Lichtspiele, Landschaften, Natur und Technik. Spuren im Salz · 2018-08-16 · meldungen Costa...

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Spuren im Salz Eine Tour durch die Salinen von Torrevieja Torrevieja mar. Seit gut ei- ner Woche werden die Touren mit dem Mini-Zug in die Salinen Torre- viejas angeboten und sind schon ein Publikumsrenner. Wer die 20 Uhr- Fahrt machen will, die niedrige Son- ne zaubert spektakuläre Farbspiele in das salzige Becken, muss sich Tage vorher um Tickets kümmern. Die Fahrten werden täglich von 10 bis 20 Uhr zu jeder geraden Stunde ange- boten, zunächst bis Ende September. Tickets gibt es an der Abfahrtstelle am Beginn des Hippie-Markts am Paseo de la Libertad. Bleibt der An- drang, will Veranstalter Trainvision die Route ganzjährig anbieten. Der kleine Autozug rumpelt zunächst durch den dicken Ver- kehr der Tourihochburg und schlängelt sich entlang des alten Kanals, der Meer und rosa Lagune verbindet. Er wurde vor über 500 Jahren errichtet, die alte Mauer ist alles, was man in Torrevieja Alt- stadtnennen könnte. Auf der rund 50-minütigen Fahrt wird man auf Spanisch und Englisch beschallt, Russisch und Französisch sollen bald folgen. Deutsch noch nicht, vielleicht glaubt man, dass unsere residenten Landsleute ohnehin vorbildlich integriert sind und die Landessprache sprechen. Kronschatz und Naturparadies Die Salzindustrie in Torrevieja ist bis heute prägend, begann aber vermutlich schon im ersten Jahr- hundert vor unserer Zeitrechnung. Römische Ruinen weisen auf eine Ausbeutung hin. Das älteste erhal- tene Dokument belegt, dass die Bewohner Orihuelas im 13. Jahr- hundert das Pri- vileg erhielten, sich Salz aus der Lagune abzu- schöpfen, für den Eigenbedarf. Zunächst gehörten die beiden Lagunen, die übrigens über 55 Prozent der Gemeindefläche Tor- reviejas einnehmen, der Krone von Áragon, im 15. Jahrhundert aber kamen die Könige Kastiliens auf die Idee, hier Geld zu machen, um sich für den Endkampf gegen das maurisch behauptete Granada zu rüsten. Der Kronschatz Salinen wurde im 19. Jahrhundert verstaat- licht und wird heute von einer französischen Gruppe als eine der größten Salinen Europas betrieben. Auf der Rundfahrt gelangt man direkt ins Betriebsgelände, sieht die alten Abschöpfboote, die noch bis vor wenigen Jahren in Dienst waren, bis sie von vollauto- matischen Erntemaschinen mit GPS und sieben Tonnen Fassungs- vermögen abgelöst wurden. Die freundliche Fremdenführe- rin führt die Besucher hinauf auf die bis zu 25 Meter hohen Salzber- ge, bedeckt mit einer dünnen Schicht Sahara-Sand, berichtet von den unendlichen Einsatzmöglich- keiten des Salzes und den filigra- nen Salzschiffen, Skulpturen, die von einigen wenigen Könnern in der Lagune gezogen werden. Zwischen Förderbändern, abge- packten Salzsäcken und Fabrikrui- nen schweift der Blick über die mal goldene, mal rosa Weite und pittoresk installierte Wasservögel bilden den perfekten Rahmen für das unvermeidliche Foto-Shooting. Lichtspiele, Landschaften, Natur und Technik. Fotos: M. Schicker Nach Römern und Salineros hinterlassen jetzt Touris Spuren. Der Ausflug ist lehrreich, aber auch eine tolle Fotokulisse.

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Page 1: Lichtspiele, Landschaften, Natur und Technik. Spuren im Salz · 2018-08-16 · meldungen Costa Blanca Süden Nr. 1806, 27. Juli 2018 I Costa Blanca Nachrichten Costa Blanca Süden

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Costa Blanca SüdenCosta Blanca Süden 21Nr. 1806, 27. Juli 2018 I Costa Blanca Nachrichten

Bauern sollen fürPlastikmüll zahlenVega Baja – mar. Das Was-serwirtschaftsamt Segura (CHS),Wächter über die Wasserreservendes Tajo-Segura-Systems, will dieKosten für die Reinigung des Flus-ses von Plastikabfällen auf dieBauern der Bewässerungsgemein-schaften umlegen. Die Bauern derVega Baja werden auch verpflich-tet, an den Einlaufstellen zwischenStaubecken und Kanälen Filtersys-teme zu installieren. Die Bauernprotestieren gegen die aus ihrerSicht einseitige Maßnahme, weilsie „geschäftsschädigend“ sei undsie selbst nicht die Verursacher derVerschmutzungen seien, zumal sieauch für die Reinigung am Ober-und Mittellauf in Castilla-La Man-cha aufkommen sollen.

Kinder kriegenwieder ab HerbstAlmoradí – mar. Sieben Ge-sundheitszentren der Vega Baja,bleiben den Sommer über ohneHebammen. Betroffen sind Alba-tera, Almoradí, Bigastro, Callosade Segura, Dolores und zwei Zen-tren in Orihuela. Assistenzärzte derKrankenhäuser müssen jetzt dienotwendigen Beratungen überneh-men, obwohl sie selbst in der Som-mersaison am Limit arbeiten. InAlmoradí sind im Gesundheitszen-tren von zwölf nominalen Ärztennur drei effektiv im Einsatz, davonnur ein Kinderarzt, in Callosa sindes sieben von 27. Die fehlerhafteUrlaubsplanung sei auch derGrund, warum alle sieben Hebam-men nicht verfügbar seien.

Umsturz vorerstvom TischOrihuela – mar. Die Sozialis-ten (PSOE) müssen ihr Vorhaben,PP-Bürgermeister Emilio Bascu-ñana mit einem Misstrauensvotumzu stürzen, vorerst begraben. Dieliberalen Ciudadanos versagtendem Antrag jetzt die Gefolgschaft,weil sie ihre Zustimmung davonabhängig machten, selbst den Rat-hauschef stellen zu dürfen. Bascu-ñana, der selbst in der eigenenVolkspartei umstritten ist, siehtsich mit dem Vorwurf konfrontiert,jahrelang ein Gehalt für eine öf-fentliche Nebenposition kassiert zuhaben, ohne jemals eine Leistungdafür erbracht zu haben. Die An-schuldigung wird derzeit auch vorGericht geklärt.

Spuren im SalzEine Tour durch die Salinen von Torrevieja

Torrevieja – mar. Seit gut ei-ner Woche werden die Touren mitdem Mini-Zug in die Salinen Torre-viejas angeboten und sind schon einPublikumsrenner. Wer die 20 Uhr-Fahrt machen will, die niedrige Son-ne zaubert spektakuläre Farbspiele indas salzige Becken, muss sich Tagevorher um Tickets kümmern. DieFahrten werden täglich von 10 bis 20Uhr zu jeder geraden Stunde ange-boten, zunächst bis Ende September.Tickets gibt es an der Abfahrtstelleam Beginn des Hippie-Markts amPaseo de la Libertad. Bleibt der An-drang, will Veranstalter Trainvisiondie Route ganzjährig anbieten.

Der kleine Autozug rumpeltzunächst durch den dicken Ver-kehr der Tourihochburg undschlängelt sich entlang des altenKanals, der Meer und rosa Lagune

verbindet. Er wurde vor über 500Jahren errichtet, die alte Mauer istalles, was man in Torrevieja „Alt-stadt“ nennen könnte. Auf der rund50-minütigen Fahrt wird man aufSpanisch und Englisch beschallt,Russisch und Französisch sollenbald folgen. Deutsch noch nicht,vielleicht glaubt man, dass unsereresidenten Landsleute ohnehinvorbildlich integriert sind und dieLandessprache sprechen.

Kronschatz und NaturparadiesDie Salzindustrie in Torrevieja istbis heute prägend, begann abervermutlich schon im ersten Jahr-hundert vor unserer Zeitrechnung.Römische Ruinen weisen auf eineAusbeutung hin. Das älteste erhal-tene Dokument belegt, dass dieBewohner Orihuelas im 13. Jahr-

hundert das Pri-vileg erhielten,sich Salz aus der Lagune abzu-schöpfen, für den Eigenbedarf.

Zunächst gehörten die beidenLagunen, die übrigens über 55Prozent der Gemeindefläche Tor-reviejas einnehmen, der Krone vonÁragon, im 15. Jahrhundert aberkamen die Könige Kastiliens aufdie Idee, hier Geld zu machen, umsich für den Endkampf gegen dasmaurisch behauptete Granada zurüsten. Der Kronschatz Salinenwurde im 19. Jahrhundert verstaat-licht und wird heute von einerfranzösischen Gruppe als eine dergrößten Salinen Europas betrieben.

Auf der Rundfahrt gelangt mandirekt ins Betriebsgelände, siehtdie alten Abschöpfboote, die nochbis vor wenigen Jahren in Dienst

waren, bis sievon vollauto-

matischen Erntemaschinen mitGPS und sieben Tonnen Fassungs-vermögen abgelöst wurden.

Die freundliche Fremdenführe-rin führt die Besucher hinauf aufdie bis zu 25 Meter hohen Salzber-ge, bedeckt mit einer dünnenSchicht Sahara-Sand, berichtet vonden unendlichen Einsatzmöglich-keiten des Salzes und den filigra-nen „Salzschiffen“, Skulpturen, dievon einigen wenigen Könnern inder Lagune gezogen werden.

Zwischen Förderbändern, abge-packten Salzsäcken und Fabrikrui-nen schweift der Blick über diemal goldene, mal rosa Weite undpittoresk installierte Wasservögelbilden den perfekten Rahmen fürdas unvermeidliche Foto-Shooting.

Lichtspiele, Landschaften, Natur und Technik. Fotos: M. Schicker

Nach Römern und Salineros hinterlassen jetzt Touris Spuren. Der Ausflug ist lehrreich, aber auch eine tolle Fotokulisse.