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intelligenter Holzbau Magazin für Holzbau in Liechtenstein, Werdenberg und Vorarlberg . Ausgabe 2/2006 In die Höhe mit den Holzhäusern Die Arztpraxis, die gesund ist Aussichtsreicher Arbeitsplatz in Holz

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intelligenter Holzbau

MagazinfürHolzbauinLiechtenstein,WerdenbergundVorarlberg.Ausgabe2/2006

IndieHöhemitden Holzhäusern

DieArztpraxis, diegesundist

Aussichtsreicher ArbeitsplatzinHolz

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Die Lehrlinge von heute - das Kapital der Zukunft

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Gesund wohnenauch für Mieter

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Das Ärztehaus in Mauren

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Mehrgeschossiger Holzbau

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«Aussichtsreicher

Arbeitsplatz»

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Die neue Hundegger K2

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Drei GenerationenZimmermänner

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Ferienhaus in FlumserbergUmbau in TriesenEinfamilienhaus in Göfis Einfamilienhaus in Triesen

Seite 12Einfamilienhaus in BalzersÜberbauung in TriesenÜberbauung in GamprinMehrfamilienhaus in Vaduz

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In die Höhe mit den HolzhäusernImpressum

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IndieHöhe mitden

Holzhäusern

Zurück zu den Wurzeln

Bauen mit Holz ist im Trend. Schlagwörter wie Minergie- und Passivhaus sind in aller Munde. Wer heute ein Haus aus Holz baut, ist modern. Dabei ist der Holzbau hierzulande tief verwurzelt - er gehört zum Kulturgut der ganzen Alpennordseite.

Die beiden Ärzte Pepo Frick und

Egon Matt, bauten in Mauren ein

zukunftsweisendes mehrgeschossiges

Holzhaus. Sie konnten nicht

nachvollziehen, weshalb ihr

Haus eine solche Aufmerksamkeit

erregte. Holz ist der älteste

Baustoff der Welt - was haben sie

also anderes getan, als sich auf

die Wurzeln zu besinnen?

Der Tradition zum Trotz wurde der

Holzbau immer mehr verdrängt,

Ammenmärchen machten sich breit

und halten sich bis heute.

Viele glauben nach wie vor,

dass zum einen ein Holzhaus

brandgefährdeter sei als aus

anderen Baustoffen erzeugte

Bauten und zum anderen, auch von

der Statik her den geforderten

Ansprüchen nicht entspreche. Ein

mehrgeschossiger Holzbau? Für

viele eine absolut abstruse Idee.

All diese Bedenken gegenüber

einem Holzbau sind unbegründet

- vorausgesetzt, man lässt

einen Fachmann ans Werk. Einem

stattlichen Mehrfamilienhaus

oder gar einem Hochhaus aus Holz

steht also nichts mehr im Wege.

Somit können auch Mieter endlich

gesünder wohnen. Ein Vorteil, das

bisher fast ausschliesslich jenen

zustand, die sich ein Eigenheim

aus Holz leisten konnten •

Christoph Frommelt

Impressum

Gesamtproduktionmjm.cc AG, basel/maurenwww.mjm.cc

Konzept und RealisierungMartin J. Matt

Redaktion und TextSandra Steiner

Inhaltliche RedaktionAnton FrommeltChristoph Frommelt

FotografieIngrid Delacher

LektoriatAlexander Batliner

DruckGutenberg AG, Schaan

Auflage33‘000

Jegliche Nutzung der Inhalteist ohne ausdrückliche Genehmigung der Firma Frommelt Zimmerei und Ing. Holzbau AG nicht gestattet.

© Frommelt Zimmerei undIng. Holzbau AG, Schaan

Oktober 2006

intelligenterHolzbau|Seite�

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DieLehrlingevonheute– dasKapitalder Zukunft

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Ausbildung wird bei der Frommelt Zimmerei und Ing. Holzbau AG gross geschrieben: Zurzeit erlernen beim Schaaner Familienunternehmen sechs junge Männer den traditionsreichen Beruf des Zimmermannes, zwei weitere absolvieren eine Anlehre. Ein Beruf, der in den letzten Jahren einen enormen Wandel erlebte.

«Als ich noch in die Lehre ging,

lernte ein Zimmermann, wie man

Dachstühle baut», erinnert sich

Christoph Frommelt. Seit einiger

Zeit jedoch erlebt das Baumaterial

Holz eine regelrechte Renaissance:

Man besinnt sich wieder auf alte

Werte und baut Häuser aus Holz.

Ökologisches und gesundes Bauen

ist heute aktueller denn je.

Es hat sich gezeigt, dass das

Material Holz hierfür der ideale

Baupartner ist. Der Holzelementbau

fand seinen Weg vom Entwurfspapier

auf die Bauparzelle und der Beruf

des Zimmermannes erhielt eine ganz

neue Perspektive: Seither zimmert

der gelernte Zimmermann nicht nur

Balken für Dachstühle sondern

fertigt ganze Gebäude an.

Umfassende Ausbildung garantiert

Für junge Leute, die diesen

Beruf heute erlernen wollen,

ist es von Bedeutung, dass sie

Einblicke in alle Bereiche

des Berufes erhalten. Bei der

Frommelt Zimmerei steht deshalb

eine ganzheitliche Ausbildung im

Zentrum, die allen Aspekten des

Berufes Rechnung trägt.

Möglich ist dies jedoch nur,

weil die Frommelt AG - als einer

der wenigen Zimmereibetriebe

der Region - nach wie vor alles

selbst produziert. «Bei uns behält

der Lehrling den Überblick: Er

kennt den Weg, den ein Stück Holz

zurücklegt und zwar von jenem

Moment an, an dem es unbearbeitet

bei uns eintrifft bis hin zu

seiner Verwendung beispielsweise

in einem Einfamilienhaus», erzählt

Anton Frommelt. Die Frommelt-

Lehrlinge werden von Anfang an

in alle Arbeitsprozesse mit

eingebunden und arbeiten zusammen

mit den anderen Angestellten in

Projektgruppen. >

Ein„Spielturm“fürEuropa2003 lancierte der Verein

Holzkreislauf einen Lehrlings-

Wettbewerb, der weitere Kreise

zog, als es sich die Initianten

je erträumten. Das lokale Projekt,

dass Liechtensteiner Forstwart- ,

Zimmermann-, Schreiner- und

Hochbauzeichner-Lehrlinge gemeinsam

ein Gartenhaus aus heimischem Holz

planen und bauen sollten, erregte

europaweit Aufmerksamkeit und

avancierte zum Leonardo da Vinci

Mobilitätsprojekt «Holzkreislauf».

Die Nationalagentur Leonardo da

Vinci Liechtenstein lud im September

Projektträger aus Finnland und

Norwegen nach Vaduz zu einem

Arbeitstreffen ein. Lehrlinge aus

jenen Ländern sollten zusammen mit

Liechtensteiner Auszubildenden den

«europäischen Spielturm» planen und

bauen. Mit dem Projekt wollte man die

internationale Zusammenarbeit im

Berufsbildungswesen vertiefen und

die Attraktivität der Berufslehre

aufzuwerten.

Ein Vorsatz, der gelang: So

wurde beispielsweise die Frommelt

Zimmerei und Ing. Holzbau AG

im Anschluss an das Projekt von

Finnland angefragt, das örtliche

Modell der Lehrlingsausbildung im

hohen Norden vorzustellen. Ein

durch das Unternehmen ausgebildeter

Zimmermann reiste nach Finnland,

um das bei uns etablierte duale

Ausbildungssystem von Schule und

praktischer Arbeit im Betrieb

aufzuzeigen.

Der Verein Holzkreislauf besteht aus

Forstleuten, Sägern, Zimmerleuten

und Schreinern, die sich zum Ziel

gesetzt haben, die nachhaltige Wald-

und Holzwirtschaft in Liechtenstein

zu fördern.

Bild oben: Gartenhaus Projekt

Bild unten: Spielturm Projekt

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Motivierte Mitarbeiter – höhere

Qualität

Die in Teams aufgeteilten Frommelt

Mitarbeiter bearbeiten das Holz

von seinem ursprünglichen Zustand

bis hin zum Endprodukt: «Wir haben

uns bewusst für diese Art der

Arbeitsaufteilung entschieden»,

erzählt Christoph Frommelt. So

ist jedes Team verantwortlich für

sein Projekt - vom Abbund des

Holzes über den Zusammenbau der

einzelnen Elemente bis hin zur

finalen Montage. «Damit gestaltet

sich die tägliche Arbeit viel

abwechslungsreicher und weniger

monoton; die Mitarbeiter sind

motivierter und die Qualität

der Arbeit ist garantiert»,

so Christoph Frommelt weiter.

Eine Arbeitsweise, die auch

1875 Firmengründung

1956 Start Frommelt "Stammbaum" 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 20032004 2005 2006

Florin Lins

Ferdinand NiederbergerYimriman RizanajAtnon Rizanaj

Adrian ChristoforettiOliver Bargetze

Alois Dobler Ralf OehriAdrian Schneider Peter Roth

Ronny Kirschbaumer Markus BüchelNils FedererMichael GuidolinRoger Müller

Markus Wolfinger

Matthias Kaiser Wilfried Allgäuer

Gerhard Kofler

Wolfgang EiterJohann GeneweinRobert BirklAndreas Beck Jakob SchierscherManfred RuppertStefan MaisterEngelbert Britt Mario Beck Martin DermonBenjamin Giger

Renè Kraus

Andreas MarxerMarkus OehriStefan GstachTobias Koelmann Roman MeierAndreas PfeifferPozzi GiacomoJosef Krampel

Manuela Wohlwend Markus Ganahl Andreas Maier Orlando GuntliWendelin Frommelt Lukas Goop Stefan Büchel

Dieter Büchel

Dominik Biedermann

Hermann LutzJosef Beck

Martin Jehle

Erich FrommeltHans-Bapist Beck Oskar Wächselbraun

Resi Frommelt August Held Adelbert Beck Egon MüllerEugen NiggJosef BerischEugen Held

Emanuel Wenaweser Elmar Hartmann Walter Scherer

Erwin Bickel Franz MaisterOtto Schmid Adi StraussenbergerRoland FreundtHelmuth HäusleJosef Walser Hartmut Siebels

Walter Reinher

Otti Willi Walter MetzlerWalter Leitner Fritz Knünz Erich Thesenvetz

Johann SchierscherPeppi ScheuernoslGeorg Egli Jakob Konzett

Herbert HausleSabri AkinAli Göktas

Arthur NiggGeovanni FuscoDomenic HalderEupilo Lo RussoAlfonso Lo RussoJakob Wille Eugen BeckKarl ScheibelhoferNorbert Marxer

Magnus BüchelRefki Rizanaj Urs HaslerLiman Rizanaj

Ekkehard WollwageSilvio Sprenger Christoph Frommelt

Harald Hassler

Manfred JehleFranz Frommelt

Reinhard Grutsch Anton FrommeltJosef Feuerle

Anton BurtscherRainer Ospelt

Helmut NegerRoland Jeitner Hansjörg Jeitner Urs Gantner Werner Kirschner

Christoph EberhartJeton Rizanaj Benjamin BiedermannDomenico Di Stefano Philipp PatschThomas BurtscherAndreas MoserLudwig Moser Hansjürg Kessler

Daniel BüchelEuplio Di Stefano

Antonio CardosoKlemens NussbaumAlwin BüchelPhilipp KindPeter Kogler Sali Rizanaj

Kurt AmannMartin SchädlerAlexander Biedermann Stefan KlotzMarco Brot Brigitte Schwarz Christian SulserMichael WalserValentin Guler Martin Lampert Ivo Quirici

Robert Dubacher

Roger JahnMartin MattRichard HöflerPeter Zwissig Stefan Meusburger Titus Aggeler Sebastiano Pozzi Johann GeneweinReinhard Tangl Michael Dandar

Alfredo Novo-AmeijeiraSimon Thöny

Ramiro Elias Albornoz-HerreraBernhard Steck

Hans-Peter EiterHerbert Hauser Stephan KleinekathöferPaolo DegoMarkus BüchelWolfgang Noser Wilfried BüchelBenno Haas

Martin Willi

Alexandra Fink Remigius Schädler Thomas GassnerIvan AbatePeter FauschUlrike Stocker Manuel Deflorin Philipp HumphreySven Rhyner Daniel Lerchi Roman Friedrich

Christoph Kalberer Renaldo Oehri Raphael BrittAfrim ZeciriJerome Fischer Patrick Lüchinger

Sascha EbelingCengiz YumrutasPhilipp Camerer

Simon ReichertMichael Henkel

Andreas MarxerLukas Wolf

Alois Büchel

Wolfgang Eiter

Steffen Bosch

Oliver JustusNerima Hadziavic

Paul Hauser

DieMitarbeiterderletzten�0Jahre

Aktuelle Mitarbeiter

Aktuelle LehrlingeEhem. Lehrlinge, jetzt Mitarbeiter

Ehemalige Mitarbeiter

Ehemalige Lehrlinge

KarrierechancenvonLehrlingen

Lehre als Zimmermann-/frau

Holzbauingenieur Architekt

Matura/BMS

Zimmermeister

TechnikerPolier

Vorarbeiter

Realschule

Sekundarschule

Gymnasium

Kantonsschule

Oberschule

Realschule

den Lehrlingen zugute kommt.

Diese erleben wie aus einem

Stapel Holz ein stattliches

Haus, ein Dachstuhl oder eine

Treppe entsteht. Und haben die

Möglichkeit, sich in jedem Gebiet

des Zimmermann-Berufes das nötige

Know-How anzueignen.

«Um unsere Aufträge ausführen zu

können, brauchen wir qualifizierte,

hoch motivierte Zimmermänner.

Unsere Lehrlinge sind sozusagen

unser Kapital von Morgen: Ohne

Lehrlinge – keine Zukunft», so

das Fazit von Anton und Christoph

Frommelt •

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wurde gefördert, beispielsweise

mit der neuen Hochschulausbildung

zum Holzbauingenieur. Aber auch

die einzelnen Betriebe haben

in neue und grossformatigere

Produktionsmöglichkeiten

investiert. Und zu guter letzt hat

das stärker gewordene ökologische

Bewusstsein der Bevölkerung die

Nachfrage nach Holz als gut

dämmender und CO2 neutraler

Rohstoff massiv gesteigert.

Wenn man an ein Holzhaus denkt,

kommen einem auch automatisch

Bedenken bezüglich Brandgefahren?

Ist dies nur ein Vorurteil?

Anton: Ja, dies ist ein Vorurteil,

welches leider auch heute noch

sehr stark in den Köpfen einiger

Menschen verwurzelt ist. Fakt ist

aber, dass Versuche beweisen,

dass der Baustoff Holz anderen

GesundesWohnen auchfürMieter

Auch der Mieter hat ein Anrecht auf Wohnqualität – nicht nur der Einfamilienhaus-Besitzer. Dieser Meinung sind Anton und Christoph Frommelt von der Frommelt Zimmerei und Ing. Holzbau AG. Deshalb setzen sie sich auch seit mehr als sieben Jahren für den mehrgeschossigen Holzbau ein.

Der mehrgeschossige Holzbau ist

das derzeit spannendste Thema

der Baubranche. Arbeiten wie das

Holzhochhausprojekt von Meinrad

Morger für die ETH-Studie «Holz

im Hochhausbau» belegen dies.

(Siehe hierzu auch Seite 14).

Nachfolgend ein Gespräch mit Anton

und Christoph Frommelt zum Thema

mehrgeschossiger Holzbau.

Herr Frommelt, welchen Stellenwert

hat der mehrgeschossige Holzbau in

der Region?

Christoph: In Liechtenstein

entwickelt sich ein starker Trend

zum mehrgeschossigen Holzbau. Der

Holzbau an sich erlebte in den

letzten Jahren einen regelrechten

Aufschwung, daraus resultierten

auch immer höhere Holzgebäude.

Nun scheint die Zeit auch für

Holzhäuser mit bis zu sechs

Stockwerken gekommen zu sein.

Wie erklären Sie sich diese

Aufbruchstimmung in einer Branche,

welche eher mit Tradition als mit

moderner Innovation in Verbindung

gebracht wird?

Christoph: Auch früher war schon

eine solche Aufbruchstimmung

spürbar. Zeugnisse dieser

Pionierleistungen sind heute noch

zu betrachten. Nehmen wir das

Beispiel vor unserer Haustüre,

der Alten Rheinbrücke in Vaduz.

Die damaligen Konstrukteure

hatten weder das Wissen noch

das Material, das wir heute

besitzen. Trotzdem haben Sie

eine der grössten baulichen

Herausforderungen dieser Zeit aus

Holz konstruiert. Und die Brücke

trotzt heute noch fast unverändert

jedem Hochwasser. Aber Sie haben

Recht, zu lange hat man nicht mehr

mit der letzten Konsequenz an das

Material Holz geglaubt.

Wann kam die Wende?

Christoph: Vier wichtige

Punkte haben diese schnelle

und erfreuliche Entwicklung

herbeigeführt: Es wurde intensiv

Forschung betrieben und daraus

neue Erkenntnisse in Bezug auf

das Material und den Werkstoff

Holz gewonnen. Die Ausbildung

intelligenterHolzbau|Seite6

ChristophFrommelt

Architekt HTL

Mitinhaber der

Frommelt Zimmerei und

Ing. Holzbau AG.

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Materialien wie Beton und Stahl in punkto Brandverhalten in nichts nachsteht. Voraussetzung hierfür ist natürlich der richtige Umgang mit Holz. Hier kommt der eben schon erwähnte Beruf des Holzbauingenieurs zum tragen. In den letzten Jahrzehnten kamen gut ausgebildete junge Leute in die Branche, welche heute den modernen Holzbau prägen. Holz ist ein brennender Rohstoff der sich im Brandfall sehr gutmütig verhält. Dass Holz bei einem Brand keine giftigen Gase entstehen lässt, ist wesentlich für den Schutz der Bewohner bei einem Hausbrand. Diese positiven Eigenschaften haben auch zur Überarbeitung der Brandschutznorm für den Holzbau geführt, welche neu ein sechsgeschossiges Wohngebäude aus Holz zulässt. Die Rehabilitierung von Holz im Bezug auf Brandschutz ist bei Experten schon lange geschehen. Nun gilt es das Vertrauen der breiten

Öffentlichkeit wieder zu gewinnen.

Gibt es noch weitere Punkte, die

für einen guten Holzbau wichtig

sind?

Anton: Jedes Baumaterial hat

seine eigenen spezifischen

Eigenschaften, so auch Holz als

lebendiger Rohstoff. Ein Planungs-

und Ausführungsteam muss das

Baumaterial Holz verstehen und

über reichlich Erfahrung verfügen.

Ein bekannter Holzbauingenieur

hat einmal gesagt: «Wer nicht

das Handwerk der Holzbearbeitung

erlernt hat, wird diesen Baustoff

nie begreifen und kann mit ihm

auch nicht konstruieren».

Christoph: Wenn wir in die Region

schauen, so hat der Holzbau in den

letzten Jahren nicht nur in der

Menge zugenommen, sondern auch

qualitativ gewonnen. Einerseits

in der statischen Konstruktion,

andererseits hat sich Holz aber

vor allem in den Bereichen Schall-

schutz und Bauphysik durch intensive

Forschung stark weiterentwickelt.

Dies belegt auch die heutige

Marktführerschaft der Holzbranche

im Bereich Passiv Minergiebau.

Hier hat der Holzbau Pionierarbeit

geleistet und neue technische

Entwicklungen vorangetrieben.

Was macht den Holzbau den so

speziell?

Anton: Erstens ist Holz ein

sehr ökologischer Baustoff,

der meistens noch in unseren

eigenen Wäldern wächst. Zudem

hat ein Architekt durch die

Grundeigenschaften von Holz

eine hohe gestalterische

Freiheit und baut auch noch mit

dem Baustoff der regionalen

Tradition. Schlussendlich kann

sich dann der Bewohner durch

die guten Dämmeigenschaften des

Werkstoffes über eine unerreichte

Wohnatmosphäre und ein angenehmes,

gesundes Klima erfreuen.

Warum steht es denn nicht schon

lange, das Hochhaus aus Holz?

Christoph: Ich denke es braucht so

was wie ein Tropfen, einen Impuls,

der die Ära der Holzhochhäuser

einleitet. Solange es noch kein

Holzhochhaus gibt, können wir den

Leuten auch nicht beweisen, dass es

sich lohnt, ein solches zu bauen.

intelligenterHolzbau|Seite�

AntonFrommelt

Holzbauingenieur FH

Mitinhaber der

Frommelt Zimmerei und

Ing. Holzbau AG.

Anton: Ich glaube auch, dass es

eine Frage der Zeit ist, bis sich

ein Architekt oder ein Investor

an ein solches wagt. Wenn wir

sehen, dass im Ausland immer

höhere und grössere Holzgebäude

entstehen und diese bei Mietern

und Investoren Anklang finden,

dann können wir davon ausgehen,

dass das Holzhochhaus auch in der

Region nicht mehr allzu lange auf

sich warten lässt, zumal sich

Architekten, aber auch Firmen oder

Banken durch so ein innovatives

Gebäude profilieren könnten.

Christoph: Im Kanton Zug wurde

ein mehrgeschossiges Hochhaus

als reine Holzkonstruktion

erstellt. Eine Umfrage unter

den Mietern ergab, dass sich

der überwältigende Teil der

Mieter im Holzbau behaglich

und sicher fühlt. Die unüblich

hohe Rücklaufquote von 75% der

versandten Fragebogen zeigt auch,

dass Mieter nicht nur zufrieden,

sondern schlichtweg begeistert vom

Wohnen in Holz sind •

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«EingesundesArbeitsklimahaterstePriorität»

Mit ihrem Ärztehaus aus Holz in Mauren haben Pepo Frick und Egon Matt zusammen mit ihren Architekten einen Meilenstein im Holzbau gesetzt: Sie haben im Land als erste Liechtensteiner ein mehrgeschossiges Holz-geschäftshaus gebaut. Dabei ging es Frick und Matt nicht um den Pionierstatus; vielmehr war ihr Ziel, die Realisation eines gesunden Arbeitsplatzes, der auf ihrer ökologisch bewussten Lebensgestaltung basiert.

Pepo Frick und Egon Matt waren

Pioniere, als sie 1998 in

Mauren mit ihrem Ärztehaus das

erste mehrgeschossige Gebäude

des Landes bauten. Den beiden

Liechtensteinern war damals

jedoch vor allem eines bewusst:

Sie wollten kein Haus aus Beton,

Stein und Stahl. Sowohl Matt wie

Frick sind in einem Elternhaus aus

Holz gross geworden. «Und während

unserer Studienzeit in Basel

lebten wir in einer richtig alten

Abbruchbude», erinnern sich die

beiden schmunzelnd. Zurückgekehrt

in die Heimat, zog Frick zusammen

mit seiner Familie in eine Vier-

Familienhaus-Überbauung aus

Holz. Für ihn kam bereits damals

kein anderer Baustoff als Holz

in Frage. «Wenn ich auswärts in

einem Massivbauhaus übernachte,

fühle ich mich nie wohl: Ich

schlafe nicht gut und schwitze

nachts, was mir in einem Holzhaus

noch nie passiert ist», erzählt

Frick. Seine Erfahrungen mit

Beton und Stein waren nicht gut.

Hinzu kamen ökologische Bedenken

gegenüber einem Massivbau.

«Mein Holzbau wurde aus Bäumen

der Region gefertigt und kann

einmal umweltfreundlich entsorgt

werden», erklärt der links-grüne

Parlamentarier nicht ohne Stolz.

Der Zeit voraus

Obwohl Holz der ursprünglichste

Baustoff überhaupt ist, wirbelte

das klar ökologische Bekenntnis

der vier Familien viel Staub

auf. Die Grünen Linken hätten

sich in ihrer alt-68-iger Kommune

verwirklicht, so der allgemeine

Tenor. «Man erzählte sich, wir

hätten keine Tische und würden

alle zusammen am Boden essen»,

erinnert sich Frick amüsiert.

Dabei hätten sie gelebt wie alle

anderen Familien auch. «Aber halt

in einem Haus aus Holz», so Frick.

«Über mich erzählte man, ich

würde eine afrikanische Hütte ins

Dorf stellen», fällt ihm Matt

lachend ins Wort. Frisch zurück

von seinem Auslandaufenthalt in

Sierra Leone, Afrika, hat Matt

sein Holzhaus mit Lehm verputzt.

Eine Praktik, die heute gang und

gäbe ist, damals aber für heftige

Diskussionen sorgte. «Als wir

schliesslich 1998 mit dem Bau

unseres Geschäftshauses begannen,

fragten mich die Leute, ob ich

nun noch eine Scheune zum Haus

bauen würde», erzählt Matt weiter.

Ein Unterfangen, dem wenig Erfolg

prophezeit wurde. Man riet den

beiden Ärzten davon ab, sich an

ein Holzhaus dieser Grösse zu

wagen.

Ein Haus, das lebt

Noch gab es zuwenig Referenz-

projekte, auf welche die Bauherren

hätten zurückgreifen können. Wer

auf Kunden angewiesen sei, brauche

ein Geschäftshaus mit schöner

Fassade, meinte zudem ein Kritiker

des Projekts. Holz produziert zum

Schutz vor Witterungseinflüssen

eine grau-schwarze Patina. «Unsere

Fassade wird mit dem Alter auch

nicht schöner», wehrte Matt

damals und heute noch ab. «Das

Haus lebt und wird zusammen >

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mit uns älter. Wie soll ich mit

einem Patienten in einem toten,

sterilen Haus über Veränderungen

reden, die das Leben mit sich

bringt?», meint dazu Frick. Das

Geschäftshaus habe sozusagen auch

einen therapeutischen Zweck. «Wir

haben nie das gemacht, was gerade

in war. Wir haben immer so gelebt,

wie wir es mit uns und unserer

Lebensanschauung vereinbaren

konnten und nicht so, wie es uns

andere vorschreiben wollten», so

Frick weiter.

Mit diesem Entscheid stehen die

beiden umweltverbundenen Bauherren

rückblickend als Trendsetter

da: Holzbauten sind heute voll

im Trend, vor allem auch im

Zusammenhang mit dem Energielabel

Minergie. Dabei hatten die beiden

Ärzte damals überhaupt nicht das

Gefühl, sich für einen wahnsinnig

futuristischen Bau entschieden zu

haben. «Holz ist der natürlichste

Baustoff der Welt», so Matt. Alle

anderen Baustoffe seien künstliche

Entwicklungen der Menschheit.

Gesundes Leben und Arbeiten

Darauf angesprochen, ob sie ein

Haus aus Holz nicht nur aufgrund

ihrer persönlichen ökologisch-

politischen Gesinnung heraus

empfehlen würden, sondern auch

aus medizinischer Sicht, war

die Antwort der beiden Ärzte

ein klares und deutliches Ja:

«Wer gesund für sich und seine

Familie bauen will, hat sich aus

medizinischer Sicht mit einem

Holzhaus richtig entschieden»,

sind beide überzeugt. Wohnbiologie sei heute zu einem

wichtigen Thema geworden. «Wir

werden in unserem Praxisalltag

immer mehr mit Schlafstörungen,

Ausschlägen und Allergien

konfrontiert. >

intelligenterHolzbau|Seite�

DieÄrzte

Egon Matt [links] und Pepo Frick

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DasÄrztehausinMauren

Das Ärztehaus in Mauren wurde 1998

gänzlich aus Holz erbaut. Es gilt

als Meilenstein in der regionalen

Holzbau Historie.

> Dabei spielt die Wohn- und

Arbeitssituation eine nicht zu

vernachlässigende Rolle», so

Matt weiter. Nur: Wenn jemand

mit solchen Beschwerden den Weg

in die Praxis fände, sei es

meist schon zu spät. Der Patient

habe oft soeben frisch gebaut

und leide unter den im Haus

verarbeiteten Werkstoffen und

der fehlenden Atmungsaktivität

des Gebäudes. «Ich habe keine

Studien erhoben und ausgewertet

um beweisen zu können, dass

ein Holzhaus gesünder ist als

beispielsweise ein Massivbau. Mein

Gefühl und meine Erfahrung sagen

mir jedoch, dass dem so ist»,

erklärt Frick. Ein Holzhaus sei

nicht nur atmungsaktiv, sondern

auch strahlenabweisend. Er und

Egon hätten den Unterschied nicht

nur an sich selbst sondern auch

an ihren Angestellten erlebt.

Als sich die Gemeinschaftspraxis

noch im alten Postgebäude befand,

hätten die Mitarbeiterinnen

oft unter Kopfschmerzen und

allgemeinem Unwohlsein gelitten.

«Seit wir in unser Holzhaus

umgezogen sind, geht es unseren

Angestellten viel besser. Die

Beschwerden sind wie weggeblasen»,

berichtet Matt. Als Arbeitgeber

trage er die Verantwortung für die

Gesundheit der jungen Frauen, die

für ihn arbeiten würden. «Für uns

hatte ein gesundes Arbeitsklima

für die Mitarbeiterinnen erste

Priorität», so Matt. «Würde uns

ein Patient vor dem Hausbau um

einen medizinischen Rat fragen,

würde wir ihm zu einem Holzhaus

raten», erklären Pepo Frick und

Egon Matt unisono •

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Um eine optimale Betreuung der Kunden und deren Wünsche auch in Zukunft gewährleisten zu können, gilt es, immer auf dem neusten Stand der Technik zu sein. Aus diesem Grunde besitzt die Frommelt Zimmerei und Ing. Holzbau AG seit kurzem eine vollautomatische Abbundmaschine, die sogenannte Hundegger K2. Damit ist das Schaaner Traditionsunternehmen im Umkreis von 40 Kilometern der einzige Zimmereibetrieb, der auf eine solche moderne Anlage zurückgreifen kann.

«Mit der vollautomatischen

Abbundmaschine sind wir nun in

der Lage, Dachstühle in höchster

Qualität zu zimmern. Zudem

besitzen wir die Möglichkeit,

alt hergebrachte Abbundtechniken

wirtschaftlich zu fertigen.

Dies bedeutet auch, dass wir

noch spezifischer auf die hohen

Ansprüche von Kunden und

Architekten an die Ästhetik

eingehen und sie auch umsetzten

können. Es gilt zu bedenken, dass

diese Abbundmaschine für reine

Holzverbindungen eingesetzt werden

kann. Diese wurden in den letzten

Jahren aus Kostengründen nur noch

sehr selten realisiert, jetzt sind

sie wieder kostengünstig möglich,

was unser Angebot erheblich

erweitert», wie Anton Frommelt

erzählt •

Traditionell Bauen dankneuesterTechnik

Beispiele von vielen möglichen

maschinell gefertigten Verbindungen

Schwalbenschwanzve

rbindung

Gratsparen

Wechsel

Diverse Bohrungen in Holzbalken

Strebe

Kehlsparen

Schifter

Hängepfosten

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EinfamilienhausinBalzers

Bauherrschaft: Monika Gstöhl

Standort: Iradug 52, Balzers

Baujahr: 2004

Spezielles: Behindertengerechtes,

bauökologisches und energie-

sparendes Wohnhaus mit

denkmalpflegerischen Auflagen.

ÜberbauunginTriesenZwei Einfamilienhäuser

Bauherrschaft: Edgar Hasler,

Leo Suter

Standort: St. Wolfgangstrasse,

Triesen

Baujahr: 2004

Spezielles: Zwei Holzeinfamilien-

häuser in Rahmenbauweise mit

Minergiedämmstandart ohne

Zertifizierung.

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MehrfamilienhausinVaduzÜberbauung Dohlenweg mit drei

Wohneinheiten.

Bauherrschaft: Marco Elsensohn

und Rosmarie Elsensohn

Standort: Dohlenweg, Vaduz

Baujahr: 2004

Spezielles: Wohneinheiten im

Minergiestandart

Gelbe Fassade: gestrichene

Holzfassade.

Rote Fassade: Max Fassadenplatten.

ÜberbauunginGamprin10 Reiheneinfamilienhäuser

Bauherrschaft: Erbengemeinschaft

Büchel

Standort: Jedergasse, Gamprin

Baujahr: 2003

Spezielles: 10 Wohneinheiten in

energiesparender und ökologischer

Holzelementbauweise.

Fassade: Wärmebehandeltes Holz und

Max Platten.

PROJEKTE>mehrInformationenundBilderzudiesenundvielenanderen

Projekten finden Sie unter

www.frommelt.ag

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DasHolzhausund der BrandschutzHolz ist ein erstklassiger ökologischer Baustoff mit bestechenden statischen Eigenschaften. Holz ist leicht, kann hohe Spannungen aufnehmen und ist nicht selbstdestruktiv. Dennoch ist für viele der Gedanke, in einem Haus aus Holz zu leben, unvorstellbar. Zu gross ist die Angst vor der vermeintlichen Brandgefahr. Im nachfolgenden Interview erklärt Manfred Gsteu, verantwortlicher Leiter für Baurecht und Brandschutz im Hochbauamt der FL-Landesverwaltung, warum dies alles unbegründete Ängste sind und räumt auf mit dem Märchen von den brandgefährdeten Holzhäusern. Anton Frommelt, Geschäftsführer der Xylo AG und Statiker,

hingegen gibt einen Einblick in die statischen Fähigkeiten des Materials.

2005 wurden im Fürstentum

Liechtenstein neue

Brandschutzvorschriften auf der

Basis des Schweizer Regelwerkes

erlassen, die auch den Bau

mehrgeschossiger Holzhäuser mit

bis zu sechs Geschossen erlauben.

Herr Gsteu, was ändert sich durch

das neue Gesetz für den Holzbau

in Liechtenstein?

Manfred Gsteu: In Liechtenstein

ändert sich mit den neuen

Vorschriften nicht viel. Wir

hatten dem Holzbau schon

früher mit den Grundlagen

EinHochhausausHolzEin Hochhaus von über 200 Metern Höhe

sieht die im Auftrag der ETH Zürich

erstellte Studie der Architekten

Morger und Degelo, Basel vor. Es

ist eine Frage der Zeit, bis ein

solches Projekt realisiert wird.

Bereits heute steht die technische

Machbarkeit ausser Zweifel.

MitBrandschutzmassnahmenOhneBrandschutzmassnahmen

5 Min. Branddauer

15 Min. Branddauer

5 in Branddauer

20 Min. Branddauer

Wie weit die Fortschritte

der Brandschutzmassnahmen

sind, zeigt dieses Beispiel

anhand von Aussenfassaden.

Während auf der rechten

Seite die Hinterlüftung

geschossweise durch Blech-

schürzen unterbrochen

wurde, ist auf der linken

Seite die Hinterlüftung

durchgehend und die

Hohlräume sind nicht

abgeschottet.

Rechts breitet sich das

Feuer praktisch nicht

aus, während auf der

linken Seite das Feuer

auf die gesamte Fassade

übergegriffen hat.

des allgemeinen Brandschutzes

aus dem Jahr 1996 keinen

Riegel vorgeschoben, wie dies

die ehemaligen Schweizer

Vorschriften verlangten. Mit

einem entsprechenden Brand-

sicherheitsnachweis haben wir

bereits vor 2005 mehrgeschossige

Holzbauten zugelassen. Ansonsten

hätte beispielsweise das Ärztehaus

in Mauren als Dreigeschosser nicht

gebaut werden können.

Es ist also fast schon eine

Art Unterlassungssünde, dass man

sich nicht schon früher an

mehrgeschossige Holzhäuser gewagt

hat?

Manfred Gsteu: Nun, die rechtlichen

Grundlagen bestanden. Die

Bauherren verhielten sich bisher

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Marktplatzgarage

LLB

LLB

Kunstmuseum

VP Bank

Regierungsgebäude

HamarOlympiahalleVikingskpetDie 1994 komplett aus Holz gefertigte

Olympiahalle in Norwegen mit einer

Länge von 260 Metern und einer Höhe

von 35 Metern ist ein gutes Beispiel

für grosse und hohe Bauprojekte aus

Holz. Allein die Breite von 96 Meter

übertrifft schon jedes Bauwerk in

der Region.

Würde man dieses Holzbauwerk nach

Vaduz stellen, wäre die Hälfte des

Städtles überdacht.

VergleichHamarOlympiahallemitdemKernvonVaduz

SpitzedesKirchturmsSchaanDie 1893 errichtete Neue Pfarrkirche

von Schaan verfügt über eine Turmspitze

aus Holz, die in der Höhe den

Hochhäusern des Ortsteils Schwefel

in Vaduz entspricht. Dies zeigt,

dass auch schon vor mehr als hundert

Jahren in der Region hohe Gebäude

aus Holz entstanden sind und diese

den Anforderungen gerecht wurden.

ManfredGsteuAbteilungsleiterHochbauLLV

aber eher ablehnend gegenüber

mehrgeschossigen Holzbauten. Holz

wurde immer als ein zum Brand

beitragendes Element gesehen.

Viele Bauherren getrauen sich

daher nicht, ein Holzhaus zu

bauen.

Sind diese Befürchtungen

berechtigt?

Manfred Gsteu: Nein. Diese Ängste

sind rein subjektiver Natur. Die

wenigsten Leute wissen, dass

richtig verbautes Holz schwer

brennbar ist. Problematisch im

Falle eines Brandes sind nicht die

Holzwände, die Holztreppe oder

das Parkett. «Brandbeschleuniger»

sind die Vorhänge, Teppiche und

Möbel, also die sogenannte mobile

Brandbelastung. Am schlimmsten

sind jedoch Bestandteile im und

am Haus aus Kunststoff. Denn

Kunststoffe verhalten sich im

Brandfall äusserst ungünstig.

Sie tropfen brennend ab und

verströmen, je nach Material,

sogar hochgiftige Dämpfe, die

einem im Brandfall die Flucht

verunmöglichen können.

Wer in einem Holzhaus lebt, lebt

also nicht gefährlicher?

Manfred Gsteu: Nein. Der

Personenschutz ist in einem

Holzhaus im Falle eines Brandes

gewährleistet. Voraussetzung ist,

dass das Haus nach Vorschrift

gebaut wurde und die Fluchtwege

korrekt ausgeführt werden. Diese

Regel gilt jedoch für jeden Bau,

egal aus welchem Material.

Ein Holzhaus ist also nicht

brandgefährdeter als ein Haus aus

Stein oder Stahl. Ist Holz aber

auch wirklich stabil genug, um

damit ein mehrere Stockwerke hohes

Gebäude zu bauen?

Anton Frommelt: Aber sicher! Von

der Statik her ist Holz der ideale

Baustoff. Holz ist sehr leicht im

Verhältnis zur Tragfähigkeit. Ein

Stück Holz >

VergleichdergesetzlichmöglichenBauhöhen Neu

Alt

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ÜberbauungBeigl-Geiger,SchaanDie dreigeschossigen Holz-

konstruktionen wurden 1998

erstellt und umfassen drei 4 1/2

Zimmerwohnungen und Büroeinheiten.

> von 1,5 Meter Spannweite und

einem Eigengewicht von 150 Gramm

kann einen Eisenträger von bis zu

300 Kilogramm tragen.

Gibt es auch Beispiele in der

Praxis?

Anton Frommelt: Ja. Ein schönes

Liechtensteiner Beispiel ist der

aus Holz konstruierte Schaaner

Kirchturm. Dieser sitzt seit

einem ganzen Jahrhundert in 50

Meter Höhe und ragt stolze 30

Meter in den Himmel. In all dieser

Zeit musste er manchem Föhnsturm

trotzen und steht nach wie vor

unversehrt inmitten des Dorfes.

Von der Statik her noch

beeindruckendere Holzbauten

finden sich aber im Ausland.

So beispielsweise die Hamar

Olympiahalle in Norwegen, die,

versetzte man sie ins Vaduzer

Städtle, sich vom Eingang des

Regierungsgebäudes bis zum

Kunstmuseum erstrecken würde. Oder

die St.Mary’s Navan Credit Union

Bank in Dublin, die zur Gänze aus

Holz und Lehm gebaut wurde. Sie

ist über fünf Stockwerke hoch.

Was muss der Statiker speziell

beachten?

Bevor Holzbalken verbaut

werden, werden sie von uns auf

ihre Tragfähigkeit getestet.

Ein astreiner, durchgehender

Balken schneidet dabei nach

wie vor am besten ab, ist aber

auch entsprechend teuer. Nicht

astreine Hölzer werden deshalb

mehrfach verleimt. Somit erhält

man zu einem akzeptablen Preis

homogenisierte Hölzer, die

ebenfalls über hervorragende

statische Qualitäten verfügen.

Einem stabilen und bezahlbaren

mehrgeschossigen Holzbau steht

heute also nichts mehr im Wege •

MEHRGESCHOSSIGEHOLZGEBÄUDE

Ärztehaus,MaurenDas Ärztehaus in Mauren wurde 1998

gänzlich aus Holz erbaut. Es gilt

als Meilenstein in der regionalen

Holzbau Historie. Mehr zu diesem

Projekt erfahren Sie auf Seite 8.

Ivoclar,SchaanDie Aufstockung der Ivoclar

Fabrikationshallen wurde der

positiven Eigenschaften wegen

aus Holz gefertigt. Aufgrund des

darin beheimateten Labors musste

der Holzbau höchsten Anforderungen

genügen. Mehr dazu auf Seite 17.

LovaCenter,VaduzObwohl von Aussen kaum sichtbar, ist

der Neubau des Lova Centers in Vaduz

gänzlich aus Holz hergestellt.

FrommeltGebäude,SchaanDas mehrgeschossige Büro- und

Gewerbehaus an der Strasse nach

Bendern ist eine vollständig aus

Holz gefertigte Konstruktion.

Volumenmässig ist dies der grösste

Holzbau der Region.

> mehr Informationen und Bilder zu diesen und vielen anderen Projekten finden Sie unter www.frommelt.agintelligenterHolzbau|Seite16

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Türkisgrün ragt der Aufbau auf den Fabrikationshallen der Ivoclar gegen den Himmel. Das aus regionalem Holz hergestellte neue Stockwerk konnte nicht nur rascher, leichter und kostengünstiger als vergleichbare Projekte aus Stahl realisiert werden, sondern es bietet den Angestellten auch eine einmalige, wohnliche Atmosphäre mit unvergleichlichem Ausblick.

Leicht und schnell realisierbar

- dies war die Voraussetzung,

die der neue Aufbau auf den

Ivoclar-Fabrikationshallen zu

erfüllen hatte. Leicht in der

Konstruktion musste er aufgrund

der Baustatik sein, rasch gebaut

Aussichts- reicher

Arbeitsplatz

weil die Firma unter akutem

Platzmangel litt. Die Schaaner

Niederlassung der Ivoclar, ein

Anbieter von Systemlösungen für

die zahnärztliche Praxis und das

zahntechnische Labor, entschied

sich daher für einen Aufbau aus

Holz. «Der hohe Vorfertigungsgrad

und die daraus resultierende kurze

Bauzeit waren klar ausschlaggebend

für die Entscheidung, unser

neues Stockwerk aus Holz zu

bauen», erzählt Franz Fussi,

Projektleiter für Bauten bei

Ivoclar. Zusätzlich bestärkt

in seinem Entscheid wurde das

Unternehmen durch den gewählten

Vorarlberger Architekten, der

vorzugsweise mit Holz baut und

die Ivoclar von den Vorteilen

einer Holzkonstruktion überzeugen

konnte. Einzig die Tragelemente

wurden aus Stahl realisiert, dies

aber nicht aus Stabilitätsgründen.

Tragelemente aus Holz hätten

zuviel Platz eingenommen. Da die

Ivoclar jedoch jeden Quadratmeter

für Arbeitsplätze nutzen wollte,

hat man sich für eine Verbindung

aus Stahl entschieden.

In der Tat ragte das türkisgrün

verpackte neue Geschoss aus

Holz bereits ein Jahr nach dem

Bauentscheid in den Himmel.

Aufbau in wenigen Tagen

Der Grobaufbau des neuen

Stockwerks selbst wurde gar

in nur drei Arbeitstagen

erstellt. Faszinierend sei es

gewesen, diesen Bauprozess

mitzuverfolgen, erinnert sich

Fussi. «Mit Kranen wurden die

riesigen Holzbauelemente auf das

Gebäude gehoben und anschliessend

montiert», berichtet er. Die

Holzbauelemente waren soweit

fertig gestellt, dass sie auch

bereits die provisorische >

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> Abdichtung enthielten. Was dann

noch folgte, war die Verschalung

und der Innenausbau, der ebenfalls

aus Holz realisiert wurde. Dieser

Prozess wiederum dauerte rund

zwei Jahre: Da das neue Geschoss

die Ivoclar-Labore beherbergt,

mussten beim Innenausbau

einerseits spezifische Hygiene-

und Sicherheitsvorschriften

eingehalten werden. Andererseits

mussten die Räume weitgehend

so flexibel gestaltet werden,

dass sie jederzeit den sich

ändernden Nutzungsbedürfnissen

des Unternehmens angepasst werden

können.

Während der gesamten Bauphase

war die Ivoclar darauf bedacht,

dass ausschliesslich einheimische

Hölzer verwendet werden. «Aus

ökologischen Gründen kamen für uns

keine tropischen Hölzer in Frage»,

so Fussi.

Tiefe Energiebilanz

«Im Vergleich zu einem

konventionellen Aufbau aus Stahl

und Beton fiel die Holzkonstruktion

rund 30 Prozent leichter und

drei Prozent günstiger aus. Dies

obwohl das neue Geschoss eine

spezielle Brandschutzmassnahme

(Sprinkleranlage) für Holzbauten

enthält und einiges für

eine aussergewöhnlich tiefe

Energiebilanz investiert wurde»,

so Fussi. Die Sprinkleranlage war

Vorschrift, da in den Labors der

Ivoclar Bunsenbrenner zum Einsatz

kommen - es wird also über

offenem Feuer gearbeitet.

Das Geschoss wird hauptsächlich

über eine Wärmerückgewinnung

beheizt, die von den

Mitarbeitenden und den in Betrieb

stehenden Geräten abgesondert

wird. Zudem sind die Wände und

das Dach verstärkt gedämmt.

Mit dieser Mehrdämmung ist die

Gebäudehülle bestens für den

Winter vorbereitet. Die grossen

Fensterfronten werden bei starker

Sonneneinstrahlung zudem von einer

automatisierten Storenanlage

geschützt und in Kombination mit

der Bekiesung am Dach ist dies der

ideale sommerliche Wärmeschutz für

das Gebäude. >

UrsSpirig

«Im zahntechnischen Labor, wo ich

arbeite, sind gute Lichtverhältnisse

eminent wichtig. Durch die sehr

grossen Fensterfronten des neuen

Aufbaus werden die Labors nun

richtiggehend vom Licht durchflutet.

Da das Licht wegen den Zahnfarben

so wenig wie möglich UV-Strahlen

beinhalten sollte, liegen unsere

Labors in Richtung Norden. Der

Aussicht kann dies jedoch nichts

anhaben: Diese ist täglich ein

grosser Aufsteller für mich. Ich

achte privat sehr darauf, mich

mit sowenig elektromagnetischer

Strahlung wie möglich zu umgeben.

Daher bin ich auch sehr glücklich

darüber, in einem Holzbau arbeiten

zu können. Abgesehen davon, dass

ich das Gefühl habe, in einer

gesünderen Umgebung arbeiten zu

können, macht Holz einfach eine

heimelige Atmosphäre und riecht gut.

Ein solcher Arbeitsplatz motiviert

täglich aufs neue und lässt den

Arbeitstag positiv beginnen.»

Urs Spirig ist Scientist F&E

Zahntechnik bei Ivoclar.

Franz Fussy, Ivoclar AG, Schaan

WernerKindle

«Ich fühle mich sehr wohl in

meinem neuen Büro. Die hellen

Holzdecken mit den perforierten

Schallschutzplatten sind optisch

sehr schön und geben dem Raum in

Kombination mit den weissen Wänden

einen wohnlichen Aspekt. Aus

hygienischen Gründen schätze ich

sehr, dass ich keinen Teppich mehr

habe, sondern einen Parkettboden.

Die grossen Holzfenster, bei

denen sich ein Teil öffnen lässt,

tragen nebst den natürlichen

Baumaterialien zum angenehmen

Raumklima bei. Zusätzlich lässt

die grosszügige Gestaltung der

Fensterfront viel Licht und Sonne

herein und bietet einen tollen

Ausblick auf die umliegenden Berge.»

Werner Kindle ist Seniormanager bei der Ivoclar und war mitverantwortlich für den benutzergerechten Innausbau des Aufbaus.

intelligenterHolzbau|Seite18

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Zufriedene Mitarbeiter

Der Aufbau aus Holz hat sich

für die Ivoclar jedoch nicht

nur finanziell gelohnt. Auch die

Mitarbeiter sind begeistert von

ihrem neuen Arbeitsplatz. Freude

bereitet den Ivoclar-Angestellten

dabei nicht nur die grossartige

Aussicht auf die Berge.

Richtiggehend begeistert sind sie

von der wohnlichen Atmosphäre

ihres neuen Arbeitsplatzes. «Dass

wir die gesamte Konstruktion

inklusive Innenausbau in Holz

gehalten haben, hat das Klima der

Räume nachhaltig beeinflusst»,

erklärt Fussi. Bald soll zudem

ein Baum aus dem F&E Aufbau

des Unternehmens spriessen.

Ein überdimensionaler Topf

wurde bereits ins Stockwerk

eingelassen. Dann werden die

restlichen Ivoclar-Mitarbeitenden

die Laborangestellten und deren

Vorgesetzten wohl erst recht

um ihren grünen Arbeitsplatz

beneiden. Die jährlichen grossen

Meetings der Verkäufer aus der

ganzen Welt finden jedenfalls heute

schon in den Besprechungsräumen

der neuen Etage statt. Das

Unternehmen hat von anderen

Bauten gelernt. Ein Gebäude muss

nicht nur optisch überzeugen,

sondern auch eine gute und

gesunde Arbeitsatmosphäre bieten.

Zufriedene Mitarbeiter sind auch

die besseren Mitarbeiter •

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UmbauinTriesenStall- und Wohnhausumbau

Bauherrschaft: Klaus und Verena

Hasenbach

Standort: Feldstrasse 109, Triesen

Baujahr: 2004

Spezielles: Haus im Stall oder reife

Frucht in verwitterter Schale. Das

Haus Hasenbach wurde zum besten

Holzbauprojekt in Liechtenstein

der letzten Jahre

ausgezeichnet.

{Holzoskar 2006}

PROJEKTE>mehrInformationenundBilderzudiesenundvielenanderen

Projekten finden Sie unter

www.frommelt.ag

FerienhausinFlumserberg

Bauherrschaft: Mathias Müller

Standort: Carfrida, Flumserberg

Baujahr: 2002

Spezielles: Mehrfach in

Fachzeitschriften pupliziertes

Vorzeigeobjekt für Bauten in

Bergregionen. In Volumen und

Konstruktion aufs Wesentliche

reduziert. {Lesen Sie hierzu auch

das Tagesanzeiger Magazin 02/06

mit der 12 seitigen Bildreportage

dieses Objektes}

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Einfamilienhaus Göfis

Bauherrschaft: Thomas Hofer

Standort: Göfis

Baujahr: 2004

Spezielles: Liechtensteiner

Unternehmen baut in Vorarlberg

preiswertesten Wohnungsbau.

EinfamilienhausTriesen

Bauherrschaft: Paul und Elke Kindle

Standort: Alte Landstrasse 32, Triesen

Baujahr: 2003

Spezielles: Tafelbauweise mit innen sichtbaren Kerto

Sperrholzplatten, pro Wand eine Platte.

Arbeitsgemeinschaft: Bargetze Gebr. AG,

Frommelt Zimmerei und Ing. Holzbau AG

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DreiGenerationen

ZimmermännerEhemalige und jetzige Mitarbeiter erzählen die schönsten und lustigsten Momente aus ihrer Zeit bei der Frommelt Zimmerei undIng. Holzbau AG.

Ihr seid alle einmal bei der

Frommelt AG tätig gewesen – einige

von euch sind es heute noch.

Welches waren euere lustigsten

Erlebnisse?

Erich Frommelt: Für mich war die

Walz ein bleibendes Erlebnis. Ich

war der zweite Lehrbub in der

Firma Frommelt, danach ging ich

auf die Walz nach Deutschland und

Frankreich.

Josef Walser: Auf einer

Nordseeinsel wurdest du doch für

eine Nacht eingesperrt, weil sie

nicht wussten, zu was für einer

Ronny Kirschbaumer, Adrian

Cristoforetti, Hermann Lutz, Josef

Walser, Erich Frommelt, Ekkehard

Wollwage, Ralph Oehri [von links

nach rechts]

Sekte du gehörst. {lacht}

Erich Frommelt: Kein Kommentar!

{lacht ebenfalls}

Ekkehard Wollwage: Wie hast du

dich bloss mit den Plattdeutschen

verständigt?

Erich Frommelt: Ach, die

Kommunikation unter Zimmermännern

ist international. Da macht man

ein paar Zeichen auf die Balken.

Reden ist nicht nötig.

Gehen die Zimmermänner von heute

noch auf die Walz? Kommen noch

welche zur Frommelt AG?

Hermann Lutz: Ja, es kommen viele.

Josef Walser: Und sie bringen

immer wieder neues Leben in den

Betrieb.

Ekkehard Wollwage: Genau. Mit

jedem Walzgänger kam jeweils ein

neuer Handgriff in die Firma.

Josef Walser: Jeder macht seine

Arbeit ein wenig anders. Dank

der Walz wird das Handwerk des

Zimmermannes immer wieder über die

Grenzen hinaus ausgetauscht und

bereichert.

Ekkehard Wollwage: Früher

wurde immer ein richtiges

Zeremoniell in althochdeutscher

Sprache abgehalten, um einen

Walzgänger einzuführen. Er musste

beispielsweise die Namen der

Werkzeuge kennen.

Josef Walser: Dass er die

Werkzeuge kennen musste, ist

auch darin begründet, dass

der Zimmermann ein ganz enges

Verhältnis zu seinem Werkzeug hat.

Ekkehard Wollwage: Das stimmt,

ich erinnere mich daran, dass

man sein Werkzeug fast mit dem

Leben verteidigen musste. Ich

hatte immer ein Stemmeisen scharf

geschliffen und umgekehrt in meine

Kiste gestellt. Wenn etwas fehlte,

musste ich nur der Blutspur folgen

und fand mein Werkzeug wieder.

{lacht}

Josef Walser: Wild zu und her

ging es aber auch auf unseren

Betriebsausflügen. Einmal

verschwand einer in einem

Nachtlokal. Wir folgten ihm

natürlich sofort. Kaum drinnen,

haben uns ein paar Damen

zugewinkt. Da verliess uns aber

rasch der Mut und wir stürmten

alle zusammen in sekundenschnelle

aus dem Lokal. {Runde lacht}

Ronny Kirschbaum: So wild wie bei

unseren älteren Kollegen ist es

zwar heute nicht mehr, aber ab und

zu kommt des Zimmermanns Schalk

auch bei uns durch. >

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Adrian Christoforetti: Vor

allem an unseren Skiwochenenden

in Sölden geht’s richtig ab.

{Runde lacht} Solche Wochenenden

fördern das Betriebsklima und den

Zusammenhalt.

Josef Walser: Ja, ja, ihr heutigen

Zimmermänner seid auch nicht

heilig. {lacht}

Weshalb habt ihr euch für den Beruf

des Zimmermannes entschieden?

Ekkehard Wollwage: Ich wollte mit

Holz arbeiten, Schreiner war mir

aber zu genau. Da habe ich mich

beim Toni Frommelt beworben. Ich

erinnere mich noch genau daran,

dass mein damaliger Lehrer mir

jedoch abgeraten hatte. Ich würde

ihm die ganze Bude auseinander

nehmen, meinte der Lehrer. Worauf

mich Toni gerade extra einstellte.

Beim Lehrantritt nahm er mich

jedoch zur Seite. Ich sei der

erste Lehrling in der Firma, der

nicht aus einer Bauernfamilie

komme, meinte er. Und ich wäre

auch der erste, der die Lehre

nicht bestehen würde, sollte

ich durchfallen! Da gab ich mir

natürlich Mühe!

Ronny Kirschbaum: Ich wollte nicht

in einem Büro eingesperrt sein,

sondern ich wollte im Freien

arbeiten.

Ekkehard Wollwage: Aber es hat

sich schon vieles geändert im

Beruf des Zimmermannes. Heute

fertigt man den grössten Teil

der Holzkonstruktionen in den

Hallen. Auf der Baustelle baut man

fast nur noch die vorgefertigten

Teile zusammen. Das Handwerk des

Zimmermannes, wie ich es damals

gelernt hatte, gibt es so heute

nicht mehr.

Ralph Oehri: Ja, das stimmt.

Auch ich lernte als «Stift» noch

das traditionelle Zimmermanns-

Handwerk und musste alles von Hand

anfertigen. Aber dafür macht man

heute mehr für das Verständnis der

Konstruktionen. Gearbeitet wird

ganz anders.

Josef Walser: Wir haben früher von

einer Maschine geträumt, bei der

wir vorne das Holz hineinstecken

und hinten das fertige Haus heraus

kommt. Via Fliessband wird dieses

dann direkt in ein Flugzeug

befördert und in die ganze weite

Welt verschickt. Letzthin, als ich

wieder mal bei den Frommelts war,

sah ich eine komische Maschine

(die Hundegger K2, siehe Seite

17). Ein Zimmermann erklärte mir,

dass dies eine Abbundmaschine

sei. Das Holz werde vorne

hineingeschoben und hinten würden

praktisch fertige Häuser heraus

kommen. Darauf rief ich gleich

meinen ehemaligen Kollegen an.

Die Häusermaschine gibt es jetzt

- nun müssen wir nur noch einen

Flughafen bauen!

Hermann Lutz: Diese neue Maschine

ist schon eindrücklich. Die macht

Sachen, von denen wir damals nicht

zu träumen gewagt hätten!

Welches war oder ist euer

schönstes Erlebnis als Zimmermann?

Ralph Oehri: Das Schönste für mich

ist jeweils das Aufstellen eines

Hauses. Die Passanten schauen

staunend zu und der Kunde freut

sich auf sein neues Zuhause.

Ekkehard Wollwage: Für mich war

das schönste Erlebnis, den alten

Torkel im Roten Haus zu zerlegen

und wieder zusammen zu bauen.

Erich Frommelt: Die Abwechslung

war für mich immer das Schönste

am Beruf. Man lernte immer wieder

Neues dazu.

Josef Walser: Ja, genau. Wir

hatten beim Frommelt einfach den

Vorteil, dass wir alle anfallenden

Arbeiten machen konnten und auch

mussten. Es wurde nie langweilig

und man lernte unheimlich viel.

Hermann Lutz: Ich war am liebsten

zuoberst auf einem Dach. Auch

zu sehen, was man den ganzen Tag

gemacht hatte, war immer sehr

befriedigend.

Ronny Kirschbaumer: Obwohl wir

das ganze Material hinauf tragen

mussten, war für mich das schönste

Erlebnis die Restauration des

Schaaner Kirchturms. In der Höhe

an so einem alten Gebäude arbeiten

zu dürfen ist schon etwas ganz

besonderes.

Adrian Christoforetti: Für mich

ist jeder Tag schön, ich kann da

gar nichts hervorheben. Ich habe

das Glück, dass ich ein Projekt

von Anfang an bis zum Schluss

begleiten darf. Ich glaube, am

schönsten ist es einfach, wenn man

aus einem Haufen Holz ein tolles

Haus schafft, auf das dann alle im

Team mächtig stolz sind •

JosefBeck

«1958 war ich für einen Monat in

Brüssel an der Weltausstellung

und baute dort zusammen mit

Noldi Frommelt den Pavillon für

Liechtenstein auf. Auch der

Seniorchef Christoph Frommelt liess

es sich nicht nehmen, mit nach

Brüssel zu reisen. Sogar seinen

70-igsten Geburtstag feierten

wir auf dem Weg nach Brüssel im

Lastwagen.

Am Beruf des Zimmermann‘s gefiel

mir, dass ich mit meinen Händen das

Material Holz bearbeiten konnte.

Früher wurde noch viel mehr von

Hand gefertigt und es dauerte einen

ganzen Sommer, bis ein Haus stand.

Heute geht das mit den Maschinen

alles viel schneller. Die Frommelt

Zimmerei und Ing. Holzbau AG war

damals viel kleiner als heute.

Wir waren nur etwa vier oder

fünf Mitarbeiter in der Zimmerei.

Spannend fand ich die Entwicklung

des Betriebes von einer kleinen

Zimmerei zum heutigen grossen

Holzbaubetrieb.»

Josef Beck, Jahrgang 1928, arbeitete 37 Jahre lang als Zimmermann bei der Frommelt Zimmerei und Ing. Holzbau AG. 1993 ging er in Pension.

intelligenterHolzbau|Seite2�

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