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GÜNTER JOHANNES HENZ Leopold von Ranke in Geschichtsdenken und Forschung Band I Persönlichkeit, Werkentstehung, Wirkungsgeschichte Duncker & Humblot · Berlin

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GÜNTER JOHANNES HENZ

Leopold von Rankein Geschichtsdenken und Forschung

Band I

Persönlichkeit, Werkentstehung,Wirkungsgeschichte

Duncker & Humblot · Berlin

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GÜNTER JOHANNES HENZ

Leopold von Ranke in Geschichtsdenken und Forschung

Band I

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GÜNTER JOHANNES HENZ

Leopold von Ranke in Geschichtsdenken und Forschung

Band I

Persönlichkeit, Werkentstehung, Wirkungsgeschichte

Duncker & Humblot · Berlin

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Abbildung auf Umschlag:Leopold von Ranke,

Zeichnung von Wilhelm Hensel, 1859(© akg-images)

Alle Rechte vorbehalten© 2014 Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Druck: CPI buchbücher.de, BirkachPrinted in Germany

ISBN 978-3-428-14372-6 (Print) ISBN 978-3-428-54372-4 (E-Book)

ISBN 978-3-428-84372-5 (Print & E-Book)

Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

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Vorliegendes Werk geht zurück auf die Jahre 1965-1975, in denen ich die Arbeiten an meiner 1968 erschienenen, dem jungen Ranke gewidmeten Dissertation mit weiter ausgrei-fenden bibliographischen und archivalischen Studien verband. Aus beruflichen Gründen mußte ich diese Arbeiten, welche 1972 noch zu einem Forschungsbericht über Rankes Briefwechsel geführt hatten, abbrechen und konnte sie erst im Jahre 2007 wieder aufnehmen.

Dank gilt zuallererst meiner Frau. Ohne sie wäre dieses Werk nicht entstanden. Ich danke ihr nicht allein für ihre Unterstützung bei Arbeiten in Archiven und Bibliotheken, vor allem in der Bayerischen Staatsbibliothek, im Bayerischen Hauptstaatsarchiv und Geheimen Hausarchiv, und - bereits vor 45 Jahren - im Ranke-Nachlaß der Staatsbibliothek Preußi-scher Kulturbesitz, Berlin, und in verschiedenen Beständen des dortigen Geheimen Staats-archivs, mehrfach im Archiv des Ranke-Vereins Wiehe, sondern auch für die Betreuung von ca. 4.000 Titeln und Kopien der Ranke-Literatur und -Editorik, für wertvolle Korrek-turhinweise und die Mitarbeit am aufwendigen Register. Über allem stand ihre stetige Ermunterung, das Begonnene zu Ende zu führen.

Ein wenig in diesem Sinne gewirkt haben ferner zahlreiche, hier nicht zu nennende Fachvertreter und Mitglieder historischer Kommissionen, welche mir bei meinen kritischen Veröffentlichungen der Jahre 2008 und 2009 ihre Zustimmung ausgedrückt haben. Dies gilt auch für die ungescheute und qualifizierte Berichterstattung mehrerer Presseorgane.

Dank habe ich meinem gymnasialen Geschichtslehrer Dr. Gisbert Bäcker von Ranke, dem Urenkel Leopold von Rankes, abzustatten, der mir bereits Mitte der 1960er Jahre die damals noch in seinem Besitz befindlichen, später an das Archiv des Ranke-Vereins Wiehe übergegangenen Bestände aus dem Nachlaß seiner Mutter Ermentrude von Ranke unein-geschränkt zur Verfügung gestellt hat.

Dr. Siegfried Baur, dem verdienstvollen Ordner des Ranke-Nachlasses der Staatsbiblio-thek Preußischer Kulturbesitz, Berlin, verdanke ich sowohl Ermunterungen zur Wieder-aufnahme meiner Ranke-Studien als auch zahlreiche Hinweise archivlicher und bibliogra-phischer Art. Letztere stellten die Professoren Katsumi Nishii und Shinichi Sato für den japanischen Bereich zur Verfügung.

Den in Anspruch genommenen Bibliotheken und über siebzig Archiven kann mit zwei Ausnahmen hier nur pauschal gedankt werden. Zum einen dem Geheimen Hausarchiv München und dessen Leiter, Archivdirektor Dr. Gerhard Immler, zum anderen dem Ranke-Verein Wiehe e. V., dessen Archiv und Bibliothek mir durch seinen Vorsitzenden, Pastor i. R. Gottfried Braasch, und die Wieher Bürgermeisterin, Frau Dagmar Dittmer, zugänglich gemacht wurden. Frank Bigeschke, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, gab aus seiner Ranke-Sammlung wertvolle bibliographische Hinweise. Reinhard Markner/Berlin sind solche auf einige ferner liegende Stücke der Ranke-Korrespondenz zu verdanken.

Dr. Florian R. Simon schließlich sei gedankt für die Aufnahme in das Programm seines Verlages, dessen Geschichte die Namen der eher antipodisch ausgerichteten Größen vereint: Goethe als „größter Dichter“, Hegel als „größter Philosoph“ und Ranke als „größter Geschichtsschreiber“ (Constantin Rößler, 1886, 298).

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INHALT

B a n d I

Einführender Überblick über die Bände I und II (I/0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1. Teil (I/1)

WISSENSCHAFTLER ODER LITERAT?

Eine kritische Studie zu Persönlichkeit und Werkentstehung 21

1. Kapitel: „Der ungewöhnlich kleine, unscheinbare Mann“ und das Faszinosum ‚Buch‘ (I/1.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

2. Kapitel: Fehlgeplantes und Unvollendetes (I/1.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

3. Kapitel: Atelier und Amanuensen (I/1.3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

4. Kapitel: Buchgestalter und Verleger (I/1.4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

5. Kapitel: Ohne „System und Regel“ (I/1.5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

6. Kapitel: Fachliche Mängel und fachliche Sünden (I/1.6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

7. Kapitel: Widersprüchlichkeiten (I/1.7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

8. Kapitel: Die Gunst des Publikums (I/1.8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

9. Kapitel: Die Gunst der irdischen und der himmlischen Gewalten (I/1.9) . . . . . . . . . 96

2. Teil (I/2)

RANKE IN DEUTUNG UND SELBSTBESINNUNG

DES GESCHICHTSDENKENS 109

Einführung (I/2.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111

1. Abteilung (I/2.1)

RANKE IM GESCHICHTSDENKEN SEINER ZEIT 123

Vorbemerkung (I/2.1.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

1. Kapitel: Das Frühwerk 1824-1831 und die Gründungssage der Geschichtswissenschaft (I/2.1.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

2. Kapitel: Die Kritik der historischen Kritik, Objektivität und Unparteilichkeit (I/2.1.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

3. Kapitel: Das Geschichtswerk als Kunstwerk? (I/2.1.3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

4. Kapitel: Das Scheitern der politischen Publizistik Rankes. Die Aufnahme der ‚Historisch-politischen Zeitschrift‘ 1832-1836 (I/2.1.4) . . . . . . . . . . . . . . . 205

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Inhalt

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5. Kapitel: Das ‚Religionswerk‘ und seine Aufnahme 1834-1847 (I/2.1.5) . . . . . . . . 213 Vorbemerkung (I/2.1.5.0) 213 - Die römischen Päpste (I/2.1.5.1) 214 - Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation (I/2.1.5.2) 229

6. Kapitel: ‚Preußische Geschichte‘ 1847-1848 (I/2.1.6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256

7. Kapitel: Nationalgeschichte als europäische Universalgeschichte 1852-1867 (I/2.1.7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 Vorbemerkung (I/2.1.7.0) 267 - Die Aufnahme der ‚Französischen Geschichte‘ (I/2.1.7.1) 269 - Die Aufnahme der ‚Englischen Geschichte‘ (I/2.1.7.2) 277

8. Kapitel: Im Banne der glorreichen Gegenwart. ‚Sämmtliche Werke‘ und preußisch-deutsches Spätwerk 1867-1881 (I/2.1.8) . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Einführung (I/2.1.8.0) 296 - Briefwechsel Friedrich des Großen mit dem Prinzen Wilhelm IV von Oranien und mit dessen Gemahlin Anna, geb. Princess Royal von England (I/2.1.8.1) 302 - Zur Deutschen Geschichte (I/2.1.8.2) 303 - Geschichte Wallensteins (I/2.1.8.3) 304 - Der Ursprung des Siebenjährigen Krieges (I/2.1.8.4) 310 - Die deutschen Mächte und der Fürstenbund (I/2.1.8.5) 312 - Abhandlungen und Versuche (I/2.1.8.6) 316 - Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelms IV. mit Bunsen (I/2.1.8.7) 317 - Zwölf Bücher Preußischer Geschichte (I/2.1.8.8) 321 - Zur Geschichte von Oesterreich und Preußen zwi-schen den Friedensschlüssen zu Aachen und Hubertusburg (I/2.1.8.9) 324 - Ursprung und Beginn der Revolutionskriege 1791 und 1792 (I/2.1.8.10) 325 - Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürsten von Hardenberg und Hardenberg und die Geschichte des preußischen Staates von 1793-1813 (I/2.1.8.11) 328 - Friedrich der Große. Friedrich Wilhelm der Vierte. Zwei Biographien (I/2.1.8.12) 336 - Historisch-biographische Studien und Zur Venezia-nischen Geschichte (I/2.1.8.13) 338

9. Kapitel: Die unvollendete, begrenzte Universalität. Die Zeiten der ‚Weltgeschichte‘ 1881-1886 (I/2.1.9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 Einführung (I/2.1.9.0) 341 - Amanuensen, Schüler und Hörer als Kritiker (I/2.1.9.1) 345 - Sonstige fachhistorisch geprägte Stimmen (I/2.1.9.2) 353 - Konfessionelle und religions-wissenschaftliche Kritik (I/2.1.9.3) 363 - Ausländische Stimmen (I/2.1.9.4) 368 - Das letzte Jahr (I/2.1.9.5) 369

10. Kapitel: Letzte Tage - Tod - Nachrufe (I/2.1.10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375

2. Abteilung (I/2.2)

RANKE IM GESCHICHTSDENKEN DER WILHELMINISCHEN ZEIT 385

Einführung (I/2.2.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387

1. Kapitel: Die Erweiterung der Diskussionsgrundlagen. Die posthumen Werkfortführungen und ihre Aufnahme (I/2.2.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 Vorbemerkung (I/2.2.1.0) 391 - Die Fortführung der ‚Weltgeschichte‘ (I/2.2.1.1) 391 - Die Fortführung der ‚Sämmtlichen Werke‘ (I/2.2.1.2) 400 - Zur Geschichte Deutschlands und Frankreichs im neunzehnten Jahrhundert (I/2.2.1.2.1) 401 - ,Abhandlungen und Versuche. Neue Sammlung‘ (I/2.2.1.2.2) 404 - ,Zur eigenen Lebensgeschichte‘ (I/2.2.1.2.3) 405

2. Kapitel: Die philosophische Perspektive (I/2.2.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408

3. Kapitel: Die fachhistorische Perspektive. Zwischen Kulturgeschichte und politischer Geschichte (I/2.2.3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427

4. Kapitel: Die historisch-politische Perspektive. ‚Die großen Mächte‘ und der Primat der auswärtigen Politik (I/2.2.4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448

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Inhalt

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3. Abteilung (I/2.3)

RANKE IM GESCHICHTSDENKEN DER WEIMARER ZEIT 463

Einführung (I/2.3.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465

1. Kapitel: Philosophische und theologische Stimmen (I/2.3.1) . . . . . . . . . . . . . . 468 Oswald Spenglers Kritik und seine Kritiker (I/2.3.1.1) 468 - Ernst Troeltschs Kritik und seine Kritiker (I/2.3.1.2) 469 - Sonstige philosophisch ausgerichtete Stimmen, besonders zur ‚Ideenlehre‘ (I/2.3.1.3) 475

2. Kapitel: Die Romantik-Diskussion (I/2.3.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483

3. Kapitel: Die historische und politische Perspektive (I/2.3.3) . . . . . . . . . . . . . . . 491

4. Abteilung (I/2.4)

RANKE IN DER ZEIT DES NATIONALSOZIALISMUS 497

Einführung (I/2.4.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499

1. Kapitel: Das Jahr 1936. Populäre Idolatrisierung und Hegel-Komparatistik (I/2.4.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502

2. Kapitel: Stimmen der nationalsozialistischen ‚Elite‘ (I/2.4.2) . . . . . . . . . . . . . . 508

3. Kapitel: Stimmen von Fachhistorie, Geschichtstheorie und Philosophie (I/2.4.3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512

4. Kapitel: Religion im ‚Dritten Reich‘ (I/2.4.4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529

5. Abteilung (I/2.5)

RANKE IM GESCHICHTSDENKEN SEIT DEM ZWEITEN WELTKRIEG 533

Einführung (I/2.5.0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535

1. Kapitel: Mangelnde und erste Versuche von Vergangenheitsbewältigung und Neuorientierung (I/2.5.1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542

2. Kapitel: Die historisch-politische Perspektive (I/2.5.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555 Vorbemerkung (I/2.5.2.0) 555 - Ranke und die politischen Bewegungen seiner Zeit, Preußische Gestalten in Geschichte und Gegenwart, Das Problem der Zeitgeschichtsschrei-bung (I/2.5.2.1) 556 - Staaten, Nationen, ‚Große Mächte‘, Europa (I/2.5.2.2) 563 - Rankes Nationalgeschichten. Religionskriege und das Problem der Revolution (I/2.5.2.3) 580

3. Kapitel: Die historiographie- und philosophiegeschichtliche Perspektive (I/2.5.3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589 Vorbemerkung (I/2.5.3.0) 589 - Das Verhältnis zur Aufklärungshistorie (I/2.5.3.1) 589 - Ranke in ‚Goethezeit‘ und Romantik (I/2.5.3.2) 594 - Idealistische und neoidealistische Philosophie: Hegel und Croce. Ranke als Geschichtsphilosoph und sein Ideenbegriff (I/2.5.3.3) 597

4. Kapitel: Geschichtstheoretische Fragen (I/2.5.4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 Methodologisches (I/2.5.4.1) 610 - Zum Problem von Objektivität und Unparteilichkeit (I/2.5.4.2) 616 - Weltgeschichte, Universalgeschichte (I/2.5.4.3) 629

5. Kapitel: Historie und Religion (I/2.5.5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 638 Vorbemerkung (I/2.5.5.0) 638 - Religiosität und Geschichtsanschauung (I/2.5.5.1) 640 - Luther und ‚Lutherfragment‘ (I/2.5.5.2) 646 - Zur Deutung der ‚Päpste‘ und der ‚Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation‘ (I/2.5.5.3) 650

6. Kapitel: Die literaturwissenschaftliche und ästhetische Perspektive (I/2.5.6) . . . . . 659

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Je schärfer die Abgrenzung, desto größer ist der Gewinn in

der Wiederbegegnung mit Ranke

HEINRICH LUTZ (1997, 29).

(I/0)

EINFÜHRENDER ÜBERBLICK

über die Bände I und II

Leopold von Ranke (1795-1886) gelang eine der glänzendsten Karrieren, die sich einem Wissenschaftler seiner Zeit überhaupt erschließen konnten. Als Professor der Geschichte kam er in der späteren kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt zu höchsten Ehren: Er erlangte die Mitgliedschaft der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, wurde von König Friedrich Wilhelm IV., dessen Politik er durch Denkschrif-ten zu fördern gedachte und dessen Abende er gelegentlich mit Lesungen bereicherte, zum Historiographen des Preußischen Staates und zum Mitglied des Preußischen Staatsrats ernannt, wurde Kanzler des Ordens ‚Pour le Mérite‘, erblich geadelt, Wirkli-cher Geheimer Rat mit dem Titel ‚Exzellenz‘ und war als nahezu freundschaftlicher Berater König Maximilians II. von Bayern Mitbegründer und erster Präsident der Mün-chener Historischen Kommission und Mitglied des Maximilians-Ordens für Wissen-schaft und Kunst, wurde überhäuft mit zahlreichen höchsten in- und ausländischen Orden und mit Ehrenmitgliedschaften internationaler historischer Gesellschaften und Akademien.

Ranke schuf ein eindrucksvolles Œuvre, nicht allein in der Vielzahl seiner - post-hum erweitert - über fünfundsechzig Bände, vor allem in der kenntniserweiternden Neuigkeit der Forschung, der Anschaulichkeit der Darstellung und in der raumzeitli-chen Erstreckung der Thematik. Er schrieb Werke über deutsche, französische, engli-sche, spanische, italienische Geschichte, deren Schwerpunkt im sechzehnten und sieb-zehnten Jahrhundert liegt. Doch er widmete sich auch der französischen, preußischen, deutschen und südosteuropäischen Geschichte im 18. und 19. Jahrhundert und befaßte sich angelegentlicher mit zeitgeschichtlicher Thematik, als gemeinhin angenommen wird. Auch seine wenig beachtete editorische Tätigkeit ist nicht unerheblich. Er wandte die kritische Methode der Quellenuntersuchung und -interpretation in konsequenterer Weise, als dies zuvor geschehen war, auf die neuere Geschichte an. In einer außer-ordentlich ausgedehnten internationalen archiv- und quellenorientierten Arbeit erwei-terte und vertiefte er die Kenntnis der europäischen Geschichte des 16. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein beträchtlich. Auf dieser empirischen Grundlage entwickelte er auch eine in Teilen visionäre wissenschaftspolitische Tätigkeit von erstaunlich ein-dringlicher und nachhaltiger Wirkung. Von landespartikularen und konfessionellen Einseitigkeiten schien er weitgehend frei, und ein aggressiver Nationalismus lag ihm, in dessen Geschichtsdenken die Einheit der romanischen und germanischen Völker die erste Grundlage gebildet hatte, völlig fern. Seine seminaristische Arbeits- und Ausbil-dungsmethode befähigte ihn, eine Art ‚Schule‘ zu bilden, die in sehr unterschiedlichen bedeutenden Historiker-Persönlichkeiten und wiederum deren Schülern - man spricht gar von ‚Enkeln‘ - oder Anhängern bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts hinein zu großer Wirkung kam. Seine Kunst der Darstellung wurde bewundert und wird heute vielfach untersucht. Bereits 1843 und 1844 fanden Ranke-Texte als Muster vorbildli-

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I/0 Einführender Überblick über die Bände I und II

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cher Prosa Aufnahme in deutschen Schulbüchern (Wackernagel/1843; Kletke/1844). Die Fülle permanenter Hervorbringungen während einer außerordentlich langen Zeit-spanne von über sechzig Schaffensjahren begleitete eine seit seiner Geschichte der ‚Päpste‘ in der Mitte der 1830er Jahre und der ab 1839 erscheinenden ‚Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation‘ sich verstärkende, auch internationale Wir-kung, welche sich mit der 1876 beginnenden und bis über seinen Tod hinaus laufenden Ausgabe seiner ‚Sämmtlichen Werke‘ weiter belebte. Im höchsten Alter unternahm er es, eine ‚Weltgeschichte‘ zu schreiben, bzw. sehbehindert zu diktieren. Sie erregte schon durch das Alter ihres nunmehr breitere Popularität gewinnenden Verfassers außerordentliches Aufsehen. Ranke war in seinen letzten Jahren „unbestritten unter die deutschen Classiker aufgenommen, die jeder Gebildete besitzen muß“, wie der an-sonsten nicht unkritische Literarhistoriker Julian Schmidt (1818-1886) in einer Bespre-chung der ‚Weltgeschichte‘ schrieb (Schmidt/1884, 193), ja, Paul Kleinert, Rektor der Berliner Universität, stand nicht an, Ranke anläßlich des neunzigsten Geburtstages in Analogie zur praeceptor Germaniae-Formel als „Lehrer eines ganzen Volkes“, gar als „fruchtbarsten Lehrer dieses Jahrhunderts“ zu rühmen (Toeche/1886, 14).

Diese Darstellung eines höchst erfolgreichen Lebens ist in der Tat aus zutreffenden Elementen gefügt. Doch sie leidet in ihrer dekorativen Vordergründigkeit an eklatanten und folgenschweren Auslassungen und wirft damit über ihre Richtigkeiten hinaus die Frage nach ihrer Wahrheit auf. Nur einem einzigen mit Ranke mehrfach befaßten Historiker sind öffentlich Zweifel gekommen: Hans Schleier fragte sich 1988 in einem Beitrag zu dem von Wolfgang J. Mommsen herausgegebenen Sammelband ‚Leopold von Ranke und die moderne Geschichtswissenschaft‘: „Es bliebe überhaupt zu unter-suchen, inwieweit das spätere Bild über Ranke dem wirklichen Ranke entspricht, ob nicht bei der nachträglichen Restauration des Ranke-Bildes durch Anhänger und Geg-ner manche Übermalungen oder andere Farbnuancen hinzugetan wurden.“ (129). In der Tat fanden diese Übermalungen, aber auch Beschweigungen schon zu seinen Lebzeiten statt, und überdies werfen seine Selbstzeugnisse wie auch seine theoretischen Äuße-rungen Fragen nach ihrem Verhältnis zu einer noch verborgenen ‚Realität‘ auf.

Weitere Gründe seiner Verzeichnung liegen in dem Drang einzelner Historiker, sich selbst und der Geschichtswissenschaft eine den Heroen anderer Disziplinen entspre-chende ideale Leit- und Identifikationsfigur zu verschaffen und in deren Nähe panegy-risch und zunft- wie selbsterhebend zu verharren. Auch nach seinem Tod galt Ranke in einem weithin wirksamen, wissenschaftlich wie charakterlich vollausstattenden Über-trumpfungsrausch als „der reichste historische Geist aller Zeiten“ (D. Schäfer/(1891) I. 1913, 303), von „lauterer Herzensgüte“ getragen (M. Ritter/1896, 13), als „beyond comparison the greatest historical writer of modern times“ (Gooch/(1913) 1928, 102), als „deutscher Thukydides“ (Max Lenz/(1918) 1922, 284), als „unendlich liebenswerte Gestalt“ (Simon/1925,1926), als „Inkarnation des historischen Sinnes“ (Wach/1933, 89). Man zählte ihn zu den „gewaltigsten Epikern aller Völker und Zeiten“ (Rudolf von Delius/1933). Hierhin gehört auch die maßlose ‚Feststellung‘ „Die deutsche Prosa hat keinen größeren Schilderer als ihn“ (Fritz Ernst/1936, 94). Da war es nur konsequent, ihn überdies als „Goethe der Geschichtswissenschaft“ zu bezeichnen (Rothfels/1965), als „historisch-politischen Weltweisen“ (Küntzel/1936, 845), ausgestattet mit „unbe-stechlicher Zuverlässigkeit und ... Wahrheitsliebe“ (Koppen/1936), mit „nationalem Ethos und ... sittlicher Humanität“ (Lenz, W./1936, 7f.), dem „Gerechtigkeit“ und „edle“, „tiefschauende, weitherzige Menschlichkeit“ eigen waren (Andreas/1945).

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I/0 Einführender Überblick über die Bände I und II

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Diese häufig in Idolatrie verfallende, heute peinlich wirkende Verehrung ging ein-her mit einer weit verbreiteten Archivscheu und zum Teil beschämend geringen Litera-turkenntnis, - gering nicht allein im Bereich der Forschungsliteratur, gering auch in der Kenntnis von Kritiken und Selbstzeugnissen der Rankeschen Zeitgenossenschaft. Dies begünstigte eine kanonisierte Verfestigung des hoch erhobenen Persönlichkeitsbildes, im wesentlichen fundamentiert auf der sehr bald nach Rankes Tod von seinem Spät-schüler Alfred Dove (1844-1916) aus dem teils vorgereinigten, teils - wie sich später zeigte - nicht überblickten Hausnachlaß getroffenen Briefauswahl und den dort eben-falls herausgegebenen autobiographischen Diktaten (SW 53/54: ‚Zur eigenen Lebens-geschichte‘, 1890), deren Aussagewert nur mit kritischem Vorbehalt zu nutzen ist (Henz/1968, passim; Muhlack: Die Genese/2006). Darüber hinaus ist das Ranke-Schrifttum geprägt durch ein außerordentliches Mißverhältnis von untersuchenden und rhetorischen Beiträgen, von Forschungs- und Feiertagsliteratur.

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Rankes Werk ist weder ein rundum gelungenes, lediglich zu übernehmendes oder nur zu bewunderndes Kunst-Stück, noch ein kurzerhand hervorzuholendes oder beiseite zu rückendes Versatz-Stück. Auch stellt es nicht mehr, wie gelegentlich vor dem Ersten Weltkrieg, ein Nationalepos mit vermeintlich macht- und hegemonielegitimierender Eignung, zumindest allgemeinpolitischer Lehrbefähigung dar, noch bildet es, wie zwi-schen den Weltkriegen, ein ‚Volksgut‘ und, wie in beiden Kriegen, ein der Erbauung oder Verführung dienendes Front-Vademecum. Auch kann es sich heute nicht mehr darum handeln, Ranke aus fachlichen, politischen, religiösen, ästhetischen oder ande-ren Gründen zu akzeptieren oder abzulehnen. Vielmehr ist er weitgehend zum Objekt wissenschaftlicher Untersuchung und zum zwar umstrittenen, aber unstrittig heraus-ragenden Bezugspunkt historiographiegeschichtlicher, methodologischer und allge-meinhistorischer Erörterung und Selbstbesinnung geworden.

Zum einen bietet sein Werk für die Frage nach den Mitteln, Methoden und Grund-sätzen der Forschung und ihre mehr oder minder konsequente Anwendung ein reiches Anschauungsmaterial. Da ergeben sich ganz konkrete, kaum ansatzweise behandelte Fragen nach den zugrundeliegenden Quellenstrukturen und den bei ihrer Erschließung angewandten oder vernachlässigten Methoden. Dazu gehört ferner die nicht einmal in Grundzügen beantwortete Frage nach seinem insgesamt unvergleichlichen Neuigkeits-Beitrag zur Kenntnis der europäischen Geschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts und dessen offene oder stillschweigende Übernahme.

Nicht allein über die Frage, wie Geschichtswissenschaft handwerklich zu arbeiten vermag, auch über die Frage, was Geschichtswissenschaft überhaupt aus- und anrichtet, wo ihre Möglichkeiten und wo ihre Grenzen in Erkenntnis und Darstellung liegen und welchen Gefahren sie erliegen kann, sollte angesichts des stark ausgebildeten Ranke-schen Erkenntnisoptimismus anhand seiner Werke und theoretischen Äußerungen nachgedacht werden. Die Betrachtung ist besonders ergiebig, da Persönlichkeit und Werk neben hohem Forschungsertrag und Darstellungsvermögen, durchaus auch von bisher kaum bekannten Widersprüchlichkeiten, Fehlern und Schwächen behaftet sind, wodurch die Differenz von erstrebter Idealität und erreichter Realität erkenntnisför-dernd wirken dürfte.

Mit keinem anderen Historiker ist der Grundsatz von Unparteilichkeit und Objek-tivität so sehr in Verbindung gesehen worden, ablehnend oder zustimmend, freilich