Let’s talk Business! Oder: Warum wir uns schwertun mit dem „Commitment“.

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70 Serie Reporting 72 In Kürze 74 IT-Trends 76 Community Events 79 Aus unserer Bibliothek 80 In eigener Sache 81 Aus dem Verlag 83 Vorschau und Impressum Service

Transcript of Let’s talk Business! Oder: Warum wir uns schwertun mit dem „Commitment“.

70 Serie Reporting

72 In Kürze

74 IT-Trends

76 Community Events

79 Aus unserer Bibliothek

80 In eigener Sache

81 Aus dem Verlag

83 Vorschau und Impressum

Service

Let’s talk Business! Oder: Warum wir uns schwertun mit dem „Commitment“.Sprache verändert sich. Wir formulieren unsere Berichte nicht mehr auf Althochdeutsch und in Versform. Neue Kommunikationsformen verändern aber nicht nur die Sprache, sondern auch die Inhalte – nicht immer zum Positiven.

Man steht schnell als akademischer Besserwisser da, wenn man sich über Sprache Gedanken macht: „Sprache spricht man einfach.“ und „Machen Sie es doch nicht so kompli-ziert!“. Deutsch lernt man in der Schule, und danach hat man gefälligst damit zu leben.

Falsch! Unsere Sprache verändert sich ständig. Und das birgt die Chance, sie auch ständig zu verbessern. Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurde so viel gesprochen und geschrieben, und selten wurde so viel Zeit aufgewendet, um das gesprochene und geschriebene Wort zu verstehen. Jede kleine Verbesserung bringt daher Vorteile, die Zeit sparen und Klarheit fördern.

Wenn Sie besser kommunizieren wollen, dann sollten Sie vier Dinge beherzigen:

1. Übernehmen Sie VerantwortungAlle Kommunikationsexperten sind sich in einer Sache einig: Die Verantwortung für das Gelingen von Kommunikation liegt vor allem beim Sender. Dies führt zwingend zu einer Haltung des Senders, die geprägt ist von Sorgfalt und Integri-tät. Wer ist mein Publikum? Wie versteht es meine Anliegen möglichst rasch und richtig?

2. Formulieren Sie BotschaftenDie moderne Kommunikationskultur ist geprägt von nichtssagenden Informationen. Small Talk, verzichtbare Selbstdarstellungen und ausufernde Detailerläuterungen begegnen uns täglich im Geschäftsleben und in der Öf-fentlichkeit. Ohne eindeutige, gut begründete Botschaften werden wir nicht gehört. Was ist uns wichtig? Haben wir noch Meinungen, oder sagen wir nur noch das, was man hören will?

3. Beginnen Sie mit dem Wesentlichen„Zum Punkt kommen“ ist die wichtigste Eigenschaft guter Kommunikation. Aber bitte nicht erst zum Schluss, wenn wir

den Großteil der Zuhörer und Leser bereits verloren haben. Es braucht Mut, ganz zu Beginn zu sagen, was einem wichtig ist. Aber es ist die einzig wirksame Art, zu überzeugen und Publikum und Leser bei der Stange zu halten.

4. Formulieren Sie verständlichWenn es nur so einfach wäre! Wie oft erläutern wir Sach-verhalte und bemerken, dass unser Gegenüber es anders versteht als wir selbst. Dabei ist es doch alles sonnenklar. Das Verständnis der Inhalte hängt von einem unüberschau-baren Gewirr von Vorkenntnissen, Überzeugungen, Ein-stellungen und schwer fassbaren psychologischen Rahmen-bedingungen ab.

Es gibt dafür keine einfachen Rezepte. Aber es gibt Eigen-schaften, die Sprache gut verständlich machen: Sie muss einfach, einheitlich, eindeutig sein. Ich nenne es das „EEE-Modell“.

Serie Reporting

Roman Griesfelder hinter-fragt in dieser Beitragsserie den Status quo des Repor-tings und zeigt Wege auf, die das interne Berichtswesen wirksam machen. Dabei be-schäftigt er sich mit der Kom-munikationskultur, der Spra-

che und den Darstellungsdetails in Diagrammen und Tabellen.Roman Griesfelder studierte BWL und Soziologie und gründete – nach einer langjährigen Zusammenarbeit mit Professor Dr. Rolf Hichert – die aspektum gmbh mit Sitz in St. Gallen (Schweiz).

70 Controlling & Management Review 2 | 2014

Service | Reporting

EinfachJeder Autor und jeder Redner läuft Gefahr, sich über seine Sprache profilieren zu wollen. Kuriose Sätze, komplizierte Worte und komplexe Strukturen können die Sprachkompe-tenz tatsächlich eindrucksvoll unter Beweis stellen. Leider führt das im Geschäftsleben jedoch zu einem unnötigen Auf-wand an Zeit und Energie – und allzu oft zu Missverständnis-sen und Unsicherheit. Kurze, aktive Sätze mit vielen Verben führen zu einem klaren und einfachen Stil.

Wer komplizierte Sprache nutzt, um seine Position und Kom-petenz unter Beweis zu stellen, der kommuniziert schlecht.

EinheitlichIn der Variation liegt die Würze. Sie kann uns unterhalten und faszinieren. Das Spielen mit Nuancen in der Sprache ist oft eine künstlerische Meisterleistung – und hat genau deshalb nichts im Geschäftsleben verloren. Wer A sagt, sollte immer A sagen und nicht um der Ästhetik willen Begriffe wechseln. Wenn unsere Lehrer „Wortwiederholungen“ kritisierten und uns damit zu einer variantenreichen Sprache ermutigten, dann sollte das kein Grund sein, die mündliche und schrift-liche Geschäftskommunikation besonders blumig zu formu-lieren.

Wer Sprache nutzt, um mit geschäftlichen Informationen zu unterhalten, der kommuniziert schlecht.

EindeutigSprache ist ein umfassendes und komplexes System von Ver-einbarungen. Man hat sich über Jahrhunderte auf die Bedeu-tung von Begriffen geeinigt, und wir verbringen viele Jahre unserer Entwicklung damit, diese Bedeutungen zu lernen. Wir sollten diese Errungenschaften nicht ohne Grund preis-

geben. Viele Fremdworte sind nicht eindeutig definiert, und sie lösen Assoziationen aus, die schwierig vorherzusagen sind. Dazu zählt auch das Standardrepertoire des Business-Deutschs: Performance, Commitment, Change, Re-engineering und Impact. Das typische Business-Deutsch (Manager-Deutsch, Berater-Deutsch, leider auch das Politiker-Deutsch) hat keine Sprachkraft mehr. Es wirkt nicht authentisch, es wirkt nach-gemacht und es überzeugt nicht.

Da hilft nur eines: unbequem nachfragen. By the way: Was bedeutet eigentlich „Commitment“? Überall dort, wo es einen treffenden deutschen Begriff gibt, sollten Sie diesen auch ver-wenden. Selbst wenn er altmodisch klingt, ist er meistens klarer.

Wer Sprache nutzt, um zu verschleiern, der kommuniziert schlecht.

LiteraturLanger, I./Schulz von Thun, F./Tausch, R.: Sich verständlich ausdrü-cken, 8. Aufl., München 2006.

Schneider, W.: Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte, 5. Aufl., Reinbek 2013.Kernthesen

•Sprache ist zu wichtig, um sich über ihre Wirkung keine Gedanken zu machen. •Wer gut führen will, muss gut kommunizieren wollen.•Wer komplizierte Sprache nutzt, um seine Kompetenz unter Beweis zu stellen, der kommuniziert schlecht.•Wer Sprache nutzt, um zu unterhalten, der kommu-niziert schlecht.•Wer Sprache nutzt, um zu verschleiern, der kommu-niziert schlecht.

Handlungsempfehlungen•Gute Kommunikation beginnt mit einer Haltung der Sorgfalt und Integrität. Gute Vorbereitung und Aufrich-tigkeit gehören zur Verantwortung jedes Autors und Redners.•Haben Sie etwas zu sagen? Etwas Wesentliches, etwas Relevantes? Dann sagen oder schreiben Sie es immer zu Beginn.•Kommunizieren Sie verständlich. •Vermeiden Sie komplizierte Sprache und unklare Begriffe. •Ersetzen Sie kraftlose Business-Begriffe durch tref-fende deutsche Begriffe.

71Controlling & Management Review 2 | 2014

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