LEITBILD LANDWIRTSCHAFT Mitwirken an der Evolution · fähige Landwirtschaft darüber hinausgehen...

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fähige Landwirtschaft darüber hinausgehen sollte. Denn auch der Biodiversitätsverlust ist ein gravierendes Problem. Ohne Biodiversität kein Leben, könnte man es kurzfassen. Alles höhere Leben ist komplex. Die Evolution hat sich dahin entwickelt, dass wir heute als Menschen Ergebnis dieses komplexen Lebens sind und gleichzeitig durch unser Bewusstsein diese Komplexität verstehen und gestalten können. Wenn Landwirtschaft in Monokulturen stattfindet, nimmt der Energieaufwand zum Erhalt der Gesundheit dieses unnatürlichen Systems mittels chemischer Pflanzen- schutzmittel überproportional zu. Biodiverse Ökosysteme dagegen sind deutlich weniger krankheitsanfällig. Leitbild für eine zukünftige Landwirtschaft sollte der Mensch sein. Als evolutiv sehr weit entwickeltes Wesen trägt der Mensch alle Voraussetzungen für ein kulturell höher entwickeltes Leben in sich. Legt man sein Gestal- tungsprinzip der Arbeit mit der Natur – also der Landwirt- schaft – zugrunde und gestaltet die Landwirtschaft gemäß einem lebendigen Organismus mit individuellen Zügen, dann hat man wesentliche Elemente für eine Weiterent- wicklung der Natur beziehungsweise des Erdorganismus beieinander. Das Ganze geht produktiv, wie viele Demeter- und manche Bio-Bauern heute schon beweisen, hat jedoch noch Entwicklungspotenzial. Eine Schlüsselkomponente ist dabei die Frage, wem das Land gehört. Landwirtschaften mit gemeinnützigem Träger werden erstaunlicherweise immer vielfältiger, während privatwirtschaftlich betriebene Landwirtschaft dazu tendiert, immer »einfältiger« zu werden. Eine wie oben beschrieben weiterentwickelte ökologische Land- wirtschaft erzeugt im Sinne integraler Produktivität neben ausreichend Lebensmitteln bei eingeschränktem Fleisch- verzehr der Konsumenten auch essenzielle weitere Güter wie Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und sauberes Wasser. ››› Gastbeitrag Nikolai Fuchs D urch kaum etwas anderes greift der Mensch so sehr in seine Umwelt ein wie durch Landwirtschaft. 30 Prozent der festen Erdoberfläche werden landwirt- schaftlich genutzt – der Rest sind Wäl- der, Wüsten oder Felsen. Alles Getrei- de, Obst und Gemüse wird auf dieser Flä- che angebaut. Es ist leicht einsehbar, dass es auf das Wie ankommt, wenn es um die Nachhaltigkeit bei der Bewirtschaftung dieser Flächen geht. Nach den schwedischen Wissenschaftlern Rockström und Kollegen (2009) haben wir bereits in vier Bereichen die Be- lastungsgrenzen der Erde überschritten – bei der Stickstoff- und der Phosphorbelastung (vorwiegend der Gewässer), beim Klimawandel und beim Verlust von Biodiversität. Alle diese Überschreitungen hängen eng mit der Landwirtschaft zusam- men – Landwirtschaft trägt beispielsweise mit künstlicher Düngung mit dem gesamten Ernährungssektor zu etwa 40 Prozent zum Klimawandel bei, bei dem Biodiversitätsverlust ist die Landwirtschaft sogar Hauptverursacher. Gleichzeitig wird die Weltbevölkerung von heute 7,5 Milliarden Menschen auf 10 Milliarden im Jahr 2050 an- wachsen, was einen stark erhöhten Lebensmittelbedarf mit sich bringen wird. Wie sollte zukünftige Landwirtschaft also aussehen? Ich persönlich glaube, dass der Ansatz des »etwas weniger schäd- lich für die Umwelt« nicht ausreichen wird. Ich glaube, wir brauchen eine grundsätzlich neue Orientierung für eine Land- wirtschaft mit Zukunft – statt »Ertrag pro Fläche«, was zu- gegebenermaßen auch wichtig ist, brauchen wir eine Entwick- lungsorientierung, die den Gesamtplaneten umfasst. LEITBILD LANDWIRTSCHAFT Mitwirken an der Evolution »Wir sind auf einer Mission – zur Bildung der Erde sind wir berufen.« Friedrich von Hardenberg alias Novalis Nikolai Fuchs (geb. 1963) ist gelernter und studierter Land- wirt mit Fachrichtung Naturschutz und Landschaftsöko- logie. Nach Jahren in der Umweltpädagogik war er zuerst auf Landes-, dann auf Bundesebene für den Demeter-Ver- band geschäftsführend tätig, bevor er das Brüsseler Büro von Demeter International leitete und die weltweite Weiter- entwicklung der biodynamischen Arbeit koordinierte. Vier Jahre arbeitete er in Genf im Umkreis der Welthandelsor- ganisation. Heute ist er Stiftungsrat der Zukunftsstiftung Landwirtschaft sowie Aufsichtsrat der BioBoden Genossenschaft. Sein jüngstes Buch trägt den Titel: »Evolutive Agrarkultur – Landwirt- schaft nach dem Bildeprinzip des Menschen« (Verlag Lebendige Erde Demeter e.V., Darmstadt, 2014, ISBN 978-3-941-232-12-9). Serie konzipiert und redaktionell betreut von Manon Haccius. Landwirtschaft ist als ei- ner von wenigen Wirt- schaftszweigen prinzipiell in der Lage, die Produktionsgrundlage während des Produktionsprozesses stetig zu verbessern. Bis Groß- konzerne das Geschäft übernah- men, hat die Landwirtschaft Kulturpflanzen und Kulturtiere selbst weiterentwickelt. Der Züchtungsfortschritt hin zu großen Getreideähren und süßen Äpfeln sowie zu viel Milch gebenden Kühen fand in der Landwirtschaft selbst statt. Auch die Bodenfruchtbarkeit kann während des Anbaus von Feldfrüchten verbessert werden. Natürlich haben Spezialisierung und Industrialisierung im letzten Jahrhundert die Produktivität der Landwirtschaft erhöht – allerdings über- wiegend erdölbasiert und mit Umweltschäden erkauft, die die Belastungsgrenzen des Planeten mittlerweile übersteigen. Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig lebt die Landwirt- schaft vom Sonnenlicht. Kein Pflanzenwachstum ohne Sonnen- licht. Und Pflanzennahrung ist letztlich Grundlage aller tieri- schen Erzeugung. Werden heute jedoch oftmals zehn fossile Energieeinheiten verbraucht, um eine Lebensmittelenergie- einheit zu erzeugen, müsste sich das Verhältnis in der Zukunft geradezu umkehren: zehn Lebensmittel-Energieeinheiten sollten direkt aus Sonne und vielleicht eine Energieeinheit zur Unterstützung des Produktionsprozesses aus fossilen Energien hergestellt werden. Das wäre das Einläuten eines wahren solaren Zeitalters. Mit einem Mix aus erneuerbaren Energien – Wind, Sonne, Biomasse – können heute schon manche Landwirtschaften energieautark produzieren. Ich meine jedoch, dass zukunfts- www.herbaria.de Erhältlich in den Alnatura-Filialen oder online unter www.alnatura-shop.de sos-design Für Salate, Soßen oder als Suppe Querbeet Garten Eden lässt grüßen Für unsere Gewürzmischung Querbeet haben wir aus dem Vollen geschöpft: Mit einem ungewöhnlich hohen Anteil von 37 % Gemüse und 9% Kräutern! Da stecken mehr als 20 verschiedene Gemüse, Pilze, Kräuter und Gewürze in Querbeet. Natürlich ganz ohne Hefe, Zucker, Maltodextrin oder Öl. Und alles kommt aus zertifiziertem Bioland-Anbau. Ergebnis: ein echtes Allround-Talent! Ob Kartoffelsalat, frische Suppe oder cremiges Risotto – Querbeet gibt den entscheidenden Kick. Und als klare Suppe schmeckt Querbeet auch mal solo. So wird Kochen und Genießen schön leicht gemacht. ANZEIGE 36 Alnatura Magazin 03.2017

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Page 1: LEITBILD LANDWIRTSCHAFT Mitwirken an der Evolution · fähige Landwirtschaft darüber hinausgehen sollte. Denn auch der Biodiversitätsverlust ist ein gravierendes Problem. Ohne Biodiversität

fähige Landwirtschaft darüber hinausgehen sollte. Denn auch der Biodiversitätsverlust ist ein gravierendes Problem. Ohne Biodiversität kein Leben, könnte man es kurzfassen.

Alles höhere Leben ist komplex. Die Evolution hat sich dahin entwickelt, dass wir heute als Menschen Ergebnis dieses komplexen Lebens sind und gleichzeitig durch unser Bewusstsein diese Komplexität verstehen und gestalten können. Wenn Landwirtschaft in Monokulturen stattfindet, nimmt der Energieaufwand zum Erhalt der Gesundheit dieses unnatürlichen Systems mittels chemischer Pflanzen-schutzmittel überproportional zu. Biodiverse Ökosysteme dagegen sind deutlich weniger krankheitsanfällig.

Leitbild für eine zukünftige Landwirtschaft sollte der Mensch sein. Als evolutiv sehr weit entwickeltes Wesen trägt der Mensch alle Voraussetzungen für ein kulturell höher entwickeltes Leben in sich. Legt man sein Gestal-tungs prinzip der Arbeit mit der Natur – also der Landwirt-schaft – zugrunde und gestaltet die Landwirtschaft gemäß einem lebendigen Organismus mit individuellen Zügen, dann hat man wesentliche Elemente für eine Weiterent-wicklung der Natur beziehungsweise des Erd organismus beieinander. Das Ganze geht produktiv, wie viele Demeter- und manche Bio-Bauern heute schon beweisen, hat jedoch noch Entwicklungspotenzial.

Eine Schlüsselkomponente ist dabei die Frage, wem das Land gehört. Landwirtschaften mit gemeinnützigem Träger werden erstaunlicherweise immer vielfältiger, während privatwirtschaftlich betriebene Landwirtschaft dazu tendiert, immer »einfältiger« zu werden. Eine wie oben beschrieben weiterentwickelte ökologische Land-wirtschaft erzeugt im Sinne integraler Produktivität neben ausreichend Lebensmitteln bei eingeschränktem Fleisch-verzehr der Konsumenten auch essenzielle weitere Güter wie Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und sauberes Wasser. ››› Gastbeitrag Nikolai Fuchs

Durch kaum etwas anderes greift der Mensch so sehr in seine Umwelt ein wie

durch Landwirtschaft. 30 Prozent der festen Erdoberfläche werden land wirt-schaft lich genutzt – der Rest sind Wäl-der, Wüsten oder Felsen. Alles Getrei-de, Obst und Gemüse wird auf dieser Flä-che angebaut. Es ist leicht einsehbar, dass es auf das Wie ankommt, wenn es um die Nachhaltigkeit bei der Bewirtschaftung dieser Flächen geht.

Nach den schwedischen Wissenschaftlern Rockström und Kollegen (2009) haben wir bereits in vier Bereichen die Be-lastungsgrenzen der Erde überschritten – bei der Stickstoff- und der Phosphorbelastung (vorwiegend der Gewässer), beim Klima wandel und beim Verlust von Biodiversität. Alle diese Überschreitungen hängen eng mit der Landwirtschaft zusam-men – Landwirtschaft trägt beispielsweise mit künst licher Düngung mit dem gesamten Ernährungs sektor zu etwa 40 Prozent zum Klimawandel bei, bei dem Biodiversitätsverlust ist die Landwirtschaft sogar Hauptverursacher.

Gleichzeitig wird die Weltbevölkerung von heute 7,5 Milliar den Menschen auf 10 Milliarden im Jahr 2050 an-wachsen, was einen stark erhöhten Lebensmittelbedarf mit sich bringen wird.

Wie sollte zukünftige Landwirtschaft also aussehen? Ich persönlich glaube, dass der Ansatz des »etwas weniger schäd-lich für die Umwelt« nicht ausreichen wird. Ich glaube, wir brauchen eine grundsätzlich neue Orientierung für eine Land-wirtschaft mit Zukunft – statt »Ertrag pro Fläche«, was zu-gegebenermaßen auch wichtig ist, brauchen wir eine Entwick-lungsorientierung, die den Gesamtplaneten umfasst.

L E I T B I L D L A N DW I R T SCH A F T

Mitwirken an der Evolution »Wir sind auf einer Mission – zur Bildung der Erde sind wir berufen.«

Friedrich von Hardenberg alias Novalis

Nikolai Fuchs (geb. 1963) ist gelernter und studierter Land-wirt mit Fachrichtung Naturschutz und Landschaftsöko-logie. Nach Jahren in der Umweltpädagogik war er zuerst auf Landes-, dann auf Bundesebene für den Demeter-Ver-band geschäftsführend tätig, bevor er das Brüsseler Büro von Demeter International leitete und die weltweite Weiter-entwicklung der biodynamischen Arbeit koordinierte. Vier Jahre arbeitete er in Genf im Umkreis der Welthandelsor-ganisation. Heute ist er Stiftungsrat der Zukunftsstiftung

Landwirtschaft sowie Aufsichtsrat der BioBoden Genossenschaft. Sein jüngstes Buch trägt den Titel: »Evolutive Agrarkultur – Landwirt-schaft nach dem Bildeprinzip des Menschen« (Verlag Lebendige Erde Demeter e.V., Darmstadt, 2014, ISBN 978-3-941-232-12-9).

Serie konzipiert und redaktionell betreut von Manon Haccius.

Landwirtschaft ist als ei-ner von wenigen Wirt-

schaftszweigen prinzipiell in der Lage, die Produktionsgrundlage während des Produktionsprozesses

stetig zu verbessern. Bis Groß-konzerne das Geschäft übernah-

men, hat die Landwirtschaft Kulturpflanzen und Kulturtiere selbst

weiterentwickelt. Der Züchtungsfortschritt hin zu großen Getreideähren und süßen Äpfeln sowie

zu viel Milch gebenden Kühen fand in der Landwirtschaft selbst statt. Auch die Bodenfruchtbarkeit kann während des Anbaus von Feldfrüchten verbessert werden. Natürlich haben Spezialisierung und Industrialisierung im letzten Jahrhundert die Produktivität der Landwirtschaft erhöht – allerdings über-wiegend erdölbasiert und mit Umweltschäden erkauft, die die Belastungsgrenzen des Planeten mittlerweile übersteigen.

Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig lebt die Landwirt-schaft vom Sonnenlicht. Kein Pflanzenwachstum ohne Sonnen-licht. Und Pflanzennahrung ist letztlich Grundlage aller tieri-schen Erzeugung. Werden heute jedoch oftmals zehn fossile Energieeinheiten verbraucht, um eine Lebensmittelenergie-einheit zu erzeugen, müsste sich das Verhältnis in der Zukunft geradezu umkehren: zehn Lebensmittel-Energieeinheiten sollten direkt aus Sonne und vielleicht eine Energieeinheit zur Unterstützung des Produktionsprozesses aus fossilen Energien hergestellt werden. Das wäre das Einläuten eines wahren solaren Zeitalters.

Mit einem Mix aus erneuerbaren Energien – Wind, Sonne, Biomasse – können heute schon manche Landwirtschaften energieautark produzieren. Ich meine jedoch, dass zukunfts-

www.herbaria.deErhältlich in den Alnatura-Filialen oder online unter www.alnatura-shop.de

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gn

Für Salate, Soßen oder als Suppe

Querbeet

Garten Eden lässt grüßenFür unsere Gewürzmischung Querbeet haben wir aus

dem Vollen geschöpft: Mit einem ungewöhnlich hohen Anteil von 37 % Gemüse und 9% Kräutern! Da steckenmehr als 20 verschiedene Gemüse, Pilze, Kräuter und

Gewürze in Querbeet. Natürlich ganz ohne Hefe, Zucker, Maltodextrin oder Öl. Und alles kommt aus zertifi ziertem

Bioland-Anbau. Ergebnis: ein echtes Allround-Talent! Ob Kartoff elsalat, frische Suppe oder cremiges Risotto –

Querbeet gibt den entscheidenden Kick. Und als klareSuppe schmeckt Querbeet auch mal solo. So wird

Kochen und Genießen schön leicht gemacht.

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A N Z E I G E

36 Alnatura Magazin 03.2017