DEUTZ - Archiv Axel Oskar Mathieu

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Deutz 1907 – ca. 1950 Zusammen mit dem Polytechniker Eu- gen Langen gründete der ehemalige Kolonialwarenvertreter und Erfinder Nicolaus August Otto (1832 – 1881, Dr. e.h. ab 1882) am 31. März 1864 die N.A. Otto & Comp., Cöln am Rhein. 1872 erfolgte der Umzug nach Deutz, Mühlheimer Chaussee (später Mühlh- eimer Straße 137 – 149) und die Umbe- nennung in Gasmotoren-Fabrik Deutz A.-G., Deutz bei Cöln. Rückgrat des Unternehmens war der von Otto ent- wickelte stationäre „Atmosphärische Motor“. Zwischen 1861 und 1876 verwirk- lichte Otto, auf den Motor-Entwick- lungen des Franzosen Etienne Lenoir aufbauend, den Viertakt-Motor zur Se- rienreife. Als Otto-Motor bildete er die Grundlage des modernen Fahrzeug- 1 DEUTZ vor 1900 14.06.1892 – 749 1908 Deutz-Pflug-Lokomotive 1908 Deutz-Spiritus-Motor-Pflug 1906 / 1907 Die älteste Grubenlokomotive der Welt von Deutz 1896

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Deutz1907 – ca. 1950

Zusammen mit dem Polytechniker Eu-gen Langen gründete der ehemaligeKolonialwarenvertreter und ErfinderNicolaus August Otto (1832 – 1881,Dr. e.h. ab 1882) am 31. März 1864 dieN.A. Otto & Comp., Cöln am Rhein.1872 erfolgte der Umzug nach Deutz,Mühlheimer Chaussee (später Mühlh-eimer Straße 137 – 149) und die Umbe-nennung in Gasmotoren-Fabrik DeutzA.-G., Deutz bei Cöln. Rückgrat desUnternehmens war der von Otto ent-wickelte stationäre „AtmosphärischeMotor“.Zwischen 1861 und 1876 verwirk-

lichte Otto, auf den Motor-Entwick-lungen des Franzosen Etienne Lenoiraufbauend, den Viertakt-Motor zur Se-rienreife. Als Otto-Motor bildete er dieGrundlage des modernen Fahrzeug-

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vor 1900

14.06.1892 – 749

1908

Deutz-Pflug-Lokomotive 1908

Deutz-Spiritus-Motor-Pflug 1906 / 1907

Die älteste Grubenlokomotive der Welt von Deutz 1896

baus und trägt noch heute den Namendes Erfinders.Zu den bekanntesten Mitarbeitern

gehörten Gottlieb Daimler und Wil-helm Maybach (> Daimler), die von1872 bis 1882 in Deutz arbeiteten.1894 baute die Otto-Gas-Engine-

Works, Philadelphia/USA, eine Toch-tergesellschaft der Gasmotoren-FabrikDeutz, 14 Zugmaschinen mit 26-PS-Benzinmotoren nach Plänen des Deut-zer Ingenieurs Paul Winand.In Deutschland nahm die Gasmoto-

ren-Fabrik Deutz auf Initiative der Brü-der Gustav und Dr. Arnold Langen1905 den Bau von motorisierten land-wirtschaftlichen Maschinen („Pflug-Lokomotiven“) auf. Die 1906 begon-nene Produktion von Acker- und Stra-ßenschleppern erwies sich ebenso als

Fehlschlag wie eine weitere 1908 nachPatenten des Ingenieurs Brey gefertigteKonstruktion.Zur Auslastung der Produktionsan-

lagen versuchten sich die Deutzer ab1907 in Zusammenarbeit mit Bugattiim Automobilbau. Der Vertrieb derFahrzeuge lief über die damals be-kannte Karosseriewerkstatt J.W. Uter-möhle G.m.b.H., Köln. Deutz-Liefer-wagen und -Lastkraftwagen warenwahlweise mit Ketten- und Kardanan-trieb ausgestattet und für 0,6 bis 1,2 tNutzlast ausgelegt. Als Basis standenFahrgestelle mit 24/30-, 30/40- und40/60-PS-Vierzylindermotoren bereit.Erfolglos nahm man an der deutschenLastwagen-Konkurrenz 1909 teil. ImJahr darauf wandte man sich einer32/40 PS-Vierzylinder-Type zu.1910 vereinbarte die Österreichische

Deutz-Autowerke G.m.b.H. (Ö.D.A.),Wien I, Dr. Karl Luegplatz Nr. 9, mitder belgischen Automobilfabrik L’AutoMetallurgique, Société Anonyme inMarchinne-au-Pont, eine Interessenge-meinschaft zur Lizenzfertiung und denVertrieb der > Metallurgique-Wagenmit 16/20, 26/35 und 20/25 PS, für dieman anfänglich die Chassis des TypsÖ.D.A., Lizenz Metallurgique.Die Deutzer gaben die Kfz-Ferti-

gung 1910 wieder auf. Als Bugatti dasUnternehmen verließ, durfte er dasDeutz-Markenschild, leicht geändert

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01.09.1928 – 394 590

01.09.1928 – 394 591

Deutz-Auto-Werbung Dezember 1908

Bis 1921 warb die Gasmotorenfabrik Deutz für ihre gigantischen Motor-Pflüge

Deutz-Pflug bei der Internationalen Motorbootausstellung im Dezember 1912

für seine später berühmt gewordene ei-gene Fahrzeugproduktion beibehalten.Gegen Ende des Ersten Weltkrieges

lieferte Deutz Zugmaschinen mit100-PS-Motoren und Kettenantrieb fürdie kaiserliche Artillerie nach Kon-struktionen des Oberingenieurs JosephVollmer. Nach dem Krieg bot man die„Deutzer Trekker“ mit 33 – 40-PS-Vier-zylindern (Benzol, Benzin, Schwerben-zin) in einer überarbeiteten Form zulandwirtschaftlichem Arbeiten friedli-chen Transport-Zwecken an (10 t Nutz-last). Das Fahrzeug hatte drei Gänge,die je nach Übersetzung bis zu 10 km/hermöglichten, Die Kraftübertragungerfolgte mit Ketten, die geschützt imRahmen liefen, auf den Ritzelantriebder Hinterräder. Die Vorderachse warals gefederte Pendelachse mit Achs-schenkellenkung ausgebildet. DasFahrzeug besaß eine Riemenscheibeund eine Seilwinde. Auf einer kleinenPritsche konnten zusätzliche Lastentransportiert werden.1922 ging Deutz dazu über, den Fah-

rersitz des Deutz-Trekker nach hintenzu verlegen. Bei diesem Modell er-probte man das sogenannte MIR-Ver-fahren (Mitteldruckschwerölmotor).Bei diesem liegend eingebauten Motorkonnte nach Auswechseln einiger TeileSchweröl (Diesel) verbrannt werden.Als Antwort auf den „Bulldog“ von

> Lanz erschien 1925 bei der Motoren-

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1928 Deutzer Trekker in der Werbung 1919 1

Rahmen-Schlepper der Motorenfabrik Deutz 1920 1

Von 1919 bis 1920 bauten die Kölner diese Schlepper-Variante 1

fabrik Deutz A.-G. der Diesel-Schlep-per Typ MTH 222 mit liegendem, kom-pressorlosem Einzylinder-Viertakt-Motor (13/14 PS). Der Verdampfungs-kühler verbrauchte 5 l Wasser proStunde. Der Schlepper war äußerlichkaum von seinem Vorbild zu unter-scheiden, mit 2600 kg allerdings deut-lich massiver und schwerer. DieSchleppleistung lag bei 6 bis 8 t.Die Serienfertigung erfolgte in einer

extra errichteten Abteilung der Ma-schinenbauanstalt Humboldt, Köln-Kalk. Schon seit 1924 hatten die Hum-boldt A.-G. und die 1921 in die Moto-renfabrik Deutz A.-G. umgewandelteFirma einen Interessenvertrag. BeideFirmen gehörten zum Konzern desGroßindustriellen Peter Klöckner.1927 folgte der als Rahmenmaschine

konstruierte Schlepper MTZ 120 mit ei-nem nach dem Vorkammerprinzip ar-beitenden, stehenden 18-PS-Zweizylin-der-Viertakt-Dieselmotor (750 U/min),der umlaufgekühlt war. Die Fahrzeugewaren sowohl für den landwirtschaftli-chen als auch für den gewerblichenStraßenbetrieb (Schleppleistung 10 bis12 t) konstruiert. Anfänglich verwen-dete man Vollgummi-, später jedochauch Luftreifen. Ein landwirtschaftli-cher Einsatz dürfte jedoch auf Grundseines Eigengewichts (2,9 t) kaum inFrage gekommen sein, als Straßen-Zug-maschine versah er allemal seinenDienst. Im Frühjahr 1928 brachten dieDeutzer zwei neue Schlepper (Vier-

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Die zwei Schlepper-Konzepte der Deutzer in

der Zeitungswerbung 1928 1

Die Deutzer Antwort auf den Lanz-Bulldog: Modell MTH-222 in der Zeitungswerbung 1927 1

Deutz-Diesel-Straßenschlepper MTZ 120 (27/30 PS) 1

Der Rahmenschlepper der Deutzer 1926 1

taktdiesel) heraus. Der größere mit27/30-PS-Zweizylinder-Viertakt-Dieselvermochte 25 t zu schleppen.Mehr Erfolg in Landwirtschaft und

Gewerbe war dem 1930 als Weiterent-wicklung erschienenen Typ MTZ 220mit liegendem 27/30-PS-Zweizylinder-Dieselmotor beschieden. Der lang-samlaufende Motor (850 U/min)konnte von Gasöl über Paraffin bis Pe-troleum alle Schweröle verbrennen.1931 erhielt er die Silberne Preismünzeauf der Ausstellung der DeutschenLandwirtschafts-Genossenschaft(DLG) in Hannover. 1932 als MTZ 320(36 PS bei 1050 U/min) weiterentwi-ckelt und verbessert blieb er bis 1936 inProduktion.Im Herbst 1930 vergab die Motoren-

fabrik Deutz einen zehnjährigen Li-zenzvertrag für Lastwagen-Dieselmo-toren an die französische Automobilfa-brik Peugeot und legte damit denGrundstein für den noch heute vor-bildlichen Peugeot-Dieselmotorenbau.

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Deutz Humboldt MTZ 320 40 PS 1935 1

Ein Deutz 1937 mit Generator 1

Die Deutz 30-PS-Schlepper MTZ 220 wurden von 1927 bis 1933 gebaut 1

27.08.1935 – 484952

Werbung für Holzgasgeneratoren 1

1930 fusionierte das Unternehmenmit der Humboldt A.-G., Köln, zurHumboldt-Deutz Motoren A.-G.,Köln-Deutz. Im gleichen Jahr kam ein40-PS-Radschlepper (Typ F M V 117)für den Straßentransport auf denMarkt. Erstmals statte man die Deutz-Schlepper mit Luftreifen aus. Er wurde1933 durch eine bahnbrechende Kon-struktion, den „Stahlschlepper“ F 2 M315 abgelöst. Die Typen-Bezeichnungwar bei Deutz mit der Motorenkennungidentisch, zwischen dem F und dem Mstand die Anzahl der Zylinder (2), esfolgte die Baureihe (3) und danach derHub in Zentimetern (15). Seinen popu-

lären Namen „Stahlschlepper“ ver-dankte er der konstruktiven Besonder-heit, einem geschweißten Stahlblechge-häuse, das Getriebe und Hinterachseaufnahm. Dieses Getriebegehäusewurde bis in die fünfziger Jahre beiDeutz-Schleppern beibehalten. Der inmoderner Blockbauweise gehalteneSchlepper besaß einen schnellaufenden,stehenden Zweizylinder-Diesel, der aus3393 Kubikzentimetern bei 1180 U/min28 PS herausholte.Den 1935 herausgebrachten großen

50-PS-Schlepper (Typ F 3 M 417 ab1937 Typ F 3 M 317) mit einem nurdreifach gelagerten Dreizylinder-Die-

selmotor rüstete man ab 1941 auch mitHolzvergaser aus. Um den Motor zustarten, war eine Druckluft-Startvor-richtung erhältlich.Nicht unerwähnt bleiben darf der im

Grunde auch zur Familie der Stahl-schlepper gehörende, wohl populärsteDeutz, der sogenannte „11er“ (11-PS-Einzylinder-Diesel). Der kleine Schlep-per Typ F 1 M 414, der 1936 erschien,stand für den Bauernschlepper der Vor-kriegs- und frühen Nachkriegszeitschlechthin. Er verhalf der Motorisie-rung der klein- und mittelbäuerlichenLandwirtschaft zum endgültigenDurchbruch.1936 erfolgte die Fusion mit der

> Magirus A.-G., Ulm (mit der man1935 schon einen Interessenvertrag ab-geschlossen hatte), und 1938 die Um-benennung in Klöckner-Humboldt-Deutz A.-G. (KHD), im Zweiten Welt-krieg einer der wichtigsten Rüstungs-produzenten für Fahrzeuge und Moto-

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23.09.1935

10.11.1939 – 521234

1952

Der Deutz Straßenschlepper F 2 M 315 mit 28 PS aus den Dreißigern

Deutz 50-PS-Schlepper in der Acker-Ausführung

ren. Der seit 1933 geplante Bau eigenerDeutz-Lkw wurde endgültig aufgege-ben, um nicht dem renommierten Ul-mer Nutzfahrzeugbau im nun eigenenHaus Konkurrenz zu machen.Zum Schutz gegen die Unbilden der

Witterung stattete man die Straßen-schlepper mit geschlossenen Fahrer-häusern aus. Optisch besonders gelun-gen war der 1937 als Zwischentyp prä-sentierte Eil-Schlepper Typ F 2 M 317,der jedoch nur kurze Zeit angebotenwurde. Sein Zweizylinder-Diesel leistete

35 PS bei 1350 U/min. 1938 erfuhr dasSchnellschlepper-Programm abermalseine Erweiterung. Unter der Typenbe-zeichnung F 4 M 517 stellte KHD einenneuen Vierzylinder-Deutz-Diesel mit100 PS Leistung vor. Der Schlepper be-saß eine Zugleistung von etwa 25 t undereichte 50 km/h Höchstgeschwindig-keit.Das Schell-Programm von 1939, das

nicht in letzter Konsequenz zum Zugekam, hatte eine Reduzierung der Ty-penvielfalt auf einen einzigen 30-PS-Schlepper verordnet. 1943 baute Deutznoch einen 25-PS-Holzgas-Schlepperals Universal-Schlepper. Bis zur kriegs-bedingten Produktionseinstellung 1944

wurden insgesamt rund 12 000 „Stahl-schlepper“ gebaut.Die Nachkriegsproduktion begann

1949 mit den alten 35- und 50-PS-Schleppertypen, die vorübergehend beiMagirus in Ulm hergestellt werdenmussten.Die Einführung des luftgekühlten

Dieselmotors für den Schlepper-, Om-nibus- und Lastkraftwagenbau stellteeine weitere Pioniertat des Deutzer Un-ternehmens dar. Luftgekühlte Deutz-Diesel wurden zum Charakteristikumder Magirus-Fahrzeuge und bliebenlange Zeit das Antriebsaggregat auchfremder Fahrzeugfabriken (z. B.> Faun).

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Eine Deutz-Holzgas-Universalschlepper-Maßskizze von 1943

Deutz 36-PS-Verkehrsschlepper 1938

1975 – 1976

1975

2003

2003

1950 erschien der direkte Nachfolgerdes 11er Bauernschleppers, dessen PS-Leistung zuletzt sogar noch auf 12 PSgesteigert worden war. Der neue F 1 L514 (15 PS) wurde der Ahnherr einerweltbekannten Baureihe luftgekühlterDeutz-Schlepper.Die allgemeine Fahrzeugentwicklung

machte die Nutzung von Schleppern imStraßentransport überflüssig. Straßen-nutzfahrzeuge kamen aus den Magirus-Werken in Ulm und Mainz. 1975 ver-kaufte KHD diesen Zweig an die> IVECO-Industrial Vehicles Corpo-ration B.V., Sitz Amsterdam.Danach befasste sich der KHD-Kon-

zern vorwiegend mit der Herstellungvon Motoren, Turbinen, landwirt-schaftlichen Maschinen (KHD Agrar-technik und Deutz-Fahr-Erntesysteme)und dem Bau von Industrieanlagen.Zum 30. Juni 1995 gab die KHD nachvielen Skandalen und finanziellen Stüt-zungsaktionen die traditionsreicheLandtechnik an den italienischenLandmaschinen-Hersteller Same-Lam-borghini-Hürlimann SpA (SLH), Tevi-glio bei Bergamo, ab, die sich danachSame Deutz-Fahr Group SpA nannte.1996 verlagerte man die traditionsrei-che Traktoren-Produktion aus Köln-Kalk in das bayerische Launingen.10 Jahre Sanierungsarbeiten stellten

sich als vergeblich heraus, als 1996 beider KHD ein Verlust vom mehr als3 Milliarden DM bekannt wurde, derdurch ?? verursacht worden war. Ab1997 heißt die Klöckner-Humboldt-Deutz AG nur noch Deutz AG. Im Juli1998 verkündete Volvo eine beabsich-tigte Kooperation und eine 10-prozen-tige Beteiligung an Deutz zum Bezugkleiner und mittlerer Diesel für Baum-schinen, Laster, Busse sowie Marine-und Industrieanwendungen.

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Omnibus in Argentinien unter der Marke „Deutz“

Werbung der Humboldt-Deutzmotoren A.G. 1938