Leseprobe MundArtiges und UnArtiges

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Karl Tattyrek

K A I S E RM Ü H L E NV E R L A G

G e r e i m t e s u n d U n g e r e i m t e s a u s W i e n

Mund rtiges Un rtigesA A

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Der Herr Karl & sein G‘schau

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Weana KindI bin a echta Weana Ich bin ein echter WienerNet gaunz vom oidn Schlog nicht ganz vom alten SchlageUm des no zu erreichen um das noch zu erreichenDo föhn mir a poa Tog Da fehlen mir ein paar Tage

I bin a echta WeanaDes werd i immer bleim bleibenIch könnt bestimmt woandersNet so zufrieden sein

Weil - Wien is scheen ist schönWird immer scheena schönerDrum kaunn i mir WienA niemois ogwehna. abgewöhnen

Dem Schani Strauss seine Melodien Johann StraussLiegen wie a Klangwolke über WienIn Schönbrunn ist der Kaiser noch überall präsent Im KaiserschlossUnd an den Lipizzanergeruch - in der Innenstadt Pferdegeruch der FiakerHam wir uns längst g‘went sind wir längst gewohnt

Die Oper - der Prater - die Donau so blauWien schlogt a Radl - wie der eitelste Pfau zeigt seine SchönheitDer Steffl schaut milde auf uns nieder der stephansdomAls ob er sagen möchte„Kummst eh boid wieder?“ Komm bald wieder

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Am Donauturm - hoch am Juchhee GipfelDa sieht man Wien erst richtig schee schönMit dem Hundertwasser-Heizwerk Wiener Maler und PhantastHaben wir des schönste der gaunzn Welt weltweit das SchönsteDes woa vielleicht des letzte - Wos uns in Wien hot noch g‘fehlt!

Vom Kahlen- und Leopoldsberg Wiens bewaldete HausbergeQuillt der Wienerwald runterZumeist herrlich grünIm Winter schneeweißIm Herbst auch mal bunter

Der Kasperl im Prater - der will Euch sogn Hanswurst-FigurDen Wurschtl in uns - kann keiner derschlogn! Unsere Fröhlichkeit ist unverwüstlichUnd wenn‘s rundum gewittert - stürmt und a krocht krachtDa haben wir Wiener - uns oft schon gedocht: gedachtGeh Kinder - so streit‘s net Ihr Lieben - vertragt euch dochEs ist schad um die ZeitDie Lösung steckt oftmals - in der Gemütlichkeit! In der Ruhe liegt die KraftWir tuan zwoa gern raunzen gern meckernDes steckt in uns drinAuch das ist eine Spezialität Hier in Wien

Was brauch ma Lobhudln - Unnötiges EigenlobProbiert‘s Wien selber ausDann werdt‘s ihr verstehn:Nur do bin ich z‘Haus!

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Graue Tage - zarter Duft

Graue TageZarter DuftGeheimnisvollesLiegt in der Luft

Glitzerkram und GlockenläutenZimtgeruch und MarzipanGehetzte MenschenLassen deutenEs beginnt der Weihnachtswahn

KinderaugenRund und großSaugen alles - begeistert einNur für sie - ist es GenussBald wird endlich Weihnacht sein

Wo blieben unsere KinderaugenWarum haben wir all das verlorenWofür soll - all das - für uns noch taugenIst dies Gefühl in uns gestorben?

Nur wir selbstKönnen verändernDreht das Rad der Zeit zurückUm so wie in KindertagenFinden - dies besondre Glück

WeihnachtsstimmungKekse backenVom Alltag einen Schritt zurückLiebe Menschen um uns sammelnDas bringt uns näherStück für Stück

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Weihnachtstag

Der Papa schmückt den Weihnachtsbaum

Buntes Glitzern - Kindertraum

Heuer gibts nur Elektrisch-Kerzen

Weil mit dem Feuer ist net guat scherzen

Dass es net passiert - wia letztes Joah JahrAls der Bam - a wengerl - brennat woa Baum brannteWenn die Nerven blank da liegn -

In aufgewühlter Hetzerei

Böse Worte tief heut fliegen

Das‘ dir wünscht - dass boid vorbei

Wenn‘s net wegn der Kinder wär

Pfeifat ich - aufs Weihnachts-Gscher Weihnachts-TamtamDie Mama striegelt noch die Kinder

Weil des macht sich guat auf d‘ Bilder

Endlich hört man‘s Glöckerl läuten

Jeder waas es richtig deuten

Das Christkind ruft die braven Kinder

Auch meine Stimmung wird nun milder

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Dann stengans do mit große Augn

Und strahlen mit dem Weihnachtsbaum

Wir singan schnö a Weihnachtsliad

Und de Mama schaut recht griad gerührtDann geben wir den Weg -

Zu den Geschenken frei

Juchhee - jetzt gibts a Freudengschrei

I setz mich still ins Eck hinein -

Mit an Glasl guaten Wein -

Schenk ma noch und piperl fein

Von fern hör ich noch de Kinder schrein

Und loss daunn Weihnacht - Weihnacht sein

lass den Wein

mir schmecken

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WeihnachtenJoseph von Eichendorff (1788-1857) im Zusammenspiel mit Karl Tatty (1956-?)

Markt und Straßen stehn verlassenStill erleuchtet jedes HausSinnend geh ich durch die GassenAlles sieht so festlich aus

So beginnt das berühmte Weihnachtsgedicht, das wahrscheinlich jeder von uns kennt.

Und wie das heute klingt, das seht Ihr hier:

K: Markt und Straßen voller LeuteStreben gehetzt von Haus zu HausGeschenke sind nun Sinn des LebensSo sieht heute Weihnacht aus!

J: An den Fenstern haben FrauenBuntes Spielzeug fromm geschmücktTausend Kindlein stehn und schauenSind so wunderstill beglückt

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K: In den Fenstern überquellendTausend Dinge bunt geschmücktViele Leute stehn und schauenMancher Geldschein wird gezückt

J: Und ich wandre aus den MauernBis hinaus ins freie FeldHehres Glänzen - heil‘ges SchauernWie so weit und still die Welt!

K: Wandern zwischen KaufhausmauernAlles wohlfeil für genügend GeldHast und Gier lässt mich erschauernIst das der Sinn auf dieser Welt?

J: Sterne hoch die Kreise schlingenAus des Schnees EinsamkeitSteigt‘s wie wunderbares SingenO du gnadenreiche Zeit

K: Sterne hoch die Kreise schlingenAus der Herzen EinsamkeitHört man doch die Sehnsucht klingenNach der verlorenen Weihnachtszeit

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Jahresrückblick

Das alte Jahr ist nun zu EndeUnd rechtzeitig zur JahreswendeFolgt der Blick nochmals zurückMit frohem oder trübem Blick Was ist doch alles uns gelungenWelch zartes Glück ist uns zersprungenWelch Freude oder Angst auf MorgenWelch Hochgefühl - welch große Sorgen Was haben wir nun neu gewonnenUnd ist doch anderswo zerronnenDoch dieses Jahr ist überstandenMal sehn wo wir im Neuen landen

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Da Kölla Der Keller

Da Kölla ist voi Der Keller ist vollSogt unlängst mei Frau kürzlichWenn man do bloß reinschautDo graust einer Sau!

Der Kölla ist voiMan find drinn nix mehrJetzt Mist eam moi aus entrümpelnJetzt moch eam moi leer! endlich

Und noch a poar WochenDa hot’s mich soweit hat sie mich überzeugtI hob’s ihr versprochenDamits net ollerweil streit nicht immer streitet

Jo - so bin i obegaungan hinuntergegangenMit Höm und feste Schuach Helm und feste SchuheUnd hob zu entrümpeln aungfaungan angefangenHob oi des gfundn - was i net suach gefunden - was ich nicht suche

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An Fußboi ohne Luft FussballAn Koffer ohne Henkel

Oide Tennislatschen - noch mit Duft alte TennisschuheVon ana Puppn an Plastikschenkel

Sechs Glaserln Marmelad vom 98er Joah

Wenn die wer isst - föhn eahm de Hoah! fehlen ihm die Haare

An Sheriffstern und a Kinderhutschn

A Plastikschwert - und zwa Teddybärn

Soll ich jetzt ollas wegaschmeißn entsorgenVielleicht woin des amoi - die Enkerln gern? wollen

Die Schi no mit der Haxenbrecherbindung technisch veraltete SchibindungDrei Floschen Whiskey - von der letzten Feier

A Krippen - daumois söber gschnitzt damals selbst geschnitztNo Unterlagen von der 2er Steuer

Zwa Sesseln - auf de ma net guat sitzt unbequemOba - zum Wegaschmeißen zschod! zu schade

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A fost wia neicha Wossahaun WasserhahnDer Rest - vom oidn Bod altem BadBücher von der Schul der KinderWer wolltat die heute noch lesen wollteFür wos ma des bloß aufghom haum? wozu die aufbewahrt habenDes hob ich längst vergessen

Jeds Stickl - ist a Erinnerung Jedes StückAun längst vergaunganen Togn vergangene TageGanz stüll liegts umadum im Kölla still liegts herumUnd kaunn uns sovü sogn soviel sagen

Und wia ich do - so steh im Kölla nachdenklichDa schiaßts mir in den Sinn schiesstsWas wirklich wichtig istHob ich im HerznIm Kölla -Ist nur des Klumpert drin! Gerümpel

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80 und kein bisschen weise

Beim Dokta sitzt a oida Mau: alter MannHerr Dokta - dass i nimmer kau UnvermögenDes kränkt mi sehr - es mocht mi hin unzufriedenDass i so schwoch beim Schnacksln bin Bei Liegestütz mit Partnerin

Der Doktor meint: Geh liaba MaunnJetzt schau mal deinen Joahrgaung aun! AlterserscheinungEs ist der Lauf hoit der Natur -Ois Oider bist - ka junger Bua Als Alter bist kein junger Bursche

Aber jetzt wärs klass - im PensionistenheimDo gibt’s viele hundert WeiberleinIch wär der Hecht im KarpfenteichWenn ich die Weiberleut so scheich Frauen scheucheDoch leider ist er so patzig-weich … wie silanisiert

Aber Sie sind doch sonst - recht guat beinaund pumperlgsundDas des net geht - ist bestimmt ka Schaund keine SchandeMit 80 verdient er sich - doch längst a RuhDie Hauptsach ist: Er mocht brav – LULU Pipi

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ABER! Mein Freund - der Joschi - ist scho 90 JoahDer mant - bei ihm geht’s wunderboa wunderbarFast so guat wias früher woa warUnd i bin doch erst knopp 80 oidEs kränkt mich so - dass ich versprichWos er net hoit nicht hält er nicht hält was Mund versprichtDer Joschi sogt - bei ihm is no ois im Lot in OrdnungNur bei mir - do hängt er do - wia tot Gamsbartsyndrom: Man kann sich seinen Pinsel am hut stecken.Jetzt reicht‘s dem Doktor:Sie mein HerrGesundheit ist doch wichtiger! I bitt Sie - hörns jetzt auf mit dem Gschrah Schluss mit Geschrei In Ihrem Oita noch so a Tra-ra! Alter so eine Aufregung Wissens wos: Erzöhlns es hoit ah! Empfehlungstipp: Erzählen sie das eben auch

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Aufgebläht

A oides Muattal geht zum Oazt ArztWeils so vü umadumma pfoazt pupsenStoake Blähungen tuan sie plognSie mant - des kummt vielleicht vom Mogn?

„Herr Dokta“ sogt des Muattal daunn„Ma merkts mir sicher goa net aunOba - während i do so sitz bei IhnenFliagn meine Schas - so wia die BienenEs ist ja bloß a RiesenglückDass mas net rieacht - net heat - net siechtBittschön verschreims mir wos dagegnMit so vü Blähungen - mecht i net leben!“

Der Dokter ist ein netter MannSchaut sich des Muattal prüfend anUnd sogt daunn: „Jo mir scheint i hobDie richtigen Pulverl gegen die PlogTuns es brav schluckn -Und kummans wieder - in 14 Tog!“

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Schon 7 Tog später ists Muattal kummanSchon von weitn hört mans grantig brummen„Herr Dokta songs was gschicht mit miaSeit de Pulverl stinkts ois wia Hean tuat mas zwoa - zum Glück jo netAber dass so stinkt - des find i bled“

[Doktor]„Liebe Frau - jetzt hammas gleichNach meiner Kur san Sie wia neichDer Geruchsinn ist jetzt repariertJetzt schau ma - dass mit dem Hören - A no besser wird!“

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Jo mei Frau die ist so fit

Jo früher! Do woa mei Frau a bissal fett war sie etwas fett Do wars mir liab - do woars no nettDes große Problem fing doch erst anMit ihrem plötzlichen Fitnesswahn

Will i Iänger schlofen - in der Fruah schlafen - MorgensSekkierts mi scho - in ana Tua ohne Pause quälenI kriag die Augen kaum no auf - bekommeDo is scho fit und a guat drauf gut

I sog eich - i moch wos mit ich sage EuchWeil meine Frau - die ist mir z‘fit!

Und sollt ich wieder mal verrichtenDie ehelichen Männer-PflichtenStellt sie sich das gleich - mehrmals vua vorDoch ich - hob doch schon - vorher gnua! vorher genug

Raff ich mich auf - zeig meinen WillenBeginnt sie bös‘ mich anzubrüllenBaut sich auf - in MuskelposeDo rutscht mir‘s Herz - gleich in mei Hose

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I sog eich - i moch wos mit Ich sage euch - ich mache was mitWeil meine Frau die ist mir z‘fit!

Ja - sie hat bei uns - die Hosn anWos eh schon alle wissen tanOba lochn - sollt sich kana traun lachen besser verkneifenSunst kummt eam glei - mei Frau verhaun sonst züchtigt euch meine Frau ...

Wenn ich mich bloß - tuan - trauen - tät es wagen würdeIch suachat mir ane - schee gmiatlich und fett schön gemütlich und fettDie mir a Ruah gibt und a verhätscheln mecht verwöhntDann ging‘s mir glei besser Und nimmer so schlecht

Denn meine Frau - die ist mir vü zu fitDo kumm i anfoch nimma mit! schaffe ich nicht mehr

Mein Resümee - so gaunz am Schluß zusammenfassendWas jede Frau doch wissen mußUns Männer sollte man mehr schonenUns föhn vü z‘ vü - von den weiblichen Hormonen Uns fehlt viel zu viel

Darum san mir a - net gaunz so fitDarum schonts uns mehr! Worum ich bitt!

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Goldenes Weanaherz

Ich kenn an Ich kenne jemandenDen ich immerWaunn ich eam siech wenn ich ihn seheAm liabstn übersiech am liebste gläsern wähne

Ich mog eam - Ich mag ihmAm liebsten imma ane mit vorliebeIn de Goschn haun seine Visage polieren

Ich gfrei mi - Ich freue michWenn er wida amoi wenn er wieder einmalSo richtig so richtig eineAne auf de Nuß kriagt hot drüber gezogen bekommt

Ich vergunn eam - Ich gönne ihmWirklich -Des Allerbeste - Solaung er ka Schaunz hot Keine Chance hatDass ers a kriagt es zu bekommen

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Ausbusslt Genug geküsstIn der Fruah geb ich dir ka BusslWeilst ohne Zähndputzn afoch net zu deriachn bist MundgeruchNa und unter Tog TagsüberDo bin ich jo net z‘haus UnterwegsWeil ana muass hoit des Göd verdienan Brötchen verdienenUnd am Obend AbendsWaunn ich ham kumm daheimDo gebat ich dir schon ans wäre es möglichAber dann do liaba kans aber besser nicht

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Ka ZeitLiabe Leit! Liebe LeuteI hob ka Zeit!Waas net warum weiss nichtWaas a net wieI waas nuaDe Zeit hot mi!

Dabei kommt mir In den SinnDass des anzige einzigeWos erledigt isAm End i söba bin! selber

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Versäumt

Und waunn der Wind waht Wenn der Wind wehtDurch de Bam Durch die BäumeSo wia durch mein Kopf Genau wie durch meinen KopfA schena Tram Schöne TräumeVon dazumois Als einstmalsWo i hätt soin Wo ich hätte sollenHob mich net traut Habe es nicht gewagtHob nix ändern woin Nichts ändern wollen

Und so tram i jetzt Und so träume ich jetztI hätt Berge wohl versetzt Ich hätte sicher Berge versetztMit mehr Kurasch Mit mehr CourageNet sitzen blieben wär Nicht sitzen geblieben wäreAuf mein‘ faulen Arsch Auf meinem faulen Arsch

So san mir em bliebm So sind eben gebliebenNur meine Tram Nur meine TräumeDe wahn durch mein Kopf Die wehen durch meinen KopfWia der Wind Wie der Wind Durch de Bam Durch die Bäume

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