Lexikologie - FHN

22
Lexikologie Definition Die erst seit den 1960er Jahren innerhalb der Lingusitik eigenständig existierende Disziplin untersucht die Bestandteile einer Sprache (spezielle Lexikologie) oder von Sprachen allgemein (allgemeine Lexikologie) und versucht, zwischen den einzelnen lexikalischen Bestandteilen (Morphemen, Wörtern und festen Wortgruppen) Beziehungen und Regeln festzustellen. Lexikologie ist die sprachwissenschaftliche Disziplin, die den Wortschatz einer Sprache und seine Entwicklung betrachtet. Lexikologie untersucht in zahlreichen spezialisierten Teilgebieten Aufbau, Funktion und Zussammenwirken der Wörter. Teildisziplinen der Lexikologie Lexikographie ist die Lehre von den Wörterbüchern. Sie beschäftigt sich mit dem Erstellen von Wörterbüchern. Wortbildungslehre befasst sich mit der Bildung und Strukturierung der komplexen Wörter.Sie untersucht die Wortbausteine und die Regeln ihrer Zusammenführung. Wortbedeutungslehre/Semantik befasst sich mit der Bedeutung der Lexeme. Sie interessiert sich für ihren sprachspezifischen Inhalt und für die Methodik diesen Inhalt zu erforschen. Sie wird gegliedert in Semasiologie und Onomasonologie. Bei der Semasiologie geht man zuerst von einem Wort aus und dann zeigt man dessen Bedeutungen auf. (wenn von sprachlichen Zeichen ausgegangen wird und wenn man nach der Bedeutung diese Zeichens gefragt wird. z.B. GLAS → a) Gegenstand b) Material c) optisches Gerät Bei der Onomasonologie geht man von Begriffen (Konzepten und Sachverhalten) in einem bestimmten Bereich der Wirklichkeit aus und sucht die entsprechenden Bezeichnungen. (Das onomasiologische Vorgehen geht von den Denotaten (Referenten) bzw. Begriffen (Konzepten) und fragt welche Zeichen für sie in einer Sprache zur Verfügung stehen. -Semasiologie welche Bedeutung hat das Wort -Onomasiologie wie kann man diesen Gegenstand bezeichnen Etymologie(historische Lexikologie) erforscht die ursprüngliche Bedeutung der Wörter. Meistends wird unter Etymologie heute jedoch die Verfolgung der Wortgeschichte eines bestimmten Wortes von seiner Entstehung bis in die Gegenwart verstanden. Hier werden Herkunft und Geschichte der Wörter ergründet und somit wie sich ihre Bedeutung und Form entwickelt haben. Phraseologie ist eine der jüngsten Disziplinen der Lexikologie. Hier werden feste Wortverbindungen oder phraseologische Einheiten 1

description

Skripta

Transcript of Lexikologie - FHN

Page 1: Lexikologie - FHN

Lexikologie

DefinitionDie erst seit den 1960er Jahren innerhalb der Lingusitik eigenständig existierende Disziplin untersucht die Bestandteile einer Sprache (spezielle Lexikologie) oder von Sprachen allgemein (allgemeine Lexikologie) und versucht, zwischen den einzelnen lexikalischen Bestandteilen (Morphemen, Wörtern und festen Wortgruppen) Beziehungen und Regeln festzustellen.Lexikologie ist die sprachwissenschaftliche Disziplin, die den Wortschatz einer Sprache und seine Entwicklung betrachtet. Lexikologie untersucht in zahlreichen spezialisierten Teilgebieten Aufbau, Funktion und Zussammenwirken der Wörter.

Teildisziplinen der Lexikologie Lexikographie ist die Lehre von den Wörterbüchern. Sie beschäftigt sich mit dem Erstellen von

Wörterbüchern. Wortbildungslehre befasst sich mit der Bildung und Strukturierung der komplexen Wörter.Sie

untersucht die Wortbausteine und die Regeln ihrer Zusammenführung.

Wortbedeutungslehre/Semantik befasst sich mit der Bedeutung der Lexeme. Sie interessiert sich für ihren sprachspezifischen Inhalt und für die Methodik diesen Inhalt zu erforschen. Sie wird gegliedert in Semasiologie und Onomasonologie. Bei der Semasiologie geht man zuerst von einem Wort aus und dann zeigt man dessen Bedeutungen auf. (wenn von sprachlichen Zeichen ausgegangen wird und wenn man nach der Bedeutung diese Zeichens gefragt wird. z.B. GLAS → a) Gegenstand b) Material c) optisches Gerät Bei der Onomasonologie geht man von Begriffen (Konzepten und Sachverhalten) in einem bestimmten Bereich der Wirklichkeit aus und sucht die entsprechenden Bezeichnungen. (Das onomasiologische Vorgehen geht von den Denotaten (Referenten) bzw. Begriffen (Konzepten) und fragt welche Zeichen für sie in einer Sprache zur Verfügung stehen. -Semasiologie welche Bedeutung hat das Wort -Onomasiologie wie kann man diesen Gegenstand bezeichnen

Etymologie(historische Lexikologie) erforscht die ursprüngliche Bedeutung der Wörter. Meistends wird unter Etymologie heute jedoch die Verfolgung der Wortgeschichte eines bestimmten Wortes von seiner Entstehung bis in die Gegenwart verstanden. Hier werden Herkunft und Geschichte der Wörter ergründet und somit wie sich ihre Bedeutung und Form entwickelt haben.

Phraseologie ist eine der jüngsten Disziplinen der Lexikologie. Hier werden feste Wortverbindungen oder phraseologische Einheiten unterschiedlicher Art (Redewendungen, Sprichwörter) erfasst und systematisiert.

Onomastik befasst sich mit mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen, also Vor- und Nachnamen und Orts- und Ländernamen

Die Entlehnung bezeichnet die Übernahme eines sprachlichen Ausdrucks aus einer fremden Sprache in die Muttersprache d.h. die Übernahme von Wörtern von Fremdsprachen in die eigene Sprache.

Alle Teildisziplinen der Lexikologie ausser der Etymologie wenden sowohl synchronische als auch diachronische Methoden an.

Die synchronische Wortbildung fragt nach Möglichkeiten in der Ggegenwartssprache. Die diachronische Wortbildung untersucht die Geschichte bestimmter Bildungsweisen und

(Bildungs)modelle.

1

Page 2: Lexikologie - FHN

Es gibt auch einige Verteilungen der Lexikologie Die kognitive Lexikologie beschäftigt sich damit, welche Charakteristika das mentale Lexikon hat und

aus welchen Modulen es besteht. Computerlinguistik Lexikologie beschäftigt sich mit der Entwicklung und Verwendung von

computerlinguistischen Methoden zur Formalisierung und Implementierung von lexikalischen Regularitäten und Ausnahmen z.B. statistischen Methoden.

Allgemeine Lexikologie sucht nach den Gemeinsamkeiten aller Wörter, Sprachen, fragt also nach den universalen und den theoretischen Grundlagen.

Spezielle Lexikologie beschäftigt sich mti den Spezifiken der Einzelsprachen. Historische Lexikologie die auch Etymologie genannt wird , betrachtet die historische Dimension des

Wortschatzes. Sie kann den Wortschatz zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit beschreiben oder die Entwicklung einzelner Wörter über einen historischen Zeitraum.

Klassifikation der Wörterbücher Sachwörterbücher- handelt es sich um alphabetisch angelegte, allgemeine Enzyklopädien oder

spezielle oder fachbezogene Sachwörterbücher z.B. Lexikon der Kunst Sprachwörterbücher a) einsprachige Wörterbücher/Monolinguale b) zwei oder mehrsprachige Wörterbücher/Bi-Multilinguale Wörterbücher sie sind von einer Sprache ausgehend alphabetisch als Übersetzungswörterbücher angeordnet. Orthographische Wörterbücher sind Rechtschreibungswörterbücher wie die DUDEN Ausgaben von

Leipzig und Mannheim Orthopädische Wörterbücher/Aussprachewörterbuch ist ein Wörterbuch, das angibt, wie die Wörter

einer Sprache ausgesprochen werden.Sie sind ebenfalls alphabetisch aufgebaut. Stilwörterbücher Fremdwörterbücher erschließen den Teil des Wortschatzes einer Sprache, der ursprünglich aus einer

anderen Sprache stammt und nicht ausschließlich aus der Geschichte der eigenen Sprache hervorgegangen ist. Valenzwörterbücher

Synonymwörterbücher ist ein Wörterbuch, das zu den aufgeführten Stichwörtern andere Ausdrücke (Synonyme) angibt, die die gleiche oder zumindest eine ähnliche Bedeutung aufweisen.

Abkürzungswörterbücher

WortbildungMorphologie bedeutet Formenlehre. In der Sprachwissenschaft ist damit die Lehre von der Form und dem Aufbau von Wörtern gemeint. Sie untersucht die Struktur von Wörtern, indem sie deren Bestandteile ermittelt und beschreibt. Die Morphologie umfasst 2 Hauptgebiete nämlich die Flexion und Wortbildung.Bei der Flexion geht es um die unterschiedlichen Fromen eines Wortes, die u.a. durch den syntaktischen Kontext vorgegeben sein könnten z.B. Die Krawatte des Professors sitzt schief. (Genitiv)Dagegen beschäftigt sich die Wortbildung mit der Bildung neuer Wörter und deren Struktur, untersucht die Regeln, nach denen Wörter gebildet werden, und ordnet sie verschiedenen Wortbildungstypen zu.

Grundbegriffe: MORPH – MORPHEM – ALOMORPH Morphe sind Elemente, die man durch die Segmentierung und Sätzen und Wörtern bzw. Aussagen gewonnen hat, die aber noch nicht klassifiziert sind. Es handelt sich dabei um konkrete Realisierungen eines Morphems. z.B. Schule→ Die Kinder gehen in die Schule. In der Schule lernen sie das Einmaleins.

Morpheme sind die kleinsten sprachlichen Zeichen, also die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Sprache. Sie lassen sich semantisch nicht weiter zerlegen.z.B. auf, geh-, Tür, un-

2

Page 3: Lexikologie - FHN

Allomorph Ein Morphem kann in einer äußerlich abgewandelten Form auftreten. Dabei handelt es sich um ein Allomorph(griech. andere Gestalt). Allomorphe sind Varianten eines Morphems, d.h., sie unterscheiden sich in der äußeren Gestalt, nicht aber in ihrer Bedeutung.z.B. (Schul)tasche → Schul ist Allomorph zum Morphem {Schule} (Wald)chen, (Wäld)er → Wäld ist Allomorph zum Morphem {Wald} kam als Präteritum zum Verbstamm komm sind AllomorpheFisch - Fische (Plural-Allomorph: -e)Träger- Träger-Ø (Plural-Allomorph: Nullallomorph)Vater - Väter (Plural-Allomorph: Umlaut)Wald - Wäld-er (Plural-Allomorph: Umlaut + -er)Stimme - Stimme-n (Plural-Allomorph: -n)Kind - Kind-er (Plural-Allomorph -er)Video - Video-s (Plural-Allomorph: -s)Maus - Mäus-e (Plural-Allomorph: Umlaut + e)Frau - Frau-en (Plural-Allomorph: -en)

Klassifikation der Morpeheme

Man unterscheidet a) freie und gebundene Morpheme und b) lexikalische, grammatische Morpheme.

Ein freies Morphem kann als ein Wort auch frei vorkommen z.B. Schule, schön,er ...Ein gebundenes Morphem kann nicht alleine stehen z.B. komm -(in kommen), Brom - (in Brombeere), -lich, -keit,ver-, un-.

3

MORPHEMEMORPHEME

FREI FREI GEBUNDEN GEBUNDEN

lexikalisch grammatisch lexikalisch grammatisch

Basismorphem BM{les} lesen

Wortbildungsmorphem WBMSuffix PräfixZirkumfixAffixoid

Flexionsmorphem FM{er} Bilder{en} Inf.end.

Basismorphem BM Schule,schön,er

und, dass, auf, ein KonjunktionenPräpositionenArtikel

Page 4: Lexikologie - FHN

Lexikalische Morpheme tragen eine lexikalische Bedeutung, d.h., sie beziehen sich auf Gegenstände, Handlungen usw. Es gibt freie und gebundene lexikalische Morpheme.

Freie lexikalische Morpheme: {Schule} Gebundene lexikalische Morpheme: {les-} (Verbstamm zu lesen). Die

lexikalischen Morpheme werden auch als Grund- bzw. Basismorpheme (BM) bezeichnet.

Grammatische Morpheme können auch frei oder gebunden sein. Freie grammatische Morpheme stellen Beziehungen zwischen sprachlichen Einheiten her und haben

keine selbstständige Bedeutung. Dazu gehören Konjunktionen, Präpositionen, Artikel z.B. und, dass, auf, ein

Gebundene grammatische Morpheme sind die Flexionsmorpheme (FM), welche Flexionsmerkmale, wie Person, Numerus, usw. Angeben z.B. die Pluralendung {–er} in Bilder oder die Infinitivendung {–en} in gehen.

Auch die Wortbildungsmorpheme WBMzählen zu den grammatischen Morphemen. Sie tragen eine wortbildende Bedeutung. WBM sind Suffixe (z.B. –ung in Kleidung), Präfixe (un- in unmöglich), Zirkumfixe (be-...-t in behaart), und Affixoide.

WortbildungstypenIn der neuen linguistischen Literatur überwiegt die Auffassung, dass es nur 2 Arten der Wortbildung des Verbs gibt, die Komposition/Zusammensetzung und die Derivation/Ableitung.Bei der Komposition/Zusammensetzung werden 2 lexikalische Morpheme, von denen das zweite Wort immer ein Verb ist, zu einer neuen lexikalischen Einheit verknüpft, z.B. kopfstehen, schwarzfahren, kennenlernen.Komposition nennt man den Wortbildungsprozess, das Kompositum(Zusammensetzung) ist das daraus entstandene Produkt. Milchtüte, Kellertreppe (zwei Substantive)hell-gelb (zwei Adjektive)immerfort (zwei Adverbien)Kochtopf (Verbstamm+Substantiv)Gegenlicht (Präposition+Substantiv)Allheilmittel (Pronomen+Subastantiv)

a.) Die Stelle an der die beiden Konstituenten zusammentreffen, nennt man Fuge . Es gibt zwei Typen von Fugenelementen.

Fugenelemente, die heute noch als Flexionsform (z.B. Genitiv Singular oder Plural) zu erkennen sind. Sie werden deshalb von einigen Sprachwissenschaftlern auch Fugenmorpheme genannt, z.B. Herzenswärme (Paraphrase Wärme des Herzens), Länderspiel (Paraphrase Spiel der Länder)

Fugenelemente, denen durch die Paraphrase keine Bedeutung zugewieden werden kann, die also semantisch leer (bedeutungslos) und damit keine Morpheme sind, z.B. Sonnenschein, Sicherheitsschloss. In beiden Fällen handelt es sich um eine Flexionsform

Weder Genitiv Singular noch eine Pluralform von Sicherheit heißen Sicherheits≠ Sonnen≠Fugenelemente sind keine Morpheme, auch wenn sie wie Flexionsmorpheme aussehen!Landsmann, Landesfarbe, Eierschale, Schmerzensgeld, Hundekot, Blumenbeet, Geisterstunde, Geistesblitz, Geschichtsbuch, Geschichtenbuch, Krankenhaus

Zum Gebrauch des fugen Morphems Bei zusammengesetzten Wörtern (Komposita) werden in der deutschen Sprache an den Wortgrenzen, den Wortfugen, häufig bestimmte Laute eingefügt. Um Endungen vom vermeintlichen Plural oder Genitiv (Wesfall) abzugrenzen, werden sie als Fugenelemente, Fugenlaute, Fugenzeichen, Fugenmorpheme, Kompositionsfugen, Interfixe oder Epenthesen bezeichnet.

4

Page 5: Lexikologie - FHN

Die unmittelbare Konstituente des Kompositums sind in vielen Fällen durch ein Verbindungselement miteinander verbunden. Das Fugenmorphem hat folgende Fugenallomorphe:

Ø- (Nulti) Fundbüro, Sportschau, Wetterbericht, Buchhandlung, Sonntag (Sonne,Tag), Schmerzgefühl, Schmerzschrei, Tagalter

(e)s- Altersflecken, Gesichtsfarbe, Tagesschau, Jahresbericht, Einheitspreis, Arbeitszimmer (e)n- Sonnenenergie, Frauenemanzipation, Strahlenbündel, Sonnenwende, Sonnenseite,

Sonnenfinsternis, er- Kindergeld, Bücherregal, Kindergarten, Bücherfreund e- Tagegeld, Lesebrille, Tagebuch, Ladefläche ens- Schmerzensgeld, Schmerzensschrei o- Chemotherapie, Grammophon i- Stratigraphie

b.) Beim Determinativkompositum DK wird die zweite Konstituente durch die erste näher bestimmt. Es herrscht also ein hypotaktisches (untergeordnetes) Verhältnis zwischen den beiden Bestandteilen. Das Erstglied heißt Bestimmungswort, das Zweitglied Grundwort z.B. Wolljacke (Jacke aus Wolle), Gartentor (Tor zum Garten), Hochhaus, grasgrün, Postcheck, Girokonto.

c.) Possessivkompositum PK zwischen Bestimmungswort und Grundwort herrscht ebenfalls ein hypotaktisches Verhältnis.Es wird ein Besitzverhältnis angezeigt. Oft bezeichnen Possessivkomposita Personen, die das im Wort genannte „besitzen“ z.B. Schlaukopf (ein Mensch mit einem schlauen Kopf), Großmaul, Glatzkopf, Rotkäppchen, Blauhelm, Achtzylinder, Zweirad.

d.)Präpositionales Kompositum PRK Wie beim Possessivkompositum liegt auch beim PRK ein exozentrisches Bedeutungsverhältnis vor. Eine Präposition ist das Erstglied z.B.Vormittag (die Zeit vor dem Mittag) ≠ kein vorheriger Mittag, Untertasse (etw., das unter der Tasse liegt) ≠ untere Tasse, Übersee (ein Land über der See)

e.)Beim Kopulativkompositum KK herrscht ein praktisches (nebengeordnetes) Verhältnis zwischen den beiden Bestandteilen. Ihre Reihenfolge ist theoretisch auustauschbar und beide Teile bezeichnen gleichermaßen das Gemeinte z.B.Strichpunkt→ Strich und PunktStrumpfhose→ Strumpf und HoseHemdbluse→ Hemd und BluseSüßsauer→ süß und sauerChlorwasserstoff→ Chlor und WasserstoffKrawattenschal→ Krawatte und SchalHosenrock→ Hose und RockDichterkomponist→Dichter und Komponist

Derivation/Ableitung Die Derivation als Prozess bezeichnet die Verknüpfung eines als Basis fungierende lexikalische Morphem mit einem Suffix oder einem Präfix bzw. Präfixoid z.B.rein-igen, be-moosen, los-rennen Kombination von Präfix und Suffix z.B. be-sicht-igenDie Derivation unterscheidet sich von der Zusammensetzung (Komposition) dadurch, dass bei Komposition mindestens zwei Wörter (Grundmorpheme) eine eigenständige lexikalische Bedeutung besitzen, während bei der Derivation nur ein Wort existiert, dessen Anhängsel (Affixe) keine konkrete (jedoch eine abstrakte) lexikalische Bedeutung haben.

5

Page 6: Lexikologie - FHN

Bei der Expliziten Ableitung wird durch Anfügen von Wortbildungsmorphemen an eine Basis ein neues Wort gebildet. Der Teil, an den das Wortbildungsmorphem angehängt wird, heißt, Basis für Ableitungen; Basis für Ableitungen können fast alle Wortarten sein:Substantive Un-sinn, Bäch-lein, herbst-lichVerben: Lehr-er, ab-räumen, find-igAdjektive: Frechheit, Schwanger-schaft, krank-haftAdverbien: zur Genüg-ePronomen: ander-sJe nach beteiligtem Wortbildungsmorphem spricht man von Präfix-, Suffix- oder Zirkumfixbildung.a.)Präfixbildung- das Wortbildungsmorphem wird vorne an eien Basis angeschlossen.

Verbpräfixe be→bestimmen ent→entlassen er→errechnen ver→versammeln zer→zerbrechen miss→missverstehen

Präfixe bei Substantiven (eher selten) Ge→Geäst, Gebälk, Gestein Erz→Erzfeind, Erzbischof Ur→Urgroßvater, Urenkel, Urwald

Unschuld(Substantiv), unklug(Adjektiv), ungern (Adverb), missverstehen (Verb), Misserfolg (Substantiv)

b.)Suffixbildung Suffixe sind WBM, die sich hinten an eine Basis anschließen, dabei kanns ich die Wortart ändern. Diese Phänomen nennt man Transposition. Die häufigsten Suffixe:

Suffixe zur Bildung von Substantiven e→ Tanke, Sprache, Süße er→ Sänger, Trinker, Stecker ung→ Überraschung, Versuchung, Verzeihung heit/keit→ Sicherheit, Schönheit, Heiterkeit

Movierung oder Motion bezeichnet die Ableitung einer Person oder Tierbezeichnung, die das geschlechtliche Gegenstück nennt. Meistens werden weibliche Bezeichnungen von männlichen abgeleitet z.B. Arzt→Ärztin, Professor→ Professorin, Hund→ HündinSeltener ist die Ableitung männlicher Bezeichnungen z.B. Witwe→Witwer, Hexe→Hexer

Deminutivbildung eines Substantivs es gibt zwei verschiedene Suffixe –chen und –leinAn Substantive auf –ch, -g, -ng tritt in der Regel ein –lein z.B. Däch.lein, Zwerg-lein, Ring-leinSubstantive auf –l(e) werden mit –chen verkleinert z.B. Spiel-chen, Fell-chen etc.

Suffixe zur Bildung von Adjektiven -bar→ essbar, lieferbar, haftbar -ig→ stachelig, runzlig, giftig, -lich→ glücklich, frühlich, zärtlich -sam→ bedeutsam, wundersam, sparsam -(er)isch→ herrisch, mürrisch, angeberisch

Suffixe zur Bildung von Verben -ig→ steinigen, reinigen -el→ stückeln, herbsteln, sächseln -ier→ interessieren, fotografieren, marschieren Die Infinitivendung –(e)n ist KEIN SUFFIX, sondern FlexionsendungFremsuffixe –ion →Absolution,Revolution, -ast→Gymnasiast, -age→Massage

c.) Zirkumfixbildung Zirkumfixe sind zweiteilige Bildungsmorpheme, die gleichzeitig an eine Basis treten z.B.ge-...-e→ Gelände, Gebirge, Gerde, Getue

6

Page 7: Lexikologie - FHN

be-...-t→ behaart, bebrillt,beleibt, nicht mit Partizip verwechseln besticken≠, bewegen≠ge-...-t→geblümt, gestreift, gehörnt, nicht mit Partizip verwechseln gemalt≠be/ver...-ig/em→berücksichtigen, beabsichtigen, beglaubigen, verköstigen (nur bei Verben)

d.)DieAffixoidbildung ist im Grenzbereich zwischen Komposition und expliziter Ableitung angesiedelt. Es geht dabei um Morpheme, die zunächst auch als freie Morpheme vorkommen können z.B. {affe }, {arm}, {riese}, {spitze}, {super}, {werk}, {zeug}. In bestimmten Wortverbindungen haben diese Morpheme aber eher die Funktion eines Affixes (also eines Präfixes oder Suffixes). Das lässt sich an 2 Aspekten erkennen.

Beispiel für Präfixoid: affe(n)- → Affengeschwindigkeit, Affenhitze, affengeil (Affe wird hier nicht mehr zur Bezeichnung eines Tieres verwendet, sondern bedeutet eine Steigerung sehr, extrem

Beispiel für Suffixoid:-werk→ Beuwerk, Mauerwerk, Schuhwerk, Triebwerk Weiter Beispiele für Affixoide:

Spitze(n)- (sehr): Spitzengeschwindigkeit, Spitzenleitung, SpitzenwitzRiese(n). (sehr): Riesenüberraschung, rießengroß, Riesenhunger-zeug (Ansammlung von): Spielzeug, Putzzeug, Schreibzeug, Flugzeug, Fahrzeug.arm (wenig besitzend): gefühlsarm, abgasarm, zuckerarm

Implizite Ableitungen Im Gegensatz zur expliziten Ableitung erfolgt die implizite Ableitung ohne Affixe. Von der Konversion unterscheidet sie sich durch einen Ablaut, d.h. durch die Änderung des Vokals im Verbstamm (meistens starke Verben)genieß(en)→Genuss ie, e, i → utrin(en)→Trank i→abeiß(en)→Biss ei→ibrech(en)→Bruchfind(en)→Fund

implizite Ableitungen sind immer deverbal, es liegt also ein Verb als Basis zugrunde, an dem der Wortbildungsprozess durchgeführt wird. Hierzu zählen auch due Verben mit (trennbarem) Verbzusatz z.B.umzieh(en)→Umzugfreisprech(en)→Freispruchhinauswerf(en)→Hinauswurfersetz(en)→Ersatz

Implizite Ableitungen zeichnen sich durch Ablaut aus – nicht durch Umlaut!Zur impliziten Ableitung rechnet man jedoch auch den heute nicht mehr produktiven Wortbildungsprozess vom starken zumschwachen Verb.fallen→ fällensitzen→ setzenliegen→ legen

Konversion Kennzeichen der Konversion ist es, ein neues Wort zu bilden, indem ein Wortartenwechsel ohne äußere (morphologische) Kennzeichen herbeigeführt wird z.B.leben→das Leben hier erfolgte ein Übergang vom Verb zum Substantiv, d.h., es ist eine deverbale Konversion. Flexionsmorpheme z.B. die Infinitivendung, zählen nicht zum Bereich der Wortbildung und wirken sich nicht auf die Zuordnung zu einem Wortbildungstyp aus.

Verbstammkonversion ruf(en)→der Ruf schlaf(en)→der Schlaf Infinitivkonversion entfernen→das Entfernen

essen→das Essen

Substantiv→Verb z.B. Film→film(en), Pflaster→pflaster(n)7

Page 8: Lexikologie - FHN

Adjektiv→Substantiv z.B. deutsch→das Deutsch, die alte Frau→die AlteDas –e von Alte ist Flexionsmorphem, kein Suffix und hat somit keinen Einfluss auf den Wortbildungstyp.Explizite Ableitung oder Konversion? Nicht immer ist auf den ersten Blick offensichtlich, ob eine explizite Ableitung oder eine Konversion vorliegt. z.B. die Süße handelt es sich um z.B. um die Süße des Zuckers, so liegt eine explizite Ableitung mit dem Suffix –e vor. Heißt es , aber beispielsweise die Süße (wohnt nebenan) im Sinne von die süße Frau, dann handelt es sich um eine Konversion. Die Süße ist ein substantiviertes Adjektiv und ersetzt zudem das Substantiv Frau, das –e ist hier lediglich Flexionsendung. Achten Sie also immer auf den Kontext bevor Sie sich auf einen Wortbildungstyp festlegen.PartizipI oder II→SubstantivDer lesende (Schüler)→der LesendeDie gefangene (Frau)→die Gefangene

Pronomen→Substantivdu→ das Du (ich biete ihm das Du an)

Wortgruppe→Substantiv(sich den) Kopf zerbrechen→das Kopfzerbrechen

Ausnahmen: Präfixkonversion erblinden, erblassen, befrieden, befremden, verarzten

Wortkreuzung ist ein Sonderfall der Komposition, denn es werden unter Einsparung von gleichen Lauten oder Silben zwei Wörter niteinander verschmolzen z.B.Ostalgie (aus Osten und Nostalgie), jein (aus ja und nein), brontal (aus brutal und frontal),

Reduplikation Eine andere Art der Wortbildung stellt die Bildung neuer Wörter durch Verdoppelung eines Wortes bzw. von bestimmten Aspekten eines Wortes dar z.B.Wauwau, das mega-dolle-tolle Kino, jaja, wortwörtlich, Schicki-Micki, Hokuspokus, Singsang, tipp-topp, biff-baff, Wirrwarr

Kurzwortbildung wird lediglich der Ausdruck, d.h. die Schreibung eines Wortes verändert. Man kann auf zweierlei Arten Kurzwörter erhalten:a) Kurzwortbildung durch Einsparung ganzer Wortteile

Kopfform wenn nur der erste Teil eines Wortes verwendet wird z.B. Foto(apparat), Kilo(gramm), Prof(essor), Uni(versität)

Schwanzform wenn nur der letzte Bestandteil eines Wortes erhalten bleibt, sie findet sich vor allem bei Komposita z.B. (Regen-)Schirm, (Fahr-)Rad, (Eisen-)Bahn, (Blumen-)Strauß

Klammerform bei dreigliedrigen Komposita kann auch das Zweitglied der ersten unmittelbaren Konstituente entfallen z.B. Bier(glas)deckel, Ozon(schicht)loch, Kirsch(baum)garten, Apfel(saft)schorle

b) Kurzwortbildung aus Buchstaben (Abkürzungswort) man kann zwei Bildungsarten unterscheiden

Initialwörter diese Kurzwörter setzen sich aus den Anfangsbuchstaben der Wortteile zusammen z.B. LKW (Lastkraftwagen), USA (United States of America), UFO (Unbekanntes Flugobjekt, TÜV (Technischer Überwachungsverein), SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome)S-Bahn (Schnellbahn), U-Boot (Unterseeboot), O-saft (Orangensaft)

8

Page 9: Lexikologie - FHN

Silbenwörter bei Silbenwörtern werden die ersten Silben der unmittelbaren Konstituenten verwendet, die dann auch silbisch ausgesprochen werden z.B. Kripo (aus Kriminalpolizei ), Hanuta (Haselnusstafel), Azubi (Auszubildender)

Kurzwortbildung aus Buchstaben (=Abkürzungswort) Beispiele:OB=ohne Binde Persil=Perborat + SilikatNATO=Nort Atlantic Treaty Organization LKW=LastkraftwagenUSA=United States of America UFO=Unbekanntes FlugobjektTÜV=Technischer Überwachungsverein SARS= Severe Acute Respiratory SyndromeS-Bahn=Schnellbahn U-Boot=UnterseebootO-Saft=Orangensaft Kripo=KriminalpolizeiHanuta=Haselnusstafel Azubi=AuszubildenderUN=Vereinte Nationen DAAD=Deutscher Akademischer Austausch DienstORF=Österreichischer Rundfunk TEE=Trans-Europ-ExpressFKK=Freikörperkultur DRK=Deutsches Rotes KreuzEDV=Elektronische Datenverarbeitung GmBH=Gesellschaft mit beschränkter HaftungPLZ=Postleitzahl L-Zug=LuxuszugD-Zug=Durchgangszug E-WERK=ElektrowerkDIA=Diapositiv HNO=Hals-Nasen-OhrenAKKU=Akkumulator

Aufgrund der Relationen zwischen unmittelbarer Konstituenten lassen sich die Verbalkomposita in kopulative und determinativ Komposita einteilen.

Kopulative Komposita kommen nur vereinzelt und zwar als okkasionelle Bildung vor. Ihre Konstituenten stehen in Koordination zueinander z.B.schwatzlachen (schwatzen nund lachen zugleich)nähedreschen (nähen und dreschen zugleich)

Determinative Komposita werden durch Subordination der ersten unmittelbaren Konstituenten gekennzeichnet. Elemente der folgenden Wortklassen nehmen die Erstposition anSubstantiv lobreisenAdjektiv fertigkochenVerb gefangennehmen, spazierengehenAdverb vorfahren

Komposita mit substantivischen Erstglied zusammengesetze Verben mit substantivischen Erstglied sind in der deutschen Gegenwartssprache schwach vertreten z.B. trennbare Komposita achtgeben, haushalten, staubsaugen, irreführen, teilnehmenunntrennbare Verben handheben, ratschlagenobratiti paznju→auf etwas achtgebenstedjeti svoju snagu→takmiciti se u gadjanju→am Schießen teilnehmenstedjeti za gradnju→bausparenplesati na uzetu u cirkusu→im Zirkus seiltanzenpjevati pjesme ministru kulture→den Kulturminister Lob hudelnplivati prsno→Brustschwimmen

Komposita mit einem adjektivischen Erstglied führen auf freie syntaktische Wortgruppen zurückIch habe die Prüfung leicht gemacht (Paraphrase: Es war für mich leicht die Prüfung zu bestehen)Ich habe es mir mit dieser Prüfung leichtgemacht. (Paraphrase: Ich habe mich wenig bemüht, mich auf diese Prüfung vorzubereiten.)

9

Page 10: Lexikologie - FHN

Der Student hat sein Seminararbeit fertiggemacht. (Nun ist die Seminararbeit fertig.) Dovrsiti diplomski rad→Diplomarbeit fertigbringenIzravnati plahtu→das Betttuch glattmachenNapuniti korpu krompirom→den Korb mit Kartoffeln vollfüllenOcistiti nokte→die Nägel sauber machenPodici ruke uvis→die Hände hochhebenPribliziti publici modernu umjetnost→dem Publikum die moderne Kunst näherbringenPoreci neciju propast→jemandes Untergang weißsagenPustiti cestu u promet→die Straße für den Verkehr freigebenZadovoljiti se garsonjerom→mit der Garsoniere zufriedengebenZadovoljiti musterije→die Kunden zufriedenstellenPustiti zatvorenika na slobodu→den Gefangenen freilassenDobiti dva dana slobodno→zwei Tage frei bekommenUpostaviti direktnu vezu s nekim→sich mit jemandem kurzschließenIstrositi se potpuno financijski→völlig weißbluten

Komposita mit verbalen Erstglied eine geringe Zahl der Verbalkomposita weist die Struktur Verb+Verb auf. Die erste UK(unmittelbare Konstituente) ist meist ein Infinitiv z.B. kennnlernen, sitzenbleibenAls zweite UK fungieren überwiegen die Verben bleiben und lassen.

Komposita mit einem Adverb als Erstglied . Diese überaus stellvertretene Verbgruppe betrachtet Fleischer als Komposita, während Engel strukturelle Wortgruppen darin sieht, die nur aufgrundortographischer Konventionen zusammengeschrieben werden z.B. Den Berg hinaufgehen.

Präfixbildungen es gibt drei Gruppen von Präfixbildungen Feste oder unbetonte Präfixe be-, ge- ent-, er-, ver-, Trennbare oder betonte Präfixe durch-, auf-, aus-, damit Betont und unbetont miss-, durch-

Verben mit Präfixen, die immer unbetont/unttrennbar sind: be-, emp-, ent-, er-, ge-, hinter-, miss-, ver-, zer-

Verben mit Präfixen, die immer betont/trennbar sind: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, beisammen-, da-, ein-, empor-, entgegen-, fort-, her-, hin-, hinunter-, inne-, los-, nach-, nieder-, überein-, umher-, vor-,weg-, weiter-, zu-, zurecht- u.a.

Verben mit Präfixen, die sowohl betont/trennbar als auch unbetont/trennbar vorkommen: durch-, über-, um-, unter-, wider-, wieder-

be- Das Präfix be bildet untrennbare Verben. Es ist ein sehr häufig vorkommendes Verbpräfix. begreifen, bemitleiden, bemuttern, beklagen, besprechen, beruhigen, bedienen, befahren, beheizen, bevölkern, beabsichtigen, beanspruchen, beziffern, befreien, beschuldigen, bejahen...

10

Page 11: Lexikologie - FHN

ent- Das Präfix ent bildet untrennbare Verben. Es ist ein häufig vorkommendes Verbpräfix,verbindet sich mit Adjektiven, Verben und Substantiven entkommen, entkräften, entfernen, entfallen, entgleiten, entführen, entsagen, enthalten, entbinden, entkommen, entfahren, entfallen, entlehnen, entfärben, entzünden, entgleisen, entkoffeinieren, entmündigen...

er- Es ist ein häufig vorkommendes Verbpräfix, wird mit Verben und Adjektiven seltener mit Substantivne (ermitteln) verbunden: erreichen, ergänzen, erörtern, ermächtigen, erwarten, ermächtigen, erstaunen, erfassen, ersehen, ertönen, erbluten, erklingen, erleichtern, erlernen, ersteigern, erforschen, ermorden, erdolchen, erblinden, ermöglichen...

ge- ist äußerst selten vertreten, es wird mit Verben und Substantiven verbunden: gebrauchen, gedenken, gedulden, gehorchen, geleiten...

miss- Es verneint die Bedeutung des Basisverbs im Sinne von falsch, unzulänglich: missachten, missbehagen, missbilligen, missbrauchen, missdeuten, missfallen, missgönnen, misshandeln, missinterpretieren, misslingen, missleiten, missglücken, missraten, misstrauen, missverstehen

ver- Das Präfix ver bildet untrennbare Verben. Es ist ein sehr häufig vorkommendes Verbpräfix: verschlechtern, verweisen, verschwinden, verplanen, verstellen, verzeichnen, verzählen, versalzen, verkleben, verprügeln, verändern, verkalkulieren, verhungern, verdursten, verbluten, versaufen, versperren, verschlüsseln, verbieten, verschmelzen, verschwinden, verschleppen, verduften, verglasen, versilbern, vergolden, verreisen, versteinern, vergewaltigen, verabschieden, verkabeln, verdeutlichen, vereinen, vernichten...

zer- Das Präfix zer bildet untrennbare Verben. Es ist ein relativ häufig vorkommendes Verbpräfix. Seine Bedeutung ist auseinander, kaputt: zergehen, zerfleischen, zerbiegen, zerdrücken, zergehen, zerlaufen, zerplatzen, zertreten, zermalen, zerkrallen, zerbeißen, zerschneiden, zertrampeln, zerkläften, zerkleinern...

Fremdpräfixe de- dechiffrieren, deritualisieren, demonstrierendis- disharmonieren, dislozieren,in- integrieren, infiltrierenre- rekonstruieren, reorganisieren

Bildungen mit Präfixoiden sind Morpheme, die sowohl allein vorkommen, als auch die Funktion des Präfixes ausüben können. Es gibt 2 Gruppen von Präfixoiden

Die, die immer betont sind: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, nach-, vor-, zu-, ein- usw. Die, die manchmal betont und manchmal unbetont sind: durch-, über-, um-, unter-, wider-

ab- Das Präfix ab bildet trennbare Verben. Es ist ein sehr häufig vorkommendes Verbpräfix. absteigen, abstellen, abseilen, abfahren, abreisen, abdrehen, abschaffen, abschalten, ableiten, abwarten, abfallen, abschicken, abstimmen, absterben, abschreiben, abmalen, abbilden, abfragen, abnutzen, abspeichern, absagen, abbinden, absteigen, abspringen, abwerfen, abarbeiten, abbrennen, abstellen, abnabeln...

an- wird meistens mit Verben verbunden anbacken, anbrennen seltener mit Substantiven oder Adjektiven anbahnen, anketten, ankleben, ankurbeln, ananbraten, ansehen, anlachen, ankommen, anfordern, anfragen, anhaufen, anzweifeln, anlügen, anlesen, anlernen, anerziehen, anfassen, anstreben, anschalten, andrehen, anschauen, anfreunden, anprangern, anschuldigen...

11

Page 12: Lexikologie - FHN

auf- wir vor allem mti Verben verbunden: aufsuchen, aufwärmen, aufblicken, aufsteigen, aufwerfen, auflachen, aufhellen, aufblinken, aufheulen, aufseufzen, auffrischen, auflichten, auflegen, aufhängen, aufsetzen, aufladen, aufhalten, aufgehen, aufplatzen, aufessen, aufkaufen, aufarbeiten, aufteilen, aufhören, aufführen, aufbrechen, aufschließen, aufpassen, aufsatteln, aufsaugen, aufheitern, aufklären...

aus- wird mit Verben Substantiven und Adjektiven verbunden ausmachen, aussterben, aussuchen, ausschreiben, ausdiskutieren, auskaufen, ausmauern, ausschalten, austräumen, auskommen, ausmustern, auslachen, aussteigen, ausdünnen, ausnüchtern...

bei- wird meistens mit Verbenverbunden und ist selten beibringen, beitragen, beiwilligen, beigesellen, beieilen, beischlafen, beigehen, beimischen, beidrehen, beischließen, beipflichten...

nach- Das Präfix nach bildet trennbare Verben. Es ist ein häufig vorkommendes Verbpräfix, das eine zeitliche oder örtliche Abfolge bezeichnet nachbezahlen, nacheifern, nachgehen, nachziehen, nachdenken, nachsuchen, nachsalzen, nachlaufen, nachkontrollieren...

vor- vornehmen, vorbehandeln, vortreten, vorfahren, vorreiten, vorwaschen, vorkochen, vorzuckern, vortragen, vorarbeiten, vorenthalten, vorstellen, vorbestellen, vorprogrammieren, vorwerfen

zu- Das Präfix zu bildet trennbare Verben. Es ist ein häufig vorkommendes Verbpräfix. Es hat unter anderem die Bedeutung von schließen (zubinden) und im weitesten Sinne von auf etwas/jemanden zu (zulächeln) zusagen, zusehen, zuführen, zugehen, zuhalten, zudrücken, zudecken, zufügen, zugeben, zunehmen, zugreifen, zuwerfen, zuspitzen, zupacken, zubinden, zulächeln, zuschlagen...

ein- eingehen, einberufen, einschlafen, einbürgern, eintragen, einfallen, einziehen, einengen, einschüchtern...

durch- durchatmen, durchlaufen, durchwerfen, durchforschen, durchzittern, durchwintern, durchseuchen, durchqueeren...

über- übersteigen, überklettern, überkleben, überdenken, übermalen, überwachen, übersiedeln, überprüfen, überstreifen, übersetzen, überwechseln, überblicken, überstehen, überbrücken, überwintern, übertreiben, übermüden...

um- umdeuten, umarbeiten, umwerfen, umschütteln, umgeben, umbinden,umschmeißen, umstoßen, umschnallen, umbuchen, umfahren, umkrempeln, umhüllen, umwerben, umarmen, umranden...

unter- untersagen, unterbinden, unterteilen, unterliegen, unterstehen, unterbreiten, unterschreiben, unterschätzen, unterernähren, unterbezahlen, unterbringen, unterordnen, unterstellen, unterscheiden, untermauern...

wider- Das Präfix wider bildet trennbare und untrennbare Verben. Es ist ein selten vorkommendes Verbpräfix, mit dem keine neuen Verben abgeleitet werden. Bei trennbaren Verben bedeutet es zurück, bei untrennbaren Verben dagegen widersprechen, widerhallen, widerspiegeln, widerlegen, widerstehen...

12

Page 13: Lexikologie - FHN

Die Ableitung bezeichnet a) Den Prozess der Verknüpfung eines Wortes mit einem Affix , das ist explizite Ableitung z.B.

Kind+heit→Kindheit(Suffixbildung)Un+glück→Unglück(Präfixbildung)Ge+tu+e→Getue(Präfix.suffix.bildung)

b) Den Prozess der Überführung der Elemente einer bestimmten Wortart in eine andere Wortart d.h. implizite Ableitung trinken-trank,trunk werfen-wurf

c) Den Prozess der Bildung neuer Wörter aus Wortgruppen mit Hilfe von SuffixenMachthaben→Machthabung→(Zusammenbildung)Besser wissen→der Besserwisser→(Zusammensetzung)

Außer den zwei Hauptarten der suf.bildung unterscheidet die Wortbildungslehre nocha) Die Wortkürzung z.B. PKW=Person,Lraft,Wagenb) Die Reduplikation z.B. wau-wauc) Komposita z.B. Demokratur(Demokratie+Diktatur), Bollywood(Bombay+Hollywood),

brunch(breakfast+lunch), Smog(smoke+fog)

Was kann zusammengesetzt werden? Substantiv+Substantiv

die Musterschülerin, die Körpergröße, die Zeitschrift, die Flughöhe, der Weltkrieg, der Handwerker, die Abschlussprüfung...

Adjektiv+Substantivdie Jungfrau, die Hochschule, das Hochhaus, das Zusammenleben...

Verb+Substantivdas Wohnzimmer,der Backofen, die Laufbahn, die Waschküche, die Schlagkraft, der Esstisch

Präposition+SubstantivDie Vorschrift, der Überfall, die Unterwäsche, der Vorteil, die Überdosis

Suffixbildungen bestehen aus einem lexikalischen Morphem und einem Suffix Diminutivsuffixe

Hochdeutsche Sprachen: -lein (Männlein), -chen (Männchen), im süddeutschen Raum auch -erl Alemannisch: -le (Spätzle) im Schwäbischen (hier können auch im Unterschied zum übrigen deutschen

Sprachraum andere Wortarten verkleinert werden (jetzetle, wasele (was), kommele (kommen)), -li (Verhüterli) im Badischen und Schweizerdeutsch)

-erl (-al) im Bairischen (Lüngerl) -ei im Berchtesgadener Land (Mankei) -el im Thüringisch-Obersächsischen (Mäusel) -la und -le im Fränkischen (Kniedla, Schäuferle, Schäuferla) -tje, -je (Manntje, Meisje) im Ostfriesischen Platt, -ke, -ken (Manneke, Mäken) im Flämischen,

Westfälischen und Ostfälischen -ing im Mecklenburger Platt (Öming)

Adjektivierungssuffixe -lich (männlich von Mann, weiblich von Weib, häuslich von Haus), -lik (Niederdeutsch). -isch (zänkisch von Zank, schwäbisch von Schwabe und Schwaben, hessisch von Hesse und Hessen,

norwegisch von Norweger und Norwegen) -ig (rührig von (sich) rühren, geschäftig von Geschäft) -bar bildet Adjektive aus Verben (z. B. heilbar aus heilen)

geschlechtsbestimmende Suffixe

13

Page 14: Lexikologie - FHN

Hochdeutsch und oberdeutsche Dialekte: weibliches Suffix -in (Hündin, Schaffnerin, Köchin) Niederdeutsch: weibliches Suffix -sche und -sch (Kööksche, Börgermeestersch)

Nominalisierungssuffixe Hochdeutsch -heit, -keit, -ung, -nis (Gemeinheit von gemein, Heiterkeit von heiter, Hoffnung von

hoffen, Finsternis von finster) Niederdeutsch: -heit, -keit, -en im Nordniedersächsischen, -hait, -kait, -ijë/-ungë im Ostfälischen

-de: Kollektivsuffix, das u. a. Substantive aus Verben bildet, z. B. Freude zu freuen, Gebäude zu bauen.

Suffix –ung Das Suffix ung leitet weibliche Nomen ab. Die Ableitungen gehören der Flexionsklasse –/en an. Es leitet Verb zu Nomen und N omen zu Nomen die Gründung, die Deckung, dieSteinigugn, eie Identifizierung, die Ausbeutung, die Mündung, die Übung, die Erkältung, die Wirkung, Abbildung, Entleerung, Stabilisierung, Zuckung, Sammlung, Siedlung, Aussiedlung, Veredlung, die Zeitung...

Suffix –ling das Suffix ling leitet männliche Nomen ab. Die Ableitungen gehören zu der Flexionsklasse s/e. Es leite ab Nomen zu Nomen, Adjektiv zu Nomen, Verb zu Nomen. Der Frechling, der Finsterling, der Strafling, der Flüchtling, der Ankömmling, der Eindringling, der Weichling, der Schwächling, der Perversling, der Schönling, der Fäustling, der Nachkömmling, der Schädling...

Genus indiferente Wortbildungs Suffixe Folgende Suffixe sind nicht imstande das Genus des abgeleiteten Substantivs zu beeinflussen -e, -nis, -sal, -el, -tum

Feminina auf -e die Seule, die Stärke, die Höhe, die Schärfe, die Liege, die Bremse, die Wche, die Wiege...

Maskulina auf –e Bürger, Erbe, Nchkomme, Zeuge, Rumäne, Bulgare, Slowene, Viatnamese

Feminina -nis Elaubnis, Englischkenntnisse, Besorgnis, Befugnisse, ErsparnisseSuffix –sol Das Suffix sal bildet sächliche und weibliche Nomen. Die sächlichen Nomen gehören zu der Flexionsklasse es/e, die weiblichen zu der Flexionsklasse –/e. Es werden keine neuen Wörter mit sal gebildet z.B. Trübsal, Schicksal, Drangsal, Mühsal...

Suffix –sel Das Suffix sel bildet sächliche Nomen, die der Flexionsklasse s/- angehören und Verben. Es kommt nur selten vor z.B. Anhängsel, Gerinnsel, Mitbringsel, Rätsel, häcksel...

Suffix –tum enden nur zwei Maskulina der Irrtum, der Reichtum alles andere Neutral. Als Basis formieren sie meistens Substantive. Kleinbürgertum, Christentum, Fürstentum, Staatskirchentum, Witwentum

Besondere Arten des SubstantivbildungZu den Arten des Substantivbildung zählen

a) Die Wortbildungb) Die Konnotationc) Die Reduplikation

Die Wortkürzung sind Ergebnisse-Initialwörter, Kurzwörter, Klammer z.B. die BRD , die Die Konnotation/Wortkreuzung versteht man die Kreuzung von Teilen zweier Wörter zu einem neuen Wort.

Die Bildung des Adjektivs nach der Wortbildungsart unterscheidet man 2 Hauptgruppen der Adjektive:1. Zusammensetzungen oder komposita2. Ableitung oder Derivation

14

Page 15: Lexikologie - FHN

Suffix -erDas Suffix er ist sehr produktiv, das heißt, es werden viele neue Wörter mit ihm gebildet. Die Ableitungen sind männlich und gehören zur Flexionsklasse s/-. Nomen zu Nomen, Verb zu Nomen, Kardinalzahl zu NomenKritiker, Gewerkschafter, Schlosser, Redeer, Schweizer, Attentäter, Römer, Schüler, Umweltschützer,

Adjektivische Determinativkomposita Als Bestimmung ADK können Elemente folgender Wortklassen fungieren: a)Substantiv→ Arbeitsunfähig → unfähig zur Arbeit b) Adjektiv→ hellgrün → von hellen Grün c) Pronomen→ selbstsicher → selbst sicher sein d) Verb→ schreibfaul → zu faul zum Schreiben Wenn die erste UK ein Substantiv tritt zwischen ihr und der zweiten UK eines der folgende Fugenallomorphe auf: (e)n, ens, Ø, s, e, er. Ø kommt vor: - in Konstrukten , deren erste UK ein Fremdwort ist (in der Regel) z.B. geisteskrank, kriegsähnlich, tagelang, menschenähnlich, herzensgut, kinderleicht, herzkrankkompromissbereit

Adjektivische Kopulativkomposita (AKK) Die UK der AKK stehen in Koordination zueinander. Man unterscheidet 2 Gruppen der KK: die eine wird ohne Bindestrich , die andere mit Bindestrich geschrieben. KK ohne Bindestrich lassen sich mit „und“ verbundene adjektivische Gruppen auflösenz.B.taubstumm → taub und stumm; während Konstrukte, deren UK durch Bindestrichgekloppelt sind in Präpositionalphrasen transformiert werden könnenz.B.die spanisch – französische Grenze → die Grenze zwischen Spanien und Frankreich.

Adjektivische Ableitungen konnen explizite und implizite Ableitungen sein. Als Ableitungsmorphem fungieren folgende deutsche Suffixe –bar, -ens, -haft, -gisch, -lich, --san und fremde Suffixe –abel, -al, -ant, -ar, -ell, -esk, -ativ, -os(ös)

Die Bildung impliziter Ableitungen erfolgt durch Überführung der Elemente anderer Wortklassen in die Wortklasse Adjektiv ohne Mitwirkung des Ableitungsuffixes

Suffixoidbildung Suffixoide können in gleicher Form alleine stehen.Suffixoid –arm nikotinarmSuffixoid –reich wasserreichSuffixoid- alkoholfreiSuffixoid –fähig

Affixe In der Linguistik ist ein Affix ein gebundenes Morphem, das keine lexikalische, sondern nur eine grammatikalische Bedeutung hat. Affixe können vor (Präfix), nach (Suffix), in (Infix) oder um (Zirkumfix) ein anderes Morphem hinzugefügt werden.

Affixoide Wortbildungen

15

Page 16: Lexikologie - FHN

Sie stehen funktional zwischen Kompositum und Derivation. Affixoide sind reihenbildende Kompositionsglieder. Während Pressefreiheit (Freiheit für die Presse) ein übliches Kompositum ist, ist Schadstofffreiheit (das Freisein von Schadstoffen) ein affixoides – noch genauer ein suffixoides – Kompositum.

Die Unterschiede zwischen reihenbildenden affixoiden und nichtreihenbildenden Komposita lassen sich an folgenden Beispielen veranschaulichen:

Affixoide (reihenbildende) Komposita sind:

a) präfixoide: Star-dirigent, Problem-kind, Traum-frau, Schlüssel-erlebnis, Riesen-freude, sau-müde; b) suffixoide: Ehe-muffel, Geräusch-armut, Europa-müdigkeit, Lust-killer (etwas, was die Lust „killt“), Konflikt-

freudigkeit, Impf-müdigkeit, trink-fest.

Hautp-, -wesen,-zeug

WortbildungsartenVerbbildung

16

Zusammensetzung/ Ableitung/Derivation

determinativ kopulativ

kopfrechnen fluchtbetenblauweiß

explizit implizit

mit Vokal-änderung

ohneVokal-änderung

füllen, trinken

salzen

Suffixbildu Präfixbildun Präfixial- sufixiale Bildung

Präfixoidbildung

steinigen bemoosen verwildern aufatmen

Verbbildung