Lüftungskonzepte 3898

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AL389804 Zusammenspiel von DIN 18017-3 und DIN 1946-6 4/6 Seite 1 Das Lüftungskonzept 4/6 Zusammenspiel von DIN 18017-3 und DIN 1946-6 4/6 Zusammenspiel von DIN 18017-3 und DIN 1946-6 Einführung Für Wohnungen bzw. Nutzungseinheiten mit wohnähnlicher Nut- zung, in denen Bäder bzw. Toiletten innen liegend sind, greifen sowohl die DIN 1946-6 als auch die DIN 18017-3. Während die DIN 1946-6 als Regel der Technik für das Lüftungskonzept der gesamten Nutzungseinheit maßgeblich ist, ist die DIN 18017-3 bauaufsichtlich eingeführt und für die Lüftung der innen liegen- den Bäder bzw. Toiletten heranzuziehen. Das Zusammenwirken beider Normen erweist sich als komplex und macht die Unter- scheidung verschiedener Anwendungsfälle erforderlich. Fallunterscheidung Insgesamt können vier mögliche Kombinationen dieser Normen unterschieden werden, in allen Varianten existieren innen lie- gende Bäder bzw. Toiletten. Fall 1 Es sind keine lüftungstechnischen Maßnahmen nach DIN 1946-6 erforderlich, da der Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz kleiner ist als der Luftvolumenstrom durch Infiltration (q V,ges,NE,FL q V,Inf,wirk ). Die Auslegung der Entlüftungsanlage erfolgt nur nach DIN 18017-3: Innen liegende Räume werden nach DIN 18017-3 berücksich- tigt. Es sind geeignete Zulufträume zur Luftnachströmung festzule- gen und (soweit zusätzlich zur Infiltration erforderlich) mit Au- ßenluft- und Überströmluftdurchlässen auszustatten. Die übrigen Räume werden nicht betrachtet. Fall 2 Es sind lüftungstechnische Maßnahmen nach DIN 1946-6 erfor- derlich, da der Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz größer ist als der Luftvolumenstrom durch Infiltration (q V,ges,NE,FL > q V,Inf,wirk ). Die Auslegung der Entlüftungsanlage erfolgt nach DIN18017-3, die Entlüftung nach DIN 18017-3 reicht im Dauerbetrieb für die gesamte Nutzungseinheit für die Lüftung zum Feuchteschutz aus: Innen liegende Räume werden mit einer Entlüftungsanlage nach DIN 18017-3 ausgestattet.

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Lüftungskonzepte

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Zusammenspiel von DIN 18017-3 und DIN 1946-64/6 Seite 1Das Lüftungskonzept

4/6Zusammenspiel von DIN 18017-3 und DIN 1946-64/6 Zusammenspiel von

DIN 18017-3 und DIN 1946-6

Einführung

Für Wohnungen bzw. Nutzungseinheiten mit wohnähnlicher Nut-zung, in denen Bäder bzw. Toiletten innen liegend sind, greifensowohl die DIN 1946-6 als auch die DIN 18017-3. Während dieDIN 1946-6 als Regel der Technik für das Lüftungskonzept dergesamten Nutzungseinheit maßgeblich ist, ist die DIN 18017-3bauaufsichtlich eingeführt und für die Lüftung der innen liegen-den Bäder bzw. Toiletten heranzuziehen. Das Zusammenwirkenbeider Normen erweist sich als komplex und macht die Unter-scheidung verschiedener Anwendungsfälle erforderlich.

Fallunterscheidung

Insgesamt können vier mögliche Kombinationen dieser Normenunterschieden werden, in allen Varianten existieren innen lie-gende Bäder bzw. Toiletten.

Fall 1

Es sind keine lüftungstechnischen Maßnahmen nach DIN 1946-6erforderlich, da der Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz kleinerist als der Luftvolumenstrom durch Infiltration (qV,ges,NE,FL ≤qV,Inf,wirk). Die Auslegung der Entlüftungsanlage erfolgt nur nachDIN 18017-3:● Innen liegende Räume werden nach DIN 18017-3 berücksich-

tigt. ● Es sind geeignete Zulufträume zur Luftnachströmung festzule-

gen und (soweit zusätzlich zur Infiltration erforderlich) mit Au-ßenluft- und Überströmluftdurchlässen auszustatten.

● Die übrigen Räume werden nicht betrachtet.

Fall 2

Es sind lüftungstechnische Maßnahmen nach DIN 1946-6 erfor-derlich, da der Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz größer ist alsder Luftvolumenstrom durch Infiltration (qV,ges,NE,FL > qV,Inf,wirk). DieAuslegung der Entlüftungsanlage erfolgt nach DIN18017-3, dieEntlüftung nach DIN 18017-3 reicht im Dauerbetrieb für diegesamte Nutzungseinheit für die Lüftung zum Feuchteschutz aus:● Innen liegende Räume werden mit einer Entlüftungsanlage

nach DIN 18017-3 ausgestattet.

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Lufterneuerung in Pflege-Wohnheimen4/9 Seite 12 Das Lüftungskonzept

Quelle: Forum Wohnenergie

Abbildung 5: Grundriss 2a – zentrales Abluft-/Zuluft-Lüftungssystem für mehrere Schlaf- und Aufenthaltsräume sowie eines untergeordneten Raums mit angrenzender Nasszelle (Duschbad/Badezimmer) im indirekten Raum-verbund

Weitere Vorteile liegen auf der Hand wie beispielsweise die Opti-onen einer Wärmerückgewinnung, was in diesem Anwendungs-fall umso mehr Sinn macht, da insgesamt von ungleich größerenWärmerückgewinnungsanteilen aufgrund der deutlich höherenRaumlufttemperatur (24–26 °C) auszugehen ist, wie es bei norma-len Wohnungen der Fall ist. Ein weiterer nicht unerheblicher Vor-teil ist die Möglichkeit einer umfassenden Filterung der Frischluftüber die Grobfilterung hinaus.

Je nach Anforderung besteht die Möglichkeit von weiteren Filter-stufen zum Einsatz von Hygienefiltern, Pollenfiltern, Aktivkohle-filtern, HEPA-Filtern etc. Hinsichtlich der Filterung ist an dieserStelle auf Abschnitt 6.5.7 der DIN 1946-4 hinzuweisen. Darüberhinaus sollten auch die zu installierenden Lüftungsgeräte den

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Das Lüftungskonzept 4/10 Seite 1 Lüftung von Kellern und untergeordneten Räumen

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4/10 Lüftung von Kellern

und untergeordneten Räumen

Raumklima von Kellern

und untergeordneten Räumen

Das Raumklima von Kellern tritt erst allmählich ins Bewusstsein und verlangt in jedem Fall einer differenzierten Betrachtung als bei frei stehenden Wohn- und Nutzungseinheiten.

In Kellerräumen stellt sich schon allein aufgrund der Einflussfaktoren der Bauweise und Baukonstruktion ein Innenraumklima ein, welches von den übrigen Geschossen deutlich abweicht. Im Wesentlichen gehören hierzu Kellerräume, aber auch Abseiten, Anbauten, Lager-, Werk- und Hobbyräume. Nicht selten aber besteht in der Praxis eine Durchmischung der Nutzung, ganz gleich, ob Neubau oder Altbau.

Keller zeichnen sich dadurch aus, dass sie untergeordnete Räume beinhalten die sich in ihrer Nutzung im Vergleich zu Wohnräumen und Wohngeschossen nicht nur dadurch deutlich unterscheiden, dass sie wenig bis kaum zum Aufenthalt von Menschen, sondern vielmehr als untergeordnete Nebenräume genutzt werden. Des Weiteren sind sie als Geschossebene auch von den eigentlichen Wohneinheiten baulich oft getrennt.

Definition von Kellern und ihre bauphysikalischen

Auswirkungen

Kellerräume werden gemeinhin dadurch als solche definiert, dass deren Außenwände mehr als zwei Drittel oder schier gänzlich von Erdreich umgeben sind, und sie gelten in der Regel als unbewohnt, was sie grundlegend von einem Wohnraum unterscheidet und bis-lang auch in der DIN 1946-6 nicht wirklich handhabbar macht.

Aber: Ein entsprechendes Beiblatt ist in Arbeit, da diese Norm zuerst den Wohnraum als Nutzungseinheit definierte.

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4/10 Seite 2 Das LüftungskonzeptLüftung von Kellern und untergeordneten Räumen

Nutzungskategorien von Räumen

Raumnutzung und Kategorisierung angenommene Aufenthaltsdauer

resultierende Aufenthaltsdauer

vom Menschen als Aufenthalts-raum genutzt

beheizter Raum (20 °C)

0 Kellerraum zur Lagerung und zum Abstellen

1–10 min/d 6–55 h/a nein nein

1 Waschküche und Hauswirt-schaftsraum

12–60 min/d 73–365 h/a schwach ja/teilweise

2 Hobbyraum und Werkraum 1–2 h/d 730–1.460 h/a mittel ja/teilweise

3 Arbeitsraum als Büro oder Ver-kaufsraum

10 h/d 2.500 h/a konstant ja/teilweise

4 Wohnraum zum Wohnen und Schlafen

24 h/d 8.760 h/a durchgehend ja/durchgehend

Quelle: Forum Wohnenergie

Durch das angrenzende Erdreich der meisten Außenwandflächen ergeben sich sehr unterschiedliche Oberflächentemperaturen, nahe-zu unabhängig vom Wärmedämmstandard allein dadurch, dass die angrenzenden Erdmassen im Winter die Wärmedämmung erhöhen und im Sommer jedoch keine Erwärmung von außen zulassen.

Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum an sehr heißen Ta-gen das Innenklima eines Kellers als sehr angenehm empfunden wird und sich diese Räume hervorragend zur Lagerung von Lebens-mitteln eignen.

Damit ist meist aber auch das Dilemma einer sehr niedrigen Oberflä-chentemperatur von Bauteilen verbunden, was eine Schimmelpilz-bildung begünstigt und eine differenzierte Betrachtung zum Luft-wechsel in Kellerräumen überhaupt fordert.

Entscheidend für die Praxis ist die Lage des Kellers, ob sich dieser innerhalb oder außerhalb der thermischen Hülle befindet. In der Re-gel werden Kellerräume auch im Winter nicht beheizt und weisen somit in der Regel keinerlei Wärmequellen auf, welche selbst im Sommer zur Vermeidung niedriger Oberflächentemperaturen akti-viert werden könnten. Die Temperatur unbeheizter Kellerräume hängt von den thermischen Verhältnissen der Nachbarräume, sowie vom Wärmeschutz und von der Dichtheit des betreffenden Raums ab.

Page 5: Lüftungskonzepte 3898

Lüftungssysteme mit Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung5/6 Seite 2 Lüftungssysteme

Üblicher Wärmetauscher, hier stehender Kreuzgegenstromwärmetauscher, eingebaut in einem Wohnungslüftungsgerät, hier amBeispiel Halmburger K90; Bild Halmburger GmbH. Die kalte Seite liegt hier unten.

Abbildung 1: Schnittbild Strömungsverlauf in einem Wärmetauscher

Ein Wärmetauscher kann aus dünnen Aluminiumplatten oderEdelstahl gefertigt sein. In der Wohnungslüftung haben sich aberWärmetauscher durchgesetzt, die aus Kunststoffen bestehen.Kunststoff hat den Nachteil einer geringen Wärmeleitung, aberden Vorteil der völligen Unempfindlichkeit gegen Korrosion, dertechnisch einfacheren Fertigung von Tauschern und ist somitpreiswerter. Die Wärmeleitung spielt beim Wärmeübergang vonder einen auf die andere Seite nicht die wesentliche Rolle, weil dieMaterialstärke gering ist. Anteilig maßgeblich bestimmend ist derWärmeübergang von der (Fort-)Luft auf die Platte und von derPlatte auf die (Außen-)Luft. Hierfür ist ein hoher Turbulenzgrad(also eine hohe Strömungsgeschwindigkeit) positiv, niedrige Luft-durchtrittsgeschwindigkeiten (laminare Strömung) sind dahereher ungünstig für die Effektivität des Wärmeübergangs. Folglichist oft zu beobachten, dass Wärmetauscher in niedrigen Laufstu-fen nur einen schlechteren Zahlenwert beim Wärmebereitstel-lungsgrad bieten.

Page 6: Lüftungskonzepte 3898

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Lüftungsplanung in der Qualitätssicherung6/6 Seite 1Beispielhafte Realisierung

6/6Lüftungsplanung in der Qualitätssicherung6/6 Lüftungsplanung in der

Qualitätssicherung

In diesem Beitrag beschreibt der Autor, auf welche Fehler er beiseiner Arbeit als Qualitätssicherer in Hamburg bei der Prüfungeffizienter Wohnhäuser stößt.

Immer wieder muss man feststellen, dass wenige wissen, aus wel-chen Parametern ein Lüftungskonzept besteht und in welcher Rei-henfolge es erarbeitet wird. In der Ausführung und Prüfung stelltsich das Lüftungskonzept für den Qualitätssicherer wie folgt insieben Schritten dar.

Prüfung eines Lüftungskonzepts in sieben

Schritten

1. Schritt: Ab-, Zu- oder Überstromraum

Von einem Lüftungsplaner erwartet ein Qualitätssicherer, dass erfestlegt, welche Räume an die Lüftungsanlage angeschlossenwerden sollen. Grundsätzlich sind alle Zimmer, die sich innerhalbder thermischen Hülle befinden, an die Lüftungsanlage anzu-schließen, egal, wie groß sie sind.

Kriterium thermische HülleDie thermische Hülle wird üblicherweise mit einer roten Linie inallen Grundrissen und Schnitten festgelegt. Diese Pläne sind fürden Lüftungsplaner eine wichtige Arbeitsgrundlage, ohne die erdie Größe eines Lüftungsgeräts nicht festlegen kann.

Farbige Darstellung von Zu- und Ablufträumen

Die sehr einfache und äußerst hilfreiche farbige Festlegung in denGrundrissen, welche Zimmer Zu-, Ab- oder Überströmräume seinsollen, wird so gut wie nie vorgenommen.

Dabei sollte man dies schon deshalb tun, um sich gegenüber demBauherrn abzusichern. Dieser muss darüber informiert werden,welcher Raum wie belüftet wird. Am besten stimmt er dem Vor-schlag des Planers schriftlich zu. Aber ebenso wichtig ist dieseInformation für den Handwerker, der die Anlage installieren soll,um Missverständnisse zu vermeiden.

Abstellräume einbindenSehr viel Unsicherheit besteht im Umgang mit Abstellräumen. Oftwerden sie wegen ihrer geringen Größe nicht an die Lüftungs-anlage angeschlossen. Dabei werden gerade in diesen Räumen

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AL389804

Beispielrechnungen im Beiblatt 1 zur DIN 1946-64/7 Seite 1Das Lüftungskonzept

4/7Beispielrechnungen im Beiblatt 1 zur DIN 1946-64/7 Beispielrechnungen im

Beiblatt 1 zur DIN 1946-6

Einführung

Die DIN 1946-6 beschreibt die Auslegung von unterschiedlichstenSystemen zur freien und ventilatorgestützten Lüftung von Wohnun-gen bzw. Nutzungseinheiten mit wohnähnlicher Nutzung. AusPlatzgründen hat man in der eigentlichen Norm auf die Darstellun-gen von beispielhaften Auslegungen verzichtet. Da der Informati-onsgehalt von Beispielrechnungen für die praktische Anwendbar-keit von Normen in vielen Fällen dennoch als sehr hilfreichempfunden wird, hat man sich im Fall der DIN 1946-6 entschlossen,ein Beiblatt 1 mit Beispielrechnungen herauszugeben. Dieses Bei-blatt ist im September 2012 im Beuth-Verlag erschienen.

Übersicht Berechnungsbeispiele

Allgemeines

Im Beiblatt 1 zur DIN 1946-6 werden insgesamt zwölf Lüftungs-systeme abgebildet. Davon werden acht Systeme für ein Einfami-lienhaus und weitere vier für eine Wohnung in einem Mehrfamili-enhaus dargestellt.

Beispielwohnungen

Das verwendete Einfamilienhaus ist bereits aus der Heizlastbe-rechnung nach DIN EN 12831, Beiblatt 1 und aus der energeti-schen Bilanzierung nach DIN V 4108-6:2003-06 bekannt. Für dieBerechnungen im Rahmen der DIN 1946-6 gelten darüber hinausfolgende Randbedingungen:

Gebäudetyp: Einfamilienhaus mit 2 Geschossen

Gebäudehöhe: 7,52 m

Gebäudelage: Würzburg (windschwach)

Wärmeschutz: Neubau (hoher Wärmeschutz)

Dichtheit: Vorgabewert in Abhängigkeit vom Lüftungskonzept (kein Messwert vorhanden)

Wohnfläche: 205,7 m2

Wohnungstyp: mehrgeschossig

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Beispielrechnungen im Beiblatt 1 zur DIN 1946-64/7 Seite 10 Das Lüftungskonzept

Tabelle 1: Mischlösung im Einfamilienhaus – raumweise Zu-/Abluftgeräte in Aufenthaltsräumen und Küche – Blatt 1

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Beispielrechnungen im Beiblatt 2 zur DIN 1946-64/8 Seite 10 Das Lüftungskonzept

Tabelle 1: Lüftungskonzept nach DIN 1946-6, Beiblatt 2 – Beispiel Variante 1

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Das Lüftungskonzept 4/12 Seite 1

Lüftung von Nichtwohngebäuden

AL389807

4/12 Lüftung von Nichtwohngebäuden

Vorbemerkung

Die Lüftung von Wohnungen wird umfassend in der DIN 1946-6 be-

handelt und steht bislang im Zentrum dieses vorliegenden Werks.

Jedoch ist die Konzentration allein auf die Wohnungslüftung heute

weder ausreichend noch zeitgemäß. Immer mehr Gebäude umfassen

verschiedene Anwendungen wie beispielsweise Gebäude mit Wohn-

und Büroeinheiten. Insbesondere im städtischen Mehrgeschosswoh-

nungsbau befinden sich auch Einheiten, die wohl von Menschen ge-

nutzt werden, aber keine Wohnungen sind. In der Praxis ist durch die

Luftdichtigkeit von Gebäuden sowie den hohen energetischen Stan-

dard nicht nur von Wohngebäuden, sondern ebenso für Nichtwohn-

gebäude, in denen sich Menschen aufhalten, eine lüftungstechnische

Maßnahme notwendig. Und dies betrifft mitnichten nur den bauli-

chen Feuchteschutz, sondern umso mehr die Gesunderhaltung der

Menschen, die sich dort aufhalten.

Dies betrifft in erster Linie Büro- und Verwaltungsgebäude sowie

Veranstaltungsgebäude, Bildungsstätten wie Berufsschulen, Hoch-

schulen und allgemeinbildende Schulen wie auch Kindertagesstät-

ten, wo eine hohe Raumluftqualität hinsichtlich der Entwicklung und

Gesundheit der Kinder maximale Priorität besitzt.

Der augenscheinlichste Unterschied zu Wohnungen ist, dass der

Aufenthalt von Menschen sich in diesen Gebäuden vorwiegend auf

eine Tagesnutzung konzentriert, dafür aber sehr oft über einen lan-

gen und konstanten Zeitraum. Eine tägliche Aufenthaltsdauer von

zehn Stunden und mehr ist in vielen Unternehmen keine Seltenheit.

Man denke in diesem Kontext auch an die stetig steigende Anzahl

an sog. „Call-Center“ mit einer Vielzahl von Menschen, oft sogar im

Schichtbetrieb.

Um diese Gebäude in ihrer unterschiedlichen Nutzungsvielfalt lüf-

tungstechnisch zu betrachten bzw. ein Lüftungskonzept zu erstellen,

bietet sich die DIN EN 13779 als Grundlage an, die von nun an in

diesem Werk an die Seite der DIN 1946-6 gestellt und im Folgenden

einführend vorgestellt wird.

Der Anwendungsbereich dieser europäischen Norm umfasst die Pla-

nung und Ausführung von Lüftungs- und Klimaanlagen in Nicht-

Page 11: Lüftungskonzepte 3898

Das Lüftungskonzept 4/12 Seite 3

Lüftung von Nichtwohngebäuden

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Festlegung und Definition von Luftarten

Luftart Abkürzung Farbe Definition

Mischluft MIA Ströme mit ter-schiedli-cher Farbe

Luft, die zwei oder mehr Luftströme enthält

Außenluft

Einzelraum

SRO Grün unbehandelte Luft, die von außen in die Einzel-raum-Luftbehandlungseinheit oder Öffnung eines Einzelraums einströmt

Zuluft

Einzelraum

SRS Blau Luftstrom, der in den behandelten Raum ein-tritt

Abluft

Einzelraum

SET Gelb Luftstrom, der den behandelten Raum verlässt und in eine Einzelraum-Luftbehandlungseinheit einströmt

Fortluft

Einzelraum

SEH Braun Luftstrom, der aus einer Einzelraum-Luftbehandlungseinheit ins Freie strömt

Quelle: DIN EN 13 779

Unterschiede zur Wohnungslüftung

Die wichtigsten Unterschiede zur Wohnungslüftung erschließen sich

aus der unterschiedlichen Nutzung. Während Wohnungen Tag und

Nacht, an Werk- und Feiertagen im Grunde genommen stetig ge-

nutzt werden, sind es in Nichtwohngebäuden in der Regel nur die

Tag- und Abendstunden. Abgesehen von Hotels und dergleichen,

die sicher eine Mischform darstellen, werden Nichtwohngebäude

nachts deutlich seltener genutzt. Ein weiterer Unterschied ist die Per-

sonenbelegung, die ungleich konzentrierter stattfindet, als es in

Wohnungen der Fall ist, und Nichtwohngebäude dementsprechend

eine ungleich höhere Personendichte, aber auch durchwegs komple-

xere Nutzungsvariablen aufweisen.

Die große Gemeinsamkeit aber ist der Aufenthalt von Menschen im

umbauten Raum, was auch bei Nichtwohngebäuden im Mittelpunkt

steht und die Anforderungen wesentlich bestimmt. Daraus ergibt

sich ein ganz anderes Nutzungs- und Belastungsszenario hinsichtlich

der Raumluftqualität, welchen in besonderem Maße in Planung, Aus-

führung und Betrieb Rechnung zu tragen ist.

Page 12: Lüftungskonzepte 3898

Das Lüftungskonzept 4/12 Seite 5

Lüftung von Nichtwohngebäuden

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Anforderungen in den Räumen

Neben den menschlichen Ausdünstungen sind es die thermischen Bedingungen und die Raumluftfeuchte, die Luftqualität für die ein-zelnen Personen entsprechend ihrer Betätigung (Aktivitätsgrad), Luftgeschwindigkeiten, Schalldruckpegel, Beleuchtung und internen Emissionen, die sich aus der Nutzung ergeben. Insbesondere interne Wärmegewinne, die so willkommen innerhalb der Heizperiode sind, aber so belastend dann oft in den Sommermonaten schnell einen Kühlbedarf darstellen.

Anforderungen an die Regelung und Überwachung

Regelungsstrategien und deren Überwachung sämtlicher Komponen-ten und von funktionsrelevanten Bauteilen sind festzulegen und die-nen als Grundlage für die MSR-Technik, der Instandhaltung und ei-nes optionalen Monitorings oder einer Fernüberwachung bzw. Schnittstelle zu Gebäudeleittechnik usw. Selbstredend ist auch der Energieverbrauch regelmäßig zu überprüfen (Monitoring).

Anforderungen an die Instandhaltung und Betriebssicherheit

Die Lüftungsanlage ist mit all ihren Bestandteilen und Komponenten, Bedienungseinheiten und Zusatzausstattungen so herzustellen, dass die Sicherstellung eines bestimmungsgemäßen Betriebs gewährleis-tet ist, was im Grunde ja für sämtliche anlagentechnischen Kompo-nenten und Anlagen gilt. Regelmäßige Inspektionen müssen ent-sprechend den Festlegungen durchgeführt werden, die separat als Leistungsverzeichnisse auszuweisen sind.

Aufgrund der Komplexität von lüftungstechnischen Maßnahmen in Nichtwohngebäuden und vor allem, um den spezifischen Anforde-rungen, die als Planungs- und Ausführungsgrundlage festzulegen sind, entsprechen zu können, ist es wichtig, eine strukturierte Vor-gehensweise zur Realisierung zu erarbeiten. Der im Folgenden vor-geschlagene Fahrplan gilt natürlich nicht nur für lüftungstechnische Maßnahmen in Nichtwohngebäuden, sondern kann auch generell für Wohnungslüftungsanlagen herangezogen werden.

Page 13: Lüftungskonzepte 3898

Schadensfall Feuchteschaden/Schimmel 2/4 Seite 1

Sanierungsfahrplan zur Schimmelsanierung

AL389806

2/4 Sanierungsfahrplan

zur Schimmelsanierung

Auch wenn an den Hochschulen das Fach Bauphysik gelehrt wird, ist

die Schimmelsanierung ein sehr spezieller Fall, da wir es mit den un-

terschiedlichsten Verordnungen zu tun haben. Manchen Akteuren ist

die Tragweite gar nicht bewusst, und es ist immer wieder zu erleben,

wie bei „normaler“ Bauaufsicht keine ausreichenden Abschottungs-

maßnahmen etc. umgesetzt werden.

Der folgende Sanierungsfahrplan soll dementsprechend Sicherheit

geben, die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge einzuhal-

ten. Schließlich geht es um die Gesundheit aller Beteiligten.

Abbildung 1:

Badezimmerdecke: Mit dem

Handfeger wurden die Sporen

erst recht verteilt

Page 14: Lüftungskonzepte 3898

2/1 Seite 2 Schadensfall Feuchteschaden/SchimmelSchadensbild Schimmel

Schritt 1: Analyse der Schimmelpilzart(en)

Wir gehen hierbei davon aus, dass die Ursachen des Schimmelbefalls bekannt sind, die Schimmelpilzart(en) sind durch ein umweltmedizi-nisches Labor analysiert worden.

Mit welchem Schimmelpilz habe ich es zu tun?

Bestenfalls wurde dem Sachverständigen durch das Labor bereits mitgeteilt, wie der Schimmelbefall „eingestuft“ wird, andernfalls müssen Sie selbst die TRBA 460 (Technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe) bemühen, um herauszufinden, mit welcher Toxizität Sie es bei Ihrem Schimmelbefall zu tun haben.

Sie suchen also in der alphabetischen Liste den Namen des oder der beteiligten Schimmelpilze heraus und finden in der zweiten Spalte die Einstufung in die Risikogruppe. Meistens wird das die Risiko-gruppe 1 oder 2 sein, selten 3, Risikogruppe 4 taucht in unseren Brei-tengraden nicht auf.

Die TRBA 460 sagt in den Vorbemerkungen dazu Folgendes: „(5) Nur von wenigen Pilzen sind bisher allergene Wirkungen be-kannt geworden und daher kann das allergene Potential allgemein als gering eingeschätzt werden. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass längerfristiger, intensiver Kontakt mit luftgetragenen Pilzsporen in großer Dichte insbesondere bei bestehender Veranlagung (Atopie) zu einer Sensibilisierung bis hin zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen führen kann. Pilze, deren sensibilisierende Wirkungen in der Liste nicht ausgewiesen werden, sind daher nicht automatisch ohne sensibilisierendes Potential. Eine mögliche sensibilisierende Wirkung ist bei der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen.“

Die Risikogruppen werden folgendermaßen definiert:

Risikogruppe 1

– biologische Arbeitsstoffe, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie eine Krankheit verursachen

Risikogruppe 2

– biologische Arbeitsstoffe, die eine Krankheit bei den Beschäf-tigten hervorrufen können

– Verbreitung bei der Bevölkerung ist unwahrscheinlich

– Vorbeugung oder Behandlung ist möglich

Definition der Risikogruppen

Page 15: Lüftungskonzepte 3898

4/10 Seite 2 Das LüftungskonzeptLüftung von Kellern und untergeordneten Räumen

Nutzungskategorien von Räumen

Raumnutzung und Kategorisierung angenommene Aufenthaltsdauer

resultierende Aufenthaltsdauer

vom Menschen als Aufenthalts-raum genutzt

beheizter Raum (20 °C)

0 Kellerraum zur Lagerung und zum Abstellen

1–10 min/d 6–55 h/a nein nein

1 Waschküche und Hauswirt-schaftsraum

12–60 min/d 73–365 h/a schwach ja/teilweise

2 Hobbyraum und Werkraum 1–2 h/d 730–1.460 h/a mittel ja/teilweise

3 Arbeitsraum als Büro oder Ver-kaufsraum

10 h/d 2.500 h/a konstant ja/teilweise

4 Wohnraum zum Wohnen und Schlafen

24 h/d 8.760 h/a durchgehend ja/durchgehend

Quelle: Forum Wohnenergie

Durch das angrenzende Erdreich der meisten Außenwandflächen ergeben sich sehr unterschiedliche Oberflächentemperaturen, nahe-zu unabhängig vom Wärmedämmstandard allein dadurch, dass die angrenzenden Erdmassen im Winter die Wärmedämmung erhöhen und im Sommer jedoch keine Erwärmung von außen zulassen.

Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum an sehr heißen Ta-gen das Innenklima eines Kellers als sehr angenehm empfunden wird und sich diese Räume hervorragend zur Lagerung von Lebens-mitteln eignen.

Damit ist meist aber auch das Dilemma einer sehr niedrigen Oberflä-chentemperatur von Bauteilen verbunden, was eine Schimmelpilz-bildung begünstigt und eine differenzierte Betrachtung zum Luft-wechsel in Kellerräumen überhaupt fordert.

Entscheidend für die Praxis ist die Lage des Kellers, ob sich dieser innerhalb oder außerhalb der thermischen Hülle befindet. In der Re-gel werden Kellerräume auch im Winter nicht beheizt und weisen somit in der Regel keinerlei Wärmequellen auf, welche selbst im Sommer zur Vermeidung niedriger Oberflächentemperaturen akti-viert werden könnten. Die Temperatur unbeheizter Kellerräume hängt von den thermischen Verhältnissen der Nachbarräume, sowie vom Wärmeschutz und von der Dichtheit des betreffenden Raums ab.

Page 16: Lüftungskonzepte 3898

2/1 Seite 2 Schadensfall Feuchteschaden/SchimmelSchadensbild Schimmel

Schritt 1: Analyse der Schimmelpilzart(en)

Wir gehen hierbei davon aus, dass die Ursachen des Schimmelbefalls bekannt sind, die Schimmelpilzart(en) sind durch ein umweltmedizi-nisches Labor analysiert worden.

Mit welchem Schimmelpilz habe ich es zu tun?

Bestenfalls wurde dem Sachverständigen durch das Labor bereits mitgeteilt, wie der Schimmelbefall „eingestuft“ wird, andernfalls müssen Sie selbst die TRBA 460 (Technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe) bemühen, um herauszufinden, mit welcher Toxizität Sie es bei Ihrem Schimmelbefall zu tun haben.

Sie suchen also in der alphabetischen Liste den Namen des oder der beteiligten Schimmelpilze heraus und finden in der zweiten Spalte die Einstufung in die Risikogruppe. Meistens wird das die Risiko-gruppe 1 oder 2 sein, selten 3, Risikogruppe 4 taucht in unseren Brei-tengraden nicht auf.

Die TRBA 460 sagt in den Vorbemerkungen dazu Folgendes: „(5) Nur von wenigen Pilzen sind bisher allergene Wirkungen be-kannt geworden und daher kann das allergene Potential allgemein als gering eingeschätzt werden. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass längerfristiger, intensiver Kontakt mit luftgetragenen Pilzsporen in großer Dichte insbesondere bei bestehender Veranlagung (Atopie) zu einer Sensibilisierung bis hin zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen führen kann. Pilze, deren sensibilisierende Wirkungen in der Liste nicht ausgewiesen werden, sind daher nicht automatisch ohne sensibilisierendes Potential. Eine mögliche sensibilisierende Wirkung ist bei der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen.“

Die Risikogruppen werden folgendermaßen definiert:

Risikogruppe 1

– biologische Arbeitsstoffe, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie eine Krankheit verursachen

Risikogruppe 2

– biologische Arbeitsstoffe, die eine Krankheit bei den Beschäf-tigten hervorrufen können

– Verbreitung bei der Bevölkerung ist unwahrscheinlich

– Vorbeugung oder Behandlung ist möglich

Definition der Risikogruppen