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Labordiagnostik bei Erkrankungen des exokrinen Pankreas

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Labordiagnostik bei Erkrankungen des exokrinen Pankreas

Das Pankreas ist ein wichtiges Verdauungsorgan bei Hund und Katze und besteht aus einem exokrinen und endokrinen Teil. Das exokrine Pankreas sezerniert als seröse Drüse Enzyme, die für die Verdauung aller relevanten Nährstoffklassen unverzichtbar sind.

Anatomisch besteht das exokrine Pankreas aus den Azini und dem Gangsystem. Die Enzyme werden von den Drüsenzellen in den Azini gebildet und in Granula gespeichert. Um das Pan-kreas vor einer verfrühten Freisetzung der Enzyme und damit dem Selbstverdau zu schützen, existieren verschiedene Schutzmechanismen.

Bei den meisten in den Granula gespeicherten Enzymen handelt es sich um inaktive Vorstufen. Erst durch die limitierte Proteolyse am Ort des Wirkens (Duodenum) entsteht die aktive Form des Enzyms. Einen weiteren Schutz vor Eigenverdauung stellt das Anti-Trypsin dar, das die Ak-tivität des Trypsins hemmt. Auch in der peripheren Zirkulation befinden sich Proteaseinhibitoren, die pankreatische Enzyme binden und inaktivieren können. Die für den Stärkeabbau zuständige α-Amylase und die für die Fettverdauung verantwortliche Lipase werden hingegen in ihrer akti-ven Form synthetisiert. Die Lipase benötigt ein Coenzym (Colipase), welches in inaktiver Form sezerniert wird und im Darmlumen durch Trypsin aktiviert wird. Des Weiteren werden vom exo-krinen Pankreas Puffersysteme, antibakterielle und trophische Substanzen bereitgestellt, die den Erhalt einer gesunden Darmflora unterstützen. Ein weiteres wichtiges Produkt ist der intrin-sische Faktor, ohne den die Resorption von Vitamin B12 im Ileum nicht möglich ist.

Der endokrine Teil des Pankreas wird von etwa 2 % der Zellen gebildet, die sich in den Lan-gerhansschen Inseln zusammenlagern. In den α-Zellen wird das Glukagon synthetisiert, die β-Zellen produzieren Insulin und aus den δ-Zellen stammt Somatostatin. Insulin und Glukagon steuern den Glukose-Stoffwechsel. Somatostatin wirkt hemmend auf den exokrinen Teil des Pankreas. Das aus dem Magen stammende Gastrin stimuliert die Ausschüttung von Insulin, Glukagon und Somatostatin.

Exokrine Anteile (98 %) (Azinuszellen)Endokrine Anteile (1 - 2 %) (rötlich gefärbte Langerhans-Inseln)

Gliederung in Läppchen durch Bindegewebe, darin: Gefäße, Nerven, Anschnitte von großen (interlobulären) Ausführungsgängen.

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Pankreatitis bei Hund und Katze

Die Pankreatitis ist eine sehr schmerzhafte Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die durch eine verfrühte Aktivierung und Freisetzung proteolytischer Enzyme aus den Azinuszellen entsteht. Als Folge kommt es zu lokaler und systemischer Zerstörung von Geweben durch die Pankreasenzy-me und durch Entzündungsmediatoren, die während dieses Prozesses freigesetzt werden. Eine Pankreatitis kann akut oder chronisch verlaufen. Eine akute Pankreatitis geht mit schweren klini-schen Symptomen einher, während chronische Verlaufsformen klinisch inapparent sein können. Die Unterscheidung zwischen den Verlaufsformen basiert auf der Art der Organschädigung, die nur histologisch sicher beurteilt werden kann.

Betroffen sind vornehmlich mittelalte bis alte Hunde und Katzen. Rassedispositionen bestehen für Zwergschnauzer, Yorkshire Terrier und Pudel. Bei Katzen scheinen Siamesen vermehrt be-troffen zu sein.

Das Vorkommen der Pankreatitis bei Kleintieren ist schon lange bekannt. Zunächst wurden Ent-zündungserscheinungen am Pankreasgewebe eher zufällig bei Obduktionen von Hund und Kat-ze festgestellt. Dies führte zu der Annahme, dass Pankreatitiden weitaus häufiger bei Hund und Katze vorkommen als bisher angenommen. Zahlreiche Forscherteams haben seitdem zu einem besseren Verständnis dieser Erkrankung beigetragen. Doch obwohl mittlerweile anerkannt ist, dass Erkrankungen des exokrinen Pankreas, insbesondere die Pankreatitis, weitaus häufiger bei Hund und Katze anzutreffen sind als ursprünglich gedacht, sind die klinische Diagnose und die Behandlung nicht einfacher geworden.

Klinik

Jeder Hund und jede Katze mit Anorexie, Durchfall und/oder Erbrechen sind verdächtig für eine Pankreatitis. Anorexie und Erbrechen sind sehr unspezifische Symptome vieler verschiedenster Erkrankungen und nicht spezifisch für die Pankreatitis. Auch wenn viele Patienten diese Sym-ptome zeigen, treten sie jedoch nicht zwangsweise bei jedem Tier auf, insbesondere Katzen zeigen sehr unspezifische klinische Symptome. Milde Fälle sind unter Umständen klinisch völ-lig unauffällig. Insgesamt sind die klinischen Symptome sehr unterschiedlich. In retrospektiven Studien wurde bei Hunden mit hochgradiger Pankreatitis Anorexie bei 91 %, Erbrechen bei 90 %, Schwäche bei 79 %, Abdominalschmerz bei 58 %, Dehydratation bei 46 %, Durchfall bei 33 % und Fieber bei 21 % aller Hunde festgestellt (Hess et al. „Clinical, clinicopathologic, radiographic, and ultrasonographic abnormalities in dogs with fatal acute pancreatitis: 70 ca-ses“) Es ist nicht genau bekannt, ob der Durchfall auf die Pankreatitis zurückzuführen ist, oder sekundär als Folge einer Darmerkrankung entstanden ist. Die klinischen Symptome einer Pank-reatitis sind bei Katzen noch weniger spezifisch als bei Hunden. Fast alle Tiere sind anorektisch und lethargisch. In schweren Fällen sind Dehydratation und Hypothermie häufig. Erbrechen und Abdominalschmerz treten hingegen auch bei schweren Fällen nur bei etwa einem Drittel der Patienten auf. Dyspnoe, Durchfall und Ataxie kommen ebenfalls häufiger vor. Hochgradige, akute Pankreatitiden können zu systemischen Organstörungen führen wie die bereits erwähnte Dehydratation, oder Verschiebungen im Säure-Basen-Haushalt.

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Diagnose

Röntgen des Abdomens

Unter Umständen sind verwaschene Konturen der Bauchorgane, insbesondere des Pankreas festzustellen mit Vergrößerung und/oder Verlagerung der Organe. Insgesamt sind die röntgeno-logischen Befunde sehr subjektiv und schwer zu beurteilen.

Ultraschall

Befunde, die im Ultraschall angetroffen werden können, sind: Vergrößertes Pankreas mit ver-minderter Echogenität, Flüssigkeitsansammlungen und peripankreatisches Fettgewebe. Erwei-terter Pankreasgang und geschwollene Pankreaspapille. Um diese Befunde erheben zu können, bedarf es jedoch einer sehr guten Ausrüstung und eines sehr erfahrenen Untersuchers. Ist dies gegeben, so erreicht der abdominale Ultraschall eine Sensitivität von 68 % bei Hunden und ca. 38 % bei Katzen. In einer aktuellen Studie von Williams et al., 2013 „Ultrasonographic Findings of the Pancreas in Cats with Elevated Serum Pancreatic Lipase Immunoreactivity” wurde sogar eine Sensitivität von 84 % und Spezifität von 75 % bei Katzen erlangt. Die Kriterien waren ent-sprechende klinische Symptome, ein erhöhter fPLI Wert, Verdickung des linken Pankreasschen-kels (> 1cm), irreguläre Pankreasränder und hyperechogenes, peripankreatisches Fettgewebe. Daher kann der abdominale Ultraschall, wenn mit klaren Kriterien definiert, in Verbindung mit der Serologie und Klinik ein wertvolles diagnostisches Instrument für die Pankreatitis darstellen.

Biopsie

Wird eine Laparoskopie durchgeführt, können Veränderungen am Pankreasgewebe zum Teil makroskopisch erfasst werden. Die Pankreasbiopsie und anschließende histologische Unter-suchung galten bislang als „Goldstandard“ der Pankreasdiagnostik. Wichtig dabei ist, dass eine repräsentative Gewebeprobe genommen wird. Bei vorsichtigem Vorgehen sind die Risiken für den Patienten gering. Es sind jedoch spezifisches Equipment und ein erfahrener Pathologe notwendig.

Material: Formalin fixierte Biopsie

Labordiagnostik

Blutbild und klinische Chemie weisen zumeist nur sehr unspezifische Veränderungen auf, die auf eventuell vorhandenes Erbrechen und Durchfall zurückzuführen sind. Diese Veränderungen helfen nicht bei der Diagnose, sind aber geeignet, um den Gesundheitsstatus des Patienten einschätzen zu können.

Material: Serum, EDTA-Blut

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Organprofil und Blutbild

Leukozytose mit Linksverschiebung, bei Katzen auch LeukopenieThrombozytopenieEventuell AnämieErhöhte Leberenzyme: ALT, APElektrolytverschiebungenAzotämieHyperbilirubinämieHypercholesterolämieHypertriglyceridämieHypo- oder HyperglykämieHypoalbuminämie

Amylase/Lipase

Amylase und Lipase sind keine pankreasspezifischen Enzyme, sondern kommen auch in Darm, Muskulatur, Speicheldrüsen und Leber vor. Die Sensitivität der Lipasebestimmung zur Pankre-atitisdiagnostik liegt beim Hund bei etwa 55 %. Eine Erhöhung der Lipase um das ca. 3-fache ist relativ spezifisch beim Hund, jedoch kann auch eine Pankreatitis vorliegen, ohne dass eine Erhöhung der Lipase-Aktivität festzustellen ist.

Bei der Katze sind die Amylase- und Lipasewerte in Bezug auf die Prankreatitis noch weniger aussagekräftig als beim Hund. Beide Enzyme können auch bei Leber- und Nierenerkrankungen, Neoplasien oder nach Glukokortikoidgabe und bei diabetischer Ketoazidose erhöht sein .

Material: ca. 0,5 ml Serum

TLI (Trypsin-like-Immunreaktivität)

Gemessen werden mit dem Parameter TLI das Trypsin und seine inaktive Vorstufe Trypsinogen. Trypsinogen wird ausschließlich im Pankreas synthetisiert. Jedoch weisen nur ca. 30-60% aller Hunde und Katzen mit einer Pankreatitis eine Erhöhung dieses Wertes auf. Futteraufnahme vor der Blutentnahme und Nierenerkrankungen führen zu erhöhten TLI-Werten. Der TLI-Wert ist ein besserer diagnostischer Marker für die exokrine Pankreasinsuffizienz (s.u.) als für die Pankrea-titisdiagnostik.

Material: ca 0,5 ml SerumCave! Tier muss nüchtern sein für mind. 8, besser 12 Stunden

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PLI (pankreatische Lipase Immunreaktivität)

Die pankreatische Lipase wird ausschließlich in den Azinuszellen des Pankreas synthetisiert. Physiologischerweise befinden sich geringe Mengen der pankreatischen Lipase in der periphe-ren Zirkulation. Kommt es im Verlauf einer Pankreatitis zur Zerstörung der Azinuszellen, gelangt vermehrt Lipase in das Blut. Bei einer akuten Pankreatitis korreliert der Grad der Erhöhung der PLI-Konzentration mit dem Grad der Zellzerstörung des Pankreas. Die Bestimmung der pankreatischen Immunreaktivität beruht auf Strukturmerkmalen, die spezifisch für die aus dem Pankreas stammende Lipase sind. Dies ist ein signifikanter Unterschied zu anderen Tests, die die Lipase-Aktivität bestimmen, denn diese ist für jede Lipase gleich, unabhängig von ihrem Ursprungsort. Es wurden spezifische Tests zur Quantifizierung der felinen (fPLI) und caninen (cPLI) pankreatischen Lipase entwickelt. Die Spezifität beim Hund liegt bei ca. 71 % und die Sensitivität bei 93 %. Bei Katzen ist der Test zu 91 % spezifisch und zu 67 % sensitiv.

Die Bestimmung der PLI wird nicht von einer eventuellen Enzymsubstitution beeinflusst und auch Hämolyse und Lipämie beeinträchtigen die Bestimmung nicht. PLI ist sehr stabil. Die Be-stimmung der PLI im Serum von Hunden und Katzen wird zurzeit als der zuverlässigste nicht-invasive Test zur Diagnose einer Pankreatitis anerkannt.

Material: ca. 0,3 ml SerumUnbeeinflusst von EnzymsubstitutionSehr stabil, längere Nahrungskarenz nicht erforderlich

Pankreatitis-Profil mit Blutbild

pankreatische Lipase, Cholesterin, Triglyceride, Amylase, Lipase, ALT, AST, Gesamteiweiß, Natrium, Kalium, Calcium, Glukose

Material: Serum ca. 1 ml, Natrium-Fluorid-Blut zur Glukosebestimmung ca. 0,3 ml, EDTA Blut ca. 1 ml

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Behandlungsempfehlungen

Kann eine Ursache für die Pankreatitis ausgemacht werden, so sollte diese beseitigt werden, sofern das möglich ist.

Insbesondere sollte kritisch hinterfragt werden, ob alle Medikationen, die das erkrankte Tier verabreicht bekommt, tatsächlich notwendig sind, oder ob eventuell auf andere Präparate ge-wechselt werden kann. Zum Beispiel ist bekannt, dass Kaliumbromid, das häufig zur Behand-lung von Epileptikern verwendet wird, ein Prädispositionsfaktor für die Pankreatitis sein kann. Übergewicht und sehr fettreiche Ernährung sollten ebenfalls vermieden werden.

Bei Patienten mit akuter, hochgradiger Pankreatitis wird die Behandlung vorwiegend symp to-matisch orientiert sein. Durch Infusionen sollte der Hydratations- und Elektrolytstatus wieder hergestellt werden. Eventuell ist ein Plasmaexpander oder Plasmainfusion erforderlich, um eine disseminierte intravasale Gerinnung (DIC) zu vermeiden. Da eine akute Pankreatitis meist sehr schmerzhaft ist, sollte immer ein Schmerzmittel verabreicht werden. Antibiotika sind in der Re-gel nicht indiziert, da eine Pankreatitis meist ein steriler Prozess ist. Hat der Patient hingegen auch Fieber, ist eine antibiotische Therapie anzuraten. Das Erbrechen sollte unbedingt behan-delt werden. Die Gabe von Antazida ist eine weitere sinnvolle Maßnahme bei der Behandlung der Pankreatitis. Die Futteraufnahme sollte stimuliert werden, denn sie stabilisiert die enterale Schleimhautbarriere und unterstützt eine gesunde Mikroflora. Es empfiehlt sich, Patienten mit akuter, hochgradiger Pankreatitis engmaschig zu kontrollieren, insbesondere im Hinblick auf die Vitalparameter (Elektrolyte, Säure-Basen Haushalt, Gerinnung). Die Bestimmung der PLI ist geeignet, um den Verlauf der Pankreatitis zu beobachten. Es empfiehlt sich eine Messung der PLI alle 2 bis 3 Tage.

Wird eine hochgradige, akute Pankreatitis frühzeitig diagnostiziert und eine entsprechende Be-handlung eingeleitet, sind die Chancen einer „restitutio ad integrum“ sehr gut. Falls wiederholte Episoden von Pankreatitis bei einem Patienten auftreten, sollte langfristig die Fütterung umge-stellt werden. Es empfiehlt sich fettarmes und leicht verdauliches Futter (hydrolysierte Proteine). Bei diesen Patienten und auch solchen, die eine gewisse Prädisposition aufweisen, entweder rassebedingt (Zwergschnauzer) oder durch notwendige Dauermedikation, empfiehlt es sich, den PLI in den regelmäßigen Gesundheitscheck mit einzubeziehen.

Bei Katzen kommt es aufgrund der anatomischen Verhältnisse – gemeinsame Mündung des Pankreas und der Gallenblase im Duodenum – zum Auftreten der sogenannten Triaditis. Hierun-ter versteht man das gleichzeitige Auftreten einer Pankreatitis, Cholangiohepatitis und entzünd-licher Darmerkrankung (IBD: inflammatory bowel disease).

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Exokrine PankreasinsuffizienzDie exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) wird durch unzureichende Synthese und/oder Sekretion von pankreatischen Enzymen verursacht, was zur Maldigestion und -absorption führt. Klinische Symptome treten auf, wenn das funktionale Gewebe bis auf 10 - 15 % reduziert ist. Eine EPI äußert sich darin, dass die Tiere eine ungestörte bzw. erhöhte Futteraufnahme zeigen, trotzdem aber an Gewicht verlieren. Häufig zeigen die Tiere chronischen Durchfall und das Haarkleid erscheint struppig und glanzlos. Der Kot ist oft ungeformt, sehr voluminös und je nach aufge-nommenem Futter gelblich-fettig mit unverdauten Nahrungsbestandteilen.

Eine EPI kann angeboren oder erworben sein. Beim deutschen Schäferhund und beim Collie ist bekannt, dass es einen genetischen Defekt gibt, der zur pankreatischen Azinaratrophie führt (PAA). Betroffene Hunde erkranken schon in sehr jungen Jahren und können fast bis zum Ske-lett abmagern. Junge Tiere können aufgrund einer Pankreashypoplasie an einer EPI erkranken. Sehr häufig ist die EPI Folge von chronisch rezidivierenden Pankreatitiden, die nicht entspre-chend erkannt und behandelt wurden. Daher handelt es sich zumeist um eine Erkrankung von mittelalten bis alten Hunden und Katzen.

Ist die EPI Folge einer chronisch-rezidivierenden Pankreatitis, kann sich sekundär ein Diabetes mellitus entwickeln. Fast immer ist eine EPI mit einem Mangel an Vitamin B12 vergesellschaf-tet. Das kommt daher, dass im Pankreas auch der intrinsische Faktor synthetisiert wird, der notwendig ist für die Resorption von Vitamin B12 im Ileum. Des Weiteren fehlen auch benötigte Puffersysteme und antimikrobielle Substanzen, die ebenfalls Produkt des exokrinen Pankreas sind. Daher kommt es im Verlauf einer EPI sehr häufig auch zu einer Erkrankung des Darmes (IBD = inflammatory bowel disease). Bei der Katze tritt die EPI nur sehr selten auf und ist meist Folge einer chronischen Pankreatitis.

DiagnoseKlinische Chemie und Blutbild

Sehr oft unauffällig.

TLI (Trypsin-like-Immunreaktivität)

Wie bereits unter Pankreatitis erwähnt, bestimmt die TLI das Trypsin und seine inaktive Vorstufe Trypsinogen im Serum von Hund und Katze in jeweils speziesspezifischen Tests. Es ist der Test der Wahl, wenn es um die Diagnose einer exokrinen Pankreasinsuffizienz geht.

Die Sensitivität und Spezifität des TLI beim Hund liegen bei annähernd 100 %. Bei der Katze ist die Sensitivität der TLI nicht bekannt, die Spezifität liegt bei 85 - 100 %. Die EPI ist gekenn-zeichnet durch eine erniedrigte TLI-Serumkonzentration, jedoch ist ein einmalig erniedrigter TLI-Wert ohne entsprechende Klinik nicht beweisend für eine EPI und sollte nach einigen Wochen bestätigt werden.

Material: 0,5 ml Serum Hund0,3 ml Serum, EDTA, Lithium-Heparin-Plasma KatzeUnbeeinflusst von EnzymsubstitutionCave: Tier sollte gefastet haben (8, besser 12 Stunden), Futteraufnahme führt zu falsch hohen Werten; falsch hohe Werte kommen auch bei Niereninsuffizienzen und bei stark kachektischen Hunden vor.

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Pankreatische Elastase

Die pankreatische Elastase ist eine verdauungsresistente Endoprotease, die ausschließlich in den Azinuszellen des Pankreas gebildet wird. Sie kann zurzeit nur im Kot von Hunden bestimmt werden. Ein entsprechender Test für Katzen steht nicht zur Verfügung. Bei einer exokrinen Pan-kreasinsuffizienz ist die pankreatische Elastase stark vermindert, kann aber auch bei gesunden Hunden vermindert sein, daher sollte ein positiver Befund durch anschließende Bestimmung der TLI bestätigt werden. (Spezifität ca. 50 %)

Zu beachten ist, dass es bei Patienten mit Durchfall zu einem „Verdünnungseffekt“ kommt. In solchen Fällen sollte der Test wiederholt und die Serum-TLI-Konzentration bestimmt werden.

Material: ca. 1 g KotUnbeeinflusst von EnzymsubstitutionCave: Durchfall!

Vitamin B12 (Cobalamin) und Folsäure

Vitamin B12 und Folsäure sind wasserlösliche Vitamine aus dem B-Komplex. Kommerzielle Futtermittel enthalten in der Regel genug von beiden Vitaminen, sodass eine fütterungsbedingte Mangelerscheinung unwahrscheinlich ist, es sei denn, ein Tier wird ausschließlich vegetarisch ernährt. Vitamin B12 ist an Nahrungsproteine gebunden und muss von diesen mithilfe pankre-atischer Enzyme gespalten und an den intrinsischen Faktor, der ebenfalls aus dem Pankreas stammt, gebunden werden, um im Ileum resorbiert werden zu können. Zudem verstoffwechseln intestinale Bakterien Vitamin B12 und bei einer Über- oder Fehlbesiedelung des Gastrointestinal-traktes wird dadurch zusätzlich Vitamin B12 verbraucht. Folsäure wird im proximalen Dünndarm über spezifische Rezeptoren absorbiert. Liegt dort eine Erkrankung vor, die zur Schädigung der Rezeptoren führt, kann ein Folsäuremangel entstehen. Bei einer Über- oder Fehlbesiedelung des Dünndarms kann aber auch ein Überschuss an Folsäure entstehen, da intestinale Bakte-rien Folsäure synthetisieren können. Da es im Rahmen einer EPI häufig zu einer veränderten Darmflora kommt, sind auch Veränderungen in der Konzentration von Folsäure und Vitamin B12 diagnostisch hinweisend. Diese Zusammenhänge machen deutlich, dass eine EPI leicht zu einem Vitamin B12-Mangel und erhöhter Folsäure im Serum führen kann. Daher ist die Kontrolle beider Vitamine bei allen Patienten mit gastrointestinalen Symptomen und/oder EPI Verdacht anzuraten.

Material: Vitamin B12: 0,5 ml Serum, EDTA, Lithium-Heparin-PlasmaFolsäure: 0,5 ml Serum. Lithium-Heparin-PlasmaTestpaket: TLI, Vitamin B12 und Folsäure

Pankreas-Insuffizienz-Profil

TLI-Test (nüchtern!), Vitamin B12 (Katze), AST, ALT, Albumin, Natrium, Kalium, Calcium, Glukose

Material: Serum ca. 1 ml, Natrium-Fluorid-Blut zur Glukosebestimmung ca. 0,3 ml

Behandlungsempfehlungen

Patienten mit EPI müssen mit Verdauungsenzymen lebenslang substituiert werden. Es gibt ver-schiedene Präparate in Pulver- oder Tablettenform auf dem Markt. Das Futter wird in der Regel vorher mit den Verdauungsenzymen versehen und dann verfüttert. Die Nahrung sollte leicht

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verdaulich sein, aber dennoch genug Nährwert enthalten. Früher ging man davon aus, dass Patienten mit EPI fettarm ernährt werden sollten. Das lässt sich so aber nicht verallgemeinern. Manchen Patienten tut nährstoffreicheres Futter gut, andere hingegen vertragen es nicht. Es gilt also die für den bestimmten Patienten optimale Diät zu entwickeln.

Vitamin B12 Substitution

Empfehlung von Dr Jörg Steiner aus dem Gastrointestinalen Labor der Texas A&M UniversitätKatze: 250 ug/kg s.c.Hund: 250-1200 ug/kg s.c.Über 6 Wochen lang eine Dosis jeden 7. Tag, dann eine weitere Dosis 30 Tage später. Vitamin B12 sollte nach dieser Zeit im oberen Referenzbereich liegen, falls nicht, sollte weiter substitu-iert werden. Ist die Vitamin B12-Konzentration unterhalb des Referenzbereiches, kommen unter Umständen andere Ursachen in Frage oder das Präparat muss gewechselt werden.

Tumoren des exokrinen Pankreas

Neoplasien des Pankreas sind bei Hund und Katze relativ selten. Das kann möglicherweise auch damit zusammenhängen, dass sie der klinischen Diagnostik in vielen Fällen nur schwer zugänglich sind bzw. erst in späten Stadien diagnostiziert werden. Sie können sowohl von dem endokrinen als auch dem exokrinen Anteil ausgehen. Bei Tumoren des exokrinen Pankreas unterscheidet man prinzipiell Adenome und Karzinome. Letztere stellen sich als einzelne oder auch multiple Massen im Pankreas dar, wachsen infiltrativ und zeigen eine frühe Metastasierungsneigung (v.a. in Leber, Lymphknoten, Darm, Lunge und Peritoneum). Adenome des Pankreas verhalten sich gutartig, finden sich bei Hund und Kat-ze aber nur ausgeprochen selten. Wesentlich häufiger sind nur schwer davon abzugrenzende, nicht neoplastische noduläre Hyperplasien, die regelmäßig bei älteren Hunden und Katzen ge-funden werden können. Klinisch sind sie in der Regel ohne Relevanz. Tumoren des endokrinen Pankreas fallen klinisch meist durch ihre endokrine Aktivität auf (Insu-lin-, Glucagon-, Gastrin- oder Somatostatinproduktion). Auch hier sind benigne und mit Metas-tasen einhergehende maligne Varianten beschrieben. Am häufigsten kommen Insulinome vor, die in der Regel ältere Hunde und nur sehr selten Katzen betreffen. Eine sichere Unterscheidung in die verschiedenen Formen ist mittels histologischer Untersuchung meist nicht möglich, dafür ist eine immunhistologische Charakterisierung der Zellen erforderlich. Aus diesem Grund wer-den Tumoren des endokrinen Pankreas zusammenfassend als Inselzelladenome oder Inselzell-karzinome bezeichnet.

Richtwerte Laborparameter Pankreas

Lipase Amylase TLI PLI

Normwerte Hund: < 300 Hund: < 1650 Hund: > 5 < 50 Hund: < 200

Katze:< 280 Katze: < 1850 Katze: > 12 < 82 Katze: < 3,5

Pankreatitis variabel variabel Hund: > 50 Hund: > 600

i.d.Regel erhöht (Hund 3x)

i.d.Regel erhöht (Hund 3x)

Katze: > 100 Katze: > 5,4

Sensitivität 55 % 57 % 33 % > 80 %

Pankreasinsuf-fizienz

variabel variabel Hund: < 2,5 variabel

Katze: < 8

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