RECHTSGESCHICHTEmanu per ljitigistan ducem Spolitatunt ei seditionem Main sedavit et eos ab incepto...

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ZEITSCHRIFT DER SAVIGNY-STIFTUNG FÜR RECHTSGESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VON R. KNUTEL, D. NÖRR, G. THUR, A. LAUFS, E. WADLE, H. -J. BECKER, M. HECKEL, K. W. NÖRR I HUNDERTFÜNFZEHNTER BAND CXXVIII. BAND DER ZEITSCHRIFT FÜR RECHTSGESCHICHTE GERMANISTISCHE ABTEILUNG 1998 B ÖHLAU VERLAG WIEN-KÖLN-WEIMAR

Transcript of RECHTSGESCHICHTEmanu per ljitigistan ducem Spolitatunt ei seditionem Main sedavit et eos ab incepto...

  • ZEITSCHRIFT DER SAVIGNY-STIFTUNG

    FÜR

    RECHTSGESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VON

    R. KNUTEL, D. NÖRR, G. THUR,

    A. LAUFS, E. WADLE,

    H. -J. BECKER, M. HECKEL, K. W. NÖRR

    I

    HUNDERTFÜNFZEHNTER BAND

    CXXVIII. BAND DER ZEITSCHRIFT FÜR RECHTSGESCHICHTE

    GERMANISTISCHE ABTEILUNG

    1998

    B ÖHLAU VERLAG WIEN-KÖLN-WEIMAR

  • Nochmals zum sogenannten �Aufstand" und zum �Prozeß" König Bernhards von Italien 817/18

    In seiner kürzlich erschienenen') Biographie Kaiser Ludwigs 1., des �Frommen", schrieb Egon Boshof überden, Aufstand Bernhards von Italien" 2) von 817 und den

    �Prozeß" vom Frühjahr 818: �Es bleibt mancherlei dunkel bei den geschilderten Ereig-

    nissen", und') �Das Vorgehen Berhards macht zu keiner Zeit den Eindruck einer wohl-

    überlegten, wagemutig alles auf eine Karte setzenden Aktion. Es ging ihm nicht um den Sturz Ludwigs, sondern um die Behauptung seiner italischen Stellung ... "'). Dem ist sicher zuzustimmen und nicht Megan, dieser windigen Quelles), wenn er schreibe):

    ... voluitque (Bernhard) ewn (Ludwig) a regno erpellerc ... " oder dem Chronicon

    Moissiancense'): ,,... voluitque... et per tprannident imperium usurpare ... ".

    Gerüchte solcher Art mögen jedoch entstanden sein, die die Annales regni Fran- corum, die offiziellen Reichsannalen, zutreffend einstufen'): �... quod er parte verum, ex parse falsunt eras. "

    Was war vorausgegangen, was geschehen? ,,... nuntiatutn est ei (Ludwig), Bern-

    hardunt, nepotent saunt, Italiae regent ... iain onines adisus, quibus in Italiatn intratur, id est clusas, iºnpositis ftrntasse praesidiis atque wanes Italiae civitates in illius (Bern- hard) verba iurasse ...

    `), d. h. König Bernhard von Italien hatte, als er die Bestim- mungen der �Ordinatio

    imperii"11) vom Juli 817 erfahren hatte, in der er selbst nicht

    �vorkam", Maßnahmen ergriffen, die auch Boshof") als reine Abwehrmaßnahmen

    einstuft: Bernhard sperrte die �Klusen", die Westalpenübergänge, und er ließ sich von

    den Städten seines eigenen Herrschaftsbereichs einen Treueid leisten. Wer war nun dieser König Bernhard von Italien? Er war ein Enkel Karls des Großen (t 814) und dessen dritter Gemahlin Hildegard

    (f 783), ein Sohn deren 777 als Karlmann geborenen'2) und 781 in Pippin umbenann- ten Sohnes (1 B. Juli 810)") und dessen namentlich unbekannter Frau.

    ') Egon Boshof, Ludwig der Fromme, im Bd. 5 der Reihe: Gestalten des Mittelalters u. d. Renaissance, hg. v. Peter Herde, Wiss. Buchgesellschaft (jetzt Primus-Verlag) 1996.

    2) So der Titel des Abschnitts S. 141-147. 3) L. c. S. 144. 1) L. c. S. 143; vgl. auch J. Jarnut, Kaiser Ludwig d. Fromme u. König Bernhard

    von Italien, Der Versuch einer Rehabilitierung (Studi Medievali ser. terza 30), 1989,

    S. 637-648. 3) Gegen E. Tremp (MGh SSrerGerm. in usum schol. sep. ed. LXIV), 1995,

    S. 19ff.; vgl. auch G. Wolf, Über die Abstammung Erzbischof Ebos von Reims, in: �Satura Mediaevalis" - FS G. Wolf z. 65. Gebtg., 1995, Bd. 1, S. 269-280, bes. S. 270 u. Anm. 34.

    6) Thegan, Vita Hludovici c. 22 (MGh SS II) 596; Tremp - wie Anm. 5 - S. 210/212. 7) MGh SSI, 312. 8) Ad 817 (MGh SSrerGerm. ) recc. Pertz/Kurze 1895, ND 1950, S. 147. 9) Ibidem. 10) Böhmer-Mühlbacher (B-M) 650; MGh Capit. 1,270 Nr. 136.

    L. c. S. 142f. 'Z) B-M 588d. 13) * 777, t 810, Juni 8; B-M 515a.

  • G. Wolf, �Aufstand" und �Prozeß" König Bernhards von Italien

    573

    ý I

    Und da beginnt schon eine gewisse Problematik: in seiner �bekannten" Art be- hauptetThegan"): �Bentlrardus. filitts Pippini erconcubina natus. " Dagegen schreibt Einhard in seiner Vita Karoli magni15): �Quonurt Pippinus un un frliun: saun: Bern- lu2rdum, filias autein quinque, Adalltardant, Atlant, Gundradem, Berhrthaidem ac Theodradanr, superstites reliquit. " Hier ist ebensowenig von der Mutter Bernhards als concubina die Rede wie in dem Brief Alkuins von Ende 79616) an König Pippin: �Ex- cellentissime iuº'enis"17). �Laetare cton/liere adt scenFae ntae; et non siut alienae participes tui, zit betcedictio tibi a Deo data'$) in longamrocedat posteritatent". Schon dadurch wie durch die von Kaiser Karl veranlaßte offizielle Thronfolge Bern- hards in Italien �erledigt sich"") Thegans Unterstellung von selbst, auch wenn K. F. Werner20) neuerdings aufgrund eines Eintrags im St. Galler Verbrüderungsbuch21) die Aussage Thegans zu rechtfertigen versucht. - Ganz abgesehen von der auch sonst recht bezweifelbaren Glaubwürdigkeit Thegans22) muß der concubina-Begriff in jener Zeit mit äußerster Vorsicht behandelt werden, wie sich am Beispiel von Karls des Großen erster Gemahlin Himiltrud=') erwiesen hat und später bei Lothars II. Gemah- lin Walderada2°) und König Heinrichs I. erster Gemahlin Hatheburg23).

    Geboren wurde also Bernhard höchstwahrscheinlich als legitimer Sohn König Pip- pins von Italien und seiner namentlich nicht bekannten26) Gemahlin 79727). Bernhard war also beim Tod seines Vaters etwa 13 Jahre und erreichte selbst ein Alter von nur 21 Jahren. Über Bernhards Geburtsort (in Italien? ) ist nichts bekannt, auch nicht über seine Jugend. Nach dem Tod seines Vaters soll er zwischen 810 und 812 im Kloster

    14) Thegan, 1. c. c. 22 (MIGh SSII), 596; Tremp 1. c. S. 210 u. Anm. 127. 15) C. 19 (MGh SSrerGerm. ) edd. Pertz/Waitz/Holder-Egger t, 6. Aufl. 1911,

    ND 1965/1960, S. 24. 16) Alcuini epp. 119 (MGh Epp. IV, 174). 17) König Pippin war 796 19 Jahre alt. 18) Dazu u. a. Anm. 4: �Hinc intellegintr Pippintan regen: iam illo tempore paren- tent utsse ... "; vgl. Abel/Simson, Jbb. Karls d. Gr. (1883, ND 1969) II, S. 432. ')K. F. Werner, Die Nachkommen Karls d. Gr., Ziff. V, 1 (Karlswerk Bd. IV)

    1967, S. 455. 20) Ders., Hludovicus Augustus, in: Charlemagnes Heir, edd. Goodman and

    Collins, Oxford 1990, S. 34Anm. 110. 21) MGh Liberconfratemitatum Sti. Galli, ed. Piper 1884, S. 505ff. 22) She. oben Anm. 5; die Beispiele sind Legion! 23) Vgl. G. Wolf, Himiltrud, \Valderada u. Hatheburg, Über Frauenschicksale d.

    8. -10. Jhdts., in: Satura Mediaevalis, Bd. 1(1. c. Anm. 5), S. 297ff. u. Anm. 48. 23) G. Wolf, ebda. Anm. 49; cf. epist. Stephani papae (Cod. Carolinus Nr. 47); Jaffe IV, 1,159-

    25) So Cont. Reginonis ad 939 (AMGh SSrerGerm. ) rec. Kurze 1880, ND 1989, S. 161; anders Widukind v. Corvey II, 19 (MGh SSrerGerm. ) edd. Lohmann/Hirsch 1935,5.74/75: �e. rntatre nobili" u. Thietmar v. Merseburg I, 5 (4) (MGh SSrerGerm. ) ed. R. Holtzmann 1935, S. 8/9.

    26) Auch hier scheint mir wieder, wie bei der Gemahlin Karlmanns d. A. (vgl. G. WoIf, Mögliche Gründe f. Karlmanns d. A. Resignation 748, ZRG Kan. Abt. 109/1992, S. 517-531) und der zweiten, langobardischen, Gemahlin Karls d. Gr. (770/71) (vgl. G. Wolf, Die fränkisch-langobardische Verbindung 770/71 u. d. son- stigen Verbindungen Karls d. Gr. (ZRG Germ. Abt. 113/1996, S. 397-411), eine danntatio mentoriae vorzuliegen, um Bernhards Legitimität anzuzweifeln.

    27) Dieses Jahr ergibt sich aus der erstmaligen Ernennung zum Unterkönigin Italien (812), als Bernhard mit 15 Jahren volljährig geworden war (B-M 515b), obwohl sein Vater schon am B. Juli 810 verstorben war; vgl. K. F. Werner, Die Nachkommen ... (wie Anm. 19) S. 445 Ziff. 111,2.

  • 574 Tliszellen

    Fulda7$) erzogen worden sein. Als Bernhard von seinem Großvater, Kaiser Karl dem Großen, 812 zum Unterkönig in Italien ernannt wurde, waren alle bis dahin über- lebenden Söhne Karls: Pippinus Gibbo (t 811), Karl d. J. (t 4.12.811) und Pippin (t 8.7.810), schon tot mit Ausnahme des damals etwa 34jährigen Ludwig, seit 781 Unterkönig von Aquitanien, den Karl auf der Reichsversammlung vom 11. September 813 zum Mitkaiser machte und zu seinem Nachfolger designierte=9). Auf der gleichen Reichsversammlung zu Aachen aber ließ Kaiser Karl die 812 erfolgte Ernennung Bernhards zum König in Italien (., rex Langobardonun") nochmals in aller Form be-

    stätigen70), und Karl schickte Bernhard mit seinem StiefvetterAdalhard31) und dessen jüngerem Stiefbruder «'ala') schon 812 nach Italien33). Beide sollten dem jungen König zur Seite stehen.

    Zwischen 813 und 817 muß Bernhard Kunigunde3') geehelicht haben, mit der er wohl mindestens einen Sohn Pippin") hatte, von dessen Sohn Heribert 1. (t 900) stam- men die Grafen von Vermandois (seit 896) ab.

    Nach dem Tod Karls des Großen am 28. Januar 814 ließ sich der neue Herrscher Ludwig der Fromme von König Bernhard im August 814 huldigen36), sodaß sich beider Verhältnis unproblematisch zu gestalten schien. Auch beauftragte der Kaiser Bernhard mit der Unterwerfung der Empörer gegen Papst Leo III. (t T4ai 816)37),

    erteilte ihm den Auftrag, dessen Nachfolger StephanlV. (816-Jan. 817) 816 ins Frankenreich zu geleiten'), und nannte Bernhard sogar seinen �(lilectus

    frlirls"39).

    28) B-M 515b; dort: �Benihardus ... in Fuldensi coenobio in adolescentia sacras

    literas didicit ... " ') B-M 479 a/b. 30) B-M 479 a, 515 c. 31) B-M 450c; vgl. B. Kasten, Adalhard von Corbie (Studia humaniora, Düssel-

    dorfer Studien zum MA u. z. Renaissance Bd. 3) 1986. 3=) B-M 47c; 515b; vgl. L. Weinrich, 11'ala, Graf, Mönch u. Rebell (Histor. Stu-

    dien H. 386) 1963,18 ff. 33) B-M 470c. 31) Vgl. B. Si mso n, Jbb. Ludwi s d. Frommen (Jbb LdFr) (1874, ND 1965, Bd. I,

    S. 126 Anm. 3; cf. das Diplom v. 835, Juni 15: ..... ego ... Cunigunda, relicta quon-

    dam Bernardi incliti regis, cogitans pro mercedem et remedium aniume seniori nteo Bernardi re! meae seu filio meo Pippino... "; cf. Regino, Chronicon ad 818 (1. c. S. 73) u. Nithard ad 840 (hist. 1I, 3, NIGh SSrerGemi. ) edd. Pertz/M ül ler 1907, S. 16.

    Karl d. Gr. Hildelgard

    Pippin N. N. 1ý

    Bernhard Kunigunde

    Pipý3in ?

    Bernhard Pippin Herbert I. v. Verniandois

    35) * wohl 817; vgl. K. F. Werner, Nachkommen (I. c. S. 448 Ziff. IV, 1) u. ders., Untersuchungen ... S. 92. 36) B-M 515e; 528a; vgl. Simson, Jbb LdFr (1. c. Anm. 34) Bd. I, S. 27.

    37) B-M 515P. 38) B-M 515 r; Chron. Moiss. ad 816 (MGh SS I, 312); Astronomus, Vita Hludovici

    C. 20 (MGh SS LI), 620; Tremp. 1. c. S. 366. 39) B-M 639 (816 Nov. 17); Migne PI 104,1047; cd. Cod diplom. Amiatanus 1,

    ed. W. Kurze, 1974, Nr. 77, S. 154.

  • G. Rolf. �Aufstand" und �Prozeß" König Bernhards von Italien 575

    Auch leistete Bernhard Heeresfolge nach Sachsen40) und warf im Auftrag des Kaisers den römischen Aufstand 815 nieder"). Von einer �Spannung" oder gar �Rivalität" zwi- schen dem 17-20jährigen Bernhard und seinem 36-39jährigen Oheim konnte keine Rede sein.

    Da wurde in Aachen im Juli 817 die Thronfolgeordnung42), die berühmte �Ordina- tio imperii" erlassen, in der König Bernhard, im Gegensatz zu den Söhnen Kaiser Ludwigs des Frommen, überhaupt nicht �vorkam", d.

    h. keinerlei Erwähnung fand. Darüber hinaus war auffallend, daß zu dieser wichtigen Regelung zu Aachen Bernhard nicht einmal eine Einladung erhalten hatte, sondern von der �Ordinatio" offenbar aus dritter Hand erfuhr.

    Daraufhin erst traf Bernhard im Herbst 817 die oben geschilderten Abwehrmaß- nahmend3). Zwar fand Be)1hard wohl zuerst einen recht großen Anhang, doch scheint dieser schon sehr bald abgebröckelt zu sein (�se a suis cotidie deseri videbat")4'), so- daß er �rebus suis difdens"75), die Waffen niederlegte (�annis

    depositis")46) und im Dezember 817 in Chalons-sur-Saöne") (�apud Casillonerrt") �intperatori se tradi- dit ". Bernhard hat also nach diesen Quellen selbst die Waffen niedergelegt48) (wofern er sie überhaupt je ergriffen hatte!! ) und sich dem Kaiser ergeben. Bernhard und seine Anhänger wurden in Haft genommen und nach Aachen verbracht, wobei unter den Anhängern, wie die Annales regni Francorum berichten49), �nutlti praeclari ei nobiles viri" waren. Auch der AstronomusSO) bestätigt: �... ontnesque civitatunt et regni principes Italiae in lmec verba coniumvenrnt".

    Noch in Chalons fanden Verhöre statt"): �... ad printant interrogationent omnia, nt

    gesta erant, apententnt". DanachS2): �Detecta fraude53) ei coniuratione') patefacta ac seditionis omnibus in potestatent suant redactis intperator Aquisgrani (Aachen)

    revertitttr". Wann genau der Prozeß gegen Bernhard und seine �Genossen" stattfand, wie lange erdauerte-all das wissen wirgenausowenig wie Einzelheiten des procedere.

    Lediglich das Chronicon hloissiacense berichtetS5): �... fecit (Ludwig) convention magnum Franconu ei retulit (! ) eis hanc causant, tit videret (! ) quid iudicarent fideles

    40) ARF (Annales regni Francorum) ad 815 (I. c. S. 142: ,,... B. regent ltaliae qui

    el se cum eo (LdFr) in Saxonia ftemt ... "). ') B-M 815g; ARF ad 815 (I. c. S. 140: �Quo comperto Bernhardus rex missa manu per ljitigistan ducem Spolitatunt ei seditionem Main sedavit et eos ab incepto desistere fecit, quaeque gesta sunt, per legatos suos iutperatori nuntiavit ". ).

    42) B-M649b; MGhCapit. I, 270; MP1971,373ff.; Simson, JbbLdFr. I, S. 100ff. 43) B-M 5151. 44) ARF ad 817 (l. c. S. 147). 45) Ibidem. 46) Ibidem. 47) Ibidem. 48) Ibidem; so auch der Astronomus c. 29 (MGh SS II, 623); Tremp, 1. c. 382;

    anders Chron. Moiss. (MGh SS 1,312), die von der Gefangennahme Bernhards be- richten.

    49) ARF 1. c. S. 148. 50) c. 29 (1. c. S. 623); Tremp, 1. c. S. 382. 51) ARF ad 817 (1. c. S. 147/48) Astronomus c. 30 (l. c. S. 623); Tremp, 1. c. 384 Postquant rero defectionis propalati sunt principes ... ") 52) ARF ad 818 (1. c. S. 148). 53) Cf. Livius XXII, 43. 54) Zu �con-ittratio" vgl. u. a.

    G. Althoff, in FMASt 16/1982, S. 129-142. 55) MGh SS I, 312.

  • 576 Aliszcllen

    sui ... ". D. h. doch wohl nichts anderes, als daß der Kaiser selbst (�retrrlit causam fit

    rideret") die Anklage gegen Bernhard und dessen �Genossen" vortrug, wie er das 835

    in Diedenhofen gegen Erzbischof Ebo von Reims ja auch tat). Schon dies ist im einen wie im anderen Fall erstaunlich und war auch nicht üblich"). Eine Variante fällt auf; Regino von Prüms') schreibt: �Bentlrardus, filius

    Pippini, rer lialiae, Aquis evoca- tus ad imperatorern (Ludwig) dolo capituriS9). Offenbar nach Ostern 81860) erging das Urteil, nachdem die Voruntersuchungen schon an der Jahreswende in Chalons

    vorgenommen worden waren. Annales regni Francorum61): �iudicio Franconuu capitali sententia condenr-

    natos ... "

    �itata procenun nostronun sen cunctae uobilitatis Franconuu geriere iudiciran "6-).

    Astronomusb3): �Benthardus hactenus regem (! ), ... cum

    lege iudicioque Fran-

    conun deberent capitali imrectiotte feriri... " Thegan6'): �... onures iudicati surrt ad mortem ...

    " Chronicon Aloissiacensee): �Tunc pariter

    iudicavenutt eos dignos ad nror- tent ".

    Nach diesen Quellen - die alle Kaiser Ludwig nahestehen (! ) - fällen �alle" Fran- ken, d. h. aber wohl die �proceres et nobiles", das

    Urteil: �capitali sententia ", �ca-

    pitali inrectione", �ad Hartem", d. h. das Todesurteil. Aber - so Thegan66) -: �Illud

    irrdicitun mortale, quod ceteris factunt firerat, imperator (in Bernhardrun) erercere rroluit". Und das Chronicon bloissiacense67): �Sed piissbnus

    imperator pepercit vitae illonun (sie! )". Also: Kaiser Ludwig der �Fromme",

    der �piissimus imperator",

    begnadigt die �Verschwörer" und Bernhard - aber nicht etwa zu Verbannung oder

    Klosterhaft, sondern zur Blendung). Die Blendung Bernhards69) findet mit Gewalt70)

    56) B-M 938c; B. v. _Simson JbbLdFr 1. c. II, S. 126ff.; E. Boshof, LdFr.

    1. c. S. 211 f; G. Wo I f, UberdieAbstammung EB Ebos von Reims (Sh. oben Anm. 5). 57) Vgl. 788 zu Tassilo: ARF (l. c. S. 80: ,,... fidele Baioarii ...

    dicere... ") ; vgl. G. Wolf, Bemerkuneen z. Gesch. Herzog TassilosllI. v. Bayern (ZRG Germ. Abt. 109/1992, S. 353-ý73).

    58) Ad 818 (I. c. S. 73). 19) Von Gefangennahme berichtet auch Nithard, hist. I, 2 (MGh SS II, 65: �capi- 60) B-M 515n; 661 a; Simson, JbbLdFr (I. c. ) 1. S. 120ff. 61) Ad 818 (1. c. S. 148).

    Ibid. 63) c. 29 (MGh SS II, 623); Tremp, 1. c. S. 384. 64) c. 22 (MGh SS 1I, 596); Tremp, I. c. S. 210.

    Cf. 817 (MGh SS I, 312). c. 22 (MGh SS II, 596); Tremp, 1. c. S. 210.

    67) Ad 817 (hMGh SS 1,312). 68) ARF ad 818 (1. c. S. 148: �lun nibus tantun iussit orbari");

    Chron Moiss. ad 817 (MGh SS 1,312: �iussitque ipsi regi Bernardo oculos end

    (sic! ); Astronomus c. 30 (1. c. S. 623; Tremp, 1. c. S. 384: �suppressa tristiori sententia

    luºninibus orbari consensit, licet multis obnitentibus ei animadverti in eos toto severitate legali cupie» tibus ... "). Thegan c. 22 (i. c. S. 596); Tremp, 1. c.

    S. 212: �sed consiliarii Benzhardum lunrinibus privavenmt"). 69) In der Bibel nur einmal belegt (2. Reg. 25,7): die Babylonier blenden 587/86 v.

    Chr. Zedekia, den König von Juda. 70) Chron. Moiss. (1. c.: �enui"); nach M. Schaab gab es im Westen keine andere Methode; vgl. ders., Die Blendung als politische Maßnahme im abendländ. Früh u.

    HochMA (Phil. Diss. Heidelberg 1955, bes. S. 141 ff. ).

  • G. Wolf, �Aufstand" und �Prozeß" König Bernhards von Italien

    577

    durch den Grafen Benmund71) am 15. April 818 statt; am 17. April 818 starb Bernhard an seinen Verletzungen72).

    Halten wir fest: �alle" sind für die Todesstrafe nach des Kaisers Anklage; aber dieser �begnadigt" - nach manchen Quellen gegen den 1Villen �der" Franken - aber eben nicht zu Verbannung oder Klosterhaft, - wie meist üblich -, sondern zur Blen- dung. Diese ist offenbar gewaltsam (�erui") durchgeführt worden, vielleicht unter Sträuben (als ob das eine Rechtfertigung wäre! )") Bernhards; die Verletzung führt (mußte wohl führen! ) zum Tod am dritten Tag.

    War nun dieser �Prozeß" rechtsförmlich einwandfrei")? Nach den Quellen scheint es sicher, daß der Kaiser selbst. die Anklage erhob und vortrug75).

    Als Zeugen traten wohl (vielleicht neben anderen) der Bischof Ratold von Verona und der Graf Suppo von Brescia aufb). Auch lagen offenbar-wie auch immer erlangte - �Geständnisse" von �Genossen" König Bernhards vor"), vielleicht sogar ein �Ge- ständnis" Bemhards selbst'a).

    Worauf die Anklage lautete, erhellt aus Thegan79): �(Bernhardus) voluit eum (Ludovicum) a regno erpellere", und aus dem Chronicon Moissiacense79a): �(Bern- hardus) voluitque in imperatorem et in frlios eins insurgere et per tyrannidem imperiu n usurpare". Ein schwacher Nachklang in den Annales regni Francorum80) : �... tyran- nidenr rnmeditatunr... ", wobei tyrannidenr hier einfach als �unrechtmäßige

    Herrschaft"

    zu interpretieren ist. Klaggegenstand war also ein �crimen laesae maiestatis"81), auf das als Strafe der Tod stand, also ein altes römisches Rechtsinstitut82). Dies war der

    71) Nithard, hist. 1,2 ( MGh SS 11,651: ,,... a Berunundo, Lugdunensis provinciae

    praefecto, huninibus ei vita pariter privater". ); Thegan c. 22 (l. c. ): ,,... consiliarii Benthardum luminibus privavenutt ". 72) ARF (I. c. S. 148); Chron. Moiss. 1. c.: �... die tertio mortutts est";

    Nithard, 1. c.: �... lteninibus ei vita pariter privater"; Thegan c.

    23 (l. c.: �Tertio die post omis- sionem luminum Bemhardus obiit"; Regino v. Prüm ad 818 (1. c. S. 73: �... printo oculis, postea vita privater"; und mit Variante derAstronomus c. 30 (1. c.; Tremp, 1. c. S. 384: �Etenint Benthardus ...

    dien impatientius oculorunt tulenint ablationent mortis sibi conscivenue acerbitatem ... ").

    Die meisten Geblendeten überlebten, wie Schaab 1. c. ausführt.

    73) Nithard, hist. I, 2 (I. c. S. 2); Schaab, 1. c. S. 67. 73) SoJarnut, 1. c. S. 645ff. 71 She. oben Anm. 55. 7) Cf. ARF ad 818 (1. c. S. 148). 77) Cf. ARF ad 817 (l. c. S. 147/48...... onetia ... aperuenmt.

    " 78) Cf. Astronomus c. 29 (I. c. S. 623; Tremp, 1. c. S. 382: �confesses perperant se

    egisse "). 79) c. 22 (1. c. S. 596; Tremp, 1. c. S. 210). 79') Ad 817 (MGh SS 1,312). 80) Ad 8171. c. S. 147. 81) AqdE ad 788 (I. c. S. 81: �critttine ntaiestatis");

    ibid. ad 792 (S. 93: �ut rei ntaiestatis"); ibid. ad 801 S. 115: ,. ut ntaiestatis rei

    "); dazu (ohne jedoch zu 817/18): 0. Hageneder, Das crimen maiestatis, der Prozeß gegen die Attentäter Papst Leosi. u. d. Kaiserkrönung Karls d. Großen (in: H. Mordek, Aus Kirche u. Reich, FS F. Kempf (1983) S. 55-79 bes. S. 63ff. ).

    82) Vgl. Pauly, RE IV/19 1,1712f.; ibid. XXI1/1978,544ff., bes. 550ff.; seit der

    �lex Cornelia de maiestate" und der lex Julia schon in der Zeit der römischen Repu-

    blik mit Verbannung (interdictio aquae et ignis), seit Kaiser Tiberius, mit dem Tode bestraft und fand mit der berüchtigten �Lex Quisquis"

    des Kaisers Arkadios vom 4.9.397 einen traurigen Höhepunkt. Von den Westgotenkönigen des 7. Jhdts. (vgl.

    37 Zcitschrift für Rcchtsgeschichte_ CA'Y. Gcrm Abt.

  • 578 Miszellen

    Bernhard und seinen consiliarii gemachte Vorwurf, der - noch einmal sei es betont

    - vom Kaiser selbst vorgetragen wurden), was sein Gewicht erhöhen mußte - und von den �Zeugen" bestätigt). Als weitere Beweismittel dienten

    dann noch vielleicht Geständnisse.

    Aber lag denn wirklich ein �Aufstand" vor, gar ein Anschlag auf Leben und/oder

    Herrschaft Ludwigs des Frommen und seiner Söhne? Dies läßt sich bei genauem Hin- sehen aus keiner Quelle in concreto ableiten oder gar erweisen.

    Daran dürften auch mehr oder minder unfreiwillige �Geständnisse" oder höchst

    zweifelhafte Zeugenaussagen nichts ändern, wie das Urteil der offiziösen Annales regni Francorum beweist: �er pane rerun:, ec parte falsunt "Sa')

    ! \Vas hat nun König Bernhard wirklich getan? 1) �omnes aditus, quibus in

    Italian intran: r, irnpositis fºnnare pracsidiis"1), d. h.

    er sicherte (nicht: sperrte! ) die Klusen, die \Vestalpenübergänge, mit Wachmann-

    schaften, was zweifellos eine reine Defensivmaßnahme war. In keiner Quelle hingegen findet sich etwa collegit ererchunt oder iterfecit oder ähnliches, was auf einen Offen-

    sivcharalaer der Maßnahmen hindeuten könnte 86).

    2) �onnnes Iialiae civitates in illius (d. h. Berhards) verba iurasse"S7), d. h. König

    Bernhard ließ sich einen besonderen Treueid leisten. Keine dieser beiden in den Quellen aufscheinenden Maßnahmen ist offensiver

    Natur, sondern beide rein defensive"), dies dürfte eindeutig feststehen. Auch scheint König Bernhard zunächst in Italien (wo? ) geblieben zu sein, d. lt. sein eigenes Herr- schaftsgebiet nicht verlassen zu haben, was ebenfalls gegen eine offensive Haltung spricht. Dies dürfte klar sein.

    Unklar dagegen ist einiges bezüglich der Zeiträume. 1) Bernhard hört von der Regelung der �Ordinatio imperii"89),

    die in Aachen im Juli 817 verabschiedet worden war, in Italien, wo er sich zu der Zeit aufhielt90). Bei einer mittleren Reisegeschwindigkeit eines reitenden Boten von 40km/p. d. brauchte ein solcher von Aachen nach Mailand etwa 3 Wochen; Bernhard erhielt also die Nachricht aus Aachen frühestens Mitte/Ende August 817.

    2) Um die Klusen zu besetzen und vor allem uni die Eide abzunehmen, nach vor- angegangener Beratung mit seiner Umgebung, die zu unterstellen ist, dürften in etwa 3 weitere Wochen anzusetzen sein, d. h. die genannten Maßnahmen wurden frühestens im September 817 getroffen.

    G. Wolf, Tassilo - wie Anm. 57 -1. c. S. 81) nach der Katholisierung in römischer Nachahmung eingeführt. Von Karl d. Gr. offenbar übernommen. 83) She. oben Anm. 55. 81) U. a. Bischof Ratold von Verona und Graf Suppo von Brescia. B3a) Cf. ARF ad 817 (I. c. S. 147). 85) ARF ad 817 (1. c. S. 147). 1) Auch bleibt ja Bernhard vorerst in Italien! Vgl. Jarnut I. c. S. 648ff. 87) Ibid.; cf. Velleius PaterculusIl, 20,4:,,... is (eeercittts) in verba eins iurasset".

    �Lr verba iurare" ist terminus technicus (= Eidformel nachsprechen = Treueid schwören). ) Vgl. detailliert Jarnut, I. c. S. 637-648, bes. 640f.; E. Boshof, Kaiser Lud-

    wi88d. Fr., 1. C. S. 143 f. Cf. Chron. Dtoiss. ad 817 (1. c. S. 312). 90) Cf. ARF ad 812 (1. c. S. 136/37); ad 814 (S. 141); ad 815 (S. 142/43); Bernhard

    war zur Reichsversammlung im Juli 817 nicht in Aachen.

  • G. Wolf,., Aufstand" und �Prozeß" König Bernhards von Italien 579

    3) Dann klafft in den Quellen hinsichtlich Bemhards eine Lücke bis Dezember 817, als er in Chalons-sur-Saune auf Kaiser Ludwig trifft. Nur eine einzige - spätere - Quelle, Regino von Prüm, gibt einen interessanten Hinweis91): �Bernardus frlius Pippini, rexItaliae, (Aquis) evocattrs92) ad inrpemtorenr, dolo capitur... "93).

    Warum, so ist zu fragen, kommt, wie alle Quellen außer dem Chronicon Moissia- cense berichten Bernhard nach Chalons? Hier muß zwischen September und Dezem- ber 817 etwas sich ereignet haben, was Bernhand dazu bewog, sich vom - relativ sicheren - Gebiet seines eigenen Unterkönigtums weg nach Neustrien zu begeben. Die Quellen schweigen jedoch darüber.

    Bernhards �Gegenspieler', Kaiser Ludwig der Fromme, weilte im Juli 817 zur Reichsversammlung9') in Aachen. Dann: �Carn"entu peracto, cwn

    Vosegi saltrurr venandi gratia peteret, obrios habuit legatos Leonis ingperatoris9S); quos cunr in Ingelenlreim%) palaiio irerta 1llogontiacunt ciritatem audisset, ... celeriter absolutos dimisit et, quo tendebat, proficiscitttr"'). Der Kaiser jagt in den Vogesen - wann genau und wie lange wissen wir nicht.

    Dann: �tenatione peracta"$) �Aquasgrani rererteretttr".

    Von Aachen in die Voge-

    sen und wieder zurück nach Aachen sind es jeweils etwa 425 km, d. h. bei unterstellten 50krWp. d. wurden für Hin- und Rückreise mindestens etwa 17 Tage, d. h. 21/2Wo-

    chen benötigt. Nun hat sich Kaiser Ludwig sicher nicht nur für ein paar Tage in die Vogesen zu seiner �gewohnten`) Herbstjagd begeben, sondern mit großer

    Wahr-

    scheinlichkeit11) für einige Wochen; d. h. man darf mindestens 5-6Woclten, wenn nicht länger, bis zur Rückkehr des Kaisers nach Aachen ansetzen. Dort wurden ihm

    dann die �Ereignisse" in Italien von Bischof Ratold von Verona und Graf Suppo von

    Brescia gemeldet, die von Italien (Mailand? ) nach Aachen für etwa 880 km auch über die Alpen mindestens 3 Wochen gebraucht hatten. So haben sie wohl Ende Oktober

    oder im November 817 den Kaiser in Aachen angetroffen. Dieser soll nun �summa ce- leritate"10') �er iota Gallia atque Gennania congregato ... niagno exercito...

    "102) ein Heer versammelt haben und schon-spätestens Anfang -Dezember 817103) in dem etwa 650 km von Aachen entfernten Chalons-sur-Saune gewesen sein (! ), wofür er denn

    wieder mindestens 2-3 Wochen in Eilmärschen brauchte.

    9t) Ad 818 (1. c. S. 73). 1) Wofern dies nicht eine Verwechslung mit 814 (ARF ad 814 -1. e. S. 141 -) ist

    (�ad se erocanuu "). 93) Diese Nachricht könnte die Grundlage abgeben für die Meinung Jarnuts hin-

    sichtlich der Rolle der Kaiserin Imiinaard (I. c. S. 643f. u. 638); vgl. auch Boshof, I. c. 5.142 Anm. 285; K. F. Werner, Hludowicus Augustus (in: Charlemaýnes Heir

    wie Anm. 20 - I. c. S. 33ff., bes. 42 f. ), wobei deren Vermittelung für freies Geleit später als dolos mißinterpretiert werden konnte.

    ) B-M 649a/b. 1) ARF ad 187 (I. c. S. 136). %) Ibid.; B-M 655 a. g') ARF ad 817 (1. c. ); B-M 656a. 98) ARF ad 817 (1. e. S. 147). 1) Cf. ARF I. c. S. 152,154,155,159,162,168,171,177 etc. etc. ): Ardennen

    oder Vogesen! 100) Das ergibt sich aus dem Vergleich ntit den in Anm. 99 zitierten Jagdangaben der

    ARE 101) ARF ad 817 (1. c. S. 147). 102) Ibidem. 103) Noch am 20. November 817 urkundet Ludwig d. Fromme in Aachen (D. LdFn

    Nr. 74/Bouquet VI, 509); B-M 658.

    37*

  • 580 Miszellen

    Nun kann zwar ein derartiges , Tempo- beim Kaiser selbst mit einer kleinen

    Reitergruppe unterstellt werden, nicht aber für ein Heer mit Vorbereitungszeiten für

    einen etwaigen Winterfeldzug, der doch eindeutig beabsichtigt gewesen zu sein scheint10t). Schon J. Jarnut101) betont: �Als er

    (Ludwig) ein großes Heer aus dem

    ganzen Reich in erstaunlich kurzer Zeit versammelt hatte, zog er nach Chalons-sur- Saöne

    ... " In der Tat ist diese

    �Schnelligkeit" auffallend, ja verdächtig, zumal wenn

    die Nachricht des Chronicon Moissiacense106) ernst genommen wird, daß eine kaiserliche Vorausabteilung zu der Zeit schon die Alpenpässe besetzt, ja sogar Bern- hard und seinen Anhang gefangen hatte: �ut pariter conglobati occuparent ontnes adieus Italiae: quad ita factunt est... " und: �Et cofnprehensi

    107) Bunt ab erercflu, quenz Imperator miserat ... "

    Hier scheinen verschiedene Dinge nicht zu stimmen, und nur allzu lange sind die Historiker der karolingischen Hofhistoriographie und ihren

    �Klären" erlegen. Ist schon die celeritas Kaiser Ludwigs selbst, mit der er nach dem 20. Novem-

    ber 817 von Aachen nach Chalons-sur-Saune kommt, höchst verwunderlich, so noch mehr, daß - trotz der durch des Kaisers �terribile107a) (sic!

    ) inrperiºuu" (= Befehl)

    geforderten ungeheuren Eile - aus ganz Gallien und Genmanien ein großes Heer sich bereitgestellt und innerhalb von etwa 4 Wochen sich dieses aber nicht nur bei Chalons- sur-Saune versammelt, sondern eventuell sogar schon die Westalpenpässe besetzt und vielleicht sogar Bernhard und die Seinen gefangen genommen haben soll. Hier ist die Geschichtsklitterung mit Händen zu greifen! Es ergibt sich angesichts der angestellten Zeitüberlegungen evidentermaßen von selbst, daß schon vor König Bernhards berichteten Maßnahmen der Kaiser militärische Maßnahmen getroffen haben muß, und daß also die unterlassene Ladung König Bernhards zur so wichti- gen Reichsversammlung1I) zu Aachen im Juli 817 einerseits wie auch die unterlas- sene Nennung'') Bernhards in der �Ordinatio imperii" beabsichtigt und provokativ waren.

    Noch mehr aber sträubt sich bei einigem Nachdenken der �gesunde Menschen- verstand" anzunehmen, daß König Bernhard in Kenntnis dessen sein eigenes, ihm in aller Form übertragenes regnunz"0) verlassen haben und sich (freiwillig? ) über die angeblich gesicherten bzw. besetzten Westalpenpässe nach Westfranken, nach Cha- Ions-sur-Saune begeben haben soll. Bernhard war zwar erst 20Jahre alt, aber doch wohl klug genug, wenn er denn je eine Rebellion vorbereitet, geplant oder auch nur daran gedacht hätte, sich nicht ohne weiteres �in die Höhle des Löwen" seines Oheims zu begeben. Was also kann - nach menschlichem Ermessen - König Bernhard bewo-

    10i) Vgl. das Aufgebot des Kaisers (MGh Epp. V, 277 Nr. 2): �qualiter proficisci tivaleant ad bellunº in Italianº" und �omnes ... proficiscantur in parses Italiae, quia domnus imperator seen: iter praeparat, ut quanto cities in parses illas ºma cunº fidelibus sºtis pergat. "

    105) Lc. S. 643. 106) Chron. Moiss. ad 817 (1. c. S. 312). 107) Cf. Nithard, hist. 1,2 (l. c. S. 2: �capitºtr"). 107x) She. oben Anm. 104; vgl. Simson, JbbLdFr. I (l. c. ) S. 111 Anm. 5. 108) B-M 649a1650; Jarnut, I. c. 5.640; Boshof I. c. S. 141; R. Schieffer, Die

    Karolinger (Urban-Tb. 411) 1992, S. 118 usw. 107) MGh Capit. I, 270ff. Nr. 136; vgl. Anm. 108. 10) B-M 515b 479 a; 515 c.

  • G. Wolf, �Aufstand" und �Prozeß" König Bernhards von Italien 581

    gen haben, mit seinen consiliarii zudem"'), sich auf westfränkisches Gebiet zum Kaiser zu begeben?

    Zum einen mußte Bernhard aufgrund des bekannten vorherigen guten"2) Verhältnis- ses zum Kaiserdiesem vertrauend ein gutes Gewissen gehabt haben. Er wußte also nichts von den eigentlichen �Plänen" Ludwigs des �Frommen". Zum andern hätte es König Bernhard selbst -oderzumindest seine ihn begleitenden erfahrenen Berater`) -niemals �gewagt", ohne gewisse vorherige Verhandlungen, in denen freies Geleit' 14) garantiert worden war, die Grenzen des regnum Italiae zu verlassen. Das-.. Bernar- das ... evocarus ad imperatorent ... dolo capitur... -des Abtes Regino von Prüm (ein Ortbesonderer karolingischerTradition) scheint mir von daher gewichtiger als bis- her meistangenommen. Es ist nämlich davon auszugehen, daß der Kaiserden italischen Unterkönig, der Oheim den Neffen zum �Rapport"

    bestellt hat (�evocattus"). Dabei sind wie Jarnut wahrscheinlich gemacht hat"'), Bernhard Zusicherungen, wahr- scheinlich eben auch freies Geleit, gemacht worden, vielleicht auch gerade mittelbar oder unmittelbar durch die aus hochadeligem Haus stammende"') Kaiserin Irmin- gard18), was die ihr später zugewiesene"') �böse" Rolle erklären würde,

    die eigentlich sonst zu dieser Frau nicht paßt. Nur wenn dies so oder doch ähnlich im Herbst 817 voraufgegangen war, wird überhaupt verständlich, daß Bernhard und seine consiliarii Italien verließen und sich in die Franche Comte begaben.

    Was tat nun Bernhard in Chalons? Annales regni Franco runi's'): �anuisdepositis...

    iuiperatori se tradidit. " Th eg an 1-1): �obvialn ei

    (Ludwig) renit Bern hardus cal: consiliariis suis impiis, et

    commendati sunt. " Astronomus'2'):,,... anuisdepositis... pedibuseius (Ludwigs) prostravit. " Entgegen seinem gesamten bisherigen Verhalten'=') gegenüber dem Neffen vor 817

    scheint Ludwig in Chalons von Anfang an gegen Bernhard, der nun in seiner Gewalt war, den Hochverratsvor urf=') erhoben zu haben, das crimen Iaesae maiestatis, das Rechtfertigung ausschloß und die Todesstrafe nach sich zog").

    111) Kein Wunder, daB da viele nicht mitkamen (ARF ad 817 (1. c. 5.147: �Se a suis cottidie deseri videbat ").

    112) Cf. ARF ad 814 (1. c. S. 141 u. ö. ); B-M 639 (�dilectunr frliwu "). 113) Z. B. Graf Eggideus v. Camerino; der Kämmerer Reginhard; Graf Reginar

    (später aquitan. Pfalzgraf); B. Anselm v. Mailand; B. Wolfgang v. Cremona. 11') Vgl. Jarnut, I. c. S. 643/44. 115) Ad 818 (I. c. S. 73); cf. auch Otto v. Freising, Chron. V, 33 (MGh SSrerGerm. ),

    ed. A. Hofmeister 1912, S. 258: �Non destort tannen, qui dicant, bnperatorenr

    Bernizardunr dolo capturn ... "). 116) L. c. S. 643 f. 117) Vgl. K. F. Werner, Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls d. Gr., in:

    Karlswerk, 3. Aufl. 1967, S. 83-142; ND in: Vom Frankenreich .... FS Werner, 1984, S. 58 Anm. 133 u. 134. 118) *? - 794,1 818 Oct. 3 in Vannes (B-M 612b). 119) Vgl. Jarnut, 1. c. S. 643f.; Boshof, 1. c. S. 142; K. F. Werner, Hludovicus

    Augustus (I. c. S. 33 ff. bes. 36 u. 42. Cf. auch die Visio cuiusdam pauperculae u. Andreas v. Bergamo (MGh SSrerLangob. S. 225).

    120) L. c. S. 147. 121) MGh SSII, 596; Tremp, I. c. S. 210. 122) MGh SS U. 623; Tremp, 1. c. S. 382. 123) She. oben Anm. 112. 124) She. oben Anm. 81 u. 82. ''s) Vgl. Hageneder (wieAnm. 81) S. 63ff.

  • 582 Miszellen

    Dem konnte Bernhard,,. adliuc rcx"126), nur dadurch begegnen, daß er- wie später 1235 König Heinrich VII. vor Kaiser Friedrich II. 127), �pedibus se eins

    (Ludwig) pro- stravit""), d. h. einen damals rechtlich zwingendenl") Appell an die pietas130) des kaiserlichen Oheims richtete. Danach wäre eigentlich der Kaiser gezwungen gewesen, ,. gemäß

    der Vorschrift" zu handeln:

    - gemäß der �Vorschrift", die Hincmar von Reims um 860 so formuliert131): �Hoc

    ntodo princeps liberis rel propinquis, si peccaverint, recognoscentibus ac poenitenti- bus parcere debet ".

    - gemäß der �Vorschrift" Karls des Großen in seiner dirisio intperiil32) von 806:

    �De nepotibus rem nostris ftliis scilicet praedictontnt ftlionan nostrorunt, qui eis vel

    iaht nati sunt rel adlutc nascituri sunt, placuit nobis praecipere, zit nullos eonun per

    quaslibet ... quemlibet er illis quoll se accresatwn sine iusta discussione atque ercnni-

    natione auf occidere auf inentbris rnancare auf ercaecare auf invilunt tondere facial,

    sed volunuts, tu honorati s6u apud patres rel paintos suos ei oboe(lientes sitzt illis cuttt

    onrni subsidione quarr decci in tali consanguitate esse'*. Karl selbst hat in zwei Präzedenzfällen danach gehandelt: (1) 788 bei Herzog

    Tassilo von Bapem, seinem Vetter133), (2) 792 gegenüber seinem Erstgeborenen Pippinus Gibbo133). Beide kamen in Klosterhaft.

    Fassen wir die bisherigen Ergebnisse zusammen: 1) Zwischen 812/13 bzw. 814 und 816 schien das Verhältnis zwischen Kaiser Lud-

    wig und dem etwa 20 Jahre jüngeren Neffen König Bernhard von Italien gut zu sein; Bernhard hatte im August 814 Ludwig gehuldigt, der Kaiser hatte Bernhard bestätigt, beschenkt und ihn mit ehrenvollen Aufträgen bedacht, ihn seinen

    �dilectus ftlius" genannt.

    2) Dennoch hatLudwvigundderkaiserliclteHofBernhardwederzuden-sichernicht ganz spontanen! - Vorbereitungen zur �Ordinatio

    imperii" zugezogen noch zur Reichsversammlung imJuli 817 inAachen geladen, aufderdie�Ordinatio"verab- schiedet wurde, noch offenbar ihn sonstwie offiziell in Kenntnis gesetzt, sondern den Neffen einfach realiter übergangen und seinen Namen, den eines immerhin

    spätestens seit 813 offiziell eingesetzten rerLangobardorum einfach übergangen.

    '=s) Astronomus C. 30 (1. c. S. 623; Tre mp, I. c. S. 384). 11) In Worms, cf. Cont. Eberbac. ad 1235 (MGh SS XXII, 340); vUl. G. Wolf,

    Heinrich VII., %%impfen, Worms u. Heidelberg (ZGO 137/1989, S. 468 ft. ). '=s) Astronomus c. 29 (l. c. S. 623; Tremp, 1. c. S. 384). '"-9) Vgl. G. Althoff (FMSt 23/1989, S. 265-290 u. 30/1996, S. 60-79 jeweils

    passim). 170) Zur �pietas regis"

    LMA VI/1993, Sp. 2141 f.; vgl. auch: Tremp, 1. c. S. 275, 25.424,15 u. ö. 131) De regis persona et ministerio c. 30 (MPI 125,854). vgl. M. M an i ti u s, Gesch. d. lat. Literaturd. Mittelalters, 1 (1911, ND 1965) 339ff., bes. 352f.

    1E=) MGh Capit. 1,129f. 113) B-M 294a; ARF ad 788 (1. c. S. 80: �... piissiritis rex mohts misericordia ... ab

    antorem Dei, ei quia consanguineus eins erat, (Tassilonem) contenuit ab ipsis Dei ac suis ftdelibus, tit non tnoriretttr... et licentican sibi tonsorandi ei ntonasterio in: roeundi

    ... et fit suant salvaret animant"); vgl. G. Wolf, Bemerkungen zu Hg. Tassilo (1. c.

    S. 353-373). 133) B-M 320a; cf. Einhard, Vita Karolo Magni c. 20 (l. c. S. 25: �Quert post fraudem detectant et danutationein cottiura: ortun detonswn in coenobio Prtu)lia

    religiosae vitaeimque volentem vacarc pennisit").

  • G. Wolf. �Aufstand" und �Prozeß" König

    Bernhards von Italien 583

    3) Bernhard mußte darob mißtrauisch werden, Defensivmaßnahmen fürsorglich treffen: Eide und Paßbesetzung. \'en einer Heeresversammlung oder sonstigen militärischen Vorbereitungen Bernhards ist in keiner Quelle - die doch alle Ludwig näher als Bernhard stehen - die Rede.

    4) Bei seiner Rückkehr von derJa(, d in den Vogesen nach Aachen zwischen Ende Oktober und dem 20. November 817 erhielt der Kaiser von den Maßnahmen Bernhards Kenntnis.

    5) Bernhard muß - sonst wäre seine Reise nach Chalons-sur-Saone nicht erklär- lich! - im SpätsommerlHerbst817 mit dem Kaiserhof Verbindung aufgenom- men, Klärungsbedarf angemeldet haben, der akzeptiert schien. D. h. Bernhard reiste bona fide nach Chalons-sur-Saone.

    6) Kaiser Ludwig soll in einer kaum glaublichen Zeit auf die Nachricht aus Italien reagiert und ein großes Heer aus Gallien und Germanien gesammelt haben - wo- fern er nicht schon, gewissermaßen �prophylaktisch" vorher,

    d. h. im Sommer

    oder Frühherbst 817 mobil gemacht hatte, was die höf ischen Quellen ja denn kaum bezeugen.

    7) Wäre die Mobilmachung aber schon bald nach Juli 817 erfolgt, dann würde sich der Verdacht der Provokation Bernhards durch Ludwig erhärten und zur Realität verdichten, wofür ja auch Ludwigs Haltung in Chalons und Aachen

    spricht"-'). e.

    8) Letztlich bleibt festzuhalten, daß selbst die höfischen Quellen im �Dunstkreis" des Kaisers allesamt betonen, daß der junge König Bernhard nur ein �Verführ- ter"") gewesen sei, der zudem seine Waffen niederlegte"') und sich der

    Gnade des kaiserlichen Oheims anheimgab11).

    Diese Gnade, diese : nisericordia bzw. pietas, ward ihm aber nicht zuteil, wenn auch die Fuldenser Mönche"'), vielleicht auch Erzbischof Theodulf von

    Or-

    Jeäns10) und andere beim Kaiser uni Milde nachgesucht haben mögen. Ludwig

    und sein damaliger Beraterkreisr") waren offenbar entschlossen, die �Ordinatio im-

    perii" auch auf Kosten des italischen Neffen, den man auch noch als �ex concu- bina Harns""-) denunzierte, durch dessen Herrschaftsausschluß �wasserdicht" zu

    machen.

    131) Aufschlußreich ist Chron. Moiss. ad 817 (1. c. 5.312: ) �Sed piissimus impera-

    tor peperat vitae illonum iussitque ipsi regi Bernardo oculos end ... " 1'6) ARF ad 817 (1. c. S. 147: ,,... quonindam procerun: hominum consilio");

    Thegan c. 22 0. c. S. 596); Tremp, 1. c. 5.210: ,.... per exortationem malorum homincon ... ' ; ,,... habebat enim im ios consiliarios

    liinc et finde ... ", Astronomus c. 29 (1. C. S. 625); Tremp. I. c. S. 322 �consiliis quorundam malorum

    hominum ... "; vgl. Sims on, JbbLdFr 1. c. 1, S. 113 Annt. 5 ff.

    137) She. oben Anm. 122ff. 138) She. oben Anm. 124. 139) Cf. Epp. Fuldensium fragmenta (MGh Epp. V, 517). 1'D) Cf. Epp. Theodulfiaegi (MGh Poetae I, 562, vor allem aber 1,518 u. 13 ff. ).;

    vgl. E. Dahlhaus-Berg, Nova antiquitas et antiqua novitas (Kölner Hist. Abh. 23) 1975, S. 17 Anm. 95; G. Monod (Rev. hist. 35) 1887, S. 12.

    141) Z. B., soweit wir wissen: Erzbischof u. Erzkaplan Hildibold v. Köln (t 3.9.818); Großabt Benedikt v. Aniane (f 11.2.821); der Leiter d. Kanzlei Abt Helisachar (im Amt bis 819,1 vor 840); Abt Hilduin v. S. Denis (Erzkaplan 818-830); Graf Matfried v. Orleans.

    142) She. oben Anm. 23.

  • 584 Aiiszcllcn

    Bernhard und seine Anhänger, �nutlti praeclari er nobiles viri""'), wurden schon in Chalons verhaftet und festgesetzt, verhört (wobei die Methoden sicher nicht zim- perlich waren! ); aber es fand offenbar kein ordentliches Gerichtsverfahren in Chalons statt'"). Der Kaiser wartete damit bis nach Ostern 818. Wie wenireal der-Aufstand- .I Bernhards war bzw. selbst Ludwig schien, erhellt daraus, daß der Kaiser auf die geplante und vorbereitete militärische Aktion ganz verzichtete bzw verzichten konnte und den Winter und Weihnachten ruhig in Chalons verbrachte1'). Erst im Fe- bruar 818') ist Ludwig wieder in Aachen, also geradezu Beginn der Quadragesima. Dies war für den frommen Kaiser"') auch der Grund. weshalb er den Prozeß bis nach Ostern. d. h. bis nach dem 28. März 81818), verschob. Die Reichsversammlung als Gericht tagte dann in der ersten Aprilhälfte19).

    Über die genaue Dauer und den genauen modus procedendi des �Prozesses" wissen wir so gut wie nichts. Aber die Anklage wurde'-10) - wie schon mehrfach erwähnt - vom Kaiser selbst erhoben's'), durch Zeugen erhärtet und mit dein Ergebnis der� in- rermgariones*"1! ) vom Dezember 817 in Chalons untermauert. Die Klage lautete auf

    �infrdelitas*, 1") als �crinren laesae rnaiesratis". Auf diese Anklage mußte, wenn sie

    akzeptiert wurde und als berechtigt") erkannt, die Todesstrafe folgen"'), wie gesagt, wenn die Anklage zutraf und der Tatbestand zweifelsfrei erwiesen, was hier jedoch schwerlich objektiv der Fall sein konnte. Dies wird auch schon von daher deutlich, daß Kaiser Ludwig �der

    Fromme" bei dieser Gelegenheit seine �a concubinis nail', seine Stiefbrüder Droeo'-"'). Hug'51) und Theoderich138), wider ihren Willen1S9) tonsurieren

    11) Thegan c. 22 (l. c. 5.596; Tremp, I. c. S. 210); ARF ad 817 (I. c. 147;,,... multi praeclari ei nobiles viri... ").

    'u) Vgl. Jarnut, I. c. S. 644f. 15) Ebda; B-M 658b.

    B-M 659 (D LdFr v. 818, Febr. 13) f. d. Kloster Farfa. Cf. ARF ad 818 (I. c. S. 148: �... transactoque quadragesimali

    ieunio... "). "B) B-M 660a; ARF ad 818 (1. c. S. 148: �... paucis post sanctttnt pascha diebus... "). 19) Zwischen 28. Mutz (Ostern) und 5. April (B-M 515 n; 661 b), dem Tag der Blen-

    dun Bernhards. ') Cf. chron. Moiss. ad 817 (MGh SS 1,312: ,,... retttlit cis

    hanc causam "). 151) She. oben Anm. 56. 152) ARF ad 817 (1. c. S. 147); Thegan c. 22 (1. c. S. 596; Tremp, 1. c. S. 210:

    �.. inrestigarit it fdelium ne uissintas conspirationis huius rei... ").

    153) ARF ad 817 (I. c. 5.147: ,.... tyrannident tneditanun"; Astronomus c. 29 (1. c.

    S. 623; Tremp, 1. c. S. 380:., roluit in imperatorem et ftlios eitts insurgere et per tyrannidem imperium usurpare"); Chron. Moiss. ad 817 (I. c. S. 314: �Fxtollens se adversus patnnun suum rohfit eium a regno er ollere"), etc. etc.

    15) Cf. ARF ad 818 (l. c. S. 148: �Detectalraude et coniuratione patefacia "). 155) Cf. Astronomus, c. 30 (1. c. 5.623; Tremp, I. c. S. 384: �lege"; �severitate legali"). 156) * 13.6.801,823 Bischof v. Metz, 834 Erzkaplan Kaiser Ludwigs d. Frommen,

    844 päpstl. Vikar f. d. gesamte Frankenreich; LMA 111/1986, Sp. 1405; J. Flecken- stein, Die Hofkapelle d. deutschen Könige (MGh-Schriften 16/1) 1959 - S. 55f., 85f., 118-122 u. ö.; vgl. K. F. Werner, Die Nachkommen Karls d. Gr. (Karlswerk IV/1967, S. 445, Ziff. 11,16).

    1$7) *? Abt v. St. Quentin, 834 Erznotar u. Kanzler Ludwigs d. Fr., 835 Abt N% St. Bertin, t 14.6.844 inAngoulýme; vgl. Fleckenstein, 1. c. S. 83f., 107f. u. ö.; \Ver- ner, 1. c. 5.445 Ziff. 11,17.

    15ý) Cf. Einhard, Vita KaroliMagnic. 18(1. c. S. 23); \Verner I. c. S. 445, Ziff. II, 18. 159) * 807?, nach 818 fehlt jede Erwähnung; vgl. Werner 1. c. S. 445 Ziff. II, 18.

  • G. Wolf, �Aufstand" und "Prozeß- König Bemhards von Italien 585

    und ins Kloster stecken lieg'") �ne cadent fcacerenti100) bzw. �ad disconliant (wel-

    che?? ) mitigatdan" 1b1), obwohl von deren Verschulden nicht einmal in den kaiser- freundlichen Quellen die Rede ist.

    Das Todesurteil gegen Bernhard und seine �Genossen" sprachen die

    �prnceres Francorunt"16'). Und nun tut der �piissiunts

    irupemtor"") der �pietas" und �ntiseri- cordia" Genüge-angeblich gegen den \', allen vieler16') - �sttbpressa tristiori senten- tia"") �peperrit vitae illortull"1e), �iussittlue ipsi regi

    Bernanlo oculos erui"167),

    �luminibus tauuni iussit urbari"11). Eine delikate Nuance bietet Thegan169): �consi- lian i (die Bösen!! ) Bernhanitan haninibus privavenuu", und der Astronomus10):

    �(Ludwig) lunrinibus orbari (Bernhard) consensit (= er stimmte zu! )". Die Blendung

    geschah am 15. April 818 zu Aachen durch den Grafen Berthmund, Präfekten von Lyon, wohl - wie gesagt - mit Gewalt d. h. wie im Westen üblich, mit Dolch oder Schwert`). Dabei war natürlich das Risiko vorhersehbar.

    Die Annales regni Francorum verschweigen den �Erfolg"! Das Chronicon Mois-

    siacense"'): �die tertio momuts es: ", Thcgan"'): �Tertio die post omissionem

    lurninunr Benthardus obiit". Nithardl"): �huninibus ei vita parier privater"; Regino

    von Prüm"s): �primo oculis, post vita privater", und der Astronomus versucht sogar ein Selbstverschulden Bernhards zu implizieren''6). �...

    dint inipatientius oculoruut oblationent tulenuu, rrmrrissibi conscivenutt acerbitateut".

    Sicherlich ist Ludwig dem Frommen im Hinblick auf die Blendung, wenn man den üblichen Verlauf unterstellt"), kein dolus realis zu unterstellen, wie bei der Anklage

    selbst, wohl aber ein dolus eventualis, d. h. der Kaiser hat sehr wohl den Tod des Neffen �billigend in Kauf genommen". Er hat nicht etwa die Milde walten

    lassen, die die nahe Verwandtschaft gebot und die sein Vater Karl der Große 788 und 792 gegen Tassilo und Pippinus Gibbo angewendet hatte, indem er beide unversehrt an Leib und Leben ins Kloster schickte.

    Vgl. die Vorschrift Karls d. Gr, v. 806; Silnson, JbbLdFr. 1. c. I, S. 127 Anm. 3 ff.

    11) Nithard, Hist. I, 2 (1. c. S. 651). 161) Thegan c. 24 (I. c. S. 596); Tremp, I. c. S. 214. 16') ARF ad 818 (I. c. S. 148" ,. iudicio Finnconun");

    Astronomus, c. 30 (1. c. S. 623. Tremp. 1. c. S. 384):..... cum lege iudicioque Francot"unl"; vgl. Simson, 1. c. S. 120 Anm. 4: .,... per qua infrdelitate (sic! ) iudicio plnceruul nostrorum sell cunctae nobilitatis Franconan Senetnle iudiciunl "). 163) Chron. Atoiss. ad 817 (1. c. S. 312).

    166) Astronomus c. 30 (1. c. S. 623; Tremp, 1. c. S. 384): �licet multis obnitenti- bus". Der Wahrheitsgehalt dieser Nachricht dürfte doch recht zweifelhaft sein. '65) Ibidem. 166) Chron. Moiss. I. c. 167) Ibidem. 168) ARF ad 818 (1. c. S. 148). 169) C. 22 (1. c. S. 596; Tremp, l. c. 5.210). - 170) Vgl. D4. Schaab, I. c. o. Anm. 70. 171) C. 30 (I. c. S. 623; Tremp, 1. c. S. 384). 172) L. c. S. 312. 173) C. 23 (1. c. S. 596; Tremp, 1. c. S. 210). 174) Hist. I, s (1. c. S. 651). 175) Ad 818 (1. c. S. 73). 176) C. 30 (l. c. S. 623; Tremp, 1. c. S. 384). 177) She. oben Anm. 172 u. 70.

  • 586 Atiszcllcn

    Offenbar hat jedoch Kaiser Ludwig bald seinen �Fehler" eingesehen und, wie The-

    gan berichtete't'). seinen Neffen beweint: �Quod au(liens (Bernhards Tod) innperator,

    tnagno tunt dolore flerit nunltis temporibtus, ei con fessionem dedit coram omnibus epis-

    copis suis, ei iudicio eonun poenitentiaut1T9) suscepit propter hoc tanttun, quod non

    prohibuit contsiliariis suis lanc debilitatem (!!! ) agere". Das scheint mir ein Gipfel an Heuchelei!, wie auch Jarnut10) schon zu Recht bemerkt hat. Also war angeblich die

    tödliche Blendung des Bernhard eine debilitas (= Schwachsinn !) der consiliaril ! Hier

    decouvriert sich das ganze Lügengewebe ! Schon die Exauctoratio Hludovici imperatoris181) von 833 hält fest, Ludwig sei

    schuldig,. eo quod fratribtns ei propinquis violentiann intulerit ei nepotenn suunn, quert ipse liberare potuerat, interjieere penniserit". Dies ist eine deutliche Anspielung auf die �Vorschrift" Karls des Großen von

    806, auf die ja auch noch um 860 Hincmar von Reims Bezug nimmt. Der Vorwurf gegen Ludwig 833 ist also nicht nur �vorgescho- ben": Am 17. April 818'1) starb König Bernhard an den Folgen der Blendung"). Am 3. September 818 starb der Kölner Erzbischof und Erzkaplan Karls des Großen

    und Ludwigs, Hildebold"). Am 3. Oktober 818 starb Kaiserin Irmingard, die Gemah- lin Ludwigstm). In jener Zeit, so berichtet der Astronontus'sb),:..... timebatur a nutl- lis ne regni relict (Ludwig) relinquere gubernacul(i ... ". Insbesondere

    der frühe Tod der Kaiserin Irmingard und der des obersten geistlichen Beraters aus dem Kreis der

    paucissimi, mit denen Ludwig die ., Ordinatio intperii" zuerst entworfen hatte, noch in

    demselben Jahr des Untergangs König Bemhards mag von manchen geradezu als

    �Gottesurteil"'") empfunden worden sein und die Gerüchte ihrer �Mitschuld" genährt

    haben. Am 11. Februar starb Benedikt von Aniane'ss) - ein Westgote wie Theodulf von

    Orleans (! ) -, Ludwigs hervorragendster Berater seit langem'ss'), nachdem er noch am 7. Februar mit dem Kaiser �wnnia quae ei solitus erat

    dicere replicarit"169). Im Ok-

    tober 821 l"la) fand in Diedenhofen die Reichsversammlung191) statt, auf der neben der Vermählung (Mit-)Kaiser Lothars I. auch die Amnestie für die überlebenden Anhän-

    ger Bemhards erfolgte, sowie die Rehabilitierung und Zurückberufung Adalhards von Corbie und seiner Stiefbrüder Wala und Bemhar, der Verwandten Ludwigs190a).

    18) C. 23 (l. c. S. 596; Tremp, i. e. S. 214); cf. aberARF ad 822 (I. c. S. 158). 19) Das aber erst 822 in Attigny B-h, 1758 a und nicht schon 818 ! (B-M 661 a) " vor

    allem aber zum Oktober 833 in Compiýgne bzw. St. Medard zu Soissons (B-M 926 a/b).

    ' B0) L. c. S. 645 f. 1B1) MGh Leges I, 367. 182) B-M 515p.

    ý 183) B -hl 515 18t) Vgl. F «. Oediger, Regesten d. Erzbischöfe v. Köln im MAI/1954/61, S. 47 Nr. 139; S imson, I. e. II, S. 232 u. Anm. 2.

    185) B-M 672b. t66) Astronomus, c. 32 (1. c. S. 624; Tremp, 1. c. S. 392). 18') Vgl. Simson, 1. c. 1, S. 138. 1b8) B-M 738b. 168i) Vgl. Simson, l. c. 1,5.162; LMA 1/1980 Sp. 1864f.; LThK II/1994, Sp. 200f. 169) B-I`-133 b. 169, ) Vgl. M. Manitius, 1. c. I, S. 537-543; Boshof, 1. c. S. 144f.; Simson, 1.

    c. I, 5.169 f. 190) B-M 740a; vgl. Simson, 1. c. I, S. 166f. 190a) B-M 740d; Simson, I. c. 1, S. 171f.

  • G. Wolf, . Aufstand" und �Prozeß" König Bernhards von Italien 587

    Im April 822 in Attigny191) söhnte sich der Kaiser mit seinen Stiefbrüdeni Drogo, Hug und Theoderich aus - wohl nicht zuletzt unter dem wiedererstarkten Einfluß Adalhards - und tat für sein Verhalten 814 und 817/18 öffentliche Kirchenbuße - sicher nicht ohne jeden Grund! Im Februar 81919=) heiratete der 41jährige Kaiser Lud- wig I. die um vieles jüngere \Velfin Judith, die ihm (820/22? ) eine Tochter Gisela'93) und am 13. Juni 823 einen Sohn Karl (später: den Kahlen) schenkte19d). Am 1. Mai 821 wurde in Nintwegen die �Ordinatio

    imperii" von 817 erneut195) beschworen, was freilich nach 823, nach der Geburt des 4. Sohnes Karl - wie sich herausstellen sollte - recht problematisch, ja illusorisch196) war. Um der Durchsetzung der �Ordinatio" wil- len hatte Ludwig �der Fromme" 817118 seinen Neffen Bernhard, wie mir scheint, nicht ohne zumindest doles eventual is eliminiert. Nur fünf Jahre später stellte sich dies als vergeblich und sinnlos heraus.

    Die Kirchenbuße Ludwigs zu Attigny im August 822197) war ebensowenig wie die vom Oktober 833 zu St. Medard in Soissons19J) eine freiwillige, sondern mehr oder minder erzwungen. Dabei spielte 822 wie 833 Ludwigs Verhalten gegenüber seinem Neffen Bernhard von Italien eine, wenn nicht gar die entscheidende Rolle, auch als Bruch des seinem Vater Karl dem Großen gegebenen Versprechens19').

    Wie Ludwigs Verhalten bei seiner �Machtergreifung" 814, so zeigt auch sein Vor-

    gehen 817/18 von nicht allzu großer Sicherheit, sondern eher von charakterlicher Schwäche'), die sich auch beim Prozeß gegen Erzbischof Ebo von Reims 835 offen- bart201) und die Karl lange hatte zögern lassen, Ludwig zur Herrschaft heranzuziehen.

    Stellt man nun die altbekannte Frage nach der �historischen Größe" Kaiser Ludwigs

    des Frommen, oder, anders ausgedrückt: stimmt wirklich das Wort von des �großen Kaisers kleinem Sohn""), so wird man zunächst einmal des Vaters Karl �Größe" definieren und relativieren müssen. �Groß" war der Vater Karl sicher als

    Krieger und Organisator, sicher darin �größer` als der Sohn, der es

    freilich auch zu seiner Zeit insoweit schwerer hatte; am ehesten vergleichbar, wenn auch mit verschiedenen Schwerpunkten, sind Karl und Ludwig hinsichtlich ihres kulturellen Interesses, wobei beide (vielleicht Karl noch mehr als Ludwig) das Glück hatten, bedeutende Geister um sich zu haben.

    Charakterlich sind beide keine aninrne candidae; Rücksichtslosigkeit kennzeichnet im Grunde alle älteren Karolinger, und die späteren vielleicht nur deshalb weniger,

    19') B-M 758a; Simson, 1. c. I, S. 171 f. B-M 683x. Ca. 819/22-872; LMA V/1989, Sp. 1464/65; Simson, 1. c. I, S. 198. B-M773a; Simson 1. c. 1, S. 165f.

    195) B-M 735c; Simson 1. c. 1, S. 165. 196) Ludwig d. Fromme war 823 45 Jahre alt, seine Söhne aus erster Ehe Lothar 28,

    Pippin 26 und Ludwig (d. �Deutsche") 17. ') B-M 758x. 193) B-M 925 f. iv9) Vgl. Si mson, I. c. I, S. 4f. u. Anm. 10; MGh Leges I, 367. 200) Vgl. Boshof, 1. c. S. 94 u. 267ff. 201) Vgl. G. Wolf, in: �Satura Mediaevalis" 1/1995, S. 269ff.;

    Boshof, 1. c. 5.211 ff.

    202) So die Überschrift des letzten zusammenfassenden Kapitels bei Boshof = S. 255-270. Nach dem Titel der Arbeit v. Nikolaus Staubach (in: Charlemagnes Heir, 1. c. S. 701-721).

  • 588 Miszellen

    weil ihnen die Macht dazu fehlte. Karls Verhalten gegenüber seinem Bruder Karlmann d. J. und dessen Witwe, gegenüber Himiltrud und gegenüber der Desideriustochter sowie gegen Tassilo von Bayern war ebensowenig �fair" wie das Ludwigs gegen Bernhard, Ebo von Reims und andere Verwandte.

    Gerade diese letzteren Kriterien sollten aber dazu führen, mehr noch als bei Ludwig dessen �Frömmigkeit", bei Karl die �Größe"

    immer wieder in Frage zu stellen, zumal ja unsere Kriterien derzeit am Ende des 20. Jahrhunderts n. Chr. andere sind als im 19. Jahrhundert. Das freilich bedeutet nicht, daß wir Handeln und Leben der �Acteurs" vor 1200 Jahren nicht aus ihrer Zeit heraus zu verstehen versuchen müßten. Aber es bleibt der Unterschied zwischen �Verstehen" und �Identifikation" mit vorbildhaften großen Persönlichkeiten der Geschichte, wobei das Kriterium der inagnanimitas nicht vernachlässigt werden sollte.

    Immer noch und immer wieder gilt Luthers Wort vom Sinn der Beschäftigung mit Geschichte: ,. Hic est historianus Usus, renun cognoscere conscientias".

    Und noch eines - immer wieder sei es gesagt: Die Sieger bestimmen das Ge-

    schichtsbild getreu dem Wort des Galliers Brennus um 387 v. Chr. zu den besiegten Römern: �lae victis! " D. h. methodisch

    kann man cum grano salis fast immer in Streitfällen nahezu vom Gegenteil der historischen Überlieferung ausgehen, auch in der Persönlichkeitswertung in der Geschichte=Ö'). heute wie vor tausend und abertau- send Jahren: AmenophislV. (Echnaton) war einer der größten ý Herrscher der Alten Welt, trotz der dann erfolgten damnatio mentoriae durch Tutianch-Anion und Harem- hab; Hannibal war einer der bedeutendsten Feldherrn der Geschichte, trotz der verheerenden Wertung durch die letztlich siegreichen Römer; Arius wird der neu- testamentlichen Botschaft Jesu weitaus gerechter als der dann obsiegende Athanasius

    - und diese Reihe ließe sich fortsetzen! Und es ist nicht zuletzt die legitime und notwendige Aufgabe des Historikers, durch den genannten methodischen Ansatz für ausgleichende Gerechtigkeit und Wertung ex post zu sorgen.

    Dieser Essay soll nun Licht und Schatten zwischen Ludwig �dem Frommen" und seinem Neffen Bernhard ein wenig neu verteilen.

    Heidelberg-Neckargemünd Gunther Wolf

    203) Dies gilt auch für die Geschichte unserer Zeit, wie sich herausstellen wird, wenn es einmal möglich sein wird, ohne zeitbedingte Voreingenommenheit, d. h. aus zeitlicher und damit Interessensdistanz Forschung zu betreiben.