Lichtspiele Dezember 2012

programmtipps von apollo, artis, actors, urania und village cinemas wien mitte kino

nr. 76 eur 0.5 dezember 2012

ANNA KARENINA

k i n o u n d f i l m i m h e r z e n w i e n s

KEIRA KNIGHTLEY SPIELT TOLSTOI

licht spiele

licht spieleURANIA

Anna Karenina 4

Beasts of the Southern Wild 8

Der Geschmack von Rost und Knochen 10

ACTOR’S STUDIO

Love Is All You Need 12

Harodim 13

Paradies: Liebe 14

The Angel‘s Share 16

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE

Ludwig II. 18

APOLLO - DAS KINO

Der Hobbit 1 20

ARTIS INTERNATIONAL

English Cinema in Vienna 21

KINOINfORMATION

Kinoprogramm & Erreichbarkeiten 22

Impressum Lichtspiele erscheint elf mal jährlich wienweit bei Werbeagentur matthias Greuling, Anningerstrasse 2/1, 2340 mödling, Österreich. Telefon: +43 664 462 54 44 Fax: +43 2236 23 240 e-mail: [email protected]. Internet http://programmkino.cineplexx.at. VerTrIeB in folgenden Wiener Kinos: Actor’s studio, Artis International, urania Kino, Apollo Kino, Village Cinemas Wien mitte, sowie in 160 Wiener szenelokalen, traditionsreichen Cafés und pubs.Herausgeber & Chefredakteur: matthias Greuling. mitarbeiter dieser Ausgabe: Anna WollnerGrafik & produktion: Werbeagentur matthias Greuling. Fotos: Filmverleiher. printed in Austria.Die Beiträge geben in jedem Fall die meinung der AutorInnen und nicht unbedingt jene der redaktion wieder. Grundsätzliche richtung der Zeitschrift: Lichtspiele informiert über aktuelle Kinofilme und DVD-releasesNachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der redaktion und Quellenangabe.© 2012 by Werbeagentur matthias Greuling

AuF uNserem COVer„Anna Karenina“ (universal pictures)

DEZEMBER 2012

Joe Wright arbeitete bei seiner Tolstoi-Verfilmung „Anna Kareni-na“ erneut mit Keira Knightley (Seite 4)

Was fasziniert Sie so an Kostümfilmen?Kostümfilme sind für mich wie Fantasyfilme. es geht nicht darum, eine epoche exakt nach-zubilden. Für mich geht es um die Freiheiten meiner eigenen Vorstellungskraft. Wenn ich Filme im Hier und Jetzt mache, fühle ich mich eingeengt. Ich muss mich an das Zeitgenös-sische anpassen. Im Kostümfilm habe ich viel mehr Freiheiten.Sie haben auch eine Vorliebe für klassische Literaturadaptionen. Wie viel Freiheiten haben Sie da überhaupt?so unlogisch es vielleicht klingen mag, aber diese einschränkungen befreien mich künst-lerisch. mit dem vorgegebenen material kann ich umgehen wie ich will. Ich kann mich daran festhalten. Das ist mir wesentlich lieber, als hätte ich nur ein weißes Blatt papier. Ich habe Literatur nicht studiert, bin sogar Legastheniker und habe erst mit 16 angefangen, Bücher zu lesen. Ich bin ein sehr langsamer Leser, aber damals habe ich gemerkt, dass die Geduld sich lohnt. Jeder Film, den ich mache, ist für mich ein prozess des Lernens. meine Karriere ist also ein Teil meiner eigenen Ausbildung.

EIN CAfÉ MIT JOE WRIGHT

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4 I 5Keira Knightley ist „Anna Karenina“

KEIRA KNIGHTLEY GLäNzT IN „ANNA KARENINA“, IHRER DRITTEN zUSAMMENARBEIT MIT REGISSEUR JOE WRIGHT

ANNA KAreNINA, KINOsTArT 07.12. GB/F 2012, reGIe Joe Wright. mIT Keira Knightley, Jude Law, Aaron Taylor-Johnson, Kelly macdonald

DIE GANZE wELT IST BüHNE

URANIA KINOuraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06

Wer eine Affäre hat, muss aufpassen. In Zeiten von strauss-Kahn und petraeus

ist das nicht anders als damals im 19. Jahrhundert im russischen Zarenreich unter den Aristokraten. „Anna Ka-renina“, die zeitlose Geschichte von Leo Tolstoi, steht in der Literatur wohl wie keine andere für das Ausloten von Liebe. Die mit dem hochrangigen regierungsbeamten Karenin verhei-ratete Anna verliebt sich bei einer reise zu ihrem Bruder nach moskau in den attraktiven Kavallerie-Offizier Wronskji und gibt für diese ungleiche und unglückliche Liebschaft alles auf: ihren status, ihre Familie, ihr Leben.

Das ist, grob zusammengefasst, die Geschichte von „Anna Karenina“ – wohlgemerkt kein neuer stoff auf der großen Leinwand. Greta Garbo, Vivien

Leigh, Tatyana, samoilova, sie alle ga-ben Anna Karenina schon ein Gesicht – und jetzt eben auch Keira Knightley im hochgeschlossen Korsettkleid und tadelloser Hochsteckfrisur.

regisseur Joe Wright hat nicht nur eine offensichtliche Vorliebe für Literaturadaptionen und Kostümfil-me - „stolz und Vorurteil“ zum Bei-spiel oder „Abbitte“. er hat auch eine Vorliebe und ganz besondere Ver-bindung zu seiner Hauptdarstellerin Keira Knightley – es ist ihre dritte Zu-sammenarbeit, das Band des Vertrau-ens zwischen den beiden, es wächst immer weiter. Knightley ist hier in einer der schwierigsten aber auch zu-gleich größten rolle ihrer Karriere zu sehen. Insofern ist erst mal alles beim alten. Aber was Wright mit der Optik macht, das ist neu.

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In „Anna Karenina“ bricht Wright mit den regeln der Literaturverfil-mung – genauso wie Anna Karenina mit den regeln der damaligen Kon-ventionen der besseren Gesellschaft. Der britische regisseur manifestiert in diesem visuell überbordenden Werk die romantische Liebe als letzte Illu-sion der moderne. und bringt dabei das Kino zu seinen Wurzeln zurück: zum Theater.

Der Film ist hier Bühne – nicht nur für die großen und kleinen Dramen des Lebens. Der Film ist Bühne für die Kamera: Der Vorhang fällt, eine Tür öffnet sich, die Kamera bricht aus dem Dunkel heraus, fährt hinein in ei-nen offenen raum voller menschen. sie fahren schlittschuh, die Kamera tanzt mit ihnen über die eisfläche, verlässt die szenerie, um sich voll und

ganz der nächsten hinzugeben. Ähn-lich komplex, ähnlich stimmungsvoll. Ohne schnitt. minutenlang. eine ein-zige plansequenz. ein fantastischer ritt durch die russische Oberschicht. pferderennen, Bälle, alles dabei – am ende friert die Kamera ein, schaut dem heimlichen Liebespaar Anna und Wronskij beim Tanzen zu – in Zeitlupe – während die Welt und die anderen Tänzer sich weiterdrehen. spätestens hier stockt der Atem. Nicht ob der tragischen Liebesgeschichte, sondern ob der stimmung dieses Films. es ist ein Drama mit großen Gefühlen – ein (Theater-) spiel der Illusionen, voller Hingabe und Leidenschaft. Auf der Leinwand. Gleich zweimal. Im doppel-ten sinne. es ist etwas phantastisches, etwas Großes, was Joe Wright hier auf Film gebannt hat. Anna Wollner

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Hushpuppy (Quvenzhané Wal-lis) kann mit einem Lächeln Fi-sche aus dem Wasser zaubern

und mit einem bösen Blick wilden Kreaturen einhalt gebieten. und: sie ist definitiv die mitreißendste erzähle-rin seit Forrest Gump.

Aber der reihe nach: Tief in den sümpfen der südstaaten, jenseits der Deiche, liegt Bathtub, wo es die weltweit meisten Feiertage gibt (und in Bathtub weiß man noch Feiertage zu feiern). Als ein Jahrhundertsturm das Wasser über der Bayou-siedlung

zusammenschlagen lässt und preh-istorische monster aus ihren eisigen Gräbern erwachen und über den pla-neten jagen, wird Hushpuppy zu den wenigen Verwegenen gehören, die sich dem scheinbar unabwendbaren stellen.

Benh Zeitlin und das Künstlerkol-lektiv Court 13, dem er angehört, haben „Beasts of the southern Wild“ in einer region angesiedelt und ge-dreht, die sich eine eigen- und wider-ständige jahrhundertealte Tradition und Kultur bewahrt haben: die New

EIN SuRREALESMäRcHEN-EPOSBEASTS OF THE SOUTHERN WILD HEISST DAS fULMINANTE fILMDEBüT DES REGISSEURS BENH zEITLIN

Orleans umgebenden Bayous, deren Bewohner schon immer den Naturge-walten auf unmittelbare Weise aus-gesetzt waren. Wo sonst feiert man die Ankunft eines sturms mit einer party? Wo wird ein Verstorbener mit einer extravaganten party geehrt? In enger Zusammenarbeit mit den men-schen vor Ort haben Benh Zeitlin und Court 13 eine Geschichte geschaffen, die sich ganz in diesen Traditionen verwurzelt sieht und daher auch alle realitäten ganz spielerisch zu überwinden vermag. ein fulminanter

erstling, der so gar nichts von einem ersten Film hat, irgendwo zwischen bildgewaltigem märchen, surrealem Leinwand-epos und Action-Film.


BeAsTs OF THe sOuTHerN WILD, KINOsTArT 21.12. usA 2012, reGIe Benh Zeitlin. mIT Quven-zhané Wallis, Dwight Henry, Levy easterly, Lowell Landes, pamela Harper, Gina montana

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MARION COTILLARD BRILLIERT IN „DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN“ ALS BEINAMPUTIERTE TIERPfLEGERIN

Frankreichs superstar marion Cotillard (Oscar als edith piaf in „La vie en rose“) hat das publikum mit ihrer performance in Jacques Audiards neuestem Film „Der Geschmack von rost und Kno-chen“ mit großem staunen zurückgelassen, als der Film im mai in Cannes seine pre-miere feierte. Cotillard spielt in dem sublim ausgestalteten melodram eine Tiertrainerin, die mit Killerwalen arbeitet und bei einem unfall mit den Tieren beide Beine verliert. rund um diese menschliche

wIE MAN wEITERLEBT


Katastrophe entspinnt sich zwischen ihr und einem Familienvater eine zarte Liebesgeschichte.

Audiards Film gibt Cotillard die möglichkeit, ihr ganzes darstel-lerisches Können zu zeigen und zugleich mit ihrem Image als sexsymbol des französischen Films aufzuräumen. Dennoch kommt „Der Geschmack von rost und Knochen“ nicht ohne sexszenen aus.

Cotillards Leistung ist überaus außergewöhnlich. und auch ihrem Co-star, dem Belgier matthias scho-enaerts, streute man rosen. „Ich ver-stand zwar sofort den Charakter der Figur, die ich spiele“, sagt Cotillard. „Aber ich war trotzdem unsicher, weil mir bis zum schluss nicht klar

war, wohin diese Figur steu-

ert“. regisseur

Audiard, der in Cannes

bereits mit seinem Vorgänger „un

prophet“ Applaus erntete, konnte ihr kaum

helfen: „er sagte mir nur: Ich weiß auch nicht, wo das

enden soll“.Wie sie sich tat, eine Frau

zu spielen, der man beide Beine abgetrennt hat (im Film durch digitale Tricks wegretuschiert)? „es war unglaublich schwierig für mich. Aber letztlich ist das eine sache der eigenen Vorstellungskraft, um sich in ein solches schicksal hineinversetzen zu können“.

regisseur Audiard wollte „die

Kraft von einem brutalen Lebenser-eignis wie einem unfall zeigen, der das eigene Dasein komplett aus der Bahn wirft und einen zwingt, sein Leben neu zu ordnen“. um das me-lodram nachdrücklich auch optisch zu unterstreichen, wählte Audiard eine konstrastierende Bildsprache: „Wir kombinierten Bilder mit der Ästhetik der Great Depression und zeigen teilweise bizarre eindrücke. Im Kern aber bleibt der Film ein Liebesdrama, das die Welt durch die Augen eines verwirrten menschen zeigt, der verzweifelt versucht, seine Lage zu ändern, obwohl sie nicht zu ändern ist.“

Der GesCHmACK VON rOsT uND KNOCHeN, KINOsTArT 11.01. F/B 2012, reGIe Jacques Audi-ard. mIT marion Cotillard, matthias schoenaerts

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„LOVE IS ALL YOU NEED“ DENKT SICH TRINE DYRHOLM IN SUSANNE BIERS ROMANTISCHER KOMöDIE

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Die an Brustkrebs leidende Ida (Trine Dyrholm) hat bei der Op beide Brüste verloren. Das

schicksal straft sie doppelt, als sie, aus dem Krankenhaus kommend, ih-ren mann mit einer Blondine im Bett ertappt. „Ich dachte, du bist bei der Chemo, schatz“, lautet dessen la-pidare reaktion, doch für Ida bricht die Welt endgültig zusammen. Die bevorstehende Hochzeit ihrer Tochter Astrid (molly Blixt egelind) in Italien bringt Ida schließlich mit dem Va-ter des Bräutigams zusammen: Der smarte Geschäftsmann philip (pierce Brosnan) wird jetzt zur Familie gehö-ren, aber Ida und philip teilen bald mehr als nur familiäre Zuneigung.

regisseurin susanne Bier, die mit dem Auslands-Oscar für „In einer

besseren Welt“ ausgezeichnet wurde, zeigt eine witzig-charmante Komö-die, in der pierce Brosnan dann und wann wieder ein bisschen wie James Bond dreinschauen darf. Die ernst-haftigkeit des Grundthemas wird von Bier niemals beschönigt, zugleich aber versucht sie den spagat, Leiden auch mit einer gewissen Leichtigkeit zu zeigen. eine Leichtigkeit, die nur möglich ist, wenn man sich mit den richtigen menschen umgibt.

ActOR‘S StUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien Tel.: 533 52 32

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LOVe Is ALL YOu NeeD, KINOsTArT seit Nov. DK/s/F/I/D 2012, reGIe susanne Bier. mit pierce Brosnan, Trine Dyrholm, Kim Bodnia

„HARODIM - NICHTS ALS DIE WAHRHEIT?“ SPEKULIERT, WAS HINTER 9/11 WIRKLICH STECKTE

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Lazarus Fell (Travis Fimmel), ein ex-Navy seAL und experte für verdeckte Operationen, hat sei-

nen Vater, solomon Fell (peter Fon-da), einen hochrangigen mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes, beim Anschlag auf das World Trade Center verloren. um die wahren Ver-antwortlichen für den gewaltsamen Tod seines Vaters ausfindig zu ma-chen und zur rechenschaft zu ziehen, täuscht Lazarus sein eigenes Ableben vor und geht in den untergrund. Nach vielen Jahren gelingt es Lazarus, den verantwortlichen Terroristen (mi-chael Desante) aufzuspüren ...

Nachrichteninhalte, Archiv- und Dokumentaraufnahmen werden nahtlos und so überzeugend in die erschütternd plausible erzählung

verwoben, dass es dem Zuschauer schwer fallen wird, zwischen Fakt und Fiktion zu unterscheiden. Das ergebnis ist eine beklemmende und erschreckende Vision, was tatsächlich hinter dem Chaos und den unruhen der Welt von heute stehen könnte. „Harodim - Nichts als die Wahrheit?“ bietet ein einzigartiges Filmerlebnis: Der packende Thriller stellt unseren Glauben an die realität auf den prüf-stand.


HArODIm, KINOsTArT seit Nov., Ö 2012, reGIe paul Finelli mIT Fonda, Travis Fimmel, michael Desante

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einen Film über eine „Frau auf der suche nach der Liebe“ woll-te der Österreicher ulrich seidl

mit „paradies: Liebe“ drehen, der heuer im Wettbewerb von Cannes premiere hatte. seidl erzählt darin von einer 50-jährigen Frau, die zum urlaub nach Kenia fliegt und dort als sextouristin bei etlichen Beach Boys nach Zuneigung sucht, gegen Bares selbstverständlich.

„sie sucht in der Fremde, was sie daheim nicht mehr findet“, sagt seidl im m*-Gespräch. seine wunderbare Hauptdarstellerin margarete Tiesel, die im Film alles von sich zeigt, war Anfangs unsicher, ob sie den part übernehmen soll, in dem sie auch zahlreiche sexszenen spielen muss-te: „es fiel mir nicht leicht, über die

eigene schamgrenze zu springen“, sagt Tiesel. „Aber nachdem mir ul-rich seidl zugesichert hat, dass wir keine szenen drehen würden, die ich nicht wollte, habe ich zugesagt“. Tiesel, eine bisher wenig bekannte schauspielerin, die in Nebenrollen in TV-produktionen zu sehen war, ern-tete viel Applaus für ihre mutige Dar-stellung der sextouristin.

„Als Frau, die älter wird und nicht mehr so aussieht wie die in den Zeit-schriften, flüchtet man sich bereitwil-lig in Länder wie Afrika, wo es egal ist, wie man aussieht, Hauptsache, die Haut ist weiß“, sagt Tiesel. „Die Folge ist, dass diese Frauen, die da-heim schon ausgebeutet werden, in Afrika selbst zu Ausbeutern werden“.

Für „paradies: Liebe“ legte seidl

den Fokus daher explizit auf die Ge-fühle der Frauen, „Die Beach Boys“ sind nicht entscheidend. sondern das Gefühl des Verliebtseins, des Gelieb-twerdens ist für die Frauen oft noch viel wichtiger als der sex“, sagt seidl.

Doch die Afrikaner, die ihren Kör-per weißen Touristinnen verkaufen, um damit ihre eigenen Familien durchzubringen, haben seidls nach-haltiges Interesse gefunden: „Ich plane derzeit gerade einen Film über solche Beach Boys“, sagt er. „es pas-siert mir oft, dass während der Arbeit an einem Film daraus bereits die Idee für den nächsten entsteht“.

einen pessimistischen Grundge-danken zu verbreiten, über eine von Geld und Kommerz zerstörten Welt, so wie seidl das immer wieder attes-

tiert wird, weist der regisseur zurück: „pessimismus ist kein Kriterium für mich. er ist per se nicht besser oder schlechter als Optimismus. Worum es mir stattdessen geht: Ich will die Welt zeigen, so wie ich sie sehe. es geht mir um eine Wahrheitsfindung in Ge-sellschaftssystemen. Im aktuellen Fall geht es um eine Frau, die verzweifelt versucht, wieder einen Wert für sich im Leben zu finden“.

„PARADIES: LIEBE“ VON ULRICH SEIDL zEIGT EINE SEx-TOURISTIN IN KENIA AUf DER SUCHE NACH LIEBE

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pArADIes: LIeBe KINOsTArT seit Nov., Ö 2012, reGIe ulrich seidl mIT margarete Tiesel, Inge maux

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robbie ist nicht unbedingt das, was man einen braven Vorzei-gebürger nennt. Deshalb muss

er auch sozialdienst leisten, weil er schon das eine oder andere ausge-fressen hat. und schließlich ist das nur zu seinem Besten: schließlich soll robbies kleiner sohn es einmal besser haben. Bei sozialdienst lernt robbie rhino, Albert und mo kennen, und die Kombo hätte es niemals für mög-lich gehalten, dass man mit Alkohol-konsum reich werden kann. Die rede ist natürlich nicht von billigem Fusel, sondern von den erlesensten Tropfen, die die Whisky-eichenfässer jemals verlassen haben. ein solches Fass mit einem Whisky von unschätzbarem Wert steht in einem entlegenen Ört-chen und soll versteigert werden – der Betrag geht dabei mitunter in die millionen. schon ein, zwei Flaschen davon würden am markt soviel Geld einbringen, dass robbie und seine Freunde all ihre finanziellen sorgen mit einem schlag los wären. Also macht sich die Chaos-Truppe auf, den Whisky anzuzapfen, bevor die Ver-steigerung beginnt.

„THE ANGEL‘S SHARE“ VON KEN LOACH IST EIN KöSTLICHE KOMöDIE

DIE wHISKY-DIEBE

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Die Komödie „Angel’s share“ zeigt die heitere seite des sozialpolitischen Kinos von Ken Loach. Dennoch mit ernstem Hintergrund: „Letztes Jahr schnellte die Zahl der Jugendarbeits-losigkeit in Großbritannien schlagar-tig in die Höhe. Ich wollte einen Film über diese Generation von Jugendli-chen machen, die eigentlich keinen Lebensplan und keine Zukunftsaus-sichten hat“, sagt Ken Loach, für den sich die Arbeit an einer Komödie kaum von der am Drama unterscheidet: „es geht immer um zwischenmenschli-che Beziehungen und missverständ-


THe ANGeL’s sHAre, KINOsTArT 21.12, GB/F 2012, reGIe Ken Loach mIT paul Brannigan, siobhan reilly, John Henshaw, Gary maitland

nisse, die uns in diesem Fall das eine oder andere Lachen bescheren“, sagt Loach. „Ich sehe den Film auch gar nicht als Komödie, weil er auch zwei, drei dunkle momente hat. Aber es gibt trotzdem einiges zu Lachen“.

Im Film machen die vier sozial-dienstler auch Bekanntschaft mit den besten Whisky-Kennern des Vereinig-ten Königreichs und verkosten die edelsten Tropfen. Loach: „Ich wuss-te vor dem Film nahezu nichts über Whisky, und auch jetzt weiß ich noch nicht viel. Immerhin habe ich gelernt, dass man Whisky mehr riechen als

schmecken sollte, um alle Nuancen des Getränks zu erfassen. mir gefällt dieser Zugang zu solchen edlen Ge-tränken: man muss Whisky nicht ein-fach hinter die Binde kippen, sondern ihn wirklich genussvoll trinken.“

„LUDWIG II.“ ERfORSCHT DAS LEBEN DES ExzENTRISCHEN BAYERISCHEN HERRSCHERS

ScHILLERND & ZERRISSEN

Voller Idealismus besteigt Lud-wig (sabin Tambrea, später: sebastian schipper) im Al-

ter von 18 Jahren den bayerischen Thron. In einer Zeit, in der Krieg und Armut allgegenwärtig sind, glaubt er an eine bessere Welt und möchte sei-ne macht dafür einsetzen, dass sein Volk in Frieden und Glück leben kann. sein reich soll zum mittelpunkt der schönheit werden, Kunst und Kultur sollen aufblühen, statt in Waffen möchte Ludwig die staatsgelder in Theater, musik und Bildung investie-ren. er liebt die Opern richard Wag-ners, seine Leidenschaft und Bewun-derung für seine Werke und deren sagenwelten sind so groß, dass er den umstrittenen Komponisten (ed-gar selge) an seinen Hof holt.

er stürzt sich mit anfänglich gro-ßem Interesse ins politische Geschäft, besetzt mit den Jahren wichtige posten des Hofstaats mit Vertrauten und schmiedet Allianzen. Doch die umstände seiner Zeit sind gegen ihn. so wird sein geliebtes reich in Kriege mit preußen und Frankreich verwi-ckelt und erleidet bittere Niederla-gen. seine minister rebellieren gegen

die kostspielige Förderung Wagners. seine schon fest geplante, vom Volk ersehnte Hochzeit sagt er wieder ab, weil er sich eingestehen muss, dass ihn mit seiner Verlobten (paula Beer) nicht mehr verbindet als innige Freundschaft.

Ludwig kommt nicht zur ruhe, zu tief sind auch die Abgründe seiner seele, die ihn quälen und verzweifeln lassen. Desillusioniert zieht er sich zurück und flüchtet sich - während seine Gegner sich formieren und ihn stürzen wollen - mit seinen schlös-sern in ein Traumreich der phantasie. Bis zu seinem tragischen Tod, der wie Ludwig selbst bis heute „ein ewig rätsel“ bleibt ...

Der Kinofilm „Ludwig II.“ begibt sich auf die spuren einer genauso schillernden wie zerrissenen persön-lichkeit.

LuDWIG II. KINOsTArT 28.12., D/Ö 2012, reGIe peter sehr, marie Noëlle mIT sabin Tam-brea, sebastian schipper, Hannah Herzsprung

VILLAGE cINEMAS WIEN MIttELandstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien Tel.: 242 40-418 - AuCH IN Der urANIA!

Autor J.r.r. Tolkien hat mit sei-nen Geschichte sozusagen die Basis für das Lebenswerk von

regisseur peter Jackson geschaffen: Nach der „Herr der ringe“-Trilogie hat Jackson nun den ersten Teil seiner zweiteiligen Hobbit-Verfilmung fer-tig, die zeitlich 60 Jahre vor der „Herr der ringe“-saga angesiedelt ist.

Im Zentrum des ersten Films „Der Hobbit: eine unerwartete reise“ muss Bilbo Beutlin (martin Freeman) genau eine ebensolche antreten: er soll das Zwergenreich erebor befreien, das schon länger vom Drachen smaug (Benedict Cumberbatch) unterworfen wurde. Überraschend taucht der Zau-berer Gandalf der Graue (Ian mcKel-

len) bei Bilbo auf. Nach kurzer Zeit ist der Hobbit schon beim 13-köpfigen Zwergenteam dabei, das von dem le-gendären Krieger Thorin eichenschild (richard Armitage) angeführt wird.

Zusammen macht sich die Gruppe auf den Weg zu den östlichen Wüsten des einsamen Berges, jedoch ist der Weg dorthin recht steinig: Denn unter-wegs müssen sie sich durch eine schier undurchdringliche Wildnis wagen...

ZuRücK NAcH MITTELERDE„DER HOBBIT 1“ MARKIERT PETER JACKSONS RüCKKEHR IN DAS fANTASY-REICH VON J.R.R. TOLKIEN

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Der HOBBIT 1. KINOsTArT 14.12., usA/NZ 2012, reGIe peter Jackson mIT martin Freeman, Ian mcKellen, Cate Blanchett, Christopher Lee

APOLLO - DAS KINOGumpendorferstraße 63, 1060 Wien Tel.: 587 96 51

UK 2012. Directed by Martin McDo-nagh. Starring Colin Farrell, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Christo-pher Walken

The comedy seven psychopaths fol-lows a struggling screenwriter (‚Colin Farrell‘ ) who inadvertently becomes entangled in the Los Angeles criminal underworld after his oddball friends (Christopher Walken and sam rock-well) kidnap a gangster‘s (Woody Harrelson) beloved shih Tzu.

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ARtIS INtERNAtIONALschultergasse 5, 1010 Wien Tel.: 535 65 70

USA 2012. Directed by Rich Moore. Animation. Voices of John C. Reilly, Jack McBrayer and Jane Lynch

A video game villain wants to be a hero and sets out to fulfill his dream, but his quest brings havoc to the whole arcade where he lives.

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Das aktuelle Kinoprogramm mit den genauen Beginnzeiten entnehmen Sie bitte cineplexx.at und den Tageszeitungen. Alle Angaben ohne Gewähr.

KINOPROGRAMMANNA KARENINA (Seite 4) URANIA AB 07.12.

BEASTS Of THE SOUTHERN WILD (Seite 8) URANIA AB 21.12.

DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN (Seite 10) URANIA AB 11.01.

LOVE IS ALL YOU NEED (Seite 12) ACTORS SEIT NOV.

HARODIM (Seite 13) ACTORS SEIT NOV.

PARADIES: LIEBE (Seite 14) ACTORS AB 14.12.

THE ANGEL‘S SHARE (Seite 16) ACTORS AB 21.12.

LUDWIG II. (Seite 18) VILLAGE AB 28.12.

THE HOBBIT 1 (Seite 20) APOLLO AB 14.12.

ERREICHBARKEITEN

NExT ISSUE (ERSCHEINT ANfANG JäNNER 2013)

ACTOR’S STUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien, Tel.: 533 52 32

öffentlich: Linie U1 und U3 bis Stephansplatz H Bus 1A, 2A und 3A

APOLLO - DAS KINO Gumpendorferstraße 63, 1060 Wien, Tel.: 587 96 51

öffentlich: U3 Neubaugasse / U4 Pilgramgasse, Bus 13A, 14A 57A Gumpendorferstr.

ARTIS INTERNATIONAL Schultergasse 5, 1010 Wien, Tel.: 535 65 70

öffentlich: Linie U1 oder U3 Stephansplatz H Bus 1A, 2A oder 3A Hoher Markt

URANIA KINO Uraniastraße 1, 1010 Wien, Tel.: 715 82 06

öffentlich: Linie U1 und U4 Schwedenplatz H Straßenbahn 1, 2, N Julius-Raab-Platz

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstr. 2a, 1030 Wien, Tel.: 24240-418

öffentlich: U4/U3 Landstr., Straßenbahn O, S1, S2, S3, S5 - S9, S15, Wien Mitte, Bus 74A.

Gwyneth Jones und Dustin Hoffman in „Quartet“ (Kinostart: 25.01. 2013)

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Lichtspiele Dezember 2012

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