„Lissabon&Co. – Die europäische Dimension der Arbeitswelt“
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„Lissabon&Co. – Die europäische Dimension der Arbeitswelt“
Campus - Seminar des Heinrich-Böll-Kollegs Exklusionsrisiken und Inklusionsstrategien in einem erweiterten Europa
am 31. Juli und 1. August 2007
Thema der Präsentation:
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit:Der Weg zu einer Europäischen Beschäftigungsstrategie
Sebastian Büttner
Zwei Ansichten über die Europäischen Union
„Die EU – Garant für ein soziales Europa“:
* Erhaltung/Sicherung des Wohlstands der Bevölkerung Europas
* Durchsetzung neuer Sozialnormen und Regulierung der Wirtschaft
* Europäisches Sozialmodell
„Die EU – ein neoliberales Elitenprojekt“:
* Vorherrschaft der Marktlogik
* Freihandels- und Liberalisierungsprojekt
* Europäische Angleichung ist ein „race to the bottom“
Art. 2 (EU-Vertrag):
„Die Union setzt sich folgende Ziele: - die Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts und eines hohen Beschäftigungsniveaus sowie die Herbeiführung einer ausgewogenen und nachhaltigen Entwicklung, insbesondere durch Schaffung eines Raumes ohne Binnengrenzen, durch Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts und durch Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion, die auf längere Sicht auch eine einheitliche Währung nach Maßgabe dieses Vertrags umfasst; (…)“
Europäische Integration als ökonomische Integration
Hintergrund: Klassische Annahmen über die Vorteile des Freihandels gegenüber nationaler Abschließung und Protektionismus (Internationale) „Arbeitsteilung“ (Smith); Theorem der „Komparativen Kostenvorteile“ (Ricardo)
Stufen ökonomischer Integration
Präferenzzone
Freihandelszone
Zollunion
Gemeinsame Marktordnung
Gemeinsamer Markt
Währungsunion
Ökonomische Union
Politische Union
Wesentliche Schritte der Europäischen Integration
Verkündung das Schumann-Plans am 9. Mai 1950 Die Vertrag von Paris (in Kraft: 1952) begründet die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS); Die Verträge von Rom (in Kraft: 1958), begründen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom)
Die Gründungsverträge wurden nach und nach ergänzt durch:
Die Einheitliche Europäische Akte (1987); Das Schengen-Abkommen (unterz. 1990) Den Vertrag über die Europäische Union (unterzeichnet in Maastricht 1992); Schaffung des Binnenmarkts (01.01.1993) Der Vertrag von Amsterdam (unterz. 1998); Dritte Stufe der Währungsunion (1999) Vollendung der Währungsunion (2001) Der Vertrag von Nizza (unterz. 2001) Entwurf für eine Verfassung (2004) Entwurf für eine Neuordnung der EU (2007)
Die politische Gestalt der Europäische Union
* Die Europäische Union ist weder Staatenbund noch Bundesstaat:
* Prinzip: Das Gemeinschaftsrecht steht über der nationalen Rechtsprechung
* Ziel: Schaffung eines Gemeinsamen Marktes, einer ökonomischen und einer politischen Union * Durchsetzung der vier Grundfreiheiten: freier Waren-, Kapital-, Dienstleistungs- und Personenverkehr
Abbau von nationalen Beschränkungen supranationale Reg(ul)ierung; Angleichung
Europäische Union
Nationale Regierungen
Regionen, NGOs, Sozialpartner
Supranationale
Ordnung
Mehrebenen-
System
* Subsidiaritätsprinzip
* Souveränität der Mitgliedsstaaten
* Demokratisches und effizientes Regieren
Die Architektur der Europäischen Union
supranational intergouvernemental intergouvernemental
Polizeiliche und justizielle Zusarb.
Gem. Außen- und Sicherheitspolitik
Gemeinschafts-
Säule
Der Vertrag der Europäischen Union
(Maastricht, Amsterdam und Nizza)
EGKS
Euratom
EG
Vier Grund-
freiheiten
Schengen
+ (...)
- Erhaltung von Frieden- Internationale Kooperation- Erhaltung von Sicherheit und Solidarität- Durchsetzung von Menschen- und Bürgerrechten (...)
Gemeinsame Anstrengen zur
Bekämpfung von Rassismus, Xenophobie, Kriminalität, Terrorismus,
Menschenhandel, Gewalt gegen
Kinder, illegaler Handel mit Waffen,
Betrug etc.
Die institutionelle Struktur der EU
Mitgliedsstaaten
Nationale and regionale Verwaltungen, Nationale Parlamente, Gerichte
Rat der Europäischen Union
(regelmäßiges Ministertreffen)
Europ. Parlament
(Brüssel und Straßburg)
785 Sitze
Europ. Kommission
(Brüssel)
Eine Person pro Mitgliedsstaat,
aber unabhängig
Europäischer Rat
(Treffen der Staats- und Regierungschefs)
Europäischer Gerichtshof
(Luxemburg)
Ein Richter pro Mitgliedsstaat
Europäische Zentralbank
(Frankfurt/M.)
• Ausschuss der Regionen• Wirtschafts- und Sozialausschuss• EU Investitionsbank
• Regulierungsbehd.
Zwischen Suprastaatlichkeit und Intergouvernementalismus
• Die institutionelle Struktur der EU kann nicht mit der nationaler Regierungen verglichen werden:
das Europäische Parlament verabschiedet keine Gesetze
die Europäische Kommission ist keine „klassische“ Exekutive
der Rat der Europäischen Union ist keine „klassische“ Regierung • Einzelne Organe haben aber einen großen Gestaltungsspielraum:
Die Europäische Zentralbank koordiniert unabhängig die Währungspolitik
die EU Kommission hat eine starken Einfluss auf die Politikgestaltung
der Europäische Gerichtshof hat mit seinen Entscheidungen einen
starken Einfluss auf das Alltagsleben der EU Bürger
These: Die EU ist eine eigenständige supranationale Ebene der Regulierung und eine neue Arena der Politikkoordinierung ohne eine eigene demokratische Legitimation (nur indirekt/ abgeleitet)
Die Aktivitäten der EU nach Politikfeldern Agriculture
Audiovisual and Media
Budget
Competition
Consumers
Culture
Customs
Development
Economic and Monetary Affairs
Education, Training, Youth
Employment and Social Affairs
Energy
Enlargement
Enterprise
Environment
External Relations
External Trade
Fisheries and Maritime Affairs
Food Safety
Foreign and Security Policy
Fraud
Humanitarian aid
Human rights
Information Society
Institutional affairs
Internal Market
Justice, freedom and security
Public Health
Regional Policy
Research and Innovation
Taxation
Transport
Von einer Wirtschaftsunion zur europäischen Sozialunion?
Koordinierung der
Wirtschafts- und
Währungspolitik
(vier Grundfreiheiten, Währung, internationale Handelsvereinbarungen)
+ überwiegend vergemeinschaftet
+ Harmonisierung, Prinzip d. gegenseitigen Anerkennung, Nicht-Diskriminierung, etc.
Koordinierung
der Sozialpolitik
(Arbeit, Bildung, Rente Familie, Jugend, Gesundheit, Soziales)
+ überwiegend in nationalstaatlicher Hand
+ eigenständige nationale Politikformulierung, gemeinsame Koordinierung auf europäischer Ebene
„s
pill-over !!!
“,
„Selbstermächtigung
der Kommission !!!“,
„freiwillig
e Teilnahme
der MS“
„subtile
Transformation“
Der Weg zu einer europäischen Beschäftigungsstrategie
Ausgangspunkt:
+ bis in die 90er Jahre keinerlei Zuständigkeiten auf europäischer Ebene
Arbeitsmarkt und Sozialpolitik eine Domäne der Nationalstaaten
unterschiedliche nationale Traditionen und Praktiken
+ Mit Schaffung des Binnenmarkts und Währungsunion kamen Forderungen nach stärkerer Koordinierung der Beschäftigungspolitik
drastischer Anstieg von Arbeitslosigkeit in vielen EU-Ländern (D, F, I: ca. 10%)
Ruf nach einer sozialen Flankierung der Konvergenzkriterien der Währungsunion
(Preisstabilität von 2%, Neuverschuldung max. 3%, Reduzierung langfr. Schulden)
+ Im Jahr 1997 in Luxemburg Einigung auf einen neuen Koordinations- mechanismus zur Umsetzung der Beschäftigungsstrategie
Neuer Beschäftigungstitel im Amsterdamer Vertrag (1998)
Lissabon Gipfel (2000): Integrierte Strategie und „Offene Methode der Koordinierung“
Die vier Säulen der Beschäftigungsstrategie 1997 bis 2002
Verbesserung der Beschäftigungs-
fähigkeit
(Employability)
„Marktfähigkeit stärken statt Arbeitsplatz-
garantie“
* präventive Bekämpfung der AL: insbes. der
Jugend- und Langzeit-AL
* Anpassung d.Sozial-
leistungs-, Steuer- und Abgaben- systeme
Entwicklung des Unternehmer-
geists und Schaffung neuer
Arbeitsplätze
Förderung d. An-passungsfähig-
keit von Unternehmen und
Beschäftigten
Förderung der Chancengleich-
heit von Männern und Frauen
„Viele kleinere Unternehmen
schaffen Arbeitsplätze“
* Förderung von kleineren und
mittleren Unternehmen
•Förderung einer entsprechen-
den Unternehmer- und Gründer-
kultur
* Moderni-sierung der
Arbeits-organisation
* Flexibili- sierung der
Arbeitszeit und der Arbeits-
verträge
* „Flexicurity“
„Balance von Flexibilität
und Sicherheit“
„Gleiches Recht auf
gleiche Arbeit für alle“
* Erhöhung der Frauenerwerbs-
quote
* Hindernisse für Frauen
beseitigen
* „Gender-Mainstreaming“
als umfassendes
Prinzip
Der Gipfel von Lissabon 2000: EINE Strategie für Europa
„The European Council held a special meeting on 23-24 March 2000 in Lisbon to agree a new strategic goal for the Union in order the strenthen employment, economic reform and social cohesion as part of a knowledge-based economy. (…)
* The Union has today set itself a new strategic goal for the next decade:
to become the most competitive and dynamic knowledge-based economy in the world, capable of sustainable economic growth with more and better jobs and greater social cohesion.“ (Lisbon Declaration) + preparing the transition to a knowledge-based economy better policies for the information society; structural reform for competitiveness and innovation and completing internal market + modernising European social model, investing in people combating social exclusion + applying approriate macro-economic policy-mix sustainable growth
* Regain the conditions for full employment, strengthen regional cohesion
Die EBS: Zentraler Bestandteil der Lissabon-Strategie
full employment Bis 2010 Erhöhung der allgemeinen
Beschäftigungsquote in der EU auf 70%
und der von Frauen auf mehr als 60%.....
Zwei Zwischenziele und ein zusätzliches Ziel (Stockholm 2001):
Bis 2005 soll die allgemeine Beschäftigungsquote 67% erreichen (1),
die von Frauen 57% (2), und die älterer Arbeitnehmer 50% (Zusatz)
Neue Beschäftigungspolitische Leitlinien (2003):
(1) Vollbeschäftigung
(2) Verbesserung der Arbeitsqualität und –produktivität
(3) Stärkung des sozialen Zusammenhalts und sozialer Inklusion
2005: Ein Neubeginn für die Lissabon-Strategie
* Die Wirkungsbewertungen der EBS und der Halbzeit-Bericht der Lissabon-Strategie vielen ernüchternd aus: Die EU hat unter dem Eindruck des Booms im Jahr 2000 ihr Entwicklungspotenzial falsch eingeschätzt (Wim de Kok-Bericht)
Korrektur der Ziele sowie „Vereinfachung“ und „Straffung“ der Strategie
* Neue Partnerschaft für Wachstum und Arbeitsplätze:
„ Die Kommission schlägt vor, die Strategie von Lissabon mit neuem Leben zu erfüllen; hierzu sollen die Anstrengungen auf zwei zentrale Aufgaben konzentriert werden: Herbeiführung eines kräftigeren und nachhaltigeren Wachstums und Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen. Nur wenn Europa seine Hausaufgaben in Sachen Wachstum und Arbeitsplätze macht, lassen sich die Ressourcen erschließen, die wir benötigen, um unsere ehrgeizigen Ziele im wirtschaftlichen und sozialen Bereich sowie im Umweltschutz zu erreichen…“
(Mitteilung der Kommission 2005)
Die Neuausrichtung der EBS im Jahr 2005
• Strukturelle Schwierigkeiten:
+++ allgemeine Beschäftigungsquote nur bei 64,3% (anstatt 67%), * Alterung und Schrumpfung der Gesellschaft, * zurückgehende Wirtschaftsleistung, * Arbeitsproduktivitätswachstum geht zurück +++
Zusammenarbeit zw. Mitgliedsstaaten und EU stärken (OMK)
Drei-Jahres-Zyklus: 2005-2008
Verzahnung makroökonomischer und mikroökonomischer Politiken
• Die einzelnen Komponenten:
- Integrierte Beschäftigungspolitische Leitlinien (2005-2008)
- Nationale Reformprogramme
- Gemeinsamer Beschäftigungsbericht
- Empfehlungen
- EU-Fortschrittsbericht
Die Neuausrichtung der EBS im Jahr 2005
• Strukturelle Schwierigkeiten:
+++ allgemeine Beschäftigungsquote nur bei 64,3% (anstatt 67%), * Alterung und Schrumpfung der Gesellschaft, * zurückgehende Wirtschaftsleistung, * Arbeitsproduktivitätswachstum geht zurück +++
Zusammenarbeit zw. Mitgliedsstaaten und EU stärken (OMK)
Drei-Jahres-Zyklus: 2005-2008
Verzahnung makroökonomischer und mikroökonomischer Politiken
• Die einzelnen Komponenten:
- Integrierte Beschäftigungspolitische Leitlinien (2005-2008)
- Nationale Reformprogramme
- Gemeinsamer Beschäftigungsbericht
- Empfehlungen
- EU-Fortschrittsbericht
Die Europäische Dimension der Arbeitswelt – (K)ein Fazit
• Ausgangspunkt war die Frage: neo-liberales vs. soziales Europa
• Verschiebung von wirtschaftlicher Integration zu Sozialpolitik
• Zielvorgabe der Lissabon-Strategie: mehr und bessere Arbeitsplätze
Vollbeschäftigung !
Wissensgesellschaft !
• Leitvorstellungen der EBS: Employability, Flexicurity,
Entrepreneurship, Chancengleichheit
• Übergeordnete Ziele nach 2005: Wachstum und Beschäftigung