Lern- und Arbeitstechniken für das Studium || Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren...

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11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts Worum geht es im 11. Kapitel? In diesem Kapitel soll ein größeres schriftliches Projekt, wie es beispiels- weise eine Prüfungsarbeit darstellt, in all seinen Teilschritten von der Ori- entierung und Planung, über Recherche und Exposé bis hin zur Endkor- rektur erläutert werden. Dazu werden die im Kap. 10 erläuterten Tätigkei- ten in der Darstellung vertieft und weitere Probleme angesprochen, die auftreten können: Manchmal geht die Arbeit nicht wie gewünscht vor- an, deshalb finden Sie auch Tipps zur Vermeidung von „Arbeitsfallen“. Aber auch Fragen zu der Betreuerwahl oder zu formalen Dingen wie zur Anlage von Literatur- und Inhaltsverzeichnissen werden beantwortet. 11.1 Ohne Planung geht es nicht! Zu Beginn des 10. Kap. habe ich dargestellt, dass Studierende die Vielzahl der Ar- beitsgänge nicht kennen, die sich hinter der schriſtlichen Bearbeitung eines emas verbergen. Kruse gibt in der älteren Fassung seines Buches dazu einen hilfreichen Überblick (vgl. Abb. 11.1). Es muss allerdings an dieser Stelle ausdrücklich dem Irrtum vorgebeugt werden, dass diese analytische Strukturierung in der Praxis unbedingt in dieser Reihenfolge abzulaufen hätte! Nicht einmal idealtypisch kann diese Abfolge eingehalten werden, weil viele Entscheidungsprozesse und Arbeitsschritte Anpassungen oder gar Revisio- nen vorheriger Arbeitsergebnisse erfordern. Die Abfolge macht zwar analytisch Sinn, doch wer weiß schon zu Beginn seiner Arbeit, „wie ergiebig das ema sein wird, wie viel Forschung schon vorhanden ist, welche Ziele man sinnvollerweise avisie- ren kann, mit wie vielen Problemen man konfrontiert werden wird und ob man sie wird lösen können“ (Kruse 1995, S. 156). 317 F. Rost, Lern- und Arbeitstechniken für das Studium, DOI 10.1007/978-3-531-94088-5_11, © VS Verlag für Sozialwissenschaſten | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

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11Die Vorbereitung und Durchführungeines größeren schriftlichen Projekts

▸ Worum geht es im 11. Kapitel?In diesem Kapitel soll ein größeres schriftliches Projekt, wie es beispiels-weiseeinePrüfungsarbeit darstellt, in all seinenTeilschrittenvonderOri-entierung und Planung, über Recherche und Exposé bis hin zur Endkor-rektur erläutertwerden.Dazuwerdendie imKap. 10 erläutertenTätigkei-ten in der Darstellung vertieft und weitere Probleme angesprochen, dieauftreten können: Manchmal geht die Arbeit nicht wie gewünscht vor-an, deshalb finden Sie auch Tipps zur Vermeidung von „Arbeitsfallen“.Aber auch Fragen zu der Betreuerwahl oder zu formalen Dingen wie zurAnlage von Literatur- und Inhaltsverzeichnissen werden beantwortet.

11.1 Ohne Planung geht es nicht!

Zu Beginn des 10. Kap. habe ich dargestellt, dass Studierende die Vielzahl der Ar-beitsgänge nicht kennen, die sich hinter der schriftlichen Bearbeitung einesThemasverbergen. Kruse gibt in der älteren Fassung seines Buches dazu einen hilfreichenÜberblick (vgl. Abb. 11.1).

Es muss allerdings an dieser Stelle ausdrücklich dem Irrtum vorgebeugt werden,dass diese analytische Strukturierung in der Praxis unbedingt in dieser Reihenfolgeabzulaufen hätte! Nicht einmal idealtypisch kann dieseAbfolge eingehalten werden,weil viele Entscheidungsprozesse und Arbeitsschritte Anpassungen oder gar Revisio-nen vorheriger Arbeitsergebnisse erfordern.Die Abfolge macht zwar analytisch Sinn,doch wer weiß schon zu Beginn seiner Arbeit, „wie ergiebig das Thema sein wird,wie viel Forschung schon vorhanden ist, welche Ziele man sinnvollerweise avisie-ren kann, mit wie vielen Problemenman konfrontiert werden wird und ob man siewird lösen können“ (Kruse 1995, S. 156).

317F. Rost, Lern- und Arbeitstechniken für das Studium,DOI 10.1007/978-3-531-94088-5_11,© VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

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318 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

Orientierungs- und Planungsphase 1. Themensuche und erste Planung 2. Thema erkunden: eigenes Wissen aktivieren, Befragungen, weitere Informationsquellen 3. Erste Literatursuche 4. Thema eingrenzen 5. Projektart festlegen 6. Festlegen von Fragestellung/Methodik und Vorgehensweise 7. Exposé

Recherche und Materialbearbeitung 8. Systematische Literatursuche: [Recherchieren und] Bibliografieren 9. Beschaffen der Literatur in verschiedenen Bibliotheken, Buchläden oder Archiven (Fernleihe) [oder online] 10. Quellen- oder Datensammlung 11. Lesen und Exzerpieren/Auswerten der Literatur/Quellen entsprechend Methodik und Fragestellung

Strukturieren des Materials 12. Strukturieren des Materials: ordnen, klären, differenzieren, belegen 13. Erarbeiten einer Gliederung

Rohfassung14. Formulieren der Rohfassung 15. Rückwirkende Veränderung der Struktur

Überarbeitung16. Edieren nach rotem Faden: Vollständigkeit, Überleitungen, Konsistenz, „Tempo des Textes‘‘ 17. Edieren nach wissenschaftlichen Standards: Logik, Begrifflichkeit, Anmerkungsapparat, Quellen- und

Literaturverzeichnisse 18. Edieren nach sprachlichen Gesichtspunkten: Satzstruktur, Ausdruck, Adjektive, Metaphern

Korrektur19. Korrekturlesen (evtl. durch Dritte): Eliminieren grammatikalischer und orthografischer Fehler, Überprüfen von

Verweisen, Zitaten, Quellen 20. Reinschrift 21. Endkorrektur

Abb. 11.1 Überblick über notwendige Arbeitsschritte in umfangreicheren wissenschaftli-chen Schreibprojekten (Quelle: Kruse 1995, S. 157 f.; Einfügungen: F. R.)

Eco (vgl. 2010, S. 140 f.) beschreibt dieses Paradox augenzwinkernd, indem erausführt, dass am Anfang jeder schriftlichen Arbeit der Titel – also das Thema –festgelegt wird, dann die Einleitung und das Inhaltsverzeichnis geschrieben wer-den müssen; dennoch mache dies jeder Wissenschaftler zu guter Letzt! Doch wiebei den Vorbereitungen für eine längere Reise,müsse man ein Ziel auswählen undansteuern wollen, sich einen Überblick verschaffen und sich informieren, Etappenfestlegen usw., auch wenn man sich dann verfährt und hinterher woanders an-kommt. Wenn die Examensarbeit keine „Reise ins Blaue“ werden soll, bei der mansein blaues Wunder erleben kann, sei es notwendig, einen klar umrissenenArbeits-plan bestehend aus Titel, Inhaltsverzeichnis und Einleitung zu entwickeln, bevorman die anderen Teile bearbeitet (und zu guter Letzt den Titel revidiert, das In-haltsverzeichnis anpasst sowie die Einleitung neu schreibt).

Ja, mach’ nur einen Plan,sei nur ein großes Licht

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11.2 Die Orientierungs- und Planungsphase 319

und mach dann noch ’nen zweiten Plangehn tun sie beide nicht . . . ,

heißt es bei Bertolt Brecht im „Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Stre-bens“. Dieses Gefühl kennen auch viele Studierende, die trotz ernsthafter Planungs-anstrengungen schon bei kleineren Projekten gescheitert und nun der irrigen Auf-fassung sind, dass Planung überflüssig sei. Wie in Kap. 6 ausgeführt, hängt dieszum einen mit mangelnder Erfahrung zusammen, den individuellen Zeitaufwandfür einzelne Arbeitsschritte richtig einzuschätzen und zum anderen mit unrealis-tischen Planungen, bei Schreibprojekten meistens mit einem zu breit angelegtenThema oder einer unpräzisen Themenstellung. Werkeln Sie bitte nicht einfach vorsich hin in der vagen Hoffnung, dass das Material schon eine Fragestellung vorge-be und sich Ihr Thema bei der Bearbeitung einstelle. Angesichts der Materialfüllein den Bibliotheken und im Internet kann man ohne Ende recherchieren und lesenoder endlos am eigenenText feilen. Ohne Planwerden Sie vielmehr Zeit aufwendenmüssen, wobei Ihr Arbeitsergebnis durch den größeren Zeitaufwand nicht unbe-dingt besser sein wird, als wenn Sie sachlich und zeitlich ein Ziel ansteuern.

11.2 Die Orientierungs- und Planungsphase

11.2.1 Die Themenwahl und das Exposé

Sich selbst einThema für eine wissenschaftlicheArbeit zu stellen, fällt vielen schwer,besonders wenn es daran geht, das Thema für eine notenrelevante Examensarbeitauszuwählen. Denken Sie möglichst frühzeitig, d. h. schon etwa ein Jahr vorher,über mögliche Themen nach und beachten Sie dabei Ihre (methodischen) Kennt-nisse sowie Ihre (eher theoretisch oder praktisch ausgerichteten) Interessen. „DasThema soll den Interessen des Kandidaten entsprechen“, lautet die erste von vier Faust-regeln Ecos (vgl. 2010, S. 14) zur Themenwahl. Wenn Sie Ihren Gegenstand freiwählen dürfen, so sollten Sie auf Ihre bisherigen Studieninhalte achten und dasThe-ma aus einem Bereich aussuchen, den Sie schon ausgiebig studiert haben und fürden Sie Vorkenntnisse mitbringen. Dürfen Sie IhrThema selbst bestimmen, solltenSie diese Freiheit auchwahrnehmen, denn so können Sie Ihre bisherigen Interessen-gebiete kontinuierlich ausbauen undmüssen sich nicht – noch dazu unter Zeitdruck– in eine andere Thematik einarbeiten. Fragen, die Ihnen bei der Themenwahl be-hilflich sein können, finden Sie in Abschn. 10.3.

Ob Sie nun Ihre Themenstellung frei wählen können oder sie Ihnen vorgege-ben wird: In beiden Fällen geht es erst einmal darum, das Thema zu analysieren

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und in Bestandteile zu zerlegen. Dieser Reflexionsprozess der Themenanalyse mussweiter intensiviert werden, indem eine erste Literatursuche erfolgt, bei der Sie einenÜberblick zur Struktur desGegenstands und zurMateriallage zu gewinnen trachten.Diese Ausgangsrecherche, die Sie am besten auf dem PC als eigene Textdatei bzw. inihrem Literaturverwaltungssystem dokumentieren sollten (s. Abschn. 5.3.1), ist ersteinmal wichtiger als die sofortige Lektüre der gefundenen Texte. Finden Sie wenigoder gar nichts, beherrschen Sie entweder die Recherchetechniken nicht ausrei-chend (s. Kap. 8), haben nicht mit den adäquaten Fachtermini bzw. in den falschenDatenbanken/OPACs gesucht – oder Sie haben eine Forschungslücke entdeckt. Füreine Examensarbeit würde ich allerdings davon abraten, ein Thema zu wählen, fürdas die Materiallage allzu „dünn“ ist, weil zur Bearbeitung eines bisher kaum bear-beitetenThemas echte Forschungsarbeit vonnöten wäre und die braucht mehr Zeitals einem gewöhnlich für eine Examensarbeit zugestanden wird.

Auf der anderen Seite gibt es auch ganz praktische Dinge zu überlegen. So hates beispielsweise keinen Zweck, über Schülerbeurteilungen anhand von Schülerak-ten eine Arbeit schreiben zu wollen, wenn man von der zuständigen Behörde keineErlaubnis zur Akteneinsicht erhält. Ob Sie nun eine Aktenanalyse durchführen,Interviews auswerten oder eine reine Literaturarbeit schreiben wollen, hat nichtnur methodische Konsequenzen, sondern beinhaltet eben auch praktisch zu lösen-de Herausforderungen („Wie erhalte ich die Erlaubnis, an die gewünschten Aktenheranzukommen?“, „Wie ist der Datenschutz in meiner Arbeit zu gewährleisten?“,„Wie finde ich geeignete Interviewpartner?“, „Sind die Bücher erreichbar, die ichbrauche?“ etc.). Faustregel zwei lautet deshalb bei Eco (2010, S. 15): „Die Quellen,die herangezogen werden müssen, sollen für den Kandidaten auffindbar sein, d. h. siemüssen ihm tatsächlich zugänglich sein.“

Manche Studierende wollen gern ein „exotisches“ Thema bearbeiten. Hier-zu stellt sich die Frage, die auch viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerangeht: Kann z. B. jemand, der kein „Latein“ beherrscht, verlässlich mit mittelalter-lichen Handschriften als Quellen arbeiten, können europäische Ethnografen ohneKenntnis der Landessprache über einen Stamm inNeuguinea zuverlässige Informa-tionen sammeln? – Eco (2010, S. 70) geht sogar so weit, dass er übersetzte Quellen,etwa Übertragungen aus dem Französischen, nur als Hilfsmittel gelten lässt, alsProthesen „wie das künstliche Gebiß oder eine Brille“, sodass s. E. entsprechendeSprachkenntnisse erforderlich sind, um die Quellen im Original lesen zu können.Dementsprechend lautet seine dritte Faustregel: „Der Kandidat soll mit den Quellenumgehen können, d. h. sie müssen seinem kulturellen Horizont entsprechen“ (Eco2010, S. 15).

WennSie eine ungefähreVorstellung von IhremThemagewonnenhaben, solltenSie sich Gedanken machen

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11.2 Die Orientierungs- und Planungsphase 321

• zu einer präzisenThemeneingrenzung, die später meist durch den Untertitel ih-rer Arbeit deutlich wird,

• zu Ihrer Fragestellung und – damit zusammenhängend –• zur Methodik und dem Typ der Arbeit, die Sie vorhaben.

Kruse (vgl. 1995, S. 170) unterscheidet, je nach dem Schwerpunkt der Tätig-keit, theoretische/logische Projekte von solchen, die auf Lesen, auf selbst erhobenenempirischen Daten, auf einer Quellenauswertung, auf eigener Erfahrung bzw. aufpraktischer Anwendung beruhen.

Bleibt es bei dem ins Auge gefassten Thema, ergeben sich meist schon Fragen,die auch über die W-Fragen (Wer? Was? Wie? . . . ) systematisch generiert werdenkönnen (s. Abschn. 7.4). Genieren Sie sich dabei bitte nicht: Es gibt keine „dummen“Fragen; nur wer Fragen stellt, kann Forschungsfragen erzeugen. Ausgangspunktesind beispielsweise folgende Fragen:

• Was ist der Gegenstand meinesThemas?• Aus welchen Teilen setzt sich mein Thema zusammen und wie sind diese mit-

einander verbunden?• Inwieweit ähnelt meinThema anderen und worin unterscheidet es sich von den

anderenThemen?• Ließe sich meinThema ändern, und wenn ja, in welche Richtung?• Welchen Stellenwert hatmeinThemaund inBezugworauf (Wissenschaft/Praxis)?

(vgl. von Werder 1998, S. 43).

Aus diesen sich ableitenden bzw. erzeugten Fragestellungen suchen Sie diejeni-gen heraus, die Sie für wesentlich und interessant halten oder die Sie – trotz IhrerVorkenntnisse – nicht sofort beantworten können.Diese könnten die „Forschungs“-Fragen darstellen, denen Sie weiter nachgehen.

Wichtig ist die Berücksichtigung des Zeitrahmens und der gestellten Anforderun-gen, die sehr verschieden sein können. Da der geforderte Seitenumfang und dievorgesehene Bearbeitungszeit für Prüfungsarbeiten stark variieren (für Bachelor-Arbeiten vonmaximal 25 bis maximal 100 Seiten – bei einemMittelwert von 30–60Seiten, je nachdem, ob eine oder zwei Arbeiten in der Studienordnung vorgeschrie-ben sind – und 6–12 Wochen, je nachdem, wie viele Leistungspunkte für dieseArbeit[en] vorgesehen sind – im Mittel 10 credit points – vgl. Samac et al. 2009,S. 21), müssen Sie auch sehr genau überlegen, wie dasThema einzugrenzen ist undob die gewählte Fragestellung in der Kürze der Zeit seriös bearbeitbar ist.

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EineThemeneingrenzung lässt sich erreichen, indemman beispielsweise

• einen Aspekt auswählt (die motorische Entwicklung im dritten Lebensjahr),• eine räumliche/zeitliche Eingrenzung vornimmt (in Deutschland von 1900–

1914),• die Quellen einschränkt (im Spiegel der amerikanischen Forschungsliteratur),• eine Spezialisierung in Bezug auf die Betrachtungsebene vornimmt (aus ethno-

methodologischer Sicht),• einen Schwerpunkt setzt (unter besonderer Berücksichtigung des Frühwerks

von Goethe) oder• ein Beispiel bzw. Anwendungsfeld in den Vordergrund rückt (vgl. Kruse 1995,

S. 167 ff.; vgl. auch Kruse 2007, S. 126; Frank et al. 2007, S. 30 f.).

Zur Themeneingrenzung sollten Sie aber schon – dank Ihrer Vorarbeiten undVorkenntnisse – einen hinreichenden Überblick über die Materiallage haben (z. B.:„Was für einschlägige Literatur zumThema gibt es?“).

Mit der Fragestellung und der Materiallage verbunden ist auch die Reflexion derProjektart und dermethodischen Vorgehensweise. Wermeint, mit einer empirischenArbeit der Literaturrecherche und vor allem dem Lesen von Texten entgehen zukönnen, um ausschließlich seinen Interview-Leitfaden zu entwickeln, seine Pro-banden zu befragen und die Interviews anschließend darzustellen, der hat sich ge-irrt, weil der bisherige Forschungsstand darzustellen, dasmethodischeVorgehen zubegründen und die eigenen Untersuchungsergebnisse mit denen ähnlicher Unter-suchungen zu vergleichen sind. Dazu müssen Sie theoretische Literatur und ver-gleichbare empirische Untersuchungen recherchiert und gelesen haben sowie kurzund prägnant interpretieren können. Für empirische Projekte sollen Sie sich zudemwährend des Studiums fundierte Methodenkenntnisse angeeignet haben. Wer keinInteresse an Empirie hat, noch nie mit einem Datenanalyse-Programmpaket (z. B.SPSS) oder einer Software für qualitativeDaten- undText-Analyse (z. B.MAXQDA)gearbeitet hat, sollte (zu diesemZeitpunkt) keine empirische Arbeit beginnen. Inso-fern gilt Ecos Faustregel vier: „DiemethodischenAnsprüche des Forschungsvorhabensmüssen dem Erfahrungsbereich des Kandidaten entsprechen“ (Eco 2010, S. 15).

Haben Sie

• Ihr Thema gefunden und so eingegrenzt, dass es in der Ihnen zur Verfügungstehenden Zeit zu bearbeiten ist,

• die Material- und Forschungslage recherchiert,• über die Art der Arbeit entschieden (z. B. Literaturarbeit oder empirisches Pro-

jekt),

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11.2 Die Orientierungs- und Planungsphase 323

• Problem: Welches theoretische, praktische, empirische, soziale, politische Problem ist Ausgangspunkt der Arbeit?

• Stand der Forschung: Welche Erkenntnisse liegen bisher vor und wie soll sich der eigene Beitrag auf diese Erkenntnisse beziehen?

• Wissenslücke: Welches Wissen fehlt? • Erkenntnisinteresse: Was motiviert Sie zu dieser Arbeit? Welche Relevanz hat die Beschäftigung mit dem

Problem? Warum sollte die Wissenslücke geschlossen werden? • Fragestellung: Wie lautet die Forschungsfrage, auf die die Arbeit eine Antwort liefern soll? • Zielsetzung: Zu welchem Ziel soll die Arbeit führen? • Eigene theoretische Position: Auf der Basis welcher Theorie wollen Sie die Fragestellung bearbeiten? • Methodisches Vorgehen: Welche Arbeitsschritte und welche Vorgehensweisen sollen zu einer Lösung

führen? Welche Methoden sollen eingesetzt werden? Wie werden die Daten ausgewertet? • Vorarbeiten: Welche bisher geleisteten Arbeiten können in die neue Arbeit eingehen? Was haben Sie alles

bereits untersucht, geschrieben, ausprobiert? Wie ist die Arbeit dadurch vorstrukturiert? • Quellenlage: Welche Quellen gibt es und welche davon sollen bearbeitet werden? • Umfang der Material- oder Literaturrecherchen: Welche Grenzen sollen in der Literatur- oder

Quellenarbeit eingehalten werden?• Vorläufige Gliederung: Wie könnte das Material in einer Gliederung strukturiert werden? • Zeitplan: Bis wann sollen die wichtigsten Etappen der Arbeit getan sein? Wann wird sie vollendet sein?

Welche äußeren Faktoren können dabei eine Rolle spielen? • Benötigte Mittel: Welche Unterstützung brauchen Sie für die Arbeit? Welche materiellen Ressourcen sind

erforderlich? Welche Kosten fallen für den Einsatz von Forschungsmethoden an?

Abb. 11.2 Analytischer Leitfaden für mögliche Bestandteile eines Exposés (Quelle: Kruse2007, S. 135 f.)

• Ihre Fragestellung entwickelt und das dazu notwendige methodische Vorgehenreflektiert,

dann sollten Sie Ihr Exposé schreiben (vgl. Abb. 11.2), das bestehen sollte aus

• dem Arbeitstitel,• einer provisorischenEinleitung, in der derAusgangspunkt, die eingegrenzte Fra-

gestellung, die Materiallage und die Zielsetzung der Arbeit erläutert werden,• der vorläufigen Gliederung (= Inhaltsverzeichnis ohne Seitenzahlen) und• einem realistischen Zeitplan, der auch Zeitpuffer für Unvorhergesehenes einkal-

kuliert.

Schreiben Sie Ihr Exposé in der festenAbsicht, dass es lediglich derOrientierungund Planung dient. Diesen „Aufriss derArbeit“ sollten Sie dem Ihnen zugewiesenenBetreuer (= Erstgutachter) bzw. der von Ihnen gewählten Betreuerin (= Erstgutach-terin) schriftlich zur Kenntnis bringen.

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11.2.2 Betreuung und Beratung

Völlig ungeschminkt berichtet Krämer (vgl. 1995, S. 2 f.) von den Zuständen in denMassenfächern an unseren Hochschulen. Diese sind angesichts des Studierenden-bergs auchmit der Umstellung auf Bachelor undMaster nicht besser geworden. FürExamensarbeiten benötigen Sie Erst- und Zweitgutachter/-in, wobei die Erstgut-achterin bzw. der Erstgutachter die Arbeit zu betreuen hat. An einigenHochschulenwerdenThema und Betreuer zugelost, da hat man keineWahl. Steht Ihnen dieWahlIhrer Betreuerin oder Ihres Betreuers frei, so sollten Sie sich Ihre Entscheidungreiflich überlegen, eventuell wissenschaftliches Personal des Mittelbaus oder Ab-solventinnen befragen, wie diese die Betreuung durch die ins Auge gefasste Personeinschätzen bzw. empfunden haben.

KeinHochschullehrer ist wie der andere, einige kümmern sich um ihre Schützlingewieum ihre Kinder, andere kennen deren Namen nicht. Einige halten Fußnoten für denInbegriff der Wissenschaft, anderen sind dergleichen Formalien egal. Einige bestehenauf einer erschöpfenden Würdigung der Literatur, andere schätzen eher Kreativität.Wie unter den Studierenden gibt es auch unter Hochschullehre[r]n Pedanten undChaoten, es gibt Professoren, die freche und aufmüpfige Studenten schätzen,währendandere großenWert aufHierarchie und äußerlicheAchtung legen; die Charaktere sindhier wie überall im Leben sehr verschieden. Deshalb kann es durchaus wichtig werden,ob man selbst vom Typ her zu seinem Betreuer passt. (Krämer 2009, S. 20 f.)

Insofern sollten Sie sich jemanden suchen, den Sie schon aus Lehrveranstaltun-gen kennen und für Ihre Arbeit förderlich finden. Studierende, die formal keineSchwächen haben, brauchen vielleicht eine sie inhaltlich anregende Person. Inhalt-lich gut ausgebildete Studierende, die formal etwas „schlampig“ sind, kann die Vor-information zu einem Gutachter als „gnadenlos kleinkariertem Pedanten“ vorwar-nen und präziser arbeiten lassen – oder auch total hemmen. Die Entscheidung zurBetreuerwahl ist immer einRisiko, denn angesichts derRelevanz derExamensarbeitund der Kürze der Zeit kann man sich Konflikte kaum leisten.

Vor der Abgabe und Bewertung der Arbeit ist die Besprechung des Arbeitsvor-habens mithilfe des Exposés ein wichtiger Schritt zur Bewältigung der Schreibauf-gabe. Hat sie bzw. er das vorher schriftlich zugesandte Exposé gelesen, so solltenSie in einem Beratungsgespräch um Stellungnahme zum Thema, zur Themenein-grenzung, zur Fragestellung, zur Materiallage und zum methodischen Vorgeheneinholen. Kruse (vgl. 2007, S. 250 ff.) weist darauf hin, dass es Pflicht der Hoch-schullehrerinnen und -lehrer ist (und kein Gnadenakt!), angenommene Arbeitenauch tatsächlich zu betreuen, wenngleich manche Lehrende durch die Vielzahl derArbeiten überlastet sind. Lassen Sie sich nicht abwimmeln („Sie kriegen das schonhin!“), auch nicht mit Lob! Stellen Sie fest, ob „Ihre“ Betreuerin oder „Ihr“ Betreuer

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11.2 Die Orientierungs- und Planungsphase 325

Ihr Exposé gelesen und sich Gedanken zu ihm gemacht hat. Überlegen Sie sich vordemTermin Fragen zu all den inhaltlichen Punkten IhresArbeitsplans, zu denen Sieselbst noch unsicher sind, und schreiben Sie sich diese auf. Haken Sie nach, wennSie vage Rückmeldungen erhalten oderAntworten nicht verstanden haben!MachenSie sich während und gleich nach dem Gespräch Notizen zu den Rückmeldungen.

Sollten Sie später feststellen, dass Sie noch weiteren Beratungsbedarf haben, solässt sich vielleicht manches in einer E-Mail oder in einem Sprechstundenterminklären; dennoch sollten Sie sich auch einmal in die Lage der Lehrenden versetzen,die manchmal auch zu Recht genervt sind von Anfragen, die eher Service erwarten.Bei allen „Macken“ von Prüfern undKandidaten hilft i. d. R. höflicher, respektvollerUmgang und die Orientierung an der wissenschaftlichen Arbeit.

11.2.3 Die Gliederung einer schriftlichen Arbeit

Ganz grob gliedert sich eine schriftliche Arbeit in drei Teile: Einleitung, Hauptteilund Schluss. An den Anfang gehört eine Einleitung, in der

• das Thema oft mithilfe eines sogenannten „Aufhängers“ (Motto, Zitat zumKernthema der Arbeit) in einen wissenschaftlichen Kontext eingebettet undvorgestellt wird

• der Titel der Arbeit und die Fragestellung erläutert und präzisiert werden• das Erkenntnisinteresse und die Ziele der Arbeit beschrieben werden• Eingrenzungen begründet und der Aufbau der Arbeit in den einzelnen Kapiteln

skizziert werden (vgl. Sommer 2009, S. 49).

Die Funktion der Einleitung ist eine Einführung des Lesers in die Arbeit. DasEinleitungskapitelmuss amEnde des Schreibprozesses noch einmal gründlich über-arbeitet werden (s. Abschn. 11.6). In der Einleitung sollen die Ergebnisse der Ar-beit auf keinen Fall vorweggenommen werden, aber es muss sehr gründlich daraufgeachtet werden, dass in der Einleitung nur Fragestellungen auftauchen, die auchwirklich bearbeitet wurden, und dass nicht mehr angekündigt wird, als am Endeherauskommt.

Einleitung und Schlusskapitel bilden einen Rahmen um den Hauptteil, weswe-gen hier die Ausführungen zum Schlusskapitel zuerst dargestellt werden. Auch dasletzte Kapitel erfordert besondere Sorgfalt. Gerade unter dem Zeitdruck einer Ex-amensarbeit sind viele am Ende mit ihren Kräften und ihrer Konzentration undschreiben ein Schlusskapitel, das die Gutachtenden enttäuscht, auch weil die Funk-tion und die Elemente jenes Kapitels unklar bleiben.

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326 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

Aufgabe des Schlusskapitels (auch mit Zusammenfassung, Fazit oder Resümeebetitelt) ist es, die Teilergebnisse des Hauptteils noch einmal stringent zusammen-zufassen und zu diskutieren (Ergebnispräsentation und -diskussion): Was hat dieUntersuchung der Fragestellung denn nun letztlich ergeben? – Dabei sollten dieVorannahmen, theoretischen und methodischen Entscheidungen aus der Einlei-tung noch einmal kurz aufgegriffen werden, Bezüge zwischen den Teilergebnis-sen der einzelnen Hauptkapitel hergestellt und die Ergebnisse argumentativ gegendenkbare Einwände verteidigt werden. „[D]ie Feststellung, dass die Ergebnisse derMaterialanalysen und [I]nterpretationen den theoretischen Annahmen komplettwidersprechen und diese vielleicht sogar ad absurdum führen, ist natürlich keinzufrieden stellendes Fazit einer wissenschaftlichen Arbeit.“ (Sommer 2009, S. 69;Anpassungen: F. R.) Abgesehen von dem argumentativen Vertreten der eigenen Po-sition können die Grenzen der Arbeit durchaus angesprochen werden und in einemAusblick Forschungsfragen benannt werden, dieMöglichkeiten derWeiterarbeit andiesem Gegenstand eröffnen.

Wie eingangs beschrieben, besteht eine wissenschaftliche Arbeit darüber hin-aus aus einem mehr oder minder breiten und differenzierten Hauptteil, in demz. B. der bisherige Forschungsstand dargestellt und kritisiert wird, die theoretischenAnnahmen und methodischen Entscheidungen genauer ausgeführt sowie einzelneAspekte Ihres Gegenstands in gesonderten Kapiteln abgehandelt werden. Für dieGliederung des Hauptteils einer schriftlichen Arbeit gibt es zahlreiche Möglichkei-ten (vgl. zu 1.–11. Eggeling 2000, S. 106 f.), etwa

1. vom Allgemeinen zum Besonderen (deduktives Vorgehen)2. vom Besonderen zum Allgemeinen (induktives Vorgehen)3. von einem Problem ausgehend über Hypothesen, Methodenwahl und -begrün-

dung, Datenerhebung und -interpretation zur Überprüfung derTheorie (empi-risch)

4. vom zeitlich Älteren zum Neueren (chronologisch)5. von heutigen Trends zu künftigen Problemlagen (prognostisch)6. von einem Vergleich zweier oder mehrerer Fälle zu einer kritischen Wertung

(kritisch-vergleichendes Vorgehen)7. von denWirkungen zu den Ursachen (theoretisch erklärendes Vorgehen)8. von den Ursachen zu den Wirkungen (wirkungsanalytisches Vorgehen)9. von Positionen über Argumente zu neuen Positionen (diskursiv)10. von einem gleichwertigen Punkt zum nächsten (reihendes Vorgehen)11. von einem Problem über Lösungsideen zu Entscheidungen und kritischen Aus-

wertungen (lern- und entscheidungsorientiertes Vorgehen)

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11.2 Die Orientierungs- und Planungsphase 327

In der Praxis handelt es sich – mit Ausnahme von empirischen Arbeiten – oftumMischformen aus mehr als einer der o. g. idealtypischen Gliederungsstrategien.Die Gliederung von empirisch-experimentellen Arbeiten folgt üblicherweise demnachstehenden Textbauplan (vgl. D. H. Rost 2007, S. 26):

• Titel und Untertitel in deutscher und englischer Sprache• Name der Verfasserin oder des Verfassers bzw. des Autorenteams• Abstract und Schlüsselwörter in deutscher und englischer Sprache• Theorieteilmit

– Darstellung der Ausgangslage (mit Herstellung der theoretischen Anschluss-fähigkeit an den bisherigen Stand der Forschung und allgemeiner Problem-beschreibung)

– daraus abgeleiteter Forschungsfrage und entsprechender Hypothesen• Methodenteilmit Informationen zu

– den Untersuchungsobjekten (z. B. Stichprobe, Kontrollgruppe)– den Variablen und der Operationalisierung des theoretischen Konzepts– dem Untersuchungsplan/-design der Studie– der Datenerhebung/Durchführung des Experiments– der Auswertung der Daten bzw. des Experiments

• Ergebnisteilmit wahrheitsgetreuer Darstellung der Resultate in Form von Tabel-len und/oder Abbildungen nebst Erläuterungen

• Diskussionsteilmit– einer zusammenfassenden Beantwortung der Forschungsfrage bzw. der Hy-

pothesen– der Interpretation der Resultate und ihrer Einordnung in den imTheorieteil

entwickelten Kontext– einer persönlichen Einschätzung der Ergebnisse und ihrer praktischen Im-

plikationen– einem Ausblick, in dem ggf. Grenzen und kritische Punkte der eigenen Un-

tersuchung angesprochen sowie weiterführende inhaltliche wie methodischeAnregungen gegeben werden können.

Daran schließt sich das Literaturverzeichnis an sowie eventuell ein Anhang.

Wie nun kommtman zu einer sinnvollen Gliederung im Rahmen eines Schreib-projektes?

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Dazu braucht es eine kreative Ideenskizzemit den Punkten

• Begriffsklärung,• Strukturbildung mithilfe von Vermutungen (Hypothesen),• der Sortierung und Verknüpfung von Ideen,• dem Herstellen von Kohärenz durch die Sichtung, aber auch durch die

Eliminierung von Ideen,• Erzeugen einerOrdnung, um demSchreibprozess eine Richtung zu geben

und in einen wissenschaftlichen Kontext einzubetten (vgl. Murray 2009,S. 119).

Bringen Sie dazu die stichwortartig analysierten Bestandteile des Themas bzw.Ihre Fragen in eine geordnete Reihenfolge oder visualisieren Sie zentrale Merkmaleam besten in einer Mindmap. Dies ergibt eine erste Ideenskizze. Wenn Sie dieseOrdnung dann in Überschriften umformulieren (vgl. Abb. 11.3), haben Sie schoneine erste Gliederung.

Mit dieser sollten Sie auf jeden Fall noch einmal in die Sprechstunde derProfessorin gehen, die sich zur Betreuung bereit gefunden hat bzw. zu dem Hoch-schullehrer, der Ihnen zugewiesen wurde. Da es terminlich nicht immer einfach ist,die stark belastetenDozenten zu erreichen, können Sie die Arbeit in der Zwischen-zeit natürlich nicht ruhen lassen, insbesondere wenn die Bearbeitungszeit schonläuft. Dennoch hat dieses Gespräch seinen Sinn, da vor Abgabe der Arbeit nochgegengesteuert werden kann, z. B. wenn das Thema erkennbar zu breit angelegtist. Nach dieser Beratung (s. a. Abschn. 11.2.2) sollten Sie die Ihnen schlüssigenÄnderungen Ihres Konzepts vornehmen und die Gliederung dementsprechendüberarbeiten.

Hilfreich ist es, wenn man die Gliederung beim Schreiben in der Nähe des Ar-beitsplatzes aufhängen kann: an einer Pinnwand oder an der Zimmertür. Es moti-viert ungemein, wenn man die in Rohfassung geschriebenen Kapitel abhaken oderdurchstreichen kann. Wenn der ganze Text „steht“ und die Überschriften der ein-zelnen Kapitel formuliert sind, wird die Gliederung zu einem Inhaltsverzeichnisumgestaltet (s. Abschn. 11.8).

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11.2 Die Orientierungs- und Planungsphase 329

Abb

.11.3

Gliederung

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330 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

11.3 Die gründliche Recherche undMaterialbearbeitung

Parallel zur Orientierungs- und Planungsphase ist eine weitere, gründliche Litera-tursuche im Internet erforderlich, und zwar vor allem in den Fachdatenbanken undOPACs, wie diese in Kap. 8 dargestellt ist. Selbstverständlich sollen Sie auch die Res-sourcen „Ihrer“ Hochschul-Bibliothek nutzen, aber zumindest für eine Examens-arbeit müssen Sie trotz der Kürze der Bearbeitungszeit auch Quellen aus anderenBibliotheken nutzen. Die Titel der gefundenen Literaturhinweise, die Schlagwort-vergabe und eine möglicherweise vorhandene Zusammenfassung (Autorenreferat,Abstract) sindAnhaltspunkte für die Entscheidung, ob es sich lohnt, die im Internetnachgewiesene Quelle tatsächlich in einer Bibliothek zu bestellen, zu kopieren oderauszuleihen. Auch in dieser Phase ist es wichtig, Ihre Arbeitsbibliografie (am bestenmithilfe eines Literaturverwaltungssystems wie Citavi oder Endnote) zu vervoll-ständigen und Standorthinweise zur Quelle (Bibliothekssigel, Signaturen) zu no-tieren bzw. abzuspeichern. Wollen Sie die gefundene Literatur näher prüfen, dannkann per Internet festgestellt werden, welche Bibliothek die Monografie, das Sam-melwerk bzw. den Jahrgang der entsprechenden Zeitschrift besitzt und wann dasExemplar dort entleihbar ist (Zeitschriftenhefte und -jahrgänge sind i. d. R. nichtausleihbar, sodass die Aufsätze vor Ort in den Bibliotheken kopiert werden müs-sen.). Notfalls müssen Sie wichtige Aufsatzkopien bzw. Bücher über Fernleihe be-stellen (s. Abschn. 8.4.4).

Können Sie die Literatur direkt vorOrt prüfen, sollten Sie denAufsatz nur kopie-ren bzw. das Buch nur dann ausleihen oder im Lesesaal auswerten, wenn Sie nachder Relevanzprüfung (s. Abschn. 8.5) in Bezug auf Ihr Thema sicher sind, dass essich um eine für Ihre Arbeit wichtige Quelle handelt. Unverzichtbare, noch liefer-und bezahlbare Bücher zu IhremThema sollten Sie notfalls kaufen, da Ihnen das Bi-bliotheksexemplar nur für die Ausleihzeit zur Verfügung steht. Zudemmüssen beieigenenBüchernundKopiennicht unbedingt Exzerpte angefertigtwerden, sondernSie könnenmitMarkierungen, Randnotizen, Buchstreifen oderHaftnotizzetteln ar-beiten, auf denen Sie Aspekte oder Stichworte zu bedeutsamen Textstellen notieren(s. Abschn. 9.4 und 9.5). Im Übrigen ist die für relevant erachtete Literatur nicht et-wa komplett durchzulesen – dafür haben Sie gar keine Zeit –, sondern auszugsweisein Bezug auf Ihre Fragestellung. Für empirische Arbeiten müssen zu diesem Zeit-punkt ähnliche veröffentlichte Untersuchungen und Literatur zum methodischenVorgehen gefunden und verarbeitet werden.

Das gelesene und ausgewertete Material wird nach den Aspekten der einzelnengeplanten Kapitel ebendiesen zugeordnet. Einige Ratgeberautoren schlagen dazuvor, eine nach Schlagworten geordnete Fundstellenkartei zu führen, in der Sie dieBelegangaben in Kurzform zu bestimmten Stich- bzw. Schlagworten notieren, um

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11.4 Die Rohfassung 331

Fundstellenkartei (s. a. Materialsammlung)

Theisen o. J. [ca. 1993], S. 167 f. Badry/Knapp/Stockinger 1993, S. 110 Schraeder-Naef 1994, S. 131–135 Rückriem/Stary/Franck 1997, S. 150 f. Theisen 2002, S. 117–118 !! (Schlagwortkartei) Pukas 2003, S. 185 Dahinden/Sturzenegger/Neuroni 2006, S. 105 ff. Sesink 2010, S. 56f., 158, 173

Abb. 11.4 Konventionelle Fundstellenkarteikarte als Verweissystem

sich selbst dasWiederauffinden der Textstellen zu erleichtern. Hatman einenCom-puter zur Verfügung, kann man Fundstellen auch in der Literaturdatenbank ein-tragen und später danach suchen. Citavi, aber auch der elektronische ZettelkastenCUEcards, leisten hier gute Dienste (s. Abschn. 5.4 und Abb. 5.8). Abbildung 11.4zeigt eine Fundstellenkarteikarte, auch Schlagwort- oder Quellenkarte genannt, fürein konventionelles Verweissystem. Ohne Verweissystem fällt es schwer, den Über-blick zu bewahren.

Wenn Sie die entsprechenden Bücher nicht selbst besitzen, sollte es zu jedemKurzbeleg aus der Abb. 11.4 eine entsprechende Literaturkarteikarte geben, die diekomplette bibliografische Angabe festhält (s. Abb. 5.5) oder einen entsprechendenEintrag imLiteraturverwaltungssystem. Poenicke (1988, S. 24 f.) empfiehlt eine „dy-namische Projektablage“ mithilfe eines Pultordners, in dem Notizen, Definitions-karten, Fundstellenhinweise, Exzerpte den einzelnen geplanten Kapiteln zugeord-net werden. Gleiches könnte mit seitlich geschlossenen Hängemappen (mit Lei-nenfröschen [!]) realisiert werden. Sobald Sie die Gliederung Ihrer Arbeit ändern,sollten Sie auch Ihre Projektablage daran anpassen.

11.4 Die Rohfassung

„Aller Anfang ist schwer.“ Krämer (vgl. 1995, S. 4 f.) wählt den Vergleich mit demAutomotor, der erst einmal auf Betriebstemperatur kommen muss, um Höchst-leistungen zu bringen. Aus diesem Grund rät er, Anlaufzeiten zu minimieren und

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332 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

täglich an der Arbeit weiterzuschreiben. Es sei für die Kreativität des Schreibpro-zesses besser, eineWoche kontinuierlich zu arbeiten und dann vielleicht eine Pauseeinzulegen, als jeden zweiten Tag zu pausieren (um Geld zu verdienen oder Lehr-veranstaltungen zu besuchen). Nehmen Sie für die Zeit der Rohfassung „Urlaub“von anderen Verpflichtungen und setzen Sie sich an Ihren Schreibtisch. Wer be-ständig an seinemThema arbeitet, spannt zudem sein Unterbewusstsein ein, denndie Hirnzellen und Synapsen lösen manchmal Probleme sogar im Schlaf. Das be-kannte Beispiel von der geträumten Schlange, die die Entdeckung des Benzolringsbei Kekulé von Stradonitz beförderte, ist kein Einzelfall! Doch muss manmit seinerArbeit und deren Fragestellungen schon eng verbunden sein, bis das funktioniert.Dieses „Warten auf eine Eingebung“ kann quälend sein, wie es beispielsweise AlbertSchweitzer schildert:

In seiner Autobiografie „Aus meinem Leben und Denken“ sowie später in seinem Be-richt über „Die Entstehung der Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben“ gibt er sogar eingenaues Datum an. Er schreibt hier, wie ihm im September 1915 bei einer Fahrt aufdem Ogowe-Fluß nach einer Zeit langen vergeblichen Nachdenkens über die Mög-lichkeit einer Erneuerung der Kultur zum erstenMal, ganz plötzlich, „wie ein Traum“,die Idee der Ehrfurcht vor dem Leben gekommen sei: „Auf einer Sandbank, zur lin-ken, wanderten vierNilpferdemit ihren Jungen in derselbenRichtungwie wir.Da kamich, inmeiner großenMüdigkeit undVerzagtheit plötzlich auf dasWort ,Ehrfurcht vordem Leben‘, das ich, soviel ich weiß, nie gehört und nie gelesen hatte. Alsbald begriffich, daß es die Lösung des Problems,mit dem ichmich abquälte, in sich trug“ [. . . ] „Daseiserne Tor hatte nachgegeben; der Pfad imDickicht war sichtbar geworden“ (Bollnow1988, S. 92; Auslassung: F. R.).

Als weitere wichtige Produktionsfaktoren neben dem Unbewussten nennt Krä-mer (1995, S. 5) „Elan und Begeisterung“ für die eigene wissenschaftliche Arbeit.Beides kommt vielleicht erst mit der Zeit, zumal dann, wenn man Thema und Be-treuer nicht frei wählen konnte. Doch auch Auftragsarbeiten können einen fesseln,wenn einZugang zumUntersuchungsgegenstand gefunden ist, beispielsweise durchdie Generierung von W-Fragen in Kombination mit problemstrukturierenden Be-griffen: Worin besteht das Problem dieses Ansatzes? Welche Voraussetzungen sindin die Untersuchung einzubeziehen? usw. (s. Abschn. 7.4). – Auf der anderen Sei-te kommt es während des Schreibens an der Rohfassung immer wieder zu mehroder minder schweren „Krisen“, in denen man an sich und seinemThema zweifeltund nicht weiterkommt. Im Abschn. 11.5 sind einige typische „Arbeitsfallen“ dar-gestellt, die auch Wissenschaftlerinnen undWissenschaftler für diese Arbeitsphasekennen.

Fangen Siemit der Einleitung an, mit dem festen und auch ernst gemeinten Vor-satz, diese zuletzt noch einmal zu schreiben. Zum Schluss sind Sie so eingearbeitetundhaben auch einenbesserenÜberblick,woSiewirklich auf IhremErkenntnisweg

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11.5 Arbeitsfallen 333

angekommen sind, dass die zweite Fassung der Einleitung schnell neu geschriebenist. Das Wissen um die Vorläufigkeit der ersten Fassung soll Ihnen einerseits die„Angst vor dem leeren Blatt“ nehmen, denn viele tun sich mit dem Schreibanfangschwer. Andererseits lässt Sie dieser Vorsatz hoffentlich ohne allzu große „innereZensur“ Ihr Werk beginnen. In diesem Arbeitsstadium sollten Sie mithilfe IhrerGliederung als „rotem Faden“ Ihren Text möglichst kontinuierlich herunterschrei-ben, ohne Tippfehlern und Stil größere Beachtung zu schenken (vgl. auch Eco 2010,S. 190). Das (Wieder-)Lesen der passenden Fundstellen und das Schreiben solltenSie miteinander verbinden, d. h. gelesene Passagen, die in die Thematik und Ar-gumentation Ihrer Arbeit passen, an geeigneter Stelle als Paraphrase bzw. Zitat inIhren Text einbauen (s. Abschn. 10.5), so lange der Eindruck noch frisch ist. Au-ßerdem wird der Schreibprozess nicht durch allzu lange Lesephasen unterbrochenund die Abwechslung verhindert Monotonie. Ihre Arbeit muss nicht chronologischvon vorne nach hinten entstehen. Wenn Sie mit einem Kapitel Ihrer Arbeit nichtweiterkommen, weil Ihnen z. B. ein bestimmtes vorbestelltes Buch noch fehlt, soschreiben Sie an demKapitel weiter, das Ihnen z. Z. ammeisten Freude bereitet bzw.an demjenigen, zu dem Ihnen ergiebiges Material vorliegt. Solch ein Arbeitsvorge-hen lässt sich mit einem PC einfacher bewerkstelligen, weil die Rohfassung jeder-zeit überarbeitetwerdenkann, z. B.Umstellungen vorgenommenoder redaktionelleAnmerkungen als sogenannte „verborgene Texte“ eingebaut werden können (die inder Tat durch Zeichenformatierung auf dem Bildschirm bzw. beim Ausdruck un-terdrückt werden können – z. B.: ###zu undifferenziert! NochmalmitMeier/Kunzevergleichen!### oder: ###Zitat überprüfen, Seitenzahl fehlt!###), und nach denengezielt gesucht werden kann (Suche: „###“). Natürlich ergeben sichmit derweiterenBearbeitung immer wieder Abweichungen von den ersten Entwürfen.

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Fragestellung bzw. IhrThema in seiner Eingren-zung, damit Sie nicht vom „Pfad“ abkommen.UmdenÜberblick zu bewahren, ist eshilfreich, Visualisierungstechniken einzusetzen (s. Abschn. 9.8.2) oder mithilfe von(Haft-)Notizzetteln an einer Tür oder (Pinn-)Wand die Gliederung der Abschnitte,die dazu wesentlichen Fragen bzw. Thesen der Arbeit zu veranschaulichen und beiÄnderungen in der Reihenfolge die Zettel entsprechend umzugruppieren.

11.5 Arbeitsfallen

Nebenden Störungendurch andere und eigenenArbeitsvermeidungsstrategien gibtes jedoch noch „Arbeitsfallen“, die auch etlichen Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftlern vertraut sind. Ich habe ja schonmit Medawar (vgl. 1984, S. 22) daraufhingewiesen, dass für das Studieren und wissenschaftliche Arbeiten ein hohes Maß

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334 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

an Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz aufzubringen ist, weil viele wis-senschaftliche Wege Irrwege sind. Heidegger verglich den Denk- und Forschungs-prozess mit Holzwegen: Neues wird nur derjenige erkunden, der die breiten Wan-derwege meidet und andere Pfade sucht, manchen Weg auch mehrfach geht. Dasses ein „Holzweg“ war, stellt sich erst im Nachhinein heraus. Keiner gerät absicht-lich auf einen solchen. Hinterher ist man um einen Irrtum oder positiver: um eineErfahrung reicher.

Oft hemmen auch ein zu hoher Selbstanspruch, mangelndes Selbstvertrauenoder überzogene Selbstkritik sowie übertriebener Perfektionismus (vgl. Sommer2009, S. 110 ff.). Moser und Mickler (vgl. 1994, S. 125–129) beschreiben drei typi-sche „Arbeitsfallen“, die bei Schreibprojekten immer wieder auftreten:

• den „Toten Punkt“,• das „Verlaufen“ und• das „Festrennen“.

Beim „Toten Punkt“ einer Arbeit hat man den Eindruck des „rien ne va plus“:Man glaubt nicht mehr an seinen Forschungsgegenstand, an die Qualität und denSinn dieser Arbeit. Vor allem zweifelt man an sich selbst, an den eigenen Fähig-keiten. Neben der nicht empfehlenswerten Radikallösung des Abbruchs der Arbeitgibt es eine Palette von Möglichkeiten, etwa den Kontakt zum Betreuer der Arbeitoder zu anderen Fachleuten zu suchen bzw. einen Termin bei der Studienberatungwahrzunehmen. Oft hilft es schon, wenn man sich den Frust von der Seele spricht.Dazu braucht man jemanden, der gut zuhören kann und demman vertraut. Häufigkommen einem bei solchen Monologen neue Ideen. Zumindest sollte die Zuhöre-rin oder der Zuhörer, der nicht unbedingt von der „Sache“ etwas verstehen muss,einen emotional stärken. Manchmal hilft es auch, dieses Kapitel nicht zu Ende zuschreiben und ein anderes Kapitel zu beginnen. Eine gute Planung des Arbeitsvor-habens (s. Abschn. 11.1) und der Einsatz von Visualisierungen (s. Abschn. 9.8.2)bieten einige Gewähr dafür, dass sich solche toten Punkte nicht häufen oder sogarvermieden werden. Manchmal liegt durch zu frühzeitiges Starten noch kein ausge-reiftes Konzept vor oder das Konzept enthält in sich erhebliche Widersprüche. Esfehlt noch die sogenannte „gute Gestalt“ (vgl. Keseling 2011).

Beim „Verlaufen“ hat man den (Über-)Blick für das eigene Thema verloren. Esscheint auszuufern, die Arbeit scheint einen zu überfordern und so „wurstelt“ manan Nebenthemen herum, die einen vom eigenen (thematischen) Weg abbringen.Oft erlebt man die eigene Fragestellung als unbedeutender als die der Randthemen,die eigentlich ausgegrenzt werden sollten. Wenn Sie sich „verlaufen“ haben, ist essinnvoll, sich auf denAusgangspunkt Ihrer Arbeit zu besinnen sowie IhrenArbeits-

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11.5 Arbeitsfallen 335

planmit Fragestellung undZielsetzung derArbeit hervorzuholen, um zu sehen, wasman schon erledigt hat und wo man genau steht. Zudem sind auch hier Kontaktezu Fachleuten und emotional stärkenden Menschen eine wichtige Hilfe.

Beim „Festrennen“ lässt Sie ein Problem oder ein eher unwichtiger Teilbereichnicht mehr los. Das Problem bzw. der besagte Teilaspekt nimmt Ihre ganze Auf-merksamkeit ein, obwohl Ihnen selbst klar ist, dass es sich um einen „Nebenkriegs-schauplatz“ handelt. Dennoch beißt man sich fest und grübelt und liest und grübeltund liest . . . Manchmal steigert man den Aufwand bis zur Erschöpfung. – Hier hel-fen nur noch der Abbruch dieses Teils der Arbeit und das Fortfahren an andererStelle.

Keseling (vgl. 2011, S. 215–221) nennt noch Probleme mit dem Adressaten alseine weitere Ursache für Schreibblockaden: Schreiben ist für viele einMonolog, ob-wohl wissenschaftliche Texte dialogischen Charakter haben: Sie sind intertextuelldialogisch in der Auseinandersetzung mit anderen Texten und intratextuell dialo-gisch mit dem Leser der Arbeit, indem mögliche Einwände gegen das Vorgehenoder die Argumentation von Schreibenden antizipiert werden (vgl. Thiel und Rost2001, S. 122). Manche Studierende haben Probleme mit dem inneren Adressaten(was habe ich schon zu sagen, das haben andere doch schon viel besser gesagt) oderdem tatsächlichen Adressaten; damit, dass sie ihre Examensarbeit für gerade malzwei Gutachter(innen) schreiben. Hat jemand Probleme mit dem inneren Adres-saten, ist es erst einmal wichtig, die Hemmung zu überwinden und in Schreibflusszu kommen, beispielsweise ohne Unterbrechung alles aufzuschreiben, was einemin den Sinn kommt. Bei diesem sogenannten „Free-Writing“ ist der Schreibprozessdas Ziel, nicht der Text (vgl. Wolfsberger 2010).

Sicherlich ist es nicht motivierend, nur für zwei (evtl. gefürchtete) Personen zuschreiben; dieses Faktum sollten Sie allerdings ausblenden und sich stattdessen vor-nehmen, dass Sie Ihre Arbeit für eine konkrete Person Ihres Nahbereichs schreiben,die Ihre Fragestellung interessieren könnte. Treten Sie gedanklich in Verbindungmit ihr:Waswürde sie Sie wohl fragen, wie können Sie ihr dasThema näherbringen?Bedenken Sie zudem: Diese Arbeit mag zwar eine ziemliche Belastung darstellen,ist jedoch auch eine Etappe auf Ihrem beharrlichen Weg, Ihrem angestrebten Zielnäherzukommen.

▸ Tipp Bei den genannten Arbeitsfallen ist die Konzentration auf folgen-de Frage wichtig: Was ist unverzichtbar für die Bearbeitung des Themasbzw. die richtige, angemessene und fachlich vertretbare Darstellung ei-nes Problems?

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336 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

▸ Tipp Sollten Sie immer wiederkehrende Schreibstörungen bei sichselbst bemerken, so sollten Sie die hilfreichen Passagen bei Frank et al.(2007, S. 88–98), das Buch „Keine Angst vor dem leeren Blatt“ (Kruse2007) bzw. den Aufsatz von Keseling (vgl. 2011) lesen sowie entsprechen-de Angebote der Studienberatung oder Schreibwerkstätten nutzen.Ungewöhnlich, kreativ und ermutigend ist das Buch „Frei geschrieben“von Judith Wolfsberger (2010).

11.6 Die Überarbeitung

Steht die Rohfassung, sollten Sie auf jeden Fall Ihr Manuskript überarbeiten. Wich-tig ist, dass auch für Dritte in derArbeit ein „roter Faden“ erkennbar wird.WechselnSie also die Perspektive und fragen Sie sich, ob die Arbeit aus der Sicht der Adressa-ten (vor allemder späterenGutachter!) verständlich ist. Dabei kommt es erst einmalauf Transparenz und Nachvollziehbarkeit an, also

• ein systematisches und für andere nachvollziehbares Vorgehen,• das Schließen von etwaigen Argumentationslücken,• das Schreiben von überblicksartigen Einleitungen für die einzelnen Kapitel• das Zusammenfassen von Ergebnissen amEnde eines jedenHauptkapitels sowie• das Schreiben von Überleitungen zum folgenden Abschnitt Ihrer Arbeit.

Sollten einige Textteile in IhremManuskriptwie Fremdkörperwirken, sollten Sieernsthaft erwägen, diese Passagen völlig zu streichen.Wenn sie Ihnen aus sachlichenGründen unverzichtbar erscheinen, passen sie vielleicht an anderer Stelle besser.Solches Ausschneiden und an anderer Stelle wieder Einfügen ist mit einem Text-verarbeitungsprogramm kein Problem. Zudem gibt es die Möglichkeit, Abschnitteaus demText herauszunehmenund als längere Anmerkung in einer Fuß- bzw. End-note zu verwenden. Danach sollten Sie, wie es Ihnen eingangs geraten wurde, nocheinmal den Titel Ihrer Arbeit überdenken und eventuell im Untertitel Differenzie-rungen vornehmen. Nun ist es an der Zeit, die Einleitung neu zu schreiben.

In einem weiteren Schritt ist es wichtig, die Arbeit in wissenschaftlicher Hin-sicht zu überprüfen, ob beispielsweise zentrale Begriffe eingangs definiert und re-levante Behauptungen mit Quellenangaben oder schlüssigen Argumenten belegtwurden.Da vieleWissenschaftler immer noch auf totalerWiderspruchsfreiheit wis-senschaftlich gemachter Aussagen beharren, wäre eventuell auch dieses logischeProblem zu reflektieren (vgl. dazu Brun und Hirsch Hadorn 2009, S. 193–295).

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11.6 Die Überarbeitung 337

Ob Sie das mit Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus (§ 5.43: „Alle Sätzeder Logik sagen daßelbe. Nämlich nichts.“) pauschal erledigen oder es mit einermehrwertigen Logik versuchen, hängt von IhremProblem ab.Darüber hinausmüs-sen sämtliche Zitate noch einmal auf ihre Zweckmäßigkeit und Richtigkeit geprüftwerden. Die wissenschaftlichen Standards der Quellenangabe (s. Abschn. 10.5), desLiteraturverzeichnisseswie andererAufstellungen sollten jetzt angewendet und ein-gehalten werden, wobei Vorgaben der Prüfer oder der Hochschule beachtet werdensollten. Fehlende Belege, die mit Blockaden (∎) im Text kenntlich gemacht wurden,müssen nun aufgelöst werden. Dazu ist vielleicht auch nochNacharbeit mithilfe desInternets bzw. an den Quellen erforderlich (s. Abschn. 8.1.3).

Stimmt die Arbeit nun im wissenschaftlichen Sinne, so sollte eine weitere Über-arbeitung in sprachlicherHinsicht erfolgen. Sätze sollten auf ihre grammatischeVoll-ständigkeit und Richtigkeit geprüft werden. Vollgestopfte Sätze sind durch Kürzun-gen zu entrümpeln und Bandwurm-Sätze in mehrere zu teilen.

Wichtig ist nun, dass

• die Begriffe und Metaphern stimmen,• Holprigkeiten, die durch lautes Lesen auffallen, geglättet werden,• Sie Vollverben verwenden und• Sie einige „anregende Zusätze“ in Ihren Text einbauen (s. Abschn. 10.1.1).

Ein weiteres Problem kann im Umfang der Arbeit liegen. Wegen der Menge zubegutachtender Arbeiten lehnen manche Prüferinnen und Prüfer zu lang gerateneArbeiten ab. Fast jedem fällt es schwer, den Text, den man sich mühsam abgerun-gen hat, zu straffen und vielleicht ganze Teile davon in den „Papierkorb“ zu werfen.Dennoch ist dieser Vorgang bei fast jeder Arbeit erforderlich, weil der Text dadurchmeistens an Struktur gewinnt. Wesentliches Kriterium ist daher, den eigenen Textmit den Augen eines Fremden (z. B. des Gutachters) zu lesen und von den ZielenderArbeit und denÜberschriften ausgehend, die eigeneArbeit auf Fragen hin zu le-sen (z. B.: Was ist die Kernaussage in diesem Abschnitt? Ist diese funktional für dieArbeit? Passen die Aussage des Abschnitts und die Überschrift zueinander?) undgnadenlos alle Abschweifungen für Kürzungen vorzumerken, indem solche Text-teile (evtl. farblich) markiert oder als verborgener Text formatiert werden. Bei derFormatierung als verborgener Text werden diese Teile bei entsprechender Drucker-einstellung nicht mitgedruckt. – Eventuelle Lücken oder fehlende Übergänge sindmithilfe von Blockadenzeichen oder mit der WORD-Funktion „Neuer Kommen-tar“ zu kennzeichnen („hier muss der Übergang nach der Kürzung überarbeitetwerden!“). Je nachdem, wie viele Seiten gekürzt werden müssen, werden dann dieverzichtbaren Teile abgeschätzt und wird beim Löschen mit den Textstellen be-

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338 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

gonnen, die am überflüssigsten erscheinen. Hierbei ist der PC wieder eine großeArbeitshilfe, weil zum einen diese Textteile in anderen Dateien aufbewahrt werdenkönnen, zum anderen, weil der aktuelle Umfang über die erweiterten Dokument-eigenschaften bei WORD präzise berechnet werden kann.

11.7 Das Literaturverzeichnis

Wenn Sie mit einem Anmerkungssystem (Fuß- oder Endnoten, s. Abschn. 10.5.4)arbeiten, in dem die von Ihnen verwendeten Quellen bei der ersten Verwendung inbibliografisch korrekter Vollbelegform genannt werden, so brauchen Sie eigentlichkein Literaturverzeichnis. (Es sei denn, es wird eines gefordert oder Sie wollen unbe-dingt eines erstellen.) – Zur amerikanischen Zitierweise „(Autor Jahr)“ im Text ge-hört ein vollständiges Literaturverzeichnis, in dem – alphanumerisch geordnet – allebibliografischen Angaben zu den Schriften stehen sollten, die von Ihnen zur Verfer-tigung Ihrer Arbeit herangezogen wurden. Wenn Sie die Literaturangaben maschi-nellmit demPC sortierenwollen, empfiehlt es sich, die Literatur beginnendmit denVerfassernamen und nachgestellt deren Vornamen(sabkürzungen) zu tippen bzw.aus ihrem Literaturverwaltungsprogramm auszuwählen und in die Textdatei ein-zufügen. Bei der Arbeit mit einem Textverarbeitungsprogramm wie WORD oderWRITER kann man entweder das Literaturverzeichnis in einer Extra-Datei spei-chern, also mit einer Textdatei (Text) und einer zweiten Textdatei (Literaturanga-ben) arbeiten oder aber mit einer Textdatei und zwei Ausschnitten bzw. „Fenstern“auf dem Monitor. Bei der Verwendung von zwei Dateien kann man schneller mitder Suchfunktion (Suche: XYZ) feststellen, ob eine Titelangabe schon für das Lite-raturverzeichnis erfasst wurde oder nicht. Der Vorteil einer Datei besteht dagegendarin, dass die Länge des Gesamtmanuskripts besser abgeschätzt werden kann, waswichtig ist, wenn der Umfang der Arbeit begrenzt ist.

▸ Tipp Beim Verfassen Ihres Textes sollten Sie auf jeden Fall immer dann,wenn eine neue Quelle in Ihrem Text Berücksichtigung findet, in dieebenfalls geladene Literatur-Datei oder in das andere Fenster wechselnund die Titelangabe dort sofort eingeben bzw. aus Ihrer Literaturdaten-bank einfügen. So gehen Sie sicher, dass später keine bibliografischeAngabe in Ihrem Literaturverzeichnis fehlt.

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11.7 Das Literaturverzeichnis 339

11.7.1 Zur Form und Reihung im Literaturverzeichnis

Jede Literaturangabe beginnt auf einer neuenZeile. Ratsam ist eine „hängende“ For-matierung, bei der die 2. und alle folgenden Zeilen zu dieser Titelangabe um einenhalben Zentimeter (oder mehr) nach rechts eingerückt sind. (Wenn dadurch zu vielPlatz verloren gehen sollte, kannman diese Formatierung jederzeit wieder ändern.)Diese Gestaltung des Literaturverzeichnisses erleichtert die Nachprüfung, ob alleAngaben vorhanden sind sowie die der Sortierfolge, welche sich in erster Linie nachden Nachnamen der angegebenen Verfasser bzw. Herausgeber samt ihren nachge-stellten Vornamen(sabkürzungen) richtet.

Botte, Alexander (2008) . . . steht vorBrachmann, Jens (2003) . . . steht vorEhlich, Konrad (1998) . . . steht vorFröhlich, Gerhard (o. J., ca. 2002). . . . steht vorGogolin, Ingrid (Hrsg.) (2011). . . . steht vorHarvey, Lee & Green, Diana (2000). . . . usw.

Verwenden Sie zwei Veröffentlichungen eines Verfassers, die beide im gleichenJahr erschienen sind, so müssen Sie im Text und im Literaturverzeichnis eine ein-deutige Zuordnung zu der Titelangabe vornehmen, indem Sie an die Jahreszahl einkleines „a“ bzw. „b“ usf. anhängen. Die im Text zuerst auftauchende Quelle erhältdas „a“, die zweite das „b“ usf., siehe dazu den folgenden Ausschnitt für die Reihungnach DIN 1505-3.

Beispiel für die Reihung nach der NormDIN 1505, Teil 3:

Luhmann, Niklas (Hrsg.): . . . 1981 steht vorLuhmann, Niklas (Interviewter): . . . 1985 steht vorLuhmann, Niklas: . . . 1995a steht vorLuhmann, Niklas (Hrsg.): . . . 1995b steht vorLuhmann, Niklas: . . . 1997

Solches Anhängen von klein a, b, c ist auch bei mehrbändigen Werken üblich,deren Bände alle in demselben Jahr erschienen sind. Im Text würde der erste auf-tretende Bezug also lauten: „. . . (vgl. Luhmann 1995a, S. 23)“.

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Nach DIN 1505, Teil 3, ginge die Beispielreihe folgendermaßen weiter:

LUHMANN, Niklas ; FUCHS, Peter: . . . 1989LUHMANN, Niklas ; SCHORR, Karl-Eberhard (Hrsg.): . . . 1986LUHMANN, Niklas ; SCHORR, Karl-Eberhard: . . . 1988LUHMANN, Niklas ; SCHORR, Karl-Eberhard (Hrsg.): . . . 1990LUHMANN, Niklas [u. a.]: . . . 1985

Gibt es Ko-Autoren oderMitherausgeber, so folgen diese nach den Schriften, die„Luhmann“ allein verantwortet (s. oben).Und zwar zuerst diemit nur einer weiterenbeteiligten Person, dann diemit zwei Ko-Autoren bzw.Mitherausgebern und zuletztdie mit drei undmehr Beteiligten, wobei Letztere durch „et al.“ oder „[u. a.]“ ersetztwerden können (s. Abschn. 10.5.6).

Verwenden Sie Schriften von zwei völlig gleichnamigen Verfassern (Vor- undNachname), wie es im Abschn. 10.5.5 an dem Beispiel „Schulz, Wolfgang“ aufge-zeigt wurde, so müssen beide im Text und im Literaturverzeichnis mit zusätzlichenrömischen Ziffern ausgewiesen werden: „Schulz [I] 1999“ und „Schulz [II] 1995“.Liegt nur beim Familiennamen Namensgleichheit vor, unterscheidet man bei deramerikanischen Zitierweise „Autor Jahr“ solche Personen auch im Text durch dieAngabe der Vornamensabkürzung:

. . . im Text (vgl. S. Freud 1971, S. 52) . . . weiterer Text . . . (vgl. Freud 1985, S. 7) . . .

Da umfangreiche Körperschaftsnamen (z. B.: „Arbeitsgruppe Bildungsberichtam Max-Planck-Institut für Bildungsforschung 1994“) bei der amerikanischen Zi-tierweise sehr lange Klammerausdrücke im Text erfordern, kann man sich hierbeisehr gut mit der in Abschn. 10.5.6 dargestellten Form C behelfen. ImText schreibenSie dann:

. . . Text (vgl. „AG Bildungsbericht“ 1994, S. 98) . . . es folgt weiterer Text . . .

und im Literaturverzeichnis:

AG Bildungsbericht 1994 Arbeitsgruppe Bildungsbericht am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung:Das Bildungswesen der BundesrepublikDeutsch-land. Vollst. überarb. u. erw. Neuausg. Reinbek: Rowohlt, 1994 (rororo sach-buch 9193).

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11.7 Das Literaturverzeichnis 341

Wenn Sie bei der Eingabe für das Literaturverzeichnis mit dem Nachnamen desVerfassers beginnen, müssen Sie die Titelangaben für die Rohfassung nicht ständigin die vorgeschriebene Feinordnung bringen. Für die Endfassung müssen Sie ihreTitelangaben nach den unten erläutertenKriterien wahrscheinlich noch einmal vonHand nachsortieren, wenn Sie zu bestimmten Autorennamen mehr als ein Werkverwendet haben.

Sind keine Verfasser- oder Herausgebernamen ermittelbar, handelt es sich umsogenannte anonymeWerke. In solchen Fällen werden die Sachtitel als QuellenbelegimText angegeben und im Literaturverzeichnis in die Reihung mit Verfassernamenalphabetisch einbezogen, wobei „der, die, das“ und unbestimmte Artikel (ebenfallsin allen Sprachen) zu Beginn des Titels unberücksichtigt bleiben:

„. . . Text (vgl. FORSCHUNG ’74 1973) . . . Text . . . “

und im Literaturverzeichnis:

Forschung ’74: Berichte aus Wissenschaft und Technik. Frankfurt/M.: Fischer, 1973

DieNormDIN 1505, Teil 3, schlägt darüber hinaus vor, dass die Kurztitelangabe,die Sie im Text verwendet haben, vor der bibliografischen Angabe wiederholt wird,und das in fetter Formatierung. Dieser Vorschlag hat sich nicht durchgesetzt, wo-bei für im Text verwendete Akronyme eine solche Praxis Sinn machen würde, weildieses im Text den Beleg kurz macht und im Literaturverzeichnis das Auffindenerleichtert.

BMBF 2011 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): . . .DGfE 2004 Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (Hrsg.): . . .Grundschule . . . 2010 Die Grundschule von morgen . . . (= anonymes Werk)Gudjons 2008 Gudjons, Herbert: . . .von Hentig 2001 Hentig, Hartmut von: . . .Körner 1995 Körner, Jürgen . . .Kreft ; Mielenz 2005 Kreft, Dieter ; Mielenz, Ingrid (Hrsg.): . . .Lenzen ; Luhmann 1997 . . .Luhmann 1992a . . .Luhmann 1992b . . .Luhmann ; Schorr 1990 . . .Luhmann ; Schorr 1996 . . .. . .Zymek 2011 . . .

▸ Tipp Achten Sie bei den Titelangaben auf eine einheitliche Formder Ansetzung, der Reihenfolge der Angaben und der Interpunktionzwischen den einzelnen Bestandteilen! Bedenken Sie schon bei derTitelaufnahme in Ihre Literaturkartei oder in Ihr Literaturverwaltungs-

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programm, dass jede fehlende Angabe möglicherweise zusätzlicheRecherchearbeit erfordert, indem Sie Ihre Angaben noch einmal über-prüfen und ergänzen müssen.

11.8 Das Inhaltsverzeichnis, weitere Verzeichnisseund das Erstellen eines Anhangs

Nachdem nun die schriftliche Arbeit steht, ist es sinnvoll, sich z. B. noch einmal dieGliederung der Arbeit anzuschauen sowie dieÜberschriften daraufhin zu prüfen, obdie darunter folgenden Ausführungen auch tatsächlich durch dieÜberschrift reprä-sentiert werden. Je nachUmfang der Arbeitmüssen Sie sich spätestens jetzt darüberGedanken machen, welche Abschnitte eher Unterkapitel darstellen und welches Ih-re Hauptkapitelüberschriften sein sollen. Nachdem Sie die Kapiteltitel überarbeitethaben, gibt es bei der Arbeit mit einem der üblichen Textverarbeitungsprogramme,z. B. Microsoft-WORD, die Möglichkeit, die Kapiteltitel – ihrer hierarchischen Ebe-ne (s. Abb. 11.5) entsprechend – differenziert zu formatieren, sodass beispielsweisejedes Hauptkapitel auf einer neuen Seite anfängt und eine 14-Punkt-Überschrift inVERSALIEN und Kapitälchen bekommt, während die Unterkapitelüberschrif-ten (nach 24 Punkt Abstand) in halbfetter 12-Punkt-Schriftgröße formatiert wer-den. Vielleicht brauchen Sie noch eine dritte Ebene für Überschriften Ihrer Arbeit,die dann nach 12-Punkt-Abstand in kursiver 12-Punkt-Schrift formatiert werdenkönnten.

Viele handelsübliche Textverarbeitungsprogramme beinhalten eine Programm-funktion, mit der ein Inhaltsverzeichnis automatisch erstellt werden kann. WennSie bei der Formatierung der Überschriften unter Formatvorlagen die verschiede-nenGliederungsebenen (Überschrift 1, Überschrift 2, Überschrift 3) berücksichtigthaben, können vom Programm außer den Seitenzahlen auch die entsprechendenDezimalziffern der Gliederung errechnet und hinzugefügt werden (vgl. Abb. 11.5).

Darüber hinaus kann es erforderlich sein, dass Sie im Anhang z. B. den vonIhnen erstellten Fragebogen oder Ihre Tabellen und Abbildungen dokumentierenoder ein Abkürzungsverzeichnis erstellenmüssen, z. B., wenn Sie die Zeitschriften-titel abgekürzt haben (s. Abschn. 10.5.6). Für Examensarbeiten sind keine Registererforderlich. Doch für Prüfungsarbeiten fordern die Prüfungsordnungen i. d. R. ei-ne eidesstattliche Erklärung, dass die Arbeit von einem selbst ohne Hilfe Dritterverfertigt wurde und keine anderen als die angegebenen Quellen Verwendung fan-den.DenWortlaut dieses Textes bekommen Sie imPrüfungsbüro IhrerHochschule.Manchmal ist auch ein tabellarischer Lebenslauf beizufügen. Solche Unterlagen ge-hören in den Anhang.

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11.9 Die Endkorrektur 343

1 Einleitung2 Problemstellung

2.1 Problembeschreibung2.2 Bisheriger Forschungsstand

2.2.1 Exkurs zur Untersuchung von XYZ2.3 Forschungslücke2.4 Forschungsfrage und Hypothesen

3 Methodendarstellung und –begründung3.1 …3.2 …

4 Ergebnisdarstellung…5 Diskussion der Ergebnisse

5.1 Beantwortung der Forschungsfrage5.2 Interpreta�on der Resultate im Kontext des gewählten

Theorieansatzes5.3 Einschätzung der Ergebnisse im Hinblick auf Praxis

6 Ausblick

Anhang Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

59

111618222527283337

4449

556065

687374

Abb. 11.5 Inhaltsverzeichnis mit drei Gliederungsebenen

11.9 Die Endkorrektur

Als Nächstes ist ein gründliches Korrekturlesen erforderlich, das nicht nur der Be-seitigung von Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und anderen Tippfehlern (z. B. zweiLeerzeichen hinter einander) gilt. Hierbei kann die Rechtschreibkontrolle durchTextverarbeitungsprogramme eine Hilfe sein, doch Vorsicht! Niemals die vollauto-matische Rechtschreibkontrolle verwenden, weil Sie sich dadurch sinnentstellendeFehler einhandeln können. Hilfreicher, aber auch noch nicht perfekt, ist der jeweilsaktuellste „DUDEN-Korrektor PLUS“. Im halbautomatischen Verfahren fährt derComputer die ihm unbekannten Wörter nacheinander an und fragt, ob das Wortso bleiben oder geändert werden soll. Schauen Sie sich dazu auf jeden Fall den

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344 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

jeweiligen Kontext an. Wenn Sie eine falsche Orthografie bei der Rechtschreibkon-trolle in dem Textverarbeitungs-Wörterbuch abspeichern, bringen Sie Fehler in dieRechtschreibprüfung und diese fehlerhaften Worte werden gar nicht mehr ange-zeigt. Auf jeden Fall ist zusätzlich ein konventionelles Korrekturlesen erforderlich,um auch grammatische Fehler auszuräumen. Da man in eigenen Texten jedochetliches übersieht, weil einem alles schon so vertraut ist und beim Lesen eine unbe-wusste Fehlerkorrektur abläuft, ist es ambesten,wenn zusätzlich eine andere Person,die des Deutschen mächtig ist, die Endfassung sorgfältigst Korrektur liest. Die vondieser Person gefundenen „Fehler“ sollten Sie aber selbst noch einmal z. B. mithilfeeines Rechtschreibwörterbuchs prüfen, bevor Sie Ihre Arbeit korrigieren, damit Siesich nicht neue Fehler einhandeln.

Besondere Vorsicht bitte bei Zitaten üben! – Zitate sind von der Änderung derRechtschreibung auszunehmen, denn sie sollen originalgetreu bleiben (s. Ab-schn. 10.5.1). Es kommt immer wieder vor, dass man selbst oder ein Korrekturleserdie Anführungszeichen übersieht und in Zitaten Verfälschungen vornimmt, soauch mit der automatischen Rechtschreibkontrolle. Deshalb sollten zum SchlussZitate noch einmal überprüft werden und vor allem das Vorhandensein sowiedie Richtigkeit aller Quellenangaben im Text, in den Fuß- bzw. Endnoten und imLiteraturverzeichnis.

Ein weiterer Korrekturgang ist erforderlich, wenn die Schreib- und Gestaltungs-regeln für die Textverarbeitung nach derNormDIN 5008 (in der Fassung von 2005)nicht bekannt sind. Hierzu gehört beispielsweise, dass man nach einem Punkt einLeerzeichen tippt, bevor sich der nächste Satz in einem Absatz anschließt. ZurDIN 5008 gibt es teilweise brauchbare Kurzfassungen im Internet. Genaue Infor-mationen sind auch im neuesten Rechtschreib-DUDEN (25. Aufl., 2009, S. 101–129) zu finden (für Formelsatz, Abbildungen und Tabellen s. a. Friedrich 1997; vgl.auch Krämer 2009, S. 73–97).

Schreibregeln und andere wichtige formale HinweiseDas erste Wort einer Überschrift fängt immer mit einem Großbuchstabenan. Überschriften enden nicht mit einem Punkt, manchmal aber mit einemAusrufe- oder Fragezeichen.

Interpunktionszeichen (, ; . : ! ?) werden in einemText direkt an den ihnenvorausgehenden Buchstaben getippt. Nach dem Interpunktionszeichen folgtein Leerzeichen.

Doppelte und einfache Anführungszeichen („. . . “, ,. . . ‘, ». . . «, >. . .<) und

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11.9 Die Endkorrektur 345

Klammern schließen Textteile direkt, d. h. ohne Leerzeichen, ein: „Zitat“ (Au-tor Jahr).

Trenn-, Binde- und Gedankenstrich sowie das Minuszeichen sind zu un-terscheiden: Wenn Sie in einem Wort Silben trennen wollen, immer denoptionalen Trennstrich (Strg-Taste + Bindestrichtaste) oder die Silbentrenn-funktion des Textverarbeitungsprogramms verwenden! Dann sind nachTextergänzungen oder Formatierungsänderungen nur dort Trennstriche, wosie auch wirklich sein sollen: an den Zeilenenden. – Bindestriche sind spar-sam zu verwenden und werden mit der Bindestrichtaste ohne Leerzeichenzwischen dieWörter getippt (ADHS-Kind). Möchte man, dass an dieser Stel-le keine Trennung erfolgt, setze man einen geschützten Bindestrich (Strg-+ Shift- + Bindestrich-Taste). – Ein Gedankenstrich (Halbgeviertstrich) istlänger als ein Bindestrich und wird mit der Strg-Taste und dem Minuszei-chen im Ziffernblock erzeugt. Vor und nach einem Gedankenstrich ist einLeerzeichen einzugeben. Der Halbgeviertstrich wird auch dazu eingesetzt,um „gegen“ bzw. „bis“ zu ersetzen, z. B.: „In der Kontroverse Habermas –Luhmann . . . “. Bei Von-bis-Angaben kommen dagegen keine Leerzeichenzum Einsatz, z. B.: „John Locke (1632–1704) . . . “, „S. 123–456“, „§§ 34–37“,„25,– €“. – Für das Minuszeichen ist das Minuszeichen aus dem Ziffernblockzu verwenden: „5 – 3 = 2“. Zwischen dem Minus (und Plus) als Vorzeichenkommt kein Leerzeichen: –15°C.

Vor und nach einem Schrägstrich kommt im Allgemeinen kein Leerzei-chen.

Vor Anmerkungsziffern steht kein Leerzeichen. Das Anmerkungszeichensteht, wenn sich die Anmerkung auf den vorangegangenen Halbsatz oderSatz bezieht, hinter dem Satzzeichen. Bezieht sich die Anmerkung auf ein be-stimmtes Wort bzw. eine Wortgruppe steht das Anmerkungszeichen direkthinter dem Wort oder der Wortgruppe (und damit evtl. vor einem Satzzei-chen).

Anmerkungen enden mit einem Satzschlusszeichen, also in der Regeleinem Punkt, manchmal einem Ausrufe- oder Fragezeichen. Dementspre-chend beginnen sie auch mit einem Großbuchstaben: Siehe Duden Deut-sche Rechtschreibung, 24. Aufl., Fußnoten- und Anmerkungszeichen, S. 108.

Initialwörter (Akronyme, wie z. B. BGB, PC, LED) und Abkürzungen(z. B. „Sp.“ für Spalte) sind zu unterscheiden. Abkürzungen enden meist miteinem Punkt. Bei mehrgliedrigen Abkürzungen mit Punkten wird zwischen

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346 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

den Teilen eigentlich jeweils ein geschütztes Leerzeichen (Strg-Taste + Leer-taste) gesetzt: „i. d. R.“, „m. E.“. Viele handhaben dies allerdings anders undlassen das Leerzeichen zwischen den Abkürzungsteilen weg: „z.B.“, „u.U.“,aber „usw.“, „zz.“. Nach der Abkürzung „S.“ für Seite kommt auf jeden Fallein Leerzeichen: „S. 15“ und nicht „S.15“.

NachAuslassungen, diemit drei Punkten kenntlich gemachtwerden, odereinem Abkürzungspunkt kommt kein weiterer (Schluss-)Punkt.

Zwischen Zahl und Maßeinheit steht ein geschütztes Leerzeichen: 20m,98%, 2½ kg, 30 €, +3° C. Zahl und Maßeinheit sollten ebenso wie Formelnin einer Zeile stehen.

Achten Sie darauf, dass Sie nicht nach jedemSatzmit der Enter-Taste einenneuen Absatz herstellen.

Bevorzugen Sie einen normalen Satzbau und bilden Sie vollständige Sätze.Beginnen Sie Sätze nicht mit „Und . . . “, „Denn . . . “ oder anderenKonjunktio-nen. Abkürzungen zu Beginn eines Satzes werden ausgeschrieben: „Zur Zeitläuft die Auswertung der Daten.“

Groß- bzw. Kleinschreibung nach einem Doppelpunkt: Folgt nach demDoppelpunkt ein vollständiger Satz, wird der erste Buchstabe nach demDop-pelpunkt (und dem folgenden Leerzeichen) groß geschrieben.

Krämer empfiehlt dringlich, jede Arbeit zuletzt noch einmal daraufhin zu prü-fen, ob

• die Nummerierung von Kapiteln, Abbildungen, Tabellen konsistent erfolgte,• Kapitelüberschriften und solche zu kleinerenAbschnitten identisch sindmit den

im Inhaltsverzeichnis genannten (was gegeben ist, wenn Sie mit der automati-schen Verzeichniserstellung eines Textverarbeitungsprogramms arbeiten),

• keine Kapitelüberschriften einsam und ohne Textzeilen unten auf der Seite ste-hen (sonst ist manueller Seitenwechsel erforderlich, der wiederumTextverschie-bungen auf anderen Seiten nach sich ziehen kann, weshalb eine erneute Layout-kontrolle mit Seitenansicht am Monitor durchgeführt werden sollte),

• zudem die Seitenangaben im Inhaltsverzeichnis und die internen Querverweisein der Arbeit stimmen,

• die verwendeten Quellen komplett, einheitlich aufgenommen und in richtigerSortierfolge im Literaturverzeichnis zu finden sind (vgl. Krämer 2009, S. 181).

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11.9 Die Endkorrektur 347

Wenn die Endfassung nun steht, ist die Zielgerade erreicht: Der gespeicherteTextwirdmit entsprechend breitem rechtenKorrekturrand formatiert. Beachten Siehierzu die Vorgaben des Prüfungsbüros bzw. die Wünsche der Gutachtenden. Mitder Trennhilfe wird nun erst die Silbentrennung manuell nach den neuen Recht-schreibregeln durchgeführt, undwenn die Seiten noch einmalmit dem Seitenlayoutüberprüft und eventuell von Hand noch einige Stellen nachgetrennt wurden, dannkann die Formatierung für den Blocksatz erfolgen. Nun sieht Ihre Arbeit schon fastwie ein gesetzter Text aus, wenn Sie Postscript-Schriften für den Satz verwendethaben. Nachdem der Satz über die Funktion „Ansicht 100%“ noch einmal geprüftwurde, kann aus WORD heraus auch ein PDF erzeugt werden, damit auf jedemDrucker das Dokument sein gleiches Aussehen behält.

Danach kann die endgültige Fassung ausgedruckt werden. Die ausgedrucktenSeiten sind noch einmal auf Vollständigkeit, insbesondere der Seitenübergängeund ein gutes Druckbild zu kontrollieren. Muss die wissenschaftliche Arbeit alsExamensarbeit in mehrfacher Ausfertigung im Prüfungsbüro eingereicht werden,wird das „Typoskript“ in einem Copy-Shop in entsprechender Zahl vervielfältigt.Die meisten Gutachter wollen für Prüfungsarbeiten ein einseitig bedrucktes Ex-emplar, um die Rückseiten der vorigen Seite für größere Notizen zu nutzen. Bevordie Arbeit gebunden wird, vergewissern Sie sich persönlich – und das in jedemExemplar –, ob alle Seiten lagerichtig und lückenlos vorhanden sowie keine Blät-ter doppelt sind oder vertauscht wurden. Noch entdeckte Fehler sollten Sie auchjetzt noch handschriftlich korrigieren, von Hand einzutragende Sonderzeichenund Formeln in die Exemplare schreiben, mögliche Abbildungen in die Exemplareeinkleben und vor allem die am Schluss einzubindende, eidesstattliche, besser:ehrenwörtliche Erklärung unterschreiben. Dann können die Exemplare gebundenund beim Prüfungsbüro eingereicht werden.

ZusammenfassungSie haben gesehen, wie viele Arbeitsschritte erforderlich sind, bis eine wissen-schaftliche Arbeit abgeschlossen ist. Wichtig ist eine sorgfältige Planung undthematische Eingrenzung der Arbeit, damit Sie sich nicht „verrennen“.

Von der Vorbereitung bis zum Abschluss Ihres Projekts sollten Sie möglichstsystematisch vorgehen. Andererseits sollten Sie auch bedenken, dass sich imLaufe des Arbeitsprozesses Überraschungen ergeben können, die Änderungendes Konzepts notwendig werden lassen.Deshalb sind der rechtzeitige Beginn so-wie eingeplante Zeitpuffer enorm wichtig, damit Sie nicht zu sehr unter Druckgeraten,wenndieArbeit termingerecht abgegebenwerdenmuss.Vor allem ist ei-ne kontinuierliche, tägliche Weiterarbeit erforderlich, weil Sie sonst immer wie-der neue Anwärmphasen brauchen. Doch auch ohne Druck kann es passieren,

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348 11 Die Vorbereitung und Durchführung eines größeren schriftlichen Projekts

dass die Arbeit nicht so voranschreitet, wie Sie sich das wünschen. Dann soll-ten Sie ggf. die Tipps aus dem Abschn. 11.5 noch einmal lesen sowie die dortangegebene weiterführende Literatur.

▸ Tipp ZumThema „Wie schreibe icheineAbschluss-Arbeit?“ gibt esm. E.ein besonders empfehlenswertes Buch: Das von Krämer (2009) verfasste„Wie schreibe ich eine Seminar- oder Examensarbeit?“, das insbesonde-re empirischArbeitendennochweiterführende Tipps fürdieDarstellungvonSchaubildern und Tabellen gibt. Sehr guteHinweise bieten auch dieBücher „Schreibkompetenzen“ von Roy Sommer (2009) sowie „Schlüs-selkompetenzen: Schreiben in Studium und Beruf“ (Frank et al. 2007).

Literaturverzeichnis

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11.9 Die Endkorrektur 349

Krämer, W. (2009). Wie schreibe ich eine Seminar- oder Examensarbeit? 3. überarb. und ak-tualisierte Aufl. [der Neuausg.]. Frankfurt am Main: Campus-Verl. Campus concret.Kruse, O. (1995).Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium, 4.erw. Aufl. Frankfurt am Main: Campus-Verl. Campus Studium, 1074.Kruse, O. (2007). Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium,12. völlig neu bearb. Aufl. Frankfurt am Main: Campus-Verl. Campus concret.Medawar, P. B. (1984). Ratschläge für einen jungen Wissenschaftler. München: Piper.Moser, T., & Mickler, W. (1994). Der Teufel steckt oft im Detail. Arbeitsorganisation. In J. R.Nitsch, H. G. Hoff, W. Mickler, T. Moser, R. Seiler & D. Teipel (Hrsg.) Der rote Faden. EineEinführung in die Technik wissenschaftlichen Arbeitens (S. 119–132). Köln: bps-Verlag.Murray, R. (2009).Writing for academic journals, 2. Aufl. Maidenhead, England: Open Uni-versity Press.Poenicke, K. (1988). Duden – Wie verfaßt man wissenschaftliche Arbeiten? Ein Leitfaden vomersten Studiensemester bis zur Promotion, 2. neu bearb. Aufl. Mannheim: Dudenverl. Duden-Taschenbücher, 21.Rost, D.H. (2007). Interpretation und Bewertung pädagogisch-psychologischer Studien. EineEinführung, 2. überarb. und erw. Aufl. Weinheim: Beltz PVU.Samac,K., Prenner,M.,& Schwetz,H. (2009).DieBachelorarbeit anUniversität und Fachhoch-schule. Ein Lehr- und Lernbuch zur Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten.Wien: Facultas.wuv.utb.de-Bachelor-Bibliothek, 3241.Sommer, R. (2009). Schreibkompetenzen. Erfolgreich wissenschaftlich schreiben; [Klausuren,Seminararbeiten, Examensarbeiten, Bachelor-/Masterarbeiten], 4. Aufl. Stuttgart: Klett LernenundWissen. Uni-Wissen Kernkompetenzen.Thiel, F., & Rost, F. (2001). Wissenschaftssprache und Wissenschaftsstil. In T. Hug (Hrsg.)Einführung in die Wissenschaftstheorie undWissenschaftsforschung (S. 117–134). Baltmanns-weiler: Schneider-Verl. Hohengehren. Wie kommt Wissenschaft zu Wissen?, Bd. 4.Werder, L. von (1998).Kreatives Schreiben von Diplom- und Doktorarbeiten, 2. völlig überarb.und verb. Aufl. Berlin: Schibri-Verl.Wolfsberger, J. (2010). Frei geschrieben. Mut, Freiheit & Strategie für wissenschaftliche Ab-schlussarbeiten, 3. Aufl. Wien: Böhlau. UTB Schlüsselkompetenzen, 3218.