Bäckermeister,Ernährungsberater, Offenburg

H A N D W E R K S K U N S T I N D E N B Ä C K E R E I E N

Die Einstellung des Betriebsinhabers entscheidet

P E R T H E S - I N T E R V I E W

Die Interessender MachtpolitikZu: „Viele haben Angst vor einem Blutbad“,

BZ-Interview mit Volker Perthes von Anne-

marie Rösch (Politik, 30. Juni):

In seiner Analyse der aktuellen Situationim Iran sieht Volker Perthes die israeli-schen Siedlungen in den besetzten paläs-tinensischen Gebieten als das größte Hin-dernis bei der Lösung der Konflikte imNahen und Mittleren Osten. Der neueUS-Präsident scheint das ähnlich zu se-hen. Nach den bisherigen Erfahrungen istallerdings zu bezweifeln, dass es Obamaangesichts der einflussreichen Israellob-by gelingt, den weiteren Ausbau der ille-galen Siedlungen im Westjordanland zuverhindern. Bisher führte jeder positiveImpuls zu einer Verschlechterung der Si-tuation im Nahen Osten.

Bei den machtpolitischen Entscheidun-gen globaler Akteure geht es nie um dieMeinung oder Interessen der jeweiligenBevölkerung oder die Herstellung oderVerteidigung von Recht und wohlfeil pos-tulierter Werten. Weder die Befreiungvon Tschador oder Burka noch die Durch-setzung von Demokratie oder Menschen-rechten waren oder sind Ziele politischerRänke, wirtschaftlicher Repressionenoder militärischer Interventionen. MitVerbrechern und Diktatoren aller Schat-tierungen hat man sich noch immer ar-rangiert, wenn die eigenen Interessenhinreichend berücksichtigt wurden.

Dieter Kaltenhäuser, Breisach

Im Westen gab und gibt es nicht nur imNahen und Mittleren Osten immer wie-der Versuche, die Verhältnisse in anderenLändern in „unserem“ Sinne zu beein-flussen und wenn möglich zu bestimmen.Insbesondere von Israel wird immer häu-figer die Option eines militärischen An-griffs in Erwägung gezogen. Die von denUSA geförderte militärische Dominanzsoll um jeden Preis erhalten werden.Warnungen westlicher Diplomaten voreinem regionalen Flächenbrand schlägtIsrael offenbar in den Wind. Mit demkürzlich installierten neuen Raketenab-wehrsystem, ihren Atom-U-Booten (hierkam die Unterstützung von Deutschland)und der schlagkräftigen Luftwaffe,scheint die israelische Militärführungauch einem wahrscheinlichen iranischenGegenschlag gelassen entgegenzusehen.

Inge Mertes, Lörrach

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