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REALSCHULE VERA-8 in Bayern Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Eva-Maria Lankes Franziska Rudolph-Albert Martin Pook LEITFADEN STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄT UND BILDUNGSFORSCHUNG MÜNCHEN Qualitätsagentur

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VERA-8 in BayernEin Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung

Eva-Maria LankesFranziska Rudolph-Albert Martin Pook

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STAATSINSTITUT FUumlR SCHULQUALITAumlTUND BILDUNGSFORSCHUNG

MUumlNCHENQualitaumltsagentur

VERA-8 IN BAYERN Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung

Eva-Maria LankesFranziska Rudolph-Albert Martin Pook

Realschule

Muumlnchen 2016

STAATSINSTITUT FUumlR SCHULQUALITAumlTUND BILDUNGSFORSCHUNG

MUumlNCHENQualitaumltsagentur

Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums

fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Herausgeber

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut

fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung

Anschrift

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut

fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung

Schellingstr 155 bull 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 bull Fax 089 2170-2816

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Inhaltsverzeichnis

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung 4

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern 5

11 Was ist VERA 5 12 Was soll mit VERA erreicht werden 6 13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept 7

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt 12

21 Vor dem ersten Testtag 12 22 Am Testtag 14 23 Nach der Testdurchfuumlhrung 15

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern 18

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen 18 32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben 20 33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller 21

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung 24

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung 24 42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts 26 43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule 27

5 Beispiele fuumlr die Praxis 28

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung 28 52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung 32 53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache 33 54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik 33 55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen 37

6 Material und Literatur rund um VERA-8 45

FAQsWas versteht man unter Bildungsstandards 7

Was versteht man unter Kompetenzen 8

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen 8

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet 8

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten 9

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben 9

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangsstufenarbeiten 10

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen 16

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen 16Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist 16Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchge-fuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themen-gebiete durchgenommen 16Was ist ein Kompetenzstufenmodell 22Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden 23Eignet sich VERA-8 als Grundlage Schullaufbahnempfehlungen 23Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungsstandards 37

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule4

Einleitung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie bayerischen Schulen arbeiten auf einem hohen Qualitaumltsniveau wie nationale und internationale Vergleichsstudien in den letzten Jahren wiederholt gezeigt ha-ben Um dieses Niveau zu sichern und kontinuierlich weiter zu entwickeln ist es not-wendig systematisch Informationen uumlber die Ergebnisse und Prozesse schulischer Bildung zu gewinnen Nur so koumlnnen geeignete Maszlignahmen eingeleitet und die Qualitaumlt der einzelnen Schule wie auch des Schulwesens insgesamt weiter verbessert werdenldquo (Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst)

Die Vergleichsarbeiten sind Teil der 2006 verabschiedeten Gesamtstrategie der Kul-tusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (uumlberarbeitet 2015) und fuumlgen sich ein in eine Reihe von Instrumenten zur Qualitaumltssicherung in Bayern zu denen die interne und externe Evaluation Orientierungsarbeiten und Jahrgangsstufentests ebenso zaumlhlen wie die regelmaumlszligige Bildungsberichterstattung

Die Vergleichsarbeiten geben eine Information daruumlber wo Schuumllerinnen und Schuuml-ler stehen in Bezug auf die Bildungsstandards die am Ende der Stufe erreicht werden sollen Die Daten werden wirksam wenn sie innerhalb der Schule zu einem profes-sionellen Dialog uumlber die Ergebnisse und uumlber Erfahrungen mit Unterrichtsprozessen fuumlhren und Ausloumlser sind fuumlr eine konsequente und gezielte Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts

Die Broschuumlre richtet sich an Lehrkraumlfte Jahrgangsteams Fachkonferenzen und Schulleitungen die die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten fuumlr ihre Schul- und Unter-richtsentwicklung nutzen wollen Die Broschuumlre beantwortet haumlufig gestellte Fragen und will mit einigen Beispielen die Umsetzung in die Praxis anregen

Sie erlaumlutert

bull den bildungspolitischen und didaktischen Hintergrund

bull die Durchfuumlhrung von VERA-8 in Bayern

bull die bayerische Ruumlckmeldung der Ergebnisse und

bull deren Nutzung fuumlr die Unterrichtsentwicklung

1 Teile der Broschuumlre wurden mit freundlicher Genehmigung angelehnt an die Broschuuml-re bdquoVERA-3 ndash Handreichung zur Durchfuumlhrung und Weiterarbeitldquo des Landesinstituts fuumlr Schule Bremen

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Jedes Jahr im Fruumlhjahr werden auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (2006) in den Klassen der Jahrgangsstufen 3 und 8 allgemeinbildender Schulen in ganz Deutschland verpflichtend Vergleichsarbeiten geschrieben Die Tests geben Lehrkraumlf-ten und Schulen eine Ruumlckmeldung uumlber den Lernstand aller Klassen einer Jahr-gangsstufe in Bezug auf die ein bzw zwei Jahre spaumlter zu erreichenden Bildungs-standards

In Bayern werden die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller in Jahrgangsstufe 3 der Grundschule (VERA-3) verpflichtend in den Faumlchern Deutsch und Mathematik in Jahrgangsstufe 8 der weiterfuumlhrenden Schulen (VERA-8) in jeweils einem der Faumlcher Deutsch Mathematik oder Englisch verpflichtend erfasst und ausgewertet

11 Was ist VERA

VERA ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquoVERgleichsArbeitenldquo Verglichen wird der aktuelle Leistungsstand der Schuumllerinnen und Schuumller mit den in den Bildungsstandards defi-nierten Kompetenzerwartungen Die Vergleichsarbeiten sind damit eine Maszlignahme im Kontext der Einfuumlhrung der Bildungsstandards

Vergleichsarbeiten sind auf die Bildungsstandards bezogene und normierte Testin-strumente mit denen die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Maszlig-stab der Bildungsstandards abgebildet werden Damit erhalten Schulen Hinweise darauf bdquowie sich Klassen und ndash in einem sehr eingeschraumlnkten Maszlige ndash die einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller auf die Niveaustufen verteilen Ausgehend von diesen Lernstandsfeststellungen koumlnnen im Rahmen des Regelunterrichts und daruumlber hin-ausgehend zusaumltzliche Foumlrdermaszlignahmen realisiert werden die die Erreichung der mit den Standards verbundenen Ziele unterstuumltzenldquo (KMK 2010 S 17)

Die Testaufgaben werden in einem aufwaumlndigen Verfahren fuumlr alle Laumlnder der Bun-desrepublik gemeinsam von Lehrkraumlften und Fachdidaktikern entwickelt in den Laumln-dern auf fachliche und lehrplanbezogene Eignung gepruumlft und dann zur Pruumlfung der psychometrischen Eignung erprobt (pilotiert) Nur Aufgaben die in diesem Prozess Bestand haben kommen in den endguumlltigen Testheften zum Einsatz Auch bayeri-sche Lehrkraumlfte und Wissenschaftler sind an diesem Prozess beteiligt Der Testent-wicklungsprozess wird vom Institut fuumlr die Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB) koordiniert (httpwwwiqbhu-berlinde) Der Prozess von der Entwicklung der Testaufgaben uumlber die Pilotierung bis hin zum fertigen Testheft dauert etwa zwei Jahre

Die Organisation der Tests in Bayern die Bereitstellung der Testhefte und des Daten-eingabeportals die Auswertung der Daten und die Ruumlckmeldung der Ergebnisse an die Schulen erfolgt in Bayern durch die Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schul-qualitaumlt und Bildungsforschung (ISB) (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule6

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

12 Was soll mit VERA erreicht werden

Mit der Einfuumlhrung der laumlnderuumlbergreifenden Bildungsstandards haben die Laumlnder die Grundlagen gelegt fuumlr eine wirksame Qualitaumltssicherung im Bildungsbereich und fuumlr die Entwicklung eines an Kompetenzen orientierten Unterrichts bdquoAuf diese Weise sollen die Leistungen aller Schuumllerinnen und Schuumller deutlich verbessert und ein Mindestmaszlig an Kompetenzen fuumlr alle sichergestellt werdenldquo (KMK 2010 S 7) Die Durchfuumlhrung landesweiter Vergleichsarbeiten dient der Entwicklung eines an Standards orientierten Unterrichts in einem durch Daten gestuumltzten Entwicklungs-kreislauf

bull Kompetenzorientierung staumlrken

bdquoUnter Kompetenzen werden erlernbare auf Wissen begruumlndete Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung bestimmter Anforde-rungssituationen ermoumlglichen Hinzu kommen die dafuumlr erforderliche motivatio-nale Bereitschaft Einstellungsdispositionen und soziale Faumlhigkeiten Diese Anfor-derungssituationen beziehen sich beispielsweise auf alltagspraktische Aufgaben aber auch auf die kulturelle Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller Ein an Kompetenzen ausgerichteter Unterricht traumlgt Sorge dass der Aufbau von Wissen in systematischer Weise mit der Moumlglichkeit verknuumlpft wird Wissen selbsttaumltig anzuwendenldquo (KMK 2010 S 9)

Die Testaufgaben der Vergleichsarbeiten werden auf der Basis der laumlnderuumlbergrei-fenden kompetenzorientierten Bildungsstandards entwickelt Sie liefern Beispiele fuumlr kompetenzorientierte Pruumlfungsaufgaben Die Ruumlckmeldungen beschreiben die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller anhand von Kompetenzmodellen Die zusammen mit den Testaufgaben bereitgestellten didaktischen Handreichungen geben weitreichende Informationen zu den Kompetenzanforderungen der Aufga-ben die fuumlr den Unterricht genutzt werden koumlnnen

bull Transparenz uumlber Erwartungen und erreichte Leistungen herstellen

Durch einheitliche und transparente Maszligstaumlbe werden die Ertraumlge von kompetenz- orientiertem Unterricht in einer Schule sowie in einer Klasse messbar gemacht und dienen als Grundlage fuumlr einen weiteren Diskurs Die Orientierung an den Bil-dungsstandards stellt die Vergleichbarkeit von schulischen Abschluumlssen sicher Die Vergleichsarbeiten helfen dabei den Unterricht auf definierte Leistungserwartun-gen auszurichten und langfristig mit Blick auf einen kontinuierlichen und schritt-weisen Aufbau von Kompetenzen zu gestalten

bdquoAn die Stelle der Frage welche Inhalte in einem Fach zu unterrichten sind soll die Frage treten welche Kompetenzen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Fach bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schullaufbahn erreicht haben sollen Von dieser Fokussierung erhofft man sich einen Unterricht in dem anstelle von traumlgem Wissen das Schuumllerinnen und Schuumller nur zur Beantwortung von eng begrenzten und be-kannten Aufgabenstellungen abrufen koumlnnen vernetztes Wissen entwickelt wird das zur Bewaumlltigung vielfaumlltiger Probleme angewendet werden kann Dabei handelt es sich um einen sehr ambitionierten fachdidaktischen und paumldagogischen Anspruch bei dessen Einloumlsung Tests und Leistungsruumlckmeldungen eine unterstuumltzende Funktion fuumlr Lehrerinnen und Lehrer haben koumlnnenldquo (wwwiqbhu-berlindevera)

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept

Die Vergleichsarbeiten in Bayern geben der Schule den Lehrkraumlften den Schuumlle-rinnen und Schuumllern sowie deren Eltern fruumlhzeitig Auskunft uumlber die bisher in den Kernfaumlchern erworbenen Kompetenzen bezogen auf die Bildungsstandards VERA dient zur Qualitaumltsentwicklung an bayerischen Schulen

bull auf Schuumllerebene Das individuelle Ergebnis dient der Lehrkraft als eine Infor-mation neben vielen anderen uumlber die Leistungsfaumlhigkeit eines Schuumllers oder einer Schuumllerin Es kann Anlass fuumlr individuelle Beratung und Foumlrderung von Schuumllerin-nen und Schuumllern in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eltern sein Auf eine Benotung wird verzichtet

bull auf Klassenebene Die Lehrkraft vergleicht ihre Erwartungen mit den Testergeb-nissen reflektiert die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenz-stufen und nutzt die aufgabenbezogene Ruumlckmeldung fuumlr ihren Unterricht Die inhaltlich formulierten Kompetenzstufen beschreiben welche Kompetenzen die Schuumllerinnen und Schuumller einer Klasse bereits erreicht haben und zeigen gleichzei-tig auf welche Ziele durch den Unterricht noch erreicht werden sollen

bull auf Schulebene Der jahrgangsbezogene bzw fachbezogene Vergleich von Klassenergebnissen ist Ausgangspunkt fuumlr kollegiale Teamarbeit zur Weiterent-wicklung des Unterrichts und fuumlr den Aufbau einer schulinternen Foumlrderkultur Referenzwerte helfen die Leistung der Schule einzuordnen Die Ergebnisse dienen ausschlieszliglich der Weiterentwicklung der Schule Sie werden nicht veroumlffentlicht und nicht in ein Ranking gebracht

Was versteht man unter Bildungsstandards

Bildungsstandards beschreiben diejenigen Kompetenzen die jede Schuumllerin und jeder Schuumller am Ende der Jahrgangsstufe 4 im Primarbereich am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 im Sekundarbereich I und am Ende der Jahrgangsstufe 12 bzw 13 im Sekundarbereich II erworben haben sollen Sie konzentrieren sich auf den Kernbereich eines Faches Die Bildungsstandards wurden von der Kultusminister-konferenz (KMK) in den Jahren 2003 2004 und 2012 eingefuumlhrt und sind seitdem bundesweit guumlltig (httpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule8

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule16

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule18

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

27

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

43

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 IN BAYERN Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung

Eva-Maria LankesFranziska Rudolph-Albert Martin Pook

Realschule

Muumlnchen 2016

STAATSINSTITUT FUumlR SCHULQUALITAumlTUND BILDUNGSFORSCHUNG

MUumlNCHENQualitaumltsagentur

Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums

fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Herausgeber

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut

fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung

Anschrift

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut

fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung

Schellingstr 155 bull 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 bull Fax 089 2170-2816

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Inhaltsverzeichnis

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung 4

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern 5

11 Was ist VERA 5 12 Was soll mit VERA erreicht werden 6 13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept 7

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt 12

21 Vor dem ersten Testtag 12 22 Am Testtag 14 23 Nach der Testdurchfuumlhrung 15

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern 18

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen 18 32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben 20 33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller 21

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung 24

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung 24 42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts 26 43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule 27

5 Beispiele fuumlr die Praxis 28

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung 28 52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung 32 53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache 33 54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik 33 55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen 37

6 Material und Literatur rund um VERA-8 45

FAQsWas versteht man unter Bildungsstandards 7

Was versteht man unter Kompetenzen 8

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen 8

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet 8

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten 9

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben 9

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangsstufenarbeiten 10

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen 16

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen 16Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist 16Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchge-fuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themen-gebiete durchgenommen 16Was ist ein Kompetenzstufenmodell 22Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden 23Eignet sich VERA-8 als Grundlage Schullaufbahnempfehlungen 23Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungsstandards 37

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule4

Einleitung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie bayerischen Schulen arbeiten auf einem hohen Qualitaumltsniveau wie nationale und internationale Vergleichsstudien in den letzten Jahren wiederholt gezeigt ha-ben Um dieses Niveau zu sichern und kontinuierlich weiter zu entwickeln ist es not-wendig systematisch Informationen uumlber die Ergebnisse und Prozesse schulischer Bildung zu gewinnen Nur so koumlnnen geeignete Maszlignahmen eingeleitet und die Qualitaumlt der einzelnen Schule wie auch des Schulwesens insgesamt weiter verbessert werdenldquo (Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst)

Die Vergleichsarbeiten sind Teil der 2006 verabschiedeten Gesamtstrategie der Kul-tusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (uumlberarbeitet 2015) und fuumlgen sich ein in eine Reihe von Instrumenten zur Qualitaumltssicherung in Bayern zu denen die interne und externe Evaluation Orientierungsarbeiten und Jahrgangsstufentests ebenso zaumlhlen wie die regelmaumlszligige Bildungsberichterstattung

Die Vergleichsarbeiten geben eine Information daruumlber wo Schuumllerinnen und Schuuml-ler stehen in Bezug auf die Bildungsstandards die am Ende der Stufe erreicht werden sollen Die Daten werden wirksam wenn sie innerhalb der Schule zu einem profes-sionellen Dialog uumlber die Ergebnisse und uumlber Erfahrungen mit Unterrichtsprozessen fuumlhren und Ausloumlser sind fuumlr eine konsequente und gezielte Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts

Die Broschuumlre richtet sich an Lehrkraumlfte Jahrgangsteams Fachkonferenzen und Schulleitungen die die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten fuumlr ihre Schul- und Unter-richtsentwicklung nutzen wollen Die Broschuumlre beantwortet haumlufig gestellte Fragen und will mit einigen Beispielen die Umsetzung in die Praxis anregen

Sie erlaumlutert

bull den bildungspolitischen und didaktischen Hintergrund

bull die Durchfuumlhrung von VERA-8 in Bayern

bull die bayerische Ruumlckmeldung der Ergebnisse und

bull deren Nutzung fuumlr die Unterrichtsentwicklung

1 Teile der Broschuumlre wurden mit freundlicher Genehmigung angelehnt an die Broschuuml-re bdquoVERA-3 ndash Handreichung zur Durchfuumlhrung und Weiterarbeitldquo des Landesinstituts fuumlr Schule Bremen

5

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Jedes Jahr im Fruumlhjahr werden auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (2006) in den Klassen der Jahrgangsstufen 3 und 8 allgemeinbildender Schulen in ganz Deutschland verpflichtend Vergleichsarbeiten geschrieben Die Tests geben Lehrkraumlf-ten und Schulen eine Ruumlckmeldung uumlber den Lernstand aller Klassen einer Jahr-gangsstufe in Bezug auf die ein bzw zwei Jahre spaumlter zu erreichenden Bildungs-standards

In Bayern werden die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller in Jahrgangsstufe 3 der Grundschule (VERA-3) verpflichtend in den Faumlchern Deutsch und Mathematik in Jahrgangsstufe 8 der weiterfuumlhrenden Schulen (VERA-8) in jeweils einem der Faumlcher Deutsch Mathematik oder Englisch verpflichtend erfasst und ausgewertet

11 Was ist VERA

VERA ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquoVERgleichsArbeitenldquo Verglichen wird der aktuelle Leistungsstand der Schuumllerinnen und Schuumller mit den in den Bildungsstandards defi-nierten Kompetenzerwartungen Die Vergleichsarbeiten sind damit eine Maszlignahme im Kontext der Einfuumlhrung der Bildungsstandards

Vergleichsarbeiten sind auf die Bildungsstandards bezogene und normierte Testin-strumente mit denen die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Maszlig-stab der Bildungsstandards abgebildet werden Damit erhalten Schulen Hinweise darauf bdquowie sich Klassen und ndash in einem sehr eingeschraumlnkten Maszlige ndash die einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller auf die Niveaustufen verteilen Ausgehend von diesen Lernstandsfeststellungen koumlnnen im Rahmen des Regelunterrichts und daruumlber hin-ausgehend zusaumltzliche Foumlrdermaszlignahmen realisiert werden die die Erreichung der mit den Standards verbundenen Ziele unterstuumltzenldquo (KMK 2010 S 17)

Die Testaufgaben werden in einem aufwaumlndigen Verfahren fuumlr alle Laumlnder der Bun-desrepublik gemeinsam von Lehrkraumlften und Fachdidaktikern entwickelt in den Laumln-dern auf fachliche und lehrplanbezogene Eignung gepruumlft und dann zur Pruumlfung der psychometrischen Eignung erprobt (pilotiert) Nur Aufgaben die in diesem Prozess Bestand haben kommen in den endguumlltigen Testheften zum Einsatz Auch bayeri-sche Lehrkraumlfte und Wissenschaftler sind an diesem Prozess beteiligt Der Testent-wicklungsprozess wird vom Institut fuumlr die Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB) koordiniert (httpwwwiqbhu-berlinde) Der Prozess von der Entwicklung der Testaufgaben uumlber die Pilotierung bis hin zum fertigen Testheft dauert etwa zwei Jahre

Die Organisation der Tests in Bayern die Bereitstellung der Testhefte und des Daten-eingabeportals die Auswertung der Daten und die Ruumlckmeldung der Ergebnisse an die Schulen erfolgt in Bayern durch die Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schul-qualitaumlt und Bildungsforschung (ISB) (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule6

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

12 Was soll mit VERA erreicht werden

Mit der Einfuumlhrung der laumlnderuumlbergreifenden Bildungsstandards haben die Laumlnder die Grundlagen gelegt fuumlr eine wirksame Qualitaumltssicherung im Bildungsbereich und fuumlr die Entwicklung eines an Kompetenzen orientierten Unterrichts bdquoAuf diese Weise sollen die Leistungen aller Schuumllerinnen und Schuumller deutlich verbessert und ein Mindestmaszlig an Kompetenzen fuumlr alle sichergestellt werdenldquo (KMK 2010 S 7) Die Durchfuumlhrung landesweiter Vergleichsarbeiten dient der Entwicklung eines an Standards orientierten Unterrichts in einem durch Daten gestuumltzten Entwicklungs-kreislauf

bull Kompetenzorientierung staumlrken

bdquoUnter Kompetenzen werden erlernbare auf Wissen begruumlndete Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung bestimmter Anforde-rungssituationen ermoumlglichen Hinzu kommen die dafuumlr erforderliche motivatio-nale Bereitschaft Einstellungsdispositionen und soziale Faumlhigkeiten Diese Anfor-derungssituationen beziehen sich beispielsweise auf alltagspraktische Aufgaben aber auch auf die kulturelle Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller Ein an Kompetenzen ausgerichteter Unterricht traumlgt Sorge dass der Aufbau von Wissen in systematischer Weise mit der Moumlglichkeit verknuumlpft wird Wissen selbsttaumltig anzuwendenldquo (KMK 2010 S 9)

Die Testaufgaben der Vergleichsarbeiten werden auf der Basis der laumlnderuumlbergrei-fenden kompetenzorientierten Bildungsstandards entwickelt Sie liefern Beispiele fuumlr kompetenzorientierte Pruumlfungsaufgaben Die Ruumlckmeldungen beschreiben die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller anhand von Kompetenzmodellen Die zusammen mit den Testaufgaben bereitgestellten didaktischen Handreichungen geben weitreichende Informationen zu den Kompetenzanforderungen der Aufga-ben die fuumlr den Unterricht genutzt werden koumlnnen

bull Transparenz uumlber Erwartungen und erreichte Leistungen herstellen

Durch einheitliche und transparente Maszligstaumlbe werden die Ertraumlge von kompetenz- orientiertem Unterricht in einer Schule sowie in einer Klasse messbar gemacht und dienen als Grundlage fuumlr einen weiteren Diskurs Die Orientierung an den Bil-dungsstandards stellt die Vergleichbarkeit von schulischen Abschluumlssen sicher Die Vergleichsarbeiten helfen dabei den Unterricht auf definierte Leistungserwartun-gen auszurichten und langfristig mit Blick auf einen kontinuierlichen und schritt-weisen Aufbau von Kompetenzen zu gestalten

bdquoAn die Stelle der Frage welche Inhalte in einem Fach zu unterrichten sind soll die Frage treten welche Kompetenzen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Fach bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schullaufbahn erreicht haben sollen Von dieser Fokussierung erhofft man sich einen Unterricht in dem anstelle von traumlgem Wissen das Schuumllerinnen und Schuumller nur zur Beantwortung von eng begrenzten und be-kannten Aufgabenstellungen abrufen koumlnnen vernetztes Wissen entwickelt wird das zur Bewaumlltigung vielfaumlltiger Probleme angewendet werden kann Dabei handelt es sich um einen sehr ambitionierten fachdidaktischen und paumldagogischen Anspruch bei dessen Einloumlsung Tests und Leistungsruumlckmeldungen eine unterstuumltzende Funktion fuumlr Lehrerinnen und Lehrer haben koumlnnenldquo (wwwiqbhu-berlindevera)

7

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept

Die Vergleichsarbeiten in Bayern geben der Schule den Lehrkraumlften den Schuumlle-rinnen und Schuumllern sowie deren Eltern fruumlhzeitig Auskunft uumlber die bisher in den Kernfaumlchern erworbenen Kompetenzen bezogen auf die Bildungsstandards VERA dient zur Qualitaumltsentwicklung an bayerischen Schulen

bull auf Schuumllerebene Das individuelle Ergebnis dient der Lehrkraft als eine Infor-mation neben vielen anderen uumlber die Leistungsfaumlhigkeit eines Schuumllers oder einer Schuumllerin Es kann Anlass fuumlr individuelle Beratung und Foumlrderung von Schuumllerin-nen und Schuumllern in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eltern sein Auf eine Benotung wird verzichtet

bull auf Klassenebene Die Lehrkraft vergleicht ihre Erwartungen mit den Testergeb-nissen reflektiert die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenz-stufen und nutzt die aufgabenbezogene Ruumlckmeldung fuumlr ihren Unterricht Die inhaltlich formulierten Kompetenzstufen beschreiben welche Kompetenzen die Schuumllerinnen und Schuumller einer Klasse bereits erreicht haben und zeigen gleichzei-tig auf welche Ziele durch den Unterricht noch erreicht werden sollen

bull auf Schulebene Der jahrgangsbezogene bzw fachbezogene Vergleich von Klassenergebnissen ist Ausgangspunkt fuumlr kollegiale Teamarbeit zur Weiterent-wicklung des Unterrichts und fuumlr den Aufbau einer schulinternen Foumlrderkultur Referenzwerte helfen die Leistung der Schule einzuordnen Die Ergebnisse dienen ausschlieszliglich der Weiterentwicklung der Schule Sie werden nicht veroumlffentlicht und nicht in ein Ranking gebracht

Was versteht man unter Bildungsstandards

Bildungsstandards beschreiben diejenigen Kompetenzen die jede Schuumllerin und jeder Schuumller am Ende der Jahrgangsstufe 4 im Primarbereich am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 im Sekundarbereich I und am Ende der Jahrgangsstufe 12 bzw 13 im Sekundarbereich II erworben haben sollen Sie konzentrieren sich auf den Kernbereich eines Faches Die Bildungsstandards wurden von der Kultusminister-konferenz (KMK) in den Jahren 2003 2004 und 2012 eingefuumlhrt und sind seitdem bundesweit guumlltig (httpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule8

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule10

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

11

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums

fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

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Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut

fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung

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Inhaltsverzeichnis

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung 4

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern 5

11 Was ist VERA 5 12 Was soll mit VERA erreicht werden 6 13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept 7

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt 12

21 Vor dem ersten Testtag 12 22 Am Testtag 14 23 Nach der Testdurchfuumlhrung 15

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern 18

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen 18 32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben 20 33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller 21

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung 24

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung 24 42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts 26 43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule 27

5 Beispiele fuumlr die Praxis 28

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung 28 52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung 32 53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache 33 54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik 33 55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen 37

6 Material und Literatur rund um VERA-8 45

FAQsWas versteht man unter Bildungsstandards 7

Was versteht man unter Kompetenzen 8

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen 8

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet 8

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten 9

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben 9

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangsstufenarbeiten 10

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen 16

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen 16Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist 16Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchge-fuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themen-gebiete durchgenommen 16Was ist ein Kompetenzstufenmodell 22Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden 23Eignet sich VERA-8 als Grundlage Schullaufbahnempfehlungen 23Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungsstandards 37

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule4

Einleitung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie bayerischen Schulen arbeiten auf einem hohen Qualitaumltsniveau wie nationale und internationale Vergleichsstudien in den letzten Jahren wiederholt gezeigt ha-ben Um dieses Niveau zu sichern und kontinuierlich weiter zu entwickeln ist es not-wendig systematisch Informationen uumlber die Ergebnisse und Prozesse schulischer Bildung zu gewinnen Nur so koumlnnen geeignete Maszlignahmen eingeleitet und die Qualitaumlt der einzelnen Schule wie auch des Schulwesens insgesamt weiter verbessert werdenldquo (Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst)

Die Vergleichsarbeiten sind Teil der 2006 verabschiedeten Gesamtstrategie der Kul-tusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (uumlberarbeitet 2015) und fuumlgen sich ein in eine Reihe von Instrumenten zur Qualitaumltssicherung in Bayern zu denen die interne und externe Evaluation Orientierungsarbeiten und Jahrgangsstufentests ebenso zaumlhlen wie die regelmaumlszligige Bildungsberichterstattung

Die Vergleichsarbeiten geben eine Information daruumlber wo Schuumllerinnen und Schuuml-ler stehen in Bezug auf die Bildungsstandards die am Ende der Stufe erreicht werden sollen Die Daten werden wirksam wenn sie innerhalb der Schule zu einem profes-sionellen Dialog uumlber die Ergebnisse und uumlber Erfahrungen mit Unterrichtsprozessen fuumlhren und Ausloumlser sind fuumlr eine konsequente und gezielte Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts

Die Broschuumlre richtet sich an Lehrkraumlfte Jahrgangsteams Fachkonferenzen und Schulleitungen die die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten fuumlr ihre Schul- und Unter-richtsentwicklung nutzen wollen Die Broschuumlre beantwortet haumlufig gestellte Fragen und will mit einigen Beispielen die Umsetzung in die Praxis anregen

Sie erlaumlutert

bull den bildungspolitischen und didaktischen Hintergrund

bull die Durchfuumlhrung von VERA-8 in Bayern

bull die bayerische Ruumlckmeldung der Ergebnisse und

bull deren Nutzung fuumlr die Unterrichtsentwicklung

1 Teile der Broschuumlre wurden mit freundlicher Genehmigung angelehnt an die Broschuuml-re bdquoVERA-3 ndash Handreichung zur Durchfuumlhrung und Weiterarbeitldquo des Landesinstituts fuumlr Schule Bremen

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Jedes Jahr im Fruumlhjahr werden auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (2006) in den Klassen der Jahrgangsstufen 3 und 8 allgemeinbildender Schulen in ganz Deutschland verpflichtend Vergleichsarbeiten geschrieben Die Tests geben Lehrkraumlf-ten und Schulen eine Ruumlckmeldung uumlber den Lernstand aller Klassen einer Jahr-gangsstufe in Bezug auf die ein bzw zwei Jahre spaumlter zu erreichenden Bildungs-standards

In Bayern werden die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller in Jahrgangsstufe 3 der Grundschule (VERA-3) verpflichtend in den Faumlchern Deutsch und Mathematik in Jahrgangsstufe 8 der weiterfuumlhrenden Schulen (VERA-8) in jeweils einem der Faumlcher Deutsch Mathematik oder Englisch verpflichtend erfasst und ausgewertet

11 Was ist VERA

VERA ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquoVERgleichsArbeitenldquo Verglichen wird der aktuelle Leistungsstand der Schuumllerinnen und Schuumller mit den in den Bildungsstandards defi-nierten Kompetenzerwartungen Die Vergleichsarbeiten sind damit eine Maszlignahme im Kontext der Einfuumlhrung der Bildungsstandards

Vergleichsarbeiten sind auf die Bildungsstandards bezogene und normierte Testin-strumente mit denen die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Maszlig-stab der Bildungsstandards abgebildet werden Damit erhalten Schulen Hinweise darauf bdquowie sich Klassen und ndash in einem sehr eingeschraumlnkten Maszlige ndash die einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller auf die Niveaustufen verteilen Ausgehend von diesen Lernstandsfeststellungen koumlnnen im Rahmen des Regelunterrichts und daruumlber hin-ausgehend zusaumltzliche Foumlrdermaszlignahmen realisiert werden die die Erreichung der mit den Standards verbundenen Ziele unterstuumltzenldquo (KMK 2010 S 17)

Die Testaufgaben werden in einem aufwaumlndigen Verfahren fuumlr alle Laumlnder der Bun-desrepublik gemeinsam von Lehrkraumlften und Fachdidaktikern entwickelt in den Laumln-dern auf fachliche und lehrplanbezogene Eignung gepruumlft und dann zur Pruumlfung der psychometrischen Eignung erprobt (pilotiert) Nur Aufgaben die in diesem Prozess Bestand haben kommen in den endguumlltigen Testheften zum Einsatz Auch bayeri-sche Lehrkraumlfte und Wissenschaftler sind an diesem Prozess beteiligt Der Testent-wicklungsprozess wird vom Institut fuumlr die Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB) koordiniert (httpwwwiqbhu-berlinde) Der Prozess von der Entwicklung der Testaufgaben uumlber die Pilotierung bis hin zum fertigen Testheft dauert etwa zwei Jahre

Die Organisation der Tests in Bayern die Bereitstellung der Testhefte und des Daten-eingabeportals die Auswertung der Daten und die Ruumlckmeldung der Ergebnisse an die Schulen erfolgt in Bayern durch die Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schul-qualitaumlt und Bildungsforschung (ISB) (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule6

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

12 Was soll mit VERA erreicht werden

Mit der Einfuumlhrung der laumlnderuumlbergreifenden Bildungsstandards haben die Laumlnder die Grundlagen gelegt fuumlr eine wirksame Qualitaumltssicherung im Bildungsbereich und fuumlr die Entwicklung eines an Kompetenzen orientierten Unterrichts bdquoAuf diese Weise sollen die Leistungen aller Schuumllerinnen und Schuumller deutlich verbessert und ein Mindestmaszlig an Kompetenzen fuumlr alle sichergestellt werdenldquo (KMK 2010 S 7) Die Durchfuumlhrung landesweiter Vergleichsarbeiten dient der Entwicklung eines an Standards orientierten Unterrichts in einem durch Daten gestuumltzten Entwicklungs-kreislauf

bull Kompetenzorientierung staumlrken

bdquoUnter Kompetenzen werden erlernbare auf Wissen begruumlndete Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung bestimmter Anforde-rungssituationen ermoumlglichen Hinzu kommen die dafuumlr erforderliche motivatio-nale Bereitschaft Einstellungsdispositionen und soziale Faumlhigkeiten Diese Anfor-derungssituationen beziehen sich beispielsweise auf alltagspraktische Aufgaben aber auch auf die kulturelle Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller Ein an Kompetenzen ausgerichteter Unterricht traumlgt Sorge dass der Aufbau von Wissen in systematischer Weise mit der Moumlglichkeit verknuumlpft wird Wissen selbsttaumltig anzuwendenldquo (KMK 2010 S 9)

Die Testaufgaben der Vergleichsarbeiten werden auf der Basis der laumlnderuumlbergrei-fenden kompetenzorientierten Bildungsstandards entwickelt Sie liefern Beispiele fuumlr kompetenzorientierte Pruumlfungsaufgaben Die Ruumlckmeldungen beschreiben die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller anhand von Kompetenzmodellen Die zusammen mit den Testaufgaben bereitgestellten didaktischen Handreichungen geben weitreichende Informationen zu den Kompetenzanforderungen der Aufga-ben die fuumlr den Unterricht genutzt werden koumlnnen

bull Transparenz uumlber Erwartungen und erreichte Leistungen herstellen

Durch einheitliche und transparente Maszligstaumlbe werden die Ertraumlge von kompetenz- orientiertem Unterricht in einer Schule sowie in einer Klasse messbar gemacht und dienen als Grundlage fuumlr einen weiteren Diskurs Die Orientierung an den Bil-dungsstandards stellt die Vergleichbarkeit von schulischen Abschluumlssen sicher Die Vergleichsarbeiten helfen dabei den Unterricht auf definierte Leistungserwartun-gen auszurichten und langfristig mit Blick auf einen kontinuierlichen und schritt-weisen Aufbau von Kompetenzen zu gestalten

bdquoAn die Stelle der Frage welche Inhalte in einem Fach zu unterrichten sind soll die Frage treten welche Kompetenzen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Fach bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schullaufbahn erreicht haben sollen Von dieser Fokussierung erhofft man sich einen Unterricht in dem anstelle von traumlgem Wissen das Schuumllerinnen und Schuumller nur zur Beantwortung von eng begrenzten und be-kannten Aufgabenstellungen abrufen koumlnnen vernetztes Wissen entwickelt wird das zur Bewaumlltigung vielfaumlltiger Probleme angewendet werden kann Dabei handelt es sich um einen sehr ambitionierten fachdidaktischen und paumldagogischen Anspruch bei dessen Einloumlsung Tests und Leistungsruumlckmeldungen eine unterstuumltzende Funktion fuumlr Lehrerinnen und Lehrer haben koumlnnenldquo (wwwiqbhu-berlindevera)

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept

Die Vergleichsarbeiten in Bayern geben der Schule den Lehrkraumlften den Schuumlle-rinnen und Schuumllern sowie deren Eltern fruumlhzeitig Auskunft uumlber die bisher in den Kernfaumlchern erworbenen Kompetenzen bezogen auf die Bildungsstandards VERA dient zur Qualitaumltsentwicklung an bayerischen Schulen

bull auf Schuumllerebene Das individuelle Ergebnis dient der Lehrkraft als eine Infor-mation neben vielen anderen uumlber die Leistungsfaumlhigkeit eines Schuumllers oder einer Schuumllerin Es kann Anlass fuumlr individuelle Beratung und Foumlrderung von Schuumllerin-nen und Schuumllern in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eltern sein Auf eine Benotung wird verzichtet

bull auf Klassenebene Die Lehrkraft vergleicht ihre Erwartungen mit den Testergeb-nissen reflektiert die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenz-stufen und nutzt die aufgabenbezogene Ruumlckmeldung fuumlr ihren Unterricht Die inhaltlich formulierten Kompetenzstufen beschreiben welche Kompetenzen die Schuumllerinnen und Schuumller einer Klasse bereits erreicht haben und zeigen gleichzei-tig auf welche Ziele durch den Unterricht noch erreicht werden sollen

bull auf Schulebene Der jahrgangsbezogene bzw fachbezogene Vergleich von Klassenergebnissen ist Ausgangspunkt fuumlr kollegiale Teamarbeit zur Weiterent-wicklung des Unterrichts und fuumlr den Aufbau einer schulinternen Foumlrderkultur Referenzwerte helfen die Leistung der Schule einzuordnen Die Ergebnisse dienen ausschlieszliglich der Weiterentwicklung der Schule Sie werden nicht veroumlffentlicht und nicht in ein Ranking gebracht

Was versteht man unter Bildungsstandards

Bildungsstandards beschreiben diejenigen Kompetenzen die jede Schuumllerin und jeder Schuumller am Ende der Jahrgangsstufe 4 im Primarbereich am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 im Sekundarbereich I und am Ende der Jahrgangsstufe 12 bzw 13 im Sekundarbereich II erworben haben sollen Sie konzentrieren sich auf den Kernbereich eines Faches Die Bildungsstandards wurden von der Kultusminister-konferenz (KMK) in den Jahren 2003 2004 und 2012 eingefuumlhrt und sind seitdem bundesweit guumlltig (httpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule8

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

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Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

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Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

37

5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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Inhaltsverzeichnis

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung 4

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern 5

11 Was ist VERA 5 12 Was soll mit VERA erreicht werden 6 13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept 7

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt 12

21 Vor dem ersten Testtag 12 22 Am Testtag 14 23 Nach der Testdurchfuumlhrung 15

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern 18

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen 18 32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben 20 33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller 21

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung 24

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung 24 42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts 26 43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule 27

5 Beispiele fuumlr die Praxis 28

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung 28 52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung 32 53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache 33 54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik 33 55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen 37

6 Material und Literatur rund um VERA-8 45

FAQsWas versteht man unter Bildungsstandards 7

Was versteht man unter Kompetenzen 8

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen 8

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet 8

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten 9

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben 9

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangsstufenarbeiten 10

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen 16

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen 16Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist 16Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchge-fuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themen-gebiete durchgenommen 16Was ist ein Kompetenzstufenmodell 22Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden 23Eignet sich VERA-8 als Grundlage Schullaufbahnempfehlungen 23Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungsstandards 37

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule4

Einleitung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie bayerischen Schulen arbeiten auf einem hohen Qualitaumltsniveau wie nationale und internationale Vergleichsstudien in den letzten Jahren wiederholt gezeigt ha-ben Um dieses Niveau zu sichern und kontinuierlich weiter zu entwickeln ist es not-wendig systematisch Informationen uumlber die Ergebnisse und Prozesse schulischer Bildung zu gewinnen Nur so koumlnnen geeignete Maszlignahmen eingeleitet und die Qualitaumlt der einzelnen Schule wie auch des Schulwesens insgesamt weiter verbessert werdenldquo (Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst)

Die Vergleichsarbeiten sind Teil der 2006 verabschiedeten Gesamtstrategie der Kul-tusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (uumlberarbeitet 2015) und fuumlgen sich ein in eine Reihe von Instrumenten zur Qualitaumltssicherung in Bayern zu denen die interne und externe Evaluation Orientierungsarbeiten und Jahrgangsstufentests ebenso zaumlhlen wie die regelmaumlszligige Bildungsberichterstattung

Die Vergleichsarbeiten geben eine Information daruumlber wo Schuumllerinnen und Schuuml-ler stehen in Bezug auf die Bildungsstandards die am Ende der Stufe erreicht werden sollen Die Daten werden wirksam wenn sie innerhalb der Schule zu einem profes-sionellen Dialog uumlber die Ergebnisse und uumlber Erfahrungen mit Unterrichtsprozessen fuumlhren und Ausloumlser sind fuumlr eine konsequente und gezielte Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts

Die Broschuumlre richtet sich an Lehrkraumlfte Jahrgangsteams Fachkonferenzen und Schulleitungen die die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten fuumlr ihre Schul- und Unter-richtsentwicklung nutzen wollen Die Broschuumlre beantwortet haumlufig gestellte Fragen und will mit einigen Beispielen die Umsetzung in die Praxis anregen

Sie erlaumlutert

bull den bildungspolitischen und didaktischen Hintergrund

bull die Durchfuumlhrung von VERA-8 in Bayern

bull die bayerische Ruumlckmeldung der Ergebnisse und

bull deren Nutzung fuumlr die Unterrichtsentwicklung

1 Teile der Broschuumlre wurden mit freundlicher Genehmigung angelehnt an die Broschuuml-re bdquoVERA-3 ndash Handreichung zur Durchfuumlhrung und Weiterarbeitldquo des Landesinstituts fuumlr Schule Bremen

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Jedes Jahr im Fruumlhjahr werden auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (2006) in den Klassen der Jahrgangsstufen 3 und 8 allgemeinbildender Schulen in ganz Deutschland verpflichtend Vergleichsarbeiten geschrieben Die Tests geben Lehrkraumlf-ten und Schulen eine Ruumlckmeldung uumlber den Lernstand aller Klassen einer Jahr-gangsstufe in Bezug auf die ein bzw zwei Jahre spaumlter zu erreichenden Bildungs-standards

In Bayern werden die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller in Jahrgangsstufe 3 der Grundschule (VERA-3) verpflichtend in den Faumlchern Deutsch und Mathematik in Jahrgangsstufe 8 der weiterfuumlhrenden Schulen (VERA-8) in jeweils einem der Faumlcher Deutsch Mathematik oder Englisch verpflichtend erfasst und ausgewertet

11 Was ist VERA

VERA ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquoVERgleichsArbeitenldquo Verglichen wird der aktuelle Leistungsstand der Schuumllerinnen und Schuumller mit den in den Bildungsstandards defi-nierten Kompetenzerwartungen Die Vergleichsarbeiten sind damit eine Maszlignahme im Kontext der Einfuumlhrung der Bildungsstandards

Vergleichsarbeiten sind auf die Bildungsstandards bezogene und normierte Testin-strumente mit denen die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Maszlig-stab der Bildungsstandards abgebildet werden Damit erhalten Schulen Hinweise darauf bdquowie sich Klassen und ndash in einem sehr eingeschraumlnkten Maszlige ndash die einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller auf die Niveaustufen verteilen Ausgehend von diesen Lernstandsfeststellungen koumlnnen im Rahmen des Regelunterrichts und daruumlber hin-ausgehend zusaumltzliche Foumlrdermaszlignahmen realisiert werden die die Erreichung der mit den Standards verbundenen Ziele unterstuumltzenldquo (KMK 2010 S 17)

Die Testaufgaben werden in einem aufwaumlndigen Verfahren fuumlr alle Laumlnder der Bun-desrepublik gemeinsam von Lehrkraumlften und Fachdidaktikern entwickelt in den Laumln-dern auf fachliche und lehrplanbezogene Eignung gepruumlft und dann zur Pruumlfung der psychometrischen Eignung erprobt (pilotiert) Nur Aufgaben die in diesem Prozess Bestand haben kommen in den endguumlltigen Testheften zum Einsatz Auch bayeri-sche Lehrkraumlfte und Wissenschaftler sind an diesem Prozess beteiligt Der Testent-wicklungsprozess wird vom Institut fuumlr die Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB) koordiniert (httpwwwiqbhu-berlinde) Der Prozess von der Entwicklung der Testaufgaben uumlber die Pilotierung bis hin zum fertigen Testheft dauert etwa zwei Jahre

Die Organisation der Tests in Bayern die Bereitstellung der Testhefte und des Daten-eingabeportals die Auswertung der Daten und die Ruumlckmeldung der Ergebnisse an die Schulen erfolgt in Bayern durch die Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schul-qualitaumlt und Bildungsforschung (ISB) (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule6

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12 Was soll mit VERA erreicht werden

Mit der Einfuumlhrung der laumlnderuumlbergreifenden Bildungsstandards haben die Laumlnder die Grundlagen gelegt fuumlr eine wirksame Qualitaumltssicherung im Bildungsbereich und fuumlr die Entwicklung eines an Kompetenzen orientierten Unterrichts bdquoAuf diese Weise sollen die Leistungen aller Schuumllerinnen und Schuumller deutlich verbessert und ein Mindestmaszlig an Kompetenzen fuumlr alle sichergestellt werdenldquo (KMK 2010 S 7) Die Durchfuumlhrung landesweiter Vergleichsarbeiten dient der Entwicklung eines an Standards orientierten Unterrichts in einem durch Daten gestuumltzten Entwicklungs-kreislauf

bull Kompetenzorientierung staumlrken

bdquoUnter Kompetenzen werden erlernbare auf Wissen begruumlndete Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung bestimmter Anforde-rungssituationen ermoumlglichen Hinzu kommen die dafuumlr erforderliche motivatio-nale Bereitschaft Einstellungsdispositionen und soziale Faumlhigkeiten Diese Anfor-derungssituationen beziehen sich beispielsweise auf alltagspraktische Aufgaben aber auch auf die kulturelle Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller Ein an Kompetenzen ausgerichteter Unterricht traumlgt Sorge dass der Aufbau von Wissen in systematischer Weise mit der Moumlglichkeit verknuumlpft wird Wissen selbsttaumltig anzuwendenldquo (KMK 2010 S 9)

Die Testaufgaben der Vergleichsarbeiten werden auf der Basis der laumlnderuumlbergrei-fenden kompetenzorientierten Bildungsstandards entwickelt Sie liefern Beispiele fuumlr kompetenzorientierte Pruumlfungsaufgaben Die Ruumlckmeldungen beschreiben die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller anhand von Kompetenzmodellen Die zusammen mit den Testaufgaben bereitgestellten didaktischen Handreichungen geben weitreichende Informationen zu den Kompetenzanforderungen der Aufga-ben die fuumlr den Unterricht genutzt werden koumlnnen

bull Transparenz uumlber Erwartungen und erreichte Leistungen herstellen

Durch einheitliche und transparente Maszligstaumlbe werden die Ertraumlge von kompetenz- orientiertem Unterricht in einer Schule sowie in einer Klasse messbar gemacht und dienen als Grundlage fuumlr einen weiteren Diskurs Die Orientierung an den Bil-dungsstandards stellt die Vergleichbarkeit von schulischen Abschluumlssen sicher Die Vergleichsarbeiten helfen dabei den Unterricht auf definierte Leistungserwartun-gen auszurichten und langfristig mit Blick auf einen kontinuierlichen und schritt-weisen Aufbau von Kompetenzen zu gestalten

bdquoAn die Stelle der Frage welche Inhalte in einem Fach zu unterrichten sind soll die Frage treten welche Kompetenzen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Fach bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schullaufbahn erreicht haben sollen Von dieser Fokussierung erhofft man sich einen Unterricht in dem anstelle von traumlgem Wissen das Schuumllerinnen und Schuumller nur zur Beantwortung von eng begrenzten und be-kannten Aufgabenstellungen abrufen koumlnnen vernetztes Wissen entwickelt wird das zur Bewaumlltigung vielfaumlltiger Probleme angewendet werden kann Dabei handelt es sich um einen sehr ambitionierten fachdidaktischen und paumldagogischen Anspruch bei dessen Einloumlsung Tests und Leistungsruumlckmeldungen eine unterstuumltzende Funktion fuumlr Lehrerinnen und Lehrer haben koumlnnenldquo (wwwiqbhu-berlindevera)

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept

Die Vergleichsarbeiten in Bayern geben der Schule den Lehrkraumlften den Schuumlle-rinnen und Schuumllern sowie deren Eltern fruumlhzeitig Auskunft uumlber die bisher in den Kernfaumlchern erworbenen Kompetenzen bezogen auf die Bildungsstandards VERA dient zur Qualitaumltsentwicklung an bayerischen Schulen

bull auf Schuumllerebene Das individuelle Ergebnis dient der Lehrkraft als eine Infor-mation neben vielen anderen uumlber die Leistungsfaumlhigkeit eines Schuumllers oder einer Schuumllerin Es kann Anlass fuumlr individuelle Beratung und Foumlrderung von Schuumllerin-nen und Schuumllern in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eltern sein Auf eine Benotung wird verzichtet

bull auf Klassenebene Die Lehrkraft vergleicht ihre Erwartungen mit den Testergeb-nissen reflektiert die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenz-stufen und nutzt die aufgabenbezogene Ruumlckmeldung fuumlr ihren Unterricht Die inhaltlich formulierten Kompetenzstufen beschreiben welche Kompetenzen die Schuumllerinnen und Schuumller einer Klasse bereits erreicht haben und zeigen gleichzei-tig auf welche Ziele durch den Unterricht noch erreicht werden sollen

bull auf Schulebene Der jahrgangsbezogene bzw fachbezogene Vergleich von Klassenergebnissen ist Ausgangspunkt fuumlr kollegiale Teamarbeit zur Weiterent-wicklung des Unterrichts und fuumlr den Aufbau einer schulinternen Foumlrderkultur Referenzwerte helfen die Leistung der Schule einzuordnen Die Ergebnisse dienen ausschlieszliglich der Weiterentwicklung der Schule Sie werden nicht veroumlffentlicht und nicht in ein Ranking gebracht

Was versteht man unter Bildungsstandards

Bildungsstandards beschreiben diejenigen Kompetenzen die jede Schuumllerin und jeder Schuumller am Ende der Jahrgangsstufe 4 im Primarbereich am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 im Sekundarbereich I und am Ende der Jahrgangsstufe 12 bzw 13 im Sekundarbereich II erworben haben sollen Sie konzentrieren sich auf den Kernbereich eines Faches Die Bildungsstandards wurden von der Kultusminister-konferenz (KMK) in den Jahren 2003 2004 und 2012 eingefuumlhrt und sind seitdem bundesweit guumlltig (httpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml)

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Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

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Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

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Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

21

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule34

5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

37

5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

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Page 5: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule4

Einleitung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie bayerischen Schulen arbeiten auf einem hohen Qualitaumltsniveau wie nationale und internationale Vergleichsstudien in den letzten Jahren wiederholt gezeigt ha-ben Um dieses Niveau zu sichern und kontinuierlich weiter zu entwickeln ist es not-wendig systematisch Informationen uumlber die Ergebnisse und Prozesse schulischer Bildung zu gewinnen Nur so koumlnnen geeignete Maszlignahmen eingeleitet und die Qualitaumlt der einzelnen Schule wie auch des Schulwesens insgesamt weiter verbessert werdenldquo (Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst)

Die Vergleichsarbeiten sind Teil der 2006 verabschiedeten Gesamtstrategie der Kul-tusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (uumlberarbeitet 2015) und fuumlgen sich ein in eine Reihe von Instrumenten zur Qualitaumltssicherung in Bayern zu denen die interne und externe Evaluation Orientierungsarbeiten und Jahrgangsstufentests ebenso zaumlhlen wie die regelmaumlszligige Bildungsberichterstattung

Die Vergleichsarbeiten geben eine Information daruumlber wo Schuumllerinnen und Schuuml-ler stehen in Bezug auf die Bildungsstandards die am Ende der Stufe erreicht werden sollen Die Daten werden wirksam wenn sie innerhalb der Schule zu einem profes-sionellen Dialog uumlber die Ergebnisse und uumlber Erfahrungen mit Unterrichtsprozessen fuumlhren und Ausloumlser sind fuumlr eine konsequente und gezielte Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts

Die Broschuumlre richtet sich an Lehrkraumlfte Jahrgangsteams Fachkonferenzen und Schulleitungen die die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten fuumlr ihre Schul- und Unter-richtsentwicklung nutzen wollen Die Broschuumlre beantwortet haumlufig gestellte Fragen und will mit einigen Beispielen die Umsetzung in die Praxis anregen

Sie erlaumlutert

bull den bildungspolitischen und didaktischen Hintergrund

bull die Durchfuumlhrung von VERA-8 in Bayern

bull die bayerische Ruumlckmeldung der Ergebnisse und

bull deren Nutzung fuumlr die Unterrichtsentwicklung

1 Teile der Broschuumlre wurden mit freundlicher Genehmigung angelehnt an die Broschuuml-re bdquoVERA-3 ndash Handreichung zur Durchfuumlhrung und Weiterarbeitldquo des Landesinstituts fuumlr Schule Bremen

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Jedes Jahr im Fruumlhjahr werden auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (2006) in den Klassen der Jahrgangsstufen 3 und 8 allgemeinbildender Schulen in ganz Deutschland verpflichtend Vergleichsarbeiten geschrieben Die Tests geben Lehrkraumlf-ten und Schulen eine Ruumlckmeldung uumlber den Lernstand aller Klassen einer Jahr-gangsstufe in Bezug auf die ein bzw zwei Jahre spaumlter zu erreichenden Bildungs-standards

In Bayern werden die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller in Jahrgangsstufe 3 der Grundschule (VERA-3) verpflichtend in den Faumlchern Deutsch und Mathematik in Jahrgangsstufe 8 der weiterfuumlhrenden Schulen (VERA-8) in jeweils einem der Faumlcher Deutsch Mathematik oder Englisch verpflichtend erfasst und ausgewertet

11 Was ist VERA

VERA ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquoVERgleichsArbeitenldquo Verglichen wird der aktuelle Leistungsstand der Schuumllerinnen und Schuumller mit den in den Bildungsstandards defi-nierten Kompetenzerwartungen Die Vergleichsarbeiten sind damit eine Maszlignahme im Kontext der Einfuumlhrung der Bildungsstandards

Vergleichsarbeiten sind auf die Bildungsstandards bezogene und normierte Testin-strumente mit denen die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Maszlig-stab der Bildungsstandards abgebildet werden Damit erhalten Schulen Hinweise darauf bdquowie sich Klassen und ndash in einem sehr eingeschraumlnkten Maszlige ndash die einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller auf die Niveaustufen verteilen Ausgehend von diesen Lernstandsfeststellungen koumlnnen im Rahmen des Regelunterrichts und daruumlber hin-ausgehend zusaumltzliche Foumlrdermaszlignahmen realisiert werden die die Erreichung der mit den Standards verbundenen Ziele unterstuumltzenldquo (KMK 2010 S 17)

Die Testaufgaben werden in einem aufwaumlndigen Verfahren fuumlr alle Laumlnder der Bun-desrepublik gemeinsam von Lehrkraumlften und Fachdidaktikern entwickelt in den Laumln-dern auf fachliche und lehrplanbezogene Eignung gepruumlft und dann zur Pruumlfung der psychometrischen Eignung erprobt (pilotiert) Nur Aufgaben die in diesem Prozess Bestand haben kommen in den endguumlltigen Testheften zum Einsatz Auch bayeri-sche Lehrkraumlfte und Wissenschaftler sind an diesem Prozess beteiligt Der Testent-wicklungsprozess wird vom Institut fuumlr die Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB) koordiniert (httpwwwiqbhu-berlinde) Der Prozess von der Entwicklung der Testaufgaben uumlber die Pilotierung bis hin zum fertigen Testheft dauert etwa zwei Jahre

Die Organisation der Tests in Bayern die Bereitstellung der Testhefte und des Daten-eingabeportals die Auswertung der Daten und die Ruumlckmeldung der Ergebnisse an die Schulen erfolgt in Bayern durch die Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schul-qualitaumlt und Bildungsforschung (ISB) (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule6

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

12 Was soll mit VERA erreicht werden

Mit der Einfuumlhrung der laumlnderuumlbergreifenden Bildungsstandards haben die Laumlnder die Grundlagen gelegt fuumlr eine wirksame Qualitaumltssicherung im Bildungsbereich und fuumlr die Entwicklung eines an Kompetenzen orientierten Unterrichts bdquoAuf diese Weise sollen die Leistungen aller Schuumllerinnen und Schuumller deutlich verbessert und ein Mindestmaszlig an Kompetenzen fuumlr alle sichergestellt werdenldquo (KMK 2010 S 7) Die Durchfuumlhrung landesweiter Vergleichsarbeiten dient der Entwicklung eines an Standards orientierten Unterrichts in einem durch Daten gestuumltzten Entwicklungs-kreislauf

bull Kompetenzorientierung staumlrken

bdquoUnter Kompetenzen werden erlernbare auf Wissen begruumlndete Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung bestimmter Anforde-rungssituationen ermoumlglichen Hinzu kommen die dafuumlr erforderliche motivatio-nale Bereitschaft Einstellungsdispositionen und soziale Faumlhigkeiten Diese Anfor-derungssituationen beziehen sich beispielsweise auf alltagspraktische Aufgaben aber auch auf die kulturelle Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller Ein an Kompetenzen ausgerichteter Unterricht traumlgt Sorge dass der Aufbau von Wissen in systematischer Weise mit der Moumlglichkeit verknuumlpft wird Wissen selbsttaumltig anzuwendenldquo (KMK 2010 S 9)

Die Testaufgaben der Vergleichsarbeiten werden auf der Basis der laumlnderuumlbergrei-fenden kompetenzorientierten Bildungsstandards entwickelt Sie liefern Beispiele fuumlr kompetenzorientierte Pruumlfungsaufgaben Die Ruumlckmeldungen beschreiben die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller anhand von Kompetenzmodellen Die zusammen mit den Testaufgaben bereitgestellten didaktischen Handreichungen geben weitreichende Informationen zu den Kompetenzanforderungen der Aufga-ben die fuumlr den Unterricht genutzt werden koumlnnen

bull Transparenz uumlber Erwartungen und erreichte Leistungen herstellen

Durch einheitliche und transparente Maszligstaumlbe werden die Ertraumlge von kompetenz- orientiertem Unterricht in einer Schule sowie in einer Klasse messbar gemacht und dienen als Grundlage fuumlr einen weiteren Diskurs Die Orientierung an den Bil-dungsstandards stellt die Vergleichbarkeit von schulischen Abschluumlssen sicher Die Vergleichsarbeiten helfen dabei den Unterricht auf definierte Leistungserwartun-gen auszurichten und langfristig mit Blick auf einen kontinuierlichen und schritt-weisen Aufbau von Kompetenzen zu gestalten

bdquoAn die Stelle der Frage welche Inhalte in einem Fach zu unterrichten sind soll die Frage treten welche Kompetenzen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Fach bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schullaufbahn erreicht haben sollen Von dieser Fokussierung erhofft man sich einen Unterricht in dem anstelle von traumlgem Wissen das Schuumllerinnen und Schuumller nur zur Beantwortung von eng begrenzten und be-kannten Aufgabenstellungen abrufen koumlnnen vernetztes Wissen entwickelt wird das zur Bewaumlltigung vielfaumlltiger Probleme angewendet werden kann Dabei handelt es sich um einen sehr ambitionierten fachdidaktischen und paumldagogischen Anspruch bei dessen Einloumlsung Tests und Leistungsruumlckmeldungen eine unterstuumltzende Funktion fuumlr Lehrerinnen und Lehrer haben koumlnnenldquo (wwwiqbhu-berlindevera)

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept

Die Vergleichsarbeiten in Bayern geben der Schule den Lehrkraumlften den Schuumlle-rinnen und Schuumllern sowie deren Eltern fruumlhzeitig Auskunft uumlber die bisher in den Kernfaumlchern erworbenen Kompetenzen bezogen auf die Bildungsstandards VERA dient zur Qualitaumltsentwicklung an bayerischen Schulen

bull auf Schuumllerebene Das individuelle Ergebnis dient der Lehrkraft als eine Infor-mation neben vielen anderen uumlber die Leistungsfaumlhigkeit eines Schuumllers oder einer Schuumllerin Es kann Anlass fuumlr individuelle Beratung und Foumlrderung von Schuumllerin-nen und Schuumllern in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eltern sein Auf eine Benotung wird verzichtet

bull auf Klassenebene Die Lehrkraft vergleicht ihre Erwartungen mit den Testergeb-nissen reflektiert die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenz-stufen und nutzt die aufgabenbezogene Ruumlckmeldung fuumlr ihren Unterricht Die inhaltlich formulierten Kompetenzstufen beschreiben welche Kompetenzen die Schuumllerinnen und Schuumller einer Klasse bereits erreicht haben und zeigen gleichzei-tig auf welche Ziele durch den Unterricht noch erreicht werden sollen

bull auf Schulebene Der jahrgangsbezogene bzw fachbezogene Vergleich von Klassenergebnissen ist Ausgangspunkt fuumlr kollegiale Teamarbeit zur Weiterent-wicklung des Unterrichts und fuumlr den Aufbau einer schulinternen Foumlrderkultur Referenzwerte helfen die Leistung der Schule einzuordnen Die Ergebnisse dienen ausschlieszliglich der Weiterentwicklung der Schule Sie werden nicht veroumlffentlicht und nicht in ein Ranking gebracht

Was versteht man unter Bildungsstandards

Bildungsstandards beschreiben diejenigen Kompetenzen die jede Schuumllerin und jeder Schuumller am Ende der Jahrgangsstufe 4 im Primarbereich am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 im Sekundarbereich I und am Ende der Jahrgangsstufe 12 bzw 13 im Sekundarbereich II erworben haben sollen Sie konzentrieren sich auf den Kernbereich eines Faches Die Bildungsstandards wurden von der Kultusminister-konferenz (KMK) in den Jahren 2003 2004 und 2012 eingefuumlhrt und sind seitdem bundesweit guumlltig (httpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule8

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

19

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

21

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

Page 6: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Jedes Jahr im Fruumlhjahr werden auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (2006) in den Klassen der Jahrgangsstufen 3 und 8 allgemeinbildender Schulen in ganz Deutschland verpflichtend Vergleichsarbeiten geschrieben Die Tests geben Lehrkraumlf-ten und Schulen eine Ruumlckmeldung uumlber den Lernstand aller Klassen einer Jahr-gangsstufe in Bezug auf die ein bzw zwei Jahre spaumlter zu erreichenden Bildungs-standards

In Bayern werden die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller in Jahrgangsstufe 3 der Grundschule (VERA-3) verpflichtend in den Faumlchern Deutsch und Mathematik in Jahrgangsstufe 8 der weiterfuumlhrenden Schulen (VERA-8) in jeweils einem der Faumlcher Deutsch Mathematik oder Englisch verpflichtend erfasst und ausgewertet

11 Was ist VERA

VERA ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquoVERgleichsArbeitenldquo Verglichen wird der aktuelle Leistungsstand der Schuumllerinnen und Schuumller mit den in den Bildungsstandards defi-nierten Kompetenzerwartungen Die Vergleichsarbeiten sind damit eine Maszlignahme im Kontext der Einfuumlhrung der Bildungsstandards

Vergleichsarbeiten sind auf die Bildungsstandards bezogene und normierte Testin-strumente mit denen die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Maszlig-stab der Bildungsstandards abgebildet werden Damit erhalten Schulen Hinweise darauf bdquowie sich Klassen und ndash in einem sehr eingeschraumlnkten Maszlige ndash die einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller auf die Niveaustufen verteilen Ausgehend von diesen Lernstandsfeststellungen koumlnnen im Rahmen des Regelunterrichts und daruumlber hin-ausgehend zusaumltzliche Foumlrdermaszlignahmen realisiert werden die die Erreichung der mit den Standards verbundenen Ziele unterstuumltzenldquo (KMK 2010 S 17)

Die Testaufgaben werden in einem aufwaumlndigen Verfahren fuumlr alle Laumlnder der Bun-desrepublik gemeinsam von Lehrkraumlften und Fachdidaktikern entwickelt in den Laumln-dern auf fachliche und lehrplanbezogene Eignung gepruumlft und dann zur Pruumlfung der psychometrischen Eignung erprobt (pilotiert) Nur Aufgaben die in diesem Prozess Bestand haben kommen in den endguumlltigen Testheften zum Einsatz Auch bayeri-sche Lehrkraumlfte und Wissenschaftler sind an diesem Prozess beteiligt Der Testent-wicklungsprozess wird vom Institut fuumlr die Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB) koordiniert (httpwwwiqbhu-berlinde) Der Prozess von der Entwicklung der Testaufgaben uumlber die Pilotierung bis hin zum fertigen Testheft dauert etwa zwei Jahre

Die Organisation der Tests in Bayern die Bereitstellung der Testhefte und des Daten-eingabeportals die Auswertung der Daten und die Ruumlckmeldung der Ergebnisse an die Schulen erfolgt in Bayern durch die Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schul-qualitaumlt und Bildungsforschung (ISB) (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule6

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

12 Was soll mit VERA erreicht werden

Mit der Einfuumlhrung der laumlnderuumlbergreifenden Bildungsstandards haben die Laumlnder die Grundlagen gelegt fuumlr eine wirksame Qualitaumltssicherung im Bildungsbereich und fuumlr die Entwicklung eines an Kompetenzen orientierten Unterrichts bdquoAuf diese Weise sollen die Leistungen aller Schuumllerinnen und Schuumller deutlich verbessert und ein Mindestmaszlig an Kompetenzen fuumlr alle sichergestellt werdenldquo (KMK 2010 S 7) Die Durchfuumlhrung landesweiter Vergleichsarbeiten dient der Entwicklung eines an Standards orientierten Unterrichts in einem durch Daten gestuumltzten Entwicklungs-kreislauf

bull Kompetenzorientierung staumlrken

bdquoUnter Kompetenzen werden erlernbare auf Wissen begruumlndete Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung bestimmter Anforde-rungssituationen ermoumlglichen Hinzu kommen die dafuumlr erforderliche motivatio-nale Bereitschaft Einstellungsdispositionen und soziale Faumlhigkeiten Diese Anfor-derungssituationen beziehen sich beispielsweise auf alltagspraktische Aufgaben aber auch auf die kulturelle Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller Ein an Kompetenzen ausgerichteter Unterricht traumlgt Sorge dass der Aufbau von Wissen in systematischer Weise mit der Moumlglichkeit verknuumlpft wird Wissen selbsttaumltig anzuwendenldquo (KMK 2010 S 9)

Die Testaufgaben der Vergleichsarbeiten werden auf der Basis der laumlnderuumlbergrei-fenden kompetenzorientierten Bildungsstandards entwickelt Sie liefern Beispiele fuumlr kompetenzorientierte Pruumlfungsaufgaben Die Ruumlckmeldungen beschreiben die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller anhand von Kompetenzmodellen Die zusammen mit den Testaufgaben bereitgestellten didaktischen Handreichungen geben weitreichende Informationen zu den Kompetenzanforderungen der Aufga-ben die fuumlr den Unterricht genutzt werden koumlnnen

bull Transparenz uumlber Erwartungen und erreichte Leistungen herstellen

Durch einheitliche und transparente Maszligstaumlbe werden die Ertraumlge von kompetenz- orientiertem Unterricht in einer Schule sowie in einer Klasse messbar gemacht und dienen als Grundlage fuumlr einen weiteren Diskurs Die Orientierung an den Bil-dungsstandards stellt die Vergleichbarkeit von schulischen Abschluumlssen sicher Die Vergleichsarbeiten helfen dabei den Unterricht auf definierte Leistungserwartun-gen auszurichten und langfristig mit Blick auf einen kontinuierlichen und schritt-weisen Aufbau von Kompetenzen zu gestalten

bdquoAn die Stelle der Frage welche Inhalte in einem Fach zu unterrichten sind soll die Frage treten welche Kompetenzen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Fach bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schullaufbahn erreicht haben sollen Von dieser Fokussierung erhofft man sich einen Unterricht in dem anstelle von traumlgem Wissen das Schuumllerinnen und Schuumller nur zur Beantwortung von eng begrenzten und be-kannten Aufgabenstellungen abrufen koumlnnen vernetztes Wissen entwickelt wird das zur Bewaumlltigung vielfaumlltiger Probleme angewendet werden kann Dabei handelt es sich um einen sehr ambitionierten fachdidaktischen und paumldagogischen Anspruch bei dessen Einloumlsung Tests und Leistungsruumlckmeldungen eine unterstuumltzende Funktion fuumlr Lehrerinnen und Lehrer haben koumlnnenldquo (wwwiqbhu-berlindevera)

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept

Die Vergleichsarbeiten in Bayern geben der Schule den Lehrkraumlften den Schuumlle-rinnen und Schuumllern sowie deren Eltern fruumlhzeitig Auskunft uumlber die bisher in den Kernfaumlchern erworbenen Kompetenzen bezogen auf die Bildungsstandards VERA dient zur Qualitaumltsentwicklung an bayerischen Schulen

bull auf Schuumllerebene Das individuelle Ergebnis dient der Lehrkraft als eine Infor-mation neben vielen anderen uumlber die Leistungsfaumlhigkeit eines Schuumllers oder einer Schuumllerin Es kann Anlass fuumlr individuelle Beratung und Foumlrderung von Schuumllerin-nen und Schuumllern in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eltern sein Auf eine Benotung wird verzichtet

bull auf Klassenebene Die Lehrkraft vergleicht ihre Erwartungen mit den Testergeb-nissen reflektiert die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenz-stufen und nutzt die aufgabenbezogene Ruumlckmeldung fuumlr ihren Unterricht Die inhaltlich formulierten Kompetenzstufen beschreiben welche Kompetenzen die Schuumllerinnen und Schuumller einer Klasse bereits erreicht haben und zeigen gleichzei-tig auf welche Ziele durch den Unterricht noch erreicht werden sollen

bull auf Schulebene Der jahrgangsbezogene bzw fachbezogene Vergleich von Klassenergebnissen ist Ausgangspunkt fuumlr kollegiale Teamarbeit zur Weiterent-wicklung des Unterrichts und fuumlr den Aufbau einer schulinternen Foumlrderkultur Referenzwerte helfen die Leistung der Schule einzuordnen Die Ergebnisse dienen ausschlieszliglich der Weiterentwicklung der Schule Sie werden nicht veroumlffentlicht und nicht in ein Ranking gebracht

Was versteht man unter Bildungsstandards

Bildungsstandards beschreiben diejenigen Kompetenzen die jede Schuumllerin und jeder Schuumller am Ende der Jahrgangsstufe 4 im Primarbereich am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 im Sekundarbereich I und am Ende der Jahrgangsstufe 12 bzw 13 im Sekundarbereich II erworben haben sollen Sie konzentrieren sich auf den Kernbereich eines Faches Die Bildungsstandards wurden von der Kultusminister-konferenz (KMK) in den Jahren 2003 2004 und 2012 eingefuumlhrt und sind seitdem bundesweit guumlltig (httpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule8

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule12

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule18

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

27

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

43

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

Page 7: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule6

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

12 Was soll mit VERA erreicht werden

Mit der Einfuumlhrung der laumlnderuumlbergreifenden Bildungsstandards haben die Laumlnder die Grundlagen gelegt fuumlr eine wirksame Qualitaumltssicherung im Bildungsbereich und fuumlr die Entwicklung eines an Kompetenzen orientierten Unterrichts bdquoAuf diese Weise sollen die Leistungen aller Schuumllerinnen und Schuumller deutlich verbessert und ein Mindestmaszlig an Kompetenzen fuumlr alle sichergestellt werdenldquo (KMK 2010 S 7) Die Durchfuumlhrung landesweiter Vergleichsarbeiten dient der Entwicklung eines an Standards orientierten Unterrichts in einem durch Daten gestuumltzten Entwicklungs-kreislauf

bull Kompetenzorientierung staumlrken

bdquoUnter Kompetenzen werden erlernbare auf Wissen begruumlndete Faumlhigkeiten und Fertigkeiten verstanden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung bestimmter Anforde-rungssituationen ermoumlglichen Hinzu kommen die dafuumlr erforderliche motivatio-nale Bereitschaft Einstellungsdispositionen und soziale Faumlhigkeiten Diese Anfor-derungssituationen beziehen sich beispielsweise auf alltagspraktische Aufgaben aber auch auf die kulturelle Lebenswelt der Schuumllerinnen und Schuumller Ein an Kompetenzen ausgerichteter Unterricht traumlgt Sorge dass der Aufbau von Wissen in systematischer Weise mit der Moumlglichkeit verknuumlpft wird Wissen selbsttaumltig anzuwendenldquo (KMK 2010 S 9)

Die Testaufgaben der Vergleichsarbeiten werden auf der Basis der laumlnderuumlbergrei-fenden kompetenzorientierten Bildungsstandards entwickelt Sie liefern Beispiele fuumlr kompetenzorientierte Pruumlfungsaufgaben Die Ruumlckmeldungen beschreiben die Leistungen der Schuumllerinnen und Schuumller anhand von Kompetenzmodellen Die zusammen mit den Testaufgaben bereitgestellten didaktischen Handreichungen geben weitreichende Informationen zu den Kompetenzanforderungen der Aufga-ben die fuumlr den Unterricht genutzt werden koumlnnen

bull Transparenz uumlber Erwartungen und erreichte Leistungen herstellen

Durch einheitliche und transparente Maszligstaumlbe werden die Ertraumlge von kompetenz- orientiertem Unterricht in einer Schule sowie in einer Klasse messbar gemacht und dienen als Grundlage fuumlr einen weiteren Diskurs Die Orientierung an den Bil-dungsstandards stellt die Vergleichbarkeit von schulischen Abschluumlssen sicher Die Vergleichsarbeiten helfen dabei den Unterricht auf definierte Leistungserwartun-gen auszurichten und langfristig mit Blick auf einen kontinuierlichen und schritt-weisen Aufbau von Kompetenzen zu gestalten

bdquoAn die Stelle der Frage welche Inhalte in einem Fach zu unterrichten sind soll die Frage treten welche Kompetenzen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Fach bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schullaufbahn erreicht haben sollen Von dieser Fokussierung erhofft man sich einen Unterricht in dem anstelle von traumlgem Wissen das Schuumllerinnen und Schuumller nur zur Beantwortung von eng begrenzten und be-kannten Aufgabenstellungen abrufen koumlnnen vernetztes Wissen entwickelt wird das zur Bewaumlltigung vielfaumlltiger Probleme angewendet werden kann Dabei handelt es sich um einen sehr ambitionierten fachdidaktischen und paumldagogischen Anspruch bei dessen Einloumlsung Tests und Leistungsruumlckmeldungen eine unterstuumltzende Funktion fuumlr Lehrerinnen und Lehrer haben koumlnnenldquo (wwwiqbhu-berlindevera)

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept

Die Vergleichsarbeiten in Bayern geben der Schule den Lehrkraumlften den Schuumlle-rinnen und Schuumllern sowie deren Eltern fruumlhzeitig Auskunft uumlber die bisher in den Kernfaumlchern erworbenen Kompetenzen bezogen auf die Bildungsstandards VERA dient zur Qualitaumltsentwicklung an bayerischen Schulen

bull auf Schuumllerebene Das individuelle Ergebnis dient der Lehrkraft als eine Infor-mation neben vielen anderen uumlber die Leistungsfaumlhigkeit eines Schuumllers oder einer Schuumllerin Es kann Anlass fuumlr individuelle Beratung und Foumlrderung von Schuumllerin-nen und Schuumllern in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eltern sein Auf eine Benotung wird verzichtet

bull auf Klassenebene Die Lehrkraft vergleicht ihre Erwartungen mit den Testergeb-nissen reflektiert die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenz-stufen und nutzt die aufgabenbezogene Ruumlckmeldung fuumlr ihren Unterricht Die inhaltlich formulierten Kompetenzstufen beschreiben welche Kompetenzen die Schuumllerinnen und Schuumller einer Klasse bereits erreicht haben und zeigen gleichzei-tig auf welche Ziele durch den Unterricht noch erreicht werden sollen

bull auf Schulebene Der jahrgangsbezogene bzw fachbezogene Vergleich von Klassenergebnissen ist Ausgangspunkt fuumlr kollegiale Teamarbeit zur Weiterent-wicklung des Unterrichts und fuumlr den Aufbau einer schulinternen Foumlrderkultur Referenzwerte helfen die Leistung der Schule einzuordnen Die Ergebnisse dienen ausschlieszliglich der Weiterentwicklung der Schule Sie werden nicht veroumlffentlicht und nicht in ein Ranking gebracht

Was versteht man unter Bildungsstandards

Bildungsstandards beschreiben diejenigen Kompetenzen die jede Schuumllerin und jeder Schuumller am Ende der Jahrgangsstufe 4 im Primarbereich am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 im Sekundarbereich I und am Ende der Jahrgangsstufe 12 bzw 13 im Sekundarbereich II erworben haben sollen Sie konzentrieren sich auf den Kernbereich eines Faches Die Bildungsstandards wurden von der Kultusminister-konferenz (KMK) in den Jahren 2003 2004 und 2012 eingefuumlhrt und sind seitdem bundesweit guumlltig (httpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule8

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule10

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule12

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule14

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

17

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

19

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

21

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

23

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

27

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

29

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

13 Was kennzeichnet das bayerische Konzept

Die Vergleichsarbeiten in Bayern geben der Schule den Lehrkraumlften den Schuumlle-rinnen und Schuumllern sowie deren Eltern fruumlhzeitig Auskunft uumlber die bisher in den Kernfaumlchern erworbenen Kompetenzen bezogen auf die Bildungsstandards VERA dient zur Qualitaumltsentwicklung an bayerischen Schulen

bull auf Schuumllerebene Das individuelle Ergebnis dient der Lehrkraft als eine Infor-mation neben vielen anderen uumlber die Leistungsfaumlhigkeit eines Schuumllers oder einer Schuumllerin Es kann Anlass fuumlr individuelle Beratung und Foumlrderung von Schuumllerin-nen und Schuumllern in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eltern sein Auf eine Benotung wird verzichtet

bull auf Klassenebene Die Lehrkraft vergleicht ihre Erwartungen mit den Testergeb-nissen reflektiert die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenz-stufen und nutzt die aufgabenbezogene Ruumlckmeldung fuumlr ihren Unterricht Die inhaltlich formulierten Kompetenzstufen beschreiben welche Kompetenzen die Schuumllerinnen und Schuumller einer Klasse bereits erreicht haben und zeigen gleichzei-tig auf welche Ziele durch den Unterricht noch erreicht werden sollen

bull auf Schulebene Der jahrgangsbezogene bzw fachbezogene Vergleich von Klassenergebnissen ist Ausgangspunkt fuumlr kollegiale Teamarbeit zur Weiterent-wicklung des Unterrichts und fuumlr den Aufbau einer schulinternen Foumlrderkultur Referenzwerte helfen die Leistung der Schule einzuordnen Die Ergebnisse dienen ausschlieszliglich der Weiterentwicklung der Schule Sie werden nicht veroumlffentlicht und nicht in ein Ranking gebracht

Was versteht man unter Bildungsstandards

Bildungsstandards beschreiben diejenigen Kompetenzen die jede Schuumllerin und jeder Schuumller am Ende der Jahrgangsstufe 4 im Primarbereich am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 im Sekundarbereich I und am Ende der Jahrgangsstufe 12 bzw 13 im Sekundarbereich II erworben haben sollen Sie konzentrieren sich auf den Kernbereich eines Faches Die Bildungsstandards wurden von der Kultusminister-konferenz (KMK) in den Jahren 2003 2004 und 2012 eingefuumlhrt und sind seitdem bundesweit guumlltig (httpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml)

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule8

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule18

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

19

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

47

6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

Page 9: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule8

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Was versteht man unter Kompetenzen

Kompetenzen umfassen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten und beziehen sich zu-dem stets auf eine Anwendungssituation Uumlber den Unterricht erarbeiten sich die Schuumllerinnen und Schuumller also bdquoWerkzeugeldquo die sie zur Loumlsung lebensweltlicher Problemstellungen zur aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und an kul-turellen Angeboten sowie nicht zuletzt zum lebenslangen Lernen befaumlhigen Wissen allein ist noch keine Kompetenz Ohne Wissen ist aber auch kein Kompetenzerwerb moumlglich Deshalb muss im Unterricht der Erwerb von Wissen bzw Inhalten mit dem Aufbau von Kompetenzen einhergehen(httpswwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-metho-dikkompetenzorientierung)

Wie passen Vergleichsarbeiten und der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS) zusammen

Die neuen bayerischen Lehrplaumlne (LehrplanPLUS) sind kompetenzorientiert ausge-richtet und beruumlcksichtigen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Sie geben Auskunft uumlber die im Unterricht nachhaltig aufzubauenden Kompetenzen und beschreiben gleichzeitig an welchen Inhalten diese erworben werden

bdquoDie gemeinsame didaktische Leitidee von bayerischem Lehrplan und Bildungsstan-dards ist der kompetenzorientierte Unterricht mit dem Ziel die Verbindung von Wis-sen und Koumlnnen in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und die Schuumller zu verantwortungsvollem Handeln zu befaumlhigen Der Kompetenz-aufbau erfolgt kumulativ uumlber einen langen Zeitraum Der Unterricht ist konsequent vom Lernergebnis der Schuumller aus zu planen und zu konzipieren Nicht was bdquodurch-genommenldquo werden soll sondern welches Wissen und Koumlnnen welche Kompeten-zen sie erwerben sollen steht im Mittelpunktldquo (ISB 2014)

Durch die Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards in den neuen bayerischen Lehr-plaumlnen wird die Passung zwischen Vergleichsarbeiten und Unterrichtsinhalten in Zu-kunft einheitlicher (httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan)

Warum werden Vergleichsarbeiten nicht benotet

Vergleichsarbeiten werden nicht benotet weil sich die Aufgaben nicht wie es bei Pro-ben und Schulaufgaben der Fall ist auf die Inhalte des unmittelbar vorangegangenen Unterrichts beziehen Stattdessen wird mit VERA der Kompetenzstand der Schuumllerin-nen und Schuumller schulartuumlbergreifend in Relation zu den Bildungsstandards bestimmt Die Ergebnisse zeigen der Lehrkraft und der Schule an welchen Kompetenzen noch gearbeitet werden muss damit die Schuumllerinnen und Schuumller zum spaumlteren Zeitpunkt moumlglichst hohe Stufen der Bildungsstandards erreichen und wo der kompetenzorien-tierte Unterricht an der Schule weiterentwickelt werden kann

9

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule10

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule12

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule14

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule18

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule20

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

21

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

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Page 10: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich Vergleichsarbeiten von Klassenarbeiten

Vergleichsarbeiten Klassenarbeiten

Erstellung der Test-aufgaben

werden in einem zweijaumlhrigen Pro-zess zentral durch Fachdidaktiker und Lehrkraumlfte erstellt und vor dem Einsatz auf ihre Eignung gepruumlft

werden von der Lehrkraft oder von einem Kollegenteam er-stellt

Ziel

geben Auskunft uumlber den Lern-stand der Klasse im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bildungsstan-dards

uumlberpruumlfen was im vorange-gangenen Unterricht gelernt wurde

Nutzen

geben Impulse fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung

dienen der Leistungsuumlberpruuml-fung und -bewertung des ein-zelnen Schuumllers oder der einzel-nen Schuumllerin

Anspruch

bieten Aufgaben die das gesamte Kompetenzspektrum im Hinblick auf die abschlussbezogenen Bil-dungsstandards abdecken

beinhalten in der Regel nur Aufgaben die auf die voran-gegangen Lerneinheiten bezo-gen sind

Aus- wertung

beinhalten viele kurze Aufgaben die einer Kompetenzstufe zuzuord-nen sind Die Aufgaben werden mit richtig oder falsch bewertet

beinhalten auch umfangreiche-re Aufgaben bei denen auch Teilpunkte moumlglich sind

Ergebnis

geben der Lehrkraft eine kriteri-umsbezogene Ruumlckmeldung uumlber die in der Klasse erreichten Kompe-tenzstufen

geben der einzelnen Schuumllerin oder dem Schuumller eine Note fuumlr die erzielte Leistung

Worin unterscheiden sich Testaufgaben von Lernaufgaben

Testaufgaben Lernaufgaben

Zweck Leistungsuumlberpruumlfung Lernanlass

Auf- gaben-format

uumlberwiegend geschlossene For-mate bei offeneren Formaten mit eindeutiger Loumlsungserwartung fuumlr alle Schuumller die gleichen Aufgaben

offene Formate je nach Leis-tungsniveau auch unterschied-liche Aufgaben oder unter-schiedliche Lernhilfen

FokusWichtig ist das Produkt also das richtige Ergebnis

Wichtig ist der Prozess also das was im Kopf der Schuumller stattfindet

Strategie moumlglichst fehlerfrei arbeiten Fehler als Lernchance betrachten Bear-beitung

Einzelarbeit Gruppen- und Einzelarbeit mit Anschlusskommunikation

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule10

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

40

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule10

1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Worin unterscheiden sich die Vergleichsarbeiten von den Jahrgangs-stufenarbeiten

Die Jahrgangsstufenarbeiten sind wie die Vergleichsarbeiten eine Maszlignahme zur Qualitaumltssicherung im Bildungswesen Sie werden an Mittelschulen Realschulen und Gymnasien zu Beginn eines Schuljahres in ganz Bayern geschrieben Im Gegensatz zu den Vergleichsarbeiten deren Aufgaben an den zukuumlnftig zu erreichenden Bil-dungsstandards orientiert sind beziehen sich die Jahrgangsstufenarbeiten auf die Inhalte der schulartspezifischen Lehrplaumlne des Vorjahres bzw der vorangegangenen Schuljahre

Die Ergebnisse aus den Jahrgangsstufenarbeiten stellen fuumlr die Lehrkraumlfte ein Hilfs-mittel zur Planung des Unterrichts zur gezielten individuellen Foumlrderung der Schuumlle-rinnen und Schuumller sowie nicht zuletzt zur Beratung der Eltern dar Aus den zur Ver-fuumlgung gestellten Auswertungsmasken lassen sich Aussagen zum Leistungsprofil der einzelnen Schuumllerinnen und Schuumller der jeweiligen Klasse sowie der ganzen Schule treffen und vor dem Hintergrund der bayernweiten Gesamtergebnisse einordnen Fuumlr eine differenzierte Diagnose werden die Ergebnisse der Schuumller nach Kompe-tenzbereichen oder nach Aufgaben getrennt dargestellt Aufgrund der Orientierung an den Lehrplaninhalten der vorangegangenen Schuljahre koumlnnen Jahrgangsstufen-arbeiten benotet werden Vergleichsmaszligstab sind die Ergebnisse aller bayerischen Schulen der gleichen Schulart

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten die ebenfalls Hinweise fuumlr die Unterrichts- und Schulentwicklung liefern zeigen den Lehrkraumlften hingegen an welcher Stelle sich die Schuumllerinnen und Schuumller auf dem Weg zum Erreichen der Bildungsstan-dards befinden sie beziehen sich somit auf ein zukuumlnftiges Ziel Vergleichsmaszligstab sind die fuumlr ganz Deutschland geltenden Bildungsstandards

Tabelle 1 Durchfuumlhrung der Jahrgangsstufenarbeiten (Stand 2015)

Jahr-gangs- stufe

Mittelschule Realschule Gymnasium

6Deutsch

MathematikDeutsch

MathematikDeutschEnglischLatein

7 Englisch

8Deutsch

MathematikDeutsch

Mathematik

10Englisch

Mathematik

freiwillige Teilnahme Teilnahme freiwillig wenn Fach im gleichen Jahr verbindlich durch VERA getestet wird

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule12

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

Page 12: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

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1 VERA ndash Vergleichsarbeiten in Bayern

Weitere Informationen

bull Konzeption der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Nutzung der Bildungsstan-dards fuumlr die Unterrichtsentwicklung httpwwwkmkorgfileadminveroeffentli-chungen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

bull KMK (2006) Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmoni-toring httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse2006 2006_01_01- Gesamtstrategie-Endfpdf

bull Uumlbersicht der Bildungsstandards der KMK httpwwwkmkorgbildung-schule qualitaetssicherung-in-schulenbildungsstandardsdokumentehtml

bull Kompetenzorientierung und LehrplanPlus httpwwwisbbayerndeschulartue-bergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

bull LehrplanPLUS ndash Lehrplaninformationssystem (LIS) httpwwwlehrplanplusbay-erndeschulartrealschule

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule12

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule14

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule20

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

21

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

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Page 13: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule12

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundeslaumlndern in einem einheitlichen Zeit-raum geschrieben Dieser wird den Schulen in Bayern vom Bayerischen Staatsminis-terium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst bekannt gegeben Die Termi-ne werden auch im VERA-Internetportal der Qualitaumltsagentur am ISB veroumlffentlicht (httpwwwvergleichsarbeitenisb-qade)

Die Vergleichsarbeiten in Jahrgangsstufe 8 werden in Bayern in den Faumlchern Deutsch Mathematik und Englisch durchgefuumlhrt Fuumlr alle oumlffentlichen Mittelschulen Real-schulen und Gymnasien ist die Teilnahme an einem der drei Faumlcher verpflichtend Die Tests in den beiden anderen Faumlchern koumlnnen auf freiwilliger Basis geschrieben werden Fuumlr welches Fach die Teilnahme im aktuellen Schuljahr verbindlich ist wird vom Staatsministerium festgelegt Foumlrderschulen ist die Durchfuumlhrung von VERA-8 freigestellt Uumlber die aktuellen Regelungen werden die Schulen in den Anschreiben des Staatsministeriums informiert

Alle Materialien zur Durchfuumlhrung sowie Nachbereitung von VERA-8 werden den bayerischen Schulen im geschuumltzten Bereich im VERA-Internetportal der Qualitaumlts-agentur zum Download bereitgestellt Folgende Materialien stehen zu verschiede-nen Zeitpunkten zur Verfuumlgung

bull Testhefte

bull Durchfuumlhrungshinweise

bull Audiodateien (bei Durchfuumlhrung des Testbereichs Houmlrverstehen)

bull Auswertungshinweise

bull Didaktische Handreichungen

Fuumlr den Zugang zum geschuumltzten Bereich erhaumllt die Schulleitung fuumlr ihre Schule je-des Jahr ein eigenes Passwort das uumlber den schulspezifischen OWA-Zugang von der Qualitaumltsagentur mitgeteilt wird

21 Vor dem ersten Testtag

Circa drei Wochen vor dem ersten Testtag werden die Materialien zur Durchfuumlhrung von VERA im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals zum Download freige-schaltet Uumlber den genauen Zeitpunkt werden die Schulen in einem kultusministeri-ellen Schreiben informiert

Nach Eingabe des Schul-Passworts laumldt sich die Schule die Testhefte die Durchfuumlh-rungshinweise und ggf die Audiodateien im MP3-Format herunter Die Testhefte werden entsprechend der Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Klassen ver-vielfaumlltigt Schulen die regionale Verbuumlnde nutzen und den Druck der Testhefte ge-meinsam an eine Druckerei vergeben koumlnnen personelle und finanzielle Ressourcen sparen Die Durchfuumlhrungshinweise werden in der Anzahl der Klassen in der Jahr-gangsstufe 8 kopiert

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Falls zusaumltzlich Audiodateien benoumltigt werden werden auch diese rechtzeitig vor dem Testtermin im MP3-Format aus dem Downloadbereich heruntergeladen und fuumlr jede Klasse auf CD kopiert Die Funktion der CD sollte unbedingt vor der Test-durchfuumlhrung ausprobiert werden Bei Problemen mit dem Download oder dem Er-stellen der Audio-CD steht die VERA-Hotline an der Qualitaumltsagentur zur Verfuumlgung (0892170-1373) Saumlmtliche Materialien sind vor dem Testtermin vertraulich zu be-handeln

Rechtzeitig vor dem ersten Testtag bespricht die Lehrkraft mit der Klasse den Ablauf der Tests damit die Schuumllerinnen und Schuumller mit dem Verfahren vertraut werden Vergleichsarbeiten verwenden spezielle Aufgabenformate die die Auswertung und eine eindeutige Bewertung erleichtern Falls die Schuumllerinnen und Schuumller mit diesen Formaten noch nicht vertraut sind ist es sinnvoll diese in der Klasse vorab vorzustel-len Die Aufgabenformate sind fuumlr die Lehrkraft in den Durchfuumlhrungserlaumluterungen dargestellt und werden anhand des Testheftes auch vor Testbeginn noch einmal mit den Schuumllerinnen und Schuumllern besprochen (vgl Abb 1) Haumlufig verwendete Forma-te sind Ankreuzaufgaben Ordnungsaufgaben Kurzantwortaufgaben offene Auf-gaben die in wenigen Saumltzen zu beantworten sind Eine Vielzahl von kompetenz-orientierten Beispielaufgaben zum Download bietet die Homepage des IQB (http wwwiqbhu-berlindeveraaufgaben)

Einige grundlegende Tipps zur Bearbeitung der Vergleichsarbeiten gelten im Grun-de fuumlr alle Arten von Leistungstests und Klassenarbeiten

bull Genaues Lesen der Aufgabenstellung Wenn etwa im Fach Deutsch eine ei-gene Meinung zum Text formuliert werden soll finden sich bei den Aufgaben Anweisungen wie z B bdquoBegruumlndeldquo

bull Beruumlcksichtigung aller zur Verfuumlgung stehenden Informationen bei der Bearbeitung der Aufgaben Abbildungen Diagramme etc koumlnnen wertvolle Informationen fuumlr die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben enthalten

bull Klaumlrung des grundsaumltzlichen Vorgehens beim Bearbeiten von Aufgaben

ordm Die Testhefte sind so aufgebaut dass sie leichtere und anspruchsvollere (Teil-)Aufgaben enthalten Die (Teil-)Aufgaben muumlssen nicht in der abgedruckten Rei-henfolge bearbeitet werden Schuumller sollten sich nicht unnoumltig lange bei schwie-rigen Aufgaben aufhalten sondern zunaumlchst diejenigen loumlsen die ihnen leichter fallen Es kann vorkommen dass nicht alle Aufgaben in der zur Verfuumlgung ste-henden Zeit geloumlst werden koumlnnen

ordm Bei Mehrfachauswahlfragen sollten die Schuumller erst alle Alternativen betrachten bevor sie antworten Sind die Schuumllerinnen und Schuumller nicht ganz sicher ob die Antwort richtig ist ist es grundsaumltzlich besser eine Loumlsung zu vermuten als keine Antwort zu geben

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule34

5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

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Page 15: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule14

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

ANWEISUNGEN

In diesem Aufgabenheft koumlnnen folgende Aufgabentypen vorkommen

Ankreuzaufgaben (ja ndash nein)

Bei diesem Aufgabentyp sollst du fuumlr einzelne Aussagen entscheiden ob sie ent-sprechend den Informationen aus dem Text stimmen Beachte dabei dass bei diesem Aufgabenformat immer unterschiedlich viele Aussagen stimmen bzw nicht stimmen

Beispiel

bdquoDer Herr der Ringeldquo ist ein Roman von John Ronald Reuel Tolkien und ein

Klassiker der Fantasy-Literatur

ja nein

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Kochrezept Der Autor des Romans bdquoDer Herr der Ringeldquo heiszligt John Ronald Reuel Tolkien

Der bdquoHerr der Ringeldquo ist ein Zeitungsartikel

Abbildung 1 Beispiel fuumlr verwendete Aufgabenformate

Wer die eigene Einschaumltzung der Leistungen in der Klasse spaumlter mit den Testergeb-nissen vergleichen will formuliert diese bereits im Vorfeld schriftlich Dies kann auf zweierlei Weise geschehen

bull Fuumlr jeden Schuumller jede Schuumllerin schaumltzt die Lehrkraft ein welche Kompetenzstufe dieser oder diese nach ihrer bisherigen Erfahrung voraussichtlich erreichen wird (Informationen uumlber die allgemeinen Kompetenzstufenmodelle der Bildungsstan-dards unter httpswwwiqbhu-berlindebistaksm)

bull Fuumlr jede Aufgabe uumlberlegt die Lehrkraft wie viel Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse diese Aufgabe vermutlich werden loumlsen koumlnnen

22 Am Testtag

Am Testtag ist die Lehrkraft vor den Schuumllerinnen und Schuumllern im Klassenraum Sie baut die ggf benoumltigten technischen Geraumlte (z B CD-Player) auf und pruumlft noch einmal deren Funktion

Wenn die Schuumllerinnen und Schuumller anwesend sind verteilt die Lehrkraft die Test-hefte und achtet darauf dass nicht vor Beginn des Tests in den Testheften geblaumlttert wird Ein blauer oder schwarzer Stift sowie ggf erlaubte Hilfsmittel (z B Geodreieck) werden vor Beginn des Tests bereitgelegt Die Lehrkraft schreibt die entsprechende Anfangszeit an die Tafel und gibt die Arbeitszeit sowie die vorgesehenen Anweisun-

15

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

17

2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

19

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule20

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

21

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

23

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

27

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

43

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

gen zur Durchfuumlhrung bekannt Sie ist waumlhrend der gesamten Testzeit anwesend greift jedoch nicht aktiv ein Schuumllerinnen oder Schuumller die vor Ende der Bearbei-tungszeit fertig sind ermutigt die Lehrkraft die Antworten nochmals selbstaumlndig zu kontrollieren Sie vermittelt dass es wichtiger ist die Aufgaben gruumlndlich und sorgfaumlltig zu bearbeiten als moumlglichst schnell fertig zu werden

23 Nach der Testdurchfuumlhrung

An den Tagen nach dem Testtag korrigiert die Lehrkraft die Aufgabenhefte anhand der entsprechenden Auswertungshinweise Diese koumlnnen ebenso wie die didak-tischen Handreichungen von den Schulen ab dem jeweiligen Testtag aus dem geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals heruntergeladen werden Die Aus-wertungshinweise enthalten alle Informationen zur Korrektur und Bepunktung der Tests Wenn alle Testhefte korrigiert sind geben die Lehrkraumlfte am besten im Tan-dem die Ergebnisse im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals mithilfe der Eingabemaske ein (vgl Abb 2) In der Regel ist fuumlr die Eingabe ein Zeitraum von mindestens sieben Tagen vorgesehen Der letzte Termin fuumlr die Dateneingabe steht im oumlffentlichen Bereich der VERA-Homepage Dieses Datum muss unbedingt einge-halten werden da nach Ablauf der Frist das Eingabeportal geschlossen wird und eine Dateneingabe dann nicht mehr moumlglich ist

Abbildung 2 Internetportal ndash Eingabemaske

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

19

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule22

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

Wenige Tage nach dem Ende der Eingabefrist koumlnnen die Ergebnisse mit dem schul-spezifischen Passwort im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals online ein-gesehen oder als Ergebnisbericht heruntergeladen werden Die Schulleitung wird uumlber OWA uumlber die Verfuumlgbarkeit der Ruumlckmeldungen informiert und gibt diese Information wiederum an die Fach- und Klassenlehrkraumlfte sowie an alle anderen an der Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligten Personen weiter Die Lehrkraft wird daruumlber hinaus auch direkt informiert sofern sie bei der Dateneingabe ihre E-Mail-Adresse angegeben hat

Soll ich meinen Schuumllerinnen und Schuumllern helfen

Die Testaufgaben pruumlfen Wissen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die die Schuumllerin-nen und Schuumller in ihrer gesamten bisherigen Schulzeit erworben haben und stel-len diese den in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen gegenuumlber Ziel ist die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Foumlrderung von Schuumllerinnen und Schuumllern sodass diese spaumlter die in den Bildungsstandards erwarteten Kompetenzen erreichen Eine gezieltes Vorbereitungstraining (Teaching to the Test) ist hier genau-so wenig sinnvoll wie eine Hilfestellung waumlhrend des Tests Beides verschleiert den tatsaumlchlichen Lernstand und verhindert damit eventuell notwendige Entwicklungs-maszlignahmen

Sollen Schuumllerinnen und Schuumller mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf teilnehmen

Es liegt in der Entscheidung der Lehrkraft ob sie diese Schuumllerinnen und Schuumller aus Gruumlnden der Gleichbehandlung am Test teilnehmen laumlsst oder nicht Schuumllerinnen und Schuumller die im betreffenden Testfach von einer Benotung freigestellt sind wer-den in den Klassenauswertungen nicht beruumlcksichtigt

Was mache ich wenn ein Schuumller oder eine Schuumllerin krank ist

Im Dateneingabesystem wird zuerst die Gesamtschuumllerzahl der Klasse erfasst Schuuml-lerinnen und Schuumller die an einem Testtag krank sind werden im Formular als bdquonicht anwesendldquo gekennzeichnet Ein Termin zum Nachschreiben ist nicht vorgesehen

Warum wird VERA-8 mitten im Jahr durchgefuumlhrt Da habe ich ja noch nicht alle Themengebiete durchgenommen

Ziel von VERA ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf das Erreichen der Bil-dungsstandards um auf dieser Basis eine datengestuumltzte Unterrichtsentwicklung zu ermoumlglichen Bei VERA geht es nicht um die Bewertung eines Lernergebnisses sondern um das fruumlhzeitige Erkennen inwieweit bestimmte Kompetenzen in Bezug auf die Bildungsstandards bereits ausgepraumlgt sind und an welchen noch gearbei-tet werden muss Die Tatsache ob bestimmte Lehrplaninhalte bereits unterrichtet

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

19

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

21

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule34

5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

37

5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

47

6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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2 Wie wird VERA-8 in Bayern durchgefuumlhrt

worden sind spielt deswegen in diesem Zusammenhang keine Rolle Die Lehrkraft weiszlig welche Stoffgebiete noch nicht durchgenommen sind und kann dies bei der Interpretation der Ergebnisse beruumlcksichtigen

Weitere Informationen

Hinweise zur bdquoDurchfuumlhrung und Handhabungldquo sowie bdquoFragen und Antworten fuumlr Schulen und Lehrkraumlfteldquo finden Sie auf der Homepage des ISB unter httpvergleichsarbeitenisb-qade

Allgemeine Informationen zu VERA-8 und den Bildungsstandards finden Sie auf den Seiten des IQB httpwwwiqbhu-berlindevera

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule18

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule20

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

27

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

29

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

43

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule18

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8- Ergebnisse in Bayern

Die Ruumlckmeldung enthaumllt Informationen

bull uumlber die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller in der Klasse auf die Kompe-tenzstufen (31)

bull uumlber die Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben (32) und

bull uumlber die von dem einzelnen Schuumller der einzelnen Schuumllerin erreichte Kompetenz-stufe (33)

Allgemeine Kernfragen zur Betrachtung der Ergebnissebull Was uumlberrascht mich an den Ergebnissen (gegenuumlber meinen Erwartungen)

bull Was ist besonders auffallend (groszlige Abweichungen besonders hoheniedrige Werte)

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber meinen Unterricht aus

bull Was sagen die Ergebnisse uumlber einzelne Schuumllerinnen und SchuumllerSchuumllergruppen aus

bull Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr unerwarteteabweichende Ergebnisse geben

31 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen

Die Abbildung 3 zeigt wie sich die Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse auf die Kom-petenzstufen verteilen (1 Balken) Die Abbildung liefert dazu drei Vergleichswerte die Verteilung innerhalb der Schule (2 Balken) die Verteilung bei Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft (3 Balken) und die Verteilung aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller (4 Balken) Wie viele Schuumllerinnen und Schuumller sich jeweils in diesen verschie-denen Vergleichsgruppen befinden das zeigt die Tabelle 3 (vgl S 21) Schuumllerinnen und Schuumller die von der Benotung befreit sind werden im Klassenwert nicht beruumlcksichtigt

8 28 39 19 5

7 27 40 20 6

4 24 45 23 5

8 25 46 17 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 3 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen mit Vergleichswerten

19

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule20

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

21

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

23

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

27

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Die Abbildung kann aus zwei Vergleichsperspektiven betrachtet werden

a) Der soziale Vergleich Der Vergleich der Balken gibt eine Information daruumlber wo die Schuumllerinnen und

Schuumller der Klasse im Vergleich zur gesamten Schule (2 Balken) und im Vergleich zu allen bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumllern stehen (4 Balken) Der dritte Balken ermoumlglicht einen Vergleich mit einer Gruppe von bayerischen Re-alschulen deren Schuumllerschaft aumlhnlich zusammengesetzt ist Bei der Aumlhnlichkeit werden vor allem familiaumlre Voraussetzungen (z B Migrationshintergrund) beruumlck-sichtigt

b) Der Vergleich mit den Erwartungen der Bildungsstandards Die Ruumlckmeldung enthaumllt eine Information uumlber die Kompetenzstufen im getes-

teten Fach Diese beschreibt uumlber welche Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller auf einer bestimmten Kompetenzstufe bereits verfuumlgen und was sie (auf den da-ruumlberliegenden Kompetenzstufen) noch nicht koumlnnen

Die Kompetenzstufen basieren auf den Kompetenzmodellen der Bildungsstan-dards wie sie fuumlr die Sekundarstufe I in den Faumlchern Mathematik (alle Leitideen) Deutsch (Bereiche Sprachgebrauch Lesen Zuhoumlren Orthographie) und Englisch (Bereiche Lesen und Houmlren) empirisch gepruumlft vorliegen (Koumlller u a 2010 Pant u a 2013) Mit den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wird die Er-wartung verbunden dass Schuumllerinnen und Schuumller zum Abschluss der Sekundar-stufe I im Durchschnitt uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards verfuumlgen

Tabelle 2 Kompetenzstufen der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK 2010 S 12)

Kompe-tenzstufe

Bildungsstandards der KMK

VOptimalstandards beschreiben Leistungen die die Erwartungen der Bildungsstandards weit uumlbertreffen

IVRegelstandards plus bezeichnen Leistungen die uumlber den Regel-standards liegen und Schulen Ziele fuumlr die Weiterentwicklung von Unterricht anbieten

IIIRegelstandards beschreiben Kompetenzen auf einer Stufe die im Durchschnitt von Schuumllerinnen und Schuumllern bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 bzw 10 erreicht werden sollte

IIMindeststandards beschreiben ein definiertes Minimum an Kom-petenzen das alle Schuumllerinnen und Schuumller am Ende der Jahr-gangsstufe 9 bzw 10 erreicht haben sollten

IAuf Stufe I liegen Kompetenzen unterhalb der gesetzten Mindest-standards

Der Abbildung 3 kann die Lehrkraft entnehmen wie viele Schuumllerinnen und Schuuml-ler der eigenen Klasse gute Aussichten haben am Ende der Jahrgangsstufe 10 die Bildungsstandards zu erreichen und ob es Gruppen von Schuumllerinnen und Schuumllern gibt bei denen besondere Unterstuumltzung noumltig sein wird

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule20

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule22

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule20

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Kernfragen zur Verteilung auf die Kompetenzstufen

bull Wo steht meine Klasse im Vergleich zur Verteilung in der Schule zu Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft zu allen bayerischen Schuumllerinnen und Schuumllern

bull Welche Kompetenzstufen erreichen meine Schuumllerinnen und Schuumller

bull Stimmen die erzielten Ergebnisse mit meinen (evtl vorher schriftlich fixierten) Er-wartungen uumlberein

bull Wie hoch ist der Anteil an Schuumllerinnen und Schuumllern die die Regelstandards noch nicht erreichen

32 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei den einzelnen Aufgaben

Abbildung 4 zeigt die Loumlsungshaumlufigkeiten auf Aufgabenebene Fuumlr jede einzelne Auf-gabe wird die tatsaumlchliche Loumlsungsquote berichtet (1 Balken) sowie die Quote wie sie aufgrund der Gesamtleistung der Klasse im Test zu erwarten gewesen waumlre (2 Balken) Die Spalte bdquoSchulartldquo zeigt wie viel Prozent aller bayerischen Realschuumllerinnen und Re-alschuumller die Aufgabe richtig geloumlst haben Die letzte Spalte (+-) hilft den Unterschied zwischen erwarteter und tatsaumlchlicher Loumlsungsquote einzuschaumltzen

Der Abbildung 4 kann die Lehrkraft entnehmen welche Aufgaben der Klasse leicht bzw schwer gefallen sind Sie zeigt im Detail in welchen Lernbereichen die Schuumlle-rinnen und Schuumller bereits auf einem guten Weg sind und worauf im Unterricht noch eingegangen werden sollte Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der Loumlsungsquote vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen uumlber die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts nachzudenken

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

36 Sprachgebrauch 37 25

46 -

41 Sprachgebrauch 70 7174 o

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 4 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei einzelnen Aufgaben

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht geben die didaktischen Handreichungen zu jeder Aufgabe ausfuumlhrliche Informationen uumlber

bull die schwierigkeitserzeugenden Merkmale der Aufgabe

bull das fuumlr die Bearbeitung der Aufgabe benoumltigte Vorwissen

bull die Kompetenzstufe und die Zugehoumlrigkeit zum Bildungsstandard

bull die Erwartungen an eine richtige Loumlsung (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule22

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Einen Hinweis auf den Umfang und die Schwierigkeit des gesamten Tests in der Klasse gibt daruumlber hinaus die Anzahl der nicht bearbeiteten Teilaufgaben wie sie in Tabelle 3 dargestellt ist Eine Aufgabe kann mehrere Teilaufgaben enthalten

Tabelle 3 Anzahl der Schuumllerinnen und Schuumller in den Vergleichsgruppen und Anzahl nicht geloumlster Teilaufgaben

Klasse Schule Aumlhnliche Realschulen

Alle Realschulen

Zahl der Schuumllerinnen und Schuumller 25 132 8906 42210

Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben

Durchschnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben des Testbereichs

52 44 16 24

Anteil der Schuumllerinnen und Schuumller die die letzten drei Aufgaben nicht bearbeitet haben

00 106 13 24

Kernfragen zu den Loumlsungshaumlufigkeiten der einzelnen Aufgaben

bull Welche Aufgaben wurden von den meisten Schuumllerinnen und Schuumllern geloumlst

bull Bei welchen Aufgaben hat die Klasse die meisten Fehler gemacht

bull Zeigen sich Aufgabenbereiche mit denen meine Klasse schon besonders gut noch besonders schlecht zurechtkommt

bull Wurden diese Bereiche im Unterricht noch gar nicht zu wenig ausfuumlhrlich the-matisiert

33 Individuelle Ergebnisse der Schuumllerinnen und Schuumller

Schlieszliglich enthaumllt die bayerische Ruumlckmeldung auch eine Information uumlber das Ab-schneiden der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers die sogenannte Individu-alruumlckmeldung Fuumlr jeden getesteten Teilbereich enthaumllt die Liste die Kompetenzstu-fe die der Schuumller oder die Schuumllerin im Test erreicht hat Zudem ist gekennzeichnet ob die Schuumllerin der Schuumller die letzten drei Teilaufgaben nicht bearbeitet hat undoder von der Notengebung im jeweiligen Fach befreit ist (vgl Abb 5)

Im Gegensatz zur Leistungseinschaumltzung auf Klassenebene ist die Ruumlckmeldung auf Einzelschuumllerebene weniger genau und zuverlaumlssig Es kann verschiedene Gruumlnde geben warum ein Schuumller oder eine Schuumllerin seine oder ihre tatsaumlchliche Leistungs-faumlhigkeit bei einem einzelnen Test nicht zeigen konnte Eine Lehrkraft betrachtet deshalb die Ergebnisse einer einzelnen Schuumllerin bzw eines einzelnen Schuumllers auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen Wenn die Lehrkraft ihre Einschaumltzung der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers vor dem Test fixiert hat dann kann der Vergleich dazu anregen die eigene Einschaumltzung zu uumlberdenken oder nach Gruumlnden zu suchen warum die Leistung von dem erwarteten Ergebnis abgewichen ist Neben der Gesamtbewertung gibt vor allem das einzelne Testheft

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

27

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

Page 23: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule22

3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

zusammen mit den didaktischen Handreichungen zu den einzelnen Aufgaben der Lehrkraft Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuuml-lers der einzelnen Schuumllerin

und Schuumller

Abbildung 5 Individualbefunde der Schuumllerinnen und Schuumller

Die Ruumlckmeldung enthaumllt auch fuumlr jede Schuumllerin bzw jeden Schuumller und jeden Test-bereich ein Blatt fuumlr die Eltern Da die Daten der Schuumllerinnen und Schuumller anony-misiert eingegeben wurden werden vor der Weitergabe an die Eltern die Namen der Schuumllerinnen und Schuumller von den Testheften entsprechend der darauf notierten laufenden Nummer auf das Ruumlckmeldeblatt mit der entsprechenden Nummer uumlber-tragen

Kernfragen zu den individuellen Ergebnissen einzelner Schuumllerinnen und Schuumller

bull Welche Aufgaben hat die einzelne Schuumllerin der einzelne Schuumller geloumlst bzw nicht geloumlst

bull Zeichnen sich bestimmte Kompetenzbereiche ab die sich als besonders schwierig erweisen

bull Worin liegen die Staumlrken der einzelnen Schuumllerin des einzelnen Schuumllers

Was ist ein Kompetenzstufenmodell

Bei der Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells wird die kontinuierliche Kom-petenzskala durch Fachexpertinnen und -experten in mehrere inhaltlich sinnvoll voneinander abgrenzbare Abschnitte eingeteilt die als Kompetenzstufen oder Kom-petenzniveaus bezeichnet werden In den Stufenbeschreibungen wird dargestellt welche kognitiven Anforderungen Schuumllerinnen und Schuumller bereits mit hoher Si-cherheit erfuumlllen wenn sie das jeweilige Kompetenzniveau erreicht haben Kom-petenzstufenmodelle strukturieren damit eine Kompetenz zu einem bestimmten Zeitpunkt (vgl Stanat et al 2012 S 50) Sie beschreiben jedoch keine Entwicklung Schuumllerinnen und Schuumller entwickeln sich nicht linear von der niedrigsten Stufe uumlber die Stufen dazwischen bis zur obersten Stufe Vielmehr kommt es in einem kompe-tenzorientierten Unterricht darauf an die auf den verschiedenen Stufen beschriebe-nen Faumlhigkeiten zu integrieren und in engeren und offeneren Aufgaben moumlglichst vielfaumlltige Lerngelegenheiten zur individuellen Lernentwicklung zu geben Die bei VERA verwendeten Testaufgaben machen es moumlglich die Testergebnisse der Schuumlle-rinnen und Schuumller inhaltlich auf Kompetenzstufen zu beschreiben

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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3 Was enthaumllt die Ruumlckmeldung der VERA-8-Ergebnisse in Bayern

Besteht die Gefahr dass die Ergebnisse fuumlr ein Schulranking genutzt werden

VERA-8 ist eine Maszlignahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung Deshalb werden die Testhefte von den Lehrkraumlften selbst ausgewertet VERA-8-Ergebnisse sind fuumlr ein Ranking nicht geeignet und duumlrfen auch nicht veroumlffentlicht werden Deshalb bleiben die Klassenruumlckmeldungen innerhalb der Schule die Ergebnisse auf Schul-ebene werden nur der jeweils zustaumlndigen Schulaufsicht bekannt gegeben

Eignet sich VERA-8 als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 liefert in Bezug auf den Einzelschuumller aus mehreren Gruumlnden keine zuverlaumls-sige Prognose zum weiteren Schulerfolg

bull der Testumfang ist fuumlr eine solche Prognose zu gering

bull die Tests beziehen sich nur auf ausgewaumlhlte Kernbereiche

bull die Tests beziehen sich auf spaumlter zu erreichende Standards

bull die weitere Entwicklung der Schuumllerin des Schuumllers haumlngt nicht zuletzt vom nach-folgenden Unterricht ab

Deshalb eignet sich VERA-8 als Anlass fuumlr Unterrichtsentwicklung und Foumlrderung aber nicht als Grundlage fuumlr Schullaufbahnempfehlungen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule24

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

bdquoDie zentrale Funktion der Vergleichsarbeiten stellt die Unterrichts- und Schulent-wicklung dar ergaumlnzt durch eine Vermittlungsfunktion bei der Einfuumlhrung fachlicher und fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards Vergleichsarbeiten fungieren als zentraler Bestandteil eines datengestuumltzten Entwicklungskreislaufs an einer Schu-le und sollen dabei von einer sbquoFeedbackkulturlsquo als Nahtstelle zwischen Datenruumlck-meldung und Datennutzung getragen werdenldquo (KMK 2010 S 17)

Der paumldagogische Nutzen von VERA fuumlr Lehrkraumlfte und Schulen zeigt sich

bull in der durchgaumlngigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnis-ruumlckmeldungen

bull in dem bdquoBlick von auszligenldquo d h den multiplen Vergleichsmoumlglichkeiten zum Lern-stand der eigenen Klasse

bull bei der Begruumlndung und Planung paumldagogischer Interventionen und Foumlrdermaszlig-nahmen

bull bei der Nutzung der Leistungsruumlckmeldungen fuumlr kooperative Unterrichtsentwick-lung im Kollegium (httpswwwiqbhu-berlinde)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die systematische Analyse und Interpretation der jaumlhrlich bereitgestellten Ergebnisse Diese Analyse kann nur an der einzelnen Schule erfolgen weil nur die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer einer Schule die besonderen Bedingungen und Herausforderungen und damit auch die realistischen Erwartungen in Bezug auf die Leistungen ihrer Schuumllerschaft kennen Leistungsun-terschiede zwischen Klassen oder im Vergleich zu anderen Schulen sind unter diesen Voraussetzungen zu betrachten Die Durchfuumlhrung von Vergleichsarbeiten im Sinne einer Standortbestimmung ist vom Leistungspotenzial aber zunaumlchst nicht betroffen Jede Lehrkraft soll unabhaumlngig von der ganz spezifischen Zusammensetzung ihrer Schuumllerschaft erfahren koumlnnen wo die Klasse in Bezug auf die Bildungsstandards steht und moumlglichst jede Schuumllerin und jeder Schuumller soll durch den Unterricht die Chance erhalten ihr oder sein Faumlhigkeitspotenzial auszuschoumlpfen

41 VERA-8 im Prozess systematischer Qualitaumltsentwicklung

Der Prozess der Qualitaumltsentwicklung wird meist in Form eines Regelkreises beschrie-ben (vgl Lankes amp Huber 2012) Der systematische Umgang mit Vergleichsarbei-ten ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses der Einzelschule Die Ergebnisse von VERA-8 liefern eine Bestandsaufnahme in Bezug auf das Erreichen der Bildungs-standards in den Klassen und an der Schule Abbildung 6 zeigt den datengestuumltzten Entwicklungskreislauf in der Arbeit mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten

25

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

47

6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

Page 26: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

1 Uumlberpruumlfung des Lernstands (zB VERA)

2 Auswertung der Ergebnisse in den Fachgruppen

3 Austausch uumlber moumlgliche Ursachen unter den Lehrkraumlften

4 Gemeinsame Festlegung von Zielen und Maszlignahmen

5 Umsetzung der Maszlignahmen im Unterricht

Abbildung 6 Datengestuumltzter Entwicklungskreislauf mit VERA-8 (KMK 2010 S 19)

Am Schuljahresanfang plant die Schule in einer Jahrgangsstufenkonferenz die Ver-gleichsarbeiten in den Jahreskreislauf der Schule ein Im Kollegium werden die Er-fahrungen aus dem letzten Schuljahr diskutiert die im Anschluss daran geplanten Maszlignahmen noch einmal bestaumltigt bzw modifiziert sowie die Durchfuumlhrung des naumlchsten Turnus vorbereitet Die aktuellen Durchfuumlhrungsbestimmungen und Ter-mine fuumlr das jeweilige Schuljahr sind bereits im geschuumltzten Bereich abgelegt und werden im Rahmen dieser Konferenz bekannt gegeben

Bis zum naumlchsten VERA-8-Test ist dann Zeit die verabredeten Maszlignahmen weiter-zufuumlhren Im Fruumlhjahr wird mit den VERA-8-Tests wiederum der Lernstand der Schuuml-lerinnen und Schuumller uumlberpruumlft Nach Erhalt der Ruumlckmeldung werden die Ergebnis-se zunaumlchst individuell von jeder Lehrerin und jedem Lehrer analysiert im Anschluss dann in einer Lehrerkonferenz oder einer Fachkonferenz besprochen Im Fokus steht hier neben der Analyse und dem Vergleich auch der Austausch uumlber moumlgliche Ur-sachen wie etwa die Lernvoraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller die Ge-staltung des Unterrichts oder schulinterne Besonderheiten (Curriculum Schulbuumlcher etc)

In einem naumlchsten Schritt werden Ziele formuliert und Maszlignahmen zur Weiterent-wicklung beschlossen und durchgefuumlhrt Der Erfolg der Maszlignahmen wird an den Ergebnissen der naumlchsten VERA-8-Tests uumlberpruumlft Damit schlieszligt sich der Kreislauf von Evaluation und Entwicklung

Kernfragen zum Qualitaumltsentwicklungsprozess

bull In welchen Kompetenzbereichen sind wir als Schule gut aufgestellt und haben Bestaumltigung fuumlr gute schulische Arbeit erhalten

bull In welchen Bereichen erkennen wir Ansatzpunkte um die Qualitaumlt des Unterrichts an der Schule zu verbessern

bull Welche Ziele nehmen wir uns fuumlr den aktuellen bzw naumlchsten Turnus vor

bull Mit welchen Maszlignahmen wollen wir diese Ziele erreichen

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule26

4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule34

5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

42 Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bdquoJede einzelne Unterrichtsstunde und jede Unterrichtseinheit muss sich daran mes-sen lassen inwieweit sie zur Foumlrderung und Weiterentwicklung inhaltsbezogener und allgemeiner Schuumller-Kompetenzen beitraumlgt [hellip] Die wichtigste Frage ist nicht sbquoWas haben wir durchgenommenrsquo sondern sbquoWelche Vorstellungen Faumlhigkeiten und Einstellungen sind entwickelt wordenrsquo ldquo (Blum u a 2006 S17)

Fuumlr die Planung einer Unterrichtseinheit bedeutet das nicht nur den Lehrplan und die darin festgelegten Inhalte zu beruumlcksichtigen sondern ebenso das was am Ende herauskommen soll die ndash z B in den Bildungsstandards festgelegten ndash Kompeten-zen Bildungsstandards geben das Ziel vor aber nicht den Weg dorthin wie er im Unterricht eingeschlagen wird Dieser liegt in der Gestaltungsfreiheit der einzelnen Lehrkraft sowie der einzelnen Schule und orientiert sich an den Merkmalen erfolg-reichen Lehrens und Lernens Der Aufbau von Kompetenzen erfolgt kumulativ und schlieszligt an Vorwissen an

Ein kompetenzorientierter Unterricht (Lankes amp Kleinknecht 2012)

bull geht auf die individuellen Voraussetzungen der Schuumllerinnen und Schuumller ein

bull bietet den Schuumllerinnen und Schuumllern vielfaumlltige Moumlglichkeiten ihr Wissen und ihre Faumlhigkeiten in unterschiedlichen Situationen und Kontexten anzuwenden und

bull uumlbergibt den Schuumllerinnen und Schuumllern ndash z B durch Formen des selbstgesteuer-ten Lernens ndash zunehmend mehr Verantwortung fuumlr das eigene Lernen

Die Vergleichsarbeiten liefern Beispiele fuumlr Pruumlfungsaufgaben die sich an den Kom-petenzmodellen der Bildungsstandards orientieren Eine Fundgrube fuumlr eine kompe-tenzorientierte Unterrichtsvorbereitung sind die didaktischen Handreichungen des IQB die im geschuumltzten Bereich des VERA-Internetportals als PDF zum Download zur Verfuumlgung gestellt werden (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

Kernfragen zur Weiterentwicklung eines kompetenzorientierten Unterrichts

bull Welche Kernkompetenzen sollen in meinem Fach langfristig erworben werden

bull Welche Kompetenzen werden mit dieser Unterrichtseinheit erworben

bull Welche unterschiedlichen Kontexte und Anwendungssituationen eignen sich zur Nutzung dieser Kompetenz

bull Welche Aufgaben und Methoden waren besonders erfolgreich um eine bestimm-te Kompetenz aufzubauen

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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60

65

5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

41

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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4 Wie nutzen die VERA-8-Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsentwicklung

43 Weiterentwicklung einer Foumlrderkultur im Unterricht und in der Schule

In jedem modernen Klassenzimmer versammelt sich eine bunte Vielfalt von unter-schiedlichen Leistungsniveaus ethnischen und sozialen Voraussetzungen Lernstilen Interessen und motivationalen Orientierungen Lehrkraumlfte kennen ihre Schuumllerinnen bzw Schuumller und deren aktuellen Lernstand und setzen ihnen erreichbare Ziele Kom-petenzmodelle wie sie etwa in den Bildungsstandards formuliert sind unterstuumltzen die Lehrkraumlfte bei der inhaltlichen Ausdifferenzierung einer Kompetenz Sie beschrei-ben zentrale Teilkompetenzen und Dimensionen einer fachlichen Kompetenz und geben Anhaltspunkte fuumlr Schwierigkeitsabstufungen (Lankes amp Kleinknecht 2012)

Vergleichsarbeiten helfen der Lehrkraft die Faumlhigkeiten einer Schuumllerin oder eines Schuumllers zu verorten und die naumlchsten Schritte zur weiteren Kompetenzentwicklung zu planen Die Analyse der geloumlsten bzw nicht geloumlsten Aufgaben in den VERA-8-Tests gibt Hinweise auf die individuellen Staumlrken und Schwaumlchen des einzelnen Schuumllers oder der einzelnen Schuumllerin Sie eignet sich fuumlr die Besprechung der Er-gebnisse sowohl mit der einzelnen Schuumllerin dem einzelnen Schuumller als auch mit den Eltern

Wenn sich im Vergleich zwischen den Ergebnissen der einzelnen Klassen bei VERA-8 aber auch bei anderen Leistungserhebungen systematischer Foumlrderbedarf zeigt bedingt etwa durch die Zusammensetzung der Schuumllerschaft an der Schule dann ist die Lehrerkonferenz der Ort um im Kollegium uumlber geeignete schulische Maszlignah-men zu sprechen Die gemeinsame Analyse der VERA-8-Ergebnisse im Kollegium und mit der Schulleitung sollte deshalb einen festen Termin im Konferenzkalender der Schule haben

Kernfragen zur Weiterentwicklung der Foumlrderkultur

bull Wie groszlig ist die Gruppe der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren Kompe-tenzstufen in den einzelnen Klassen

bull Welche Ursachen koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Welche Maszlignahmen koumlnnen innerhalb der Klassen und von der gesamten Schule zur Unterstuumltzung eingerichtet werden

bull Gibt es auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller auf den oberen Kompetenzstufen aus-reichend Gelegenheit zur Weiterentwicklung

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule34

5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

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Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

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Page 29: LEITFADEN Martin Pook - isb.bayern.de · 4 VERA-8 in Bayern – Ein Instrument für die Schul- und Unterrichtsentwicklung Realschule Einleitung VERA-8 in Bayern – Ein Instrument

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule28

5 Beispiele fuumlr die Praxis

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen wie die Ergebnisse von VERA-8 auf verschiede-nen Ebenen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Einzelschule eingebun-den werden koumlnnen Sie dienen der Schule und den Lehrkraumlften als Orientierungs-hilfe und stellen Moumlglichkeiten dar mit spezifischen Fragestellungen und Ablaumlufen VERA-8 in den Prozess der Qualitaumltsentwicklung vor Ort zu implementieren

In Kapitel 51 wird zunaumlchst ein Beispiel fuumlr die Analyse einer VERA-Ruumlckmeldung vorgestellt Kapitel 52 beschreibt unter welcher Perspektive die VERA-Ergebnisse in der Fachschaftssitzung diskutiert werden und welche Konsequenzen bzw Maszlig-nahmen sich daraus ergeben koumlnnen In Kapitel 53 werden die besonderen Be-dingungen von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache im Zusammenhang mit VERA thematisiert Schlieszliglich wird fuumlr die Faumlcher Mathematik (54) und Deutsch (55) exemplarisch gezeigt wie die VERA-Testaufgaben zur Wei-terarbeit in einem kompetenzorientierten Unterricht genutzt werden koumlnnen

51 Analyse einer VERA-8-Ruumlckmeldung

Die Ruumlckmeldung zu den VERA-8-Ergebnissen informiert nicht nur uumlber den Leis-tungsstand der Klasse sie liefert auch Hinweise darauf wie die Faumlhigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller (noch) besser genutzt und weiterentwickelt werden koumln-nen An einem Beispiel wird im Folgenden gezeigt wie die verschiedenen Elemente der VERA-8-Ruumlckmeldung zueinander in Beziehung gesetzt und interpretiert werden koumlnnen

Verteilung auf Kompetenzstufen

Die Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller einer Realschul-klasse auf die Kompetenzstufen im Bereich Deutsch Lesen Bei einer Klassenstaumlrke von 25 entspricht ein Schuumller oder eine Schuumllerin hier 40 Prozentpunkten (1 Bal-ken) Der Abbildung ist zu entnehmen dass sich neun Schuumllerinnen oder Schuumller auf der Kompetenzstufe 1 (8 ) bzw 2 (28 ) und damit unterhalb der Regelstandards im Lesen fuumlr den mittleren Schulabschluss befinden Diesen Schuumllerinnen und Schuuml-lern gelingt es allenfalls im Text nahe beieinanderliegende Informationen mitein-ander zu verknuumlpfen (Kompetenzstufe 2 vgl Tabelle 4) Zwoumllf Schuumllerinnen oder Schuumller (48 ) sind auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den mittleren Schulab-schluss und vier Schuumllerinnen oder Schuumller (16 ) erreichen bereits das Niveau der Regelstandards plus bzw der Optimalstandards

29

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

31

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

37

5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Tabelle 4 Kurzbeschreibung der Kompetenzstufen fuumlr den Bereich bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo im Fach Deutsch

Kompetenz-stufe

Deutsch Lesen

5 Interpretieren Begruumlnden und Bewerten

4Auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhaumlnge erkennen und die Textgestaltung reflektieren

3bdquoVerstreuteldquo Informationen miteinander verknuumlpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen

2Benachbarte Informationen miteinander verknuumlpfen und Text-strukturen erfassen

1 Explizit angegebene Informationen identifizieren

Uumlber alle Klassen an der Schule hinweg (2 Balken) sind 32 Prozent der Schuumllerinnen und Schuumller an dieser Schule noch unterhalb der von der KMK definierten Regelstan-dards Ein groumlszligerer Anteil (43 ) liegt auf Kompetenzstufe 3 den Regelstandards Ein Viertel (25 ) erreicht bereits die Regelstandards plus bzw die Optimalstandards (Kompetenzstufen 4 und 5)

7 17 35 30 12

8 18 35 27 11

9 23 43 17 8

8 28 48 12 4KlasseLerngruppe

Schule

Aumlhnliche Realschulen

Alle bay Realschulen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Kompetenzstufen 1 2 543

Abbildung 7 Verteilung der Schuumllerinnen und Schuumller auf die Kompetenzstufen der Klasse mit Ver-gleichsgruppen

Das Ergebnis der Beispielklasse unterscheidet sich nur wenig vom Durchschnitts-wert der exemplarischen Schule allenfalls im oberen Bereich Ein Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Klassen kann zeigen ob sich der Schuldurchschnittswert aus eher aumlhnlichen oder aus unterschiedlichen Klassenverteilungen zusammensetzt Unterschiede in den Leistungen koumlnnen einen Hinweis auf mehr oder weniger er-folgreiche Unterrichtskulturen geben

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) zeigt dass es sich im vorliegenden Fall um eine Klasse handelt der es zwar gelingt aumlhnlich groszlige Anteile an Schuumllerinnen und Schuumllern auf das Niveau der Regelstandards (Stufe 3) zu brin-gen auf den beiden oberen Kompetenzstufen befinden sich an den bayerischen Realschulen im Mittel mit 42 Prozent aber deutlich mehr Schuumller als in dieser Klasse

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule34

5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

37

5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule30

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Der Vergleich mit allen bayerischen Realschulen (4 Balken) ist aufschlussreich wird aber der spezifischen Schuumllerschaft einer Schule nicht unbedingt gerecht Daher enthaumllt die Ruumlckmeldung auch die Kompetenzstufenverteilung die an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft erreicht wird (3 Balken) Der Vergleich zeigt in diesem Fall dass sich auch an Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft weniger Schuumllerinnen und Schuumller auf den beiden unteren Kompetenzstufen (26 vs 36 ) und deutlich mehr auf den beiden oberen Kompetenzstufen (38 vs 16 ) befinden Dies kann als Hinweis darauf gesehen werden dass das Potenzial der Schuumllerinnen und Schuumller gerade im oberen Leistungsbereich noch nicht ausgeschoumlpft wurde

Das vorliegende Beispiel kann man so zusammenfassen Ein Groszligteil der spezifischen Klasse wie auch der Schule verfuumlgt bereits in Jahrgangsstufe 8 uumlber Kompetenzen auf dem Niveau der Regelstandards fuumlr den Mittleren Schulabschluss Jedoch gelingt es Schulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft besser den unteren Leistungsbereich klein zu halten und leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller in den Bereich oberhalb der Regelstandards zu bringen Daher sollten zum einen groumlszligere Anstrengungen bei der Foumlrderung der Schuumllerinnen und Schuumller auf den unteren beiden Kompetenzstu-fen unternommen werden sodass diese die Regelstandards erreichen Zum anderen sollten Maszlignahmen zur Foumlrderung der leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumller ergriffen bzw intensiviert werden Die Fachschaftssitzung ist der geeignete Ort um uumlber die dafuumlr notwendigen Maszlignahmen zu beraten

Die Analyse der nicht bearbeiteten Aufgaben (vgl Tabelle 3 auf S 21) gibt weitere Hinweise darauf welche Faktoren Einfluss auf das Klassenergebnis gehabt haben koumlnnen und wo Foumlrderung ansetzen kann oder sollte Die Tabelle 3 zeigt dass alle Schuumllerinnen und Schuumller der Klasse die letzten drei Teilaufgaben bearbeitet haben Zeitdruck Ermuumldung oder mangelnde Testmotivation kommen somit als Erklaumlrungs-faktoren fuumlr die vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsstarken Schuumllerinnen und Schuumllern in dieser Klasse nicht in Frage Im Vergleich zu den aumlhnlichen Schulen sowie zu allen bayerischen Schulen auffaumlllig ist allerdings mit 52 Aufgaben die durch-schnittliche Anzahl der nicht bearbeiteten Aufgaben Im Durchschnitt haben die Schuumllerinnen und Schuumller dieser Klasse mehr als fuumlnf (Teil-)Aufgaben des Testhefts gar nicht versucht zu loumlsen Dies kann ein Hinweis auf Gefuumlhle von Uumlberforderung bzw Unsicherheit sein Die Schuumllerinnen und Schuumller lassen sich von schwierig er-scheinenden Aufgaben abschrecken oder sind zu vorsichtig Loumlsungen aufzuschrei-ben bei denen sie sich evtl unsicher sind Dies kann aber auch bedeuten dass bestimmte Inhalte im Unterricht noch nicht oder nicht nachhaltig genug behandelt worden sind

Analyse der Einzelaufgaben

Die Analyse der Einzelaufgaben (Abb 8) kann weiteren Aufschluss uumlber das Zustan-dekommen des Klassenergebnisses bringen Die dritte Spalte (Schulart) nennt die durchschnittliche Loumlsungsquote aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller Der untere Balken in der Abbildung 8 zeigt an welche Loumlsungsquote fuumlr die einzelne Aufgabe man auf der Basis der gezeigten Gesamtleistung von der Klasse haumltte er-warten koumlnnen der obere Balken nennt die tatsaumlchliche Loumlsungsquote Die 5 Spalte (+-) gibt einen Hinweis darauf ob die Unterschiede als relevant zu bewerten sind

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Die drei Beispiele zeigen eine Aufgabe bei der die Klasse genau den Erwartungen entspricht (Aufgabe 176) eine Aufgabe bei der sie hinter den Erwartungen zu-ruumlckbleibt (Aufgabe 175) und eine Aufgabe bei der sie die Erwartungen uumlbertrifft (Aufgabe 177)

Aufgabe TestbereichLoumlsungsquoten

Schulart Klasse tatsaumlchlich versus erwartet +-

175 Lesen 76 48

69 -

176 Lesen 59 52

47 o

177 Lesen 56 72

51 +

Loumlsungsquote tatsaumlchlich erwartet

Abbildung 8 Loumlsungshaumlufigkeiten der Klasse bei drei Leseaufgaben

Um mehr uumlber die Staumlrken und Schwaumlchen der Schuumllerinnen und Schuumller zu er-fahren muss sich die Lehrkraft die auffaumllligen Testaufgaben (+-) genauer ansehen Weitere Hinweise findet sie dazu in der didaktischen Handreichung Deutsch (Modul C) im geschuumltzten Bereich der Internetseite

Bei dem Lesetext zur Aufgabe 17 handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext in Form eines Zeitungsartikels Der Beitrag mit dem Titel bdquoLachflashldquo berichtet uumlber eine Lachyogagruppe die in einer U-Bahn fuumlr spontanes Gelaumlchter sorgt ihre Aktion mit einer Handykamera filmt und anschlieszligend bei YouTube hochlaumldt In Aufgabe 177 wird die Faumlhigkeit getestet die Bedeutung eines Wortes bzw einer Redewen-dung aus dem Kontext heraus zu erklaumlren Konkret wird bei der Multiple-Choice-Aufgabe danach gefragt was im Text die Aussage bdquoim Handstreich infiltriertldquo heiszligt Um die Aufgabe zu loumlsen ist ein umfassendes Textverstaumlndnis notwendig Die Schuumllerinnen und Schuumller muumlssen aus dem ersten Teil des Textes ableiten dass die Lachyogisten die anderen Fahrgaumlste bdquoinnerhalb kuumlrzester Zeit eingenommenldquo haben Die eher anspruchsvolle Aufgabe (Kompetenzstufe III Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen vgl auch S 42) wird durch das geschlossene Format allerdings erheblich erleichtert

Die Klasse uumlbertrifft bei dieser Aufgabe die erwartete Leistung Drei Viertel der Schuuml-lerinnen und Schuumller gelingt die Loumlsung dieser Aufgabe Das kann als Hinweis darauf gewertet werden dass es der Lehrkraft im Unterricht gelungen ist die dafuumlr be-noumltigte Faumlhigkeit zu entwickeln Die Schuumllerinnen und Schuumller koumlnnen Zusammen-

2 httpvergleichsarbeitenisb-qade3 Der Text bdquoLachflashldquo wurde bei VERA-8 2015 eingesetzt und ist im geschuumltzten Bereich

des Portals Vergleichsarbeiten (httpvergleichsarbeitenisb-qade) verfuumlgbar

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

35

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

37

5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule32

5 Beispiele fuumlr die Praxis

haumlnge zwischen verschiedenen Textteilen herstellen um Begriffe aus dem Kontext heraus zu erklaumlren

Anders sieht es bei der Aufgabe 175 aus Die Aufgabe fordert von den Schuumllerinnen und Schuumllern mithilfe des Textes zu belegen warum das YouTube-Video verwackelt ist Die Aufgabe wurde von 76 aller bayerischen Realschuumllerinnen und Realschuumller geloumlst ist damit eine eher leichte Aufgabe und gehoumlrt zum Anforderungsbereich III (Reflektieren und Beurteilen vgl S 43) Angesichts der Gesamtleseleistung der Klasse waumlre zu erwarten dass 17 Schuumllerinnen bzw Schuumller (69 ) diese Aufgabe richtig loumlsen koumlnnen in der Tat waren es aber nur 12 (48 ) Fuumlr die Loumlsung der Aufgabe ist es notwendig sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben uumlber die im Text beschriebene Situation nachzudenken und einen plausiblen Grund zu vermuten Das Video wurde in einer fahrenden U-Bahn aufgenommen das Han-dy hat kein Stativ derjenige der das Video aufgenommen hat musste selbst lachen Das Einnehmen von Perspektiven (Versetze dich in die Situation der Person die ge-filmt hat) oder das Nutzen von Vorwissen uumlber die Situation (Erinnere dich wie es ist in der U-Bahn zu fahren einen Film mit einem Handy zu drehen) kann im Unterricht geuumlbt werden

Diese Analysen koumlnnen im kollegialen Austausch zur Verbesserung des Unterrichts genutzt werden (Wie hat die Lehrkraft der Parallelklasse erreicht dass ihre Schuumllerin-nen und Schuumller besser abschneiden) Sie koumlnnen der Lehrkraft aber auch helfen ihren Unterricht besser an die Voraussetzungen in der Klasse anzupassen (Was koumln-nen meine Schuumllerinnen und Schuumller schon und was noch nicht)

52 VERA-8 in der Fachschaftssitzung

Die Auswertung der Klassenruumlckmeldung ist zunaumlchst Aufgabe der einzelnen Lehr-kraft Sie vergleicht die Klassenergebnisse mit den eigenen Erwartungen identifiziert Handlungsbedarf anhand der Verteilung auf die Kompetenzstufen und reflektiert den eigenen Unterricht In einem naumlchsten Schritt findet ein Austausch im Kollegium statt Die Kolleginnen und Kollegen der Parallelklassen vergleichen die Klassenergeb-nisse und diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kernfragen fuumlr die Diskussion der Ergebnisse in der Fachschaftssitzung

bull Zeigen sich Unterschiede zwischen den Klassenergebnissen Welche Gruumlnde koumlnnten dafuumlr verantwortlich sein

bull Zeigen sich klassenuumlbergreifende Besonderheiten z B in einzelnen Kompetenz-bereichen oder bei bestimmten Aufgabentypen Welche Konsequenzen sollten daraus fuumlr die Unterrichtskultur an der Schule gezogen werden

bull Unterscheiden sich die VERA-Ergebnisse von denen in Schulaufgaben oder ande-ren Leistungserhebungen Woran koumlnnte das liegen

bull Gelingt es der Schule Schuumllerinnen und Schuumller zu Spitzenleistungen zu bringen (Anteil auf den obersten Kompetenzstufen)

bull Gibt es in der Schule uumlber alle Klassen hinweg eine Gruppe von Schuumllerinnen und Schuumllern die besondere Foumlrderung braucht (Anteil auf der untersten Kompetenz-stufe) Welche Maszlignahmen koumlnnte man auf Schulebene ergreifen

33

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull Wo steht die Schule im Verhaumlltnis zu den anderen bayerischen Realschulen und zu Realschulen mit aumlhnlicher Schuumllerschaft Welche Gruumlnde koumlnnte es fuumlr Unter-schiede geben

bdquoBefunde aus Lernstandserhebungen bilden fuumlr sich allein keine hinreichende Vor-aussetzung fuumlr eine gelingende Qualitaumltsentwicklung sondern sind nur dann wir-kungsvoll wenn die Ergebnisse an der Schule systematisch ausgewertet und fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden Eine systematische auf Da-ten gestuumltzte Unterrichtsentwicklung ist auf eine verbindliche Zusammenarbeit der Schulleitung Lehrkraumlfte Eltern sowie Schuumllerinnen und Schuumller angewiesen (KMK 2010 S 17)

53 VERA-8-Ergebnisse von Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Muttersprache

Wenn es darum geht die VERA-8-Ergebnisse einzuordnen wird besonderes Augen-merk auf die Leistungen und das Abschneiden jener Schuumllerinnen und Schuumller gelegt bei denen Deutsch nicht die dominante (Familien-)Sprache ist Diese Schuumllerinnen und Schuumller stehen bei vielen sprachlichen Aufgaben vor einer doppelten Herausforderung Sie muumlssen auf formaler Ebene das sprachliche System entschluumlsseln und gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene die Aussage des Lese- bzw Houmlrtextes kognitiv verarbeiten

Sprachliche Besonderheiten von Aufgaben koumlnnen die Bearbeitung fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller mit nicht deutscher Muttersprache besonders erschweren oder in die Irre leiten Eine hohe Fehlerquote bei einzelnen Aufgaben kann der Lehrkraft zeigen wo eine spezifische Foumlrderung fuumlr diese Zielgruppe ansetzen kann

Beispiele fuumlr bdquoStolpersteineldquo der deutschen Sprache die im Unterricht mit dieser Schuuml-lergruppe gezielt bearbeitet werden muumlssen

bull Bedeutungsaumlnderung von Verben durch Vorsilben geben abgeben ange-ben vergeben etc

bull Verwendung von Modalverben bdquoEr wollte mitspielenldquo Dabei wird Schuumllerinnen und Schuumllern mit nicht deutscher Erstsprache teilweise nicht deutlich ob der Satz nur den Wunsch ausdruumlckt mitzuspielen oder ob die Tat bezeichnet wird (im Sinne von Er hat mitgespielt)

bull Passivkonstruktionen bdquoSie wurde an die Seite gedraumlngtldquo Solche Konstruktio-nen erschweren das Verstaumlndnis der Relation von Subjekt und Objekt (Wer hat was mit wem gemacht) die handelnde Person tritt in den Hintergrund betont wird was mit dem Subjekt geschieht

bull Fuumlllwoumlrter bdquoWo bleibt er dennldquo bdquoWarum hat sie das nur getanldquo ndash bdquoKleineldquo Woumlrter die fuumlr sich manchmal auch eine andere Bedeutung haben veraumlndern im Kontext die Bedeutung eines ganzen Satzes

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule34

5 Beispiele fuumlr die Praxis

54 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Mathematik

Mit geeigneten Aufgaben fuumlr den Unterricht ist es moumlglich gezielt an bestimm-ten Kompetenzen zu arbeiten Die Testaufgaben aus den vorangegangenen Jahren geben richtig variiert Impulse fuumlr einen kompetenzorientierten Unterricht Bei der Analyse der Aufgaben unterstuumltzen die didaktischen Handreichungen des IQB sie zeigen moumlgliche Schwierigkeiten der Schuumllerinnen und Schuumller auf und geben An-regungen fuumlr den Unterricht Anhand der folgenden Beispielaufgabe wird gezeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen

Aufgabe bdquoGluumlcksrad drehenldquo Auszug aus der didaktischen Handreichung Mathematik4

4 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabenma1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

39

5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

40

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

45

6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Merkmale der Aufgabe 15 (Loumlsungsquote 31 6)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 4

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine mathematische Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematische Darstellungen verwenden (K4)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Merkmale der Aufgabe 27 (Loumlsungsquote 38 8)

Anforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellen

Kompetenzstufe 3

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash allgemeine Kompetenzen

Probleme mathematisch loumlsen (K2)Mathematisch modellieren (K3)Mit symbolischenformalentechnischen Elementen umgehen (K5)Mathematisch kommunizieren (K6)

Bezug zu den Bildungs- standards Mathematik (Sekundarstufe I) ndash inhaltliche Kompetenzen

Leitidee Daten und Zufall (L5)

Anforderung der Aufgabe

Um die beiden Teilaufgaben loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller zunaumlchst dem Aufgabentext alle Informationen zum Kontext entnehmen In einem naumlchsten Schritt entwickeln sie ein geeignetes Vorgehen z B koumlnnten sie die Prob-lemloumlsestrategie bdquoZerlegen in Teilproblemeldquo nutzen

In Teilaufgabe 1 muumlssen die Schuumllerinnen und Schuumller anschlieszligend die Winkelgroumlszlige fuumlr Sektor C berechnen die die angegebene Wahrscheinlichkeit im Kreisdiagramm

5 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

6 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

7 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Kompetenzstufen in Bezug auf die Leitideen kann auf den Seiten des IQB heruntergeladen werden httpswwwiqbhu-berlindebistaksmMaSekI

8 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Mathematik 2012 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule36

5 Beispiele fuumlr die Praxis

visualisiert Die Teilaufgabe 2 erfordert es dass der Kontext bdquoGluumlcksrad drehenldquo auf den Kontext bdquoLose ziehenldquo uumlbertragen wird indem die beiden Ganzen (360deg bzw 540 Lose) in Beziehung gesetzt werden Innerhalb des neuen Kontexts koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller das Modell der Laplace-Wahrscheinlichkeit nutzen um durch proportionales Umrechnen die gesuchten Anzahlen der Lose zu errechnen

Da zur Loumlsung dieser eher schwierigen Aufgaben Faumlhigkeiten und Fertigkeiten aus der Bruch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung miteinander zu verknuumlpfen sind ist sie dem Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo zuzuordnen

Moumlgliche Schwierigkeiten

Bei der Bearbeitung der Aufgabe sind folgende Schwierigkeiten und Fehler zu er-warten

Teilaufgabe 1

bull Das Errechnen der Winkelgroumlszlige gelingt nicht u a aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bruchrechnen Die Schuumllerinnen und Schuumller brauchen hier Unterstuumlt-zung im Umgang mit symbolischenformalentechnischen Elementen

bull Die Winkelgroumlszlige wird richtig berechnet aber falsch eingezeichnet Hier zeigen sich Unsicherheiten in Bezug auf die allgemeine mathematische Kompetenz bdquoMa-thematische Darstellungen verwendenldquo

Teilaufgabe 2

bull Die Uumlbertragung in den anderen Kontext gelingt nicht Dabei werden die Losanzah-len z B mit Bezug zu 360deg als Ganzes errechnet (Fehlloumlsung C 120 Lose D 60 Lose) Treten diese Schwierigkeiten bei Schuumllerinnen und Schuumllern auf ist davon auszuge-hen dass Probleme im Bereich des Mathematischen Modellierens vorliegen

Weiterarbeit und Foumlrderung

Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich an mit den Schuumllerinnen und Schuumllern zu uumlberlegen ob und ggf in welchen Kontexten das Modell der Laplace-Wahrschein-lichkeit zur Anwendung kommen kann Dazu eignet sich folgende Aufgabe

Pruumlfe jeweils ob die folgenden Zufallsexperimente Laplace-Experimente sind Begruumlnde deine Antwort

ordm Werfen einer Muumlnze

ordm Ziehung der Lottozahlen

ordm Torwandschieszligen mit einem Fuszligball

ordm Zweimaliges Werfen einer Muumlnze

In Bezug auf die Teilaufgabe 2 kann mit den Schuumllerinnen und Schuumllern thematisiert werden mit welchen Gesamtanzahlen von Losen sich die angegebenen Wahrschein-lichkeiten exakt realisieren lassen In diesem Zusammenhang koumlnnen folgende Fragstel-lungen bearbeitet werden

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

a) Kann das Gluumlcksrad auch durch einen Eimer mit 180 Losen (mit 270 Losen) ersetzt werden

b) Wie viele Lose muumlssen mindestens im Eimer sein damit alle Ergebnisse mit genau den gegebenen Wahrscheinlichkeiten eintreten koumlnnen

c) Welche Eigenschaft muumlssen die moumlglichen Gesamtzahlen der Lose erfuumlllen

Was ist der Unterschied zwischen den Kompetenzstufen bei den Vergleichsarbeiten und den Anforderungsbereichen der Bildungs-standards

Die Kompetenzstufen beschreiben welche konkreten Anforderungen Personen bei einer bestimmten Auspraumlgung einer Kompetenz bewaumlltigen koumlnnen Die Festlegung von Kompetenzstufen basiert auf empirischen Befunden und fachdidaktischen Uumlber-legungen Auch normative Entscheidungen spielen hier eine Rolle vor allem wenn es um die Festlegung von Mindeststandards geht Die Kompetenzstufen werden fachbezogen ausformuliert

Im Gegensatz zu den Kompetenzstufen basieren die Anforderungsbereiche nicht auf empirisch gepruumlften Testverfahren sondern auf didaktisch-fachlichen Uumlberlegungen Sie beschreiben drei Gruppen von kognitiven Operationen die von Schuumllerinnen und Schuumllern bei einer bestimmten Aufgabe gefordert sein koumlnnen Die Anforderungs-bereiche gehen nicht linear einher mit zunehmender Schwierigkeit Vielmehr sind zu jedem Anforderungsbereich unterschiedlich schwierige Aufgaben moumlglich

Die Anforderungsbereiche der Bildungsstandards sind uumlber alle Faumlcher relativ aumlhn-lich

AB I ReproduzierenAB II Zusammenhaumlnge herstellen AB III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Wie fuumlr die Kompetenzstufen so gilt aber auch fuumlr die Anforderungsbereiche dass sie kein Entwicklungsmodell darstellen Ziel des Unterrichts muss es zu jeder Zeit und in jedem Lernbereich sein die drei Anforderungsbereiche ausgewogen zu themati-sieren und zu allen drei Bereichen ausreichende Lerngelegenheiten in unterschiedli-cher Schwierigkeit (fuumlr die verschiedenen Kompetenzniveaus) anzubieten

55 Einsatz von VERA-8-Aufgaben im Unterricht Beispiel Deutsch Lesen

Das Praxisbeispiel aus dem Bereich Deutsch ndash Lesen zeigt wie VERA-Testaufgaben fuumlr den Unterricht in Lernaufgaben umgewandelt werden koumlnnen Als Beispiel wur-de ein Sachtext gewaumlhlt da die Faumlhigkeit bdquoSach- und Gebrauchstexte verstehen und nutzenldquo zu koumlnnen als eine Subkompetenz des Leseverstehens in den Bildungsstan-dards auch faumlcheruumlbergreifend relevant ist Nach einer kurzen Analyse des Lesetextes folgen Beispielaufgaben zu den verschiedenen Anforderungsbereichen und Erlaumlute-rungen zu deren Einsatz im Unterricht

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule38

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Auszug aus der didaktischen Handreichung Deutsch9

Der Text bdquoLektorinldquo (vgl S 39) ist eine Kurzfassung eines Zeitungsartikels von Carola Jeschke der anlaumlsslich der Frankfurter Buchmesse geschrieben wurde Die Autorin portraumltiert darin den Beruf bzw die taumlgliche Arbeit einer Kieler Lektorin Bei dem Text handelt es sich um einen kontinuierlichen Sachtext mit mittlerer Informationsdichte einem uumlberwiegend komplexen Satzbau und anspruchsvollem Wortschatz Der Zei-tungsartikel beinhaltet zahlreiche direkte Zitate die als solche klar gekennzeichnet sind Auszligerdem enthaumllt der Zeitungsartikel einige metaphorische Wendungen wie z B bdquoGeburtshelferinldquo oder bdquoan der Wiege der Ideenldquo

Der Text zielt vorrangig ab auf die Standards

bull ein breites Spektrum auch laumlngerer und komplexerer Texte verstehen und im Detail erfassen

bull Informationen zielgerichtet entnehmen ordnen vergleichen pruumlfen und ergaumln-zen

bull aus Sach- und Gebrauchstexten begruumlndete Schlussfolgerungen ziehen

9 httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

LektorinbdquoBuchmacherinldquo mit Hingabe von Carola Jeschke

Sie arbeitet im Verborgenen als bdquoGeburtshelferinldquo literarischer Werke die Kieler Lektorin Marion E Kiel Die Messe in Frankfurt ruumlckte dieser Tage das Buch in das Zentrum der Aufmerksamkeit Wir haben das The-ma mit lokalem Blickwinkel aufgegriffen und stellen in einer kleinen Serie bdquoBuumlchermenschenldquo aus dem Raum Kiel vor die in ganz unterschiedlichen Professionen1 vom Buch leben ndash und an dessen Zukunft glauben Heute die Kieler Lektorin Marion EMarion E sucht und findet starke Worte wenn sie versucht ihre Ar-beit als freie Lektorin zu beschreiben bdquoIch bin immer ganz Lektorin bin mit meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen ganz im Textldquo sagt sie Hingabe Vertrauen und Sensibilitaumlt heiszligen ihre Schluumlsselwoumlrter und zwar dem Autor und dem Text gegenuumlber Weniger geht nicht findet sie denn bdquodas Lektorat ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabeldquo Hinter jedem erfolgreichen Buch steht ein unsichtbarer Zweiter ein bdquoGeburts-helferldquo literarischer Werke Doch auch wenn erst die Lektorin einem Text zu seiner bestmoumlglichen Fassung und dem Autor damit zum Erfolg ver-hilft Sie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenen Kein Wunder dass der hochqualifizierte aber ndash nach Angaben des Verbandes der freien Lektoren ndash unterbezahlte Beruf in der Oumlffentlichkeit weitge-hend unbekannt ist Das lateinische bdquoLectorldquo bedeutet bdquoLeserldquo Und in der Tat ist der Lektor fuumlr jeden Autor zunaumlchst ein erster Leser ndash und ein erster Kritiker Lektoren arbeiten unter anderem fuumlr Privatpersonen Verlage Verbaumlnde Werbeagenturen oder Firmen Zur klassischen Lekto-rentaumltigkeit gehoumlrt auch fuumlr die Kieler Lektorin Marion E das Betreuen der Autoren und das Arbeiten am Manuskript2 bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen weil man ihm viele Leser wuumlnscht und es fuumlr eine wertvolle Bereicherung haumllt gehoumlrt zu den schoumlnsten Momenten in meinem Berufslebenldquo sagt sie Und immer geht es um Menschen um Kommunikation ndash nicht um Buchstaben Satzzeichen Ka-pitel bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo betont die Wahlkielerin die das Buumlchermachen nach einigen beruflichen Umwegen bdquovon der Pike aufldquo3 gelernt hat Ein erstes Praktikum beim Kieler Malik-Verlag oumlffnete neue Welten bdquoIch wollte immer an der Wiege der Ideen sein und das Verlagsleben hat mich unendlich angezogenldquo Marion E studierte Buch-wissenschaft in Muumlnchen und kehrte 1994 als Lektorin nach Kiel zuruumlckWeil Marion E sich bdquoganz als Lektorinldquo sieht ist es nicht uumlberraschend dass auch Buumlro und Wohnung eins sind An einem groszligen quadratischen Besprechungstisch empfaumlngt sie ihre potenziellen4 Autoren und wirft

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1 Profession die hier Beruf2 Manuskript das hier Textvorlage eines Autors3 von der Pike auf von Grund auf4 potenziell moumlglich

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule40

5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

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Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

ihren sachkundigen Blick auf die unterschiedlichsten Texte Sie lektoriert nicht nur Buumlcher sondern auch Studien Dissertationen5 Broschuumlren Webseiten und vieles mehr Egal ob es um Stil Inhalt mehr Ausdruck oder Tiefe geht ob jemand bdquonurldquo Korrekturen wuumlnscht oder seine Moumlg-lichkeiten als Schriftsteller ausloten will Die Textarbeit mit den Autoren ist eine intime diskrete6 Sache Und immer wieder anders Deshalb sei sie zwar ergebnisorientiert aber nicht schrittorientiert sagt Marion E bdquoDie Kunst ist herauszufinden um was genau es geht und was durch mich passieren sollldquo Was hat der Schreiber fuumlr einen Hintergrund Ist er kom-munikativ Will er lediglich ein Buch mit seinem Namen drauf im Schrank haben oder auch tatsaumlchlich veroumlffentlichen bdquoUumlber diese Fragen kann ich gleich am Anfang einiges abklopfenldquo sagt die Lektorin die seit sieben Jahren auch als bdquoNetlektorinldquo mit einer eigenen Webseite im Internet ak-tiv ist Ihr Urteil ist immer ehrlich und direkt bdquoaber auch immer nur eine persoumlnliche Meinungldquo Nicht umsonst verweist Marion E in ihrem Blog7 auf die Verlagsabsagen die weltberuumlhmte Schriftsteller wie Stephen King Marcel Proust oder John Grisham vor ihrem jeweiligen Durchbruch erhiel-ten Entscheiden sich Autor und Lektorin zusammenzuarbeiten bleibt Marion E auch schon mal von der Konzeptidee uumlber das Manuskript bis hin zum Buch bdquoGeburtshelferinldquo bdquoZu den Buumlchern die man selbst beglei-tet hat hat man immer eine besondere Beziehungldquo Obwohl die Lektorin das Internet auch fuumlr ihre Arbeit intensiv nutzt glaubt sie an die Zukunft des gedruckten Buches bdquoDie Welten die in einem gedruckten Buch ste-hen sind dauerhafterldquo ist sie uumlberzeugt Natuumlrlich muumlssten sich die Ver-lage auf neue Entwicklungen einstellen bdquoAber wer will schon abends im Bett ein E-Book8 lesenldquo

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5 Dissertation die wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades Doktorarbeit6 diskret vertraulich unaufdringlich zuruumlckhaltend so unauffaumlllig behandelt ausgefuumlhrt dass es von

anderen nicht bemerkt wird7 Blog derdas auf einer Internetseite gefuumlhrtes Tagebuch oder Journal8 E-Book das elektronisches Buch

Text Jeschke Carola bdquoBuchmacherinldquo Kieler Nachrichten 14102010 S 27 copy Carola Jeschke

Quelle httpswwwiqbhu-berlindeveraaufgabende1

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

47

6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

Anforderungen der Aufgaben

In den Bildungsstandards werden bei der Kompetenz bdquoLesen ndash mit Texten und Medien umgehenldquo drei Anforderungsbereiche unterschieden (vgl auch Kapitel 54 S 37)

Anforderungsbereich I ReproduzierenAnforderungsbereich II Zusammenhaumlnge herstellenAnforderungsbereich III Reflektieren Verallgemeinern Beurteilen

Im Folgenden werden zu jedem Anforderungsbereich einige Aufgaben aus dem Test beispielhaft vorgestellt und es wird beschrieben wie sie fuumlr den Unterricht aufbereitet bzw variiert werden koumlnnen

Anforderungsbereich I Reproduzieren

In diesem Anforderungsbereich geben die Schuumllerinnen und Schuumller bekannte Infor-mationen wieder und wenden grundlegende Verfahren und Routinen an Im Lesen fallen in diesen Bereich Aufgaben die es notwendig machen eine gezielte Informa-tion oder eine zentrale Aussage im Text zu finden

Einfach sind solche Aufgaben wenn die gesuchte Information am Anfang oder an anderer prominenter Stelle des Textes ndash womoumlglich sogar woumlrtlich ndash steht wenn es keine konkurrierenden Informationen gibt oder wenn Antwortmoumlglichkeiten vor-gegeben werden die schnell und einfach auszuschlieszligen sind Schwieriger werden Aufgaben zum Bereich Reproduzieren wenn die Antwort nicht woumlrtlich im Text gefunden werden kann wenn es konkurrierende Informationen im Text gibt oder wenn die Schuumllerinnen und Schuumller die Antwort nicht nur ankreuzen sondern auf-schreiben muumlssen bzw in eigenen Worten wiedergeben

Beispiele im Anforderungsbereich I bdquoReproduzierenldquo sind die Aufgaben 1 und 2

Eine Lektorin ist verantwortlich fuumlr hellip

hellip die Durchsicht und Uumlberarbeitung eines Manuskripts

hellip den Gesamteindruck eines noch unveroumlffentlichten Buches

hellip das Planen von Lesereisen mit den Autoren

hellip die Vorstellung eines Buches

Aufgabe 1 Aus konkurrierenden Informationen die richtige Antwort finden (Loumlsungsquote 45 10)

Bei der Aufgabe 1 sind die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert eine explizit ge-nannte Information zu lokalisieren und zu verarbeiten Die richtige Antwort ergibt sich aus dem Satz bdquoZur klassischen Lektorentaumltigkeit gehoumlrt (hellip) das Arbeiten am

10 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

43

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule42

5 Beispiele fuumlr die Praxis

Manuskriptldquo Diese Information ist in der Antwortalternative 1 in paraphrasierter Form wiedergegeben was die Schwierigkeit der Aufgabe leicht erhoumlht

Sind die folgenden Aussagen laut Text richtig oder falsch Eine Lektorin hellip

richtig falsch

a) hellip gestaltet die Bebilderung b) hellip liest den Text kritisch c) hellip pruumlft den Stil d) hellip schreibt das Buch e) hellip sucht das Format aus

Aufgabe 2 Aussagen anhand des Textes beurteilen (Loumlsungsquote abc 55 de 52 11)

Mit der Aufgabe 2 wird die Faumlhigkeit der Schuumllerinnen und Schuumller getestet verschie-dene Aussagen anhand des Textes auf ihre Richtigkeit zu pruumlfen Dazu muumlssen die verschiedenen Informationen im Text lokalisiert und verarbeitet werden Die Heraus-forderung der Aufgabe besteht darin dass nur die Informationen fuumlr die Aussagen b) und c) im Text explizit lokalisiert werden koumlnnen Die Loumlsung fuumlr die anderen drei Aussagen muumlssen sich die Schuumllerinnen und Schuumller aus dem Gesamtverstaumlndnis des Textes heraus erschlieszligen

Damit die Schuumllerinnen und Schuumller lernen Aufgaben des Anforderungsbereichs I in der Lesekompetenz zu loumlsen variiert die Lehrkraft im Unterricht die Aufgabenschwie-rigkeiten in der bei den Beispielen genannten Weise gibt Schuumllerinnen und Schuumllern mit schwaumlcheren Leseleistungen Hilfen (zum Beispiel in Form von Antwortalternativen) und fordert leistungsstaumlrkere Schuumllerinnen und Schuumller mit anspruchsvolleren Aufga-ben wie z B offenen Antwortformaten heraus Neben der Loumlsung der Aufgabe steht im Unterricht auch die zur Loumlsung herangezogene Strategie im Fokus Wie findet man schnell eine Information im Text Uumlberfliegendes Lesen das Nutzen von Suchwoumlrtern oder die Strukturierung des Textes in Textabschnitte in denen dann jeweils die gesuch-te Information zu vermuten ist sind Strategien die im Unterricht entwickelt geuumlbt und angewandt werden muumlssen

Anforderungsbereich II bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo

Um Aufgaben dieses Anforderungsbereichs zu loumlsen muumlssen Schuumllerinnen und Schuuml-ler Zusammenhaumlnge zwischen verschiedenen Textteilen bzw zwischen Text und Vor-wissen herstellen

Bei Aufgaben des Anforderungsbereichs II kann es darum gehen

bull die FunktionAufgabe des Textes zu erkennen (Was beabsichtigt die Autorin mit dem Text)

11 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war sind dies keine verlaumlsslichen Werte

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5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

45

6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

47

6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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43

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull den Inhalt des Textes oder einen Teilaspekt des Textes mit eigenen Worten wieder-zugeben (Beschreibe das Berufsbild einer Lektorineines Lektors)

bull ein Wort bzw einen Begriff aus dem Kontext heraus zu erklaumlren (Was bedeutet hier bdquoGeburtshelferinldquo) oder

bull den Text inhaltlich in Abschnitte zu gliedern

Als Strategie lernen Schuumllerinnen und Schuumller in diesem Anforderungsbereich mit den Aussagen des Textes zu argumentieren und eigenes Wissen von dem im Text verwen-deten Wissen zu unterscheiden Die Lehrkraft laumlsst die Schuumllerinnen und Schuumller wo immer moumlglich die Antwort begruumlnden und unterschiedliche AntwortenBegruumlndun-gen diskutieren

Als Beispiel fuumlr den Anforderungsbereich II dient hier die Aufgabe 3

Marion E liebt ihren Beruf Schreibe eine passende Textstelle auf in der das deutlich wird

Aufgabe 3 Eine Aussage anhand des Textes belegen (Loumlsungsquote 48 12)

Die Schuumllerinnen und Schuumller sind bei dieser Aufgabe aufgefordert die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo mittels des Textes zu belegen Dazu muumlssen sie ihr Vorwissen (bdquoetwas liebenldquo) mit Textstellen die etwas uumlber die Haltung der Lektorin gegenuumlber ihrem Beruf aussagen in Zusammenhang bringen Beispielsweise kann aus dem Satz bdquoDen Weg ins Leben fuumlr ein Werk schon vor sich zu sehen () gehoumlrt zu den schoumlns-ten Momenten (hellip)ldquo (Zeilen 24 ndash 27) abgeleitet werden dass sie ihren Beruf liebt

Die Aufgabe eignet sich durch eine kleine Veraumlnderung der Aufgabenstellung fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht Indem die Schuumllerinnen und Schuumller aufgefordert werden anhand des Textes Argumente zu finden die fuumlr aber auch gegen die Aussage bdquoMa-rion E liebt ihren Berufldquo sprechen wird die Aufgabe anspruchsvoller und kann damit zur Foumlrderung leistungsstaumlrkerer Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden Argu-mente die gegen die Aussage sprechen koumlnnten beispielsweise sein dass Lektoren bdquostets im Schatten bleibenldquo und das Lektorat ein bdquounterbezahlter Berufldquo ist

Anforderungsbereich III bdquoReflektieren und Beurteilenldquo

Aufgaben in diesem Anforderungsbereich fordern von den Schuumllerinnen und Schuuml-lern sich auf eine Position auszligerhalb des Textes zu begeben und uumlber den Text und eine Absicht oder Botschaft nachzudenken Erwartet wird zum Beispiel

12 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule44

5 Beispiele fuumlr die Praxis

bull eine eigene Meinung zu aumluszligern und zu begruumlnden (Koumlnntest du dir vorstellen Lektorin oder Lektor zu werden)

bull den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage zu erklaumlren (Was moumlchte die Lektorin mit ihrer Aussage bdquoMan muss Menschen lieben nicht Texteldquo zum Ausdruck bringen)

bull sprachliche und gestalterische Mittel des Textes zu erkennen und zu bewerten (Was moumlchte die Autorin mit den Zitaten der Lektorin erreichen) sowie

bull die Absicht des Autors die Funktion eines Textes zu erkennen und zu bewerten

Zur Loumlsung solcher Aufgaben muumlssen Schuumllerinnen und Schuumller nicht nur den Text ver-stehen sie brauchen auch externes Wissen etwa uumlber Textsorten oder uumlber Stilmittel Des Weiteren muumlssen sie eigene Meinungen und eigene Erfahrungen ausdruumlcken und in Beziehung zum Text setzen koumlnnen Dieses Wissen muss im Unterricht erarbeitet werden damit Schuumllerinnen und Schuumller es in derartigen Aufgaben anwenden koumln-nen Solche weit uumlber die Textarbeit hinausgehende Kompetenzen koumlnnen auch an anderen Sachverhalten und in anderen Faumlchern immer wieder geuumlbt werden

Ein Beispiel fuumlr eine Aufgabe im Anforderungsbereich III ist die Aufgabe 4

Was bedeutet bdquoSie selbst bleibt stets im Schatten und arbeitet im Verborgenenldquo (Zeilen 1617)

Sie arbeitet heimlich

Sie arbeitet im Hintergrund

Sie arbeitet ohne Bezahlung

Sie arbeitet nachts

Aufgabe 4 Den tieferen Sinn die uumlbertragene oder symbolische Bedeutung einer Aussage erklaumlren (Loumlsungsquote 71 13)

In der Aufgabe 5 wird eine Erklaumlrung fuumlr ein sprachliches Bild gefordert Dies ent-spricht der Komponente bdquoSprachliche Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusam-menhaumlngen erkennenldquo des Anforderungsbereichs bdquoLiterarische Texte verstehen und nutzenldquo (KMK 2004 S 14) Um die Aufgabe loumlsen zu koumlnnen muumlssen die Schuumlle-rinnen und Schuumller den Inhalt einer bestimmten Textpassage verarbeiten Erleichtert wird die Aufgabe zum einen durch das geschlossene Format und zum anderen durch die geringe Plausibilitaumlt der Falschantworten Schwieriger wird diese Aufgabe hinge-gen wenn die Schuumllerinnen und Schuumller selbstaumlndig eine Erklaumlrung fuumlr die Wendung abgeben muumlssen Fuumlr die Weiterarbeit im Unterricht bietet es sich daher gerade fuumlr leistungsstarke Schuumllerinnen und Schuumller an die metaphorischen Wendungen aus dem Text mit eigenen Worten erklaumlren und ggf sogar eigene Bilder finden zu lassen

13 Die Aufgabe wurde bei VERA-8 Deutsch 2013 eingesetzt Da die Teilnahme freigestellt war ist dies kein verlaumlsslicher Wert

45

6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

6 Material und Literatur rund um VERA-8

a) Portal Vergleichsarbeiten der Qualitaumltsagentur am ISB

Materialien und Hinweise im oumlffentlichen Bereich (httpvergleichsarbeitenisb-qade)

bull Aktuelle Informationen zu VERA-8 im laufenden Schuljahr wie z B Testbereiche in den einzelnen Faumlchern allgemeine Durchfuumlhrungshinweise

bull Termine (Durchfuumlhrung Beginn und Ende der Dateneingabe)

bull Aktuelle KMS mit Terminen und Hinweisen fuumlr die Schulleitung zur Vorbereitung Durchfuumlhrung und Nachbereitung von VERA-8

Materialien und Hinweise im geschuumltzten Bereich (httpswwwveraisbbayerndeaccountsloginnext=downloads)

bull Dateien zur Durchfuumlhrung von VERA-8 Audiodateien Testhefte Durchfuumlhrungs-hinweise mit grundlegenden Informationen detaillierte Auswertungshinweise

bull Zeitnah nach Beendigung der Eingaben Downloadmoumlglichkeit von klassenbezo-genen Ruumlckmeldungen und Individualruumlckmeldungen nach erfolgter Auswertung und Aufbereitung

bull Handreichungen mit allgemeinen und spezifischen Hinweisen fuumlr den Umgang und die Weiterarbeit an der Schule und in der Klasse

b) Bayerisches Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung (ISB)

Broschuumlre bdquoLaumlndergemeinsame Vergleichsarbeiten in Deutschland (VERA-3 und VERA-8) ndash Kritikanalyseldquo mit weiteren Informationen und Antworten auf haumlufig gestellte Fragenhttpvergleichsarbeitenisb-qadeuserfilesKritikanalyse-VERApdf

Der neue bayerische Lehrplan (LehrplanPLUS)httpwwwisbbayerndeschulartspezifischeslehrplan

Kompetenzorientierung und LehrplanPLUShttpwwwisbbayerndeschulartuebergreifendespaedagogik-didaktik-methodikkompetenzorientierung

c) Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst

Informationen des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Bildung und Kultus Wissen-schaft und Kunst zu Vergleichs- und Orientierungsarbeiten an Grundschulen httpwwwkmbayerndeministeriumschule-und-ausbildungqualitaetssicherung-und-schulentwicklungqualitaetssicherunghtml

VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

47

6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

Tel 089 2170-2197 Fax 089 2170-2816

Internet wwwisbbayernde

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VERA-8 in Bayern ndash Ein Instrument fuumlr die Schul- und Unterrichtsentwicklung middot Realschule46

6 Material und Literatur rund um VERA-8

d) Institut zur Qualitaumltsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Hinweise zu den Kompetenzstufenmodellenhttpwwwiqbhu-berlindebistaksm

Beispielaufgaben zu Vergleichsarbeitenhttpswwwiqbhu-berlindeveraaufgaben

e) Kultusministerkonferenz (KMK)

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2006) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20062006_ 06_02-Bildungsmonitoringpdf

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (2015) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse20152015_06_11-Gesamtstrategie-Bildungsmonitoringpdf

Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA 2012httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschlues-se20122012_03_08_Weiterentwicklung-VERApdf

Konzeption der Kultusministerkonferenz zur Nutzung der Bildungsstandards fuumlr die Unterrichtsentwicklung (2010) httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20102010_00_00-Konzeption-Bildungsstandardspdf

Uumlbersicht der Bildungsstandardshttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsstan-dardsueberblickhtml

Informationen zur Rolle der Vergleichsarbeiten in der Qualitaumltssicherung an Schu-lenhttpwwwkmkorgbildung-schulequalitaetssicherung-in-schulenbildungsmoni-toringvergleichsarbeitenhtml

Materialsammlung fuumlr die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung httpwwwkmk-formatde

Antworten auf haumlufig gestellte Fragen zu Vergleichsarbeitenhttpswwwkmkorgthemenqualitaetssicherung-in-schulenbildungsmonitoringverfahren-zur-qualitaetssicherung-auf-schulebenevera-faqhtml

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

QualitaumltsagenturHANDREICHUNG

Qualitaumltsagentur am Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungSchellingstraszlige 155 80797 Muumlnchen

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6 Material und Literatur rund um VERA-8

f) Weiterfuumlhrende Literatur

Behrens U Bremerich-Vos A Krelle M Boumlhme K amp Hunger S (Hrsg) (2014) Bildungsstandards Deutsch konkret Sekundarstufe I Aufgabenbeispiele Unter-richtsanregungen Fortbildungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

Blum W Druumlke-Noe Ch Hartung R amp Koumlller O (Hrsg) (2010) Bildungsstan-dards Mathematik Konkret - Aufgabenbeispiele Unterrichtsanregungen Fortbil-dungsideen Berlin Cornelsen Scriptor

ISB (2014) LehrplanPLUS ndash Handreichung fuumlr die Mitglieder der Lehrplankommissi-onen Muumlnchen ISB (internes Papier)

Koumlller O Knigge M amp Tesch B (2010) Sprachliche Kompetenzen im Laumlnderver-gleich Muumlnster Waxmann

Landesinstitut fuumlr Schule Bremen (2013) VERA-3 Handreichung zur Durchfuumlh-rung und Weiterarbeit Bremen LSI (httpwwwlisbremendesixcmsmediaphp132013082720Handreichung_webversionpdf)

Lankes E M amp Huber F (2012) Leitfaden fuumlr die Erstellung von Zielvereinbarun-gen Muumlnchen ISB (httpswwwisbbayerndeschulartspezifischesmaterialienleitfaden-erstellung-zielvereinbarung)

Lankes E M amp Kleinknecht M (2012) Kompetenzvermittlung im Unterricht Reihe Schulleitung und Schulentwicklung Schulleitung und Schulentwicklung 57 1ndash16

Pant H A Stanat P Schroeders U Roppelt A Siegle T amp Poumlhlmann C (Hrsg) (2013) IQB-Laumlndervergleich 2012 Mathematische und naturwissen-schaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I Muumlnster Waxmann

Peek R (2006) Dateninduzierte Schulentwicklung In Buchen H amp Rolff H-G Professionswissen Schulleitung Weinheim Beltz

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