Marco Wegner - Mentale Power

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LOCAL MAG business.art.lifestyle. 2/2013 | kostenlos | www.local-mag.de MENTALE POWER MENSCH-BMX, BMX-MENSCH GUTES ESSEN - GUTE LAUNE Lass dich inspirieren: Ein Essensplan zum Wohlfühlen! Zukunftsmusik von heute. Auf zwei Rädern durch die Stadt. Loop – das Nähatelier JUNGE NORDDEUTSCHE PHILHARMONIE DAS TAPFERE SCHNEIDERLEIN Dein Geist bringt dich zur Höchstleistung! Marco Wegner sagt dir wie.

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MENTALEPOWER

MENSCH-BMX, BMX-MENSCH

GUTES ESSEN - GUTE LAUNELass dich inspirieren: Ein Essensplan zum Wohlfühlen!

Zukunftsmusik von heute.

Auf zwei Rädern durch die Stadt.

Loop – das Nähatelier

JUNGE NORDDEUTSCHE PHILHARMONIE

DAS TAPFERE SCHNEIDERLEIN

Dein Geist bringt dich zur Höchstleistung!Marco Wegner sagt dir wie.

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MENTALE POWERMIT MENTAL-COACHING AUF ERFOLGSKURS

Am Anfang gleich ein kleines Geständnis: Vor 20 Jahren hätte mich bereits die Überschrift abge-

schreckt. >>Mentale Power<< Schöner Psychokram: „Alles Gehirnwäsche und fauler Voodoozauber. Ge-nau der richtige Stoff für die armen Leichtgläubigen. Mein Gott, was die Leute nicht alles glauben. Man ist heute mal wieder auf Dummfang aus. Die perfekte Ein-trittskarte für einen Platz neben dem selbst ernannten Ober-Guru, der jahrelang ziellos durch Indien vegetier-te, bis ihn ein paar Sektenjünger aufgegriffen haben. Bei dieser Sekte hat er dann sein Gaunergeschäft gelernt. Das Geschäft der menschlichen Manipulation.“So oder so ähnlich waren meine Vorstellungen da-mals, ohne nur eine Sekunde an den Gedanken zu ver-schwenden, den Text wirklich weiter lesen zu wollen. Zu meinen gut gepflegten Vorurteilen kam noch eine satte Portion Befürchtungen obendrauf. Was passiert, wenn ich vielleicht durch Zufall Opfer dieser Scharlata-ne werde? In wieweit gehöre ich sogar selbst zu den so-genannten Leichtgläubigen? Kann man sich willentlich gegen Manipulation und Gedankenkontrolle wehren? Fragen über Fragen.Die erste Aufklärung brachte das Geburtstagsge-schenk eines guten Freundes. Er überreichte das Buch mit der Bemerkung: „Irgendwie musste ich beim Lesen an dich denken Marco und ich glau-be der Inhalt wird dein Interesse wecken.“ Ironie des Schicksals.

Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich nicht nur mein Weltbild sondern auch die öffentliche Wahrnehmung deutlich verschoben. Fast könnte man sagen: Das Men-tale gehört mittlerweile zum guten Ton. Prominente

Persönlichkeiten berichten immer häufiger von ihren Erfahrungen und Erfolgen mit Mentaltraining. Das dunkle Image gehört längst vergangenen Tagen an. Am Ende schreibe ich nun selbst einen Artikel über >>Mentale Power<< wohlwissend um meine einstigen Zugangsschwierigkeiten. Oft lag diese Schwierigkeit wohl in der Art der Aufmachung des Themas begrün-det und aus diesem Grund habe ich mich für einen etwas anderen Einstieg entschieden. Mein Einstieg ist eine Einladung an alle Leser; an die offenen und an die eher zurückhaltenden. Spannend ist es allemal. Beson-ders für den, der sich den Luxus gönnt, eigene Denk-weisen zu überdenken. Aber genug des Vorspiels. Tauchen wir endlich in men-tale Gefilde ein.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Diese Tatsache ist unbestreitbar und wird hier abzüglich aller morali-schen Für- und Widersprache - ausnahmsweise - mal ganz nüchtern betrachtet. Warum so nüchtern? Ganz einfach! Denn, für gewöhnlich zitieren die meisten Menschen in diesem Zusammenhang Charles R. Dar-win mit „survival of the fittest“. Erstaunlich nur, dass sein Satz immer noch falsch übersetzt bzw. interpretiert wird. Es sind eben nicht die Starken, die überleben und erst recht nicht die körperlich Starken. Das klingt in der Moderne auch völlig abstrus. Nein, es sind die Anpas-sungsfähigen. Also diejenigen, denen es gelingt, sich zeitnah auf vielfältige Veränderungsprozesse einzulas-sen, sie zu akzeptieren und Chancen nicht zu verpassen.Ausnahme: die mit Allmachtsfantasien und atembe-raubender Action überfrachteten Hollywoodstreifen, wie Beispielswiese Sylvester Stallone in >>Cliffhanger -

„Das Mentale gehört mittlerweile zum guten Ton.“

„Es sind nicht die Starken, die Überleben.“

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„Es sind nicht die Starken, die Überleben.“

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Nur die Starken überleben<<. Obwohl, letztendlich war Stallone inspirierend anpassungsfähig, als er 30 Milli-onen Dollar sprichwörtlich verheizte, damit Mann, in der klirrenden Kälte und nur mit einem T-Shirt beklei-det, nicht erfriert.Neben unseren klassischen Heldenfiguren, welche zumindest in der antiken Mythologie nicht nur über-menschlich stark, sondern clever und charmant waren, werden oft Parallelen zwischen Leistungsgesellschaft und Leistungssport gezogen.Gerade dieser strategische Vergleich, in beiden Berei-chen würden nur die Starken überleben, macht Dawins evolutionstheoretische Erkenntnis bis in die Gegenwart so einmalig verführerisch. Doch die Verführung ver-führt sich selbst und findet sich dabei auch noch unge-mein sexy. Narziss lässt grüßen!Es erscheint daher angebracht, einen kleinen Exkurs in die Welt des Sports zu unternehmen und zu sehen, was von dieser Stärke über bleibt. Dabei ist dieser Weg nicht etwa ein Umweg, sondern exakt der Weg, den das Men-tal-Coaching gegangen ist.Bereits vor nunmehr fünf Dekaden fand ein internati-onales Sportpsychologenteam heraus, dass sich bei den Qualifikationswettkämpfen für die Olympischen Spie-le die sportliche Spreu vom Weizen aus rein mentalen Gründen trennte. Die sogenannten Trainingsweltmeis-ter konnten nicht an ihre Leistungen der Vorbereitungs-zeit anknüpfen. Ihre sportlichen Ergebnisse blieben deutlich unter der bis dato erbrachten Maximalgrenze. Ein Meer von Fragen tat sich den Sportpsychologen auf: Was führte zu dieser Leistungsdifferenz zwischen Trai-nings- und Wettkampfergebnis? Was geht den Athleten im Wettkampf eigentlich durch den Kopf? Was haben wir bei den Vorbereitungen vergessen? Worauf haben wir nicht geachtet? Et cetera.

„Gewinner zweifeln nicht und Zweifler gewinnen nicht.“

Ein Interview mit den erfolglosen Sportlern zeigte auf, wie es zu diesem Einbruch kam, ja man könnte aus heutiger Sicht sogar sagen, kommen musste. Die ge-scheiterten Sportler berichteten allesamt von immer wiederkehrenden Selbstzweifeln, misslichen Bildern, negativen Gedanken und Gefühlen. Begleitet von der Sorge um nachteilige Konsequenzen für ihre sportliche Karriere. Die Erfolgreichen hingegen waren handlungs-fokussiert und zielorientiert, führten optimistische Selbstgespräche, visualisierten ihre Bestleistung, hatten eine zuversichtliche Grundstimmung und positive Ge-dankengänge.

Sollten tatsächlich parasportliche Faktoren ausschlag-gebend für Erfolg oder Niederlage sein? Waren nicht zielgerichtetes und schweißtreibendes Training für Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit sowie das nöti-ge Talent der Sportler Garant genug? Nun gut, ein be-kanntes Sprichwort sagt: >>Gewinner zweifeln nicht und Zweifler gewinnen nicht.<< Aber warum sollte ein Spitzenathlet überhaupt ins Zweifeln kommen, wenn er um seine besondere Leistungsfähigkeit weiß? Wurde sie doch kontinuierlich von ihm in den letzten Monaten, Wochen und Tagen erbracht. Die Stressforschung hält eine plausible Erklärung parat. Aus zahlreichen wissenschaftlichen Studien geht her-vor, dass stressbedingte Belastungssituationen häufig von einem sogenannten Ambivalenz-Konflikt begleitet werden, sprich einem ständigen gedanklichen Wech-selspiel zwischen Zuversicht und Zweifel. Der hohe Konkurrenzdruck beeinflusst das Stresslevel des Sport-lers negativ und damit seine Leistungsfähigkeit massiv. Besonders dann, wenn es sich um Wettkämpfe handelt, bei denen Mann einfach 110% Leistung bringen muss und wenn diese Chance nicht wiederholbar ist. Anfor-derung bestanden oder nicht, das ist hier die Frage. Wer bestanden hat, bekommt das Ticket zur Olympiade. Die Verlierer können das Spektakel der Spiele später vor dem Fernseher verfolgen. Sie schauen sprichwörtlich in die Röhre.Fazit: Der individuelle Umgang mit maximalem Erwar-tungsdruck entscheidet darüber, ob wir unser tatsäch-liches Potenzial ausschöpfen oder auf der Strecke blei-ben. Physisch stark sind viele Sportler; oftmals liegen nur wenige Sekunden oder Zentimeter zwischen Gold und Silber; dem dritten oder dem Medaillenlosen vier-ten Platz. Und gerade weil wir eine so extrem hohe Leis-tungsdichte im Spitzensport verzeichnen können ist das Zünglein an der Waage das Mentale.Gewonnen wird im Kopf!Durch mentales Training lernt der moderne Athlet, un-ter Druck cool zu bleiben. Erst wenn sein Kopf mitspielt kann er sein Leistungspotenzial punktgenau abrufen. Gut sein, wenn´s drauf ankommt, das ist die Devise.

„To do your best when you need it most!“

Genau dieser Aufgabe stellt sich die Methode namens Mentaltraining. Im Mentaltraining erlernen und üben Sportler verschiedene mentale Techniken, die allesamt eine stabile Selbstregulationsfähigkeit garantieren. Die Palette an Mentaltechniken ist so breit wie das Wis-sen und die Erfahrung des Mental-Coaches selbst. Ich möchte euch die sieben wichtigsten Bausteine im Detail vorstellen: die mentale Entspannungstechnik, die Vi-sualisierung (Imagination), den Gedanken-Stopp, den Pep-Talk, die Glaubenssätze, Auto-Suggestion (Affir-

MARCOWEGNER

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Marco WegnerJahrgang 73, hat sich in zwei wissenschaftlichen Abschluss-arbeiten mit der Thematik des Coachings, speziell des Mental-Coachings auseinander-gesetzt. Seinen Abschluss zum Mental-Coach absolvierte er in Potsdam an der Fachhochschu-le für >>Sport und Manage-ment<<. Derzeit ist er als Leiter der psychosozialen Abteilung in einer Vorsorge/Reha-Klinik auf der Insel Rügen beschäftigt. Zu seinen Patienten zählen unter anderem von Burn-out betrof-fene Menschen. Zum festen Bestandteil gehören, neben der Beratung und Begleitung von Betroffenen, vier wichtige Kurse: Das ABC der Autosugge-stion, das Achtsamkeitstraining, die Entspannungstrance und Mentale-Ruhe-Orte. Darüber hi-naus bietet Marco Wegner sein Know-how als Mental-Coach, Hypnotherapeut und Beratungs-wissenschaftler, Sportlern und Geschäftsleuten aus der freien Wirtschaft an. M.A. Counselling (HS)Mental-Coach (FH)Achtsamkeitstrainer (GKV)Stressmanagementtrainer (GKV)Hypnotherapeut (IEK / NGH)Psychotherapeut (HPG)

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mation) und den Anker.Entspannungstechnik: Grundvoraussetzung für das Mental-Training ist ein körperlicher und geistiger Ent-spannungszustand, der sogenannte Alpha-Zustand. In diesem Zustand lernen wir nicht nur leichter, sondern wir erhöhen gleichzeitig unsere Herzratenvariabiliät, und damit die psychophysische Rückkopplung zum Optimieren der individuellen Stresstoleranz. Ziel ist es, auf der einen Seite den >>point of relax response<< zu erreichen und auf der anderen Seite, seine mentale Auf-merksamkeit zu fokussieren, indem alle ablenkenden Umgebungsreize ausgeblendet werden. Hierfür studie-ren die Athleten ein komplexes Programm von circa 30 Minuten ein. Später wird das Programm auf wenige Mi-nuten oder Sekunden Zeitaufwand heruntergeschraubt. Beherrscht der Sportler diese Technik erst einmal, baut man sie direkt ins Training und danach in Wettkampf-situationen ein. Besonders gut können wir diese Aktiva-tionsregulation in der Leichtathletik beobachten, wenn der Athlet kurz vor seinem „Auftritt“ noch einmal in sich geht. Just in diesem Augenblick reguliert er sein emotionales, körperliches und psychisches Erregungs-niveau auf einen für ihn optimalen Wert, denn ein zu viel ist genauso leistungshemmend wie ein zu wenig.

„Denk jetzt einmal nicht an eine gelbe Sonnenblume.“

Doch in diesen Sekunden der mentalen Innenschau geht weitaus mehr im Sportler vor. Die Rede ist vom berühmt berüchtigten >>Kopf-Kino<< der Visualisie-rung. Unter Visualisierung, auch Imagination genannt, versteht man das un/bewusste Bilder- bzw. Filmdenken. Unsere geistige Vorstellungskraft produziert positive oder negative Bilder und entscheidet auf diesem Wege über das aktuelle Leistungsvermögen. Das Verzwickte an der Vorstellungskraft ist nur, sie versteht das NICHT nicht. Ein Beispiel: Du denkst jetzt bitte (es hilft dabei die Augen zu schließen) nicht an eine >>Gelbe Sonnen-blume<<, stelle dir bitte nicht eine >> Gelbe Sonnen-blume << vor, nicht an die >>Gelbe Sonnenblume<< denken! Wenn du, wie circa 93% der Bevölkerung, über eine halbwegs durchschnittliche Vorstellungskraft ver-fügst, war die >>Gelbe Sonnenblume<< da. Im Detail: Wenn wir uns etwas vorstellen, was wir nicht wollen, streicht unser Unbewusstes das „nicht“ einfach raus und es bleibt DAS, was wir vermeiden wollten. >>Ich will mich nicht blamieren! Ich will nicht verlieren! Ich will heute nicht versagen!<< Ergo. Vermeidungsziele sind keine Ziele!

Unsere Vorstellungskraft fungiert hier quasi als eine Art Blaupause für anschließende Handlungen und da die Visualisierung ein NICHT nicht zeigen kann, zeigt sie das Vermeintliche. Mit Jean Paul gesprochen: „Das Bestreben, den Fehler zu vermeiden, bringt ihn hervor.“ Irgendwie auch kurios, sich ständig im Verneinungs-modus mit sich selbst zu unterhalten. Erwachsene nei-gen zu dieser Sprechweise besonders in Stresssituatio-nen und leider weit darüber hinaus. Selbst mit unseren Kindern sprechen wir all zu oft in Verneinungen und Verboten. Am Ende wissen die Kleinen ziemlich genau, was sie alles nicht machen sollten aber noch lange nicht, was die Eltern nun wirklich wünschen. Allerdings ken-ne ich kein Kind, das sich vom Weihnachtsmann etwas explizit nicht wünscht. Noch erstaunlicher ist zudem, dass unser Unbewusstes, der Ort der die Bilder entstehen lässt, nicht wirklich zwischen einer Fiktion und der Realität unterscheiden kann. Daraus folgt: Jedes visualisierte Bild - einer Hand-lung - spricht genau die Muskelgruppe und das Hirna-real an, welches man für seine Ausführung braucht. In der Fachsprache nennen wir dieses Phänomen ideo-motorisches Gesetz. Befindet sich der Sportler in einer Wettkampfsituation, die er vorher positiv visualisiert hat, beginnt das ins Unbewusste implementierte Bild seine Wirkung zu entfalten. Visualisierungsübungen wirken demnach wie selbsterfüllende Prophezeiun-gen. Wer negative Problemschleifen aktiviert und Hor-rorszenarien visualisiert, sprich das NICHT-Erwünsch-te bildhaft produziert, der wird genau dort landen, wo er nicht hinwollte.

„Gedanken können blockieren oder befreien.“

Ein Beispiel aus der Kinderzeit hierzu. Jeder von uns hat irgendwann das Fahrradfahren erlernt und wir alle können uns sehr gut daran erinnern, wie es war, als da plötzlich ein Hindernis im Wege lag. Irgendwie hatte man nur noch die unüberwindliche Schikane vor Au-gen und Angst zu stürzen. Bloß nicht dagegen fahren! Und bevor wir uns versahen, haben wir genau drauf zu-gesteuert. Der Sturz war vorprogrammiert, weil wir ihn voraussahen.In der Fachwelt gibt es zwar haarspalterische Streitig-keiten darüber, ob die Visualisierungen den Gedanken vorausgehen oder umgekehrt. Was wir aber mit Ge-wissheit sagen können ist, dass Gedanken Einfluss auf die Visualisierungen haben. Gedanken können blockie-ren oder befreien, sie können unsicher machen oder eine klare, kraftvolle Richtung geben. Wichtig ist also, seine Gedanken so zu regulieren, dass sie zu inneren Bildern hinziehen. Bilder die Zuversicht und Überzeu-gung von sich und dem eigenen Können geben. Erst

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die Kontrolle über die eigenen Gedanken unterstützt und stabilisiert ein wirksames inneres Programm. Der Sportler kann sich dem >>mind-chatter<<, dem kaf-kaesken Gedankenkarussell, hingeben oder seine grü-belnde Gedankenkette zerreißen. Der Gedankenstopp ist eine Möglichkeit, die Misserfolgskette endgültig zu zerreißen. Vom Prinzip her ist diese Technik äußerst simpel und wirksam zugleich. Jede Wettkampfsituati-on ist für den Sportler zunächst einmal berufsbedingte Normalität. Erst sein individuelles Bewertungsschema verleiht den Ereignissen eine subjektive Färbung. Die Separatortechnik trennt die subjektive Bewertung von der persönlichen Sichtweise und bringt via Perspektiv-wechsel eine unbefangene Sicht auf die Dinge zurück. Der Athlet spricht innerlich ein lautes >>Stopp<< aus. Was für einige Leser banal klingen mag, basiert auf ver-haltenstherapeutischen Erkenntnissen und funktioniert tatsächlich überraschend gut. Das >>Stopp<< Zeichen gebietet automatisch ein mentales Halt, ... so nicht! Ein kleiner Moment der inneren Ruhe, Pause, Gedanken-stille. Beim Film (hier ist es der innere Film des Athle-ten) würde man wohl >>Cut<< sagen, - Schnitt.

„Dranbleiben! Konzentration! Durchatmen!“

Zwei, drei Sekunden verstreichen, mehr nicht, dann folgt nahtlos der Pep-Talk. Beim Pep-Talk wird eine Neuaktivierung über das Selbstgespräch hergestellt. Allein diese Technik steigert unsere Belastungstole-ranz um sage und schreibe 30 Prozent. Diese Form der Selbstmotivation wird im vorab vom Sportler durch einen passenden Satz oder eine Kurzformel mit dem Mental-Coach besprochen. Häufig handelt es sich hier-bei um Schlagworte: „Dranbleiben!“ „Konzentration!“ „Durchatmen!“ oder kurze Sätze „Du kannst das!“ „Zeig was du drauf hast!“ „Hier und Jetzt!“ Besonders fruchtbar sind natürlich individuelle Leitsätze und nicht die billige Imitation des peinlichen >> Chaka-Ch-aka<< aus amerikanischen Motivationsguru-DVDs, die jedem deutschen Zuschauer nur ein zynisches Grinsen ins Gesicht zaubern dürften. Geburtsort des Pep-Talks ist der point of relax response. In der bereits beschriebe-nen Entspannungsübung erfährt und vertieft der Athlet seine Kurzformel und „pflanzt“ sie in sein Unbewusstes ein. Spätestens jetzt dürfte der logische Aufbau klar ge-worden sein. Die mentalen Techniken reihen sich wie eine Perlenkette aneinander: step by step. Zum einen kommen wir nicht um eine mentale Entspannungsform als Grundlage herum und zum anderen kann der Pep-Talk nicht von außen instruiert werden. Er muss von der anwendenden Person selbst kommen, womit wir bei den Glaubenssätzen sind.

„Die Idee ist, dem Perfektionismus keinen

Raum mehr zu geben.“

Das Gewicht von Glaubenssätzen kann uns in die eine oder andere Richtung ziehen, je nachdem ob sie für oder gegen uns arbeiten. Ein negativer Glaubenssatz könnte wie folgt lauten: „Mein Erfolg ist die Ursache äußerer Zufälle, aber der Misserfolg ist in meinen Fehlern zu su-chen.“ Das positive Pendant dazu wäre vielleicht: „Den Erfolg habe ich mir durch mein Können erarbeitet und zuzuschreiben, aber es gibt von Zeit zu Zeit äußere Um-stände, die mich nicht gleich zum Erfolg führen.“ Mit Glauben ist demnach nicht Glaube im religiösen Sinne gemeint sondern der Glaube an sich und seine Stärken sowie der gezielten Einflussnahme auf Ereignisse. Der Fokus liegt beim Etablieren von Glaubensätzen in den Stärken und allen Erfolgserlebnissen des Athleten. An-gefangen von der Kindheit bis in die Gegenwart. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Defizit-Denken werden die „Schwächen“ außen vorgelassen, ihnen wird keine Aufmerksamkeit geschenkt, sie werden nicht korri-giert, nicht ignoriert, sondern akzeptiert. Gemeinsam mit dem Coach wird ein individueller Stärkenkompass erstellt. Die Idee, die dahintersteckt, ist, dem Perfektio-nismus, dieser Leistungsbremse in persona, dem stän-dig nörgelnden Zensor, keinen Raum mehr zu geben. Eine zusätzliche Verstärkerwirkung erreicht man durch entsprechende Auto-Suggestionen bzw. Auto-Affir-mationen, was so viel bedeutet, wie eine wiederholte Selbst-Bejahung und Selbst-Zustimmung in prägnante Sätze zu verpacken. Ähnlich wie beim Pep-Talk nur un-wesentlich anders gelagert, werden hier Wortgruppen oder Sätze formelhaft wiederholt und im Unbewussten hinterlegt. Während der Pep-Talk ad hoc für eine be-stimmte Standardsituation eingesetzt wird, wird bei der Suggestion eher die mentale Grundstabilität der Person angesprochen. Den Unterschied beider Techniken muss man demzufolge im Zeitpunkt und Format seiner An-wendung selbst konstatieren. Für die Suggestionsarbeit sind drei Punkte wichtig: Zum ersten muss die For-mulierung in einen einfachen Hauptsatz passen. Zum zweiten sollte die Gegenwartsform verwendet werden. Und zum dritten müssen die Sätze positiv formuliert werden, da das NICHT nicht funktioniert.>>Ich meistere meine Aufgaben bestmöglich. Ich wirke überzeugend. Ich bestehe die Prüfung.<<

„Der Anker sichert das Schiff im Heimathafen des gesunden

Selbstvertrauens.“

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Als letzte Technik der Anker - erst er rundet das Men-tal-Coaching ab. Mit dem Anker, der hier sprichwört-lich verstanden werden darf, werden Gefühle mit be-stimmten Berührungen, Gesten, Wörtern oder Bildern verknüpft und auf Kommando abrufbar gemacht. Ge-fühle spielen nämlich dieselbe Rolle wie Gedanken, bei der Ausschöpfung unseres Leistungspotentials. Sie bestimmen unsere Sicht der Welt und damit über un-ser Handlungsrepertoire. Sich seinen Gefühlen nicht zu stellen, wäre in jeder Hinsicht höchst fahrlässig. „Ge-fühl ist alles!“, soll Goethe gesagt haben, doch wer lässt sich schon gerne von ihnen übermannen. Weder unge-bremste Euphorie noch schwermütige Melancholie sind unserer Leistungsfähigkeit dienlich. Im Gegensatz zum Achtsamkeitstraining (kurz MBSR) bei dem positive und negative Gefühle ihre berechtigte Be-Gut-Achtung bekommen, wird beim Anker ausschließlich auf der positiven Seite angeschlossen. Sobald der point of re-lax response erreicht ist, wird der Sportler gebeten, sich an eine Szene aus seinem Leben zu erinnern, in der er sich in dem gewünschten positiven Gefühlzustand be-fand. Der Athlet visualisiert seinen - gefühlten - größ-ten Erfolg. Dabei ist es wichtig, sich die Szene möglichst bildhaft in allen erdenklichen Facetten auszumalen und so das Gefühl im Körper erneut hervorzurufen. Unser Körpergedächtnis macht es uns dabei ziemlich einfach. Du kannst eine kleine Probe starten, indem du die Au-gen schließt und an das schönste oder schrecklichste Ereignis der letzten Zeit denkst. Spüre einmal nach, wie es sich anfühlt und dann potenziere dieses Gefühl mit zehn, denn im Entspannungszustand (the point of re-lax response) fühlt sich das Erlebte zehnmal stärker an. Ausbauen kann man die Intensität durch gezielte Fra-gen: „Welche wichtigen Personen waren mit dabei? Was waren meine Gefühle und Gedanken in dieser Situati-on? Wie sah der Ort genau aus? Was war so besonders an dem Tag? Was habe ich in diesem Augenblick viel-leicht gerochen oder geschmeckt? Wie fühlte sich mein Körper an? Wie war das Gefühl in Bauch und Brust?“Erst wenn das Gefühl am stärksten ist wird der Anker gesetzt. Dabei schließt man beispielsweise den Daumen und Ringfinger zu einem Kreis, macht eine bestimmte Geste oder sagt ein bestimmtes Wort. Entscheidend ist die Unverwechselbarkeit des Ankers. Häufig im Alltag gebrauchte Berührungen, wie Daumen und Zeigefinger beim Festhalten eines Schreibwerkzeuges, sind unge-eignet. Dasselbe gilt für alle Worte und Gesten, sie müs-sen schon selten benutzt werden. Oft muss der Anker mehrfach gesetzt werden, bis er seine volle Wirkung zeigt. Sitzt der emotionale Anker fest im Unbewussten, reichen allein die Berührung, das Wort oder die Geste aus, das positive Gefühl wieder hervorzurufen. Es kann just in time und in jeder stressbedingten Situation blitz-schnell abgerufen werden. Der Anker sichert das Schiff im Heimathafen des gesunden Selbstvertrauens.Dem aufmerksamen Leser sind sicherlich unzählige Anwendungsbeispiele zum Privat- und Berufsleben durch den Kopf gegangen für die sich ein Mental-Coa-

ching lohnen würde. Der eingangs erwähnte Vergleich zwischen Leistungsgesellschaft und Leistungssport ist also gar nicht soweit hergeholt - wenn er klug gedacht ist.

„Ressourcen gezielt ansteuern und abrufen können,

wenn es drauf ankommt.“

Von modernen Leistungssportlern lernen, heißt, men-tale Fähigkeiten lernen. Waren es anfangs vor allem Sportpsychologen, die sich das Wissen um mentale Strategien für ihre Arbeit mit Athleten zu Eigen mach-ten, so haben mentale Erfolgstechniken längst Einzug ins Business gehalten. Goffman nannte es in Bezug auf mentale Belastungssituationen mit schwierig zu hän-delnden und oft eigensinnigen, wenn nicht gar starsin-nigen, Geschäftspartnern: „On Cooling the Mark Out.“ Clever und cool bleiben, bedeutet für ihn, sich nicht aus dem Konzept bringen lassen; in Konfliktsituationen einen kühlen Kopf bewahren; Gelassenheit ausstrahlen und souverän bleiben. Mentale Strategien helfen, sich von unbewussten Beharrungstendenzen zu befreien, Verhaltensweisen und Gewohnheiten zu vermeiden, die dem Erreichen privater und beruflicher Erfolge im Wege stehen. Sie dienen einem besseren Umgang mit hohen Belastungssituationen durch stetig steigen-dende Anforderungen sowie dem Erreichen optimaler Erfolgsergebnisse. Das beinhaltet natürlich auch die Chance, das eigene Leben in die gewünschte Richtung zu lenken und dabei sein ganzes Leistungspotenzial (the state of exellence) auszuschöpfen. Seine Ressour-cen gezielt ansteuern und abrufen zu können, wenn es drauf ankommt. Mental-Coaching erlaubt uns, private und berufliche Veränderungen als Herausforderung an-zunehmen und zu bewerkstelligen. Wir erhöhen unsere Selbstwirksamkeit und stärken das Selbstbewusstsein. Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Einsatzmög-lichkeiten auf die hier nicht detailliert eingegangen wer-den kann, wie eine ausgewogene Work-Live-Balance; die Besonderheit als Favorit gehandelt zu werden; der Einstieg des Newcomers; die verschiedenen Motivati-onsaspekte (Macht, Anschluss, Leistung); der Heimvor-teil (Risiko und Chance); Teamzusammensetzungen; die Angst vor großen Namen, Folgen des zu frühen Ju-bels und vieles mehr.

„Mental-Coaching bedeutet das Erlernen und Einüben gezielter mentaler Techniken.“

Abschließend noch ein paar Worte in eigener Sache, al-lein der Begrifflichkeit wegen: Als Mental-Coach spre-che ich immer dann von Mental-Coaching, wenn eine

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soll. Eine Präsentation, ein Vorstellungsgespräch, eine Verhandlung oder was auch immer du vor Augen hast.

sich ständig wiederholt. Es bereitet Stress und verhin-dert so deine Leistungsfähigkeit und muss daher drin-

meinem Verständnis nach, an einer gezielten Vor- und/oder Nachbereitung für den Tag X. Er vermittelt dem Klienten mentale Techniken und festigt sie so lange, bis sie Erfolg zeigen. Der Unterschied zur Beratung liegt darin, dass wir gleich mit der Arbeit beginnen, während die Beratung einen Aufschub, eine Zögern und Zaudern, duldet. Wer sich beraten lässt, erhält ei-nen Ratschlag und kann danach überlegen, ob er ihn tatsächlich in die Tat umsetzt. Beim Mental-Coaching stellt sich die Frage des Handlungsbedarfs nicht mehr. Der Coach berät am Anfang sicherlich seinen Klienten, doch in derselben Stunde geht es ans „Eingemachte“. Oder, wie der Norddeutsche sagt, es wird „Budder bei de Fische“ gemacht. Der Unterschied zwischen Coa-ching und Beratung schlechthin. Wenn ein Coach sei-nen Klienten ausschließlich berät, dann stellt sich mir die Frage, warum er sich Coach und nicht gleich Bera-ter nennt. Das macht schlichtweg keinen Sinn. Mental-Coaching bedeutet das Erlernen und Einüben gezielter mentaler Techniken auf eine konkrete Prob-lemstellung hin. Der Bedarf entspringt dem Wunsch des Klienten nach gezielter Veränderung! Menschen verändern sich nicht um der Veränderung willen, son-dern weil sie etwas Bestimmtes erreichen wollen. Men-tal-Coaching ist die Antwort auf diesen Veränderungs-wunsch.

„Ein Mental-Coach gibt dir keine Zauberwaffe.“

Zum Schluss darf allerdings eines nicht vergessen wer-den. Ein Mental-Coach gibt dir ganz sicher keine „Zau-

entgegen, auch nichts Mysteriöses, Okkultes oder gar Esoterisches hinter dem Mentaltraining. Vielmehr ba-sieren die Mentaltechniken auf Forschung und Praxis der modernen Psychologie, den Unterbereichen der Sport- und Arbeitspsychologie, der Motivationsfor-schung und den bildgebenden Verfahren der Neurobio-logie. Wer sich für dieses Handwerkzeug interessiert, der muss Arbeit an sich selbst einplanen, denn nicht umsonst ist die Rede vom Training. Der Erfolg stellt sich rasch ein, denn unser Gehirn ist ein einzigartiges Anpassungsorgan. Es kann seine Plastizität und Vernet-

kein zweites Organ. Also ran! By the way: Einen professionellen Mental-Coach er-kennst du an seiner akademischen Ausbildung, seinem

-nomie unterstützt. Er hat schlichtweg kein Interesse, dich in irgendeiner Form von sich abhängig zu machen. Das Gegenteil ist der Fall. Je schneller du deinen Men-tal-Coach „wieder loswirst“, desto größer ist seine Re-putation. Weil die, die ihn nicht mehr brauchen, Erfolg hatten.

Rezept

KontaktMarco Wegnerwww.marco-wegner.dewww.facebook.com/mental.wegner

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Für diejenigen, die nun Lust auf positive Verände-rung bekommen haben, gibt es die CD >>the pointof relax response<< inklusive dem entsprechen- den Manuskript auf www.marco-wegner.de

Bei Risiken und Nebenwirkung zum Mentaltraining fragen sie bitte ihren Sportpsychologen oder Mental-Coach. Ziemlich wahrscheinliche Nebenwirkungen sind: gesteigerte mentale Belastungsfähigkeit, mehr Coolness und Cleverness in Stresssituationen, erhöhte Konzentrationsfähigkeit, gesunder Optimismus, Abbau von Vermeidungsstrategien, klares Ziel-setzungsvermögen, intrinsische Motivationssteigerung, Ausschöpfung mehr Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit, gezielte Aufmerksamkeits-regulierung, positive Selbstwahrnehmung, Glaubwürdigkeit und Überzeu-gungskraft.