Ölschock-Fitnes: 1 Jahr - 1/2 Fossile Energie · Inhaltsverzeichnis Countdown.....9 16.04.2012:...

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© Wolfgang Werminghausen, wolfgang(ät)xwer(Punkt)de

Ein Jahr lang habe ich im Internet einen Blog geschrieben. Die Artikel habe ich in diesem Buch zusammengestellt.

Soweit nicht anders angegeben, stehen Texte und Illustra­tionen der eBook-Ausgabe (pdf und epub) dieses Werkes unter einer Creative Commons Namensnennung-Weiter­gabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz (siehe http://creativecommons.org/licenses/)

Umschlag: W. Werminghausen

Umschlags-Foto: Green Oil von XcBiker, cc-by-sa, www.flickr.com/photos/xcbiker/740500486/

Illustrationen: W. Werminghausen, sowie Grafiken und Bil­der, die ohne Lizenzkosten von den Urhebern zur Verfü­gung gestellt werden, hierfür vielen Dank.

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Inhaltsverzeichnis

Countdown...............................................916.04.2012: ERSTER Blogeintrag – Ölschock Fitness..................................9

17.04.2012: Countdown..................................................................................... 11

18.04.2012: Nicht nur die Finanzkrise ….......................................................13

19.04.2012: Ölschock......................................................................................... 15

20.04.2012: Ökologie, Wachstumswirtschaft und Ölverbrauch..................18

23.04.2012: Mein Peak Oil und Verantwortung............................................20

24.04.2012: Das Ölschock-Fitness Wiki ist online........................................22

25.04.2012: In 2500 Jahren die gesamte Energie der Milchstraße..............23

26.04.2012: Energie messen und wundern.....................................................25

27.04.2012: 1 kWh Strom - 1,7 kWh Fossile Energie...................................27

Start........................................................2930.04.2012: In einem Jahr die Hälfte Fossiler Energie verbrennen............29

01.05.2012: 1 Jahr – ½ Fossile Energie...........................................................31

Heizen.....................................................3502.05.2012: Öl sparen mit programmierbaren Thermostaten.....................35

03.05.2012: Temperatur absenken bringt's.....................................................37

04.05.2012: Nachtabsenkung und Tagabsenkung der Heizung...................39

30.05.2012: Mit einem Duschkopf 5,5 Liter Heizöl im Monat sparen......41

Müßiggang..............................................4314.05.2012: Was ist denn eigentlich Natur.....................................................43

15.05.2012: Konstruktiv Trödeln.....................................................................45

16.05.2012: Vernetzen oder im Web verloren................................................47

23.05.2012: Computer Müßiggang...................................................................48

24.05.2012: Die Sonne spart nicht...................................................................49

25.05.2012: Noch mehr Computer Müßiggang.............................................51

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Peak Oil und ..........................................5321.05.2012: Peak Oil ist jetzt - sagt Werner Zittel.........................................53

22.05.2012: Kosten für Erneuerbare Energie................................................54

31.05.2012: Fernsehfreier Tag bringt wenig Energieersparnis....................57

01.06.2012: Erste Monatsbilanz: 259 kWh weniger......................................58

04.06.2012: Wir sind schon auf dem Peak Oil..............................................59

Mobilität.................................................6105.06.2012: Kleine Schritte aus der Autokultur heraus................................61

06.06.2012: Wenn schon Auto fahren … Reifendruck erhöhen.................62

08.06.2012: Wenn schon Auto fahren … langsam........................................64

12.06.2012: Wenn schon Auto fahren ... niedertourig..................................65

14.06.2012: Wenn schon Auto fahren … nicht bremsen.............................68

15.06.2012: Sprit sparen – unabhängiger in Krisen......................................69

27.06.2012: Privates Carsharing – vom Stehzeug zum Fahrzeug................71

27.06.2012: Auf's Rad umsteigen.....................................................................73

03.07.2012: Oh je, 195 kWh mehr fossile Energie!......................................74

04.07.2012: Mehrverbrauch trotz oder wegen Einsparungen?...................75

Im Sommer.............................................7912.07.2012: Kollaps - nun auch als eBook - freier download......................79

29.08.2012: Nachhaltiges Reisen - auch keine Alternative...........................80

29.08.2012: Paddeln auf der Loire...................................................................81

04.09.2012: Verbrauch fossiler Energie im Juli und August........................82

12.09.2012: Schnell mal in die Sonne fliegen.................................................84

17.09.2012: Auto Entziehungskur Phase I.....................................................87

Endspurt.................................................8924.09.2012: Wir senken den fossilen Verbrauch für's Heizen.....................89

27.09.2012: Ölkrise in wenigen Jahren............................................................91

05.10.2012: Geringster fossiler Verbrauch im September............................94

12.10.2012: Die letzte Heizöl-Lieferung meines Lebens!............................95

07.11.2012: Gescheitert beim Sparen fossiler Energie?...............................97

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Strom....................................................10125.10.2012: Stromfresser Umwälzpumpe.....................................................101

08.11.2012: Unsere Strom-Bilanz und Stromfresser...................................103

14.11.2012: Sparlampen gegen LED-Birnen tauschen...............................105

22.11.2012: Ruckzuck Strom sparen bei Bild und Ton..............................107

06.12.2012: Raus mit den Ölheizungen!.......................................................108

Winterpause.........................................11110.01.2013: Bus schlägt Bahn......................................................................... 111

05.03.2013: Immer noch offline.....................................................................113

15.04.2013: Bald läuft der einjährige Selbstversuch aus.............................113

26.04.2013: Erdöl Engpässe schon in diesem Jahrzehnt...........................114

Bilanz....................................................11903.05.2013: Geschafft! - ein Jahr – halbe fossile Energie..........................119

08.05.2013: Heizen – fossiler Verbrauch halbiert.......................................121

23.05.2013: Mobilität – schwankender Rückgang.......................................124

29.05.2013: Strom sparen – viel Kleinarbeit................................................128

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Countdown

16.04.2012: ERSTER Blogeintrag – Ölschock Fit­ness

Handle so, wie du dich fühlen möch­test. (Gretchen Rubin, Das Happiness Projekt, 2012)

Hallo, da draußen!

Dies ist mein erster Blog Eintrag. Mir fiel am Bahnhofs­kiosk ein Buch in die Hand von der New Yorkerin Gretchen Rubin, Das Happiness Projekt (http://www.happiness-project.com). My tribute to Gretchen! Sie hat sich in einem 12monatigen Selbstversuch damit beschäftigt, glücklicher zu werden. Neben Aufräumen und Aussortieren für mehr Energie und Pflege von Liebe und Freundschaften emp­fiehlt sie im Kapitel „Arbeit“ einen Blog einzurichten.

Meine Recherchen hatten ergeben, dass Herausforde­rungen und Neues Schlüsselelemente für das Glücksemp­finden sind. Das Gehirn wird durch eine Überraschung angeregt, und das Meistern einer unerwarteten Situation

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Countdown

verschafft ein starkes Gefühl der Befriedigung. (Gretchen Rubin, Das Happiness Projekt)

Nun ist das Schreiben im Internet und das Einrichten von Webseiten nicht unbedingt neu für mich. Meine Her­ausforderung besteht darin, TÄGLICH zu schreiben. Aber halt, arbeitstäglich zumindest, also Mo-Fr, wenn es sich eben einrichten lässt. Ich glaube auch, wie Gretchen, dass die Disziplin, sich täglich an die Tasten zu setzen und wenn es nur ein paar Zeilen sind, sehr fruchtbar sein kann. Ein Thema zu entwickeln und immer wieder auf den Punkt zu kommen und dies zur Diskussion zu stellen, erfüllt mich mit freudiger Erwartung.

Ölschock Fitness

Ölschock Fitness ist mein Thema dieses Blogs. Hier steckt schon ein Augen zwinkerndes Spiel mit negativ und posi­

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Abb. 1: „Marienkäfer“ von Majo auf www.foto-harz.de - cc-by-nc-nd

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16.04.2012: ERSTER Blogeintrag – Ölschock Fitness

tiv besetzten Begriffen im Titel. Mein Ausgangspunkt ist die Erwartung eines umfassenden jahrzehntelangen Ver­änderungsprozesses (Krise) in der Ökonomie, im Ver­brauch fossiler Energie und in der Ökologie. Diesen Aus­gangspunkt habe ich im Video und nun auch im Buch „Kollaps – Das Ende der Industriellen Wachstumswirt­schaft“ (www.xwer.de/kollaps) umrissen.

Hier werde ich mich ganz praktisch mit Möglichkeiten beschäftigen, gegen kommende Energiekrisen resistenter zu werden. Ich möchte ins konkrete Handeln kommen und positive Erwartungshaltungen pflegen.

„Handle“ ist das erste Wort in Gretchens Motto „Handle so, wie du dich fühlen möchtest.“ Bei meiner Beschäfti­gung mit Krisenthemen ist mir immer wieder auch meine eigene emotionale Abwehr als Reaktion zu negativen Sze­narien aufgefallen. Nun möchte ich nicht ins Gegenteil eines naiven Optimismuses verfallen. Ich kann mich ent­scheiden, so zu handeln, ALS OB ich optimistisch in die Zukunft blicke. Das ist erstens angenehmer, zweitens weckt das mehr Energie und Kreativität und drittens negiere ich damit auch nicht drohende Risiken. Wir haben die Wahl, so zu handeln, wie wir uns fühlen wollen.

17.04.2012: Countdown

Wir können konstruktiv an unseren Gedanken (weiter-)arbeiten. (Vera F. Birkenbihl, Das große Analograffiti Buch, 2002)

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Countdown

Noch 14 Tage bis zum Start meines einjährigen Selbstversuchs, den Verbrauch fossiler Energie zu halbieren.

So, jetzt habe ich es gewagt, dies so zu formulieren. Ich bin mir immer noch unsicher, ob dieses Vorhaben nicht zu gewagt ist. Doch selbst wenn ich an dem Ziel scheitere und nur 1/3 einspare, so ist das auch ein Erfolg und auf jeden Fall gibt es dann von viiiiiiiiiiiiieeeeeeeeelen Erfah­rungen zu berichten. Das möchte ich hier aufschreiben, zum Teil auch Informationen in einem Wiki zusammentra­gen.

Am allerbesten finde ich hier auch Menschen, die sich meinem Vorhaben anschließen. Vielleicht hast DU auch Lust, dir einen solchen Rahmen für ein Jahr zu setzen.

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Abb. 2: eigene Zeichnung nach Vera Birkenbihl

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17.04.2012: Countdown

Dann können WIR umso mehr einsparen und uns unab­hängiger von fossiler Energie machen. Ich bin mir auch sicher, dass ich das kaum in einem Jahr alleine schaffe und selbst wenn, dann will ich das gar nicht.

Birkenbihl

Das Bild oben ist übrigens ein KAWA, eine Art hirngerech­ter kreativer Notiz oder vernetzte Aufzeichnung. Das ist eines der wichtigsten Instrumente, die Vera F. Birkenbihl entwickelt hat (www.birkenbihl.de). Leider ist sie vor weni­gen Monaten verstorben.

Ein Trick dabei ist, sich mit den einzelnen Buchstaben eines Begriffs zu beschränken und den Grips anzuregen, damit neue Begriffe zu assoziieren. Daraus wird ein bun­tes Netz von Begriffen und Bildern, womit unser Gehirn viel mehr anfangen kann als aneinandergereihte Worte.

Beim „C“ ist mir nach dem eben Geschriebenen noch „Community“ eingefallen.

Die nächsten Tage des Countdowns werde ich mich hier mit meinem Ausgangspunkt für die (private) Energie-Wende befassen.

18.04.2012: Nicht nur die Finanzkrise …

Da die Zinsen jedoch zum größten Teil über die Preise und Gebühren an die Endverbraucher weitergegeben wer­den, und zwar einschließlich der Bank­marge, zahlt man auch als Schulden­freier mit seinen täglichen Ausgaben Zinsen, ohne sich dessen bewusst zu

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Countdown

sein. (Helmut Creutz, Die 29 Irrtümer rund ums Geld, 2009)

Die Großen Themenbereiche Finanzkrise, Energiekrise und Umweltkrise (oder die drei Ös: Ökonomie, Öl, Ökologie) hängen direkt miteinander zusammen. Deshalb glaube ich, dass wir es mit einer umfassenden Wachstumskrise zu tun haben.

O.K. „Krise, Krise, Krise“, da bekommt man ja die Krise! Dennoch möchte ich heute noch mal in den Abgrund der Weltfinanzen schauen, um den Ausgangspunkt für die Ölschock Fitness zu setzen.

Unendliches Wachstum von Geldvermögen und Schulden?

Für ein Verständnis, dass diese Frage (rhetorisch) mit nein zu beantworten ist, habe ich schon den Physiker Dr. Albert A. Bartlett erwähnt (www.xwer.de/wachstum). Bäume wachsen nun mal nicht in den Himmel und auch Geld nicht.

Hier nun 3 Thesen, die begründen, dass das Geldsys­tem, so wie es weltweit organisiert ist, regelmäßig zu Zusammenbrüchen führt.

1. Das Wachstumsparadigma der weltweiten Ökono­mie gründet auf der Annahme, dass vom Konsum zurückgehaltenes Geld mit Zinsen zu belohnen ist. Durch Zins und Zinseszins entwickelt sich das Geldvermögen exponentiell. Für ihr unermüdliches Engagement für ein gerechtes Geldsystem möchte ich hier Margrit Kennedy (www.margritkennedy.de) erwähnen.

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18.04.2012: Nicht nur die Finanzkrise …

2. Da jeder angelegte Euro oder Dollar oder Yen nach Verzinsung ruft, wird Hände ringend nach Schuld­nern gesucht. Wie sich dieses Spiegelbild von Geldvermögen und Schulen seit 1950 in Deutsch­land entwickelt hat zeigt Helmut Creutz in einer seiner legendären Grafiken: www.helmut-creutz.de/pdf/grafiken/034-043b_creutz.pdf Damit teilen auch die Schulden das exponentielle Schick­sal der Geldvermögen.

3. Es gibt einen im Geldsystem begründeten massi­ven Umverteilungsmechanismus von Vielen (80% der Haushalte) zu Wenigen (10% der Haushalte, noch massiver zu 1% der Reichsten). Auch hierzu am besten bei Helmut Creutz nachlesen: www.hu­mane-wirtschaft.de/pdf_z/creutz-grafik-59b_zinsbe­lastungen.pdf

Wir haben ein Geldsystem mit einer exponentiellen Ent­wicklung von Geldvermögen und Schulden, in dem der Kollaps schon angelegt ist. Ebenso systematisch verteilen wir Geld von der Mehrheit der Gesellschaft zu einer Min­derheit, dies in einem solchen Ausmaß, dass dem keine Demokratie langfristig Stand halten kann.

19.04.2012: Ölschock

Die Beweislage ist erdrückend, dass wir gegenwärtig das Fördermaximum erreicht haben. (Richard Heinberg, Öl-Ende, 2008)

Der Ölschock, wird nur dann zum Schock, wenn wir uns nicht damit auseinandersetzen. Wenn doch, können wir

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Countdown

die Perspektive eines – gewaltigen – Veränderungsprozes­ses einnehmen. Schockstarre ist lähmend, sich auf Verän­derungen einzustellen, ist herausfordernd.

Um mehr Hintergründe von Peak Oil usw. zu erfahren, möchte ich auf ein paar Quellen verweisen:

• mein Video „Kollaps – Teil 4 – Öl“: www.youtube.­com/watch?v=ylJnWqJSBak

• ostfossil Institut: www.peakoil.de• Peak Oil - Vortrag von Christoph Senz + Nor­

bert Rost: www.youtube.com/watch?v=1q1ZUsmB­KyU

• ASPO (Association for the Study of Peak Oil and Gas) Deutschland: www.aspo-deutschland.blogs­pot.de

• Englisch sprachiges Forum „The Oil Drum“: www.­theoildrum.com

• Bücher von Richard Heinberg

Mir ist ein Groschen bei der Beschäftigung mit diesem Thema gefallen. Der Wachstumsimperativ der Ökonomie hängst ganz stark seit etwa 200 Jahren mit Förderung und

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Abb. 3: Lücke, eigene Grafik

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19.04.2012: Ölschock

Verbrauch von Fossiler Energie zusammen. Ohne den hocheffizienten und dafür billigen Energieträger Öl ist die Art zu leben, fast überall auf der Welt inzwischen, über­haupt nicht denkbar. Die enorme Abhängigkeit z.B. unse­rer Lebensmittelversorgung vom Öl erschreckt.

Nun haben wir auf dem Gipfel wahrscheinlich noch die Hälfte der Vorräte im Boden. Dann wird’s ja nicht so schlimm kommen. Wir können uns nach und nach drauf einstellen. Aber zwei Faktoren machen uns einen Strich durch die Rechnung:

1. Die Netto-Energie: Die Förderung von Öl wird immer aufwändiger, umweltbelastender und for­dert selbst immer höheren Energieeinsatz. Das gilt auch für alle weiteren Bodenschätze.

2. Die Nachfrage steigt, besonders China und Indien haben Nachholbedarf.

Daher wird es schon in naher Zukunft, in weniger als einer Generation, eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage geben. Die Zeiten des billigen Öls sind vor­bei. Nur ein Auto kann bis zum letzten Tropfen Benzin mit Höchstgeschwindigkeit fahren. Der Motor unserer Zivilisa­tion wird schon bei geringen Störungen ins Stottern gera­ten.

Um die ökologischen Folgen unserer Wachstums-Wachstums-Wachstums-Ökonomie und dem enormen Ver­brauch fossiler Energie geht es morgen.

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Countdown

20.04.2012: Ökologie, Wachstumswirtschaft und Ölverbrauch

Es gibt keine Lösung, aber es gibt Lösungsansätze, die besser und ver­nünftiger als andere sind. (David Koro­wicz, Tipping-Point, 2010)

Die ökologischen Folgen der energiehungrigen Wachs­tumswirtschaft liegen auf der Hand, oder? Wenn wir seit Jahrhunderten immer mehr zunächst Kohle, dann Öl und Gas verbrennen, die über Jahrmillionen im Erdboden gespeichert waren, hat das Folgen. Die Systeme, die mit kybernetischem Denken erst sehr kurz denkbar sind und höchsten ansatzweise verstanden werden, sind sehr kom­plex. Das macht konkrete Vorhersagen zum Beispiel über die Klimaentwicklung zum Lotto-Spiel.

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Abb. 4: Quelle: Lenton et al., Tipping Elements in the Earth's climate system, 2007

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20.04.2012: Ökologie, Wachstumswirtschaft und Ölverbrauch

Tipping Points

Ökologische Systeme sind komplexe Organisationssys­teme, die Gleichgewichte unzähliger Faktoren austarieren. Veränderungen dieser Gleichgewichte geschehen meis­tens plötzlich und sprunghaft, bis wieder neue stabile Zustände eingenommen werden.

Situationen, in denen solche Veränderungsprozesse geschehen, werden Tipping Points (dt. Kipp-Punkte) genannt. In vielen Regionen der Erde sind derartige Ungleichgewichts-Situationen zu beobachten.

Nun mag man sagen: „Was geht es mich an, wenn im Himalaja die Gletscher abschmelzen?“ Nun ja, diese Glet­scher sind Wasserspeicher und Regulierer von Flüssen wie Indus, Brahmaputra, Ganges, Mekong und Jangtsekiang, an denen hunderte von Millionen Menschen leben. Und ich lebe in einem Land, dass auch bei allen Energie-Wende-Anstrengungen auf Platz 8 der Länder mit dem höchsten Ölverbrauch steht. Mir ist bewusst, dass ich hier gerade implizit einen Zusammenhang zwischen dem Ver­brauch fossiler Energie und Klimaveränderungen her­stelle.

Es gibt einige Menschen, die diese Zusammenhänge bestreiten oder herunterspielen. Prominentes Beispiel ist der ehemalige Hamburger Umweltsenator Fritz Vahren­holt. Da empfehle ich die Redensart: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.

Ich jedenfalls fühle mich mitverantwortlich für globale ökologische Veränderungen, bzw. Verschlechterungen.

Nun habe ich eine kleine Serie über meine Ausgangs­punkte für diesen Blog geschrieben:

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Countdown

1. Wachstumsökonomie: Finanzkrise2. Peak Oil: Ölschock3. und heute Ökologische Folgen

Nächste Woche läuft der Countdown bis zu meinem ein­jährigen Selbstversuch, fossilen Energieverbrauch zu hal­bieren, weiter.

23.04.2012: Mein Peak Oil und Verantwortung

Wir leben in einer außergewöhnlichen Zeit auf dieser Erde. (Joanna Macy und Molly Young Brown, Die Reise ins lebendige Leben, 2007)

Der Ölboom startete mit der ersten Ölquelle 1859 in Pennsylvania in den USA. Die Parallelität des technischen Fortschritts und die Veränderung unserer Lebensweise in den Industrieländer mit der Förderung des billigen Öls ist schon sehr verblüffend. Kohleförderung hatte mit der

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Abb. 5: mein Peak Oil, eigene Grafik

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23.04.2012: Mein Peak Oil und Verantwortung

Eisen- und Stahlproduktion und dem Bau von Eisenbah­nen die Industrialisierung in Gang gebracht, aber die Ent­wicklung der Mobilität, wie sie uns heute selbstverständ­lich erscheint, ist erst mit leicht zu förderndem billigen Öl denkbar. Das hat Einfluss auf unsere Ernährungsweise, Städtebau, Organisation der Arbeit, Produktion und Vertei­lung von Gütern und und und.

In diesem relativ kleinen Land auf der Erde, Deutsch­land, sind wir unter den ersten 10 Erdölverbrennern, nicht weit entfernt von den riesigen Ländern Indien, Russland und Brasilien.

Wenn wir aktuell etwa bei dem Höhepunkt der Erdölför­derung stehen, haben wir seit meinem Geburtsjahr 1963, dem Höhepunkt der Babyboom-Phase, wahrscheinlich mehr als die Hälfte des bisherigen Öls in meiner Lebens­phase verbrannt. Noch nie hat eine Generation soviel Fos­sile Energie verbraucht und in einem so hohen materiel­len Lebensstandard gelebt. Das betrifft zumindest eine Minderheit auf dieser Welt, der ich angehöre. Für sehr viele Menschen hat das katastrophale Folgen, ökologisch, gesundheitlich, wirtschaftlich usw.

Dafür bin ich mit meiner Generation überproportional verantwortlich. Diese Verantwortung möchte ich anneh­men. Ich möchte mich mit aller Entschlossenheit für einen Abschied vom Wachstumswahn, für Bescheidenheit und Mitgefühl, größere Gerechtigkeit und eine Gesundung die­ses Planeten einsetzen.

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Countdown

24.04.2012: Das Ölschock-Fitness Wiki ist online

Ein Wiki (hawaiisch für „schnell“), sel­tener auch WikiWiki oder WikiWeb genannt, ist ein Hypertext-System für Webseiten, deren Inhalte von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch online direkt im Browser geän­dert werden können (Web 2.0-Anwen­dung). (Quelle: http://de.wikipedia.org, cc-by-sa)

Ölschock-Fitness heißt Resilienz

In nicht einmal einer Generation werden wir große Verän­derungen unserer Lebensweise erleben. Der Energie- und Öl-Verbrauch ist auf dem Höhepunkt angekommen. Das ewige Wachstum der Konsumwirtschaft geht nicht mehr so weiter. Nun können wir den Kopf in den Sand stecken: "Da kann ich ja sowieso nichts dran ändern." Oder wir ver­suchen uns drauf einzustellen und machen uns damit weniger angreifbar für kommende Krisen. Wir steigern die Resilienz.

Das Ölschock-Fitness Wiki als Sammelstelle

Eine Möglichkeit ist, unsere Abhängigkeit von fossiler Energie zu reduzieren. Hier werden praktische Erfahrun­gen gesammelt. Es wird nicht der Sparweltmeister gekürt, sondern es geht um praktische, bezahlbare Lösungen für ganz normale Leute. Dabei beschränke ich mich (zunächst) auf die Bereiche Wohnen und Mobilität, denn das sind schon sehr umfangreiche Themen.

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24.04.2012: Das Ölschock-Fitness Wiki ist online

In wenigen Tagen starte ich mein Projekt "Verbrauch fossiler Energie in einem Jahr auf die Hälfte". Meine Erfah­rungen werde ich im Blog schildern, praktische Informatio­nen im Wiki sammeln.

Mitmachen

Ich würde mich sehr freuen, wenn du dich meinem Projekt anschließt. Ich kann das ohnehin nicht alleine. Erfahrun­gen austauschen, Ideen zusammentragen, gegenseitig helfen und Erfolge feiern, macht auch mehr Spaß.

>> zum Wiki

25.04.2012: In 2500 Jahren die gesamte Energie der Milchstraße

Dauerhaftes Wachstum des Energie­verbrauchs ist bereits in überschauba­ren Zeiträumen eine physikalische Unmöglichkeit. (Tom Murphy)

Der Physik-Professor Tom Murphy hat mal nachgerechnet, wie lange wir den Energieverbrauch rein theoretisch wei­ter steigern können. Das Ergebnis zeigt die Absurdität des Wachstumsparadigmas. Die Grafik stellt die Gesamt-US-Energieverbrauch seit 1650. Die rote Linie korrespondiert mit einer jährlichen Wachstumsrate von exakt 2,9%. (http://physics.ucsd.edu/do-the-math/)

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Countdown

Vielen Dank an Tom Schülke und Norbert Rost für die Übersetzung ins Deutsche und Veröffentlichung (http://www.peak-oil.com/2012/04/galaktischer-energie­verbrauch/).

Hier nur ein paar Stichpunkte des Wahnsinns:

• Seit 1650 ist der US-amerikanische Energiever­brauch sehr kontinuierlich um 2,9% gestiegen.

• Bei einer Steigerung von jährlich 2,3% (Verzehn­fachnung in 100 Jahren) und Nutzung der gesam­ten Sonneneinstrahlung kommen wir auf dem Glo­bus noch 275 Jahre weiter.

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25.04.2012: In 2500 Jahren die gesamte Energie der Milchstraße

• Bei einer Effizienz der Solarzellen von 100% und Nutzung der Meeresoberfläche haben wir noch 400 Jahre.

• In 1350 Jahren brauchen wir die gesamte Energie der Sonne.

• In 2450 Jahren verbrauchen wir die Energie der gesamten Milchstraße.

Bitte ausführlich im Original, bzw. der Übersetzung lesen. Der Fanclub von Tom Murphy hat sich um eine Person ver­größert.

26.04.2012: Energie messen und wundern

Ein Energiesklave ist das Äquivalent einer viertel Pferdestärke, der zwölf Stunden am Tag ununterbrochen arbeitet. Diese Umrechnung habe ich aus einer Erfahrung nach dem Kriegs­ende abgeleitet, als die Bauern keine Pferde mehr hatten und vier kräftige erwachsene Männer nötig waren, um gemeinsam einen Pflug zu ziehen. (Hans-Peter Dürr, Geist, Kosmos und Physik, 2010)

Noch 5 Tage bis zu meinem einjährigen Projekt, unseren Verbrauch fossiler Energie zu halbieren. Um dies halb­wegs glaubwürdig zu tun, brauche ich eine Energiebilanz und Messungen des Verbrauchs , ebenso, um Alternativen zu vergleichen. Da ich die Energiebilanz bei der Versor­gung mit Gütern und bei der Ernährung kaum abschätzen kann, beschränke ich mich beim Bilanzieren auf Wohnen

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Countdown

(Heizen und Strom) und Mobilität (Auto, öffentliche Ver­kehrsmittel, Fahrrad, Flugzeug, zu Fuß).

Die gebräuchlichste Vergleichseinheit für Energiever­brauch ist Watt pro Zeiteinheit, also z.B. kWh (Kilo-Watt-Stunde). Das zeigt auch der Stromzähler an, ist also ganz einfach. Bei fossilen Energieträgern ist die Umrechnung auch relativ einfach.

Zunächst der Brennwert beim Heizen: Bei Heizöl ent­spricht die Energie von 1 Liter etwa 10 kWh, 1 m³ Erdgas bringt auch etwa 10 kWh. Diese groben Werte sollen mir reichen, denn Dezimalstellen bringen auch nur eine Scheingenauigkeit. Eine Tabelle mit Brennwerten weitere Brennstoffe gibt es hier:

www.heizung-direkt.de/UEBERSHO/brennwert.htm

Bei Kraftstoffen ergeben sich folgende Umrechnungen: 1 Liter Benzin = 9 kWh, 1 Liter Diesel = 10 kWh, 1 Liter Biodiesel = 10 kWh, 1 Liter Autogas = 7 kWh

Ich kann schon mal verraten, dass wir in unserem Ein­familienhaus im letzten Jahr 2800 Liter Heizöl verbrannt haben. Das sind 28.000 kWh im Jahr! Wenn wir in einer 40-Stunden Woche bei 100 Watt Leistung in der Stunde diese Energie durch Menschen auf Hometrainern erzeu­gen lassen wollen, bräuchten wir allein für die Heizenergie 136 „Energiesklaven“. Unvorstellbar! Und da war noch kein Urlaubsanspruch dabei.

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27.04.2012: 1 kWh Strom - 1,7 kWh Fossile Energie

27.04.2012: 1 kWh Strom - 1,7 kWh Fossile Energie

Die Energie kann als Ursache für alle Veränderungen in der Welt angesehen werden. (Werner Heisenberg)

Gestern habe ich mich mit dem Messen und Vergleichen von Brennstoffen beschäftigt. Die Berechnung wie viele kWh primärer Energieträger verbraucht werden, ist beim Strom etwas komplizierter.

Na klar, mein Stromzähler oder ein Messgerät zeigen mir den Verbrauch genau an. Aber was mich hier noch mehr interessiert, ist der Einsatz von Primärenergie. Was wird an Kohle, Gas und Öl verbrannt? Dazu brauche ich also Auskünfte über den Energiemix bei der Stromerzeu­gung und die Effektivität mit der die Kraftwerke arbeiten.

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Countdown

Strommix

Laut Wikipedia 2010 in Deutschland:

• Erneuerbare Energieträger 17,3%• Kernenergie 24,9%• Fossile Energieträger 57,8%

Wirkungsgrad

Nach der Tabelle von Wikipedia ist der Wirkungsgrad moderner Steinkohle-Kraftwerke bei maximal 46%, bei Gaskraftwerken unter 40%, bei Ölkraftwerken bei rund 45%. Wenn auch die Wärme der Verbrennung genutzt wird, steigt der Wirkungsgrad bis 60-80%. Letzteres inter­essiert mich bei der Stromnutzung nicht, auch wenn das sehr begrüßenswert ist. Kernkraftwerke liegen bei etwa 35%. Hinzu kommt noch ein Übertragungsverlust der Stromnetze von etwa 6%.

Wenn wir also von einem Wirkungsgrad von um die 40% und dem Übertragungsverlust von 6% ausgehen, brauchen wir fast das Dreifache Fossiler Energie für die Energie, die aus der Steckdose kommt. Da auch der Bau und die Wartung der Kraftwerke und Leitungen Energie braucht, sind wir mit dem Faktor Drei sicherlich auf der richtigen Seite.

Für 1 kWh Strom aus der Steckdose braucht man also (58% mal Faktor 3) 1,74 kWh fossile Energie und ca. 0,75 kWh Atomenergie, sowie (bei Faktor 2) 0,35 kWh Erneuer­bare Energie. Mit diesen Werten werde ich rechnen, um zu beurteilen, wie viel Fossile Energie wir verbrauchen.

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Start

30.04.2012: In einem Jahr die Hälfte Fossiler Ener­gie verbrennen

Zusammenbruch oder Durchbruch? Viele Zukunftsforscher sind der Mei­nung, dass diese zentrale Frage durch unser Verhalten in den nächsten zehn Jahren entschieden wird. (Franz Alt, Die Sonne schickt uns keine Rech­nung, 2005)

Ölschock Fitness heißt für mich die persönliche und gemeinschaftliche Widerstandskraft (Resilienz) gegen Kri­sen und Verwerfungen zu steigern, die der Rückgang des Energieangebots mit sich bringen wird. Die wichtigsten Themenbereiche sind dabei Wohnen, Mobilität, Ernährung und Güter. Dabei möchte ich mich auf die ersten beiden hier konzentrieren. Das ist keine Aussage über die Rele­vanz. Es hat eher pragmatische Gründe.

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Blog

Hier in diesem Blog werde ich möglichst täglich über meine Erfahrungen schreiben. Um's konkreter zu machen, habe ich mir vorgenommen: Innerhalb von einem Jahr möchte ich unseren Verbrauch Fossiler Energie hal­bieren. Ehrlich gesagt, habe ich noch keine Ahnung, wie und ob mir das gelingen kann. Ich weiß, es gibt Sparwelt­meister, die sind da viel besser. Mich interessiert vor allem wie eine ganz normale Familie, Fossile Energie spa­ren kann. Und ich glaube, dass es Möglichkeiten gibt, ohne Lebensqualität einzubüßen. Vielleicht gibt es ja statt Buße sogar mehr Lebensqualität. Erfahrungen und Wissen bei diesen Exkursen können dann im Wiki gesammelt wer­den.

In Twitter zwitschere ich dann Hinweise auf meinen Blog oder andere interessante Seiten und Ideen:

@WolfgangWer

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Abb. 8: Ölschock Fitness, eigene Grafik

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30.04.2012: In einem Jahr die Hälfte Fossiler Energie verbrennen

Wiki

Im Ölschock Fitness Wiki können wie in Wikipedia Begriffe miteinander verlinkt und vernetzt werden. Dabei ist ein Wiki als einfache Online Textverarbeitung gut für die gemeinsame Nutzung geeignet. Wer sich meinem Vorha­ben anschließen möchte, ist herzlich eingeladen mitzuma­chen.

Außerdem gibt es Ideen zu weiteren Aktivitäten wie einen (Audio-)Podcast zu betreiben oder in Münster eine Gruppe bei der Transition Town zu gründen. Ich bin gespannt, was sich entwickeln wird.

01.05.2012: 1 Jahr – ½ Fossile Energie

Es ist jedes Mal eine Herausforderung, den inneren Schweinehund zu über­winden. (Rudolf Scharping, SPD-Politi­ker)

Von 3.749 kWh pro Monat auf 1.875 kWh

Tä, tä, tä, täää!

Nun ist es soweit. Von heute an möchte ich den Ver­brauch fossiler Energie unserer Familie innerhalb eines Jahres halbieren. Der erste Monat beginnt.

Ausgangspunkt

Ich lebe mit meiner Familie, zwei Erwachsene, zwei Kin­der, in einem Einzelhaus Baujahr 1950er Jahre. Wir haben das Haus gemietet. Geheizt wir mit Öl.

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Ich möchte mich bei diesem Projekt auf die Bereiche Wohnen und Mobilität beschränken. Das heißt nicht, dass wir nicht auch bei der Ernährung und bei Gütern auf den Energieverbrauch achten möchten. Ich kann aber die Energiebilanz dieser Bereiche nicht einmal grob schätzen und so große Themen könnte ich nicht zusätzlich bewälti­gen.

Messung/Schätzung

• Bei der Heizung ist es leicht: Im letzten Jahr haben wir im Durchschnitt monatlich 233 Liter Heizöl ver­brannt. Genau kann ich es dann auch nicht mes­sen, nur etwa den Stand in den Tanks. Daher kann ich genauer erst am Jahresende abrechnen. Das macht monatlich 2.333 kWh fossile Energie.

• Verbrauch vom Auto ist auch relativ einfach zu berechnen: Seit Jahresanfang sind wir im Monat 971 km gefahren bei einem Verbrauch von 5,4 l Diesel. Das macht 520 kWh im Monat.

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Abb. 9: Energiemix, eigene Grafik

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01.05.2012: 1 Jahr – ½ Fossile Energie

• Bahn fahren wir schätzungsweise 14.800 Per­sonen-km pro Jahr, also 1.230 km pro Monat. Auf der Kurzstrecke entspricht der Verbrauch pro Per­son und 100 km 5 Liter Benzin, auf der Langstrecke 3 Liter. Ich rechne mit 4,5 Litern (á 9 kWh). Beim Strommix lege ich der Einfachheit halber den bun­desdeutschen Durchschnitt zu Grunde und komme auf 288 kWh fossile Energie (von insgesamt 498 kWh) im Monat.

• Fliegen verbraucht auf Strecken bis 1.500 km 4,5 Liter Kerosin mit 10 kWh pro Liter. Die jährlichen Flüge meiner Frau zum Wandern auf Mallorca, brin­gen monatlich 113 kWh in die Rechnung.

• Den monatlichen Stromverbrauch von 286 kWh multipliziere ich mit 3 wegen der Kraftwerkseffizi­enz und Leitungsverlusten. Von den 858 kWh kom­men 496 kWh aus fossiler Energie.

Von unserem gesamten Energieverbrauch (für Wohnen und Mobilität) von 4.321 kWh monatlich kommen 87%, bzw. 3.749 kWh aus Verbrennung fossiler Energie. Heizen hat daran einen Anteil von 62%, Mobilität 25% und Strom 13%.

Mein Ziel ist, diesen Verbrauch auf 1.875 kWh pro Monat im Durchschnitt zu reduzieren.

Das Motto für den ersten Monat: kontakten, vernetzen, informieren.

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Heizen

02.05.2012: Öl sparen mit programmierbaren Thermostaten

Wir müssen das Öl verlassen, bevor es uns verlässt. (Fatih Birol, IEA)

Schon seit ein paar Jahren habe ich die meisten Heizkör­per unseres Hauses mit solchen programmierbaren elek­tronischen Heizkörperthermostaten ausgestattet. Der Vor­teil ist, dass sie mit einer Zeitschaltung die Raumtempera­tur regeln. Z.B. ist das Bad morgens und abends mollig warm oder die Kinderzimmer sind 3 Grad runter geregelt, wenn die Kinder in der Schule sind.

Nun gibt es natürlich einige Fabrikate. Nur mit dem auf der Abbildung Honeywell Rondostat HR-20E habe ich bis­her Erfahrungen, kann für weitere Vergleiche auf einen Test der Stiftung Warentest von 5/2008 verweisen. (siehe: www.testberichte.de/p/honeywell-tests/rondostat-hr-20e-testbericht.html)

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Heizen

Bisherige Einsparungen

Unsere Ölheizung wird nur unregelmäßig einmal im Jahr betankt. Dann liegen mehr oder weniger Winterwochen in der Verbrauchsperiode. Ich muss also grob schätzen: Wenn ich den Verbrauch der vergangenen Jahre betrachte, liegt die Ersparnis durch die Thermostate bei 7-15%. 70% der Wohnfläche werden bisher mit solchen Thermostaten ausgestatteten Heizkörpern beheizt. 10% Öl-Ersparnis ist wohl eine vorsichtige Schätzung. Das macht im Monat eine Ersparnis von 26 Litern Heizöl oder 260 kWh, bzw. 1,8 kWh pro Quadratmeter.

Lohnen sich programmierbare Thermostate?

Heute erwäge ich die Anschaffung von 3 Thermostaten, bei Hornbach für gut 23 Euro das Stück. Damit möchte ich

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Abb. 10: programmierbarer Thermostat, eigenes Foto

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02.05.2012: Öl sparen mit programmierbaren Thermostaten

die Küche (2 schlecht isolierte Hauswände und schlecht isolierte Kellerdecke), den Flur und das Bad ausstatten. Das sind schätzungsweise 38 m2 und eine monatliche Ersparnis von 68 kWh. Das klingt mickrig, aber es sind fast 2% der fossilen Energie, die wir damit einsparen würden. (Den Verbrauch der Herstellung und die benötig­ten Batterien kann ich nicht einschätzen. Ich hoffe die fressen die Ersparnis nicht wieder auf auf.)

Preislich würden die 3 Thermostate inklusive Batterien 72 Euro kosten, das spart beim momentanen Ölpreis etwa 65 Euro. Nach etwa einem Jahr ist die Investition wieder raus. Ich mach's.

03.05.2012: Temperatur absenken bringt's

Nun wollte ich mich heute quasi antizyklisch (nach der Heizperiode) noch kurz mit den Einstellungen der Heiz­temperatur befassen, da finde ich im Internet recht wider­sprüchliche Angaben. Es wird sich auf jeden Fall lohnen, dieses Thema ausführlich vor dem nächsten Herbst wie­der aufzugreifen.

Temperatur absenken

Die Absenkung der Temperatur um ein Grad bringt wohl mindestens 5% Ersparnis. Energiespar-Tipps unter passiv­haustagung.de schreiben sogar von 8-9 % in Altbauten und 10-12% in Neubauten.

Die meisten Heizungsanlagen, ob Öl oder Gas werden eine elektronische Steuerung haben, da kann man leicht die Temperatur absenken. Auch die gestern besprochenen programmierbaren Thermostate spielen hier ihre Funktio­

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Heizen

nen aus, denn so kann man jeden Raum extra regulieren, z.B. das im Schlafzimmer insgesamt noch weiter absen­ken.

Aber Vorsicht, bei zu starker Absenkung handelt man sich möglicherweise Schimmel und feuchte Wände ein. Feuchte Wände isolieren schlechter, dann geht das Spa­ren nach hinten los. Temperaturen von mindestens 15-16 Grad scheinen da sinnvoll zu sein.

Das mache ich

Jetzt am Ende der Heizperiode wäre gut Reden, die Tem­peratur um 2-3 Grad abzusenken. Also werde ich dieses Thema nochmal im nächsten Herbst aufgreifen und sehen, was sich für das Wohlbefinden bei deutlicher abge­senkter Temperatur tun lässt.

Auf jeden Fall wird jetzt die zentrale Heizung um ein Grad niedriger eingestellt und ebenso die Thermostate.

Bei den schlecht isolierten Fenstern und Rollladenkäs­ten in unserem gemieteten Haus werden wir je nach Windrichtung manchmal die Temperatur wieder höher ein­stellen, daher wird diese ad hoc Maßnahme wahrschein­lich nicht ganz 8% bringen. Na, rechne ich mal mit 6%, dann wären das im Jahresdurchschnitt monatlich 13,6 l Heizöl oder 136 kWh weniger.

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04.05.2012: Nachtabsenkung und Tagabsenkung der Heizung

04.05.2012: Nachtabsenkung und Tagabsenkung der Heizung

Nachtabsenkung

Das bringt wohl nicht so viel wie angenommen, denn die abgesunkene Temperatur muss morgens wieder dazu geheizt werden. Auf der Seite www.ahok.de/dt/Nachtab­senkung.html wird eine Beispielrechnung aufgemacht, dass dies tatsächlich nur 3% bringt. Leider findet man auf dieser Seite kein Impressum oder andere Hinweise auf den Autor. Andere Quellen behaupten größere Einsparef­fekte. Umgekehrt kann man auch sagen, wenn man die Temperatur nicht zu tief absenkt, schadet es auch nicht.

Tagsüber absenken

Dies ist ebenso umstritten. Vielleicht habe ich diesen Effekt überbewertet und die elektronischen Thermostate spielen ihren Vorteil einfach durch die raumweise exak­tere Reglung der Temperatur aus. So kann man z.B. das Schlafzimmer auf einer Temperatur halten, die man beim Schlafen angenehm findet. Es gibt wohl einen Effekt bei Zentralheizungen, der dafür spricht, die Raumtemperatur zwischenzeitlich nicht zu stark abzusenken, um sie dann wieder hoch zu fahren. Man kann, wenn die Temperatur relativ konstant gehalten wird, die Vorlauftemperatur der Heizungsanlage senken. Das bringt wohl einige Ersparnis.

Fazit

Nacht- und Tagabsenkung oder -abschaltung ist ein kom­pliziertes Thema, dass von vielen Faktoren abhängig ist, besonders von der Isolierung des Hauses. Je nach Situa­

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Heizen

tion kann man wohl einiges durch Finetuning der Hei­zungsanlage sparen. Auf jeden Fall bringt eine Absenkung der Temperatur insgesamt was. Das sind leichte erste Schritte, wenn man (noch) ein konventionelles Heizsystem hat. Es wird sich auf jeden Fall lohnen, dieses Thema noch einmal im nächsten Herbst aufzugreifen. Besonders inter­essant finde ich die Frage, was man denn für sein (Wärme-)Wohlbefinden tun kann. Der Physik Professor Tom Murphy hat sich mit augenzwinkerndem Humor, damit befasst, wie er seine kalten Füße am effektivsten wärmen kann.

Erst mal mache ich eine Woche Urlaub und melde mich übernächste Woche wieder.

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30.05.2012: Mit einem Duschkopf 5,5 Liter Heizöl im Monat sparen

30.05.2012: Mit einem Duschkopf 5,5 Liter Heizöl im Monat sparen

Unser super Spar-Duschkopf ist runter gefallen und kaputt. Zum Glück hat der Versender signalisiert, den Duschkopf innerhalb der Garantie zu ersetzen. Für mich ist das heute Anlass, über das Energiesparen beim Warm­wasser nachzudenken.

Vor nicht ganz einem Jahr haben wir diesen Duschkopf angeschafft. Es war schon ein Sparmodell mit einem Was­serdurchlauf von 10 Liter installiert. Lohnte sich die Anschaffung einer 6-Liter-Brause?

Nun, den Energieverbrauch für Warmwasser kann ich nur grob schätzen. Laut Energieausweis wird bei der Ölheizung 12% für Warmwasser veranschlagt. Dann benö­tigen wir im Monat für Warmwasser 28 Liter Öl. Man vor­

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Abb. 11: Spar-Duschkopf, eigenes Foto

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Heizen

sichtig geschätzt, brauchen wir für's Duschen vielleicht die Hälfte, der Rest geht auf Warmhalten im Tank, Spülma­schine usw. Wenn ich davon ausgehe, dass in der Zeit, wo wir zu Hause sind, vielleicht 2 Duschen am Tag laufen, sind das vielleicht 55 Duschen im Monat. Das macht ein Viertel Liter Öl pro Dusche, das sind 2,5 kWh!

Mit einem Duschkopf, der 40% weniger Wasser ver­braucht (das habe ich mit Eimer und Uhr nachgemessen), können wir pro Dusche 100 ml Öl sparen oder 1 kWh. Im Monat sind das nach meiner groben Schätzung 5,5 Liter Heizöl oder 55 kWh. Bei einem aktuellen Ölpreis von 80 ct ist die Investition nach 1 ½ Jahren raus, außerdem kommt noch die Wasserersparnis hinzu.

Damit können wir über 2% des Ölverbrauchs sparen. Das Heizsystem ist unser größter Verbraucher fossiler Energie und bekommt in unserem Projekt „1/2 fossile Energie in 1 Jahr“ noch einen viel größeren Platz einge­räumt.

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Müßiggang

14.05.2012: Was ist denn eigentlich Natur

Der Mensch ist ein Teil der Natur und nicht etwas, das zu ihr im Widerspruch steht. (Bertrand Russell)

Da bin ich wieder. Nach einer wunderbaren Wanderreise im Nationalpark Eifel melde ich mich heute mit einem etwas anderen Thema. Beim Streifen durch die Wälder eines Nationalparks und an Stauseen vorbei, ging mir die Frage durch den Kopf, was denn eigentlich Natur ist.

Nationalparks sind Gebiete, die nach einer Vorberei­tungszeit, dann weitgehend der Natur überlassen werden. Der Nationalpark Eifel ist noch recht jung, die Gründung liegt erst sieben Jahre zurück. Nun haben die Mitarbeiter des Nationalparks und die vielen Helfer Zeit bis 2034, die Wälder, Flora und Fauna so vorzubereiten, dass Menschen dann kaum noch in die natürlichen Prozesse eingreifen.

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Müßiggang

In Deutschland gibt es 14 Nationalparks, das ist aber im Verhältnis zur Gesamtfläche nicht viel. Einen Urwald gibt es hier nicht mehr. Alles ist Kulturlandschaft, vom Menschen geprägt. Und auch die Nationalparks werden davon geprägt bleiben, was wir Menschen uns unter Natur vorstellen.

Beim Wandern durch die Wälder findet ein Umdenken statt. Die toten Bäume und von Borkenkäfern befallene Lichtungen sind nun nicht mehr erschreckende Anzeichen von Umweltschäden. Sie sind nun willkommen z.B. die Fichten, die eigentlich gar nicht in diese Klimaregion pas­sen, zu verdrängen. Meist nehmen dann Buchen den Platz ein.

Und gerade die toten Bäume mahnen, dass wir Men­schen genauso in diesen Kreislauf von Kommen und Gehen gehören. Diese merkwürdige Idee, dass wir das

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Abb. 12: Nationalpark Eifel, eigenes Foto

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14.05.2012: Was ist denn eigentlich Natur

alles im Griff haben, kann nur entstehen, wenn wir uns völlig davon abspalten. Die Trennung ist die eigentliche Illusion. Wir kommen da nicht raus, auch wenn wir noch so schlau darüber nachdenken. Wir sind Natur.

15.05.2012: Konstruktiv Trödeln

Ein wichtiger Faktor eines guten Lebens ist es, spazieren zu gehen. Jeder Mensch sollte das mindestens eine Stunde pro Tag tun. (Tom Hodg­kinson im FTD-Interview)

Nun trödle ich schon den ganzen Morgen und schiebe Dinge vor mir her. Dabei will ich doch auch noch einen schlauen Blog-Artikel schreiben, Energie sparen und die

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Abb. 13: Spazieren, eigenes Foto

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Müßiggang

Welt retten (Emails habe ich schon gecheckt). Ich weiß nicht so recht, wie ich mit meinem Ölschock -Fitness-Projekt weiter komme.

Nun mache ich es heute mal anders. Ich nehme mir jetzt mein Diktiergerät und gehe eine Stunde spazieren. Dann berichte ich nachher, was sich zugetragen hat und schreibe das hier unter den Strich.

So, zurück. Das war ein recht fruchtbarer Spaziergang. Ich habe mit meinem Diktiergerät 6 Minuten Ideen aufge­zeichnet. Nach ungefähr einer halben Stunde sprudelten Gedanken ganz leicht. Stichpunkte füllen nun ein Blatt Papier.

Ich wünsche mir, regelmäßig, Spaziergänge zu machen oder mit dem Fahrrad eine Runde zu fahren. Ich wünsche mir eine Stunde Bewegung am Tag.

Mein Monatsthema Vernetzung und Kontakte möchte ich zweigleisig fahren. Das eine Gleis ist überregionale Vernetzung. Das betreibe ich bisher mit diesem Blog und Wiki und Tweets. Ich wünsche mir weitere Kontakte in ein­schlägigen Foren oder mit anderen Bloggern, die sich im weitesten Sinn mit der Energie-Wende beschäftigen.

Das zweite Gleis soll die regionale Vernetzung sein. Ich wünsche mir eine Gruppe, die sich mit der praktischen Energie-Wende in Münster und im eigenen privaten Umfeld befasst. Ich wünsche mir eine (Unter-)Gruppe der Transition Town Münster zu gründen, Leute, die sich gegenseitig unterstützen, unabhängiger von fossiler Ener­gie zu werden.

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16.05.2012: Vernetzen oder im Web verloren

16.05.2012: Vernetzen oder im Web verloren

Nun wollte ich heute auch konstruktiv trödeln und mich weiter mit der Vernetzung dieses Blogs beschäftigen und „schwupps!“ habe ich mich den Vormittag im Netz verlo­ren.

Mein Eindruck mag täuschen, aber mir kommt es so vor: bewegen, suchen, gefunden werden im Internet ist komplizierter geworden. Immerhin habe ich neben inter­essanten Texten, in die ich rein gelesen habe, auch eini­ges gelernt.

Blogroll

Bei Wikipedia gibt es einige Informationen zum Bloggen. Unter anderem las ich dort über Blogrolls. Das ist einfach eine Möglichkeit Überschriften und Links zu anderen Blogs zu sammeln. Gesagt, getan: xwer.de/aggregator/sources

Außerdem kann man im rechten Seitenbereich jetzt die neusten Artikel der Transition Town Münster sehen.

Welche weiteren interessanten Blogs gibt es denn zum Thema Energiewende?

Interessante Links

Außerdem habe ich dann noch eine neue Wiki-Seite ange­legt, auf der ich interessante Links zum Thema sammle: wiki/links

Auch für Hinweise auf weitere Seiten und Blogs bin ich dankbar.

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Müßiggang

Timer stellen

So, nun ist ja doch etwas Konstruktives daraus geworden. Das nächste mal, wenn ich im Internet recherchiere, stelle ich mir aber meinen Countdown-Timer.

23.05.2012: Computer Müßiggang

Müßiggang ist das Aufsuchen der Muße, das entspannte und von Pflich­ten freie Ausleben, nicht die Erholung von besonderen Stresssituationen oder körperlichen Belastungen. (Quelle: Wikipedia)

Gerne möchte ich mal wieder was Praktisches posten, was mit dem konkreten unabhängiger Werden von fossiler Energie zu tun hat. Auf einem Spaziergang kam mir die Idee, heute (bei dem tollen Wetter) meine Zeit vor dem Computer zu beschränken. Gesagt – getan, heute werde ich maximal zwei Stunden am Computer verbringen, der Timer läuft. Eigentlich müsste dann der Titel lauten „Nicht-Computer Müßiggang“.

Kleinvieh macht auch Mist

Energetisch ist das natürlich nur ein Tropfen auf den hei­ßen Stein. Aber wie groß ist denn der Tropfen? Ich hatte schon mal den Verbrauch gemessen: Computer, externes Festplatten-Gehäuse und Monitor (Drucker und Router lasse ich mal außen vor) verbrauchen pro Stunde 77 Watt. Das rechne wegen Kraftwerkseffizienz und Leitungslust mal drei, denn dafür muss wahrscheinlich das Dreifache

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23.05.2012: Computer Müßiggang

an fossilen Energie verbrannt werden, Ökostrom-Tarif hin oder her. Pro Stunde spare ich also heute 231 Watt. Wenn ich heute den Rechner 3 Stunden weniger laufen lasse, sind das ca. 700 Watt. Bei unserem bisherigen gesamt fossilen Energieverbrauch von 125 kW am Tag sind das, upps, gerade mal 5,6 Promille. Immerhin.

Mit dem Thema Strom sparen werde ich mich noch in diesem Jahr ausführlicher beschäftigen. Dann werde ich mal sehen, wie viel Kleinvieh ich zusammentreiben kann.

Aber nicht entmutigen lassen. Ich spinne den Gedan­ken mal weiter. Schon vor zwei Jahren hatten 79% der Haushalte in Deutschland einen Computer. Wenn wir mit 85% rechnen, ist das sicherlich nicht übertrieben, denn oft gibt es mehrere. Bei 3,8 Mio. Haushalten sind das 3,2 Mio. Computer. Nehmen wir mal an, wir können uns alle darauf einigen, den Computer eine Stunde am Tag weniger ein­zuschalten. Dann ergibt das (bei einem Verbrauch von 300 Watt pro Stunde) eine Ersparnis von fast 1 Mrd. Watt am Tag, 1 Gigawatt. Da können wir das ein oder andere Gas- oder Kohlekraftwerk schon ein paar Stunden ruhen lassen. Wahrscheinlich bringt das sogar noch mehr, wenn ich an die riesige Computerleistung heutzutage denke.

24.05.2012: Die Sonne spart nicht

Du musst nur langsam genug gehen, um immer in der Sonne zu bleiben. (Antoine de Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz)

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Müßiggang

Nun läuft es heute schon wieder auf Computer Müßig­gang hinaus. Heute Morgen habe ich meiner Tochter beim Fußballturnier ihrer Schule mit/gegen andere Schulen zugeschaut. Super warmes schönes Sommerwetter. Die Sonne hat sich nicht lumpen lassen und alles für einen so warmen Frühlingstag gegeben. - Also heute nur kurz.

So angefüllt von der Sonne fällt es mir schwer, ans Sparen zu denken. Fast alles, was wir zum Leben brau­chen, bekommen wir von der Sonne. Nahrung, Energie, Wärme, Luft (Sauerstoff über die Photosynthese), Wasser (durch die sonnengetriebenen Wasserkreisläufe). Da möchte ich ein Loblied auf die Sonne singen und muss hier in Westfalen heute gar nicht mit „Sothern California ...“ anstimmen.

Danke für die Fülle.

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Abb. 14: „Süsse Sonne“ von honigtigerrr auf www.flickr.com cc-by

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25.05.2012: Noch mehr Computer Müßiggang

25.05.2012: Noch mehr Computer Müßiggang

Nächste Woche steht die erste Monatsbilanz meines vollmundigen Vorhabens, die fossile Energie zu halbieren, an. Da will ich auch nicht blöde dastehen und kaum etwas vorweisen können. Also habe ich nochmal bei der Compu­ternutzung hin und her überlegt und komme zu folgen­dem Entschluss:

2 Stunden weniger Computer am Tag

Grob geschätzt läuft die Kiste (mit der ich gerade schreibe) ca. sechs Stunden am Tag. Die Zeit auf vier Stunden zu beschränken, müsste ich hin bekommen, ohne große Anstrengungen. Es ist natürlich schwierig, Gewohn­heiten zu verändern. Aber zwei Stunden im Tagesverlauf anders zu nutzen, ist auch verlockend. Da kommt mir ein

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Abb. 15: Sheila auf Notebook, eigenes Foto

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Müßiggang

Lächeln über das Gesicht, bei den Möglichkeiten, die sich auftun. - Also, beschlossen.

Energiebilanz: Wie schon am Mittwoch berechnet, macht das in der Stunde 77 Watt, mal 3 wegen Kraft­werkseffizienz, mal 2 (Stunden), das macht am Tag 462 Watt Ersparnis, davon 268 Watt fossile Energie. Im Monat bei 23 Tagen (22 Arbeitstage plus einen, an denen der Computer auch an ist) macht gerundet 6 kWh weniger fossile Energie im Monat. Das sind 0,16% unseres Ver­brauchs.

Notebooks sind noch besser

Ich habe schon einen relativ energiesparenden Rechner. Die Kapazitäten brauche ich aber selten. Wenn ich nun, sagen wir mal drei von vier Stunden Computernutzung, mit einem Notebook arbeite, was kommt dann raus?

Bestenliste energiesparende Notebooks (chip.de)

Diese Liste soll ein Beispiel sein. Demnach kann man beim Verbrauch unter 20 W in der Stunde kommen. Das macht bei mir eine Ersparnis von 57 Watt pro Stunde oder 7 kW pro Monat.

Ich nutze ein kleines Netbook parallel. Das ist mir aber zur regelmäßigen Arbeit zu klein. Ich überlege nun, mir dafür gebraucht ein 14-Zöller Notebook zu besorgen.

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Peak Oil und ...

21.05.2012: Peak Oil ist jetzt - sagt Werner Zittel

Wir müssen so schnell wie möglich nicht-fossile Alternativen aufbauen. Parallel dazu müssen wir Energie spa­ren und effizienter einsetzen. (Werner Zittel im Interview auf http://Klimaret­ter.info)

Nun habe ich mir fest vorgenommen, hier hauptsächlich praktische Umgehensweisen mit der Energiekrise zu kom­mentieren und heute komme ich doch wieder mit Krisen-Geschichten und Hintergrundinfos. Bei meinem Monats­thema Vernetzen und Kontaktieren bin ich allerdings heute auf einen interessanten Blog gestoßen, den ich hier nicht vorenthalten möchte: Das Magazin zur Klima- und Energiewende – Klimaretter.info

Besonders das Interview mit dem Energieexperten Wer­ner Zittel ist mir aufgefallen (Peak Oil ist jetzt). Dort wird

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Peak Oil und ...

der Stand der Peak Oil Diskussion sehr gut zusammenge­fasst:

• Wir sind selbst bei steigenden Preisen weltweit bei einer Stagnation der Ölförderung angekommen.

• Die geförderte Ölmenge durch Fracking wird über­schätzt.

• Beim durch Fracking geförderten Gas ist nicht das theoretische Potenzial entscheidend, sondern ob man es fördern kann.

• Kohleverflüssigung ist bei geringer Effizienz und enorm steigenden Preisen keine Alternative.

• Die Preiselastizität der Ölversorgung verringert sich. Das heißt, steigende Preise führen nicht mehr automatisch zu steigender Förderung. „Die Krisen werden immer schneller aufeinander folgen.“

Also packen wir's an! Regionalisierung und Energie ein­sparen sind wichtige Schlüssel.

Heute trifft sich übrigens die ASPO Deutschland (Asso­ciation fort the Study of Peak Oil and Gas), deren Mitglied Werner Zittel ist, zu ihrer Jahrestagung.

22.05.2012: Kosten für Erneuerbare Energie

Die Höhe der Stromgestehungskosten von erneuerbaren Technologien hängt maßgeblich von Parametern wie den spezifischen Anschaffungsinvestitio­nen für Bau und Installation der Anla­gen ab. (Presseinformation des Frau­enhofer ISE)

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22.05.2012: Kosten für Erneuerbare Energie

Die gute Nachricht: Nach einer Studie des Frauenhofer ISE sinken die Stromgestehungskosten der Erneuerbaren kontinuierlich. Schon heute sind sie zum Teil unter den Endkundenstrompreisen, sogar bei Photovoltaik in unse­ren Breiten. Da die Stromkosten aus fossiler und nuklearer Gewinnung stetig steigen, werden erneuerbare Energien auch im Preis zunehmend konkurrenzfähig. Interessant an den Kurven ist, dass die von den Lobbyisten der großen Energiekonzerne favorisierten solarthermischen Großkraft­werke und Offshore Windparks deutlich teureren Strom erzeugen.

Ich glaube, die Preise von fossiler und nuklearer Ener­gie werden sogar noch unterschätzt, denn es sind ja wohl kaum schon Kosten der Klimaveränderung, nukleare Lage­rung für zehntausende von Jahren und Risikoprämien ein­

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Abb. 16: Quelle - Frauenhofer ISE

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Peak Oil und ...

gepreist. Jeder Autofahrer muss eine Haftpflicht-Versiche­rung (für Millionen-Absicherungen) bezahlen, Atomkraft­werksbetreiber wohl kaum einen Bruchteil des Risikos. Damit dürften die Kosten für erneuerbare Energien schon heute weit günstiger liegen als die für fossile und nukleare.

Aber ...

Leider sind so schöne glatte Kurven, Jahrzehnte in die Zukunft, nicht ganz realistisch. Peak Oil wird uns einen Strich durch die Rechnung machen. Wenn wir schon auf dem Höhepunkt der weltweiten Ölförderung angekommen sind oder zumindest sich Nachfrage- und Angebotskurve schon geschnitten haben, müssen wir mit stark schwan­kenden Preisen rechnen (siehe z.B. Interview mit Werner Zittel).

Das zweite große „Aber“ ist, dass schwankende oder explodierende Ölpreise auch Auswirkungen auf den Bau von Anlagen für erneuerbare Energie haben. Auch wird indirekt durch Belastung der gesamten Wirtschaftspro­zesse die Finanzierung schwieriger zu kalkulieren sein.

Über die Verlässlichkeit der Finanzierung zerbreche ich mir für meinen kleinen privaten Bereich den Kopf. Wir ste­hen ja mitten in einer globalen, immer noch ungelösten Finanzkrise. Wenn es kalkulierbar wäre, würde ich den Bau eines Passivhauses mit möglichst regionalen Rohstoffen planen, oder ähnliches.

Wie geht ihr mit dieser Situation um?

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31.05.2012: Fernsehfreier Tag bringt wenig Energieersparnis

31.05.2012: Fernsehfreier Tag bringt wenig Ener­gieersparnis

Gestern habe ich beschlossen, es mit einem fernseh­freien Tag in der Woche zu versuchen. Ich lasse mir zu viel meiner Freizeit vom Fernsehprogramm bestimmen. Zwar nehme ich gezielt auf, aber dennoch sitze ich oft zappend davor und ärgere mich hinterher. Was bringt das denn wohl an fossiler Ersparnis?

Gemessen habe ich einen Verbrauch des Fernsehers von 100 Watt in der Stunde. Hinzu kommt in der Hälfte der Zeit der Festplattenrekorder, der knapp 20 Watt ver­braucht. Das sind zusammen 110 Watt in der Stunde. Wenn ich in der Woche 2-3 (2,5) Stunden spare, sind das im Monat 1,1 kW. Das sind (* 3 * 0,58) knapp 2 kWh weniger fossile Energie im Monat.

In meiner Bilanz spart das nur 0,5% unseres fossilen Verbrauchs. Der Effekt für einen selbstbestimmten Umgang mit Zeit ist also ausschlaggebender. Vielleicht komme ich auf den Geschmack und werde bei der Erspar­nis dann von Promille in Prozentbereiche vorstoßen.

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Peak Oil und ...

01.06.2012: Erste Monatsbilanz: 259 kWh weniger

Insgesamt haben wir beim Projekt, unseren Verbrauch fos­siler Energie zu halbieren, im Mai einen Schritt in diese Richtung gemacht, 6,9% weniger.

Strom

Besonders beim Strom haben wir den Verbrauch gesenkt, von 496 kWh auf 401 kWh. Das ist nicht der Strom der aus der Steckdose kommt, sondern die geschätzte fossile Energie, die dafür aufgewendet wird. Für 1 kWh Strom wird mehr als 1 kWh Kohle oder Gas verbrannt. Wie viel beim Strom auf jahreszeitliche Schwankung zurückgeht, im Vergleich von April und Mai, kann ich nicht einschät­zen.

Mobilität

Der fossile Verbrauch für Mobilität ist von 920 kWh auf 961 kWh leicht angestiegen.

Heizen

Wir verbrennen Öl zum Heizen. Das ist unser größter fossi­ler Posten. Die jahreszeitlichen Schwankungen sind enorm, von über 400 Liter Heizöl, bis unter 100. Die Able­sung kann ich nur grob mit cm im Tank schätzen. Daher nehme ich den durchschnittlichen Jahresverbrauch und reduziere um die geschätzten Maßnahmen. Genauer kann ich das erst nach einem Jahr berechnen. Auf diese Weise haben wir unseren monatlichen Durchschnitt von 2.333 kWh auf 2.129 kWh reduziert.

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01.06.2012: Erste Monatsbilanz: 259 kWh weniger

Insgesamt haben wir 6,9% weniger fossile Energie ver­braucht. Bei allen Schwierigkeiten, dies korrekt einzu­schätzen, ist es eine Orientierung auf dem Weg, den Ver­brauch deutlich zu mindern.

04.06.2012: Wir sind schon auf dem Peak Oil

Wir müssen weg vom Öl - nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus politischen und militärischen Gründen. (US-Konfliktforscher Michael Klare)

Am Wochenende tagte die ASPO (Association for the Study of Peak Oil and Gas) in Wien. Der WDR berichtet darüber: Was tun, wenn das Öl versiegt? (Audio-Datei)

Dabei stellten die internationalen Wissenschaftler mit Deutlichkeit fest, dass wir schon auf dem Höhepunkt der Ölförderung angekommen sind. Zwischen 2005 und 2010 stagnierte die Ölförderung bei täglichen 81,5 Mio. Barrel

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Abb. 18: „Peak Oil Survivors“ von madaboutasia auf www.flickr.com

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Peak Oil und ...

und das bei einer Schwankung von nur einem Prozent. Die Förderung von konventionellem Öl sinkt bis 2035 um mehr als 50 Mio. Barrel täglich. Das kann nicht durch Öl aus Teersand oder aus der Arktis ersetzt werden.

Da wir nun auf durchgreifende politische Maßnahmen lange warten können, bleibt die Möglichkeit, die eigene Abhängigkeit vom Öl schrittweise zu verringern. So ambi­tioniert mein Ziel, den fossilen Verbrauch in einem Jahr zu halbieren ist, so klein ist dieser Schritt angesichts der bevorstehenden Herausforderungen. Wenn es uns gelingt, uns zusammen zu tun und eine Kultur des Miteinanders im Sinne einer nachhaltigeren (postfossilen) Lebensweise aufbauen, wird das auch wieder auf politische Entscheider ausstrahlen.

Daher fühle ich mich in meiner Vorgehensweise bestä­tigt. Machen wir uns doch gemeinsam zu postfossilen Experten unserer Lebensweise.

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Mobilität

05.06.2012: Kleine Schritte aus der Autokultur her­aus

Nun drücke ich mich schon den halben Morgen um mein selbst gestelltes Monatsthema Mobilität herum. Bei Mobili­tät und fossile Energie sparen denke ich natürlich zuerst ans Auto. Und ich gebe es zu, ich fahre immer noch Auto. Wir haben sogar im letzten Herbst ein neues (Jahreswa­gen) angeschafft. Kleinlaut: Immerhin spart es ungefähr 30% Sprit zum Vorgänger. Und gerade am Wochenende bin ich erst 800 km zu einer Geburtstagsfeier nach Thürin­gen und zurück gefahren. Ich habe mir gedacht, dass ich bis in diesen Winkel nur sehr umständlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln komme und habe das nicht mehr sehr genau geprüft. Kleinlaut: Ich bin auch nicht so schnell gefahren und habe nur 4,5 Liter Diesel auf 100 km gebraucht. So, nun, ist die Beichte abgelegt. Ich gelobe Besserung. Aber wie?

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Mobilität

Wie sehr die Kultur des billigen Sprits und der individu­ellen Mobilität auch in mir verwurzelt ist, merke ich, wenn ich mir hier selbst zuhöre. Ich hindere mich selbst daran, weiter kleine Schritte zu gehen, da in meinem Kopf die Idee des großen Schritts, näher an der Innenstadt zu leben und dann mehr Fahrrad zu fahren, so viel Platz ein­nimmt. Dabei können auch aus den kleinen Schritten, den kleinen Prozenten, nach und nach größere werden.

Also, drei kleine Schritte, ganz spontan:

1. Heute noch, den Luftdruck in den Autoreifen erhö­hen.

2. Das nächste mal Kinder von Verabredungen mit Bus oder Bahn abholen.

3. Blumenerde (torffrei) vom Baumarkt mit dem Fahr­radanhänger holen.

06.06.2012: Wenn schon Auto fahren … Reifen­druck erhöhen

Durch die Erhöhung des Reifendrucks kann man beim Auto bis zu 5% Sprit sparen. Mein Ziel ist, in einem Jahr nur noch die Hälfte fossiler Energie zu verbrauchen. Dies ist ein kleiner Schritt in diese Richtung. Außerdem spart es Geld.

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06.06.2012: Wenn schon Auto fahren … Reifendruck erhöhen

Naturschutzbund Deutschland (NABU) und TÜV Nord empfehlen den Reifendruck, den der Autohersteller bei voller Beladung angibt. Ein Hinweis ist oft in der Tank­klappe oder an der Fahrertür innen angebracht. Man sollte bei kalten Reifen messen.

Bei niedrigem Druck steigt der Rollwiderstand, denn der Reifen sinkt weiter ein, wird wärmer und wandelt damit die Bewegungsenergie um. Bei höherem Reifen­druck sinkt dagegen der Rollwiderstand und man braucht weniger Energie.

Was bringt's?

Der TÜV-Nord spricht von einer Sprit-Ersparnis von bis zu 5%. Die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) wird konkreter. Danach steigt bei Minderdruck von 0,2 bis 0,6 bar der Sprit-Verbrauch um 1 bis 4%.

Für mein Projekt „ein Jahr – halbe fossile Energie“: Durchschnittlich fahren wir mit unserem Familienauto 1000 km im Monat und verbrauchen 50 Liter Diesel. Durch höheren Reifendruck können wir 0,5 bis 1 Liter Diesel im Monat sparen. Das kostet nichts, bringt aber die Ersparnis fossiler Energie einen kleinen Schritt weiter.

Umweltreifen

Umweltreifen bringen laut Stiftung Warentest auch Sprit-Ersparnis. Das kann bis zu einem halben Liter Kraftstoff auf 100 km ausmachen. Aber auch das funktioniert nur, wenn man den Reifendruck nicht vernachlässigt.

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Mobilität

Noch mehr Tipps zum Sprit sparen

• Solche Sprit-Spar-Tipps sammle ich in meinem Wiki: xwer.de/wiki/Spritspartipps

• Verkehrsclub Deutschland (VCD): Faltblatt mit Spritspartipps

• Stiftung Warentest: Der letzte Test für Sommerrei­fen

08.06.2012: Wenn schon Auto fahren … langsam

Heute mache ich weiter mit der Serie Sprit sparen beim Auto fahren. Ich habe mich im Netz umgeschaut, wie viel man tatsächlich einsparen kann, wenn man die Geschwin­digkeit senkt. Das ist von verschiedenen Faktoren abhän­gig,: Luftwiderstand, Drehmoment des Motors, kontinuier­liche Fahrweise oder Beschleunigen und Bremsen, um nur einige zu nennen.

Bei einer Geschwindigkeit von 150 km/h wird im Durchschnitt doppelt so viel Kraftstoff pro Strecke verbraucht wie bei 70 km/h. Im Geschwindigkeits­bereich von 60–80 km/h sind die Schadstoffemissionen bei Kohlenwas­serstoffen und Kohlenmonoxid deut­lich niedriger. Dies liegt unter anderem daran, dass der Luftwiderstand mit der Geschwindigkeit in der zweiten Potenz zunimmt. (Wikipedia)

Der niedrigste Kraftstoffverbrauch liegt bei den meis­ten Autos zwischen 50 und 80 km/h, im höchsten Gang

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08.06.2012: Wenn schon Auto fahren … langsam

gefahren. Was würde es bringen, wenn ich auf der Auto­bahn nur noch 100 statt 120 km/h fahre?

Wir haben ein relativ verbrauchsarmes Auto, das auch beim Luftwiderstand optimiert ist. Daher glaube ich nicht, dass eine Steigerung der Geschwindigkeit von 70 auf 150 km/h den Verbrauch verdoppelt. Ich nehme mal einen Mehrverbrauch von 75% an. Auch dann ergibt sich eine exponentielle Entwicklung des Verbrauchs je nach Höchst-/Durchschnittsgeschwindigkeit. Wenn ich solche Faktoren berücksichtige und eine relativ kontinuierliche Geschwindigkeit annehme, ergibt sich die Kurve oben.

Demnach kann ich, wenn ich auf der Landstraße statt 100 km/h Höchstgeschwindigkeit nur 80 km/h fahre, den Verbrauch um 0,4 Liter Diesel oder 10 Prozent sen­ken. Wenn ich auf der Autobahn statt 120 km/h nur noch 100 km/h fahre, spare ich 0,8 Liter oder 16 Prozent.

Das macht aber wirklich nur Sinn, wenn der Verkehrs­fluss es zulässt. Also statt hinter jedem LKW hängen zu bleiben und dann wieder beschleunigen, lieber 10/20 km/h schneller fahren.

12.06.2012: Wenn schon Auto fahren ... niedertou­rig

Wenn der Motor in unteren Drehzahl-Bereichen dreht, ver­braucht er weniger Benzin. Niedertourig fahren heißt, den größtmöglichen Gang benutzen und früh hoch schalten.

Der von Autobild zu „Deutschlands bestem Autofahrer 2005“ gekürten Rico Klein empfiehlt schon im Stadtver­kehr im höchsten Gang zu fahren.

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Mobilität

„Solange die Drehzahl nicht deutlich unter 1500 u/min fällt, schadet das überhaupt nicht. (...) Wenn ihr spürt, dass das Auto nicht mehr ziehen will, keine Sorge, das ist das Zeichen, das es auch nicht saufen kann!“

Bei einem Diesel-Motor lassen sich noch tiefere Drehzah­len bequem fahren.

Naturschutzbund Deutschland (NABU):

1. Besonders hoch ist der Spritverbrauch im ersten Gang, weshalb Sie diesen nur zum ersten Anrollen benutzen. Bereits nach einer Wagenlänge Fahrt­strecke schalten Sie in den zweiten Gang.

2. Beim weiteren Beschleunigen treten Sie das Gas­pedal weit durch und schalten frühzeitig - spätes­tens bei einer Drehzahl von 2000 Upm - in den drit­ten Gang.

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12.06.2012: Wenn schon Auto fahren ... niedertourig

3. Wiederholen Sie das Ganze in jedem Gang, bis Sie die gewünschte Geschwindigkeit erreicht haben.

4. Sollten Sie bereits im dritten Gang bis etwa 50 km/h beschleunigt haben, können Sie auch direkt in den fünften schalten.

Vielleicht klingt das paradox, aber beim Anfahren sollte man fast Vollgas geben. Denn dabei hat der Motor den höchsten Wirkungsgrad. Ist das gewünschte Tempo erreicht, dann runter vom Gas.

Welche Gänge wann?

Der NABU empfiehlt:

• Tempo 30 im 3. Gang• Tempo 40 im 4. Gang• Tempo 50 im 5. Gang

Bei einem Diesel oder anders ausgelegten Gängen, kön­nen diese Werte auch anders liegen. Man muss es auspro­bieren.

Was bringt's?

Kürzlich hatte ich bei einer Überlandfahrt einen persönli­chen Sparrekord mit 3,9 Liter Diesel auf 100 km aufge­stellt. Durch die Kombination von niedertourig fahren, höchstens 90 km/h und mit höherem Reifendruck habe ich schätzungsweise 1 Liter Diesel oder 20% gespart. Im Zusammenspiel wird der Spareffekt richtig deutlich.

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Mobilität

14.06.2012: Wenn schon Auto fahren … nicht bremsen

Durch unnötiges Bremsen wird mehr Energie im Straßen­verkehr verschwendet, als man glaubt. Bremsen wandelt Bewegungsenergie in Wärme um. Den geringsten Kraft­stoff-Verbrauch hat ein Auto dagegen bei einer kontinuier­lichen Geschwindigkeit im unteren Drehzahlbereich. Für jedes Bremsmanöver muss man wieder viel Energie auf­wenden, um auf die gewünschte Geschwindigkeit zu kom­men. Daher ist eine vorausschauende Fahrweise auch für den Verbrauch eine schlaue Fahrweise.

Vorausschauend Fahren heißt

• Abstand schaffen• Geschwindigkeit anpassen• Zeitreserven einplanen (das beruhigt)• im Verkehrsfluss möglichst elegant mitschwimmen

Bremsen mit dem Gaspedal

Fährt man zum Beispiel im Stadtverkehr mit 50 km/h auf eine rote Ampel zu und hat noch 200 Meter Platz, so nimmt man den Fuß vom Gaspedal. Der Motor bremst das Auto ab und die sogenannte Schubabschaltung stoppt die Benzinzufuhr. Es wird kein Benzin verbraucht. Unter einer je nach Auto unterschiedlichen Motor-Drehzahl wird durch die Leerlaufeinspritzung die Kraftstoffzufuhr wieder zuge­schaltet. Dann sollte man die Kupplung treten. Hatte man genügend Platz, ist die Ampel vielleicht schon wieder auf Grün und man vermeidet das energieaufwändige Anfah­ren.

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14.06.2012: Wenn schon Auto fahren … nicht bremsen

Auch auf einer Fahrt den Berg hinunter kann man mit der Motorbremse nicht nur die Bremsen schonen, sondern auch den Spritverbrauch auf Null bringen.

Was bringt's?

Bremsen zu vermeiden, ist ein komplexes Zusammenspiel aus mehreren Energie sparenden Verhaltensweisen im Autoverkehr. Daher kann man das kaum isoliert betrach­ten. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bietet neben anderen Anbietern in Zusammenarbeit mit Volks­wagen ein Spritspar-Training an. Dadurch sollen sich „ohne Zeitverlust bis zu 25 Prozent Sprit gegenüber ihrer bisherigen Fahrweise einsparen“ lassen.

Das soll natürlich nicht heißen, gar nicht mehr zu brem­sen und die Sicherheit auf's Spiel zu setzen!

15.06.2012: Sprit sparen – unabhängiger in Krisen

Die Ölförderung auf der Welt geht wahrscheinlich bald schon zurück. Das wird unserer so sehr auf das Auto aus­gerichteten Kultur schwer zu schaffen machen. Benzin sparen allein reicht nicht. Wenn wir uns jetzt schon Schritt für Schritt darauf einstellen, können wir uns unabhängiger von starken Preisschwankungen und Versorgungsengpäs­sen machen.

Die wichtigsten Sprit-Spar-Regeln

1. möglichst nicht bremsen, vorausschauend fahren und Motorbremse benutzen

2. niedertourig fahren3. langsam fahren

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Mobilität

4. Reifendruck erhöhen und Umweltreifen nutzen

Bitte lesen Sie die Tipps in den Blog-Artikeln ausführlich nach. Allein diese 4 Regeln können bis zu 25% Benzin ein­sparen helfen.

Weitere Sprit-Spar-Regeln

Diese finden Sie beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Verkehrsclub Deutschland (VCD) ausführlich beschrieben.

• nicht benötigte Dachgepäckträger abbauen• kurze Strecken meiden, das mindert auch den Ver­

schleiß• elektrisches Extras, wie Klimaanlage oder Fenster­

heber, sparsam nutzen• losfahren ohne warmlaufen lassen• Leichtlauföl verwenden

Weitere interessante Webseiten

• spritmonitor.de : Hier kann man seine Kilometerleis­tung und Tankmenge eingeben, den eigenen Ver­brauch verfolgen und mit anderen vergleichen.

• 5-liter-autos.de : Aktuelle Listen von Autos, die tat­sächlich 5 Liter Kraftstoff oder weniger verbrau­chen.

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27.06.2012: Privates Carsharing – vom Stehzeug zum Fahrzeug

27.06.2012: Privates Carsharing – vom Stehzeug zum Fahrzeug

Die meisten Autos stehen die meiste Zeit ungenutzt herum. Seit einiger Zeit haben sich besonders in Groß­städten Anbieter verbreitet, bei denen die Mitglieder sich Autos teilen. Wer ohnehin schon sich mit Nachbarn oder Bekannten ein Auto geteilt hat, blieb bisher etwas im Schatten dieses Trends. Inzwischen gibt es Online-Portale, die auch privates Carsharing vermitteln.

Carsharing-Portale

In der Radiosendung „Quintessenz“ im WDR 2 wurde kürz­lich privates Carsharing vorgestellt: Günstig zum Mietwa­gen

Die vorgestellten Portale wie „Tamayca“, „Nachbar­schaftsauto“ oder „Autonetzer“ vermitteln gegen Gebühr die privaten Autos. Sie organisieren Versicherungen und Verträge und vernetzen die Anbieter und Nutzer. Im Vor­dergrund dabei steht das Teilen der Kosten, die ein Auto mitbringt.

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Abb. 20: Carsharing, freie Lizenz

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Mobilität

Rein privates Teilen

Im Video-Podcast peakmoment werden Judy und Richard vorgestellt, die sich rein privat ein Auto teilen: Two House­holds, One Car (in Englisch)

Sie erzählen sehr anschaulich, wie sie sich langsam an ein gegenseitiges Vertrauen rangetastet haben. Richard, der mit seiner Frau jahrelang kein Auto besaß, hatte Judy angesprochen, ob sie ihr Auto teilen möchte. Mit der infor­mellen Organisation, meist über das Telefon, haben sie gute Erfahrungen gemacht. Inzwischen haben sie ein gemeinsames Auto angeschafft. Sie können sich vorstel­len, den Fahrzeugpark zu erweitern und andere in den Kreis mit aufzunehmen. Für Richard war es nicht ganz ein­fach, den Gedanken des „Eigentums“ loszulassen. Judy möchte diesen sozialen Austausch nicht mehr missen und fühlt sich mehr in der sozialen Gemeinschaft verwurzelt.

Effekte des Teilens

• Wenn die Kilometerleistung nicht sehr hoch ist, lohnt sich das Teilen der Kosten durch Carsharing finanziell.

• Carsharing kann ein Übungsfeld sein, sich mit einer kooperativen Kultur vertraut zu machen. Man kann sich in der sozialen Gemeinschaft besser ver­netzen.

• Die Autos werden effektiver genutzt, sind oft neuer und umweltfreundlicher und brauchen viel weniger Platz, als eine entsprechende Anzahl von Privat-Autos.

• Steigert die Aufmerksamkeit, dafür, ob es jeweils wirklich nötig ist, das Auto zu benutzen.

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27.06.2012: Auf's Rad umsteigen

27.06.2012: Auf's Rad umsteigen

Bei der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ von ADFC und AOK haben im letzten Jahr 172.000 Teilnehmer mitge­macht. Dabei wurden 19 Millionen Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt und 3.700 Tonnen CO2 eingespart. So berichten es heute die Westfälischen Nachrichten. Was ich beinah überlesen hatte, lässt mich bei näherem Hinse­hen umso mehr staunen.

Jetzt ist die Aktion erneut gestartet. Ziel ist es bis zum 31.August mindestens an 20 Tagen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Bei den Geschäftsstellen von ADFC und AOK oder online kann man sich anmelden.

Ich setze noch eins drauf

Diese Aktion kommt mir gerade recht beim Monatsthema Mobilität. Ich habe einen Selbstbestärkungs-Bogen ange­fertigt. Dort kann ich einen Eintrag machen, wenn ich mit dem Rad statt mit dem Auto fahre. Dann habe ich es schwarz auf weiß. Wenn der Bogen voll ist, gönne ich mir

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Abb. 21: bike rider, freie Lizenz

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Mobilität

eine Belohnung. Mit Datum und Unterschrift - quasi Brief und Siegel - klopfe ich mir selbst auf die Schulter.

Gerne stelle ich Ihnen diesen Selbstbestärkungs-Bogen zur Verfügung: http://div.xwer.de/ich_habs_getan.pdf (Download - rechte Maustaste)

Eine Fahrradklingel für die ersten drei Einsender

In erster Linie dient der Bogen zur eigenen Motivation. Wenn Sie mögen, schicken Sie mir den vollen Bogen, dann kann ich hier die eingesparten Kilo-Watt-Stunden zusammentragen. Die ersten drei Einsender bekommen eine schicke Retro-Fahrradklingel, versprochen!

03.07.2012: Oh je, 195 kWh mehr fossile Energie!

Diesen Monat haben wir mehr Energie verbraucht als vor zwei Monaten. Das geht auf mehr Fahrten mit dem Auto zurück. Und das ausgerechnet in dem Monat, in dem ich mich schwerpunktmäßig mit Auto und Mobilität beschäf­tigt habe! Ist das ein Rebound-Effekt?

Strom

Da haben wir mit 416 Kilo-Watt-Stunden (kWh) etwas mehr verbraucht als im Vormonat, aber immer noch 16% weniger als zum Ausgangspunkt Ende April.

Mobilität

Besonders 2.000 km mit dem Auto haben die fossile Bilanz in die Höhe getrieben. Etwa 100 Liter Diesel sind 1.000 kWh fossile Energie. Hinzu kommen noch knapp

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03.07.2012: Oh je, 195 kWh mehr fossile Energie!

400 kWh geschätzter fossiler Energieverbrauch durch Bahnfahren. Das sind insgesamt +52% zum Ausgangsmo­nat.

Heizen

Da ich mit Durchschnittszahlen rechne, bleibt es bei 2.129 kWh. Aber der Juni war zum Teil kalt, wir hatten die Hei­zung sogar an. Das Thema Heizen muss bis zum Herbst oben auf die Prioritätenliste.

So eine schlechte fossile Bilanz schon im zweiten Monat empfinde ich als herben Rückschlag. Nüchtern aus­gedrückt, ist das ein Rebound-Effekt, der hier zuschlägt. Damit möchte ich mich morgen ausführlicher beschäfti­gen. Es ist mir etwas peinlich, das hier am eigenen Bei­spiel vorzuführen. Dabei bin ich wohl aber einem Knack­punkt auf der Schliche, der die Sparbemühungen leicht wieder zunichte machen kann.

Meine Energiebilanz im Wiki: xwer.de/wiki/meine-ener­giebilanz

04.07.2012: Mehrverbrauch trotz oder wegen Ein­sparungen?

Studien zeigen, dass menschliche Schwächen die Bemühungen um Nachhaltigkeit oft durchkreuzen. (Tagesanzeiger: Die Lizenz zur Umweltsünde, vom 21.06.2012)

Gestern hatte ich berichtet, dass wir im letzten Monat trotz Energiesparanstrengungen mehr fossile Energie beim Autofahren verbraucht haben. Da hat wohl der

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Mobilität

Rebound-Effekt zugeschlagen. Dieser Effekt ist schon seit längerem in der Volkswirtschaft bekannt und hält inzwi­schen Einzug in die Umweltökonomie.

Während ich mir noch frustriert die Wunden lecke, kommt in mir eine Ahnung auf: Möglicherweise bin ich einem Schlüssel für eine nachhaltige Lebensweise auf der Spur. Denn wenn ich Wege finde, den Rebound abzu­schwächen oder sogar zu vermeiden, kann ich dem inne­ren Schweinehund die Stirn bieten. Darüber werde ich noch ein Weilchen brüten.

Einstweilen habe ich ein paar Leseempfehlungen:

• Wikipedia über Rebound in der Ökonomie: de.wiki­pedia.org/wiki/Rebound_Ökonomie

• Zeit Online: Rebound-Effekt - Das unterschätzte Paradoxon der Klimapolitik: www.zeit.de/wirtschaft/2012-04/rebound-effekt - energieeffizienz

• Tilman Santarius (2012), Der Rebound-Effekt - Über die unerwünschten Folgen der erwünschten Ener­gieeffizienz, Impulse zur WachstumsWende Nr. 5

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Abb. 22: Uroboros, freie Lizenz

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04.07.2012: Mehrverbrauch trotz oder wegen Einsparungen?

(März 2012): epub.wupperinst.org/files/4219/ImpW5.pdf (26 Sei­ten)

• Tagesanzeiger: Die Lizenz zur Umweltsünde: www.­tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Die-Lizenz-zur-Umweltsuende/story/22472918

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Im Sommer

12.07.2012: Kollaps - nun auch als eBook - freier Download

"Kollaps - Das Ende der Industriellen Wachstumswirtschaft" ist nun auch als eBook erhältlich.

• Freier Download: -->> kollaps - ebook.pdf (9,8 MB, mit rechter Maustaste anklicken)

• Nutzbar unter einer creative commons Lizenz (cc-by-sa).

Der Klappentext:

Das globale Finanzsystem droht zusammenzubrechen. Doch das ist nur ein Symptom der Krise der industriel­len Wachstums-Ökonomie. Umweltbe­lastungen und Ressourcenverbrauch

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Abb. 23: Kollaps als eBook

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Im Sommer

haben das ökologische System der Erde über jedes gesunde Gleichge­wicht hinaus strapaziert. Die Verfüg­barkeit von billigem, leicht zu fördern­dem Öl neigt sich dem Ende zu.

Die Entwicklung der Wirtschaft sowie der Ökologie hängt unausweichlich mit dem verschwenderischen Energiever­brauch der letzten 150 Jahre zusam­men.

In weniger als einer Generation wer­den wir große Veränderungen unserer bisherigen auf der Illusion eines unendlichen Wachstums basierenden Lebensweise erfahren.

Fakten aus den Bereichen Ökonomie, Öl und Ökologie sind hier komprimiert zusammengetragen. Diese Zusam­menhänge zu teilen, ist der erste Schritt die Herausforderungen gemein­sam anzupacken.

29.08.2012: Nachhaltiges Reisen - auch keine Alternative

Nach einer längeren Sommerpause melde ich mich nun in meinem Blog zurück. Bevor ich in den nächsten Tagen eine monatliche Energiebilanz mache, schreibe ich heute ein paar Gedanken zum Reisen auf.

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29.08.2012: Paddeln auf der Loire

29.08.2012: Paddeln auf der Loire

Mit meiner Tochter war ich mit einer geführten Gruppe mit dem Kanu auf der Loire unterwegs. Mit dem Gepäck im Boot haben wir die wunderbare Landschaft an uns vor­beiziehen lassen und haben auf Sandbänken der schlän­gelnden Loire gezeltet. Mitten im Wetter unterwegs und beim Kochen auf dem Lagerfeuer ist man dabei mit sehr grundlegenden Dingen des Lebens konfrontiert.

Wie viel Diesel verbraucht ein Reisebus?

Abgesehen von den Booten und der Ausrüstung ist das wahrscheinlich eine sehr energiesparsame Fortbewe­gungsweise. Angereist sind wir über 800 km mit einem Reisebus. Wie viel Diesel verbraucht ein Reisebus? Das werden so 25-30 Liter Diesel auf 100 km sein. Der Bus war mit ca. 25 Mitfahrern ungefähr 2/3 besetzt. Das macht also 1,2 Liter pro Fahrgast. Das entspricht etwa dem vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen zitierten Durchschnittsverbrauch von 1,4 Liter pro Person. Das ist

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Abb. 24: Paddeln auf der Loire

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Im Sommer

unschlagbar im Vergleich zu Flugzeug, Auto und Bahn. Beim CO2-Ausstoß sieht es beim Flugzeug sogar noch wesentlich schlechter aus.

Der Reiseveranstalter Rucksack Reisen versucht einen relativ nachhaltigen Tourismus. Aufhorchen ließ mich, dass ich von mehreren Kindern aus der Gruppe von kürzli­chen (Natur-)Erfahrungen in Australien, Südafrika oder auf Madagaskar hörte. Wahrscheinlich ist das ein Rebound-Effekt, zumindest spiegelt es den allgemeinen Trend wie­der. Ich vermute, dass Reisende, die sich mit dem Reise­bus, Kanu, Fahrrad oder Wanderschuhen begnügen, nur einen winzig Bruchteil ausmachen.

Weniger Reisen und weniger weit

In den letzten 50 Jahren ist die Infrastruktur des Tourismus zunächst sehr stark am Autofahren, seit vielleicht 10 oder 20 Jahren rasant zunehmend an Flugzeugen ausgerichtet worden. Ein Versiegen des billigen Öls wird daher sehr große Veränderung mit sich bringen. Es wird eine starke Reduzierung der Urlaubsreisen geben und vor allem die Entfernungen werden für die meisten Menschen deutlich kleiner ausfallen.

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04.09.2012: Verbrauch fossiler Energie im Juli und August

04.09.2012: Verbrauch fossiler Energie im Juli und August

In diesen Sommermonaten sieht die Bilanz wieder etwas besser aus. Der Stromverbrauch ist sogar deutlich rück­läufig. Der Ölverbrauch zum Heizen stagniert. Auto sind wir leider wieder relativ viel gefahren. Nach 4 Monaten des Projekts „ein Jahr – halbe fossile Energie“ sieht das sehr ernüchternd aus.

Strom

Im August haben wir mit 303 Kilo-Watt-Stunden (Ver­brauch fossiler Energie) deutlich weniger verbraucht als noch im Juni. Das ist ein Rückgang von 39% im Vergleich zum April. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das allein am Licht liegt, vielleicht Verzicht auf den Trockner. Es wird sich lohnen das heraus zu bekommen.

Mobilität

Leider sind wir im Juli und August wieder jeweils etwa 1500 km gefahren. Immerhin konnten wir den Durch­schnittsverbrauch weiter senken und liegen jetzt meist unter 5 Liter Diesel auf 100 km. Hier etwas zu bewegen, wird eine deutliche Beschränkung voraussetzen, z.B. ein Monats-Budget. Ich habe festgestellt wie viele unserer Rituale (Beerdigung einer Tante in den Niederlanden oder überregionale Einladung zum 50. Geburtstag) an der Ver­fügbarkeit von billigem Öl ausgerichtet sind.

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Im Sommer

Heizen

Da ich mit Durchschnittszahlen rechne, bleibt es bei 2.129 kWh. Beim Heizen brauche ich einen „großen Wurf“.

Nun ja, mit einer so mageren Bilanz kann ich wohl die­ses Projekt beenden. Da werde ich wohl genau überlegen müssen, wie es noch zu retten ist. Derweil befasse ich mich damit, das Autofahren zu reduzieren und den größ­ten Stromverbrauchern auf die Schliche zu kommen.

12.09.2012: Schnell mal in die Sonne fliegen

Allein Lebensstile können nachhaltig sein. (Nico Paech in: Befreiung vom Überfluss, 2012)

Ein schneller Flug in der kalten Jahreszeit in die Sonne. Kann ich mir das mit etwas Ökobewusstsein leisten? Es wäre ja nur eine kleine Ausnahme. Mit welchen Folgen?

Während ich mich gerade noch damit beschäftige, wie ich das Auto fahren reduzieren kann, ruft mich mein Bru­der an: Hast du nicht Lust mit unserer Schwester, unserer Mutter und mir im November in die Türkei zu fliegen? Ups. Meine erste Reaktion: Das klingt gut, aber ich möchte

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Abb. 25: Plane, public domain

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12.09.2012: Schnell mal in die Sonne fliegen

nicht mehr fliegen. Heute habe ich mich mal hingesetzt, um zu sehen, was so ein Flug für Energieverbrauch und Klima bedeutet.

Energieverbrauch beim Fliegen

Der Kerosinverbrauch liegt bei Mittelstreckenflügen bei etwa 4 Liter pro Fluggast und 100 km. Ein Flug von Frank­furt nach Izmir hat eine Entfernung von ca. 2000 km, also 4000 km Hin- und Rückflug. Das macht für eine Person 160 Liter Kerosin oder 1600 kWh fossile Energie. Hinzu kommen noch ungefähr 20-50 Liter Benzin für Verbindun­gen vom und zum Flughafen. Dann liege ich bei ca. 2000 kWh für An- und Abreise.

Im letzten Monat haben wir 700 kWh fossile Energie beim Autofahren verbraucht. Mit der einen Flugreise ver­brauche ich dann soviel Energie, wie in 3 Monaten mit dem Auto. Wenn es uns gelingt, das Autofahren zu halbie­ren, könnten wir sogar 6 Monate damit Auto fahren.

CO2-Ausstoß beim Fliegen

Oh je, da sieht es beim Fliegen noch schlechter aus. Unter ecopassenger.hafas.de gibt es einen Rechner, mit dem man den Schadstoffaustausch bei Reisen mit Bahn, Auto und Flugzeug vergleichen kann. Ziele außerhalb Europas funktionieren leider nicht. Ich habe mal ein längere Stre­cke von Münster nach Palermo (ca. 2100 km) verglichen. Dabei schneidet die Bahn beim Energieverbrauch mit 56 Liter (auf Benzin umgerechnet) deutlich besser ab, als das Auto mit 126 Litern. Das Flugzeug liegt mit 109 Litern sogar etwas unterm Auto. Bei den CO2-Emissionen sieht es für das Fliegen viel schlechter aus: Bahn 96 kg, Auto 269 kg, Flugzeug 447 kg. Das Fliegen ist noch mit einem

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Im Sommer

Faktor gewichtet, da das CO2 in höheren Luftschichten eine deutlich klimaschädlichere Wirkung entfaltet.

Der Rechner für Kompensationen von Flugreisen durch Erwerb von Ökozertifikaten (atmosfair.de) kommt grob auf ein ähnliches Ergebnis für einen Flug von Frankfurt nach Izmir und zurück von 1000 kg CO2.

Im August haben wir mit unserem Auto (1500 km * 135 g/km) ca. 200 kg CO2 emittiert. Mit der einen Flugreise könnten wir also 5 Monate Auto fahren.

Fazit

Ich werde wohl nicht im November in die Türkei fliegen, schade. Es würde meine Bemühungen zur Reduktion fossi­len Energieverbrauchs ad absurdum führen. Bei den Kli­mafolgen sieht es beim Fliegen deutlich bedenklicher aus. Ob das mit einer Spende für Klimazertifikate zu kompen­sieren ist, halte ich für fraglich.

Das löst in mir Bedauern aus. Ich würde mich gerne für eine nachhaltigere Lebensweise bestärken und nicht nur als Spaßbremse auftreten. Das ist ein gutes Thema für weitere Blogs.

Links

• Bahn-, Auto-, Flugreisen vergleichen: ecopassen­ger.hafas.de/

• Für Verbindungen in Deutschland bietet die Aus­kunftsseite der Bahn einen „UmweltMobilCheck“, bei der Verbindungssuche unten anklicken: www.­bahn.de

• Informationen zur CO2-Kompensation: www.ver­braucherfuersklima.de/

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17.09.2012: Auto Entziehungskur Phase I

17.09.2012: Auto Entziehungskur Phase I

Während ich die letzten Monate überlegte, wie ich den fossilen Energie-Verbrauch reduzieren kann, sind wir sogar etwas mehr Auto gefahren als sonst. Dieser verflixte Rebound-Effekt! Die Gewohnheiten der Autokultur sitzen so tief und fest, dass es offenbar stärkere Medizin braucht.

Angeregt durch die Webseiten des Vereins autofrei leben (www.autofrei.de), möchte ich mich auf eine schritt­weise Entwöhnung einlassen. Aktuell sind wir (meine Frau und ich) noch nicht bereit, ganz auf's Auto zu verzichten. Das möchte ich aber mal als längerfristiges Ziel so stehen lassen.

Der erste Schritt

Unser erster Schritt ist die gefahrenen Kilometer pro Monat um 1/3 zu senken. Da wir in den letzten Monaten etwa 1.500 km pro Monat gefahren sind, soll als Monats­budget für die nächsten drei Monate 1.000 km gelten. Das hört sich erst mal nicht schwer an. Mit ein bisschen Wenn-und-Aber macht auch meine Frau mit.

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Abb. 26: Beetle, public domain

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Im Sommer

Die nächsten Schritte

Ich würde gerne auf höchstens 750 km im Monat herun­tergehen. Dann werden wir manche Fahrt genauer überle­gen und unsere Gewohnheiten überdenken müssen. Wich­tig ist, dass wir uns positive Erlebnisse mit den Mobilitäts-Alternativen gönnen, z.B. mal eine Wochenendreise per Bahn an einen netten Ort gönnen. Vermutlich wird uns die Absurdität der „Stehzeuge“ nun besonders ins Auge sprin­gen. Das ist eine gute Gelegenheit über Alternativen wie Carsharing konkreter nachzudenken.

Links

• Verein autofrei leben!: www.autofrei.de/• Verkehrsclub Deutschland: www.vcd.org/• Spritverbrauch unseres Autos: www.spritmoni­

tor.de/de/detailansicht/483035.html

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Endspurt

24.09.2012: Wir senken den fossilen Verbrauch für's Heizen

Wir ziehen um in ein Haus ohne Ölheizung, deutlich bes­ser isoliert. Mit der Heizung durch Fernwärme werden wir schätzungsweise im Jahr 10.000 kWh (Wärme) verbrau­chen. Das ist deutlich weniger als aktuell 25.000 kWh Öl-Energie.

Wie viel Gas verbraucht das GuD-Kraftwerk?

Die Wärme-Energie werden wir vom Gas- und Dampfturbi­nen Kraftwerk Münster (GuD) beziehen. Das Kraftwerk erzeugt im Jahr 500 Mio. kWh Strom und 600 Mio. kWh Fernwärme. Wie viel Gas wird dafür wohl verbrannt? Mich interessiert einfach wie viel Erdgas für 10.000 kWh Wärme aufgewandt werden. Das wäre dann die fossile Energie­menge, die wir pro Jahr für Heizen und Warmwasser ver­brauchen. Wenn ich den bei Wikipedia angegebenen Brennstoffausnutzungsgrad von 88% nehme, werden wohl 11.400 kWh oder 1.140 m³ Erdgas dafür verbrannt. Wenn

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es vielleicht nicht ganz so effektiv arbeitet, da z.B. im Sommer ungebrauchter Dampf einfach so abgelassen wird, liegen wir vielleicht bei einem Nutzungsgrad von 60% und bei 16.700 kWh.

Also hier mal so über den Daumen gepeilt, senken wir unseren fossilen Energieverbrauch für Heizen und Warm­wasser um 33 bis 55%. Unserem Ziel, den fossilen Ver­brauch zu halbieren, rücken wir damit deutlich näher.

Nun ist der Umzugstermin noch nicht ganz klar, aber spätestens in einem halben Jahr ist es so weit.

Kommentare

Gasverbrauch für Fernwärme in Münster

Submitted by Wolfgang on Fr, 12/10/2012 - 11:01.

Nun habe ich eine Antwort bekommen von den Stadtwerken Münster:

Für eine Erzeugung von 500 GWh Strom und 600 GWh Wärme würden im HKW-Hafen (bei einem mittleren Wirkungsgrad von 85 %) 1.295 GWh Gas verbraucht.

Das HKW-Hafen besteht aus der GuD-Anlage sowie weiteren Heizkesseln, die zur Spitzenwärmelastversorgung dienen. Der Großteil der Fernwärme wird mit der GuD-Anlage erzeugt, die je nach Fahrweise einen Nutzungsgrad von bis zu 88 % erreicht.

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24.09.2012: Wir senken den fossilen Verbrauch für's Heizen

Wow, der mittlere Wirkungsgrad von 85% ist ziemlich gut. Damit werden wir im neuen Haus unseren fossilen Ver­brauch für's Heizen halbieren.

27.09.2012: Ölkrise in wenigen Jahren

Die Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO) kommt seit 10 Jahren jedes Jahr zu einem interna­tionalen Treffen zusammen. Am 31.5. - 1.6. hat es dieses Jahr in Wien stattgefunden. Im Internet ist eine Fundkiste an Videos von Vorträgen verfügbar (in Englisch): www.y­outube.com/user/aspo2012

Besonders möchte hinweisen auf einen Vortrag von Robert Hirsch aus den USA. Hirsch hatte 2005 im Auftrag der US-Regierung eine Studie zu den Folgen einer Ver­

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Abb. 27: Hubbert peak oil plot, Hankwang at en.wikipedia, CC-BY-SA

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Endspurt

knappung von Öl herausgegeben, die als „Hirsch-Report“ bekannt geworden ist. Diese 23 Minuten Zeit zu investie­ren lohnt sich alle Mal: Robert Hirsch - The Impending World Oil Shortage: Learning from the Past

Hier möchte ich nun ein paar Eckpunkte des Vortrags zusammentragen. Vorab noch eine Bemerkung zur ASPO-Konferenz 2012: Viele der Wissenschaftler kamen nach dem Start 2002 in Upsala nun zum 10-jährigen Jubiläum zusammen. Rückblickend sieht Kjell Aleklett die Progno­sen der ASPO bestätigt. Offenbar befinden wir uns schon am Höhepunkt der weltweiten Ölförderung auf einem mehrjährigen Plateau.

Hirsch: Rückgang der Ölförderung in ein bis vier Jah­ren

• Prediction (Vorhersage mit hoher Gewissheit): Die Ölproduktion wird zurückgehen.

• Anticipation (Erwartung mit niedrigerer Gewissheit): Nach Zahlen und Prognosen erwartet Hirsch einen Rückgang der Ölförderung in ein bis vier Jahren. Wenn es einen sehr moderaten jährli­chen Rückgang von 1% gibt, ist das irgendwie zu managen. Wenn es zu einem Rückgang von 3-4% jährlich kommt, was er und seine Team-Kollegen erwarten, wird es chaotische Zustände geben.

• Es ist nicht ein Energie-Problem, sondern ein Pro­blem flüssiger Treibstoffe. Denn für die Versorgung mit flüssigen Kraftstoffen ist auf der Welt eine so große und teure Infrastruktur aufgebaut worden, dass sie nicht kurzfristig ersetzt werden kann.

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27.09.2012: Ölkrise in wenigen Jahren

Die Menschen werden sich ähnlich verhalten, wie in der Ölkrise in den 1970ern

• Hirsch zitiert ausführlich aus zusammengetrage­nen Schlagzeilen von 1973/74. Offenbar hat es weit tiefgreifendere Reaktionen auf die Ölverknap­pung gegeben, als man das mit romantisch ver­klärten Bildern von Sonntags-Fahrverboten in Erin­nerung hat.

• Aus diesen Erfahrungen erwartet Hirsch folgende Reaktionen, „wenn die Welt das Problem realisiert.“

steigende Benzinpreise – Benzinverknappung

◦ wirtschaftliche Rezession, Aktien-Krise◦ chaotische soziale Situationen (Menschen aus

dem Gleichgewicht)◦ Einstellung vieler Dienstleistungen, die auf

Transport angewiesen sind◦ Entlassungen◦ Ärger, Ungeduld und Konfusion in der Bevölke­

rung◦ Rationierung von Treibstoffen und Heizöl◦ steigende Zinsen und Inflation◦ hilflose, unvorbereitete Regierung und Verwal­

tung◦ Horten, Diebstahl, Betrug

Fazit

Auch wenn mir das Problem schon seit einigen Jahren bekannt ist, stelle ich mir nun die Frage, ob ich denn auf eine solche Situation ausreichend vorbereitet bin. Offen­bar neige auch ich dazu, unangenehme Vorstellungen von mir weg, möglichst in die Zukunft zu verweisen oder sie

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Endspurt

als unwahrscheinlich abzutun. Wenn es nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat, dass Hirsch Recht haben könnte, haben wir nur noch relativ wenig Zeit für eine resilientere (widerstandsfähigere) Lebensweise. Ein bisschen weniger Auto fahren oder eine Solar-Anlage hier und da reichen bei Weitem nicht aus.

Links

• Deutsche Seite der ASPO: aspo-deutschland.blogs­pot.de/

• Youtube-Kanal der ASPO-Konferenz 2012: www.youtube.com/user/aspo2012

• Hirsch-Report: de.wikipedia.org/wiki/Hirsch-Report • Vortrag Kjell Aleklett - Peaking at Peak Oil:

www.youtube.com/watch?v=EIJ2AkebgyI

05.10.2012: Geringster fossiler Verbrauch im Sep­tember

Mit 3200 kWh fossiler Energie haben wir im September bisher den geringsten Verbrauch gehabt. Das sind 15% weniger als zu Beginn dieses Projekts. Beim Heizen rechne ich mit einer groben Schätzung des Jahresmittels. Tatsächlich haben wir schätzungsweise 700 kWh Heiz­wärme verbraucht. Das ist nur ein Drittel des Mittelwertes. Dafür schlägt der Heizölverbrauch dann im Winter wieder besonders zu Buche.

Strom

Im September lag der Verbrauch fossiler Energie beim Strom mit 394 kWh wieder etwas höher.

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05.10.2012: Geringster fossiler Verbrauch im September

Mobilität

Erfreulicherweise sind wir im September nur 628 km mit dem Auto gefahren, außerdem haben wir den Durch­schnittsverbrauch auf 100 km auf 4,5 Liter Diesel senken können. Dadurch haben wir nur noch ein Drittel der ver­gangenen Monate verbraucht. Bei den hohen Benzinprei­sen ist das eine erfreuliche Ersparnis.

Heizen

Da ich mit Durchschnittszahlen rechne, bleibt es bei 2.129 kWh. In einigen Monaten werden wir in ein Haus, dass mit Fernwärme beheizt wird, umziehen. Die Fernwärme wird in einem Gas-Kraftwerk in Münster erzeugt. Leider konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, wie viel Gas dieses Kraftwerk verbraucht. Ich schätze, dass die Fernwärme, die wir benötigen, mit etwa 100 bis 140 m³ Erdgas erzeugt wird. Das sind dann 1000 bis 1400 kWh fossile Energie. Damit können wir also vielleicht den fossilen Ver­brauch für's Heizen fast halbieren. Mit einer Gesamt-Einsparung von 35-45% rücken wir der angestrebten Hal­bierung wieder in erreichbare Entfernung.

Meine Energiebilanz im Wiki: http://xwer.de/wiki/meine-energiebilanz

12.10.2012: Die letzte Heizöl-Lieferung meines Lebens!

Vor zwei Tagen haben wir für den kommenden Winter noch eine Heizöllieferung bekommen. Bis zum Frühjahr, wenn wir umziehen, sollten die gelieferten 2000 Liter rei­chen. Das ist eine Gelegenheit für eine Zwischenbilanz.

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Endspurt

Nach meinen groben Messungen mit Lampe und Zoll­stock haben wir seit Oktober 2011 2600 Liter Heizöl ver­braucht. Das sind pro Monat im Durchschnitt 219 Liter und damit 8% weniger als im Vorjahr. In einem zum Teil relativ schlecht isolierten Haus sind die schwankenden Witte­rungseinflüsse in den Wintern relativ stark. Insofern kann ich diese Einsparungen nicht eindeutig auf Maßnahmen wie Fensterisolierungen oder Temperaturabsenkungen zurückführen. Dabei passt eine Einsparung zwischen 5 und 10 Prozent ganz gut.

30800 Liter Heizöl in 11 Jahren

Das haben wir in den letzten 11 Jahren hauptsächlich durch Schornstein und Fensterritzen hinaus gejagt. 2800 Liter im Jahr sind wahrscheinlich für ein Haus aus den 50er Jahren unterer Durchschnitt, aber für mich kein

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Abb. 28: Einfüllstutzen, 4028mdk09 auf commons.wikimedia.org, CC-BY-SA

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12.10.2012: Die letzte Heizöl-Lieferung meines Lebens!

Grund zum Stolz. Übrigens haben wir vor 11 Jahren nur ein Drittel des jetzigen Preises bezahlt.

Die letzte Heizöllieferung meines Lebens ist ein Grund zu feiern.

07.11.2012: Gescheitert beim Sparen fossiler Ener­gie?

Ja, gescheitert

Gestern habe ich mich um das Schreiben dieses Blogs zur monatlichen Energiebilanz herumgedrückt. Dabei ging meine Laune immer mehr auf einen Tiefpunkt. Denn die fossile Ersparnis von 7% nach einem halben Jahr Bemü­hungen ist dürftig.

• Ich bin gescheitert, mit einer Ölheizung im Miets­haus, den Verbrauch wesentlich zu senken. Bezie­hungsweise habe ich es nur im Kleinen versucht und ziehe es vor, mit meiner Familie in ein besser isoliertes Haus mit Fernwärme umzuziehen.

• Ich bin beim Autofahren voll dem Rebound-Effekt aufgesessen. Während ich den Verbrauch pro Kilo­meter deutlich senkte, bin ich mehr gefahren.

• Den Stromverbrauch habe ich bisher gar nicht rich­tig angepackt, denn neben Heizen mit Öl und Mobi­lität mit Auto verschwindet dieser Posten beinah.

• Ich habe es bisher vernachlässigt, ein soziales Netz gegenseitiger Unterstützung Gleichgesinnter zu knüpfen.

• Beim Wundenlecken und Überlegen, welche Gründe wohl zu einem solchen Scheitern führen, bin ich auf den Begriff „Mangelbewusstsein“ gesto­

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Endspurt

ßen. Ja, das Bewusstsein eines Mangels, im Winter zu frieren, bei Regen mit dem Fahrrad zu fahren, Zeit beim schlecht koordinierten Bahnfahren zu vergeuden, bei funzeligen Sparlampen kaum was zu sehen oder auf das lieb gewonnene Statussym­bol Auto (nun Spar-Statussymbol) zu verzichten, sinkt die Eigenmotivation in den Keller. Damit ist auch kein soziales Umfeld zu begeistern.

Nein, jetzt erst recht

• Mit unserem geplanten Umzug, werden wir voraus­sichtlich den fossilen Verbrauch für das Heizen etwa halbieren. Dadurch wird der Anteil des Ver­brauchs für Mobilität und Strom deutlich mehr Gewicht bekommen und bei den Messungen bewusster werden.

• Ich freue mich, demnächst mit dem Fahrrad in einer viertel Stunde Kinos oder Veranstaltungen und Treffen in der Innenstadt zu erreichen. Ich werde weniger Auto fahren. Dann macht es Sinn, Kontakte in der Nachbarschaft zu privatem Carsha­ring zu knüpfen.

• Neben mir auf dem Schreibtisch liegt eine detail­lierte Analyse und Messung unseres Stromver­brauchs. Daraus ergeben sich gezielte Sparmaß­nahmen. Das werde ich in den nächsten Wochen umsetzen, schon heute mit dem Kauf von LED-Lampen. Ich werde in diesem Blog darüber berich­ten.

• Mit der Transition Town Gruppe in Münster habe ich schon ein Umfeld von Gleichgesinnten. Eine Arbeitsgruppe zum Sparen Fossiler Energie zu gründen, ist nur ein kleiner Schritt.

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07.11.2012: Gescheitert beim Sparen fossiler Energie?

So, nach dieser kurzen Aufstellungen einiger Gedanken zum Scheitern, fühle ich mich wieder mehr ermutigt und weniger von Peinlichkeit berührt. Ich mache weiter.

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Strom

25.10.2012: Stromfresser Umwälzpumpe

Während ich aktuell unseren Stromverbrauch durch­forste, stellt sich heraus, dass die Umwälz- und Zirkulati­onspumpe zu den größten Stromfressern im Haus gehö­ren. Die Umwälzpumpe sorgt für Druck und Verteilung des warmen Wassers in den Heizkörpern im Haus. Dass im Badezimmer oder in der Küche nach Sekunden warmes Wasser aus dem Wasserhahn kommt, zirkuliert ständig warmes Wasser durch's Haus. Dafür sorgt die Zirkulations­pumpe.

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Abb. 29: Umwälzpumpe, eigenes Foto

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Strom

Das Energiesparbuch

Die Stiftung Warentest gibt das Energiesparbuch heraus. Der Schwerpunkt liegt beim Strom sparen. Es gibt einen gut strukturierten Überblick über die Sparmöglichkeiten. Besonders gut gefallen mir die Checklisten im Anhang, die ich gerade durcharbeite. Dabei überrascht mich der Stromverbrauch, der Tag für Tag durch die Heizungspum­pen geschluckt wird.

570 kWh Stromverbrauch bei Heizungspumpen

Das ist des Ergebnis meiner Schätzung des Verbrauchs unserer Pumpen. Direkt messen kann ich das nicht. Auch die Stiftung Warentest hatte schon 2007 solche Pumpen unter die Lupe genommen. Der Test ist kostenlos im Netz als PDF verfügbar (siehe unten).

Bei einem Strompreis von aktuell 25 ct geben wir 140 € im Jahr für den Strom aus. Über den Daumen können wir mit energieeffizienten Pumpen 70 bis 90 € allein an Strom sparen. Außerdem kann eine ausgeklügelte Druckvertei­lung auch Heizenergie sparen. Dazu verweise ich auf das Stichwort Hydraulischen Abgleich, den Heizungsfachleute durchführen können.

Links

• Das Energiesparbuch: www.test.de/shop/haushalt - garten/das-energiesparbuch-sp0210000/

• Test Heizungspumpen: www.test.de/Heizungs­pumpen-Ueber-100-Euro-Ersparnis-pro-Jahr - 1567473-0/

• Hydraulischer Abgleich: www.iwo.de/fachwissen/hydraulischer-abgleich/

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08.11.2012: Unsere Strom-Bilanz und Stromfresser

08.11.2012: Unsere Strom-Bilanz und Stromfresser

„Das Energiesparbuch“ von der Stiftung Warentest ist eins der übersichtlichsten dieses Genres, die ich in der Hand hatte. Der Schwerpunkt liegt im Strom-Sparen. Dafür gibt es im Anhang hervorragende Tabellen zur Analyse des eigenen Stromverbrauchs. Mit einem Stecker-Messgerät habe ich das für viele Stromquellen in unserem Haus die letzten Wochen gemacht. Das kostet schon einige Zeit. Dabei ist die obige Übersicht herausgekommen.

Die Tabelle habe ich nach dem Verbrauch absteigend sortiert. Der gemessene Gesamtverbrauch von 3.200 kWh entspricht fast dem tatsächlichen Jahresverbrauch von 2011. In der Spalte „Anteil 4-Personen-Haushalt“ stehen Durchschnittswerte laut Energieagentur NRW von 2006.

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Abb. 30: Stromfresser, eigene Grafik

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Strom

Die größten Stromfresser

In der Übersicht fallen die 3 größten Stromfresser ins Auge: Heizung, Beleuchtung Kochen. Diese Bereiche sind für fast die Hälfte des gesamten gemessenen Verbrauchs verantwortlich. Möglicherweise liegt dann hier auch das größte Spar-Potenzial. Am überraschensten war für mich, dass die Ölheizungs-Anlage auch im Stromverbrauch ganz vorne ist. Das geht allein auf die Umwälzungspumpen für das Heizungswasser und den Warmwasserkreislauf zurück. Nach meiner Schätzung könnten wir den Ver­brauch mit modernen Pumpen mindestens auf ein Drittel senken. Das werden wir unseren Nachmietern überlassen.

Die Beleuchtung stelle ich gerade zum Teil auf LED um. Darüber werde ich noch ausführlicher berichten. Beson­ders verschiedene Lampen, die noch mit Halogen beleuchtet werden, lassen Spar-Potenzial erwarten. Insge­samt ist mein Ziel, die Hälfte bei der Beleuchtung zu spa­ren.

Beim Kochen geht der Verbrauch hauptsächlich auf Kochplatten und Ofen zurück, Mikrowelle und Wasserko­cher sind sparsamer.

Im Bereich Bild und Ton, also Fernsehen und Musik, habe ich schon durch zwei schaltbare Steckerleisten ad hoc 89 kWh Standby-Strom im Jahr sparen können.

Nun werde ich nach und nach die Bereiche durcharbei­ten und nach Sparmöglichkeiten Ausschau halten.

Das Energiesparbuch im Wiki: xwer.de/wiki/energie­sparbuch

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14.11.2012: Sparlampen gegen LED-Birnen tauschen

14.11.2012: Sparlampen gegen LED-Birnen tau­schen

Es lohnt sich inzwischen auch, Sparlampen gegen LED-Lampen auszutauschen. LED-Lampen gibt es in der gewohnten Glühlampenform oder im Austausch für Halogen-Lampen. Ich habe eine ganze Reihe Lampen aus­getauscht. Wir können damit voraussichtlich im Jahr 200 kWh Stromverbrauch einsparen.

500 kWh im Jahr für Beleuchtung

In unserem Haus verbrauchen wir etwa 500 kWh (Kilo­wattstunden) im Jahr für die Beleuchtung. Das sind 15% vom gesamten Stromverbrauch.

Wie schon erwähnt habe ich unseren Stromverbrauch mit Hilfe von Tabellen aus dem „Energiesparbuch“ von der Stiftung Warentest bilanziert. Bei der Beleuchtung werden alle Leuchtmittel je nach Wattzahl mit der durch­schnittlichen Nutzungsdauer pro Woche erhoben. Mit der

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Abb. 31: Leuchtmittel, eigene Grafik

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Strom

Wochenzahl, die man im Jahr zu Hause ist, multipliziert, ergibt sich der jährliche Stromverbrauch. Das ist schon mühsam, wird aber mit einer sehr übersichtlichen Tabelle belohnt. Daraus werden auch die größten Verbraucher und das größte Spar-Potenzial leicht ersichtlich.

18 Leuchtmittel getauscht macht 200 kWh Ersparnis

Mehr als die Hälfte der Sparlampen (in der Tabelle unter 11 W) habe ich meist gegen 4 Watt LED-Birnen getauscht. Bei einer Deckenlampe mit Halogen-Birnen habe ich nun LED-Lampen im Einsatz. Insgesamt habe ich 17 Leucht­mittel ersetzt. Das hat 127 € gekostet. Voraussichtlich sparen wir etwa 200 kWh Strom im Jahr, beim aktuellen Strompreis 50 €. Das heißt diese Lampen haben sich preislich nach 2, 5 Jahren amortisiert. Da LED-Lampen viel schaltfester sind, halten sie auch länger als Sparlampen. Daher rechnet sich der Ersatz schon früher.

Bezüglich des Verbrauchs fossiler Energie steht der Stromverbrauch bei uns deutlich hinter Ölheizung und Mobilität zurück. Daher haben wir von dem gesamten fos­silen Verbrauch durch Einsparung bei der Beleuchtung nur knapp 1% gespart. Je mehr wir insgesamt einsparen, wird der Anteil des Stroms dann ein höheres Gewicht bekom­men.

Links

• 4 Watt LED-Birnen (E27-Sockel): ecosia.org/image­s.php?q=4%20w%20e27%20led%20birne%20warmweiss

• LED-Birnen (GU9-Sockel): ecosia.org/images.php?q=gu9+led+birne+warmweiss

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14.11.2012: Sparlampen gegen LED-Birnen tauschen

• Das Energiesparbuch im Wiki: xwer.de/wiki/ener­giesparbuch

Kommentare

weitere Maßnahmen bei der Beleuchtung

Submitted by Wolfgang on Mi, 21/11/2012 - 09:44.

Das steht bei der Beleuchtung noch aus, in sparsame Lampen zu tauschen:

- Wohnzimmer Deckenleuchte- Wohnzimmer Standleuchte- Küche Pendelleuchte- Küche Unterschrank- Keller Beleuchtung

Zum Teil macht das erst zum Umzug Sinn. Sparen können wir damit noch mal ca. 90 kWh im Jahr. Das wäre eine Stromersparnis bei der Beleuchtung von 60%.

22.11.2012: Ruckzuck Strom sparen bei Bild und Ton

Die Analyse von Fernsehern, Musikanlagen und anderer Unterhaltungselektronik hielt eine Überraschung bereit. Drei Geräte, Aktivboxen am Fernseher, der Kabel-Receiver und die Hifi-Anlage zeigten relativ große Standby-Leistun­gen. Strom der 24 Stunden am Tag einfach so verpufft.

Mit zwei schaltbaren Steckdosen-Leisten konnte ich schnell und einfach ein Drittel des Stroms, den wir für Musik und Fernsehen verbrauchen, einsparen. Wenn es

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Strom

mir gelingt, meine Familie davon zu überzeugen, 20% weniger fern zu sehen und öfter den kleineren Fernseher zu benutzen, können wir in diesem Bereich etwa die Hälfte des Stroms sparen.

Von gut 300 kWh im Jahr, sparen wir 150 kWh im Jahr.

06.12.2012: Raus mit den Ölheizungen!

Das Heizen mit Öl dominiert unseren fossilen Verbrauch. Besonders nun mitten in der Winter-Heiz-Periode fällt das auf.

Strom

Meine Bemühungen im letzten Monat, Strom zu sparen, gehen leider in der fossilen Bilanz fast unter. Messbar ist es schon, dass wir 6% weniger Strom verbraucht haben, obwohl wir z.B. nun im Herbst das Licht mehr anhaben. Hoch gerechnet auf den fossilen Anteil sind es nur ¼ Pro­zent unseres gesamten fossilen Verbrauchs.

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Abb. 32: Hifi, public domain

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06.12.2012: Raus mit den Ölheizungen!

Mobilität

Unser gesetztes Budget von 1000 km im Monat haben wir mit gut 800 km unterschritten. Gerne würde ich jetzt die nächste Stufe der Auto-Entziehungs-Kur betreten.

Heizen

In der fossilen Bilanz rechne ich beim Heizen mit Durch­schnittswerten. Der tatsächliche Verbrauch sieht noch ganz anders aus:

500-600 Liter Öl zu verbrennen und die entstandene Wärme aus dem Schornstein und den Fensterritzen hinaus zu schicken, tut mir regelrecht weh.

Leute schmeißt die Ölheizungen raus!

Der Aufwand trotz Ölheizung fossile Energieträger zu spa­ren ist riesig. Während in Deutschland neue Ölheizungen

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Abb. 33: fossiler Verbrauch, eigene Grafik

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Strom

noch gefördert werden, haben Schweden und Dänemark beschlossen, Ölheizungen ganz raus zu schmeißen. Wir haben in unserem Hochindustrieland schon genug CO2 in die Luft gepumpt. Selbst wenn es hier Rückgänge gibt, ist das reine Illusion, wenn wir gleichzeitig unsere Produkte unter noch miserableren Bedingungen weit entfernt im Ausland produzieren lassen.

So, das musste mal raus.

Meine Energiebilanz im Wiki: xwer.de/wiki/meine-ener­giebilanz

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Winterpause

10.01.2013: Bus schlägt Bahn

Während sich aktuell bei der Energiebilanz unseres Haushaltes nicht viel getan hat, wage ich einen kleinen Ausblick auf unsere zukünftige Mobilität. In 5 Wochen zie­hen wir um, deutlich näher an die Innenstadt. Dann woh­nen wir statt wie bisher 11 km nur noch 4 km von der Innenstadt entfernt. Wege zur Schule oder zur Arbeit kön­nen wir dann vermehrt mit dem Fahrrad oder mit dem Bus zurücklegen. Bisher fahren wir viel Bahn im Nahverkehr.

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Abb. 34: Yellow Bus, public domain

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Winterpause

Wie viel fossile Energie schlucken Bus oder Bahn?

Da gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Je nach Interes­senlage werden von Anbietern und Verbänden die Auslas­tungszahlen recht unterschiedlich berücksichtigt.

Der Interessenverband pro Schiene veröffentlicht Zah­len des Umwelbundesamtes und rechnet bei Fernbahnen mit 2,5 Liter Benzinäquivalent pro 100 km und Person. Ich halte das für etwas niedrig berechnet. Ich weiß auch nicht, ob der tatsächliche Energieverbrauch für die Bereitstel­lung von Strom dort eingerechnet ist. Wahrscheinlich liegt man dann mit 5 Litern auf 100 km für den Nahverkehr, nicht so verkehrt.

Bei verschiedenen Verkehrsbetrieben wird bei vollbe­setzten Bussen im Nahverkehr mit einem Verbrauch von bis runter zu 0,5 Liter Diesel gerechnet. Das ist auch plau­sibel, wenn man sich einen mit 80 Leuten besetzten Bus mit einem Verbrauch von 40 Liter Diesel auf 100 km vor­stellt. Sicherheitshalber rechne ich mit 1 Liter pro 100 km und Fahrgast.

Der Verbrauch bei der Bahn wird im Nahverkehr min­destens um einen Faktor 2,5 größer sein als beim Bus, möglicherweise sogar um das Fünffache!

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10.01.2013: Bus schlägt Bahn

Sparen mit Fahrrad und Bus

Nach meinen Berechnungen verbrauchen wir als vierköp­fige Familie aktuell 800 kWh fossile Energie für Mobilität im Monat. Wenn wir zukünftig die Hälfte der Wege in die Stadt mit dem Fahrrad machen und die andere Hälfte mit dem Bus, kommen wir auf etwa 600 kWh. Jeder zusätzlich eingesparte Kilometer mit dem Auto (oder Mitfahrgele­genheit oder Busfahren) wird dann umso deutlicher unse­ren fossilen Verbrauch mindern.

Links

• Allianz pro Schiene: www.allianz-pro-schiene.de/umwelt/energieverbrauch/

• Essener Verkehrs-AG: www.klimahelden.de/51.0.html

05.03.2013: Immer noch offline

Dank dem maximal kundenunfreundlichen Verhalten unseres bisherigen und zukünftigen Telefon/Internet-Anbieters, Unitymedia und Telekom, sind wir nach Umzug seit Wochen ohne Anschluss.

Ich hoffe, ich kann hier demnächst wieder bloggen.

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Winterpause

15.04.2013: Bald läuft der einjährige Selbstversuch aus

Ende April ist das Jahr um, in dem ich, besser wir, ver­sucht haben, unseren Verbrauch fossiler Energie zu hal­bieren. Noch verrate ich nicht, wie nahe wir diesem Ziel gekommen sind.

26.04.2013: Erdöl Engpässe schon in diesem Jahr­zehnt

Die Energy Watch Group hat im März 2013 eine Studie mit dem Titel „Fossile und Nukleare Brennstoffe – die künftige Versorgungssituation“ veröffentlicht. Es geht um die Ver­sorgung mit Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran. Die Konse­quenzen sind Aufsehens erregend und sollten nicht nach einigen Pressemeldungen wieder in der Versenkung ver­schwinden. Also beschäftige ich mich hier ausnahmsweise mal mit theoretischem Hintergrund. Heute geht es zunächst ums Öl.

Es werden deutliche Thesen in der Studie formuliert:

• Bis 2030 wird die weltweite Erdölförderung stark zurückgehen.

• Unkonventionelle Erdölförderung dient zu-nächst dazu, den Rückgang der konventionel­

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Abb. 35: 15 Tage, eigene Grafik

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26.04.2013: Erdöl Engpässe schon in diesem Jahrzehnt

len Felder zu kompensieren. Dann wird der Rückgang um so schneller gehen.

• Exportländer verbrauchen selber immer mehr. Dadurch wird der Export noch stärker zurückgehen.

Methodik mit belastbaren Daten

Die Methodik der Studie fußt auf Datenmaterial, das nicht auf schwer verifizierbaren Erdölreserven basiert, sonder vorrangig auf historischen Förderstatistiken. „Diese Daten sind besser belastbar und erlauben eine recht genaue Pro­jektion in den Regionen, die nahe am oder bereits nach dem Fördermaximum sind.“ (Zitate aus der Studie)

Das Muster des Förderrückgangs

Die Prognosen folgen dabei einem Muster, das bisher schon in Regionen beobachtet wurde, die schon den Höhepunkt der Förderung hinter sich haben.

1. Zunächst beschränkt sich die Förderung auf große leicht zu erschließende Felder.

2. Wenn die Förderung der großen Felder stagniert und dann zurückgeht, werden kleinere Felder erschlossen, meist teurer und aufwändiger.

3. Es beginnt ein Wettlauf: „Immer mehr große erschlossene Ölfelder gehen in den Förderrück­gang. Das resultierende Defizit muss durch die schnelle Erschließung der neueren kleineren Felder ausgefüllt werden. Wenn die neu entdeckten Felder jedoch in Zahl und Größe nachlassen, dann ist das nicht mehr in ausreichendem Maße möglich. Die kleineren Felder erreichen das Fördermaximum

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Winterpause

schneller und gehen in einen stärkeren Förderrück­gang.“

Ein Beispiel ist die Ölproduktion Großbritanniens: „Inner­halb einer Dekade ging die Ölförderung in der Britischen Nordsee um mehr als 60 Prozent zurück."

Hoffnungsträger enttäuschen

Bei genaueren Hinsehen bleiben die „Hoffnungsträger“ wie unkonventionelle Ölförderung (tight oil), Tiefsee-Felder, Teersand weit hinter den Erwartungen zurück. Das oben beschriebene Muster wirkt sich beispielsweise beim tight oil, das besonders in den USA durch „fracking“ aus Gesteinsschichten gelöst wird, noch stärker aus. Der Rück­gang der Förderung und der Wettlauf, dies zu kompensie­ren, läuft noch schneller. Damit wird die weltweite Produk­tion vielleicht ein paar Jahre auf einem Plateau bleiben. Der Rückgang kommt denn allerdings beschleunigt.

Versorgungskrise bei Nahrungsmitteln

Nach der Studie der Energy Watch Group kann es mit der Ölversorgung auf den Weltmärkten schon in wenigen Jah­ren knapp werden. Einen deutlichen Rückgang erleben wir in weniger als zwei Jahrzehnten. Wenn man bedenkt, dass über 90 Prozent des Verkehrs und Transports auf Erdöl angewiesen ist, braucht es keine große Phantasie eine Versorgungskrise mit Lebensmitteln und anderen Gütern zu erwarten. Diese ölbasierte Transport-Infrastruktur ist in mehr als 100 Jahren aufgebaut worden. Es ist unwahr­scheinlich, dass es gelingen kann, innerhalb von ein, zwei Jahrzehnten diese grundlegend umzubauen.

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26.04.2013: Erdöl Engpässe schon in diesem Jahrzehnt

Möglicherweise dämpft eine Wirtschaftskrise die Nach­frage nach Erdöl. Das würde aber nur einen zeitlichen Auf­schub bringen und wäre keine angenehmere Alternative. Es ist auch fraglich, wie das weltweit dominierende Finanzsystem mit dem jähen Ende des Wachstumspara­digmas umgehen könnte.

Fehleinschätzung

Falls die Energy Watch Group oder ich nun einer groben Fehleinschätzung aufsitzen, welche Konsequenzen hat das?

Nun, wenn man sich bemüht, Energie zu sparen, erneu­erbare Energie vorantreibt, Wirtschaftsabläufe konsequent in Kreisläufen regionalisiert usw., kann ich nicht wirklich Nachteile entdecken, falls der Ölrückgang erst später ein­setzt. Denn der Rückgang wird kommen. Auch von der Seite der ökologischen Ressourcen oder Klimawandel sind solche Maßnahmen besser, je früher sie umgesetzt wer­den.

Links

• Energy Watch Group: Fossile und Nukleare Brenn­stoffe – die künftige Versorgungssituation - zur Stu­die

• ausführlicher Kommentar von Norbert Rost: zum Peak-Oil Blog

• ASPO Deutschland Association for the Study of Peak Oil and Gas: aspo-deutschland.blogspot.de/

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Bilanz

03.05.2013: Geschafft! - ein Jahr – halbe fossile Energie

Vor einem Jahr habe ich diesen Blog begonnen, um über mein Projekt „ein Jahr – halbe fossile Energie“ zu berichten. Und heute kann gefeiert werden! Wir (meine Familie und ich) haben es geschafft!

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Abb. 36: Jahresbilanz, eigene Grafik

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Bilanz

Minus 51%

Im April haben wir 3.749 kWh fossile Energie verbraucht, im April 2013 waren es 1.834 kWh. Das bezieht sich auf die Bereiche Heizen, Mobilität und Strom. Dies konnte ich einigermaßen messen, schätzen und hochrechnen. Daher habe ich Ernährung und Güter ausgeklammert, ohne dies aus dem Auge zu verlieren. In den kommenden Blog-Arti­keln werde ich noch genauer aufschlüsseln, wie dieser Erfolg zu Stande gekommen ist.

Heizen: immer noch 64% der fossilen Energie

Das Heizen, durch Umzug im Februar von Ölheizung auf Fernwärme/Erdgas umgestellt, ist bei weitem immer noch der größte Posten in unserer fossilen Bilanz. Dies war und ist daher auch die größte Stellschraube bei Einsparungen. Mobilität und Strom liegen mit 19% und 17% in ähnlichen Größenordnungen. Dabei ist die Mobilität am schwan­kungs-anfälligsten. Sobald wir mehr oder weniger Auto fahren, macht sich das nach Rückgang des Heizungsver­brauchs noch stärker bemerkbar.

Aber

Den Erfolg gilt es zu feiern. Allerdings sind wir weit davon entfernt, unabhängig von fossiler Energie zu sein. Der Anteil fossiler Energie an unserem privaten Energiemix beträgt 87%! Ich bin ein bisschen streng bei den Berech­nungen. Wir beziehen zwar 100% Ökostrom, aber ich rechne mit dem deutschen Strommix. Denn das ist, was aus der Steckdose kommt. Auch ist Fernwärme ein „Nebenprodukt“ der Strom-Erzeugung, aber es wird Gas dafür verbrannt.

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03.05.2013: Geschafft! - ein Jahr – halbe fossile Energie

Es gibt noch einiges zu tun, um unabhängiger von der fossilen Versorgungslage zu werden.

Meine Energiebilanz im Wiki: xwer.de/wiki/meine-ener­giebilanz

08.05.2013: Heizen – fossiler Verbrauch halbiert

Auf die Halbierung unseren fossilen Verbrauchs in einem Jahr haben wir angestoßen. Nun betrachte ich, wie die Maßnahmen in den Bereiche Heizen, Mobilität und Strom dazu beigetragen haben.

Die Grafik zeigt unseren fossilen Verbrauch beim Hei­zen. Die dunkelrote Linie stellt den gemessenen Ver­brauch mit jahreszeitlichen Schwankungen dar, die Balken einen geglätteten Durchschnittsverbrauch. Bei letzterem gab es ein paar Stufen. Das schaue ich mir mal genauer an.

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Abb. 37: Heizen, eigene Grafik

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Bilanz

April 2012: Ausgangspunkt

Im Vorjahr hatten wir 2.800 Liter Heizöl verbraucht. Je nach ausgeprägtem Winter lag der Verbrauch zuvor um die 3.000 Liter. Bei 2.800 Litern ergibt sich ein monatlicher Durchschnittsverbrauch von 233 Litern. Bei Umrechnung in vergleichbare Energie kam ich auf 2.333 kWh (Kilo Watt Stunden). Das ist reine fossile Energie, egal ob sie nun als Wärme zum Schornstein raus geht oder Haus und Wasser warm macht. Das waren im April 2012 62% des gesamten fossilen Verbrauchs.

Mai 2012: günstige Sparmaßnahmen

Im ersten Monat habe ich ein paar einfache und relativ kostengünstige Sparmaßnahmen durchgeführt: Weitere elektronische Heizkörperthermostate eingebaut, damit die Tag- und Nachtwärme abgesenkt, mit einem Spardusch­kopf den Warmwasser-Verbrauch reduziert. Das ließ sich wegen der starken jahreszeitlichen Schwankungen nicht messen. Daher habe ich eine Minderung des Ölverbrauchs um 2 Liter im Monat geschätzt und eingerechnet. Es blie­ben 2.129 kWh für's Heizen.

Oktober 2012: die letzte Heizöllieferung

Nach langer Suche wussten wir nun, dass wir im nächsten Frühjahr in ein neueres besser isoliertes Haus mit Fern­wärme umziehen werden. Das hieß aber, noch einen Win­ter mit Heizöl zu heizen. Die Betankung ergab einen Ver­brauch von 2.600 Litern in 12 Monaten. Ab nun habe ich mit monatlich 2.190 kWh gerechnet. Entweder hatten die Sparmaßnahmen nicht so wie erwartet gegriffen oder es gab kalte Monate in dem zurückliegenden Zeitraum.

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08.05.2013: Heizen – fossiler Verbrauch halbiert

Wahrscheinlich traf beides zu. Da der Umzug klar war, haben wir keine weiteren Sparmaßnahmen beim Heizen geplant. Unsere Nachmieter habe später als erstes die Kellerdecke und Rollladen-Kästen isoliert.

Februar und März 2013: keine Ölheizung mehr

Was das Heizen angeht, hat sich der Umzug für uns deut­lich gelohnt. Den Februar haben wir noch zur Hälfte im alten Haus mit Öl geheizt. Seit März heizen wir ausschließ­lich mit Fernwärme. Die beziehen wir vom GuD-Kraftwerk in Münster. Dort wird Strom und Wärme mit Erdgas erzeugt. Der Wirkungsgrad ist mit 85% sehr hoch. Das heißt aber auch, dass für geschätzte 1.000 kWh Fern­wärme 1.176 kWh Erdgas verbrannt werden. Das ist die Hälfte des fossilen Verbrauchs des Ausgangsmonats April 2012! Je nach dem wie viel wir für Mobilität und Strom verbrauchen, schwankt der Heizanteil um 60%. Hier ist also immer noch der größte Hebel.

Fazit

• Raus mit Ölheizungen!• Intelligent Isolieren!• Heizungsanlage geschickt einstellen!• Heizen mit erneuerbarer Energie!

Links

• Geschafft! - ein Jahr – halbe fossile Energie • Öl sparen mit programmierbaren Thermostaten • Temperatur absenken bringt's • Nachtabsenkung und Tagabsenkung der Heizung

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Bilanz

• Mit einem Duschkopf 5,5 Liter Heizöl im Monat spa ­ ren

• Die letzte Heizöl-Lieferung meines Lebens! • Raus mit den Ölheizungen! • Wir senken den fossilen Verbrauch für's Heizen

23.05.2013: Mobilität – schwankender Rückgang

Mit dem Auto ist ja die Kunst des Ankommens verlorengegangen. (Erich Kästner)

Bei der Mobilität hat unser fossiler Verbrauch im zurückliegenden Jahr geschwankt. Dabei hat sie etwa 1/5 bis 1/4 des gesamten Verbrauchs ausgemacht. Der Schlüssel für Einsparungen in diesem Bereich ist weniger Auto fahren, weniger Bahn fahren, möglichst gar nicht fliegen, mehr zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Wie schwer

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Abb. 38: Mobilität, eigene Grafik

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23.05.2013: Mobilität – schwankender Rückgang

das im Umfeld unserer Mobilitätskultur ist, habe ich in die­sem Jahr zu spüren bekommen.

Auto fahren

Die Schwankungen gehen hauptsächlich auf unterschied­liche Kilometerleistungen beim Auto zurück. Im April 2012 haben wir 56% im Bereich Mobilität mit dem Auto ver­braucht, 31% Bahn/Bus und 13% Fliegen. Beim deutlich geringeren Verbrauch im April 2013 macht das Auto fah­ren sogar 80% des fossilen Verbrauchs aus. Je besser wir sparen, desto sensibler reagiert unsere Energiebilanz auf zusätzliche Autofahrten.

Nachdem wir schon Ende 2011 ein verbrauchsarmes Auto, mit durchschnittlich 5 Liter Diesel auf 100 km, ange­schafft hatten, hab ich mich mit weiteren Spritspar-Möglichkeiten befasst. Das hängt stark mit dem eigenen Fahrverhalten zusammen.

4-Sprit-Spar-Regeln:

1. möglichst nicht bremsen, vorausschauend fahren und Motorbremse benutzen

2. niedertourig fahren3. langsam fahren4. Reifendruck erhöhen und Umweltreifen nutzen

Interessanterweise hatten wir den höchsten Verbrauch in den vergangen 12 Monaten just in dem Monat, in dem ich mich am meisten damit beschäftigt habe.

Rebound-Effekt

Da bin ich wohl einem Rebound-Effekt aufgesessen. Rebound bedeutet, dass Effizienz-Einsparungen oft ruck-

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Bilanz

zuck wieder an anderer Stelle ausgegebene werden. Das ist im Kleinen wie im Großen ein wirtschaftlicher Effekt, dass eingespartes Geld dann woanders ausgegeben wird, oder ein psychologischer, dass das beruhigte Gewissen zu einer gewissen Sorglosigkeit führt.

Stärkere Medizin

Um Gewohnheiten, mit denen man aufgewachsen ist und die Jahrzehnte gewirkt haben, zu verändern, braucht es stärkere Medizin. Ich habe mich zu einer Auto-Entzie­hungskur entschlossen. In den ersten 3 Monaten wollte ich die monatliche Fahrleistung auf 1000 km begrenzen, dann 3 Monate auf 750 km. Bis auf einen Ausrutscher im Februar 2013 ist uns das auch gelungen. Falls dann doch mal eine zusätzliche Fahrt nötig erscheint, möchte ich möglichst Mitfahrer mitnehmen oder notfalls einen CO2-Ausgleich (z.B. atmosfair.de) bezahlen. Außerdem möchte ich zukünftig durch (privates) Carsharing für die eigene Disziplin sorgen.

Andere Verkehrsmittel

Das Fliegen: Mal angenommen, es gelingt uns im Jahr für Mobilität unter einem fossilen Verbrauch von 10.000 kWh zu bleiben. 10.000 kWh ist die Energie, die in 1.000 Litern Kerosin enthalten ist. Bei einem Verbrauch von 3,5 Liter Kerosin pro 100 km, kann damit ein Fluggast etwas über 28.000 km fliegen. Bei einem Flug Frankfurt Sydney und zurück hat man schon über 30.000 km zurückgelegt. Damit würde ich meine Energiebilanz verdoppeln. Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr zu fliegen.

Bahn/Bus: Nach meinen Recherchen verbraucht die Bahn 3-5 Liter Benzin-Äquivalent an Energie. Beim ver­

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23.05.2013: Mobilität – schwankender Rückgang

wendeten Strom gibt es einen fossilen Anteil von über 50%. Ein Bus verbraucht 1-2 Liter Diesel pro Fahrgast und 100 km. Beim direkten Verbrauch fossiler Energie liegt also das Busfahren vorne. Allerdings ist die Ökobilanz nicht so eindeutig, denn bei der Bahn gibt es einen viel geringeren Flächenverbrauch.

Unsere Mobilitätsbilanz hat sehr von unserem Umzug näher ans Stadtzentrum profitiert. Die meisten Wege in der Stadt machen wir mit dem Fahrrad, bei schlechtem Wetter mit dem Bus. Die Wege sind kürzer geworden.

Fahrrad: Ich glaube, ich muss die vielen Vorzüge des Fahrradfahrens gar nicht benennen. Wer doch Bedarf hat, wende sich bitte an den Verkehrs Club Deutschland (VCD) oder den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Bestimmt hat auch die eigene Krankenkasse einiges dazu herausgegeben.

Links

• Die 4 wichtigsten Sprit-Spar-Regeln: xwer.de/con­tent/sprit-sparen---unabhängiger-krisen

• Mehrverbrauch trotz oder wegen Einsparungen: xwer.de/content/mehrverbrauch-trotz-oder-wegen-einsparungen

• Tilman Santarius (2012), Der Rebound-Effekt - Über die unerwünschten Folgen der erwünschten Ener­gieeffizienz, Impulse zur WachstumsWende Nr. 5 (März 2012): epub.wupperinst.org/files/4219/ImpW5.pdf

• Auto Entziehungskur: xwer.de/content/auto-entzie­hungskur-phase-i

• Schnell mal in die Sonne fliegen: xwer.de/content/schnell-mal-die-sonne-fliegen

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Bilanz

• Wie viel Diesel verbraucht ein Reisebus? xwer.de/wiki/busreise

• Verkehrs Club Deutschland: www.vcd.org/radver­kehr.html

• Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club: www.adfc.de/

29.05.2013: Strom sparen – viel Kleinarbeit

Im vergangenen Jahr haben wir in unserem 4-Personen-Haushalt den Stromverbrauch senken können. Es gab jah­reszeitliche Schwankungen. Der April 2013 zeigt mit 300 kWh einen Rückgang gegenüber 500 kWh im April 2012.

Ökostrom aus der Steckdose?

Nun hätte ich mir die ganze Rechnerei sparen können, denn wir bezogen schon vor diese Jahreszeitraum 100% Ökostrom. Also Null fossiler Verbrauch beim Strom? Ich meine nein, denn wir können es nicht vermeiden (außer

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Abb. 39: Strom, eigene Grafik

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29.05.2013: Strom sparen – viel Kleinarbeit

bei reiner Selbstversorgung), dass aus der Steckdose der Strom kommt, wie er eben erzeugt wird. Daher habe ich für meine Berechnungen des fossilen Anteils den Strom­mix genommen. Dennoch halte den Bezug von Ökostrom für sehr sinnvoll, denn so kann ich meine Geldflüsse so lenken, dass möglichst viel für den Ausbau Erneuerbarer Energien getan wird.

Erst mal messen

Obwohl zu Anfang unseres Jahresprojektes der Strom nur 13% unseres fossilen Verbrauchs ausgemacht hat, habe ich relativ viel Zeit hineingesteckt, den Verbrauch genauer zu analysieren. Fast jedes Elektrogerät hatte ich Zimmer für Zimmer am Messgerät hängen. Das habe ich nach Kategorien (z.B. Licht oder Kochen) sortiert. Das überra­schende Ergebnis war, dass wir die Hälfte des Stroms in drei Bereichen verbrauchen: Heizung (Umwälzpumpen), Beleuchtung, Kochen.

Maßnahmen

• Ungeregelte Umwälzpumpen für Heizung und Warmwasser verbrauchen in der Summe im Jahres­verlauf überraschend viel Strom. Es rentiert sich auch für Mieter über einen Austausch mit dem Ver­mieter zu verhandeln. Für uns lohnte sich das vor dem Umzug nicht mehr.

• Selbst Sparlampen lohnen sich gegen LED-Leucht­mittel auszutauschen. Ich habe unsere Beleuch­tung nach Brenndauer sortiert und bei den Lampen angefangen, die am meisten leuchten.

• Standby-Geräte durch schaltbare Steckerleisten auszuschalten ist günstig und geht schnell. Elektro­

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Bilanz

geräte haben sehr unterschiedliche Verbräuche im Standby.

• Computer weniger laufen lassen und besonders Desktops gehen Notebooks zu tauschen bringt eine ganze Menge an Ersparnis.

Zukünftige Ansätze

• Im neuen Haus habe ich mir die Umwälzpumpen noch nicht genau angeschaut.

• Kochen: Das möchte ich noch etwas systemati­scher angehen. Ein paar Ideen: Öfter den Schnell­kochtopf verwenden, weniger im Backofen garen, Gefriergut im Kühlschrank auftauen, Kochkiste.

• Beleuchtung noch weiter auf LED umstellen• Waschen/Trocken• Erzeugen! Da wünsche ich mir einen nachbar­

schaftlichen Austausch, um Fotovoltaik oder Mini-Windkraft näher unter die Lupe zu nehmen.

Links

• Computer Müßiggang: xwer.de/content/computer-müßiggang

• Strommix: xwer.de/wiki/strommix • Stromfresser Umwälzpumpe:

xwer.de/content/stromfresser-umwälzpumpe • Unsere Strom-Bilanz und Stromfresser:

xwer.de/content/unsere-strom-bilanz-und-strom­fresser

• Sparlampen gegen LED-Birnen tauschen: xwer.de/content/sparlampen-gegen-led-birnen - tauschen

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29.05.2013: Strom sparen – viel Kleinarbeit

• Ruckzuck Strom sparen bei Bild und Ton: xwer.de/content/ruckzuck-strom-sparen-bei-bild - und-ton

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