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von bernd mathieu S ie bekommen in dieser Zeit Ober- wasser. Sie sind maßgeblich gewor- den in der öffentlichen Debatte, in den sozialen Foren, in der Politik, in den Medien. Die Aktivisten der digitalen Plappergesellschaft, die Fakten-Behaupter und durch keine Tatsache und kein sach- liches Argument zu beeindruckenden Meinungsmacher. Sie interessieren sich nicht für Recherche, Prüfung, Quellen, Differenzierung. Das Internet ist großartig: als Recher- che-Instrument, Dialog-Basis und super- schnelles Kommunikationsmittel. Aber bitte seriös! Dann ist Online unschlagbar. Internet kann etwas Gutes, Sinnvolles, Nützliches, Wertvolles sein. Das gilt leider nicht für alles, für viel zu vieles nicht. Es gibt einen hysterisch laut- starken Teil in dieser Social-Media-Gesell- schaft. Was manche da von sich geben, ist geistiger Ausnahmezustand. Und es ist Krieg: gegen jede Vernunft, jedes Maß, jede Form von Anstand und Benehmen. Gut: Jeder kann heute publizieren. Noch besser: Es gibt kein verquastes Hie- rarchieverhältnis mehr zwischen bevor- mundenden Journalisten und bevormun- deten Lesern. Zahlreiche Menschen, die vernetzt sind, tun etwas: Sie kommentie- ren, behaupten, schimpfen, kritisieren, klagen an, teilen ungeprüfte Botschaften, üben sich munter in Selbstjustiz, entwi- ckeln abstruse Verschwörungstheorien. Das geschieht ohne Rücksicht und ohne Respekt. Es ist ganz und gar kompromiss- los. sekündlich neue aufregung Deshalb darf es im Journalismus, der allergisch auf den Begriff „Lügenpresse“ reagiert, keine sparsame Alternative zu gut ausgebildeten, nachfragenden, ein- ordnenden, kritischen und vergleichen- den Journalisten geben – dem ständigen Gegenentwurf allzu lauter Bereiche in der selbst inszenierten Publikationswelt des Internets. Diese „Fünfte Gewalt“, das Social-Me- dia-Paradies der Ideologen, Besserwisser und Egomanen, kommt gerne im Gewand der Empörung daher – Zeigefinger digital aufgerichtet, Fallbeile digital in verbale Bewegung gesetzt. Sekündlich neue Auf- regung, neue Fassungslosigkeit, neue Ver- mutungen, Behauptungen, Unterstellun- gen, Beschimpfungen. Beispiel auf der Online-Seite dieser Zei- tung: der Verkauf eines bekannten Möbel- hauses in der Region. Facebook-Kommen- tar unter dem Bericht: „Da sacken sich die dritte und vierte Generation ein, was die erste mühsam erarbeitet hat.“ Der Inha- ber und Eigentümer kaufte die Firma vor Jahrzehnten, baute sie auf, machte sie groß, brachte sie zur Blüte und verkauft sie jetzt, weil er 75 Jahre alt ist und keinen Nachfolger hat. Diese neue Erkenntnis kommentiert der forsche Facebook- Freund mit: „Da ist er eben eine Aus- nahme.“ Abgehakt, ab zur nächsten Guil- lotine auf dem Feld der Denunziation. Bernhard Pörsken, Medienwissen- schaftler in Tübingen, spricht von der „Fratze des Mobs“. Es ist nicht nur Mob, es sind auch kluge, zivilisierte, nachdenkliche Menschen im Netz unterwegs, die Intelligentes schreiben, die sachlich kritisie- ren, aber eine große Gruppe ist leider nur bissig, vorwurfsvoll, aufgeregt, aufgebracht, gnadenlos. Sie verletzt, macht nieder, spottet, hasst, hetzt. Der tragische Fall des dreijährigen syrischen Jungen, der tot am türkischen Strand liegt, wird in einem Facebook- Eintrag mit dem Profil „Ber- lin wehrt sich“ so kommentiert: „Wir trauern nicht, sondern wir feiern es, wieder einer weniger.“ skandal und vorurteil Die Themen? Egal. Hauptsache: Sie bieten genügend Empörungs- potenzial. Ein total pluralistisches Medium. Alles, sofort und jetzt und gleich und immer mit Mei- nung, Skandalisierung, Vor- urteil. Das wird zuweilen fatal, zum Beispiel am Abend des 13. November 2015 noch während der Anschläge in Paris. Wer da schon alles wusste, als noch gar nichts feststand – atemberaubend. Ähnlich am Abend des abgesagten Fußball-Länder- spiels in Hannover: eine Sprengstoff- bombe in einem Rettungswagen! Nichts davon war wahr. Aber gepostet, geteilt, kommen- tiert, analysiert. Die „Fünfte Gewalt“ ist eine Ansammlung von Millionen Alleinunter- haltern, und viele Gut- gläubige gehen ihr auf den Leim. In Berlin war angeblich ein Flüchtling gestor- ben. Diesen Toten gab es nicht, den hatte ein Helfer erfunden und gepos- tet. Das wurde mit einer gigantischen Empörungswelle geteilt. Nichts davon stimmte. Ähnlich ging es in Berlin bei dem angeblich vergewaltigten 13-jäh- rigen deutsch-russischen Mädchen zu, der Fall führte sogar zu einer Intervention des russischen Außenministers und einer Demonstration vor dem Kanzleramt. Man stelle sich das vor! „Bürgerkrieg in Mannheim – Straßen- schlacht mit Schusswaffen. Die Stufe drei der Islamisierung Deutschlands hat be- gonnen.“ Alarmstufe eins im Internet, passendes Bild mit Prügelszenen und mit erkennbar vielen Ausländern. Das passt in die Flüchtlingsdebatte einer tief verunsi- cherten Gesellschaft. Wahr ist: Das Bild stammt, wie eine Mini-Recherche leicht offenbart, vom 28. März 2006 und ent- stand in Paris. Ein anderer Facebook-Post verbreitete sich in kürzester Zeit tausendfach: Zu se- hen ist ein Zeltlager voller Müll, das erst vor kurzem von Flüchtlingen verlassen wurde. Es bedient sämtliche Vorurteile. Wahr ist: Das Bild wurde vom Deutschen Roten Kreuz im Herbst 1989 in der Prager Botschaft der Bundesrepublik Deutsch- land aufgenommen. Kurze Zeit vorher hatten die dorthin geflüchteten DDR-Bür- ger ihre Ausreisegenehmigung bekom- men und das Lager verlassen. 26 Jahre danach wird das ge- teilt und immer höher gedreht. Das sind Beispiele für die Fratze der „Fünften Gewalt“: sen- sationslüstern, überhitzt, entgrenzt. Und in dem hehren Anspruch, etwas Besseres als gleichgeschaltete Main- stream-Medien, als „Lügenpresse“, zu sein. Medien unterlaufen Fehler, ja, das stimmt. Manche Journalisten sind zu ein- seitig, ja, das stimmt. Manche Entwick- lungen werden ausgeblendet, ja, das stimmt. Das ist zu kritisieren, aber auch zu korrigieren. Es sind jedoch keine ver- abredeten Grundsätze zur Einheitspresse. Das ist schlechtes Handwerk, leider. Das innovative Internet kann böse Fal- len stellen. Ryan Holiday, 28-jähriger PR- Berater und Autor aus den USA, schreibt in seinem Buch „Operation Shitstorm“: „Man nehme ein paar Sitzungsproto- kolle, kennzeichne sie als geheim, schicke sie an Blogger, die diese dann als exklusive News veröffentlichen, schreibe unter Pseudonym Kommentare, erzeuge künstlich Traffic und mache die klassischen Medien auf die ge- wünschten Themen auf- merksam.“ Und die Politik? Politiker, die ihren Be- ruf richtig verstanden haben, verfahren nach einem denkbar einfachen Prinzip. Es lautet: Sagen, was ist! Tatsächlich schwanken einige Protagonisten zwi- schen Anpassung und Anmaßung. Sie nehmen Vollbäder im parteipolitischen Opportunismus, holen sich Rückenwind im populistischen Lüftchen haltloser Übertreibungen, schauspielern in endlo- sen Talkshows, mäandern in nichtssagen- den Debatten und starren auf die neu- esten Umfragen. Seit Jahren wissen wir: Es war eine Frage der Zeit, dass in Stadtteilen deutscher Großstädte die zugewanderte Bevölkerung die absolute Mehrheit erreichen würde. Wir wissen, dass etwa in Aachen fast 50 Prozent der Schüler der neunten Klassen einen Migrationshintergrund haben. Wir analysieren ziemlich genau, dass gerade in diesen Familien oft Kinder zwischen zwei Identitäten pen- deln, sprac hlich wie kulturell. Dass wir auf diese Art – nicht nur bei Zuwanderungspro- blematiken – Sozialfälle von morgen produzieren: Pech gehabt oder was? Die neu entstandene Boom- Society produziert längst un- ermesslich großen neuen Reichtum und eine andere Kultur, sie produziert dabe i die Zerstörung alter Struktu- ren und Verlässlichkeiten, sie hebelt gewachsene gesell- schaftliche Arrangements aus, sie interessiert sich vornehm- lich für Umsätze, Gewinne, Anlagen, für Hochglanz und Party. Immer mehr in unserer Gesellschaft haben das Gefühl, es komme auf sie nicht mehr an. Ein Blick auf die Leserbriefseiten unserer Zeitung ist ein ziemlich zuverlässiger Beleg dafür. Und das zeigt die Glaub- würdigkeitskrise der Politik, der Wirtschaft, der Medien, der Kir- chen, der Institutionen vom Unter- nehmerverband über die Gewerkschaf- ten bis zu gemeinnützigen Vereinen. Viele Bürger fühlen sich ausgeschlossen und ohnmächtig. Dazu gehören „Pegida“- Anhänger gleichermaßen wie nicht mehr wertgeschätzte Mittelständ- ler oder Hartz-IV-Empfänger mit und ohne Migrationshinter- grund. Die aktuelle Debatte ist unterdessen ein Desaster. Sie ist Hysterie. Sie ist Feindbild. Sie ist Aggres- sion. Sie ist aus allen Rudern gelaufen. Das Land ist tatsächlich gespalten. Gemeinwohl? Jawohl: für immer mehr beanspruchte und teilweise belächelte ehrenamtliche Helfe- rinnen und Helfer. Unsere tough guys, die coolen Typen, grinsen, wenn sie den Begriff Ehrenamt oder Gemeinwohl hören. Die Verteilungsspiel- regeln werden systematisch verändert, es kommt, wie der Ökonom Franz-Josef Rader- macher es bei einer Veranstal- tung in Aachen formulierte, zu einer „Umverteilung mit einem begrenzten Kreis von Gewinnern“. Müssen wir mit dem auf die „Fünfte Gewalt“ schon konstatieren, dass Teile unserer für immun gehal- tenen liberalen Bürgerwelt das Ge- schwätzige gegenüber der Wahr- heit bevorzugen? Lassen wir es nicht so weit kommen und orientieren wir uns an einem Zitat der fran- zösischen Police Na- tionale am Abend des 13. November 2015 über Twitter: „Verbrei- ten Sie keine falschen Informationen.“ Ein guter, ein nachhalti- ger Eintrag. neues epaper Die digitale AZ kommt noch frischer daher seite 10 „Wir sind gefordert“ Journalistin Miriam Meckel über die Kritik an den Medien seite 9 7 fragen, 70 preise Entspannung pur, Höhner, iPad und Kasalla seite 16 Auf der Welle der Empörung „Bürgerkrieg in Mannheim – Straßenschlacht“ text zu einem foto aus paris „Wir trauern nicht, sondern wir feiern es.“ eintrag zum tod eines Kindes Wie Teile des Internets unsere Gesellschaft bereits grundlegend verändert haben. Die „Fünfte Gewalt“ ist ein Paradies für Ideologen, Besserwisser und Egomanen. magazin AZ Sonntag, 6. März 2016 das große Jubiläumsquiz zum geburtstag

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von bernd mathieu

Sie bekommen in dieser Zeit Ober-wasser. Sie sind maßgeblich gewor-den in der öffentlichen Debatte, in den sozialen Foren, in der Politik, in

den Medien. Die Aktivisten der digitalen Plappergesellschaft, die Fakten-Behaupter und durch keine Tatsache und kein sach-liches Argument zu beeindruckenden Meinungsmacher. Sie interessieren sich nicht für Recherche, Prüfung, Quellen, Differenzierung.

Das Internet ist großartig: als Recher-che-Instrument, Dialog-Basis und super-schnelles Kommunikationsmittel. Aber bitte seriös! Dann ist Online unschlagbar. Internet kann etwas Gutes, Sinnvolles, Nützliches, Wertvolles sein.

Das gilt leider nicht für alles, für viel zu vieles nicht. Es gibt einen hysterisch laut-starken Teil in dieser Social-Media-Gesell-schaft. Was manche da von sich geben, ist geistiger Ausnahmezustand. Und es ist Krieg: gegen jede Vernunft, jedes Maß, jede Form von Anstand und Benehmen.

Gut: Jeder kann heute publizieren. Noch besser: Es gibt kein verquastes Hie-rarchieverhältnis mehr zwischen bevor-mundenden Journalisten und bevormun-deten Lesern. Zahlreiche Menschen, die vernetzt sind, tun etwas: Sie kommentie-ren, behaupten, schimpfen, kritisieren, klagen an, teilen ungeprüfte Botschaften, üben sich munter in Selbstjustiz, entwi-ckeln abstruse Verschwörungstheorien. Das geschieht ohne Rücksicht und ohne Respekt. Es ist ganz und gar kompromiss-los.

sekündlich neue aufregungDeshalb darf es im Journalismus, der

allergisch auf den Begriff „Lügenpresse“ reagiert, keine sparsame Alternative zu gut ausgebildeten, nachfragenden, ein-ordnenden, kritischen und vergleichen-den Journalisten geben – dem ständigen Gegenentwurf allzu lauter Bereiche in der selbst inszenierten Publikationswelt des Internets.

Diese „Fünfte Gewalt“, das Social-Me-dia-Paradies der Ideologen, Besserwisser und Egomanen, kommt gerne im Gewand der Empörung daher – Zeigefinger digital aufgerichtet, Fallbeile digital in verbale Bewegung gesetzt. Sekündlich neue Auf-regung, neue Fassungslosigkeit, neue Ver-mutungen, Behauptungen, Unterstellun-gen, Beschimpfungen.

Beispiel auf der Online-Seite dieser Zei-tung: der Verkauf eines bekannten Möbel-hauses in der Region. Facebook-Kommen-tar unter dem Bericht: „Da sacken sich die dritte und vierte Generation ein, was die erste mühsam erarbeitet hat.“ Der Inha-ber und Eigentümer kaufte die Firma vor Jahrzehnten, baute sie auf, machte sie groß, brachte sie zur Blüte und verkauft sie jetzt, weil er 75 Jahre alt ist und keinen Nachfolger hat. Diese neue Erkenntnis kommentiert der forsche Facebook-Freund mit: „Da ist er eben eine Aus-nahme.“ Abgehakt, ab zur nächsten Guil-lotine auf dem Feld der Denunziation.

Bernhard Pörsken, Medienwissen-schaftler in Tübingen, spricht von der „Fratze des Mobs“. Es ist nicht nur Mob, es

sind auch kluge, zivilisierte, nachdenkliche Menschen im Netz unterwegs, die Intelligentes schreiben, die sachlich kritisie-ren, aber eine große Gruppe ist leider nur bissig, vorwurfsvoll, aufgeregt, aufgebracht, gnadenlos. Sie verletzt, macht nieder, spottet, hasst, hetzt. Der tragische Fall des dreijährigen syrischen Jungen, der tot am türkischen Strand liegt, wird in einem Facebook-Eintrag mit dem Profil „Ber-lin wehrt sich“ so kommentiert: „Wir trauern nicht, sondern wir feiern es, wieder einer weniger.“

skandal und vorurteilDie Themen? Egal. Hauptsache:

Sie bieten genügend Empörungs-potenzial. Ein total pluralistisches Medium. Alles, sofort und jetzt und gleich und immer mit Mei-nung, Skandalisierung, Vor-urteil. Das wird zuweilen fatal, zum Beispiel am Abend des 13. November 2015 noch während der Anschläge in Paris. Wer da schon alles wusste, als noch gar nichts feststand – atemberaubend. Ähnlich am Abend des abgesagten Fußball-Länder-spiels in Hannover: eine Sprengstoff-bombe in einem Rettungswagen! Nichts davon war wahr. Aber gepostet, geteilt, kommen-tiert, analysiert.

Die „Fünfte Gewalt“ ist eine Ansammlung von Millionen Alleinunter-haltern, und viele Gut-gläubige gehen ihr auf den Leim. In Berlin war angeblich ein Flüchtling gestor-ben. Diesen Toten gab es nicht, den hatte ein Helfer erfunden und gepos-tet. Das wurde mit einer gigantischen Empörungswelle geteilt. Nichts davon stimmte. Ähnlich ging es in Berlin bei dem angeblich vergewaltigten 13-jäh-rigen deutsch-russischen Mädchen zu, der Fall führte sogar zu einer Intervention des russischen Außenministers und einer Demonstration vor dem Kanzleramt. Man stelle sich das vor!

„Bürgerkrieg in Mannheim – Straßen-schlacht mit Schusswaffen. Die Stufe drei der Islamisierung Deutschlands hat be-gonnen.“ Alarmstufe eins im Internet, passendes Bild mit Prügelszenen und mit erkennbar vielen Ausländern. Das passt in die Flüchtlingsdebatte einer tief verunsi-cherten Gesellschaft. Wahr ist: Das Bild stammt, wie eine Mini-Recherche leicht offenbart, vom 28. März 2006 und ent-stand in Paris.

Ein anderer Facebook-Post verbreitete sich in kürzester Zeit tausendfach: Zu se-hen ist ein Zeltlager voller Müll, das erst vor kurzem von Flüchtlingen verlassen wurde. Es bedient sämtliche Vorurteile. Wahr ist: Das Bild wurde vom Deutschen Roten Kreuz im Herbst 1989 in der Prager Botschaft der Bundesrepublik Deutsch-land aufgenommen. Kurze Zeit vorher hatten die dorthin geflüchteten DDR-Bür-ger ihre Ausreisegenehmigung bekom-men und das Lager verlassen. 26 Jahre

danach wird das ge-teilt und immer höher gedreht.

Das sind Beispiele für die Fratze der „Fünften Gewalt“: sen-sationslüstern, überhitzt, entgrenzt. Und in dem hehren Anspruch, etwas Besseres als gleichgeschaltete Main-stream-Medien, als „Lügenpresse“, zu sein. Medien unterlaufen Fehler, ja, das stimmt. Manche Journalisten sind zu ein-seitig, ja, das stimmt. Manche Entwick-lungen werden ausgeblendet, ja, das stimmt. Das ist zu kritisieren, aber auch zu korrigieren. Es sind jedoch keine ver-abredeten Grundsätze zur Einheitspresse. Das ist schlechtes Handwerk, leider.

Das innovative Internet kann böse Fal-len stellen. Ryan Holiday, 28-jähriger PR-Berater und Autor aus den USA, schreibt in seinem Buch „Operation Shitstorm“:

„Man nehme ein

paar Sitzungsproto-kolle, kennzeichne sie als

geheim, schicke sie an Blogger, die diese dann als exklusive News veröffentlichen, schreibe unter Pseudonym Kommentare, erzeuge künstlich Traffic und mache die klassischen Medien auf die ge-wünschten Themen auf-merksam.“

Und die Politik? Politiker, die ihren Be-ruf richtig verstanden haben, verfahren nach einem denkbar einfachen Prinzip. Es lautet: Sagen, was ist! Tatsächlich schwanken einige Protagonisten zwi-schen Anpassung und Anmaßung. Sie nehmen Vollbäder im parteipolitischen Opportunismus, holen sich Rückenwind im populistischen Lüftchen haltloser Übertreibungen, schauspielern in endlo-sen Talkshows, mäandern in nichtssagen-den Debatten und starren auf die neu-esten Umfragen.

Seit Jahren wissen wir: Es war eine Frage der Zeit, dass in Stadtteilen deutscher Großstädte die zugewanderte Bevölkerung die absolute Mehrheit erreichen würde. Wir wissen, dass etwa in Aachen fast 50 Prozent der Schüler der neunten Klassen

einen Migrationshintergrund haben. Wir analysieren ziemlich genau, dass

gerade in diesen Familien oft Kinder zwischen zwei Identitäten pen-

deln, sprac hlich wie kulturell. Dass wir auf diese Art – nicht

nur bei Zuwanderungspro-blematiken – Sozialfälle von morgen produzieren: Pech

gehabt oder was?Die neu entstandene Boom-

Society produziert längst un-ermesslich großen neuen Reichtum und eine andere Kultur, sie produziert dabe i die Zerstörung alter Struktu-ren und Verlässlichkeiten, sie hebelt gewachsene gesell-schaftliche Arrangements aus, sie interessiert sich vornehm-lich für Umsätze, Gewinne,

Anlagen, für Hochglanz und Party. Immer mehr in unserer Gesellschaft haben das

Gefühl, es komme auf sie nicht mehr an. Ein Blick auf die

Leserbriefseiten unserer Zeitung ist ein ziemlich

zuverlässiger Beleg dafür.Und das zeigt die Glaub-

würdigkeitskrise der Politik, der Wirtschaft, der Medien, der Kir-

chen, der Institutionen vom Unter-nehmerverband über die Gewerkschaf-

ten bis zu gemeinnützigen Vereinen. Viele Bürger fühlen sich ausgeschlossen und ohnmächtig. Dazu gehören „Pegida“-

Anhänger gleichermaßen wie nicht mehr wertgeschätzte Mittelständ-ler oder Hartz-IV-Empfänger mit

und ohne Migrationshinter-grund.

Die aktuelle Debatte ist unterdessen ein Desaster. Sie ist

Hysterie. Sie ist Feindbild. Sie ist Aggres-sion. Sie ist aus allen Rudern gelaufen.

Das Land ist tatsächlich gespalten.Gemeinwohl? Jawohl: für immer

mehr beanspruchte und teilweise belächelte ehrenamtliche Helfe-

rinnen und Helfer. Unsere tough guys, die coolen Typen, grinsen, wenn sie den Begriff Ehrenamt oder Gemeinwohl hören. Die Verteilungsspiel-regeln werden systematisch verändert, es kommt, wie der Ökonom Franz-Josef Rader-

macher es bei einer Veranstal-tung in Aachen formulierte, zu

einer „Umverteilung mit einem begrenzten Kreis von Gewinnern“. Müssen wir mit dem auf die

„Fünfte Gewalt“ schon konstatieren, dass Teile unserer für immun gehal-tenen liberalen Bürgerwelt das Ge-schwätzige gegenüber der Wahr-heit bevorzugen? Lassen wir es

nicht so weit kommen und orientieren wir uns an

einem Zitat der fran-zösischen Police Na-tionale am Abend des 13. November 2015 über Twitter: „Verbrei-ten Sie keine falschen Informationen.“ Ein guter, ein nachhalti-ger Eintrag.

neues epaperDie digitale AZ kommt noch frischer daher ▶ seite 10

„Wir sind gefordert“Journalistin Miriam Meckel über die Kritik an den Medien ▶ seite 9

7 fragen, 70 preiseEntspannung pur, Höhner, iPad und Kasalla ▶ seite 16

Auf der Welle der Empörung

„Bürgerkrieg in Mannheim – Straßenschlacht“text zu einem foto aus paris

„Wir trauern nicht, sondern wir feiern es.“eintrag zum tod eines Kindes

Wie Teile des Internets unsere Gesellschaft bereits grundlegend verändert haben. Die „Fünfte Gewalt“ ist ein Paradiesfür Ideologen, Besserwisser und Egomanen.

magazinAZ

Sonntag, 6. März 2016

das große Jubiläumsquiz zum geburtstag

seite 34 sonntag, 6. märz 201670 JAHRE AACHENER ZEITUNG

1950

1949

1948

1947

1946 Aufbau aus dem NichtsWas die Gründer der Aachener Volkszeitung nach dem Krieg bewegtevon christian rein

Zum Gründungsmythos der Aache-ner Volkszeitung (AVZ) gehört eine kurze, aber besondere Ge-schichte. Sie erzählt viel vom

Selbstverständnis der Männer, die die Zei-tung aus der Taufe gehoben haben und in deren Weltanschauung sie ein wichtiger Baustein von mehreren war. Denn es ging den Gründern nicht einfach darum, pu-blizistisch tätig zu werden, sondern sie wollten nach der Katastrophe des Natio-nalsozialismus und des Zweiten Welt-kriegs ihre Stadt wieder aufbauen, den Menschen Orientierung geben und letzt-lich eine neue, demokratische Gesell-schaft schaffen – aus dem Nichts heraus, aber mit klarer Haltung.

ausgegraben aus trümmernBerichtet wurde die Geschichte von

Karlheinz Schmitz, dem ältesten Sohn des Druckereibesitzers und Verlegers Jakob Schmitz. Er schilderte, wie er als junger Mann im Winter 1945/46 zusammen mit einem Monteur und dem Setzer Hans Graf die alte Rotationsmaschine der ka-tholischen Tageszeitung „Der Volks-freund“, bei der sein Vater bis 1941 Ge-schäftsführer gewesen war, aus den Trüm-mern des Betriebsgebäudes an der Adal-bertstraße ausgrub: „Das Ergebnis waren zwei Waggons Schrott, der bei der MAN in Augsburg in zweijähriger Arbeit wieder zu einer betriebsfähigen Maschine zusam-mengesetzt wurde.“ Ab Juli 1948 wurde auf der Rotation wieder gedruckt – zu-nächst im alten Geka-Haus zwischen Adalbert- und Reihstraße, in der die AVZ eine vorübergehende Bleibe gefunden hatte, später dann im neuen Druckerei- und Verlagsgebäude an der Theaterstraße/

Bahnhofstraße/Horngasse, das ab 1951 Heimat der Zeitung war.

Etwas Zerstörtes reparieren und damit etwas Neues anfangen, Mut haben, an et-was glauben, Widerstände überwinden – davon erzählt die kurze Episode. Das klingt zunächst nach Unternehmergeist, den Jakob Schmitz, der Vater, als seriöser und kompetenter Verlagsfachmann zwei-felsfrei hatte. Er war aber vor allem kein Mitglied der NSDAP gewesen und damit für die anderen drei Gründer der ideale Partner, den sie der britischen Militärre-

gierung präsentieren konnten, um eine Lizenz für die Herausgabe einer bürgerli-chen Tageszeitung zu erhalten.

An etwas glauben, heißt in diesem Zu-sammenhang aber auch, seinen Überzeu-gungen zu folgen: Was die anderen drei Gründer – der Journalist Josef Hofmann, der Politiker Albert Maas und der Gewerk-schafter Johannes Ernst – verband, war ein vom christlichen Glauben geprägtes Welt- und Gesellschaftsbild – grundsätz-lich konservativ, bürgerlich, aber mit so-zialem Anspruch. Dafür waren sie in

ihren verschiedenen Betätigungsfeldern schon in der Weimarer Zeit eingetreten. Und damit wollten sie nun eine neue Ge-sellschaft formen – zunächst als Politiker (alle drei waren Gründungsmitglieder der CDU, Hofmann und Ernst prägten die Landespolitik als Abgeordnete und Minis-ter, Maas wurde 1946 Aachener Oberbür-germeister), aber eben auch als Heraus-geber. Die Aachener Volkszeitung sollte den Menschen Orientierung und Halt ge-ben.

Am 1. März 1946 erteilte die britische Militärregierung die Lizenz Nummer 8, am 6. März erschien die erste offizielle Ausgabe der Aachener Volkszeitung.

ausgesprochene parteinäheInteressant erscheint der Untertitel, der

von „Tageszeitung für Demokratie und Christentum“ über „Christlich-demokra-tische Tageszeitung“ (ab 1950) zu „Demo-kratisch – Christlich – Unabhängig“ (1966 bis 1996) wechselte, bevor er ganz abge-schafft wurde. Denn die AVZ stand noch bis in die 1980er Jahre hinein anderen Parteien und Weltanschauungen deutlich kritischer gegenüber als der CDU.

Dies lag insbesondere daran, dass Zei-tungen nach dem Zweiten Weltkrieg in der britischen Besatzungszone eine Par-teiausrichtung haben mussten, wie es in der britischen Presse bis heute Tradition ist. Zwar endete die Parteibindung bereits 1949 wieder. Doch die Nähe von be-stimmten Publikationen zu einzelnen Parteien sollte noch über Jahrzehnte hin-weg erhalten bleiben. Vollends aufgelöst hat sie sich letztlich erst in den frühen 1990er Jahren und mit dem Eintritt ins digitale Zeitalter. Eine ausgesprochene Parteinähe ist heute für eine Tageszeitung kaum noch denkbar.

Josef Hofmann war einer der Mit-gründer und Herausgeber der Aachener Volkszeitung. Darüber hinaus war er von 1946 bis 1970 NRW-Landtagsabgeordneter und prägte als Vorsitzender des Kultur-ausschusses die Schulgesetzge-bung wesentlich mit. Die Doppel-rolle als Chefredakteur und Land-tagsabgeordneter erscheint aus heutiger Sicht merkwürdig. Aller-dings war Josef Hofmann kein Ein-zelfall. Die Kombination aus jour-nalistischem, verlegerischem und politischem Engagement war in der Nachkriegszeit für die junge Demokratie völlig normal.

Konrad Simons war Ressortleiter für Innenpolitik bei der Rheini-schen Post in Düsseldorf, bevor er Chefredakteur der Aachener Volkszeitung wurde. In seine Amtszeit fielen wesentliche Ver-änderungen, etwa die Gründung des Zeitungsverlags Aachen und der Beginn des „Aachener Mo-dells“ mit zwei redaktionell selbst-ständigen Zeitungen unter einem Verlagsdach, zudem der Umzug in das Verlagsgebäude an der Dres-dener Straße sowie die Umstel-lung von Blei- auf Fotosatz. Er stei-gerte die Auflage der AVZ über die Marke von 100000 Stück hinaus.

Ihre Führungsposition unter den regionalen Medien behauptete die Aachener Volkszeitung trotz wachsender Konkurrenz auch unter Anton Sterzl. Der gebürtige Franke war Chefredakteur der Köl-nischen Rundschau, bevor er nach Aachen kam. Er prägte die AVZ mit seiner klaren politischen Linie und seinem geistigen Anspruch. Höchste journalistische Anerken-nung wurde ihm mit der Verlei-hung des Theodor-Wolff-Preises und des Emil-Dovifat-Preises zu-teil.

Ottmar Braun hatte einst als Lokalredakteur bei der Aachener Volkszeitung angefangen und war später viele Jahre lang Leiter des Presseamts der Stadt Aachen und persönlicher Referent von Ober-bürgermeister Kurt Malangré. Als Chefredakteur setzte er vor al-lem lokale Akzente. Er war außer-dem lange Zeit luxemburgischer Honorarkonsul und Honorarpro-fessor an der FH Aachen.

Bernd Mathieu, der die Geschicke der Aachener Zeitung bereits seit mehr als 20 Jahren lenkt, ist einer der am längsten amtierenden Chefredakteure in Deutschland. Seit 2003 ist er auch Chefredak-teur der Aachener Nachrichten. Er ist Mitglied der Jury für den Theo-dor-Wolff-Preis und Honorarpro-fessor an der FH Aachen. Mathieu, Jahrgang 1954, hat nicht nur den Wechsel von der Aachener Volks-zeitung zur Aachener Zeitung ge-staltet, sondern diese auch in das neue Jahrtausend und das Zeit-alter des multimedialen Journalis-mus geführt.

Josef hofmann anton sterzlKonrad simons ottmar braun bernd mathieu

die chefredaKteure der aachener volKszeitung/aachener zeitung

Josef hofmann6. März 1946 bis 31. Dezember 1961

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010

Konrad simons1. Januar 1962 bis 31. März 1978

anton sterzl1. April 1978 bis 31. März 1991

ottmar braun1. April 1991

bis 31. Juli 1995

bernd mathieuseit 1. August 1995

Heimat der Aachener Volkszeitung von 1951 bis 1977: Das nach dem Zweiten Weltkrieg neu errichtete Verlagsgebäude an der Theaterstraße/Bahnhofstraße. Foto: Archiv

Aachenbewegt

www.aachen.de/bewegtwww.aachen.de

HerzlichenGlückwunsch, AZ!Und versprochen:Wir liefern auch weiterden Stoff, aus dem dieSchlagzeilen sind.

sonntag, 6. märz 2016 seite 35 70 JAHRE AACHENER ZEITUNG

1955

1954

1953

1952

1951

Jürgen beckers, Kabarettist

eine tageszeitung ist im haushalt vielseitig einsetzbar. Was ist ihr

liebster einsatzbereich der aachener zeitung und warum?

„Mein liebster Einsatzbereich für die AZ ist die Küchentheke, an der ich morgens als ‚Starter‘ einen Espresso trinke und dabei die AZ genieße: erst Wetter, dann Loka-

les, dann Sport und zum Schluss den großen Teil. Kaffee und die AZ? Für mich unverzicht-

bar.“

Jonas burgwinkel, Jazzmusiker

Wenn sie für die aachener zeitung zum 70. geburtstag einen beat spie-len müssten, in welchem rhythmus

würden sie es tun und warum?„Das ist einfach: Einen 70/4-Takt

natürlich! Er ist einer meiner absoluten Lieblingsbeats, denn er hat genau das richtige Maß zwischen zupackender

Rhetorik und einem beständi-gen Spannungsbogen.“

marcus baumann, Rektor der

Fachhochschule Aachen

„herr prof. baumann, wie angemessen fühlen sie sich als ehrentoupetträger, mullefluppet und rektor in

der az behandelt?“„Die Aachener Zeitung, früher Aachener Volkszeitung, ist neben

ihrer kleinen gelben Schwester für mich, seit ich 1975 studienbedingt nach Aachen kam, wie die FH Aachen fester und identitätsstiftender Be-

standteil der Region und nicht wegzudenken. Der allmorgendliche Blick in die Seiten, gefüllt mit den Neuigkeiten aus der Welt und ihrem Zentrum, gehört für mich zu den wenigen festen Ritualen, auf die ich nicht verzich-

ten möchte. Ein besonders schöner Tag ist es dann, wenn mit der gewohn-ten Qualität über die Aktivitäten der FH Aachen berichtet wird. Allenthalben sind die Berichte gut recherchiert, pointiert und umfassend. Bei aller Wah-rung der journalistischen Distanz, wir von der FH fühlen uns auch in kriti-schen Berichten immer fair behandelt. Natürlich wird es manchmal auch

humorvoll und geradezu schelmisch, vor allem dann, wenn über regio-nale Besonderheiten wie den Mullefluppet-Preis oder das Ehrentou-pet berichtet wird, aber das rundet das umfassende Bild einer infor-mativen und unterhaltsamen Tageszeitung bestens ab. Die Region

liegt der AZ am Herzen, der öffentliche Diskurs über dit un‘ dat wird angeregt und beflügelt, das brauchen wir auch in

Zukunft, darum: Liebe AZ herzlichen Glückwunsch und bitte weiter so!“

Jupp martinelli, Ehrenmitglied von Alemannia Aachen

spielt die alemannia vor dem 80. geburtstag der aachener

zeitung wieder in der 2. bundesliga?„Ja, wenn der erste Schritt schon in diesem Jahr erfolgt. Der erhoffte Aufschwung muss sich nach der

guten Phase im Februar fortsetzen, damit die Alemannia in den Kampf

um die Meisterschaft eingreifen kann.“

manfred von holtum, Dompropst

herr dompropst, glauben sie alles, was in der zeitung

steht?„Fast alles! – Schließlich gibt es ja auch Zeitungsenten –

übrigens sehr sympathi-sche Tiere!“

Waltraut Kruse, Psychotherapeutin,

ehemalige erste Bürgermeisterin der Stadt Aachen

Was raten sie als psychotherapeutin der aachener zeitung, damit sie in der immer

schnelllebigeren und komplexeren medien-welt nicht verrückt wird?

„Sie sollte sich auf ihren großen und auch nach 70 Jahren noch gültigen Auftrag besinnen: Vor-

bild sein, sich nicht verbiegen, sondern Posi-tion beziehen, gesellschaftliche Werte ver-mitteln. Noch immer gilt der Satz ,Es hat

in der Zeitung gestanden . . .‘. Wer sich so positioniert, bleibt in der

komplexen Medienwelt stark.“

hastenraths Will, Unikum

Was in der zeitung steht ist wahr, weil…

„… ich sonst ein schlechtes Gewissen hätte, die Geschenke

für meine Frau dadrin einzupacken.“

Auf ein Wort

Anstelle eines Glückwunschs: Das sagen

Prominente aus der Region zum Geburtstag

der AZ.

Karolina bednarova,

Ex-Kapitänin der „Ladies in Black“ und Managerin der SWD Powervolleys

Düren

sie sind ein aushängeschild für den sport in der region und leben seit einigen Jahren hier. Wie

sehr sind sie in aachen heimisch geworden und welchen anteil hat die aachener zeitung daran?

„Die Aachener Zeitung spielte eine große Rolle bei mei-ner Integration in Aachen – dank Informationen über das Geschehen in der Gesellschaft und Sport, aber auch dank zahlreicher Veranstaltungen und Aktionen in der Region. Darüber hinaus ist die Aachener Zeitung immer ein äu-

ßerst angenehmer Gesprächspartner – auch meine Familie und Freunde in Tschechien bleiben dank

der Online-Version auf dem Laufenden! Dan-ke Aachener Zeitung, und alles Gute für

die nächsten 70 Jahre!“

ulla schmidt, Bundestagsvizepräsidentin

und ehemalige Bundesgesundheits- ministerin (SPD)

Welche schlagzeile über ulla schmidt würden sie gerne einmal in der

aachener zeitung lesen – und welche auf keinen fall?

„Eine Schlagzeile, die ich gar nicht lesen möchte, wäre ‚Ulla Schmidt hat hinge-schmissen. Aachener Sozialdemokraten sind tief enttäuscht.‘ Freuen würde ich

mich über die Schlagzeile ‚Das Dreiländereck mit satter ro-

ter Mehrheit.‘“

vivien Konca,

Miss Germany 2014

Was muss man tun, damit man mit 70 Jahren immer noch schön ist?„Viel schlafen, regelmäßig Sport treiben und ausgewogen essen – das wäre wahr-

scheinlich die Antwort einer Frau. Ich denke, dass eine positive Lebenseinstellung und Zu-

friedenheit jeden in seinem schönsten Licht er-strahlen lassen. In Bezug auf die Aachener

Zeitung muss ich hinzufügen, dass Euch Eure tollen und interessanten Artikel rund um

Aachen und die Region im Auge der Leser auch noch mit 70 wunder-

schön erscheinen lassen! Weiter so!“

Jasmin schwiers,

Schauspielerin

sie leben inzwischen in Köln. Wie sehr ist die aachener zeitung für sie eine (digitale) verbindung

in die heimat?„Ich lese die Aachener Zeitung immer dann, wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin.

Mein Kind wird dann von Oma bespaßt, und Opa hat mir die interessantesten Arti-

kel der letzten Zeit ausgeschnitten. Eine Tasse Earl Grey und gemütlich in den

Tag lesen, was in der Heimat so passiert…“

sparkasse.de

Verstehenist einfach.

Wenn man einen Finanzpart-ner hat, der die Region undihre Menschen kennt.

Sprechen Sie mit uns.

1960

1959

1958

1957

1956 ZahlenAlles andere als un

daten, fakten und meile aachener zeitung und a

meter Papier mit 700 einzel-nen Nachrichten liefen im Jahr 1971 täglich über die Ticker in der Redaktion ein. Heute, im digitalen und zunehmend papierlosen Nachrichtenzeitalter, errei-chen uns am Tag mehrere Tausend Agenturmeldungen.

30019Kilometer

Strecke – also in etwa die Entfernung zwischen Aachen und Eschweiler – könnte man mit dem Papier einer Rolle „pflastern“, die für den Druck der Aachener Zeitung benutzt wird.

unterwegs: Die Aachener Volkszeitung war im Juli 1987 erstmals mit einer „Mobilen Redaktion“ beim CHIO Aachen vor Ort und berichtet so seitdem aktuell über die

Jeden abend, außer samstags, laufen die

druckmaschinen an.

22.15Wenn es

einmal nicht so sein sollte –

rufen sieuns an!

pünktlich zum frühstück liegen die zeitungen im

briefkasten des abonnenten.

6.30200gramm wiegt eine der Aluminium-Platten, auf denen Nacht für Nacht die Aachener Zeitung gedruckt wird. Als die Arti-kel und Meldungen noch im Bleisatz-Verfahren zusammenge-stellt wurden, wog eine Druckplatte rund 18 Kilogramm.

meldungen steuerte die damalige Lokalredaktion Aachen-Land zur Ausgabe der Aachener Volkszeitung am 6. März 1946 bei.ZWEI

nr.Mit dieser von der

alliierten Nach-kriegsverwaltung

vergebenen Lizenz-nummer ging die

Aachener Volkszei-tung – ab 1996

Aachener Zeitung – 1946 an den Start.

8„Wenn wir mehr

papier gehabt hätten, hätten wir auch mehr

verkauft“ – der frühere Redak-

teur Otto Pesch erinnert sich an die

Anfangszeit der Zeitung im Jahr

1946.

1946

zeitungspakete verlassen jede Nacht das Verlagsgebäude. An fünf Auswurfsta-

tionen werden die LKW beladen.

80

00

tonnen Papier werden im

Monat für die Produktion der

Aachener Zeitung, ihres Schwesterblatts Aachener Nachrich-

ten und anderer Verlagsprodukte

benötigt. Zweimal pro Woche wird Papier per Lkw

geliefert.

80

0

druckplatten pro Stunde kann die

CtP-Anlage (Computer to Plate/ übersetzt:

vom PC auf die Platte) für die Herstellung der

Aachener Zeitung belichten. Die zu

druckenden Bereiche werden dazu per

Laserstrahl auf die Druckplatte übertragen.

200

zusteller und Zeitungsboten

legen täglich gut 6500 Kilometer zurück

100

0meter

lang ist die Transport-kette, mit der die

Zeitungsexemplare von der Druckma-

schine in die Versand-halle transportiert

werden.

150

Der RAF-Terror, das Geisel-drama von Gladbeck, der zweite Golfkrieg: Immer

wieder erschienen Sonder-ausgaben der Aachener Volkszeitung/Aachener

Zeitung zu besonderen und nicht selten traurigen

Anlässen. Eine der letzten gedruckten Extrablätter

hielten die Leser zum Tode von Alemannia-Trainer

Werner Fuchs am 11. Mai 1999 in den Händen.

Extrablatt

grenzgang: Am 8. März 1965

eröffnete die Aache-ner Volkszeitung für

die deutschsprachigen belgischen Ostkan-

tone eine eigene Redaktion mit

belgischen Redakteu-ren in Eupen. Sie

bestand bis zum Ende des Jahres 1989.

B

Kilogramm Rotationsdruckfarbe, gern auch Druckerschwärze genannt, fließen in eine Ausgabe der Aachener Zeitung.

180

6. märz 1996 An ihrem 50. Geburtstag wurde

die Aachener Volkszeitung zur Aachener Zeitung.

seit 1978 ist die wöchentliche Beilage mit dem Schwerpunkt

Fernsehen Teil unserer Zeitung.

3,20 mark kostete im Jahr 1949 das erste Monatsabonnement.

70 JAHRE AACHE Sonntag, 6. März 2016

ausgaben: Ab dem 1. September 1949 erschien die Aachener Volkszeitung erstmals täglich (außer sonntags) mit zehn Ausgaben. Heute sind es neun Ausgaben.

10

Im Gewerbegebiet Richtung Baesweiler:Otto-Hahn-Straße 1 · 52531 Übach-PalenbergTel: (02451) 914666 · [email protected] – Fr: 10–18 Uhr · Sa: 10–14 Uhrwww.sportwelt-scherer.de

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1965

1964

1963

1962

1961nspiele unnützes Wissen:

ilensteine aus 70 Jahren aachener volkszeitung

die mitmach-plattform für amateurfußball FuPa.net, an der der Zeitungsverlag Aachen beteiligt ist, erfreut sich seit 2013 großer Beliebtheit beim Publikum. Das Online-Angebot lebt von den zahlrei-chen Nutzern, die die Plattform mit Berichten, Fotos und Videos von den Sportplätzen der Region füllen.FuPa

im april 1999 ging die Aachener Zeitung mit der Inter-netseite az-web.de (zeitgleich mit den Aachener Nachrichten und an-online.de) im Netz an den Start. Auf den Internetsei-ten können die Leser seitdem aktuelle Nachrichten über lokale sowie überregionale Geschehnisse verfolgen.

90000 exemplare: Am 11. April 1989 begann die Zeit des Offset-Rollendrucks. Die damals neue Maschine, die aus sechs Druckeinheiten, drei Falzwerken und sechs Rollen-wechslern bestand, konnte bis zu 90000 Zeitungen zu je 32 Seiten pro Stunde produzieren.

r die Geschehnisse in der Soers.

aachener modell: Im Januar 1975 wurden die beiden Zeitungen Aachener Volkszeitung und Aachener Nachrich-ten erstmalig unter einem Dach zusammengeführt. Die Redaktionen der beiden blieben unabhän-gig voneinander, jedoch wurden das Anzeigenge-schäft und die Verwal-tung zusammengelegt und die technischen Anlagen und Vertriebs-organisationen gemein-sam genutzt.

umzug: Seit 1977 ist die

Aachener Zeitung mit dem Schwester-

blatt Aachener Nachrichten im

neuen Verlagsge-bäude an der

Dresdener Straße zu Hause.

Dresdener Straße

„bleierne zeit“Im Laufe des Jahres

1978 wurde die Technik vom Blei-Ma-

schinensatz auf Fotosatz umgestellt –

praktisch das Ende der „bleiernen Zeit“.

von null auf 46: Seit 2012 rauscht das Papier, auf dem die Aachener Zeitung gedruckt wird, mit 46 km/h durch die 12,5 Meter hohen Druckmaschinen.

Zum 50. Jubiläum der Zeitung im Jahr 1996 teilten sich der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und NRW-Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) eine Zeitungsseite für ihre Grußworte.

46

50stunden dauerte im Jahr 1975 die Bearbeitung eines halbseitigen Zeitungs-fotos – heute durch digitale Technik eine Sache von Sekunden.8

buchstaben in der Stunde schafften die Bleisetzer in früheren Jahren, als „Zeitung machen“ noch Handarbeit war. Ein Maschinensetzer schaffte später, vor dem Computerzeitalter, bereits 6000 Buchstaben in der Stunde.

1800

Im Sommer 2014 startete die regionale digitale Abendzeitung aus den Redaktionen und informiert die Menschen in der Region via iPad und Android-Tablets kompakt am Abend über die lokalen und regionalen Geschehnisse des Tages.

fernweh: Seit 1977 geht der Zeitungsver-lag Aachen mit seiner Leserschaft auf Reisen. Schon in den 70er Jahren ermöglichten Aachener Volkszei-tung und Aachener Nachrichten außer-gewöhnliche Reisen in die schönsten Länder dieser Welt.

-paper: Seit 2004 gibt es die digitale Version der Tageszeitung. Die gewohnte Zeitung ist seitdem für Leser auch online verfügbar und bietet Vorteile wie etwa die Nutzung eines Archivs.1200

kilogramm wiegen die größten der Papierrollen, die für den Druck der Aachener Zeitung

angeliefert werden. Das Papier besteht zu 80 bis 100 Prozent

aus recyceltem Material.

Prominente ehemalige Mitarbeiter unserer Zeitung: sonia mikich (heute Chefredakteurin beim WDR-Fernsehen), Klaus bresser (ZDF-Chefredakteur von 1988 bis 2000), Karl-dieter möller (ARD-Rechtsex-perte von 1986 bis 2010).

SPRUNGBRETT8

newcomer: Mit einem bundesweit neuen Aus-bildungsmodell werden Volontäre der Aachener Zeitung zu Multimedia-Redakteuren ausgebildet. Die Einsätze in den Redaktionen werden erweitert um Workshops, Kurse und Seminare bei zehn Ko-operationspartnern aller Mediengattungen, von der RTL Journalistenschule über Phoenix, „Hartab-erfair“ und WDR Fernsehen bis zu Antenne AC.

Am 20. september 1991 vergab die

Landesrundfunkan-stalt eine Lizenz für

den Lokalradiosender „Radio Aachen“, an

dessen Betriebsgesell-schaft der Zeitungsver-

lag Aachen beteiligt war. Heute hält der

Zeitungsverlag Anteile an den Sendern „100,5

– Das Hitradio“ und „Antenne AC".

OnAir

„das neue gesicht“: Im März 1986, zum 40-jährigen Bestehen der Zeitung, kündigte ein blauumrandeter Text auf der Titelseite „das neue Gesicht“ an. Das Layout wurde von fünf auf sechs Spalten pro Seite geändert.65

verkaufsstellen (Tankstellen, Kioske,

Schreibwarenge-schäfte, Einzelhandels-

ketten) halten die Aachener Zeitung jeden Tag bereit.

1100

mitarbeiter sind jede Nacht in der Druckerei der Aachener Zeitung im Einsatz.

1951Am 8. März 1951 wurde das

Verlagsgebäude der Aachener Volkszeitung in der Theaterstraße eingeweiht.

Auf dem ehemals durch Kriegsbomben verwüs-teten Grundstück produzierte man die Aachener

Volkszeitung bis zum Jahr 1977. Das Gebäude der Aachener Volkszeitung war das erste neu

erbaute Haus in Aachen nach dem Krieg.

HENER ZEITUNG Seite 36/37

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seite 38 sonntag, 6. märz 201670 JAHRE AACHENER ZEITUNG

1970

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1968

1967

1966

von alexander barth

Wie leben, fühlen und denken Kinder und Jugendliche in Aachen? Was bewegt junge Menschen zwischen Schul-

alltag, Freizeit und Zukunftsplänen? Mit diesen und vielen andere Fragen beschäf-tigt sich eine Studie, die das von der Aachener Zeitung initiierte Hilfswerk „Menschen helfen Menschen“ in Auftrag gegeben hat. „Wir hier – Zukunft Aachen“ lautet der ambitionierte Titel der Studie, im Jahr 2015 umgesetzt und präsentiert vom Kriminologischen Forschungsinsti-tut Niedersachsen (KFN). Langfristiges Ziel der Studie ist es, auf Basis der wissen-schaftlichen Erkenntnisse Projekte zu för-dern oder neu zu gründen, die sich für die nachhaltige Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Das Aufgreifen und Vertiefen relevanter Themen der Gesellschaft im Mikrokos-mus der Region ist für die Aachener Zei-tung traditionell ein wichtiger Aspekt der Arbeit.

1729 Schüler aus 81 Klassen der vierten und neunten Jahrgangsstufen aus allen Schulformen haben sich an der Studie be-teiligt. Die detaillierten Ergebnisse liegen in einem rund 120-seitigen Forschungs-bericht vor. Im Fokus stehen die Neunt-klässler, ihre Aussagen sind repräsentativ. Zuvor hatten die Schüler umfassende Fra-gebögen ausgefüllt. Gefragt wurde unter anderem nach Integration, Freizeitange-boten, Medienkonsum, Mobbing, Erfah-rungen mit Gewalt, Schulschwänzen, Zu-

friedenheit mit der Stadt, dem Stadtteil und der Schule, Ausbildungsperspektiven und Wünschen. Die Studie ermöglicht Einblicke in die vielfältige und hetero-gene Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen. 43,3 Prozent der Teil-nehmer haben einen Migrationshinter-grund, das Thema Integration spielt also eine besondere Rolle im Alltag. Es wird deutlich, wie unterschiedlich Schüler auf-wachsen, wie sie ihre Umgebung wahr-nehmen und welchen Einflüssen sie aus-gesetzt sind.

blick in die lebenswirklichkeitDass viele der jugendlichen Neunt-

klässler (im Schnitt sind die Befragten die-ser Altersgruppe 14,9 Jahre alt) ihre Stadt als durchaus cool und sympathisch emp-finden, ist eine erfreuliche Note. Beim scharfen Blick in die Tiefe der Studie – die umfassendste Bestandsaufnahme ihrer Art in Aachen – zeigen sich interessante, bisweilen aber auch alarmierende Aussa-gen. Bei der Integration von Jungen und Mädchen mit ausländischen Wurzeln ha-pert es häufig. Das beschäftigt nicht nur die jungen Menschen selbst, Eltern dürf-ten auch von schlechteren Schulleistun-gen und häufigerem Sitzenbleiben alar-miert sein. Eine besondere Förderung in den Schulen steht daher oben auf der Empfehlungsliste der Auswerter des For-schungsinstituts KFN.

Sämtliche Aspekte, die in der Lebens-wirklichkeit und damit auch in der Studie eine wichtige Rolle spielen, beschäftigen

auch die Denker und Macher künftiger Projekte. Vertreter der Schulen geben sich in diesem Zusammenhang durchaus selbstkritisch, sie wollen auf die Aussagen und Wünsche reagieren. Konkrete Pro-jekte sind bereits auf den Weg gebracht. Die Konzepte versprechen effektive Ak-tionen, die junge Leute direkt anspre-chen. Die Aktion „Menschen helfen Men-schen“ unterstützt die Schulen und damit auch die Schüler, Lehrer und Eltern in en-ger Kooperation mit der Aachener Bürger-stiftung Lebensraum. Die Aachener Zei-tung berichtet über die Entwicklung der Projekte.

Das „Ticken“ der Region aufgreifen, Be-findlichkeiten und Entwicklungen erfor-schen und begleiten, gesellschaftlichen Konsens vertreten und nicht zuletzt Posi-tion beziehen – all dies gehört zum Selbst-verständnis der Aachener Zeitung. Immer wieder wurden und werden daher auch inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, die durch öffentliche Aktionen und den kon-kreten Dialog mit Protagonisten, Lesern und Verantwortlichen vertieft werden.

Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit etwa stand im Jahr 2000 auf der Agenda der Aachener Zei-tung. Mit der Aktion „Hallo Mensch! Was

heißt hier fremd?“ hatte die AZ aufgeru-fen, Farbe zu bekennen. Porträts von en-gagierten Bürgern und eine vielbesuchte Open-Air-Veranstaltung auf dem Aache-ner Markt waren Eckpfeiler der Aktion.

„flucht und die folgen“Im Jahr darauf war die Aachener Zei-

tung maßgeblich an der Ausstellung „Anne Frank – eine Geschichte für heute“ beteiligt. Schriftstellerin und Literatur-wissenschaftlerin Ruth Klüger, selbst vom NS-System verfolgt, stellte sich in einem ausführlichen Interview den Fragen der Aachener Zeitung. Darüber hinaus war die heute 84-Jährige zu Gast bei einer Dis-kussion in der Aula des Anne-Frank-Gym-nasiums, bei der Aspekte von Verfolgung und Diskriminierung zur Zeit des NS-Re-gimes in einen aktuellen Kontext gesetzt wurden.

Erst im September 2015 hat die AZ mit einer Schwerpunktausgabe „Flucht und die Folgen“ ein gesamtgesellschaftliches Thema aufgegriffen und in zahlreichen Facetten vor dem Hintergrund der Region abgebildet. Die Reaktionen haben dabei einmal mehr gezeigt: Auch in der Zukunft wird die Aachener Zeitung – mit sämtli-che Lokalausgaben von Heinsberg bis in die Eifel – Schwerpunkte setzen und als meinungsstarkes Medium eigene Stellung beziehen.

Die komplette Kinder- und Jugendstudie fin-den Sie auf unserer Webseite unter: www.az-web.de/red/studie.pdf

Was bewegt Kinder und Jugendliche? AZ-Chefredakteur Bernd Mathieu (li.) im Gespräch mit den Schulleitern Monika Wagner und Jan-Dirk Zimmermann, Marie Christine Bergmann (Kri-minologisches Forschungsinstitut Niedersachsen), Bezirksschülersprecherin Conny Schmetz und Dr. Dirk Baier (KFN). Foto: Michael Jaspers

„Flucht und die Folgen“: Am 19. September 2015 erschien die Schwerpunktausgabe mit Positionen aus der und über die Region.

4 *qlrqsa#y-ym-y* ÊÆËÀËÐËÃËØ

kontaktZeitungsverlag AachenGmbHPostfach 500 110, 52085 AachenAboservice:Telefon: 02 41 / 51 01 - 701Fax: 02 41 / 51 01 - 790Anzeigenberatung:Telefon: 02 41 / 51 01 - 700Fax: 02 41 / 51 01 - 790Redaktion:Telefon: 02 41 / 51 01 - 310(montags bis freitags, 10 bis 18 Uhr)Fax : 02 41 / 51 01 - 360Verlag (Zentrale):Telefon: 02 41 / 51 01 - 0E-Mail:[email protected] im Internet:

SamStag, 19. September 2015 · 70. Jahrgang

nummer 218 www.az-web.de 1,70 euro

▶Flucht und die Folgen

Der DolmetscherHerr Abbas übersetztmeist am späten Abend

▶ seite 12

Die WissenschaftlerinSumayya und ihre Reisein ein gelobtes Land

▶ seite 9

Der historikerAndreas Kossert über dieFlucht nach 1945

▶ seite 15

Der helferRupert Neudeck ist auch mit76 Jahren noch engagiert

▶ magazin

AkzenteDie Aachener Zeitung setzt immer wieder Schwerpunkte zu Themen, die unsere Region bewegen – aktuell mit einer großen Jugendstudie.

Im Dialog: Literatin Ruth Klüger (re.) mit Schülern des Aachener Anne-Frank-Gymna-siums im Jahr 2001. Foto: Andreas Schmitter

Foto

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ck/ E

mil

Um

dorf

BOCK AUFALSDORF

Willkommen in derFreizeit-Stadt Alsdorf

WWW.ALSDORF .DE

Eine Gemeinschaftsaktion von

sonntag, 6. märz 2016 seite 39 70 JAHRE AACHENER ZEITUNG

1975

1974

1973

1972

1971Helfen und unterhalten Viele Veranstaltungen: Aachener Zeitung auf der Bühne, im Hörsaal, in der Schule, auf dem Markt und bei Menschen in Notgebieten der Welt

Die Aachener Volkszeitung rief 1979 das Pilotprojekt „Zeitung in der Schule“ ins Leben, das inzwi-schen Verlage in ganz Deutschland aufgegriffen haben. Teilnehmende Schulklassen erhalten dabei jeden Tag Zeitungen und werden für einen bestimmten Zeitraum medial begleitet.

„zeitung in der schule“

Eine „Mobile Redaktion“ gab es erstmals beim Reitturnier CHIO des Jahres 1987. Ziel war es, zu besonderen Ereignissen – unter anderem bei Stadtfesten oder in Stadtvierteln mit besonderen Problemen – vor Ort mit Beteilig-ten oder Prominenten Interviews zu führen, zu diskutieren und die Leser aktiv einzubeziehen.

„mobile redaktion“

Eine Bücherbörse, deren Erlöse der Hilfsaktion „Menschen helfen Menschen“ zugute kommen, hat der Zeitungsverlag Aachen erst-mals 2002 veranstaltet. Seit 2011 gibt es zwei Mal im Jahr solch eine Börse, bei der inzwischen auch Kunst Schallplatten, CDs oder DVDs angeboten werden. Alles Spenden der Leser.

bücherbörse

Zugunsten der Hilfsaktion „Men-schen helfen Menschen“ gibt es seit 1997 das karnevalistisch geprägte „Festival der Oecher Lieder“ im Eurogress, das als närrische Kultver-anstaltung gilt. Meist geben sich hier neben vielen Bühnenstars auch die Tollitäten der jeweiligen Session die Ehre – alles im Dienst der guten Sache.

„festival der oecher lieder“

Das AZ-Forum Medizin hatte 1993 seine Premiere zum Thema „Gallen-steine“. Inzwischen trafen in mehr als 100 Veranstaltungen hunderte Referenten auf tausende Zuschauer, die ihnen drängende Fragen zu Themen wie „Herzinfarkt“, „Depres-sionen“, „Krebs“ oder „Fußpro-bleme“ stellen konnten. Nach Vorbild der Veranstaltung, die im Uniklinikum Aachen stattfindet, gibt es inzwischen auch Gesund-heitsforen in Düren, Eschweiler, Jülich, Alsdorf und Geilenkirchen, die unsere Zeitung organisiert und betreut.

az-forum medizin

Kinder stürmen seit 2007 den Hörsaal: Am 19. Januar startete die Kinderuni als Kooperation unserer Zeitung mit der RWTH Aachen. Ziel war es von Anfang an, für Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren altersgerechte Vor-lesungen zu organisieren. Professo-ren geben seitdem ihr Wissen auch an sehr junge „Studenten“ weiter – nicht selten in Verbindung mit turbulenten und fantasievollen Präsentationen oder spektakulären Experimenten, die begeistern und Interesse wecken.

Kinderuni

Der große regionale Jahresrückblick „Menschen“ hatte 2011 Premiere mit rund 500 Besuchern in der Mercedes-Benz-Niederlassung Aachen. Gäste der Talkrunden sind dabei Personen, deren Geschichten im abgelaufenen Jahr berührt, beeindruckt und begeistert haben. Begegnungen, spannende Dialoge mit Redakteuren unserer Zeitung und mitreißende musikalische Beiträge sorgen für ein abwechs-lungsreiches Unterhaltungspro-gramm der besonderen Art.

gala „menschen“Das Hilfswerk „Menschen helfen Menschen“ des Zeitungsverlages Aachen besteht seit 1984, um hilfsbedürftigen Menschen, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind, schnell und unkon-ventionell zu unterstützen. Zweites wichtiges Vereinsziel sind jugend-fördernde Projekte.

Menschen

MenschenHELFEN

Sparkasse AachenIBAN: DE17 3905 0000 0000 7766 66

az-hilfswerk

Die Unicef-Partnerschaft wurde 1995 begründet. Der Zeitungsverlag und die Hilfsorganisation sind seitdem gemeinsam dort aktiv im Einsatz, wo auf der Welt die Not besonders groß ist. 24 Hilfsaktionen konnte man inzwischen starten. In 20 Jahren spendeten Leser mehr als 7,8 Millionen Euro.

unicef-zusammenarbeit

„Recht im Zentrum“ lautete 2009 der Titel eines neuen Forums des Zeitungsverlages im Justizzentrum Aachen, bei dem Juristen vor einem Laienpublikum über populäre Themen wie „Verkehrsrecht“ oder „Erben und Vererben“ sprechen, Fragen beantworten und bis heute auf großes Interesse stoßen.

Justizforum

Die Goldene Schlemmer-Ente wurde 1997 als Auszeichnung für heraus-ragende Verdienste um die Förde-rung der Ess- und Trinkkultur vom Zeitungsverlag Aachen (Heinsberger Zeitung/Heinsberger Nachrichten) und der Aktionsgemeinschaft Schlemmermarkt Rhein-Maas (heute Kulinarische Gemeinschaft Am Roßtor) aus der Taufe gehoben. Zu den Ausgezeichneten gehören bekannte Persönlichkeiten wie Hanns Dieter Hüsch, Tim Mälzer, Konrad Beikircher, Götz Alsmann, Uschi Glas, Christine Westermann (Foto) sowie Alfons Schuhbeck. Die Verleihung findet während des Schlemmer-Marktes in Wassenberg statt, bei dem Gourmetköche rund um den Roßtorplatz Spezialitäten zubereiten und anbieten.

goldene schlemmer-ente

Der Name „Mullefluppet“ wurde von den Lesern der Aachener

Volkszeitung erfunden: Die Figur zur täglichen Glosse im Aachener Lokalteil erschien

erstmals am 15. Januar 1984. Kurz danach wurde der Mullefluppet-Preis begründet, den jährlich ausgewählte Persönlich-

keiten mit Humor, Hilfsbe-reitschaft, Witz und

Liebe zu ihrer Heimat-stadt erhalten.

mullefluppet-preis

www.stadtwerke-dueren.dewww.facebook.com/stadtwerke.dueren

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seite 40 sonntag, 6. märz 201670 JAHRE AACHENER ZEITUNG

1980

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1978

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1976

von peter pappert

Frisch, frech, ambitioniert, überra-schend, jung, lokal, regional . . . Die Attribute können beide ganz schnell nennen, mit denen sie ihre

Zeitung charakterisieren würden. Angela Maas und Michael Ernst sind zwei von 21 Gesellschaftern aus den vier Gründerfa-milien, die – vereint in der Aachener Ver-lagsgesellschaft (AVG) – die Aachener Zei-tung herausgeben. Sie sind Enkelkinder von Albert Maas und Johannes Ernst. De-ren Erbe fühlen sie sich verpflichtet und sind sich bewusst, dass sie es mit ihrem eigenen Anspruch und eigenen Maßga-ben zu gestalten haben.

Eine Zeitung zu besitzen und herauszu-geben, empfinden beide durchaus als Pri-vileg, das sie allerdings mit Nüchternheit und Zurückhaltung ausüben. Mit ent-waffnender Offenheit äußern sie sich über ihre Zeitung, deren Geschichte und Perspektiven.

Auf welchem geistigen Fundament steht die Aachener Zeitung? Beide Heraus-geber sprechen von ethischen Prinzipien, die ihre Zeitung leiten. „Das haben wir als Verleger im Auge“, sagt Maas, die Journa-listin und Medientrainerin ist. Wichtig ist ihr ein christliches Bewusstsein als Maß-stab, aber sie will auf keinen Fall ein kirch-lich-religiöses Kampfblatt; die Zeitung solle christliche Werte und Informatio-nen vermitteln. „Denn die Kenntnisse in diesem Bereich gehen zurück.“

Michael Ernst, der als AVG-Gesell-schafter zudem Vorsitzender des Beirats der Zeitungsverlag Aachen GmbH ist, spricht von humanistischen Grundsät-zen, die Arbeit und Inhalt der Zeitung prä-gen sollen. Auf Freiheit und Meinungs-vielfalt in der Zeitung und in der Redak-tion kommt es ihm und Angela Maas, die ebenfalls Beiratsmitglied ist, an. Beide le-gen Wert auf Haltung und sind dabei aus-drücklich entspannter als ihre Großväter. Von denen sprechen beide mit Respekt, schätzen die Leistung der Gründer und stellen zugleich selbstbewusst fest: „Wir machen es heute natürlich etwas anders.“

Maas erklärt es so: „Unsere Großväter waren aus ihrer Geschichte heraus viel konservativer. Wir sind gelassener, tole-ranter, pluralistischer.“ Ernst beschreibt seine Position: „Alles, was sich rechts- oder linksextrem bewegt, ist mir zuwi-der.“ Er setzt als Herausgeber auf die „frei-willige Selbstkontrolle der Redaktion“; er habe damit immer gute Erfahrung ge-macht. Klare Position gegen Extremis-mus, Rassismus und Fremdenfeindlich-keit – darauf achten Ernst und Maas; das sehen sie als ihre Verpflichtung.

von Kindesbeinen anBeide betonen, dass sie sich aus dem

operativen Geschäft und dem Redakti-onsalltag bewusst heraushalten. „Wenn mir ein Kommentar nicht gefällt, käme ich nicht im Traum auf die Idee, anzuru-fen und mich zu beschweren“, sagt Maas. „Da gibt es ein großes Grundvertrauen auf unserer Seite in die Kolleginnen und Kollegen. Die haben eine Haltung; aber es muss niemand seine Taufbescheinigung vorlegen.“ Gleichwohl schätzt Ernst den Kontakt zu den Mitgliedern der Redak-tion. Das ist ihm wichtig.

Ernst kennt Verlag und Redaktion von Kindesbeinen an, ist mit der Zeitung auf-gewachsen und hat während mancher Schulferien im Archiv gearbeitet. „Da sagte mein Vater: Von wegen Du glaubst, Du müsstest hier nichts tun; das kannst Du knicken.“ Maas erzählt eine Anekdote aus ihrer Kindheit, als sie von Nachbars-kindern auf der Straße gefragt wurde: „Seid Ihr die Familie Maas, der die Zei-tung gehört?“ Weil die kleine Angela

wusste, dass das irgendetwas mit ihrem Opa zu tun hatte, antwortete sie: „Ja, das sind wir.“ Die Reaktion der Kinder: „Müsst Ihr aber reich sein!“ Darauf habe sie ge-sagt: „Nein, dann sind wir es doch nicht.“

Auch später sei es ihr noch komisch vorgekommen, eine Zeitung zu besitzen. „Tatsächlich stand für unsere Väter und Großväter die Verantwortung für den Be-trieb im Vordergrund.“ An erster Stelle sei es um die Konsolidierung des Verlages ge-gangen. „Und sie haben Wert darauf ge-legt, unabhängig zu bleiben“, ergänzt Ernst. So sei man auch vergleichsweise gut durch die Zeitungskrise gekommen.

Natürlich lesen sie täglich Zeitung – mal mehr, mal weniger lang, am Wochen-ende ausgiebiger als an Werktagen. Da unterscheiden sie sich als Herausgeber nicht allzu sehr vom Gros der Leserschaft. Die Aachener Zeitung gehört per se dazu, und die würden die beiden auch lesen, wenn es nicht ihre Zeitung wäre. „Es macht Spaß, sie zu lesen“, sagt Maas. „Frü-her galt die Aachener Volkszeitung als verschnarcht und konservativ, als CDU-Blatt. Sie ist heute eine richtig gut ge-machte Regionalzeitung.“

Das Überraschende, gute analytische Kommentare, das Layout, ungewöhnliche Aktionen wie jene, dass Studenten die Ti-telseite inhaltlich und optisch gestalten, all das schätzt Maas an ihrer Zeitung. Ernst nennt als Highlights spontan die Titelseite nach dem Terroranschlag in Pa-ris im November und die journalistische Aufbereitung des Themas, die Foren zu lokalen Themen. „Es ist gut, wenn sich die Redaktion in der Öffentlichkeit präsen-tiert und Diskussionen anstößt.“

Ernst nennt sich selbst einen Nachrich-ten-Junkie. „Ich muss immer wissen, was los ist.“ Bei ihm zu Hause laufen stets ir-gendein Sender oder Online-Informatio-nen mit. „Das ist wie bei Euch im AZ-Newsroom.“ Maas mag es lieber etwas traditioneller und ist sich sicher, dass sie auch in 20 Jahren noch Zeitung lesen wird. „Ich bin ein haptischer Typ. Ich könnte unsere Zeitung ja auch auf dem iPad lesen; das mache ich aber nicht, ob-wohl ich in Köln lebe und die AZ immer erst mittags bekomme. Ich habe lieber die Zeitung in der Hand. Das ist wie bei Bü-chern; für mich gibt‘s auch kein eBook.“

Angela Maas ist beim Blick in die Zu-kunft etwas hin- und hergerissen zwi-schen Wunsch und Skepsis. „Ich wünsche mir, dass es die gedruckte Zeitung auch in 20 Jahren noch gibt. Das wird nicht aus-sterben, sage ich mir. Und dann sehe ich auf die jüngere Generation und bekomme Zweifel.“ Michael Ernst sieht es nüchter-ner: „Ich möchte keine Bücher mehr mit mir rumschleppen. Und auch die Zeitung ist unterwegs einfach unpraktisch.“ Da nutzt er das iPad, während Maas sich auch auf Reisen weiterhin Zeitungen kauft. „Der Print-Anteil in der Mediennutzung wird noch weiter abnehmen“, sagt Ernst. „Deshalb bin ich froh, dass wir im Zei-tungsverlag auf allen Schienen gut auf-gestellt sind. Die Redaktion hat – analog und digital – tolle Ideen.“

Darin sehen beide die Sicherung der Zukunft angesichts sinkender Auflagen und Anzeigenschwund im Printbereich, unter denen die gesamte Branche zu lei-den hat. „Verlag und Redaktion steuern mit Herz und Hirn dagegen“, sagt Maas, „und verstärken die digitalen Aktivitäten, stellen sich als Medienhaus auf.“

Ernst setzt auf neue Geschäftsfelder, auf Veranstaltungen, auf zahlreiche Akti-vitäten, die Verlag und Redaktion in den letzten Jahren zusätzlich ergriffen haben – „nicht aus Selbstzweck, sondern um eine Zeitung mit Qualitätsjournalismus und auf gutem Niveau zu erhalten. Und wir kommen so auch noch näher an die Leser“.

Stellung beziehen – nicht nur in der Rotationshalle des Zeitungsverlages Aachen: Angela Maas und Michael Ernst. Fotos: Michael Jaspers (2), Harald Krömer

„Vielfalt der Region und der Meinungen – darum geht es mir als Herausgeberin.“angela maas über ihr motto für die aachener zeitung

„Was in den zwölf Jahren zuvor geschah, das darf es nie wieder geben.“michael ernst über den ansporn der az-gründer 1946

Gelassen und mit HaltungAngela Maas und Michael Ernst sind zwei von 21 Herausgebern der Aachener Zeitung. Was tun sie? Was bewegt sie? Was erwarten sie?

R A T S K E L L E R A A C H E N

Markt 40 . 52062 Aachen . Deutschland . T 02 41 . 35 00 1 . F [email protected] . www.ratskeller-aachen.de

Was wäre Aachen ohnedie Aachener Zeitung!Wir gratulieren zu 70 Jahren!

»Jut iss, hier sein!«

sonntag, 6. märz 2016 seite 41 70 JAHRE AACHENER ZEITUNG

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Prof. Dr. Miriam Meckel ist Kom-munikationswissenschaftlerin, Publizistin, Buchautorin, Direkto-rin am Institut für Medien- und

Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen und seit Oktober 2014 Chefredakteurin der „Wirtschafts-woche“ (Düsseldorf). Sie gehört zum Bei-rat von „Message“, der internationalen Zeitschrift für Journalismus, und zum Beirat der „Zeitschrift für Politikbera-tung“. Sie veröffentlichte zahlreiche Bü-cher, wissenschaftliche Zeitschriftenbei-träge und hält regelmäßig Vorträge zu Themenbereichen wie Journalismus, Internet und Medienwandel. Ihre Bücher „Das Glück der Unerreichbarkeit“ und „Brief an mein Leben“ waren Bestseller im deutschsprachigen Markt. Das Interview mit ihr führte Bernd Mathieu.

die zeiten, in denen Journalisten von der Kanzel aus die Welt erklärten, sind vorü-ber: Wie kommen wir ins gespräch bei stichworten wie online-lokaljournalis-mus und citizen journalism?meckel: Wir sind doch längst im Ge-spräch! Ein Medium, das sich heute nicht dem Gespräch mit seinen Leserinnen und Lesern stellt, ist wie aus der Zeit gefallen. Aber Sie haben recht: Es hat eine Weile gedauert, bis der Journalismus diese neue Rolle gefunden hat. Dafür habe ich Ver-ständnis, weil es auch einen Machtverlust bedeutet, wenn man nicht mehr von der journalistischen Kanzel aus die Welt er-klären kann. Viel wichtiger aber ist: Wir verstehen heute viel genauer, was unsere Leser, also die Kunden, wollen, was sie für Fragen und Bedürfnisse haben. Ich halte es nicht für eine Zumutung, sondern für eine Bereicherung, sich daran zu orientie-ren.

im netz gibt es viele gute ideen, die man für eigene produkte nutzen kann: sind die Journalisten in deutschland schon so weit?meckel: Das ist sicher von Redaktion zu Redaktion unterschiedlich. Wir haben bei der „WirtschaftsWoche“ im Rahmen eines längerfristig angelegten Projektes nun ein WiWo.Lab ins Leben gerufen. Dort probieren wir neue Formate aus, tes-ten neue Applikationen, frei verfügbare Software oder entwickeln auch eigene, wo es für uns Sinn hat. Das gehört zu den Er-weiterungen des journalistischen Berufs-bildes: dass man unternehmerisch den-ken und neues ausprobieren kann.

Wie ist es in zeiten der massiven vorwürfe („lügenpresse“, „mainstreammedien“, „gleichschaltung“) noch möglich, mit glaubwürdigkeit zu punkten?meckel: Aus meiner Sicht ist es unmög-lich, ohne Glaubwürdigkeit zu punkten. Die Medien stehen gerade stark unter Be-schuss. Ich halte das in vielen Teilen für ungerecht. Es gehört zu einer weitreichen-den Verunsicherung in unserer Gesell-schaft, in der vermittelnde zugunsten von extremen Standpunkten aufgegeben werden. Und es ist auch eine Folge aus

dem Internet. Immer mehr Menschen in-formieren sich im Wesentlichen aus dem Netz, da ist es kein Problem, nur mit den eigenen Ansichten konfrontiert zu wer-den. Irgendwann sitzt man in einer Echo-Kammer, aus der heraus die Welt immer so aussieht, wie man sie selbst sieht. Aber es gibt auch etwas Gutes an dieser Me-dienkritik: Wir müssen uns mehr als bis-her vergewissern, dass wir sorgfältig arbei-ten, alle Stimmen zu Wort kommen las-sen, erst durch Recherche klären, was Sa-che ist, und dann darüber berichten. Es kann gar nicht schaden, dass die Medien da gerade mal wieder gefordert werden.

Was sind unter diesen voraussetzungen heute die wesentlichen neuen Kompetenz-anforderungen für Journalisten? der gut ausgebildete Journalist: Was muss er wis-sen, kennen, können?meckel: Er oder sie ist im Vergleich zu frü-her ein Multitalent. Die journalistischen Kompetenzen sind noch immer das Wich-tigste. Aber dazu kommt die Erwartung,

dass auch Journalisten unternehmerisch denken und Chancen für die Vermark-tung ihrer Inhalte einschätzen können. Oder wie die „New York Times“ es in ihrem „Innovation Report“ beschreibt: Die Zusammenarbeit zwischen Redaktion und den Einheiten, die sich mit Business Intelligence befassen, wird gewünscht und gefördert. Und dann ist eine neue Schnittstelle zwischen Redaktion und Technik gewachsen. Immer mehr Redak-tionen arbeiten mit Front-End-Entwick-lern zusammen, um gleich in der Redak-tion neue Formate und Angebote umset-zen zu können. Wer journalistisch denkt und programmieren kann, ist der Zauber-lehrling unserer Zeit.

stichwort geschäftsmodelle: braucht der digitale Journalismus überhaupt noch eine gedruckte zeitung? und wer bezahlt digi-talen Journalismus?meckel: Ob wir in Zukunft noch ge-druckte Zeitungen haben, entscheiden die Leser. Ich glaube schon, dass Papier

überlebt, aber als teurere Ausnahme, nicht als die Regel. Mir ist es auch egal, ob guter Journalismus auf Papier oder in Bits und Bytes zu mir kommt, Hauptsache es ist guter Journalismus. Viele verwechseln noch immer Trägermedium und Inhalt. Ich glaube an das journalistische Produkt, das mir in aggregierter Form die Welt er-klärt und Orientierung bietet. Vielleicht wächst der Bedarf in unserer komplexen Welt dafür sogar wieder.

hat denn der Journalismus in social-me-dia-zeiten überhaupt noch eine leitfunk-tion?meckel: Hat er. Das sehen wir daran, dass etablierte Medienmarken auch in den so-zialen Netzwerken eine wichtige Rolle spielen. Aber dazu kommen Einzelne, die es verstehen, auf der Klaviatur der Netz-werke zu spielen. Jan Böhmermann ist zu einem der wichtigsten Multiplikatoren und Kommentatoren unserer Zeit gewor-den. Nicht weil er zu einem Medium ge-hört, sondern weil er die richtigen Fragen oder Angebote postet. Ob es das manipu-lierte Stinkefinger-Video von Yanis Va-roufakis ist oder das Video, das zeigt, wie Asylbewerber in Clausnitz von einem grö-lenden Mob empfangen und von der Poli-zei mit Gewalt aus dem Bus gezerrt wer-den. Böhmermann steht für einen neuen Trend: aktivistischer Journalismus.

ist gedruckte zeitung jetzt eher ein orien-tierungs- und nicht mehr ein nachrichten-medium? ist chronistenpflicht überhaupt noch nötig, die leser wissen doch alles schon aus dem internet?meckel: Das Internet ist unser Chronis-tenmedium, und Nachrichten sind Ver-brauchsgüter. Eine Zeitung, ob gedruckt, als E-Paper oder im App-Format muss Orientierung und Überraschung bieten. Das, was ich allemal zu suchen weiß, finde ich im Netz.

Wie und womit schaffe ich da verweil-dauer statt nur Klicks? Was heißt „qualita-tiv“ im internet?meckel: Durch gute Inhalte. Es gibt Web-sites von Medienmarken, die nutze ich prinzipiell nicht. Denn dort erlebe ich re-gelmäßig eine Produktenttäuschung. Eine reißerische Headline drängt mich zum Klick, und dahinter kommt die große Ent-täuschung. Meiner Ansicht nach müssen wir uns viel mehr Gedanken machen, wie wir das Reichweitenmodell der stetig wachsenden Klickzahlen durch ein Mo-dell echten Engagements ergänzen kön-nen. Die „Financial Times“ und der „Eco-nomist“ experimentieren damit schon recht erfolgreich. Es ist doch auch für Wer-betreibende besser, wenn der Nutzer län-ger bleibt, weil er etwas wirklich Interes-santes geboten bekommt, statt dass er nach Sekundenbruchteilen entnervt wei-terklickt.

Was machen deutsche verlage falsch? Was machen sie richtig?meckel: In Deutschland gibt es bislang kein Zeitungssterben wie in den USA. Deshalb machen die Verlage offenbar ei-niges richtig. Aber da ist noch gewaltig Luft nach oben. Im Kern gilt es, schneller und mutiger zu werden darin, neue Dinge auszuprobieren im Wissen, dass im digi-talen Zeitalter alles nur vorübergehend so ist, wie es zu sein scheint.

Miriam Meckel leitet seit Oktober 2014 die „Wirtschaftswoche“. Fotos: stock/Simon

„Wir sind gefordert“Die Journalistin Miriam Meckel hält die anhaltende Kritik an den Medien in weiten Teilen für ungerecht. Sie kann ihr aber auch etwas Gutes abgewinnen.

„Im Kern gilt es, schneller und mutiger zu werden darin, neue Dinge auszuprobieren.“miriam mecKel

„Die journalistischen Kompetenzen sind noch immer das Wichtigste“: Miriam Meckel.

Die perfekte kombinationfür ein gelungenes frühstück.Wir gratulieren der aachener zeitung zum 70. geburtstag.

seite 42 sonntag, 6. märz 201670 JAHRE AACHENER ZEITUNG

von ulrich Kutsch

Die Aachener Zeitung im Internet, es gibt sie in vielen verschiede-nen Formen und Ausprägungen. Da ist die Website unter www.

aachener-zeitung.de mit schneller Infor-mation, sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. Mit Videos und Fotostrecken, mit Newsletter, Leserkommentaren und Ser-vice. Da ist die Mobile-Site unter m.az-web.de, mit den wichtigsten aktuellen News, speziell aufbereitet für die Nutzung unterwegs auf dem Smartphone. Da sind aber auch die AZ-Präsenz auf Facebook, der Twitter-Kanal, das Profil bei Google+. Über die Jahre ist die Zahl unserer digita-len Angebote stetig gewachsen.

Eine der beliebtesten Plattformen ist dabei die digitale Ausgabe der AZ, das so-genannte ePaper. Es bildet die komplette Ausgabe der gedruckten Zeitung auf dem Bildschirm ab. Zunächst im Web gestar-tet, gibt es das ePaper längst auch als App für Android- und Apple-Geräte. Pünkt-lich zum 70. Geburtstag präsentiert sich das Web-ePaper der AZ nun in neuer Form. Sowohl die Optik als auch Struk-tur und Funktionalität wurden über-arbeitet. Das Angebot ist responsiv gestaltet. Das bedeutet, dass sich das ePaper der Größe des Bildschirms anpasst. So lässt sich das neue ePaper auch (mit etwas eingeschränkter Funktionalität) im Browser auf Ta-blet und Smartphone nutzen.

„Bei so komplexen Kommunikations-projekten ist eine geschmeidige und leicht verständliche Benutzerführung sehr wichtig“, betont Janine Huppertz, Desig-nerin und bei der Aachener Agentur Crolla Lowis für das neue AZ-ePaper ver-antwortlich. „Wir haben eine intuitive Nutzeroberfläche geschaffen, die sich re-sponsiv an alle Endgeräte anpasst und gleichzeitig ein klassisches Zeitungsfor-mat auf eine zeitgemäße Art und Weise nutzbar macht.“

lesen, suchen, sammelnDas neue Web-ePaper gliedert sich in

drei Bereiche: Lesen, Suchen, Sammeln (anklickbar in der linken Spalte). Nach dem Einloggen standardmäßig angezeigt wird „Lesen“. Hier dreht sich alles um die aktuelle Tagesausgabe der Zeitung.

Die linke Spalte dient als Navigation. Dort können Sie den gewünschten Zei-tungstitel auswählen oder eine Suche in der aktuellen Ausgabe starten. In der mittleren Spalte werden die Zeitungsin-halte dargestellt – entweder als tatsächli-

che Zeitungsseite oder in Listenform. Von Seite zu Seite gelangt man durch einfa-ches Scrollen nach unten. Ganz rechts findet sich dann der ausgewählte Artikel in einer Leseansicht. Über die Leiste am unteren Bildschirmrand kann sein Inhalt in den Social Networks geteilt, ausge-druckt oder im Original-Layout angezeigt werden. Die kleinen Pfeile erlauben es dem Leser, sich von Artikel zu Artikel durch die gesamte Ausgabe zu klicken.

Der Bereich „Suchen“ ermöglicht so-wohl eine detaillierte Suche als auch das Abspeichern von beliebig vielen Suchan-fragen, die dann automatisiert ausgeführt werden. Die verschiedenen Funktionen erlauben es, das gesamte ePaper-Archiv der AZ zu durchsuchen, das bis ins Jahr 2005 zurückreicht.

Neu ist auch der Bereich „Sammeln“, quasi das persönliche Artikel-Archiv im ePaper. Durch das Speichern von Artikeln über die „Sammeln“-Funktion lässt sich dort in verschiedenen Ordnern eine per-sönliche Sammlung aufbauen. Stoßen Sie beim Lesen oder Recherchieren auf einen passenden Artikel, können Sie diesen per

Klick auf den „Sammeln“-Knopf am unte-ren Bildschirmrand in einem Ihrer Ord-ner ablegen.

Ab sofort haben Abonnenten des ePa-pers die Möglichkeit, das neue Angebot im Web auszuprobieren. Einfach unter der Adresse http://www.aachener-zei-tung.de/epaper/2.0/ mit den eigenen Zu-gangsdaten anmelden.

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App für Apple und AndroidAuf dem Smartphone oder Tablet – mit „AZ-News“, unserer neuen App für Apple und Android, haben Sie immer und überall

einen schnellen Überblick über alle wichtigen Themen des Tages. Ob an der Bushaltestelle, bei der Arbeit oder auf dem Sofa – „AZ-News“ hält Sie auf dem Laufenden, was in der Region und weltweit passiert. Stellen Sie sich Ihre Lieblingsthemen auf der Startseite zu-sammen und „wischen“ Sie bequem und schnell von Inhalt zu Inhalt. Der Download der App ist für Kurzmel-dungen kostenlos.

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von marco rose

Es gibt Fotos, die sich na-hezu unlöschbar in das Gedächtnis ganzer Gene-rationen einbrennen. Das

Bild der einstürzenden New Yor-ker Twin Towers vom 11. Sep-tember 2001 zählt dazu; der tote Uwe Barschel in der Badewanne eines Genfer Hotels (1987); das nackte vietnamesische Mäd-chen, das vor einer Napalm-Wolke flieht (1972). Oder, um ein positives Beispiel zu nennen: der mit Menschen und schwarz-gelben Fahnen gefüllte Aache-ner Markt nach dem Aufstieg der Alemannia in die Erste Fußball-Bundesliga (2006). Es sind Fotos, die die Aachener Zeitung in den vergangenen 70 Jahren mit ge-prägt haben; Fotos, ohne die eine Tageszeitung undenkbar wäre.

Waren es zu analogen Zeiten einige Dutzend Bilder, die die Redaktion täglich sichtete, so ist diese Zahl dank digitaler Tech-nik in den vergangenen Jahren rasant gestiegen: Mehrere tau-send Fotos produzieren und sen-den Nachrichtenagenturen heute an nur einem Tag. Bei internationalen Großereignis-sen schnellt diese Zahl noch ein-mal gewaltig in die Höhe. Doch Masse ist nicht gleichbedeutend mit Klasse. Die Zahl potenzieller Titelbilder bleibt in aller Regel überschaubar.

Blattmacher aus aller Welt fahnden tagtäglich nach dem einen Bild: Die Story des Tages soll es erzählen und dabei emo-tional, packend und technisch brillant sein. Deshalb ist es kein Wunder, dass viele Tageszeitun-gen oft unabhängig voneinan-der zu einer ganz ähnlichen Bildauswahl kommen.

„eine ikonographie“So auch am 13. Januar vergan-

genen Jahres: Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt waren am Vortag in Paris zusammengekommen, um nach dem Anschlag auf das französi-sche Satiremagazin „Charlie Hebdo“ gemeinsam mit hun-derttausenden Bürgern ein star-kes Signal gegen den Terror zu setzen. Wie nicht anders zu er-warten, gingen die Bilder um die Welt. Sie fanden sich prompt auf unzähligen Titelseiten wieder; auch die Aachener Zeitung zeigte auf ihrer ersten Seite An-gela Merkel und François Hol-lande Arm in Arm (Foto oben). Kommentatoren rühmten das Bild so-gleich als eine der „bedeutendsten politi-schen Ikonographien unserer Epoche“. Schon an jenem Sonntag lieferten die Nachrichtenagenturen allerdings weitere Fotos, die daran zweifeln ließen, ob sich die Staatenlenker tatsächlich an die Spitze

des Demonstrationszuges gesetzt hatten. Auf dem Foto in der Mitte erkennt man bereits, dass sich hinter der Gruppe eine Lücke auftut. Fernsehbilder, die auch über die Sozialen Netzwerke Verbreitung fan-den, zeigten schließlich die reale Situa-tion bei der Aufnahme, wie sie auch aus

der Perspektive unseres dritten Fotos her-vorgeht: Tatsächlich waren die Fotos in einer gesicherten und völlig abgeriegelten Straße in Paris entstanden.

In der darauf folgenden Debatte, die vor allem von Manipulationsvorwürfen gegen „die Medien“ gekennzeichnet war,

offenbarte sich ein grundlegen-des Missverständnis: nämlich, dass ein (Presse-) Foto die Reali-tät stets objektiv wiedergeben kann und muss. Das Gegenteil ist der Fall: Ein Foto kann nie-mals objektiv sein. Denn schon die Wahl des Bildausschnitts ist im Zweifelsfall ein Statement. In unserem Beispiel sehen wir ein an sich „unvorstellbares Bild, eine Jahrhundertauf-nahme, ein Wimpernschlag der Geschichte“, wie die „Süddeut-sche Zeitung“ später salbungs-voll schrieb. „Zu sehen waren: unsere Werte, unser Glaube, unsere Stärke. Vor allem aber: unsere Geschlossenheit.“

staatstragender blickTatsächlich hat ein Fotograf

unendlich viele Möglichkeiten, die Bildaussage zu bestimmen, ohne dass man von einer Mani-pulation im eigentlichen Sinne sprechen würde – also einer Re-tusche zum Beispiel. Es be-ginnt, wie beschrieben, mit dem, was der Fotograf zeigt – und was eben nicht. Verwendet er eine lange Brennweite, die die Situation verdichtet? Dann sieht auch ein überschaubares Grüppchen mitunter ein-drucksvoll aus. Greift er da-gegen zum Weitwinkel, erzielt er einen gegenteiligen Effekt. Dann die Perspektive: Nimmt man die „staatstragende“, oft von PR-Strategen zugewiesene Position ein, oder sucht sich der Fotograf seine eigene Perspek-tive?

Ein weiteres, auch von Le-sern immer wieder heiß disku-tiertes Motiv sind die Bundes-kanzlerin und ihr sehr wechsel-haftes Mienenspiel. Im Verlauf einer Pressekonferenz oder Bundestagssitzung kann man vermutlich von jedem Men-schen mehr oder weniger vor-teilhafte Porträts aufnehmen. Kaum ein Politiker hat seine Gesichtszüge so unter Kon-trolle, dass sie nicht mindestens einmal heftig entgleisen wür-den. Am Ende einer Pressekon-ferenz hat der Fotograf dann in der Regel eine energisch wir-kende Kanzlerin im Kasten; aber eben auch eine, die schon mal müde aussieht oder sonst wie unvorteilhaft. Läuft es poli-tisch gerade rund, gehen solche Fotos nur selten über den Ti-cker. Stehen die Aktien dagegen nicht so gut, werden die Redak-tionen mit derlei Fotos förmlich

überschüttet.So wird die Bildauswahl in der Redak-

tion schon mal zum Politikum. Bei den Fotos aus Paris zum Beispiel war allen Be-teiligten schnell klar: In diesem Fall zählt einzig und alleine die Botschaft. Deshalb darf am Ende auch ein gestelltes Bild Ge-schichte schreiben.

Eine Frage der PerspektiveFotos erzählen Geschichten. Manche schreiben sogar Geschichte. Ein objektives Foto aber wird es wohl niemals geben.

Eine Szene, drei Fotos, drei Perspektiven: Am 15. Januar 2015 erinnern Staats- und Regierungschefs aus aller Welt in Paris an die Opfer des Anschlags auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Doch die Politiker setzen sich nicht an die Spitze des Zuges, wie das obere Bild suggeriert; sie bleiben unter sich. Fotos: dpa

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So machen w Jeden Tag neu, jeden Tag anders, jeden Tag spann

Viele Ideen, viele Gespräche, jede

die seite 1

die abendkonferenzdie onliner www.az-web.de und das Ange-bot auf Facebook, Twitter oder

WhatsApp sind unsere schnells-ten Kanäle. Online-Redakteur

Lars Brepols und seine Kollegen machen digital Tempo.

Mittlerweile ist klar, wie die Titelseite aussehen soll. Fotos und Grafiken wer-den ins Layout eingefügt, Artikel und Meldungen redigiert, also bearbeitet, gekürzt oder ergänzt, mit Schlag- und Unterzeilen versehen.

Um 18 Uhr hat die Ausgabe schon ein Gesicht. Am Bildschirm wird Seite für Seite noch einmal kri-tisch diskutiert: Was fehlt? Sind

die Themen richtig gewichtet? Stimmt die Optik?

Auf der Autobahn 4 ist kurz hinter der niederlän-

dischen Grenze ein Che-mielaster verunglückt. Der

Fahrer stirbt. Die Autobahn ist bereits seit 20 Stunden

gesperrt. Kilometerlange Staus sind die Folge.

die Konferenzendie nachricht Diskutieren über die Ausga-

be von morgen: Erst um 11 Uhr in der Themenkonferenz (Bild),

dann um 11.30 Uhr in der Re-daktionskonferenz. Was sind die

wichtigsten Themen? Welche schaffen es auf die Titelseite? Der

Lkw-Unfall auf jeden Fall.

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Wir gratulieren dem

Zeitungsverlag Aachen

zum Jubiläum 70 Jahre

Aachener Zeitung und

wünschen viel Erfolg

für die Zukunft!

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Glückwunsch

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2005

2004

2003

2002

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wir Zeitung! nnend: Ein Blick in unsere Aachener Zentralredaktion.

de Menge Themen – und 5000 Bilder.

dpa, afp, kna, epd: Kürzel, die jede Leserin und jeder Leser kennt. Die Nachrichtenagen-turen liefern Nachrichten, Reportagen, Hin-tergründe aus NRW und aller Welt. Es ist eine Menge: pro Tag etwa 2500 Texte – und mehr als 5000 Bilder und Grafiken.

Sie sind ganz nah dran am politischen Geschehen in der Hauptstadt: Unsere Berli-ner Korrespondenten (von links) Dr. Gregor Mayntz, Eva Quadbeck, Birgit Marschall und Jan Drebes liefern Hintergründe, Analysen, Interviews und Kommentare.

die agenturendas hauptstadtbüro

die Korrektoren die druckerUnd jetzt wird Druck gemacht: Um 22.15 Uhr laufen die Rotationsma-

schinen zum ersten Mal an. Nach dreieinhalb Stunden ist das letz-

te Exemplar der Stadtausgabe Aachen unterwegs zum Leser.

Zeitung machen ist (auch) ein Kampf gegen die Uhr – und gegen die Fehler.

Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Korrektorat sorgen jeden Abend dafür, dass es möglichst wenige bis in die ge-

druckte Zeitung schaffen.

Schaltstelle der Zentralredak-tion in Aachen. Hier laufen die Fäden zusammen, werden die

überregionalen Seiten geplant und gestaltet, bearbeitet und aktualisiert, werden Print und

Online koordiniert – von 9 Uhr früh bis 23 Uhr abends.

der newsroom die lokalredaktionUnsere Lokalredaktionen – hier

Albrecht Peltzer, Leiter der Stadt-redaktion Aachen – sind das Herz

der Zeitung. Denn nichts bewegt und interessiert Leser mehr als das Ge-

schehen in ihrem Heimatort. Und deswegen geben wir regionalen The-men Vorfahrt – ob auf der Titelseite,

im Wirtschaftsteil oder im Sport.

Fotos: Harald Krömer (7), Andreas Steindl (3), Ralf Roeger

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seite 46 sonntag, 6. märz 201670 JAHRE AACHENER ZEITUNG

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2007

2006 Tote sprangen über Bord Aus Jahrzehnten: Stilblüten, Kuriosiäten und der böse Fehlerteufelvon hans-peter leisten

Der Blick geht zurück in die Zeit, als der Bleisatz die Schriftset-zerei der Zeitung beherrschte. Als die Redakteure ihre Artikel

mit der Schreibmaschine tippten und von Hand die Buchstaben ausgezählt werden mussten, um zu sehen, ob eine Über-schrift auch wirklich in die Zeitungs-spalte passte. Auf den letzten Millimeter wusste man das nie – aber gerade der konnte entscheidend sein. . . Es war An-fang der 70er Jahre, als in der Teverner Heide Steinzeitfunde entdeckt wurden und die damalige Volkszeitung diese Ge-heimnisse natürlich ihrer Leserschaft ver-raten wollte. Der Redakteur titelte „Tever-ner Heide gibt Geheimnisse frei“ und gab als Kürzungsoption – „falls zu lang bitte Singular“ mit auf den Weg in die Schrift-setzerei. Der Plural war in der Tat zu lang. Und was stand am nächsten Tag im Blatt? Man ahnt es vielleicht: „Teverner Heide gibt Singular frei“. . .

Auch vor über 40 Jahren lauerten Tü-cken in der alltäglichen Produktion des Blattes. Fehler sind menschlich, auch wenn sie selbstverständlich nicht passie-ren dürfen. Hin und wieder rutsch(t)en sie durch – aber sehr oft wurden und werden sie aus dem täglichen Meer der Worte und Sätze herausgefischt.

Nie erschienen sind zum Beispiel: als fast vollzogener Kannibalismus die „ge-würfelte und anschließend gehackte Charlotte“ in einem Aschermittwochs-Fischrezept; dass der Aachener RC Zug-vogel seit „1973 Jahren das Rennen rund und Dom und Rathaus“ veranstaltet, darf genauso bezweifelt werden wie das durch-aus ehrenwerte Engagement eines Klein-gärtners, der „knapp eine Million Arbeits-stunden in den Verein investiert hat“. Der Gute hätte nämlich in seinem dann er-forderlich rund 120-jährigen Leben rund um die Uhr für den Verein schuften müs-sen. Bei einer Gala des AKV hätte es bei-nahe „Krawattenspieße“ zu essen gege-ben, wohingegen sich bei einer Karnevals-sitzung in der Eifel angesichts der tollen Stimmung eine „Bolognese“ auf den Weg durch den Saal machte. Zum Glück wurde sie beim Korrekturlesen gestoppt. Der einstige Aachener OB Hermann Heusch hätte sich vermutlich an seiner weisen Stirn gekratzt, wenn er gelesen hätte, dass nicht er 1964 einen Wanderpreis für Gärt-ner gestiftet hätte, sondern „Aachens OB Hermann Hesse“.

Nicht alle literarischen Tretminen sind in den Redaktionen oder Büros der freien

Mitarbeiter scharf geschaltet worden. Vieles wird im besten Sinne „untergeju-belt“. Manchmal echt gemein. Wegen der „orthographischen Lage Haarens“ sollte eine Ankündigung auch außerhalb der Aachener Grenzen erscheinen, und wer wäre nicht gerne zu einer Karnevalssit-zung mit „vielen unbekannten Gaststars“ geeilt. Genauso wie zu Sänger Alo B. (Name geändert) und seinem Erfolgs-schlager „Ich war 1000 Mal besoffen“ – Einladung übrigens gezeichnet von – Alo B.

Eine Bemerkung vorweg, bevor sich der Scheinwerfer auf die ein oder andere Poli-zeimeldung richtet: Folgendes ist nicht von aktuell agierenden Ordnungshütern verfasst, die – natürlich – einen anderen Job als den des Literaten gelernt haben. Lustig ist‘s trotzdem – wenn „die Narren ihren Totalitäten“ zujubeln, eine Frau an-gesichts eines Unholdes „in ihrer Wort-wahl die Grundzüge mitteleuropäischer Höflichkeit kurzfristig außer Acht“ ließ, ein „Täter in vorgetäuschter Kaufabsicht einen Verkaufsraum betrat und unmittel-bar zur Begehung eines Raubdeliktes an-setzte“. Ein „nicht mehr fahrbereites Fahrzeug wird auf eigenen Wunsch ab-geschleppt“, und – jetzt wird‘s gemeinge-fährlich – zwei Verletzte werden „durch einen Notarzt versorgt und anschließend schwer verletzt dem Klinikum zuge-führt“. Wie gut, dass der Gelenkbus, in dem „sich ein Brandgeschehen entwi-

ckelte, nach ersten Erkenntnissen ein ohne Fahrgäste besetzter Bus“ war. Selbst Sherlock Holmes wäre wohl mit seinem Latein am Ende, wenn er ermitteln müsste, ob es sich bei einer „Leiche ohne Kopf um das Opfer eines Selbstmordes“ handelt. In keinem Fall handelte es sich dabei aber um jenen Mann, der sich erst „mit einem Revolver in den Kopf schoss und diesen dann in hohem Bogen in den Obersee warf“. Den Kopf, den Revolver?? Egal.

Genug der „Polizeischelte“. Nicht er-schienen sind, weil dann doch eindeutig zu jeck, die Formulierungen „Oratio, die Prinzengarde ist da“ oder auch ein rhei-nisch-jeck fraternisierendes „Oche He-lau“.

olympiade in monschauUnd doch – man muss dazu stehen –

gibt es auch Formulierungen, die durch die Korrektur hindurch ins Blatt gerutscht sind. Dass zum Beispiel „Die Olympiade in Monschau Kunden anlockt“ hätte nie-mand in Frage gestellt – die Athleten hät-ten sich ja einfach nur nicht in Moskau treffen müssen. Als der Vorstand von Alemannia einst Verstärkung brauchte, fiel die Wahl auf „einen Mann von Basket-ballgröße, der den präsidialen Fußball-Wasserkopf aufblähte“. Wenige Jahre spä-ter wollten da die Fans der Schwarz-Gel-ben nachlegen und sangen nach einem

Sieg über Bayern München (kein Druck-fehler. . .) in der Stadt „Zieht den Bayern die Lederhoden aus“. Was nun selbst für Bayernhasser zu weit gegangen wäre. Das hätte auch „Bundeskanzler Jupp Derwall“ so gesehen.

Genug! Fast, einer geht noch – auch wenn der Hintergrund ein trauriges Bootsunglück in Asien war: „Vier der zu-nächst geborgenen Toten ertranken, als sie über Bord sprangen.“ Jetzt aber Schluss. In den Redaktionen sitzen Men-schen, klar, und dieser Spezies hat auch modernste Technik die Möglichkeit zu Fehlern noch nicht austreiben können. Wir versuchen das im mitunter doch sehr rasanten und lauten Berufsalltag jeden Tag. Versprochen. Und wenn doch ein Fahler passiert? Vielleicht hilft ein drei-faches Oche, Düren oder Moskau Helau!

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„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“(Drucker, Verleger und Staatsmann Benjamin Franklin)

Freiheit ist die Grundlage allen kreativen Schaffens.Sie ist Privileg und Pflicht zugleich.

Die Gewerbefreiheit ist Quelle fürWachstum undWohlstand.Die Pressefreiheit ist Garant für Direktheit und Demokratie.

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sonntag, 6. märz 2016 seite 47 70 JAHRE AACHENER ZEITUNG

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Die hier abgebildeten 70 Titelseiten er-halten Sie als sonderdruck in unserem Aachener Verlagsgebäude (Dresdener Str. 3), im Kundenservice Medienhaus im Elisenbrunnen sowie auf unserem Stand auf der Euregio Wirtschaftsschau. Dort werden die Titelseiten auch ausgestellt.

Zitate, ZitateAus Begegnungen Prominenter mit der Redaktion Was für eine Fülle an Gesprächspartnern! An Re-daktionsbesuchen und Interviewterminen. An Begegnungen und Zitaten. Das Spektrum ist für eine Regionalzeitung beachtlich. Es reicht von Weltstars wie Peter Ustinov und Roger Moore über Spitzenpolitiker wie Helmut Schmidt, Mi-

chail Gorbatschow, Helmut Kohl und Angela Merkel bis zu Musikgrößen verschiedener Genres wie Anne-Sophie Mutter, David Garrett und Udo Jürgens. Die Zitate sind beispielhaft für viele Be-gegnungen mit Menschen, die etwas zu sagen haben.

„Das ganze Gerede von der gemeinsamen EU-Außenpolitik hat sich als reines Geschwätz entpuppt.“ helmut schmidt / 2003

„Ich habe mich in einer Reihe von Dingen getäuscht, das gebe ich offen zu.“ helmut Kohl / 2005, zur Wiedervereinigung

„Man muss neugierig sein. Man muss neue Dinge ausprobieren.“ sir christopher lee / 2012

„Wenn wir ab und zu auch betrachten, was wir alle zusammen in Deutschland schon geschafft haben, dann macht das allen Mut und gibt Schwung, die Aufgaben, die vor uns liegen, in Angriff zu nehmen.“angela merKel / 2012

„Es scheint mir typisch für dieses Land, dass eine Zeitung sich so viel Mühe gibt, um den Ärmsten zu helfen.“ sir peter ustinov, unicef-botschafter / 1998

„Es ist wichtig, dass wir Menschen zusammenhalten und füreinander einstehen.“ eva padberg / 2015

„Wir halten uns für ziemlich stark. Aber wir sind ganz zart. Ein Mensch ist leicht kaputtzukriegen.“ ulrich mühe / 2006

„Wir verlieren alle gemeinsam oder wir gewinnen alle gemeinsam.“ Jean-claude JuncKer / 2012

„Honecker stand wippend neben uns. Ich hatte das Gefühl, dass er sich irgendwie in Trance befinden musste, dass er nicht ganz da war.“ michail gorbatschoW / 2008, über seinen besuch in ostberlin im oKtober 1989

„Als Musiker ist man ein Leben lang auf dem Weg zum Ideal.“ anne-sophie mutter / 1982

„Meine Frau ist für mich das einzig wahre Bond-Girl.“ sir roger moore / 2013

„Das politische Verhältnis zwischen Westeuropa, Mitteleuropa und Russland ist noch zu regeln.“ gerd ruge / 1994

„Das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe, stammt von einer Radfahrerin, die mich angerempelt hat: Entschuldigung, ich habe Sie übersehen.“ luciano pavarotti / 1991

„Ich denke, es gibt keine Zufälle, alles geschieht in Konsequenz.“ hardy Krüger / 1996

„Sagen Sie Ihre Meinung! carola stern / 2005

„Ich beurteile inzwischen Menschen nicht mehr nach ihrer Parteizugehörigkeit, sondern danach, wie weit sie den Rahmen ihrer Partei sprengen können, auch wenn es ihnen schadet.“ günter Wallraff / 1994

„Die Quelle vieler Übel ist die Sünde der Gleichgültigkeit. Sie widerspricht dem Anstand.“ WladyslaW bartoszeWsKi / 2010

„Viele Kollegen lieben ihren Beruf nicht. Ich liebe ihn.“ götz george / 1997

„Sobald man irgendeinen Film macht, sollte man möglichst wissen, warum man ihn unbedingt machen will“.“ Wim Wenders / 2014

„Meine Grand-Prix-Lieder sind um die Welt gegangen, davon sind selbst die Erstplatzierten heute weit entfernt.“ udo Jürgens / 1996

„Niemand muss mir etwas darüber erzählen, wie man gute Sätze schreibt. Den Tag, an dem ein schlechtes Buch von mir erscheint, werden Sie nicht erleben.“ John irving / 2010

„Ich würde gerne singen können.“ meredith michaels-beerbaum / 1996

„Wir alle sollten uns politisch engagieren, um das Leid unschuldiger Menschen zu lindern.“ pierre brice / 2003

„Ich ärgere mich nur, wenn ein schlechtes Bild viel Geld bringt.“ gerhard richter / 2015

„Ja, ich habe immer das Gefühl, dass man alles verlieren kann. Es entspricht doch im Grunde der Wirklichkeit.“ ruth Klüger / 2001

„Aachen war für mich als Kind in erster Linie Arbeitsstätte.“ david garrett / 2009