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Universitt Bayreuth
Lehrstuhl: Didaktik der deutschen Sprache WS 2009/10
Einfhrung in die Literaturdidaktik 16.11.2009
Dozentin: Claudia Whrl
Referentin: Carina Burkel
Lesesozialisation/Lesemotivation
(nach Bettine Hurrelmann/Michael Hammer)
1) Ausgangslage
Neil Postman Untergang von Buch und Lesekultur
Verdrngung des Buches durch andere Medien
Untersuchung Junge Leute lesen mehr als die lteren
Kommunikationsverhalten primr buchbezogenes Elternhaus ist keine notwendige
und Medien / Lesen im Bedingung mehr fr die Entwicklung zu regelmigen
Medienumfeld Bcherlesern
Trend zur Lesefrderung
Polarisierung der Bevlkerung in kommunikationsarm vs.
kommunikationsreich
der Bevlkerung ist dem Buch besonders fern
Allensbacher Institut fr Kaum Vernderungen in der Lesekultur innerhalb dieser
Demoskopie (1968-1988) 20 Jahre
(Langzeitforschung) Die Zahl regelmiger Buchleser bleibt gleich, trotz:
-Ausbreitung v. hherer Schulbildung
-mehr Freizeit
-mehr Durchschnittseinkommen
Erhhung des Zeitbudgets fr Medienkonsum insgesamt
ABER: Zeit fr die Buchlektre bleibt gleich
im Verhltnis zur gesamten Mediennutzung war der
Zeitanteil frs Lesen rcklufig
ACHTUNG:
Mehr Bildung Mehr Lesen (i.d. Freizeit)
viel grere Bedeutung der Familie fr die Lesebereitschaft
2) Lesesozialisationsforschung
1. Sprachwissenschaft: 2. Literaturwissenschaft:
Untersuchungen zum Erwerb der Literalitt Lesebiographischer Ansatz
durch Klein- und Vorschulkinder
Lesesozialisationsforschung
3. Entwicklungspsychologie: 4. Kommunikationswissenschaft:
Strukturanalytischer Ansatz der Kommunikationswissenschaftliche
Medienrezeptionsforschung Leseforschung
1. Emergent Literacy-Forschung
(Jerome S. Bruner Vorlesesituationen als Schlelsituationen fr die Sprachentwicklung von
Kleinkindern)
Wie im Vorlesedialog mit der Mutter fr das noch lese-unerfahrene Kind eine Brcke vom
mndlichen Sprachgebrauch zum situationsabstrakten, schriftlichen Sprachgebrauch
geschaffen wird
Ergebnis: je besser der Erwachsene in der Lage ist, dem Kind durchs Vorlesen den Eintritt in
die Schriftsprache zu erleichtern, desto leichter fllt spter auch das selbststndige Lesen
2. Lesebiographische Forschung
Interesse liegt ber die Kindheit hinaus auf der gesamten Lebensspanne
Ansatz: aus rckblickenden Selbstausknften von Lesern Einsicht gewinnen in:
- Kulturgeschichtliche und generationsspezifische Bedingungen der Lektre
- Soziokulturell unterschiedliche Entwicklungsverlufe des Lesens
familire Bedingungen in der Kindheit/Jugend sehr wichtig
3. Strukturanalytische Rezeptionsforschung
(Freiburger Forschungsgruppe um Michael Charlton und Klaus Neumann)
Nicht nur auf das Lesen allein bezogen, sondern auf die gesamte kindliche Medienrezeption
kindlicher Umgang mit Mediengeschichten = bedrfnisgesteuert
= Beitrag zur Identittsentwicklung und
Lebensbewltigung des Kindes
Suche nach den handlungsleitenden Themen (bestimmen die Auswahl der Medien durch
die Kinder, das Verstehen und die weitere Verarbeitung der Medienangebote
4. Kommunikationswissenschaftliche Leseforschung
(Studie Familie und Lesen vom Allensbacher Institut fr Demoskopie)
interessiert sich fr das zeitliche Ausma der Lektre
Lesesozialisation aus der Rckschau Erwachsener rekonstruiert
Vorteil: Erfolg/Misserfolg der Leseerziehung erkennbar
Nachteil: schwer kalkulierbare Erinnerungsverzerrungen/Ungenauigkeiten
Vom Familiengeschehen selbst weit entfernt
Ergebnis: deutliche Abhngigkeit des Leseverhaltens der Erwachsenen von der frheren
Leseerziehung im Elternhaus
Ungnstige familire Voraussetzungen kann die Schule nur selten ausgleichen (eher noch der
sptere Partner)
3. Das eigene Projekt
Ergebnisse:
der berwiegende Teil der Kinder liest gern und hufig
Buchlesedauer d.Kinder betrgt durchschnittlich 35Min/Tag (Wochentags) und ca.50Min/Tag
(Wochenendtage)
- Lesezeit der Vter
Weniger selbstbezogenes Lesen
- Wenn die Eltern viel lesen die Kinder aber nicht:
Leseprozesse aus dem Alltag ausgegliedert
- Kaum Gesprche ber Lektre
Trotz einer ausgesprochenen Hochwertung des Lesens sind viele Eltern jedoch nicht fhig,
ihre Kinder zum Lesen zu motivieren
- Zuerst dachte man das Buch und das Lesen wrde allmhlich aussterben oder man
msse sich dafr verstecken (Partisanenexistenz des Lesers).
Nun zeigt sich das andere Extrem:
Lesen ist zu einer hoch bewerteten Ttigkeit geworden (gut frs eigene Image)
Normative Verzerrung
- Jeder betont mittlerweile den enormen Wert des Lesens fr die Schule
a)das stimmt aber mit dem eigenen Leseverhalten nicht berein
b)Lesen findet aus Leistungsgesichtspunkten statt
c) Lesen wird als Pflichtbung dargestellt/gesehen
Lesen (und Nicht-Lesen) dient der Beziehungsregulation innerhalb der Familie
Beziehungsregulierende
Funktion des Lesens
Distanzierung/ Nhe zu/Orientierung
Autonomie an den Erwachsenen
Auseinandersetzen mit der Eigenen Rolle in Reaktion auf Gesprchsangebote der Eltern
Der Familie Appell, um Zuwendung zu erhalten
Es gibt deutliche, geschlechtsspezifische Unterschiede im Leseverhalten
Mdchen Jungen
-Lesen hufiger und lnger
- Unterschiedliche(s) Buchgattungen/
Leseinteresse
-Strker sozial-emotional -Eher kognitiv- intellektuell
-Bevorzugen hufiger andere
Freizeitbeschftigungen (z.B. TV)
gegenber dem Lesen
Unterschied ist mglicherweise in der weiblichen Linie der Lesesozialisation begrndet
Schule hat zwar wenig Einfluss darauf, wie viel Kinder in ihrer Freizeit lesen sie ist der Familie aber
bezglich der Intensitt der Leseerfahrungen berlegen
Voraussetzungen:
- Buchbezogener Unterricht
- An den Leseinteressen der Kinder orientiert
- Phantasievoll/abwechslungsreich
Schule bietet kreative und handlungsorientierte Formen der Textverarbeitung (z.B. Weiterschreiben/
Nachspielen) und kann somit auch die persnlichkeitsbildende Wirkung des Lesens professioneller
ausschpfen.
Literarsthetische Produktionskompetenz/Rezeptionskompetenz
(nach Abraham/Kepser)
Literarsthetische Produktionskompetenz
sthetische = (bildende) + Musik + Literatur
Bildung Kunst
Deutschunterricht: Sprachkompetenz
Lesekompetenz
Literarische- und Poetische Kompetenz
u.s.w (siehe z.B. Lehrplan)
Bei der literarischen Bildung setzt man sich (anders als im Kunst- oder Musikunterricht) hauptschlich
mit bereits bestehenden literarischen Produkten auseinander (Literarische Kompetenz). Selbst
produktiv ttig zu sein (Poetische Kompetenz) ist dagegen eher unwichtig.
Argumente, die gegen literarische Produktion angefhrt werden:
berforderung des Unterrichts, Schler/innen zu Dichtern machen zu wollen
Literarische Produktion ist nicht objektiv bewertbar
Gegenargumentation:
Jeder hat das Recht, literarisch produktiv ttig zu sein vllig egal ob er/sie nun gut darin ist oder
nicht. Literarisches Schreiben im Rahmen des Unterrichts hat nichts mit dem Geniehaften zu tun,
mit dem es nur zu gerne konnotiert wird.
KEINE Bewertung/Benotung ist 100%ig objektiv. Mit transparenten Bewertungsmastben ist es
jedoch auch mglich, die poetische Kompetenz zu beurteilen. Z.B.:
- Orientierung an vorher festgesetzten Zielen
- Kommunikative Gesichtspunkte
- Semantische Kongruenz
Literarsthetische
Produktion
Handlungs- und Produktions- Kreatives Schreiben
Orientierung
Schler/innen bilden literaturbezo- Aufgaben/Impulse, die Schler/innen in
gene Fertigkeiten aus, durch: der Gruppe aufgreifen knnen, um mit
-eingreifende Ttigkeiten Hilfe literar. Techniken/Formen ihren
-eigenstndige Produktion Gedanken und Gefhlen Ausdruck zu
verleihen
Literarische Produktion hat blo dienende Funktion, ist aber nicht das Ziel des Ganzen
Literarsthetische Rezeptionskompetenz
Funktion des Literaturunterrichts:
- Lust an der Rezeption von Literatur (Individuation)
- Medienbezogener Dial